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20 Jahre Kunsthof Zürich - Zürcher Hochschule der Künste

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Z—hdk—Zürcher <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> KünsteZettZürcher Fachhochschule2 –13Das Magazin <strong>der</strong> Zürcher <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> KünsteNummer 2, September <strong>20</strong>13——12Mobilität in denMetropolen um <strong>20</strong>30—19Studenten-Oscarfür «Parvaneh»—34<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong><strong>Kunsthof</strong> Zürich—


2Zett 2–13HOCHSCHULE04 Eine zweite Familie an <strong>der</strong> SchuleSechs Studierendenporträts. Adriana Bognar07 Von <strong>der</strong> Verlangsamung <strong>der</strong> WeltRudolf Barmettler – ein Porträt von Ruth Schweikert10 «terrain»: Das Spiel läuftErste Ausgabe <strong>der</strong> Z+-Veranstaltungsreihe thematisierteden Fussball. Angela Wittwer, TurboFolkKollektiv11 Inkubator für die KreativwirtschaftUnterstützung auf dem Weg in die Selbstständigkeit.Pietro MorandiZUM COVERFilmstill aus Talkhon Hamzavis preisgekröntem Abschlussfilm «Parvaneh»(siehe Seite 19). Die Szene zeigt die zwei Hauptdarstellerinnen, dieImmigrantin Parvaneh (gespielt von Nissa Kashani) und das Punkmädchen(Cheryl Graf ), bei <strong>der</strong> Geldübergabe. Foto: Léa GirardinDESIGN12 Mobilität in den Metropolen um <strong>20</strong>30Forschungsprojekt Audi Urban Future Initiative.Michael Krohn14 Good Designers Copy, Great Designers ShareNeue gestalterische Strategien am Design Symposium.Sarah Owens16 Wir wünschen uns eine Dynamisierung <strong>der</strong>DesignforschungForschende des Instituts für Designforschung imGespräch mit Florian DomboisDARSTELLENDE KÜNSTE UND FILM18 Traumtänzerisch Richtung TanzolympLou Spichtig im Scheinwerferlicht. Sandra Nussberger,Judith Hunger19 Studenten-Oscar für Master-Film «Parvaneh»Ihr Abschlussfilm führte Talkhon Hamzavi nachHollywood. Hartmut Wickert, Judith HungerMUSIK22 Die DirigentenschmiedeZu Gast im Unterricht von Johannes Schlaefli.Daniela Huser24 5 Takte nach Ziffer 97Orchesterausbildung an <strong>der</strong> ZHdK. Michael EidenbenzKULTURANALYSEN UND VERMITTLUNG26 Prekäre Kunst – Werke aus psychiatrischenAnstaltenForschungsprojekt zur Bewahrung beson<strong>der</strong>erKulturgüter. Katrin Luchsinger28 Kunst und Design vermitteln – Blick in die PraxisZwischen Abenteuerspielplatz und Integrationswerkstatt.Renate Lerch, Peter Truniger30 PosterMit Photoshop gegen Photoshop. Anina Meier


Inhaltsübersicht / EditorialZett 2–133KUNST & MEDIEN32 Langer Weg von <strong>der</strong> Idee zur AusstellungKuratieren von Diplomausstellungen. Martin Jaeggi34 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Kunsthof</strong> Zürich: beredte Lücke imStadtgefügeGeschichten eines aussergewöhnlichen Orts.Andrea PortmannMUSEUM37 Von staubiger Secondhandware zu «Haute Vintage»Ausstellung zum Phänomen «Vintage». Rebekka Gerber38 Der Kreis schliesst sich – Adrian Frutigers Œuvrekommt nach ZürichArchiv des Typografen wird Teil <strong>der</strong> Grafiksammlung.Barbara JunodTONI-AREAL40 Toni-Areal – Architektur lesenEine visuelle Annäherung an den Campus.Peter Eberhard, Regula Bearth, Betty Fleck44 Neue IT-Infrastruktur macht mobilProjekt «l.e.s.s» för<strong>der</strong>t mobiles und ressourcensparendesArbeiten. Nadja WeisskopfLEUTE46 Who is Who – Das Institute for the Performing Arts andFilm stellt sich vor. Eva Brüllmann48 Alumni: Optimale Bedingungen für lebendiges Netzwerk.Die neue netzhdk-Geschäftsleiterin Silvia Hofer49 Neu an <strong>der</strong> ZHdK50 HochschulversammlungKURZMELDUNGEN51 Auszeichnungen54 Veranstaltungen und Vermischtes57 Publikationen58 Impressum59 Carte blancheWie kann ichdie Welt verbessern?Liebe Leserin, lieber LeserNeulich klingelte es an <strong>der</strong> Haustüre. Da standen zwei Frauen,die aussahen, als ob sie für ein Quartieranliegen werbenwollten (es waren Zeugen Jehovas). «Wir sind unterwegs, umdie Botschaft Gottes zu verbreiten.» Ich antwortete freundlich:«Danke, ich bin nicht interessiert.» – «Finden Sie dennnicht, dass die Welt immer schlimmer wird und wir etwasdagegen tun müssen?» – Weil die beiden sympathisch wirkten,liess ich mich auf ein Gespräch ein. «Ich weiss nicht, ob dieWelt schlimmer wird. Es gab immer schon Gut und Böse.»– «Und die Bibel, das Wort Gottes, würde es nicht dazu beitragen,dass es besser würde?», fragten sie und hielten mireine Publikation hin. «Dürfen wir Ihnen das zum Lesen geben?»– «Danke, ich habe selber eine Bibel im Haus.» – «Aha,dann sind Sie also gläubig?» – «Ich glaube, dass die Welt besserwäre, wenn sich die Menschen mehr an den Grundwerten <strong>der</strong>Nächstenliebe und an einigen <strong>der</strong> Zehn Gebote orientierenwürden.» Wir redeten ein paar Minuten, über Gewaltlosigkeit,übers Militär, über Buddhismus und Jainismus, dannverabschiedete ich mich.Das Gespräch hallte nach und meine Gedanken wan<strong>der</strong>ten:Was können die Künste und das Design zu einer besseren Weltbeitragen? In diesem Zett wünscht sich ein Student «Weltfrieden».Im Beitrag über Designforschung wird die Fragegestellt, wie Designobjekte die Gesellschaft verän<strong>der</strong>n, in<strong>der</strong> wir leben. Ich wüsste gerne: Sind Menschen, die sich mitgutem Design beschäftigen, friedlichere Menschen? Wirktsich eine gut gestaltete Umgebung positiv auf die Menschenaus, die darin leben? Designerinnen und Designer, so glaubeich, tragen dann zur Verbesserung <strong>der</strong> Welt bei, wennsie nachhaltige, langlebige, sinnvolle und schöne Produkteentwerfen, an denen man sich freuen kann. Und die Kunst?Der Grün<strong>der</strong> des Museum of Mo<strong>der</strong>n Art in New York,Alfred H. Barr, soll gesagt haben, Design sei <strong>der</strong> populistischeArm <strong>der</strong> Kunst.Im Leitbild <strong>der</strong> ZHdK steht, dass die <strong>Hochschule</strong> ihre Arbeitin den Kontext kultureller, gesellschaftlicher und wirtschaftlicherVerantwortung stellt. Ich bin gespannt auf viele weitereProjekte aus allen künstlerischen Disziplinen, die diesen Leitgedanken– mit Humor und ohne zu missionieren – beispielhaftin die Tat umsetzen werden.Heike Pohl,Leiterin Hochschulkommunikation


4Zett 2–13 / <strong>Hochschule</strong>Eine zweiteFamilie an<strong>der</strong> SchuleEin Studium bedeutet lernen,üben, Inputs verarbeitenund Projekte auf dieBeine stellen. Doch vorallem prägen Menschendie Ausbildungszeit. DieBegeisterung für die gleichenSachen schweisst zusammen,und manch eine <strong>der</strong> hiervorgestellten Studierenden hatihre zweite Familie an <strong>der</strong>ZHdK. Adriana Bognar,Fotos: Regula BearthMichael Fässler, Bern, wohnt in Bern.Departement Kulturanalysenund Vermittlung, Master ArtEducation, Vertiefung publizieren& vermitteln (Abschluss Journalismus& Organisationskommunikation am Institutfür Angewandte Medienwissenschaft<strong>der</strong> ZHAW in Winterthur). AktuelleProjekte: weiterhin viele Menschen nachLenzburg in die Stapferhaus-Ausstellung«ENTSCHEIDEN» locken; Gestaltungeines Bildbands über meinen SehnsuchtsortIsland; Vorbereitung eines Essaysüber die Verwandlung des BahnhofsBern; Proust überwinden. Freud und Leid imStudium. Freud: die Menschen; Trampelnauf neuen Pfaden; Austausch zwischenTür und Angel. Leid: die Maschinen; verstopfteIntercity-Züge zwischen Bernund Zürich; in Worte fassen zu müssen,was man nicht in Worte fassen kann.Drei Wünsche an die gute Fee: zwei zusätzlicheStunden am Ende jedes Tages; einWaldstück neben dem Dittinghaus; mehrUnvernunft. Zum Toni-Areal: dass die Kreaturden Schöpfer nicht auffrisst.Philomena Schwab, Kerzers, wohnt inZürich. Departement Design, BachelorDesign, Vertiefung GameDesign. Aktuelle Projekte: Aufbau einerFirma im Bereich Grafik und InteractionDesign mit meiner Kollegin MeretVollenwei<strong>der</strong>; Suche nach interessantenAufträgen für Artgear.ch; Arbeit miteinigen Studienkollegen an Games fürSmartphones und Tablets (Infos auf416games.ch). Freud und Leid im Studium.Freud: Tolle Leute in allen Jahrgängen;das «Leihs»-Angebot; sehr vielseitigeLerninhalte. Leid: viel zu viele E-Mailsvon <strong>der</strong> Schule; teilweise fehlende Fachkompetenzen;schlechte Kommunikationund Organisation. Drei Wünsche an diegute Fee: wachsen<strong>der</strong> Schweizer Spielemarktund damit neue Arbeitsplätze;ein gutes Verhältnis zwischen Geld undFreizeit zu finden und irgendwann einelange Reise nach Japan zu unternehmen.Zum Toni-Areal: genug Platz und die Möglichkeit,in Ruhe zu arbeiten, auch anWochenenden; einen Treffpunkt für dieverschiedenen Vertiefungen, um Kompetenzenauszutauschen und gemeinsameProjekte in Angriff zu nehmen.


<strong>Hochschule</strong> / Zett 2–135Gabriel Bienz, Bodenseeregion Schweiz,wohnt in Zürich. Departement Design,Bachelor Design, VertiefungCast/Audiovisuelle Medien (AbschlussEidg. dipl. Hochbauzeichner).Aktuelle Projekte: Gestaltung einer Websitefür ein Zürcher Architekturbüro; Praktikumbei Blogwerk AG; meinen Studiengangan <strong>der</strong> FMX in Stuttgart repräsentieren.Freud und Leid im Studium. Freud:eine wahnsinnig vielseitige Ausbildunggeniessen zu dürfen; meine sehr lieb gewonnenenFreunde; das vierte SemesterCast; meine persönlichen Fähigkeitenzu trainieren und zu verbessern. Leid:den Leuten immer wie<strong>der</strong> erklären zumüssen, was Cast ist; kein 24-Stunden-Zugang zum Atelier; das teure Leben inZürich. Drei Wünsche an die gute Fee: ein lebenslänglichesASVZ-Abo, eine eigeneDachterrasse und natürlich Weltfrieden.Zum Toni-Areal: viele Begegnungszonen,welche die Barrieren zwischen den Vertiefungenaufheben und den Austauschför<strong>der</strong>n – und Highspeed-WLAN.Julia Haenni, Aargau, wohnt in Bern undZürich. Departement DarstellendeKünste und Film, Bachelor Theater,Vertiefung Regie (AbschlussBachelor Theaterwissenschaft und Germanistik).Aktuelle Projekte: Produktionenmit dem eigenen Kollektiv «das schaubüro»(zuletzt «Der 1000-Franken-Deal»,Gessnerallee, Zürich); Workspace PerlaModa im Rahmen von FRICTION; «Werhet s Gschichtli klaut?», ein szenischmusikalischesProjekt für Kin<strong>der</strong> von3 bis 7 <strong>Jahre</strong>n ab Oktober in Gemeindezentrenin Zürich (im Rahmen desZ-Moduls «Abendsfrüh»). Freud und Leidim Studium. Freud: jeden Abend mit demGefühl, weitergekommen zu sein, insBett zu sinken; eine zweite Familie an<strong>der</strong> Schule zu haben; die eigene Kreativitätzu entdecken; die eigenen Ideen zuverwirklichen; eine riesige Infrastrukturzur Verfügung zu haben, die verschiedenstenLeute, Ideen und Theatervorstellungenkennenzulernen und dabeiimmer besser herauszufinden, was ichselbst will. Leid: kaum Zeit zu haben fürwas an<strong>der</strong>es als die Schule; mit Inputsvollgestopft zu werden, zu <strong>der</strong>en Verarbeitungman keine Zeit hat; zwischenBern und Zürich hin- und hergerissen zusein. Drei Wünsche an die gute Fee: jeden Tagauf 48 Stunden verdoppeln; mehr Zeit zuhaben für die vielen schönen Dinge, dieso oft zu kurz kommen müssen; einenVW-Bus für die Sommerferien (und einenFührerschein, versteht sich!), ohneGeld einfach losfahren zu können, ohnezu wissen, wohin; eine wun<strong>der</strong>schöne,bezahlbare Altbauwohnung mit Balkonund Dachterrasse mitten in Zürich (und:Wenn ich dann komme, ist mein ganzerKram schon ausgemistet, gezügelt undeingeräumt!). Zum Toni-Areal: eine zweiteSihl, damit die es so schön haben wie wiran <strong>der</strong> Gessnerallee! (Falls nicht möglich:Wir sind sehr gastfreundlich.)


Michael Barmet, Egolzwil, wohnt inEgolzwil. Departement Musik, MasterMusik Performance; Konzert,Marimbaphon* (Abschluss BachelorMusik, klassisches Schlagzeug). AktuelleProjekte: Aufbau eines vielseitigen SoloundDuorepertoires (Cello, Euphonium,Violine). Freud und Leid im Studium. Freud:die Möglichkeit zu haben, bei solch exzellentenHauptfachdozenten studierenzu können; internationale musikalischeKontakte knüpfen zu können. Leid: wegen<strong>der</strong> Übungsraum-Knappheit oft auf demFlur o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Putzkammer üben zumüssen. Drei Wünsche an die gute Fee: regelmässigesolistische wie auch kammermusikalischeEngagements; einem möglichstbreiten Publikum die Faszinationdes Marimbaphons vermitteln zu dürfen;einen guten Mix zwischen Spielen undUnterrichten zu finden. Zum Toni-Areal:24/7-Öffnungszeiten, falls die Probe mallänger als bis 22 Uhr dauern sollte.* Ein Marimbaphon ist im Prinzip ein grosses Xylophon:Die Klangplatten sind wie bei einem Klavierangeordnet. Das Klangspektrum erstreckt sich überfünf Oktaven. Mein Marimba misst in <strong>der</strong> Breite272 Zentimeter und ist etwas mehr als 100 Kiloschwer. Gespielt wird es meist mit vier Schlägeln.Dimitria-Ntoumitritsa Markou, Griechenland,wohnt in Zürich. DepartementKunst & Medien, BachelorMedien & Kunst, Vertiefung BildendeKunst (Abschluss RavenscroftSchool, General Certificate of Education).Aktuelle Projekte: Arbeit an meiner Serie «IfNobody Was Watching»; Teilnahme antechnischen und malerischen Lektionenund Tätigkeit in <strong>der</strong> Christophe GuyeGalerie, wo ich viel über die Beziehungzwischen Kunst und Kommerz lerne.Freud und Leid im Studium. Freud: mich selbstunter Druck zu setzen und zu schauen,wo meine Fantasie mich hinbringt; überKunst zu lernen und mich mit Lehrernund Studierenden über Kunst und unsereProjekte zu unterhalten. Leid: unserZeitplan; das Gefühl, dass 24 Stundenam Tag nicht genug sind, weil es so vieleinteressante Workshops gibt; gelegentlichzu viele E-Mails; angesichts <strong>der</strong> vielenMöglichkeiten nicht immer die besteAuswahl treffen zu können. Drei Wünschean die gute Fee: Respekt, gute Kommunikationzwischen Menschen und Arbeit, diemich mit Stolz erfüllt.Zum Toni-Areal: einen grossen Atelierraummit Topinfrastruktur (Farbdrucker, alletechnischen Werkräume in <strong>der</strong> Nähe undso weiter).


<strong>Hochschule</strong> / Zett 2–137Von <strong>der</strong>Verlangsamung<strong>der</strong> WeltIn Zeiten zahlloser elektronisch generierterSchriftschnitte mag <strong>der</strong> Umgang mit Bleitypenantiquiert wirken. Für die Schärfung des ästhetischenVerständnisses ist er aber Gold wert.Rudolf Barmettler hütet und vermittelt die Kunst<strong>der</strong> elementaren Typografie an <strong>der</strong> ZHdK mit seltenerHingabe. Ein Porträt von Ruth Schweikert*Dieser Mann ist ein Phänomen; sieben Stunden sass und standich neben ihm, schaute ihm über die Schulter und hörte ihmzu, wie er Studierende <strong>der</strong> Vertiefung Visuelle Kommunikationim vierten Semester im Modul Schriftentwicklung (eineneue Schrift wird vom Klassenkollektiv entwickelt) begleitete,anwies, korrigierte, seinen genauen Blick, seine Erfahrungund sein immenses Wissen einbringend, wobei er denStudierenden kaum je seine persönliche Meinung o<strong>der</strong> garein definitives Urteil aufdrängte, son<strong>der</strong>n vielmehr versuchte,ihnen die notwendigen Voraussetzungen zu vermitteln –Geschichte <strong>der</strong> Schriftentwicklung, Schulung des Auges,praktische Anfor<strong>der</strong>ungen an eine Schrift –, damit sie ihreeigenen Entscheidungen treffen und verantworten konnten;ein zweites Mal waren es fünf Stunden in einem Abendkurs,und meine Wahrnehmung war dieselbe: eine fast meditativzu nennende Präsenz. Diese mag unterstützt werden durchRudolf Barmettlers schiere Körpergrösse; eine Fähigkeit zuDistanznahme und teilnehmen<strong>der</strong> Übersicht, die sich auchphysisch manifestiert, o<strong>der</strong> eben umgekehrt, eine Physis, dieDistanznahme und Übersicht beför<strong>der</strong>t; hinzu kommen seinAlter (Prof. Barmettler ist 56) und die breite eigene Berufserfahrung,zu <strong>der</strong> auch die Ausbildung an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> fürFilm und Fernsehen in München gehört. Den Versuch, sichals Dokumentarfilmer zu etablieren, hat Barmettler abgebrochen,weil es «doch nicht so ganz geklappt hat». Hellwachund gelassen, engagiert und interessiert, dazu mit einigemHumor ausgestattet, <strong>der</strong> zwischendurch aufblitzt: So habeich Rudolf Barmettler in seinem Unterricht erlebt.Wertvolles kulturtechnologisches ErbeAbendkurs «Elementare Typografie» im Untergeschoss <strong>der</strong>Berufsschule für Gestaltung Zürich. Es riecht schon im Flurnach Druckerei, nach Farbe und Maschinen. In diesem Raumwird aufbewahrt, à jour gehalten und bewirtschaftet, was bisvor ungefähr dreissig <strong>Jahre</strong>n Berufsalltag <strong>der</strong> Schriftsetzerwar: 90 Schriftfamilien in 150 verschiedenen Schriftschnitten(von leicht bis extrafett, von eng bis breit, geradestehendund kursiv) in 850 verschiedenen Grössen, überwiegend inBlei, manche aus an<strong>der</strong>en Materialien wie Holz, Magnesiumund Bakelit; dazu mehrere Abziehpressen sowie zweiTiegeldruckpressen, die tatsächlich noch mit physischemDruck arbeiten, <strong>der</strong> auch auf dem Papier seine (kaum wahrnehmbaren)dreidimensionalen Spuren hinterlässt. RudolfBarmettler hat sich vehement für den Erhalt dieses kulturtechnologischenErbes eingesetzt; ohne ihn wäre das meistedavon auf dem Müll gelandet. Barmettler ist sowohl an <strong>der</strong>Berufs- wie an <strong>der</strong> Kunsthochschule <strong>der</strong> einzige Dozent, <strong>der</strong>im Unterricht noch damit arbeitet, in <strong>der</strong> Überzeugung, dasHandwerk (wörtlich verstanden) bilde die beste Basis für dieArbeit am Bildschirm, wo Textgestaltung heutzutage praktischausschliesslich gemacht wird, sieht man von exklusivenNischenprodukten wie etwa den Erzeugnissen des AteliersBodoni ab (www.waldgut.ch).Rudolf Barmettler drückt mir einen Plan in die Hand; je<strong>der</strong>Setzkasten ist gleich bestückt, zuvor<strong>der</strong>st sind die meistgebrauchtenZeichen – a, Wortabstand, e, d, m, i, halber Wortabstand,n, o –, oben die Versalien, oben links die Ziffern,rechts die Interpunktionszeichen; jede Sprache hat ihr eigenesZeicheneinordnungsprinzip. Für jede Schrift gibt es einMusterblatt mit immer demselben Satz, «the quick brown foxjumps over the lazy dog»; er enthält sämtliche Buchstaben desAlphabets; ich lese staunend Namen wie «Akzidenz-Groteskhalbfett»; man könnte Gedichte schreiben mit ihnen.«Materialität schult das Empfinden»Der Kurs ist offen auch für Berufsleute, Grafiker und Gestalterinnen,die diese Möglichkeit gerne nutzen; die Atmosphäreist konzentriert und locker zugleich, jede und je<strong>der</strong>arbeitet im eigenen Tempo; alle gehen zwischendurch raus,rauchen, trinken o<strong>der</strong> essen etwas, checken ihre Mails o<strong>der</strong>simsen ihre Botschaften sekundenschnell in die Welt – umdann wie<strong>der</strong> stundenlang an ihrer Textgestaltung zu feilen.Wie organisiere ich Information? Welcher Zusammenhangbesteht zwischen Inhalt und Form? Alle entwerfen Flyer o<strong>der</strong>Plakate für fiktive o<strong>der</strong> reale Veranstaltungen, Ausstellungenusw. Zuerst wird <strong>der</strong> ganze Text linksbündig von Hand aufgeschrieben,pro Wort eine neue Zeile. Dann <strong>der</strong> ganze Textauf vier Zeilen verteilt; Schritt für Schritt werden weitereAnordnungen ausprobiert, alles von Hand. Das wie<strong>der</strong>holtsich bis zu zwanzig Mal – es wird geschrieben, geschnipseltund geklebt, gestöhnt und verworfen, bis sich nach zwei, dreiStunden endlich eine Stossrichtung abzeichnet. Jetzt erstwird ein Entwurf ausgewählt, eine passende Schrift dafür gesuchtund das Ganze gesetzt, von rechts nach links notabene;alle Leerräume müssen mit <strong>der</strong>selben Sorgfalt gefüllt werdenmit nichtdruckendem Material. Es ist offensichtlich, wie sehrdie Kursteilnehmer diese Form haptischer Bastelei lieben;eine Frau, die vor sechs <strong>Jahre</strong>n ihren Bachelor gemacht hatund selbstständig arbeitet, sagt, sie brauche den Input hier,die genaue Auseinan<strong>der</strong>setzung mit einer Aufgabe, «das istim Berufsalltag nicht möglich, da muss es schnell gehen». Ichdenke an das, was Rudolf Barmettler gesagt hat: «Die Reduktion<strong>der</strong> Möglichkeiten beim Bleisatz ist eine Hilfe, und dieMaterialität schult das Empfinden für das eigene Tun; wennzwischen zwei Buchstaben 1 Didot-Punkt Raum weggenommenwird, ist das auf dem Mac nur ein Klick, hier bedeutetes die Entfernung eines 0,376 Millimeter dicken Metallplättchens.»Ja, in diesem geschützten Rahmen entsteht sie: dieUtopie einer Verlangsamung <strong>der</strong> Welt.Wenn die Druckvorlage gesetzt ist, wird das schwere Gebildegebunden, damit es nicht verrutscht, und auf eine Abziehpressegehievt. Erst jetzt kommt die Farbe ins Spiel, die sorgfältigaufgetragen wird mittels einer Walze.«Ich mache dann nächstes Mal weiter», meint einer. «Wieso?Es isch jo erscht zähni», sagt Barmettler trocken. «Das tuenis nöchschtmol no korrigiere», sagt ein an<strong>der</strong>er um halb elf.


8Zett 2–13/ <strong>Hochschule</strong>


<strong>Hochschule</strong> / Zett 2–139«Also, was du heute kannst besorgen», gibt Barmettler zubedenken. «Ist das die Beute aus dem Seefeld?», fragt ein Dritter.«Genau», sagt Barmettler, auch zu mir gewandt, und erklärt:«Da sollten Bodoni-Schriften entsorgt werden. Das darfnicht sein, so etwas heute nachzumachen kostet mindestens<strong>20</strong>00 Franken pro Schnitt.» Auch Linoleumböden holt Barmettleraus Abbruchhäusern, «ein wun<strong>der</strong>bares Druckform-Material, das man in Drittweltlän<strong>der</strong>n noch heute verwendet,in Kuba zum Beispiel», und dieses Wort, Drittweltland, wir<strong>der</strong> nochmals brauchen, und ich schrecke erneut auf, sprecheich doch höchstens von «sogenannten Drittweltlän<strong>der</strong>n»; diesemeine Vorsicht, dieses Bewusstsein, mit <strong>der</strong> Sprache auchWertungen zu (re)produzieren, teilt Barmettler offensichtlichnicht; sein Fokus ist ein an<strong>der</strong>er.Geduld ermöglicht Genauigkeit und InsistenzWenn man etwas gedruckt hat, muss man fast eine Wochewarten, bis es trocken ist, dazu dienen eine Art vertikale Wäschestän<strong>der</strong>,in die die Blätter eingelegt werden; man kannTalkum drüberstreuen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Farbe Schnelltrockner beimischen,aber «eigentlich», so viel wird klar, ist das WartenTeil dieser Arbeit, ist Geduld eine Tugend, die Genauigkeitund Insistenz erst ermöglicht.«Wie lange können die Buchstaben noch verwendet werden?»,frage ich. Barmettler wiegt den Kopf hin und her: «Wennwir Sorge tragen, können wir noch hun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong> damit arbeiten;wenn wir nicht aufpassen, vielleicht zwanzig. Mitjedem Druck geht etwas verloren, das hängt natürlich auchvom Material ab; Linoleum ist schneller durch als Blei, Holzliegt dazwischen.»Barmettler ist Vermittler, Wissenschaftler und Archivar; sobaut er mit www.swisstypedesign.ch ein Inventar <strong>der</strong> Schriftenauf, die in <strong>der</strong> Schweiz zwischen 1857 und <strong>20</strong>03 entworfenworden sind, samt Vergleichstool, das heisst, ich kann direktzwei Schriften miteinan<strong>der</strong> vergleichen o<strong>der</strong> die verschiedenenSchnitte einer Schrift. Unter www.typetypo.ch hat erausserdem ein Portal für Weiterbildungen in den BereichenSchriftgestaltung und Typografie an <strong>der</strong> ZHdK geschaffen,mehrere Weiterbildungsangebote hat Barmettler konzipiertund führt diese CAS- und MAS-Lehrgänge auch durch. Dabeikam er eher zufällig als Aushilfe an die ZHdK, später hatteer ein Minipensum; nach zehn <strong>Jahre</strong>n wurde ihm überraschenddie Leitung <strong>der</strong> Vertiefung Visuelle Kommunikationam Departement Design angeboten; eine extreme Arbeitsbelastung,<strong>20</strong>0 Prozent, wie er meint, das aber sei in einersolchen Position normal. <strong>20</strong>08 ist er als Leiter zurückgetretenund unterrichtet heute zu rund 70 Prozent an <strong>der</strong> ZHdK undzu 15 Prozent an <strong>der</strong> Berufsschule.Lesehilfe steht im ZentrumJede Schriftenwicklung beginnt mit einem «n»; das habenalle 23 Studierenden (von Hand) entworfen; basisdemokratischwurde entschieden, welches das beste (noch weiter zupräzisierende) ist; auch ein Name wurde bereits festgelegt:May heisst die Schrift, weil sie im Mai <strong>20</strong>13 entworfen wurde.«Der Text muss auch in kleinen Grössen gut lesbar sein», sagtBarmettler, «seine Zeichenformen sollten we<strong>der</strong> extravagantsein noch was Famoses haben; die Schrift soll <strong>der</strong> schnellerenLinke Seite: Im Unterricht bei Rudolf Barmettler wird eine neue Schrift vomKlassenkollektiv entwickelt. Fotos: Betty Fleckund besseren Texterfassung dienen, nicht <strong>der</strong> Selbstverwirklichungdes Entwerfers.»Heute haben die Studierenden nur noch 8 Arbeitstage Zeitdafür, früher waren es 15; die Gewichtungen haben sich verschoben.Manchmal frage er sich schon, ob er nicht ein kleinwenig den medientechnischen Anschluss verpasst habe, aberdie neu auf den Markt drängenden technologischen Entwicklungenalle zu beherrschen, wäre ein Job für sich, das delegiereer lieber an an<strong>der</strong>e.Barmettler und sein Assistent schauen, wägen ab. «En Tickmeh vilicht, was meinsch, Anton?», dann kommt das «H».«Super, machen Sie Kopien, die Serifen werden übernommenfür alle Grossbuchstaben.» Ein «g» ist eine aussergewöhnlicheKreation, «ein Ring und eine Schlinge, verbunden durch einenSteg», in diesem «g» sieht Barmettler ein Potenzial, «mal etwaszu machen, was es noch nicht gibt»; ich lerne, dass auchBuchstaben Ohren haben; sowieso kommen sie mir immermehr vor wie Menschen, so unterschiedlich können sie sein;Strichdicke, Übergänge, Serifengrösse, Ansatzwinkel. «Dasisch wie en an<strong>der</strong>i Mentalität do unde», kritisiert Barmettler,und ich stelle mir vor, dass man von solchen Formen träumenkann, von zwei Blättern, die man übereinan<strong>der</strong> hält, um imdurchscheinenden Licht die winzigen Abweichungen zu sehen;alles wird gemessen und verglichen – zunächst nur mitden Augen, dann mit dem Geodreieck kontrolliert; meistenskann Barmettler den Eindruck bestätigen; er erkennt einenAnsatzwinkel, <strong>der</strong> um kaum 1 Grad flacher ausfällt als zuvorfestgelegt.Jeden Buchstaben ordnet er sofort einer Tradition zu, hat einungeheures Raster im Kopf, kennt alle optischen Gesetze,Licht von oben wirkt stärker als Licht von unten; deswegenist das «u» ein klein wenig schmaler als das «n», damit esoptisch gleich gross wirkt.«Für die Studierenden ist die Gruppenarbeit eine grosse Herausfor<strong>der</strong>ung»,meint er, «sie sind es nicht gewohnt, Rücksichtzu nehmen aufeinan<strong>der</strong>, ja einan<strong>der</strong> überhaupt wahrzunehmen,hier geht es nicht um Selbstverwirklichung, aberdurchaus darum, mit den Vorgaben kreativ umzugehen, dasist ein Unterschied; ein Grafikdesigner arbeitet meistens imAuftragsverhältnis; dabei gilt es, den Spielraum kreativ zunutzen, sodass auch für den Auftraggeber jener Mehrwertentsteht, um dessentwillen man angestellt wurde.»«Es git Bier», ruft um 19 Uhr ein Student, «mir mached esFäschtli». «Es Fäschtli», ruft Barmettler, halb gespielt entrüstet,«ihr seid doch im Hintertreffen mit allem, da könnt ihrdoch nicht Party machen! Ich komme, doch, ein Bier nehmeich gerne» – und führt mich stattdessen in sein vollgestelltesBüro, nachdem er den Assistenten verabschiedet hat: «Bismorgen um neun!». Ja, an Samstagen arbeite er immer o<strong>der</strong>beinahe immer, eigentlich arbeite er sieben Tage die Woche,das sei (s)eine Art, zu leben.* Ruth Schweikert ist Schriftstellerin sowie Dozentin an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong>Künste Bern und war im Studienjahr <strong>20</strong>12/<strong>20</strong>13 als Observer-in-Residence fürZ+ an <strong>der</strong> ZHdK tätig. Sie besprach ausgewählte Veranstaltungen unterschiedlicherDisziplinen. Darüber hinaus porträtierte sie verschiedene Persönlichkeitenin <strong>der</strong>en Arbeits- und Hochschulalltag und bot Einblick in ProduktionsundLebenswelten <strong>der</strong> ZHdK (ruth.schweikert@gmx.net).Weitere Porträtswww.zhdk.ch/zplus


