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Weltkrieg kehrte er in seine Trierer Heimat zurück. Der Künstler Peter Gitzinger hat in dem<br />
Holzschnitt "Kuhhandel" den beliebten Viehhändler festgehalten. Das Buntglasfenster der Fried-<br />
fertigkeit ist ein kostbares Andenken an einen jüdischen Mitbürger unserer Heimat und damit<br />
Mahnmal an eine schlimme Zeit. "Der Frieden sei mit uns!"<br />
Bis 1955 waren die durch den Krieg zerstörten Fenster notverglast. Ein glücklicher Umstand<br />
verhalf laut Schulchronik zur Erneuerung dieser Fenster. Unter der Überschrift "Besuch eines<br />
Irscher Auswanderers" schreibt der Schulleiter Hasenritter:<br />
"Mit gespannter Erwartung sah man hier der Ankunft eines alten Irscher Bürgers entgegen, der<br />
vor einem halben Jahrhundert nach Amerika ausgewandert war. Matthias Dawen stammt aus<br />
Kleins Haus in Büst und ist der Onkel der Familien Jäckels, Dohm, Wallrich und Thielen. Er<br />
steht heute im 84. Lebensjahr. Trotz seines hohen Alters hat er noch die Reise über das große<br />
Wasser unternommen, um wieder einmal die alte Heimat zu sehen, nachdem er seit 1932 nicht<br />
mehr hier war. Man hatte einen Greis erwartet und war erstaunt, als mit dem letzten Zug in<br />
Saarburg ein rüstiger Mann ankam, der sich auch nicht abhalten ließ, den Weg nach Irsch zu<br />
Fuß zurückzulegen. Vor etwas mehr als 48 Stunden war er in seiner jetzigen Heimat, in<br />
Appleton im Staate Wisconsin, abgeflogen und nach Zwischenstationen in New York und<br />
Brüssel am Morgen in Köln angekommen. Der Flug über den Ozean, seine erste Luftreise über-<br />
haupt, gefiel ihm sehr gut. Nicht müde wurde er im Kreise seiner Verwandten zu erzählen, wo-<br />
bei er unter die Irscher Mundart einige englische Wörter in der breiten amerikanischen<br />
Aussprache mischte, was ganz gut zusammen paßte. Als Matthias im Jahre 1903 nach Amerika<br />
auswanderte, kaufte er sich dort von seinen Ersparnissen eine Farm und später eine andere.<br />
Durch seinen Fleiß und seine Willenskraft (`Is alles wilpower´) gelang es ihm zu einem<br />
Vermögen zu kommen und Teilhaber in einem großen Sägewerk zu werden. Die Familien seiner<br />
fünf Geschwisterkinder in Irsch haben in der Nachkriegszeit die regelmäßigen Paketsendungen<br />
aus Amerika sehr zu schätzen gewußt. In dankbarer Freude haben sie auch den Onkel nun in<br />
der alten Heimat willkommen geheißen. Ende April hat er wieder die Rückreise nach Amerika<br />
angetreten, wo zwar keine Familie auf ihn wartet, da er Junggeselle geblieben ist, wo er aber<br />
doch sein Glück gemacht hat."<br />
Diesem Heimataufenthalt verdankt Irsch ein wunderbares Geschenk. Der Chronist schreibt:<br />
"Dem frühen Kirchenbesucher zeigte sich in den letzten Tagen des November 1955 zum ersten<br />
Mal ein schönes Bild. Mit der einbrechenden Morgenröte erhellten sich allmählich die neuen<br />
Fenster zu beiden Seiten des Altares und ließen schließlich in vollen Farben die Gestalten<br />
unserer Schutzheiligen, Gervasius und Protasius, erkennen. Inzwischen sind auch die vier<br />
Fenster im Hauptschiff eingesetzt. Nachdem durch den Krieg die sechs Fenster zerstört worden<br />
waren, hatten sie zunächst nur eine notdürftige Verglasung erfahren. Vor einiger Zeit hat ein<br />
Unbekannter (man spricht von dem Amerikaner) sich dieses Notstands angenommen und den<br />
Betrag für fünf Fenster gestiftet, unter der Bedingung, daß das sechste von der Gesamtheit der<br />
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