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400 Jahre Salinenort Ebensee 1607 – 2007

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Klemens Ludwig fasst die Auswanderungsgründe recht prägnant zusammen, er schreibt, dass<br />

„Auswanderungswellen aufgrund wirtschaflicher Verelendung oder Verfolgung oder gezielter<br />

Anwerbung zur Kolonisierung bestimmter Landstriche“ stattfinden. (LUDWIG , 24) Das sind<br />

und waren Ursachen von Bevölkerungsbewegung. Nur sehr wenige Menschen verlassen ihre<br />

Heimat aus Abenteuerlust, für die meisten gelten recht triftige Gründe, die gab es auch für die<br />

Salzkammergutauswanderer des 18. Jahrhunderts.<br />

Im Verlaufe des 17. Jhdt. gab es im Kammergut eine positive Bevölkerungsentwicklung, was<br />

dazu führte, dass im 18. Jhdt. ein beträchtlicher Arbeitskräfteüberschuss aufzuweisen war.<br />

Eine der Ursachen dieser Überbevölkerung beschreibt Steiner so: Die zu große Vermehrung<br />

der Population lag aber auch größtentheils darin, daß ehemals Alles heurathen durfte, wenn<br />

es auch nicht Vermögen, Haus oder Feldgründe hatte, und mit ihrer Lebensmöglichkeit nur<br />

auf den Bezug des ärarialischen Familienkorns und Schmalzes hinweisen konnte; ... (STEINER,<br />

50)<br />

Nicht alle arbeitsfähigen Männer konnten weiterhin am Salzberg, der Saline oder im Wald<br />

Beschäftigung finden, denn dort bestand schon ein ansehnlicher Mitarbeiterüberhang.<br />

(SCHRAML, 1932, 395 u. 455 ) Der Salzamtmann, Baron Johann Georg Sternbach, stellte in<br />

seiner Dienstzeit von 1743 bis 1765 das Gleichgewicht zwischen Bedarf und Bedarfsdeckung<br />

wieder her, was zu einer erheblichen Mannschaftsveringerung (= Arbeitslosigkeit) führte.<br />

Nun war aber schon die wirtschaftliche Lage der beim Salzwesen direkt Beschäftigten<br />

(Bergleute und Pfannhauser) sowie der indirekt Beschäftigten (Holzknechte sowie<br />

Bedienstete beim Schiffsbau, in der Fertigung, im Verschleiß und der Verschiffung) nicht<br />

gerade rosig und in Zeiten von periodisch eintretenden Teuerungen zeitweise katastrophal,<br />

weil die Löhne nicht oder nur teilweise den Teuerungen angepasst wurden. Der<br />

Mannschaftsabbau steigerte die Not vieler.<br />

So schreibt I. A. Weber 1789 über einen Besuch in der Saline <strong>Ebensee</strong>: Vom Schiffe aus bis<br />

zur Herberge trug mich der Weg an dem SiedeHause hart vorbei. Ich konnte aber durch die<br />

Thüre hinein, wegen der Menge der Dünste auf 5-6 Schritte nichts erkennen. Der DunstKreis<br />

war ohnehin von Dünsten Angefült, und diß mag wohl die Ursache seyn, nlä die Luft um das<br />

Gebäude herum voll sichtbarer Dünste blieb. Aber nun will ich meinen Lesern erzälen, was<br />

ich da gehört, und gesehen habe.<br />

... Im Eintritt kamen mir schon von aussen und innen des Gebäudes Menschen für die Augen,<br />

denen Krankheit und Tod auf den eingefallenen Wangen gemalt war.<br />

... Der Hunger und das Elend schaute diesen armen Menschen so zu sagen, aus den Augen<br />

heraus.<br />

Wie kann es auch anders seyn? Ihr Lohn ist täglich zwölf Kreuzer, und dafür arbeiten sie des<br />

Tages sechs Stunden und des Nachts eben so lange Zeit. Dabei sind sie immer in einem<br />

DunstKreis, der einem ewigen Nebel gleicht. Und wo kann der Mann, der Weib und Kinder zu<br />

ernähren hat, und der zuweilen mit einer Krankheit heimgesucht wird, mit dieser Löhnung,<br />

wo zumalen in dieser Gegend alles theuer ist und im hohen Preis steht, genug essen? Vom<br />

Trinken will ich nicht sprechen.<br />

... Kömt ein Fremder, das aber selten geschiehet, alsdann haben sie einen besseren Tag,<br />

alsdann können sie auch eine gute Suppe essen, und noch eine Kanne Bier, oder gar eine<br />

halbe Wein trinken;wenn anders der Fremde grosmüthig genug ist, seinen Beutel zu öfnen.<br />

(WEBER, 11 <strong>–</strong> 14)

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