20 Jahre Kunsthof Zürich - Zürcher Hochschule der Künste

20 Jahre Kunsthof Zürich - Zürcher Hochschule der Künste 20 Jahre Kunsthof Zürich - Zürcher Hochschule der Künste

12.07.2015 Aufrufe

Michael Barmet, Egolzwil, wohnt inEgolzwil. Departement Musik, MasterMusik Performance; Konzert,Marimbaphon* (Abschluss BachelorMusik, klassisches Schlagzeug). AktuelleProjekte: Aufbau eines vielseitigen SoloundDuorepertoires (Cello, Euphonium,Violine). Freud und Leid im Studium. Freud:die Möglichkeit zu haben, bei solch exzellentenHauptfachdozenten studierenzu können; internationale musikalischeKontakte knüpfen zu können. Leid: wegender Übungsraum-Knappheit oft auf demFlur oder in der Putzkammer üben zumüssen. Drei Wünsche an die gute Fee: regelmässigesolistische wie auch kammermusikalischeEngagements; einem möglichstbreiten Publikum die Faszinationdes Marimbaphons vermitteln zu dürfen;einen guten Mix zwischen Spielen undUnterrichten zu finden. Zum Toni-Areal:24/7-Öffnungszeiten, falls die Probe mallänger als bis 22 Uhr dauern sollte.* Ein Marimbaphon ist im Prinzip ein grosses Xylophon:Die Klangplatten sind wie bei einem Klavierangeordnet. Das Klangspektrum erstreckt sich überfünf Oktaven. Mein Marimba misst in der Breite272 Zentimeter und ist etwas mehr als 100 Kiloschwer. Gespielt wird es meist mit vier Schlägeln.Dimitria-Ntoumitritsa Markou, Griechenland,wohnt in Zürich. DepartementKunst & Medien, BachelorMedien & Kunst, Vertiefung BildendeKunst (Abschluss RavenscroftSchool, General Certificate of Education).Aktuelle Projekte: Arbeit an meiner Serie «IfNobody Was Watching»; Teilnahme antechnischen und malerischen Lektionenund Tätigkeit in der Christophe GuyeGalerie, wo ich viel über die Beziehungzwischen Kunst und Kommerz lerne.Freud und Leid im Studium. Freud: mich selbstunter Druck zu setzen und zu schauen,wo meine Fantasie mich hinbringt; überKunst zu lernen und mich mit Lehrernund Studierenden über Kunst und unsereProjekte zu unterhalten. Leid: unserZeitplan; das Gefühl, dass 24 Stundenam Tag nicht genug sind, weil es so vieleinteressante Workshops gibt; gelegentlichzu viele E-Mails; angesichts der vielenMöglichkeiten nicht immer die besteAuswahl treffen zu können. Drei Wünschean die gute Fee: Respekt, gute Kommunikationzwischen Menschen und Arbeit, diemich mit Stolz erfüllt.Zum Toni-Areal: einen grossen Atelierraummit Topinfrastruktur (Farbdrucker, alletechnischen Werkräume in der Nähe undso weiter).