10Zett 2–13/ <strong>Hochschule</strong>«Public Viewing. Ein Fest des Festes Fussball» von TurboFolkKollektiv,17. Juni <strong>20</strong>13 am Helmhaus Zürich. Foto: Simon Habegger«terrain»:Das Spiel läuftDie Z+-Veranstaltungsreihe «terrain» wurde imFrühlingssemester <strong>20</strong>13 lanciert, zurzeit läuft dieProjekteingabe fürs Herbstsemester <strong>20</strong>13/<strong>20</strong>14.Eröffnet wurde die Reihe von TurboFolkKollektivmit dem Event «Public Viewing» – einem(Fussball-)Spiel zwischen Fakt und Fiktion.Angela Wittwer in Zusammenarbeit mitTurboFolkKollektiv*Worum geht es beim Fussball eigentlich? Ums Gewinnenund Verlieren? Um ein Gemeinschaftserlebnis? Um Geld? UmSpiel? Um Spass? Um mafiöse Verstrickungen? Um Identifikation?Um Vermarktung? Um Blut, Schweiss und Tränen? Undwas passiert, wenn das System Fussball ohne Ball auskommt?Mit Placebo-Fussball in den FeierabendSchnitt: Festbänke und Tische sind in <strong>der</strong> Säulenhalle desHelmhauses aufgestellt, <strong>der</strong> Steinbrunnen ist mit Bierdosengefüllt, <strong>der</strong> Grill mit Cervelats belegt. Vorne ein Livekommentator,ein Regiepult, eine Leinwand. Die Leinwand bleibtallerdings weiss und es treten zwei namenlose Mannschafteneiner unbekannten Liga gegeneinan<strong>der</strong> an. Angepfiffenwird das Spiel zu Feierabendzeit. Durch den Ton über dieHelmhausbrücke angelockt o<strong>der</strong> weil sie vom Kommentatorangesprochen werden, bleiben Touristinnen und Passantenstehen und setzen sich zu eingeweihten Kunststudierendenauf die Festbänke.Das Setting ist an ein herkömmliches Public Viewing angelehnt,wenn auch mit erkenntlichem Do-it-yourself-Charakter,<strong>der</strong> die Eventisierung des Fussballspiels mit theatralenMitteln ins Zentrum rückt. Der Livekommentator spricht nurscheinbar live und ist Marionette seiner Regieanweisungen,<strong>der</strong> neueste Klatsch über Mannschaftsinternaist ebenso Teil des Kommentars wiedas Geschehen vor Ort. Ein Velogespannwird zum dribbelnden Stürmerpaar, <strong>der</strong>japanische Tourist zum von weit her gereistenFan. Kollektiver Jubel und Applausbrechen zeitverzögert aus, erst nachdem<strong>der</strong> Kommentator einen Treffer vermeldethat.WM <strong>20</strong>14 im Theaterhaus Gessnerallee«‹terrain› hat uns die Möglichkeit verschafft, einen selbstgebasteltenFussballevent mitten in Zürich zu proben. Die Halledes Helmhauses wurde durch unsere Intervention zu einemOrt <strong>der</strong> Versammlung. Uns hat interessiert, inwiefern alleindurch das Vokabular und die Regeln des Systems ‹Fussball›verschiedene, sich in Interaktion befindende Akteure hervorgebrachtwerden. Angedacht war ein fiktives Spiel im StadionLetzigrund mit Zürcher Fanclubs und die Liveübertragungdieses ‹Spiels› beim Helmhaus. Jedoch zeigte uns die redimensionierteAusführung des ‹Public Viewings›, dass mitden nötigen Indikatoren das Spiel auch in den Köpfen <strong>der</strong>Zuschauenden funktioniert», so TurboFolkKollektiv.Die Aktion des Kollektivs, bestehend aus fünf Studierendenvier verschiedener Studienrichtungen <strong>der</strong> ZHdK, markiertden Beginn einer längerfristigen künstlerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungmit dem Thema Fussball. Anlässlich <strong>der</strong> WM <strong>20</strong>14wird das Kollektiv von Mai bis Juni <strong>20</strong>14 an <strong>der</strong> Südbühne desTheaterhauses Gessnerallee den Fussball als soziales, populäresund medialisiertes System ergründen. Dort wird das,was im Rahmen von «terrain» skizziert wurde, in multimedialerForm für ein grösseres Publikum weiterentwickelt –Fanclub möglicherweise inklusive.* Angela Wittwer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Z+, Dept. Kulturanalysenund Vermittlung (angela.wittwer@zhdk.ch). TurboFolkKollektiv sindAnja Lina Egli, Master Theater, Vertiefung Theaterpädagogik; Dominik Fornezzi,Master Transdisziplinarität; Lisa-Katrina Mayer und Stefanie Mrachacz,Master Theater, Vertiefung Schauspiel; Aleksandra Pavlovic, Master of AdvancedStudies Spatial Design (turbofolkkollektiv@gmx.ch).«terrain» – eine neueVeranstaltungsreihe von Z+«terrain» ist ein mobiler Ort, an dem disziplinenübergreifende Anliegen vonund mit Studierenden <strong>der</strong> ZHdK präsentiert und verhandelt werden. An wechselndenSchauplätzen im Stadtgefüge Zürichs und in Form <strong>der</strong> Interventionmarkiert «terrain» einen Raum <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung – sei es als Performance,Lecture, Konzert o<strong>der</strong> in Form an<strong>der</strong>er diskursiver und/o<strong>der</strong> kuratorischerFormate. Koordiniert und organisiert wird die Reihe von Studierenden<strong>der</strong> ZHdK in Zusammenarbeit mit Z+. Studierende <strong>der</strong> ZHdK sind aufgefor<strong>der</strong>t,ihre disziplinenübergreifenden Anliegen in die Stadt zu tragen, und werden von«terrain» bei <strong>der</strong> Verwirklichung ihrer Projekte mit 500 Franken unterstützt.Eingabetermin für Projektideen im Herbstsemester <strong>20</strong>13/<strong>20</strong>142. Oktober <strong>20</strong>13, Ausschreibung unter www.zhdk.ch/terrain


<strong>Hochschule</strong> / Zett 2–1311Inkubatorfür die KreativwirtschaftVon Ideen leben: Dies ist das Ziel zahlreicherStudieren<strong>der</strong> und Alumni von Kunsthochschulen.Ein neues Dienstleitungsangebot unterstützt siedabei, den Traum vom eigenen Unternehmen zuverwirklichen. Der «Inkubator für die Kreativwirtschaft»bietet das Know-how von Fachleuten,ein grosses Netzwerk und Arbeitsplätze inZürich-West. Pietro Morandi*Das Umfeld künstlerischer und gestalterischer Arbeit verän<strong>der</strong>tsich zurzeit rasant. Die sogenannte «Kreativwirtschaft»wächst auch in <strong>der</strong> Schweiz dynamisch. Diese Entwicklungeröffnet den Absolvierenden und Ehemaligen künstlerischgestalterischer<strong>Hochschule</strong>n neue, spannende Betätigungsfel<strong>der</strong>,in denen sie ihre im Studium erworbenen Kenntnisseund Fähigkeiten kreativ und erfolgreich einsetzen können.Der reale Einsatz dieser Fähigkeiten in einem Wirtschaftsumfeldbedingt aber spezifische Kenntnisse in Bereichen wieetwa Finanzierung und Marketing.An diesem Punkt setzt <strong>der</strong> «Inkubator für die Kreativwirtschaft»an. Er steht ab September <strong>20</strong>13 allen Absolvierenden,Mitarbeitenden und Alumni <strong>der</strong> Zürcher <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong>Künste ZHdK und <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für Gestaltung und KunstBasel offen und soll dabei helfen, den Traum, ein eigenes Unternehmenin <strong>der</strong> Kulturwirtschaft zu gründen, ein Stückweit realistischer werden zu lassen. Erklärtes Ziel des Inkubatorsist es, Projekte zu för<strong>der</strong>n, die einen soliden Beitragzur materiellen Existenzbasis leisten, an<strong>der</strong>erseits aber aucheine bereichernde und sinnstiftende kulturelle, künstlerischeo<strong>der</strong> soziale Wirkung erzielen können. Für diese Mischungvon Zielsetzungen steht «Cultural Entrepreneurship», das imInkubator vermittelt werden soll.Von den eigenen Ideen lebenFragen wie: «Was muss ich tun, um meine Idee o<strong>der</strong> meinProdukt zur Marktreife zu bringen?» – «Wie kann ich einUnternehmen gründen?» – «Wie organisiere ich mich alsFreelancer o<strong>der</strong> Selbstständige und wie finde o<strong>der</strong> optimiereich das Erwerbsmodell für meine Dienstleistungen?», undauch: «Wer kann mir helfen, die richtige Finanzierungsformfür mein Vorhaben zu finden?», können hier mit Fachleutenbearbeitet werden. Der Inkubator unterstützt Interessiertemit Mentoring, Fach- und Finanzberatungen sowie einemNetzwerk mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft sowieKunst und Kultur – und vermittelt natürlich auch Kontaktezu Grün<strong>der</strong>n und Grün<strong>der</strong>innen, die bereits erfolgreichProjekte realisiert haben. Er ist <strong>der</strong> richtige Arbeitsort fürStudierende und Ehemalige, die gerne selbstverantwortlicharbeiten, dabei kreative Ideen entwickeln und gesetzte Zielekonsequent verfolgen – immer im Bestreben, einen realenErtrag erwirtschaften zu können. An <strong>der</strong> Pfingstweidstrassein unmittelbarer Nähe zum Toni-Areal bietet <strong>der</strong> Inkubator inZürich kostengünstige Arbeitsplätze und eine Infrastruktur,die von künstlerisch o<strong>der</strong> kunstnah Tätigen und von Designerinnenund Designern genutzt werden können. Allein o<strong>der</strong> ininterdisziplinären Teams können hier mit (fremd-)fachlicherUnterstützung unterschiedlichste Projekte entwickelt und realisiertwerden. Damit entspricht <strong>der</strong> Inkubator genau den Bedürfnissen<strong>der</strong> Absolvierenden künstlerisch-gestalterischer<strong>Hochschule</strong>n, die <strong>der</strong>einst von ihren Ideen leben wollen.Vom Showprogramm bis zum TraumveloBeispiele für erfolgreiche und höchst unterschiedliche Unternehmensgründungenfinden sich aus allen Disziplinen,die an <strong>der</strong> ZHdK vermittelt werden: etwa die «Urstimmen»,ein A-cappella-Chor, <strong>der</strong> beispielsweise für Firmenanlässegebucht werden kann (www.urstimmen.ch), o<strong>der</strong> «Fretsche»,ein Unternehmen, das Traumfahrrä<strong>der</strong> zu Meisterwerkenausbaut o<strong>der</strong> Kunden dazu befähigt, dies selber zu tun(www.fretsche.ch), o<strong>der</strong> auch «Hollow Grounds», in dessenRahmen Game Designer Jeremy Spillmann sein erstes Spiel<strong>der</strong> Serie «Full Color Planet» im iTunes App Store lanciert.* Prof. Dr. Pietro Morandi ist Dozent im Dept. Kulturanalysen und Vermittlungund leitet das Projekt «Cultural Entrepreneurship» an <strong>der</strong> ZHdK(pietro.morandi@zhdk.ch).Das Projekt «Cultural Entrepreneurship», das im Januar <strong>20</strong>13 an <strong>der</strong> Zürcher<strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste und <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> für Gestaltung und Kunst Baselgestartet worden ist, wird von <strong>der</strong> Gebert Rüf Stiftung und <strong>der</strong> Avina Stiftunggeför<strong>der</strong>t.Information und Anmeldungwww.zhdk.ch/entrepreneurshipZürich-West: Hier bietet <strong>der</strong> Inkubator kostengünstige Arbeitsplätze für jene, die <strong>der</strong>einst von ihren Ideen leben wollen. Foto: Stefan Schneller


12Zett 2–13/ DesignSzenario aus dem Forschungsbericht «Urban Development Tools». Fahrzeughersteller werden zu Partnern <strong>der</strong> Stadt- und Mobilitätsentwicklung.Bil<strong>der</strong>: © ZHdK/Audi AGMobilität inden Metropolenum <strong>20</strong>30Der Raum in Grossstädten wird knapp undknapper. Immer mehr Menschen drängen in dieStädte, wollen aber keinesfalls auf ihr gewohntesMass an Lebensqualität verzichten. Das schafftProbleme speziell im Bereich <strong>der</strong> Mobilität. InnovativeAnsätze sind gefragt, um «Verkehrsinfarkten»vorzubeugen. Michael Krohn*Die Menschen zieht es in die Städte. Nach New York, nachMumbai, nach Istanbul, nach Zürich. Einhergehend mit <strong>der</strong>dichteren Besiedlung <strong>der</strong> Metropolen, gewinnt die Lebensqualitätim urbanen Raum an Wichtigkeit. Alle wünschen sichgrüne Oasen, verkehrsfreie Zonen, Anschluss an den öffentlichenVerkehr, Fahrradwege – aber auch genügend Strassenund Parkplätze. Die Folge: Um den knapper werdenden Raumringen die verschiedensten Anspruchsgruppen. Dieses weltweitePhänomen hat den Autohersteller Audi veranlasst, breitüber die Zukunft <strong>der</strong> urbanen Mobilität nachzudenken. DieAudi Urban Future Initiative untersucht die Phänomene <strong>der</strong>Urbanität und Mobilität in unterschiedlichen Metropolen.Technologen, Stadtentwicklerinnen, Architektinnen und Urbanistenformulieren Szenarien, wie Städte diese zukünftigenHerausfor<strong>der</strong>ungen bewältigen könnten. Eine Forschungsgruppeaus dem Studiengang Master Design wurde eingeladen,dies für die Metropolitanregion Zürich zu tun.Das Ziel bestimmt die Wahl des FahrzeugsZürich ist dabei speziell. Die Stadt versucht, Quantitativesund Qualitatives in Einklang zu bringen. Klares Bekenntnisist, dass <strong>der</strong> motorisierte Individualverkehr zugunsten einerintelligenten und vernetzten Mobilität reduziert werden soll.Lebens- und Verkehrsraum sollen sich nicht mehr konkurrenzieren.Zweck, Ausgangspunkt und Ziel einer Reise werden inZukunft die Wahl des Verkehrsmittels bestimmen. Unterstütztwird dies durch bald schon einsatzbereite Technologien wie


Design / Zett 2–1313Entwurf von Simon Bürdel für ein autonomes Fahrzeug für die Generation ab 70 <strong>Jahre</strong>n.autonom agierende Fahrzeuge, intelligente Leitsysteme undeine bedarfsgerechte Steuerung <strong>der</strong> Mobilitätsangebote.Die Forschungsarbeit versucht, basierend auf einer Analysedes Ist-Zustandes und unter Berücksichtigung einer realistischenStadtentwicklung, von technologischem Fortschrittund einem ganzheitlichen Verständnis von Lebenssituationen,Die Stadt Zürich versucht,Quantitatives und Qualitativesin Einklang zu bringen.konkrete Mobilitätslösungen für das Jahr <strong>20</strong>30 in Szenarienabzuleiten. Diese zeigen Möglichkeiten und Chancen, aberauch Risiken und <strong>der</strong>en Auswirkungen. Entstanden ist dabeidas «Dossier Zürich» als Teil <strong>der</strong> Audi Urban Future Initiative.Vom Autohersteller zum MobilitätsanbieterWenn sich Designerinnen und Designer mit Szenarien <strong>der</strong>Mobilität im Jahr <strong>20</strong>30 auseinan<strong>der</strong>setzen, tun sie dies ausihrer eigenen Perspektive heraus. Sie konzipieren zukünftigeServices, Interfaces und Mobilitätsangebote einer Metropoleaus Sicht <strong>der</strong> Individuen und <strong>der</strong> Stadt. Klar wird, dass einUnternehmen wie Audi in Zukunft zur verantwortungsvollenMobilitätsentwicklung einen Beitrag beisteuern kann, <strong>der</strong> sichnicht darin erschöpft, Autos zu verkaufen. Der Paradigmenwechselvom reinen Hersteller zu einem Mobilitätsanbietermuss mitbedacht und -gestaltet werden. Darum wurden imJuni in einer Summer School konkrete Lösungen mit Designstudierendenentwickelt. Im Zentrum stand die Frage, wiediese zukünftige Mobilität aussehen soll, sich anfühlen wirdo<strong>der</strong> sinnvoll genutzt werden kann. Resultat sind Designlösungen,welche die Zukunft <strong>der</strong> Mobilität in Zürich darstellen.Entwurf von Milan Rohrer zu einem individualisierten Innenraumkonzept ineiner autonomen Kabine.* Prof. Michael Krohn ist Leiter des Studiengangs Master Design, Dept. Design(michael.krohn@zhdk.ch).Audi Urban Future InitiativeProjektbeteiligte: Prof. Michael Krohn, Benjamin Hohl, Stefan Schneller undCyril Kennel. Wissenschaftliche Mitarbeitende: Dr. Tanja Herdt, Institut fürDesignforschung, Heiko Stahl, Dozent, sowie Studierende Master Design undBachelor-Vertiefung Industrial Design und Interaction Design; alle DepartementDesign. Partner: Audi AG, Ingolstadt, und AMAG Schweiz. Das Projektwurde vom Designpreis Schweiz <strong>20</strong>13 in <strong>der</strong> Kategorie Research nominiert.http://audi-urban-future-initiative.com, www.zukunft-urbane-mobilitaet.ch


14Zett 2–13/ DesignGood DesignersCopy, GreatDesigners ShareDas Design Symposium <strong>20</strong>13 diskutierte neuegestalterische Herangehensweisen und befasstesich dabei mit Fragen, die sich alle Gestalterinnenund Gestalter früher o<strong>der</strong> später stellen müssen,wollen sie zu neuen, zukunftsträchtigen Formen<strong>der</strong> Zusammenarbeit gelangen. Sarah Owens*Als Ausgangspunkt für das diesjährige Symposium des DepartementsDesign diente die Tatsache, dass Gestalterinnenund Gestalter selten allein und niemals ohne äussere Einflüssearbeiten. Digitale Technologien haben den Zugang zugestalterischen Ideen und Objekten erleichtert. Diese könnenheute ohne grossen Aufwand kopiert, modifiziert undkombiniert werden. Um diesen Praktiken entgegenzuwirken,werden zugleich immer restriktivere Urheberrechtsgesetzeformuliert. Debatten wie diejenige um das Anti-Produktpiraterie-Handelsabkommen(ACTA) sowie diverse Plagiatsfälleerinnern einerseits daran, welche Werte trotz digitalemFortschritt als bewahrenswert gelten. An<strong>der</strong>erseits verdeutlichensie, wie notwendig es ist, angemessene Formen fürden Gebrauch kultureller Erzeugnisse zu finden. Das freieAneignen und Weiterverwenden digitaler Inhalte lässt dieehemals scharf gezogene Grenze zwischen Produzierendenund Konsumierenden verblassen. Die Beobachtung, dass imGrunde je<strong>der</strong> Mensch ein Gestalten<strong>der</strong> ist (o<strong>der</strong> sein kann),wird damit erneut bedeutsam.** Auch wird erkannt, dass diezunehmend komplexeren Probleme, die sich aus dem sozialen,ökologischen und ökonomischen Wandel ergeben, neueFormen <strong>der</strong> Zusammenarbeit verlangen.Kann Kopieren zu Neuem führen?Unter dem Titel «Design Unfolds» («Design öffnet sich») wurdenam Symposium neue gestalterische Strategien, die aufdie genannten Umbrüche reagieren, diskutiert. Sarah Kueng(Kueng Caputo, Zürich), Wenny Teo (The Courtauld Instituteof Art, London), Aram Sinnreich (Rutgers University, NewJersey) und Felix Stal<strong>der</strong> (Zürcher <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste)widmeten sich dabei vor allem <strong>der</strong> Frage nach dem Potenzial<strong>der</strong> Kopie. Kann Kopieren Neues hervorbringen? WelchenStellenwert besitzt die Kopie in unterschiedlichen Kulturen?Was erachten wir als authentisch, was nicht? Ein anschaulichesBeispiel ist das chinesische «Shanzhai», eine beson<strong>der</strong>eArt <strong>der</strong> Produktpiraterie, bei <strong>der</strong> die Kopie zwar vom Ansehendes Originals profitiert, aber auch innovative Funktionenvorweist, die lokalen Bedürfnissen angepasst sind. Als «kreativeKopie» kann die Kopie Kernideen des Originals weiterentwickelnund ermöglicht so neue Gebrauchsweisen undDeutungen. Daraus entsteht im Idealfall ein Dialog, <strong>der</strong> neueFormen <strong>der</strong> Legitimierung und Wertschätzung unterstützt.Design auf Basis des Open-Source-PrinzipsIm Zuge <strong>der</strong> «Free Culture»-Bewegung ist vor Kurzem <strong>der</strong>Begriff des «Open Design» entstanden. Der Grundgedankedieser Strategie besteht darin, dass gestalterische Ideen o<strong>der</strong>Werke an<strong>der</strong>en zur Verfügung gestellt werden, wenn dieseihre Ergebnisse danach erneut zur Weiterverwertung freigeben.Der gestalterische Prozess wird aufgebrochen; mankann am Projekt teilhaben, indem man grössere o<strong>der</strong> kleinereEinheiten entwirft, bereits vorhandene Elemente verbesserto<strong>der</strong> in eigenen Projekten verwendet. Mit einer Koordinationvia Internet kann sich somit ein Netzwerk von Gestalterinnenund Nutzern herausbilden, das traditionelle Produktionsweisenin Frage stellt.In ihren Beiträgen zum Symposium reflektierten AndreaGoetzke (all2gethernow, Berlin), Thomas Lommée (Intrastructures,Brüssel) und Mario Minale (Minale-Maeda,Rotterdam) die Vorteile und Nachteile dieses Gedankens.Wie können Nutzer in Entwurfs- und Produktionsprozesseeinbezogen werden? Ist eine enge Kooperation stets die besteLösung? Wie kann man vermeiden, dass man umsonst arbeitet?Open Design sollte nicht als Bereitstellen von Bauanleitungenfür Hobbybastler missverstanden werden. Stattdessengründet es auf <strong>der</strong> Annahme, dass nur durch das Teilen undWeiterverwenden zeitgemässe Objekte entstehen, die globalverbreitet und lokal adaptiert werden können. Zwar wirkt <strong>der</strong>Verzicht auf gestalterische Autonomie und das Verschwindenwesentlicher Teile des Aufgabenbereichs professioneller Gestalterinnenund Gestalter zunächst bedrohlich. Sie könnenjedoch auch neue Aufgaben übernehmen. Statt des Produktsselbst kann das Wissen um die Herstellung des Produkts weitergegebenwerden. Die kollektive Finanzierung eines Projektskönnte sogar ein höheres Mass an Autonomie zulassen,als dies bei einer konventionellen Auftragsarbeit <strong>der</strong> Fall ist.Kenntnis des Markenrechts allein genügt nichtIm Design darf sich eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den genanntenSachverhalten nicht darauf beschränken, das Markenrechtzu kennen. Designende setzen mit gestalteten ObjektenRahmenbedingungen für soziale Interaktionen und habendaher die Möglichkeit, aktiv in die Diskussion einzugreifenund Lösungsansätze vorzubringen. Dabei ist eine persönlichePositionierung essenziell. Wie wollen wir mit unsereneigenen Ideen und den Ideen an<strong>der</strong>er umgehen? In welcherWelt wollen wir zukünftig leben? Wie sehen wir uns selbst?Im Anschluss an das Symposium hatten Designstudierendeim Rahmen eines interdisziplinären Moduls die Gelegenheit,ihre Antworten auf diese Fragen in gestalterische Konzepteund Projekte umzuwandeln. Eine Publikation dokumentiertdas Symposium und fügt <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung weitereStimmen bei. Da die Verhandlung dieser Themen auch innächster Zeit eine zentrale Rolle spielen wird, ist es umsowichtiger, dass die Diskussion aus gestalterischer Perspektivenicht zum Erliegen kommt. Kurzfristig führen die damit verbundenenÜberlegungen zu neuen Strategien und Methoden,langfristig zu neuen Formen des Sehens, Tuns und Denkens.* Dr. Sarah Owens ist Co-Leiterin <strong>der</strong> Vertiefung Visuelle Kommunikation,Bachelor Design, Dept. Design (sarah.owens@zhdk.ch).** Victor Papanek: Design für die reale Welt. Springer, Wien <strong>20</strong>09.


