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05. Text Band 1 - Teil 4 - DigiBern

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330 1488<br />

[659] Valsche kuntschaft, durch einer stat Bern sigel zft<br />

Wallis angericht.<br />

Under oberzaeltem gschaeft, als Joerg uf der Flue, houptman<br />

zu Wallis, in vergangnem jar hat lassen verbrennen zwen rieh<br />

» brueeder, Anthonin und Petern vom Bach, so sich mit hexischer<br />

kezeri verwirkt soeltend haben, und der tat zft Rom in rechtfertigung<br />

kommen, uf sine pit schreib ein stat Bern an babst,<br />

cardinael, bischof und radrichter'), im, wie er begert, in disen<br />

landen einen richter zebestimmen und die sach hieuss lassen<br />

io handien 3 ). Nun in disem jar erhuob sich ouch ein swere rechtfertigung,<br />

die ör berueerend, zwischen Hansen uf der Flue und<br />

vogt [660] Dietrichen an der Halden von Swytz, zuo Wallis gehandlet.<br />

Erklagt sicli genanter vogt höh vor einem ersamen rat<br />

zu Bern von wegen kuntschaft, so ein stat Bern under irem sigel,<br />

15 ouch etlich irs rats, nämlich Urs Werder, wider in hinderrugs<br />

hättid geben 3 ). Dess sich wie billich ein ersamer rat vast uebel<br />

beswert, und taet hierum mit vil kosten und mueeg so ernstlichen<br />

ersuch, | dass sich der boes unredlich falsch durch Jörgen uf der (ii)<br />

Flue, mit einem schriber, zuo Losan ergriffen, angericht befand.<br />

* Beniegt sich ein gietige stat Bern erfundner Unschuld, welche si<br />

iren alten Eidgnossen von Swytz zuoschreib, trungenlich begerend,<br />

si semlicher grosser unßr entschuldiget und fuer die, so inen al<br />

er und guots alwegen zetuon bereit sie, zehalten.<br />

[661] Granson und Orfoen ir sigel geaendret.<br />

35 Dis jars ist denen von Granson und Orben der herren von<br />

Tschategyon sigel und zeichen, bisshar gebrucht, von beiden stäten<br />

abgeton *).<br />

i) Die Mitglieder des Römischen Gerichtshofes della Rota nennt A.<br />

zu deutsch Radrichter.<br />

2) Lat. Miss. D. 97 b . Hier heissen die Beiden A. und P. de Torrente.<br />

3 ) Darüber vergleiche die Schreiben an den Bischof von Sitten und an<br />

die Landleute von Wallis im Missb. F.<br />

4) Miss. F. S. 549».


1488 331<br />

Das schloss zue Aelen ernuewret.<br />

Das Schloss zuo Aelen von einer stat Bern ernueweret und<br />

gebuwen J ).<br />

Fri markt und kouf. Angstergelt.<br />

Es hat ein stat Bern die sunderen hus- und fuerkoeuf, wie 5oft,<br />

verboten, iren markt zur woehen und zuom jar menklichem<br />

und al ir burger und insaessen ze koufen und verkoufen gefriet 2 ).<br />

Item iren raten und burgern das angstergelt abgelassen 3 ).<br />

Erste mess den muenchen gemindret.<br />

[662] Item, den froemden muenchen erste mess hie zehal | ten, 10<br />

und harzuo froemde vatter und muotter zemachen, verboten 4 ). Warum,<br />

ist guot zedenken.<br />

Die herschaften Mont-Reaul und S. Hypoliten in schirm<br />

genommen.<br />

Als die herschaften Reaulmont und S. Hypoliten 5 ), von 15<br />

etlich sundren knechten uss der Eidgnoschaft, so ir ansprachen<br />

an Burgunschen landen understuondend inzekommen, fuernemlich<br />

von Benedict Beppet von Biel, der ouch Frankmond das schloss<br />

hat ingenommen 6 ), schädlich angefochten wurdend, erwurbend si<br />

an einer frommen stat Bern schirm, mit gebnem schirmbrief; 20<br />

Reaulmont uf acht und S. Hypoliten uf zechen jar 7 ).<br />

i) Beschlussfassung vom 9. Oktober (Raths-M. 60, S. 48 u. ff.)<br />

8 ) Mandat vom 13. September (Miss. E. 364').<br />

3 ) Eine Kopfsteuer. M.H.H. die Käthe, samrut Weib und Kind , wurden<br />

davon befreit 28. Mai (Raths-M. 58 (59), S. 2.) Der Angster war etwas mehr<br />

als ein Kreuzer.<br />

4 ) Die Begehung der eisten Messe eines Priesters (Primiz) hatte zu<br />

Missbräuchen geführt, indem die Fremden angesehene Einwohner veranlassten<br />

Vater- oder Mutterstelle bei der Feier zu vertreten und die dabei<br />

üblichen Geschenke zu spenden, Raths-Man. 58 (59), S. 32.<br />

') Beide in der Freigrafschaft Burgund; der erstere Name ist ganz<br />

verschwunden.<br />

•) Franquement am rechten Ufer des Donbs, im Bezirk Freibergen,<br />

der wohl daher den Namen hat; vergl. Miss. E. 386 b etc. Ueber Beppet'»<br />

Zug und dessen Folgen vergl. Blösch, Gesch. der Stadt Biel IL S. 30—47.<br />

') Den Schirmbrief für Realmont siehe Ob. Spruchb. L. 374, v. 22. Oct.


332 1489<br />

1489.<br />

[663 leer, 664].<br />

Babst: Innocenz VUI. 5. Keiser: Fridrich IH. 50. RÖmscherkueng:<br />

Maximilian 4. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 6.<br />

h<br />

Schulthess: von Diesbach 9. | (13)<br />

Manung des Römschen keisers und kuengs an gmein Eidgnossen<br />

um rat und hilf. Von Bern verordnete botschaft.<br />

Im jar Cristi Jesu 1489 hat der Roemsch keiser um hilf<br />

10 wider die Ungern und Türken, so im sine erbland inhieltend,<br />

und uf ein richstag gon Frankfurt, desglich der Roemsch kueng<br />

um sinen sold 1500 knecht, und ouch zuovor uf ein richstag in<br />

die gemelte stat, gmein Eidgnossen in gmein und iedes ort sunderlich,<br />

höh und fruentlich ermant'). Wurdend die hilf und soeld-<br />

15 ner, ouch von eigner unruow wegen, abgeschlagen 2 ). Aber ein stat<br />

Bern verordnet iren ratsboten, her Heinrichen Mattern, gon<br />

Frankfurt 3 ), da [665] zuovernaemen, was puentnuess zwischen den<br />

Römschen, Spanschen, Engeischen kuengen und der herzogin von<br />

Brytanien soelte gemacht werden: ouch dem Roemschen kueng, mit<br />

20 gebner credenz, gnädiger bestaetigung ir friheit zedanken, ir ussbliben<br />

des zugs gon Brugk ze entschuldigen, und her Rollen von<br />

Bonstetten siner Burgunschen houptmanschaft schuldige bezalung<br />

zefuerdren 4 ). Ward nuet ussgericht.<br />

Werbung des kuengs von Frankrich an gmein Eidgnossen.<br />

- 5 Antwort gmeiner Eidgnossen.<br />

So schikt der kueng von Frankrich sine botschaft, her Anthonin<br />

von Lamet, diss jars zweimal zuo gmeinen | Eidgnossen (14)<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 320 (15. Juni 1489).<br />

! ) Die Antwort findet sich in den Eidg. Abschieden nicht erwähnt.<br />

') Am 16. April (Miss. E. 454).<br />

4) Die bez. Instruktion scheint nicht erhalten zu sein.


1489 333<br />

und fuernemlich gon Berni), [666] da er von Eidgnossen antwort<br />

erwartet; wan von troewung wegen der ansprecheren dorst<br />

er nit gon Lucern zuo tagen kommen. Begert, ir kriegsknecht,<br />

so von gmeinen Eidgnossen, ouch uss pit und ermanung des<br />

Roemschen kuengs, heim gemanet warend, ufzehalten oder ie siner 5<br />

widerpart abzehalten, die Roemsch kuengschen vereinungen zehindren<br />

und zeschwaechen, aber die sine, mit halber von sinem<br />

vatter gebner, nämlich 10,000 franken, pension, zefuerdren und<br />

zestaerken.<br />

Antwort gmeiner Eidgnossen. u><br />

Was die antwort: dem kueng siner guotwillikeit zedanken,<br />

ire vereinung truelich zeleisten, sich dera witer zeberaten, nuet<br />

im zewider handien, ire reisknecht in kraft der vereinung, so<br />

im on iren willen keinen [667] zuolasst, sicher heim zevertigen,<br />

ouch fuerderlich, so die sinen ein zal irer knechten in Flandren i»<br />

haettid verächtlich erstochen und umbracht, welche si doch billich<br />

soeltid geschirmt haben, darzuo er mit dem Roemschen kueng, unss<br />

an die grafschaft Burgun, gemachten hirat und friden ernüweret<br />

hätte 2).<br />

Bern und Friburg botschaft zum küng von Frankrich, a><br />

von des herzogen von Saffoy wegen.<br />

Im Hornung, uf beger des herzogen von Saffoy, santend die<br />

bed staet ir schultheissen, Bern her Wilhelmen von Diesbach,<br />

Friburg hern Petern Fussene, riter, mit her Franzen von Saffoy,<br />

(15) erzbischofen [668] zuo | Aex, zuom kueng von Frankrich, den Sa- 25<br />

lutzischen span und etlich ander sacken zuo entscheiden und abzetragen<br />

3 ).<br />

Her Peter Kistlers werbung an kueng.<br />

Bald uf dise botschaft, uss Joergen uf der Flue pratik, vertiget<br />

ein stat Bern mit credenzen in Frankrich zuo irem schulthes, 30<br />

') A. v. L. kam vor die Tagsatzung am 28. März 1489 in Bern, und<br />

dann wieder am 18. Juni zu Baden (Eidg. Absch. III. 1. S. 313 und S. 325).<br />

») Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 314, 316, 317, 319, 330.<br />

3) Vergl. das Schreiben an Freiburg, Miss. E. S. 427 b .


334 1489<br />

irer stift dechan, her Petern Kistler, im durch den kueng das bistuom<br />

Sitten vom babst zuo ervolgen •). Und als die schultheissen sich<br />

von Hornung in Brachat sumtend, wurdend si von wegen inländischen<br />

unruowen, un- oder wenig geschaft, von iren obren heim<br />

s beschriben, kamend nit on 6rung, mit kuenglicher credenz, ouch,<br />

wie obgemelt, des kuengs Sachen bi iren obren und gmeinen Eidgnossen<br />

zefuerdren.<br />

[669] Von uufuersame diss jars und versehung gmeiner<br />

Eidgnosseu.<br />

io Als nun dis jar mit ungwitter, tuere, todschlag, mort und<br />

ufruor vast unfuorsam was, machtend gmein Eidgnossen und iedes<br />

ort besunder nach sinem guotdunken, etlichs vor oder nach ergangnem<br />

schaden, Ordnungen: für ungwitter cruezgaeng; für fuerkouf,<br />

reissgloeuf, todschlag und ufruor verbot und buoss 3 ). Habend an<br />

u wider pension, miet und gaben ratschlagen und, doch nit on ein<br />

schlupf, beschliessen, ouch mit dem schwert zun misstaetern<br />

grifen. |<br />

Werbung gmeiner Eidgnosseu au babst, die geistlichen<br />

büben ouch mit dem swert zu zoeinen.<br />

io Und uf dass ouch die geistlichen, frien erzbuoben, so durch<br />

friheit irer bueeberi aller bueeberl folg und friheit geben, gezoemt<br />

[670] wurdid, bevalhend gmein Eidgnossen, versamt zuo Baden —<br />

da ein zuofluss diser buoben ist — denen von Lucern, an baebstliche<br />

mächtikeit, diser buoben Schirmherren, zewerben um friheit und<br />

85 macht, einem bischof von Costenz zegeben, die geistlichen buoben<br />

zu degradieren und dem weltlichen richter zuo übergeben 3 ). Also<br />

verordnet ein stat Lucern 4 ) iren burger, her Petern von Hertenstein<br />

und her Ruolanden Goeldlin von Zuerich, zwen fürnem curtisanen<br />

und unküsch tuomherren zu Costenz, semliche sach zuo<br />

') 16. Febr. (Miss. E. S. 433.)<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. 318 (20. Mai) und öfter.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 321 und 324. (15. und 18. Juni.)<br />

4) Aus Auftrag der Tagsatzung (Eidg. Absch. a. a. 0. S. 324.)


1489 335<br />

Rom zuo verschaffen. Was weder inen ze nemen, noch irem entcrist<br />

ze geben gelegen; deshalb den frommen Eidgnossen ein<br />

truzlicher abschlag begegnet: soeltid sich der iren und nit der<br />

heiligen Roemschen kilchen heiligen herlikeit beladen, [671] ire<br />

ungewichten haend an den gesalbten, bi siner goetlichen macht s<br />

hoechstem ban, nit verbannen.<br />

Da nun die geistlichen huoren und hüben vor der Eidgnossen<br />

schwert also gefrit blibend, vermeintend etlich from Eidgnossen,<br />

si mit verzueg irer bestaetigungen zebesseren. Hat dise arznl zuo<br />

noch böserer besserung gereicht, so ir pfrueenden mit ungelerten, w<br />

verjagten, boesen buoben, mit ussgelofnen und widersins gefriten |<br />

(17) münchen, mit tuefelhaftigen tuefelbeswerern, ja vom tuefel bswornen<br />

und bsessnen pfaffen, hond mueessen besezen und versehen. Was<br />

dan hieruss fuer Cristen erwachsid, ist dem glöubigen vast ring<br />

zu verstan. Wie hirt, so schaf. Und gwisslich: wo gotsforcht w<br />

und gotzwort nit [672] sind, da kan ouch Gots er und Gots<br />

glowen nit sin. Got verlih uns noch und mer, wie not, siner<br />

gnaden liecht, sine weg zu erkennen und zuo gon. Amen!<br />

Von grosser ufruer, zue Zürich ergangen. Waldmaus<br />

weseu und ufgaug. so<br />

Der ziten was in der fuernemen stat Zürich ein fuernemer<br />

bürgermeister, mit nammen Hans Waldman, von Zug geborn,<br />

riter; vor kurzen jaren ein so lichtvertiger, unnützer und vertoner<br />

gerber gwesen, dass im niemand eines pfennigs wert vertrüwt<br />

noch vermocht, und al wirt und gsellen Unwillen und ss<br />

schuhen, als ab einem verlornen jufkind, ab [673] im hattend 1 ); —<br />

als er aber mit libs gestalt, manheit, stärke, verstand und bredsame<br />

so hoch begäbet was, dass im alle menschen zartet, für<br />

den hübschisten Eidgnossen achtet, sines Unwesens, ouch zu lezt<br />

sines misshandels und schmählichen tods ein gross beduren truog,| so<br />

,) Vergleiche darüber : Dändliker, Hans Ws. Jugendzeit und Privatleben<br />

(Mittheilungen der antiquar. Gesellschaft in Zürich, Bd. XX), wo diese<br />

Tradition berichtigt wird; und für das Folgende: Dändliker, Bausteine zur<br />

politischen Geschichte H. Ws. (Jahrbuch für Schw. Gesch. V. 185 u. ff.)


336 1489<br />

nit werken noch hushan wolt, zoch er heimschen und usslaendi- (18)<br />

sehen kriegen nach, in denen er sich so wol schikt, dass er in<br />

aller Eidgnoschaft und bi den froemden herren kuntschaft, ruom<br />

und gunst, ouch sunderlich von den Französischen kuengen pension<br />

s und gelt erlangt, und hiemitan in siner stat Zuerich zuo hushab<br />

[674] und eren kam. Hielt sich dem nach im Burgunschen krieg<br />

so redlich, dass, nach dem er vor Murten obrister houptman, zuo<br />

riter gschlagen, an gwalt, eren und guot gehlingen also vast ufgieng,<br />

dass er 30,000 gülden rieh und ein so gwaltiger burgerio<br />

meister ward, dass er nit allein in sinem ort und in der Eidgnoschaft,<br />

sunder ouch bi allen usslaendischen kuengen, fuersten,<br />

herren und staeten, so mit einer Eidgnoschaft handleten, der<br />

fuernemist Eidgnoss geachtet, in allen haendlen fuertraf, vil selbs<br />

gfallens und gwalts, nach gunst und Ungunst verwaltet, uf sich<br />

15 selber so [675] hoch vertrost, dass er in grossem span zuor gegenred<br />

dorst truzlich sagen: «ich bin babst, keiser und kueng».<br />

Hat ouch bi inen ein gross ansehen, was gneigt siner stat und<br />

land nuz und er, und hierin sinen ruom und nuz zesuochen und<br />

ze ufnen. Liebt zuo siner verderbnuess frefle, mutwillige gselschaft,<br />

•20 ufrichtet die und niderdrukt die widrigen, insunders von gschlechten,<br />

lebt nach eignem lust, ganz ein weltseliger man. |<br />

Waldmans abgang. (19)<br />

Uss dem allem im, mit ufwachs sines wunderbaren grossen<br />

glüks, zuo glich mitan der wunderbar gross verbunst erwuchs,<br />

25 besunder von denen, so neben im nit fuerkommen, noch wolgeacht<br />

[676] mochtend werden, welcher dan vil, nit allein in sinem ort,<br />

sunder ouch in allen andren orten der Eidgnoschaft warend;<br />

danhar er sich in nächsten jaren viler und grosser nachreden<br />

vor sinen herren und vor gmeinen Eidgnossen muost entschlahen<br />

M und versprach. So geredt ward: er woelte her in aller Eidgnoschaft<br />

sin; man mieste nun in siner stat tagen und in in allen<br />

Sachen zuom ersten vergniegen; verschliege gaben und gelt, so er<br />

mit andren teilen soelte. Wurdend ouch die und ander bös reden<br />

mit böserer Verböserung dem gmeinen man hart ingebildet.


1489 337<br />

Nämlich so redt im und siner stat Meyenberg von Zug 1 ) so<br />

schantlich und [677] so schmaelich zuo, dass er und ein stat<br />

Zürich disen vor gmeinen Eidgnossen verklagten und zuo rechtvertigung<br />

ervordreten.<br />

Urhafo der ufruer. 5<br />

Und als er nun, sin selbs vergessen, uf 10 jar also gwaltig<br />

geherschet und noch fuera gwaltiger, als der jezt das regiment<br />

ganz in sine hand bracht hat, ze herschen vermeint, wurdend<br />

diss jars, in ansehen gmeins nutzes, oucli mit rat siner ungünstigen<br />

in stat und land, beider ständen und gschlechten personen, io<br />

reformationen, Ordnungen und Satzungen | ufgelegt und gebotten,<br />

nämlich uf 20 stuek, in der stat Bern abscheid buoch verzeichet').<br />

[678] Die huend ze toten gebotten.<br />

Under welchen ein nuew ungehoert gebot was, nämlich al<br />

huend in aller landschaft zetoeten. Dahar, als geacht ward, ver- is<br />

ursacht, dass die dorfryden hattend on urloub ein hirzen zerrissen,<br />

und in die puren verzaert, so den rydischen statjunkhereu 3 )<br />

am gjaegt was entrunen. Diss gebot zuo volstreken ward zweien<br />

des rats, mit nammen Hans Meisen und Dominicus Frowenfeld<br />

bevolhen 4 ). Bittend um mit den koebenschindern vor und nach 20<br />

Liechtmess acht tag, hattend noch den dritten teil nit erschlagen,<br />

do ward der landlueten unwil [679] und klag so gross, dass die<br />

hundschlaher mit den koebenschindern, e dan si erschlagen und<br />

geschunden wurdid, ab und heim zugend, die schuld irem burgermeister<br />

liessend, welcher doch und ander gwaltigen diss bot ver- M<br />

neineten, also dass ein spruechwort ward: dis bot hat niemant<br />

') Hans Meyenberg war von 1489 an einer der Boten des Standes Zug<br />

an den Tagsatzungen.<br />

2) Allg. Eidg. Absch. Bd. E. S. 229 u. ff. im Berner Archiv: «Diss sind<br />

die anzüg und fürhaltungen, so die unsern am Zürichsee und ander getan<br />

und vermeint haben, das si dar an beschwert und das sy nüwerungen syen.»<br />

3 ) Anspielung auf die aristokratische Zunft «Zum Rüden» in Zürich.<br />

4) Vergl. Dändliker a. a. 0. 270—278. Demnach hätte eher Meiss zu<br />

dem gehässigen Befehle getrieben.<br />

22


338 1489<br />

gemacht, wan der klein Micheli. Was ein arms kaerle zuo herli.<br />

Da wolt einer so vil, so vil gelts, einer sine beste kuo, sinen<br />

besten oclisen für sinen hund geben, einer bim liund sterben.<br />

So redt menglich: diser tat wurde ein räch nachvolgen. Wie<br />

» dan beschach. Her|nach kam Hans Meiss um sin red, huenet (21)<br />

sin lebenlang wie ein hund •). Ward im zur buoss gemessen.<br />

[680] Der geistlichen, frowen, edlen und des gmeiueu<br />

mans in stat und laud heimliche klagen.<br />

Insunders ouch so eigtend die unhandselbaren geistlichen und<br />

io die zarten wiber iren hartstechenden, richligen zorn, so sich jene<br />

irer geschwächten friheiten 5 ) und die sich irer abzognen zierden 3 )<br />

übel erklagtend; welche klag beschwertend und schaerftend die<br />

zum Ryden, und uss den vorgemelten allen der gmein man<br />

in stat und land, usstragend und hoch klagend — nämlich die<br />

i5 hochmietigen junkherren: si waerid veracht und ires alten harkommens<br />

entsezt, gultid nuet, aller gwalt waere in Waldmans<br />

und siner zunftmeisteren [681] band; der undultig und nuewerung<br />

begirig gmein man: si waerint eigen luet, bürgerlicher friheit berowt,<br />

hart verpeniget und beherschet.<br />

so Anhafo der ufruer.<br />

Also do die gloggen al zammen gstimt warend, hüben die<br />

landluet, als der merer und stärker huf, an, widers verbot versamnungen<br />

machen. Da ouch etlich von Schwytz und von andren<br />

orten zuo Kuessnach tag | hielten und bschriben. Und wie wol (22)<br />

» gmein Eidgnossen uf den 19. tag diss hornungs zuo Lucern ver- ' '<br />

samt, die samnungen nach gschworner vereinung, zuo Stans gemacht,<br />

haftend gheissen abstellen und straffen 4 ), dennocht, hie<br />

über 8 tag, versamnetend sich 400 buren am se; beruoftend uf<br />

') Diese Angabe findet sich auch in andern Berichten. Vergl. a. a. 0.<br />

S. 274.<br />

') Bekanntlich schritt W. besonders streng gegen die geistlichen Missbräuche<br />

ein.<br />

*) Durch die scharfen Sitten- und Luxus-Mandate.<br />

«) Eidg. Absch. III. S. 312.


1489 339<br />

I. I«n. den ersten tag Märzen, [682] was der pfaffen fassnacht, ein<br />

gmeind gon Meylan"), kamend da zammen ob 800 man. Zu<br />

denen schikt ein rat her Heinrich Rösten, riter, alten burgermeistern,<br />

si zefragen, warum si wider verbot und eid, hinderwerts<br />

ir obren, versamnungen machtid? — und inen zesagen, $<br />

dass si fridlich heimzugid und ir anligen durch ire verordneten<br />

gietlich an ein örsamen rat braechtid. Antwort der lantlueten<br />

fuersprech, Jacob Mogrer von Waedisswil: si habid vor durch ir<br />

etliche botschaft, den comenthuer von Kuessnach und ander, ungeschaft<br />

an ein rat geworben, stgid nun versamt, so ein rat io<br />

wenig nit hab wellen verhören, dass er [683] ein ganze gmeind<br />

verhöre. Do gab inen genanter ratsbot tag uf nächsten maentag<br />

nach der alten vassnacht 3 ), durch ir botschaft vor rat zu erschinen,<br />

für da mit heim. Liess ein rat al ire lantschaft erkunnen,<br />

irer eiden und ghorsame ermanen, namend ouch zuo be- «<br />

warung ir stat ein zal ghorsamer hinin.<br />

Uf das starktend sich die zuo Meylan, zugend an der eschigen<br />

mitwochen 3 ) 2000 man stark mit gwer und harnesch gon Zollikon,<br />

(23) enbuttend dem rat, da dannen nit zewichen, | inen waerid dan<br />

vor al nuew ufgelegte bschwerden abgenommen. Hattend ires so<br />

fuernemens uss der stat und anderswohar halsstaerke, deren si sicli<br />

vertröstend. Blibend da 10 tag ligen.<br />

[684] Diser beweguiiss schidlüt und Stillung.<br />

Indes kamend harzuo gmeiner Eidgnossen boten, der bischof<br />

von Costenz, der apt und stat von S. Gallen, vil ander praelaten *s<br />

und botschaften, von Basel, Rotwyl, Schafhusen etc., machtend<br />

mit grosser mieg ein bericht, in welchem ein rat al irer Ordnung<br />

artikel erluetret und verantwort, sich um al beschwerden zuo recht<br />

ergab, den burgermeister Waldman und Lienhart Oehen, obristen<br />

Zunftmeister, mit üb und gut verbürgt, iedem und allen, so diser *><br />

i) Meilen am Zürichsee.<br />

2 ) Den 9. März.<br />

3 ) Aschermittwoch, 4. März


340 1489<br />

unruow vehig, on alle engeltnuess hat verzagen. Zugend hieruf die<br />

lantluet ab und heim 1 ).<br />

Usskuendung des berichts.<br />

Und kart der burgermeister Waldman mit etlichen siner<br />

r» raten fuer al zuenft, zeigt iren gmeinden [685] gemachten bericht<br />

an, nämlich wie die am se ir bekante misshandlung, vor den<br />

Eidgnossen knuewend, um Gots und unser Frowen willen, gebetten<br />

haettid, inen zeverzuehen, sagt harzuo trazlich: «diese sach<br />

hat ein älteren vatter, dan die lüt. So uns Got zeruowen | hilft, (24)<br />

i.. wend wir iren wol recht tuon.» Liess ouch den bericht, in nachlutender<br />

form erdicht, usschriben und kuenden:<br />

Abscheid des berichts.<br />

Nach fuerhaltung vermeinter klagen und bschwerden aller,<br />

der ersten und letsten, ouch miner herren antwurt, und den<br />

15 handel und arbeit unser lieben Eidgnossen botschaft, so si mit<br />

trftwen darinnen gesucht und gebracht hond, am letsten die unsern<br />

am Zuerichse, die von Waediswyl, Richtisswyl und die andern al<br />

gmeinlich, so in solicher widerwertikeit gegen minen herren gewesen<br />

sind, nachenander ir botschaften fuer mine herren, in<br />

-'< biwesen unser lieben Eidgnossen boten, gestelt und durch dieselben<br />

gar demietiklich, durch [686] Gottes, unser lieben Frowen<br />

und ir vordren willen, gepetten, inen semlich widerwaertikeit<br />

und das, so si in soelicher wider mine herren gehandlet haben,<br />

zeverzuechen; dan sie wol bekennen, dass si in soelichem unrecht<br />

a getan hond, und soelichs hinfuer niemerme tuon wellend; und daruf<br />

al soelich ir vermeinte klagen und anzueg minen herren ergeben<br />

und vertruwt; also, was si darinnen handien und ordnen, darbi<br />

wellend si bliben. Desglich unser Eidgnossen botschaft min<br />

herren ouch gebetten. Daruf min herren allen den iren, so in<br />

') Ueber diese eidg. Vermittlung siehe Bluntschli, Staats- und Rechtsgeschichte<br />

von Zürich IL S. 51 u. ff.


1489 341<br />

soelich widerwaertikeit gegen inen kommen sind, soelich fuernemen<br />

Verzügen und nachgelassen. Und haben daruf unser lieben Eidgnossen<br />

boten geantwort, dass si die fuerhaltung und angezeigten<br />

bschwerden, so bald das an ir muoss sie, fuer sich nemen, und<br />

(25) sich so gnä|diklich gegen allen den iren halten, dass, ob Got •<br />

wil, kein unruow fuerer darum solle erwachsen, sunder, als si<br />

hoffen, die iren des wol beniegig sin sollen.<br />

Widerufwekung gestilter ufrur.<br />

[687] Nach dieser volendung meint Waldman, die sach wäre<br />

gewunnen und wol gestilt, so doch's fuer in der widersaecher herzen io<br />

trochen, brünstiger und noch nit ersaettiget was. Des ungeacht,<br />

ja veracht, für er mit etlich sinen verderblichen orenkuezlern gon<br />

Baden. Und als von im und besunder von siner lichtvertigen<br />

ditlergeselschaft vil richliger troewwort wurdend ussgestossen —<br />

nämlich so solt sin frefler Snevogel') geredt hon: die Zuerich- ts<br />

burger waerid nit recht touft, so den boesen buren günstiger waerid;<br />

dan irem frommen burgermeister; ein Swab wäre besser, dan fier<br />

(26) Züricher; man mieste si stumpen, — do buntend sich | die, so<br />

verdacht schuld und fuer trügend, vast uebel entsizen, besorgtem!;<br />

sin gwalt wurd inen ze schwer, strangtend heimlich [688] die »><br />

gmeinden in stat und land wider an zeverkommen; dan Waldman<br />

getroewt hat, alle, so in der sach schuldig waerid, zekoepfen.<br />

Des namend sich die zuom Ryden fuernemlich ouch an, dan inen<br />

sunderlich sin gwalt und regiment überlegen was, machtend mit<br />

der gmeind anhang und anschlaeg, in und sine Zunftmeister, so &<br />

das regiment ganz in ire band gebracht haftend, zetemmen.<br />

Runet ie einer dem andren: es täte nimmerme gut, und wurde<br />

ein frle stat Zürich, ir frommen burger und undertanen nimmerme<br />

frig, dis regiment und regenten wurdid dan getemt. Also wurdend<br />

die selüt, ouch uss ussgeschribner form des berichts, als •">»<br />

erdichte 2 ), wider zuo grimmerer ufruor bewegt und ufgewiglet.<br />

') Schneevogel war einer der Stadtknechte, der aber auf W. ebenso<br />

grossen als schädlichen Einfluss ausübte.<br />

2) Man behauptete, W. habe die Vermittlung anders protokolliren<br />

lassen, als sie geschlossen worden.


342 1489<br />

[689] Rat den selueten und vermanung an ein stat Zürich<br />

von Bern geben.<br />

Schiktend hieruf zuo merem glimpf ires boesen fuernemens die<br />

seluet ein botschaft an ein stat Bern, kläglich rats begerend, uf<br />

5 dass so inen von iren herren einer stat Zürich, nach getanem<br />

ab-|scheid, nuet begegnete. Ward inen trungenlich und pitlich (27)<br />

geraten, si soeltind kein nuewerung fuernemen, da durch ir herren<br />

und gmein Eidgnossen wider si zuo ungnad bewegt moechtid werden;<br />

sunder in irer wisen und frommen obren Pflichtigen ghorsame<br />

io riewig des getanen abscheids volstrekung erwarten. On zwifel,<br />

so werde inen förderlich alle billicheit begegnen, darzuo si mit<br />

andren ir lieben [690] Eidgnossen iren fliss ouch welle fuerderlieh<br />

ankeren. Und von stund an schreib ein stat Bern einer stat<br />

Zuerich dis gehörte botschaft und gebnen rat zuo, si truewlich<br />

u vermanend, disen sorglichen handel, so nit allein iren, sunder<br />

ouch ganzer Eidgnoschaft zuo verderblicher unruow und schaden<br />

reichen moege, nach ir wisheit und gstalt der sach, mit demuot<br />

und gueete unverzogenlich zebegegnen, uf bessere zit etwas Schadens<br />

liden, grösseren zuoverkommen und ruow zuo erhalten; darzuo<br />

20 iren zehelfen si gar nuet ungespart wolle lassen. Besehenen mit<br />

vil fruentlichen, vernuenftigen worten, vor rat und burgern uf den<br />

ersten tag Aprelleni). Was zuo spat; dan uf den tag hat sich i. April.<br />

die ufruor schon erwegt. Welche, soglichs [691] ein stat Bern<br />

vernam, schikt si schnei uf den dritten tag diss monats dahin<br />

äs iren wisen statschriber, doctor Thuering 2 ), welcher, Waldmans<br />

gmeinschaft von etlichen verbuenstigen unruowstiftern unschuldig<br />

verlumpt, bald wider heim kart. Aber da belibend uf 9 wochen,<br />

bis zuo Stillung des gerueers, Anthoni Schoeni und Urs Werder,<br />

bed des kleinen rats 3 ). | (28)<br />

i) Miss. K. 448".<br />

*) Nach Raths-Man. 65 (63), S. 42 sogar schon am 2. April. Vergl.<br />

über diese Sendungen: Archiv für Schw. Gesch. IX. S. 281.<br />

s ) Siehe ihren Bericht an den Rath im Archiv f. S. G. IX., S. 279 n. ff.<br />

An diesen scheint sich A. wesentlich gehalten zu haben.


1489 343<br />

Waldmaus Baden heimfart, hat der stat und fuerzug der<br />

lantlueten.<br />

Also do VValdman etliche, nit vil, tag herlichen pracht und<br />

muot, nach allem lust, zuo Baden hat angericht, ward im von den<br />

sinen verkuent, wie dass die seifit, irs berichts usschriben erzuernt, 5<br />

wider zuosamen liefid, die ganze lantschaft [692] mantid und mit<br />

ganzer macht fuer die stat zeziehen understiendid; macht er sich<br />

uf, 6 dan si in ubervielid, kam heimlichs wegs in d'stat, liess die<br />

tor und werinen bewaren, gewapnete wacht halten, inert die<br />

statknecht, hiess si schlachtswerter ander iren uochsen tragen. 10<br />

So zugend die seluet, und mit inen von allen der stat herschaften,<br />

ouch etlich obervoegt, ussgenoinmen Wintherthur und das<br />

schloss Kyburg, vom vogt Felix Brenwald, hernach burgermeistern,<br />

unterhalten, über 6000 gwerter man, fuer die stat, berowtend die,<br />

so nit mit zugend, hieschend nach iedesse muotwillen vil vor un- «<br />

gedachter und ungebuerlicher sachen.<br />

[693] Gmeiner Eidgnossen und andrer boten ankunft,<br />

ouch wie Schnevogel erstochen ward.<br />

In dem kamend gmeiner Eidgnossen, so zuo Swytz tageten')<br />

(29) u«d andrer herren und staet botschaften | ilends dahin. Und als 20<br />

der herlich burgermeister Waldman mit der Eidgnossen boten<br />

zum roten Swert an der undren brück z'imis ass, hattend etlich<br />

burger ein anschlag geton, den Schnevogel, des morgens statknecht<br />

worden, von obgemelter und andrer worten wegen, ze<br />

erstechen, und ob sin her, der Waldman, zuliefe, des glich mit P<br />

im zehandlen. Griffend also bim wasserrad Hass, Kienast, Akli<br />

und Zeiner genanten Schnevogel an, stachend und huewend in, [694]<br />

dass er an stat bleib tod ligen. Was ein frischer, frefler, lichtvertiger<br />

man gsin und sunderlich geliebt vom Waldman, welcher<br />

im ouch wolt sin geloffen, wo er nit von Eidgnossen waere abge- 30<br />

wist und gwaltig hinderhalten. So ward den todschlaegern noch<br />

vor nacht ir friheit ufgeton und nie kein rechtvertigung um den<br />

todschlag ervordret.<br />

') Seit dem 10. März, vergl. Eidg. Absch. III. 1. 313.


