Die Affäre Max Planck - Wolf-Ekkehard Lönnig

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01.12.2012 Aufrufe

18 nicht einmal die AG Evolutionsbiologie diese Frage unter der obigen Voraussetzung verneinen würde. Im Übrigen wird das Inquisitionsthema in den Arbeiten Kutscheras selbst im Zusammenhang mit der Evolutionstheorie wiederholt angesprochen (Kutschera 2004, pp. 99, 102, mit Hertwig völlig zurecht p. 271, und auch von Thomas Junker, p. 83). Junker rückt die heutige katholische Position zur Evolution wie folgt in die Nähe der mittelalterlichen Inquisition: "Am 26. April 1985 gewährte Papst Johannes Paul II. den Teilnehmern des Symposiums "Christlicher Glaube und Evolutionstheorie", zu dem Spaemann nach Rom eingeladen hatte, eine Privataudienz. Begleitet, unterstützt und "lebhaft begrüßt" wurde seine Initiative durch Ratzinger, den damaligen Präfekten der "Glaubenskongregation des Heiligen Stuhls", d. h. der Nachfolgeorganisation der römischen Inquisition (Spaemann et al. 1986: VIII)." Der Hinweis T. Junkers, dass Joseph Ratzinger der damalige Präfekt der Glaubenskongregation des Heiligen Stuhls war, "der Nachfolgeorganisation der römischen Inquisition", dürfte wohl kein Zufall gewesen sein. Und ähnlich verfährt Kutschera 2004, p. 99: "Zwei Ereignisse, die in Form von Kirchengesetzen als göttliche Bestimmungen sanktioniert wurden, haben als moderne Schlagworte noch heute direkten Bezug zur Evolutionsdebatte. Der Begriff "Ketzer" (Person, die durch Verkündung und Ausübung sogenannter Irrlehren, die im Widerspruch zu christlichen Glaubenssätzen standen, verfolgt wurde) und die "Inquisition" (im Mittelalter eingerichtete Behörde der katholischen Kirche, deren Aufgabe darin bestand, Ketzer zu verfolgen und zu verurteilen). In den Abb. 3.3 und 3.4 sind historische Dokumente zur Veranschaulichung dieser dunkelsten Phasen der Kirchengeschichte dargestellt. Diese Bilder sollen verdeutlichen, wohin ein dogmatisch-fanatisches Festhalten an religiösen Glaubenssätzen führen kann. Die Ketzergerichte und die "Heilige Inquisition" haben in der jüngeren Geschichte zu den größten Grausamkeiten gegen die Menschlichkeit beigetragen. Nach diesem Exkurs soll nun die offizielle Position der katholischen Kirche zum Thema Glaube/Evolution dargestellt werden." Dieser Exkurs mit dem "noch heute direkten Bezug zur Evolutionsdebatte" soll offenbar etwas mit der heutigen Stellung der katholischen Kirche zum Thema Evolution zu tun haben (andernfalls hätte Kutschera ihn weglassen können). Was M. N. und A. B. bei Kutschera nicht beanstanden, beanstanden sie um so nachdrücklicher bei mir – wird hier nicht mit zweierlei Maß gemessen? Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (7): (7) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): …zwar keineswegs der "Inquisition" zu bezichtigen, aber doch die berechtigte Frage an den Leser im Anschluss an ein Wort Mentings zu stellen (nämlich dass "die katholische Inquisition fairer und sorgfältiger als Mahner recherchiert hat"), ob das auch auf Herrn Kutscheras Kampagne gegen meine Institutshomepage und gegen den "Kreationismus" zutrifft etc. (zumal viel direktere Bezugnahmen auf die Inquisition auch von Kutschera und T. Junker üblich sind). Fortsetzung des Originaltextes: (8) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera): …und als Anhänger einer "materialistische(n) Religion" und einer "totalitärmaterialistischen Evolutionstheorie" zu verunglimpfen. Die Formulierung, "materialistische Religion" stammt aus der erstmals 1976 herausgegebenen Schrift "Auge widerlegt Zufalls-Evolution (1976, p. 20, seinerzeit 1000 Exemplare) und ist dort – genau wie in der zweiten Auflage 1989 (ebenfalls p. 20) – in Anführungszeichen gesetzt worden, und zwar wegen des schwierigen Religionsbegriffs. Die Arbeit wurde dann 2002 ins Internet gestellt