Im interdisziplinären Modul «Open Design» setzten sich Studierende mit den am Design Symposium angesprochenen Themen auseinan<strong>der</strong>. Die entstandenenArbeiten wurden an <strong>der</strong> «Design Fair» ausgestellt, darunter «DataD» (unten), ein Brettspiel zum Thema Datenschutz im Internet, und «Ivoric» (oben), ein Kapsel-Maschinen-System zur Herstellung von Qualitäts-Trinkwasser. Fotos: Betty Fleck


16Zett 2–13/ DesignWir wünschenuns eine Dynamisierung<strong>der</strong>DesignforschungEin Gespräch mit Tanja Herdt, Marc Rölli undGerhard Buurman vom Institut für Designforschungüber den Begriff «Social Design», denEinbezug von Studierenden in die Forschungspraxisund neue Wege <strong>der</strong> Designforschung.Florian Dombois*Florian Dombois: Könnt Ihr in einem Satz beschreiben, wasIhr am Institut für Designforschung vorhabt?Institutsleiter Gerhard Buurman macht den Anfang und probiertsich in <strong>der</strong> 1-Satz-Strategie. Schnell wird jedoch klar,dass sich die komplexe Aufgabe des Instituts nicht in einenSatz fassen lässt. «Es geht in unserer Arbeit am Institut imWesentlichen darum, mit den Mitteln des Designs daran zuerinnern, dass wir in einer Welt leben.» Marc Rölli ergänzt:«Designobjekte bevölkern nicht nur unsere Welt, sie verän<strong>der</strong>nauch die Gesellschaft, in <strong>der</strong> wir leben: Genau diesen Zusammenhangwollen wir erforschen.» Tanja Herdt fügt hinzu:«Es geht uns darum, den kritischen Blick des Designs auf dieWelt und damit auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zuschärfen. Nach unserem Verständnis besteht die zentrale Aufgabe<strong>der</strong> Designdisziplin darin, die ‹Welt <strong>der</strong> Dinge› und die‹Welt des Sozialen› zusammenzudenken. Diese spezielle Forschungshaltunghaben wir am Institut für Designforschungunter dem Begriff ‹Social Design› zusammengefasst.» Beim«Social Design» geht es um einen zentralen Begriff des Instituts,<strong>der</strong> den Blick auf die gesellschaftliche Relevanz desDesigns richtet. In den einzelnen Forschungsschwerpunktendes Instituts soll die soziale Wirksamkeit des Designs auchhinsichtlich wirtschaftlicher Prozesse, Fragen <strong>der</strong> gebautenUmwelt und <strong>der</strong> Gesellschaftstheorie zum Gegenstand <strong>der</strong>Forschung gemacht werden.Wie sieht ein typischer Arbeitstag am Institut aus?Für Tanja Herdt und Marc Rölli nimmt neben dem Anschuberster Projekte vor allem das Gespräch mit den Kolleginnenund Kollegen viel Raum in ihrem Arbeitsalltag ein, denn beidebefinden sich noch in <strong>der</strong> Einarbeitungsphase, da sie ihreArbeit am Institut erst begonnen haben. Gerhard Buurmanbezweifelt, dass es überhaupt einen typischen ArbeitstagForschen<strong>der</strong> geben kann, da gerade <strong>der</strong> Wechsel zwischenverschiedenen Routinen und Themen ein produktives wissenschaftlichesArbeiten ermöglicht. «Es gibt jedoch bestimmteRoutinen in <strong>der</strong> Arbeit von Designerinnen und Designern,die von <strong>der</strong> Designforschung einerseits motiviert, an<strong>der</strong>erseitshinterfragt und problematisiert werden müssen, wiebeispielsweise das Abstützen von Gestaltungsentscheidungenauf wissenschaftliche Fakten. Darin sehen wir eine unsererAufgaben. Zudem prägt natürlich die enge Zusammenarbeitdes Instituts mit den einzelnen Designdisziplinen unserenForschungsalltag.» Für Tanja Herdt ist es dabei wichtig, dassdie Arbeitspraktiken des Designs nicht abgekoppelt von <strong>der</strong>Forschung über Design gesehen werden: «Sie stehen in unmittelbaremZusammenhang. Gute Designforschung mussdort ansetzen, wo die Entwicklungsarbeit stattfindet, dasheisst, sie muss in den einzelnen Designdisziplinen und ihrenLaboratorien verankert sein. Das betrifft sowohl die Gestaltungsarbeit,die dort geleistet wird, als auch die Lehre.» Dabeisollen Lehre und Forschung so aufeinan<strong>der</strong> abgestimmtwerden, dass beide voneinan<strong>der</strong> profitieren, fügt Marc Röllian. «Die Arbeitspraxis <strong>der</strong> Studierenden muss auch von denLehrformen profitieren, die wir am Institut etablieren wollen.Ebenso wichtig ist es, die Forschungsformate so zu gestalten,dass die Studierenden in die Forschungspraxis miteinbezogenwerden können. Ideal wäre, wenn durch die Inhalte, Themenund Forschungsformate die Arbeit von Studierenden unterstütztund geför<strong>der</strong>t würde.»Unter den Interviewpartnern herrscht Einigkeit darüber, dassdie kommerziellen Interessen <strong>der</strong> Auftraggebenden und diegestalterisch-künstlerischen Arbeitsweisen <strong>der</strong> Designerinnenund Designer einen Bezug des Designs auf übergeordneteFragestellungen nicht immer zulassen. Gerade zu denkomplexen gesellschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen unsererZeit wie beispielsweise zu Fragen des Verbraucherschutzesund <strong>der</strong> Mitbestimmung (Partizipation) o<strong>der</strong> zu Ressourcen-und Umweltverbrauch (Nachhaltigkeit) muss das Designexistierende Begriffe und Strategien hinterfragen und in <strong>der</strong>eigenen Gestaltungspraxis immer wie<strong>der</strong> Stellung beziehen.Rölli: «Die Arbeit mit übergeordneten Themen wie dem ‹SocialDesign› ist daher <strong>der</strong> Versuch, die individuelle Handlungskompetenz<strong>der</strong> Designenden auf komplexere Strukturenzurückzuführen.»«Gegenstand <strong>der</strong> Designforschungist immer auch das praktischeExperiment, das je<strong>der</strong> Designer inseiner Entwurfspraxis, wie etwaim Test neuer Materialien o<strong>der</strong>durch die Verwendung neuerHerstel lungstechniken, nutzt.»Gerhard BurmanWelche Bedeutung hat die Praxis des Experimentierens fürEuch? Gibt es Momente, in denen Forschung ästhetisch wird?O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gefragt: Bedient sich die Designforschung ausschliesslich<strong>der</strong> Sprache als gestalterisches Mittel?Marc Rölli sieht eine wesentliche Eigenschaft <strong>der</strong> Sprachedarin, dass sie exzentrisch ist; sie ist immer ausser sich, beiden Dingen, in <strong>der</strong> Welt. Gerhard Buurman erläutert die Bedeutung<strong>der</strong> experimentellen Forschungsarbeit für die Designforschung,wie sie in den Laboratorien des Departementsstattfindet: «Es ist nicht die Sprache allein, die wir zum Gegenstandunserer Arbeit machen. Gegenstand <strong>der</strong> Designforschungist immer auch das praktische Experiment, das je<strong>der</strong>Designer in seiner Entwurfspraxis, wie etwa im Test neuerMaterialien o<strong>der</strong> durch die Verwendung neuer Herstellungstechniken,nutzt. Es wird am Institut für Designforschung in


17Marc Rölli (links), Tanja Herdt und Gerhard Buurman.jedem Fall zu produktiven Verwicklungen kommen – auch mit<strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> professionellen Praktikerinnen und Praktiker.»Wie entstehen bei Euch produktive Verwicklungen? Könnt Ihrmir ein Beispiel nennen?Gerhard Buurman zieht hier als Beispiel seine eigene Forschungzum Thema Geldkulturen heran und erläutert seineVorstellungen zu ökonomischen Spielen und den konzeptionellenVerwicklungen zwischen Agierenden <strong>der</strong> Finanzindustrie,des Designs und freien gesellschaftlichen Gruppierungen.Ausgangspunkt ästhetischer Überlegungen sindbeispielsweise Risiken von Finanzprodukten, die durch dieGestaltung <strong>der</strong> Benutzerinterfaces für die Kundschaft «unsichtbar»werden. Hier könnte das Design umlernen und neueStrategien <strong>der</strong> Sichtbarmachung entwickeln.Auch im Bereich <strong>der</strong> Lehre soll, wie Tanja Herdt berichtet, eineübergeordnete Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Designforschungstattfinden. Das hierfür neu entwickelte Lehrformat trägtden Titel «Die Unsichtbare Universität» und soll im Herbststarten. «Darin erhalten die Studierenden in Vorträgen, Diskussionenund Workshops Einblicke in die Forschungspraxisvon Gestalterinnen und Wissenschaftlern, die im Rahmenbürgerschaftlicher Initiativen, als Agierende einer ‹CitizenScience› o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Designpraxis tätig sind. Wenn man sowill, dient ‹Die Unsichtbare Universität› den Studierendendazu, eine disziplinenübergreifende Standortbestimmungvorzunehmen und sich verschiedene Forschungshaltungenund Methoden anzueignen.»Marc Rölli erläutert die anlaufenden Studien zu Methodenfragenim Design, die das Institut im Rahmen einer internationalenTagung und Publikation mit dem Arbeitstitel «Eigenlogikdes Designs» im Frühjahr <strong>20</strong>14 an <strong>der</strong> ZHdK präsentierenwird: «Dieses Projekt zielt darauf ab, ausgewählte Designproduktionenmit professioneller, weltweit führen<strong>der</strong> Methodenforschungzu konfrontieren, um die sehr eigenwilligenArbeitsweisen im Design sichtbar zu machen.» Tanja Herdt:«Uns war es in <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Veranstaltung wichtig, auch«Die ‹Unsichtbare Universität›dient den Studierenden dazu, sichverschiedene Forschungshaltungenund Methoden anzueignen.»Tanja Herdthier den Anschluss an das Designstudium nicht aus den Augenzu verlieren. Wir haben daher Workshops geplant, die denAustausch zwischen Wissenschaftlerinnen, Praktikern undStudierenden ermöglichen. Wir erhoffen uns davon eine Dynamisierung<strong>der</strong> Forschung im Design. Die Studierenden sindherzlich eingeladen, an den Veranstaltungen des Instituts fürDesignforschung aktiv mitzuwirken.»* Florian Dombois ist Künstler, Kunstforscher und Leiter des ForschungsschwerpunktsTransdisziplinarität im Dept. Kulturanalysen und Vermittlung(florian.dombois@zhdk.ch).Prof. Dr. Gerhard M. Buurman ist Leiter des Instituts für Designforschung(IDE) und leitet den Forschungsschwerpunkt (FSP) Infrastrukturen undService (gerhard.buurman@zhdk.ch), Dr. Tanja Herdt leitet den FSP Produktund Raum (tanja.herdt@zhdk.ch), Prof. Dr. Marc Rölli leitet den FSP Theorieund Methoden (marc.roelli@zhdk.ch), alle am Institut für Designforschung,Dept. Design.


18Zett 2–13/ Darstellende Künste und FilmLou Spichtig am Youth America Grand Prix, Variationaus dem Ballett «Giselle». Foto: Liza VollTraumtänzerischRichtungTanzolympDie 15-jährige Lou Spichtigreüssierte am Youth AmericaGrand Prix (YAGP) in New York.Die mediale Aufmerksamkeitwar riesig. Aber auch die darauserwachsene Aufgabe hat siemit Bravour gemeistert. SandraNussberger und Judith Hunger*Lou Spichtig, halb Schweizerin, halb Französin, verbrachtedie ersten vier Lebensjahre in Ghana, um dann nach Zürichzu ziehen. Im Alter von fünf <strong>Jahre</strong>n sah sie ihr erstes Ballettund war sofort Feuer und Flamme. Sie wusste, dass sieBallerina werden wollte. Ein Traum vieler junger Mädchen,<strong>der</strong> in den seltensten Fällen Realität wird. Lou Spichtig aberverfolgte ihr Ziel beharrlich und konsequent. Im Alter vonzehn <strong>Jahre</strong>n wurde sie an <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich (taZ) insGrundstudium aufgenommen. Der Tagesablauf war ab diesemZeitpunkt klar und ausgefüllt: Neben <strong>der</strong> Schulbildung an <strong>der</strong>Kunst- und Sportschule Zürich standen täglich vier StundenTraining auf dem Programm – auch am Samstag!Bis zu sechs Stunden Training täglichLou Spichtig ist nicht nur ein tänzerisches Talent, sie ist aucheine hochbegabte Schülerin. Sie konnte gleich zwei Klassenin <strong>der</strong> Oberstufe überspringen und trat mit 13 <strong>Jahre</strong>n ins dreijährigeHauptstudium ein. Zurzeit befindet sie sich im drittenLehrjahr an <strong>der</strong> taZ und absolviert ein tägliches Pensum vonbis zu sechs Stunden Training und rund zwei Stunden theoretischemUnterricht. Sie bereue es nicht, sich fürs Tanzenanstelle des Gymnasiums entschieden zu haben, meint LouSpichtig, dieses könne sie später ja immer noch nachholen.Die Arbeit mit unterschiedlichen Pädagoginnen und Pädagogenin den einzelnen Fächern gefällt ihr beson<strong>der</strong>s. Hinzukommt, dass auf ihrem Niveau die Arbeit mit externen Choreografinnenund Choreografen beginnt. Das sei beson<strong>der</strong>sspannend und herausfor<strong>der</strong>nd, denn jede und je<strong>der</strong> habe eineigenes Bewegungsvokabular und man müsse sich immerwie<strong>der</strong> von Neuem auf jemanden einlassen können, sagt sie.Die am YAGP gewonnene Goldmedaille ist ein wichtiger undmotivieren<strong>der</strong> Meilenstein in Lou Spichtigs Karriere und <strong>der</strong>Lohn jahrelanger harter Arbeit. Weitere herausragende Erfolgesind die Goldmedaillen am Tanzolymp Berlin <strong>20</strong>12 sowiedreimal in Folge am Internationalen BallettwettbewerbSolothurn (<strong>20</strong>12, <strong>20</strong>11 und <strong>20</strong>10).Wettbewerbe als SWettbewerbe, Auszeichnungen, Festivals:Sie alle haben etwas gemeinsam,eine unabhängige Jury trifft eine qualitativeWahl. Für die von <strong>der</strong> JuryErkorenen kann eine solche Auszeichnungein Karrieresprungbrett sein.Das Departement Darstellende Künsteund Film konnte in kurzer Zeit gleichzwei grosse Erfolge verbuchen. Einerseitsgewann Lou Spichtig, Schülerinan <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich (taZ),


Darstellende Künste und Film / Zett 2–1319Studenten-Oscarfür Master-Film«Parvaneh»Präsentation vor versammelter Fachwelt1999 von zwei ehemaligen Tänzern des Bolschoi-Balletts (Larissaund Gennadi Saveliev) ins Leben gerufen, wurde ausdem Youth America Grand Prix rasch einmal ein bekanntesSprungbrett für angehende professionelle klassische Tänzerinnenund Tänzer aus <strong>der</strong> ganzen Welt. Die Teilnehmendenim Alter von 9 bis 19 <strong>Jahre</strong>n haben die Möglichkeit, sich vorOrt renommierten Pädagoginnen, Choreografen und Direktorinnenvon internationalen Tanzausbildungsinstituten und-compagnien zu präsentieren.Vor und hinter <strong>der</strong> Bühne im ScheinwerferlichtLou Spichtigs Erfolg erregte grosse mediale Aufmerksamkeit.Tele Züri realisierte ein Porträt von ihr, und sie war auchfür Interviews sehr gefragt. Immer blieb sie gelassen undüberzeugte mit ihren souveränen Antworten. Das SchweizerFernsehen war während <strong>der</strong> Schulgala im Schauspielhaus ihrständiger Begleiter – das hiess ununterbrochene Medienpräsenzvor und hinter <strong>der</strong> Bühne. Ja, meint sie, sie wisse, dassdies <strong>der</strong> Ausnahmezustand gewesen sei, <strong>der</strong> nicht so schnellwie<strong>der</strong>kommen werde, aber genossen habe sie es trotzdem.* Sandra Nussberger ist für die Betriebsführung <strong>der</strong> Tanz Akademie Zürich,Dept. Darstellende Künste und Film, verantwortlich(sandra.nussberger@zhdk.ch). Judith Hunger ist Verantwortliche für dieÖffentlichkeitsarbeit des Departements ( judith.hunger@zhdk.ch).www.tanzakademie.chprungbrettdie Goldmedaille am weltweit grösstenStudierenden-Ballettwettbewerb, demYouth America Grand Prix, und an<strong>der</strong>erseitswurde Talkhon Hamzavifür ihren Mas ter-Abschlussfilm «Parvaneh»mit <strong>der</strong> höchsten Nachwuchsauszeichnung,die es im Filmbereichgibt, geehrt, einem Studenten-Oscar.Das Echo in den Schweizer Medien aufdiese Erfolge mit internationaler Ausstrahlungwar entsprechend gross.Talkhon Hamzavi wurde mit <strong>der</strong> Silbermedaille<strong>der</strong> Student Academy Awards (Studenten-Oscar)in Los Angeles für ihren Master-Abschlussfilm«Parvaneh» ausgezeichnet. Judith Hunger hatHartmut Wickerts* Gespräch mit <strong>der</strong> Regisseurindokumentiert.Im Alter von sieben <strong>Jahre</strong>n kommt Talkhon Hamzavi mitihrer Familie aus Teheran in die Schweiz. Dem Mädchen aus<strong>der</strong> Grossstadt Teheran mit den vielen Menschen auf denStrassen fällt vor allem die Ruhe in <strong>der</strong> Schweiz sofort auf.Nach <strong>der</strong> Schulbildung raten ihr ihre Eltern – beide haben inTeheran eine Kunsthochschule absolviert –, «etwas Rechtes»zu lernen. Sie entscheidet sich für eine Lehre als medizinischePraxisassistentin und arbeitet nach Lehrabschluss zwei <strong>Jahre</strong>im Beruf. Obwohl sie gern in ihrem Beruf arbeitet, bleibt dieKunst ein Feld, das seine Anziehungskraft nicht verliert. Siewill herausfinden, was es damit auf sich hat, und besucht dengestalterischen Vorkurs in Aarau. Dort dreht sie den erstenFilm mit einfachsten technischen Mitteln. Und entdeckt dieLeidenschaft fürs Filmemachen. Sie holt die Berufsmaturanach, wird an <strong>der</strong> ZHdK für den Studiengang Bachelor Filmaufgenommen und schliesst das Studium mit dem Master-Diplom ab.Der Film «Parvaneh»«Parvaneh» erzählt die Geschichte <strong>der</strong> jungen AfghaninParvaneh, die in einem Asylbewerberzentrum in den Bergenuntergebracht ist. Als sie von ihrer Familie hört, dass esihrem Grossvater in Afghanistan gesundheitlich schlechtgehe, entschliesst sie sich, ihm Geld für eine adäquate medizinischeBehandlung zu überweisen. Damit beginnt dasAbenteuer, denn sie muss nach Zürich reisen und stellt fest,dass sie wegen ihres Alters und mit einem Asylbewerberausweiskein Geld überweisen kann. Einzig ein Punkmädchenerklärt sich bereit, ihr zu helfen. Dies ist <strong>der</strong> Ausgangspunktfür eine Reihe unterschiedlichster Begegnungen. Das eigentlichDramatische am Film ist aber die Konfrontation<strong>der</strong> Einsamkeit von Parvaneh mit <strong>der</strong> Einsamkeit <strong>der</strong> jungenZürcherin, die zwar in einem wohlstandsgesättigtenUmfeld lebt, aber nicht min<strong>der</strong> alleingelassen wirkt als diejunge Fremde.Von Science-Fiction bis Lars von TrierFilmen versteht Talkhon Hamzavi als Möglichkeit, Meinungenund Haltungen zur Welt zu äussern und Konfrontationenmit Themen zu provozieren und zu för<strong>der</strong>n. So, wie TalkhonHamzavi ihre Gedanken vorträgt, wird deutlich, dasssie sich vor pauschalisierenden Statements scheut. In ihrer


<strong>20</strong>Zett 2–13/Drehbuchautorin und Regisseurin Talkhon Hamzavi (zweite von links) mit «Parvaneh»-Hauptdarstellerin Nissa Kashani, Produzent Stefan Eichenberger, HannesRüttimann (Schnitt) und Stefan Dux (Kamera) (von links nach rechts).Arbeit sieht man jedoch deutlich, dass das, was sie tut, gutdurchdacht und bestimmt ist. Im Moment arbeitet TalkhonHamzavi an einem Drehbuch und jobbt in ihrem alten Beruf,um Geld zu verdienen. Sie interessiert sich für ein breitesSpektrum von Genres, möchte sich nicht festlegen: von Science-Fictionbis Lars von Trier. Zu ihren Lieblingen gehörensowohl Roman Polanski, vor allem «Der Pianist», als auchDanny Boyle. Der frühe Luc Besson und <strong>der</strong> junge Tim Burtonsind weitere Bezugspunkte.Suche nach <strong>der</strong> HauptdarstellerinDie Frage nach <strong>der</strong> Entstehung ihres ausgezeichneten Filmsführt zurück in die ZHdK, wo Idee und Ausführung ihrenUrsprung haben. Im Rahmen eines Drehbuchseminars wurdedie Geschichte entwickelt, prägend für die endgültige Ausgestaltungwaren Diskussionen mit den Mitstudierenden undden Dozierenden. Wichtig war dabei das Modul «Arbeit mitSchauspielerInnen» mit Markus Imboden. Viel dort Gelerntesfand Anwendung in <strong>der</strong> Arbeit: die gesamte Vorbereitung, dasProben von schwierigen Szenen, Sprache und Akzent. Beson<strong>der</strong>sdankbar ist Talkhon Hamzavi ihrer Mentorin BarbaraKulcsar. Sie stand ihr mit Rat und Tat zur Seite, gab ihr abergleichzeitig genug Freiraum, um die Geschichte in ihrem Sinnentwickeln zu können.Die Suche nach <strong>der</strong> geeigneten Hauptdarstellerin war nichteinfach. Eine junge Schauspielerin afghanischer Herkunftin <strong>der</strong> Schweiz zu finden, stellte sich als unlösbare Aufgabeheraus. Nissa Kashani, die die Rolle <strong>der</strong> jungen afghanischenExilantin spielt, kommt aus dem Iran und lebt in <strong>der</strong> Romandie.Obwohl die beiden Sprachen Ähnlichkeiten haben, mussteein Sprachcoach mit ihr den afghanischen Dialekt einüben.Ausserdem musste sie lernen, den französischen Akzent beimDeutschsprechen abzulegen.Networking in Hollywood«Parvaneh» wurde an etlichen Festivals gezeigt. Der grössteErfolg vor dem Studenten-Oscar war <strong>der</strong> Prix Intercultureldes Internationalen Festivals <strong>der</strong> Filmhochschulen inMünchen. Obwohl sie wusste, dass ihr Film für die StudentAcademy Awards eingereicht worden war, überraschte siedie Aufnahme in die Short List sehr. Sie freute sich auf dieReise nach Los Angeles, wo sie eine Woche – die sogenannte«Academy Week» – verbrachte, an Workshops teilnahm, anVIP-Anlässe eingeladen wurde, wichtige Leute aus <strong>der</strong> Branchetreffen und Studios besuchen konnte. Und ja, sie hatteein Abendkleid dabei. Immerhin ging es nach Hollywood …* Prof. Hartmut Wickert ist Direktor Dept. Darstellende Künste und Film(hartmut.wickert@zhdk.ch). Judith Hunger ist Verantwortliche für dieÖffentlichkeitsarbeit des Departements ( judith.hunger@zhdk.ch).Informationen und Trailer zum Film «Parvaneh»http://sfv.zhdk.ch/diplomfilme/index.php?show=361Dankesrede von Talkhon Hamzavi an <strong>der</strong> Verleihung <strong>der</strong> Student AcademyAwards: www.youtube.com/watch?v=_VO9cvfv5lw


Zett 2–1321


22Zett 2–13/ MusikDie DirigentenschmiedeSie studieren, dirigieren und ergatternPreise, Fellowships und Engagements – dieaktuellen und ehemaligen Studierenden vonJohannes Schlaefli, <strong>der</strong> die Dirigierausbildung<strong>der</strong> ZHdK mit ausserordentlichem Erfolg leitet.Daniela Huser* (Text und Fotos) hat ihm imUnterricht über die Schulter geschaut.Um seine Fitness braucht sich Johannes Schlaefli keine Sorgenzu machen. Für seine Studierenden reisst er sich beideBeine aus. Rennt treppauf, treppab, um seiner Rumpfklassevon einer Dirigentin und fünf angehenden Dirigenten – dieübrigen leiten gerade Orchesterproben in Bern und Salzburg –nach einem missglückten Raumabtausch im voll besetztenHaus Florhof während <strong>der</strong> Prüfungsperiode zu einem Zimmerzu verhelfen. In <strong>der</strong> Klassenstunde am Morgen, erzählenzwei <strong>der</strong> wartenden Studierenden, werden Werke analysiertund besprochen, die in <strong>der</strong> Ensemblestunde am Nachmittagpraktisch angegangen werden.Daniela Huser: Was zeichnet einen guten Dirigenten aus?Johannes Schlaefli: Er kennt die Partitur in all ihren Aspekten,hat sich eine «innere Stimme» zum Werk erarbeitet,tritt vor das Orchester mit Ausstrahlung und Kommunikationsvermögenund kann im Musizieren «Geben und Nehmen»in ein ständig wechselndes, hochwirksames Gleichgewichtbringen.KlassenstundeTschaikowskys 6. Sinfonie wird unter die Lupe genommen.Fünf Studierende aus aller Welt beugen sich über die Partitur.Prüfen die Tonarten <strong>der</strong> Sätze – üblich o<strong>der</strong> abweichend? –,suchen nach Sekundvorhalten, die zuvor als eines <strong>der</strong> zentralenmusikalischen Themen dieses Werks herausgeschältworden sind. Fokussieren auf die Punktierung an einer bestimmtenStelle und darauf, was passieren würde, wenn sieentfiele. Reflektieren den Umgang des Komponisten mit denBogenstrichen. Ist <strong>der</strong> Bläsersatz an dieser Stelle bewussteInhaltssetzung o<strong>der</strong> technisches Zugeständnis? Wo und wiespielt <strong>der</strong> Komponist mit musikalischen Erwartungen? Wasist das «finale Statement»? Minutiös werden Bausubstanz undinhaltliche Aussagen des Stückes untersucht.Daniela Huser: Was zeichnet den Jungstudierenden aus, <strong>der</strong>die Aufnahmeprüfung Orchesterleitung besteht?Johannes Schlaefli: Er bringt gute Voraussetzungen mit –Musikalität, Gehör, Intelligenz, Vorstellungsvermögen, Führungsqualitäten– und das gewisse Etwas, die Begabung, dasOrchester so zum Klingen zu bringen, dass <strong>der</strong> musikalischeMoment zu einem beson<strong>der</strong>en wird.Zwischendurch werden Einspielungen verschiedener Orchesterangehört und besprochen: «Wie spielt Fedoseyev dieseStelle?» – «Kennst du die Aufnahme mit Karajan?». Man spieltdas Finale an, verfolgt die Stimmen in <strong>der</strong> Partitur – wissendesSchmunzeln, andächtiges Zuhören. «Der Klang istschön, aber ist es so interpretiert, wie es geschrieben steht?Tschaikowsky betrachtete die Sechste schliesslich als seinewichtigste Komposition.» Schlaefli erinnert die Studierendenan ihre Aufgabe als Dirigierende. Den Klang spüren, nehmen,bewegen, respektieren. Die Musikerinnen und Musikertun das sowieso, schwelgen im Klang, die Dirigierenden abermüssen den Flug lenken, sie kennen das Stück, wissen, wo esnoch hingeht. Wo hat es einen Höhepunkt, wie ist das richtigeTempo im Anschluss?Die Atmosphäre ist entspannt, aber konzentriert. Und immerwie<strong>der</strong> stellt Johannes Schlaefli Fragen, die die Studierendenüber bestimmte Aspekte intensiv nachdenken lassen, ihreWahrnehmung schärfen. Die Musik und seine Studierendenliegen ihm am Herzen, das merkt man. Und er stellt klareFor<strong>der</strong>ungen. «Darauf habe ich keine Antwort, ich kann nurFragen stellen», so ein Student. «Du musst aber eine Antworthaben», so Schlaefli. Erst wenn die Studierenden nicht weiterkommen,wird Wissen in Form von Information vermittelt.Daniela Huser: Was zeichnet eine gute Dirigierdozentin aus?Johannes Schlaefli: Sie konfrontiert die Studierenden miteiner Mischung aus ermuntern<strong>der</strong> Begleitung, anregen<strong>der</strong>Fragestellung und Wissensvermittlung in gut gewähltemTiming; sie bietet einen geistigen Raum für künstlerischesWachstum in angeregter Atmosphäre und lässt doch keinenZweifel an <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Erwartung.EnsemblestundeEs ist heiss. Ein gutes Dutzend Studieren<strong>der</strong> findet sich amNachmittag im gediegenen Salon mit Flügel und <strong>der</strong> adrettenGeigerin in Öl an <strong>der</strong> Wand ein. Stühle werden zurechtgerückt,Fenster geöffnet, man spielt sich ein. Einige <strong>der</strong> Dirigierstudierendensitzen selbst an Instrumenten. Eine Kamerasteht bereit. Vorne steht <strong>der</strong> junge Dirigent – <strong>der</strong>zeit imBachelor-Studium –, <strong>der</strong> nun die Kolleginnen und Kollegenan den Instrumenten unter seinem Stab versammeln muss,damit begonnen werden kann. Wirkt er souverän genug?Das Orchester, dieser musikalische Resonanzkörper des Dirigenten,reagiert sensibel auf Reize und Impulse. Das Spielbeginnt, 1. Satz.Schlaefli beobachtet mit Sperberaugen, ihm entgeht nichts. ImHintergrund «geistdirigiert» ein Kollege über seine Partiturgebeugt mit. Nach ein paar Minuten unterbricht Schlaefli, Zeitfür ein grundsätzliches Feedback und fürs Repetieren vonStellen, die Probleme bereiteten. Er lässt die Register alleinespielen, gibt Anweisungen, worauf zu hören und zu achtenist, korrigiert, lässt den Studenten variieren, fragt nach: «Duhast noch fünf Minuten – was möchtest du spielen?» Der jungeStudent wirkt in seinen letzten Minuten bereits sicherer undbeendet sein Dirigat, erleichtert und voller Eindrücke undErfahrungen, die er in <strong>der</strong> Folge verarbeiten wird. Schlaeflischliesst mit: «Reto, deine Zeit ist um – ich bin stolz auf dich.»


