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400 Jahre Salinenort Ebensee 1607 – 2007

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Der Einfachheit der Nahrungsmittel entsprach die Einfachheit der Küchengerätschaft: Einige<br />

Pfannen, 2 bis 3 Kesseln, ein Dreifuß im oder eine Kesselaufhängung über dem Feuer, einige<br />

irdene Reinen, gedrechselte Löffel und Teller vielleicht auch einige irdene Teller und<br />

Schüsseln in einem Tellerkorb an der Wand.<br />

Über die Wohnverhältnisse bemerkt Steiner: Auch ihre Wohnungen sind zwar im<br />

Durchschnitte reinlich, aber nach ihrer Bauart unzweckmäßig, da sie ohne Bedacht auf<br />

wachsende Familien entstanden, und durch Zusammenwohnen einer nicht unbedeutenden<br />

Anzahl Erwachsener und Kinder in einer einzigen Stube, auf dem Lande oft Anlaß zur<br />

Entstehung von Krankheiten, die, wenn nicht ärztliche und polizeyliche Vorsichten getroffen<br />

würden, in Epidemien ausarten müssten, ... (STEINER, 49) Die Einrichtung war äußerst einfach<br />

und nicht selten vom Besitzer sebst gefertigt: Tische, Stühle (eher nicht, meist) Bänke und<br />

Betten, Truhen, Schränke waren selten und fast nur als Speiseschränke und diese absperrbar.<br />

Alle Möbel waren zumeist aus Fichten-, Tannen- oder Lärchenhoz hergestellt, der Tisch hatte<br />

in der Regel eine Ahornplatte.<br />

Alle Bestrebungen der Kammergutsverwaltung waren zu allen Zeiten darauf gerichtet, die<br />

Preise der Grundnahrungsmittel und die Löhne niedrig zu halten. (GILESBERGER, 44f) Hunger<br />

war jeder Arbeitergeneration wohl bekannt und offenbar als „Zusatzleistung“ gefordert zur<br />

Erhaltung oder Vergrößerung der Einnahmen für das Herrscherhaus! Ob die „von Gottes<br />

Gnaden Herrschenden“ das wussten oder gar vom Hunger etwas gespürt haben? Dazu kam<br />

noch, dass das Salzamt fast immer in Geldnöten war und mitunter wochenlang keine Löhne<br />

zahlte, wie etwa 1742. (SCHRAML,1932, 38) Wie „schön“ war doch die „gute, alte Zeit!“<br />

Die recht vordergründige Lohn und Gehaltspolitik der Wiener Zentralstellen, man wollte<br />

möglichst viel Geld für den Staatshaushalt lukrieren, bewirkte einerseits die<br />

Krankheitsanfällikeit der Arbeiter und andererseits zeitigte sie verheerende<br />

Korruptionserscheinungen bei allen Beschäftigten, denn jeder musste ja überleben:<br />

Fahrlässigkeit, Bestechlichkeit und Betrug waren gewohnte Mittel geworden, deren sich die<br />

Beamten bedienten, um sich den Dienst zu erleichtern und ihr Einkommen zu erhöhen. Was<br />

war natürlicher, als daß die Meister und Arbeiter dem Beispiel ihrer Vorgesetzten folgten und<br />

sich in ähnlicher Weise Vorteile auf Kosten des Werkes zu verschaffen suchten. (SCHRAML,<br />

1932, 23) Mich erinnert das an die Zustände in der heutigen Ukraine, die wir durch die<br />

Tätigkeit im Rahmen von „Hilfe für Alt-Salzkammegütler“ kennengelernt haben!<br />

Wenn die Arbeiter mit den geringen Löhnen, die trotz ständiger Preissteigerungen über<br />

Jahrzehnte nicht aufgebessert wurden, nicht einmal mehr ausreichend Lebensmittel erstehen<br />

konnten, dann gab es „Hofkorn“, das vom Salzamt zum Selbstkostenpreis oder darunter<br />

abgegeben wurde. Getreide war das Hauptnahrungsmittel im gesamten Kammergut.<br />

„Sinnigerweise“ bekamen die besser besoldeten Beamten in den Büros mehr davon als die bei<br />

Hungerlöhnen schwer schuftenden Arbeiter! (SCHRAML, 1932, 448)<br />

Zum Korn brauchten die Arbeiter als zweitwichtigstes Nahrungsmittel: Schmalz. Seine<br />

preisgünstige Beschaffung war dem Salzamt ebenso wichtig wie die des Korns. Auch bei der<br />

Abgabe des „Hofschmalzes“ an die Bediensteten verfuhr man ähnlich wie beim „Hofkorn“.<br />

Die „Büroarbeiter“ erhielten wegen ihres höheren „Dienstranges“ mehr als Bergkanappen,<br />

Pfannhauser und Holzknechte! Weder Hofkon noch Hofschmalz verhinderte immer wieder<br />

auftretende Hungersnöte und Mangelkrankheiten! Salz, das gratis an die Beschäftigten<br />

abgegeben wurde, war beinahe das einzige Lebensmittel, an dem die ärarischen Arbeiter<br />

keinen Mangel litten. (GILESBERGER, 72)

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