Luft zum Durchatmen - DSM Computer

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01.12.2012 Aufrufe

Märkte & Meinungen f Forum Wirtschaftliche Entwicklung des Embedded-Marktes Luft zum Durchatmen Analysten und Wirtschaftspresse malen ein düsteres Bild für die konjunkturelle Entwicklung. Für die Embedded-Branche stehen die Vorzeichen jedoch nicht so schlecht. Massenentlassungen, ins Bodenlose fallende Aktienkurse und Katastrophen malen ein düsteres Bild der Zukunft – der »kleine Mann von der Straße« schätzt die Wirtschaftslage entsprechend negativ und undifferenziert ein. »Es wird einem über die Medien die Rezessionsschwärze eingedrückt«, beschwert sich Hubert Prieger nicht zu Unrecht, denn die Embedded- und Industriecomputer-Branche wächst. Das scheint die Börsenanalysten – und in deren Windschatten die Wirtschaftspresse – aber nicht zu interessieren. So wurde beispielsweise Kontron geprügelt, weil der erwartete Umsatzzuwachs von 80 Prozent auf 60 Prozent revidiert wurde. »Andere Branchen fragen sich, ob sie mit 10 Prozent wachsen oder schrumpfen«, gibt Heinz Iglhaut zu bedenken, »wir sprechen von einer Rezession – wir haben sie aber noch nicht«. Jeder Geschäftsführer muss sich daher überlegen, wie er sein Unternehmen durch die schwierigen Zeiten bringt. Deshalb werden Investitionen einschränkt, um Kapital zurückzuhalten, weil man nicht weiß, wie lange die Durststrecke sein wird. »Ich bin der Meinung, das Ganze wird herbei geredet – dadurch kriegen wir es auch«, betont Iglhaut. »Ich weiß auch nicht, ob die ’Krise’ entstanden ist, weil die Prognosen sehr ergeizig waren. Man braucht dann vielleicht eine Erklärung, wenn es nicht ganz so gut geht, und da kommt der nicht Die Teilnehmer des Forumsgesprächs Die deutschsprachige Embedded-Systeme- und Industriecomputer- Branche verzeichnet geringere Zuwachsraten als letztes Jahr. Auch die Anzahl der Produktneuvorstellungen ist geringer. Ist die Branche in einer Krise oder »nur« in einer Verschnaufpause nach Jahren massiver Expansion? Um mehr darüber herauszufinden, hat die »Markt & Technik«-Redaktion Anfang September Experten zu einem »Forum« über Embedded Systeme und Industriecomputer nach München eingeladen. Hier die Liste der Teilnehmer: Dr. Kurt Benedini, Director Business Operations Embedded Systems, Force Computers Adrian Bernhard, General Manager, SBS or Industrial Computers Markus Bullinger, Geschäftsführer, nbn Systemkomponenten Thomas Hannemann, Geschäftsführer, powerBridge Computer Norbert Hauser, Vice President Marketing EMEA, Kontron Embedded Computers Holger Hinsch, Leiter Vertrieb Industrie-Microcomputer und Identifikation, Siemens Heinz Iglhaut, Vorstand, Jumptec Peter Lippert, Managing Director, Lippert Automationstechnik Alfred Lorenz, Vice President R&D und Support, PEP Modular Computers Michael Mitezki, Vorstand, Phytec Technologie Holding Hans-Peter Mutzel, Marketing und Vertrieb, Microsys Electronics Hubert Prieger, Vorstandvorsitzender, ICS Advent Rüdiger Stahl, Geschäftsführer, TQ-Components Manuel Vieira, Vorstand, DSM Computer mehr so boomende Telekommarkt recht gelegen.« »Es waren überzogene Erwartungen im Telekom-Markt«, bestätigt Norbert Hauser, »alle haben sich deshalb mit rein gehängt«. »Die Erwartungen wurden vor allem durch die Analysten hochgetrieben«, ergänzt Iglhaut. 6 Sonderheft Industriecomputer & Embedded Systeme, Oktober 2001 www.elektroniknet.de >