Musik / Zett 2–1323Johannes Schlaefli beim Zuhören in <strong>der</strong> Klassenstunde.Ensemblestunde im Salon an <strong>der</strong> Zürcher Florhofgasse.Daniela Huser: Was zeichnet die Dirigierstudentin aus, dieeine Audition gewinnt?Johannes Schlaefli: Dass sie zunächst einmal die erhofftenQualitäten als Dirigentin zeigt, und dann, dass sie in ganzbeson<strong>der</strong>em Mass dieses gewisse Etwas aufscheinen lassenkann. Dass die Jury das so sieht, dazu braucht es immer aucheine grosse Portion Glück!Fenster werden aufgerissen, ein kurzer Blick aufs Handy, <strong>der</strong>Griff zur Wasserflasche – hier wird gearbeitet und in denkurzen Pausen beim Wechsel des Dirigenten aufgetankt. Dernächste steht schon bereit, eine junge Frau neben sich. Manbeginnt.Aufrecht, die Füsse am Boden verankert, mit sicheren, präzisenBewegungen führt <strong>der</strong> zweite Dirigent das Kammerorches terin die Eröffnung. Das klingt an<strong>der</strong>s als noch zuvor, erst recht,als die Sängerin ins Spiel kommt. Eine Diva, stimmgewaltig,expressiv. Erobert langsam, aber sicher die Szenerie, treibtdas Volumen in die Höhe, bringt den ganzen Salon zum Beben,Drama, Baby, Drama! Der Dirigent, beeindruckt ob soviel Temperament, lässt kurz den charismatischen Gesangdas Ru<strong>der</strong> übernehmen. Hier unterbricht Schlaefli sofort:«Gib die Kontrolle nicht ab!» – entschuldigend charmantesSchulterzucken <strong>der</strong> Sängerin, wohlwollendes Schmunzeln imOrchester – zu schnell sei man eingestiegen in <strong>der</strong> Folge. Wastun, wie das eingeschlagene Tempo wie<strong>der</strong> drosseln? «Haltedie Handgelenke fest! Nicht weich und rund – das signalisiertdem Orchester, es sei alles okay!»Mit Applaus wird die Sängerin verabschiedet, und bis zur Pausestehen Kamera, Kammerorchester und Johannes Schlaeflieinem weiteren jungen Dirigenten zu Diensten. Es ist Chin-Chao Lin, <strong>der</strong> kürzlich in das renommierte Dirigentenforumdes Deutschen Musikrates aufgenommen wurde. Er ist einesaus <strong>der</strong> immer länger werdenden Liste erfolgreicher Talente<strong>der</strong> Dirigentenschmiede von Johannes Schlaefli.* Daniela Huser ist zuständig für die Kommunikation im Dept. Musik(daniela.huser@zhdk.ch).Orchesterkonzert mit Johannes SchlaefliSamstag, 5. Oktober, 19.30 Uhr, Tonhalle Zürich (siehe Konzerthinweis Seite 54)Erfolgsmeldungen seit <strong>20</strong>12Studierende: Fergus Macleod, Stipendiat Dirigentenforum des DeutschenMusik rates, Assistent des BBC Scottish Symphony Orchestra. Mirga Grazynite-Tyla, Zweite Kapellmeisterin an <strong>der</strong> Oper in Heidelberg; 1. Preis und ersteGewinnerin (erste Frau) des Nestlé and Salzburg Festival Young ConductorsAward und demnächst Kapellmeisterin am Stadttheater Bern. Piero Lombardi,Stipendium <strong>der</strong> Fundación Barrié für ein Master-Studium im Ausland; Gastdirigentam Rossini Opera Festival in Pesaro; Fellowship am Royal NorthernCollege of Music in Manchester. Chin-Chao Lin, Lucerne Festival Academy– fünf Konzertprojekte in Zürich, London, New York und Beijing; StipendiatDirigentenforum des Deutschen Musikrates.Alumni: Philippe Bach, Stationen in Manchester, Madrid und Lübeck, aktuellGeneralmusikdirektor in Meiningen. Patrick Lange, Assistent Claudio Abbados;Chefdirigent an <strong>der</strong> Komischen Oper Berlin; regelmässiger Gast an Häusernwie Covent Garden und Staatsoper Wien; demnächst erste eigene Produktionam Opernhaus Zürich. Ciarán McAuley, Fellow in <strong>der</strong> Sommerakademie desTanglewood Music Center in Boston. Leo McFall, Assistent des Gustav MahlerJugend Orchesters, Erster Kapellmeister in Meiningen.


24Zett 2–13/ Musik5 Taktenach Ziffer 97Die Orchesterausbildung <strong>der</strong> ZHdK ist erfolgreichin einem hoch kompetitiven Arbeitsmarkt.Während Vollzeitstellen in Orchestern immerseltener werden, eröffnen Spezialensembles,Festivalakademien und nicht zuletzt daswachsende Interesse im asiatischen Raumneue Möglichkeiten für Orchestermusikerinnenund -musiker. Michael Eidenbenz*Im Gespräch mit interessierten, aber vage informierten Kreisenist manchmal <strong>der</strong> Vorwurf zu hören, die ZHdK würdeMusikerinnen und Musiker für die Arbeitslosigkeit ausbilden.Als Beleg wird dann jeweils darauf verwiesen, wie schwieriges heutzutage sei, «ins Orchester zu kommen». Und mit beson<strong>der</strong>sverengtem Blickwinkel wird manchmal noch angefügt,im Tonhalle-Orchester Zürich gebe es im Moment gar keinefreien Stellen.Dem Argument liegt eine diffuse Idee von Musikerlaufbahnenzugrunde, die wenig aktuelle Kenntnis verrät. Sie lässt sichim Satz zusammenfassen: Wenn es mit <strong>der</strong> Musikkarrierenicht klappt, gehe ich halt ins Orchester. Der Satz war schonvor fünfzig <strong>Jahre</strong>n falsch. Heute zielt er definitiv an je<strong>der</strong> Realitätvorbei, angefangen bei <strong>der</strong> fälschlichen Reduktion desMusikstudiums auf die klassische instrumentale Ausbildungbis hin zum abschätzigen Blick auf den Beruf <strong>der</strong> Orchestermusikerin/desOrchestermusikers.Unsicherheiten o<strong>der</strong> Langweiligkeit sind tabuTatsache ist: Die Orchesterausbildung ist einer unter47 Schwerpunkten beziehungsweise Studiengängen amDepartement Musik, und sie ist so spezialisierend wie dasTonmeisterstudium, Pop-Pädagogik o<strong>der</strong> elektroakustischeKomposition. Sie führt zu einem präzis definierten Berufund erfor<strong>der</strong>t entsprechend geschärfte Fähigkeiten, dietrainiert werden wollen. Zu diesen gehört beispielsweisedas «Stellenspielen», eine auf Aussenstehende vermutlichetwas son<strong>der</strong>bar wirkende Art des Musizierens. Gemeintist die perfekte Wie<strong>der</strong>gabe einzelner exponierter Stellenaus zentralen Orchesterwerken. Das Fach wird während desStudiums unterrichtet, und bei <strong>der</strong> dazugehörigen Prüfungwerden tatsächlich sieben einzelne Takte Horn mitten auseiner Brahms-Sinfonie, eine isolierte Strawinsky-Schlagzeugpassageo<strong>der</strong> die Piccolophrase nach Ziffer 97 im 1. Aktvon «Othello» abgefragt. Fehler, Unsicherheiten o<strong>der</strong> einelangweilige Darstellung darf sich niemand erlauben, aucheigenwillige Originalität ist nicht gefragt, die Expertinnenund Experten sind da unerbittlich. Denn das gleiche Ritualgehört später auch zu den Probespielen, mit denen die Berufsorchesterihre freien Positionen besetzen. Auch hier müssen«Stellen» präsentiert werden, ihnen voran geht zusätzlichdie Darbietung ganzer Solokonzerte, was oft hinter einemVorhang zu geschehen hat. Nebst dem Funktionieren «aufKnopfdruck» will auch die umfassende musikalische Persönlichkeiteingeschätzt werden, sodass am Ende die o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erwähltedie Chance bekommt, sich während einer ausgiebigenProbezeit als künftiges Mitglied des Kollektivs zu bewähren.Instrumentale Kompetenz, verdichtetEs ist ein hoch selektives Verfahren. Freie Positionen sind rar(hier trifft das obige Klischee zu), auf eine öffentliche Ausschreibunggehen in <strong>der</strong> Regel Hun<strong>der</strong>te von Bewerbungenein. Entsprechend sitzen in den Orchestern eben keineswegsals Solistinnen und Solisten gescheiterte, frustrierte Routinemusiker,son<strong>der</strong>n höchst motivierte Persönlichkeiten, die zuden Besten ihres Fachs gehören. Ein gutes Berufsorchesterversammelt instrumentale Kompetenz in einer Dichte undMenge, wie sie sonst nirgends zu finden ist. Die Ansprüchedes erfahrenen Publikums sind so hoch wie jene <strong>der</strong> mit vielenSteuermillionen subventionierenden öffentlichen Hand, undgross ist schliesslich auch die künstlerische Intensität bei <strong>der</strong>verantwortungsvollen Teilhabe am Entstehen des kollektivenEreignisses.Erster BerufswunschDiese anregenden künstlerischen Bedingungen und nichtnur <strong>der</strong> gesicherte Monatslohn o<strong>der</strong> die geregelten Arbeitszeitenmachen die Positionen so begehrenswert, dass sie vonden meisten Studienanfängerinnen und -anfängern als ersterBerufswunsch genannt werden. Bis es dann zum Übertrittin den entsprechenden Master-Schwerpunkt kommt, habenviele von ihnen alternative Laufbahnszenarien entwickelt.Jene, die beim Orchesterziel bleiben, haben ein darauf zugeschnittenesMaster-Programm zu absolvieren, zu dem nebendem fortgesetzten Studium im Hauptfach und den erwähntenOrchesterstellen auch Probespieltraining, Bekämpfung desLampenfiebers, Kammermusik, Stilkunde und die Zulassungzu einem Praktikum mit rund zwanzig Diensten in <strong>der</strong> PhilharmoniaZürich, dem Orchester des Opernhauses Zürich,gehören. Zahlreiche Studierende erlangen ausserdem Praktikumsstellenin <strong>der</strong> Schweiz o<strong>der</strong> beispielsweise beim Teatroalla Scala in Mailand, beim Royal Concertgebouw Orchestrain Amsterdam o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Orchester-Akademie <strong>der</strong> BerlinerPhilharmoniker (bis zu hun<strong>der</strong>t Orchesterdienste pro Saison).Dazu kommen selbstverständlich auch die Mitwirkung inden ZHdK-eigenen Projekten, Kammermusik, obligatorischeKonzertbesuche, Variantfach-Unterricht (die Oboistin mussauch das Englischhorn, <strong>der</strong> Flötist auch das Piccolo beherrschen)nebst weiteren individuellen Wahlmodulen.Internationale ProbespielerfolgeNach solcher Vorbereitung beginnt gegen Ende des Studiumsdie intensive Zeit <strong>der</strong> Probespiele. Und in <strong>der</strong> Tat ist es ratsam,nicht zu warten, bis in Zürich etwas frei wird, son<strong>der</strong>n denBlick in die Welt hinaus zu richten. Die Liste <strong>der</strong> Klangkörper,die im Studienjahr <strong>20</strong>12/<strong>20</strong>13 mit Absolventinnen und Absolventen<strong>der</strong> ZHdK ergänzt worden sind, gibt einen aktuellenEindruck, wobei hier nur Probespielerfolge während des Studiumso<strong>der</strong> unmittelbar nach Abschluss aufgeführt sind, dieweiteren Alumni-Karrieren sind bisher nicht dokumentiert:Sinfonieorchester Basel (Konzertmeisterin), Luzerner Sinfo­


Musik / Zett 2–1325Gute Stimmung beim Violinen-Nachwuchsin <strong>der</strong> Orchesterprobe. Foto: Daniela Husernieorchester (Oboe), Gustav Mahler Jugendorchester (Schlagzeug),Orchestre Philharmonique de Nice (Tuba), Orchester-Akademie <strong>der</strong> Berliner Philharmoniker (Oboe), AkademieStaatstheater Stuttgart (Schlagzeug), Philharmonia Zürich(Oboe, Bratsche), NDR Sinfonieorchester (zweimal Violine),Sendai Philharmonic Orchestra (Japan) (Klarinette), ZürcherKammerorchester (Violine), KBS Symphony Orchestra(Seoul) (Violoncello), Symphonieorchester des BayerischenRundfunks (Violoncello), Berner Symphonie-Orchester(Pauke), Malmö Opera (1. Tuba), Orchestre de Chambre deLausanne (Violoncello), Philharmoniker Hamburg (Violine),Staatsorchester Braunschweig (Violine), Royal ConcertgebouwOrchestra (Amsterdam) (Violine), Neue Lausitzer Philharmonie(1. Horn), Osaka Philharmonic Orchestra (Japan)(1. Horn), Lucerne Festival Academy (Flöte), MusikkollegiumWinterthur (Violoncello), Konzerthaus Berlin (Trompete),Vaasa City Orchestra (Finnland) (Solotrompete). Die Listegibt Festanstellungen wie<strong>der</strong>.Asiatischer Arbeitsmarkt öffnet sichGleichzeitig ist zu beobachten, dass auch im Orchesterwesenzusehends mit Teilzeit, Befristungen, einzelnenProjekt engagements und generell mit beruflicher «Portfolio-Existenz»zu rechnen ist. In Deutschland, mit rund 130«Kulturorchestern» bei Weitem internationaler Spitzenreiterund noch immer Inbegriff <strong>der</strong> städtischen Philharmoniekultur,wurden in den letzten 25 <strong>Jahre</strong>n rund <strong>20</strong> Prozent <strong>der</strong>Planstellen gestrichen, ein Ende <strong>der</strong> Fusionstendenzen istnicht absehbar. An<strong>der</strong>erseits wächst die Zahl <strong>der</strong> Spezialensembles,<strong>der</strong> Festivalakademien und <strong>der</strong> Ad-hoc-Formationenauf hohem Niveau. Und mit <strong>der</strong> Verbürgerlichung <strong>der</strong>asiatischen Kultur nach westlichem Vorbild ist eine Verlagerungdes klassischen Repertoires samt zugehörigen Verdienstmöglichkeitenabsehbar.Bequemer wird <strong>der</strong> Zugang zum begehrten Job nicht werden,die Ausbildungen haben darauf mit dem nötigen Anspruchzu reagieren – und die Studierenden mit entsprechendemEhrgeiz. Beides ist lohnend, dem Erlebnis eines erstklassigenOrchesters ist wenig vergleichbar.* Prof. Michael Eidenbenz ist Direktor des Dept. Musik(michael.eidenbenz@zhdk.ch).


26Zett 2–13 / Kulturanalysen und VermittlungBild von Gertrud Schwyzer (1896–1970), «Zwei Frauen am Tisch», Aquarell auf Papier, 11,8 x 14,9 cm, undatiert, Psychiatrie zentrum Appenzell AR, SammlungHerisau, Inventarnummer 38. Foto: Jacqueline FahrniPrekäre Kunst –Werke auspsychiatrischenAnstaltenZeichnungen von Patientinnen und Patienten <strong>der</strong>frühen psychiatrischen Anstalten reflektiereneine Verflechtung gesellschaftlicher und ästhetischerFragen. Im Rahmen zweier Forschungsprojektewerden Werke aus zahlreichen Sammlungeninventarisiert und in einer Bilddatenbankzur Verfügung gestellt. Katrin Luchsinger*Die Psychiatrie befasst sich mit <strong>der</strong> Frage: Was gilt als «normal»,was als abweichend, krank, unnormal o<strong>der</strong> wahnsinnig?Dabei folgt das Fach entwe<strong>der</strong> den geltenden gesellschaftlichenNormen o<strong>der</strong> es eilt ihnen pathologisierend o<strong>der</strong>manchmal liberalisierend voraus, indem es <strong>der</strong> Gesellschaftzum Beispiel mehr integrierende Aufgaben zumutet. Wellenheftiger Psychiatriekritik, wie sie um 1900 o<strong>der</strong> 1970 hochschlugen,wirkten als wichtiges Korrekturmittel, denn dasVerhältnis <strong>der</strong> Gesellschaft zu psychiatrischen Anstalten isthoch ambivalent.Um 1900 blühte das Fachgebiet auf. Es wandte sich wahrnehmungstheoretischen,neurologischen, psychotherapeutischenFragen und gross angelegten Entwürfen zur Verbesserung<strong>der</strong> «Volksgesundheit» zu. Trotz dieses Enthusiasmus bliebenGeisteskrankheiten meist unbehandelbar. Patientinnen undPatienten verbrachten oft viele <strong>Jahre</strong> in <strong>der</strong> Anstalt, wo sievorwiegend in <strong>der</strong> Landwirtschaft in sogenannter «Arbeitstherapie»beschäftigt wurden.Autorschaft und WerkManche von ihnen gestalteten, viele schrieben. Ihre bisweilensehr umfangreichen Gesamtwerke sind oft signiert undmanchmal mit Titel und Datum versehen: Sie richten sich andie Öffentlichkeit. Die Anliegen sind völlig unterschiedlich:hoch spekulativ, politisch, poetisch, theoretisch o<strong>der</strong> sozialihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern zugewandt.Implizit o<strong>der</strong> explizit wird im Werk die Frage verhandelt:


Kulturanalysen und Vermittlung / Zett 2–1327Ist ein Leben ohne Teilhabe an <strong>der</strong> Öffentlichkeit möglich?Wie gestalten sich unter diesen Voraussetzungen Werk undAutorschaft?Die Gründe, weshalb viele Psychiater begannen, die Werkeihrer Patientinnen und Patienten zu sammeln, sind sehr unterschiedlich:Arthur Kielholz in Königsfelden, HermannRorschach in Herisau o<strong>der</strong> Hans Bertschinger in Schaffhausenwaren Psychoanalytiker, Walter Morgenthaler, <strong>der</strong> in<strong>der</strong> «Waldau» bei Bern eine grosse Sammlung anlegte, saheinen kunsttherapeutischen Nutzen darin, Patientinnen undPatienten zum Zeichnen anzuregen. Morgenthaler veröffentlichte1921 eine Monografie über seinen heute berühmtenPatienten Adolf Wölfli** unter dem Titel «Ein Geisteskrankerals Künstler».PrimitivismusFür zeitgenössische Betrachter – und das waren vorerst nurdie behandelnden Psychiater – sahen manche Werke aus wiedie Kunst ihrer Zeit: Expressive, afrikanische o<strong>der</strong> auch mittelalterlicheReferenzen wurden zu Rate gezogen, das grosseInteresse am «Wilden» in uns und in <strong>der</strong> Kulturgeschichtediente als Inspiration. Umgekehrt verorteten Psychiater wieKarl Jaspers Schizophrenes im Zeitgeist des beginnenden <strong>20</strong>.Jahrhun<strong>der</strong>ts. Die Pathologisierung des mo<strong>der</strong>nen Künstlersentwickelte sich in den 1930er-<strong>Jahre</strong>n zum gefürchtetenStigma.Die Frage <strong>der</strong> RelevanzEnde <strong>20</strong>13 wird eine Bilddatenbank mit den Inventaren <strong>der</strong>rund zwanzig noch erhaltenen Sammlungen dem SchweizerischenInstitut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) übergeben,wo sie <strong>der</strong> Öffentlichkeit zur Verfügung steht. DieBilddatenbank liefert die Grundlage für viele Fragestellungen,die in die Anfänge <strong>der</strong> Kunstpsychologie zurückreichen, aberauch kultur- und sozialgeschichtliche Themen aufgreifen. DieWerke, so heterogen sie auch sein mögen, belegen, dass an denRän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gesellschaft relevante Fragen gestellt werdenund dass <strong>der</strong> von Michel Foucault diagnostizierte Ausschluss<strong>der</strong> Anstaltsinsassinnen und -insassen aus den Diskursen ihrerZeit nicht kommentarlos hingenommen wurde. Die Werkegewinnen ihre Stärke gerade durch die Fragilität, welche dieprekarisierten Lebensentwürfe den Erschafferinnen und Erschaffernaufbürdeten. Gegenwärtig werden allenthalben –an Biennalen und in grossen Museen – Werke, die in Anstaltenentstanden sind, im Dialog mit solchen zeitgenössischer Kunstgezeigt, die ebenfalls Fragen in auf Bezug die Wege <strong>der</strong> Kommunikationthematisieren.* Katrin Luchsinger ist Leiterin des Forschungsprojekts «Bewahren beson<strong>der</strong>erKulturgüter I und II» am Institute for Cultural Studies in the Arts (ICS) und amInstitute for Art Education (IAE) sowie Dozentin im Bachelor und Master ArtEducation, Dept. Kulturanalysen und Vermittlung (katrin.luchsinger@zhdk.ch).** Das Werk Adolf Wölflis (1864–1930) umfasst über <strong>20</strong> 000 Blätter und wurde1973 auf Initiative von Harald Szeemann ins Kunstmuseum Bern transferiert.Bild von Fritz M. (1879–1960), «SozialisMuss», Tinte und Farbstift aufPapier, 27,8 x 39,5 cm, August 1924, Psychiatriezentrum Breitenau, SammlungBreitenau, Inventarnummer 95. Foto: Jacqueline FahrniMachen aussergewöhnliche Kulturgüter zugänglich: die ForscherinnenJacqueline Fahrni, Iris Blum und Katrin Luchsinger (von links) im Archiv des«Burghölzli», <strong>der</strong> Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Foto: Betty FleckForschungsprojekt«Bewahren beson<strong>der</strong>er Kulturgüter II. Bestandesaufnahme Schweiz 1850–1930» des Schweizerischen Nationalfonds (SNF)/DORE am Institute for CulturalStudies in the Arts (ICS). Praxispartner: Institut universitaire d’histoire de lamédecine et de la santé publique, Lausanne; Adolf Wölfli-Stiftung, KunstmuseumBern; Sammlung Prinzhorn, Heidelberg. Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen:Jacqueline Fahrni, Iris Blum. Projektleitung: Katrin Luchsinger.www.kulturgueter.ch


28Zett 2–13/ Kulturanalysen und VermittlungPhotomat-Resultatstreifen.In <strong>der</strong> Recyclingwerkstatt werden unter Anleitung vonZHdK-Studierenden Cupcake Boxes produziert.Kunst undDesignvermitteln –ein Blickin die PraxisAuf dem Abenteuerspielplatz, in Integrationswerkstätteno<strong>der</strong> am Zürcher Theater Spektakel:Die Vermittlerinnen und Vermittler von Kunstund Design möchten zu gestalterischem Handelnin ganz unterschiedlichen sozialen Kontextenanregen. Darauf bereitet sie das Studium <strong>der</strong> VertiefungÄsthetische Bildung und Soziokultur vor.Renate Lerch und Peter Truniger*«Im Hintergrund fehlt noch ein Wölkchen. Den Schnauzerlasse ich wohl weg, <strong>der</strong> war schon auf dem ersten Bild – dafürbleibt die Brille!» Die beiden Jugendlichen neben dem Photomatdiskutieren weitere Details <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>, die sie mittelsdes gezimmerten unkonventionellen Fotokastens herstellenmöchten. Auf dem Gelände des Zürcher Theater Spektakelsladen drei Studierende des Bachelor-Studiengangs Vermittlungvon Kunst und Design die Passantinnen und Passantenein zu einem kurzen gestalterischen Intermezzo. Mit demselbstgebauten Photomat bieten sie die Möglichkeit, einen4-Bil<strong>der</strong>-Fotostreifen herzustellen, <strong>der</strong> die Grenzen des traditionellenFotoautomaten deutlich ausweitet. Die Nutzersollen sich nämlich nicht einfach ablichten lassen, sie sindvielmehr dazu aufgefor<strong>der</strong>t, mittels vorhandener o<strong>der</strong> selbstproduzierter Accessoires (Brillen, Hüte, Schmuck, Schnauz …)sich und den Bildhintergrund zu stylen. Das Resultat sind witzige,überraschende Fotoserien, die im Verlauf einer kurzengestalterischen Intervention entstehen.Gestalterische Aufgaben regen anDer Photomat ist ein Beispiel für die berufliche Tätigkeit vonAbsolventinnen und Absolventen <strong>der</strong> Vertiefung ÄsthetischeBildung und Soziokultur des Bachelor-Studiengangs Vermittlungvon Kunst und Design. Menschen jeden Alters mit unterschiedlichen(Lern-)Voraussetzungen und Begabungenwerden angeregt zu gestalterischem Handeln und entsprechen<strong>der</strong>Reflexion. Dies gelingt in <strong>der</strong> stimmigen Kombinationvon Thema, Aufgabenstellung, Instruktion, Beratungund Infrastruktur. Wichtig ist zudem die Organisation <strong>der</strong>Lernumgebung mit Auftragsformulierung, Materialmusternund Arbeitsproben o<strong>der</strong> auch Kunst- und Designbüchern alsInspirationsquelle.Der Begriff Soziokultur verweist auf das Zusammenspielsozialer und kultureller Bedürfnisse und Interessen unterschiedlicherMenschen mit dem Ziel gemeinschaftlicher Aktivität.Kin<strong>der</strong> im Ferienprogramm, alte Menschen in einemPflegeheim, Jugendliche im Quartierzentrum, Menschen miteiner Behin<strong>der</strong>ung in einer Betreuungseinrichtung o<strong>der</strong> Besucherinnenund Besucher eines Quartierfests erhalten dieGelegenheit, anregende gestalterische Aufgaben zu lösen.Während im Feld <strong>der</strong> sozialen Arbeit <strong>der</strong> soziokulturelle Austauschim Vor<strong>der</strong>grund steht, geht es den Vermittlerinnenund Vermittlern von Kunst und Design um Bildung und dengestalterischen Prozess. Letzterer entwickelt sich aus demDialog über Vorgehensweisen, Materialwahl, Form- undFarbgestaltung.Auf dem SpielplatzDie Aufgaben <strong>der</strong> Vermittlerinnen und Vermittler sind vielfältig,wie die folgenden Praktikumsbeispiele zeigen. Für dieZürcher Stiftung für Gefangenen- und Entlassenenfürsorgesollen Produkte für den eigenen Shop entwickelt werden.


Kulturanalysen und Vermittlung / Zett 2–1329Diese werden von den Betreuten aus dem Recyclingfundusproduziert. In einem ersten Schritt werden die Ausgangslageund die Bedingungen für das Projekt analysiert undmögliche Themen und Umsetzungsvarianten geprüft. Dannbeginnt die Konkretisierung des Projekts, basierend auf <strong>der</strong>vorhandenen Infrastruktur wird geklärt, wen die Produkteansprechen sollen. Schliesslich richten die Studierenden dieArbeitsplätze auf die spezifischen Bedürfnisse <strong>der</strong> Herstelleraus und starten ihr Vermittlungsangebot. Entstanden sinddabei unter an<strong>der</strong>em aus alten Schallplattenhüllen geklebteCupcake Boxes, jede ein Unikat.Bei einem Praktikum auf dem Abenteuerspielplatz Holzwurmin Uster wurden das Engagement <strong>der</strong> Studentinnen,ihr gestalterisches und handwerkliches Geschick sowie dieausgeprägten sozialen und didaktischen Kompetenzen sehrgeschätzt, wie eine schriftliche Rückmeldung <strong>der</strong> Praxismentorinbelegt: «Ein herzliches Dankeschön für die Vermittlungdieser zwei grossartigen und voll motivierten jungen Frauen!Die beiden haben unseren Spielplatz mit ihrer Mitarbeit bereichertund unserem Team neue Ideen gebracht.»Gut vorbereitet ins BerufslebenDie Vorbereitung auf die berufliche Tätigkeit ist komplex.Ihr wird im Studium grosser Stellenwert beigemessen. Dieberufspraktische Ausbildung umfasst eine Hospitation undzwei Praktika in den künftigen Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n. Bereitswährend <strong>der</strong> Ausbildung tauschen sich die Studierendenuntereinan<strong>der</strong> sowie mit Praxismentorinnen und -mentorenaus und vernetzen sich in Berufsverbänden. Dies im Hinblickauf den Berufseinstieg. Der Dialog, unter an<strong>der</strong>em inForm von Praxiseinblicken, von Praktikumtandems o<strong>der</strong>gemeinsam verfassten Dokumentationen, spielt dabei eineentscheidende Rolle. In <strong>der</strong> gestalterischen Ausbildungentscheiden sich die Studierenden für ein Profil in Kunst,Design o<strong>der</strong> Medien o<strong>der</strong> alternativ dazu für eine generalistischeAusrichtung. Theoretisches und reflexives Kontextwissenin den Bereichen Kunst-, Design- und Medientheoriesowie in Pädagogik, Didaktik, Psychologie rundendas Ausbildungsprofil <strong>der</strong> Vertiefung Ästhetische Bildungund Soziokultur ab.Bis zum Studienabschluss haben die Absolventinnen und Absolventengelernt, Themen bedarfsorientiert und interaktivauf Zielgruppen und Arbeitsorte abzustimmen und zu realisieren.Sie sind vorbereitet auf die gestalterische Arbeit beisehr unterschiedlichen Voraussetzungen – mit Kin<strong>der</strong>n undJugendlichen im Schulalter, mit Erwachsenen in <strong>der</strong> Resozialisierung,im institutionellen Kurswesen o<strong>der</strong> auch in geriatrischenEinrichtungen mit sehr alten Menschen. Mit ihrenAufgabenstellungen reagieren sie auf Herausfor<strong>der</strong>ungen wielebenslanges Lernen, Multikulturalität, die Konsum- undÜberflussgesellschaft o<strong>der</strong> Generationenkonflikte.Eine Studentin zeigt Kin<strong>der</strong>n, wie sie Requisiten für den Photomatgestalten können.Der Photomat in Betrieb.* Renate Lerch ist Dozentin, Supervisorin sowie Coach und koordiniert dieFachgruppe Vermittlung im Bachelor Vermittlung von Kunst und Design(renate.lerch@zhdk.ch); Prof. Peter Truniger ist Dozent und Psychologe undleitet den Bachelor Vermittlung von Kunst und Design im Dept. Kulturanalysenund Vermittlung (peter.truniger@zhdk.ch).Nächste Doppelseite: «Mit Photoshop gegen Photoshop». In ihrer Master­Arbeit setzt sich Anina Meier mit Photoshop als einem vorgestaltetenBildgenerator auseinan<strong>der</strong>. Sie schloss ihr Studium in <strong>der</strong> Vertiefung bilden &vermitteln im Master Art Education, Departement Kulturanalysen undVermittlung, im Januar <strong>20</strong>13 ab.


