Die Affäre Max Planck - Wolf-Ekkehard Lönnig

Die Affäre Max Planck - Wolf-Ekkehard Lönnig Die Affäre Max Planck - Wolf-Ekkehard Lönnig

01.12.2012 Aufrufe

12 Die Historiker Besier und Vollnhals (2003, pp. 5/6): "Galten die Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus als Teil einer globalen Verschwörung von Finanzjudentum und östlichem Bolschewismus, so waren sie im Urteil der Kommunisten ein antikommunistischer Stoßtrupp des amerikanischen Imperialismus. In beiden Weltanschauungsdiktaturen dienten die Zeugen Jehovas, wie Gerald Hacke in einer vergleichenden Untersuchung der Wahrnehmungsmuster ausführt, als Projektionsfläche für ein imaginäres Feindbild, das sich bei allen Unterschieden jeweils aus einer primär ideologisch präformierten Perzeption herleitete. Sie sagt deshalb mehr über die ideologische Fixierung und Paranoia der Verfolger aus als über das konkrete Verhalten der Opfer." Man vergleiche dazu einige Formulierungen Kutscheras zu dieser Religionsgemeinschaft: "…biblisch orientierte Sekten", "Sekte", "christlich religiöse Sekte", "manche Mitglieder dieser Sekte", "von einem Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft", die dann nach einigen Zitaten wie folgt abgewertet wird: "Es kam mir daraufhin der Gedanke, Herr Lönnig könnte möglicherweise Mitglied der weltweit aktiven "Endzeit-Sekte" Zeugen Jehovas sein",… "Ich konnte mir jedoch nur schwer vorstellen, dass ein auf Lebenszeit angestellter "Group Leader" an einem internationalen Forschungsinstitut Anhänger einer derartigen Glaubensgemeinschaft ist…" "Die Mitglieder dieser Endzeit-Sekte", "Diese Machwerke christlicher Fundamentalisten (Evangelikale, Zeugen Jehovas usw.) versuchen, die Grundlage aller wissenschaftlichen Forschung zu untergraben und sind daher eine ernst zu nehmende Gefahr für den Wissens- und Wirtschaftsstandort Deutschland (Kotthaus 2003)." [Mit W.-E.L.]"…hat die Endzeitsekte ZJ eine Person nach vorne gebracht [typische falsche Verschwörungsthese!], die sich der Propagierung der oben zitierten These mit voller Energie widmet." "…Sekten- Ideologien" usw. usf. (Vgl. zu einigen Punkten wieder Robert Schmidts Beitrag zum Thema "Wissenschaftsfeinde": Bedrohungsszenarien und Polarisierungen: http://www.weloennig.de/RobertSchmidtDesigner.html) Solche Formulierungen Kutscheras erinnerten mich wiederholt an einen Beitrag von Friedrich Wilhelm Graf, Professor für Systematische Theologie an der Ludwig-Maximilians- Universität in München, der in der Süddeutschen Zeitung (11. 9. 2007) Richard Dawkins einen "biologistischen Hassprediger" nennt. Ich bin allerdings der Auffassung, dass es für die öffentliche Diskussion nicht sachdienlich ist, solche Begriffe auf Herrn Kutschera und seine Mitarbeiter anzuwenden. Auch hilft Schutzers Kommentar ("Die neuen Hetzer und Hasser"), dass in Kassel der "Evolutionsoberlehrer Ulrich Kutschera" lehrt und dass er "seine religionshassenden Spießgesellen von der Giordano-Bruno-Stiftung mit Evolutions-Traktaten" bedient, – von einem erheiternden Effekt vielleicht einmal abgesehen – sachlich so wenig weiter wie Kutscheras Ressentiment-Appelle. Aber der folgende Punkt scheint mir nun doch noch von besonderer Bedeutung. Vorweg: es ging dabei um nichts weiter als die Erlaubnis des Instituts – gemäß eines einstimmigen Beschlusses des Direktoriums am 28. April 2003, nochmals schriftlich bestätigt vom geschäftsführenden Direktor des Instituts (und für mögliche Einwände auch an die übrigen 3 Direktoren weitergegeben ["…unless I receive an objection from them you can go ahead"]) am 18. Juli 2005 – vom Institutsserver aus mindestens ein Abstract und einen Link auf meine private Seite zuzulassen. Es wurden keine Einwände erhoben und am 11. Januar 2006 wurde das Abstract und der Link auf den Institutsserver gestellt. "Wir haben einen aktiven Juden, der als Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (MPIZ) in Köln Pro-ID-Propaganda betreibt" – das hat in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg niemand gesagt. Was aber tatsächlich gesagt wurde, ist Folgendes: "Wir haben einen aktiven Zeugen Jehovas, der als Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (MPIZ) in Köln Pro-ID-Propaganda betreibt." LaborJournal: Sie meinen Wolf-Ekkehard Lönnig. Ist die Affäre um ihn nicht inzwischen ausgestanden? Kutschera: "Nein, ich habe kürzlich im Internet noch einmal nachgeschaut. Wenn Sie am MPIZ Köln auf die Internetseite gehen, kommen Sie zur molekularen Pflanzengenetik von Heinz Saedler und von dort auf die Seite der Gruppe Lönnig. Es gibt dort nicht nur einen Link auf seine private Internetseite, wo Sie am laufenden Meter Propaganda gegen die Evolution abrufen können, sondern auch eine Seite unter "persönliche Meinung". Dort kann man einen Pro-ID-Aufsatz in