344 1489<br />

Ufruer der statgmeind.<br />

Uf disen todschlag, mornedigs frie, was der erst tag Aprel, L April.<br />

mitwochen nach mitevasten, als der klein und gross rat und ouch<br />

gmeiner Eidgnossen von allen orten boten im rathus versäumet<br />

5 warend, erhuobend sich die uss der statgmeind, so mit den usseren<br />

verstand haftend, zugend mit gwerter hand fuers rathus, schruwend:<br />

welcher [695] ein guter Züricher wäre, soelte zii inen ston.<br />

Do ward ein ganz erschrokner zuolauf und ein grimmer, grusamer<br />

handel; schruwend, si weltid hie dannen nit wichen, inen wurdid<br />

io dan etlich haruss geben. Da hiesch ein ieder nach sinem muotwillen<br />

und hass. So sprachend etlich der Eid-1 gnossen: er muoss (30)<br />

euch werden. Und also so ward etwe menger biderman gheischen,<br />

dass, wo etlich der Eidgnossen haettid an diser sach ernstlich<br />

missvallen geliebt, nach ir trungenlichen manung und anriefen,<br />

,5 si bi der puenden recht moegen schirmen. Nämlich so fragt schulthes<br />

Seiler von Lucern etwe dick: welchen si me weltid haben?<br />

Waldmaus und siner mitritten gvaengnuess.<br />

Also wurdend gevaenklieh an[696]genominen und von der<br />

Eidgnossen boten, uf dass die grim gmeind nit hand, wie kum<br />

so verhiet, an si würfe, vom rathus in Wellenberg gfiert: der burgermeister,<br />

her Hans Waldman, Lienhart Oehen, obrister Zunftmeister;<br />

meister Heinrich Goetz, meister Uolrich Rüggier, meister<br />

Hans Biegger, meister Ruodolf Ryss, Ludwig Aman, statschriber,<br />

Erhart Eilend, obrister statknecht, Heinrich Bliiwel und Martin<br />

55 Beerenstruecker. So was der graw meister Uolrich Widmer •) zuom<br />

Frowenmuenster in d'friheit 3 ) entrunnen, lag darin verhiet bis<br />

uf den 17. tag Brachat, ward harussgenommen und enthoptet. tt.hm.<br />

Entsezung des alten und sezung eins nfiweu rats.<br />

[697] Do nun die oberzaelten gfaenklich behalten warend,<br />

so versamnet sich des tags die ganze statgmeind, ieztan | mit den (31)<br />

') Zunftmeister der Kaufleute, siehe hernach.<br />

l ) Die Freistätte.


1489 345<br />

lantlueten vereint, zuor wasserkilchen. Da ward den zunften fuergeben,<br />

wie dass Waldman ire stat Zürich hette wellen dem Roemschen<br />

kueng übergeben, das lant zwingen, sich uf Kyburg lassen<br />

grafen, ein vass halbarten in sinem keller, die schluessel zuon<br />

toren und ein zedel darin, sechzig burger zekoepfen verzeichnet, s<br />

hinder im funden, und der glichen sachen, und doch al erlogen;<br />

aber dem nid, so hie herschet, vil me gloeblich und beholfeni).<br />

Da mit die gmeind, über den Waldman und sinen anhang hart<br />

erzürnt, sazt den ganzen alten rat ab, mit nammen*): her Hans<br />

Waldman, burgermeistern, her Heinrich Roesten, alt burgermeister, i0<br />

her Heinrich Goeldlin, her Cuonracl Swenden 3 ), her Heinrich<br />

Aeschern, her [698] Hartman Rordorfern, her Felix Swartzmureren,<br />

al ritter; junkher Hans Meyern und sinen sun Gerolt,<br />

des richs vogt, Hans Meiss, Dominicus Frowenfeld, die hundschlaher,<br />

Wigand Zoller, Peter Efinger, Hans Oeri, Hansen Rey, is<br />

Felix Keller, den alten und jungen Hansen Aeschern, Hansen<br />

Engelhart, Felix Brenwalden, Fruedlin Blunschlin, Uolrichen<br />

Hochalm 4 ), Riedin Lochmau, Lienhart Stemmelin, Heinrich Werdmuellern,<br />

Gerolt Edlibach, sekelmeistern. Der zuenften meister:<br />

vom Safran: meister Thoman Swartzmurern, meister Thoman &<br />

Schneblin; zur Meisen: meister Heinrich Stapfern, Ulrich Grebeln;<br />

von Schmiden: meister Roechlin, Uolrich Schmid; von Mezgern:<br />

Lienhart Oehen, Steinbruechel; von Zimmerlueten : Hansen Buendern,<br />

Ruodolf Swytzern: von Pfistern: Heinrich Haben, Hansen von Wyl;<br />

von Ger-1wem: Heinrich Albrechten, Heinrichen Sigristen; von 2.-.<br />

Schuhmachern: Heinrich Wyssen, Jacob Köpfen; von Schnidern :<br />

Hansen Binzmeyern, Uolrich [699] Studern; von Schiflöten: Uolrich<br />

Ricklern, Heini Götzen; von Webern: Hans Bieggern, Ruodolf<br />

Ryssen; von Gremplern 5 ): Uolrich Widmern, Jacob Hoegnowern.<br />

') Vergl. Ober diese Gerüchte Dändliker a a. 0. S. 287.<br />

2 ) Das folgende Verzeichniss stimmt ganz genau mit demjenigen überein.<br />

welches Dändliker a a. 0. aus den Zürcher Kathsbüchern mittheilt, nur<br />

nennt A. unter den abgesetzten auch diejenigen mit, welche in den neuen<br />

Rath wieder eingetreten sind.<br />

3 ) Wurde nach Waldmanns Tode Bürgermeister.<br />

4) Soll heissen : Holzhalb.<br />

») Krämern, Kaufleuten.


346 1489<br />

Sazt ein nuew regiment, gnemt der huerne rat, in welchen fuernemlich<br />

genommen wurden die, so sich am lezesten stellen<br />

kontend, des Waldmaus doetliche vigend, ouch etliche der eren<br />

nit genoss und etlich unerwaelt, und macht Lasarus Goeldlin zöm<br />

s stathouptman. Als nun das nuew regiment solt anvahen in den<br />

sachen handien, und aber nun nuet anvahen kund, dem doch<br />

vor nuet recht lag und alle ding z'recht legen wuesst und wolt,<br />

muost es zuo im nemen etlich vom Ryden, — von denen doch alle<br />

unruow kam, und sust die gmeind mit Waldmans straf gestillet<br />

io waere, — so vor im rat warend gsin, nämlich her Heinrich Goeldlin,<br />

Aeschern, Swenden, [700] Rordorfern, al riter, und bed Meyer.<br />

So erwurbend der Eidgnossen boten, dass der alt burgermeister<br />

Roest, so da me in der stat und andren sachen wusst, wan die<br />

andren al, deshalb gegen der gmeind ouch in Unwillen bracht,<br />

15 ouch hinzuo geton ward. |<br />

Von Waldmans vergicht, gericht und euthouptung.<br />

Dis habend an zehandlen mit den lantlueten, so nit on der<br />

rosshut — also namtend si den Waldman — tod woltend abziehen,<br />

und mit den gevangnen. Do was kein ander mittel noch<br />

20 gnad, wan dass Waldman pinlich verjehen: er waere dem kueng<br />

von Frankrick vereidet, haette urteilen und sazungen eigens<br />

gwalts veraendret, sazungen lassen inschriben, sich und sine<br />

meister im gwalt bestaet, und also wider der stat [701] friheit<br />

und deren getonen eid gehandlet, in einem rechts- und richtungs-<br />

23 handel, Meyland berierend, 4000 ducaten abgetroewt und genommen<br />

i), vil frowen geschmaecht, und etlich ander artikel ungehoerter<br />

antwort. Soelte mit dem schwert vom leben zuom tod gericht<br />

werden. Und damit dise urtel förderlichen förgang naeme,<br />

kamend uss anschlag dri, die ir heinder zuo Stampfenbach im<br />

30 brunnen gnezt 2 ), als so vast swizend, för die bschlossen ratstuben<br />

ungstuem geloffen, sagtend: der Roemsch keiser zuge mit<br />

,) Von ähnlichen Anschuldigungen ist die Rede, Eidg. Absch. 111. 1.<br />

S. 229 und 291.<br />

2) Vergl. darüber Dändliker a. a. 0. S. 287.


1489 347<br />

macht über Rin, wueste und braute; so wäre Elgei) schon verbrunnen;<br />

weite den Waldman entschuetten und das land innemen.<br />

Und wie wol etlich richter den falsch wüstend, so was doch dem<br />

gineinen man dis mordliche luge [702] zuo den vor ussgespreiten<br />

lugnen ein raechige enzuendung. Darum nuet anders da was, dan 5<br />

(34) er muoss on verzug sterben. |<br />

6. April. Und also uf den 6. tag Aprel, was mentag vorm Palmtag,<br />

ward her Hans Waldman verurteilt und mit 200 gewapneter<br />

man zuo schif ussgfiert, vom se in Hegnowers matten, und da in<br />

manlicher gedult, vor grosser zal Iueten von stat und land, uf u><br />

einer bruege, nach dem im her Heinrich Aescher sine riterschaft<br />

hat abgenommen, enthouptet. Wie nun das lugenhaftig gschrei<br />

des uberzugs vom Roemschen kueng unders ergrimt volk was kommen<br />

, do Waldmans houpt lag, sprach der richter Gerold Meyer:<br />

«Lieben fruend, sind zuo ruewen! Minen herren ist iezan botschaft »<br />

kommen, dass nuet an der sach sie.» [703] Hie mit so schied dis<br />

mordliche luge iren saechern und boten ouch nuet. Also nam.<br />

wie ein anfang, ein.schnei end mitenander des Waldmans lib,<br />

er und guot. Es wurdend allenthalb sine zeichen und wapen usstilget,<br />

verworfen und zerschlagen, sin guot sinen vigenden geben, 2»<br />

nämlich 12,000 gülden den ufrueerischen lantlueten etc.<br />

Straf des Waldmans anhaenger.<br />

Do nun Waldman, als des unlidlichen gwalts houpt, ab was,<br />

uf dass von sinen glidern kein anders geschöpft, muostend die<br />

jl. April.glider ouch bestimlet werden 2 ). Also uf, on ein, den letsten tag 2»<br />

(35) Aprellen, was mitwoch nach der Osterwochen, wur-|dend Oehen,<br />

Goetz und Rickler 3 ), [704] und lang hernach Widmer, an gwonlicher<br />

richtstat, ouch enthouptet, Biegger und Ryss zuo vermuren<br />

verurteilt, der statschriber 4 ) in sin hus vereidet, und die andren<br />

ussgelassen. So bleib ouch der meistren keiner, und etlich der *><br />

i) Der Flecken Elgg.<br />

2) Wohl eine Anspielung auf die Lernäische Schlange.<br />

3 ) Lienhard Oehen, Heinrich Götz und Rigler waren Zunftmeister zur<br />

Zeit der Herrschaft Waldmanns; siehe oben.<br />

4) Ludwig Amann, Stadtschreiber seit 1483, nachher wieder im Amt<br />

bis 1501.


348 1489<br />

raeten, eren und guots halb nit ungestraft. Dan welcher vormals<br />

wider die, oder der einen, so iezt im huernin rat warend, etwas<br />

getan hat, da straft ie einer dem andren zelieb. Warend doch<br />

selbs in allen stucken schuldig, darum si die andren straftend.<br />

3 Warum aber, ist wol z'ermessen uss dem, dass, welche in dem<br />

struedel nit gericht warend oder in kurzem absturbend, kamend<br />

al wider in die raet und zuo allen eren; dan sich von tag zuo tag<br />

erfand fr unschuld, und dass da vil nid und hass mit grossen<br />

lugnen in ergangner [705] ufruor gebracht warend. Und doch,<br />

io wer gelitten, hat gelitten.<br />

Aendrung, schad und unhel des nuewen regiments.<br />

Dis huerne regiment regiert unss uf s. Urbans tag 1 ). Do<br />

ward nach alter gwonheit wider ein rat gesezt; zuo burgermeister<br />

her Cuonrat Swend, und zuo oberstem meister her Heinrich Goeldlin.<br />

in Ward do uss der stat seckel ein gmein herliche schenke, und<br />

eins jars so wol hus gehalten, dass, über den gelaerten statsekel.<br />

ein stat Zuerich, vor zinsens ledig 8 ), naher 20,000 gülden ufgebrochen<br />

verzinsen muost, und dass ab dem nuewen gwalt nit vil<br />

minder Unwillens ward, dan vor gwesen. Selten komt das best<br />

20 naher. | Wan so die lantluet ungebuerliche ding vordreten, must<br />

sich die statgmeind und rat wider von inen teilen. Und, so im<br />

gwalt nit iedese, insunders der grossen, wil, wie [706] nach<br />

Waldmans abgang verhoft, fuergang mocht hon, erhuob sich aber<br />

unlidikeit, und ward da geredt, ouch von denen, so dem Wald-<br />

25 man am heftigesten widerwertig warend gesin: es soelte und mieste<br />

anders ziigon; ouch so wäre den abgetonen unrecht bschehen,<br />

so unverantwort gericht und gstraft waerid. Deshalb abermals<br />

etlich uss der stat und etlich in d'friheit entfluhend, als so wider<br />

gschwornen eid und wider brief und sigel, nuewlich ufgericht, ver-<br />

;«> handletid. Da ward Gauss Hass, welcher vergangne ufruor hat<br />

geholfen anvahen und den Schnevogel erstochen, uss der friheit<br />

um vesperzit genommen und in Wellenberg gfiert, und nach dem<br />

muenster Ave Maria, am tisch markt uf einer bruege, mit viler<br />

') 25. Mai.<br />

') D. h. ohne Schuldzinse zahlen zu müssen.


1489 349<br />

gunst, enthouptet. Von den andren entrunnend etlich, [707] etlich<br />

windend gfangen, und uss denen, von worten wegen, wurdend<br />

mit dem swert gericht Claus Hassen swaeher und Hans Stemmeli.<br />

So murmlet die gmeind: wenn das metzgen ein end hette? Es<br />

waere zit ufzehoeren und ruow zehaben. Also tribt sicli die wieterl s<br />

selbs ab.<br />

Beschrifone ufrftr für ein exempel wol zebedenken.<br />

Obbeschribne ufruor ist menklichem wol zebedenken, dan<br />

si abgemalet anzeigt alle stuk, so ufruor verursachen mögend, ouch<br />

(37) was wesens und frucht si | bringe, die zu erkennen und erkant w<br />

zuo verhieten. Da ist uss sin selbs unerkantnuess und Vergessenheit<br />

der untraeglich uebermuot und git des herren Waldmans, mit dem<br />

schädlichsten volk der freflen schmeichleren gselt. Da ist der<br />

ergitig verbunst und nid, der bi gwaltigen, mit [708] widerwärtigem<br />

anhang und partl. Da ist die verwist, undultig, der frlung 15<br />

und nuewerung beginge gmeind. Da ist der ufruor unwesen und<br />

unfrächt, nämlich unordenlicher und mutwilliger gwalt und begwaltigung,<br />

burgerlichs frids, guots und bluots unsinnige zerrittung<br />

und Verschattung. Da ist ein klar exempel, was sich uf er, gut<br />

und gwalt zuo vertrösten, dass ein wankelmietige gmeind nit zuo 20<br />

verachten und nit uf si zuo buwen sie.<br />

Der ist ein gluekseliger man,<br />

Der mitel und mass treffen kau.<br />

Gerber und unniw in der Eidgnoschaft von wegen der<br />

Pensionen und reisgloeul.<br />

Wie wol nun erzaelter ufruor in der gschicht dargeton Ursachen<br />

gemelt sind, so ist doch deren, — uss welcher nit allein zuo<br />

Zürich, sunder in aller Eidgnoschaft aller boesen sachen [709]<br />

grund und urhab entsprungen, sich naert und mert — geschwigen:<br />

dass villicht bed partlen des gwalts, und ouch die mitler und so<br />

(38) schidluet gmeinlich in ir vervasset, si bedaktend, mit | nammen:<br />

die huldriche pension, da doch die mitrappen heimlich ser<br />

klagtend: wir koennen vor dem Waldman nit zukommen, er<br />

nimt von Oesterrich, Meyland, Frankrich und von Roemsch küng-


350 1489<br />

sehen, gibt wem und wie vil er wil. Es ist nit ze liden, man<br />

muoss glich machen, samnung weren und die reisgloeuf verbieten.<br />

So klagtend aber die gmeinden oeffenliclr. si waerid veil und verkouft,<br />

man mieste samnung halten, ire verkoefer, die pensioner,<br />

5 straffen und die pensionen verschweren.<br />

Gerueer der Waldstaetten.<br />

Und ward diss der gmeinden gmuermel so gross, dass ein<br />

gmeind zuo Lucern wider iren rat sich in Ostren erliuob. Ward<br />

glich mit abstellung der pension gestilt *). Item so ersuochtend<br />

io [710] die laender ir amptluet der sach halb; troewtend einer stat<br />

Bern; runetend iren undertanen, ouch mit ir hierum zehandlen.<br />

Darzuo so truzetend die Zuericher: es wuerde nun an anderen sin.<br />

Einer stat Bern fursehung und vereinung mit Fryburg,<br />

Biel und Solaturn.<br />

i5 Und darum, der untruewen loeufen halb, ein wiser rat einer<br />

loblichen stat Bern, gewarnt, in ir stat und land gwarsame fuersehung<br />

taet, damit sich nuet unverwart erhöbe. Gebot ir amptlueten,<br />

bi pflicht ir | eiden, huot und ufsehen zehaben, ermant die (39)<br />

undertanen bi schuldiger ghorsame, nuet ungebuerlichs anzevahen,<br />

*> sich nit lassen verwisen, sunder, ob si klag habid, die an ir<br />

gnädige oberkeit fridlich z'bringen, da inen alle billikeit solle<br />

und werde mit huld und ruow begegnen. Und zuo merer Sicherung<br />

beruoft ein stat Bern ire nachburen, [711] die dri staet Fryburg,<br />

Biel und Solaturn, die einen uberval an irem statschriber<br />

* erst hat erlitten 2 ), uf den 6. tag Meyen 3 ), vereideten sich mit 6. ü»i.<br />

enandren zuo gmeinem schirm fuer gwalt und ufruor, menglich und<br />

ieden sunders, so recht anriefte, zuom rechten zehandhaben; welchen<br />

eid, vor jaren gestelt, der fier stäten rät, burger und gmeind zuo<br />

') Pfyffers Geschichte von Luzern (auf welche auch Segessers Staatsund<br />

Rechtsgeschichte IL 403) verweist, nennt (I. 195) Pensionenverbote zu<br />

den Jahren 1485 und 1490; vielleicht ist hier vom letztem die Rede.<br />

') Heinrich Graswyl hatte den Stadtschreiber von Solothurn öffentlich<br />

beschimpft im Mai 1489.<br />

») Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 315.


1488 351<br />

•j. lai. sainmen tatend uf den 8. tag Mey •). Und mit semlicher fuersichtikeit<br />

und tapferkeit half eine lobliche stat Bern umendum<br />

friden, bleib ouch selbs mit allen iren landen in gutem friden.<br />

Vier unrueewiger artikel, von denen von Swytz angebracht.<br />

Damit aber unruow in alle Eidgnoschaft kaeme, haftend die von s<br />

Swytz uf einem tag zuo Brun[712]nen fier artikel beraten und angebracht,<br />

im abscheid der jarrechnung zuo Baden 2 ) verzeichnet also:<br />

Des ersten: von der Wat wegen in Saft'oy, da sie ein richtung<br />

gemacht, und den boten eben vil daruss gangen. Soelle erkonnet<br />

werden, wie darin gehandlet, und was den boten worden sie 3 ). | io<br />

(40) Zum andren hab in Gabriel Morasin 4 ) gsagt, dass im strit<br />

zuo Granson ob 100,000 gülden gewonnen, und einem jeden Eidgnossen<br />

wol 100 gülden zuo puet worden, wo man recht damit wäre<br />

umgangen; so sie einem under eim guldin und nit me worden; da<br />

si bedunkt, dass nit erberlich sie damit umgangen, soelle man die u<br />

sach ouch erkennen, was den boten soelichs gelts worden sie.<br />

Zuom dritten: nach dem und der kueng von Frankrich das<br />

ober Burgun geloest, und soelichs 5 ), ie so das geviele, kommen<br />

und den oerteren nach geteilt, soelle man ouch erkonnen, was<br />

desse den boten worden. 2«<br />

Zuom vierden von der pensionen, [713] mueeten und gaben<br />

wegen, wie man sich darin halten und das verkommen welle;<br />

dan es ein noturft sie, nach dem und man sähe, das es Zuerich<br />

nit wol erschossen, wo ein biderwe gmeind nit gsin wäre. Nun<br />

so sig es der und andren sacken halb not, dass sich die 25<br />

gmeinden allenthalben samlen und zuo semlichen sachen reden,<br />

•) Miss. E. 465». Der Wortlaut des Separatbundes, der am 8. Mai «in<br />

grosser geheimb» auf besonderin «Zeddel» an die 3 Städte geschickt wurde,<br />

scheint nicht mehr vorhanden zu sein.<br />

«J Eidg. Absch. III. 1. 324 (18. Juni).<br />

3) Bezieht sich auf den Friedensschluss nach dem Krieg mit Burgund.<br />

Die Schwyzer behaupteten, es sei damals nicht mit rechten Dingen zugegangen.<br />

4<br />

) Der in dieser Zeit viel genannte diplomatische Agent des Herzogs<br />

von Mailand.<br />

5<br />

) Nämlich das zur Lösung bezahlte Geld.


352 1489<br />

damit es hinfuera nit als bisshar gebrucht werde. Nun so habid<br />

der Eidgnossen boten zuo Stans ein verkomnuoss gemacht, so in<br />

eim artikel wist, dass sich kein sunderbar gmeinden samlen solle,<br />

das doch wider der Eidgnossen lob, nuz und er sie. Dan nach<br />

5 gestalt so sie not, dass sich semlich sunderbar gmeinden besamlid,<br />

dan es habe bisshar einer Eidgnoschaft nit übel erschossen,<br />

und dass man den selben artikel uss dem ver-|komnuessbrief tueege; (41)<br />

dan ir gmeind welle in darinnen nit haben.<br />

Einer stat Bern antwort.<br />

lo Uf die dri ersten artikel gab ein wise stat Bern dis antwort<br />

•): dass si nit anders wisse, denn dass sich eine fromme Eidgnoschaft<br />

durch ire boten gar erlich und wol gehalten hab, [714]<br />

und dass ouch semlich gelt, uss denen richtungen allenthalb<br />

gangen und enpfangen, gar erberlichen enpfangen nnd geantwort<br />

i5 sie, und si habe die iren, da bi gewesen, der ein teil tod und<br />

mit eren abgescheiden, für unverluempt luet; weite ouch denen, si<br />

siid tod oder lebend, gar ungern anders zuziehen, noch uf si<br />

grueblen; dan es zuo fruentlichem willen und löblichen stand der<br />

Eidgnoschaft nuet diene. So halte si ouch uf Gabriels so vil, als<br />

20 die bringe; wisse ouch niemand der iren, der sich anders zuo<br />

Granson und Muten hab gehalten, dan einem frommen man zustand,<br />

und bedunke si ouch, um selicher red willen wenig wider<br />

iemant zeglowen noch zehandlen, dan iederman siner eren zegoennen.<br />

25 Von der mueet, pensionen und gaben wegen habe si zuo andren<br />

tagen geantwort; so vil gmein Eidgnossen soelich abzustellen<br />

zuosagen, so welle si sich nit davon suendren, und irem alt harkommen<br />

nach semlich Ordnungen und sazungen tuon, dass si hoff<br />

an ir und den iren soelle ganz nuez erwinden. Dan was zuo lob><br />

*> nuz und guten ruowen gmeiner Eidgnoschaft dienen möge, welle<br />

sie getruewlich helfen handien nach allem ir vermögen. Da bi<br />

welle si ouch bliben. | (42)<br />

•) Davon ist nichts mehr zu finden, vielleicht absichtlich nicht eingeschrieben.


1489 353<br />

[715] Des gemachten Vertrags halb zuo Stans und samnungen<br />

der gmeindeu hindern) rechten gwalt, hat si vor geantwort, das<br />

und anders sie durch gmeiner Eidgnossen volkomne anwaelt, und<br />

foesunder in laenderu durch ir ganze gmeinden mit wol bedachtem<br />

müt und langem wider- und fuerbringen, dan es ine dan einen tag r><br />

gebrucht hab, zuo Wandlung des burgrechten der fünf stetten, angenommen,<br />

beredt, verbrieft und besiglet, und aller erberkeit ein<br />

trost; koenne dar von nit ston, um einicherlei sach willen. Und<br />

das si aber ir antwort, dan si doch kein gmeind habe, ouch nie<br />

gehept. Bi welchem irem altharkommen si ouch meint gueetlich 10<br />

ze bliben. — Bot: venner Niclaus zer Finden. - Ermant oucli<br />

sunderlich die stett, darvon nit zewichen. Tat das wislich, dan<br />

ein gmeind ist ein sorglich, ungestiem weter, ein unberitten,<br />

unzempter hengst.<br />

Von abstellung der pension und reisgloenf. ir.<br />

Wie sich nun in aller Eidgnoschaft vil gemiirmels und<br />

Schreckens uss [716] deren von Zuerich erschrockenlichem ufrür<br />

und uss andrer orten sorglichen gerueeren hat erhaben, witeren<br />

schaden zuo verkommen, ward ein mal gmeinlich die rechte desse<br />

(43) und andrer schaden grundwurz, pension, harfuerzogen, und an ofnen| w<br />

tagen hart, als einer frommen, loblichen Eidgnoschaft zertrennerin,<br />

ja verraeterin und zerstörerin, verklagt. Ie doch so was in der<br />

sach einem teil ein frommer ernst, dem andren ein gütiger verbunst<br />

oder schuldige forcht. Deshalb, wie wol vil und lang<br />

hierum taget, und ein gmeine Satzung und Ordnung wider miet, »<br />

gaben, schenk, kroin, lihen, dienstgelt, pension, provision und<br />

derglichen Tuetsch und Welsch nammen. item und wider das<br />

unghorsam. mutwillig reisgloeuf, uf gmeinem tag zu Lucern, gehalten<br />

uf mitwoch vor Urbani'), wol und flissig in gschrift vergriffen,<br />

ouch in etlichen orten gschworen, so kunt doch dis ord- so<br />

nung keinen bom fänden, daran si ganz und [717] fri anhafte;<br />

dan mitan ward an und vom Französischen kueng geworben, die<br />

alte sines raters vereinung, so pension gab, nfzerichten*).<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 318 (20. Mai).<br />

*) Botschaft des Königs. Eidg. Absch. III. 1. 325. (18. Juni,)<br />

28


5<br />

354 1489<br />

Also der ein mal ingepflanzt git, so ein starker abgot ist,<br />

mag kum, dan durch ein stärkeren waren got ussgeruet werden.<br />

[718] ") Des herzogen von Burgun guldener sessel gon<br />

Einsidlen gäbet.<br />

Uf obgemeltem tag, durch vilvaltige pit deren von Switz,<br />

schanktend gmein Eidgnossen des herzogen von Burgun guldinen<br />

sessel unser lieben frowen gon Einsidlen •).<br />

[719] Die von Zug von fuergenommenem zug abzogen.<br />

Item, unangesehen diser inländischen, unriewigen loeufen, so<br />

io hattend die von Zug, von wegen etlicher an-1 Sprecher, ein reis (44)<br />

widern kueng von Frankrich in Burgun ffirgenommen. Wurdend<br />

kum durch einer stat Bern und andrer Eidgnossen vermanung<br />

verhalten').<br />

Das nuew kloster zu Roschach verbrent.<br />

i5 Noch so mochtend die inländischen unfüren nit so wol verhiet<br />

werden, wan dass die Appenzeller, S. Galler und gotshusluet<br />

3 ) ufrueerisch irem abt Uolrichen sinen buw des nüwen klosters<br />

zuo Roschach an S. Jacobs abend ze boden brantend und 24. Joli.<br />

zerrissend 4 ). Ward gericht, wie in nachgendem jar stat geschriben.<br />

M [720] Von etlichen sundren gschaeften einer stat Bern.<br />

<strong>Teil</strong>nng zfi Aelen mit Sanen.<br />

Im ersten monat diss jars hat ein stat Bern iren burgern<br />

von Sanen 5 ) den dritten teil der gueeteren, so si zuo Aelen hond,<br />

*) Circa l'/i Seiten sind hier durchgestrichen.<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. 318.<br />

2) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. 316. 317 (Mai 1489).<br />

3 ) Die Unterthanen des Abts, zum Unterschiede von der Stadt St. Gallen.<br />

4) Vergl. Eid. Absch. III. 1. 334 (27. Okt. 1489). Alles nähere siehe<br />

hienach zum Jahre 1490.<br />

s ) Seit 1403 durch Burgrecht verbunden.


1489 355<br />

von sich abgesuendret und gescheiden, nach lut harum gemachter<br />

briefen 1 ).<br />

Straf der unghorsamen reiseren.<br />

Item des monats den unghorsamen reiseren, reisgloeuf zeverkommen,<br />

straf ufgesezt J ). Einer so uf dem weg inner der Eid- 5<br />

gnoschaft angenommen und gwendt, sol 5 pfund; ist er ussert<br />

der Eidgnoschaft gsin, hat aber nit gsworn, sol 10 pfund geben,<br />

oder die im turn, mit wasser und brod, ein wuchen ein pfund,<br />

ablegen. Ist er einmal meineid worden, sol 10 gülden, oder wie<br />

(45) ob ablegen, ein wuchen | [721] ein gülden. Ist er zweimal 10<br />

meineid, soll 20 gülden geben, oder wie vor stat ablegen, darzue<br />

meineidig und erlös sin. Ist er drimal meineid, sol mit im, nach<br />

verdientem rechten, vom leben zuom tod gehandlet werden; des<br />

glich mit iedem, so nach disem gebot meineidig wirt.<br />

Liess ouch den iren, so in froemden reisen warend, allent- is<br />

halben harheim gebieten.<br />

Ljn„p<br />

Bftss Rotelfingers, so unser Frowen schmaecht.<br />

Uf den 24. Jenner, was samstag, ward von raeten und burgern<br />

erkent, dass Niclaus Rotelfinger soelte den ganzen tag im<br />

halsisen ston, und da dannen von stund an an d'heiligen sweren, 20<br />

dem heiligen vater, dem babst, personlich, in gschrift ires statschribers,<br />

sine misstat fuerzetragen und deren von siner heilikeit<br />

gwalt [722] ein gschriftlich absolutz erwerben und heimbringen.<br />

Was nämlich, dass er in einer irten, sich siner laster riemend,<br />

sagt: unser Frow hülfe eben als wol zuo bösem als zu guotem; »<br />

dan er lang um eine gebuolet hätte, und nie nuet mögen schaffen,<br />

biss er sich zuo unser Frowen enthiesse: die haett im geholfen.<br />

Und do in sine gsellen der unred straffend, sagt er: was si druss<br />

weltid machen? Unser Frow haette sich ouch lassen etc. 3 ). |<br />

i) Raths-Man. 61 (58), S. 17 (9. Januar).<br />

2) Miss. E. p. 205 und 206 (vom 5. Januar).<br />

3) Am 23. und 24. Januar 1489 vor Räthen und Burgern verhandelt<br />

(Raths-Man. 63 (62), S. 64 und 67).


356 1489. 1490<br />

Versehung um körn und widern fuerkouf. (46)<br />

Item von tuere wegen so taet ein stat Bern insehen; gebot<br />

den kloestern, ir körn in d" stat, und den lantlueten, keins uss dem<br />

land zefueeren. Verbot den fuerkouf ganz, und den gremplem bi<br />

5 2 pfund buoss, vor mittag nuet uf marktag zekoufen 1 ).<br />

[723] Ein stat Bern den salzkouf übergeben.<br />

Item, von wegen undanks der unverständigen lantlueten, mit<br />

Bit kleinem verlust, übergab ein stat Bern den salzgwerb iren<br />

schafneren, Niclaus Torman und Benedict Ireney, mit den schulio<br />

den zuo verwalten 2 ).<br />

Salzbrun.<br />

Und den Salzbrunnen, uf sin beger, dem probst von Hinderlappen<br />

3 ). Liess die oren an der kappen 4 ).<br />

i5 [724 und 725 leer. 726.]<br />

1490.<br />

Babst: Innocentius VIII. 6. Keiser: Fridrich III. 51. Roemscher<br />

kueng: Maximilianus 5. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 7.<br />

Schulthes: Diesbach 10. |<br />

Dass der Roemsch keiser nach des Uugerschen kuengs tod (47)<br />

» Oestrich wider innam.<br />

Im jar Cristi Jesu 1490, als der herlich kueng Mathias von<br />

Ungern, — in Werbung an gmeine Eidgnossen um Verlängerung<br />

siner vereinung, so des jars endet, berueert, — gechlingen zuo Wien<br />

gestorben 5 ), mant der Roemsch keiser das rieh und gmein Eid-<br />

25 gnossen, mit im zeziehen, sin erbland Oesterrich, und ouch das<br />

Ungerisch kuengrich, sinem sun bi gemachtem vertrag zuständig,<br />

') 17. Oktober und 25. November (Miss. ü. 39 und 56).<br />

2 ) Eine Uebereinkunft mit den Salzherren, aber ohne Nennung der<br />

Namen, steht im Raths-Man. 63 (62), S. 124 (20, Febr. 1489).<br />

3) Davon ist in den Akten nichts zu finden.<br />

4) Offenbar sprüchwörtliche Redensart.<br />


1490 357<br />

zu erobren. Zoch hinab mit sinem sun, dem Roemschen kueng,<br />

nam Wien, Nuewenstat •), und was im die Ungeren genommen<br />

haftend, wider in besatz und bherschets.<br />

[727] Wie kueng Lassei von Behem, wider dri anfechter,<br />

kueng zii Ungeren worden. 5<br />

In dem, wie der abgestorben kueng nur ein basthart und sine<br />

kuengin, Beatrix, kueng Ferdinands von Napols tochter, iezt witwen,<br />

hinder im hat verlassen, bede mit anhang und richtuom<br />

vervasst, wagt sich der basthart Johans in einen harten strit, in<br />

welchem er die krön, im von sinem vater gönnen, verlor. So w<br />

ruestend sich, die zuo beziehen, der Römsch kueng, der kueng von<br />

(48) Behem und sin briider. Do swuor der merteil | der edlen der<br />

kuengin, gabend iren gwalt, ein kueng zuo erwaelen und glich zuo<br />

nemen. Er[727]walt und nam si ouch, mit gevallen der Ungern,<br />

den kueng von Behem, kueng Casemirs von Polen aelsten sun, Las- 15<br />

sein 2 ); welcher do das kuengrich Ungern behielt wider sinen<br />

bruoder Johan Albrecliten; — Hess im das kuengrich Poland, den<br />

ich zuo Krakow hab gsehen krönen 3 ). —<br />

Des Roemschen kuengs in Ungern tat.<br />

— und wider den Roemschen kueng, welcher im Stuolwissen- w<br />

bürg mit vil bluots und guots angewunnen 4 ), für Ofen zogen was;<br />

wurdend da die lanzknecht und riter, mit geding guter puet und<br />

böser bzalung, abtrent und zerstroewt 5 ); also dass in der Ungerisch<br />

kueng, nah ilend, bloss mit erlitnem kosten, Hess wider in<br />

1) Wien im Anfang Juli 1490. Wiener-Neustadt bald darauf.<br />

2) Ladislaus, Sohn Kasimirs IV. von Polen. Die Krönung fand statt ani<br />

21. September 1490.<br />

3 ) J. A. machte ebenfalls Anspruch auf Ungarn, wurde aber von Ladislaus<br />

besiegt und gefangen, dann freigelassen und als König von Polen anerkannt.<br />

Die Krönung fand am 27. August 1492 statt, zu welcher Zeit also<br />

A. sich in Krakau befunden hat.<br />

4) Am 17. November 1490 (Lichnowsky VIII, 152).<br />

5) Lichnowsky VIII, 153. Ulmann, Kaiser Maximilian 1. Bd. I, S. 1<strong>05.</strong><br />

Erst von hier an kann das eben erschienene Werk benutzt werden.


