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Die Affäre Max Planck - Wolf-Ekkehard Lönnig

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"Galileo wusste und Newton lehrte, dass der Mensch auf dem Weg einer wahrheitsorientierten, wahrhaft philosophischen<br />

Naturforschung unausweichlich dahin geführt wird, im Licht der Natur die Wirklichkeit Gottes zu erkennen und die<br />

Pflichten, die ihm sowohl gegenüber diesem seinem Schöpfer, als auch seinen Mitmenschen gegenüber obliegen" (p. 331).<br />

Zur ausführlichen Kritik zu Kant vgl. Sie bitte das hier zitierte Werk von Ed Dellian ("Kritische Philosophen sollten Kant bei<br />

dem Wort nehmen, das empfiehlt, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Ohne Leitung eben auch<br />

Kants ["Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen"]. Es gilt nämlich, die kantische Philosophie zu überwinden,<br />

insofern diese für die Wahrheits- und Wirklichkeitsferne der Naturwissenschaft und der auf sie gegründeten Weltanschauung<br />

unserer Zeit verantwortlich ist. Es gilt, die Gebundenheit des Menschen an die geschaffene Natur wiederherzustellen, an eine<br />

Natur, die so ist wie sie ist, und nicht so, wie sie nach den Spekulationen der Theoretiker sein könnte. Es gilt, die authentische<br />

Naturphilosophie Galileo Galileis und Isaac Newtons - und ihre geometrische Sprache! - wieder zu entdecken - nicht um<br />

Galileis oder um Newtons willen, sondern um der Wahrheit willen. ... Es gilt also, durch Besinnung auf die Wahrheitsfähigkeit<br />

des menschlichen Verstandes das Denken neu zu wagen, um Kant mit Kant zu überwinden. Sapere aude!" - p. 322).<br />

Das wagt nun auch eine ganze Reihe naturwissenschaftlicher Nobelpreisträger, wie oben mehrmals zitiert (siehe auch wieder<br />

http://www.weloennig.de/Nobelpreistraeger.pdf). Wenn etwa Anfinsen feststellt "We must admit that there exists an incomprehensible<br />

power or force with limitless foresight and knowledge that started the whole universe going in the first place", dann spricht er<br />

damit - genau so wie die meisten anderen zitierten Nobelpreisträger - eine rationale Komponente der Erkenntnismöglichkeiten<br />

in dieser Frage an und stimmt damit Newtons Aussagen zu. Da Anfinsen dieses Zitat mit den polemischen Worten einleitet "I<br />

think only an idiot can be an atheist" ("Idiot": u. a. "hochgradig schwachsinniger Mensch", "törichter Mensch", "Dummkopf" als<br />

Gegensatz zu einem hochgradig scharfsinnigen, rational agierenden und intelligenten Menschen), muss es seiner Auffassung<br />

nach auch rational überzeugende Argumente für die Existenz dieser Macht "with limitless forsight and knowledge" geben.<br />

Der oben zuvor zitierte Fred Hoyle (zunächst Atheist, kein Nobelpreisträger, aber 'fast') ist allein aufgrund seiner<br />

astrophysikalischen Studien zur rationalen Schlussfolgerung auf einen "Superintellect" gelangt (man kann schon sagen "wider<br />

Willen").<br />

Sieht man sich die Aussagen der nach Anfinsen aufgeführten Nobelpreisträger (im Nobelpreisträgerdokument) näher an, so<br />

stellt man in praktisch allen Fällen eine starke rationale Komponente in den Aussagen fest (sowohl in kritischen Bezugnahmen<br />

zur Evolution, wie etwa von Staudinger und Smalley mit impliziten Schlussfolgerungen auf intelligentes Design) als auch in<br />

direkten Bezugnahman auf Gott (wie etwa von Werner Arber und vor allem Sir John Eccles). Dass einige den Begriff<br />

"Gottesbeweis" ängstlich vermeiden, ändert daran nichts. Auch im Falle Carlo Rubbias ist es der "Beobachter der Natur", der<br />

den Gedanken nicht zurückweisen kann, "dass hier eine höhere Ordnung der Dinge im voraus existiert" - auch wenn er<br />

zunächst einschränkt, dass unsere Zählung der Galaxien oder der Nachweis der Existenz von Elementarteilchen<br />

