20 Jahre Kunsthof Zürich - Zürcher Hochschule der Künste

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12.07.2015 Aufrufe

18Zett 2–13/ Darstellende Künste und FilmLou Spichtig am Youth America Grand Prix, Variationaus dem Ballett «Giselle». Foto: Liza VollTraumtänzerischRichtungTanzolympDie 15-jährige Lou Spichtigreüssierte am Youth AmericaGrand Prix (YAGP) in New York.Die mediale Aufmerksamkeitwar riesig. Aber auch die darauserwachsene Aufgabe hat siemit Bravour gemeistert. SandraNussberger und Judith Hunger*Lou Spichtig, halb Schweizerin, halb Französin, verbrachtedie ersten vier Lebensjahre in Ghana, um dann nach Zürichzu ziehen. Im Alter von fünf Jahren sah sie ihr erstes Ballettund war sofort Feuer und Flamme. Sie wusste, dass sieBallerina werden wollte. Ein Traum vieler junger Mädchen,der in den seltensten Fällen Realität wird. Lou Spichtig aberverfolgte ihr Ziel beharrlich und konsequent. Im Alter vonzehn Jahren wurde sie an der Tanz Akademie Zürich (taZ) insGrundstudium aufgenommen. Der Tagesablauf war ab diesemZeitpunkt klar und ausgefüllt: Neben der Schulbildung an derKunst- und Sportschule Zürich standen täglich vier StundenTraining auf dem Programm – auch am Samstag!Bis zu sechs Stunden Training täglichLou Spichtig ist nicht nur ein tänzerisches Talent, sie ist aucheine hochbegabte Schülerin. Sie konnte gleich zwei Klassenin der Oberstufe überspringen und trat mit 13 Jahren ins dreijährigeHauptstudium ein. Zurzeit befindet sie sich im drittenLehrjahr an der taZ und absolviert ein tägliches Pensum vonbis zu sechs Stunden Training und rund zwei Stunden theoretischemUnterricht. Sie bereue es nicht, sich fürs Tanzenanstelle des Gymnasiums entschieden zu haben, meint LouSpichtig, dieses könne sie später ja immer noch nachholen.Die Arbeit mit unterschiedlichen Pädagoginnen und Pädagogenin den einzelnen Fächern gefällt ihr besonders. Hinzukommt, dass auf ihrem Niveau die Arbeit mit externen Choreografinnenund Choreografen beginnt. Das sei besondersspannend und herausfordernd, denn jede und jeder habe eineigenes Bewegungsvokabular und man müsse sich immerwieder von Neuem auf jemanden einlassen können, sagt sie.Die am YAGP gewonnene Goldmedaille ist ein wichtiger undmotivierender Meilenstein in Lou Spichtigs Karriere und derLohn jahrelanger harter Arbeit. Weitere herausragende Erfolgesind die Goldmedaillen am Tanzolymp Berlin 2012 sowiedreimal in Folge am Internationalen BallettwettbewerbSolothurn (2012, 2011 und 2010).Wettbewerbe als SWettbewerbe, Auszeichnungen, Festivals:Sie alle haben etwas gemeinsam,eine unabhängige Jury trifft eine qualitativeWahl. Für die von der JuryErkorenen kann eine solche Auszeichnungein Karrieresprungbrett sein.Das Departement Darstellende Künsteund Film konnte in kurzer Zeit gleichzwei grosse Erfolge verbuchen. Einerseitsgewann Lou Spichtig, Schülerinan der Tanz Akademie Zürich (taZ),