358 1490<br />

Oesterrich ab- und heim varen und des Ungerischen richs titel<br />

on besitzung schriben.<br />

[729] Undank kueng Lasseis gegen der kueugin.<br />

Da nun diser kueng Lassei, ein wiser, wolgestalter her, der<br />

5 ouch vil glueks widern Tuerken erlangt hat, siner riehen zu ruowen<br />

kam, hielt er undankbarlich die fromme, doch unkindbare kuengin<br />

so uebel, dass si 1503 gon Napols zuo irem bruoder, kueng Fridrichen,<br />

fuor, und der kueng ein ander wib uss Frankrich im liess zufielen<br />

1 ), von welcher er hat erben, wie er begert, doch nit lang<br />

io regierend, gelassen. |<br />

Werbung des Roemschen kuengs an gmein Eidguosscn um<br />

bstaetigung der erfoeinuug, mit verkuendung der Übergebung<br />

der landen herzog Sigmunds.<br />

E und aber der Roemsch kueng Maximilian hinab in Ungereu<br />

iö [730] zoch, hat im sin veter, herzog Sigmund, so zuo regieren<br />

alt und krank und on elich mansnammens liberben was, als<br />

sinem einigen erben,_ alle sine land und herschaften fri ledig<br />

übergeben. Weliche Übergebung er durch gschrift und durch<br />

gwalts botschaft, nämlich her Bilgern von Ryschach, gmeinen<br />

->o Eidgnossen verkuent'), liiemitan trungenlich ir gnaediger, guoter,<br />

fridlicher und verpuendter nachpur, in aller gstalt und me<br />

dan sin veter wäre, zesin. Begab sich inen nach getaner berednuess,<br />

verpflichte hilf nachzelassen; für ablassung des oeffnungeids<br />

der fier staeten und des Swarzwalds 10,000 Rinscher<br />

->s gülden zegeben; den orten, so nit bestaetigung irer friheiten<br />

haettid, die zeschenken; darzuo graf [731] Jörgen von Sangans<br />

und Werdenberg, siner ansprach halb an herzog Sigmunden, 4400<br />

Rinscher gülden usszerichten, oder recht um die und ander sacken<br />

nach lut des ewigen fridens lassen walten 3 ). Dise verkomnüss,<br />

i) Anna, Gräfin von Candal, Urenkelin Karls VII.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. 354 (21. Juni).<br />

3 ) Dieser Streit des mit den Eidgenossen verbündeten Grafen Georg<br />

beschäftigte die Tagsatzungen schon seit 1488 (vergl. Eidg. Absch. III. 1).


1490 359<br />

nach der länge mit vil fridlichen und erlichen artiklen, von beiden,<br />

des kuengs und der Eidgnossen, raten zuo Lucern in gschrift<br />

gestelt'), warend, wie billich, vast nuzlich und ganzer Eidgno-<br />

(50) schaft me, dan dem kueng erlich, willig und begirig | anzenemen<br />

und ze volziehen. Die sechs ort, nämlich Zuerich, Bern — hat sundre s<br />

mueeg — Lucern, Ure, Underwalden und Zug. So batend Fryburg<br />

und Solaturn, dass man si ouch in die vereinung und zuom teil<br />

der 10,000 gülden Hesse kommen; aber Swytz und Glaris, von<br />

des genanten grafen, ires lantmans wegen, warend [732] so vast<br />

darwider, dass die von Swyz die von Lucern truzlich davon io<br />

mantend und die sach diss jars, über vil fruentliche ankerung',<br />

lünderhuobend. So batend die andren Eidgnossen dise, von<br />

gmeiner ßr, nutzes und frids wegen harzuo zeston. Mantend si<br />

streng, ie doch nuet on recht krieglichs, wie si fuernamend, wider<br />

das hus Oesterrich anzevahen, sunder gemachtem bericht oderm is<br />

angebotnen recht zevolgen; dan ouch die tueren sorglichen louf<br />

keinen krieg erliden moegid. Hie bi, so schlief der unriewigen<br />

Franzosen pratik ouch nit, so da Brittanien mit gwalt muostend<br />

vorm Roemschen kueng erhalten.<br />

Missif vom Roemschen kueng ofogemelter sachen halb. »<br />

Maximilian, von Gottes gnaden Roemscher kueng, zuo allen<br />

ziten merer des richs, erzherzog zuo Oesterrich, herzog zuo Burgun,<br />

Braband, graf zuo Tyrol etc.<br />

[733] Ersamen, lieben, getruewen! Als dan der hochgeborn<br />

Sigmund, erzherzog zuo Oesterrich, unser lieber veter und fürst, «s<br />

(51) uns uss sundrer neigung und vaeter-1 licher truew, so sin lieb zuo<br />

uns, als sinem naechstgesipten fruend tragen, ouch in ansehung,<br />

dass sin liebe mit manlichen libserben nit versehen, mit guotem<br />

alter beladen, ouch täglicher invallender krankheit und abnemen<br />

siner person wartend ist, der inneren und andren aller siuer m<br />

liebe landen, herschaften und gebieten abgetreten, und die zuo<br />

unsern handen gestelt, haben wir von derselben siner lieb ver-<br />

i) 9. Oktober (Eidg. Absch. III. 1. 370). Ueber die Haltung von Schwyz<br />

und Glarus ebendaselbst.


360 1490<br />

standen, wie ir uech vor nachpurlich gegen siner lieb und der<br />

selben landen und lueten gehalten, und ouch alzit guots willens<br />

geflissen haben; das wir ouch im aller besten nit hond wellen<br />

verhalten, in ganzer, ungezwifleter zuoversicht, ir werdend uns nit<br />

5 minder achten, dan sin lieb, uech nachpurlich gegen uns, unseren<br />

landen und lueten halten und guots willens flissen; das wir ouch<br />

hinwider zetuond, uech gnad und guten willen zuo bewisen, so vil<br />

wir iemer könnend und mögend, und uns hinwiderum nachpurlich<br />

zehalten, ganz gneigt sind. Geben zuo Insbruck, am 27. tag<br />

w Merz, im jar 1490, unsers richs im fünften. fS-.Un.<br />

Den ersamen, unsern und des richs lieben, getruewen, gmeinen<br />

Eidgnossen von staeten und landen •).<br />

[734] Gsiich der Venedier an d'Eidgnossen, von etlicher<br />

gefangnen wegen zu Wesen.<br />

is Wie sichs hat begeben vor acht jaren *), dass die von Swytz<br />

und Glaris, — uss gheiss des baebstlichen bo-|tens, zuo gunst dem (52)<br />

babst Sixto, so da gwalt: eid, gluebt und gleit zuo brechen, — einer<br />

Venedischen botschaft, so durch ein Eidgnoschaft im gleit zuom<br />

kling von Frankrich reit, ouch wider irs amptsmans geben gleit,<br />

a> zwen jung edelman angenommen und die zuo Wesen über zwei<br />

jar, unss nach des babst tod, wider vil pit und inanung der andren<br />

orten, sunderlich Bern, gfaenglich gehalten, und nit dan mit ranzung<br />

ledig gelassen, — hieschend die Venedier hernach biss in diss<br />

jar des gleitbruchs und der gfangnen kostensabtrag; [735] und<br />

->5 als inen mit gueete nuet begegnen mocht, schluogend sie ein Schätzung<br />

uf der Eidgnossen koufluet, nämlich: welcher in ir stat fuer hundert<br />

ducaten koufte oder verkoufte, solt ein ducaten Schätzung<br />

über gwonlichen zol und gleit geben, biss si ires Schadens abtrag<br />

ervolgtid. Do nun die von S. Gallen und ander koufluet sich<br />

» der Schätzung beklagtend, vermeintend etliche ort, ouch hingegen<br />

uf ire koufluet und gueeter zehalten; das ein fromme stat Bern<br />

i) Wurde am 21. Juni zu Luzern den Eidg. Boten vorgelegt (Eidg.<br />

Absch. "III. 1. S. 354).<br />

2) Vergl. oben S. 196.


1490 361<br />

widerriet und den iren verbot. Meint, nach dem inen unfruentlichs<br />

und unbillichs wäre begegnet, soelte das mit fruentschaft und<br />

billichheit abtragen werden. Wie dan beschach, durch iren und<br />

deren von Lucern boten, dahin in der kouflueten kosten und in<br />

gmeiner Eidgnossen nammen gevertiget •). 5<br />

[736] Es warend zwen, nit rieh, aber guts gschlechts edlen,<br />

soltend an den Franzesischen hof gefiert sin worden; sind bed<br />

3) um dises jar fuernem gsin, | sonderlich der Justinian 2 ), in vilen<br />

sprachen und kuensten verrueemt, des herzogen von Venedy canzler<br />

der ander, de Calchis, des herzogen von Meyland canzler; dero- 10<br />

halb der Venedisch herzog, Augustin Barbadiers 3 ), in sineni<br />

und siner stat nammen gmeinen Eidgnossen und sunderlich einer<br />

stat Bern, oft und fruentlich hat ziigeschriben. Aber der babst<br />

muost recht hon, und ouch die, so siner helligkeit anhangtend,<br />

wie wol er die Venedier mit beden siuen schwerten on recht 15<br />

grim verfolget. So sucht aber und vindt oftermal getaner schad,<br />

wie ouch guttat, sine widergeltung. Darum, was man tuot, wol<br />

vor zebedenken.<br />

[737] Krieglicher spau zwischen S. Galleu, Abtzel und<br />

den gotshuslüteu an einem, und dem abt vou S. Gallen so<br />

und den vier orten Zuerich, Lucern, Swytz und Glaris<br />

am audren, von wegen des nuewen klosters Roschach.<br />

In disen jaren ist gwesen ein vast huslicher, richer abt zuo<br />

S.Gallen, mit nammen Ulrich Gueel 4 ), ein Suntgöwer; der, als er<br />

sich nit wol mit der stat mocht betragen, und nit plaz noch 25<br />

gelegenheit hat, sin kloster nach begird zebesseren und zebuwen,<br />

huob er an, mit gunst und friheit des Roemschen babsts<br />

und keisers, ouch mit willen siner Schirmherren, der 4 orten 5 ),<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. S. 359 u. 361 (23. Juli u. 4. August).<br />

2) Giustiniani; der Name des Zweiten ist oben (S. 190 Anm. 2) — St.<br />

und W. folgend — anders angegeben.<br />

') Ag. Barbarigo, Doge von 1485—1501. .<br />

4) Ulrich VI1L, eigentlich U. Rösch, eines Bäckers Sohn aus Wangen<br />

im Allgäu, Abt von 1463—1491. Guel (Hahn), wahrscheinlich Spottname;<br />

sonst heisst er auch Itothkopf und Rothfucbs.<br />

s ) Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus.


362 1490<br />

aber doch mit grosser widerred und klag | der stat [738] S. Gallen, (54<br />

Abtzel und siner gotshuslueten, in sinem des gotshuses eigentuom,<br />

ertrich und herschaft zuo Roschach, so harzuo hat alle wolgelegenheit,<br />

ein nuew kloster zebuwen.<br />

s Buw und zerstoerung des nfiweu klosters zu Roschach.<br />

Und als er nun ob 12,000 guldin verbuwt, den buw höh<br />

uf gefuort, ein capell und andre zuogmach volendt, kamend die stat<br />

S. Gallen, Abtzel und die gotshusluet in einen so grossen verdriess,<br />

dass, wie wol der abt mit sinen Schirmherren, der fier orten<br />

io boten, recht anruoft, si in naechstvergangnem jar, uf S. Jacobs<br />

abent 1 ), mit 1500 gwerter man dahin zugend, und, wie si oft getruewt,<br />

das nuew kloster, die gwichte capell und gmach verbrantend<br />

und uf den boden zerrissend 2 ). _<br />

[739] Klag des afots.<br />

15 Do nun der abt, gmein Eidgnossen, und sunderlich die fier<br />

ort Zuerich, Lucern, Swytz und Glaris, so im mit burgrecht und<br />

zuo schirm verpflicht, um enpfangnen schaden und um abval<br />

siner lueten sich vast hoch erklagten und hilf zuo rechtlicher widerkoer<br />

ervordreten, ward hierum von den uberigen 6 orten, die<br />

so sach gueetlich oder rechtlich zuo betragen, vil, unss in diss jar,<br />

tag geleist 3 ).<br />

Mitler.<br />

Insunders so hat ein fridsame stat Bern, nit mit wenig<br />

kosten und arbeit, durch ire ratsboten, nämlich iren | schult- (55)<br />

25 hessen, her Wilhelmen von Diessbach, her Adrian von Buobenberg,<br />

Gylian von Rimlingen, Ludwig Ditlingern, Anthonin Schoenin,<br />

Joergen von Lopen, von anfang biss zuo end der sach, die [740]<br />

fridlich und gueetlich abzerichten. dass da nit uss grossem beschehnen<br />

schaden noch grosserer beschalle, zwischen beiden par-<br />

') 24. Juli 1489!<br />

2) Vergl. oben S. 351.<br />

3 ) Vergleiche namentlich den Bundesbrief der Gotteshausleute und<br />

Appenzeller vom 27. October 1489 (Eidg. Absch. III. 1. 384).


1490 363<br />

tien mit den andren fuenf orten, ouch mit dem bischof und der<br />

stat Costenz, und mit, den grafen Jörgen von Sangans und Werdenberg<br />

und Gaudenzen von Moetsch •) sich so schidlich und mittel<br />

gehalten, dass naher bed part klagtend, nämlich die fier ort:<br />

si waerid ineii abständig und nit zuzogen; der ander part: er s<br />

wäre verlassen, wie wol er sich uf ir verwalten uf die 6 ort<br />

alles spans zuo recht hätte verabscheidet, etc. 2 ).<br />

Uszug und reis der vier orten gon Wyl und Gossow,<br />

und ufgebung der gotshusliiten.<br />

Dennocht so mocht diser span nit anders geschlicht werden, w<br />

wan dass die vier ort, die gotshusluet ghorsam zemachen, ouch<br />

die iren, im schloss zuo Roschach belaegret, ze [741] entschuetten,<br />

2. Febr. mit iren paneren uf der Liechtmes tag uszugend.<br />

Von Zürich der burgermeister, her Cuonrat Swend, ritter<br />

mit 4000; von Lucern 2500, mit ir nuewen, vor nie gebrückten >«<br />

paner des oelbergs; von Swytz und Glaris ouch ir zal. Kamend<br />

zuo Wyl im Turgoew ob 10,000 man stark zuosamen, zeverhieten,<br />

/56) dass die Turgoewer | nit den gotshusliiten zuovielid. Schiktend<br />

ire manbrief den andren orten, und ir absagbrief den gotshuslueten<br />

und iren anhaengern, S. Gallen und Abtzel. Ergabend sich 20<br />

da von stund an ein zal der gotshusliiten. Zugend da danuen<br />

gon Gossow, namend und wüstend was da funden. Do kamend<br />

harzuo die von Zug mit ir paner und ouch die schidluet; verschilfend,<br />

dass sich die unghorsamen gotshusluet al an irs lierren<br />

und der orten gnad, straf und ghorsame ufgabend und swuorend. »<br />

[742] Ward inen zuo straf ufgelegt, dem abt 3000 und den fier<br />

orten 4000 gülden zegeben, und ir schad geacht für 20000 gülden.<br />

Reis gon Roschach und vertrag mit den Appenzellem,<br />

da das Ryutal den 4 orten uebergefoen ist.<br />

1 PAr. Uf den 8. tag Hornung zugends da dannen gon Roschach, so<br />

die Appenzeller anzegrifen; do santend die von S. Gallen ir<br />

,) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 339.<br />

«) Bezieht sich auf den am 17. November 1481 durch die sechs Orte<br />

Bern, üri, Unterwaiden, Zug, Freiburg und Solothurn zu St. Gallen abgeschlosseneu<br />

Vermittlungsvertrag (Eidg. Absch. III. 1. S. 335).


364 1490<br />

gschrift zuo inen, begerend gleit und plaz zuo fridlichem gespraech.<br />

Desglich tatend die von Appenzell, zeigtend mitan, wie ir aman<br />

Swendiner und ir venner mit irem sigel entwichen; woeltid inen<br />

die, als diss misshandels saecher, ze strafen hon uberantwort.<br />

5 Wärint gneigt, was die 6 ort inen uflegtid, willig zcliden und<br />

ze leisten, und hinfuer, wie vor, mit einer Eidgnoschaft in hulden<br />

zeleben und bliben. Da gabents inen kein antwort, sunder ervordreten<br />

das Ryntal, sicli angends den 4 orten gueet[743]lich oder<br />

zwungen ufzegeben. Haftend die Dockenburger und Sanganser<br />

io darin zeziehen verordnet; und als | si uf dise vordrang mornedigs (57}<br />

frieh woltend ins Ryntal sin zogen, kam an der nacht der aman<br />

Zichler von Abtzel, selbffmft on gleit, dess man sich verwundret.<br />

Erklagt sich höh und ernstlich irs anligens, entschuldiget, bat<br />

und vermant: woeltid si gnaediklich, als einer Eidgnoschaft veris<br />

wanten, bedenken. Ward im, nach ruher ofnung irs misshandels,<br />

geantwort: es waere gar nuet zuor sach zereden, si ubergebid dan<br />

vor den fier orten fuer eigen das Ryntal, Ryneck, Hohensax und<br />

alle lantschaft, so si ussert ir alten lantmarch inhaettid, ergaebid<br />

sich schuldig zuo recht, baetid gnad, gaebid heruss die urhaeber und<br />

2» verswueerid, S. Gallen kein bistand zetuon. Dess nam der aman<br />

unss morn ein verdank [744], heimzebringen; kam er noch der<br />

nacht wider und begab sich in nammen des ganzen lands, al<br />

ufgelegte artikel anzenemen und zehalten. Also von stund an<br />

namend die fier ort — Zug hiesch nuet — gevordrete herschaft in<br />

» und besaztends als ir ie gwesen eigentuom, was 20,000 gülden<br />

wert gschaezt'); sprechend inen darzuo, 4000 gülden an kosten und<br />

4500 gülden dem abt fuer wueestung zebezalen.<br />

Zürich und Glaris aubringeu und daruf einer stat Bern<br />

antwort.<br />

a> Indes, uf den 7. tag diss monats, erschein vor kleinem und l. '*'•<br />

grossem rat einer stat Bern ein botschaft von Zürich und Glaris 2 ),<br />

i) Den Uebergabsvertrag siehe Eidg. Absch. III. 1. S. 339 (vom<br />

10. Februar, Gossau).<br />

2) Raths-Man. 71 (67) S. 91 u. ff. Vergl. auch schon Eidg. Absch. III. 1.<br />

S. 336 und 337 (vom 2. December 1489).


1490 365<br />

anzeigend, dass si nit weltid den abscheid, on ir willen und wissen<br />

(58) getrof-|fen, halten, in welchem die 6 ort mit obgemelten mitlern,<br />

zuo S. Gallen versamt, alle spaen hattend zuo unverzogenlichem und<br />

[745] unwaegerlichen rechten verdaedinget und in ein versigleten<br />

abscheid genommen •). Bi dem, krieg zuo vermiden und frid einer &<br />

Eidgnoschaft zuo erhalten, ein wise stat Bern verharret, und<br />

daruf bed partien zuo frid und recht trungenlich ermanet, von<br />

ufruor und gwalt abmanet. Deshalb dise botschaft witer anzeigt<br />

etwas bedurung getaner manung; begert, si ir näher lassen zu<br />

herzen gon, dan die Appenzeller, iren doch nuet verwant. Sie u><br />

weltid fuervaren, si soelte ein gilt ufsehen haben.<br />

Antwort.<br />

Antwort ein from, fridsame stat Bern: was si bisshar in der<br />

sack, ir kost und mueeg ungespart, ton und noch täte, beschehe<br />

alles uss truewem, guoten grund, zuo ruow, nuz und er gmeiner u<br />

Eidgnoschaft, deren frid, insunders zuo diser zit untruwen, ufrueerigen,<br />

harten und tueren loeufen, und sunderlich dise land, so<br />

krieg nit er-[746]duren moechtid, zebewaren npturftig. Darzuo, so<br />

lige der Swaebsch pund, 10000 stark ze ross und zfuoss, enet am<br />

Bodense ufgeruest, und sie nit ze wissen, wo und wie sich ange- »<br />

habner krieg moeg enden. Welle si nach, wie bisshar, zuom höchsten<br />

ermant und gemant haben, die spaen zuo guoetlichem oder rechtlichen<br />

vertrag zetriben, und nit so gah und nit so hart uf die<br />

(59) tringen, die | da inen und einer Eidgnoschaft nuet minder, dan<br />

ouch der abt, verwant, ir lib und gilt zuo ira truelich gesczt, und ?><br />

iemer zesetzen gneigt, ouch wol erschossen waerid, die sich doch<br />

um al sachen, zuo recht vom abt angerueeft, ergeben, und noch<br />

dem stat zuo tun begertid. Dawider krieglich zehandlen, welle<br />

altem einer frommen, loblichen Eidgnoschaft harkommen, so ie<br />

dem rechten zuostaendig gwesen, nit gemaess sin. Damit aber not .•»<br />

au ir erwind, so welle si uf nächsten donderstag, was der [747]<br />

li.M>r. 11. tag diss monats mit ir paner uf sin, des- glich Friburg und<br />

i) Vertrag vom 17. November 1489, siehe Eidg. Absch. III. 1, S. 33S.


366 1490<br />

Solaturn ouch tön werdid, und inen fuerderlich zuziehen, da<br />

alles das tun, raten und helfen, das frommen lüten und truewen<br />

Eidgnossen zuo- und wol anstat, ir lib und guot truelich zuo inen<br />

setzen, glück, das in Got woelle verlühen, und val, da vor si Got<br />

s welle behueeten, mit in ze erwarten und ufzenemen. Soeltid nit<br />

1len, sunder mit versamter, vereinter stärke fuersichtiklich handien •).<br />

Schreib ouch gliche meinung ins vaeld und in die staet und länder<br />

der Eidgnoschaft 2 ).<br />

Usszug einer stat Bern.<br />

10 Tat ouch des tags ein usszug, vor von stat und land verwilliget<br />

3 ), nämlich 2000 man, deren houptman Heinrich Matter,<br />

venner Niclaus Zerkinden; sin houptmann Casper Hetzel, venner<br />

zun Schmiden; zuegmeister Urs Werder; schätzen[748]venner<br />

Hans Linder, panertraeger Niclaus Ribo; mit disem absagbrief 4 ):|<br />

iö Absagbrief.<br />

Wir, der schulthes, klein und gross rat zuo Bern, entbietend<br />

den ampthabern und gmeinen gotshuslueten des gotshus zuo<br />

S. Gallen, dass wir von den frommen, fuersichtigen, wisen, etlicher<br />

unser Eidgnossen orten, so hoch und ver, uch wider zuo ir ghor-<br />

M same, die ir an inen bekraenkt sollen haben, in kraft unser<br />

gswornen puenden ermant sind zebringen; dass wir erenhalb — wie<br />

wol wir des lieber vertragen wären — uns nit moegen enthalten,<br />

inen dazuo hilf und bistand zebewisen. Das wir uch verkünden,<br />

mit lütrung, was und wie sich unser helfen uf uch und alle die,<br />

sr, so sich uwer also annemen, wurd begeben, dass wir da mit unser<br />

i) Diese Antwort an die Boten von Zürich und Glarus wurde wohl<br />

nur mündlich gegeben, sie steht weder im Raths-Manual, noch im Miss.-<br />

Buch; vergleiche dagegen die zunächst angeführten Schreiben.<br />

') Miss. G. 103* und 103".<br />

3 ) Der Rath hatte auf 7. Februar auch die Abgeordneten des Landes<br />

einberufen, um ihre Meinung zu vernehmen. (Miss. G. 97 b ).<br />

4) Raths-Man. 71 (67), S. 92 (7. Februar). Das Mannsehaftsaufgebot<br />

siehe Miss. G. 102 b ohne Datum.


1490 367<br />

er, fuer uns und alle die unsern, wellen bewart haben. In kraft<br />

diss briefs; dess zuo urkuend, mit unserm ufgedrukten sigel bell.<br />

Febr. siglet. Geben donstag nach Scolastica anno 1490').<br />

Und als von Gots gnaden ira zug [749] ward gewendt, von<br />

viler schmuetzreden wegen, so hierum giengend, liess si sich hernach s<br />

desse durch iren schulthessen zuo Lucern und Swytz erlich versprechen.<br />

Gab irem houptman fuer sine ristung 30 pfund, dem<br />

venner 15, Hetzel 10; Urs Werdern und Anthoni Schoenin, so<br />

lang in der sorglichen tagleistung zuo Zürich warend gsin, iezlichem<br />

70 pfund pfennig. Beval ernstlich iren ratsboten, so noch ,o<br />

alwegen scheidens halb im veld blibend, allen vermoeglichen flis<br />

anzekeren, damit der schädlich krieg und die boes sach zürn besten<br />

(61) kert, wol und bald zuo | friden geendet wurde. Harzfi si ir lib<br />

und guot, gmeiner Eidgnoschaft zuo wolfart, nimmer weite sparen l ).<br />

Reis fuer S. Gallen und diss kriegs end. i*<br />

Wie dan fünf ort zuo Roschach lagend, karnend dahin mit<br />

iren paneren die von Ure und bede Underwalden. Und als die<br />

[750] fier ort mit den gotshuslueten und mit den Appenzellem<br />

15.Ftbr. vertragen warend, uf den 15. tag diss monats, was mentag, zugend<br />

si mitenander 17,000 stark fuer die stat S. Gallen, so sich 20<br />

zuo wer geruest, ir vorstat abgeschluessen und verbraent hat. Wurdend<br />

da vor im anlouf und drinnen etlich umbracht und erschossen.<br />

Und nachdem si zwen tag da gelegen, ward aber durch<br />

vorige schuedluet und mitler ein bericht, wie mit den gotshuslueten<br />

und Appenzelleren, zuo gegem recht, uf der fier orten boten — doch 25<br />

von ir obren eid gefrigt — verdaedinget; da der stat S. Gallen ist<br />

gesprochen: dem abt 4000 gülden und ein winkel in der stat am<br />

kloster, den er um 12,000 gülden vor gern bezalt hätte, zegeben;<br />

keinen Dockenburger und gotshuslantman zuom burger ufzenemen;<br />

ire lechen von nüwem enpfahen und im derhalb sweren; item, so<br />

und den Eidgnossen zegeben 10,000 gülden bar und das schloss<br />

') Miss. G. 105* vom 11. Februar.<br />

») An miner herren botschaft, ohne Datum (Miss. G. 107 b ).


368 1490<br />

Oberdorf!) mit aller [751] ziigehoerd und gerechtsame, fuer 12,000<br />

gülden geschaezt. Item, und ires burgermeisters Varenbueelers<br />

und irs statschribers, ussert ir stat, lib und guot den fier orten<br />

vervallen zesin, und si doch in der Eidgnossen puenden bliben 5 ).<br />

5 Was des vierthalbwoechigen kriegs in eim und andern über um<br />

100,000 gülden kommen, | uss traz und kib erwachsen. Und (62)<br />

darum ein wise, grosse manheit, die trunknen köpf sich nit lassen<br />

verfueeren und überwinden, so doch selten nuet dan ruew und spot<br />

zuom schaden gewinnend, wie ouch hie beschall. Was S. Gall<br />

io und ir anhang im anfang gegen der gueete veracht, waer ir nach<br />

verlornem spil anzenemen gnad und dank gewesen. Und als nun<br />

dis harter span zu harten rechten gon Einsidlen mit gwaltiger<br />

daeding gebracht was 3 ), zog iederman fridlich an sin gwarsame<br />

wider ab und heim. Und dennocht, nach ge [752] machtem frid,<br />

15 wie wol Abtzel von Eidgnossen hart gestraft, so muost si sich<br />

um begangnen frevel, gegen dem keiserischen fischgal noch um<br />

600 gülden vertragen, welches Vertrags gmein Eidgnossen, hierum<br />

rats gefragt, sich nit nie, dann mit pitlicher fuergeschrift, woltend<br />

beladen 4 ).<br />

so Herzog Carlis von Saft'oy und sines veters, des erzfoischofs<br />

von Anx, tod. Befestigung des hnses von Saffoy, ouch<br />

mit beider staeten rat und hilf.<br />

Nach dem in diss jars Maerzen der loblich herzog von Saffoy,<br />

Carolus, beder staeten Bern und Friburg sunderlich geereter und<br />

25 gnädiger puntgnos, von diser zit, nit on gifts argwon, was ge-<br />

!) Davon steht nichts in der Abschiede-Sammlung an der angeführten<br />

Stelle; erst später ist die Rede davon, da Oberdorf mit andern Schlössern<br />

von den IV Orten an den Abt verkauft wurde. (Eidg. Absch. III. 1. S. 359).<br />

2 ) Vertrag mit der Stadt St. Gallen, mit etwas abweichenden Artikeln,<br />

siehe Eidg. Absch. III. 1. S. 340. wo aber als Datum irrig der 14. Februar<br />

statt des 15. genannt ist.<br />

s ) Am 16. März (Eidg. Absch. III. 1. 342). Vergl. auch über den ganzen<br />

Handel: Zellweger, Urkunden zur Geschichte des Appenzeller Volkes.<br />

4) Eidg. Absch. 111. 1. S. 370.


1490 369<br />

scheiden!) ein wise witwen, Bianca, von [753] Montferrar geborn,<br />

(63) mit einigem | halbjaerigen sun, herzog Carolo Amedeo, hat verlassen,<br />

kamend im Aprellen 2 ) die drig staet des herzogtuoms zuo<br />

Thuering zesammen, — und hierzu berueeft beder staeten boten, nämlich<br />

von Bern junkher Joerg zuom Stein — verordnetend des herzog- 5<br />

tuoms regiment, saztend zuo gmeinem gubernator des jungen<br />

herzogen veter, her Franzen von Saffoy, erzbischofen zuo Aux,<br />

ein wisen, frommen herren, und einer stat Bern günstigen.<br />

Lebt biss in herbst 3 ), do kam das regiment an desse brüder.<br />

her Philippen von Saffoy, herren in der Press, welcher lange zit 10<br />

mit selichen unruowen darnach hat gestelt, dass, durch anrueefen<br />

der fuersten und frowen, in der kling von Frankrich als angeborner,<br />

und durch die bed staet als verpuenten, mit gschriften und<br />

boten, muostend ouch troewlich abwisen.<br />

Des margrafen von Salutz inkommen. 1<br />

[754] Wan noch diser zit, nach des herzogen tod als im<br />

das regiment nit ward, beschah mit sinem gunst, dass herzog<br />

Ludwig von Meyland, der herzogin veter, mit anhang siner gesipten,<br />

margrafen von Montferrar und von Saluetz, welchen er<br />

insazt wider willen des fürstlichen regiments von Saffoy, welches 20<br />

er ouch in sine band zehaben fuernam, also dass der kueng von<br />

Frankrich durch sinen boten, her Anthonin von Forest, an bed<br />

staet bracht, selichs nit zuo gestatten, sunder ouch uf sinen<br />

kosten, ouch mit gwalt, wie er selb weite tuen, zesetzen'). Ward<br />

im von einer stat Bern ze antwort: si weite mit iren mitbur- 25<br />

(64) gern von Friburg alles vermögen darstrecken, damit nach ver-1<br />

ordnetem regiment das herzogtuom, der herzog und die herzogin<br />

') Am 13. März. Das Jahresdatum 1489. welches Guichenon (IL 580)<br />

annimmt, beruht ohne Zweifel auf der Zählung der Jahre vom 25. März an<br />

(Annunciationsstil). Der Verdacht der Vergiftung fiel auf Johann Ludwig,<br />

Markgrafen von Saluz. (Guich. ibid.)<br />

2) Nach Guichenon (I. 585) fand die Einsetzung einer Regentschaft<br />

für den erst 9 Monate alten Herzog im Juli 1490 statt.<br />

3 ) Starb nach Guichenon — ohne genaueres Datum — im März 1491.<br />

«) 5. August (Raths-Man. 70. S. 90-93).<br />

24


370 1490<br />

in gebuerlichem, rueewigem stat gebuerlich und rueewig moegid hüben;<br />

bäte hiezuo mitan, sin klinglich rnajestat welle si, die gemelten,<br />

als sine nächst angebornen, [755] in gnädigem schirm<br />

und rueewigem stand behalten.<br />

5 Dass der Mevlaendisch gnbernator, herzog Ludwig, das<br />

Saffoysch regiment auvacht, von einer stat Bern gewendt.<br />

Si schreib ouch von stund an dem Meylaendischen herzogen,<br />

so zuo Ast 1 ) mit einem zueg hielt, kein gwalt noch nuewerung<br />

io gegen dem hus Saffoy fuerzenaemen, so dem kueng von Frankrich<br />

und ira, von pflicht wegen, nit ze dulden wurde. Verantwort er<br />

sich: er begerte ouch nuet anders, wan dass si darzuo hülfe, damit<br />

sine gesipten, die herzogin und ir sun, in irem gebuerlichen<br />

stat gebuerlich beschirmt wurdid und erhalten.<br />

iä Botschaft Bern und Friburg zum köng, von Saffoy wegen.<br />

Darnach, als der her von der Press, herzog Philip, das<br />

[756] Saffoysch regiment als nächster erb hat ervolgt, und gern<br />

haette etwe mengs wellen widerum richten, das er vor hat verworren,<br />

begert an bed staet, im ein botschaft zuozegeben an kueng,<br />

so im, in und das hus Saffoy zebevelen und des Salutzischen margrafen<br />

halb zefriden. Wurdend im von Bern der schulthes von<br />

Diesbach, und von Friburg her Peterman Fusseney ziigesendt 2 ).) (65)<br />

• Werbung um die abti zu Betterliugen.<br />

Item, und nach abgang des erzbischofs von Aux warb an<br />

25 babst her Johans Armbroster, probst zuo Bern, mit hilf siner<br />

herren, um die abti zuo Betterlingen, die siner stift ze incorporieren<br />

3 ). Wie wol er durch baebstlich provision, ouch mit willen<br />

i) Asti. Der Zug des Herzogs von Mailand nach Savoien fand im Juli<br />

statt. Das bezügliche Schreiben findet sich nicht eingetragen.<br />

! ) Creditiv ausgestellt am 29. November (Raths-Man. 67. p. 129).<br />

') 4. October (lat. Miss. C p. 507).


1490 371<br />

des convents, die possess hat ingenommen, muost er doch dem<br />

cardinal S. Anastasio, ouch mit willen siner herren, wichen');<br />

Deshalb der babst sinen segen und der cardinal sinen dank einer<br />

stat Bern gnaedig zuoschribend.<br />

[757] Bericht eins spans zwischen dem margrafen von 5<br />

Nuewenburg und der stat Fryburg, durch ein stat Bern<br />

gemacht.<br />

Wie sichs begeben hat, dass ein stat Friburg in Oechtland<br />

uss ansprach der herren von Staeffis, so da verkoefer warend gsin<br />

ires schloss und herschaft Chinaul, und ouch der herschaften 10<br />

S. Albin, Dargier 2 ) etc. — von her Johansen von Nuewenburg,<br />

herren zuo Vammerkue, ritern, mit verwilligung irs lehenherren,<br />

grafen Johansen von Friburg und Nuewenburg, unabloeslich er-<br />

(66) kouft 3 ), und da dannen an den Iehen-1 herren gevallen; — so<br />

doch ein stat Friburg vermeint, ouch von eins von Vammarkue 15<br />

getanen koufs wegen, iren gemelter herschaften S. Albin und<br />

Dorgier zuostaendig sin, nämlich 1100 Rynscher [758] gülden, die<br />

si wolt legen, und die genanten herschaften in ir hand ziehen 4 );<br />

dess, so sich der margraf von Nuewenburg, Philip, als lehenher<br />

und inhaber, widret — nam si die mit gwaltiger hand in, und 20<br />

besazts; dahar ein schwerer span zwischend inen erwuchs 5 ), also<br />

dass ein stat Bern, als inen beden mit alten burgrechten verwant,<br />

witer unfuor zeverkommen, etwe menge tagleistung hierum<br />

hat, ouch in personlicher gegenwaertikeit des margrafen, gehalten,<br />

und zuoletst in disem jar si die partien mit gmeiner verwilligung 25<br />

durch ir ersame botschaft, den schulthessen von Diesbach, stat-<br />

i) Im Januar 1492 wurde der bezügliche Vertrag abgeschlossen.<br />

*) Chenaux, St. Aubin und Gorgier am Neuenburgersee.<br />

3<br />

) Ritter Joh. von Neuenburg (Vaumarcus) hatte die Herrschaft 1433<br />

von Jakob von Stäffis gekauft.<br />

4<br />

) Freiburg behauptete, dass es sich nur um eine Pfandschaft bandle,<br />

dass es daher durch Erlegung der Pfandsumme die zu Stäffis gehörenden<br />

Herrschaften an sich ziehen könne.<br />

5<br />

) Siehe über diesen Conflikt: Chambrier, bist de Neuchätel, p. 252.<br />

Berchtold, hist. de Fribourg IL 15. Beide geben aber keine klarere Auskunft;<br />

ebenso wenig Matile, Musee histor. de Neuchätel II. p. 30. 31.


