Teil 2

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4 Said Sahel & Julia Jonischkait1.4.2.3 Die Grenzen des MittelfeldesDie Grenzen des Mittelfeldes sind nicht immer eindeutig zu bestimmen. Dies istbesonders der Fall, wenn eine offene Satzklammer vorliegt, d.h., wenn die rechteSatzklammer nicht lexikalisch besetzt ist.17. Am Ende landen die Steuermilliarden also vor allem bei den Besitzern von Grund undBoden.In (17) liegt ein einteiliges Verb vor, landen, das die linke Satzklammer besetzt, währenddie rechte Satzklammer lexikalisch unbesetzt ist. Hier kann nicht eindeutig entschiedenwerden, ob alle Ausdrücke, die auf die linke Satzklammer landen folgen, dem Mittelfeldzuzuordnen sind. Um in diesem und ähnlichen Fällen entscheiden zu können, welcheElemente zum Mittelfeld bzw. nicht zum Mittelfeld, sondern zum Nachfeld gehören, hilftdie Umformung des Satzes in einen VL-Satz. Dort ist die rechte Satzklammer obligatorischdurch das finite Verb bzw. den Verbalkomplex besetzt und steckt somit die rechte Grenzedes Mittelfelds ab.Formt man den Satz in (17) in einen durch eine Subjunktion eingeleiteten Nebensatzum (18),18. …, dass am Ende die Steuermilliarden also vor allem bei den Besitzern von Grund undBoden landen.werden beide Satzklammern besetzt: die linke durch die Subjunktion dass und die rechtedurch das finite Verb landen. Durch diese Umformungsprobe lässt sich die rechte Grenzedes Mittelfeldes eindeutig bestimmen. Demzufolge gehören in (17) alle Ausdrücke, dieauf das finite Verb landen folgen, dem Mittelfeld an.Zum selben Zweck kann aus dem einfachen Verb ein Verbalkomplex gemacht werden,indem beispielsweise das Vollverb durch ein Modalverb ergänzt wird (19).19. Am Ende sollen die Steuermilliarden also vor allem bei den Besitzern von Grund undBoden landen.In (19) ist die linke Satzklammer durch das Modalverb sollen, die rechte Satzklammerdurch das Vollverb landen besetzt. Auch durch diese Probe können das Mittelfeld undseine Grenzen eindeutig bestimmt werden.Nicht immer führen bei Zweifelsfällen solche Proben zu einem eindeutigen Ergebnis.Das gilt vor allem für Attributsätze, die – wie bereits oben erwähnt – sowohl im Mittelfeldals auch im Nachfeld stehen können. Liegt etwa in einer Konstruktion mit einemRelativsatz eine offene Satzklammer vor wie in (20),20. Die Verkehrsminister genehmigen Maßnahmen, die auf mehr Sicherheit imSeeverkehr abzielen.

