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Eine Glaubensfrage - Tim Gutke

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EffizienzMotorsport: 24 Stunden von Le Mans<strong>Eine</strong> <strong>Glaubensfrage</strong>In nur einem Jahr entwickelte Audi den R18. <strong>Eine</strong>n völlig neuenLe-Mans-Prototyp, der am 11. Juni in Frankreich den zehnten Siegeinfahren soll. Ein Kunststück auf der Überholspur.Der Audi R18 ist eine Neuentwicklung: das Chassis aus Kohlefaser, eine innovative LED-Lichttechnik – und ein Dach.60


FOTOS | AUDI AGLe Mans bei Nacht:Die Rennstreckefordert volleKonzentration.Le Mans, die Stadt im NordwestenFrankreichs, erlangtedurch zwei Dinge Weltruhm,die unterschiedlicher kaumsein könnten. Die Kathedrale Saint-Julien im gotischen Stil und das legendärsteMotorsportrennen der Welt:die 24 Stunden von Le Mans. Und dochgibt es eine auffällige Gemeinsamkeit:den Glauben. Beide leben davon.Am 11. Juni dieses Jahres wird sichzeigen, ob man bei Audi an das Richtigegeglaubt hat. An einen komplettneuen Wagen, ein Dieselaggregat undein Dach, nach neun Siegen mit offenenLe-Mans-Prototypen.Um 15 Uhr fällt der Startschuss zuder legendären Auseinandersetzungzwischen Mensch, Maschine undGegner. Im Jahr 1923 zum erstenMal ausgetragen, sollte das Rennendazu dienen, die Belastbarkeit einesFahrzeugs unter Beweis zu stellen. Andieser Ursprungsidee hat sich bis heutekaum etwas geändert.Der ultraschnelle und gefährlicheknapp 14 Kilometer lange RundkursCircuit de la Sarthe führt größtenteilsüber öffentliche Landstraßen, die fürdieses Rennen gesperrt werden – Bodenwellenund Spurrillen gehören zuden besonderen Härten dieser Strecke.1990 wurden bauliche Veränderungenam Kurs vorgenommen, weil die Bolidenzu schnell wurden. So erreichtendie Piloten auf der über fünf Kilometerlangen Geraden Ligne Droite desHunaudières Anfang der 1980er JahreHöchstgeschwindigkeiten von über400 km/h. Man verbaute zwei Schikanen.Knapp 350 km/h schaffen dieRennwagen aber immer noch. DerVolllastanteil in Le Mans liegt bei70 Prozent. Bei einer Rundenzeit von3:30 Minuten bedeutet dies, dass diePiloten 2:27 Minuten Vollgas fahren.Wenn es an der Strecke nach Spritund verbranntem Gummi riecht, ist dieKönigin des Motorsports erwacht. Undwenn die Triebwerke am Fluss Sartheaufheulen, werden Helden geboren.Jedes Jahr jubeln etwa 250.000 Motorsportfansden tollkühnen Piloten inihren Hightech-Kohlefaserboliden zu.Seit dem ersten Start eines Le-Mans-Prototyps von Audi 1999 haben diePiloten bereits neunmal als Siegerauf dem Podium gestanden und die61