mitsamt Anführungszeichen und Hinweisen auf die vorigen Auflagen. 19 Wie ich es also geschafft haben soll, bereits im Jahre 1976 als Reaktion auf die Sperrung meiner Internetseite im Jahre 2003 meine Kritiker als "Anhänger einer ‚materialistischen Religion’" zu "verunglimpfen" scheint mir nur noch mit metaphysischen Mitteln erklärbar zu sein. Das Zitat zur "totalitär-materialistischen Evolutionstheorie" stammt aus der Fußnote (27) zu meinem Gespräch mit Fritz Poppenberg, und zwar mit direktem Bezug auf die Erwähnung der, direktes Zitat, "NATIONAL GEOGRAPHIC- Ausgabe WAS DARWIN WRONG? (mit ihrer einseitigen Parteinahme im Sinne einer totalitär-materialistischen Evolutionstheorie)", und zwar von David Quammen von 2004, also aus der Zeit nach der Sperrung und kann also in keiner Weise als Rechtfertigungsgrund dafür zitiert werden, ganz abgesehen davon, dass David Quammen nicht zu meinen Kritikern gehört. Könnte man diese Beweisführung, diese aus dem zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang gerissenen Zitate von M. N. und A. B., vielleicht mit ihren Worten zunächst erst einmal als "an den Haaren herbeigezogen" kennzeichnen? Aber sehen wir uns noch ein paar Definitionen zu den "verunglimpfenden" Begriffen "materialistische Religion" und "totalitär-materialistischen Evolutionstheorie", etwas näher an und zwar die Definitionen, die hier gemeint sind: Materialistisch: "den Materialismus betreffend, ihm entsprechend" "philosophische Lehre, die alles Wirkliche als Materie interpretiert oder von ihr ableitet." (Brockhaus, Wörterbuch) Totalitär: "die Gesamtheit umfassend, sich alles unterwerfend" (Wahrig); total: "ganz, gänzlich, so beschaffen, dass es in einem bestimmtem Bereich, Gebiet, Zustand o. ä. ohne Ausnahme alles umfasst; in vollem Umfang; vollständig" (Brockhaus, Wörterbuch); Totalitarian: "exercising autocratic powers: tending toward monopoly ; Religion: "a cause, principle, system of tenets held with ardor, devotion, conscientiousness, and faith: a value held to be of supreme importance" "" (Webster). Bernward Nüsslein kommentierte in einem Leserbrief an das Magazin Focus das Motto der Giordano-Bruno-Stiftung "Wissen statt Glauben" u. a. wie folgt (Focus 35/2005; Hervorhebung von mir): "Der fatale Irrtum ist doch, nicht zu erkennen, daß jeder Mensch eine wie auch immer geartete Religion hat, d. h. er ist – ob er das nun realisiert oder sich dessen nicht bewußt ist – an ein Postulat (rück-)gebunden (re-ligio), und sei es die "Religion der Vernunft" oder das Postulat der Sinnlosigkeit der Welt. Diese unbewußten Religionen sind deshalb so gefährlich, nicht weil sie Religion sind, sondern weil ihre "Bekenner" nicht wissen, daß sie einem Glauben anhängen, also auch nicht durch selbstkritischen Skeptizismus den Mitmenschen verstehen können." Es erscheint mir nun psychologisch höchst relevant und nachdenkenswert, dass sich Kutschera und M. N. und A. B. offenbar direkt von den Formulierungen "materialistische Religion" und "totalitär-materialistischen Evolutionstheorie", angesprochen fühlen (obwohl sie in ganz anderen Zusammenhängen formuliert worden sind – 1976, 2004/GEO), so dass folgende Fragen vielleicht nicht ganz

mitsamt Anführungszeichen und Hinweisen auf die vorigen Auflagen.<br />

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Wie ich es also geschafft haben soll, bereits im Jahre 1976 als Reaktion auf die<br />