13 englischer Sprache finden, mit der Dienstadresse von Lönnig. Die Institution MPIZ Köln hat sich somit bis heute nicht von diesen pseudowissenschaftlichen Thesen öffentlich distanziert. Im Grunde wird die Internetseite des MPIZ Köln noch immer als Verteiler zur Verbreitung von ID missbraucht" (Kutschera 2006, pp. 18/19). Wer würde aber sagen: "Wir haben einen aktiven Kommunisten (oder Juden, Hindu oder Muslim), der als Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung Pro- Dialektischen-Materialismus-Propaganda zur Entstehung des Lebens betreibt [oder man denke sich irgendeine weitere "Beschuldigung" für einen Hindu oder Muslim aus]"? Erinnern solche Formulierungen mit dem letztendlichen Ziel des Berufsverbots für alle Biologen, die in dieser Wissenschaft teleologische Ansätze vertreten, nicht geradezu fatal an die NS-Zeit, in der es nun tatsächlich hieß: "Wir haben da noch einen Juden (oder Kommunisten oder Bibelforscher…), der als Mitarbeiter am Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung"…. (jetzt Max-Planck- Institut für Züchtungsforschung) [….Beschuldigung….] (vgl. zu dieser Zeit z. B. den Beitrag von Lönnig und Saedler zu Erwin Baur in der Encyclopedia of Genetics, S. Brenner and J. H. Miller, eds.-in Chief, Vol. 1, pp. 199-203, Academic Press). Als Angehöriger einer religiösen Minderheit, die in der NS-Zeit schwer zu leiden hatte, darf ich diese Frage berechtigt stellen. Kutscheras Aussage: "Dort [auf dem Institutsserver!] kann man einen Pro-ID-Aufsatz in englischer Sprache finden..." war übrigens unwahr. Dort war nur das Abstract mit einem Link zum Aufsatz auf meiner privaten Seite zu finden. Aber Kutscheras falsche Behauptungen und der öffentlichen Druck, den er über das LaborJournal auf den Präsidenten der MPG ausübte, blieben nicht ohne Wirkung: Kutschera: "Ich habe mehrfach versucht, unter Mithilfe des Präsidenten der MPG diese Praktiken zu unterbinden, aber es scheint nach deutschem Recht erlaubt zu sein, unter der Dienstadresse pseudowissenschaftliche Thesen zu verbreiten. Und so werden die mit unglaublichen Falschaussagen durchsetzten, die Wissenschaft pervertierenden Poppenberg-Kreationistenfilme [das nenne ich eine üble beweislose Beschimpfung – vgl. dazu weiter meine Widerlegung von Kutscheras Behauptungen etwa zum Thema Giraffe unter http://www.weloennig.de/Giraffe_Erwiderung.1a.pdf] noch immer mit dem Markenzeichen "Dr. Lönnig/Dr. Gieffers, MPIZ Köln" im Internet beworben [aber doch nicht auf dem Institutsserver, sondern von Herrn Poppenberg auf dessen Internetseite! Das hatte mit dem Link nichts zu tun. Weitere Anmerkung von W.-E. L.]. Auch die TU München wird noch immer auf der Werbeseite Poppenbergs genannt. Unzählige Schüler und Lehrer sind dadurch verunsichert und in die Irre geführt worden. Ein Laie denkt: Das sind MPIZ und TUM-Wissenschaftler mit akademischen Titeln. Die vertreten vielleicht einen alternativen Standpunkt, der von den "Normal-Biologen" nicht geteilt wird, aber an der Sache muss was dran sein." Schließlich wurde auch dieses Abstract samt Links – wiederum aus rein politischen Gründen und ohne jegliche wissenschaftliche Widerlegung des Inhalts allein durch Kutscheras öffentlichen Druck durch argumentationslose und beweislose Beschimpfung der Pro-ID-Arbeit als "pseudowissenschaftliche Thesen" und "pseudowissenschaftlichen Humbug" etc. – nach Intervention des MPG-Präsidenten Peter Gruss (Brief an die Institutsleitung, dass dringend etwas geschehen müsse) am 3. Juli 2006 gelöscht. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass Gruss schon seit 2002 von Kutschera zum Thema intelligentes Design ebenso empört wie argumentationslos "bearbeitet" worden war, wie oben dokumentiert. Am 26. Juni 2006 hatte mir P. Gruss jedoch noch geschrieben, dass die Verantwortung für die wissenschaftliche Außendarstellung eines Instituts bei dessen Direktoren liegt. Mit dem Vorgang wurde der Link auf einen Artikel entfernt, der immerhin vorher von 3 Wissenschaftlern begutachtet und publiziert worden war – es handelte sich also um einen Link auf einen peer-edited Beitrag (vgl. http://www.weloennig.de/DynamicGenomes.html). Methoden der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu Beginn des 21. Jahrhunderts? c2) Ich habe übrigens allen Grund anzunehmen, dass Kutscheras Kampf gegen den Link spätestens am 3. Juli 2003

