Die Affäre Max Planck - Wolf-Ekkehard Lönnig

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68 (bzw. wieder) fragen, wer hier wem etwas "unterstellt" und wer "systematisch hinters Licht" führt etc. Und überhaupt: Wie steht es mit der Frage der Diskursfähigkeit von Kutschera, M. N. und A. B. angesichts der bisherigen Analyse? (Siehe Frage und Behauptung des Themas ihres Unterkapitels: Der "Verbotsversuch" als Ausdruck der Diskursunfähigkeit? Worum es wirklich geht.) Was die wiederholt als "polemisch" beanstandete Formulierung "totalitär-materialistisch" anlangt, darf ich darauf hinweisen, dass bis heute die Werke Haeckels auf dem Institutsserver des MPIZ stehen. Dort wird zum Beispiel ultimativ der Rassismus vertreten samt Euthanasie, und zwar meist mit einer Polemik, die meine gelegentlichen deutlichen Worte an Härte um ein Vielfaches übertrifft. Wieso haben Kutschera, M. N. und A. B. eigentlich nichts dagegen einzuwenden, dass solche "Theorien" auf einem offiziellen Institutsserver stehen? (Meine Meinung habe ich übrigens dazu unter Punkt (3) der ZEIT-Analyse (http://www.weloennig.de/DieZEITanalyse.html) genauer formuliert. Kutschera rechtfertigte seine Kampagne gegen meine Institutsseite in seinem Chrismon-Interview (2006, p. 28) nach der Behauptung, dass er "ziemlich sauer" reagiere, wenn jemand "die Wissenschaft so durch den Dreck zieht" – was er mir ungerechter Weise unterstellt – wie folgt: "Ich habe Angst, dass sachunkundige Laien so einen Schwachsinn Ernst nehmen." Ich wiederhole meinen Einwand: Wenn man die Ausführungen von Haeckel zum Thema Rassismus und Euthanasie auf dem Institutsserver liest, dann kann man tatsächlich nach wie vor beeindruckt sein von der Eigendynamik und Wortgewalt der Texte, die explizit Thesen vertreten, die im Dritten Reich zu grauenhaften Konsequenzen geführt haben. Ein paar Beispiele aus Haeckels Werken, die auf dem Institutsserver stehen: Da finden wir in den Lebenswundern (1905, p. 128-130) eine Rechtfertigung für den Selbstmord p. 134 http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/lebenswunder2/high/IMG_7758.html und in der selben Ausgabe (p. 136 sowie 1923, p. 100) folgenden Euthanasievorschlag im Namen der "reinen Vernunft" http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/lebenswunder/index.html): "Spartanische Selektion. Die alten Spartaner verdankten einen Großteil ihrer hervorragenden Tüchtigkeit, sowohl körperlicher Kraft und Schönheit, als geistiger Energie und Leistungsfähigkeit, der alten Sitte, neugeborene Kinder, die schwächlich oder krüppelhaft waren, zu töten. Dieselbe Gewohnheit findet sich heute noch bei manchen Naturvölkern und Barbaren. Als ich 1868 auf die Vorzüge dieser spartanischen Selektion und ihren Nutzen für die Verbesserung der Rasse hingewiesen hatte, erhob sich in frommen Blättern ein gewaltiger Sturm der Entrüstung, wie jedesmal, wenn die "reine Vernunft" es wagt, den herrschenden Vorurteilen und traditionellen Glaubenssätzen der öffentlichen Meinung entgegenzutreten. Ich frage dagegen: Welchen Nutzen hat die Menschheit davon, daß die Tausende von Krüppeln, die alljährlich geboren werden, Taubstumme, Kretinen, mit unheilbaren erblichen Übeln Belastete usw. künstlich am Leben erhalten und groß gezogen werden? Und welchen Nutzen haben diese Geschöpfe selbst von ihrem Leben? Ist es nicht viel vernünftiger und besser, dem unvermeidlichen Elend, das ihr armseliges Leben für sie selbst und ihre Familie mit sich bringen muss, gleich von Anfang an den Weg abzuschneiden?" In der Ausgabe von 1904 der "Lebenswunder" (nicht auf dem Institutsserver, wenn auch etwas abgeschwächt im Prinzip aber in den späteren Ausgaben von 1905 und 1923 noch enthalten) lesen wir, was Haeckel mit den obigen Worten meinte (zitiert nach http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Haeckel#Eugenik_und_Sozialdarwinismus): "Es kann daher auch die Tötung von neugeborenen verkrüppelten Kindern (.....) vernünftigerweise nicht unter den Begriff des Mordes fallen, wie es noch in unseren modernen Gesetzbüchern geschieht. Vielmehr müssen wir

