Die wahre Geschichte vom Brandner Kaspar - Rialto

Die wahre Geschichte vom Brandner Kaspar - Rialto Die wahre Geschichte vom Brandner Kaspar - Rialto

01.12.2012 Aufrufe

Gab es Verständigungsschwierigkeiten zwischen Bayern und Nicht-Bayern? Nicht die Spur. Allerdings braucht es eine Zeit bis man als Nicht-Bayer die Bauern und Almwirte in der Jachenau versteht. Welcher der Darsteller war so etwas wie der Gute-Laune-Verbreiter – gab es sowas überhaupt? Da gab es einige. Herbert Knaup ist immer für einen Spaß zu haben, Franz Xaver Kroetz hat mit seiner großen Spielfreude alle angesteckt und mit Bully zu drehen ist natürlich Spaß pur. Es war eine lustige Truppe, egal ob in den Bergen oder dann später im Studio. Wie würden Sie die Stimmung am Set beschreiben? Konzentriert und trotzdem locker, typisch für Vilsmaier-Filme. Und nach der Arbeit sitzen alle zusammen. Gab es Unfälle, hat sich jemand verletzt? Leider ja. Ein Komparse ist bei den Jagdszenen gefallen und hat sich die Schulter gebrochen. Aber als wir neulich zum „Weißwurstessen“ in der Jachenau waren, konnten wir uns davon überzeugen, dass er wieder gesund ist. Zudem ist ein Jeep beim Transport am Berg ausgebrannt, aber zum Glück wurde niemand verletzt und nur einige Kostüme und Requisiten zerstört. Wie reagierte die Bevölkerung auf die Dreharbeiten? Grandios. Die Unterstützung ob in Lenggries, in der Jachenau aber auch in den Museumsdörfern in Glentleiten und Kramsach war großartig. Nicht nur, dass alle Komparsen aus den jeweiligen Regionen stammten, ohne die Jäger vor Ort – auf deren Fachberatung wir angewiesen waren – hätten wir den Film so nicht drehen können. So haben wir beispielsweise lange nach einem Hund für den Brandner gesucht. Einige Filmhunde wurden gecastet, aber den besten entdeckte Joseph Vilsmaier bei einer Jagd in der Jachenau – und die Lena hat ihre Sache wirklich gut gemacht. Welche war die beeindruckendste Location? Für mich gab es da zwei. Die Brandner Hütte nebst Stall und Kapelle unterhalb der Benediktenwand. Die war uns so gut und lebendig gelungen, dass Bergwanderer die Kapelle besichtigten, um eine Kerze anzuzünden. Doch Überraschung: die Kapelle war nur Fassade und innen eine Werkstatt. Das Ensemble wirkte tatsächlich, als würde es da schon ewig stehen. Der bayrische Himmel war auch sehr beeindruckend: Ein riesiger Dekorationsbau, gut 60 m lang, 25 m breit und bis zu 15 m hoch – vom Szenenbildner Anton Gerg bis ins kleinste Detail fein ausgestattet. 10

Biografien Da Brandner Kaspar is a Wuiderer vo de Berg. Er war amoi a Bixnmacher aber des is scho lang her. A vareckter Hundling war er oiwei scho, da Brandner ... (Der Brandner Kaspar lebt auf seinem einsamen Berghof nahe dem Tegernsee in erster Linie von der Wilderei. Früher war er Büchsenmacher, aber immer schon kümmerte er sich wenig um das, was die Obrigkeiten von ihm erwarteten.) FRANZ XAVER KROETZ spielt den Brandner Kaspar Dramatiker, Regisseur und Schauspieler Franz Xaver Kroetz, geboren am 25. Februar 1946 in München, brach seine Schulausbildung ab, um in München Schauspiel zu studieren. 1963 wechselte er ans Max-Reinhard-Seminar in Wien, wo er neben Schauspiel auch Unterricht in Regie hatte. Wieder in München verdingte er sich zunächst als Gelegenheitsarbeiter, Kraftfahrer und Bananenschneider. Sein Durchbruch als Autor gelang mit den Einaktern ‚Heimarbeit’ und ‚Hartnäckig’. Mit zahlreichen Stücken wie ‚Das Nest’, ‚Maria Magdalena’, ‚Oberösterreich’, ‚Stallerhof’ oder ‚Wunschkonzert’ wird Franz Xaver Kroetz zum wichtigsten Autor eines modernen Volkstheaters. Bereits Anfang der 70er Jahre war er der meistgespielte deutschsprachige Dramatiker nach Brecht. Seine Stücke handeln von den sozial Schwachen und von deren beengten Lebensverhältnissen; sie zeigen die ausweglose Realität der so genannten „kleinen Leute“, ihre durch Gefühlsarmut und Sprachohnmacht bedingte Unfähigkeit, der normierten bzw. Norm setzenden Umwelt ein eigenes Leben entgegenzusetzen. 1981 wird sein Stück ‚Nicht Fisch, nicht Fleisch’ am Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt und ist wenig später an der Schaubühne in der Inszenierung von Peter Stein und an den Münchner Kammerspielen zu sehen.In diesem Zeitraum erscheint sein Roman ‚Der Mondscheinknecht’. Immer öfter arbeitet Kroetz auch selbst als Regisseur. Er inszeniert am Bayerischen Staatsschauspiel ‚Stigma’ von Felix Mitterer, seine eigene Uraufführung von ‚Oblomow’ (nach dem Roman von Iwan Gontscharow) und regelmäßig an den Münchner Kammerspielen vorwiegend seine eigenen Stücke. 1986 wird Franz Xaver Kroetz als Münchner Klatsch-Reporter Baby Schimmerlos in Helmut Dietls satirischer Fernseh-Serie ‚Kir Royal’ einem breiteren Publikum bekannt. Ende der 80er Jahre zieht er sich vom Theater zurück, unternimmt mehrere Reisen und schreibt Lyrik. Mit der Aufführung seines Stückes ‚Der Drang’ an den Münchner Kammerspielen gelingt ihm 1994 ein erfolgreiches Comeback. In Folge inszeniert er wieder bevorzugt an den Münchner Kammerspielen und begleitet Dieter Dorn ab 2001 ans Bayerische Staatsschauspiel. Franz Xaver Kroetz ist Autor von über 60 Bühnenstücken, Drehbüchern, Hörspielen und Gedichten und lebt heute in München, Kirchberg und Teneriffa. 11

