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Chronik I R S C H

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gewehr in Stellung zu bringen, von der Serriger Höhe hinwegfegten. Zum Überfluß und ganz<br />

unnütz trat unten "auf der Brück" ein deutsches Panzer-Auto den von Serrig aus über die<br />

"Lasch" herab vorrückenden Amerikanern entgegen und knallte mit Panzerfäusten amerika-<br />

nische Panzer-Autos nieder, obschon das übrige deutsche Militär bereits den Ort und die<br />

Bunker geräumt und auf der Spein Abwehr-Stellung bezogen hatte. Im Bunker wollte keiner bis<br />

zur letzten Minute die weiße Fahne hissen. Kaum war es geschehen, als die Amerikaner an-<br />

rückten. Unter den aufgepflanzten Bajonetten der Amerikaner kamen alle auf Aufforderung ans<br />

Tageslicht, wobei die Soldaten die Hände streckten und sofort entwaffnet und abgeführt<br />

wurden. Wir Zivilisten mußten mit unserm Handgepäck, was ebenfalls teilweise auf Nimmer-<br />

Wiedersehn zurückblieb, als Gefangene ins Dorf hinab ziehen. Es war am Montag, dem 26.<br />

Februar frühmorgens. Diejenigen Dorfbewohner, die sich in ihren Häusern aufgehalten, wurden<br />

schon am Sonntag Nachmittag bzw Abend gefangen genommen, wo sie gingen und standen,<br />

wobei sie nicht einmal ihr Geld, Papiere oder notwendigsten Sachen an sich nehmen konnten.<br />

Die ganze Dorfwiese und das Feld im Hargarten stand voll von startbereiten amerikanischen<br />

Kampfwagen, mit flatternden rot-grünen Tüchern überspannt als Erkennungszeichen für die<br />

eigenen Flieger, die in ganzen Staffeln die Luft hin und her durchsausten, die Dorfstraße durch-<br />

rasten die mit Soldaten und Kriegsmaterial beladenen Autos. Von der Heftigkeit des Kampfes<br />

um Irsch zeugen noch die Trümmer der zahllosen Kampfwagen (etwa 16 im Hargarten und 20<br />

bei der neuen Schule). Irsch war das erste von den Amerikanern auf der rechten Saar-Seite be-<br />

setzte Dorf, dessen Einwohner noch zum größten Teil an Ort und Stelle waren. Zum Glück<br />

hatten die deutschen Geschütze auf dem Hochwald ihr Feuer auf die Saar etwas eingestellt. Die<br />

Ockfener waren von den Amerikanern über den Gau (Tünsdorf) ins Saar-Gebiet (Hemmersdorf)<br />

abtransportiert worden, dafür war die Zahl der Gefangenen in Irsch (950) zu groß. Nach<br />

vorläufiger Zusammenpferchung in den Häusern des Ortes am Ausgang nach Beurig wurden<br />

wir den gleichen Nachmittag in langem Zuge durch die zerfahrenen und unsicheren Straßen<br />

nach Büst geführt, wobei ein Amerikaner dem Pastor an der Spitze den Koffer trug, immer<br />

wieder photographiert von amerikanischen Zeitungsberichterstattern. An der Schmiede Lorenz<br />

lag ein toter deutscher Soldat, bei Haus Berens deren drei, manche verendete Pferde. Das von<br />

den Amerikanern von den Ketten im Stall gelöste Vieh (Pferde, Kühe und Schweine) lief in<br />

Rudeln in der Winterkälte draußen um das Dorf herum. Vor den Haustüren waren fremde Völker<br />

damit beschäftigt, die aus den Häusern herausgeschleppten Kisten und Koffer zu plündern und<br />

auszuschütten, scharf waren sie auf Gold, Schmucksachen, Wertgegenstände, Uhren, Radios<br />

usw. Alle Fenster am Pfarrhaus standen sperrenweit auf, der Pfarrgarten war zum Parkplatz<br />

geworden, die Umfassungsmauer eingefahren, das Pfarrhaus war Quartier für die Frontleitung<br />

mit mindestens 100 Mann. Es war von Drähten umspannt und durchzogen wie eine Telephon-<br />

Zentrale, vom Keller bis zum Speicher alles auf den Kopf gestellt. Drüben in Buist am Ortsaus-<br />

100

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