Projektbericht LAQua (PDF) - an der Hochschule für Technik und ...
Projektbericht LAQua (PDF) - an der Hochschule für Technik und ... Projektbericht LAQua (PDF) - an der Hochschule für Technik und ...
6. Ergebnisse Die Auswertung der Beobachtungen und Erzählungen zeigt, dass sich bestimmte Inhalte, Erlebnisse und Wahrnehmungen durch alle Spaziergänge ziehen. Allerdings werden sie in unterschiedlichen Zusammenhängen und an verschiedenen Orten thematisiert. Aus Gründen der Übersichtlichkeit haben wir die Ergebnisse in Anlehnung an ein inhaltsanalytisches Vorgehen (vgl. Mayring, 2003) in übergeordneten Begriffen (=Kategorien) zusammengefasst: Sicherheit Grünanlagen, Erholungsräume, Parks Verkehrssituation Straßenbild Öffentliche Verkehrsmittel Einkaufssituation Treffpunkte und Ausgehen Sport- und Freizeitmöglichkeiten Kirchen Ärztliche Versorgung Sonstiges Die einzelnen Ergebniskategorien werden nun näher erläutert und mit Beispielen aus den Spaziergängen ergänzt. 9
6.1 Sicherheit Das Thema Sicherheit erschien zunächst nur eine untergeordnete Bedeutung für die Bürger und Bürgerinnen zu haben, denn es wurde nur selten angesprochen. Im Verlauf der Spaziergänge und insbesondere in den beiden Gruppendiskussionen fanden wir dann den Grund hierfür: Viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen sagten, dass Sie abends das Haus nicht mehr verlassen und daher zu diesem Aspekt auch nicht viel beitragen können. Dennoch gibt es auch Gegenden in denen Sie sich tagsüber und bei Eintritt der Dämmerung weniger wohl fühlen: Hierzu gehört zum einen der Bürgerpark. Auch wenn er außerhalb des Stadtteils liegt, wurde er früher gerne von den Alt-Saarbrückern besucht. Zum anderen bereitet einigen TeilnehmerInnen – vor allem älteren, geh-, seh- und/oder höreingeschränkten Menschen - der Alte Friedhof Unbehagen: Der Aufenthalt von Wohnungslosen und Betrunkenen verunsichert sie ebenso wie Jugendliche, die hier Satansmessen abhalten. Das verwahrloste Erscheinungsbild der Grünanlage und die fehlende Beleuchtung verstärken ihr Gefühl von Unsicherheit und so meiden viele den Erholungsraum. Die Rutschgefahr durch das viele Laub auf den Wegen, ist ein weiterer Faktor, der von einem Besuch des alten Friedhofs eher abschreckt. (Quelle: Christine Paulußen, 2009) Die Eisenbahnbrücke, in der Bevölkerung Achterbrücke genannt, ist die schnellste Verbindung zwischen Malstatt (Industriegebiet) und Alt-Saarbrücken. Da der Auf- und Abgang unbelebt ist, eine Beleuchtung fehlt, die Brücke durch den beplankten Bodenbelag uneben ist und zudem als dreckig und ungepflegt wahrgenommen wird, löst sie eher ein beklemmendes und beängstigendes Gefühl in der älteren Bevölkerung aus. Während die Heuduckstraße auch abends und nachts gut beleuchtet ist, wird in vielen Seitenstraßen jede zweite Straßenlaterne ab einer bestimmten Uhrzeit ausgeschaltet, um die Energiekosten zu reduzieren. Diese Sparmaßnahme führt jedoch in der Bevölkerung zu einem Gefühl von Unsicherheit, was durch das unsaubere Straßenbild verstärkt wird. Hinzu kommt, dass durch den immer häufigeren Wohnungswechsel im Stadtviertel das Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit verloren geht: Man kennt die Nachbarn und anderen Bewohner der Straße nicht mehr (Beispiel Gärtner-/Werderstraße). Dies alles führt dazu, dass die AnwohnerInnen abends lieber zu Hause bleiben und auch gewohnte Aktivitäten, wie z.B. der regelmäßige Kirchenbesuch, unterbleiben. Negative Erlebnisse, wie Überfälle oder Schüsse, steigern das Unwohlsein insbesondere in den Abendstunden: „Dienstagabend ist auf mich geschossen wurden, als ich auf dem Balkon stand“ – Es gab einen Einschuss in der Hauswand und der Rollladen ist gestreift worden mit einem Luftgewehr (Floppert), vermutlich von einem entfernt gelegenem Berg (Gersweiler Hof) – Bewohner hat die Polizei geholt � „Heute ist man nicht mehr sicher, man kann abends nirgendwo hingehen. … Ich habe den Krieg überstanden, jetzt soll ich vom Balkon geschossen werden“. Die Nachbarin wurde an der Wange angeschossen. 10
- Seite 1 und 2: Hochschule für Technik und Wirtsch
- Seite 3 und 4: Leben und Altern im Quartier (LAQua
- Seite 5 und 6: Zusammenfassend hat sich der Stadtt
- Seite 7 und 8: In einer zweiten Projektphase werde
- Seite 9 und 10: (Quelle: eigene Aufnahmen, 2009) (Q
- Seite 11: (Quelle: Rolf Stein, 2009) Spazierg
- Seite 15 und 16: die anderen Grünanlagen (Deutsch-
- Seite 17 und 18: Luisenanlage von Roonstr. bis zur W
- Seite 19 und 20: (Quelle: Christine Paulußen, 2009)
- Seite 21 und 22: 6.4 Straßenbild (Zustand Bürgerst
- Seite 23 und 24: Negative Wahrnehmungen / Erfahrunge
- Seite 25 und 26: 6.6 Einkaufssituation Viele Einkauf
- Seite 27 und 28: Einkaufsmöglichkeiten fehlen, als
- Seite 29 und 30: Lieferdienste ansässiger Geschäft