Gab es Verständigungsschwierigkeiten zwischen Bayern und Nicht-Bayern?<br />

Nicht die Spur. Allerdings braucht es eine Zeit bis man als Nicht-Bayer die Bauern und Almwirte in der<br />

Jachenau versteht.<br />

Welcher der Darsteller war so etwas wie der Gute-Laune-Verbreiter – gab es sowas überhaupt?<br />

Da gab es einige. Herbert Knaup ist immer für einen Spaß zu haben, Franz Xaver Kroetz hat mit seiner<br />

großen Spielfreude alle angesteckt und mit Bully zu drehen ist natürlich Spaß pur. Es war eine lustige<br />

Truppe, egal ob in den Bergen oder dann später im Studio.<br />

Wie würden Sie die Stimmung am Set beschreiben?<br />

Konzentriert und trotzdem locker, typisch für Vilsmaier-Filme. Und nach der Arbeit sitzen alle<br />

zusammen.<br />

Gab es Unfälle, hat sich jemand verletzt?<br />

Leider ja. Ein Komparse ist bei den Jagdszenen gefallen und hat sich die Schulter gebrochen. Aber als<br />

wir neulich zum „Weißwurstessen“ in der Jachenau waren, konnten wir uns davon überzeugen, dass er<br />

wieder gesund ist. Zudem ist ein Jeep beim Transport am Berg ausgebrannt, aber zum Glück wurde<br />

niemand verletzt und nur einige Kostüme und Requisiten zerstört.<br />

Wie reagierte die Bevölkerung auf die Dreharbeiten?<br />

Grandios. <strong>Die</strong> Unterstützung ob in Lenggries, in der Jachenau aber auch in den Museumsdörfern in<br />

Glentleiten und Kramsach war großartig. Nicht nur, dass alle Komparsen aus den jeweiligen Regionen<br />

stammten, ohne die Jäger vor Ort – auf deren Fachberatung wir angewiesen waren – hätten wir den<br />

Film so nicht drehen können. So haben wir beispielsweise lange nach einem Hund für den <strong>Brandner</strong><br />

gesucht. Einige Filmhunde wurden gecastet, aber den besten entdeckte Joseph Vilsmaier bei einer<br />

Jagd in der Jachenau – und die Lena hat ihre Sache wirklich gut gemacht.<br />

Welche war die beeindruckendste Location?<br />

Für mich gab es da zwei. <strong>Die</strong> <strong>Brandner</strong> Hütte nebst Stall und Kapelle unterhalb der Benediktenwand.<br />

<strong>Die</strong> war uns so gut und lebendig gelungen, dass Bergwanderer die Kapelle besichtigten, um eine Kerze<br />

anzuzünden. Doch Überraschung: die Kapelle war nur Fassade und innen eine Werkstatt. Das<br />

Ensemble wirkte tatsächlich, als würde es da schon ewig stehen. Der bayrische Himmel war auch sehr<br />

beeindruckend: Ein riesiger Dekorationsbau, gut 60 m lang, 25 m breit und bis zu 15 m hoch – <strong>vom</strong><br />

Szenenbildner Anton Gerg bis ins kleinste Detail fein ausgestattet.<br />

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