372 1490<br />

schribern Frickern und venner Hetzein und Brueglern, zuo Friburg<br />

gütlich entscheiden und vertragen, den vertrag versiglet<br />

und bschlossen; nämlich, dass der margraf gemelte herschaften,<br />

so sin eigentuom sind, soelte, doch on entgeltnuess der [759] un-<br />

5 dertanen, wider haben und unbekümmert besitzen, darzuo einer<br />

stat Friburg, fuer ir vermeinte grechtsame, 1500 pfund Berner<br />

waerung uf bestirnt zil ussrichten und bezalen, und hiemit bed<br />

partien dises spans halb fuer sich und ir nachkommen vergnueegt<br />

und versüent sin und bliben ').<br />

io Ein vertrag zwischen dem Tuetschen orden und einer stat<br />

Bern gemacht.<br />

Nach dem vor zwei jaren ein vertrag war gemacht zwischen<br />

dem Tuetschen orden und der stift von Bern, des gotshuses<br />

S. Truew halb 2 ), nochmals, so nit |geleist, ward genantem orden (67)<br />

15 von einer stat Bern und ir stift, doch mit lutrer vorbehaltung<br />

des vogtrechts, so da hond die edlen von Erlach 3 ), das gotshus<br />

Rieggensperg, uf [760] 700 stuck gewidmet, mit aller grechtsame<br />

und hab, ouch durch baebstlichen gwalt zuo behoupten, fuergschlagen<br />

4 ), und damit abermals ein vertrag ufgericht.<br />

*> Anvordrung um Schaenkeuberg.<br />

Item, so hiesch junkher Hans von Baldeck von einer stat<br />

Bern das schloss und herschaft Schenkenberg, so sines vaters<br />

gsin, mit aller genossner nutzung, oder recht darum ä ). Ward im<br />

ze antwort: si wäre in ofnem, unechten krieg mit der hand er-<br />

i) Vergl. Miss. G. 203'.<br />

2) Vergl. oben S. 274.<br />

3<br />

) Die Herren von Erlach besassen die Kastvogtei über das Kloster<br />

Rüggisberg.<br />

4) Zur Abfindung des deutschen Ordens wurde ihm die der Stift incorporirte<br />

Propstei R. angeboten, siehe Schreiben vom 18. Dezember (Miss. G.<br />

247 b ). Hier sind auch die vorbehalteuen Rechte der Herren von Erlach<br />

spezifizirt.<br />

5<br />

) Raths-Man. 70, S. 37 (9. Juli). Die nämliche Reklamation war schon<br />

1485 erhoben worden.


1490 373<br />

obret a ) und gwunnen*); also mueeste si ouch mit der hand behalten<br />

werden und kein anders. Also in nachgendem jar, durch<br />

Werbung sines veters, her Adrian von Buobenberg. ward im, uf<br />

verzuehung siner ansprach, begert burgrecht von einer loblichen<br />

stat Bern zuogesagt. 5<br />

Mannenfoerg und Retingen kouft.<br />

[761] In disem jar hat ein stat Bern von irem burger und<br />

(68) rat, her Adrian von Buobenberg, ritern, | um 6000 pfund erkouft<br />

die herschaft Mannenberg und Retingen 2 ).<br />

Versehuug etlicher staeten, schlössen und landgricht. w<br />

Als sich in vergangnem und in disem jar vil ufrueerisch und<br />

kriegsch haendel erzeigtend, Hess ein fuersichtige stat Bern, zu<br />

gwarsame irer landen und lueten, ire staet, schloss und landgricht<br />

besichtigen und nach notturft heissen bewaren.<br />

Burgdolf sol 14 handbuechsen, 2 hacken, und die alten ruesten 15<br />

und fassen, die abgangnen ersezen, bli und bulver nach notturft<br />

haben.<br />

[762] Zofingen sol ir lezineu, bolwerk und gschuez besseren<br />

und in eren halten. Und damit si ir rat und aempter dester bass<br />

muge besetzen, wil man der iren insaessen keinen zuo burger nemen. «i<br />

Lenzburg sol angends sich vor irem vogt erluetren alles<br />

Stands irer stat, mit nuz und schulden. In das schloss ein rossmuele<br />

buwen.<br />

Kuengsvaelden sol den turn zuo Habsburg in guotem wesen behalten<br />

und nit lassen abgon, so er ein huot des lands ist. »<br />

Brugg bestat bi iren buewen; und buechsen zuom nuewen bol-<br />

(69) werk wil man ir fuergeben. Sol die alten | buechsen bschiessen,<br />

*) Im Original — wohl durch Verschreibung — erbrot.<br />

i) Im Jahr 1460.<br />

2) Reutingen, am Eingang des Simmenthals, Mannenberg im Ober-<br />

Simmenthal. Vom Kauf von M. ist die Rede Raths-Man. 67, S. 125 (26. November).<br />

Später, 1492, kam er nochmals zur Sprache, wurde aber vom<br />

Rathe abgelehnt. (Raths-Man. 79, S. 38).


374 1490<br />

was da zerbricht, wil man ersetzen; sol [763] indert zwei jaren<br />

12 gut handbuechsen haben. Item irem armbrosteri) sollen Schenkenberg<br />

und Lenzburg, so lang inen gevalt, ietslichs 4 muet kom<br />

järlich geben.<br />

5 Schenkenberg bestat, wie es iezt ist.<br />

Arow sol haben und machen in eins jars frist 12 guter<br />

handbuechsen, 6 haken, mit bli und bulver nach notturft versehen.<br />

Arburg das schloss bestat; aber die burger im staetli sollen<br />

in jarsfrist 6 handbuechsen, 2 haken und '/* centner bulvers haben.<br />

io Arwangen 6 handbuechsen machen und zuo Wangen ouch so vil.<br />

Bipp bestat, wie es ist.<br />

In den 4 lantgrichten sol ein ieder sin wer haben, darzuo er<br />

gschikt ist, besunder houpt-[764]harnesch, panzer oder kreps,<br />

spies und swert, oder armbrost und swert. Welcher nit hat, sols<br />

15 bir buoss uf nächste mustrung haben. |<br />

Etlich Ordnungen.<br />

In der stat sollen al stubengsellen *) ir gwer und harnesch<br />

haben, und on die keiner ufgenommen werden.<br />

Ouch alle die, so hantwerk triben, sollen stuben haben und<br />

«o in irs hantwerks stuben gmeine rechtsame tuon und liden.<br />

Man sol die Satzungen, so da pension und reisgloeuf verbietend,<br />

lesen und swören.<br />

Der ebrecher Satzung lesen und nit swoeren, aber von rät<br />

und burgern stossen 3 ).<br />

e5 Die fuerkoeufer nit dolen.<br />

Die fremden stricher, baettler, lotter- und bengelbuoben uss<br />

stat und land vertriben 4 ).<br />

[765] Man sol kein fremden usssaetzel ins land, und kein<br />

heimschen druss lassen. Was uss etlichen Ursachen ouch von<br />

so gmeinen Eidgnossen angesehen 5 ).<br />

i) Der besonders angeworbene Hauptmann der Armbrustschützen.<br />

') Die Angehörigen der Zünfte.<br />

") Alle diese Ordnungen siehe Raths-Man. 69, S. 68 (2. April).<br />

4) Miss. G. p. 94 b (27. Januar). Hier heisst es : bättler und drämelbüben.<br />

5 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 370 (9. Oktober).


1490. 1491 375<br />

Raet und burger.<br />

Bi obgemelten Sachen und Ordnungen sind gwesen hernach<br />

genaemt raet und burger: von Diesbach, Schultheis, von Buobenberg,<br />

von Erlach, von Scharnental, von Stein, von Wabren, von<br />

(71) Muoleren, von Wattenwil, | Matter, Archer, seckelmeister, venner 5<br />

Hetze], Bruegler, Zerkinden, Peter Simon, Tschachtlan, von Ruemlingen,<br />

Ditlinger, Werder. Schoeni, Bomgartner, Wingartner, Dilyer,<br />

Huber, Sporer, Strub, Torman, Haeriswand, Uottinger. Sechszehen<br />

burger: Loy von Diesbach'), Casper vom Stein, Hans Linder, Keiser,<br />

Friburger, [766] Gryers, Swinghart, Wiler, Zehender, Schoeni,


376 1491<br />

Franzen, so bald nach verlorner schlacht vor S. Obin vor leid<br />

was gestorben'), — dass im die zuo Renis 2 ) gelobt und vermaelet, also<br />

dass ira, zuo bestaetigung getaner vermaelung, [769] der alt, truew,<br />

edel riter, her Paul von Liechtensteig, an stat sines herren,<br />

5 des Roemschen kuengs, nach fürstlichem bruch zuogelegt ward 3 ).<br />

Dass der kueug von Frankrich die herschaft und hoptstat<br />

Nantes, mit hilf der Eidgnossen knecht, in Brittanien<br />

innam.<br />

Do nun diser hirat dem kueng von Frankrich fuerkam, und<br />

io die im und siner krön zuo unlidlichem nachteil reichend erkant,<br />

ouch dass die herzogin getane der krön von Frankrich pflicht<br />

übersehen, sich on des kuengs, irs herren, guust hat verhirat*)<br />

und hiemit ir land der krön entfremdet, brach er ilends uf mit<br />

macht, [770] nam die grafschaft Nantes gwaltig in, bracht<br />

is ouch mit verraeteri zuo wegen, dass im die hoptstat Nantes übergeben<br />

ward 5 )- Dabi vor und nach warend ob 4000 Eidgnossen,<br />

welcher obrister hoptman war her Pyer Loy, ein Spanger, hernach<br />

bischof zuo Rueess 0 ), vor und nach ein bot der kuengen von<br />

Frankrich zuon Eidgnossen, die er ouch lieb und wol hielt biss<br />

2„ an sin end 7 ). So was ouch ein zal, ob 600, | Eidgnossen uf des ( 73 )<br />

Roemschen kuengs siten, unter graf Philippen von Nassow: wurdend<br />

zuo Renis, mit den lanzknechten, um zwifachen sold abkouft<br />

und gestrax heim geleitet*). Deren hoptman was Hans Etterli<br />

von Bern 9 ). So was der knechten, so bin Franzosen warend,<br />

i) Vergl. oben S. 246.<br />

2) Rennes, Hauptstadt der Bretagne.<br />

3) Zu Anfang 1491 soll die Vermählung durch Stellvertretung stattgefunden<br />

haben. Als Vertreter werden aber sonst Andere genannt. (Lichnowsky<br />

VIII, 168. Vgl. Ulmann, a. a. 0. S. 128 und den bez. Exkurs S. 180 u. ff.)<br />

4<br />

) Die Herzogin Anna soll sich verpflichtet haben, keine Ehe einzugehen,<br />

ohne des Königs von Frankreich, ihres Lehenherrn, Einwilligung.<br />

5<br />

) Im Februar 1491 (vergl. Ulmann a. a. 0. S. 123.)<br />

6<br />

) Reus in Spanien.<br />

7<br />

) Die Sammlung der Eidg. Abseh. nennt den Namen nicht.<br />

8<br />

) Ueber die Uebergabe von Kennes, 15. Nov. 1491 vergl. Ülmann<br />

a. a. 0. S. 133 u. ff.<br />

9 ) S. Leu, helv. Lexik.


1491 377<br />

von Bern [771], Friburg, Biel und Solaturn, unter hoptman Hans<br />

Vegeli von Friburg, lytenan Anthoni Bruegler von Bern, und<br />

venner Hans Kuessling von Solaturn.<br />

Spate vergebue ufruestung des Roemschen kuengs.<br />

Als nun dise des Franzesischen kuengs unversechne tat der s<br />

Roemsch kueng, iezt herzog zuo Brittanyen, durch sines hilf begerenden<br />

gemahels botschaft vernam, nach Tuetscher art ruest er<br />

sich zuo spat wider den geruesten und ufgefarnen sinen vigend,<br />

mant und gebot allenthalb sinen eignen und des richs ständen,<br />

hielt zuo Nuerenberg rat 1 ), hies sine ampt- und hoptluet, Ober- io<br />

tuetschland gegen Burgun, und sinem truewen stathalter im Niderland,<br />

herzog Albrechten von Saxen, sinen [772] gemahel zuo<br />

entschuetten und den Franzosen zuo weren, uf und geruest sin.<br />

Von herzog Albrechten vou Saxen.<br />

Genanter herzog Albrecht von Saxen was ein herlicher, tuerer, w<br />

alter kriegsfuerst, der truewst, so dem Roemschen kueng dient: tat<br />

grosstaten in Picardy, Brabant, Friessland und Gelderen; aber<br />

ein so grosser, | ungvaelliger, doch uf rechter, tugentlicher spiler,<br />

dass geacht, er hätte sin herzogtuom verspilt, wo in nit gschaeft<br />

und sine gesipten haettid abzogen. Dess ouch so in uf ein zit *><br />

der Roemsch kueng fruentlich straft, antwort er im: sin kuengliche<br />

majestat soelte ir swert von schribern selbs zuo hand nemen und<br />

verfanklich handien und bruchen, [773] so wurde im der wuerfel<br />

geligen. Weite harzuo ir majestat sin Hb und guot zusetzen, ouch<br />

alle, so doch nit klein wäre, mit sinem lib verdiente schuld w<br />

schenken'-).<br />

Einer stat Bern in erzaeltem span handlung und<br />

schidigung.<br />

Noch, wie wol dise ruestung sich gruewlich erzeigt, so ward<br />

si doch von denen, so menschlichs bluots und der landen wuost so<br />

bedurt, on witeren strit und nämlichen schaden underhalten.<br />

•) Im April 1491.<br />

2) Ueber ihn vergl.Ulmann, a a. 0 S. 40 u. ff. und Allg. Deutsche Biogr.


378 1491<br />

Und insunder hie oben lands, als der Franzesisch gubernator<br />

Baudricurt •) in Burgun mit starkem zueg wartet, und die Roemsch<br />

küngschen hin zeziehen sich versamletend, do bracht ein from<br />

stat Bern durch gschrift und ir botschaft, her Heinrich Mattern,<br />

5 an beden kuengen und iren [774] anwaelten zuo wegen, dass ir<br />

beder zueg on sunderlichen schaden wurdend erhalten 5 ). Ermant<br />

und bat, die anstossende land, so der etliche ir mit burgrecht, —<br />

als des margrafen von Nuewenburg, von Tschettegion, — oder mit<br />

puentnuess, — als Muempelgart, des fuersten von Oesterrich und<br />

io bischofs von Basel land, — verwant, nit zebeschaedigen. Hielt<br />

ouch zuo mer tagen gmeinen | Eidgnossen für, nach schinender not (75)<br />

ernstlich zwischen beden kuengen, so si beden verwant waerid,<br />

fridliche mittel zesuochen, und hiemit unzaelichen schaden, so ouch<br />

si iedoch in ieziger hungers not wurde nit wenig berieren, zei5<br />

verkommen und abzewenden •). Liess den iren in stat und land<br />

gebieten, entwedrem kueng zuozeloufen, sunders daheim wolgeruest<br />

ze warten, [775] und den gelofnen, von beden kuengen von stund<br />

an heimzeziehen 4 ).<br />

Botschaft und werbung des kuengs von Frankrich an<br />

so gmeiu Eidgnossen.<br />

Uf oberzaelte sine tat sant der kueng von Frankrich sine botschaft,<br />

den bischof von Mont Albin und her Anthonin von Lamet,<br />

landvogt in Oberburgun, gon Bern, sich zuovor der Brittenschen<br />

handlung zeversprechen, darnach mit vil guoten worten und tueren<br />

25 ruoms an gmein Eidgnossen zewerben um die puentnuess, zuo glich<br />

wie sin vater mit inen vast nuzlich und erlich hätte gehept,<br />

welche er ouch, doch not halb ungezwungen, mit inen fuer al<br />

ander nationen begerte zehaben. Diss sin und der Eidgnoessischen<br />

not ervordret; [776] insunder so die fiien houptluet dem kueng<br />

so fürgabend, nit not zesin, iren pensionern ze geben, si weltid mit<br />

dem geld ondess knecht gnuog im zubringen; doch so was die<br />

i) Jean de B , Marschall von Frankreich, gest. 1499.<br />

') Maximilian wurde vielmehr durch die Zurückhaltung seines Vaters,<br />

des Kaisers, am Kriege gehindert. (Ulmann, a. a. 0. S. 130 u. ff.)<br />

') Siehe Eidg. Absch. III. 1, S. 390 und 392 (16. August und 20. September<br />

1491).<br />

4) An stett und lender, 3. Juli (Miss. G. 338«).


1491 379<br />

verpuendung sicherer. Also wurdend der Werbung halb im Brachat<br />

zwen tag von gmeinen Eidgnossen zuo Bern gehalten •). Erwand<br />

(76) an | einigem letsten artikel der vorbehaltung, welchem die kuengschen<br />

boten zuosetztend: vorbehalten also: dass si dem kueng<br />

wider die kein hilf schuldig sigid, dan allein zuo siner beschir- &<br />

mung; aber wider al .ander, hie nit ussgedingt, sollend si im<br />

schuldig sin, hilf ze tuond zuo beschirmung und zuo lätzung, wie<br />

die notturft wurd erheischen; den aber [777] d'Eidgnossen nach<br />

altem bruch ungeaendret woltend haben 5 ). Liessend die botschaft,<br />

so hie nit gwalt hat, zuo irem kueng heim varen, von im antwort i»<br />

zuo erwarten. Indes und alwegen woeltend si sich gemachter vereinung<br />

truelich und Stift halten. Begertend die boten, dem kueng<br />

iedoch die loufenden knecht zeverguennen. Ward der ursach abgschlagen,<br />

dass, so si ir knecht entwederem teil vergoentint, von<br />

entwederem unbeschuldigt, dester bass zuom friden reden moechtid. is<br />

Was wislich und wol angesehen durch dis der orten boten, von<br />

Zürich: Felix Braenwald, burgermeister, und Ludwig Aman, statschriber;<br />

von Lucern: Wernli von Moecken 3 ), schulthes; von Ure:<br />

Andres Berendinger 4 ), aman; von Swytz: vogt Kaetze; von Underwalden:<br />

Marx Zaelger; [778] von Zug: aman Steiner; vonGlaris: 2»<br />

(77) der venner: von Friburg: her Dietrich von | Endlisperg, und von<br />

Solaturn: Hans vom Stall, statschriber. Zuo Bern uf on ein den<br />

29.hm. letsten tag Brachat 5 ).<br />

Gschriftlich und mündliche botschaft des Roemschen kuengs<br />

gehandleter Sachen halb an gmein Eidgnossen. 25<br />

Nach disem abscheid schreib der Roernsch kueng gmeinen Eid-<br />

'• Aogmt.gnossen zuo Zug, als hie volgt, uf den ersten tag Ougst verabscheidet<br />

6 ):<br />

i) Eidg. Absch. III. 1, S. 387 (1. und 12. Juni 1491).<br />

2) Der Abschluss des Bundes scheiterte an dem sog. Vorbehalt, indem<br />

der König die eidg. Hülfstruppen, bisheriger Sitte zuwider, auch zum Angriffskrieg<br />

zu brauchen verlangte gegen Alle, die nicht ausdrücklich vorbehalten<br />

(usbedingt) würden.<br />

3) Von Meggen.<br />

4 ) Beroldinger.<br />

5 ) Fehlt in der Sammlung der Eidg. Absch.<br />

') Eidg. Absch III. 1, S. 388.


380 1491<br />

Maximilian, von Gottes gnaden Roemscher kueng, zuo allen ziten<br />

merer des richs, kueng zuo Ungern, Dalmatian, Croatien, erzherzog<br />

zu Oesterrich, herzog zuo Burgun und Brittanien, den eTsamen,<br />

wisen, unser und des richs lieben, getruewen gmein Eidgnossen<br />

5 von staeten und laendern. Ersamen, lieben, getruewen! Wir werdend<br />

bericht, wie der kueng von Frankrich durch sin treffenliche<br />

botschaft bi uch zuo Bern, mit merklichem [779] angesinnen, im<br />

sines ungebuerlichen fuernemens, so er, wider verpflichten, versprochnen<br />

und geswornen frid, gegen uns, unserm lieben gemahel,<br />

io dem heiligen rieh und Tuetscher nation iebt, hilflich ze sin, und<br />

mit im in einung und verstaendnuess zekommen begert, welcher<br />

beger ir doch, in ansehung wie ir dem heiligen rieh verwant slen<br />

und besunder uns, in keinen weg habt wellen wilfaren; das wir<br />

gar in sundren danknemen und wolgefallen enpfangen haben,<br />

i5 und gegen uch in allen gnaden erkennen, | und zuo gutem nit (78)<br />

vergessen wellend. Besundren ganzen flisses pittend, ir wellid<br />

in semlichem uweren guten willen und loblichen fuersaz gegen<br />

uns verharren, wellend wir in kurzer trist uf unsere vordren<br />

land zuokeren, und an gelegnen enden mit uch selbs personlich<br />

20 handien, der meinung, uns gegen uch zuo bewisen, darin ir gnädigen<br />

und gneigten willen gegen gmein Eidgnoschaft bi uns erfunden<br />

werden. Daran erzeigt ir uns sunder guot gefallen, in<br />

allen gnaden gegen uch zuo erkennen. Geben zuo Nürenberg, am<br />

12. tag Hoewmonats, im jar unsers herren 91, unsers richs, des 12.Juli.<br />

äs Roemschen im sechsten, des Ungerischen im ersten.<br />

[780] Schikt hernach gon Lucern sin erliche botschaft, sich<br />

sines ussblibens entschuldigende, den Eidgnossen irer bestaendikeit<br />

hoch dankende, und si trungenlich pittende, also zeverharren,<br />

item, und mit im vergrifne, ouch von etlichen orten versiglete<br />

80 vereinung, oder ie doch den erbfriden, an im, wie er gegen inen<br />

zuo allen gnaden willig waer, zehalten •).<br />

i) Eidg. Absch. III. 1, S. 392 (20. September).


1491 381<br />

Dass der küng von Frankrich dem Roemschen küng das<br />

froewle von Britteunien nam und im sin tochter wider<br />

heim schikt.<br />

Nach aller obgemelter handlung, als der Roemsch kueng, villicht<br />

siner hoehi und macht zu vil vertruwend, gemachte e zuo &<br />

volziehen und siner edlen brut mit zitlicher hilf und zuofart zuo<br />

begegnen, langsam und sumig was, für der [781] Frankrichisch<br />

kueng, ouch mit rat siner ghorsamen fuersten, in sinem sig fuer,<br />

(79) wagts und gwans, nam die edle brut us der Roemschen belei-1<br />

tung, on iren sundren willen, aber nit on sundre ires gfangnen 10<br />

herzens schäm und schmerzen, an sine hand; volbracht mit ir on<br />

verzug nach baebstlichen rechten ein volkomne ß'), behuob also in<br />

sinem gwalt die fuerstin, so da wit me an adel, richtuom und<br />

tugend, dan an lib, kraft und huepsche geziert was, doch irem<br />

man also gemaes, dass man sagt: «hoger ufhoger bringt krueppel,» 15<br />

wie si dan itel ungstalte frucht und ouch dieselben nit fuerbrachtend'-).<br />

Behuob ouch da das fuernaemlich begert, ir herlich, rieh<br />

fuerstentuom, welches er, an Burgun gewizget. von einer krön<br />

von Frankrich zuo entfremden nit sin zelassen erkant. Ouch so<br />

woelt im des [782] Roemschen kuengs tochter, erben zehaben, ze 20<br />

jung sin; wäre im wider ires vaters und sinen willen in der<br />

waglen zuobracht und vermalet. Do er nun des Roemschen kuengs<br />

bede, wib und tochter, hat, gnuog an einer, nämlich elichen, habend,<br />

wolt er die tochter einem siner fuersten geben hon, was<br />

irem vater missvaellig, schikt er si im, nach gemachtem bericht, »<br />

kuenglich begabt und geziert, wider heim. Und zuo siner, des<br />

Roemschen kuengs, schand und schaden, tatend die Franzosen iren<br />

vast schmaechlichen, verächtlichen spot hinzuo, machtend ein<br />

stroewinen Roemschen kueng, den si in putzen umzugend und mit<br />

ruoten ussschwungend. Dannenhar die hoch- und hartmietige 30<br />

figendschaft der kuengen, ufs höchst und hartst enzuent, hätte nit<br />

dan mit uberfluessigem bluot und [783] unzaelichem schaden erloescht<br />

i) Am 22. Nov., nach erfolgter Trennung der Ehe mit der Tochter Maximilians<br />

vermöge päpstlichen Dispenses, vgl. darüber ülmann, a. a. 0. S. 137.<br />

2) Die Kinder aus dieser Ehe sind alle ganz jung gestorben.


382 1491<br />

mögen werden, wo das Got nit durch wis, from schuedluet hätte<br />

gewent, und dem frommen Roemschen küng | unwiderbringlicher (80)<br />

schmäh gedult, wie David, hätte geben. Dan wie wol dise, deren<br />

glichen keim Roemschen fuersten nie begegnet, ja dem ganzen<br />

Roemschen rieh schmaehlige, ja uncristliche schmach, zuo räch das<br />

ganz rieh nit unbillich bewegt, so zoch doch bi den fridsamen<br />

wisen die unwiderbringlikeit des vergangnen und die unzaelikeit<br />

des künftigen Schadens also für, dass da on sunderlichen brand<br />

dis hitzig für, kum iemerme on absterben gar zuo erloeschen, nach<br />

und nach getrochen ward. Harzuo sunderlich ein lobliche stat<br />

Bern, ouch ander Eidgnossen, ire nit kleinen kosten und mueeg<br />

truelich und ernstlich ankart, also dass si beder kuengen huld, lob<br />

und dank erholet und behielt 1 ).<br />

[784] Tolzug, vergrif, anstal und abschlag etlicher piinden<br />

von gmeinen Eidgnossen.<br />

Beyern.<br />

Nachdem der Swaebsch pund was angevangen, widretend<br />

sich dess die Beyerschen fuersten, herzog Philip der pfalzgraf,<br />

herzog Joerg von Landsperg und herzog Albrecht von München,<br />

des keisers dochterman, in denselben zegon. Haftend etliche jar an<br />

gmein Eidgnossen um ein vereinung durch den burgermeister und| (81)<br />

hofschriber von Rotwil geworben; ward diss jars zuo Lucern mit<br />

inen von den 8 orten volzogen, fuenf jar, in welchen sie iedem<br />

ort jaerlich 200 Rinsch gülden gabend und bezaltend 2 ).<br />

Rotwyl.<br />

So ward ouch der stat Rotwyl pund erstrekt 3 ).<br />

Roemscher küng.<br />

Des Römschen kuengs vergrif ufzogen.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 390 (16. August).<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 391 (16. August).<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 375 (6. Dezb. 1490).


1491 383<br />

Franzesischer kueng.<br />

Mit dem Franzesischen kueng zerzogen 1 ).<br />

[785] Lutringen.<br />

Dem herzogen Reinharten von Lutringen sine beger, von<br />

wegen etwas Unwillens, ab der Eidgnossen knecht entstanden, 5<br />

abgeschlagen 2 ).<br />

Schwaebsch pund.<br />

Dem Schwaebschen pund siner erbietung gedankt 3 ).<br />

Nider pund.<br />

Uf Werbung her Caspars von Moersperg, lantvogts im Sunt- M<br />

goew, von wegen der bischofen und staeten, so im Burgunschen<br />

krieg mit gmeinen Eidgnossen vereint warend gsin 4 ), ward ein<br />

nuewe vereinung vergriffen und zuogsagt, allein von Zürich und<br />

Ure, und nachher durch den bischof von Strassburg, her Albrecht,<br />

(82) pfalzgrafen bi Rin, ufzogen 5 ). | is<br />

Dass etlich in der Eidgnoschaft fuer inzelegen bestelt,<br />

[786] deshalb den froemden landstrichern, betleren und<br />

usssaetzigen die Eidgnoschaft verbotten.<br />

Wiewol nun fuersten und staet an ein lobliche Eidgnoschaft<br />

um fruentschaft wurbend, so warend doch etlich irem gluek vigend, ^<br />

ob schelmen zeglowen, die da ir schaden und verderben suochtend,<br />

nämlich durch betler und usssaetzigen fuer inzelegen 6 ), deren<br />

etlich zu Liechtensteig gevangen. Mit nammen: Niclaus von<br />

Oeschenburg hat verjehen, dass er von des grafen von Fuersten-<br />

') Politische Intriguen von beiden Seiten hinderten den Abschluss der<br />

Vereinigung sowohl mit dem Römischen König als mit Frankreich (vergl.<br />

die Eidg. Absch. III. 1).<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. S. 386, 387 (12. Juni).<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 389 (1. August).<br />

4) Basel, Strassburg, Colmar und Schlettstadt.<br />

5) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 389, 396, 398.<br />

6) Eidg. Absch. III. 1. S. 386, 387 (30. Mai und 1. Juni).


384 1491<br />

berg amptman zuo der Nuewenstat uf dem Schwarzwald'), sinen<br />

herren zuo dienst, in einer Eidgnoschaft zuo brennen, um 15 gülden<br />

verdingt, hätte an vil orten fuer ingelegt und witer zetuon<br />

den willen gehaept.<br />

5 [787] Item Cuonrat Luetold, uss dem Turtal, hat verjehen, wie<br />

dass er, zuo Ueberlingen und an andren orten den se uf, haette<br />

gehört von des Swaebschen punds und des Roemschen kueugs<br />

anwaelten, herren und edlen, wie ir her, der Roemsch kueng, und<br />

si weltid underston, ein Eidgnoschaft mit uneinikeit und krieg<br />

io zuo zerstören. Harzuo weltid helfen die Welschen forsten von<br />

Meyland, Mantow, Montferrer und Saffoy; allein der kueng von<br />

Frankrick weite nit wider si tuon. Habe ouch gelt von inen genommen<br />

, fuer inzelegen; habs doch nit tan. Si soeltid sich wol<br />

fuersehen vor den starken betlern, so lang daegeu triegid, insuni5<br />

ders vor den wibern, so mit kindern umhusieren, item und vor<br />

den froemden insaessen, derenhalb ir land vol Schelmen waere. | (83)<br />

Item, Hans Bader, von Lobsingen bi Noerdlingen, hat verjehen,<br />

er sie uf dem weg gon S. Blaesy-), zwischen Lenzkilch<br />

und her Dietrichs von Bluomeneck schloss, von drien angerent,<br />

2» welche in um 17 gülden, [788] in der Eidgnoschaft zebrennen, besteh<br />

habid, und zuogsagt, er werde vil gsellen finden, mit eim<br />

driekten blauwen blaezle gezeichnet. Namt ouch etlich, und<br />

einen, der mit im gangen, von her Dietrichen von Bluomeneck<br />

sold, zebrennen, haette genommen. Ouch so haette er diss win-<br />

25 ters zuo Ulm über zwenzig mal gehoert, der Roemsch kueng weite<br />

diss sommers zuo trennung der Eidgnoschaft ein spil anrichten.<br />

Dess glich hat einer zuo Lucern verjehen uf graf Eberharten<br />

von Wirtenberg; welcher sich uf die zuoschribung verantwort zuo<br />

Baden vor gmeiner Eidgnossen boten 3 ).<br />

» Da dis vergichten verhört, und daruf beschlossen, keinen<br />

frömden betler, landstricher und usssaetzigen, wib und man, in<br />

ire land inzelassen, und die ingelassnen daruss zevertriben 4 ).<br />

•) Neustadt an der Wutach, in der Grafschaft Fürstenberg.<br />

') St. Blasien im Schwarzwald.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 385 (23. Mai).<br />

4) Eidg'. Absch. III. 1. S. 386.


1491 385<br />

Quaestionierer.'<br />

Das ouch ein stat Bern durch ir mandat zetuon beval. — Ermant<br />

ouch und bat iren bischof von Losan, ira die quaestionierer<br />

nit so täglich zuo-, sunder abzewisen.<br />

[789] Ein langer span zwischen dem bischof von Basel 5<br />

und Solaturn, zu Bern gericht.<br />

Im anfang diss jars hat ein wise stat Bern, uss bevelch<br />

gmeiner Eidgnossen, ein rechtlichen Spruch | geben und ouch ein<br />

gueetlichen bericht gemacht zwischen dem bischof von Basel, her<br />

Casparn ze Rin und denen von Solaturn, von abzugs wegen w<br />

eigner lueten 1 ) am Blawen, ouch ufenthalts und schirms etlicher,<br />

und nämlich junkher Vaeltis von Nuewenstein 2 ), abgesagten des<br />

bischofs vigent; des gmein Eidgnossen vast unlidig, und die von<br />

Solaturn vast unrichtig warend. Muostend dem bischof sine lüt<br />

ledig lasseD, dem Nuewensteiner ir burgrecht, ouch sinen anhaen- «<br />

gern iren schirm und ufenthalt abkuenden und sich dero nuet me<br />

annemen 8 ).<br />

[790] Ein vigentlicher span von wegen des bistuems Genf<br />

durch mit hing beider stiiten, Bern und Friburg, gestilt.<br />

Nachdem in vergangnem jar durch den tod her Franzen von 20<br />

Saffoy das bistüm Genf war ledig worden, hat das capitel einen<br />

von Aex erwaelt 4 ), welchem sine gesipten, die grafen von der<br />

Camer, von Gryers anhiengend, die ouch den kueng von Frankrich<br />

so stark an ir siten hattend, dass er den erwaelten mit gwaltiger<br />

hand sich erbot zuo erhalten. So hat die herzogin von Saffoy, 25<br />

Blanka, und ir gubernator, herzog Philip, iren canzler mit des<br />

!) Solothurn weigerte sich, die Eigenleute in den an den Bischof abgetretenen<br />

Gebieten ihres Eides zu entlassen. (Ratha-Man. 68 (71), S. 42,<br />

vom 14. Januar 1491).<br />

2) Welti von Neuenstein hatte im Herbst 1490 das Schloss des Bischofs<br />

zu Zwingen nächtlich überfallen und geplündert; vergl. über diesen Handel:<br />

Soloth. Wochenbl. Jahrg. 1813. S. 49 u. ff.<br />

9) Vergl. die Eidg. Entscheidung, Eidg. Absch. III. 1, S. 371 (9. Okt.).<br />

4) Aix; er nannte sich Carolus I. von Seyssel.<br />

25


386 1491<br />

Roemschen babsts | bestaetigung dahin verordnet!); daruss ein so<br />

vigent[791]liehe zwitracht, mit interdict, ban, todschlag, row,<br />

uberval sich erhuob, dass die bed staet, Bern zuovor und Friburg,<br />

uss eigner begird frids bewegt und ouch uss der stat Genf und<br />

5 persönlicher beder part ansocken, sich durch ires rats ßrliche<br />

botschaft darzwischen legtend 2 ). Schiktend ire schulthessen und<br />

etlich raet, von Bern her Wilhelm von Diesbach, Heinrich Mattern,<br />

Jörgen vom Stein, Anthonin Schoenin, gon Jenf, item und zuo<br />

herzog Philip, der den grafen von der Camer vertriben hat und<br />

io mit gwalt, siner part ze helfen, gon Jenf wolt ziehen, und mitan<br />

zuom kueng, welcher sinen hoptlueten zuo Lyon und sinem gubernator<br />

in Burgun hat bevolhen, genanten grafen wider inzesetzen<br />

und den erwaelten ze schirmen *). Brachtend [792] mit vil arbeit<br />

zuo wegen, dass sich bed partlen uf rechtlichen ussspruch des Roemiä<br />

sehen babsts, so uss semlichem zank sin hofgesind erhalt, hantlicher<br />

ueebung stil zeston begabend. Hielt diewil an stat des<br />

bestaeten die possess in: her Johann Armbroster, probst zuo Bern,<br />

uss geheiss des babsts im uberantwort durch den nuewen bischof<br />

von Losan, her Aymo von Montfalcon, Benedictiner ordens, — ouch<br />

20 diss jars, uf den tod bischof Benedicts 4 ) vom babst wider einen<br />

vom capitel erwaelten bestaet und einer stat Bern zuo hanthaben<br />

bevolhen. — Ward hie erlich enpfangen und gehalten 3 ). Begert als<br />

gesanter von der herzogin und von dem gubernator tusend geruester<br />

man, dem kueng, wo er weite fuertringen, zuo widerston 6 ).<br />

25 Ward im guot [793] ufsehen und flissige mitlung zugesagt; aber<br />

i) Anton Champion; er wurde 1491 eingesetzt, starb aber schon 1495.<br />

2) In den ersten Monaten 1491 beschäftigte sich der Kath von Bern<br />

ausserordentlich viel mit dieser Angelegenheit; vergleiche Schreiben an die<br />

Herzogin von Savoien und nach Genf vom 28. März (lat. Miss. D. 248" und<br />

248 b ), an den König von Frankreich vom 29. März (lat. Miss. D. 250*).<br />

Einige hierauf bezügliche Aktenstücke sind abgedruckt bei Galiffe Materiaux<br />

pour l'histoire de Geneve. I. p. 347 u. ff.<br />

') Wir finden nur die Sendung von H. Matter verzeichnet, am 21. Mai<br />

(Miss. G. 319»); sein Credenzbrief steht lat. Miss. D. 261».<br />

4) Benedikt von Montferrand war am 8. Mai 1491 gestorben.<br />

s ) Bezieht sich offenbar auf Joh. Armbruster.<br />

6) Raths-Man. 73, S. 129 (1. Okt.), wo aber der Name des Gesandten<br />

nicht genannt ist.