Märkte & Meinungen<br />

f<br />

Forum<br />

Wirtschaftliche Entwicklung des Embedded-Marktes<br />

<strong>Luft</strong> <strong>zum</strong> <strong>Durchatmen</strong><br />

Analysten und Wirtschaftspresse malen ein düsteres Bild für die<br />

konjunkturelle Entwicklung. Für die Embedded-Branche stehen<br />

die Vorzeichen jedoch nicht so schlecht.<br />

Massenentlassungen, ins Bodenlose<br />

fallende Aktienkurse und<br />

Katastrophen malen ein düsteres<br />

Bild der Zukunft – der »kleine<br />

Mann von der Straße« schätzt die<br />

Wirtschaftslage entsprechend negativ<br />

und undifferenziert ein.<br />

»Es wird einem über die Medien<br />

die Rezessionsschwärze eingedrückt«,<br />

beschwert sich Hubert<br />

Prieger nicht zu Unrecht, denn die<br />

Embedded- und Industriecomputer-Branche<br />

wächst.<br />

Das scheint die Börsenanalysten<br />

– und in deren Windschatten<br />

die Wirtschaftspresse – aber nicht<br />

zu interessieren. So wurde beispielsweise<br />

Kontron geprügelt,<br />

weil der erwartete Umsatzzuwachs<br />

von 80 Prozent auf 60 Prozent<br />

revidiert wurde. »Andere<br />

Branchen fragen sich, ob sie<br />

mit 10 Prozent wachsen oder<br />

schrumpfen«, gibt Heinz Iglhaut<br />

zu bedenken, »wir sprechen von<br />

einer Rezession – wir haben sie<br />

aber noch nicht«.<br />

Jeder Geschäftsführer muss<br />

sich daher überlegen, wie er sein<br />

Unternehmen durch die schwierigen<br />

Zeiten bringt. Deshalb werden<br />

Investitionen einschränkt,<br />

um Kapital zurückzuhalten, weil<br />

man nicht weiß, wie lange die<br />

Durststrecke sein wird. »Ich bin<br />

der Meinung, das Ganze wird herbei<br />

geredet – dadurch kriegen<br />

wir es auch«, betont Iglhaut. »Ich<br />

weiß auch nicht, ob die ’Krise’<br />

entstanden ist, weil die Prognosen<br />

sehr ergeizig waren. Man<br />

braucht dann vielleicht eine Erklärung,<br />

wenn es nicht ganz so<br />

gut geht, und da kommt der nicht<br />

Die Teilnehmer<br />

des Forumsgesprächs<br />

Die deutschsprachige Embedded-Systeme- und Industriecomputer-<br />

Branche verzeichnet geringere Zuwachsraten als letztes Jahr. Auch<br />

die Anzahl der Produktneuvorstellungen ist geringer. Ist die Branche<br />

in einer Krise oder »nur« in einer Verschnaufpause nach Jahren<br />

massiver Expansion? Um mehr darüber herauszufinden, hat die<br />

»Markt & Technik«-Redaktion Anfang September Experten zu einem<br />

»Forum« über Embedded Systeme und Industriecomputer nach München<br />

eingeladen. Hier die Liste der Teilnehmer:<br />

Dr. Kurt Benedini, Director Business Operations Embedded Systems,<br />

Force <strong>Computer</strong>s<br />

Adrian Bernhard, General Manager, SBS or Industrial <strong>Computer</strong>s<br />