- Seite 31 und 32: Ehemalige Gaststätte „Steiler Fe
- Seite 33 und 34: 6.9 Kirchen Die unten aufgeführten
- Seite 35 und 36: 7. Zukunftswerkstatt 1 Am 16. Novem
- Seite 38 und 39: Aus den verschiedenen Phantasien un
- Seite 40 und 41: Projekt „Mehrgenerationenhaus „
- Seite 42 und 43: Projekt „Bezahlen mit Naturalien
- Seite 44: 10. Anhang (1) Fotos der Zukunftswe
6.1 Sicherheit<br />
Das Thema Sicherheit erschien zunächst nur eine untergeordnete Bedeutung <strong>für</strong> die Bürger<br />
<strong>und</strong> Bürgerinnen zu haben, denn es wurde nur selten <strong>an</strong>gesprochen. Im Verlauf <strong>der</strong><br />
Spaziergänge <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e in den beiden Gruppendiskussionen f<strong>an</strong>den wir d<strong>an</strong>n den<br />
Gr<strong>und</strong> hier<strong>für</strong>: Viele Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen sagten, dass Sie abends das Haus<br />
nicht mehr verlassen <strong>und</strong> daher zu diesem Aspekt auch nicht viel beitragen können.<br />
Dennoch gibt es auch Gegenden in denen Sie sich tagsüber <strong>und</strong> bei Eintritt <strong>der</strong> Dämmerung<br />
weniger wohl fühlen: Hierzu gehört zum einen <strong>der</strong> Bürgerpark. Auch wenn er außerhalb des<br />
Stadtteils liegt, wurde er früher gerne von den Alt-Saarbrückern besucht. Zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />
bereitet einigen TeilnehmerInnen – vor allem älteren, geh-, seh- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />
höreingeschränkten Menschen - <strong>der</strong> Alte Friedhof Unbehagen: Der Aufenthalt von<br />
Wohnungslosen <strong>und</strong> Betrunkenen verunsichert sie ebenso wie Jugendliche, die hier<br />
Sat<strong>an</strong>smessen abhalten. Das verwahrloste Erscheinungsbild <strong>der</strong> Grün<strong>an</strong>lage <strong>und</strong> die<br />
fehlende Beleuchtung verstärken ihr Gefühl von Unsicherheit <strong>und</strong> so meiden viele den<br />
Erholungsraum. Die Rutschgefahr durch das viele Laub auf den Wegen, ist ein weiterer<br />
Faktor, <strong>der</strong> von einem Besuch des alten Friedhofs eher abschreckt.<br />
(Quelle: Christine Paulußen, 2009)<br />
Die Eisenbahnbrücke, in <strong>der</strong> Bevölkerung Achterbrücke gen<strong>an</strong>nt, ist die schnellste<br />
Verbindung zwischen Malstatt (Industriegebiet) <strong>und</strong> Alt-Saarbrücken. Da <strong>der</strong> Auf- <strong>und</strong><br />
Abg<strong>an</strong>g unbelebt ist, eine Beleuchtung fehlt, die Brücke durch den bepl<strong>an</strong>kten Bodenbelag<br />
uneben ist <strong>und</strong> zudem als dreckig <strong>und</strong> ungepflegt wahrgenommen wird, löst sie eher ein<br />
beklemmendes <strong>und</strong> beängstigendes Gefühl in <strong>der</strong> älteren Bevölkerung aus.<br />
Während die Heuduckstraße auch abends <strong>und</strong> nachts gut beleuchtet ist, wird in vielen<br />
Seitenstraßen jede zweite Straßenlaterne ab einer bestimmten Uhrzeit ausgeschaltet, um die<br />
Energiekosten zu reduzieren. Diese Sparmaßnahme führt jedoch in <strong>der</strong> Bevölkerung zu<br />
einem Gefühl von Unsicherheit, was durch das unsaubere Straßenbild verstärkt wird. Hinzu<br />
kommt, dass durch den immer häufigeren Wohnungswechsel im Stadtviertel das Gefühl von<br />
Vertrautheit <strong>und</strong> Sicherheit verloren geht: M<strong>an</strong> kennt die Nachbarn <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Bewohner<br />
<strong>der</strong> Straße nicht mehr (Beispiel Gärtner-/Wer<strong>der</strong>straße). Dies alles führt dazu, dass die<br />
AnwohnerInnen abends lieber zu Hause bleiben <strong>und</strong> auch gewohnte Aktivitäten, wie z.B. <strong>der</strong><br />
regelmäßige Kirchenbesuch, unterbleiben.<br />
Negative Erlebnisse, wie Überfälle o<strong>der</strong> Schüsse, steigern das Unwohlsein insbeson<strong>der</strong>e in<br />
den Abendst<strong>und</strong>en:<br />
„Dienstagabend ist auf mich geschossen wurden, als ich auf dem Balkon st<strong>an</strong>d“ – Es gab<br />
einen Einschuss in <strong>der</strong> Hausw<strong>an</strong>d <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rollladen ist gestreift worden mit einem<br />
Luftgewehr (Floppert), vermutlich von einem entfernt gelegenem Berg (Gersweiler Hof) –<br />
Bewohner hat die Polizei geholt � „Heute ist m<strong>an</strong> nicht mehr sicher, m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n abends<br />
nirgendwo hingehen. … Ich habe den Krieg überst<strong>an</strong>den, jetzt soll ich vom Balkon<br />
geschossen werden“. Die Nachbarin wurde <strong>an</strong> <strong>der</strong> W<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>geschossen.<br />
10