1491 387<br />

(86) uf guote | hofnung fridlichs Vertrags die reiser abgschlagen, mit<br />

beger und lnanung, nuet mit gwalt zehandlen, des spans rechtlichen<br />

ussspruch ze erwarten, den grafen von der Camer wider zuo<br />

dem sinen lassen kommen, damit der mächtig kueng ouch von<br />

gwaltiger band zuo fridlicher handlung möge gebracht werden •). 5<br />

Und also ward diser span on witere handiebung durch baebstlichen<br />

gwalt vertragen. So hätte sich zuo Losan ouch glicher<br />

ursach ein zang erhaept, wo ein stat Bern grosser pit und ansuchen<br />

des capitels und der herzogin nit waere ganz uf Verwaltung<br />

des babsts abgestanden 2 ). 10<br />

Von einem span zwischen einer stat Bern und Sauen, zii<br />

Friburg vertragen.<br />

[794] Wie sichs in vergangnen jaren begeben hat, dass<br />

Haensli Brochers husfrow von Sanen einen ir vermachten erbval<br />

zuo Obersibental mit recht gezogen und bi 14 jaren rueewig be- i5<br />

sessen, von irem swager, Crista Rauflaubern zuo Sanen, angesprochen<br />

und gekoufter falscher kuntschaft, uss einiger untogenlicher<br />

person, nämlich eines unvernünftigen, knechts, anzeig, also<br />

verluemdet, dass die von Sanen Brochern und sin unverluemt wib<br />

gvaenklich annamend, von inen vermeinte misshandlung und taeter M<br />

(g7) pinlich usszeziehen; demnach eine truewe stat Bern, | von Brochers<br />

bruoder, zuo Lopen 3 ) gesessen, um rechtliche hilf und zuo hanthabung<br />

ir gesprochnen urteil ermant und angerueeft, hat si ire<br />

lieben burger von Sa[795]nen, nach oftermals fruentlicher manung,<br />

ouch in kraft irs gswornen burgrechts gemant, ir urteil nit, ä5<br />

dan mit ernueweretem rechten, an dem ort, da si und der erbval<br />

gevallen, zeschwaechen oder abzesaetzen; ouch mit keinem gwalt<br />

wider si, wie fuergenommen, zehandlen, und hierum die gvangnen<br />

personen on engeltnuess zeledigen und bed partlen zuo gebuerlichen<br />

•) Der Rath suchte beständig zu vermitteln, vergl. Raths-Man. 68 (71),<br />

72 und 73 etc.<br />

2) Das Kapitel hatte zuerst den Franz von Colombier, dann Wilhelm<br />

von Montdragon erwählt. Es gelang Bern, den vom Papst Bezeichneten<br />

zur Anerkennung zu bringen. (Schmidt, hist. du diocese de Lausanne.)<br />

3 ) Lanpen an der Sense.


388 1491<br />

rechten zehalten ] ). Do nun die partlen gon Obersibental uf angesezten<br />

rechtstag gevertiget warend, wolt Rauflouber, mit zuogebnem<br />

bistand von Sanen, sich nit inlassen, zoch, spotlich dem<br />

gricht, ungeschaft heim; und als do Brocher, um etwas kostens<br />

5 angevordret, denen von Sanen nit nach willen begegnet, namend<br />

si sin wib wider in [796] gvaenknuess, zugends ufs heind ab, verbunden<br />

ir d'ougen, straktend ir ein arm zuo stucken, liessend<br />

dennocht nit ab, wie wol si bstaendig bleib, flirtend si lam uf<br />

eim schütten fuer gricht, da si mit wenig haenden 2 ) Got vom<br />

io schmaechlichen tod errettet. Verliess da ir hab, kam mit irem<br />

man gon Bern, erklagtend sich aller unredlichen handlung von<br />

denen von Sanen, mit grosser | Verachtung einer ersamen stat<br />

Bern an inen grim begangen. Uf das ein from stat Bern, als<br />

ie und ie recht und rechtlosen zeschirmen geneigt, ervordret<br />

i5 entlich mit hoechster manung ire burger von Sanen, dass si on<br />

verzug ir um die letzung und schmach, iren rechten und manungen<br />

erbotten, und ouch dem Brocher und siner husfrowen,<br />

[742] um iren an lib, ör und guot ungebuerlich zugefügten schaden<br />

ker und ersatzung zetuon. Und dass selichs beschehe, weite si<br />

20 ir vermoegen darstrecken.<br />

Als nun die von Sanen den ernst enpfunden, damit si irem<br />

unfuor ein hand machtid, wurbend si hinderrugs an Wallis und<br />

an die fier Waldstaet um bürg- und lantrecht, welchs doch inen<br />

durch undergang einer stat Bern a ), als ir gswornem burgrecht<br />

25 widrig, ward abgeschlagen. Ramend dahar gon Bern, entschuldigetend<br />

sich durch Niclaus Bommern, vermeinend, nit not antwort<br />

und rechnung iemant zegeben dess, so si nach ir lantrecht<br />

und irs herren gheiss haettid verwalten; wo aber anders, weltid<br />

si niemant rechts vorsin. So stund da ir her, der graf von Gryers,<br />

so sagt, er hätte si uf ir fuergeben nuet anders [798] geheissen, denn<br />

•) Darüber vergleiche die Raths-Man. 71 und 72.<br />

! ) Mit geringer Mehrheit.<br />

3 ) D. h. durch Berns dazwischentretende Intervention. Auch Interlaken,<br />

Luzern und Uri suchten die Saaner gegen Bern zu gewinnen, vergl.<br />

Raths-Man. 67 (71), S. 112 (vom 21. Febr.). Stadtschreiber Fricker machte<br />

hierzu die Bemerkung: «Quae factio, tamquam exorbitans, michi non placet.»


1491 389<br />

nach gebuerlicher gstalt und recht zehandlen. Was si darüber<br />

und ouch wider ein stat Bern geton, wäre im leid und ganz<br />

missvaellig. Ir froemde gsuoch waerid on sin wissen und verwilligen<br />

bschehen. Ein gueetige stat Bern haette si also erzogen, dass si<br />

(89) weder in noch si vor | ougen haettid 1 ). Erfundne schuldigen woel 5<br />

er ungestraft nit lan; begere das land mit fridlichen mitlen zebedenken.<br />

So warend ouch die von Friburg da, nämlich her Dietrich<br />

von Endlisperg und her Wilhelm von Afry; begertend die sach<br />

uf gueetigen vertrag einer stat Friburg ze übergeben. Ward da 10<br />

vor und von ganzem rat einer loblichen stat Bern denen von<br />

Sanen ir unfuorliche misshandlung und gebuerliche straf wol und<br />

ernstlich erluetret. So welle dennocht ein from stat Bern, als<br />

nuet unbillichs begerend, ire lieben [799] mitburger von Friburg<br />

«Sren, und hierin vergoennen zemittlen. Antwort irem herren: er 15<br />

soelte besser insehen, nach vil getaner manung und pit, hon gehaept;<br />

harzuo si im ir hilf ungespart ouch tuon woelte. Welle ouch<br />

noch sin gnad, zuo gebuerlichem vertrag irs spans, ermant und<br />

gebetten haben, wie si denn ouch siner gnaden ansehens iren<br />

lieben mitburgern von Friburg hab übergeben. Danket do fruent- 20<br />

lieh denen von Friburg irer brueederlichen guotwillikeit, mit anzeigung<br />

aller in disem span von denen von Sanen begangnen<br />

unfuor, wie si vormals ouch mit recht bi ir gswornem, ewigen<br />

burgrecht behalt, und in etlichen kriegen von ir panner abzogen<br />

waerid 2 ). Iedoch ir pit, frid und alt harkommen nit zuoverschaetzen, 25<br />

sunder, wie si iewelt gesucht, zuo behalten und zuo ufneu, so verwillige<br />

[800] si und übergebe einer loblichen stat Friburg, iren<br />

lieben mitburgern und getruewen Eidgnossen, so wit ir er behar,<br />

(90) und den verlezten abtrag beschech, in geaefre-1 tem span fridliche<br />

mittel zesuochen und den mit semlichen förderlich abzestellen. 30<br />

Also wurdend durch einer stat Friburg, beder Sibentalen 3 )<br />

i) Die Berner hatten vordem die Leute von Saanen gegen den Grafen<br />

oft in Schutz genommen.<br />

a<br />

) Bezieht sich vielleicht auf die Haltung von Saanen im Jahr 1445<br />

(Tillier, IL 117. 120).<br />

3) D. h. Ober- und Niedersibenthal.


390 1491<br />

und Frutigen ehrliche boten die folgenden mittel darton: nämlich,<br />

dass die von Sanen angends von nuewem ir ewig burgrecht mit<br />

iren eiden, unwankelbar zehalten, soellen bestaeten, hargegen ein<br />

stat Bern inen zuoglich ouch solle sweren; item und ein verschris<br />

bung geben, on einer stat Bern wissen und willen kein burgrecht<br />

noch einicherlei vereinung zemachen noch anzenemen.<br />

Item, dass einer stat Bern, Brochern und sinem wib alle<br />

die, sozuo [801] si ansprach vermeinend zu haben, es sie tschachtlan<br />

oder ander von Sanen, soellend inen zu recht gehalten werio<br />

den, nämlich vor schultess und rat einer stat Friburg, oder vor<br />

tschachtlan und lantlueten beder Sibental oder Frutingen, wo<br />

denen von Sanen zuom fuoklichsten, und da, was und wie recht<br />

ieder parti gibt, dem sol si on Weigerung und on witer appellieren<br />

gestrax nachkommen und geleben•).<br />

i5 Im sweren des ewigen burgrechts behielt ein stat Bern bis<br />

zuo usstrag des rechtens, die vor, so zuom rechten ston soelten 2 ).<br />

So ward in nachgendem jar das gericht gon Erlenbach<br />

gsezt 3 ), und da von erstem der alt-tschachtlan von Sanen, Peter<br />

Zingeri, um 500 pfund dem Brocher völlig erkant; fuer den zwei<br />

20 ort der Eidgnossen batend, nämlich Swytz und Underwalden,<br />

dannenhar | si im abgesezt fuer zuogesazten") 4 ). Ward von einer<br />

stat Bern begnadet, uss pitt, also, dass er ir on gnad muost<br />

100 gülden an kosten geben und ins burgrecht sweren.<br />

Bi dem rechten und daeding warend des rats von Bern<br />

»5 Heinrich Matter, Bytius 5 ) Bruegler venner, [802] Ditlinger richter,<br />

Spilman und Axhalm von burgern, des Brochers zuogesaezten.<br />

Und dis al, mit Dietrichen an der Halden von Swytz und Andres<br />

zuon Hoefen von Underwalden, des spans daedinger b ). Nit me hab<br />

*) Nämlich — zugesatzten am Rande beigefügt.<br />

b ) Von burgern — dädinger ebenso.<br />

i) Die Verhandlung fand statt im Mai (vergl. Raths-Man. 72, S. 79).<br />

») Das neue Burgrecht mit Saanen wurde abgeschlossen den 13. Dez)).<br />

1491 (Raths-Man. 73, S. 261).<br />

s) Am 13. Februar 1492 (Raths-Man. 74, S. 81).<br />

4) Sie wurden nicht als unparteiische Schiedsrichter anerkannt.<br />

5 ) Bytius = Sulpicius.


1491 391<br />

ich des handeis funden. Ist gnuog, vermessner oberkeit zuo einem<br />

exempel.<br />

Die stat Lenzburg verforunuen.<br />

Diss jars im Aprellen ist die stat Lenzburg im Aergoew verbrunnen.<br />

Hond sich do Loufenberg, Lucern und Solaturn so s<br />

hilflich erzeigt, dass inen ein stat Bern sundren dank hat zuogeschriben.<br />

Und uf dass die ir stat moecht wider gebuwen werden,<br />

hat si iren zuo des buws fuerweser geben iren vogt, junkher Brandolfen<br />

zuom Stein, und junkher Walthern von Halwil; darzuo 140<br />

muet korns, 30 muet habers, und halb Ziegeldach den buwenden w<br />

geschenksi); holz, stein, kalch, ziegel, von umsaessen hin ze-<br />

(92) fronen verschaft 2 ); körn, habern und gelt geluehen und verborgt, |<br />

uf den verbrunnen huesern zins gar, gotsgaben und sei- [803] graet<br />

halber 3 ) gar, oder ein zit lang, abgelassen.<br />

Fuersehung in der tuere, sei und libs halb, geton.<br />

Als nun Got dise und andre land mit harter tuere zuo friden,<br />

besserung und fuersuechtikeit treib, lies ein wise stat Bern um<br />

und an ze friden raten und helfen, zuor besserung in allen iren<br />

gebieten, geistlichen und weltlichen, Roemschen ablass verkünden, »o<br />

uneiiche biwonung, sweren, spilen, tanzen, kriegsgloef und fuerkouf<br />

verbieten und strafen, die nachtmuotwiller mit abtrag Schadens<br />

dri monat heissen leisten 4 ); darnach und mitan, zuo ersatzung<br />

mangels fuergesehen, uss iren landen kein körn zuo verkoufen, zuo<br />

guot irer gmeind 500 muet kouft, ire landgricht und kloester, körn 25<br />

und brot uf die maerkt harzefueeren gemant 5 ).<br />

Koufschlag der fruechten.<br />

Und ein koufschlag der fruechten gemacht, nämlich bernmaess:<br />

[804] dinkel, 1 muet um 35 Schilling; roggen, 1 muet um 3'/s pfd.<br />

i) Die Regierung begünstigte die Ziegelbedachung durch Uebernahme<br />

der Hälfte der Kosten.<br />

2) Die bezüglichen Schreiben siehe Miss. G. 298 a u. ff.<br />

3 ) Die von Jahrzeitstiftungen herrührenden Zinse an die Gotteshäuser.<br />

4) Mandat betreffend die Ehe vom 8. Mai (Miss. G. 312 b ). Allgemeines<br />

Sittenmandat vom 20. Juli (Miss. G. 348}.<br />

5 ) Kornausfuhrverbot vom 30. April (Miss. G. 308 b ).<br />

15


392 1491. 1492<br />

und iedes, so in d'stat har zuo markt gfiert wirf, 5 Schilling tuerer;<br />

kernen, 1 muet um fier pfund 5 Schilling pfenning; habern, 1 muet<br />

um 20 plaphart. | (93)<br />

Die pflster und mueller zu gebner Ordnung gehalten.<br />

5 Item, die pfister, der ob sechzigen was, so von gemachter<br />

Ordnung wegen ir hantwerk hattend ufgeben, item und ouch<br />

die mueller, so am Ion gelt fuer kernen soltend nemen, mit vil<br />

glockenstreicheni) in d'ordnung bracht, ussgenommen fuenf, mit<br />

namen Haensli Zurkinden und Hans sin sun, der alt Marin, Erhard<br />

io Rotelfinger und Niclaus Rybol; schwörend, unss uf ir herren<br />

gnad nuet zebachen; und Hans Hoffmann sagt zuo, wenn er woelte<br />

bachen, so woelte er ouch dan ghorsame sweren 2 ). Die unghorsamen<br />

sol man ins swarz 3 ), zu swarzer gedaechtnues ufschriben.<br />

[805] Ein nuew nsssaetzelhns gebuweu.<br />

io Als dan das alt vaeldsiechenhus zuo nach bi der stat was, hat<br />

man diss jars das nuew hinuss gebuwen 4 ).<br />

[806.]<br />

1492.<br />

Babst: Innocentius VIII. 8. Roemscher keiser: Fridrich III. 53.<br />

Roemscher kueng: Maximilian 7. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 9.<br />

20 Schultes: von Erlach. | (94)<br />

Des foafosts Iunocentii abgang und des foabsts Alexanders<br />

angang.<br />

Im jar Cristi Jesu 1492, nach dem der Roemsch babst Innocentius,<br />

siner tochter Theodorine, und besunders sinem sun<br />

') D. h. erst nach vielen und wiederholten Verhandlungen der Räthe.<br />

Die Aufregung wegen der Bäcker war eine Zeit lang so gross, dass am<br />

23. März der abwesende Schultheiss W. v. Diessbach in aller Eile heimberufen<br />

wurde. (Miss. G. 293)<br />

2) Am 25. Mai (Raths-Man. 72, S. 111.) Am 30. April hatte der Rath die<br />

Bäcker vom Lande zur Lieferung von Brod aufgefordert (Miss. G. 307 b , 308*).<br />

3 ) Nämlich ins schwarze Buch.<br />

4 ) Das alte Feldsiechenhaus, im 13. Jahrh. gestiftet, stand in der Nähe<br />

des jetzigen Obstberggutes. Vergl. Messmer, Das Siechenhaus. Bern, 1828.


1492 393<br />

Franzen 1 ) — des riehen, lobwirdigen Laurentio de Medicis, zuo<br />

Florenz gubenner, diss jars gestorben, tochterman — uss der<br />

bodenlosen Roemschen schatzkisten, ouch selbs entragen, nach<br />

baebstlichen eren riche ßstuer hat gelassen, ist er, der mild, heilig<br />

vater, im hoewmonat, sines babstuoms im achtenden jar, von diser 5<br />

zit gescheiden 2) und mit gewonlichem gebraeng zuo S. Peter begraben.<br />

Ward do nit mit luetzel gelts, dan er des vil hat, babst ein<br />

Spanier, des babst Calixti bruoders sun 3 ), [807] vom gschlecht<br />

Borgia, gnemt Alexander, des nammens der sechst, was vier und 10<br />

vierzig jar des baebstlichen hofs vice-|canzlier gsin, und deshalb<br />

vast rieh und des baebstlichen hofs gschaeften fueruss wolgelert<br />

und geiebt, guots, eYen und gwalts also gütig, dass da von im<br />

ward dichtet:<br />

Alexander verkouft Rom, Cristum und altar; 15<br />

Hat des guot recht, dan si uss kouf im kommend har:<br />

So er dan sitzet an Gottes stat,<br />

Niemands in darum zestrafen hat.<br />

O Criste! O Petre!<br />

Dannenhar er ouch hat vollen gwalt, sine tochter Lucretiam, 20<br />

die gross, stolz, guldin etc., herzog Alfonsen von Ferrer gnoss<br />

und elich zemachen 4 ) und sinen vast hochgeliebten sun Valentin'),<br />

ein cardinal und widerum ein herzogen und prinzen der Micken<br />

ze schöpfen über die land und staet, deren alte herren, | [808]<br />

und ouch in Rom die fuernemste gschlecht, Columnes, Ursin, »<br />

Sabell, Hanibal 6 ), mit schwert und gwalt, durch genanten sinen<br />

lieben sun underdrukt und der etliche usstilget hat 7 ). Er hat die<br />

') Franceschetto Cibö.<br />

! ) 25. Juli 1492.<br />

3 ) Rodrigo Lenzuoli war ein Schwestersohn Calixtus III. (1455—1458)<br />

und nahm von diesem den Namen Borgia an.<br />

4) Lucretia Borgia wurde zuletzt mit dem Herzog Alfons von Ferrara<br />

verheirathet.<br />

5 ) Gewöhnlich Caesar Borgia genannt; vielleicht Missverständniss veranlasst<br />

durch den Titel: Herzog von Valentinois, den derselbe trug. Ausser<br />

ihm hatte Alexander bekanntlich noch einige andere Söhne.<br />

6 ) Colonna, Orsini, Savelli. Annibale.<br />

7 ) Gregorovius, Gesch. der Stadt Rom. VII 456 u. ff.


394 1492<br />

Engelburg zuor wen gwaltig gebuwen und vil ander köstlicher<br />

buew getan'), der maerer'-), unser frowen gwoelb lassen vergolden;<br />

aber S. Peters dach invallen. Harzuo allem sin guldin jubeljar 3 ),<br />

vil nuewe cardinael 4 ) und schribenen wol hond gedient. Hie ist<br />

5 ougenschinlich zeermessen, was der Roerasch grundlos bettelsak<br />

vermoege, was im das unbezalich, edel bluot Cristi und der cristen<br />

ertrage, wo und wie das angelegt und verbracht werde. O Criste<br />

Jesu! gib noch denen, so sich dines heilsamen nammens riemend,<br />

dir gvaellige ougen, damit si dich allein sehid, liebid, lobid und<br />

io erid! Amen. |<br />

[805] Ein reis des Roemscheu keisers, wider Beyer und<br />

Regenspurg erhaben.<br />

Uf S. Joergen tag 8 ) hat der Roemsch keiser Fridrich bestelt<br />

zuo obristem hoptman margraf Fridrichen von Brandenburg, im<br />

15 geben sin und des Roemschen richs paner, harzuo gemant die<br />

staend des richs, fuersten und staet, insunders sinen Schwaebschen<br />

pund, wider die stat Regenspurg, so sich eigens willens uss des<br />

keisers hand an herzog Albrechten von München, ouch wider desse<br />

gebuer, hat ergeben 6 ). Und als nun etliche des richs, und fuer-<br />

20 nemlich der Schwaebsch pund, uf das Lechveld zuosamen mit<br />

starker macht warend[810| kommen 7 ), schiktend die Beyerischen<br />

herzogen, Philip, Joerg und Albrecht, so sich vor ouch des<br />

Schwaebschen punds hattend gewidret, zuo iren pundsgnossen den<br />

acht orten der Eidgnossen um hilf. Als aber d'Eidgnossen in<br />

25 gmein und sunders, als dem rieh zuoghoerend, vom keiser im zuozeziehen<br />

höh warend gemant, begabend si sich, uss Berns an-<br />

') Ueber Alexanders VI. Bauthätigkeit siehe Gregorovius VII. 657 u. ff.<br />

2) In erster Linie? — Zum Folgenden vgl. die ähnliche bildliche Gegenüberstellung<br />

bei Walther v. d. Vogelweide 33 u. ff.<br />

3) Alexander VI. hatte im Jahr 1500 ein Jubeljahr mit Ablass ausgeschrieben,<br />

das ihm ungeheure Geldsummen zugebracht haben soll.<br />

4<br />

) Die für ihre Wahl bedeutende Summen zahlten.<br />

5<br />

) 23. April.<br />

6<br />

) Regensburg hatte 1486, von Herzog Albrecht von Baiern gezwungen,<br />

auf seine Reichsfreiheit verzichtet, vergl. Glmann, a. a. 0. S. 49.<br />

r<br />

) Zu Anfang Mai 1492 (Ulmann a. a. 0. S. 152).


1492 395<br />

bringen, entweders teils anzenemen, sunder zwischen inen zuom<br />

friden zuo mitlen 1 ). Da nun die Beyerischen herren nit hilf fundend,<br />

ward Regenspurg dem keiser widerkert, ir und dem herzogen ein<br />

geltstraf ufgelegt, und hiemit dise reis zerzogen und volendt.<br />

(98) Unvermögen macht oft friden. | 5<br />

[811] Tagleistung zix Costenz des Roemschen kuengs mit<br />

gmeiner Eidgnossen boten um vereinung und hilf.<br />

In, vor, und nach obgemelter reis, als der Roemsch kueng sich<br />

rüstet, am kueng von Frankrich sin er, wib, tochter, land und luet<br />

zuo retten, harum das Roemsch rieh um luet und gelt kläglich an- 10<br />

ruoft, warb er ouch ieztan, uss billicher ursach, wie vor oft, an<br />

gmein Eidgnossen, inen hoch und ernstlich erklagend im vom<br />

kueng von Frankrich unbillich begegnende schma, so mit keinen<br />

eren von iemand ungerochen zelassen stände.<br />

Erbot iedem ort, über alle ussrichtung vor begebner an- «<br />

sprachen, 10 jar jaerlich 500 Rinscher gülden fuer ir pension zegeben<br />

und ire friheiten zebestaeten, wan[812] da mit im vil begerte,<br />

vor und nächst, nach gmeiner Eidgnossen gevallen, zuo Zug<br />

vergriffne vereinung volzogen wurde. Und nach dem er vor durch<br />

sine rät mit inen hat gehandlet und selbs personlich mit in 20<br />

zehandlen sich oft hat erbotten, fliegt er sich in mitte Hoemonat<br />

gon Costenz 2 ), beruoft da zuo im aller orten der Eidgnossen boten»<br />

welche ouch da erlich erschinen; von Bern her Wilhelm von<br />

Diesbach, riter, alt schulthess, und junkher Hans Ruodolf von<br />

Scharnathal. Und nachdem er si hat erlich enpfangen, ir ghor- &<br />

sam erschinen hoch gelobt und mit gnädigem dank angenommen,<br />

liess er inen fuerhalten zuovor die loblich ewig bericht, so von<br />

(99) sinem veter, erzherzog Sigmunden von Oesterich, vor jaren mit<br />

den Eidgnossen fuer sich, sine erben und nachkommen angenommen,<br />

[813] ouch besiglet und zuo halten gelopt; da sie sin kueng- 3°<br />

liehe majestat, als ein erb des genanten sines vetern, erzherzog<br />

S. 413.<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. S. 408 (11. Mai).<br />

8 ) Der Tag fand am 10. Juli statt; zum Folgenden vgl. Eidg. Absch. III. 1.


396 1492<br />

Sigmunds, ganz geneigt, selicher bericht stat und folg zetuon,<br />

und sich ouch nachburlich mit allen gnaden gegen inen zehalten<br />

und alles guots versehen welle. Und als dan vor zuo tagen von<br />

wegen selicher bericht allerlei geredt, und sunder die in etlichen<br />

5 artiklen, wie si fuerhin zehalten, erluetret, da sie der kuenglichen<br />

majestat wolgevallen und beger, dass demselben stat geben werde;<br />

welle ouch sich des zuo inen versehen, so uns beden teilen dardurch<br />

widerfaren möge, ouch darzuo geneigt sin sollen.<br />

Klag des Roemschen kueugs.<br />

io Dem nach erklagt den unbillichen, groben und hohmuotwilligen<br />

[814] handel, so durch den kueng von Frankrick wider sin kuengliche<br />

majestat gewaltiklich, wider christliche Ordnung und alle<br />

billicheit fuergenommen, gebracht, und das zetuon fuer und in<br />

iebung sig, und sonder mit dem, dass derselb kueng von Frankiö<br />

rieh mit im ein bericht angenommen, ouch die nach dem höchsten<br />

zehalten verschriben, das heilig sacrament daruf enpfangen, und<br />

aber die über das alles an im nit gehalten, sonder zerbrochen;<br />

und habe zuo dem im sin glichen gemach el, die herzogin von<br />

Brittenien, so | im nach Ordnung der cristlichen kilchen vermaehlet (100)<br />

20 sie, gewalteklich genommen, über dass er im vor jaren sine<br />

tochter vermaehlet und in sinen gwalt geben hab; desse sich noch<br />

alles nit benueegt, sunder so hab er im und sinem sun, herzog<br />

Philippen, etliche fuerstentuom und land ingenommen, und understande,<br />

das witer ze tuon mer [815] dan an einem end und also<br />

25 dem Roemschen rieh und Tuetscher nation merklichen abbruch<br />

tueege. Und wo das nit fuerkommen, so werde derselb kueng von<br />

Frankrich underston, das heilig Roemsch rieh und die Tuetsche<br />

nation zuo vernichten und under sinen gwalt ze bringen; das aber<br />

dem heiligen Roemschen rieh, ouch einer löblichen Eidgnoschaft,<br />

30 als ein glid desselben, und aller Tuetscher nation schwer zu<br />

hoeren sig.<br />

Uf diss, so beger sin kuengliche majestat, man welle selichs<br />

zuo herzen nemen und ir wider genanten kueng hilf und bistand<br />

tuon, dass selich uncristlich und unbillich fuernemen gestraft und


1492 397<br />

dem gwalt, so er wider das Roemsch rieh und die Tuetsche nation<br />

fürgenommen hat, widerstand getan werd, und insonder so beger<br />

sin kuengliche majestat, dass ein lobliche Eidgnoschaft ir sechstusend<br />

knecht dri monat um sold, nämlich iedem eins monats<br />

her Rinsch gülden zegeben, zuoschick; so woelle sin kuengliche 5<br />

majestat die sack nach einer [816] Eidgnoschaft rat mer dan<br />

an einem ort angrifen und sich fuer und für mit gunst und gnaden<br />

zuo ir halten.<br />

Antwort der Eidgnossen.<br />

Uf disen fuerhalt, mit schoener red dargetan, gabend der Eid- ,0<br />

(lOl)gnossen boten zuo antwort: Des ewigen berichts | und ouch der<br />

vergrifnen vereinung halb, so si keinen beschluss zemachen<br />

gwalt habid, welid si diss an ir obren heimbringen, in hofnung,<br />

die Roemsch kuengliche majestat werde antwort bekommen, darab<br />

si zuo keinen Ungnaden bewegung enpfahe. iä<br />

Aber der begerten hilf halb, so welle die zuo tuon einer Eidgnoschaft<br />

uss vilerlei Ursachen ganz unfuoglich sin. Damit aber<br />

die schädliche zertrennung der cristenheit und das gross bluotvergiessen,<br />

— so uss fuer-[817] gang desse ir, der fuernemlichsten,<br />

maechtigesten hoeptern der cristenheit, kriegs entstuond, — möchte 20<br />

fridlich gewendt und abgestelt werden, sigid si gneigt, allen muglichen<br />

fliss und arbeit zuo guot gmeiner cristenheit anzekeren und<br />

hierum an ein kueng von Frankrich, als inen wol gneigten, ze<br />

werben, in vertruwen, wo sin kuengliche majestat zuo betrag ir<br />

spaenen willen gebe, die Roemsch kuengliche majestat, nach ir an- »<br />

gebornen gnaden, wurde dasselbig ouch nit abschlahen.<br />

Witerer fuerhalt des kueugs.<br />

Uf dise antwort liess der kueng witer reden: dass, wie si<br />

sich erbotten haettid, die sachen des berichts und vereinung heim<br />

zebringen, so sie siner kuenglichen majestat [818] hohe beger, 30<br />

semlichs also zefuerdren, dass uf nächster tagleistung der entlicher<br />

usstrag volzogen werd; harzuo an ir mit aller gnad und<br />

billicheit mit erwinden solle. So dan einer Eidgnoschaft im


398 1492<br />

begerte hilf zetuon nit fliegen welle, so welle sin kuengliche majestat<br />

si derhalb ieztmal unersücht lassen und sich zuo ir | alles trosts (102)<br />

und guots versehen, und nit zwifel haben, als sin vater, der Roemsch<br />

keiser, si als undertanen des richs gon Metz gemant und er-<br />

5 vordret hab, si werde ghorsamlich, lut soelicher manung, erschinen<br />

und sich von dem heiligen rieh nit suendren, sunder dem<br />

getruewen anhang tuen, als das iewelten von iren altfordren beschehen<br />

sie.<br />

Und ob si im ie kein hilf zukommen lassen welle, dass si<br />

io iedoch wider in ouch keine zuolasse. [819] Was dan ein lobliche<br />

Eidgnoschaft als unpartlische mitlerin zuo bstaendigem, erlichem<br />

friden vermöge, werde sin kuengliche majestat, so wit ir er und<br />

glimpf reicht, ouch nit verachten noch zuo undank haben.<br />

Abscheid gmeiner Eidgnosseu boten zu Costenz, und<br />

i:. hernach zft tagen, des Roemschen kuengs halb.<br />

Hieruf hond der Eidgnossen boten, zuo Vollendung lezter<br />

beger des Roemschen kuengs, uf S. Lauienzentag') einen tag gon<br />

Swytz angesezt und beschlossen, dass die stat Bern und Fryburg<br />

on verzug ein kueng von Frankrich ernstlich ansuochid, ob<br />

20 sin kuengliche majestat welle einer Eidgnoschaft goennen, zwischen<br />

ir und der Roemsch kuenglichen zemitlen, und si des fuerderlich<br />

berichten 2 ).<br />

[820] Uf das, so sandt ein lobliche stat Bern, sunders hiezuo<br />

geflissen, in nammen gmeiner Eidgnossen dem Frankrichischen<br />

25 kueng diser gstalt ein brief:<br />

Missif an kueng von Frankrich.<br />

Gar mit gutem herzen si sich bevelend, allercristlichster,<br />

grossmaechtigster kueng, sunders gnädiger | her! Aisdan iezund (103)<br />

zwischen dem Roemschen rieh und uwer kuenglichen majestat<br />

30 etwas kriegs und bewegung fuergenommen und understanden,<br />

') 10. August.<br />

2 ) Eidg. Absch. III. 1. 413 und 114.


1492 399<br />

werden wir von der keiserlichen majestat durch fr offen brief<br />

eben kraeftiklich gemant, die unsern wider uewer kuengliche majestat<br />

zuo hilf dem Roemschen rieh zuozeschicken; dadurch nun<br />

unser herz und gemueet nit wenig betrueebt und zwifelhaftig gemacht,<br />

und das so vil witer, so wir beden teilen günstig und nit 5<br />

wenig verwant sind. Dan wir uewer kuenglichen majestat gluek<br />

und heil zuo vernemen begeren und uns kein ursach gegeben,<br />

dadurch der verbuendung, so wir zusammen hond, nit gnuog geton<br />

[821] moechte werden. Zum andren, so sind wir dem heiligen<br />

Roemschen rieh, dem wir als ein glid an alles mittel anhangen, 10<br />

also verpflicht, dass wir dasselb ouch ungeschwaecht und ungelezt<br />

woelten beliben; und so wir nun uns selbs widerwärtig, habend<br />

wir bedacht, das sicherest ouch best zuo sin, das von uns zuo<br />

underston und fuerzenemen, so todschlaeg, bluotvergiessen und der<br />

landen unkumlikeit verkommen und abstellen, und also frid, 15<br />

einikeit und guoten willen moechte gebären. Und diewil nun dem<br />

also, so ist an uwer kuengliche majestat unser gar gefiissen bit<br />

und beger, ir welle gevallen, in bedenken unser emsigen guoten<br />

neigung, uns zuo gönnen, zwischen dem Roemschen kueng und uwer<br />

kuenglichen majestat fruentliche mittel zuo suchen, die wir ouch also 20<br />

erarbeiten wellen, dass an uns ganz nuet solle erwinden, dadurch<br />

(104) semlich kriegs-1 ufruor und bluotvergiessen, die zwischen den hoeptern<br />

der cristenheit und dero undertanen nit on merklichen<br />

schaden sin, und ouch den ungloebigen Ursachen geben möchten,<br />

sich wider uns ze stärken, gewendt, und frid ervolgt moege wer- 20<br />

den. Das wird Got genem und uns also dankbar, dass wir [822]<br />

liebers diser zit nit moechtid hören. So wir ouch haruf uwer kuenglichen<br />

majestat willens und gevallens bi disem darum gesanten<br />

boten bericht, werden wir die Römsch kuengliche majestat ouch<br />

vermanen, demnach tag an komlich ort und end verkünden, und 30<br />

alsdan aber handien das, so liebhabern frids und ruow zuostat,<br />

mit hilf Gots, der uewer kuengliche majestat, von deren wir schnelle<br />

antwort erwarten, geruoh zuo behalten. Geben zuo Bern unter irem<br />

10. Aug. sigel, in unser aller nammen, uf den 10. tag Ougst etc.').<br />

i) Lat. Miss. D. p. 380.