"wahrscheinlich" keine Gottesbeweise sind (die Zählung allein sowieso nicht, aber "wahrscheinlich" impliziert immerhin noch<br />

eine gegenteilige Möglichkeit, also "vielleicht doch"). Siehe weiter meine Anmerkungen auf der Seite 54 zu Albrecht Kellners<br />

Ausführungen. Man beachte bitte auch hier Kellners rationale Argumentation zu den "Hinweisen" auf die Existenz Gottes,<br />

insbesondere auch seine Aussage: "Es gibt extrem starke Argumente dafür, dass es Gott war, der alles erschaffen hat."<br />

"Extrem starke Argumente" haben bekanntlich etwas mit der Ratio zu tun. Oder wenn Kellner von "Hinweisen" spricht, "die<br />

so stark sind, dass es rechnerisch kaum möglich erscheint, dass es keinen Gott gibt".<br />

<strong>Die</strong> Giordano-Bruno-Stiftung möchte über einen rationalen Ansatz hinaus jedoch jeden Glauben an Gott untersagen. Das trifft<br />

aber nicht auf alle Mitglieder der AG Evolutionsbiologie zu, u.a. nicht auf A. B.<br />

b) (Zu p. 3): King James Translation 1611, Römer 3:4. Der Text bezieht sich allerdings auf Gott selbst, ich wende die Aussage<br />

im übertragenen Sinne auf die Wahrheit zu einer Frage an.<br />

c1) (Zu p. 10): Zu Oparin schreibt S. A. Medwedjew in seinem Klassiker Der Fall Lyssenko - Eine Wissenschaft kapituliert<br />

(Hoffmann und Campe, Hamburg, 1971):<br />

[P. 141:] "Zur gleichen Zeit [1949] begann die Hetzjagd auf alle Gegner von Lyssenko und seiner Gruppe, auch wenn diese überhaupt<br />

keine Beziehung zur Genetik hatten. Sabinin, ein anerkannter Pflanzenphysiologe und Landwirtschaftschemiker, ist dafür ein<br />

Beispiel. Er wurde sofort von Present entlassen, nachdem dieser Dekan an gleich zwei biologischen Fakultäten - in Moskau und in<br />

Leningrad - geworden war. Lange Zeit konnte Sabinin keine Arbeit finden. Erst nachdem er zwei Jahre herumgewandert war,<br />

gelang es ihm, mit der Hilfe von Freunden, eine Anstellung am Bodenforschungsinstitut der AW zu erhalten. Er hatte zwischendurch<br />

nur sporadisch Geld verdienen können und war häufig psychischem und physischem Terror ausgesetzt gewesen. Aber Oparin, der<br />

damals die biologische Abteilung der AW leitete und der in jeder Hinsicht Lyssenkos Wünschen gehorchte, lehnte es schlichtweg<br />

ab, Sabinins Einstellung zu bestätigen, und so war dieser wieder einmal ausgestoßen. Er mußte Moskau verlassen und seine Arbeit<br />

über die Ernährung von Pflanzen aufgeben; lediglich Algen durfte er noch untersuchen. Aber wissenschaftliche Zeitschriften wollten<br />

seine Arbeiten nicht veröffentlichen."<br />

[P. 149:] "Oparin schrieb in einem Artikel, daß Stalin die fortschrittliche Biologie »mit seinen Ideen erleuchtet« habe. Er zählte ihn<br />

einfach zu den Begründern der Mitschurinistischen Biologie und nannte Stalins oberflächlichen, recht naiven Artikel (»Anarchismus<br />

oder Sozialismus«) einen sehr wichtigen Beitrag zur Biologie. Nach den Angaben von Oparin hatte Stalin schon lange vor Lyssenko<br />

behauptet, daß erworbene Eigenschaften vererbbar seien, und daß es genau diese »glänzenden Einfälle« des genialen Stalin gewesen<br />

seien, welche die Mitschurinisten im Kampf mit dem Neodarwinismus, einer idealistischen Perversion der Biologie, beseelt hätten.<br />

[P. 196:] "Ein Jahrhundert lang war die dankbare Menschheit zu Recht stolz auf den Namen dieses Wissenschaftlers [Louis<br />

Pasteur], bis die Lepeschinskaja auf die Idee verfiel, selbst seinen Platz einzunehmen. <strong>Die</strong>ser Einfall wurde von Lyssenko,<br />

Sisakjan, Oparin, Shukow-Wereshnikow, Boschjan, Nushdin und anderen Vertretern der neuen Biologie wohlwollend<br />

unterstützt…."

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