72. Jg. – Nr. 140 Sommer 2008 - carocktikum.de
72. Jg. – Nr. 140 Sommer 2008 - carocktikum.de
72. Jg. – Nr. 140 Sommer 2008 - carocktikum.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Werte, doch ihr überlegt nicht auf eurer Suche danach. Eure Frem<strong>de</strong>nfeindlichkeit aber kann ich<br />
daher nicht verstehen. So schreibt euch doch nicht ab, lernt die Wun<strong>de</strong>r eines entnazifizierten<br />
Lebens kennen. Lernt ein Leben kennen, in <strong>de</strong>m ihr <strong>de</strong>m Frem<strong>de</strong>n ohne Vorbehalte, ohne Furcht<br />
und ohne Angst begegnen könnt. Lernt ein Leben kennen, in <strong>de</strong>m ihr nieman<strong>de</strong>n mehr befrem<strong>de</strong>t.<br />
Für euch ist das dringend notwendig! Denn genauso wie ihr noch euren rechtsradikalen<br />
Muff auslebt, genau so gibt es noch sehr viele Menschen die euch skeptisch, kritisch und bisweilen<br />
sogar äußerst hasserfüllt gegenüberstehen. Noch gibt es sie, die Aktionsbündnisse gegen<br />
Rechts, die Gegen<strong>de</strong>mos zu euren <strong>de</strong>primieren<strong>de</strong>n Kundgebungen und die große Mehrheit in <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung, welche euch entschie<strong>de</strong>n ablehnt. Sie wer<strong>de</strong>n nicht eher verschwin<strong>de</strong>n, wie ihr<br />
euren Frem<strong>de</strong>nhass abgelegt habt, <strong>de</strong>nn sie wissen alle, dass ihr euch insgeheim doch nur nach<br />
Sinn, Gemeinschaft, Anerkennung, Freu<strong>de</strong> und besseren Tagen sehnt. Doch sie wissen auch, dass<br />
das, was ihr dafür tut, für euch eigentlich schlecht, brutal, menschenunwürdig und von Gestern<br />
ist. Das alles solltet ihr schon aus eurem Alltag, aus <strong>de</strong>r Reaktion eurer Umwelt und <strong>de</strong>r<br />
Geschichte mitbekommen haben.<br />
Es gibt doch so viele Dinge außerhalb eurer beschränkten, kleinen, braunen Welt, die viel<br />
lebenswerter sind, als das ständige Nachplappern stumpfsinniger Parolen, die ewig gleichen<br />
Versammlungen um die Fotos toter NS-Verbrecher und <strong>de</strong>r blauäugige Glaube im Sinne <strong>de</strong>r<br />
Nation zu han<strong>de</strong>ln. Eure politischen Exponenten in <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sparlamenten müsst ihr doch schon<br />
längst satt haben! Ungebil<strong>de</strong>t, krampfhaft nach <strong>de</strong>n falschen Worten suchend und sich ständig<br />
wie<strong>de</strong>r-holend bezeugen sie doch am ehesten, wie verloren eure Sache ist. Solltet ihr nicht vor<br />
lauter Einsicht die Hän<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n Glatzen zusammenschlagen in <strong>de</strong>r Erkenntnis wie hohl eure<br />
Standpunkte sind, wenn die von euch beschworene ›Nationale Revolution‹ sich eigentlich nur<br />
auf Anfragen nach Spültabs für <strong>de</strong>n fraktionseigenen Geschirrspüler beschränkt?<br />
Ihr könnt es doch nicht auf ewig ertragen, Zielscheibe für allerhand Hohn und Gelächter zu<br />
sein! Wür<strong>de</strong>t ihr ab und zu mal in <strong>de</strong>n Spiegel schauen, wür<strong>de</strong>t ihr endlich mal anfangen euch<br />
selbst zu erkennen, so seht ihr, dass man ganz leicht eure Symbole durch Äpfel und eure Rhetorik<br />
durch ein unzusammenhängen<strong>de</strong>s, wüten<strong>de</strong>s Gekreische ersetzen kann. Genau das haben die<br />
Leute schon immer gemacht um euch gelungen zu persiflieren, von Charlie Chaplin bis zur<br />
Front Deutscher Äpfel.<br />
So sehr ihr auch eure Verbrechen für Deutschland begeht, sie bleiben <strong>de</strong>nnoch Verbrechen und<br />
machen sich nicht gut auf <strong>de</strong>m Führungszeugnis. Nieman<strong>de</strong>m ist geholfen, wenn ihr Auslän<strong>de</strong>r,<br />
Linke, Obdachlose und so weiter zusammenschlagt. Damit verbaut ihr euer Leben und das Leben<br />
eurer Opfer. Eure Heimat wird zum No-Go-Area erklärt und vereinsamt, da es verständlicherweise<br />
so nicht son<strong>de</strong>rlich reizvoll ist, euch zu begegnen.<br />
Millionen von Menschen in Deutschland können vorbehaltlos <strong>de</strong>m Frem<strong>de</strong>n begegnen. Ihr tut<br />
euch schwer damit und erklärt die Frem<strong>de</strong>nfeindlichkeit zu eurem Programm. Ihr zwingt eure<br />
Umwelt zu allergischen Reaktionen, da niemand in einer Gegend mit braunem Lokalkolorit leben<br />
möchte. Ihr seid in eurem nationalistischen Gehabe und mit euren zurückgebliebenen Politikern<br />
leben<strong>de</strong> Karikaturen eurer selbst. Ihr beraubt euch je<strong>de</strong>n Anreizes, mit euch leben zu können.<br />
Ich muss euch je<strong>de</strong>n Tag irgendwo begegnen und ich bleibe trotz<strong>de</strong>m gleichmütig, <strong>de</strong>nn ich<br />
weiß um eure wahren Beweggrün<strong>de</strong> und ich schätze, dass ihr von eurer finalen Einsicht nicht<br />
weit entfernt seid. Ihr müsst ganz einfach nur konzentriert <strong>de</strong>r nächsten Re<strong>de</strong> von Udo Pastörs<br />
im Plenum <strong>de</strong>s Landtags zuhören, dann wer<strong>de</strong>t ihr schon verstehen.<br />
In <strong>de</strong>r Besorgnis eines Mitbürgers,<br />
Maxim Menschenin.<br />
51