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32Zett 2–13/ Kunst & MedienLanger Wegvon <strong>der</strong>Idee zurAusstellungDas Kuratieren von Diplomausstellungen ist eineverzwickte Angelegenheit. Wer denkt, mit demPlatzieren von Objekten nach einem zuvor ausgedachtenKonzept seis getan, irrt. Viele Detailsgilt es zu berücksichtigen, von <strong>der</strong> Raumform biszu Werken, die zur Zeit <strong>der</strong> Planung erst als Ideeexistieren. Martin Jaeggi* berichtet aus <strong>der</strong> Praxisim Departement Kunst & Medien.Vergleicht man das Kuratieren einer Diplomausstellung, wiesie an <strong>der</strong> ZHdK jeden Frühsommer während zweier Wochenstattfindet, mit dem Kuratieren einer regulären Gruppenausstellung,stellt man fest, dass <strong>der</strong> Vorgang fast gegenläufig ist.In <strong>der</strong> Regel steht bei einer Gruppenausstellung am Anfangeine Idee o<strong>der</strong> ein Thema, danach müssen Werke gefundenwerden, <strong>der</strong>en Zusammenstellung die Grundidee sichtbareForm werden lässt. Ganz an<strong>der</strong>s eine Diplomausstellung: AmAnfang stehen Werke o<strong>der</strong> Werkideen einer Gruppe von Studierenden,die wohl die Erfahrung ihres gemeinsamen Studiumsverbindet, <strong>der</strong>en Werke jedoch meist eine beträchtlicheinhaltliche und formale Spanne abstecken. Die Aufgaben <strong>der</strong>Kuratorin o<strong>der</strong> des Kuratorenteams besteht nun darin, dieschrittweise Materialisierung <strong>der</strong> Werke kritisch reflektierendzu begleiten und zugleich eine Ausstellung zu entwerfen,die diese Werke in einen sinnstiftenden Zusammenhang stellt.Dabei gilt es, formale und inhaltliche Affinitäten unter denWerken aufzuspüren o<strong>der</strong> zu konstruieren in steter Rücksprachemit den Studierenden.Die Kuratierenden müssen nicht nur die selbst gesteckteninhaltlichen Ansprüche befriedigen, das Ausstellungskonzeptmuss auch die Akzeptanz <strong>der</strong> Studierenden finden, für die dieDiplomausstellung als Schlusspunkt ihres Studiums emotionalstark besetzt ist. Dem Wunsch nach einem gelungenenGanzen steht <strong>der</strong> Platzwunsch <strong>der</strong> Einzelnen gegenüber, dieAngst, zu wenig Beachtung zu erfahren. Hier wird den Kuratierendeneiniges an Verhandlungsgeschick abverlangt, umeine Balance zwischen diesen Ansprüchen herzustellen.Narratives Potenzial von RäumenEin zweiter wesentlicher Ausgangspunkt neben den Werkensind die Räume, die einen Knackpunkt darstellen können, daes sich mit Ausnahme <strong>der</strong> beiden Galerien im Sihlquai 125 umSchulräume und Ateliers handelt, im Falle des Masters FineArts gar um Büroräume. Diese können oft erst durch Einbauten,die das Team <strong>der</strong> Museumswerkstatt jedes Jahr mitgrossem Einsatz fertigstellt, als Ausstellungsräume tauglichgemacht werden. In diese Räume müssen nun die Werke eingefügtwerden, sie geben die Möglichkeiten inhaltlicher Glie<strong>der</strong>ungvor durch ihre Grösse und Folge. Kuratieren bedeutetnicht zuletzt, das narrative Potenzial von Räumen auszuloten.Oben: Pascal Sidler, Bachelor Medien & Kunst, Vertiefung Bildende Kunst: «360°»,Diplomausstellung <strong>20</strong>13 am Sihlquai 125. Foto: Philip LeutertUnten: Florian Fülscher, Master Fine Arts: «Einfalt», Diplomausstellung <strong>20</strong>13 an <strong>der</strong>Förrlibuckstrasse 178/180. Foto: Jon EtterDie Ausstellungen des Departements Kunst & Medien lassensich denn auch in kuratorischer Hinsicht als Reaktionauf die Beschaffenheit <strong>der</strong> Räume lesen. Im Sihlquai 125, wodie Vertiefungen Bildende Kunst und Fotografie angesiedeltsind, stehen zwei grosse Galerieräume zur Verfügung. In <strong>der</strong>Bildenden Kunst kam für die diesjährige Diplomausstellungüberdies <strong>der</strong> grosse Raum an <strong>der</strong> Pfingstweidstrasse dazu,wo Arbeiten mit performativen und/o<strong>der</strong> partizipatorischenAspekten gezeigt wurden, während in <strong>der</strong> Galerie <strong>der</strong> Vertiefungformal ausgerichtete, in Schwarz, Weiss und Graugehaltene Arbeiten zueinan<strong>der</strong> in Bezug gesetzt wurden. Imviergeteilten Galerieraum <strong>der</strong> Vertiefung Fotografie wurdenfür die diesjährige Diplomausstellung in einem Teil Arbeitengruppiert, die sich mit Abstraktion auseinan<strong>der</strong>setzen, ineinem an<strong>der</strong>en Arbeiten, die durch verschiedenartige Hängungenund Glie<strong>der</strong>ungen von Fotografien (Wolke, Gitter,grafische Anordnung) inhaltliche Strukturen generieren.Die Schulräume in beiden Vertiefungen nutzten die Kuratierendenfür installative Arbeiten, die teils auch explizit dieRaumbeschaffenheit thematisierten.Ausstellungskojen im einstigen GrossraumbüroGanz an<strong>der</strong>s stellt sich die Ausgangslage am Sihlquai 131 bei<strong>der</strong> Vertiefung Mediale Künste dar. Die Folge <strong>der</strong> Räume ist


Kunst & Medien / Zett 2–1333Oben: Bachelor Medien & Kunst, Vertiefung Fotografie, Diplomausstellung <strong>20</strong>13am Sihlquai 125. Foto: Flavio KarrerUnten: Joris Stemmle, Bachelor Medien & Kunst, Vertiefung Mediale Künste: «Lautsprecher,weisses Rauschen moduliert», Diplomausstellung <strong>20</strong>13 am Sihlquai 131. Foto: Aron Martyhier wesentlich verwinkelter und erstreckt sich über dreiStockwerke, was freilich den Arbeiten, meist Installationenund Projektionen, oft mit Ton, entgegenkommt. Die Kuratierenden<strong>der</strong> Ausstellung, Pauline Baudry, Eran Schaerf undAndrea Thal, schufen für die Diplomausstellung <strong>20</strong>13 eine ArtParcours, <strong>der</strong> die Besucherinnen und Besucher in die einzelnenArbeiten eintauchen liess und gleichwohl in seiner Abfolgethematische Verbundenheiten aufscheinen liess, wie etwadie Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Geschlecht als Performance, mitEin- und Ausschlussmechanismen und Machtstrukturen,die elektronische Medien generieren. Den wohl eigenwilligstenRaum bespielte <strong>der</strong> Master Fine Arts in Zürich-West:ein ehemaliges Grossraumbüro ohne Raumunterteilung, nurunterbrochen durch die Lift- und Treppenhäuser in <strong>der</strong> Gebäudemitte.Kurator Erik Steinbrecher ging mit den beidenRaumhälften unterschiedlich um: Auf <strong>der</strong> einen Seite liesser den Raum offen und platzierte die Werke in <strong>der</strong> offenenRaumflucht, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en baute <strong>der</strong> Architekt Tobias Klausereine Folge von Kojen, die es erlaubte, vor allem installativeArbeiten in sich geschlossen zu zeigen.De la Fuente O de Franco, Master Fine Arts: «Apparitio regis – Revelatioveritatis #1», Diplomausstellung <strong>20</strong>13 an <strong>der</strong> Förrlibuckstrasse 178/180.Foto: Jon EtterMuseale Ruhe nach hektischen TagenNach dreimonatigen Vorbereitungen folgt <strong>der</strong> zehntägigeAufbau. Was lange bedacht und beredet, umkreist und umrissenwurde, muss sich nun materialisieren. Bei einigen läuftdies rund, bei an<strong>der</strong>en sind Anpassungen nötig, sei es, weil<strong>der</strong> Raum es for<strong>der</strong>t, o<strong>der</strong> seien es die Tücken des Materials.Während die Studierenden an diesem Punkt ganz auf ihreWerke fokussiert sind, müssen die Kuratierenden ständigzwischen dem grossen Ganzen und den kleinen Details hinundherwechseln: Einerseits gilt es, den Studierenden mitRat zur Seite zu stehen, an<strong>der</strong>erseits stellt sich heraus, obdas kuratorische Konzept, erstellt auf Grundlage von blossenWerkideen und -skizzen, tatsächlich aufgeht o<strong>der</strong> ob dienun ihre endgültige Form annehmenden Werke nach Anpassungenverlangen. Daneben gilt es, organisatorische Detailswie die Reinigung <strong>der</strong> Ausstellungsräume vor <strong>der</strong> Eröffnungo<strong>der</strong> das Aufschliessen <strong>der</strong> Räume durch den Hausdienst zuorganisieren. Wenn man schliesslich nach den hektischen,nervösen Tagen des Aufbaus durch die fertigen Ausstellungenspaziert, mischt sich Erleichterung mit Erstaunen darüber,dass sich diese nun mit fast schon musealer Ruhe und Gesetztheitpräsentieren.* Martin Jaeggi ist freischaffen<strong>der</strong> Autor und Kurator sowie Dozent imBachelor Medien & Kunst in <strong>der</strong> Vertiefung Fotografie, Dept. Kunst & Medien(martin.jaeggi@zhdk.ch).


34Zett 2–13/ Kunst & Medien<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong><strong>Kunsthof</strong> Zürich:beredte Lückeim StadtgefügeSeit <strong>der</strong> Gründung 1993 hat <strong>der</strong> <strong>Kunsthof</strong> Zürichein breites Spektrum künstlerischer Artikulationenermöglicht. Die Kombination verschiedensterAusstellen<strong>der</strong> und Kuratieren<strong>der</strong> und diefortlaufende Bespielung des <strong>Kunsthof</strong>s machenihn zu einem aussergewöhnlichen Ausstellungs-,Veranstaltungs- und Diskursort.Andrea Portmann*Blickt man im <strong>Kunsthof</strong> Zürich an <strong>der</strong> Limmatstrasse 44 an<strong>der</strong> in den Himmel ragenden bräunlichen Brandmauer hoch,kann man links und rechts zwei helle, rechteckige Verfärbungenentdecken. Sie sind Spuren einer vergangenen Ausstellungund wecken Erinnerungen. Plötzlich erscheinen inleuchtendem Rot die Worte «TO THE LAKE / ON THE LAKE/ FROM THE LAKE / AT THE LAKE / BORDERING THELAKE». Die einzelnen Zeilen regen das Vorstellungsvermögenan, das klar definierte Geviert des <strong>Kunsthof</strong>s öffnet sichhin zum See. 1995 wird diese Schriftarbeit von LawrenceWeiner von Studierenden <strong>der</strong> damaligen WeiterbildungsklasseBildende Kunst (WBK) realisiert und bleibt während rundfünf <strong>Jahre</strong>n bestehen.Im <strong>Kunsthof</strong> gibt es einige solche Spuren, die auf vergangeneAusstellungen, Veranstaltungen und Projekte hinweisen, o<strong>der</strong>materiale Beschaffenheiten – wie zum Beispiel <strong>der</strong> Dolendeckelo<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kiesboden –, die, Reizworten ähnlich, bestimmteAusstellungen lebendig vor Augen führen. Der Ortverwandelt sich so in eine Zeitkapsel, die viele einan<strong>der</strong> überlappendeGeschichten, Bil<strong>der</strong>, Klänge birgt.Studierende üben Praxis des KuratierensAls Labor für künstlerische Experimente im Aussenraumwird <strong>der</strong> <strong>Kunsthof</strong> Zürich 1993 von <strong>der</strong> damaligen WeiterbildungsklasseBildende Kunst unter <strong>der</strong> Leitung von ChristophSchenker ins Leben gerufen. Die Idee ist, den Ort zur Realisierungkünstlerischer Arbeiten Studierenden, Dozierendensowie national und international bekannten Künstlerinnenund Künstlern zur Verfügung zu stellen. Dabei beteiligensich die Studierenden an <strong>der</strong> Konzeption, Organisation undRealisation <strong>der</strong> jeweiligen künstlerischen Projekte und könnensich so auch in <strong>der</strong> Praxis des Kuratierens üben. Studierendenermöglicht die Baulücke bis heute ein künstlerischesExplorieren im öffentlichen Raum unter beson<strong>der</strong>s günstigen,laborähnlichen Bedingungen.1994 realisiert die damalige WBK-StudentinDominique Lämmli im <strong>Kunsthof</strong> eine fragile,sich im Wechselspiel mit den Wetterverhältnissenverän<strong>der</strong>nde Installation: Um die 300mit Helium gefüllte Ballone sind entlang einesregelmässigen Quadratrasters am Boden des<strong>Kunsthof</strong>s fixiert, <strong>der</strong> höchste Punkt <strong>der</strong> Balloneentspricht genau <strong>der</strong> zweieinhalb Meter hohenhinteren Längsmauer. Das Erscheinungsbild<strong>der</strong> Installation verän<strong>der</strong>t sich fortwährend,und die Ballone beginnen zu sinken, bis sie einesTages verschrumpelt auf dem Boden zu liegenkomme n .Am 21. März <strong>20</strong>08, am Karfreitag zu Vollmond,setzt <strong>der</strong> damalige ZHdK-Student MirkoBaselgia die als «Phase Jota» bezeichnete vierteEtappe seiner Arbeit «Phönix* (Version Alpha)»um. In dieser Arbeit verwandelt Baselgia Zeichnungen,Bil<strong>der</strong> und Objekte aus zehnjährigerkünstlerischer Arbeit durch mehrere Transformationenin einen Diamanten. In Anlehnungan die Alchemie teilte er den gesamten Verwandlungsprozessin sieben Phasen ein, die anverschiedenen Standorten in <strong>der</strong> Schweiz ihreRealisierung finden. Im <strong>Kunsthof</strong> verbrennt erdie ausgewählten Arbeiten, füllt die Asche ineinen dafür gefertigten Behälter für den Weitertransportnach Chur, wo sich ein Laboratoriumzur Diamantenherstellung befindet.145


352 3Im Wandel <strong>der</strong> Zeit hat sich natürlich nicht zuletzt auch durchdie Hochschulreformen vieles verän<strong>der</strong>t, die Verknüpfungzwischen den Aktivitäten im <strong>Kunsthof</strong> und <strong>der</strong> Lehre in <strong>der</strong>Vertiefung Bildende Kunst des Bachelors Medien & Kunstbesteht weiterhin. Seit <strong>20</strong>09 gestaltet jeweils eine Gastkuratorino<strong>der</strong> ein Gastkurator das Programm. Dabei werden im<strong>Kunsthof</strong> immer wie<strong>der</strong> aktuelle ästhetische Themen verhandelt,<strong>der</strong> Raum ist seit seinen Anfängen auch als Diskursortwirksam.Dimitrina Sevova, ehemalige ZHdK-Studentin,ist in diesem Jahr Gastkuratorin und zeichnetverantwortlich für die Aktivitäten im und umden <strong>Kunsthof</strong>. Unter dem Titel «Opportunitiesfor Outdoor Play? Playgrounds – New Spacesof Liberty (The Question of Form)» werden dieökologischen, sozialen und politischen Mikrostrukturenvon Spielplätzen in <strong>der</strong> Nähe des<strong>Kunsthof</strong>s in einem transdisziplinären undprozesshaft angelegten Projekt erforscht. DerAspekt des Spielens im Aussenraum («OutdoorPlay») ist auch für die Aktivitäten im <strong>Kunsthof</strong>leitend und ermöglicht es, den <strong>Kunsthof</strong> alsoffenen und zugänglichen Raum zu reaktivierenund zu reorganisieren. Er ist Labor für ästhetischeExperimente, Ort für kritische Diskussionenund Reflexionen, Open-Air-Kino usw.Kunst bringt Verborgenes zum VorscheinDer Aspekt <strong>der</strong> Ortsspezifität spielt beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> erstenDekade <strong>der</strong> Ausstellungsgeschichte immer wie<strong>der</strong> einewichtige Rolle. Entsprechend sind zahlreiche Arbeiten inAuseinan<strong>der</strong>setzung mit und in Bezugnahme auf materiale,architektonische, topografische, baugeschichtliche o<strong>der</strong> institutionelleBeschaffenheiten des Ortes entstanden. So kamenimmer wie<strong>der</strong> neue Aspekte des <strong>Kunsthof</strong>s zum Vorschein.Roman Ondák spannt im Jahr <strong>20</strong>00 eine Schnurvom ersten Obergeschoss des Dittinghausesdurch eine in die Fensterscheibe geschnitteneÖffnung über den <strong>Kunsthof</strong> hin zur Brandmauerdes gegenüberliegenden Bürohauses. Hier verweistein kleines Podest auf die Bodenhöhe desersten Geschosses. Durch die Installation «RoomExtension» entsteht <strong>der</strong> Eindruck, die Baulückesei ein räumliches Vakuum, das durch das Auseinan<strong>der</strong>ziehenvon zwei Baukörpern zustandekommt.Neben <strong>der</strong> Realisierung speziell auf den Ort bezogener o<strong>der</strong>mit dem Ort verknüpfter Zusammenhänge wird <strong>der</strong> <strong>Kunsthof</strong>auch als Produktions- und Diskursort o<strong>der</strong> als Ausgangspunktfür weiterführende Projekte genutzt.1996 realisiert Peter Regli eine Ausstellungim Klingenpark, nicht im <strong>Kunsthof</strong>: Er wechseltalle Sitzbänke des Parks mit Bänken auszwölf Tourismusregionen <strong>der</strong> Schweiz aus.Urs Hartmann und Markus Wetzel bauenim Jahr <strong>20</strong>00 in zwei Pavillons im <strong>Kunsthof</strong>eine funktionstüchtige Bad- und Kücheneinheit,die bis heute in einer Wohnung inZürich genutzt wird. Gleichzeitig drehen sieden Eso-Fiction-Film «wildbrook», in demdie Wohneinheiten die Rolle von ominösenGefühlsumwandlungskapseln spielen.Das transformative Potenzial des <strong>Kunsthof</strong>s Zürich spiegeltsich im breiten Spektrum <strong>der</strong> realisierten Arbeiten, in <strong>der</strong> Vielstimmigkeitganz unterschiedlicher ästhetischer Positionen.Der <strong>Kunsthof</strong> bietet Raum für Performances, Installationen,Skulpturen, Audio- und Videoarbeiten, Aktionen, Veranstaltungen,Manifestationen, Lecture Performances, Projektseminare,Workshops, Screenings usw.6 7


3689Mit «Der längste Tag» rufen Dorothea Rustund Peter Emch eine einzigartige Performancereiheins Leben, die <strong>20</strong>04, <strong>20</strong>05, <strong>20</strong>07 und <strong>20</strong>08jeweils am längsten Tag des <strong>Jahre</strong>s stattfindet:Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergangentfaltet sich ein breites Spektrum an künstlerischenaktionistischen Interventionen. AllenPerformerinnen und Performern steht je eineStunde für das Einrichten, die Aktion und dasAbräumen zur Verfügung.Der <strong>Kunsthof</strong> – reizvoll auch als ruhende BracheDie Fülle an Positionen kommt deshalb so produktiv zur Entfaltung,weil sich <strong>der</strong> <strong>Kunsthof</strong> nie einer fixen Programmatikverschrieben hat und gänzlich ausserhalb eines kommerziellenund städtebaulich-funktionalen Rahmens steht. Er istein Ort des Dazwischens, eine raumzeitliche Konstellationeines «nicht mehr und noch nicht». Diese tritt beson<strong>der</strong>s eindrücklichin Erscheinung, wenn im <strong>Kunsthof</strong> nichts läuft –1 – 1994, Bessie Nager, «Sammelplatz». Foto: Istvan Balogh2 – 1994, Dominique Lämmli, «Looooooooooool». Foto: Angela Reinhard3 – 1996, Sol LeWitt, «Three Sided Tower». Foto: Doris Fanconi4 – 1999, Georgia Creimer, «Wir sind es, wir sind es wirklich!».Foto: Georgia Creimer5 – <strong>20</strong>03, Marie José Burki, «Where was I born and what is my name».Foto: Mitja Tusek6 – <strong>20</strong>04, Ursula Sulser, «Ample Sample». Foto: Betty Fleck7 – <strong>20</strong>07, Niklaus Rüegg und Ariel Zumstein, Performance «Der längste Tag».Foto: Marie José Burki8 – <strong>20</strong>08, Knowbotic Research, «Newborn – undeliverable?».Foto: Christian Hübler9 – <strong>20</strong>09, «Elektromagnetischer Sommer – lauter Inseln!», Mirjam Bürginund Rolf Simmen während ihrer Performance «Barbarita, Brother undDou». Foto: Regula Bearth10 – <strong>20</strong>10, Erik Steinbrecher, «Dozent sucht Unterkunft mit Frühstück;gratis». Foto: Erik Steinbrecher11 – <strong>20</strong>11, MERESK, «Deponie». Foto: Wolf Schmelterdann nämlich präsentiert sich die Lücke als ruhende Brache.Umso erstaunlicher und überraschen<strong>der</strong> wirken dann jeweilswie<strong>der</strong> die künstlerischen Ereignisse, wenn sie eintreffen. So,als wäre etwas eigentlich Unwirkliches o<strong>der</strong> Fiktives plötzlichin die Lücke hineingebrochen. Diesen fiktiv anmutenden Charakterdes Ortes haben manche Künstlerinnen und Künstlerauf beson<strong>der</strong>s poetische Weise ausgeschöpft.Im November 1995 stehen im <strong>Kunsthof</strong> zweiriesige schwarze, einan<strong>der</strong> zugewandte Beutel,die über einen langen dicken Schlauch miteinan<strong>der</strong>verbunden sind. An <strong>der</strong> hinteren <strong>Kunsthof</strong>mauerist <strong>der</strong> Ausruf «Wir sind es, wir sind eswirklich!» zu lesen. Sind es vielleicht die beidenBeutelwesen, die uns diese Worte zurufen? Dieskulpturale Installation von Georgia Creimer istäusserst rätselhaft.Durch seine räumliche Geschlossenheit gibt <strong>der</strong> <strong>Kunsthof</strong>einerseits eine klar definierte räumliche Situation vor, dieeinem Galerieraum ähnelt. Als Innenraum wird er im Laufe<strong>der</strong> Zeit von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlernauch immer wie<strong>der</strong> genutzt. An<strong>der</strong>erseits ist er im Aussenraumsituiert und zeichnet sich als Brache durch eine spezifischestrukturelle Offenheit aus. Ob und wie <strong>der</strong> <strong>Kunsthof</strong>nach dem Umzug <strong>der</strong> ZHdK ins Toni-Areal nächstes Jahrfortbestehen wird o<strong>der</strong> ob die Lücke gar geschlossen, sprichzugebaut wird, bleibt unklar.Diesen Herbst erscheint im Verlag edition fink eine Publikation,in <strong>der</strong> bisher noch unpublizierte Materialien und Dokumenteaus dem Archiv einen vertieften Einblick in die im<strong>Kunsthof</strong> realisierten Projekte von 1993 bis <strong>20</strong>13 geben (siehePublikationshinweis Seite 57).* Andrea Portmann ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute forContemporary Art Research (IFCAR), Dept. Kunst & Medien(andrea.portmann@zhdk.ch).1011


Von staubigerSecondhandwarezu «HauteVintage»Museum / Zett 2–1337Arrangement von Vintage-Stücken bei Möbel Zürich(ehemalige Citroën-Garage), <strong>20</strong>12. Foto: Regula BearthDer nie<strong>der</strong>ländische Designer Tejo Remy sammelte alte Schubladen, gab ihneneine neue Einfassung und baute 1991 den ersten «Chest of drawers» für Droogdaraus. Foto: Gerard van HeesWas steckt hinter unserer Sehnsucht nachObjekten mit Geschichte? Das Museumfür Gestaltung Zürich beleuchtet das Phänomen«Vintage» ab November in einer Ausstellung.Rebekka Gerber* berichtet von ihren Erfahrungenals Assistentin <strong>der</strong> Kuratorin.Während <strong>der</strong> Gang ins Brockenhaus zu Zeiten unserer Mütternoch als unschicklich galt, werden Vintage Stores heute vongut betuchter Kundschaft geplün<strong>der</strong>t. Höchste Zeit also, dasThema «Vintage» genauer zu betrachten und ins Museumzu holen.Bereits während meines Studiums <strong>der</strong> Vertiefung Style &Design im Bachelor Design an <strong>der</strong> ZHdK bin ich dem BegriffVintage verschiedentlich begegnet. In einem Modul machteich aus einer neuen 501-Levis-Jeans eine Shabby-Chic-Hose,indem ich sie einfärbte und zerriss. Für ein an<strong>der</strong>es Modulkaufte ich in einem Brockenhaus eine alte Mittelformatkameraund kreierte aus den gemachten Fotos eine Posterserie. Seitich als Praktikantin im Museum für Gestaltung Zürich arbeiteund <strong>der</strong> Kuratorin bei <strong>der</strong> Ausstellung «Vintage – Design mitbewegter Vergangenheit» assistiere, sehe ich vermehrt dieDifferenzierungen und Wi<strong>der</strong>sprüche des Themas. Neben dentatsächlich alten Vintage-Objekten gibt es zunehmend neueProdukte, die eine künstliche Alterung hinter sich haben.Sie sehen schon beim Neukauf aus, als wären sie jahrelang inGebrauch gewesen. Die grosse Nachfrage nach Vergangenem– speziell im Bereich des Mode- und Möbeldesigns – wirdzusätzlich mit Reeditionen, Redesigns und Heritage-Linienbefriedigt. Vintage-Möbel haben längst ihren Brockenhausgeruchverloren, werden in einschlägigen Läden und an Verkaufsveranstaltungenchic inszeniert, und Auktionshäusererzielen mit alten Originalstücken sechsstellige Erträge.Gammellooks erobern das Luxussegment und mutieren zu«Haute Vintage».In <strong>der</strong> Ausstellung geht es sowohl um die Aura, die von originalenVintage-Stücken ausgeht, wie auch um den kunstvolleingebrachten Fehler bei neu hergestellten Designobjekten.Dank meiner Studienreise nach Indien konnte ich Kontakte zueiner Möbelfabrik für unser Ausstellungsprojekt aktivieren:Ich sah dort, wie neu gefertigte Holzstühle im letzten Arbeitsschrittzerkratzt und abgeschliffen wurden, sodass sie amSchluss wie tatsächlich gealterte Möbelstücke aussahen. Einindischer Filmer hat einen kurzen Dokumentarfilm in dieserFabrik drehen können, <strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Ausstellung diebewegte Vergangenheit eines brandneuen Vintage-Objektserzählen wird.* Rebekka Gerber ist Praktikantin am Museum für Gestaltung Zürich(rebekka.gerber@zhdk.ch) und assistiert während eines <strong>Jahre</strong>s Karin Gimmi,verantwortliche Kuratorin <strong>der</strong> Ausstellung «Vintage – Design mit bewegterVergangenheit».AusstellungSchon seit einigen <strong>Jahre</strong>n erfährt Bejahrtes und Gebrauchtes erhöhte Wertschätzung.«Vintage» nennt sich diese Bewegung. Makel sind gross in Modeund werden nun teilweise in den Gestaltungsprozess miteinkalkuliert. Patinastilisiert das Massenprodukt zum Unikat. Die Ausstellung im Museum fürGestaltung Zürich zeigt herausragende Vintage-Stücke aus <strong>der</strong> Design-,Architektur- und Modewelt und beleuchtet die Motive, die hinter <strong>der</strong> Sehnsuchtnach Objekten mit Geschichte stecken.«Vintage – Design mit bewegter Vergangenheit»,13. November <strong>20</strong>13 bis 6. April <strong>20</strong>14Museum für Gestaltung Zürich, Galerie, Ausstellungsstrasse 60, ZürichDienstag bis Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–<strong>20</strong> UhrVernissage: Dienstag, 12. November, 19 UhrVermittlungsprogramm: www.museum-gestaltung.ch


