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400 Jahre Salinenort Ebensee 1607 – 2007

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Die ständig steigenden Kosten des Gegentriebes (für Flussreinigungen, Wehre,<br />

Uferverbauungen und Rossweg, auch Treppelweg, Hufbeschlag oder Pferdetritt genannt und<br />

die Schäden nach den vielen Hochwässern) waren im Endeffekt auch der Grund für die<br />

Einstellung der ärarischen Salzverfrachtung 1825. Das kostete rund 120 Stadl- und<br />

Traunschiffsleuten den Arbeitsplatz. Mit der Fertigstellung der Pferdeeisenbahn 1836 kam die<br />

Traunschifffahrt auf der inneren und äußeren Traun völlig zum Erliegen. Rund 220 Leute<br />

kamen dadurch um Arbeit und Brot. Auf der oberen Traun dauerte sie noch bis zur Eröffnung<br />

der Erzherzog-Rudoph-Bahn 1877.<br />

2.11 Der Kampf der <strong>Ebensee</strong>r um eine Kirche<br />

Die Überfahrt zum Gottesdienst in Traunkirchen und vom diesem zurück dauerte jeweils eine<br />

Stunde, wenn die Windsituation nicht dagegen stand, was die Dauer leicht verdoppeln und<br />

verdreifachen konnte. Ein Sturm konnte die Fahrt zum Lebensrisiko nachen. Deshalb<br />

wünschte sich die wachsende Bevölkerung von <strong>Ebensee</strong> sehr früh eine eigene Kirche, auf die<br />

sie, aus uns heute völlig unverständlichen Gründen, über 100 <strong>Jahre</strong> warten musste!<br />

Am 10.01.1618 bitten Amtsoffiziere und Arbeiter beim Salzamt in Gmunden um Erbauung<br />

einer Kirche und Schule in <strong>Ebensee</strong> und legen dazu „Überschläge“ (=Kostenberechnungen)<br />

vor. Zu einem Kirchenbau kommt es nicht. So müssen die im Laufe der Zeit auf 2.000<br />

anwachsenden <strong>Ebensee</strong>r nach Traunkirchen zum Gottesdienst rudern, in ein Örtchen also, das<br />

kaum 10% der Einwohner des kirchenlosen <strong>Ebensee</strong>s aufweist. Und weil einige sture Kleriker<br />

auf Einnahmen nicht verzichten konnten, verhinden die Jesuiten, die Traunkirchen 1622<br />

übernommen hatten, über ihren Einfluss auf das Herrscherhaus den Kirchenbau im<br />

Nachbarort!<br />

Die Bitten nach einer Kirche wird wiederholt vorgebracht. 1633 und 1639 werden<br />

kommissionelle Verhandlungen gepflogen, unter welchen Bedingungen die Jesuiten der<br />

Errichtung einer Kaplanei zustimmen würden. Aber sogar die wurde erst 1655 errichtet. Und<br />

auch nach deren Errichtung darf der <strong>Ebensee</strong>r Kaplan nur Messe lesen und die sonntägliche<br />

Christenlehre halten. Alle stolgebühpflichtigen liturgischen Handlungen (Taufe, Hochzeit,<br />

Begräbnis, jeweils mit verpflichtendem Mahl in der Stiftstaverne) sind weiterhin in<br />

Traunkirchen zu absolvieren.<br />

Schon im <strong>Jahre</strong> 1649 hat man im Verwesamt eine Amtskapelle eingerichtet, die aber die<br />

sonntäglichen Messbesucher nie aufnehmen kann. So stehen die „Untertänigen“ auch noch<br />

die Treppe hinunter und vor den Amtshaus, dem Regen und der Sonne ausgesetzt. Was Jesus<br />

den Jesuiten dazu wohl zu sagen gehabt hätte? Nachdem um 1700 dann 31 Personen bei der<br />

Erfüllung ihren religiösen Pflichten in Traunkirchen auf dem Weg den Tot finden, wird dem<br />

Kaplan zu <strong>Ebensee</strong> erlaubt, auch Sakramente zu spenden.<br />

1680 besucht Kaiser Leopold I. das Sudwesen in <strong>Ebensee</strong>. Bei dieser Gelegenheit wird die<br />

Bitte nach einem eigenen Gotteshaus wiedereinmal vorgetragen untertänigst, wie sich von<br />

selbst versteht. Man bringt ihm nahe, dass die kleine Kapelle im Amtshaus für 2.000<br />

Einwohner ein bisschen zu klein wäre. Es ist aber unerfindlich, was in kaiserliche Gehirne<br />

rein geht und was nicht. Aus der Kirche wird wieder nichts! Der Kaiser hat zwar eine<br />

Kommission geschickt, aber Kommissionen haben damals schon so gearbeitet wie heute<br />

auch: nur in den seltensten Fällen kommt was anderes heraus als Protokolle!<br />

1726 tragen die Bewohner, es sind inzwischen nahezu 3.000, neuerlich ihre Bitte um eine<br />

„ordentliche Kirche“ dem kaiserlichen Salzamte vor, und man staune, dieses Mal ward der

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