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englischer Sprache finden, mit der <strong>Die</strong>nstadresse von <strong>Lönnig</strong>. <strong>Die</strong> Institution MPIZ Köln hat<br />

sich somit bis heute nicht von diesen pseudowissenschaftlichen Thesen öffentlich distanziert.<br />

Im Grunde wird die Internetseite des MPIZ Köln noch immer als Verteiler zur Verbreitung von<br />

ID missbraucht" (Kutschera 2006, pp. 18/19).<br />

Wer würde aber sagen: "Wir haben einen aktiven Kommunisten (oder Juden, Hindu oder<br />

Muslim), der als Mitarbeiter am <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Institut für Züchtungsforschung Pro-<br />

Dialektischen-Materialismus-Propaganda zur Entstehung des Lebens betreibt [oder man denke<br />

sich irgendeine weitere "Beschuldigung" für einen Hindu oder Muslim aus]"?<br />

Erinnern solche Formulierungen mit dem letztendlichen Ziel des Berufsverbots<br />

für alle Biologen, die in dieser Wissenschaft teleologische Ansätze vertreten,<br />

nicht geradezu fatal an die NS-Zeit, in der es nun tatsächlich hieß: "Wir haben da<br />

noch einen Juden (oder Kommunisten oder Bibelforscher…), der als Mitarbeiter<br />

am Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung"…. (jetzt <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<br />

Institut für Züchtungsforschung) [….Beschuldigung….] (vgl. zu dieser Zeit z. B.<br />

den Beitrag von <strong>Lönnig</strong> und Saedler zu Erwin Baur in der Encyclopedia of<br />