38Zett 2–13/ MuseumDer Kreisschliesst sich –Adrian FrutigersŒuvre kommtnach ZürichAdrian Frutiger hat die Schriftkultur in <strong>der</strong>zweiten Hälfte des <strong>20</strong>. Jahrhun<strong>der</strong>ts weltweitentscheidend geprägt. Sein privates Archivwird nun Teil <strong>der</strong> Grafiksammlung des Museumfür Gestaltung Zürich und gelangt damit anden Ort, an dem <strong>der</strong> junge Frutiger einst dieent scheidenden Impulse für seine beruflicheLaufbahn erhielt. Barbara Junod*Die Fondation Suisse Caractères et Typographie, verantwortlichfür das Frutiger-Archiv, hat dem Museum für GestaltungZürich ihren Schatz anvertraut. Dies unter <strong>der</strong> Bedingung,dass das design historisch wertvolle Kulturgut – bestehendaus Schrift- und Logoentwürfen, Reinzeichnungen, Drucksachenund Dokumenten – sorgfältig aufbewahrt, inventarisiertund für Lehrpersonen, Studierende und Forschende zugänglichgemacht und mittels Ausstellungen und Publikationeneiner breiten Öffentlichkeit vermittelt wird.Von Zürich nach ParisIn Interlaken und Bern zum Schriftsetzer, danach an <strong>der</strong>Kunstgewerbeschule Zürich (heute ZHdK) zum Schriftgestalterausgebildet, entfaltete Adrian Frutiger (geboren 1928)sein Wirken von Paris aus, wo er sich 1952 für die nächstenvierzig <strong>Jahre</strong> nie<strong>der</strong>liess. Zunächst arbeitete er als Schriftgestalterund künstlerischer Leiter in <strong>der</strong> Fon<strong>der</strong>ie Debernyet Peignot. Ab 1961 führte er ein eigenes Atelier in Arcueilbei Paris, zusammen mit dem Typografen Bruno Pfäffli unddem Schriftgestalter André Gürtler. Frutiger beteiligte sichan internationalen Projekten, welche die bessere und schnellereLesbarkeit von Schriften für Mensch und Maschine bezweckten.Daneben unterrichtete er Schriftgeschichte undSchriftgestaltung in Paris.Mit seinem Schriftprogramm Univers, das er in den <strong>Jahre</strong>n1954 bis 1957 im Auftrag von Deberny et Peignot für den BleiundFotosatz (Lumitype) entwarf, erlangte Frutiger internationaleBekanntheit. Zum ersten Mal wurde eine Schriftfamilievon Beginn an in 21 aufeinan<strong>der</strong> abgestimmten Schriftschnittengeplant. In Schriftfamilien zu denken und serifenloseFormen nach den klassischen Antiqua-Schriftvorbil<strong>der</strong>n zu«Das Museum für Gestaltung Zürichschätzt sich glücklich, Adrian FrutigersArchiv zu beherbergen. Nicht nurzählt Frutigers Schriftschaffen zu denMeilensteinen <strong>der</strong> schweizerischenund <strong>der</strong> internationalen Schrif t-geschichte, Schriftgestaltung undTypografie stossen auch über die Fachkreisehinaus auf ein zunehmendesInteresse <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Und nichtzuletzt gehören Schriftgestaltungund Typografie mit zu den Sammlungsschwerpunktendes Museums.»Christian Brändle,Direktor Museum für Gestaltung Zürichgestalten hatte Frutiger im Unterricht bei Walter Käch an<strong>der</strong> Kunstgewerbeschule Zürich gelernt. Angestellt hatte ihnCharles Peignot jedoch aufgrund seiner Diplomarbeit zurEntwicklung <strong>der</strong> europäischen Schriften, für die sein zweiterZürcher Lehrer, Alfred Willimann, den Begleittext verfassthatte. Dessen Grundsatz, Schriftschreiben als eine Tätigkeitzu begreifen, bei <strong>der</strong> nicht Schwarz hinzugefügt, son<strong>der</strong>nLicht weggenommen wird, begleitete Frutiger ein Leben lang.Die Welt lesbar machenIm Lauf seiner Karriere realisierte Frutiger rund 52 Schriften,die durch Klarheit und Ausgewogenheit bestechen. Zuseinen wesentlichen Druckschriften zählen die Méridien,Univers, Egyptienne F, Serifa, Frutiger, Versailles, Centennial,Avenir und die Vectora. Von internationaler Bedeutung sindaber auch seine zum Weltstandard erklärte maschinenlesbareOCR-B, die Alphabet Métro (1973) für die Beschriftung <strong>der</strong>Pariser Métro und die Roissy (1970–1972) für die Signalisationdes Pariser Flughafens Charles de Gaulle. Die Frutiger(1976) etablierte sich als seine erfolgreichste Schrift und fandvielseitige Anwendung. Als internationale Flughafenschriftwurde sie in <strong>der</strong> Schweiz zuerst für die Postautobeschriftungen,dann für das Erscheinungsbild <strong>der</strong> PTT und späterfür das aktuelle Erscheinungsbild <strong>der</strong> Post eingesetzt. Ab 1992diente die Frutiger als Grundlage für die Entwicklung <strong>der</strong>Normschrift des Schweizerischen Verbands <strong>der</strong> Strassen- undVerkehrsfachleute (VSS), <strong>der</strong> ASTRA-Frutiger, die seit <strong>20</strong>02für die Schweizer Strassensignale in Gebrauch ist.* Barbara Junod ist Kuratorin <strong>der</strong> Grafiksammlung des Museum für GestaltungZürich (barbara.junod@zhdk.ch).


Museum / Zett 2–1339Adrian Frutiger mit Lumitype-Scheibe. Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung, Fondation Suisse Caractères et Typographie. Foto: Hansueli TrachselAdrian Frutigers Entwurf einer Linear-Antiqua in drei Fetten, entstanden imUnterricht von Walter Käch, 1950–1951. Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung,Fondation Suisse Caractères et Typographie. Foto: Umberto RomitoStrassenschil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> VSS-Normschrift ASTRA-Frutiger.Foto: Umberto Romito


40Zett 2–13/ Toni-ArealPromenade architecturaleDie Idee <strong>der</strong> «promenade architecturale»in <strong>der</strong> Architektur<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne des <strong>20</strong>. Jahrhun<strong>der</strong>tsgeht auf den ArchitektenLe Corbusier zurück. Er entwickelteeine Konzeption, mit <strong>der</strong>sich erstmals seine Entwurfsabsichtenund die Raumerfahrungvon zwei Projekten, <strong>der</strong> MaisonLa Roche Jeanneret und <strong>der</strong>Villa Savoye, erfassen und erklärenliessen.Toni-Areal –Architektur lesenIn Zürich-West hat die Rampe ihren grossen Auftritt. Jene des zukünftigenCampus Toni-Areal ist nur ein Beispiel. Die zu Fuss begehbare schräge Ebeneist das wichtigste Element von Le Corbusiers Theorie einer «prome nadearchitecturale». Zu Fuss unterwegs lässt sich die Architektur des Toni-Arealsbewusster erleben. Die Serie «Toni-Areal – Architektur lesen» vermitteltan hand von aktuellen Bil<strong>der</strong>n und Fachbegriffen Architekturwissen und lädt einzu einer visuellen Annäherung an die zukünftige Heimat <strong>der</strong> ZHdK. Alle Fotoswurden im Juli <strong>20</strong>13 aufgenommen.Fotos: Regula Bearth und Betty FleckTextzusammenstellung: Peter EberhardRaumerlebnisMit <strong>der</strong> «promenade architecturale»wird die Raumfolge einesBauwerks aus <strong>der</strong> Bewegungdes Fussgängers heraus mitdramaturgischen Absichtengestaltet. Die Promenade wirdso angelegt, dass die visuellearchitektonische Wahrnehmungangeregt und die Sinne durchdie Bewegung aktiviert werden,was zu einem gesteigerten –bewussten o<strong>der</strong> unbewussten– Architekturerleben führt. Als«promenade architecturale»wird auch ein idealer Weg voneinem Ausgangs- zu einemZielort bezeichnet. Sie führt ineinem Gebäude o<strong>der</strong> in einemurbanen Komplex zu den wichtigstenRäumen o<strong>der</strong> an diesenvorbei. Um Ort sozialer Interaktionensein zu können, wird sieräumlich grosszügig angelegt.


Architektonische ElementeDie architektonischen Elementeeiner «promenade architecturale»sind Wände, Kolonnaden,Brüstungen, Decken, Bödeno<strong>der</strong> Stufen. Mit diesen raumdefinierendenElementen werdenWege und Plätze, Gänge undHallen sowie Brücken zueinan<strong>der</strong>in Beziehung gesetzt.Höhen werden mittels Treppenund Rampen überwunden. Tribünenerlauben es dem Publikum,Aufführungen beizuwohnen.Sitzgelegenheiten ladenzum Verweilen ein.RampeDie Fussgängerrampe alsschräge Ebene ist nach Auffassungvon Le Corbusier daswichtigste, wenn nicht gar daskonstituierende Element einer«promenade architecturale».Von dieser aus werden Räumevon beson<strong>der</strong>er Bedeutungerschlossen. Sie eröffnet Einblickein Räume, in denen interessanteTätigkeiten ausgeübtwerden.


42Zett 2–13/ Toni-ArealRampen in Zürich-WestAutorampen finden sich vielerortsin Zürich-West, zumBeispiel als Auf- und Abfahrtenentlang <strong>der</strong> Hardbrücke undin Parkhäusern. Neben <strong>der</strong>Toni-Areal-Rampe beeindrucktbeson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> eleganteKreisrampenturm am Migros-Verteilzentrum Her<strong>der</strong>n an<strong>der</strong> Pfingstweidstrasse. DieZugangshalle zur KV ZürichBusiness School am Escher-Wyss-Platz ziert eine lange,gerade Fussgängerrampe.Rampe im Toni-ArealIn <strong>der</strong> früheren Milchproduktefabrikdiente die Rampe schwerenLast- und Tankwagen alsZufahrt zu den Produktionsgeschossenund den Mitarbeitendenals Zugang zu den Parkplätzenauf dem Dachgeschoss. DieRampe wurde aus Sicherheitsgründenim Fall versagen<strong>der</strong>Lastwagenbremsen mit einermassiven Reling aus Stahl versehen.Die Rampe wird in Zukunftausschliesslich für Fussgängerinnenund Fussgänger zugänglichsein und setzt als Teil desFussgängernetzes auf «Stadtniveau»(zweites Geschoss) an.Über die Rampe erschliessensich sowohl das dritte Geschossmit dem öffentlichen Filmvorführraumals auch das fünfteGeschoss mit den Ausstellungsräumenund dem Kammermusiksaal.Im siebten Geschossmündet sie ins offene Foyer desgrossen Konzertsaals.


TreppenkaskadeDas Kernstück <strong>der</strong> Promenadeim Toni-Areal bildet die grosseTreppenkaskade, die diagonalmitten durch den Flachbauführt und die Halle im drittenGeschoss mit dem Foyer desgrossen Konzertsaals im siebtenGeschoss wie eine räumlicheWirbelsäule verbindet.Le CorbusierUnter dem KünstlernamenLe Corbusier gehört <strong>der</strong> inLa Chaux-de-Fonds geboreneCharles Edouard Jeanneret(1887–1965) zu den wichtigstenArchitekten des <strong>20</strong>. Jahrhun<strong>der</strong>ts.Bis 1917 war er dort alsArchitekt, Theoretiker, Lehrerund Künstler tätig, danachentwickelte er sich in Paris zueinem Vorreiter <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne.Zu seinen grössten Schöpfungengehören die Planung<strong>der</strong> Hauptstadt des indischenBundesstaates Punjab (Chandigarh)mit <strong>der</strong> Realisierung verschiedenerRegierungsgebäudein den 1960er-<strong>Jahre</strong>n und dieChapelle Notre-Dame-du-Hautde Ronchamp (1955). Ebenfallsvon Bedeutung ist das CarpenterCenter for the Visual Arts an<strong>der</strong> Harvard University (1963),das über eine Fussgängerrampespektakulär erschlossen wird.


44Zett 2–13/ Toni-ArealNeueIT-Infrastrukturmacht mobilDer Umzug ins Toni-Areal bringt grosse Herausfor<strong>der</strong>ungenin Sachen Infrastruktur mitsich. Mobiles Arbeiten wird zur Notwendigkeit,ressourcensparen<strong>der</strong> Einsatz von IT zur Pflichtund das Arbeiten in Netzwerken zur Selbstverständlichkeit.Das Projekt «l.e.s.s» bietet Unterstützung.Nadja Weisskopf * hat mit den ProjektbeteiligtenHansuli Matter, Barbara Berger undMathias Schmid gesprochen.Wie wird die IT-Infrastruktur effizient genutzt? Habe ichein Telefon an meinem Arbeitsplatz? Wie kann die täglicheMailflut eingedämmt werden? Wie rufe ich unterwegs meineDokumente ab? Wie viel Mobilität wird im Toni-Areal von mirverlangt? Das Projekt «l.e.s.s» beantwortet diese und weitereFragen rund um die Themen mobiles Arbeiten, ressourcensparen<strong>der</strong>Einsatz von IT und Zusammenarbeit in Netzwerken– aktuell und im Toni-Areal.Nadja Weisskopf: Zu Beginn des Projekts hatten wir eine ungefähreVorstellung, welche Ziele wir verfolgen möchten. SeidIhr mit dem aktuellen Ergebnis zufrieden?Hansuli Matter: Erstaunlich war, dass sich viele Themen, diewir spontan entwickelten, als relevant erwiesen und sich imProjektkatalog behaupten konnten. Die Ergebnisse können<strong>der</strong>zeit noch nicht beurteilt werden, weil viele Massnahmenerst jetzt anlaufen und wir noch nicht wissen, welcheWirkung das ganze Projekt auf das Arbeits- und Kommunikationsverhalten<strong>der</strong> Mitarbeitenden haben wird.Im Toni-Areal hast Du, Hansuli, keinen festen Arbeitsplatzmehr – wie kommt das?Hansuli Matter: Das Departement Design hat sich frühmit dem Toni-Areal und den verän<strong>der</strong>ten Raumangebotenbeschäftigt. Technisch gesehen sind alles flexible Arbeitsplätze.In Workshops mit den unterschiedlichsten Benutzergruppenhaben wir uns auf ein Modell geeinigt, bei dem fixeArbeitsplätze, also dauerhaft besetzte flexible Arbeitsplätze,für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit hohem Beschäftigungsgraddefinierbar sind. Ich freue mich jedoch, trotzhohem Beschäftigungsgrad die verschiedensten Arbeitssituationenmit den unterschiedlichen Qualitäten nutzen zukönnen.Das Informationstechnologie-Zentrum (ITZ) ist mit seinerStrategie des mobilen Arbeitens voll im Trend. Wie sehen diekonkreten Umsetzungsschritte aus?Barbara Berger: Wir ersetzen Desktops durch Laptops undstellen geeignete Tools und Infrastrukturen wie WLAN, persönlichesTelefonprofil und geeignete Ablagen zur Verfügung.Zudem werden wir ab Herbst in Blitzkursen und Workshopsdie Mitarbeitenden schulen, damit sie effektiv und effizientmit unserer IT-Infrastruktur umgehen können.Feststationen wird man also im Toni-Areal nur noch vereinzeltantreffen. Der Laptop hat sich als Arbeitsgerät durchgesetzt.Wird sich dadurch das Arbeitsverhalten an <strong>der</strong> ZHdKverän<strong>der</strong>n?Barbara Berger: Hoffentlich! Ich wünsche mir viele Mitarbeitende,die sich im und aus dem Grossraumbüro bewegen


Toni-Areal / Zett 2–1345Mobiles Arbeiten: Der geplante «Stammtisch» in <strong>der</strong> Eingangshalle des Toni-Areals wird <strong>der</strong>einst nicht nur <strong>der</strong> Verpflegung dienen, son<strong>der</strong>n kannvon bis zu 140 Personen auch als temporärer Arbeitsplatz genutzt werden. Modellfotos: bölsterli hitz gmbhund damit die Möglichkeit nutzen, einen optimalen Ort fürihre aktuelle Arbeit zu finden. Erfreulich wäre auch, wennan Sitzungen mit Online-Dokumenten statt Papierausdruckengearbeitet würde. Dazu braucht es natürlich neue Sitzungsregeln,damit die Köpfe nicht permanent hinter den Bildschirmenverschwinden.Da bald alle mobil sind, möchten wir im Rahmen des Projektsallen einen Chat Client zur Verfügung stellen. Dies solldie Mailflut dämmen und gleichzeitig neue Kommunikationskanäleöffnen. Haben wir uns damit ein realistisches Zielgesetzt?Mathias Schmid: Im ITZ verwenden wir den verschlüsseltenZHdK-Chat schon seit Längerem für Text-, Audio- und Videokonferenzeno<strong>der</strong> auch einfach, um zu signalisieren, dass manerreichbar ist o<strong>der</strong> lieber nicht gestört werden möchte. Hatman sich auf diese neuen Möglichkeiten <strong>der</strong> Zusammenarbeiteinmal eingelassen, möchte man sie in vielen Situationennicht mehr missen – vor allem nicht beim mobilen Arbeiten.Ob wir unsere Ziele aber erreichen, hängt in erster Linie von<strong>der</strong> Bereitschaft ab, Arbeitsgewohnheiten zu än<strong>der</strong>n. In diesemSinne haben wir uns ein ehrgeiziges, aber sicher aucherreichbares Ziel gesetzt.Und wie sieht es mit Dropbox aus? Dropbox ist sehr verbreitetund trotzdem wird es vom ITZ nicht unterstützt – weshalb?Mathias Schmid: Die vom ITZ angebotenen o<strong>der</strong> empfohlenenProdukte wurden umfassend geprüft und kritisch ausgewählt.Dropbox kann auf zentral verwalteten Geräten nicht sicherbetrieben werden und hat deshalb unsere Prüfung nichtbestanden. Weiter bergen natürlich Cloud-Lösungen ohneVerschlüsselung <strong>der</strong> Daten immer Risiken. Wir möchten deshalbunsere Kunden sensibilisieren und sie im korrekten Umgangmit heiklen Daten schulen. In <strong>der</strong> ITZ-Tool-Sammlung(www.zhdk.ch/it-tool-liste) findet man Details zu Cloud-Lösungen und gute Alternativen für <strong>der</strong>en Nutzung an <strong>der</strong>ZHdK und im privaten Bereich.Im Herbst führt das ITZ im Rahmen dieses Projekts Workshopsfür Arbeitsgruppen an <strong>der</strong> ZHdK durch, um sie bei <strong>der</strong>effizienten Nutzung <strong>der</strong> bestehenden IT-Infrastruktur und denneuen Kollaborationstools zu unterstützen. Was erwartet dieTeilnehmenden?Barbara Berger: Die Teilnehmenden lernen unsere «coole» IT-Infrastruktur kennen mit den neuen Kollaborationsmöglichkeitenwie Chat, Skype, Google Docs, unserem Transportersowie den Dokumentenablagemöglichkeiten. Zudem wissenam Ende des Workshops alle Teilnehmenden, welche Datenaus Datenschutzgründen ganz sicher nicht in einer Cloud abgelegtwerden dürfen. Aus unserer Sicht sind die Workshopsdann erfolgreich, wenn alle mit unserer IT-Infrastruktur einfach,lustvoll und bedürfnisgerecht arbeiten können.* Nadja Weisskopf ist Projektleiterin ITZ-Planung (nadja.weisskopf@zhdk.ch).Das Projekt «l.e.s.s» wird durchgeführt von Nadja Weisskopf und HansuliMatter, interimistischer Leiter Dept. Design (hansuli.matter@zhdk.ch), in Zusammenarbeitmit Barbara Berger, Leiterin Informationstechnologie-ZentrumITZ (barbara.berger@zhdk.ch), und Mathias Schmid, stellvertreten<strong>der</strong> LeiterITZ (mathias.schmid@zhdk.ch).Projekt «l.e.s.s»Mit dem Projekt «l.e.s.s» werden mobiles und ressourcensparendes Arbeiten,effektives, effizientes Zusammenarbeiten sowie die Einführung neuer,kollaborativer IT-Tools geför<strong>der</strong>t. Dazu werden im Jahr <strong>20</strong>13/<strong>20</strong>14 individuelleWorkshops für Arbeitsgruppen angeboten, Desktops durch Laptops ersetzt undweitere Massnahmen für die Unterstützung <strong>der</strong> Zusammenarbeit umgesetzt.Das ITZ führt ab diesem Herbst individuelle Workshops zu ausgewählten Themenrund um die IT-Infrastruktur und die Kollaborationstools durch.Projektinformationen und Anmeldung zu Blitzkursen und Workshopsblog.zhdk.ch/less


46Zett 2–13LeuteWhois WhoWo werden methodische undinstrumentelle Grundlagen entwickeltund weitergegeben, diefür Film, Tanz und Schauspielvon praktischer Relevanz sind?Im Institute for the PerformingArts and Film (IPF).Eva Brüllmann, Fotocollage:Moritz Wolf810911 1 2Jens BaduraLeiter Forschungsschwerpunkt PerformativePraxis. Beruf/Ausbildung: Philosoph.15An <strong>der</strong> ZHdK seit: <strong>20</strong>11. Was mir an <strong>der</strong> ZHdKgefällt: ihr Potenzial zur Anregung <strong>der</strong>Möglichkeitssinne. Was ich mir für das Toni­Areal wünsche: Frei­Räume – für gemeinsamesDenken und Machen.Colette BaumgartnerWissenschaftliche Mitarbeiterin Szenografie.Beruf/Ausbildung: Primarlehrerin/Master Art Education ausstellen & vermitteln.An <strong>der</strong> ZHdK seit: November <strong>20</strong>10.Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: Zusammenarbeitvon Forschung und Lehre im KontextDarstellende Künste, Ausstellungund Szenografie. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:mehr Raum für den Augenblick. Was ichmir für das Toni­Areal wünsche: viele Orte fürden Augenblick.16171819412 13 145Monika GyselWissenschaftliche Mitarbeiterin. Beruf/Ausbildung: Dramaturgin. An <strong>der</strong> ZHdK seit:<strong>20</strong>07. Ausserberufliche Interessen: Literatur,Berge und kochen. Was mir an <strong>der</strong> ZHdKgefällt: die Vielseitigkeit. Was ich verän<strong>der</strong>nwürde: die Bürokratie. Was ich mir für dasToni­Areal wünsche: Inspiration.Christian IseliLeiter Forschungsschwerpunkt Filmwissen/Filmerfahrungam IPF; LeiterProfil Dokumentarfilm im Master Film.Beruf/Ausbildung: Filmschaffen<strong>der</strong>/Historiker.An <strong>der</strong> ZHdK seit: 1992. AusserberuflicheInteressen: keine. Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt:alles o<strong>der</strong> nichts. Was ich verän<strong>der</strong>n würde:nichts o<strong>der</strong> alles.1 Monika Gysel | 2 Anton Rey | 3 Christian Iseli | 4 Colette Baumgartner | 5 Yvonne Schmidt | 6 Jens Badura | 7 Lara Parpan |14 Jochen Kiefer | 15 Simon Spiegel | 16 Milena Meier | 17 Tobias Hoffmann | 18 Christopher Balme | 19 Anne­Catherine SutFotos: Anita Affentranger (5, 6, 7, 11, 12, 13, 24), Miriam Elias (2, 3, 4, 22, 17), Jan Greune (19)Jochen KieferLeiter Vertiefung Dramaturgie im BachelorTheater, Leitung Bühne A am Theater<strong>der</strong> Künste, Leiter SNF­Forschungsprojekt«Das Spiel mit den Gefühlen». Beruf/Ausbildung: Dramaturg, Theaterwissenschaftler,künstlerischer Projektleiter;Studium <strong>der</strong> Kulturwissenschaftenund ästhetischen Praxis und Promotion(Universität Hildesheim). An <strong>der</strong> ZHdK seit:<strong>20</strong>09. Ausserberufliche Interessen: Langlauf,kochen, Frankreich, Fussball. Was mir an<strong>der</strong> ZHdK gefällt: programmatische undkünstlerische Vielfalt. Was ich verän<strong>der</strong>nwürde: programmatische und künstlerischeUnübersichtlichkeit. Was ich mirfür das Toni­Areal wünsche: dass es gelingt,die gegenseitige Wahrnehmung und dasGesamtprofil zu schärfen.Dieter MaurerDozent in den Bereichen Art Educationund Z­Module, Leiter SNF­Forschungsprojekt«Akustische Eigenschaften <strong>der</strong>Stimme in Musik und Sprechtheater»,Forscher auch am Institute for ContemporaryArt Research. Beruf/Ausbildung:Magister Artium (MA) Pädagogik,Psychologie, Philosophie; Dissertationin Psychophysik; Gesang (Klasse Conrad­Amberg,Luzern/Bern); Theorieund Geschichte <strong>der</strong> Musik (Konservatoriumund Universität Zürich); Tanz(Elsa Wolliaston, One Step, Paris). An <strong>der</strong>ZHdK seit: 1986. Was ich mir für das Toni­Arealwünsche: dass es dem Studium und <strong>der</strong>Forschung dient.Pierre MennelKameradozent, Projektleiter SNF­Forschungsprojekt«Analog/Digital». Beruf/Ausbildung: Kameramann. An <strong>der</strong> ZHdK seit:7


Zett 2–1347<strong>20</strong>06. Ausserberufliche Interessen: Tennis.Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die vielen nettenMenschen. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: dieStudierenden ins Zentrum <strong>der</strong> Entscheidungenrücken. Was ich mir für das Toni­Arealwünsche: Gelassenheit.Lara ParpanAdministrative Assistentin. Beruf/Ausbildung:Bachelor in Betriebsökonomiemit Vertiefung Public und Non­ProfitManagement. An <strong>der</strong> ZHdK seit: Februar<strong>20</strong>12. Ausserberufliche Interessen: Boogie­Woogie tanzen, reisen, basteln, mitFreunden Zeit verbringen. Was mir an <strong>der</strong>ZHdK gefällt: angenehmes und freundlichesArbeitsklima; die Flexibilität.Was ich mir für das Toni­Areal wünsche: ichlasse mich überraschen.368 Pia Strickler | 9 Dieter Maurer | 10 Fred Truniger | 11 Thomas Schärer | 12 Liliana Heimberg | 13 Pierre Mennelermeister | <strong>20</strong> Heidy Suter | 21 Patrik Ettinger | 22 Andreas Kotte | 23 Pascale Grange | 24 Jeffrey HuangAnton ReyDozent und Leiter des Institute for thePerforming Arts and Film. Beruf/Ausbildung:Film­ und Theater­Observator. An<strong>der</strong> ZHdK seit: <strong>20</strong>02. Ausserberufliche Interessen:Familie und weitere Entdeckungen.Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die Vielfalt anMöglichkeiten unmittelbar neben <strong>der</strong>Einfalt an Regulierungen. Was ich verän<strong>der</strong>nwürde: weniger Ellbogen, mehrSchulterschluss. Was ich mir für das Toni­Areal wünsche: multiple Grenzgänge undDenkschemaüberschreitungen.Thomas SchärerWissenschaftlicher Mitarbeiter, LeiterSNF­Forschungsprojekt «Ciné Mémoire»,Dozent. Beruf/Ausbildung: Historikerund Filmwissenschaftler. An <strong>der</strong> ZHdK<strong>20</strong>21222324seit: <strong>20</strong>07 (mit Unterbrüchen seit <strong>20</strong>00).Ausserberufliche Interessen: Bewegung in <strong>der</strong>Natur, Literatur, Musik, Mechanik undHandwerk (alte Eisenbahnen). Was miran <strong>der</strong> ZHdK gefällt: dass ich nach <strong>Jahre</strong>nimmer noch inspirierende Menschen in<strong>der</strong> Institution kennenlerne; gut funktionierendeDienstleistungen wie ITZ undMIZ. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: weniger Formulare,Kostenstellen und finanzielleUnsicherheit für den Mittelbau. MehrRaum für Spontanität und Improvisation.Was ich mir für das Toni­Areal wünsche:viele Zufallsbegegnungen, offene Türenund Fenster, kurz: frischen Wind.Yvonne SchmidtWissenschaftliche Mitarbeiterin; LeiterinSNF­Forschungsprojekt «Festspielheute – Bedeutung und Praxis einer umstrittenenTheaterform». Beruf/Ausbildung:Theaterforscherin, Master Theater­ undLiteraturwissenschaft, Doktorandin inTheaterwissenschaft. An <strong>der</strong> ZHdK seit:März <strong>20</strong>08 mit Unterbrechungen. AusserberuflicheInteressen: Menschen, frischeLuft, mein Velo, reisen, Berge, Yoga,gärtnern (wenn ich denn Zeit dazu hätte).Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die Vielfalt;das ITZ. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: mehrräumliche Ressourcen. Was ich mir für dasToni­Areal wünsche: Denk­, Spiel­ und Freiräume.Pia StricklerLeiterin SNF­Forschungsprojekt «Diepolykulturelle Schweiz am Beispiel<strong>der</strong> Schauspielausbildung». Beruf/Ausbildung:Dr. phil.; Theater­ und Literaturwissenschaftlerin.An <strong>der</strong> ZHdK seit: Mai<strong>20</strong>10. Ausserberufliche Interessen: Reisen,Kulinarisches, Schwimmen. Was mir an<strong>der</strong> ZHdK gefällt: bunter Mix aus Kunstpraxisund ­wissenschaft. Was ich verän<strong>der</strong>nwürde: nichts im Kern, dies und das an<strong>der</strong> Peripherie. Was ich mir für das Toni­Arealwünsche: neue Räume: Denkräume, Bewegungsräume,Zwischenräume.Fred TrunigerDozent, Leiter SNF­Forschungsprojekt«Schweizer Filmexperimente 1950–1988». Beruf/Ausbildung: Filmwissenschaftler.An <strong>der</strong> ZHdK seit: <strong>20</strong>03. AusserberuflicheInteressen: Filmeschauen o<strong>der</strong> wenigstensein kleines Daumenkino; o<strong>der</strong> Zugfahren.Was mir an <strong>der</strong> ZHdK gefällt: die vielenMöglichkeiten. Was ich verän<strong>der</strong>n würde: alles(irgendwann). Was ich mir für das Toni­Areal wünsche: freie Sicht aufs Mittelmeer.