Markus Bullinger, Geschäftsführer, nbn Systemkomponenten<br />

Thomas Hannemann, Geschäftsführer, powerBridge <strong>Computer</strong><br />

Norbert Hauser, Vice President Marketing EMEA, Kontron Embedded<br />

<strong>Computer</strong>s<br />

Holger Hinsch, Leiter Vertrieb Industrie-Microcomputer und Identifikation,<br />

Siemens<br />

Heinz Iglhaut, Vorstand, Jumptec<br />

Peter Lippert, Managing Director, Lippert Automationstechnik<br />

Alfred Lorenz, Vice President R&D und Support, PEP Modular<br />

<strong>Computer</strong>s<br />

Michael Mitezki, Vorstand, Phytec Technologie Holding<br />

Hans-Peter Mutzel, Marketing und Vertrieb, Microsys Electronics<br />

Hubert Prieger, Vorstandvorsitzender, ICS Advent<br />

Rüdiger Stahl, Geschäftsführer, TQ-Components<br />

Manuel Vieira, Vorstand, <strong>DSM</strong> <strong>Computer</strong><br />

mehr so boomende Telekommarkt<br />

recht gelegen.«<br />

»Es waren überzogene Erwartungen<br />

im Telekom-Markt«,<br />

bestätigt Norbert Hauser, »alle<br />

haben sich deshalb mit rein<br />

gehängt«. »Die Erwartungen wurden<br />

vor allem durch die Analysten<br />

hochgetrieben«, ergänzt<br />

Iglhaut.<br />

6 Sonderheft Industriecomputer & Embedded Systeme, Oktober 2001 www.elektroniknet.de<br />

>


»<br />

Märkte & Meinungen<br />

f<br />

Forum<br />

»Der Telekom-Markt ist jetzt<br />

eindeutig in einer Krise«, betont<br />

Dr. Kurt Benedini. Die Ursache<br />

dafür sieht Thomas Hannemann<br />

<strong>zum</strong> Teil als hausgemacht an:<br />

»Alle Provider von Telekommunikationsdienstleistungen<br />

haben<br />

das gleiche Problem – sie können<br />

kein Wachstum mehr mit Mobilund<br />

Festnetztelefonen erzielen<br />

und kein Wachstum der Verbindungsminuten.<br />

So haben wir die<br />

Situation, dass ein Ron Sommer<br />

Geld sparen muss, und bestimm-<br />

Dr. Kurt Benedini, Force <strong>Computer</strong>s<br />

Letztendlich sind die Killerapplikationen,<br />

auf die der Endkunde fliegt,<br />

einfach noch nicht da.<br />

«<br />

8 Sonderheft Industriecomputer & Embedded Systeme, Oktober 2001<br />

te Entscheidungen verzögert werden.«<br />

Die Konsequenz daraus ist<br />

ein Einbruch im Infrastruktur-<br />

Anzeige<br />

geschäft, andere Bereiche der<br />

Telekommunikation sind hingegen<br />

nicht betroffen. »Die Provider<br />

verdienen ihr Geld mit Services.<br />

Wenn man SprachverarbeitungsoderVoice-over-IP-Dienstleistungen<br />

anbietet, hat das nichts<br />

mit Festnetz oder Wireless zu tun<br />

– und da wird mehr investiert<br />

denn je«, erklärt Hannemann.<br />

Schwierigkeiten haben aber<br />

nicht nur Teile der Telekommunikation.<br />

»Der deutschen Maschinenbau<br />

hat einen deutlichen<br />

Rückgang im Auftragsbereich von<br />

8 bis 10 Prozent hinzunehmen«,<br />

berichtet Hannemann. »Von unseren<br />

Maschinenbaukunden be-<br />

kommen wir zu hören, dass das,<br />

was sie bislang in diesem Jahr disponiert<br />

haben, noch drei oder vier<br />

Monate längerer reichen wird.<br />

Es gibt Verzögerungen bei Nachfolgeaufträgen<br />

des laufenden Geschäfts«.<br />

Aber wie in der Telekommunikation<br />

sind auch im Maschinenbau<br />

die einzelnen Bereiche unterschiedlich<br />

von der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung betroffen.<br />

»Branchen, die automobilnah<br />

agieren, haben es schwerer«, differenziert<br />

Alfred Lorenz, »es gibt<br />

aber auch Maschinenbaubranchen,<br />

die boomen. Bei uns war<br />

der Juli bei den Auftragseingängen<br />

der beste Monat seit Bestehen<br />

der PEP. Das kommt genau aus<br />

dem Maschinenbau.«<br />

Beobachtungen<br />

über Auffälligkeiten<br />

beim Auftragseingang<br />

hat auch Michael Mitezki<br />

gemacht: »Wir<br />

hatten einen sehr, sehr<br />

guten Auftragseingang<br />

in den ersten drei Monaten.<br />

Dann hatten wir<br />

das Gefühl, dass sich<br />

jeder Gedanken macht<br />

über seinen Lagerbestand.<br />

Denn mit einem<br />

Schlag war nach dem<br />

ersten Quartal die Allokationssituationvorbei;<br />

die Lieferzeiten bei<br />

unseren Distributoren<br />

sind erheblich zurück-<br />

gegangen. Auch wir haben<br />

unser Lager reduziert<br />

und Aufträge gestreckt,<br />

weil wir wieder<br />

aus dem Bestand produ-<br />

zieren konnten – das haben wahrscheinlich<br />

auch unsere Kunden<br />

gemacht«.<br />

Anfällig für wirtschaftliche<br />

Turbulenzen ist auch die Konsumgüterindustrie.<br />

»Wenn wir<br />

uns die Unternehmen anschauen,<br />

die am Consumer hängen, haben<br />

diese vielfach ein Riesenproblem,<br />

weil sie Umsatz- und Ergebnisrückgänge<br />

hinzunehmen haben<br />

– unabhängig von Börsen- und<br />