69 dieselbe als eine zweckmäßige, sowohl für die Beteiligten, wie für die Gesellschaft nützliche Maßregel billigen." Oder: "Hunderttausende von unheilbar Kranken, namentlich Geisteskranke, Aussätzige, Krebskranke usw. werden in unseren modernen Culturstaaten künstlich am Leben erhalten, ohne irgend einen Nutzen für sie Selbst oder für die Gesamtheit." Der Politologe P. G. Winfried Hochrebe kommentiert dazu in seinem Buch (2004, p. 90) Legalisierung der aktiven Sterbehilfe in der Bundesrepublik Deutschland? "Etwa ein Jahrzehnt nach Jost veröffentlichte Ernst Haeckel 1904 sein viel gelesenes Werk die Lebenswunder. In dieser Schrift gab er im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen gegenüber der Kindereuthanasie jegliche Zurückhaltung auf. Die Kindereuthanasie wollte Haeckel aus dem juristischen Bereich der Tötungsdelikte entfernen. Das Gehirn Neugeborener – so Haeckel – sei so unterentwickelt, dass man nicht von einem menschlichen Geiste sprechen könne. Die Tötung von "neugeborenen verkrüppelten Kindern müssen wir als eine zweckmäßige, sowohl für die Beteiligten wie für die Gesellschaft nützliche Maßregel billigen". Er plädierte für die Tötung unheilbar Kranker ohne Einwilligung, wie den Geisteskranken, die in den modernen Kulturstaaten künstlich am Leben erhalten würden, ohne irgendeinen Nutzen für sie selbst oder für die Gesamtheit zu erbringen. Haeckel wurde zum Propagandisten "der Freigabe der Kindereuthanasie, der Tötung auf Verlangen und der Vernichtung lebensunwerten Lebens" (vgl. Benzenhöfer 1999:96ff)." Verlag Books on Demand GmbH. Gertrude Himmelfarb berichtet über den oft bedauerlichen Gesundheitszustand der Darwin-Familie nach einem Kommentar von Erasmus zur Entscheidung von Darwins Sohn Frank, das Medizinstudium aufzugeben und seines Vaters Assistent zu werden (Zitat: "After all he is a Darwin, and the chances are against any of our unfortunate family being fit for continuous work") (1959, p. 137): "The dread of hereditary ill health was not entirely illusory...of his ten children one girl died shortly after birth, another, the much beloved Anni, died in childhood, his youngest son Charles was a mental defective who lived only two years, Henrietta had a serious and prolonged breakdown at fifteen, and three sons suffered such frequent illness that Darwin regarded them as semi- invalids." (vgl. http://www.weloennig.de/mendel11.htm) Was also hätte Darwin gemäß Haeckels Überlegungen mit mehreren seiner zehn Kinder tun sollen? "Viele erfahrene Ärzte … tragen kein Bedenken, die schweren Leiden von hoffnungslosen Kranken auf deren Wunsch durch eine Gabe Morphium und Cyankalium abzukürzen" (Haeckels favorisierte Lösung 1905, p. 132, siehe http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/lebenswunder/high/SEITE132.html). Und wo wären heute Wissenschaftler wie Stephen W. Hawking? (Siehe zum Beispiel sein Buch A Brief History of Time.) – Gemäß der "reinen Vernunft" Haeckels wäre er vielleicht am besten im Alter von 17 Jahren mit seiner Einwilligung ebenfalls "durch eine Gabe Morphium oder Cyankalium" getötet worden (siehe dagegen Hawkings Internetseite zu seiner Krankheit http://www.hawking.org.uk/index.php?option=com_content&view=article&id=51&Itemid=55). Vgl. weiter ein Interview mit Prof. Beleites im Deutschen Ärzteblatt vom 7. Juli 2000 zum Thema Kindereuthanasie und der Fall Jussuf Ibrahim: http://aerzteblatt.lnsdata.de/pdf/97/27/a1864.pdf Werfen wir noch einen Blick auf Haeckels Rassismus aus seinem vielgelesenen Buch Die Welträtsel 1899 (ebenso in den folgenden Auflagen, 11. Auflage 1919): http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/weltraethsel/weltraethsel.html "Das Bewußtsein der höchstentwickelten Affen, Hunde, Elephanten u. s. w. ist von demjenigen des Menschen nur dem Grade, nicht der Art nach verschieden, und die graduellen Unterschiede im Bewußtsein dieser "vernünftigsten" Zottenthiere und der niedersten Menschen-Rassen (Weddas, Australneger u. s. w.) sind geringer als die entsprechenden Unterschiede zwischen letzteren und den höchst entwickelten Vernunft-Menschen (Spinoza, Goethe, Lamark, Darwin u. s. w.)."