Genetics, S. Brenner and J. H. Miller, eds.-in Chief, Vol. 1, pp. 199-203,<br />

Academic Press). Als Angehöriger einer religiösen Minderheit, die in der NS-Zeit<br />

schwer zu leiden hatte, darf ich diese Frage berechtigt stellen.<br />

Kutscheras Aussage: "Dort [auf dem Institutsserver!] kann man einen Pro-ID-Aufsatz in<br />

englischer Sprache finden..." war übrigens unwahr. Dort war nur das Abstract mit einem Link<br />

zum Aufsatz auf meiner privaten Seite zu finden. Aber Kutscheras falsche Behauptungen und<br />

der öffentlichen Druck, den er über das LaborJournal auf den Präsidenten der MPG ausübte,<br />

blieben nicht ohne Wirkung:<br />

Kutschera: "Ich habe mehrfach versucht, unter Mithilfe des Präsidenten der MPG diese Praktiken zu<br />

unterbinden, aber es scheint nach deutschem Recht erlaubt zu sein, unter der <strong>Die</strong>nstadresse<br />

pseudowissenschaftliche Thesen zu verbreiten. Und so werden die mit unglaublichen Falschaussagen durchsetzten,<br />

die Wissenschaft pervertierenden Poppenberg-Kreationistenfilme [das nenne ich eine üble beweislose Beschimpfung – vgl. dazu<br />

weiter meine Widerlegung von Kutscheras Behauptungen etwa zum Thema Giraffe unter http://www.weloennig.de/Giraffe_Erwiderung.1a.pdf] noch immer<br />

mit dem Markenzeichen "Dr. <strong>Lönnig</strong>/Dr. Gieffers, MPIZ Köln" im Internet beworben [aber doch nicht auf dem Institutsserver,<br />

sondern von Herrn Poppenberg auf dessen Internetseite! Das hatte mit dem Link nichts zu tun. Weitere Anmerkung von W.-E. L.]. Auch die TU<br />

München wird noch immer auf der Werbeseite Poppenbergs genannt. Unzählige Schüler und Lehrer sind dadurch<br />

verunsichert und in die Irre geführt worden. Ein Laie denkt: Das sind MPIZ und TUM-Wissenschaftler mit<br />

akademischen Titeln. <strong>Die</strong> vertreten vielleicht einen alternativen Standpunkt, der von den "Normal-Biologen" nicht<br />

geteilt wird, aber an der Sache muss was dran sein."<br />

Schließlich wurde auch dieses Abstract samt Links – wiederum aus rein politischen<br />

Gründen und ohne jegliche wissenschaftliche Widerlegung des Inhalts allein durch Kutscheras<br />

öffentlichen Druck durch argumentationslose und beweislose Beschimpfung der Pro-ID-Arbeit<br />

als "pseudowissenschaftliche Thesen" und "pseudowissenschaftlichen Humbug" etc. – nach<br />

Intervention des MPG-Präsidenten Peter Gruss (Brief an die Institutsleitung, dass dringend<br />

etwas geschehen müsse) am 3. Juli 2006 gelöscht. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass<br />

Gruss schon seit 2002 von Kutschera zum Thema intelligentes Design ebenso empört wie<br />

argumentationslos "bearbeitet" worden war, wie oben dokumentiert. Am 26. Juni 2006 hatte<br />

mir P. Gruss jedoch noch geschrieben, dass die Verantwortung für die wissenschaftliche<br />

Außendarstellung eines Instituts bei dessen Direktoren liegt. Mit dem Vorgang wurde der Link<br />

auf einen Artikel entfernt, der immerhin vorher von 3 Wissenschaftlern begutachtet und<br />

publiziert worden war – es handelte sich also um einen Link auf einen peer-edited Beitrag (vgl.<br />

http://www.weloennig.de/DynamicGenomes.html). Methoden der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu<br />

Beginn des 21. Jahrhunderts? c2)<br />

Ich habe übrigens allen Grund anzunehmen, dass Kutscheras Kampf gegen den Link spätestens am 3. Juli 2003

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