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Die Affäre Max Planck - Wolf-Ekkehard Lönnig

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Oder was könnten Verfasser beabsichtigen, wenn sie von Alexander<br />

Iwanowitsch Oparin (1894-1980) – einem vielzitierten Autor zur Hypothese der<br />

naturalistischen Entstehung des Lebens – in westlichen Fachzeitschriften und<br />

Büchern im Zusammenhang mit seiner Coazervat-Hypothese wiederholt<br />

schrieben: "Der Kommunist Oparin…"? Siehe dazu im Anhang Fußnote c1) . (Und sich<br />

dabei noch über den Stalinismus auslassen würden – wobei gut recherchierte Hinweise zum Stalinismus in aller<br />

Regel noch zutreffend wären im Gegensatz zu den Kommentaren von Herrn Kutschera zu den ZJ.) – Ganz<br />

klar, wer mit solchen Methoden arbeitet, versucht Ressentiments gegen den<br />

Autor inklusive seiner Thesen zu wecken. Ähnliches ist nun tatsächlich in den<br />

1930er Jahren mit "dem Juden Einstein" und der Relativitätstheorie geschehen<br />

(und es gibt viele weitere Beispiele). <strong>Die</strong> Nazis sprachen von der "jüdischen<br />

Sekte" der Zeugen Jehovas. Nach meinem Verständnis sind solche Methoden ein<br />

klarer Verstoß gegen die akademisch-wissenschaftliche Etikette. Wer bedient<br />

sich solcher Ressentiment-Methoden – ehrliche Wissenschaftler, die über gute<br />

Sachargumente verfügen?<br />

Selbst einem atheistischen Gesinnungsfreund wie Herbert Huber gingen einige<br />

(wenn auch prinzipiell "berechtigte", wie er meint) "oft wiederholte Floskeln" des<br />

Buches Kreationismus in Deutschland, "gegen den Strich": Bei mir die Aussage,<br />

er "ist Zeuge Jehovas".<br />

In der Fußnote 27 zum Internetdokument von M. N. und A. B. wird überdies zur<br />

Religionsgemeinschaft der "langjährige Sektenbeauftragte Hemminger" zitiert, der vor dieser<br />

"Extremgruppe" warnt (man beachte wieder die Kampfbegriffe "Sektenbeauftragter" und<br />

"Extremgruppe").<br />

Nach Auffassung vieler gründlich forschender Historiker hat sich jedoch diese<br />

Religionsgemeinschaft im Gegensatz zu den Großkirchen unter den totalitären<br />

Regimen des Nationalsozialismus und der DDR bewährt. Dazu ein paar<br />

aufschlussreiche Zitate:<br />

Der Historiker Hans Hesse (1999, p. 9):<br />

»Am mutigsten waren immer wieder die Zeugen Jehovas« 1 - mit diesen Worten beschrieb die im KZ Moringen<br />

inhaftierte Kommunistin Gertrud Keen das Verhalten der »Bibelforscherinnen«.<br />

Stellvertretend für viele andere Fundstellen sei aus den »Deutschland-Berichten« zitiert, die die Exil-SPD in Prag<br />

herausgab. Über die Zeugen Jehovas im KZ Sachsenburg heißt es: »Ganz erstaunlich ist das Verhalten der Ernsten<br />

Bibelforscher. <strong>Die</strong>se... Leute bewiesen unerschütterlichen Oppositionsgeist, sie zeigten Märtyrergesinnung und<br />

waren unbeugsam wie keine andere Gruppe im Lager.« 2<br />

Beide Zitate drücken einen großen Respekt vor der Haltung der Zeugen Jehovas aus. Beide verweisen ebenfalls<br />

darauf, daß das Verhalten dieser Verfolgtengruppe als auffällig und ungewöhnlich betrachtet wurde. Sie stellte zwar<br />

in manchen KZ die Mehrheit der Häftlinge, allgemein jedoch betrug ihr Anteil nur 5-10% aller Inhaftierten,<br />

und dennoch fiel diese kleine Gruppe auf.<br />

Der Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann bemerkte zum Verhalten der<br />

Nazis nach Studium des von Jehovas Zeugen in der Schweiz ein Jahr später im<br />

Züricher Europa-Verlag veröffentlichten Buchmanuskripts Kreuzzug gegen das<br />

Christentum im August 1938:<br />

"Ich habe Ihr so schauerlich dokumentiertes Buch mit größter Ergriffenheit gelesen, und ich kann die Mischung<br />

von Verachtung und Abscheu nicht beschreiben, die mich beim Durchblättern dieser Dokumente menschlicher<br />

Niedrigkeit und erbärmlicher Grausamkeit [der Nazis] erfüllte.<br />

<strong>Die</strong> Sprache versagt längst vor dem Gesinnungsabgrund, der sich in diesen Blättern auftut, welche von den<br />

entsetzlichen Leiden unschuldiger und ihrem Glauben mit Festigkeit anhangender Menschen berichten; sie möchte

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