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400 Jahre Salinenort Ebensee 1607 – 2007

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„bequeme“ Demokratie, in der andere alles so tun, wie die Bequemen es möchten! Solches<br />

gibt es aber nicht, das ist unsere Lektion, die wir begreifen sollten!<br />

4.5.7 Die Kriegsbegeisterung entflieht<br />

Die anfängliche Begeisterung erstickte allmählich in einer Flut von Todesnachrichten,<br />

durchsickernden militärischen Misserfogen, Mangelerscheinungen und zunehmenden Hunger,<br />

zuerst in der Heimat, mit Kriegsdauer aber auch an den Fronten; zudem erstarrten Ost- und<br />

Südfront in einem männerverbrauchenden Stellungskrieg.<br />

Nur Waffenindustrie, Kriegstechnik und Kriegsgewinnler profitierten. Millionen Männer<br />

starben oder wurden verkrüppelt, Millionen von Existenzen wurden zerstört, Millionen<br />

Menschen hungerten mit zunehmender Intensität, die Wirtschaft Europas lag darnieder, ein<br />

Kriegsende war nicht abzusehen. Beide Seiten flunkerten ständig vom Sieg, den keine<br />

erreichen konnte. Die Austragung von „Ehrensachen“ enden nicht selten in Katastrophen!<br />

4.5.8 Wie man den Krieg daheim spürte<br />

Das „Zügenglöckchen“ leutete oft. Die anderen Glocken verstummten, ihr Metall war der<br />

Waffenproduktion geopfert woden. Seit Ende Februar 1916 waren Kartoffel nicht mehr zu<br />

bekommen. Fleisch konnte sich, des hohen Preises wegen, kaum jemand leisten. Man ernährte<br />

sich von Sauerkraut, Rüben und Gemüse, solange solches zu Verfügung stand. Im <strong>Jahre</strong> 1917<br />

war die Lebensmittelknappheit so groß, dass Hunger ein allgemeines Phänomen geworden<br />

war. Die Bevölkerung war in vier Kategorien eingeteilt, nach denen die Zuteilung von<br />

Lebensmitteln erfolgte:<br />

1 kaiserliche Holzarbeiter, welche die Woche über im Wald verblieben:<br />

2 kg Mehl und 2 Laibe Brot<br />

2 Schwerarbeiter (Fabriksarbeiter):<br />

1 kg Mehl und 1 3/4 Laibe Brot<br />

3 Schwerarbeiter (Landwirtschaft):<br />

650 g Mehl und 1 ½ Laibe Brot<br />

4 Normale (Handwerker, Beamte):<br />

650 g Mehl und 1 Laib Brot<br />

Diese Mengen mussten im März weiter und drastisch verkürzt werden, denn die zugeteilten<br />

Rationen waren einfach nicht existent. Eier oder Fett waren kaum oder nicht zu bekommen.<br />

Es gab weder Erbsen, Linsen oder Bohnen. Brot war mit Holzmehl, Bohnen, Baumrinde,<br />

Hagebutten und Kastanien gestreckt.<br />

Die Raucher mussten beträchtliche Preiserhöhungen in Kauf nehmen. Das ist auch heute so:<br />

je knapper Suchtmittel, umso teurer sind sie, was nicht nur für Suchtmittel gilt, aber diese<br />

werden als unentbehrlich erlebt. So ging man dazu über, dem Tabak Buchenlaub,<br />

Hopfenblüten und ähnliches Zeug beizumengen. Viele waren dazu übergegangen, Tabak<br />

selber anzubauen. Die Samen dazu waren von Soldaten aus Italien geschickt worden.<br />

In öffentlichen Umzügen und Demonstrationen machte die Bevölkerung ihre Not kund. Die<br />

<strong>Ebensee</strong>r Gemeindeverwaltung tat ihr Möglichstes, um Lebensmittel zu beschaffen. Es wurde<br />

ein eigenes Komitee eingesetzt, das Beschaffung und Verteilung organisieren sollte. Wo aber<br />

nichts ist, sind auch Komitees zu nichts!

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