Aktienkursen«, berichtet Hannemann.<br />

»Die Situation heute unterscheidet<br />

sich von Situationen<br />

wie etwa vor zwei Jahren beim<br />

Regierungswechsel, da haben nur<br />

die Unternehmer <strong>zum</strong> Ende des<br />

Jahres keine Entscheidungen getroffen.«<br />

Adrian Bernhard,<br />

SBS or Industrial <strong>Computer</strong>s<br />

»<br />

Jemand der neu hinzukommt, wird,<br />

von Ausnahmen abgesehen,<br />

sich den VMEbus nicht ausgucken.<br />

«


Worin liegen diesmal die Ursachen<br />

für die Umsatzrückgänge<br />

im Consumer-Geschäft? Zum<br />

einen lähmt die politische Entwicklung<br />

und die allgemeine negative<br />

Haltung gegenüber dem<br />

Wirtschaftsklima. Im Börsenrausch<br />

der Jahre 1999 und 2000<br />

haben zu viele Consumer ihr Geld<br />

gebunden oder vernichtet. Erschwerend<br />

hinzu kommt noch<br />

eine gewisse Technologiemüdigkeit.<br />

»Seien wir ehrlich, sind wir<br />

das nicht auch schon? Wir haben<br />

den tollsten <strong>Computer</strong> immer<br />

wieder aufgerüstet mit den<br />

modernsten Karten«, gesteht Manuel<br />

Vieira. »Man hat mit der Microsoft-Welle<br />

soviel Zyklen mitgemacht:<br />

Vom DOS ab ein Windows<br />

nach dem anderen, immer<br />

die neueste Version, immer schöner,<br />

immer toller – immer langsamer.<br />

Das ist eine Entwicklung, die<br />

der User nicht mehr bereit ist zu<br />

tragen.« Nicht nur diese ständige<br />

Wiederholungen unterhöhlen den<br />

Kaufwillen, sondern auch die Frage<br />

nach dem Nutzen. »Wenn einer<br />

Windows NT 4.0 hat, dann ist<br />

er doch sehr glücklich – warum<br />

soll er Windows 2000 einführen?<br />

Es bringt ihm eigentlich nichts«,<br />

erklärt Markus Bullinger. »Er wird<br />

es einführen müssen, wenn es<br />

Funktionen gibt, die er nur mit<br />

Mühen in NT 4.0 rein bekommt<br />

– und das ist ein Prozess, der dauert<br />

noch zwei oder drei Jahre«, ergänzt<br />

Hannemann. Diese Funktionen<br />

müssen in den Augen der<br />

Anwender aber einen echten<br />

Mehrwert bieten – auf kosmetische<br />

Änderungen reagiert er bereits<br />

nicht mehr.<br />

Als weiteres Beispiel kann<br />

man die Entwicklung des Handy-<br />

www.elektroniknet.de<br />

Markus Bullinger,<br />

nbn Systemkomponenten<br />

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Wenn einer Windows<br />

NT 4.0 hat, dann ist<br />

er doch sehr glücklich<br />

– warum soll er<br />

Windows 2000 einführen?<br />

Es bringt<br />

ihm eigentlich nichts<br />

»<br />

«<br />

Marktes nennen. Solange die<br />

Geräte schrumpften und die<br />

Standby-Zeiten deutlich länger<br />

wurden, herrschte allgemeines<br />

Interesse an jeder neuen Gerätegeneration.<br />

Auch die für SMS optimierten<br />

Geräte fanden reißenden<br />

Absatz. Die Einführung von<br />

WAP brachte allerdings nicht den<br />

von den Handy-Anbietern erwünschten<br />

Erfolg, weil zu wenig<br />

Käufer einen persönlichen Vorteil<br />

Märkte & Meinungen<br />

f<br />

in den neuen Geräten sahen. Ein<br />

Beispiel für einen substanziellen<br />

Mehrwert gibt Iglhaut: »Ein<br />

Videorekorder ist bis heute nicht<br />

zu bedienen. Ich bin technologiemüde,<br />

ich mag die ganzen<br />

Knöpfchen nicht mehr bedienen<br />

und die Anleitungen durchlesen.<br />

Ich will den Film aufnehmen und<br />

ansehen – wie das Gerät das<br />

macht, ist mir doch egal. Ich will<br />

eine einfache Bedienmöglichkeit<br />

Sonderheft Industriecomputer & Embedded Systeme, Oktober 2001 9<br />

Forum<br />

>


Märkte & Meinungen<br />

Thomas Hannemann,<br />

powerBridge <strong>Computer</strong><br />

»<br />

Von unseren<br />

Maschinenbaukunden<br />

bekommen wir zu hören,<br />

dass das, was sie bislang<br />

in diesem Jahr disponiert<br />

haben, noch drei oder vier<br />

Monate längerer<br />

reichen wird.<br />

«<br />

f<br />

Forum<br />

haben, weil ich technologiemüde<br />

geworden bin – dazu brauche ich<br />

aber Embedded-Intelligenz.«<br />

Mehr Komfort war schon immer<br />

ein Argument für Consumer<br />

– dieser Markt ist auch nur geringen<br />

konjunkturellen Schwankungen<br />

unterworfen. Aber nicht nur<br />

im Geschäft mit Konsumenten<br />

lauern die Chancen, sondern<br />

auch in der Optimierung von<br />

Geschäftsprozessen. Hierbei sind<br />

aber nicht SAP/R3 & Co. gefragt,<br />

sondern Embedded-Technolo-<br />

gien. »Früher ist man <strong>zum</strong> Skifahren<br />

durch ein Drehkreuz gegangen<br />

und hat seinen Ausweis<br />

vorgezeigt. Heute ist da ein tolles<br />

Ding, das mit Transpondern arbeitet<br />

und misst, wer mit welchem<br />

Lift fährt. Auf diese Art<br />

weiß der Betreiber jederzeit, wo<br />

die Kunden gerade sind. Früher<br />