Darstellende Künste und Film / Zett 2–1319Studenten-Oscarfür Master-Film«Parvaneh»Präsentation vor versammelter Fachwelt1999 von zwei ehemaligen Tänzern des Bolschoi-Balletts (Larissaund Gennadi Saveliev) ins Leben gerufen, wurde ausdem Youth America Grand Prix rasch einmal ein bekanntesSprungbrett für angehende professionelle klassische Tänzerinnenund Tänzer aus der ganzen Welt. Die Teilnehmendenim Alter von 9 bis 19 Jahren haben die Möglichkeit, sich vorOrt renommierten Pädagoginnen, Choreografen und Direktorinnenvon internationalen Tanzausbildungsinstituten und-compagnien zu präsentieren.Vor und hinter der Bühne im ScheinwerferlichtLou Spichtigs Erfolg erregte grosse mediale Aufmerksamkeit.Tele Züri realisierte ein Porträt von ihr, und sie war auchfür Interviews sehr gefragt. Immer blieb sie gelassen undüberzeugte mit ihren souveränen Antworten. Das SchweizerFernsehen war während der Schulgala im Schauspielhaus ihrständiger Begleiter – das hiess ununterbrochene Medienpräsenzvor und hinter der Bühne. Ja, meint sie, sie wisse, dassdies der Ausnahmezustand gewesen sei, der nicht so schnellwiederkommen werde, aber genossen habe sie es trotzdem.* Sandra Nussberger ist für die Betriebsführung der Tanz Akademie Zürich,Dept. Darstellende Künste und Film, verantwortlich(sandra.nussberger@zhdk.ch). Judith Hunger ist Verantwortliche für dieÖffentlichkeitsarbeit des Departements ( judith.hunger@zhdk.ch).www.tanzakademie.chprungbrettdie Goldmedaille am weltweit grösstenStudierenden-Ballettwettbewerb, demYouth America Grand Prix, und andererseitswurde Talkhon Hamzavifür ihren Mas ter-Abschlussfilm «Parvaneh»mit der höchsten Nachwuchsauszeichnung,die es im Filmbereichgibt, geehrt, einem Studenten-Oscar.Das Echo in den Schweizer Medien aufdiese Erfolge mit internationaler Ausstrahlungwar entsprechend gross.Talkhon Hamzavi wurde mit der Silbermedailleder Student Academy Awards (Studenten-Oscar)in Los Angeles für ihren Master-Abschlussfilm«Parvaneh» ausgezeichnet. Judith Hunger hatHartmut Wickerts* Gespräch mit der Regisseurindokumentiert.Im Alter von sieben Jahren kommt Talkhon Hamzavi mitihrer Familie aus Teheran in die Schweiz. Dem Mädchen ausder Grossstadt Teheran mit den vielen Menschen auf denStrassen fällt vor allem die Ruhe in der Schweiz sofort auf.Nach der Schulbildung raten ihr ihre Eltern – beide haben inTeheran eine Kunsthochschule absolviert –, «etwas Rechtes»zu lernen. Sie entscheidet sich für eine Lehre als medizinischePraxisassistentin und arbeitet nach Lehrabschluss zwei Jahreim Beruf. Obwohl sie gern in ihrem Beruf arbeitet, bleibt dieKunst ein Feld, das seine Anziehungskraft nicht verliert. Siewill herausfinden, was es damit auf sich hat, und besucht dengestalterischen Vorkurs in Aarau. Dort dreht sie den erstenFilm mit einfachsten technischen Mitteln. Und entdeckt dieLeidenschaft fürs Filmemachen. Sie holt die Berufsmaturanach, wird an der ZHdK für den Studiengang Bachelor Filmaufgenommen und schliesst das Studium mit dem Master-Diplom ab.Der Film «Parvaneh»«Parvaneh» erzählt die Geschichte der jungen AfghaninParvaneh, die in einem Asylbewerberzentrum in den Bergenuntergebracht ist. Als sie von ihrer Familie hört, dass esihrem Grossvater in Afghanistan gesundheitlich schlechtgehe, entschliesst sie sich, ihm Geld für eine adäquate medizinischeBehandlung zu überweisen. Damit beginnt dasAbenteuer, denn sie muss nach Zürich reisen und stellt fest,dass sie wegen ihres Alters und mit einem Asylbewerberausweiskein Geld überweisen kann. Einzig ein Punkmädchenerklärt sich bereit, ihr zu helfen. Dies ist der Ausgangspunktfür eine Reihe unterschiedlichster Begegnungen. Das eigentlichDramatische am Film ist aber die Konfrontationder Einsamkeit von Parvaneh mit der Einsamkeit der jungenZürcherin, die zwar in einem wohlstandsgesättigtenUmfeld lebt, aber nicht minder alleingelassen wirkt als diejunge Fremde.Von Science-Fiction bis Lars von TrierFilmen versteht Talkhon Hamzavi als Möglichkeit, Meinungenund Haltungen zur Welt zu äussern und Konfrontationenmit Themen zu provozieren und zu fördern. So, wie TalkhonHamzavi ihre Gedanken vorträgt, wird deutlich, dasssie sich vor pauschalisierenden Statements scheut. In ihrer