400 1492<br />

Einer stat Bern uf den tag zu Swytz bevel.<br />

Ouch so beval ein ersame stat Bern irem ratsboten, Anthoni<br />

Schoenin, uf dem tag zuo Swytz darzetuon, wie dass ein stat Bern<br />

vilgemelten des Roemschen kuengs und hus Oesterrichs bericht<br />

5 und vereinung oft vor als ganzer Eidgnoschaft loblich, nuzlich<br />

und exiich angenommen und zuogesagti), noch uss semlichem<br />

grund dabi ze bliben begere; hierum die misshaelligen ernstlich<br />

bitte und ermane, nämlich Ure und Swyz, dass si underlassen,<br />

die unfruentlichen [768] rechtvertigungen, so si der sach halb<br />

io gegen der stat Lucern triben, | sich nit welid hievon absuendren. (105)<br />

So dan der Roemsch kuenglichen majestat zuo Costenz hilf abgschlagen<br />

sie, und aber wider si keine zuozelassen zuogesagt,<br />

gval ir, und welled daran sin, dass selichs gehalten, damit doch<br />

ein Eidgnoschaft nit in alweg dem Roemschen rieh ungehorsam<br />

io geacht werde.<br />

Und ob, wie si doch nit hoff, etliche ort ir boten zuo tagen<br />

zwischen den kuengen nit weltid schicken, die trungenlich anzekeren,<br />

den andren, so das gern, als ganzer Eidgnoschaft ewig<br />

loblich, tön, in gmeiner Eidgnoschaft nammen zehandlen gwalt<br />

w gebid.<br />

Abscheid zue Swytz.<br />

So hat aber der stark riechend bluom uss Frankrich hiezwischen<br />

ein so starken rouch gebracht, darzü die veraechten,<br />

baennigen [824] graten von Moetsch, Werdenberg und Zimmern 2 ),<br />

25 wider ire herren, den Roemschen kueng und herzog Sigmund, zuo<br />

Wesen ein semliche pratik angericht, dass, unangesehen gmeiner<br />

Eidgnoschaft gmein er, lob und nuz, und ungeacht der frommen<br />

fuersten von Oesterrich höh, nachburlich, gnädig erbieten, ouch<br />

insunder des Roemschen kuengs vil und zimlich ansuchen, wider<br />

30 der fünf staeten wisen rat und fuersichtigen willen, die fuenf ort,<br />

nämlich Ure, Swytz, Underwalden, Zug und Glaris, sich uf dem<br />

') Bern hatte den Bund mit Maximilian angenommen. Glarus und<br />

Schwyz verzögerten den Beitritt (siehe oben S. 359), ebenso Uri.<br />

2) Wie die Grafen von Metsch und Werdenberg, so lag auch Freiherr<br />

Werner von Zimmern mit dem König im Streit.


1492 401<br />

tag zuo Swytz erluetreteni) und beschlussen, nuet mit dem Roemschen<br />

kueng zeschaffen zehaben, und die antwort soelte sinen an-<br />

(106)waelten uf naechsten tag zuo Zuerich haruss gesagt werden; | wie<br />

dan mit etwas bscheidenheit die her Herman von Eptingen, her<br />

Lazarus von [825] Andlo, ritern, und Hans Lantzen von Lieben- 5<br />

vels, kuenglicher majestat boten, geben ward' 3 ). So warend ouch<br />

etlich der Eidgnossen, so da sagtend, ire knecht waerid inen lieber<br />

da uss wan daheim, unrueewig. Der aman Reding von Swytz<br />

meint, si miessid ein loch han; waere in Frankrich zuom besten,<br />

so die Tuetschen und Lamparter si doch hasstid. Und damit die «<br />

fünf ort das mer moechtid wider die staet erhalten, haftend si, zuo<br />

Brunnen versampt, Friburg und Solaturn von gmeinen tagen,<br />

so von ort zuo ort umgon solten, dan allein si berueerend, von<br />

siz und stim gar abgemert 3 ); das inen Bern solt. aber nit allein<br />

wolt verkünden, sunder si darbi, als ir alt und wol verwant, «<br />

behielt.<br />

Tag der fuenf staeten zue Zoflugen.<br />

Obgemelter und andrer Sachen halb [826] beruoft ein ersam,<br />

wise stat Bern die fier staet Zürich, Lucern, Fryburg und Solaturn<br />

gon Zofingen 4 ), sich da mitenander zeberaten, wie den so<br />

sachen zetuon, dass ein wolhergebrachte Eidgnoschaft ir gross lob<br />

und er moechte beston, das doch uss der fünf orten fuernemen nit<br />

wol ze erwarten, so da die notwendige verkomnuess von Stanz,<br />

(107)die gebuerliche pflicht dem Rom-1sehen rieh, die nuzliche vereinung<br />

und erliche fruentschaft der maechtigen hueser Oesterrich, 25<br />

Saffoy und Burgun, von mutwilliger ansprachen und ansprecher<br />

wegen, ouch ir eignen undertanen heil und er weltid übersehen,<br />

und zuo verachten understueendid.<br />

i) 11. August 1492 (Eidg. Absch. III. 1. 416).<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. 419 (10. Sept. 1492).<br />

3 ) 1486. (Eidg. Absch. III. 1. 229.) Vergl. auch oben S. 237.<br />

4 ) Auf 19. November. Siehe Circularschreiben an die vier Städte<br />

Miss. H. p. 334».<br />

26


402 1492<br />

Reisverbot.<br />

Mant hieruf und vereidet al ir undertanen, bi verlust er,<br />

lib und gut, daheim geruest zebliben; gebot, bi ewigem verlust ir<br />

land, den abheimschen, mit verzuehung verschulter [827] straffen<br />

5 ansehens, von beden kuengen harheim zeziehen 1 ). Erschoss nit<br />

vil, so die mauung etlichen obgemelter orten eigennützigen obren<br />

so lang ein gespoet was, unss, do der iren vil hinweg und wenig<br />

wider kaemid, witwen und weisen klagtend, si nachgelassner ghorsame<br />

kum wendlichen schaden zuo spat empfundene!.<br />

w Antwort vom kling von Frankrich uf gmeiuer Eidgnossen<br />

schrifoen.<br />

Als nun ein stat Bern dem kueng von Frankrich obgeschribnen<br />

brief hat zuogesendt, kam ein gschriftliche antwort, zuo Paris<br />

uf den 24. tag Ougst geben 2 ), in welcher sin kuengliche HiajestataiAig.<br />

15 mit vil gnädiger erbietung und hoher danksagung der lieb und<br />

truew, so ein from Eidgnoschaft zuo ir naette, welche und zuo voran<br />

Got, frid der Cristeuheit und cristlichs bluots ver-|Schonung (108)<br />

angesehen, so gebe si ganzen willen, wo und wenn ir fridlicher<br />

mitlung tag verkuent werd, an ir nuet, so zuo gutem friden [828]<br />

20 und sueen dienen moecht, lassen erwinden; dan si ir, als siner<br />

besunder vertruwten, suuderlich für ander, aller billicheit vertruwe,<br />

und ir hingegen semlichs zebewisen sunderlich gneigt sie.<br />

Hernach bald verkuent der kueng einer stat Bern sunderlich und<br />

gmeinen Eidgnossen die grossen froed, so er und ein krön von<br />

25 Frankrich hat von im gebornen delphin enpfangen. Ward im<br />

von Bern und von gmeiner Eidgnoschaft gross frolocken und<br />

dienstlicher wil hinwider enbotten 3 ); aber die houpthandlung des<br />

fuergenommen bericht verzoch sich ins nachvolgende jar.<br />

i) Wiederholt, vergl. Raths-Man. 75, p. 165.<br />

! ) Der Tagsatzung vorgelegt am 17. Sept. (Eidg. Absch. III. 1. 421).<br />

3) Am 4. November 1492 (lat. Miss. D. 416 b ). Der Prinz starb bald,<br />

wie bekanntlich alle Kinder Karls VIII.


1492 403<br />

Von einem reisgloef, Nuewenburg inzenemen, von Bern<br />

abgestelt.<br />

Uf dise handlung, zuo end diss jars, um S. Thomas tag 1 ),<br />

hat sich ein mutwillig reisgloef, sunderlich der knechten von<br />

Swytz, Underwalden und gar nah von allen orten, erhept, zuom *<br />

kueng von Frankrich wider den Roemschen kueng in Burgun zedierten,<br />

mit anschlag, [829] zuo Welschen Nuewenburg sich zuoversamnen,<br />

und die stat um ansprach ir soelden zuo gmeiner Eidgnossen<br />

hand inzenemen. Der sach, so da ein fuersichtige stat<br />

Bern gewarnet ward, ilend bi nacht, wie billich, warnet si ire 10<br />

burger von Nuewenburg, schikt inen, ire stat zuo bewaren, ein<br />

(109)zal, nämlich 24, buechsenschuetzen mit iren, des | rats, oblueten,<br />

mit nammen Urban von Muoleren, Anthoni Schoenin, Rudolf Huobern,<br />

und den grossweibel, Hansen Frisching, zuo liilf, mit trost,<br />

wo not, staerkers ziisatzes'). Schreib und mant von stund an die lä<br />

sundren ort der Waldstaeten und gmeiner Eidgnossen boten, do<br />

zuo Zug versampt 3 ), semlich mutwillig, ufrueerisch gloef abzewenden<br />

und zuo verkommen. Wist die reiser, so uf der strass irer landen<br />

warend, wider heim. Also ward diser uberval abgetriben; deshalb<br />

ein from, truewe stat Bern von den mutwilligen reisknechten - 1(l<br />

muost vil ungschikter schmitzwort und [830] laesterlicher flueech<br />

zuo Doeringen 4 ) verneinen: es waere kein frommer Berner; dass si<br />

Gots wunden schänden, die omaechtigen Berner; ob ir 2000 waerid,<br />

wir woelid si leren den sold bezalen. Bleib nit ungeklagt, aber<br />

von unnamlikeit der schuldigen ungerochen.<br />

i5<br />

i) 20. Dezember. Schon einige Tage vorher, am 18. Dezember, schrieb<br />

der Rath von Bern an Neuenburg und Solothurn, an die Vögte zu Erlach,<br />

Büren und Aarberg, und an die eben versammelten eidg. Boten in Zug,<br />

Miss. H. 353—355.<br />

2 ) Diese Hülfstruppe wurde aber schon am 22. Dezember zurückberufen,<br />

da die Gefahr beseitigt war. (Raths.-Man. 76. p. 100).<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 425. 426.<br />

4 ) Ein Dorf an der Strasse von Burgdorf nach Langeutbal. Genaueres<br />

über diese Vorgänge findet sich nicht.


404 1492<br />

Werbung des herzogen von Lutringen an gmein Eidgnossen<br />

und an ein stat Bern um vereiuung.<br />

In diesen gerueeren, als herzog Reinhard von Lutringen zwischen<br />

den zweien kuengen nit ziun sicheresten sass, sant er ein<br />

5 erliche botschaft, die grafen von Liningen und von Arburg und<br />

sinen canzleri), gon | Zuerich zii gmeiner Eidgnossen boten, sich (HO)<br />

zuo versprechen der klag, so der Eidgnossen knecht, inen in sinen<br />

landen schmach und schaden begegnet klagtend, mit hohem erbieten<br />

aller Widerlegung und gnaden; und hieruf ein Eidgnoschaft<br />

10 trungenlich ankert, mit im ein vereinung [831] zuo machen, oder<br />

in die vereinung, so mit den herren und staeten des nidren punds<br />

sol beschlossen werden, in ouch inzeschliessen. Ward uss gemeltem<br />

unwillen abermals angestelt; wan die sinen undankbarlich<br />

im Burgunschen krieg von Eidgnossen enpfangner guttat haftend<br />

i5 vergessen.<br />

Uf das warb er durch egenante botschaft an ein stat Bern,<br />

begerend mit ir ein verstaentnuess oder burgrecht ze haben. Da<br />

beschach ein Verzeichnung, in welcher ein stat Bern vordret,<br />

jaerlich ir zegeben 100 pfund oder für einmal 1000 pfund. Und<br />

so als der herzog sin antwort verzoch, ward die sach nacher von<br />

einer stat Bern gar abgeschlagen'-).<br />

Wie das kuengrich Granatt und vor nnbekante merland<br />

von den Spangischen kuengen eroberet, [832] und die<br />

Marranen nss irem rieh vertrifoen.<br />

25 In disem jar, nachdem der lobwirdig, gloebig kueng Ferdinand<br />

von Hispanien mit siner lobwirdigen | kuengin Elizabet 3 ),(lll)<br />

das edel kuengrich Granatt, so da ist ein dritteil des lands Hyspauien,<br />

von den Saracenischen kuengen unsshar uf 800 jar be-<br />

') Eidg. Absch. III. 1. 407 (11. Mai).<br />

2) Nach längern Verhandlungen wurde der Vorschlag des Herzogs an-<br />

\ genommen, 1. Juni 1492, aber mit Bedingungen, die als Abschlag gelten<br />

konnten. (Raths-Man. 75, p. 88.)<br />

3 ) Ferdinand des Katholischen Gattin hiess bekanntlich Isabella.


1492 405<br />

sessen ( ), zehen jar lang sighaft bekriegt, hat er die hoptstat<br />

Granatt mit irem kueng Meles 2 ) durch hungersnot bezwungen, in<br />

sinen gwalt ufgenommen, und zuo lob Cristo und der Cristenheit<br />

mit Cristen besezt 3 ).<br />

Ein nuewe stat gebuwen. 5<br />

Hat ouch zuo beharrung sines laegers gegen der stat Granatt<br />

eine nuewe stat, dem cristlichen glowen zuo eren genemt S. Fides 4 ),<br />

gebuwen.<br />

Die Marranen vertriben.<br />

[833] Und uf dass der cristlich glow in sinem rieh dester 10<br />

purer waere, vertreib er daruss ob 120,000 Marranen, gemischt<br />

Juden und Cristen, mit ir lib und guot; doch so bleib unzal<br />

guots dahinden, dan si vast rieh Wucherer und koufluet sind.<br />

Wurdend nit vergebens vom babst und dem kueng von Frankrich<br />

ingelassen. Ouch so gab im der kueng von Frankrich die starke, 15<br />

riche grafschaft Russilion 5 ) durch den erzbischof von Amboys<br />

wider; vermeint in hiemit vom Roemschen kueng an sich zeziehen,<br />

half aber nuet.<br />

Erobrung nuewer land.<br />

Do nun obgenanter kueng Ferdinand sin mächtig rieh ganz in 20<br />

ruow, und zuosammen hat gebracht, dass sine schif und kriegsluet nit<br />

verlaegid, [834] fuor sin hochberueemter merpatron, Cristoffel Coloni,<br />

(112) von Jenow | geborn, und mit im 6 ), des himmels und der erden wol<br />

gelert, Americk Vesputz, uss uf das hoch mer, gegen Indien zuo,<br />

der weit gelegenheit zuo erfaren. Kam da in vor unbekante, ja 25<br />

') Seit 711.<br />

a<br />

) Der letzte König von Granada hiess Abdallah oder Boabdil.<br />

3<br />

) Am 2. Januar 1492.<br />

4<br />

) Santa Fä, ursprünglich blosse Lagerstadt.<br />

s<br />

) Roussillon und Cerdagne in den Pyrenäen.<br />

6<br />

) Der Ausdruck «mit im> ist jedenfalls nicht wörtlich zu verstehen, da<br />

A. V. erst 1499 als Begleiter des Alonso de Hojeda nach Amerika kam.


406 1492<br />

unglobte und ganz wunderbare land und inseln, ander ganz unbekantem<br />

himmel gelegen, nam der etliche, kuengrichen gemäss'),<br />

im nammen sines kuengs in, machet die mit nammen, nuz und<br />

gelegenheit sinem herren und aller Cristenheit bekant.<br />

5 Die Portugalisch gon Callikut schiffung.<br />

Desglichen der Portugalisch Spanyol kueng Emanuel 2 ) schikt<br />

ouch sine schif us, uberkomend ouch vil froemder land und<br />

grosse richtuom; hond die merfart in die Indische Callikut 3 ) gemacht.<br />

Dannenhar die Hyspangischen [833] kueng die richsten<br />

io koufluet, und alle specerl und gewuerz, so uss Callikut, Americk.<br />

Spaniol 4 ), und uss den nuew funden landen und inseien fluessig<br />

und vergeben kumt, so tuer sind worden, dass si nit me wolfeil,<br />

die wil die maechtigen koufherren mit samt iren fuckerien 3 ) bstond,<br />

mag werden, und näher vor vom Tuerken und Soldan bekommen 6 ).<br />

15 Also, | wo die regenten die gmein war zuo eignem nuz inhond, da (113)<br />

ists nit muglich, gmeinen nuz zuo erhalten. Darum:<br />

Callikut und wechselgelt<br />

Bschaezt und bschuest iezt alle weit.<br />

i) D. h.: so gross wie Königreiche.<br />

2 ) Manuel der Grosse, König von Portugal, gest. 1521.<br />

3 ) Der damalige Haupststapelplatz an der Westküste von Vorder-Indien.<br />

1498 zu Schiff erreicht.<br />

4 ) Hispaniola, jetzt St. Domingo oder Haiti.<br />

5 ) Fuggereien = Monopol-Handelsgesellschaften, wie diejenigen der<br />

Fugger in Augsburg.<br />

6 ) A. nimmt an, dass die Monopole den Preis der früher durch Vermittlung<br />

der Türken erhaltenen indischen Waaren erhöht haben. Vgl. im<br />

Allgemeinen über die Opposition gegen die grossen Handelsgesellschaften<br />

u. A. Wiskemann: Darstellung der in Deutschland zur Zeit der Reformation<br />

herrschenden national-ökonomischen Ansichten (Preisschriften der<br />

Jablonöwskyschen Gesellschaft, Leipzig, 1861) und Schmoller: Zur Geschichte<br />

der national-ökonomischen Ansichten in Deutschland während der<br />

Reformationsperiode (Zeitschr. f. Staatswissenschaften, Bd. 16).


1492 407<br />

Ein ufriieriger span zwischen dem gubernator von Saffoy<br />

und den Wollaefoen von Ure, durch Bern und Frifourg<br />

hilf zertragen.<br />

Wie sichs in vergangnem jar hat begeben, dass die Wollaeben<br />

von Ure, Peter und Heini, [836] gebrueeder, mit ir gsel- s<br />

schaff') von etlichen Florentinern berowt, si der Florenzer koufluet<br />

in Saffoy, mit gunst, wie si rechtlich woltend fuerbringen, des<br />

gubernators herzog Philips, im gleit 2 ) niedergeworfen und berowt<br />

hattend; und da mit ir gselschaft als strassroewer gevangen, ir<br />

etlich gericht und etlich an gelt gestraft. Als aber die Wollaeben, w<br />

durch trungenliche botschaft und pit beder staeten Bern und<br />

Fryburg, inen zti undank, uf ein zimlich urfech ussgelassen und<br />

vom tod gesicheret warend, namend si dahar ein ansprach wider<br />

Saffoy, woltend, mit bistand irer herren und deren verwanten<br />

ländren, uf angschlagne vassnacht diss jars die Wat gwaltig «<br />

überziehen. War ouch beschehen, wo ein triiwe stat Bern das<br />

(114) nit durch ernst-1 liehe manung, zimliche rechtbot und gueetige<br />

[837] mitlung, denen von Ure sunderlich und vor gmeinen Eidgnossen<br />

dargetan, abgewendt haette. Ward zuo Lucern uf mitte<br />

vasten, in biwesen treffenlicher botschaft von Saffoy und von 20<br />

gmeinen Eidgnossen harum versamt, kum vertragen: dass die<br />

herzogin von Saffoy soelte die geltstraf widerkeren, die gevangnen<br />

frilassen, den hangenden zuo cristlicher begraebnuees bestatten, den<br />

Wollaeben und iren gsellen 5000 Rinscher gülden uf Johannis<br />

Baptistae zuo Lucern one ir kosten sammethaft ussrichten und be- 25<br />

zalen; item den fier boten der fier Waldstaeten, die Wollaeben<br />

heimzebringen in Saffoy gschikt, 200 Rinscher gülden zegeben 3 )<br />

Harzuo als buergen und gelten die stat Bern, Solaturn und Fryburg<br />

dise sum golds zuo Basel, Strassburg und Fryburg [838]<br />

,) Diese Angelegenheit der Handelsgesellschaft der Brüder Wolleb aus<br />

Uri hat die Eidg. Boten viel beschäftigt in den Jahren 1490—1492.<br />

a ) Sie .hatten die Florentiner Kaufleute in Savoien beraubt, obwohl<br />

diese unter öffentlichem Schutze standen.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 405 (2. April). Der Vertrag steht vollständig<br />

in den «Allg. Eidg. Absch.» des Berner Staatsarchivs Bd. F. p. 65 u. ff.


408 1492<br />

ufbrachend, und hiemit nach ufgerichtem vertrag disen span<br />

hin- und ablegtend.<br />

Ordnung der ansprecher halb.<br />

Do ward ouch wol und recht von der merteil Eidgnossen<br />

5 angesehen, sich fuerhin der ansprecher nit witer, dan zuo recht,<br />

anzuonemen, ouch inen nit witer gestaten zehandlen.<br />

Boten der 10 orten.<br />

Von Zürich: her Cuonrad Swend, riter, alt-burgermeister,<br />

Gerolt Meyer. Von Bern: doctor Thuering, junkher Joerg von<br />

io Stein, Heinrich Matter. Von Lucern: Ludwig Seiler, schultes,<br />

Peter und Wernher von Moeggen. Von Ure: Walther in der | (115)<br />

Gassen, alt-aman. Von Swytz: Uolrich uf der Mur, aman. Von<br />

Underwalden: Marx Zeiger. Von Zug: Wernher Steiner, aman.<br />

Von Glaris: Ruodolf Stucki, venner. Von Fryburg: her Dietrich<br />

15 von Endlisperg, riter, alt-schultes, Uolman Garmesswyl. Von<br />

Solaturn: Hans Ochsenbein.<br />

[839] Ein andrer span zwischen Saffoy und Wallis, ouch<br />

sunderlich mit Bern und Friburg hilf angstelt.<br />

Zuo end diss jars erhuob sich ein andre unruow wider Saffoy,<br />

20 der Wallisser halb, so da nach Katherinaei), ussgangs des löjaerigen<br />

bestands von wegen der landen Chabloys 2 ), im Burgunschen<br />

krieg vom hus Saffoy ingenommen, von gmeinen Eidgnossen gemacht<br />

3 ), mit hilf der laendren, inen mit bürg- oder landrecht<br />

verwanten, fuernamend, nit allein die ingenomne land nit wider-<br />

25 zegeben, sunder ouch harzuo noch me inzenaemen, als ires patronen,<br />

S. Joders 4 ), entwerte gaben.<br />

') 25. November.<br />

2) Das linke Ufer der Rhone bei deren Eintritt in den Genfersee.<br />

3) Vermittlungsvertrag vom 10. Novbr. 1478 (Eidg. Absch. III. 1. S. 17).<br />

4 ) St. Theodor oder Theodulus, der Schutzheilige des Wallis.


1492 409<br />

Dises spans halb, so sich zuo krieglicher unruow wolt ilends<br />

ziehen 1 ), nach fruentlichem ersuch an die partlen und an d'Eidgnossen<br />

getan, ouch uss trungenlicher beger des herzogen von<br />

Meyland 8 ), [840] santent die bed staet, Bern fuernemlich und<br />

Fryburg, zuom bischof und zuo dem land Wallis ire volmaechtigen 5<br />

ratsboten, nämlich von Bern her Wilhelm von Diesbach, riter,<br />

alt-schultes, Gilian von Rimlingen und Ursen Werdern, zuo Aelen<br />

gubernatoren, und von Fryburg her Wilhelm Vaeigen, riter, alt-<br />

(116)schultes, welche kum erlangtend | ussgoends bestands Verlängerung<br />

bis zuo end kuenftigs jars Meyen, hie zwischen ein ewigen 10<br />

bericht durch mittel Bern, Fryburg und der vier Waldstaeten<br />

ufzerichten 3 ); item, und den erzbischof von Tharant 4 ) abzewisen<br />

von geistlicher rechtvertigung weltlicher Sachen, das bistuom und<br />

land Wallis beriierend, so im als erzbischofen sind underworfen.<br />

Saffoy, ein guot hus zwischen vast harten muren dem jungen 15<br />

baren, und der alt im gar wol erschossen 5 ).<br />

[841] Von grossem gwaltigeu gericht, zu Nueweufourg im<br />

Brisgoew wider ireu burgermeister gehalten.<br />

23-Mai. In disem jar uf den 23. tag Meyen, als der lantvogt, her<br />

Casper von Moerspurg 6 ), hat lassen um etliche, vermeint wider 20<br />

iren obherren, den Roemscheu kueng, getane Verletzung den burgermeister<br />

Hansen Seilern und etlich miträt zuo Nuewenburg im<br />

Brisgoew gevaenglich annemen, ward Hans Seiler, als hoptsaecher<br />

in siner stat, von egenantem lantvogt, durch doctor Jörgen<br />

Brätnower, vor gesaeztem gericht hoch um üb, er und guot 23<br />

anklagt, me uss hass des adels, dann uss warer tat genommen;<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 419 u. ff.<br />

*) Eidg. Absch. III. 1. S. 424.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 425. Der Vertrag steht in den «Allg. Eidg.<br />

Absch.» des Berner Archivs Bd. F. p. 225.<br />

4 ) Tarantaise, das Wallis gehörte seit 793 zu dieser Erzdiöcese, vergl.<br />

darüber S. Furrer, Gesch. von Wallis I. 42.<br />

5 ) A. will sagen: Savoien, welches einst das junge Bern unter seinen<br />

Schutz genommen, hat später eben so oft den Schutz des mächtig gewordenen<br />

Bern genossen.<br />

6 ) Oesterreichischer Laudvogt im Breisgau.


410 1492<br />

dan er from geacht, siner stat friheit, gwonlich dem adel widrig,<br />

zehanthaben gneigt was. [842] Und vor usstrag des rechten gevangen<br />

in eim schweissbad verdorben. | Sine gsellen, als from, (117)<br />

wurdend ledig, ruoftend recht an, umsust.<br />

An disem gericht sind gwesen von der riterschaft und<br />

vom adel:<br />

der lantvogt mit zweien suenen;<br />

graf Wilhelm von Thierstein;<br />

graf Cuonrad von Tuebingen;<br />

her Wilhelm von Rapoltzstein, friher;<br />

her Loew von Stoufen, friher.<br />

riter: her<br />

Ludwig von Massmuenster,<br />

Herman von Eptingen,<br />

Hans Erhard, Ludwig und Bernhadin von Rynach,<br />

Lasarus und Bernhardin von Andlo,<br />

Cristof von Hatstat,<br />

Dietrich von Bluomneck,<br />

Luetold von Baerenfels,<br />

Jacob von Bercken,<br />

Hans von Höllenfürst,<br />

Item, ob 40 edler.<br />

Richter:<br />

2 von Ensheim,<br />

6 » Than,<br />

1 » Altkilch,<br />

2 » Pfirt,<br />

1 » Lanser,<br />

2 » Fryburg,<br />

2 » Brysach,<br />

1 x> Vilingen,<br />

von Waltzhuot,<br />

» Loufenberg,<br />

» Seckingen,<br />

» Rynfelden,<br />

» Nuewenburg,<br />

» Senheirn,<br />

» Endingen.<br />

Item, von allen aemptern bi 200 im harnesch. Item, gmeiner<br />

Eidgnossen boten; der etlichen kiischwaenz angehenkt, von wem?<br />

mocht nit erfunden werden, aber höh abgebetten •). | (118)<br />

,) Ueber die «Kuhschwänze» vgl. Ulmann a. a. 0. I., 686.


1492 411<br />

[843] Von einem grossen stein, wuuderbarlich vom<br />

himmel herab gevallen.<br />

1. Nov. In disem jar uf den 7. tag November ist nit on gross wunder<br />

zwischen Ensheim und Nuewenburg bi Etenheim im Sunggoew<br />

von heitrem himmel tags herabgevallen, mit wit gehörtem toess s<br />

und niderschlag, ein grawer, drieckechter a ) stein, ufdri centner<br />

schwer; tuef uss dem ertrich erhept und zuo Ensheim zu gedaechtnuess<br />

in die kilchen ufgehenkt.<br />

Verkouf des diemants, degeus und gülden kleineten, zu<br />

Granson gewonnen, und teiluug des gelts. w<br />

In disem jar, als etliche kleinet zuo Granson gewunnen,<br />

sidhar uf allen tagen veilgebotten, sunderlich ein diemant mit<br />

zween berlin, ein degen und etlich gülden werk, ring etc., zuo<br />

Lucern gelegen, [844] hat den diemant kouft Bartholome Mey<br />

von Bern um 5000 Rynscher guldin, und her Wilhelm von ^<br />

Diessbach zuo underkouf 400 gülden geschenkt, und die gülden<br />

kleinat um 416 Rynscher gülden; den degen gon Zuerich um 200<br />

Rynscher gülden. Dis gelt ward geteilt zuo Baden uf der jarrechnung,<br />

wie kienach stat:<br />

Zuerich hat gehept zuo Granson 1701 man. Ist an gelt 552 *><br />

(119) gülden. |<br />

Bern, mit Nuewenstat, 7130 man; an gelt 2324 gülden,<br />

18 J /2 Schilling.<br />

Lucern 1861 man; an gelt 605 gülden.<br />

Ure 463 man; an gelt 150 gülden, 19 Schilling. -> 5<br />

Swytz 1181 man; an gelt 383 gülden, 19 Schilling.<br />

Underwaklen 455 man; an gelt 148 gülden, 7 Schilling.<br />

Zug 430 man; gelt 141 gülden, 10 Schilling.<br />

Glaris 780 man; gelt 254 gülden, 5 Schilling.<br />

Fryburg 828 man; gelt 269 gülden, 19 Schilling. 3»<br />

[845] Solaturn 918 man; gelt 299 gülden, 6 Schilling.<br />

Biel 212 man; gelt 69 gülden, 2 Schilling.<br />

Abt von S. Gal 155 man; gelt 50 gülden, 10 Schilling.<br />

") Msc. dryeclc \ eckechster.


412<br />

1492<br />

Stat S. Gal 131 man; gelt 42 gülden, 19 Schilling.<br />

Schafhusen 102 man; gelt 33 gülden, 5 Schilling.<br />

Baden, stat und grafschaft, 96 man; gelt 33 gülden, 5 Schilling.<br />

Bremgarten und Meilingen 77 man; gelt 25 gülden, 4 schils<br />

ling, 2 pfennig.<br />

Summa 5386 gülden, 13 Schilling. | (120)<br />

Item, geben den schribern, weiblen, goldschmiden zu Lucern<br />

10 gülden; Strigel von Thun 5 gülden. Item, den schribern von<br />

Zürich und Lucern 10 gülden zuo Baden.<br />

io Dem vogt zuo Baden 2 gülden.<br />

Dem untervogt 1 gülden und dem goldschmit zuo Baden<br />

1 gülden •).<br />

Bern gemiinzet gold uud Silber.<br />

Das gold und gülden kleinater begert ein stat Bern, ira zuo<br />

»5 verkoufen in ir muenz, so si diss jars gold und silber in vast<br />

guotem waer hat gemuenzet. Hiesch ir daran abzelassen 600 gülden,<br />

ir noch an der buet vor Granson ussstaendig. [846] Antworteten<br />

d'Eidgnossen zuo Lucern: dise ire schuld wäre nit in<br />

gedaechtnüss; soelte der geschwigen und ein Eidgnoschaft unersuocht<br />

so lassen. Woelte sie aber 1 mark golds um 75 Rynscher gülden<br />

nemen, so soelte si das bar bezalen.<br />

Von 's diemauts Schätzung.<br />

Obgemelter diemant, eines dumennagels breit, mit zweien<br />

berlin wie eichsslen, 1 bonen gross, was einem zuo Granson wor-<br />

25 den, der in vertuscht um strussfederen. Kam do uss und ward<br />

nach eidspflicht in die büt ervordret, mit etwas schenke dem, so<br />

in ouch bekant hat. Und als in über 16 jar hernach Mey kouft,<br />

verkouft er in zuo Lyon den Jenueseren um 7000 Rynscher gülden.<br />

Von denen kouft in herzog Ludwig von Meyland um 11000 du-<br />

-


1492 413<br />

300,000 ducaten wert geschaezt. O keiser [847] et Pontifex<br />

Maxime Juli! ein uberwinder Rom und des Roemschen richs, ein<br />

anfaenger keiserlicher hoehi!') Semliche krön, und die über al<br />

kueng dines keisertuoms drifach, dero du nie gedacht, tragt in<br />

diner stat dines nammens ein unwürdiger, ja ein erzbetler. Ja s<br />

und vil me — o Criste Jesu! vollmächtiger her himmels, erdrichs<br />

und alles so darin ist! wo, wie din krön, wo, wie din bluot disem<br />

stinkenden betler, sich an dine stat setzend, so lustbar und kostlich!<br />

O wie unsinnig der üppig mensch und die hochfaertig, oed<br />

uppikeit: ein wenig gfrornes wässerli, herdli, steinli so hoch w<br />

schätzend, und kum den halben kosten um Got selbs gäbe! O<br />

Got, gib din erlfichtends liecht, aller weit schin zuo nüt machend!<br />

Einer Eidgnoschaft waere on zwifel grösser nuz und 6r uss<br />

genantem diemant und degen gangen, so si, nach oft gebnem<br />

(122)erheben und guten rat einer | stat Bern, [848] die fürstlichen 15<br />

kleinet küng Ludwigen von Frankrich sinem delphin hätte geschenkt.<br />

Ein stat Bern von wegen irer stift die Tiitschen herren<br />

abgericht.<br />

22. Jan. Diss jars uf S. Vincenzen tag, nach 7 jar span, hat ein stat 20<br />

Bern ir stift ganz und gar von dem Tütschen orden um 3400<br />

Rynscher gülden zuo Basel gelediget, da diss gold entkeimet und<br />

uf mittevasten bezalt 2 ). Besehenen durch her Peter Kistlern,<br />

dechan, diss jars gestorben, junkher Jörgen von Stein, doctor<br />

Thüringen und her Hansen von Stal, statschriber zuo Solaturn. 25<br />

Ein ewig erb-burgrecht mit den grafen von Gryers und<br />

mit den herren von Yergye gemacht.<br />

Item, im Brachat ein ewig erb-burgrecht verschriben mit<br />

graf Ludwigen von Gryers 3 ), und desglich mit dem riehen Bur-<br />

') Der Ausruf gilt Julius Cäsar.<br />

2) Vertrag vom 23. Januar und Quittung vom 2. April, beides im Original<br />

im St.-Archiv.<br />

3) Wurde erst am 15. Febr. 1493 vom Rathe bestätigt (Raths-Man. 77.<br />

P- 76.)