war da nur Mechanik drin oder<br />

ein kleiner Microcontroller, heute<br />

ist es ein kleiner PC«, veranschaulicht<br />

Bullinger. »Das Gerät<br />

ist sicherlich teurer als seine Vor-<br />

gänger, aber der<br />

Gesamtnutzen, die<br />

Cost-of-Ownership,<br />

ist niedriger.«<br />

Den Anbietern<br />

von embedded Systemen<br />

eröffnen sich<br />

also zahlreiche, unterschiedlicheMärkte,<br />

allerdings ohne<br />

die Entwicklungskosten<br />

in die Höhe<br />

zu treiben. »Wir Embedded-Anbieterhaben<br />

eine allgemeine<br />

Plattform, die eigentlich<br />

überall eingesetzt<br />

werden kann<br />

– man muss nur genug<br />

Ideen generieren,<br />

wo es überall<br />

passt«, betont Hauser.<br />

– »Und die Software-Applikation<br />

entscheidet dann,<br />

ob es im Auto oder<br />

an der Maschine eingesetzt<br />

wird«, ergänzt<br />

Hans-Peter Mutzel. Da verwundert<br />

es eigentlich nicht mehr,<br />

dass Hardwareanbieter wie etwa<br />

PEP mittlerweile mehr Softwareals<br />

Hardware-Entwickler beschäftigen.<br />

Holger Hinsch, Siemens<br />

Wir alle wissen, dass es fast<br />

eine Religionsfrage ist,<br />

ob ich eine technische Aufgabenstellung<br />

mit einem PC oder einer anderen<br />

Automatisierungslösungen angehe.<br />

»<br />

«<br />

Chancen für das Wachstum<br />

der Embedded-Branche gibt es zu<br />

genüge, es muss allerdings auch<br />

die entsprechende Entwicklungsarbeit<br />

geleistet werden. Hier spielt<br />

das nicht mehr ganz so explosive<br />

Wachstum den Unternehmen in<br />

die Hände. »Es ist einfach, durch<br />

eine Akquisition seinen Umsatz<br />

zu erhöhen und das Ergebnis zu<br />

verbessern. Es ist viel schwieriger,<br />

Wachstumsraten aus eigener<br />

Kraft zu verarbeiten«, erklärt<br />

Hannemann. »Die Leute müssen<br />

noch wissen, was das Unternehmensziel<br />

ist und wo es lang geht.<br />

Wenn man nicht diese Leute findet<br />

oder Mühe hat, welche zu bekommen,<br />

wird das ein Riesenproblem«.<br />

Entsprechend begrüßen<br />

die meisten den Umstand,<br />

nicht mehr dreistellig wachsen zu<br />

müssen, sondern »nur« noch zwischen<br />

30 und 80 Prozent – Zeit<br />

<strong>zum</strong> <strong>Durchatmen</strong>.<br />

Auch börsennotierte Unternehmen<br />

stehen in der momentanen<br />

Situation nicht mehr so unter<br />

Zugzwang, das im Börsengang<br />

eingesammelte Geld investieren<br />

zu müssen: »Lieber das Geld mit<br />

3 Prozent anlegen, als eine Geschichte<br />

aufzublasen, die dann<br />

platzt«, gesteht Iglhaut.<br />

Einen weiteren positiven Aspekt<br />

gewinnt Rüdiger Stahl dem<br />

www.elektroniknet.de


aktuellen Wirtschaftsklima ab: »Es<br />

wird leichter, qualifizierte Mitarbeiter<br />

zu gewinnen, weil viele<br />

High-Tech-Firmen Personal abbauen<br />

– der Arbeitsmarkt normalisiert<br />

sich.« Der Reiz für viele<br />

Ingenieure für einen Start-up im<br />

Internet- oder Telekommunikationsumfeld<br />

zu arbeiten, ist vorbei<br />

– jetzt sind wieder »bodenständigere«<br />

Firmen gefragt, die Produkte,<br />

Kunden und auch Gewinne<br />

haben.<br />

Gerade jüngere Ingenieure sorgen<br />

für weiteren Umsatzzuwachs<br />

in der Embedded-Branche. »Wir<br />

haben eine Situation, dass wir<br />

vom Ausbildungsstand unserer<br />

Nachwuchskräfte getriggert werden,<br />

was dazu führt, dass Embedded-PCs<br />

immer stärker Anteil<br />

an der Automation gewinnen<br />

werden«, erläutert Holger Hinsch.<br />

»Immer mehr Informatiker kommen<br />

von den Fachhochschulen,<br />

die in ihrem Einarbeitungs- und<br />

Profilierungsprozess für immer<br />

mehr Ablöse sorgen. Wir alle wissen,<br />

dass es fast eine Religionsfrage<br />

ist, ob ich eine technische<br />

Aufgabenstellung mit einem PC<br />

oder einer anderen Automatisierungslösungen<br />

angehe – das hat<br />

sehr viel mit Kultur zu tun. Allein<br />

schon aus diesem Vorgang<br />

heraus und aus den neuen technischen<br />

Möglichkeiten wird die<br />

Embedded-PC-Industrie weiter<br />

wachsen«. Das bestätigt auch<br />

Adrian Bernhard: »Der Kunde ist<br />

von Zuhause einen PC gewohnt,<br />

und wenn er dann irgendwo anders<br />

hin geht, will er dort auch<br />

einen haben.«<br />

Die Embedded-Branche gewinnt<br />

also in immer mehr Märkten<br />

an Bedeutung bzw. erschließt<br />

www.elektroniknet.de<br />

Norbert Hauser,<br />

Kontron Embedded <strong>Computer</strong>s<br />

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Wir Embedded-Anbieter<br />

haben eine allgemeine Plattform,<br />

die eigentlich überall<br />

eingesetzt werden kann – man<br />

muss nur die Ideen generieren,<br />

wo es überall passt.<br />

»<br />

«<br />