Hochschule / Zett 2–137Von derVerlangsamungder WeltIn Zeiten zahlloser elektronisch generierterSchriftschnitte mag der Umgang mit Bleitypenantiquiert wirken. Für die Schärfung des ästhetischenVerständnisses ist er aber Gold wert.Rudolf Barmettler hütet und vermittelt die Kunstder elementaren Typografie an der ZHdK mit seltenerHingabe. Ein Porträt von Ruth Schweikert*Dieser Mann ist ein Phänomen; sieben Stunden sass und standich neben ihm, schaute ihm über die Schulter und hörte ihmzu, wie er Studierende der Vertiefung Visuelle Kommunikationim vierten Semester im Modul Schriftentwicklung (eineneue Schrift wird vom Klassenkollektiv entwickelt) begleitete,anwies, korrigierte, seinen genauen Blick, seine Erfahrungund sein immenses Wissen einbringend, wobei er denStudierenden kaum je seine persönliche Meinung oder garein definitives Urteil aufdrängte, sondern vielmehr versuchte,ihnen die notwendigen Voraussetzungen zu vermitteln –Geschichte der Schriftentwicklung, Schulung des Auges,praktische Anforderungen an eine Schrift –, damit sie ihreeigenen Entscheidungen treffen und verantworten konnten;ein zweites Mal waren es fünf Stunden in einem Abendkurs,und meine Wahrnehmung war dieselbe: eine fast meditativzu nennende Präsenz. Diese mag unterstützt werden durchRudolf Barmettlers schiere Körpergrösse; eine Fähigkeit zuDistanznahme und teilnehmender Übersicht, die sich auchphysisch manifestiert, oder eben umgekehrt, eine Physis, dieDistanznahme und Übersicht befördert; hinzu kommen seinAlter (Prof. Barmettler ist 56) und die breite eigene Berufserfahrung,zu der auch die Ausbildung an der Hochschule fürFilm und Fernsehen in München gehört. Den Versuch, sichals Dokumentarfilmer zu etablieren, hat Barmettler abgebrochen,weil es «doch nicht so ganz geklappt hat». Hellwachund gelassen, engagiert und interessiert, dazu mit einigemHumor ausgestattet, der zwischendurch aufblitzt: So habeich Rudolf Barmettler in seinem Unterricht erlebt.Wertvolles kulturtechnologisches ErbeAbendkurs «Elementare Typografie» im Untergeschoss derBerufsschule für Gestaltung Zürich. Es riecht schon im Flurnach Druckerei, nach Farbe und Maschinen. In diesem Raumwird aufbewahrt, à jour gehalten und bewirtschaftet, was bisvor ungefähr dreissig Jahren Berufsalltag der Schriftsetzerwar: 90 Schriftfamilien in 150 verschiedenen Schriftschnitten(von leicht bis extrafett, von eng bis breit, geradestehendund kursiv) in 850 verschiedenen Grössen, überwiegend inBlei, manche aus anderen Materialien wie Holz, Magnesiumund Bakelit; dazu mehrere Abziehpressen sowie zweiTiegeldruckpressen, die tatsächlich noch mit physischemDruck arbeiten, der auch auf dem Papier seine (kaum wahrnehmbaren)dreidimensionalen Spuren hinterlässt. RudolfBarmettler hat sich vehement für den Erhalt dieses kulturtechnologischenErbes eingesetzt; ohne ihn wäre das meistedavon auf dem Müll gelandet. Barmettler ist sowohl an derBerufs- wie an der Kunsthochschule der einzige Dozent, derim Unterricht noch damit arbeitet, in der Überzeugung, dasHandwerk (wörtlich verstanden) bilde die beste Basis für dieArbeit am Bildschirm, wo Textgestaltung heutzutage praktischausschliesslich gemacht wird, sieht man von exklusivenNischenprodukten wie etwa den Erzeugnissen des AteliersBodoni ab (www.waldgut.ch).Rudolf Barmettler drückt mir einen Plan in die Hand; jederSetzkasten ist gleich bestückt, zuvorderst sind die meistgebrauchtenZeichen – a, Wortabstand, e, d, m, i, halber Wortabstand,n, o –, oben die Versalien, oben links die Ziffern,rechts die Interpunktionszeichen; jede Sprache hat ihr eigenesZeicheneinordnungsprinzip. Für jede Schrift gibt es einMusterblatt mit immer demselben Satz, «the quick brown foxjumps over the lazy dog»; er enthält sämtliche Buchstaben desAlphabets; ich lese staunend Namen wie «Akzidenz-Groteskhalbfett»; man könnte Gedichte schreiben mit ihnen.«Materialität schult das Empfinden»Der Kurs ist offen auch für Berufsleute, Grafiker und Gestalterinnen,die diese Möglichkeit gerne nutzen; die Atmosphäreist konzentriert und locker zugleich, jede und jederarbeitet im eigenen Tempo; alle gehen zwischendurch raus,rauchen, trinken oder essen etwas, checken ihre Mails odersimsen ihre Botschaften sekundenschnell in die Welt – umdann wieder stundenlang an ihrer Textgestaltung zu feilen.Wie organisiere ich Information? Welcher Zusammenhangbesteht zwischen Inhalt und Form? Alle entwerfen Flyer oderPlakate für fiktive oder reale Veranstaltungen, Ausstellungenusw. Zuerst wird der ganze Text linksbündig von Hand aufgeschrieben,pro Wort eine neue Zeile. Dann der ganze Textauf vier Zeilen verteilt; Schritt für Schritt werden weitereAnordnungen ausprobiert, alles von Hand. Das wiederholtsich bis zu zwanzig Mal – es wird geschrieben, geschnipseltund geklebt, gestöhnt und verworfen, bis sich nach zwei, dreiStunden endlich eine Stossrichtung abzeichnet. Jetzt erstwird ein Entwurf ausgewählt, eine passende Schrift dafür gesuchtund das Ganze gesetzt, von rechts nach links notabene;alle Leerräume müssen mit derselben Sorgfalt gefüllt werdenmit nichtdruckendem Material. Es ist offensichtlich, wie sehrdie Kursteilnehmer diese Form haptischer Bastelei lieben;eine Frau, die vor sechs Jahren ihren Bachelor gemacht hatund selbstständig arbeitet, sagt, sie brauche den Input hier,die genaue Auseinandersetzung mit einer Aufgabe, «das istim Berufsalltag nicht möglich, da muss es schnell gehen». Ichdenke an das, was Rudolf Barmettler gesagt hat: «Die Reduktionder Möglichkeiten beim Bleisatz ist eine Hilfe, und dieMaterialität schult das Empfinden für das eigene Tun; wennzwischen zwei Buchstaben 1 Didot-Punkt Raum weggenommenwird, ist das auf dem Mac nur ein Klick, hier bedeutetes die Entfernung eines 0,376 Millimeter dicken Metallplättchens.»Ja, in diesem geschützten Rahmen entsteht sie: dieUtopie einer Verlangsamung der Welt.Wenn die Druckvorlage gesetzt ist, wird das schwere Gebildegebunden, damit es nicht verrutscht, und auf eine Abziehpressegehievt. Erst jetzt kommt die Farbe ins Spiel, die sorgfältigaufgetragen wird mittels einer Walze.«Ich mache dann nächstes Mal weiter», meint einer. «Wieso?Es isch jo erscht zähni», sagt Barmettler trocken. «Das tuenis nöchschtmol no korrigiere», sagt ein anderer um halb elf.