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(bzw. wieder) fragen, wer hier wem etwas "unterstellt" und wer "systematisch<br />

hinters Licht" führt etc.<br />

Und überhaupt: Wie steht es mit der Frage der Diskursfähigkeit von Kutschera,<br />

M. N. und A. B. angesichts der bisherigen Analyse? (Siehe Frage und Behauptung<br />

des Themas ihres Unterkapitels: Der "Verbotsversuch" als Ausdruck der<br />

Diskursunfähigkeit?<br />

Worum es wirklich geht.)<br />

Was die wiederholt als "polemisch" beanstandete Formulierung "totalitär-materialistisch"<br />

anlangt, darf ich darauf hinweisen, dass bis heute die Werke Haeckels auf dem Institutsserver<br />

des MPIZ stehen. Dort wird zum Beispiel ultimativ der Rassismus vertreten samt Euthanasie,<br />

und zwar meist mit einer Polemik, die meine gelegentlichen deutlichen Worte an Härte um ein<br />

Vielfaches übertrifft. Wieso haben Kutschera, M. N. und A. B. eigentlich nichts dagegen<br />

einzuwenden, dass solche "Theorien" auf einem offiziellen Institutsserver stehen? (Meine<br />

Meinung habe ich übrigens dazu unter Punkt (3) der ZEIT-Analyse<br />

(http://www.weloennig.de/<strong>Die</strong>ZEITanalyse.html) genauer formuliert.<br />

Kutschera rechtfertigte seine Kampagne gegen meine Institutsseite in seinem<br />

Chrismon-Interview (2006, p. 28) nach der Behauptung, dass er "ziemlich sauer"<br />

reagiere, wenn jemand "die Wissenschaft so durch den Dreck zieht" – was er mir<br />

ungerechter Weise unterstellt – wie folgt: "Ich habe Angst, dass sachunkundige<br />

Laien so einen Schwachsinn Ernst nehmen." Ich wiederhole meinen Einwand:<br />

Wenn man die Ausführungen von Haeckel zum Thema Rassismus und Euthanasie<br />

auf dem Institutsserver liest, dann kann man tatsächlich nach wie vor beeindruckt<br />

sein von der Eigendynamik und Wortgewalt der Texte, die explizit Thesen<br />

vertreten, die im Dritten Reich zu grauenhaften Konsequenzen geführt haben.<br />

Ein paar Beispiele aus Haeckels Werken, die auf dem Institutsserver stehen: Da<br />

finden wir in den Lebenswundern (1905, p. 128-130) eine Rechtfertigung für den<br />

Selbstmord p. 134 http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/lebenswunder2/high/IMG_7758.html und in der<br />

selben Ausgabe (p. 136 sowie 1923, p. 100) folgenden Euthanasievorschlag im<br />

Namen der "reinen Vernunft" http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/lebenswunder/index.html):<br />

"Spartanische Selektion. <strong>Die</strong> alten Spartaner verdankten einen Großteil ihrer hervorragenden Tüchtigkeit,<br />

sowohl körperlicher Kraft und Schönheit, als geistiger Energie und Leistungsfähigkeit, der alten Sitte,<br />

neugeborene Kinder, die schwächlich oder krüppelhaft waren, zu töten. <strong>Die</strong>selbe Gewohnheit findet sich<br />

heute noch bei manchen Naturvölkern und Barbaren. Als ich 1868 auf die Vorzüge dieser spartanischen Selektion<br />

und ihren Nutzen für die Verbesserung der Rasse hingewiesen hatte, erhob sich in frommen Blättern ein gewaltiger<br />

Sturm der Entrüstung, wie jedesmal, wenn die "reine Vernunft" es wagt, den herrschenden Vorurteilen und<br />

traditionellen Glaubenssätzen der öffentlichen Meinung entgegenzutreten. Ich frage dagegen: Welchen Nutzen hat<br />

die Menschheit davon, daß die Tausende von Krüppeln, die alljährlich geboren werden, Taubstumme, Kretinen,<br />

mit unheilbaren erblichen Übeln Belastete usw. künstlich am Leben erhalten und groß gezogen werden? Und<br />

welchen Nutzen haben diese Geschöpfe selbst von ihrem Leben? Ist es nicht viel vernünftiger und besser, dem<br />

unvermeidlichen Elend, das ihr armseliges Leben für sie selbst und ihre Familie mit sich bringen muss, gleich von<br />

Anfang an den Weg abzuschneiden?"<br />

In der Ausgabe von 1904 der "Lebenswunder" (nicht auf dem Institutsserver,<br />

wenn auch etwas abgeschwächt im Prinzip aber in den späteren Ausgaben von<br />

1905 und 1923 noch enthalten) lesen wir, was Haeckel mit den obigen Worten<br />

meinte (zitiert nach http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Haeckel#Eugenik_und_Sozialdarwinismus):<br />

"Es kann daher auch die Tötung von neugeborenen verkrüppelten Kindern (.....) vernünftigerweise nicht unter<br />

den Begriff des Mordes fallen, wie es noch in unseren modernen Gesetzbüchern geschieht. Vielmehr müssen wir

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