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Der Kriegsgefangene Tag für Tag La Flèche 27.5.45<br />
Vorbei ist im Lager wieder ein Tag,<br />
wir legen uns zur Ruhe.<br />
Fest nebeneinander Kamerad an Kamerad<br />
seit Wochen mit Kleider und Schuh´n.<br />
Das Lager ist hart, kein Stroh, kein Bett<br />
ward uns Gefangenen gewähret.<br />
Fest eingewickelt in seine Deck<br />
wir schlafen auf Mutter Erde.<br />
Wir plaudern noch über des Tages Gescheh´n.<br />
So mancher bringt neue Parolen,<br />
wann wird wohl die Fahrt nach Hause gehn?<br />
Einst muß der Tag doch kommen.<br />
Dann wird es still, es kommt der Schlaf,<br />
Gebete zum Himmel noch steigen.<br />
"Erhöre uns Herr, lass den morgigen Tag<br />
uns frei und zur Heimat geleiten!"<br />
Das Gebet des Gefangenen La Flèche, 21.5.45<br />
Wenn des Morgens im Osten die Sonn sich erhebt,<br />
erfüllt sich mit Trauer mein Herz.<br />
Dann sende zum Himmel ich mein Gebet<br />
und flehe zu Gott, dem Herrn:<br />
"Erhöre mich, Vater, allmächtiger Gott,<br />
gib mir die Freiheit bald wieder,<br />
und führ mich, du Helfer in jeglicher Not<br />
zurück zu meinen Lieben,<br />
zurück zu meinen Lieben, Frau und Kind!"<br />
Dann wird aus Trauer Freude,<br />
ein Lobgesang steigt auf zu dir,<br />
wenn Heimatglocken läuten,<br />
ein Lobgesang als Dankgebet,<br />
Herr, dir zum Ruhm und Ehre.<br />
Wenn ich die Meinen wiederseh´,<br />
ich ew´ge Treu dir schwöre.<br />
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