Darstellende Künste und Film / Zett 2–1319Studenten-Oscarfür Master-Film«Parvaneh»Präsentation vor versammelter Fachwelt1999 von zwei ehemaligen Tänzern des Bolschoi-Balletts (Larissaund Gennadi Saveliev) ins Leben gerufen, wurde ausdem Youth America Grand Prix rasch einmal ein bekanntesSprungbrett für angehende professionelle klassische Tänzerinnenund Tänzer aus <strong>der</strong> ganzen Welt. Die Teilnehmendenim Alter von 9 bis 19 <strong>Jahre</strong>n haben die Möglichkeit, sich vorOrt renommierten Pädagoginnen, Choreografen und Direktorinnenvon internationalen Tanzausbildungsinstituten und-compagnien zu präsentieren.Vor und hinter <strong>der</strong> Bühne im ScheinwerferlichtLou Spichtigs Erfolg erregte grosse mediale Aufmerksamkeit.Tele Züri realisierte ein Porträt von ihr, und sie war auchfür Interviews sehr gefragt. Immer blieb sie gelassen undüberzeugte mit ihren souveränen Antworten. Das SchweizerFernsehen war während <strong>der</strong> Schulgala im Schauspielhaus ihrständiger Begleiter – das hiess ununterbrochene Medienpräsenzvor und hinter <strong>der</strong> Bühne. Ja, meint sie, sie wisse, dassdies <strong>der</strong> Ausnahmezustand gewesen sei, <strong>der</strong> nicht so schnellwie<strong>der</strong>kommen werde, aber genossen habe sie es trotzdem.* Sandra Nussberger ist für die Betriebsführung <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich,Dept. Darstellende Künste und Film, verantwortlich(sandra.nussberger@zhdk.ch). Judith Hunger ist Verantwortliche für dieÖffentlichkeitsarbeit des Departements ( judith.hunger@zhdk.ch).www.tanzakademie.chprungbrettdie Goldmedaille am weltweit grösstenStudierenden-Ballettwettbewerb, demYouth America Grand Prix, und an<strong>der</strong>erseitswurde Talkhon Hamzavifür ihren Mas ter-Abschlussfilm «Parvaneh»mit <strong>der</strong> höchsten Nachwuchsauszeichnung,die es im Filmbereichgibt, geehrt, einem Studenten-Oscar.Das Echo in den Schweizer Medien aufdiese Erfolge mit internationaler Ausstrahlungwar entsprechend gross.Talkhon Hamzavi wurde mit <strong>der</strong> Silbermedaille<strong>der</strong> Student Academy Awards (Studenten-Oscar)in Los Angeles für ihren Master-Abschlussfilm«Parvaneh» ausgezeichnet. Judith Hunger hatHartmut Wickerts* Gespräch mit <strong>der</strong> Regisseurindokumentiert.Im Alter von sieben <strong>Jahre</strong>n kommt Talkhon Hamzavi mitihrer Familie aus Teheran in die Schweiz. Dem Mädchen aus<strong>der</strong> Grossstadt Teheran mit den vielen Menschen auf denStrassen fällt vor allem die Ruhe in <strong>der</strong> Schweiz sofort auf.Nach <strong>der</strong> Schulbildung raten ihr ihre Eltern – beide haben inTeheran eine Kunsthochschule absolviert –, «etwas Rechtes»zu lernen. Sie entscheidet sich für eine Lehre als medizinischePraxisassistentin und arbeitet nach Lehrabschluss zwei <strong>Jahre</strong>im Beruf. Obwohl sie gern in ihrem Beruf arbeitet, bleibt dieKunst ein Feld, das seine Anziehungskraft nicht verliert. Siewill herausfinden, was es damit auf sich hat, und besucht dengestalterischen Vorkurs in Aarau. Dort dreht sie den erstenFilm mit einfachsten technischen Mitteln. Und entdeckt dieLeidenschaft fürs Filmemachen. Sie holt die Berufsmaturanach, wird an <strong>der</strong> ZHdK für den Studiengang Bachelor Filmaufgenommen und schliesst das Studium mit dem Master-Diplom ab.Der Film «Parvaneh»«Parvaneh» erzählt die Geschichte <strong>der</strong> jungen AfghaninParvaneh, die in einem Asylbewerberzentrum in den Bergenuntergebracht ist. Als sie von ihrer Familie hört, dass esihrem Grossvater in Afghanistan gesundheitlich schlechtgehe, entschliesst sie sich, ihm Geld für eine adäquate medizinischeBehandlung zu überweisen. Damit beginnt dasAbenteuer, denn sie muss nach Zürich reisen und stellt fest,dass sie wegen ihres Alters und mit einem Asylbewerberausweiskein Geld überweisen kann. Einzig ein Punkmädchenerklärt sich bereit, ihr zu helfen. Dies ist <strong>der</strong> Ausgangspunktfür eine Reihe unterschiedlichster Begegnungen. Das eigentlichDramatische am Film ist aber die Konfrontation<strong>der</strong> Einsamkeit von Parvaneh mit <strong>der</strong> Einsamkeit <strong>der</strong> jungenZürcherin, die zwar in einem wohlstandsgesättigtenUmfeld lebt, aber nicht min<strong>der</strong> alleingelassen wirkt als diejunge Fremde.Von Science-Fiction bis Lars von TrierFilmen versteht Talkhon Hamzavi als Möglichkeit, Meinungenund Haltungen zur Welt zu äussern und Konfrontationenmit Themen zu provozieren und zu för<strong>der</strong>n. So, wie TalkhonHamzavi ihre Gedanken vorträgt, wird deutlich, dasssie sich vor pauschalisierenden Statements scheut. In ihrer

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