Sperrung meiner Internetseite im Jahre 2003 meine Kritiker als "Anhänger einer<br />

‚materialistischen Religion’" zu "verunglimpfen" scheint mir nur noch mit<br />

metaphysischen Mitteln erklärbar zu sein.<br />

Das Zitat zur "totalitär-materialistischen Evolutionstheorie" stammt aus der<br />

Fußnote (27) zu meinem Gespräch mit Fritz Poppenberg, und zwar mit direktem<br />

Bezug auf die Erwähnung der, direktes Zitat, "NATIONAL GEOGRAPHIC-<br />

Ausgabe WAS DARWIN WRONG? (mit ihrer einseitigen Parteinahme im Sinne<br />

einer totalitär-materialistischen Evolutionstheorie)", und zwar von David<br />

Quammen von 2004, also aus der Zeit nach der Sperrung und kann also in keiner<br />

Weise als Rechtfertigungsgrund dafür zitiert werden, ganz abgesehen davon, dass<br />

David Quammen nicht zu meinen Kritikern gehört.<br />

Könnte man diese Beweisführung, diese aus dem zeitlichen und inhaltlichen<br />

Zusammenhang gerissenen Zitate von M. N. und A. B., vielleicht mit ihren<br />

Worten zunächst erst einmal als "an den Haaren herbeigezogen" kennzeichnen?<br />

Aber sehen wir uns noch ein paar Definitionen zu den "verunglimpfenden"<br />

Begriffen "materialistische Religion" und "totalitär-materialistischen<br />

Evolutionstheorie", etwas näher an und zwar die Definitionen, die hier gemeint<br />

sind:<br />

Materialistisch: "den Materialismus betreffend, ihm entsprechend" "philosophische Lehre,<br />

die alles Wirkliche als Materie interpretiert oder von ihr ableitet." (Brockhaus, Wörterbuch)<br />

Totalitär: "die Gesamtheit umfassend, sich alles unterwerfend" (Wahrig); total: "ganz,<br />

gänzlich, so beschaffen, dass es in einem bestimmtem Bereich, Gebiet, Zustand o. ä. ohne<br />

Ausnahme alles umfasst; in vollem Umfang; vollständig" (Brockhaus, Wörterbuch);<br />

Totalitarian: "exercising autocratic powers: tending toward monopoly ; Religion: "a cause, principle, system of tenets<br />

held with ardor, devotion, conscientiousness, and faith: a value held to be of supreme<br />

importance"<br />

"" (Webster).<br />

Bernward Nüsslein kommentierte in einem Leserbrief an das Magazin Focus<br />

das Motto der Giordano-Bruno-Stiftung "Wissen statt Glauben" u. a. wie folgt<br />

(Focus<br />

35/2005; Hervorhebung von mir):<br />

"Der fatale Irrtum ist doch, nicht zu erkennen, daß jeder Mensch eine wie auch immer<br />

geartete Religion hat, d. h. er ist – ob er das nun realisiert oder sich dessen nicht bewußt ist –<br />

an ein Postulat (rück-)gebunden (re-ligio), und sei es die "Religion der Vernunft" oder das<br />

Postulat der Sinnlosigkeit der Welt. <strong>Die</strong>se unbewußten Religionen sind deshalb so gefährlich,<br />

nicht weil sie Religion sind, sondern weil ihre "Bekenner" nicht wissen, daß sie einem Glauben<br />

anhängen, also auch nicht durch selbstkritischen Skeptizismus den Mitmenschen verstehen<br />

können."<br />

Es erscheint mir nun psychologisch höchst relevant und nachdenkenswert, dass<br />

sich Kutschera und M. N. und A. B. offenbar direkt von den Formulierungen<br />

"materialistische Religion" und "totalitär-materialistischen Evolutionstheorie",<br />

angesprochen fühlen (obwohl sie in ganz anderen Zusammenhängen formuliert<br />

worden sind – 1976, 2004/GEO), so dass folgende Fragen vielleicht nicht ganz

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