414 1492<br />

gunschen hexen, Wilhelmen [849] von Vergye') ufgericht, und<br />

iedem für gwonlich stuer 10 Rynscher gülden jaerlich zegeben<br />

ufgelegt.<br />

Der ewig pund zwischen Bern und Lucern gemacht.<br />

5 Nach dem ein lobliche stat Bern vor 139 jaren hat ein<br />

ewige puentnuess mit den dri Waldstaeten Ure, Swytz und Underwalden'<br />

2 ), und hienach 69 jar ein vereinung mit der stat Lucern<br />

gemacht 3 ): — im leisten monat diss jars hond dis zwo staet einen<br />

ewigen pund, zuoglich den | gemelten drien Waldstaeten, gegen- (123)<br />

io enander verschriben, ouch sich mit sundrer verschribung vereint,<br />

keinen abzug von enander um bezognen erbval zuo nemen 4 ).<br />

Friuug etlicher herschaften eigenlueteu.<br />

Es hat ein frle stat Bern fri gelassen etlicher ir herschaften<br />

eigenluet, [850] nämlich die zuo Erlach 5 ) um 4601 pfund; Twan<br />

15 um 200 pfund; Moeriken 6 ) um 800 pfund, mit vorbehaltung frier<br />

herschaft pflicht. Item, und mit vil muee dargebracht, dass das<br />

kloster Frenisperg 7 ) sin eigenluet sich von der eigenschaft abkoufen<br />

Hesse, ein pfund wachsstuer um 20 pfennige und ein<br />

Schilling pfennig um 20 Schilling pfennig etc.<br />

so Verbot des zuetrinkens und straf des Zingen um sin winsuechtige<br />

gotsloestruug.<br />

Wie die froemden, mutwilligen reiser vil froemder, mutwilliger<br />

Sitten, gelt und laster in ein fromme, schlechte Eidgnoschaf't hond<br />

i) Am 9. Juni (Raths-Man. 75. p. 107).<br />

2<br />

) Der Bund vom 6. März 1353 war bekanntlich nur mit den drei<br />

Waldstätten geschlossen worden.<br />

3<br />

) Erst 69 Jahre später, am 1. März 1422, schloss Bern auch einen<br />

Bund mit Luzern.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 425 (10. Dezb.). Die Verträge selbst stehen<br />

als Beilage 26 und 27 ebendaselbst S. 733 und 734.<br />

5<br />

) Am 2. Jan. (Raths-M. 74 S. 2.)<br />

•) Twann und Mörigen am Bielersee, am 15. Nov. (Raths-Man. 76. p. 62.)<br />

7<br />

) Vergl. Raths-Man. 75. S. 10 und S. 40 (vom 20. Febr. u. 11. Mai).


1492. 1493 415<br />

gebracht und noch bringend, und ein laster das ander oder vil<br />

gebuert, hat zuo diser zit das Niderlaendisch, lanzknechtisch, ja<br />

suewisch zutrinken in einer Eidgnoschaft angfangen und so lasterlich<br />

überhand ge[851]nommen, dass einer, mit zuonammen Zing,<br />

bim vollen trunk under andren gotslaestrungen schwuor: er weite, 5<br />

dass Got an eim galgen hienge, wan er in künftigem jar den<br />

winwachs nit wol geraten liesse. Der frefnen, winsuechtigen laest-<br />

(124)rung halb zuo [ Bern 14 tag gvaenglich gehalten, ward er durch<br />

pit siner fruenden vom Arenwasser zum Römschen win begnadet,<br />

vom pabst siner suend ein absolution usszebringen •). w<br />

Und domal zuom ersten, bi unablaesslicher straf 1 pfund<br />

pfenning, in stat und land das Üb und sei schädliche zutrinken<br />

vast wol verbotten; aber so Abel hernach gehalten, dass schier<br />

ein fügend ouch bi den gwaltigen, edlen hoptmannen, frischhansen,<br />

ja ouch bi den geistlichen wäre daruss worden. Got Iö<br />

woelte, noch nit bi den, so man nent die vollen Tuetschen, wäre 2 ).<br />

[852 und 853 leer.]<br />

[854] 1493.<br />

Bapst: Alexander VI. 1. Romscher keiser: Fridrich III. 54.<br />

Roemscher kueng: Maximilian 8. Franzesischer kling: Carolus VII. 10. 20<br />

(125)Schuftes: von Erlach 2. |<br />

Des Roemscheu keisers Fridrich leben und tod.<br />

Im jar Cristi Jesu 1493 3 ) ist von diser zit gescheiden der<br />

fridsam Römsch keiser Fridrich III., sines alters im 78. und<br />

sines richs im 54. jar; so alt und so lang kein keiser sit der zit 25<br />

Augusti hat regiert. Harzuo im wol helfen mocht, dass er, so im<br />

die forsten und staet um siner eigennuetzikeit willen unwillig<br />

warend, des Römschen richs sachen, sunders so im nit intruogend,<br />

Hess hingon, und mit sunderlicher maessikeit lang gsund leben<br />

i) D. h. statt in der Aare ertränkt zu werden, wurde er begnadigt, mit<br />

der Bedingung, in Rom Absolution zu holeu.<br />

2) D. h. «Wollte Gott, dass es bei den Deutschen nicht schon eine<br />

Tugend geworden wäre!»<br />

>) Am 19. August.


416 1493<br />

zehaben, mit unfuerstlicher kuendikeit grossen schaz zesamlen,<br />

und sinen sun Maximilian us froemdem hoch zebringen allen fliss<br />

ankart. Ist der fünft sines gschlechts [855] Roemscher kueng, und<br />

der erst mit siner keiserin Leonora•), des kuengs von Portugal<br />

5 tochter, im bi irem veter, kueng Alfons zu Napols, vermählet, zuo<br />

Rom [1452] vom babst Nicola gekroent 2 ). Was mit rat und list<br />

einer Eidgnoschaft widerwertig, fuoret den swaeren Zuerich- ouch<br />

daruf den Fryburg- 3 ) und Burgunschen krieg mit worten, liess<br />

sinen muten und manlichen bruoder Albrechten und veter Sigio<br />

munden, herzogen von Oesterrich, item den Franzesischen delfin<br />

und den herzogen von Burgun mit inen und si mitenander grim<br />

und hart vaechten, daran er gross gaben und sinem sun das herzogtuom<br />

Burgun gwan. Aber siner kündigen manheit halb so<br />

hat der Tuerk das Constantinopolisch keisertuom 4 ), der Huniad 5 )|(i26)<br />

ü das Ungerisch, und Pogebrach 8 ) das Be[856jhemsch kuengrich,<br />

naher die bede kuengrich Lassei von Poland 7 ), und die Sfortia<br />

das Meylaendisch herzogtuom, so im ze ziehen zuostuondend, ingenommen<br />

und besessen.<br />

Reis des Roemschen kuengs widern kueng von Frankrich,<br />

w in welcher zue beden siteu der Eidgnossen kneckt, und<br />

etliche land und staet vom Roemschen kueng gewonnen.<br />

Als zuo ingang diss jars der Roemsch kueng ouch uss Verordnung<br />

sines vaters, des Roemschen keisers, zwen stark zueg hat<br />

ufgebracht, einen in Picardi mit herzog Albrechten von Sachsen<br />

»5 und dem grafen von Nassow [857] gevertiget, da die grafschaft<br />

Arthoys, Arras und ander plaez, von lanzknechten für ir bsoldung<br />

gepluendret, ingenommen 5 ). —<br />

') Eleonora von Portugal war Friedrichs erste Gemahlin.<br />

2<br />

) Am 19. Miirz 1452; er war von den Habsburgern der erste, der sich<br />

die kaiserliche Krone holte.<br />

3<br />

) Wie 1444 Zürich, so hatte Friedrich 1447 auch Freiburg sich selbst<br />

überlassen.<br />

4) 1453.<br />

5<br />

) Matthias Corvinus.<br />

6<br />

) Georg Podiebrad.<br />

') König Ladislaus von Polen.<br />

8<br />

) Im Oktober 1492.


1493 417<br />

Kueng von Hyspan und Engenland.<br />

— so warend im zuo hilf der kueng von Hyspanyen fuer Russilion<br />

und der kueng von Engenland persönlich fuer Bolonieni) zogen;<br />

begert doch me zuo scheiden, wan zuo kriegen, dan in der kueng<br />

von Frankrich vor hat enthalten und in sin kuengrich wider in- B<br />

(127) gebracht. |<br />

Die grafschaft Burgun dem Roemschen kueng worden.<br />

Den andren zueg schikt er mit her Wolfen von Bolheim,<br />

Marschalken, und mit her Caspar von Moerspurg, lantvogt und<br />

hoptman, in Burgun. Nam da in Ponterlin 2 ), Selis :J ) und ander i0<br />

plaez. Bi denen warend Benedict Beppet von Biel 4 ) und [858]<br />

Urs Staeger von Solaturn hoptluet, mit 2000 knechten von Bern,<br />

fuerzaelich, Friburg, Solaturn und von Biel, und Osuald von Rotz<br />

mit einem vaenli knechten von Underwalden und von andren orten.<br />

Frankrich zueg. n<br />

So hat hargegen der kueng von Frankrich sine mächtige zueg<br />

ouch in nidren und obren landen, und an beden enden ein merkliche<br />

zal, ob 5000, Eidgnossen.<br />

Wie sich ein Eidgnoschaft, ouch insunders ein stat Bern,<br />

hierin hat gehalten. w<br />

Deshalb ein Eidgnoschaft vast unrueewig: dan ir ganz fuernemen<br />

was, entwederem Kueng ir hantliche hilf zuozelassen, uf dass<br />

si zwischen inen, wie si trun-[859] genlich begert, füglich möchte<br />

scheiden und zuo gutem friden gebuerlich mitlen. Wurdend hierum<br />

strenge verbot und manungen wider die mutwilligen reisgloef 25<br />

(128)getan; aber pension und soeld warend gwaltiger und | so stark,<br />

i) Boulogne; dahin kam Heinrich VII. von England im Oktober 1492,<br />

schloss aber am 3. November den Separatfrieden von Etaples; das Nähere<br />

siehe bei Ulmann a. a. 0. S. 163.<br />

2) Pontarlier in Hochburgund.<br />

3) Salins, eingenommen am 24. Dezember 1492.<br />

4 ) Ueber ihn vergl. oben S. 331.<br />

27


418 1493<br />

dass ir knecht fuer und fuer an beide ort huffecht liefend, und<br />

etlich von eim zuom andren fielend.<br />

Bern handlung.<br />

Deshalb ouch ein fuersichtige stat Bern, und von wegen<br />

5 dass die Franzosen uss dem schloss Bracon •) understuondend,<br />

wie den spital, also den Salzbrunnen und -pfannen mit gschuez<br />

und fuer zuo verderben, so ir stat und landen unerträglichen schaden<br />

bracht 2 ), vertiget si, mit samt Friburg, Solaturn und Biel,<br />

ir botschaft, nämlich junkher Ludwigen von Diesbach und [860]<br />

io Gilian von Rimlingen, in Burgun zuo beden teilen, bestand zuo<br />

erwerben unss uf witere handlung gmeiner Eidgnossen, so einen<br />

friden zwischen den kuengen ze ervolgen verhoftid 3 ). Schreib<br />

hiemit ir ernstliche beger an des Roemschen kuengs obgemelte<br />

anwaelt 4 ), ouch an des kuengs von Frankrich regenteu, nämlich<br />

15 an den burgunschen gubernier Baudecurt 5 ), an her Johann, prinzen<br />

von Orenye, und an margrafen Philippen von Nuewenburg und<br />

Roetelen 6 ), item und an beder teil ire knecht. Und uf dass ire<br />

knecht zuo Selis kein vigentlich unruow gebid oder nemid, schikt<br />

si zuo in ir treffenliche ratsboten, her Adrian von Buobenberg,<br />

M riter, Caspar zuom Stein und Antoni Schoenin 7 ); [861] blibend da<br />

biss zuo gemachtem bestand, flirtend da, uf abmanung irer obren,<br />

dis reisknecht mit inen heim, wiewol der Roemsch kueng 700 da<br />

zelassen begeret. | (129)<br />

') In der Nähe von Salins, die Franzosen leisteten hier zuerst Widerstand.<br />

2) Bern bezog, wie oben erwähnt, seinen Salzbedarf aus Salins. Der<br />

Schreck war so gross, dass sogar die Abgeordneten des Landes einberufen<br />

wurden, am 25. Februar (Miss. H. 388).<br />

3) Schreiben an dieselben vom 1. Februar 1493. (Miss. H. 380 ,J .)<br />

4 ) An Wolfgang von Pohlheim. 15. Februar. (Miss. H. 384.)<br />

5 ) Baudrecourt, siehe oben S. 378.<br />

6) Vergl. Raths-Man. 77. S. 87 (27. Febr.) An den Markgrafen Philipp<br />

finden sich 5 verschiedene Schreiben in dieser Sache im Miss. H. p. 359—394.<br />

7 ) Instruktion an dieselben am 5. März (Raths-Man. 77. p. 97).


1493 419<br />

Botschaft des Roemschen kuengs an gmeiiier Eidgnossen<br />

tag zii Bern.<br />

Indem, zuo end Jenners, sant der Roemsch kueng sine tretfenliche<br />

botschaft, nämlich mit andren graf Wilhelmen von Thierstein,<br />

gon Bern, da mit gmeinen Eidgnossen zehandlen. Ward ir tag 5<br />

uf die Liechtmess bestirnt; bracht da an 1 ), wie vor, die uncristliche<br />

misshandlung des kuengs von Frankrich, so der an des<br />

Roemschen kuengs wib und tochter begienge, welche er im noch<br />

mit land und luet, wider cristliche und menschliche recht, [862]<br />

gwaltig und schmaechlich vorhielt 3 ), darzuo in täglich witer ze- w<br />

schädigen und zeschmaehen wider alle billikeit fuerfueere. Das sin<br />

kuenglich majestat einer frommen Eidgnoschaft, als cristlichs<br />

glowens und des Roemschen richs sundrem glid, hoch erklage und<br />

hilf von ir, als der gerechtigkeit iewelt zuostaendigen, trungenlich<br />

beger; dadurch sin kuengliche majestat ir ßr, — ouch dem 15<br />

mintuersten nit ungerett zelassen, — ir bluot und fleisch, ir land und<br />

luet möge retten, und die uncristliche, des Franzesischen kuengs<br />

ungerechtikeit weren und strafen; das einer loblichen Eidgnoschaft<br />

zuo ewigem ruom, nuz und er langen, und von im und<br />

sinen nachkommen in ewikeit zuo gnaden und dank niemerme ver- 20<br />

(130) gessen werde. Ward die antwort gon Lucern verzogen. |<br />

[863] Botschaft des kuengs von Frankrich an gmein<br />

Eidgnossen um hilf und vereinung.<br />

Indes, da kam ouch des kueng von Frankrichs botschaft gon<br />

Bern; ward gon Lucern uf den tag Mathiae gewisen 3 ). Verant- 25<br />

wortet hoch die Verunglimpfung des Roemschen kuengs, mit flissiger<br />

anzeig ursach des verelichten wibs und der verplanten tochter,<br />

klagend berowung siner staet und landen, insunders die grafschaft<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. 428 (3. Febr.) Der Name der kais. Gesandten<br />

wird hier erst später genannt.<br />

2) Der König Karl behielt des Kaisers Tochter in seiner Gewalt, und<br />

gab auch Burgund nicht heraus.<br />

3) 24. Februar. Die Eidg. Abschiede berichten die Verhandlungen erst<br />

zum 5. März (III. 1. 432).


420 1493<br />

Burguu, von einer Eidgnoschaft um 150,000 Rynscher gülden<br />

erkouft; begerend hilf, und nach ir gevallen vereinung zemachen,<br />

sin gnad und macht von einer truewen Eidgnoschaft nimmer abzewenden.<br />

5 Autwort und meinung gmeiuer Eidgnossen.<br />

[864] Ward zuo Lucern von gmeiner Eidgnossen boten beder<br />

klingen boten ze antwort geben; ir widerwertikeit, so da ganzer<br />

Cristenheit schaedlich und allen ungloebigen fuerderlich, waere ganzer<br />

Eidgnoschaft herzlich leid, welche si begerte nit mit ir hilf zeio<br />

fuerdren, sunder si vil me mit dero abschlag iedoch zemindren,<br />

ouch deshalb die iren, so mit unghorsame uf beden siten waerid,<br />

harheim gevertiget werden. Aber sust, als ir hohen majestaeten<br />

verwant, zuo fridlicher mitlung, so wit und so bald ir das von<br />

irer kuenglichen gnaden verguunen wurd, allen moeglichen fliss,<br />

iö kosten und arbeit ungespart anzekeien urbitig; dan ie einer<br />

Eidgnoschaft wil und meinung sie, so ver ira muglich, entwe-[865]der<br />

teils krieg, aber frid sich | zebeladen; wie wol (131)<br />

doch, mit ir grossem leid und missvalleu, der iren ob 7000 an<br />

beden siten ufgewiglet und wider ir hoch verbot geloffen waerid.<br />

so Botschaft der 7 orten an ein stat Bern, kein zuzug in<br />

Burguu dem Roemschen kueng zetuen. Antwort.<br />

Und als nun der drien staeten knecht dem Roemschen kueng<br />

in Burgun warend zuogeloffen, kamend uf den 6. tag Hornung der t>. Febr.<br />

siben alten orten boten gon Bern, zeigtend an, wie inen zuo ver-<br />

25 ston geben, dass ein stat Bern dem Roemschen kueng weite zuziehen<br />

und also einen krieg anvahen; waerid fast froh, dass sichs<br />

nit befunde; baetid und begertid, (dass si) in fridsamem fuernemen<br />

[866] verharre und der iren reisgloef abstelle i).<br />

Antwort.<br />

so Antwort si: inen waere wol zewissen, was grossen flisses und<br />

ernsts ein stat Bern, frid zehaben und die muotwillige reisgloef<br />

i) Raths-Man. 77. p. 62. Die folgende Antwort ebendaselbst.


1493 421<br />

abzestellen, habe vil jar hat sunderlich und zuo gmeinen tagen<br />

ankert, und doch bisshar wenig, ja gespoet, derhalb ervolgt; so da<br />

zuo eignem muotwillen und nuz des unfridens und der unghorsame<br />

ir lueten gebruchend, sagend: der krieg und die krieger sigid<br />

weger daiuss, wan daheim. Wa das hin laende, sige wol ze 5<br />

(132) messen; ir aber zwifle | nit, wo ander glichen ernst gehept, ein<br />

Eidgnoschaft und si haette und gwunne me ruow und minder unghorsame.<br />

[867] Schmizred von Schwytz enbotten.<br />

Uss gemeltem grund hat Hans Gantner, statloefer, dise schmiz- io<br />

red von Swytz gon Bern bracht, und geret: er sie von minen<br />

herren mit brieten in die Eidgnoschaft gschikt; und als er gon<br />

Swytz kommen, und dem amman Uf der Mur miner herren brief<br />

geantwort, und im darbi den gruoss von minem her schulthessen<br />

gsagt, hab er im geantwort: min herren gangid mit etlichen 15<br />

sachen um, und besunders min her alt-schulthes von Diesbach<br />

und der venner Zurkinden, mit samt Beppet und Stegern, da<br />

durch si wol moegid gmein Eidgnossen in einen krieg bringen,<br />

und besunder so waerid si von einem kleinen rat zuo Bern ganz<br />

verachtet. Und dabi inen in den langen rocken gefluochefi), und 20<br />

witer [868] geredt: man wisse noch wol, wie es zuo Zürich gangen<br />

sie 2 ). Und moeg es nit anders sin, so mueessid si ir boten ufs<br />

land schicken, in miner herren gebiet, und die einer andren<br />

meinung anderrichten; und wo min herren in Burgun zuehid, so<br />

welid si uf den Swarzwald zuehen; und die fuenf ort habid darum 2s<br />

zwen tag geleist, und sigid ouch dess einhael worden. — Hab im<br />

ouch bevolen, semliche meinung minem her schultes fuerzebrin-<br />

(133) gen und zesagen, und sunders ouch geret, dass etlich von |<br />

Lucern mit disen sachen ouch umgangid. Habe ouch 8 ) von andren<br />

von Swytz nit vil guots willens verstanden. Gaben und gunst so<br />

!) Den Rathsherrenmänteln im Gegensatz zum Hirtenwams.<br />

') Anspielung auf den Waldmannhandel.<br />

3) Nämlich der Stadtläufer. Das Ganze fast wörtlich nach Raths-Man.<br />

77. p. 101 (6. März).


422 1493<br />

verblenden ouch die wisen und verkerid die wort der gerechten;<br />

wie dan, wo weder wiz noch gerechtikeit ist? Dahar diser aman<br />

[869] einer ersamen stat Bern wisen und frommen handlung des<br />

Römschen kuengs, wie ouch ieztan Christus halb •), so uebel gesah<br />

5 und redt, dass er nach sinem ueberguelten gunst weder inländische<br />

ufruor, noch nachburlichen krieg ersehen noch bereden mocht.<br />

Es ist ouch nit mVws, dass die laender insunders einer stat Bern,<br />

als inen ze mächtig, und der andren stäten billichem fuernemen<br />

widerstrebt und doch mit haelen worten geschweigt hond. Es ist<br />

io ze achten, von wegen einer stat Bern er, oberzaelte red sie nit<br />

unversprochen hingangen.<br />

Bericht der kuengen, mit erlicher heimvertigung der Eidgnossen<br />

boten und reisknechten.<br />

Nach disen handlungen, vor mittem [870] Märzen, ward zwi-<br />

15 sehen den kuengen vier monat ein bstand gemacht, in | welchem (134)<br />

sich der kueng von Frankrich mit dem kueng von Hyspanen durch<br />

widerkerung der grafschaft und veste Russilion und mit dem<br />

kueng von Engenland ouch nit on grosse gab vertruog -). So ward<br />

do der Rö'msch kueng, nach abzug siner mitkuengen 3 ), ouch uss<br />

20 gelts- und deshalb hilfmangel, frid anzenemen bewegt Also uf<br />

beder kuengen beger und gfallen, zuo end Maerzens, schiktend<br />

gmein Eidgnossen ir erliche botschaft in Frankrich, gon Salyns,<br />

dahin ouch des Roemschen und der andren kuengen botschaft und<br />

der kueng von Frankrich selbs kam 4 ). Ward da in zweier mo-<br />

25 naten tagleistung ein frid beschlossen, verbrieft und versiglet 5 ),<br />

dem Römschen kueng sin dochter Mar[871]gret, im einliften jar,<br />

so si in Frankrich kommen was, herlich begabt wider heim beleit;<br />

die grafschaften Burgun, Artoys und etliche staet und plaez in<br />

Pycardy herzog Philippen, des Roemschen kuengs sun, übergeben.<br />

i) Nämlich zur Zeit der Reformation.<br />

2) Friede mit Spanien am 19. Januar 1493, mit England schon am<br />

3. November 1492.<br />

3 ) Von England und von Spanien, vergl. oben S. 437.<br />

4) Diese Sendung an die Conferenz in Senlis ist in der Sammlung der<br />

Eidg. Absch. nicht erwähnt. Vergl. III. 1. 435. (23. und 27. März.)<br />

ä ) Der Friede von Senlis, vom 23. Mai 1493.


1493 423<br />

Der Eidgnossen boten, von Bern die vesten Heinrich Matter<br />

und Casper Hetzel, venner, ieder vom kueng von Frankrich mit<br />

24 mark Silbers begabt, ouch vom Roemschen kueng versoldet<br />

— bracht 2242 Rynscher gülden — ßrlich ab- und heim gevertiget.<br />

So ward uf beger und manung der Eidgnossen iren 5<br />

reisknechten an beden siten urlob geben, den unghorsamen ir<br />

meineid und desse buoss Verzügen und abgelassen, aber den iez<br />

und fuerahin unghorsamen, mit libs und guots val, ein stat und<br />

(135)land Bern ewig verbotten •). |<br />

[872] Niirenberg Werbung an gmein Eidgnossen um knecht io<br />

wider Brandenburg.<br />

Als die margrafen von Brandenburg, so sich ouch burggrafen<br />

von Nuerenberg nemmend, die stat Nuerenberg von wegen<br />

der zollen und gleiten krieglich anvachten, warb genante stat<br />

an gmein Eidgnossen um reisknecht. Ward ir abgeschlagen und is<br />

den knechten entwederem teil zuozeziehen verbotten, aber fruentliche<br />

mitlung fruentlich zuogesagt 2 ).<br />

Vereinung gemacht zwischen den foischofen und staeten<br />

Strassburg und Basel, ouch Sletstat und Colmar, und<br />

gmeinen Eidgnossen. so<br />

15. Ipril Nach drien jaren tagleistens [873] ist uf den 15. tag Aprel<br />

zuo Baden im Aergoew ein vereinung 15 jar lang beschlossen<br />

zwischen her Albrechten, pfalzgrafen, bischofen zuo Strassburg,<br />

her Caspern ze Ryn, bischofen zuo Basel, den vier staeten Strassburg,<br />

Sletstat, Colmar, Basel, und den 10 orten der Eidgnoschaft 3 ). ss<br />

Handlung des bischofs von Costenz, gnieiner Eidgnossen<br />

und einer stat Bern, von der priesterschaft wegen.<br />

Diss jars hond sich so vil unfuoren unter einer priesterschaft<br />

in Eidgnossen zutragen, dass der nuew bischof Thomas 4 ) zuo<br />

i) Reissordnung vom 28. März. Miss. H. 409 und 410.<br />

2 ) Die Antwort erfolgte erat 5 Febr. 1494. (Eidg. Absch. III. 1. S. 447.)<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 436.<br />

4) Thomas Berlower von Cilly in Steiermark, erwählt 22. März 1491.


424 1493<br />

Costenz und desglich die von Lucern Hessen an gmein Eidgnossen<br />

bringen, ein gmeine reformation der priesterschaft zegeben,<br />

und an babst [874] um gwalt der degradation zewerbeni).<br />

Ward da | dem bischof bevolen, die ubeltaeter nach iedes schuld (136)<br />

5 zestrafen; oder man weite darzuo tuon, dass die geistlichen glich<br />

als wol als die leien gestraft wurdid. Soelte nit nun die, so nit<br />

gelt haettid, pinigen, und die, so gelt gaebid, in irem unwesen<br />

ungepiniget hin lassen; soelte me uf ir leben, den uf ir gelt acht<br />

haben, Schätzung nit wider alten bruch uflegen. Wan er zu<br />

io losung des versaezten bistuoms vom babst ein gwalt hat, den<br />

fuenften teil der pfrueenden und praelaturen fruecht etliche jarzal<br />

inzenemen; des sich die priester, praelaten, und ouch ir patronen<br />

sperteut, und d'Eidgnossen im zu ustrag des spans begerte vereinung<br />

anstauend 2 ).<br />

iö [875] So hat ouch die priesterschaft etlich artikel ir friheit,<br />

huori und straf, gegen den bischofen, bettelmuenchen, quaestioniereren<br />

3 ), caplanen, weltlichen gwalt und leien betreffend, angebracht.<br />

Wurdend ir ganz abgeschlagen und geheissen, si soelte nach<br />

guotem harkommen iren bischoefen ghorsamen, und sich gegen<br />

SJO menklichem also tragen, wie si des von Got und der weit begerte<br />

geeret und belont werden.<br />

So verorduet ein stat Bern, dass ein priester nit dan ein<br />

brotmesser soelte bi im tragen, und wo ein anders, soeltid ims die<br />

weibel abnemen und ein gülden dafuor von im inziehen 4 ).<br />

25 Si verbot ouch, us gmeinem ansehen der Eidgnossen, bi bestirnter<br />

buoss menklichen in ir stat | und land, blosse swert, kaz- (137)<br />

balgdaegen und schandbare kleider zetragen, [876] item, und ungwonlich<br />

gotslaesterlich swueer zebruchen 5 ).<br />

M Eidg. Absch. III. 1. S. 437—439 (14. April und 25. Juni). Vergleiche<br />

über diese Reformationsbestrebungen des Bischofs Thomas: Geschichtsfreund<br />

der V Orte, Bd. 3.3<br />

') Eidg. Absch. III. 1. S. 439. (25. Juni.)<br />

*) Steuersammler.<br />

4 ) Nichts aufzufinden.<br />

3) Mandate vom 4. April. Miss. H. 412*, 419 b .


1493. 1494 425<br />

Sterben der pestilenz.<br />

Nach und mit der tuere diss sommers und herbsts ist ein<br />

sterben von der pestilenz kommen, in welchem in der stat Bern<br />

ob 1500 menschen und sechs fuernem des kleinen rats: mit nammen<br />

junkher Joerg zuom Stein, Urban von Muoleren, sines ge- 5<br />

schlechts der letst, — hat siner richtuom einigen erben gelassen<br />

den einigen sines geschlechts*), Jacoben von Wattenwyl, sinen<br />

dochterman, — Benedict Tschachtlan, venner, Bitzius Bruegler,<br />

venner, Gilian Axhalm, und der aeltest venner und rat, Peter<br />

Symon, sind gestorben. Der zit sind die gloken uss dem alten io<br />

in den nuewen kilchturm gehenkt worden.<br />

[877 leer, 878]<br />

1494.<br />

Babst: Alexander VI. 2. Roemscher keiser: Maximilian 1.<br />

Franzesischer kueng: Carolus VIII. 11. Schultes: von Erlach 3. 15<br />

Anschlag des Roemschen und Franzesischen kungs zereisen.<br />

Im jar Cristi Jesu 1494, nachdem und der Roemsch kueng<br />

und der kueng von Frankrich in vorgendem jar vereint und aller<br />

(138)spaene ganz vertragen warend, rust | ieder ein mächtigen zueg uf;<br />

der Römsch kueng wider das herzogtuom Gelleren 2 ), das selbig 20<br />

im und sinem sun herzog Philippen undertaenig zemachen.<br />

Der kueng von Frankrich, wie fuergeben und gheissen, widern<br />

Tuerken; so was doch der grund, mit zuoschlag herzog Ludwigen<br />

von Orlians. [879] das kuengrich Napols und das herzogtuom<br />

Meyland uss erblicher ansprach inzenemen 3 ), er keiser, und der 25<br />

herzog her zuo Meyland zuo werden, wie wol mit dem keiser ein<br />

gsworner, versacramenteter frid, und mit dem herzog von Meyland<br />

um 180,000 Rynscher gülden koufte puendnuess erst vergangens<br />

jars gemacht war.<br />

") Hat — dochterman am Rande, aber von A's Hand.<br />

i) Hat als seiner (v. Muleren's) Reichthümer einzigen Erben den Einzigen<br />

seines (v. Wattenwyl's) Geschlechtes hinterlassen.<br />

2) Geldern.<br />

3 ) Der Herzog von Orleans machte als Verwandter der Visconti An­<br />

spruch auf Mailand.


426 1494<br />

Des keisers hirat, richstag, Satzung und Werbung an<br />

gmein Eidgnossen.<br />

Als aber in diss jars Märzen der Roemsch keiser Maximilian<br />

sich hat verelicht mit herzog Galeatzen von Meyland und des<br />

5 kuengs von Frankrich muoter schwesterdochter, Bianca, im von irem<br />

veter, herzog [880] Ludwigen, Moer gnent, mit 400,000 ducaten<br />

usruestung geben und gon Insbruck fürstlich zuogefuert J ); — hienach<br />

fuer und fuer, als sich der Franzosen anschlaeg ofneten, hielt er<br />

sinen zueg und swaebschen pund in obren landen stil, beriet sich<br />

io eines richstags gon Wurms, sich da mit den standen des Roemschen<br />

richs, um die keiserlich krön zenaemen, den Tuerken, so<br />

sin land Krabaten wuestend-), und den Franzosen, so des | Roem-(139)<br />

sehen richs und babsts zuogehoerd anvachtend, ze weren, ze beraten.<br />

Schreib den allenthalb uss uf künftigen jars Liechtmess<br />

iä zebesuochen, [881] warb hiezwischen abermals mit vast hoher und<br />

fruentlicher erbietung an gmeine Eidgnossen, um oft begerte vereinung<br />

zuo volstrecken 3 ).<br />

Bern meinnng.<br />

Deshalb abermals, als gebuerlich und ganzer Eidgnoschaft<br />

20 loblich, ein ersame stat Bern, — ouch vom keiser hierum sunderlich<br />

ermant, so ira zuo gunst denen von Rotkwyl schazung, acht<br />

und ungnad durch bit ires gesanten boten, junkher Ludwigen<br />

von Diesbach, abliess 4 ), — ginein Eidgnossen, und sunderlich<br />

Swytz, so dis vereinung mit Glaris verhindret und nit an-<br />

25 nemen wolt, ernstlich ankart, uf bestirnten tag gon Zuerich, uf<br />

S. Lucientag, mit erlicher botschaft und guotem willen zuo erschinen<br />

5 ).<br />

Des Roemschen keisers boten und anbringen.<br />

[882] Uf welchen tag des Roemschen keisers treffenliche<br />

30 botschaft, nämlich graf Wilhelm von Thierstein, her Casper<br />

i) Am 16. März 1494 wurde die Hochzeit gefeiert.<br />

») Einfall der Türken in Kroatien im August 1494.<br />

3) In den Eidg. Absch. nicht erwähnt.<br />

4 ) Eidg. Absch. III. 1. p. 447. 449 u. 454.<br />

*) Auf den 13. Dez. — Vergl. Eidg. Absch. III. 1. p. 468.


1494 427<br />

friher zuo Moersperg, her tuomprobst von Brix i), her Walther<br />

von Stadion riter, und Hans Lanz von Liebenfels, erschein 5 ),<br />

und ein Eidgnoschaft höh und Mntlich ankart, sich nit vom<br />

Roemschen rieh ze sundren, zuo schwaechung und schmach des<br />

keisers und richs nit anhang und hilf zetuon, mit dem hus 5<br />

Oesterrich nach verbrieftem ewigen frid fridlich ze leben, mit im 3 )<br />

(140) iedoch den bestaeten. |<br />

Antwort der Eidgnossen.<br />

Bleib bi vor oft gebner antwort: etliche ort waerid nit da,<br />

etliche haettid nit gwalt; si weltid sich vom Roemschen rieh nit 10<br />

suendren, ouch das [883] und den keiser nit helfen swaechen<br />

noch schmaehen; deshalb den iren in einiche reis zeloufen<br />

streng verbotten, und so da unghorsam sigid, beschech mit ir<br />

grossem missvallen, ungestraft nit zelassen. Weltid gemachten<br />

erbfriden redlich halten, so solle die kaiserlich majestat ouch 15<br />

daran sin, dass semlichs hargegen geton werd, die grafen von<br />

Sangans und Moetsch mit benanter gueete oder recht zefriden<br />

stellen, die von Appenzell und die stat von S. Gallen von der<br />

acht rueewig lassen, und inen den Swendiner und Varenbueeler<br />

abnemen 4 ). 20<br />

Varenbueeler von S. Gallen,<br />

welcher von Roschachkrieg wegen von S. Gallen vertriben<br />

und siner hab berowt, kein [884] gnad noch recht, - ouch<br />

wider einer stat Bern gnaedig fuerbit — in der Eidgnoschaft,<br />

aber am keiserlichen kammergericht so vil rechts erlangt, dass 25<br />

die von S. Gallen der keiserlichen acht halb weder libs noch<br />

güts sicher warend 5 ). In glicher saeh stundend die von Appenzell<br />

gegen irem amau Swendiner 6 ). Begertid ouch zuo guot siner<br />

') Brixen.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. p. 470 (15. Dez.). Ebenda die bez. Antwort.<br />

3) Nämlich mit dem Kaiser.<br />

4) Von diesen Händeln ist nach den Eidg. Absch. in der Antwort an<br />

den Kaiser nicht die Rede.<br />

5 ) Vergl. darüber die Eidg. Absch. III. 1.<br />

6) Derselbe hatte die Appenzeller in seiner Rechtssache vor eine kaiserliche<br />

Commission nach Lindau vorgeladen.


