Einzelhandelsgutachten Langfassung - Stadt Münster
Einzelhandelsgutachten Langfassung - Stadt Münster
Einzelhandelsgutachten Langfassung - Stadt Münster
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Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Potenzialanalyse für weitere<br />
Einzelhandelsbausteine im<br />
Zentrum <strong>Münster</strong>-Hiltrup (Stufe 1)<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
&<br />
Städtebauliche Wirkungsanalyse<br />
geplanter Einzelhandelsansiedlungen<br />
im zentralen Versorgungsbereich<br />
<strong>Münster</strong>-Hiltrup (Stufe 2)<br />
1<br />
Junker und Kruse<br />
Dortmund, August 2011
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Potenzialanalyse für weitere Einzelhandelsbausteine<br />
im Zentrum <strong>Münster</strong>-Hiltrup (Stufe 1)<br />
2<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
und<br />
Städtebauliche Wirkungsanalyse geplanter<br />
Einzelhandelsansiedlungen im zentralen<br />
Versorgungsbereich <strong>Münster</strong>-Hiltrup (Stufe 2)<br />
Untersuchung im Auftrag der<br />
Stroetmann Grundbesitz-Verwaltung GmbH & Co. KG<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
dem Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Stadt</strong>planung,<br />
Verkehrsplanung der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong><br />
Endbericht<br />
Entwurf<br />
Stefan Kruse<br />
Andrée Lorenzen<br />
Andreas Mayer<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung<br />
Markt 5 44137 Dortmund<br />
Tel. 02 31 – 55 78 58-0 Fax 02 31 – 55 78 58-50<br />
www.junker-kruse.de info@junker-kruse.de<br />
Dortmund, August 2011
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Im Sinne einer einfacheren Lesbarkeit verzichten wir darauf, stets männliche und weibliche<br />
Schriftformen zu verwenden. Selbstverständlich sind immer gleichzeitig und chancengleich<br />
Frauen und Männer angesprochen.<br />
Der Endbericht sowie die Entwurfsvorlagen unterliegen dem Urheberrecht (§ 2 Absatz 2<br />
sowie § 31 Absatz 2 des Gesetzes zum Schutze der Urheberrechte). Soweit mit dem Auftraggeber<br />
nichts anderes vereinbart wurde, sind Vervielfältigungen, Weitergabe oder Veröffentlichung<br />
(auch auszugsweise) nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe<br />
der Quelle erlaubt.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
1 Ausgangssituation und Zielsetzung der Untersuchung ....................... 5<br />
2 Methodische Vorgehensweise ............................................................ 7<br />
2.1 Potenzialanalyse für weitere Einzelhandelsbausteine im Zentrum<br />
<strong>Münster</strong>-Hiltrup (Stufe 1) ....................................................................7<br />
2.2 Städtebauliche Wirkungsanalyse geplanter Einzelhandelsansiedlungen<br />
im zentralen Versorgungsbereich <strong>Münster</strong>-Hiltrup (Stufe 2) ................9<br />
3 Baustein 1: Potenzialanalyse für weitere Einzelhandelsbausteine<br />
im Zentrum <strong>Münster</strong>-Hiltrup ............................................................ 16<br />
3.1 Nachfragesituation in <strong>Münster</strong>-Hiltrup und angrenzenden Gebieten.......16<br />
3.2 Einzelhandelsangebot in <strong>Münster</strong> Hiltrup ...............................................19<br />
3.3 Städtebaulicher Kurzcheck des Zentrums <strong>Münster</strong>-Hiltrup ......................27<br />
3.4 Entwicklungspotenziale für das Hiltruper Zentrum..................................32<br />
4 Baustein 2: Städtebauliche Wirkungsanalyse geplanter<br />
Einzelhandelsansiedlungen im zentralen Versorgungsbereich<br />
<strong>Münster</strong>-Hiltrup ............................................................................... 40<br />
4.1 Beschreibung des Planvorhabens............................................................40<br />
4.2 Untersuchungsrelevante Angebots- und Nachfragesituation...................45<br />
4.3 Potenzielle absatzwirtschaftliche Auswirkungen im Untersuchungsraum<br />
in Folge der Realisierung des Planvorhabens ......................................57<br />
4.4 Einordnung der potenziellen absatzwirtschaftlichen Auswirkungen<br />
