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mit Gewalt stumm gemacht, von den Türmen geholt und für die Kriegsmaschinerie<br />
missbraucht wurden.<br />
Hauptlehrer Olk schrieb unter dem 7. Oktober 1934 in der Irscher Schulchronik:<br />
Als im Jahre 1913 beim Umbau der Pfarrkirche auch gleichzeitig ein neues Geläute von<br />
vier Glocken im hohen Turme seinen Einzug nahm, ahnte man nicht, daß seine Lebens-<br />
dauer nur wenige Jahre betrug. Drei dieser Glocken mußten "in den Krieg ziehen". Eine<br />
Ersatzglocke wurde bald nach Kriegsende von der Saarburger Glockengießerei ge-<br />
gossen, doch das schöne alte Geläute fehlte bis zum heutigen Tage. Es ist unserm<br />
hochw. Herrn Pastor Boden zu verdanken, der nach langem Streben und unter auf-<br />
opfernden Mühen es erreicht hatte, daß das alte Geläut in seiner früheren Tonzu-<br />
sammensetzung wieder in den trauten Winzerort zurückkehren konnte. Die schönen<br />
alten Klänge der Vorkriegszeit, Klänge, die so manchem braven Winzer und mancher<br />
Winzerin tief im frommen Herzen schlummern, werden nun wieder wach und rufen zur<br />
Feierstunde im Gotteshaus. Hier zeigte sich wieder der große Opfersinn und die tief<br />
religiösen Gefühle der Pfarrkinder, sowie die Liebe zu Gott und die treue Gefolgschaft<br />
zum Seelsorger, denn nur durch freiwillige Spenden gelang es, das prächtige Geläute, 4<br />
Glocken im Gewichte von 55 Zentner zu erhalten. Überraschend schnell erfolgte die<br />
Lieferung, die der bekannten Saarburger Glockengießerei Mabilon übertragen worden<br />
war, sodaß am heutigen Tage die feierliche Weihe der Glocken erfolgen konnte. Es war<br />
ein religiöser Feiertag, den die Winzergemeinde heute beging. Ehrfurchtsvoll begaben<br />
sich am frühen Morgen die Pfarrkinder nach abgelegter Beichte zum Tisch des Herrn,<br />
um diesen Tag im reinen Gewande der Seele zu begehen. In festlichem Zuge wurden<br />
gestern morgen die Glocken von Saarburg nach Irsch überführt. Junge Winzer und<br />
Winzerinnen legten ihnen ein buntes Blumengewand an, sodaß sie in festlichem<br />
Schmucke in den Ort einzogen. Das Hängegerüst in der Kirche, an dem die Glocken<br />
ihre Aufnahme fanden, glich einem riesigen Blumengewinde; denn alles, was uns die<br />
herbstliche Natur an leuchtenden Blumen übrig ließ, war zusammengetragen. Das ge-<br />
räumige Gotteshaus war dicht gefüllt von den Pfarrkindern, die dem feierlichen Weihe-<br />
akt beiwohnten. Dechant Berg Saarburg nahm in Anwesenheit vieler geistlicher Herren<br />
der Umgebung von Irsch die Weihe vor. Auch die Predigt hielt Herr Dechant Berg, wo-<br />
bei er zu Herzen gehende Worte an die Pfarreingesessenen von Irsch richtete. Mit<br />
einem mehrstimmigen Te Deum des Kirchenchores von Irsch wurde die Weihefeierlich-<br />
keit beendet.<br />
Die Glocken sind abgestimmt auf die Töne f, as, b, c. Ihre Inschriften lauten:<br />
1. Glocke: Christus König, Jesu Herz führ uns alle himmelwärts. Schirme du mit starker<br />
Hand, Kirche, Papst und Vaterland.