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400 Jahre Salinenort Ebensee 1607 – 2007

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Es gab weder Erbsen, Linsen oder Bohnen. Brot war mit Holzmehl, Bohnen, Baumrinde,<br />

Hagebutten und Kastanien gestreckt.<br />

Die Raucher mussten beträchtliche Preiserhöhungen in Kauf nehmen. Das ist auch heute so:<br />

je knapper Suchtmittel, umso teurer sind sie, was nicht nur für Suchtmittel gilt, aber diese<br />

werden als unentbehrlich erlebt. So ging man dazu über, dem Tabak Buchenlaub,<br />

Hopfenblüten und ähnliches Zeug beizumengen. Viele waren dazu übergegangen, Tabak<br />

selber anzubauen. Die Samen dazu waren von Soldaten aus Italien geschickt worden.<br />

In öffentlichen Umzügen und Demonstrationen machte die Bevölkerung ihre Not kund. Die<br />

<strong>Ebensee</strong>r Gemeindeverwaltung tat ihr Möglichstes, um Lebensmittel zu beschaffen. Es wurde<br />

ein eigenes Komitee eingesetzt, das Beschaffung und Verteilung organisieren sollte. Wo aber<br />

nichts ist, sind auch Komitees zu nichts!<br />

4.5.5 Das Katastophenende naht<br />

Das einzige, was den Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn (eine nicht unerheblicher Teil seiner<br />

Bewohner nennen in zu dieser Zeit „Völkerkerker“) noch zusammenhält, stirbt am<br />

21.11.1916, um 21;00 Uhr, 86jährig und nach 68jähriger „Verwaltungstätigkeit“, im Schloss<br />

Schönbrunn in Wien. Mit ihm wird bei einem pompösen Begräbnis am 30.11. letztlich auch<br />

die Monarchie begraben, die unter seinem Großneffen Karl I. in noch zweijährigem Siechtum<br />

dahinstirbt.<br />

(hier ist das bild des toten kaisers einzufügen)<br />

Der tote Kaiser<br />

(aus SANDGRUBER, 2000, 213)<br />

„Kriegsproduke“: Zerfall der östereichisch-ungarischen Monarchie und damit eines<br />

europäischen Wirtschaftsraumen (er muss nach 60 <strong>Jahre</strong>n<br />

mühselig wieder aufgebaut werden)<br />

Abschaffung der Monarchien in Österreich, Ungarn und Deutschlands<br />

8,5 Millionen Gefallenen (unter ihnen 218 <strong>Ebensee</strong>r, 6 sind vermisst)<br />

21 Millionen Verwundete<br />

7,8 Millionen Kriegsgefangene und Vermisste<br />

4.5.6 Der Neubeginn<br />

Am 12.November 1918 rief die aus den früheren Reichstagsabgeordneten gebildete<br />

Nationalversammlung die Republik „Deutschösterreich“ aus und beschloss den Anschluss an<br />

Deutschland weil man „Restösterreich“ nicht für lebensfähig hielt.<br />

Die bisherigen Obrigkeiten in <strong>Ebensee</strong> erlebte die Bevölkerung wie ausgewechselt. So hielten<br />

die Sozialdemokraten einen Fackelzug mit Musik. Die kaiserlichen Adler wurden von den<br />

öffentlichen Gebäuden entfernt. Allenthalben wurden Religion, Kaiser und die Habsburger<br />

überhaupt beschimpft, die man als Ursache für den Krieg hielt. In den Betrieben wurden nach<br />

russischem Vorbild sogenannte Soldaten- und Arbeiterräte gegründet, welche die Führung<br />

derselben übernahmen.<br />

Demokratie ist auch „unbequem“, denn sie erfordert das Interesse aller und die Beteiligung<br />

möglichst vieler. Je mehr Demokratie angestrebt wird, desto „unbequemen“ wird sie, wenn<br />

sie funtionieren soll! Unsere Vorfahren haben mit den ersten Demokratilektionen ihre<br />

Schwierigkeiten gehabt, wir haben sie mit den heutigen! Zu viele möchten heute eine

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