Topologie 25kann auch durch die oben genannten Proben nicht mit Sicherheit entschieden werden, obdie attributive Konstruktion im Mittelfeld oder im Nachfeld positioniert ist. Wird z.B. dasVollverb genehmigen durch das Modalverb sollen ergänzt, sind beide Stellungsvariantenmöglich (21-22).21. Die Verkehrsminister sollen Maßnahmen, die auf mehr Sicherheit im Seeverkehrabzielen, genehmigen.22. Die Verkehrsminister sollen Maßnahmen genehmigen, die auf mehr Sicherheit imSeeverkehr abzielen.Das Vollverb genehmigen kann in der rechten Satzklammer hinter den Attributsatz die aufmehr Sicherheit im Seeverkehr abzielen treten, sodass dieser als Mittelfeldelement zuwerten wäre (21). Es ist allerdings ebenfalls möglich, die Satzklammer schon vor demAttributsatz zu schließen (22) und diesen demzufolge nicht dem Mittelfeld, sondern demNachfeld zuzuordnen.Obwohl beide Varianten (21-22) in gleichem Maße grammatisch sind, wird im realenSprachgebrauch die Stellungsvariante in (22) präferiert. Denn in (22) stehen dieSatzklammern sollen und genehmigen nicht so weit auseinander wie in (21). In (21) wirddurch die Platzierung des Relativsatzes die auf mehr Sicherheit im Seeverkehr abzielen vorden klammerschließenden Ausdruck genehmigen die Distanz zwischen den zweiKlammerelementen größer. Für der Leser bzw. Hörer ist das Verständnis des Satzes indiesem Fall mit einem höheren kognitiven Aufwand verbunden, da er länger auf dasVollverb, den Träger der lexikalischen Information, warten muss.Eine weitere Unsicherheit, die Grenzen des Mittelfeldes zu bestimmen, hängt mit demStatus von nicht verbalen Teilen und ihrer Zuordnung zur rechten Satzklammer oder zumMittelfeld zusammen (vgl. Kap. 1.3.3 und 1.3.4). Je nach Analyse zählen nominale undpräpositionale Bestandteile in Prädikativkonstruktionen und bei Funktionsverbgefügenzum Prädikat oder nicht und damit entweder zur rechten Satzklammer oder alseigenständige Elemente zum Mittelfeld.1.4.2.4 Stellungsvariation im MittelfeldEinerseits zeichnet sich das Mittelfeld durch seine Stellungsvariation aus. So sind in demfolgenden Beispielsatz mit den drei Satzgliedern Subjekt, Dativobjekt und Akkusativobjektim Mittelfeld (man könnte auch noch ein oder mehrere Adverbiale hinzufügen) alle sechsdenkbaren Abfolgen (23-28) grammatisch.23. ..., weil nur noch 5 Prozent dem SPD-Kanzler die Schaffung neuer Arbeitsplätzezutrauen.24. ..., weil dem SPD-Kanzler nur noch 5 Prozent die Schaffung neuer Arbeitsplätzezutrauen.

4 Said Sahel & Julia Jonischkait1.4.2.3 Die Grenzen des MittelfeldesDie Grenzen des Mittelfeldes sind nicht immer eindeutig zu bestimmen. Dies istbesonders der Fall, wenn eine offene Satzklammer vorliegt, d.h., wenn die rechteSatzklammer nicht lexikalisch besetzt ist.17. Am Ende landen die Steuermilliarden also vor allem bei den Besitzern von Grund undBoden.In (17) liegt ein einteiliges Verb vor, landen, das die linke Satzklammer besetzt, währenddie rechte Satzklammer lexikalisch unbesetzt ist. Hier kann nicht eindeutig entschiedenwerden, ob alle Ausdrücke, die auf die linke Satzklammer landen folgen, dem Mittelfeldzuzuordnen sind. Um in diesem und ähnlichen Fällen entscheiden zu können, welcheElemente zum Mittelfeld bzw. nicht zum Mittelfeld, sondern zum Nachfeld gehören, hilftdie Umformung des Satzes in einen VL-Satz. Dort ist die rechte Satzklammer obligatorischdurch das finite Verb bzw. den Verbalkomplex besetzt und steckt somit die rechte Grenzedes Mittelfelds ab.Formt man den Satz in (17) in einen durch eine Subjunktion eingeleiteten Nebensatzum (18),18. …, dass am Ende die Steuermilliarden also vor allem bei den Besitzern von Grund undBoden landen.werden beide Satzklammern besetzt: die linke durch die Subjunktion dass und die rechtedurch das finite Verb landen. Durch diese Umformungsprobe lässt sich die rechte Grenzedes Mittelfeldes eindeutig bestimmen. Demzufolge gehören in (17) alle Ausdrücke, dieauf das finite Verb landen folgen, dem Mittelfeld an.Zum selben Zweck kann aus dem einfachen Verb ein Verbalkomplex gemacht werden,indem beispielsweise das Vollverb durch ein Modalverb ergänzt wird (19).19. Am Ende sollen die Steuermilliarden also vor allem bei den Besitzern von Grund undBoden landen.In (19) ist die linke Satzklammer durch das Modalverb sollen, die rechte Satzklammerdurch das Vollverb landen besetzt. Auch durch diese Probe können das Mittelfeld undseine Grenzen eindeutig bestimmt werden.Nicht immer führen bei Zweifelsfällen solche Proben zu einem eindeutigen Ergebnis.Das gilt vor allem für Attributsätze, die – wie bereits oben erwähnt – sowohl im Mittelfeldals auch im Nachfeld stehen können. Liegt etwa in einer Konstruktion mit einemRelativsatz eine offene Satzklammer vor wie in (20),20. Die Verkehrsminister genehmigen Maßnahmen, die auf mehr Sicherheit imSeeverkehr abzielen.

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