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72. Jg. – Nr. 140 Sommer 2008 - carocktikum.de

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Heute dagegen mischen sich vor allem Staaten wie Syrien, <strong>de</strong>r Iran o<strong>de</strong>r die USA in <strong>de</strong>n<br />

Konflikt ein. Dabei scheint doch so schon ein En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Spannungen kaum möglich zu sein: Die<br />

Palästinenser wollen (können) nicht verhan<strong>de</strong>ln, solange Israel Siedlungen auf palästinensischen<br />

Territorium baut, weil es da so schön billig ist o<strong>de</strong>r man meint, dass man auf diese Art und<br />

Weise sein Land verteidigen müsse. Und die Israelis wollen nicht verhan<strong>de</strong>ln, solange sie Opfer<br />

von terroristischen Anschlägen wer<strong>de</strong>n.<br />

Was man sich hier im sicheren Deutschland kaum bewusst machen kann, ist, was eine dauerhafte<br />

Bedrohung tatsächlich be<strong>de</strong>utet, welch ein Einschnitt in <strong>de</strong>n Alltag das ist. Gil Yaron hat<br />

versucht, uns das anhand von Bil<strong>de</strong>rn und Vi<strong>de</strong>osequenzen <strong>de</strong>utlicher zu machen. Wie fühlt<br />

man sich, wenn eine fröhliche Geburtstagsfeier im Freien, in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Gazastreifens, plötzlich<br />

von einem Alarm unterbrochen wird und man 15 Sekun<strong>de</strong>n Zeit hat, in Deckung zu gehen?<br />

Was, wenn das 50 Mal am Tag vorkommt? Wie soll dann ein »normales« Leben möglich sein?<br />

Wie soll man »normal« han<strong>de</strong>ln?<br />

Man sieht hier auch kaum, was für perfi<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong>n die Terroristen <strong>de</strong>r Hisbollah o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Hamas anwen<strong>de</strong>n. Wenn sich ein Attentäter beispielsweise direkt vor einer Schule postiert und<br />

von dort seine Rakete abschießt, wie soll ein israelischer Flieger dann reagieren? Auf die Schule<br />

zielen? O<strong>de</strong>r israelische To<strong>de</strong>sopfer in Kauf nehmen?<br />

Gil Yaron hat versucht, uns diese Zwiespältigkeit <strong>de</strong>s Nahost-Konfliktes zu zeigen. In <strong>de</strong>r<br />

anschließen<strong>de</strong>n Fragerun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich, dass er selbst nicht an eine Lösung glaubt. Zumin<strong>de</strong>st<br />

nicht jetzt. Nichts <strong>de</strong>sto trotz ist Israel ein schönes Land, hoch entwickelt und mit vielen<br />

Qualitäten. Israel ist nicht nur Terror und Krieg. Und vor allem müssen wir uns eigene Meinung<br />

von <strong>de</strong>n Vorgängen bil<strong>de</strong>n. Um das zu tun, muss man aber informiert sein. Dabei hat uns Gil Yaron<br />

sicherlich geholfen. O<strong>de</strong>r wusstet ihr, dass <strong>de</strong>r Konflikt zahlenmäßig ziemlich »unbe<strong>de</strong>utend«<br />

ist? In 130 Jahren haben 85 000 Menschen ihr Leben verloren. Natürlich sind das immer<br />

noch 85 000 zu viel, aber eigentlich hätte man nach <strong>de</strong>r Berichterstattung <strong>de</strong>r Medien Millionen<br />

erwartet. Was auch nichts an seiner Wichtigkeit än<strong>de</strong>rt. Vor allem kann <strong>de</strong>r Nahostkonflikt sehr<br />

interessant sein, wenn jemand anschaulich und informativ darüber zu berichten weiß.<br />

16<br />

Henrike Reincke

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