48Zett 2–13OptimaleBedingungenfürlebendigesNetzwerkSilvia Hofer* ist seit Juli neuenetzhdk-Geschäftsleiterin. Damitübernimmt sie die Nachfolgevon Christian Le<strong>der</strong>mann, <strong>der</strong>die Alumni-Arbeit an <strong>der</strong> ZHdKwährend fünf <strong>Jahre</strong>n geleitethat. Silvia Hofer stellt sich undihre Motivation gleich selbst vor.Ich begann mit zwölf <strong>Jahre</strong>n Saxophonzu spielen. Wir hatten einen sehr engagiertenMusiklehrer und es gab unzähligeSchülerbandprojekte. Gegen Ende<strong>der</strong> Schulzeit war für mich klar, dass ichMusik studieren wollte. Mit 17 begannich mein Musikstudium an <strong>der</strong> Academyof Contemporary Music in Zürich,tauchte in die Welt des Jazz ein, warjung, glücklich und wollte unbedingtmeine eigene Sprache auf dem Saxophonfinden. Mit 18 ging ich für vier Monatenach New York, wollte dort sein, wo esbrodelt, üben, jammen und einfach sein.Jazz in New YorkIch wohnte in SoHo in einem Tanzstudio,hatte eine Matratze, eine Kochnischeund eine Dusche voller Kakerlaken.Ich wollte es wissen, ging jeden Abendan Jamsessions und Konzerte. Allesdrehte sich nur um den Jazz und meinSaxophon. Zurück in <strong>der</strong> Schweiz hatteich das Gefühl, endlich die Sprachedes Jazz zu verstehen und auf meinemInstrument auch sprechen zu können.Zwei <strong>Jahre</strong> später zog es mich nachMontreal. Die Stadt hat eine riesigeJazzszene, doch das Tempo war ein an<strong>der</strong>es,langsameres als in NYC. In Montrealwurde mir klar, dass ich mit demDruck des Musikerlebens nicht wirklichumgehen konnte. Mir fehlte das Selbstbewusstsein– irgendwie war ich einfachzu jung, um mein Ding durchzuziehen.«Alumni können und sollen eine wichtige Rolle spielen», findet Silvia Hofer.Foto: Regula BearthNach Abschluss des Studiums begannich zu unterrichten, als Bandlehrerinund als Saxophonlehrerin. Gleichzeitiginteressierte ich mich zunehmend fürdie Kulturvermittlung. Ich entdecktemeine Leidenschaft fürs Organisierenund übernahm das Booking für ChristophGrabs Cryptic Blues und organisierteAuslandtourneen.Kultur organisieren<strong>20</strong>05 entschied ich mich dann für eineWeiterbildung im Bereich Kulturmanagement.In meiner Diplomarbeit zumThema «Reorganisation <strong>der</strong> Dampfzentrale»beschäftigte ich mich vor allemmit <strong>der</strong> Berner Kulturpolitik. Danngings wie<strong>der</strong> nach Zürich, wo ich denKulturmanagerkurs abschloss. In dieserZeit wuchs in mir die Lust auf eineigenes Projekt. Ich hatte das Ziel, denJazz unter die Leute zu bringen. Die Ideefür ein Gratis-Jazz-Open-Air entstand,das unter dem Namen «Summerjazz»auch dreimal auf dem Kanzleiarealdurchgeführt wurde. Seit <strong>20</strong>07 bin ichVorstandsmitglied <strong>der</strong> Roten Fabrik undbeschäftige mich mit kulturpolitischenund soziokulturellen Themen, diskutiereVeranstaltungskonzepte, arbeite an <strong>der</strong>Organisationsstruktur und bin für diestrategische Planung und das Budgetcontrollingmitverantwortlich. Zudemarbeite ich ehrenamtlich in <strong>der</strong> Leitungdes Jazzvereins Jazzlake in Wädenswil.Es ist mir ein Anliegen, mich mit meinerArbeit für Kultur und Kulturschaffendezu engagieren. Und wo kann man dasbesser als an <strong>der</strong> ZHdK? Ein Netzwerkist enorm wichtig, um Projekte zu entwickeln,spartenübergreifende Arbeitenzu realisieren, Beziehungen langfristigaufzubauen und nicht zuletzt Erfahrungenauszutauschen. Und nur wennmöglichst viele Ehemalige beim Aufbaueines solchen Netzwerks aktiv mittun,entsteht ein lebendiges Netzwerk, vondem alle profitieren können. Ich werdeversuchen, mit meiner Arbeit optimaleVoraussetzungen für ein solches lebendigesNetzwerk zu schaffen.* Silvia Hofer (silvia.hofer@zhdk.ch,alumni@netzhdk.ch), www.netzhdk.ch


LeuteZett 2–1349Neu an <strong>der</strong> ZHdKLeiterin Studiengang Bachelor TheaterSeit August <strong>20</strong>13 leitet Jacqueline Holzerneu den Studiengang Bachelor Theater. Siehat an <strong>der</strong> Universität Zürich DeutscheSprach- und Literaturwissenschaft, Wirtschaftswissenschaftund Philosophie studiert.Ihre Promotion, in <strong>der</strong> sie die Entstehung undEntwicklung <strong>der</strong> Disziplin «LinguistischeAnthropologie» untersuchte, führte sie ansWissenschaftskolleg zu Berlin, an die Universityof Chicago, ans Center for Researchinto Innovation, Culture and Technology,London, sowie ans Collegium Helveticum,ETH Zürich. An <strong>der</strong> Universität Zürich entwickelteund begründete sie zusammen miteinem inter- und transdisziplinär arbeitendenKuratorium den Master Kulturanalyse/Cultural Analysis. Zudem war sie seit <strong>20</strong>03an <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> Luzern – Wirtschaft alsDozentin und Forscherin in den BereichenKulturanalyse, Innovation, Organisationssoziologie,Wissenschaftstheorie und künstlerischeForschung tätig. ( jhu)Leiterin MarketingSeit September <strong>20</strong>13 ist Debbie Zedi neueLeiterin Marketing in <strong>der</strong> ZHdK-Hochschulkommunikation.In dieser Positionverantwortet sie zusammen mit einemkleinen Team das Marketing aller Bachelor-,Master- und Weiterbildungsangebote,die Weiterentwicklung <strong>der</strong> ZHdK-Websiteund das Corporate Design. Sie ist Stellvertreterin<strong>der</strong> Leiterin Hochschulkommunikationund führt das Grafik- und Fototeam.Debbie Zedi arbeitet seit bald 15 <strong>Jahre</strong>n inMarketing und Kommunikation und verfügtüber vielfältige Berufserfahrungen, die siemehrheitlich auf Agenturseite sammelte.Sie war unter an<strong>der</strong>em als Marketing- undKommunikationsfachfrau im DepartementSoziale Arbeit <strong>der</strong> Zürcher <strong>Hochschule</strong> fürAngewandte Wissenschaften ZHAW tätig,als Creative Director und Konzepterin bei<strong>der</strong> Zürcher Eventagentur Rufener und alsLeiterin des Bereichs Creating Communitybei <strong>der</strong> Ideenfabrik BrainStore in Biel. (hpo)Leiter FinanzenSeit Juni <strong>20</strong>13 ist Hans Ulrich Gasser neuerLeiter Finanzen. Er ist Ingenieur HTL <strong>der</strong>grafischen Industrie und hat sich später zumdiplomierten Experten Rechnungslegung undControlling weitergebildet. Er verfügt übermehrjährige Berufs- und Führungserfahrungim Rechnungswesen <strong>der</strong> TA-Media AG unddes Schweizer Fernsehens. Zuletzt arbeiteteer als Leiter Finanzen und Mitglied <strong>der</strong>Geschäftsleitung <strong>der</strong> tpc switzerland ag. (ebr)Leiter Institut für TheorieAm 1. Oktober <strong>20</strong>13 übernimmt DieterMersch die Leitung des Instituts für Theorie(ith). Dieter Mersch war nach seinem Studium<strong>der</strong> Mathematik und <strong>der</strong> Philosophie inKöln als Dozent für Wirtschaftsmathematiktätig (1983–1994). 1992 hat er seine Promotionin Philosophie an <strong>der</strong> TechnischenUniversität Darmstadt mit einer Arbeit zuSemiotik, Rationalität und Rationalitätskritikbei Umberto Eco abgeschlossen. Ebenfallsin Darmstadt habilitierte er <strong>20</strong>00 mit einerArbeit zu Materialität, Präsenz und Ereignis.Von <strong>20</strong>01 bis <strong>20</strong>04 war er Gastprofessorfür Kunstphilosophie und Ästhetik an <strong>der</strong>Muthesius Kunsthochschule, Kiel – zuletztauch Intendant des Forums für InterdisziplinäreStudien. <strong>20</strong>06 war er Gastprofessor an<strong>der</strong> University of Chicago und <strong>20</strong>10 Fellowam Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschungund Medienphilosophie <strong>der</strong>Bauhaus-Universität Weimar. Von <strong>20</strong>04bis September <strong>20</strong>13 hatte er den Lehrstuhlfür Medienwissenschaft an <strong>der</strong> UniversitätPotsdam inne. Medienphilosophie, Semiotik,philosophische Ästhetik und Kunstphilosophiesind einige seiner Arbeitsschwerpunkte.<strong>20</strong>12 war Dieter Mersch bereits fünf Monateals Fellow am Institut für Theorie eingeladenund hat in dieser Zeit departementsübergreifendverschiedene Kolloquien und Seminareangeboten. Er ist auch Mitglied des vom ithgegründeten Arbeitskreises «Theorie <strong>der</strong>Ästhetik», <strong>der</strong> sich seit <strong>20</strong>10 regelmässig zuthematischen Debatten trifft.(Katrin Stowasser)Jacqueline HolzerDebbie ZediHans Ulrich GasserDieter Mersch


50Zett 2–13HochschulversammlungPR­News ist das Magazin des Personalrats für die ZHdK­Innenpolitik.Die Rubrik Hochschulversammlung(HSV) bringt Gegebenheiten,Fragen und Positionenzur Sprache, die es aus Sicht<strong>der</strong> Mitwirkungsgremien wertsind, auch in erweiterter Rundediskutiert zu werden.Highlights desGipfelitreffensdes PersonalratsAm 22. Mai lud <strong>der</strong> Personalrat <strong>der</strong> ZHdKdas administrativ­technische Personal zumvierten Gipfelitreffen ein. Unter dem Motto«Take Care/Handle with Care», also <strong>der</strong>Auffor<strong>der</strong>ung, im Arbeitsumfeld sich selberund den an<strong>der</strong>en Sorge zu tragen, wurde mitRektor Thomas D. Meier über Betriebskultur,Quoten, Identifikation <strong>der</strong> Mitarbeitenden mitihrer Arbeit und über Geld diskutiert. Gleichzeitigwurde die neu konzipierte Zeitung desPersonalrats, «PR­News – das Magazin für dieZHdK­Innenpolitik», vorgestellt.Die vierte Nummer <strong>der</strong> «PR­News» beschäftigtsich mit dem Themenfeld «Reinigung,Schönheit». Schwerpunkte <strong>der</strong> aktuellenAusgabe sind verschiedene Interviews mitMitarbeitenden und ihre Sichtweisen «aufdie Künste». Das Magazin soll für alle ZHdK­Angehörigen eine Bild­Text­Plattform anbieten;es ist offen für Beiträge mit o<strong>der</strong> ohnedirekten Bezug zur Arbeit, für Spotlichter aufgestalterische Arbeiten, kritische Meinungen,performativ­politisch­künstlerische Beiträge,satirische Reflexionen, kurz: für Kommunikationsexperimenteim Resonanzraum <strong>der</strong>Kunsthochschule.Die aktuelle Ausgabe liegt in den Gebäuden<strong>der</strong> ZHdK auf o<strong>der</strong> kann online bezogenwerden (www.zhdk.ch/personalrat).Lunch­ChecksZum ersten Mal vernahmen wir von offiziellerSeite, dass die Verpflegung ab Einzug insToni­Areal nicht mehr mit Lunch­Checks subventioniertwird, obwohl die geplante Mensanicht allen Angehörigen <strong>der</strong> ZHAW undZHdK eine Verpflegungsmöglichkeit bietet.Diese Massnahme löst in ihrer Parallelität zulaufenden Bemühungen zur Verbesserung <strong>der</strong>Mitarbeitendenzufriedenheit eher Befremdenüber die Personalstrategie <strong>der</strong> Hochschulleitung(HSL) aus. Aufgrund <strong>der</strong> überwiegendpolitischen Begründung des Entscheidessetzt sich <strong>der</strong> Personalrat gemeinsam mit<strong>der</strong> Hochschulversammlung dafür ein, dassdie ZHdK die Lunch­Checks ein weiteresJahr nach Einzug ins Toni­Areal abgibt, umso einen allfälligen Entscheid auf konkreteErfahrungswerte gründen zu können.Keine QuotenregelungRektor Thomas D. Meier erachtet eine Quotenregelungfür die ZHdK nicht als sinnvoll,da die Problematik <strong>der</strong> Frauenuntervertretungeigentlich nur in <strong>der</strong> Hochschulleitungbesteht. Eine Massnahme, die vielleichtauch in dieser Hinsicht sinnvoll wäre, da siemehr Bewegung in die <strong>Hochschule</strong> bringenwürde, diskutierte die Hochschulversammlunghingegen bereits zu einem früherenZeitpunkt: eine Amtszeitbeschränkung <strong>der</strong>Departementsleitungen analog zur bereitsbestehenden des Rektors. Dieser muss sichalle vier <strong>Jahre</strong> einer Wie<strong>der</strong>wahlkommissiondes Fachhochschulrates stellen und kann die<strong>Hochschule</strong> über maximal drei Amtszeitenleiten; die Departementsleitungsstellen sindbisher unbefristet.Neben dem repräsentativen Hochschultagund dem leitungsorientierten Ka<strong>der</strong>anlasswünscht sich <strong>der</strong> Personalrat einen Anlass, indessen Rahmen Standpunkte und Perspektivendes administrativ­technischen Personalsdiskutiert und erarbeitet werden. Das Papierzur partizipativen Führung (siehe www.zhdk.ch/fuehrungsverstaendnis), mit demdie HSL den engagierteren Mitarbeitendenden Rücken stärkt, fand grossen Zuspruch.(Barbara Berger und Tobias Strebel)What’s up?Personalrat: Judith Hunger wurde als neuePräsidentin des Personalrats gewählt. Sielöst Barbara Berger ab, die aufgrund ihrerinterimistischen Aufgabe als stellvertretendeVerwaltungsdirektorin das Präsidium perEnde Juni <strong>20</strong>13 abgab. Auch Adrian Brazerolverlässt den Personalrat sowie dessenVorstand. Wir danken den beiden herzlichfür ihre kompetente Arbeit und ihr Engagement.Neu sitzen Marilena Cipriano alsVertreterin des Departements Kulturanalysenund Vermittlung und Irene Sommer für dasDepartement Kunst & Medien im Vorstand.Mittelbaurat: Lukas Näf (DepartementMusik) tritt als Präsident des Mittelbauratszurück, um sich seinen beruflichen Kernaufgabennoch intensiver widmen zu können.Wir danken ihm herzlich für seine engagierteund weitsichtige Arbeit; Lukas hat dem Mittelbauratnicht nur vorgestanden, son<strong>der</strong>n ihnauch aufgebaut und entscheidend geprägt.Fre<strong>der</strong>ik Kunkel (Departement Design) istebenfalls aus dem Vorstand zurückgetreten,auch ihm gebührt ein grosser Dank für diegeleistete Arbeit. Neuer Präsident ist MartinZimmermann (Departement Musik); <strong>der</strong>Vorstand wurde ergänzt mit Jonas Christen(Departement Design) und Sofia Bempeza(Departement Kunst & Medien). Der Mittelbauratbeschäftigt sich weiterhin mit <strong>der</strong>Umsetzung des Mittelbaureglements aufDepartementsebene und mit <strong>der</strong> Auswertung<strong>der</strong> Mitarbeitendenbefragung und den diesbezüglichvorgeschlagenen Massnahmen.Senat: Auch hier sind die aktuellen Hauptaktivitätendie Evaluation <strong>der</strong> StrategieentwicklungZHdK, <strong>der</strong> Massnahmen ausgehendvon den Ergebnissen <strong>der</strong> Mitarbeitendenbefragungsowie die wichtige Begleitung<strong>der</strong> Revision <strong>der</strong> Personalverordnung desKantons Zürich. Till Löffler und MartinaSchucan (beide Departement Musik) beendenihre Tätigkeit im Senat, ebenso WernerOe<strong>der</strong> (Departement Kunst & Medien);ihnen sei für die langjährige engagierteArbeit herzlich gedankt. Martin Neukomund Benjamin Lang (beide DepartementMusik) sitzen neu im Senat ein. Aus ihrenWeiterbildungssemestern zurückkehrenwerden Magnus Rembold (Senatspräsident)und Lucia Degonda (Departement Kulturanalysenund Vermittlung, HSV­Präsidium).Verantwortlich für die Rubrik HSV: Barbara Berger,Tobias Strebel und Werner Oe<strong>der</strong>


AuszeichnungenZett 2–1351För<strong>der</strong>preise <strong>der</strong>ZHdK fürBachelor-ProjekteDie ZHdK vergibt Absolventinnen undAbsolventen <strong>der</strong> Bachelor-Studiengängeje Studiengang einen mit 5000 Frankendotierten För<strong>der</strong>preis. Die Auszeichnungsoll die Gewählten im weiteren Studiumunterstützen und herausragende Arbeitensichtbar machen:Bachelor Design: Das «ITP Illegible TypeProgram» (Bild) von Yvan Becerro undJoshua Schenkel, Vertiefung Visuelle Kommunikation,besticht durch eine innovativeVorgehensweise und kreative Umsetzungumfangreicher Recherche- und Analysearbeitsowie durch ein eigenständiges Endproduktin Form eines Schriftprogramms.Bachelor Film: «Alfonso» (19 Minuten) vonJan-Eric Mack überzeugt durch eine guterzählte kleine Geschichte, die ein Bekenntnisan die Kunst und ihre erlösende Kraft istund damit einen erstaunlichen Rückbezugauf das Programm <strong>der</strong> Romantik vollzieht.Der Film zeichnet sich zudem durch seinegelungene Schauspielerführung aus.Bachelor Medien & Kunst: Visuell präzisund gekonnt zwischen Pathos und Ironieoszillierend, nähert sich die 4-Kanal-Videoinstallation «I knock at the stone’sfront door» von Selin Bourquin und PaulaTyliszczak dem Motiv des Steins/Gesteins.Das kollaborative und vertiefungsübergreifendeProjekt (Vertiefung Fotografie undMediale Künste) überzeugt zudem durchdie Zusammenführung <strong>der</strong> je spezifischenästhetischen und technischen Kompetenzen<strong>der</strong> Autorinnen.Bachelor Musik und Bewegung: Mit«Ferformung: geformt-genormt-verformt»verbindet Stefanie Schmid geschickt Körperbewegung,Kostüm, Raumbild und einevielschichtige Eigenkomposition für Altsaxophon,Kontrabass sowie manipuliertesKlavier zu einer skurrilen Soloperformance,die überrascht und begeistert.Bachelor Theater: Mit dem Projekt «ifwe– Institut für Welterklärung» (Bild) gelanges den Studierenden Sebastien Disch,Jonas Egloff, Deborah Imhoff, PatrickOes, Livio Prisi, Seraina Rebell, KatarinaTereh und Sarah Verny, einen intensivenKommunikationsprozess mit jungenund erwachsenen Zuschauerinnen undZuschauern herzustellen. Gekonnt setztensie theaterpädagogische Instrumente ein,um in spielerischer Gemeinsamkeit mitdem Publikum unterschiedliche Formendes Erklärens, Wahrsagens, Schätzens undEntscheidens zu bearbeiten.Bachelor Vermittlung von Kunst undDesign: Ausgezeichnet werden MelanieBleiker, Björn Blöchlinger, BeatriceBracher, Charlotte de Buren, LaurenceHering, Alina Mathiuet, Devica Plüss,Claudia Sturzenegger, Sandrine Vidoniund Vanessa Zimmermann für ihr Projekt«Teillager: Designprodukte für GGZ@Work»im Bereich <strong>der</strong> Arbeitsintegration. Mit <strong>der</strong>Entwicklung eines innovativen Produktionskonzeptssowie einer attraktiven undvielseitigen Produktepalette, die sich ausRecyclingmaterialien speist, haben die Studierendengezeigt, dass sie eine komplexeFragestellung professionell bearbeiten undumsetzen können.Die Nennung für den Preis im BachelorMusik folgt zu einem späteren Zeitpunkt.För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>SchweizerischenStudienstiftungDie Schweizerische Studienstiftung för<strong>der</strong>tleistungsstarke, breit interessierte Studierendean Universitäten und Fachhochschulen,«<strong>der</strong>en Persönlichkeit, Kreativität undintellektuelle Fähigkeiten beson<strong>der</strong>e Leistungenin Wissenschaft, Wirtschaft, Kulturund Politik erwarten lassen». In diesemJahr erhalten vier ZHdK-Studierende – soviele wie noch nie – die begehrte För<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Studienstiftung. Die Geför<strong>der</strong>ten sind:Tatjana Sebben und Marco Sykora aus <strong>der</strong>Vertiefung Schauspiel des Bachelors Theater,Sandra Bühler aus dem Master Fine Artsund Annika Ramin-Wright aus dem MasterMusic Performance, Orchester und Klavier.(Philipp Kotsopoulos)Kulturför<strong>der</strong>preis<strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong>Clavel-Stiftung<strong>20</strong>13 hat die Alexan<strong>der</strong> Clavel-Stiftung ihrenKulturför<strong>der</strong>preis an die ZHdK-AbsolventenFlorian Faller, Adrian Stutz und Mario vonRickenbach, drei herausragende Vertreterdes Schweizer Game Designs, verliehen.Alle Preisträger arbeiten als unabhängigeGame Designer in <strong>der</strong> Schweiz und sindverbunden durch einen starken Willen zumkünstlerisch-experimentellen Arbeiten. DieProjekte <strong>der</strong> Designer erregen regelmässignational wie international Aufmerksamkeitund setzen sich in Wettbewerben sowie anFestivals durch. Anlässlich ihrer Auszeichnungdurch die Alexan<strong>der</strong> Clavel-Stiftungzeigten sie eine Auswahl ihrer Videospieleim Rahmen <strong>der</strong> Ausstellung «Bits and Beasts»in <strong>der</strong> Wenkenhof Villa in Riehen. Nebenbekannten Arbeiten wie «Feist», «Krautscape»und «Mirage» präsentierten sie auchein Gemeinschaftsprojekt, das auf Mariovon Rickenbachs «Rakete» (Bild) aufbaut.


52Zett 2–13AuszeichnungenDank dem Kulturför<strong>der</strong>preis konnten dieGame Designer dieses Projekt gemeinsamvorantreiben, an bestehenden Projektenweiterarbeiten sowie neue Projekte andenken.(Maike Thies)WettbewerbserfolgeMusikManche beginnen schon im zartesten Teenageraltermit dem Sammeln von Preisen –die Violinistin Elea Nick zum Beispiel, dieals Jungstudentin von Zakhar Bron betreutwird. Erst 13-jährig, gewinnt sie am InternationalenViolinwettbewerb Nowosibirskden 1. Preis in ihrer Alterskategorie (bis 17<strong>Jahre</strong>). Bereits letztes Jahr erreichte sie amrenommierten Wieniawski-Wettbewerb impolnischen Lublin den 4. Rang. PianistinYulia Miloslavskaya, Studentin von KonstantinScherbakov, hat am internationalenPianowettbewerb «Concours musical deFrance» in Paris den 1. Preis gewonnen. DerPianist Mischa Chung, ZHdK-Absolvent(<strong>20</strong>09 Konzert-, <strong>20</strong>11 Solistendiplom beiKonstantin Scherbakov) und aktuell Assistentvon Konstantin Scherbakov, gewinnt dasdiesjährige Stipendium <strong>der</strong> Nico KaufmannStiftung. Er setzte sich beim «Piano AllroundContest» gegen zwölf Konkurrenten undKonkurrentinnen durch. Nachdem ViolinistAlexan<strong>der</strong> Kuznetsov, Student von ZakharBron, letztes Jahr den 3. Platz in Valsesiagewonnen hat, erspielte er sich am 29. ConcorsoInternazionale Valsesia Musica <strong>20</strong>13im italienischen Varallo nun den 1. Preis.Gleich fünf Studierende waren bei Castingsfür Hauptrollen in Opern erfolgreich: DieOuverture-Opéra in Sion spielt in ihrerSaison <strong>20</strong>14 Mozarts «Così fan tutte»und besetzte die Rolle <strong>der</strong> Dorabella mitMichaela Unsinn, diejenige <strong>der</strong> Despina mitLisa Tatin (Klasse Lina Maria Åkerlund),Guglielmo wird Richard Helm und FernandoJonathan Spicher verkörpern (Klasse ScotWeir). Reto Knöpfel (Klasse Lina MariaÅkerlund) überzeugte für die Hauptrollein <strong>der</strong> Uraufführung <strong>der</strong> Oper «Die Göttinim Kater» von Paul Suits anlässlich <strong>der</strong>«10 <strong>Jahre</strong> Operella – die Taschenoper» imAtelier Theater Meilen.Mezzosopranistin Michaela Unsinn (KlasseLina Maria Åkerlund) hat am Gesangs-Wettbewerb des Migros-Kulturprozent <strong>20</strong>13den Studienpreis gewonnen – wie bereitsim letzten Jahr.Die Musik des <strong>20</strong>12 an <strong>der</strong> ZHdK produziertenDiplomfilms «Parvaneh» wurde vonDominik Blumer komponiert, Student <strong>der</strong>Vertiefung Komposition für Film, Theaterund Medien (bei André Bellmont). DerFilm wurde im Mai <strong>20</strong>13 in Los Angelesfür den Studenten-Oscar in <strong>der</strong> Kategorie«Bester ausländischer Film» nominiert(siehe Seite 19).Querflötist Rafal Zolkos (Klasse PhilippeRacine) hat mit seinem Spiel Eingang erlangtin die renommierte und begehrte LucerneFestival Academy unter künstlerischerLeitung von Pierre Boulez. Die Academywurde <strong>20</strong>04 von Pierre Boulez und FestspielintendantMichael Haefliger ins Lebengerufen. Mit rund 130 hochbegabten jungenMusikerinnen und Musikern aus aller Weltwerden seither jeden Sommer zeitgenössischePartituren und Klassiker <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>neeinstudiert.Caroline Coimbra, Harfenstudentin vonSarah O’Brien, hat an <strong>der</strong> 18 th InternationalCompetition of Young Musicians «PetarKonjovic» in Belgrad den 1. Preis (3. Kategorie)gewonnen.Das Trio Rafale (Bild) aus Zürich hat am 7.März <strong>20</strong>13 in <strong>der</strong> Tonhalle Zürich anlässlicheines öffentlichen Konzerts die AuszeichnungMigros-Kulturprozent-Ensemble <strong>20</strong>13und den Publikumspreis gewonnen. DanielMeller (Violine), Flurin Cuonz (Violoncello)und Maki Wie<strong>der</strong>kehr (Klavier),allesamt ehemalige ZHdK-Studierende<strong>der</strong> Kammermusikklasse Eckart Heiligers,vermochten Jury und Publikum gleichermassenzu begeistern. Der internationalenJury gehörten unter an<strong>der</strong>em die GeigerinPatricia Kopatchinskaja sowie <strong>der</strong> Pianistund ZHdK-Dozent Ulrich Koella an.Die Heidelberg Festival Akademie für Kammermusik,Lied und Komposition hat ausüber 140 Anmeldungen acht Sängerinnen undSänger und vier Pianistinnen und Pianistenals Stipendiaten und Stipendiatinnen aufgenommen,darunter drei ZHdK-Studierende:Nino Chokhonelidze, Klavier (Klasse Hans-Jürg Strub); Michael Mogl, Tenor (KlasseWerner Güra); Milan Siljanov, Bassbariton(Klasse Scot Weir).Als erste Künstlerin in Europa hat EsthirLemi-Petropoulou ein Stipendium im Fulbright-SchumanProgram erhalten. Sie hat an<strong>der</strong> ZHdK das Certificate of Advanced Studies(CAS) Computermusik bei Germán Toro-Pérez absolviert und wirkte anschliessendin einem Forschungsprojekt des Institutefor Computer Music and Sound Technology(ICST) mit. Das Fulbright-Schuman Programbietet jährlich rund 13 Stipendien für Bürgerinnenund Bürger aus EU-Mitgliedsstaatenfür Studium, Forschung o<strong>der</strong> Lehrtätigkeitzu EU-Angelegenheiten, europäischer Integrationo<strong>der</strong> US-EU-Beziehungen.Das renommierte Dirigentenforum desDeutschen Musikrates wählte kürzlich aus55 Bewerbenden die neuen Stipendiatenaus. Einer <strong>der</strong> sechs Ausgewählten ist Chin-Chao Lin, Dirigierstudent von JohannesSchlaefli. (dhu)OrchesterstellenMusikDie Trompeterin Megumi Nakazawa (KlasseFrits Damrow) hat die Akademiestelle imKonzerthaus Berlin und das Probespiel fürdie Solotrompetenstelle im finnischen VaasaCity Orchestra gewonnen. Violinistin JuliaNastasja Brommann (Klasse Ulrich Gröner)hat am Probespiel des NDR Sinfonie orchestersHamburg einen Zeitvertrag gewonnen. VioloncellistinSeraphina Rufer (Klasse ThomasGrossenbacher) hat das Probespiel beimMusikkollegium Winterthur für die Vollzeit-Violoncellostelle gewonnen.Violinistin Anne Solveig Weber (Bild; KlasseZakhar Bron) ist die erste ZHdK-Studentin,die das Probespiel für die Akademie desRoyal Concertgebouw Orchestra gewonnenhat. Das in Amsterdam ansässige Orchesterist das wichtigste <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande und eines<strong>der</strong> bedeutendsten <strong>der</strong> Welt. Kerem Ediz(Klasse Nigel Downing) wurde als 1. Hornin die Neue Lausitzer Philharmonie, Görlitz,Deutschland, aufgenommen, und ZHdK-Absolventin Masazumi Takahashi (KlasseRadovan Vlatkovic) zieht in die PhilharmonieOsaka, Japan, ein.Nach erfolgreichem Probespiel könnenerneut zwei Studentinnen in Berufsorches­


