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L. Euler und quadratische Gleichungen

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1 Quadratische <strong>Gleichungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Euler</strong>Die heutige Schulmathematik hat sich nur wenig von dem Standard LEONHARDEULERs (1703 – 1783) entfernt. Sein 1770 auf Deutsch erschienenes Buch „VollständigeAnleitung zur Algebra“ bietet eine auch heute noch gültige Darstellungder Gr<strong>und</strong>sätze der Algebra (<strong>und</strong> Analysis) <strong>und</strong> könnte vom mathematischen Inhalther auch heute noch als Schulbuch konkurrieren, wobei bemerkenswert ist,dass die bei Reclam erschienene Fassung in jede Hosentasche passen würde. EU-LERs „Vollständige Anleitung zur Algebra“ ist ein wichtiger Prototyp eines Mathe-Lehrbuchs (Mathematiktextbooks). Es ist zuerst im Jahre 1767/1768 in Russischerschienen,1770 — wiegesagt indeutscher Sprache. Eine französische ÜbersetzungmitAnfügungenvon LAGRANGE kam 1794 heraus.Es beginnt mit den Gr<strong>und</strong>rechnungsarten,erörtert schließlich Lineare Gleichungssysteme <strong>und</strong> die Lösungder Diophantischen Gleichung nach JOHN PELL <strong>und</strong> endet mit einem Beweis derFERMATschenVermutungimFalle n = 3.SehrkleinschrittigwirdauchdiePolynomdivisionerläutert. Die Legende sagt, dass EULER das Buch blind geschrieben <strong>und</strong>einemunbedarftenSchneidergesellendiktierthabe,dermithilfediesesBuchesAlgebraerlernte. EULER war bereits 1735 auf dem rechten Auge <strong>und</strong> im Jahre 1771vollständig erblindet. Das Buch hatte eine Auflage von r<strong>und</strong> 100000 Exemplaren.Es ist eines der erfolgreichsten Mathematiklehrbüchern aller Zeiten.2 AufgabenAus <strong>Euler</strong>s” VollĆŁndigeAnleitungzurAlgebra,DesZweytenTheilsErĆerAbsĚnitt":2.1 GesellschafterS.253(Nr.75):EtliĚeKaufleutebeĆelleneinenFactor<strong>und</strong>sĚiĘenihnnaĚArĚangelsk,umdaselbĆeinenHandelzuhalten.JedervonihnenhatzehnmalsovielReiĚĆhalereingelegtalsPersonensind.NungewinntderFactoran100ReiĚĆhalerjeReiĚĆhalerzweymalsovielalsderPersonensind.Wennmandannden100.TheildesganzenGewinnsmit 2 2 9multiplicirt,sokommtdieZahlderGesellenheraus.Wievielesindihrergewesen?2.2 PferdS.259(Nr.88):EinerkaufteinPferdf§retliĚeReiĚĆhaler,verkaufteswiederf§r119ReiĚĆhaler<strong>und</strong>gewinntdaraussovieleProzentealsdasPferdgekoĆet;nuniĆdieFrage,wietheueriĆdaĄelbeeingekauftworden?1


2.3 ZahlensucheS.275(Nr.122):MansuĚezweyZahlen,derenProduct = 35<strong>und</strong>dieDiĎerenzihrerQuadraten = 24?2.4 PolynomdivisionS.296(Nr.166):SuĚe...sokommt x 3 + 27x 2 + 270x = 1576DieTheilerderZahl1576sind1,2,4,8etc.,vondenen1<strong>und</strong>2zuklein,4aberf§rxgeseŃtdieserGleiĚungeinGen§geleiĆet;wolltemandiebeiden§brigenWurzelnfinden,som§ĄtemandieGleiĚungdurĚx-4(...)dividieren...3 ÜbersetzungAus <strong>Euler</strong>s „Vollständige Anleitung zur Algebra, Des Zweyten Theils ErsterAbschnitt“:3.1 GesellschafterEinige Gesellschafter bestellen einen Faktor (Leiter einer Faktorei = Handelsniederlassung)<strong>und</strong> schicken ihn nach Archangelsk (Hafen am Weißen Meer, worüberseinerzeit der westeuropäische Handel mit dem russischen Reich erfolgte),um dort einen Handel abzuschließen. Jeder von ihnen hat zehnmal soviel Reichstalereingelegt, wie die Anzahl der Gesellschafter ist. Nun gewinnt der Faktor pro100 Reichstaler zweimal so viel wie die Anzahl der Gesellschafter ist. Wenn mandann den 100. Teil des ganzen Gewinns mit 2 2 multipliziert, so kommt die Zahl9der Gesellschafter heraus. Wie viele Gesellschafter hat dieser GmbH-Vorläufer?Antwort:<strong>Euler</strong> errechnet in seinem Buch selbst 15 Gesellschafter, die jeweils 150Reichsthaler eingelegt haben.3.2 Pferd£Jemand kauft ein Pferd für einige Reichstaler, verkauft es wieder für 119 Reichstaler<strong>und</strong>gewinnt daraus so viele Prozente wie das Pferd gekostet hat; nunist dieFrage, wieteueristdas Pferdeingekauft worden?Alsowas warderEinkaufspreisx des Pferdes? Der Verkaufspreis sorgt für einen Gewinn von x% bezogen auf denEinkaufspreis xReichstaler.Antwort:<strong>Euler</strong>errechnetinseinemBuchselbsteinenEinkaufspreis von 70 Talern. Beim Verkaufspreis von 119 Talern ist der Gewinn49 Taler (= 70% des Einkaufspreises).2


§3.3 ZahlensucheManbestimmezweiZahlen x > y,wobeiderenProdukt x·y = 35<strong>und</strong>dieDifferenzihrer Quadrate x 2 − y 2 = 24 ist! Antwort: <strong>Euler</strong> errechnet in seinem Buch selbstx = 7 <strong>und</strong> y = 5, was durch Raten schnell ermittelt wird. Darüber hinaus gibt<strong>Euler</strong> auch die imaginären Lösungen x = √ −25 <strong>und</strong> y = √ £−49 an.3.4 PolynomdivisionSuche...soergibtsichdiekubischeGleichung: x 3 +27x 2 +270x = 1576,fürdiewirdie Nullstellen ermitteln wollen.Die Teiler der Zahl 1576 sind 1,2,4,8 etc., von denen 1 <strong>und</strong> 2 zu klein, 4 aber fürx gesetzt eine Nullstelleliefert („geraten“: x 1 = 4); wollteman die beiden übrigenNullstellen finden, so müsste man die kubische Gleichung durch (x − 4) wie folgtdividieren:(x 3 + 27x 2 + 270x − 1576 ) : ( x − 4 ) = x 2 + 31x + 394− x 3 + 4x 231x 2 + 270x− 31x 2 + 124x394x − 1576− 394x + 15760EULER erläutert √ weiter:AusdemQuotientenerhŁltmandaher x 2 = −31x − 394<strong>und</strong>darauswirdx = − 31 ± 961,welĚebeideWurzelnimaginŁroderunmŽgliĚsind. Im heutigen Deutsch2− 15764 4würde man sagen, dass das Restpolynom x 2 + 31x + 394 = 0 mit der pq-Formel auf√961die weiteren Nullstellen x 2,3 = − 31 ± − 394 führt, die jedoch nicht reell sind,2 4d.h. es gibt nur die geratene Lösung x 1 = 4.3

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