sich diese – was ein »Zusatzgeschäft«<br />

mit sehr beeindruckender<br />

Perspektive ist. »Das eigentliche<br />

Wachstum des Embedded-Marktes<br />

kommt nicht von irgendeinem<br />

anderen Markt, sondern aus dem<br />

Outsourcing von Firmen, die bislang<br />

selbst Entwicklungen gemacht<br />

haben und von Technologien<br />

wie Microcontrollern einfach<br />

weggehen«, betont Iglhaut. Mit<br />

Märkte & Meinungen<br />

f<br />

diesem Fundament braucht sich<br />

die Branche nicht um das geschäftliche<br />

»Grundrauschen« zu<br />

fürchten, da die Produktpalette<br />

Sicherheit bietet. »Die Embedded-<br />

Technik ist flexibel einsetzbar«,<br />

erklärt Peter Lippert. »Wenn sie in<br />

einem Bereich wegfallen sollte,<br />

kann sie dafür in einem anderen<br />

Einsatz finden – man muss nur<br />

flexibel sein«. (mk) ■<br />

Sonderheft Industriecomputer & Embedded Systeme, Oktober 2001 13<br />

Forum


Märkte & Meinungen<br />

Technische Entwicklung des Embedded-Marktes – Teil 2 der Forumsdiskussion<br />

Abwarten, um dem Kunden zu nutzen<br />

Die Anzahl der Produktneuvorstellungen sank etwas im Embedded-Geschäft<br />

– gleichzeitig wird in der allgemeinen <strong>Computer</strong>technik<br />

immer mehr über neue Standards diskutiert. Es lastet<br />

aber kein Zeitdruck auf den Embedded-Anbietern.<br />

Mit dem respektablen Alter von<br />

20 Jahren ist der VMEbus nicht<br />

nur der Stammvater der Embedded-Branche,<br />

sondern immer<br />

noch das Zugpferd – umso verwunderlicher<br />

ist es, dass es so still<br />

um ihn ist. »Das ist genau der Vorteil,<br />

dass man nichts hört«, freut<br />

sich Hans-Peter Mutzel. »Denn<br />

man hört nur von Dingen, wo das<br />

Geschäft nicht funktioniert«, ergänzt<br />

Thomas Hannemann. Im<br />

Schulterschluss auch Alfred Lorenz:<br />

»Wir bei PEP profitieren<br />

nach wie vor von diesem Standard,<br />

er macht immer noch den<br />

Peter Lippert,<br />

Lippert Automationstechnik<br />

»<br />

Fakt ist,<br />

dass der ISA-Bus,<br />

auch wenn er heute auf<br />

Motherboards aus Taiwan<br />

nicht mehr als Slot-Bus<br />

vertreten ist, noch lebt.<br />

«<br />

Alfred Lorenz,<br />

PEP Modular <strong>Computer</strong>s<br />

»<br />

Wir bei PEP<br />

profitieren nach wie vor<br />

vom VMEbus-Standard,<br />

er macht immer noch<br />

den meisten Umsatz.<br />

«<br />

f<br />

Forum<br />

meisten Umsatz. Absolut gesehen,<br />

geht der Anteil sogar noch<br />

hoch, relativ <strong>zum</strong> CompactPCI<br />

geht er zurück. VMEbus ist unsere<br />

Cash-Cow, wir stecken aber<br />

nicht mehr so viel Geld in die Entwicklung<br />

– es laufen aber einige.«<br />

Vergleichbares ist auch von<br />

Michael Mitezki zu hören: »Es<br />

gibt noch sehr, sehr viele VMEbus-Kunden,<br />

die eine Lösung suchen,<br />

um ihre Investition in die<br />

Zukunft zu retten. Deshalb werden<br />

neue Karten entwickelt, die<br />

kompatibel sein müssen zu den<br />

eingesetzten Betriebssystemen,<br />

um die Software weiter<br />

zu nutzen. Bei vollkommen<br />

neuen Projekten ist<br />

allerdings der Compact-<br />

PCI gefragt«.<br />

Dann stellt sich aber<br />

nach Ansicht von Mutzel<br />

oftmals die Frage<br />

nach der Notwendigkeit<br />

des CompactPCI-Busses.<br />

»Wenn ich etwas über<br />

die Backplane kommunizieren<br />

möchte, dann<br />

vielleicht ja. Ein ganz<br />

normaler Automatisierer<br />

braucht das nicht. Wenn<br />

man ein paar digitale<br />

Eingänge oder Temperaturen<br />

messen will, warum<br />

muss man die Werte<br />

erst über die PCI-Bridge<br />

drücken, dann über<br />

den PCI-Bus und dann<br />

wieder <strong>zum</strong> Prozessor –<br />

das geht mit VMEbus<br />

viel leichter. Es gibt in<br />

diesem Fall keinen Sinn,<br />

warum man auf CompactPCI<br />

umsteigen muss«. »Es<br />

gibt Anwendungen in der industriellen<br />

Automatisierung, wo der<br />

CompactPCI-Bus nicht sinnvoll<br />

eingesetzt wird«, bestätigt Hannemann,<br />

»der VMEbus ist in vielen<br />

Anwendungen ganz klar im<br />

Vorteil«.<br />

Technische Vorteile sind in<br />

vielen Unternehmen aber nicht<br />

immer ausschlaggebend bei einer<br />

Systementscheidung. »Es gibt<br />

Kunden, die etwas haben wollen,<br />

das mit Industrie-PC zu tun hat.<br />

Die entscheiden sich aus politischen<br />

Gründen für CompactPCI,<br />

obwohl es keinen einzigen technischen<br />

Grund gibt«, betont Mutzel,<br />

»die gleiche Karte kommt bei<br />

CompactPCI sogar teurer, weil<br />

man sich beim VMEbus die ganzen<br />

Bridges sparen könnte«. Die<br />

Ursache für eine solche Entscheidung<br />

sieht Norbert Hauser in<br />

der jeweiligen Unternehmensgeschichte:<br />