428 1494<br />

Werbung, dass sin keiserlich majestat den 8 orten der Eidgnoschaft<br />

vergoente, die losung des lantgerichts im Turgoew von<br />

einer stat Costenz zetuon, oder dafuer iedem ort, wie vor beredt,<br />

500 Rynscher gülden pension etliche jar jaerlich und ander be-<br />

5 stimte summen gelts zegeben und abzerichten. Doch so wurde<br />

die | Übergebung des lantgrichts me gunst bringen. Braclit doch (141)<br />

alles nit me, dan Rynsch gülden bi krönen gelten,).<br />

[885] Urhab der reis der Franzosen gon Napols, so da ist<br />

ein verderbung des ganzen Italien und ein unriiw<br />

io » Tuetschlands, Fraukrich und Hyspanyen worden.<br />

Als herzog Ludwig Sfortia von Bar, ein hohmueetiger, listiger,<br />

geltricher fuerst, das herzogtuom Meyland an stat sines bruoder<br />

suns, Johan Galeatzen, 17 jar gewaltig hat inghaebt und guberniert,<br />

uf dass ers behielt wider sinen veter und wider sinen<br />

« swager kueng Alfonsen von Napols, so da understuond, ouch mit<br />

gwalt sinen tochtermann, den genanten Johan Galeatzen'-), in<br />

sin regiment inzesetzen, bewegt er [886] sinen puntsgnossen, den<br />

muotigen kueng von Frankrich, Napols uss erblicher ansprach wider,<br />

ouch mit siner hilf, zegwinnen, und genanten kueng Alfonsen,<br />

* Spangischs stammens, so vor die sine gesipten kueng usstriben<br />

haettid, zevertriben 3 ). .<br />

Zug des kuengs von Frankrich gon Rom.<br />

Und als nun der kueng von Frankrich ietzan in sinem rieh,<br />

wie erzaelt, ganz gerueewiget, und doch sines libs unachtbare mit<br />

25 achtbaren taten achtbar ze machen geneigt was, sines alters im<br />

24. | iar, liess er sich den Moren 4 ) und etlich namhaftig Napolsch (142)<br />

banditen 5 ), wider des Parisischen parlaments rat und hohe bit,<br />

') Das deutsche Geld wirkte stets schwächer als das französische, im<br />

nämlichen Verhältnisse, wie der Rheinische Gulden an Werth der französischen<br />

Krone nachstand.<br />

2) Johann Galeaz war mit einer Tochter des Königs von Neapel, Isabella,<br />

vermählt.<br />

3 ) 1443 hatte König Alfons V. von Aragonien das Haus Anjou aus<br />

Neapel verdrängt.<br />

4) Lodovico Sforza, il Moro.<br />

5 ) Politische Verbannte.


1494 429<br />

bereden, dass er ein maechtigen zueg, ze [887] schif, ze ross und<br />

ze fuoss von Franzosen, Welschen und Tuetschen, insunders Eidgnossen,<br />

uf fünfzig tusend, versamnet zuo Lyon. Lag da ein zit;<br />

deshalb uss warnung ein Eiclgnoschaft in etwas sorg kam, als<br />

er ira durch Saffoy fuernem etwas ungmachs zuozefueegen; hierum s<br />

ein stat Bern liess durch iren burger, den herren von Vergye 1 ),<br />

heimlich erfarung tuon; error er den zug gon Napols. So was<br />

dem kueng von Frankrich des Roemschen keisers ruestung ouch<br />

also argwenig, dass er in durch sinen erzbischof von Renis 3 ) bi<br />

glowen liess ursach siner ufruestung fragen, ward im ze antwort: ,»<br />

Gelleren. Also im Ougsten, nach dem sich der Franzesisch kling,<br />

nach siner unkuescheit, zuo Lyon mutwillig, nit gnuog, erlustiget,<br />

inrissen- [888] de pestilenz fliehen muost, — als ob zuo Napols<br />

kein totenpfil waere, — vertiget er ein teil sines zuegs mit herzog<br />

Philippen von Saffoy gon Jennow 3 ) zuo, und mit dem andren teil, >«<br />

uf 25,000 gezaelt, zoch er durch Versel 4 ), da in der Mor fürstlich<br />

und mit 200,000 dukaten enpfieng und beleitet gon Pafy zuo siner<br />

muter swester sun, herzog Johan G-aleatzen, der am tod lag und<br />

hernach am dritten tag vergilt starb 5 ). Der wie wol er ein sun<br />

liess, des herzogtuoms erben, so bleib doch der ergitig Mor herzog. 20<br />

Da dannen zoch der kueng gon Florenz zuo. Da begegnet im<br />

(143) der Floren-1 zisch gubernator, Petrus de Medicis 6 ), [889] begert<br />

kuengliche gnad, schankt und öffnet im Petra Santa, Sarzan 7 ),<br />

und die loblich stat Pisa, welche der kueng von der unwilligen<br />

ghorsame der Florentiner frigt; — daruss hernach boes krieg 25<br />

entstünden, und genanter de Medicis von stund an mit sinem<br />

anhang als ein ofner vigend uss Florenz vertriben und aller siner<br />

hab, er und gwalt beraubt ward 8 ); — aber der kueng nach vertruewter<br />

Versicherung ingelassen, ein monat mit frier lifrung und<br />

i) Siehe oben S. 414.<br />

2) Rheims; vergleiche darüber Ulmann, a. a. 0. S. 233 und 269.<br />

3<br />

) Genua.<br />

4) Vercelli.<br />

5) Am 20. October 1494.<br />

6) Piero IL, Haupt der Republik seit dem Tode Lorenzo's, 8. April 1492.<br />

T<br />

) Zwei kleine Florentinische Städte.<br />

8 ) Am 9. November 1494.


430 1494<br />

lOO.OOO ducaten begabt, witer beleitet, desglichen zuo Bononia,<br />

Luca, Sena, Viterb 1 ) wol gehalten. Aber Tuscanel des babsts,<br />

und Rapel 2 ), der Jenueser veste, so in nit inlassen woltend,<br />

zerschoss er, und erwuergt, was da was; das grossen schrecken<br />

5 ouch dem gwaltigsten Roemschen babst [890] und Rom bracht. | (144)<br />

Wie sich der Roemsch babst in ankuuft des kuengs hielt<br />

und der Cardinal Julianus.<br />

Nun hat sich der Roemsch babst Alexander mit dem kueng<br />

von Napols, von im des jars durch sinen veter, den cardinal<br />

io Borgia gekrönt und bestaet 3 ), vereint, und uss Napols, iezt den<br />

Franzosen zewiderston, einen zuosaz mit des Napolschen kuengs<br />

sun, Ferdinand, gon Rom genommen. Als aber im zuozug des<br />

kuengs von Frankrich der cardinal ad vincula Petri, — von Eidgnossen<br />

Peter im Winkel genemt, — Julianus, sinen heiligen<br />

15 vater babst mit siner zornigen tust kuesst hat 4 ), Franzesisch<br />

und her zuo Osti 5 ) was, den Tiber [891] also verhielt, dass kein<br />

liferung gon Rom kommen mocht, wurdend der erschrekt babst<br />

und sine Römer getrungen, den gwaltigen kueng uf versprochne<br />

Sicherung inzelassen und den Napolschen zuosaz an sine gwar-<br />

20 same wider heim zeschicken.<br />

Inzug des kuengs von Frankrich gon Rom.<br />

Und also im ussgang diss jars, zuo Winacht 6 ), kam der Franzesisch<br />

kueng nachts gon Rom, ward da herlich enpfangen und<br />

•) Bologna, Lucca, Siena, Viterbo.<br />

2) Toscanella, eine Stadt im päpstlichen Gebiete. Rapallo, eine Stadt<br />

und Seehafen unweit Genua. Letztere erstürmt und zerstört am 8. September<br />

durch die schweizerischen Söldner.<br />

3 ) Am 18. April war Alfons II. vom Papst anerkannt und durch dessen<br />

Neffen, den Cardinal Johann Borgia, gekrönt worden. Gregorovius, Gesch.<br />

der Stadt Rom; nach Ranke (Gesch. der Rom. Völker) am 8. Mai.<br />

') Cardinal Julian della Rovere aog selbst mit Karl VIII. gegen Rom<br />

heran.<br />

5 ) Ostia bei Rom, welches die Franzosen schon am 18. September im<br />

Namen Julians besetzt hatten.<br />

6) Am 31. Dezember 1494.


1494 431<br />

in S. Marxen') palast ingefueert. Gebot von stund an, menklichem<br />

frid und Sicherheit bi lebens verlust zehalten, also dass der babst<br />

ein vertruewen gewan und sich uss siner vesten Engelburg Hess,<br />

(145) mit dem [892] kueng personlich zehandlen. Hielt mess, harzuo |<br />

im der kueng andächtig dienet, beschloss mit im ein vereinung, 5<br />

ofnet im sine staet und schloss, gab im, nit on vil gelts, zuo beleitung<br />

sinen liebsten sun, cardinal Valentin, und sinen liebsten<br />

gast Syzimi 2 ), des Türkischen keiser Bajazets bruoder, so grosse<br />

pension ertrug, durch den, nach eroberung des Napolschen richs,<br />

in die Tuerkig ingang zehaben. Wie aber der kueng witer ge- io<br />

handlet und gereiset hab, wirt in volgendem jar beschriben<br />

werden.<br />

Werbung des pfalzgrafen am Ryn an die 8 ort um hilf<br />

wider den bischof von Mentz.<br />

[893] Wie nun die gemelten kueng in grosser ufruestung wa- «<br />

rend, do was herzog Philip, der pfalzgraf am Ryn, wider den<br />

bischof von Mentz 3 ) und sin capitel ouch in einer enboerung<br />

kommen; derhalb er, mit zuostand der Bayerschen forsten, sine<br />

treffenliche botschaft gon Bern und zuo gmeinen Eidgnossen der<br />

8 orten, gon Lucern und Zürich zuo eud Merzens von ersten schürt, 20<br />

hilf begerend um sold, nämlich für einen knecht einen monat<br />

4 Rynscher gülden, oder 2 gülden und liferung, item und Verlängerung<br />

gemachter vereinung, etwas hilf benamsend 4 ).<br />

So schreib der bischof und capitel von Mentz ouch sinen<br />

glimpf den Eidgnossen zuo, bittend, nuet vigentlichs wider in und 25<br />

(146) die sinen zehandlen. |<br />

Meinung, rat und tat gmeiner Eidgnossen und insuuders<br />

Bern in oberzaelten sacheu.<br />

[894] Aller obgemelten kriegslofen halb was einer fuersichtigen<br />

Eidgnoschaft meinung, rat und tat, und Bern ernst und fliss, 30<br />

') Im Palast San Marco; vergl. über diesen Einzug der Franzosen Gregorovius<br />

Gesch. d. St. Rom VII. 364 und 365.<br />

2) Ueber den türkischen Prinzen Zizimi oder Tschein vgl. oben S. 175.<br />

3 ) Mainz.<br />

4) Eidg. Absch. III. 1. S. 453 (11. April).


432 1494<br />

sich und die iren in rueewiger, doch geruester gwarsame und wacht<br />

anheimsch zehalten. Gebot des jars zuom dritten mal, mit gwer<br />

und harnesch geruest, bi verlust libs, 6r, eid und guots, anheimsch<br />

ze bliben, und on urlob keinem herren zuozeloufen i ).<br />

5 Schluog dem pfalzgrafen, den Beyerschen fuersten und dem<br />

herzog von Lutringen vil begerte hilfliche vereinung und hantliche<br />

hilf, mit schidlicher fruentschaft erbietung, ab 2 ).<br />

Handlung mit dem kueng von Frankrich von der reisknechten<br />

wegen und ir manung.<br />

io [895] Als aber, über vil und strenge verbot, ein nämliche<br />

zal ir knechten in des kuengs von Frankrich reis geloffen und<br />

täglich lief, uf anbringen einer wisen stat Bern beschloss sii<br />

durch ir botschaft und schrift vom kueng ire knecht und vereinung<br />

haruss zevordren 3 ). Uf das ward hierin gehandlet, wie<br />

*s hie volgende des kuengs und siner houptlueten antwort anzeigt.<br />

Missif vom kueng an gmein Eidgnossen.<br />

Carolus, von Gots gnaden kueng zuo Frankrich. Aller liebsten!<br />

Nuewlich haben wir uwer brief enpfangen, in denen ir etlicher<br />

mass erklagend, dass wir wider die puend und vereinung, zwigo<br />

sehen loblicher gedaechtnuess unserm vater, und nach sinem abgang<br />

| zwischen uns und uech ingegangen, etwas kriegbare maenner (147)<br />

zuo erfuellung unsers zuegs, durch etlich unsere hoptluet, als ir<br />

meldend, an uweren gunst uss uweren landen gefueert sollend<br />

haben. Und damit wir uwerem schriben dester bas geantworten<br />

25 mögen, wellen wir witer davon reden. Uss gebrachtem wisen<br />

rat [896] und uss Zuversicht goetlicher hilf haben wir uns fuergenommen,<br />

unser rieh von Napols mit unsern waffen uss der<br />

wueetrichen verpflicht in unsern gwalt und schirm zebringen, und<br />

uss obgemelter gnad hond wir grosse kriegliche ufruestung geton<br />

i) Raths-Man. 84, p. 11. (8. October.)<br />

2) Vgl. Eidg. Absch. III. 1. H. 454.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. S. 457 (Ende Mai oder Anfang Juni).


1494<br />

und vil stritbarer lueten überkommen, und uns dabi öffentlich erboten,<br />

ob iemand under unseren zeichen reisen woelte, einem<br />

ietlichen nach siner gschiklikeit sold zegeben. Daruf hat sich<br />

verfueegt, dass in kurzem zit uss vil landen kriegsluet zuo uns<br />

kommen sind, welche wir von noturft wegen des kriegs hond e<br />

angenommen, und die, so wir in soelichem geschaeft zuo hoptlueten<br />

gemacht, hond es willig angenommen, unter denen etliche der<br />

uwern dienstlich zesin sich willig hond erbotten. Wir meinen<br />

ouch nit, dass wir wider die puend getan, ob wir die gutwilligen<br />

und die, so sich uns on einich unser ervordren in so grosser w<br />

krieglichen erhebung zedienen selb erbietend, angenommen<br />

hond; dann wir ie des gemueets gwesen und noch sind, und alweg<br />

sin werdend, so lang es uwerthalb sin mag, dass die vereinung<br />

und puend, zwischen uns und uch volzogen und bestaet, [897] mit<br />

(148) keiner wichtigen Verletzung iemer me | zerstört werden. Bezügen «<br />

uns des an den almaechtigen Got, der uch ewiklich behalte, und<br />

dass wir nützet handien wellen, das unsren puenden widrig sin moeg.<br />

Missif von des kuengs hoptlueten an gmein Eidgnossen.<br />

Wir, Peter, her zuo Fay, des kuengs rat, kaemmerling und<br />

trisnier, und Antoni von Pussaye, riter, her zuo Longcurt baly 20<br />

zu Dision und obrister hoptman der nation des grossen punds in<br />

Ober-Tuetschland, in dienst unsers herren des kuengs zuo diser zit,<br />

tuend kund, dass uf huet sind erschinen in der stat Jenow der<br />

edel Casper zuom Stein, unser getruewer fruend, durch ein herschaft<br />

von Bern ussgevertiget, mit samt andren desselben punds, 25<br />

nämlich von Ure Jacob Zubett, von Fryburg Hans Gug enberg,<br />

von S. Gallen Heinrich Zill, und von Appenzell Heinrich Luce,<br />

al von iren herren und von gmeinen Eidgnossen des genanten<br />

punds ussgesant mit bevelch, allen irer herren und obren,_ lueten<br />

und knechten gmeiner Eidgnossen und des punds zegebi ten .<br />

dass sie von stund an widerkeren und ziehen sollen in ire land<br />

und gebiet, bi verlierung libs und guots. Und wan der merted<br />

der vermelten lueten und knechten der Eidgnossen ^Jta P«*<br />

obgedacht, so in unsers [898] herren kuengs dienst zerteilt sind,<br />

28<br />

433


434 1494<br />

in zwen oder dri teil und gegne, in wite des mers und der stat<br />

Jenow, uf drissig mil und nie, zuo denen die ob benanten boten<br />

nit hond mögen kommen, haben wir, so bald wir ir zuokunft bericht<br />

waren, die für uns genommen und inen zuo erkennen geben,<br />

5 dass | unser her kueng nit besorgt hab, dass die genanten herren (149)<br />

von Eidgnossen im haettid soelich gross missvallen, schmach und<br />

schaden zuogefiegt, die iren uss iren gebieten hinder zehalten,<br />

die er doch lang zit enthalten und bi im unklagbar besoldet hat<br />

gehept und fuerer haben woelt. Uf soelichs obgemelter Caspar und<br />

io sin mitgsellen geantwort haben, dass ire herren von Eidgnossen<br />

froemd naeme, und inen unlidlich wäre, dass unser her kueng über<br />

den vertrag und einung, mit den herren, den Eidgnossen, gmeinlich<br />

gemacht, die iren on ir wissen und willen verluefren und<br />

ufenthalten soelte. Zuo dem durch uns geantwort ist: unser her<br />

15 kueng hätte sich nit versehen keiner irrung gegen iren herren;<br />

dan sin kuengliche majestat hätte wol vil und gnuog andrer Tötschen<br />

funden, dero er nit geweilen hab, sunder me trost und<br />

lieb zuo den Eidgnossen, dan zuo den andren gehept, uss ursach<br />

der [899] verstäntnuess und vereinung, so sin kuengliche majestat<br />

20 mit inen hat; darum er sich ira gemächtiget hat in guoten trüwen<br />

und unbedacht keines widerdriessens siner guoten fruenden der<br />

Eidgnossen. Und darum, dass Caspar vom Stein und sine mitgselschaft<br />

on allen verzug und mittel nit abstan, sunder die iren<br />

wider heim zuo land fueeren weltind, ist mit inen geredt: si soeltid<br />

55 die ding betrachten; dan unsers herren kuengs zueg und luet wärid<br />

mit macht in der naehe, darum | si von irem fuernemen abstan (150)<br />

und keinen ufbruch und zertrennung des zuegs machen soeltend;<br />

dan des weiten si si warnen: welcher einem forsten also ein her<br />

zertrante, dem wurds an sinem lib zuogesuocht und wäre ouch<br />

so des tods wirdig. Also uss der ursach haben sich Caspar vom<br />

Stein und sine mitgsellen irer bevelch entsezt, und sich wider<br />

zuo iren herren gevertiget, inen semlichen abscheid und antwort<br />

zuo verkünden. Es ist ouch fuerer mit den genanten boten geredt,<br />

dass man diser dingen unsern hern kueng berichten welle, dass<br />

35 er zuo unsern herren den Eidgnossen schicke, si sines guten<br />

willens und andrer sachen halb, luter und gänzlich rueewig ze-


1494 435<br />

ll. Juli machen. Geben under unsren siglen zuo Jenow, den 14. Julii,<br />

im 94 jari).<br />

Troewtend und verhütend den boten bi henken, angends wider<br />

heim und niena zuon knechten zekeren, und gabend inen uf ir<br />

beger obgeschribne kuntschaft. s<br />

[900] Etlich Ursachen, zue diser zit erhaben oder gestärkt,<br />

misshellung der obren und unghorsame der andren<br />

in einer Eidgnoschaft so gebracht houd und noch<br />

bringend.<br />

Zuo obgemelter botschaft solt Glaris iren boten ouch geben io<br />

(151)hon, was gon Wersel ze riten verordnet; do | aber der kueng<br />

einen grossen teil sines zuegs ein monat vor im hinin hat gevertiget,<br />

reit dise der Eidgnoschaft botschaft dem zueg nach bis gon<br />

Jenow, sumpt sich 26 tag, solt den ghorsamen gnad und den<br />

unghorsamen on gnad straf verkuent haben. 15<br />

Und wie wol ein Eidgnoschaft vor ougen grossen ernst ankart,<br />

bi üb, e~r und guots straf die unghorsamen reisgloef zuo<br />

verkommen, nuot dester minder so hat die sundrig pension und der<br />

frien hoptlueten scbik hinderrugs [901] so vil gwalts, dass si fuer<br />

und fuer me knecht, dan der kueng begert, ufbrachtend. Wan ouch *><br />

nach obverordneter botschaft, als der kueng erst im October in<br />

Lamparten kam, liefern! im stets knecht nach; der zit ouch<br />

junkher Ludwig von Erlach 2 ) mit siner rot, ungeacht miner<br />

herren verbot und nachschriben, dem kueng nachzoch und Frankrich<br />

fuerahin sin leben lang, mutwillig gelt zehaben, truelich gedient. *<br />

Es was ieztan ein widersinnische ändrung in einer stat<br />

Bern und in andren orten vorband, dass etlich der gwaltigsten,<br />

so vor das Franzesisch gelt und deshalb gunst in ein Eidgnoschaft<br />

hattend gebracht, nit me so tuer geacht; sitmal ouch die<br />

Franzesischen kueng uf ein Eidgnoschaft nit me ansehens hond, so<br />

') Der Empfang beider Schreiben ist erwähnt Eidg. Absch. III. 1. S. 464<br />

(4. August).<br />

2) 1470—1521, als Söldner berüchtigt, Herr zu Spiez. Siehe Stettier,<br />

hdschr. Genealogien und Allg. deutsche Biogr.


436 1494<br />

dan so ver si irer hilf dürftig, ouch mit ir keinen [902] pund<br />

gemacht, denn uss gegenwärtiger not getrungen; insunders so si<br />

durch etliche sunder pensioner, und durch die frten hoptluet ir<br />

sach mochtend verschaffen, wie | ouch zuo diser zit beschach. (152)<br />

5 Hierum die egemelten, so nit durch ir selbs achtung geacht sin<br />

vermeinten, widersins, doch nit on gelt, aendreten si sich uf die<br />

widerpart, und fuernamend, dem Roemschen kueng so lang anhang<br />

zetuon, unss dass si irer Verachtung inkaemid und ir achtung wider<br />

und hoeher braechtid; welchen dan etlich, so wontend inen wäre<br />

io ernst, ouch ernstlich zuostundend. Daher dan in sundren orten<br />

und in gmeiner Eidgnoschaft vil verbunsts und alle misshelikeit<br />

bi den obren, und grosse Verachtung und alle unghorsame bi<br />

den undren, von aufang der Franzesischen geltpuentnuess erwachsen,<br />

fuera sich hond gestärkt und also zugenommen, dass, ungezaelt<br />

15 unzael-[903] barlicher manschaft verlusts, witwen und weisen,<br />

schier an beden siten weder er noch gelt ist uberbliben.<br />

Ordnung gmeiner Eidgnossen und Bern, reisgloef<br />

abzestellen.<br />

Von erzälter reisgloefen wegen, wie vor oft vergeblich, zii<br />

20 end diss jars beschlussend gmein Eidgnossen zuo Zug und bestaetigtend<br />

zuo Zürich•), dass, wo man die ufwigler ankäme, die<br />

on alle gnad mit dem swert soelte richten, und demnach alles<br />

ir gut und hab iren obren vervallen sin, und dass iedes ort soelte<br />

nach lob, er und nuz gmeiner Eidgnoschaft die sinen verhalten<br />

25 und die Übertreter nach schuld | ungestraft nit lassen; aber in (153)<br />

den gmeinen ämptern von iedem gmeinen reisknecht on ablass<br />

fuenf Rynscher gülden ziehen oder im turn mit wasser und brot<br />

lassen abzeren, 1 gülden 1 wuchen. [904] So gebot ein stat<br />

Bern in stat und land, der gelofnen und loefenden nammen und<br />

so gueter und die heimkomuen ira on verzug zuo überantworten 2 ).<br />

Bracht alles, uss obgemelten Ursachen, me mieg dan folg, so ein teil<br />

durch die finger oder nuet, der ander aber zuo scharf oder z'vil sach.<br />

i) In Eidg. Absch. III. 1 (S. 468 und 470) nicht erwähnt.<br />

') Vergl. Raths-Man. 84, p. 11 (3. October). In den deutschen Missivenbüchern<br />

fehlen die Schreiben von 1494.


1494 437<br />

Zwischen Meylaud, Saffoy und Wallis gescheiden.<br />

Under disen loefen, uf anrufen der fuersten, hond gmein Eidgnossen<br />

und sunderlich Bern gescheiden und bstand gemacht<br />

zwischen Lamparten, ouch Saffoy und Wallis; wan die Wallisser<br />

um vassnacht zuo Dafedersi) brent, gerowt und etlich erstochen 5<br />

haftend, von wegen etlicher widersaechern, da enthalten, und me<br />

lands von Saffoy inzenemen fueimamend. Vermeint ir bischof, si<br />

haettid fuog ge-[905]hept, rueher wider die Lamparter zehandlen,<br />

und von den Saffoyeren me lands, ir kilchen zuoghoerig, zenemen.<br />

So meintend aber die Lamparter, si wärid unbillich wider ver- io<br />

brieften bericht beschädiget, und die Saffoy er, si litid gwaltigen<br />

(154) verlust ir erblanden. |<br />

Vereinung des bischofs von Costenz mit 6 orten ufgericht.<br />

Nachdem bischof und probst Thomas von Costenz, desglich<br />

sin tuomcapitel, etliche jar har an gmein Eidgnossen um ver- 15<br />

einung geworben haftend, ward er diss jars, zuoglich sinen vorvaren,<br />

in vereinung von 6 orten, nämlich Bern, Lucern, Ure,<br />

Swytz, Underwalden und Zug ufgenommen. Zuerich und Glarus<br />

usserten sich, von ir priesterschaft wegen, so [906] da mit dem<br />

bischof, Schätzung und buossen halb, spaennig was. Die andren 20<br />

ort gabend im zuo, nach gebuerlicher und lidlicher oberkeit gegen<br />

irer priesterschaft zehandlen. Beschlossen zuo Lucern, uf den<br />

11.Sept. 11. tag September 2 ).<br />

Ufrnr zii Murten gestilt.<br />

26. Jan. Uf den 26. tag Jenner hond die bed staet durch ire ratsboten 25<br />

von Bern: Antoni Archer, seckelmeister, und Joerg Fryburger,<br />

und von Fryburg: Thschau Mussülier 3 ) und Jackle Barmesswyl<br />

') Davedro, vergl. über die Verhandlungen Eidg. Absch. III. 1. S. 449<br />

(24. Februar).<br />

2) Eidg. Absch. III. 1. S. 466; der <strong>Text</strong> steht, datirt 13. Sept., als Beilage<br />

28 ebenda, S. 734.<br />

») Jean Müssilier, war einige Male freiburgischer Bote auf eidg. Tagen.


438 1494<br />

die ufruor, so sich zuo Murten zwischen dem rat und gmeind ir<br />

stat und land von des regiments wegen hat erhaept, gestilt und<br />

in fridsame Ordnung gestelti).<br />

Undergang des Bruenings.<br />

5 Uf den letsten tag Aprellen [907] hond Bern und Under- 31. April<br />

walden zwischend inen den Bruening undergangen 2 ) durch | ire(155)<br />

harzuo verordneten, hienach benemten, von Bern: Peter Strub,<br />

des rats; von Hassli: Hans von Beringen, lantaman, Hans Michel,<br />

venner, Simon Sultzer, seckelmeister, und ander lantluet daselbs;<br />

,0 von Underwalden: Niclaus von Zuben, lantaman, Hans am Bueel,<br />

alt vogt im Turgoew, Heini Fruontz, alt vogt zuo Engelberg, Waelti<br />

von Flu, Hans Antaler, weibel zuo Lungeren, und ander lantluet<br />

dadannen 3 ).<br />

Ein grusame sach mit dem heiligen sacrament ergangen.<br />

i5 Es sind diss jars uf den Karfritag zuo Winiken in der herschaft<br />

Schenkenberg 4 ) dri reisgsellen zürn luetpriester kommen<br />

— war ein Johanniter — und hond von im begert das heilig<br />

sacrament zuo en- [908] pfahen; das er inen uss vorcht vorgangner<br />

troewung, sunderlich so der saecher mit sweren flueechen getan, hat<br />

20 geben. Ist der saecher, von Waltzhuot gnemt, ein meierknecht,<br />

angends so krank worden, dass er sich vorm dorf niderlegt mit<br />

aller geberd, als mueest er sterben. Und als in sine gsellen uflupftend,<br />

brach von im ein wiss schuemle, daruf das sacrament,<br />

und uf dem ein lutrer bluotstropf lag. Do nun diser mit siner<br />

25 metzen hinweggangen was, sprach der ein gsel, mit nammen<br />

Hans Sibenherz, ein pfister von Biberstein, zuom andren, gnemt<br />

Appenzeller: wie si dem tuon weltid? — umgruobs mit dem spiessisen<br />

i) Darüber ist in Engelhardts Chronik der Stadt Murten (p. 66) nichts<br />

anderes, als was hier steht.<br />

*) D. h. die Gränzmarchen besichtigt.<br />

3 ) Die Berner Akten enthalten davon nichts.<br />

4 ) Das Amt Schenkenberg umfasste den nordwestlichen Theil des unteren<br />

Aargau's; ein Pfarrdorf Winiken gibt es daselbst nicht; es soll vielleicht<br />

heissen Umiken (bei Aarau).


1494 439<br />

und warfs nach dabi in ein wigerlin. Bald darnach ward der<br />

(156)Waltshuoter, zu | Arow am dienst, von andrer misstat wegen<br />

gvangen und gericht; hat, wie gemelt, erzaelte tat verjehen.<br />

Do kam sin gsel Sibenherz siner [909] unverstandnen tat in<br />

ein so grossen ruewen, so dass er si bekant öffentlich, und zuo Tor- 5<br />

berg 1 ) ein Carthueser ward; bald entran im der kuesch geist und<br />

ward wider ein kriegsman, muost den gueetigen vaeteren gon Rodis<br />

entloufen.<br />

Und als nun dis erschrockenlicher handel offenbar ward,<br />

batend die bi- und umsaessen Got um gnad, machtend ein zun io<br />

um das wigerlin und buwtend ein hilzin capein harzuo, da goetliche<br />

Wunderwerk und zeichen zuo erwarten. Also ward von stund<br />

an ein so grosser zuolouf dahin, dass menge tag uf 400 menschen<br />

dar zemmen kamend, truogend des heilig erachten wassers mit<br />

inen heim. So war geredt, wie dass einer, sechs jar blind, gsehend, »<br />

ein stum ghoerend, ein lamer grad, und vil andre zeichen da besehenen<br />

waerid. Dise geschieht hat Gilgian Schoeni, der zit vogt<br />

zuo Schenkenberg, uss gheiss siner wisen herren von Bern, dem<br />

26.Ott. [910] bischof von Basel, als geistlichem obren, uf den 26. tag<br />

October mit langer zal angezeigt und eroefnet. 20<br />

Straf etlicher, so ein stat Fryburg mit schinaechworten<br />

beladen hattend.<br />

(157) Nachdem etliche tag hie vor, in Ostren, vor grossem | und<br />

kleinem rat einer ßrsamen stat Bern, die von Friburg mit gschrift<br />

und ratsboten hoch erklagt und lebensstraf ervordret hattend 23<br />

uf Cristan Warne, der si mit hohen und lebenstraf wirdigen<br />

schmaechworten hat beladen und geredt: si waerid verraeter und<br />

abfällig luet, haettid ouch darum ein grosse sum gelts genommen, —<br />

5. April uf den fünften tag Aprel, was Fritag in der Ostren, erkantend<br />

raet und burger: sitmal [911] der Warne wissentlich ein armer so<br />

toeber mensch wäre, und uss berowung siner Vernunft die red<br />

i) Das 1386 zerstörte Schloss Th. wurde von Ritter Peter v. Tb, am<br />

17. Jnli 1397 in ein Carthänserkloster umgewandelt, vergl. v. Mülinen,<br />

Heimathkunde p. 152.


440 1494<br />

geton hätte, dass si in am leben nit strafen koentid; weltid inen<br />

aber den, als verwuerkten, doch uf lebensversicherung, in ewig<br />

gvaengnuess übergeben, ouch siner misstat und unrechter Schmähung<br />

urkuend geben, und damit witers rechtsspruchs erlassen<br />

5 bliben; hierum si si fruentlich weltid hon erbetten l ).<br />

Hernach, uf den 24. tag Aprel, um obgemelter schmächwort 24. April<br />

willen, ward zuo Bern, nach gesprochner urteil, mit dem swert<br />

gericht hans Loetscher 2 ), zuo einem exempel, zuo vermiden semliche<br />

schmächwort, so da stat und land in unruow und vigentschaft brinio<br />

gen mögend und oft brocht hond.<br />

[912] Buw und zol der brug zue Biirren.<br />

An buw und zuo erhaltung der brug zuo Buerren hat ein<br />

stat Bern den iren zuo Buerren einen zol benamset 3 ). | (1-58)<br />

Nideck und S. Antonien buw.<br />

15 Diss jars sind angefangen zebuwen die kilch uf der Nideck<br />

und S. Antonis 4 ). Ward dem Toenyerherren 5 ) im ufgelegte tel<br />

an sinem buw geschenkt.<br />

Tel.<br />

Tel uf die edlen lantsässen und gotshueser gelegt, Otmari<br />

20 verkuent, und künftige Liechtmes zebezalen:<br />

Her Peter von Pemes 6 ) . . . 50 gülden.<br />

Jacob von Lygretz . . . . 5 gülden.<br />

Her Thuering von Buettiken 7 ) . . 20 gülden.<br />

Her Rudolf von Luternow 8 ) . . 30 gülden.<br />

,) Raths-Man. 82, p. 62. Freitag nach Ostern war aber am 4. April.<br />

') Das Todesurtheil steht vollständig im Raths-Man. 82, p. 95.<br />

3) 5. Juli. Das Decret steht Ob. Spruchb. 0. p. 30. — Es handelte sich<br />

übrigens nur um eine Erhöhung des bisherigen Zolles.<br />

4) Ueber das Antonierhaus in Bern und dessen Geschichte siehe Berner<br />

Taachb. 1875/1876.<br />

5) Vorsteher des Hauses war damals Franz Mollet.<br />

6<br />

) Als Herr von Brandis.<br />

7<br />

) Als Twingherr zu Brittnau im Aargau.<br />

8<br />

) Als Besitzer der aargauischen Herrschaften Liebegg u. a.


Her Hans von Halwyl<br />

Her Arnolt Segenser<br />

Her Walther von Halwyl<br />

Her Dietrich von Halwyl<br />

Jacob von Rynach .<br />

Die bed von Muelinen<br />

Hans Segenser<br />

Hans Truchsess<br />

Heinrich Hassfurter')<br />

Kuenitz . . .<br />

Detlingen') .<br />

Frenisperg .<br />

Gotstat . .<br />

Erlach 3 ) . .<br />

Frowenbrun .<br />

Buchse . .<br />

Torberg . .<br />

Truob . . .<br />

1494 441<br />

40 gülden.<br />

15 gülden.<br />

15 gülden.<br />

15 gülden.<br />

35 gülden.<br />

40 gülden.<br />

15 gülden.<br />

5 gülden.<br />

5 gülden.<br />

Von gotshiseren. w<br />

50 gülden.<br />

5 gülden.<br />

. 100 gülden.<br />

50 gülden.<br />

300 gülden.<br />

100 gülden.<br />

SO gülden.<br />

200 gülden.<br />

50 gülden.<br />

Riexow . .<br />

Wangen 4 )<br />

Herzogbuchse<br />

Tunstaetten 5 )<br />

Zotingen . .<br />

Kuengsfelden .<br />

Biberstein 8 ) .<br />

Sumiswald<br />

Etisswil')<br />

5 gülden.<br />

5 gülden.<br />

20 gülden.<br />

10 gülden.<br />

50 gülden. u><br />

100 gülden.<br />

30 gülden.<br />

30 gülden.<br />

5 gülden.<br />

i) Diese alle als Besitzer von Herrschaften im Aargau.<br />

*) Tedlingen bei Aarberg, kleines Klösterlein Cisterzienserordens.<br />

3<br />

) Benedictinerabtei St. Johann bei Erlach.<br />

4) Beuedictiner-Frauenconvent Rüegsau und Probstei zu Wangen an<br />

der Aare, beide abhängig von der Abtei Trüb.<br />

5<br />

) Johanniterordenshaus, bei Langenthai<br />

") Teutschordenscomthurei im Aargau.<br />

7<br />

) Kleines Cluniaceuserpriorat, in der Nähe von Burgdorf.<br />

Schluss des I. <strong>Band</strong>es.

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