Michael Barmet, Egolzwil, wohnt inEgolzwil. Departement Musik, MasterMusik Performance; Konzert,Marimbaphon* (Abschluss BachelorMusik, klassisches Schlagzeug). AktuelleProjekte: Aufbau eines vielseitigen SoloundDuorepertoires (Cello, Euphonium,Violine). Freud und Leid im Studium. Freud:die Möglichkeit zu haben, bei solch exzellentenHauptfachdozenten studierenzu können; internationale musikalischeKontakte knüpfen zu können. Leid: wegen<strong>der</strong> Übungsraum-Knappheit oft auf demFlur o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Putzkammer üben zumüssen. Drei Wünsche an die gute Fee: regelmässigesolistische wie auch kammermusikalischeEngagements; einem möglichstbreiten Publikum die Faszinationdes Marimbaphons vermitteln zu dürfen;einen guten Mix zwischen Spielen undUnterrichten zu finden. Zum Toni-Areal:24/7-Öffnungszeiten, falls die Probe mallänger als bis 22 Uhr dauern sollte.* Ein Marimbaphon ist im Prinzip ein grosses Xylophon:Die Klangplatten sind wie bei einem Klavierangeordnet. Das Klangspektrum erstreckt sich überfünf Oktaven. Mein Marimba misst in <strong>der</strong> Breite272 Zentimeter und ist etwas mehr als 100 Kiloschwer. Gespielt wird es meist mit vier Schlägeln.Dimitria-Ntoumitritsa Markou, Griechenland,wohnt in Zürich. DepartementKunst & Medien, BachelorMedien & Kunst, Vertiefung BildendeKunst (Abschluss RavenscroftSchool, General Certificate of Education).Aktuelle Projekte: Arbeit an meiner Serie «IfNobody Was Watching»; Teilnahme antechnischen und malerischen Lektionenund Tätigkeit in <strong>der</strong> Christophe GuyeGalerie, wo ich viel über die Beziehungzwischen Kunst und Kommerz lerne.Freud und Leid im Studium. Freud: mich selbstunter Druck zu setzen und zu schauen,wo meine Fantasie mich hinbringt; überKunst zu lernen und mich mit Lehrernund Studierenden über Kunst und unsereProjekte zu unterhalten. Leid: unserZeitplan; das Gefühl, dass 24 Stundenam Tag nicht genug sind, weil es so vieleinteressante Workshops gibt; gelegentlichzu viele E-Mails; angesichts <strong>der</strong> vielenMöglichkeiten nicht immer die besteAuswahl treffen zu können. Drei Wünschean die gute Fee: Respekt, gute Kommunikationzwischen Menschen und Arbeit, diemich mit Stolz erfüllt.Zum Toni-Areal: einen grossen Atelierraummit Topinfrastruktur (Farbdrucker, alletechnischen Werkräume in <strong>der</strong> Nähe undso weiter).

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