»Wer bislang nicht mit<br />

Mikroprozessoren gearbeitet hat,<br />

wird, wenn er umsteigt, mehr zu<br />

CompactPCI tendieren oder zu<br />

All-in-one-Boards«. »Jemand der<br />

neu hinzukommt, wird, von Aus-<br />

Heinz Iglhaut, Jumptec<br />

Wenn die Geräte über Embedded Internet<br />

an einem Server angebunden sind,<br />

dann kann die Umstellung der Geräte<br />

auf einen Schlag erfolgen.<br />

»<br />

«<br />

nahmen abgesehen, sich den<br />

VMEbus nicht ausgucken«, bestätigt<br />

Adrian Bernhard. »Es gibt keine<br />

neuen Anwender«, bringt es<br />

Peter Lippert auf den Punkt.<br />

Damit erklärt sich auch das<br />

Abebben der in den letzten Jahren<br />

so leidenschaftlich geführten<br />

Diskussion um die Geschwindigkeit<br />

von CompactPCI im Vergleich<br />

<strong>zum</strong> VMEbus. Ein zusätzlicher<br />

Dämpfer bekommt die Diskussion<br />

durch das Aufkommen<br />

neuer, deutlich schnellerer Systeme<br />

aus dem Serverbereich. »Was<br />

die Telekommunikationsindustrie<br />

anbetrifft, ist es relativ eindeutig,<br />

dass der Trend zu Packet-<br />

Switched-Backplanes geht«, erklärt<br />

Dr. Kurt Benedini, »die<br />

Anfänge sind gemacht«. Allerdings<br />

ein wenig geordneter, so<br />

Bernhard: »Es gibt zig Packet-<br />

Switched-Standards. Welcher<br />

sich durchsetzt und wie lange das<br />

dauert, weiß keiner«.<br />

Zwar wird im Standardisierungsgremium<br />

der PICMG der<br />

Standard 2.17 diskutiert, allerdings<br />

ist ein Anbieter bereits vorgeprescht:<br />

»Motorola liefert Sys-<br />

14 Sonderheft Industriecomputer & Embedded Systeme, Oktober 2001 www.elektroniknet.de<br />

>


Märkte & Meinungen<br />

Michael Mitezki,<br />

Phytec Technologie Holding<br />

»<br />

Es gibt noch sehr, sehr<br />

viele VMEbus-Kunden,<br />

die eine Lösung suchen,<br />

um ihre Investition<br />

in die Zukunft zu retten.<br />

«<br />

teme seit 1999 an einen amerikanischen<br />

OEM aus«, erklärt Hannemann,<br />

»es stellte sich die Frage<br />

nicht, ob man einen Standard mit<br />

vielen anderen zusammen entwickeln<br />

will – der Kunde hätte es<br />

nicht akzeptiert, denn er wollte es<br />

nicht. Die Zeiten, in denen man<br />

jahrelang einen Standard diskutiert.<br />

sind vielfach vorbei«. Das<br />

Thema wird pragmatisch angegangen:<br />

Man hat verschiedene<br />

Lösungen, und die erfolgreichste<br />

Rüdiger Stahl,<br />

TQ-Components<br />

Embedded Internet –<br />

Für mich ist das<br />

ein wichtiges<br />

Werbeargument.<br />

»<br />

«<br />

f<br />

Forum<br />

16 Sonderheft Industriecomputer & Embedded Systeme, Oktober 2001<br />

setzt sich durch. »Das ist der Weg,<br />

der heute gegangen wird«, bestätigt<br />

Hannemann. »Es erinnert<br />

mich an den Futurebus – die würden<br />

noch heute diskutieren, wenn<br />

ihnen nicht vorher das Geld ausgegangen<br />

wäre.«<br />

Die Parallelbusse mögen vielleicht<br />

in wenigen Jahren bei Servern<br />

verschwunden sein, aber<br />

das Embedded-Geschäft läuft anders.<br />

»Vor knapp zwei Jahren hat<br />

Wintel schon gesagt, dass es auf<br />

Hubert Prieger,<br />

ICS Advent<br />

»<br />

Wir liefern noch über<br />

80 Prozent der Systeme<br />

mit ISA-Slots aus,<br />

weil die Kunden in<br />

ihrem Bereich den PCI<br />

nicht benötigen.<br />

«<br />

den Motherboards keine ISA-Slots<br />

mehr geben wird«, erklärt Hubert<br />

Prieger, »das hat sich im kommerziellen<br />

Markt auch durchgesetzt.<br />

Aber wir liefern noch über<br />

80 Prozent der Systeme mit ISA-<br />

Slots aus, weil die Kunden in ihrem<br />

Bereich den PCI nicht benötigen«.<br />

Pikanterweise bietet die Intel-Tochter<br />

Dialogic auch heute<br />

noch ISA-Karten an, obwohl Intel<br />

diesen Bus zusammen mit<br />

Microsoft per Dekret (PC-Spezifi-<br />

Hans-Peter Mutzel,<br />

Microsys Electronics<br />

»<br />

Wenn man ein paar<br />

digitale Eingänge oder<br />

Temperaturen messen will,<br />

warum muss man die Werte<br />

erst über die PCI-Bridge<br />

drücken, dann über den<br />

PCI-Bus und dann wieder<br />

<strong>zum</strong> Prozessor – das geht<br />

mit VMEbus viel leichter.<br />

«<br />

kation 1999) abgeschafft hat. Entsprechend<br />

groß ist die Sorge der<br />

Embedded-Branche, dass Intel als<br />

Hauptlieferant den Chip-Hahn zudreht.<br />

»Fakt ist, dass der ISA-Bus,<br />

auch wenn er heute auf Motherboards<br />

aus Taiwan nicht mehr als<br />

Slot-Bus vertreten ist, noch lebt.<br />

Er hat einen anderen Namen bekommen,<br />

heißt jetzt LPC und ist<br />

serialisiert worden«, betont Lippert.<br />

»Dafür gibt es entsprechen-<br />

www.elektroniknet.de


Manuel Vieira, <strong>DSM</strong> <strong>Computer</strong><br />

