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400 Jahre Salinenort Ebensee 1607 – 2007

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Visitationskommissionen haben die Missstände wiederholt aufgezeigt, geändert hat das an<br />

den bedenklichen Praktiken nichts. Das lag nicht zuletzt auch am damaligen Salzamtmann,<br />

Ferdinand Friedrich Graf Seeau, der allen „scharfen“ Maßnahmen abhold war. Dazu kamen<br />

noch Wirrnisse, welche entstanden durch die neuerliche Übergabe des Kammergutes an die<br />

Bayern im Zuge des Erbfolgekrieges, die Seeauer kampflos durchgeführt hatte. Letzteres<br />

kostete ihm sein Amt.<br />

Sein Amtsnachfolger, Johann Georg Freiherr von Sternbach, räumte mit allen üblen<br />

Gewohnheiten gründlich auf und sorgte gleichzeitig für gut ausgebildeten Nachwuchs bei den<br />

Beamten. Sternbachs größtes Problem war die Verringerung des Personalstandes auf ein<br />

wirtschaftlich vertretbares Maß.<br />

Junge Männer mussten ab sofort Militärdienst leisten und durften erst nach dessen Ableistung<br />

heiraten. Man überlegte alle Möglichkeiten, die Bevölkerung des Kammergutes zu<br />

vermindern, um den Andrang auf „ärarische“ Arbeitsplätze zu verringern.<br />

Der Ernst, mit welchem die Entlassungen und sonstigen Sparmaßnahmen zur Durchführung<br />

gelangten, rief den heftigsten Widerstand der Arbeiter hervor, am erbittertsten waren die<br />

Holzarbeiter über die Änderungen in der Waldwirtschaft ... In <strong>Ebensee</strong> kam es deshalb zu<br />

Tumulten. Beamte wurden tätlich angegriffen und verletzt, ... (SCHRAM, 1932, 44)<br />

Eine Kommission wurde gebildet (wie man sieht: schon damals „Kommissionitis“!), die alles<br />

untersuchen sollte und zu ihrer Unterstützung und um ihren Untersuchungen den nötigen<br />

Nachdruck zu verleihen wurden 300 Soldaten in das Kammergut verlegt.<br />

Das Urteil gegen die unbotmäßigen Forstarbeiter fiel in Berücksichtigung ihrer raschen<br />

Unterwerfung milder aus als angedroht worden war, der Hauptanstifter Ignatz Vogl wurde<br />

auf ein Jahr in Eisen und Banden zu Festungsarbeit nach Raab 1) verschickt, 17 Mann wurden<br />

zu je dreimonatiger Strafarbeit im Kammergut verhalten und hiernach des Landes verwiesen,<br />

die ledigen Arbeiter als Rekruten der Miliz übergeben, die übrigen Arbeiter, gegen welche<br />

sich bloß der Verdacht richtetet und die sich beim Aufstande an den Beamten nicht tätlich<br />

vergriffen hatten, gegen Angelobung schuldigen Gehorsams aus den Arrest entlassen und zur<br />

Arbeit wieder zugelassen. (SCHRAM, 1932, 46) Vier von den landesverwiesenen <strong>Ebensee</strong>rn<br />

waren heimlich zurückgekehrt wurden verhaftet, bestraft und wieder aus dem Kammergut<br />

geschafft.<br />

1) Raab ist Gjör in Ungarn<br />

Die 300 Mann Infanterie nebst 30 Mann zu Pferd stellten unter dem Kommando des<br />

Obristwachtmeisters Leopold von Utmann „Ruhe und Ordnung“ wieder her. Der Verweser<br />

von <strong>Ebensee</strong> berichtete der Untersuchungskommission bezüglich des Aufstandes: So viel<br />

müssen wir wohl der Wahrheit zu Steuern bekennen, dass die arme Leith nicht aus Ybermuth,<br />

oder höchere Belohnung zu erzwingen, diesen aufstand erreget, sondern die große<br />

Unbarmherzigkeit und eysserste Hungersnoth und Ellend in welche selbe gesezet worden, und<br />

das noch letzlich harthe Verfahren mit ihnen ist die einzige Ursach dessen. (GILESBERGER, 48)<br />

Grundners verständnisvolle Haltung hat ihm die Entlassung eingebracht. Er musste das<br />

Salzkammergut verlassen.<br />

2.15.4 „Unruhe“ nach 80 <strong>Jahre</strong>n ohne nennenswerte Lohnerhöhungen

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