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meister und Ortsbauernführer führten ihn die hohe Treppe hinauf bis in die Sakristei, während<br />
der alte Küster am Altar ihm zur Seite stand und ihn stützte. Der Pfarrer las an diesem Tage,<br />
dem 43. Jahrestage seiner Primiz nach 3-wöchentlicher Unterbrechung zum ersten Mal wieder<br />
die heilige Messe und dankte wie Noe nach Verlassen der Arche nach der Sündflut Gott dem<br />
Herrn im Namen der Gläubigen, daß sie wenigstens das Leben bewahrt hätten und endlich von<br />
der Angst vor den feindlichen Fliegern befreit seien. Als der Pfarrer zur Kirche gefahren wurde,<br />
konnte er mit eigenen Augen sehen, wie die Amis vor dem Pfarrhaus seine Möbel und andere<br />
Sachen auf ein Auto luden und fortfuhren. Zwei Häuser fuhren die Amis zur Erbreiterung der<br />
Dorfstraße mit ihren gewaltigen Panzer-Autos um, während der Evakuierung, ohne die Eigen-<br />
tümer vorher zu verständigen, sodaß sämtliche Möbel und der ganze Hausrat unter den Trüm-<br />
mern begraben wurde. Der Matthias Klopp-Steuer erhielt in der Nacht vom 28./29. März 1945,<br />
als er in seiner Scheune seinen bellenden Hund zur Ruhe bringen wollte, von einem vorbei-<br />
gehenden Besatzungs-Franzosen durch das Scheunentor einen Schuß ins Bein, so daß es<br />
amputiert werden mußte. Das andere Bein war schon halb lahm. Beim Frontübergang kamen<br />
abhanden: Pferde 32, Kühe 88, Rinder 18, Ziegen 14, Schweine 135, Hühner 1275, 22 Beute-<br />
pferde mußten später abgegeben werden.<br />
Obschon die Füße des Pfarrers seit einem Jahr sich wieder etwas gebessert haben, so ist ihm<br />
doch seine pfarramtliche Tätigkeit sehr erschwert. Er hat daher auf seine Pfarrei, die er 18<br />
Jahre verwaltet und liebgewonnen hatte im Alter von 69 Jahren und im 45. Jahre seines<br />
Priestertums, wegen Alter und Gebrechlichkeit verzichtet und wurde vom Bischof für den 1. Juni<br />
1946 in den Ruhestand versetzt. Er gedenkt, seinen Lebensabend in seiner Heimat Kurtscheid<br />
(Kr. Neuwied) zuzubringen. Der Umzug soll übermorgen stattfinden.<br />
Irsch, den 25. Mai 1946 Boden, Pfarrer<br />
Anmerkung: Pfarrer Boden ist am 12. November 1962 im 86. Lebensjahr verstorben. Die Ge-<br />
meinde Kurtscheid hat ihm ob seiner seelsorglichen und heimatgeschichtlichen Tätigkeit den<br />
Ehrenbürgerbrief verliehen.<br />
Um die Pfarr- und Ortsgeschichte von Irsch hat er sich verdient gemacht. Sein Gespür für<br />
bedeutende Ereignisse aus der Vergangenheit und seine Sicherheit in der Bewertung des<br />
gegenwärtigen Zeitgeschehens sind zu bewundern. Seine umfangreichen Aufzeichnungen<br />
haben weite Teile dieser <strong>Chronik</strong> erst ermöglicht.<br />
Malermeister Johann Schwebach aus Irsch erlebte das Kriegsende in einem Gefangenenlager<br />
in La Flèche in Frankreich. Dort hat er Berichte, Gebete und Gedichte verfasst und in einem<br />
Notizbuch aufgeschrieben. Sein Sohn schätzt dieses Dokument eines Zeitzeugen als kostbaren<br />
Besitz. Die hier niedergeschriebenen Zitate eröffnen Einblicke in das Lagerleben, in die<br />
Sehnsüchte und Sorgen, aber auch in den tiefen Glauben und die Hoffnung des Gefangenen,<br />
die ausdrucksstark in feiner Poesie formuliert sind:<br />
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