EffizienzFragen anDr. WolfgangUllrich5Le » Mans ist die größte Herausforderungim Motorsport«Seit mehr als 17 Jahrenleitet Dr. Wolfgang Ullrichdie Geschicke des AudiMotorsports. Der gebürtigeWiener und promovierteDiplom-Ingenieurüber Sekundenschlaf,technische Effizienz undmit wem er sich gerne inLe Mans messen würde.Wie viel Prozent vom Vorgänger,dem R15, konnte bei der Entwicklungin den R18 einfließen? Null.Der Wagen ist eine Neuentwicklung.Aber es ist ja nicht vergebens. VieleIdeen aus dem Motorsport findenihren Weg in die Serie.Das neue Reglement ermöglichtden Einsatz von Hybridtechnik.Wie weit ist die Entwicklung? Wirwerden 2011 noch keine Systeme derEnergierückgewinnung einsetzen.Dennoch: Wir arbeiten kontinuierlichan der Verbesserung der Effizienz desWagens.Wie viel Schlaf kriegen Sie an demRennwochenende in Le Mans? In derRennnacht normal keinen. Aber espassiert schon, dass man für ein paarSekunden im Stuhl einnickt.Was bedeutet Le Mans für Sie persönlich?Die Bewältigung der größtenHerausforderung im Motorsport. Manarbeitet das ganze Jahr auf diesesRennen hin und kann das Ergebniserst ein Jahr später korrigieren.Welchen Kontrahenten wünschenSie sich nach Le Mans? Es wäreschön, wenn sich ein weitererPremiumhersteller aus Deutschlandwieder nach Le Mans trauen würde.Ich betone: wieder.Unter der Karosserie arbeitet ein 3,7 Liter großes V6-TDI-Triebwerk.schwere Trophäe in die Luft gestemmt.Doch in diesem Jahr ist schon vor demStartschuss einiges anders.Es war nicht viel Zeit für die Entwicklungdes R18, so der Name des neuenMitglieds in der Audi Rennsportfamilie.Nur ein Jahr blieb den Ingenieuren, einvöllig neues Auto zu entwickeln. ZumVergleich: Für ein Serienauto sind übervier Jahre Zeit. Dieser enorme Kraftaktwar durch die späte Finalisierung desReglements nötig geworden.Die Herausforderung, dieauf das Auto und die Pilotenwartet, ist gewaltig.Seit 2009 lässt der Veranstalter, derAutomobile Club de l’Ouest (ACO), wenigerMechaniker beim Boxenstopp zu,wodurch dieser doppelt so lange dauertwie in den Jahren zuvor. Die seit 2011vorgeschriebenen kleineren Restriktorenverlangsamen zusätzlich die Durchflussgeschwindigkeitdes Kraftstoffesund verlängern so den Tankvorgang.Ein schneller Ein- und Ausstieg beimFahrerwechsel hat daher kaum nocheine Bedeutung. Man konnte sich alsovoll auf die Aerodynamik konzentrieren.So kam es zu dem wohl auffälligstenNovum beim neuen Auto: dem Dach.Dr. Wolfgang Ullrich, Motorsportchefvon Audi, erklärt die Sache so: „Um inLe Mans um den Sieg fahren zu können,war uns klar, dass wir ein Auto mit Dachentwickeln müssen. Geschlossen ist einWagen einfach windschnittiger.“Die Herausforderung, die auf dasAuto und die Piloten wartet, ist gewaltig.Was in diesem einen Rennen anKilometern gefahren wird, entsprichtin etwa einer ganzen Formel-1-Saison.Alles an dem Wagen muss diesenBelastungen bis zur Zieldurchfahrttrotzen. Radlager, Motorbolzen,Kolben und Schläuche – es gibt nichts,was in Le Mans geschont wird.Umso beeindruckender klingen dieErfolge, die Audi in den vergangenenJahren feiern konnte. Neben neun Siegenund der erfolgreichen Einführungdes Dieselmotors in den Rennsportstehen noch viele weitere Triumphe. Imvergangenen Jahr belegte Audi die erstendrei Plätze, damals noch mit demR15. Der Siegerwagen fuhr in den 24Stunden 397 Runden und legte 5.410Kilometer zurück. Dabei verschliss erelf Satz Reifen. Die Durchschnittsgeschwindigkeitlag bei 225,23 km/h, dieschnellste Rundenzeit erreichte er imQualifying mit 3:21,981 Minuten.Warum das alles? Sicher, weil esgeht. Weil eine Handvoll Menschenan eine Idee glaubt, einem Ziel folgt.Für Audi ein ganz wichtiges: Viele derEntwicklungen, die in Le Mans zumersten Mal eingesetzt werden, findenfrüher oder später ihren Weg in dieSerienfahrzeuge. Für die moderneMotorentechnik, die heute in den Modellender Marke Audi eingesetzt wird,werden wichtige Erfahrungen in LeMans gesammelt. In diesem Jahr wirdeine innovative LED-Lichttechnik imRennen für die Erleuchtung der Streckesorgen. Erleuchtung passt wieder ganzgut zum Glauben. Denn nur wer daranglaubt, gewinnen zu können, sollte inLe Mans antreten. Bei Audi Sport istDr. Ullrich zuversichtlich, mit dem R18solch ein Auto entworfen zu haben.„Wir haben uns hohe Ziele gesetzt, undnun kommt viel Testarbeit auf uns zu.Können wir dabei die Zielwerte bestätigenund auch auf der Rennstrecke vonLe Mans umsetzen, haben wir mit demAuto einen großen Schritt gemacht.“Klingt, als ob der R18 ein Siegertyp sei.Glaubhaft. TIM GUTKEErleben Sie die Premiere des R18unter: www.audi.de/gb2010/lemansFOTOS | AUDI AG (2); OLAF TAMM/AGENTUR FOCUS; BIG – BJARKE INGELS GROUP62

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