VeranstaltungenZett 2–1353NOCHZUM12 MONATETONISTARTSAISONDER COUNTDOWN LÄUFTMINUSMONATE ZUM TONIMUSIKKLUB MEHRSPURProgramm unter www.mehrspur.ch


54Zett 2–13Auszeichnungentern Platz nehmen: Violinistin Anne-RoseGils (Klasse Rudolf Koelman) spielt bisSommer dieses <strong>Jahre</strong>s im Zeitvertrag beiden Philharmonikern Hamburg, danachmit fester Anstellung im StaatsorchesterBraunschweig. Das Orchestre de chambrede Lausanne wählte Christine Hu (KlasseThomas Grossenbacher) als neue Cellistinaus. (dhu)Mit Papier undAkkuschrauberüber die PisteGewinnerteam ASR-Z2 des Akkuschrauberrennensmit Christoph Zuberbühler, Benjamin Ganz undManuel Ailinger (von links). Foto: Daniel Müller/Jaro SuffnerBereits vor zwei <strong>Jahre</strong>n hatten Studierende<strong>der</strong> Vertiefung Industrial Design im BachelorDesign am Akkuschrauberrennen in Hildesheimden zweiten Platz in <strong>der</strong> KategorieGeschwindigkeit erreicht. Dieses Jahr startetengleich zwei Jungdesignerteams durch:Das Team ASR-Z2 wurde von <strong>der</strong> Fachjurymit dem ersten Preis für die beste technischeund gestalterische Umsetzung ausgezeichnet.In <strong>der</strong> Kategorie Geschwindigkeit landetedas Team Swiss zudem auf dem zweitenPlatz. Die Studierenden hatten in einemUnterrichtsprojekt unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong>Dozenten Herbert Pauser und ChristophDietlicher aus dem Material Kraftplex(zu 100 Prozent aus Cellulose) möglichstleichte Gefährte entwickelt, die durch einenAkkuschrauber angetrieben werden und diejeweiligen Teams möglichst schnell hinterdie Ziellinie bringen sollten. (Cyril Kennel)Orchester <strong>der</strong>ZHdK zu Gast in<strong>der</strong> TonhalleDiesen Herbst kann man gleich an dreifreudigen Musikereignissen mit ZHdK-Beteiligung live dabei sein. Im Rahmen desOktoberkonzerts des Orchesters <strong>der</strong> ZHdKunter <strong>der</strong> Leitung von Johannes Schlaefliwerden in <strong>der</strong> Zürcher Tonhalle zwei Werkeaus <strong>der</strong> Taufe gehoben: «Schimmer» und«Des Amours». Das erste stammt aus <strong>der</strong>Fe<strong>der</strong> von Felix Baumann, Dozent und Leiter<strong>der</strong> Vertiefung Komposition/Theorie, undschimmern werden seine Skizzen für grossesOrchester. Das zweite ist Kopf und Herz vonFlötendozent Philippe Racine entsprungen,ebenfalls «pour grand orches tre». Ausserdemwird die 5. Sinfonie von Gustav Mahlergespielt, <strong>der</strong>en Uraufführung im Oktober1904, also vor 99 <strong>Jahre</strong>n, stattfand.Das Novemberkonzert des Orchesters <strong>der</strong>ZHdK steht dann ganz im Zeichen <strong>der</strong> Oper.Am Dirigierpult steht <strong>der</strong> legendäre NelloSanti, <strong>der</strong> meist keine Partitur benötigt undden Text des Werkes auswendig kennt. Sokann es vorkommen, dass er während <strong>der</strong>Vorstellung dem 1. Geiger an einer beson<strong>der</strong>sschwierigen Stelle mit seiner freien linkenHand die Seite umblättert. Unter SantisLeitung spielt das Orchester <strong>der</strong> ZHdKSinfonien, Arien und Ouvertüren von Verdi,Rossini, Wagner und Richard Strauss. (dhu)Oktoberkonzert des Orchesters <strong>der</strong> ZHdK«Mit grösster Vehemenz»Samstag, 5. Oktober, 19.30 Uhr, Tonhalle Zürichwww.zhdk.ch/vehemenzNovemberkonzert des Orchesters <strong>der</strong> ZHdK«opera – opera»Samstag, 23. November, 19.30 Uhr, Tonhalle ZürichSonntag, 24. November, 17 Uhr, Casino, Bahnhofplatz,FrauenfeldMontag, 25. November, <strong>20</strong> Uhr, Vaduzer-Saal,Vaduz (Einführung 19.30 Uhr, Martin Wettstein imGespräch mit Nello Santi)www.zhdk.ch/operaStudierende und Mitarbeitende <strong>der</strong> ZHdK könnenwie üblich Freitickets für die Konzerte in <strong>der</strong> TonhalleZürich beziehen.Kulturen desParadiesischenAm 21. Dezember <strong>20</strong>12 war es laut Mayakalen<strong>der</strong>wie<strong>der</strong> einmal so weit: Die Welt gingunter. Das war einerseits bedauerlich, an<strong>der</strong>erseitsstellt sich nun die Frage: Wo lebenwir eigentlich heute, nach dem Weltuntergang?Im Hades o<strong>der</strong> doch eher im Paradies?Und was bedeutet «paradiesisch» in einerZeit, die voll ist von «Einkaufs-Paradiesen»,«Wellness-Paradiesen», «Erotik-Paradiesen»und «Steuer-Paradiesen»?Anknüpfend an die import|export-Ausstellung«EXhIbiTion. Eine Ausstellung,bevor es zu spät ist» (<strong>20</strong>12), widmet sichdie Ausstellung «Am Anfang. Kulturen desParadiesischen» <strong>der</strong> Aktualität und denAmbivalenzen des Paradiesischen. Studierendeund Dozierende sowie Angehörige desMittelbaus am Departement Kunst & Mediendokumentieren Spuren des Paradiesischen,inszenieren selbst Paradiese und persiflierenstereotype Paradiesvorstellungen. Die Ausstellungwird kuratiert von Sofia Bempezaund Jörg Scheller, Bachelor Medien & Kunst,Vertiefung Fotografie.(Sofia Bempeza, Jörg Scheller)Ausstellung «Am Anfang. Kulturen desParadiesischen», 9. bis 18. Oktober <strong>20</strong>13Galerie <strong>20</strong>1, Sihlquai 125, ZürichDienstag bis Freitag 17–19 UhrEröffnung: Dienstag, 8. Oktober, 18 Uhr


Veranstaltungen / VermischtesZett 2–1355Schluss mit schönIssey Miyake, Kleid, <strong>20</strong>06/<strong>20</strong>07. Museum fürGestaltung Zürich, Kunstgewerbesammlung. Foto:Franz Xaver Jaggy/Umberto RomitoDie einflussreichen japanischen ModeschöpferIssey Miyake, Yohji Yamamoto und ReiKawakubo mit dem Label Comme des Garçonsprägen seit Anfang <strong>der</strong> 1980er-<strong>Jahre</strong> diezeitgenössische Mode. Gemäss dem Prinzip«ma» erkunden sie den Raum zwischenKörper und Kleid. Damit relativieren siedie eng modulierten Silhouetten <strong>der</strong> HauteCouture und for<strong>der</strong>n die Sehgewohnheitendes Publikums immer wie<strong>der</strong> heraus. Inradikaler Konzeptualität drapieren sie freibewegliche Flächen zu Falten und Schichten,teils in frappieren<strong>der</strong> Asymmetrie.Die Ausstellung «Im Reich <strong>der</strong> Falten»präsentiert rund hun<strong>der</strong>t zeitgenössischeModelle berühmter japanischer Designeraus <strong>der</strong> Sammlung des Museums für Kunstund Gewerbe Hamburg. Mit <strong>der</strong> gezeigtenMode treten raumgreifende Textilobjekteund Arbeiten auf Papier aus den Sammlungendes Museum für Gestaltung Zürich in einenspannenden Dialog. Dabei wird <strong>der</strong> starkeBezug auf die japanische Tradition deutlich.(Sabine Flaschberger)Ausstellung «Im Reich <strong>der</strong> Falten –Mode und Textilkunst aus Japan»,30. August <strong>20</strong>13 bis 12. Januar <strong>20</strong>14Museum Bellerive, Höschgasse 3, ZürichDienstag bis Sonntag 10–17 UhrState of the Art –Science andArt in PracticeArtists-in-labs: Künstlerin Sandra Huberim Schlaflabor.In transdisziplinären Kollaborationen ermöglichtdas Swiss artists-in-labs program (ail)seit <strong>20</strong>03 Kunstschaffenden aller Sparten,während mehrerer Monate ihre Projektein renommierten Schweizer Wissenschaftsinstitutenzu verwirklichen. Seit <strong>20</strong>12 ist dasSwiss ail Teil eines Konsortiums, bestehendaus Künstlerinnen und Wissenschaftlern,das im Rahmen des Programms Agora desSchweizerischen Nationalfonds (SNF) mitdem Projekt «State of the Art – Science andArt in Practice» neue Formen <strong>der</strong> Vermittlungvon wissenschaftlichen und künstlerischenInhalten und Prozessen gemeinsam erprobtund erforscht.Das Konzept baut auf den Erfahrungen,Ergebnissen und langfristigen Zusammenarbeiten<strong>der</strong> Swiss ail residencies auf. Daszweijährige Forschungsprojekt zielt nundarauf hin, den Dialog mit definiertenZielgruppen in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu för<strong>der</strong>nund Erfahrungen zu teilen. Im Rahmendes Montreux Jazz Festival fand am18. Juli die Kick-off-Veranstaltung mit demTitel «Rhythm: out of scale?» statt. Überdie weitere Entwicklung von «State of theArt – Science and Art in Practice» informierendie Websites www.artistsinlabs.ch undwww.popuplab.org. (Irène Hediger)Agentur fürstudentischeProjekteDie von Z+ neu eröffnete Agentur für studentischeProjekte dient <strong>der</strong> Koordination <strong>der</strong>disziplinen- und departementsübergreifendenZusammenarbeit von Studierenden. Sievermittelt Studierende, die für studentischeProjekte gesucht werden, und bietet Beratungund Mentoring durch Dozierende undAngehörige des Mittelbaus an. Es werdenfolgende Vermittlungsformen angeboten:Vermittlung von Studierenden: Studierendehaben die Möglichkeit, für Semester- undAbschlussprojekte Studienkolleginnen und-kollegen zu finden, die an einer inhaltlich-konzeptionellenwie auch praktischendepartementsübergreifenden Zusammenarbeitinteressiert sind.Beratung und Mentoring: Den Studierendenwird die Möglichkeit geboten, Kontakt zuLehrenden aus an<strong>der</strong>en Disziplinen undDepartementen aufzunehmen, die ihnen beioffenen Fragestellungen beratend zur Seitestehen können, falls die entsprechendenKompetenzen im Lehrkörper des eigenenStudiengangs nicht vertreten sind.Ansprechpartnerin ist Yanne Balzer, LeiterinKoordinationsstelle Z+(yanne.balzer@zhdk.ch).Agentur für studentische Projektehttp://sp.zplus.zhdk.ch und www.zhdk.ch/zplus<strong>Jahre</strong>sprogrammMusik <strong>20</strong>13/<strong>20</strong>14Je später <strong>der</strong> Sommer, umso erfrischen<strong>der</strong> dieLektüre: Das neue Musikprogramm befasstsich im Studienjahr <strong>20</strong>13/<strong>20</strong>14 mit dem<strong>Jahre</strong>sthema «Die Kunst des Übergangs».Es beleuchtet die Bühnen im GrossraumZürich, auf denen ZHdK-Studierende spielen,singen und performen. Und informiertnicht zuletzt über das Studienangebot desDepartements Musik, denn schliesslich istnoch kein Master vom Himmel gefallen. Zufinden ist das <strong>Jahre</strong>sprogramm Musik anzahlreichen Standorten <strong>der</strong> ZHdK o<strong>der</strong> unterwww.zhdk.ch/jahresprogrammdmu. (dhu)


56Zett 2–13VermischtesMirza Sakic allein in Berlin: «Wo die Reise wohl hinführt?» Fotos: Robert Rozic50. Theatertreffenin BerlinZum ersten Mal fuhren Schauspielstudierende<strong>der</strong> ZHdK zusammen mit Dozierendenzum Theatertreffen nach Berlin. Zum50. Theatertreffen waren auch Ausbildungsinstituteeingeladen worden. Nebst demBesuch <strong>der</strong> Aufführungen im Festivalprogrammbot sich die Gelegenheit, am VolkstheaterChristoph Marthalers «Glaube LiebeHoffnung» von Ödön von Horváth und «AnnaKarenina» nach Tolstoi, inszeniert von JanBosse am Maxim Gorki Theater, zu besuchen.Im Programm des Festivals war Anfang MaiGrosses zu sehen. 17 Stunden spannendesTheater mit hervorragenden Schauspielerinnenund Schauspielern, inszeniert vonbekannten Regiepersönlichkeiten, machtendiese Exkursion zu einem beson<strong>der</strong>enErlebnis. Für die täglichen Vor- und Nachbesprechungen<strong>der</strong> Aufführungen standendie Räume <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Künste Berlinzur Verfügung. Der sehr breite Einblick indie zukünftige Berufspraxis kam bei denStudierenden gut an und schlug sich in ausführlichenund intensiven Gesprächen überdie Aufführungen nie<strong>der</strong>. (Mani Wintsch)www.berlinerfestspiele.de/theatertreffenZürich in BerlinWir kommen aus dem kleinen Dingmit den hohen Dingen drumherum,den sauberen,süssen Dingen untenrum und,wie sie glauben,viel Dings in <strong>der</strong> Tasche.Klein, aber fein besucht das grosse Berlin.Zu Hause habens grad Elektra über dieBretter gejagt und bedauern nun,dass sie nicht mitfahren darf.Dafür hat Johanna eine Einladungbekommen.Doch die ist erst nächste Woche dran –da sind wir lei<strong>der</strong> schon wie<strong>der</strong> zurück imDing.Wir trinken Kaffee.Essen Tandoori-Hühnchen o<strong>der</strong>einen Burger vom Burgermeister.Streicheln Hunde im Mauerpark.Leeren ein Kindl am Maybachufer.Lassen uns von <strong>der</strong> Frühlingssonne kitzelnund vergessen für einmal fast,dass wir Schauspiel studieren. Fast.Denn Johanna ist trotzdem irgendwie da.Die ganze Zeit. Jeden Abend.In Form von über 17 Stunden Theater.Mal besser, mal nicht so doll. Aber stets mitviel Vor- und Nachklang.Denn: Bin ich das, da vorne auf <strong>der</strong> Bühne?O<strong>der</strong> eher die Ente am Maybach?O<strong>der</strong> doch <strong>der</strong> nette Herrmit dem Fahrkartenstempeldings?Berlin ist wun<strong>der</strong>bar. Theater auch.Zürich sowieso.Robert Rozic, Bachelor Theater,Vertiefung SchauspielGrillpause vor <strong>der</strong> Vorstellung am Maybach.


PublikationenZett 2–1357Tobi Müller:Observer-in-Residence<strong>20</strong>13/<strong>20</strong>14Nach Perikles Monioudis und Ruth Schweikertwird Tobi Müller (geboren 1970) neuerObserver-in-Residence <strong>der</strong> ZHdK. Währenddes Studienjahrs <strong>20</strong>13/<strong>20</strong>14 bespricht <strong>der</strong>Kulturpublizist wie sein Vorgänger und seineVorgängerin verschiedene Veranstaltungen<strong>der</strong> ZHdK. Neu wird er mit den jeweiligenBeteiligten, ausgehend von seinen Beobachtungen,Werkstattgespräche führen undaudiovisuell dokumentieren. Tobi Müllernimmt ausserdem an einer transdisziplinärenTagung teil («Das Design echter Gefühle –wie Pop Authentizität entwirft» am Freitag,6. Dezember <strong>20</strong>13) und wird in Zusammenarbeitmit Z+ neue experimentelle Formatefür seine Observer-Tätigkeit entwickeln.Tobi Müller studierte in Zürich und BerlinSprachen und verbrachte die Nullerjahre inZürich als Redaktor bei Zeitung und Fernsehen.Seit <strong>20</strong>09 lebt er in Berlin und arbeitetfrei für Print und Radio vorwiegend überPop- und Theaterthemen. Müller mo<strong>der</strong>iertregelmässig Podien zu Kulturthemen undleitet eine monatliche Pop-Talkshow an <strong>der</strong>Volksbühne Berlin. (Corina Caduff )www.zhdk.ch/Observer-in-ResidenceExperimentStrategieblogIn den letzten Monaten wurde die Strategie<strong>der</strong> ZHdK für den Zeitraum <strong>20</strong>14–<strong>20</strong>18erarbeitet. Über einen Blog bezog dieHochschulleitung die Angestellten <strong>der</strong>ZHdK in die Strategieprozesse mit ein. Mitdem Strategieblog <strong>der</strong> ZHdK setzte sie zurUnterstützung <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong>ntwicklungerstmals auf ein interaktives Medium unddamit auch auf eine erweiterte Partizipation.Während acht Wochen stellte dieHochschulleitung in 22 Blogbeiträgen diestrategischen Teilprojekte Lehre, Forschung,Internationales und Kultur im Toni-Areal<strong>der</strong> ZHdK zur Diskussion.Die hohen Zugriffszahlen mit knapp 1000individuellen Besucherinnen und Besuchernund 4900 Seitenansichten zeugen von regemInteresse und dem Bedürfnis <strong>der</strong> Angehörigen<strong>der</strong> ZHdK, Einsicht in die Strategieprozessezu erhalten. Das Ziel, über dieseProzesse und <strong>der</strong>en Inhalte zu informieren,wurde damit erreicht. Mit 23 Kommentarenbleibt <strong>der</strong> ebenfalls angestrebte aktive Einbezugjedoch bescheiden. Die Gründe für diegeringe Menge von Rückmeldungen könntenin <strong>der</strong> Exposition <strong>der</strong> Kommentierendenund dem Abstraktionsgrad des Themasbeziehungsweise <strong>der</strong> Blogbeiträge liegen.Erfreulich ist das hohe Engagement in <strong>der</strong>Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Inhalten <strong>der</strong>neuen Strategie in vereinzelten längerenKommentaren.Das Experiment Strategieblog mit seinerhohen Nutzung kann als zumindest teilweisegelungen betrachtet werden. Die Rückmeldungenund Kommentare fliessen in dieAusarbeitung von konkreten Massnahmenpaketenein. (Thomas D. Meier)Maybe not now,but eventuallyInstallation von Elena Habicher im Syros CulturalCenter. Foto: Elena HabicherIn <strong>der</strong> Einzelausstellung «Maybe not now,but eventually», die im Juli auf <strong>der</strong> griechischenInsel Syros gezeigt wurde, inszenierteElena Habicher eine ihrer Kurzgeschichtenaus <strong>der</strong> Reihe «Contemporary Fairy Tales».Habicher, die im Sommer den BachelorMedien & Kunst in <strong>der</strong> Vertiefung BildendeKunst an <strong>der</strong> ZHdK abgeschlossen hat, wurdevom Kulturzentrum Syros eingeladen, einestandortspezifische Installation im Rathaus<strong>der</strong> Inselhauptstadt zu realisieren. Im Atriumdes neoklassizistischen Gebäudes schneideteine schräge Wand aus rotem, weichfallendem Plastik den Raum entzwei. Mitroter Flüssigkeit gefüllte Flaschen liegenauf dem Boden, während ein Soundloopeine Erzählung ununterbrochen durch denRaum flüstern lässt.Ausgangspunkt für Habichers Werk ist dasGefühl einer archaischen Traumwelt, aus<strong>der</strong> surrealistisch anmutende Erzählungenhervorsteigen. Die Objekte deuten schemenhaftein unheimliches Geschehnis an: Derrote Vorhang nimmt Bezug auf den Axthieb,<strong>der</strong> die Erzählung eröffnet; die Flaschensymbolisieren Organe, die aus dem Körper<strong>der</strong> konsternierten Erzählerin purzeln. DasPublikum ahnt ein Unheil, gleichwohl ist<strong>der</strong> Raum von <strong>der</strong> Nichtanwesenheit desHergangs geprägt. Aus Textfetzen (re-)konstruiertdas Ohr einen eigenen Sinn, währenddas Auge konfrontiert ist mit Fallen, Stürzen,Gewalt und dem Blau des griechischenHimmels, das die Szene einrahmt.Neuerscheinung:<strong>Kunsthof</strong> Zürich1993–<strong>20</strong>13Mitten in <strong>der</strong> dicht bebauten Zürcher Innenstadthat sich eine Baulücke über zwanzig<strong>Jahre</strong> behaupten können: <strong>der</strong> <strong>Kunsthof</strong>Zürich. Mit <strong>der</strong> Publikation «Mind the Gap.<strong>Kunsthof</strong> Zürich 1993–<strong>20</strong>13, Materialienund Dokumente» wird diese Ausstellungsplattformin einem umfassenden Rückblickgewürdigt. Die Publikation versammeltsämtliche künstlerischen Projekte, die zwischen1993 und <strong>20</strong>13 im <strong>Kunsthof</strong> realisiertwurden. Jedes Projekt wird auf einer Seitevorgestellt, gefolgt von ausgewähltem, bishernoch nicht publiziertem Archivmaterial.Handschriftliche Notizen, Ausstellungspläne,Einladungskarten, Fotografien <strong>der</strong>Kunstwerke, Kopien von Ausstellungstextenusw. lassen den Zeitgeist wie<strong>der</strong>auflebenund dokumentieren die Vielfalt <strong>der</strong> künstlerischenHerangehensweisen.Die Fülle an Materialien und Dokumentenmacht einen Ausstellungsraum erfahrbar,<strong>der</strong> ästhetisches Forschen ermöglichte undeinen anregenden Diskurs über Kunst im


58Zett 2–13Impressum / Carte blancheöffentlichen Raum in Gang setzte. Ergänztwird das umfangreiche Material aus demArchiv durch zwei Textbeiträge: In einemausführlichen Essay gibt Christoph Schenker– Initiator und langjähriger Kuratordes Projekts – Einblick in die Geschichteund Konzeption des <strong>Kunsthof</strong>s, währendDaniel Kurjakovic – seinerseits von <strong>20</strong>03bis <strong>20</strong>09 Kurator des <strong>Kunsthof</strong>s – in Formeines ABCs das transformative Potenzial des<strong>Kunsthof</strong>s umreisst.Christoph Schenker, Andrea Portmann (Hg.):Mind the Gap. <strong>Kunsthof</strong> Zürich 1993–<strong>20</strong>13, Materialienund Dokumente. edition fink, Zürich <strong>20</strong>13. 1<strong>20</strong>0Seiten, 800 Abbildungen, davon 30 in Farbe als loseBeilagen, 38 CHF/29 EUR.Buchvernissage: www.ifcar.chSignals, Systemsand SoundSynthesisEin Standardwerk <strong>der</strong> Computermusikerscheint neu auch auf Englisch. Die deutscheAusgabe «Signale, Systeme und Klangsynthese.Grundlagen <strong>der</strong> Computermusik»wurde von Martin Neukom seit ihremErscheinen vor zehn <strong>Jahre</strong>n laufend ergänztund verbessert und von Gerald Bennett insEnglische übersetzt. Das Werk führt ein indie Grundlagen digitaler Signale und Systemeund erläutert die wichtigsten Techniken <strong>der</strong>Klangsynthese und Klangverarbeitung mitdem Computer. Zahlreiche Abbildungenergänzen den Text. Die CD, die dem Buchbeiliegt, enthält neben Hörbeispielen Animationenund interaktive Computerprogramme,mit denen Interessierte ihr Wissen in diePraxis umsetzen können.Martin Neukom studierte Musiktheorie undMusikwissenschaft, lehrt Musiktheorie amDepartement Musik und forscht am Institutefor Computer Music and Sound Technology(ICST) <strong>der</strong> ZHdK.Martin Neukom: Signals, Systems and Sound Synthesis.Peter Lang Verlag, Bern <strong>20</strong>13. Übersetzt vonGerald Bennett, 619 Seiten, 110 CHF/98 EUR.Buchvernissage: Mittwoch, 16. Oktober, <strong>20</strong> Uhr,Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, ZürichDanke,Adriana Bognar!Mit dieser Ausgabe verabschieden wirAdriana Bognar aus <strong>der</strong> Zett­Redaktion. Siewar seit <strong>20</strong>07 Mitarbeiterin in <strong>der</strong> Hochschulkommunikationund wurde diesen Julipensioniert. In den letzten sechs <strong>Jahre</strong>ngingen unzählige Zett­Beiträge über ihrenSchreibtisch. Sie betreute die Autorinnenund Autoren, veredelte Texte und schriebeigene Artikel, am liebsten Interviews. Alsehemalige Balletttänzerin und langjährigeMitarbeiterin <strong>der</strong> ZHdK und ihrer Vorgängerinstitutionenschöpfte Adriana Bognaraus einem reichen Erfahrungsschatz. Mitden Studierendenporträts führte sie <strong>20</strong>08eine <strong>der</strong> beliebtesten Rubriken im Zett ein.Seither sind so 114 Porträts von Studierendenentstanden. Sie war die redaktionelleDrehscheibe des Hochschulmagazins undkoordinierte die Arbeit von Autoren, Fotografinnen,Layoutern, Lektorinnen, Druckereiund Versand, bis das Zett druckfrisch inden Händen <strong>der</strong> Leserinnen und Leser lag.Herzlichen Dank, Adriana, und alles Gutefür Dein Leben ohne Zett, dafür mit Zeit!Das RedaktionsteamImpressum«Zett», das Magazin <strong>der</strong> Zürcher <strong>Hochschule</strong><strong>der</strong> Künste, erscheint dreimal jährlich.Herausgeberin: Zürcher <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste,Zürcher FachhochschuleRedaktion: Heike Pohl (hpo, Leitung),Adriana Bognar (abo), Caroline Süess (csü),Hochschul kommunikationLektorat: Lektorama ZürichRedaktionsteam: Eva Brüllmann (ebr), Services,Barbara Draeyer (bdr), Kunst & Medien, DanielaHuser (dhu), Musik, Elisabeth Krüsi (ekr), Design,Judith Hunger ( jhu), Darstellende Künste und Film,Janine Schiller ( jsc), Kulturanalysen und Vermittlung,Kaltrina Ahmetaj, Museum für GestaltungZürich, Timo Krstin (SturZ)Gestaltung und Produktion:Regula Bearth, Rita Lehnert, Moritz WolfPapier: Plano Art, 170 g; Reprint FSC C010121, 90 gSchriften: Neue Helvetica LT Com, Mercury,Glypha LT Std, Egyptienne URW Extra NarrowDruck: Ropress Genossenschaft ZürichAuflage: 5000Copyright: Der Nachdruck von Artikelnist unter Quellenangabe gestattet.Beleg exemplare erwünscht.«Zett» ist auch digital als E­Paperund PDF­Datei erhältlich: epaper.zhdk.chcc.zhdk.ch/zett.htmlRedaktionsschluss «Zett» 3–<strong>20</strong>13:15. Oktober <strong>20</strong>13Zürcher <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> KünsteAusstellungsstrasse 60, 8005 Zürichwww.zhdk.chRechte Seite:«Toccata». Photoshop­Collage von StephanieHaensler (Master Composition and Theory, VertiefungKomposition, Departement Musik).


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