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Konfliktpotentiale am Horn von Afrika Das Beispiel Eritrea

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Länder untergeordnete wirtschaftliche Bedeutung hat. Der Konflikt um diesen Landstrich istder Höhepunkt in einer Reihe <strong>von</strong> Auseinandersetzungen in der eritreisch-äthiopischenGrenzregion um Gondar, Tigray und Wollo, die es bereits seit 1994 gab und deren Hintergrundvor allem in divergierenden Konzepten über die politisch-administrative Zukunft beiderLänder zu suchen ist. <strong>Eritrea</strong> hatte bis 1997 selbstbewußt und in vollem Umfang <strong>von</strong> denSonderkonditionen profitiert, die die Machthaber in Addis Abeba dem Land offenbar in derHoffnung einräumten, perspektivisch eine gemeins<strong>am</strong>e politische und wirtschaftliche Unionbilden zu können. So hat <strong>Eritrea</strong> z.B. Kaffee und Tee aus Äthiopien, die für Birr erworbenwurden, gegen Devisen auf den internationalen Markt gebracht. Auch <strong>von</strong> der äthiopischenRegierung subventioniertes Getreide k<strong>am</strong> auf diesem Weg in die Hände eritreischer Händler.Von besonderer Bedeutung war der Umstand, daß die Devisenkurse für den äthiopischen Birrin <strong>Eritrea</strong> trotz der Zoll- und Währungsunion fast zehn Prozent über denen in Äthiopien lagen,so daß die eritreische Staatsbank größere Mengen des Devisenflusses in die Region für sichabzweigen konnte. Dennoch dominierte bis Ende 1997 offiziell das Bild <strong>von</strong> zweibefreundeten Nationen, weil die bestehenden Divergenzen zu keinem Zeitpunkt Bestandteileines öffentlichen Meinungsbildungsprozesses geworden waren. Umso massiver traten nachdem Beginn der K<strong>am</strong>pfhandlungen die gegenseitigen Vorurteile zwischen den eritreischenBewohnern des Hochlandes (Kebesa) und ihren äthiopischen Nachbarn (Tigray) zu Tage.Deren Wurzeln lassen sich bis in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen, sie erhielten währendder Kolonialzeit eine neue Ausrichtung und lebten auch während des Unabhängigkeitsk<strong>am</strong>pfesfort. In den vorherrschenden kulturellen Stereotypen stehen unzivilisierte undunberechenbare Tigray den arroganten und rassistischen Kebesa gegenüber.Es hat den Anschein, als würde die Auseinandersetzung zwischen <strong>Eritrea</strong> und Äthiopien,die bereits mehrere Zehntausend Menschenleben forderte, inzwischen <strong>von</strong> beiden Staatschefsgeschickt instrumentalisiert. Meles Zenawi, dessen TPLF nach dem Sturz <strong>von</strong> Mengistu HaileMari<strong>am</strong> nur durch die intensive Unterstützung der EPLF seine Macht sichern konnte, stelltden Bürgern seines Landes jetzt unter Beweis, daß er sich <strong>von</strong> seinem Mentor in Asmaraemanzipiert hat und nicht leichtfertig äthiopische Interessen preisgibt. Isaias Afeworkiwiederum lenkt <strong>von</strong> innenpolitischen Problemen und der wirtschaftlichen Entwicklung seinesLandes ab, die nach der Einführung der neuen Landeswährung immer mehr stagniert. Waren,die <strong>Eritrea</strong> bei seinem wichtigsten Außenhandelspartner Äthiopien bis dato in Birr begleichenkonnte, mußten seit November 1997 mit Devisen erworben werden, weil die äthiopischeRegierung die Einführung einer gemeins<strong>am</strong>en Freihandelszone abgelehnt hatte. Die Äthiopierführten zeitgleich neue Birr-Scheine ein, um eine weitere Verwendung <strong>von</strong> Geld, das aus<strong>Eritrea</strong> st<strong>am</strong>mte, zu unterbinden. D<strong>am</strong>it wurde aber auch der rege Handel in der eritreischäthiopischenGrenzregion nachhaltig behindert, wobei erschwerend hinzu k<strong>am</strong>, daß auch fürden kleinen Warenverkehr im Wert <strong>von</strong> bis zu 2.000 Nakfa <strong>von</strong> äthiopischer Seiteabsprachewidrig US-Dollar gefordert wurden. Asmara verlangte deshalb <strong>von</strong> Addis Abeba dieBegleichung der Hafengebühren in Assab und Massawa sowie der Landegebühren auf demInternationalen Flughafen <strong>von</strong> Asmara ebenfalls in US-Dollar. Daraufhin hat Äthiopien diemeisten seiner zu verschiffenden Güter in den Hafen <strong>von</strong> Dschibuti umgeleitet, derinzwischen den äthiopischen Birr als Zahlungsmittel akzeptiert. In Assab k<strong>am</strong> der Warenumschlagfaktisch zum Erliegen. Die eritreische Bevölkerung bek<strong>am</strong> inzwischen auch zuspüren, wie die Einführung des Nakfa ihr Alltagsleben veränderte. Zahlreiche äthiopischeNahrungsmittel verschwanden vom Markt oder verteuerten sich – wie die Getreideart Teff –erheblich. Wichtigste Devisenquelle <strong>Eritrea</strong>s sind nach wie vor die Überweisungen derAuslandseritreer, die nach dem eritreischen Einkommenssteuergesetz <strong>von</strong> 1994 monatlichzwei Prozent ihres Nettoeinkommens an den eritreischen Staat abführen und ihren in <strong>Eritrea</strong>lebenden F<strong>am</strong>ilien regelmäßige Zuwendungen zukommen lassen. Die Handelsbilanz desLandes (1994 standen Exporten in Höhe <strong>von</strong> ca. 55 Mio. US-Dollar Importe in einer Größenordnung<strong>von</strong> 319 Mio. US-Dollar gegenüber) ist gänzlich aus dem Gleichgewicht geraten.

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