de Chips, um das umzusetzen. Wenn es die<br />

nicht mehr gibt, dann nimmt man ein FPGA<br />

und setzt sich den Bus selber um. Der<br />

PC/104-Markt, einer der größten Märkte des<br />

Embedded-PCs, lebt doch eigentlich vom<br />

ISA-Bus. Wenn es diesen nicht mehr geben<br />

sollte, hat der Kunde nicht mehr die Möglichkeit,<br />

seine spezifischen I/O-Karten einzusetzten<br />

– über den PCI-Bus rechnet es sich<br />

nicht«. Das bestätigt auch Markus Bullinger:<br />

»Der Kunde kann den ISA-Bus relativ einfach<br />

selber handhaben, während er die anderen<br />

Busse nicht selber beherrscht«. Diesen Kundenwünschen<br />

kommen die stärker dem Embedded-Markt<br />

zusprechenden System-on-<br />

Chip-Anbieter auch nach. »Auch wenn er als<br />

Subbus in einem SoC immer weniger zu tun<br />

haben wird, tot wird der ISA-Bus noch lange<br />

nicht sein«, betont Lippert.<br />

»In der Industrie geht gar nichts von heute<br />

auf morgen«, bestätigt Mutzel, »das dauert<br />

fünf bis zehn Jahre.« »Weil OEMs die Kunden<br />

sind und nicht Consumer«, ergänzt Hauser,<br />

»das ist wie ein riesiger Kondensator im<br />

Embedded-Geschäft«.<br />

Mehr wie ein Magnet wirkt hingegen der<br />

Begriff »Embedded Internet«. So lockt er Besucher<br />

zu Seminaren und beflügelt die Phantasie<br />

der Entwickler. Was steckt aber eigentlich<br />

dahinter?<br />

www.elektroniknet.de<br />

»<br />

Wir alle wissen, dass es fast<br />

eine Religionsfrage ist,<br />

ob ich eine technische Aufgabenstellung<br />

mit einem PC oder einer anderen<br />

Automatisierungslösungen angehe.<br />

«<br />

Märkte & Meinungen<br />

f<br />

Forum<br />

»Für mich ist das ein wichtiges Werbeargument«,<br />

gesteht Rüdiger Stahl, »dafür<br />

wird es auch verwendet, weil es technologisch<br />

eigentlich nichts Neues ist«. Das bestätigt<br />

Heinz Iglhaut: »Es ist keine Herausforderung,<br />

sondern der Stand der Technik<br />

– vom Kundennutzen her ist es eine Revolution,<br />

allerdings hat der Endkunde das ganze<br />

noch nicht entdeckt.«<br />

Als Ursache sieht Benedini: »Letztendlich<br />

sind die Killerapplikationen, auf die der<br />

Endkunde fliegt, einfach noch nicht da«. Ein<br />

Grund dafür ist, dass jede Branche ihren Nutzen<br />

auf anderen Gebieten finden wird – eine<br />

einzelne Killerapplikation wird es nicht<br />

geben, sondern für jedes Segment seine eigene.<br />

So drängt sich beispielsweise für den Maschinenbau<br />

die Fernüberwachung und -wartung<br />

geradezu auf. »Früher hat man turnusmäßig<br />

die Lager einer Maschine gewechselt,<br />

heute erfasst man die Vibrationen und<br />

schickt den Service los, wenn ein gewisser<br />

Grenzwert überschritten ist«, veranschaulicht<br />

Bullinger.<br />

Ein Beispiel für eine andere Branche ist<br />

die Umstellung von Ticketautomaten auf den<br />

Euro. »Wenn man 2000 Geräte umstellen<br />

muss, dann dauert das«, erklärt Iglhaut,<br />

»wenn die Geräte aber über Embedded Internet<br />

an einem Server angebunden sind,<br />

dann kann die Umstellung der Geräte auf<br />

einen Schlag erfolgen.«<br />

Dies setzt allerdings gewisse Sicherheitsanforderungen<br />

und -maßnahmen voraus.<br />

»Viele scheuen sich davor«, räumt Manuel<br />

Vieira ein, »man braucht ein Protokoll, das<br />

nicht mitgehackt werden kann«. »Das setzt<br />

Kryptografie voraus«, ergänzt Holger Hinsch,<br />

»damit haben wir die Problematik, dass es<br />

Länder gibt, die keine starke Verschlüsselung<br />

zulassen«. Dieser gesellschaftspolitische<br />

Aspekt wird noch für längere Zeit seine Gültigkeit<br />

nicht verlieren: Die Argumentation,<br />

durch Verschlüsselung die Planung von Verbrechen<br />

oder Terror zu verschleiern, hat leider<br />

tragische Bestätigung gefunden. Internationale<br />

einheitliche Richtlinien sind daher<br />

auf absehbare Zeit relativ unwahrscheinlich<br />

– auf nationaler Ebene kann es aber durchaus<br />

zu Erfolgen kommen.<br />

Zahlreiche weitere Technologien und<br />

Standards wie 3GIO, HyperTransport oder<br />

die diversen Wireless-Techniken buhlen<br />

ebenfalls um die Gunst der Entwickler – auch<br />

wenn der olympische Grundgedanke<br />

»schneller, höher, weiter« jeden Ingenieur<br />

anspricht, bleibt Geduld eine Tugend.<br />

»Manchmal ist es sinnvoller, ein bisschen abzuwarten<br />

und sich nicht gleich auf etwas<br />

Neues zu stürzen«, gesteht Lippert. »Es ist<br />

deshalb wichtig, den Kunden zu beraten,<br />

auch wenn er eine Entwicklung für eine neue<br />

Technologie bezahlen würde, weil solche<br />

Fehler fatal sein können.« (mk) ■<br />

Sonderheft Industriecomputer & Embedded Systeme, Oktober 2001 17

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