hinsichtlich möglicher städtebaulicher Folgewirkungen.......................78<br />
5 Zusammenfassung und Bewertung................................................... 86<br />
4<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
1 Ausgangssituation und Zielsetzung der Untersuchung<br />
Die Fa. Stroetmann plant, auf einem Standort im Bereich des Bahnhofs Hiltrup in der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Münster</strong>, der gemäß dem EHK der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> Bestandteil des zentralen Versorgungsbereichs<br />
Hiltrup-Mitte ist, großflächigen Einzelhandel anzusiedeln. Zum einen soll ein bestehender<br />
Lebensmittelvollsortimenter innerhalb des Zentrums verlagert werden. In diesem<br />
Zusammenhang soll die Verkaufsfläche auf ca. 1.900 m² (inkl. Vorkassenzone) erweitert<br />
werden, um einen zukunftsfähigen, modernen Markt innerhalb des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
zu etablieren. Neben dem Lebensmittelvollsortimenter steht ein weiteres Flächenpotenzial<br />
in einer Größenordnung von bis zu 1.000 m² Verkaufsfläche zur Diskussion. Hierbei<br />
handelt es sich konkret um die Branchen Bekleidung, Schuhe, Drogerie- und Zooartikel,<br />
die einzeln oder auch in Kombination als weitere Branchen angesiedelt werden sollen.<br />
Für die <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> verbinden sich mit solchen Vorstellungen Chancen (z.B. Bindung<br />
bisher abfließender Kaufkraft, Stärkung und Sicherung des Nebenzentrums Hiltrup), aber<br />
auch Risiken (Umsatzverlagerungen durch die zentrenrelevanten Sortimente aus den eigenen<br />
zentralen Versorgungsbereichen; Schwächung der verbrauchernahen Versorgung), so<br />
dass im Rahmen dieser städtebaulichen Wirkungsanalyse i.S.v. § 11 (3) BauNVO eine<br />
Grundlage erarbeitet wird, die die positiven wie negativen Implikationen einer solchen<br />
möglichen Ansiedlung aufzeigt und entsprechende Lösungsmöglichkeiten anbietet. Dies<br />
gilt vor allem auch mit Blick auf die möglichen (absatzwirtschaftlichen und städtebaulichen)<br />
Auswirkungen.<br />
Dieser – für die weiteren Planungs- und Verfahrensschritte erforderlichen – gutachterlichen<br />
Analyse vorgeschaltet ist eine Analyse und Bewertung möglicher Entwicklungspotenziale<br />
und –perspektiven für das Zentrum Hiltrup. Neben rein quantitativen Faktoren (Branchen,<br />
Verkaufsflächen) werden hierbei auch qualitative und funktionale Aspekte herausgearbeitet<br />
und bewertet.<br />
Ziel dieser Untersuchung ist es somit, auch vor dem Hintergrund aktueller rechtlicher<br />
Rahmenbedingungen und Grundlagen einerseits sowie des am 11. Februar 2009 vom Rat<br />
der <strong>Stadt</strong> beschlossenen Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes für die <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> 1 andererseits,<br />
als fachlich fundierte und empirisch abgesicherte Grundlage zur Abwägung<br />
sowohl für eine sachgerechte Entscheidung in der <strong>Stadt</strong> als auch als Bewertungsgrundlage<br />
in anschließenden genehmigungsrechtlichen Verfahrensschritten zu dienen.<br />
Folgende Fragestellungen stehen somit im Mittelpunkt des Untersuchungsinteresses (Untersuchungsstufen<br />
1 und 2):<br />
���� Wie stellen sich die derzeitigen quantitativen, qualitativen, städtebaulichen und funktionalen<br />
Stärken und Schwächen des Hiltruper Zentrums dar?<br />
1 <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>, Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Stadt</strong>planung, Verkehrsplanung; „Einzelhandels- und Zentren-<br />
konzept <strong>Münster</strong> – Fortschreibung 2009“; <strong>Münster</strong>; Juli 2009<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
5
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Welche Entwicklungspotenziale bzw. –erforderlichkeiten lassen sich für das Zentrum<br />
Hiltrup formulieren?<br />
���� Wie stellt sich die (derzeitige und zukünftige absehbare) untersuchungsrelevante Versorgungs-<br />
und Konkurrenzsituation in <strong>Münster</strong> und in den unmittelbar angrenzenden<br />
Ortsteilen Sendenhorst-Albersloh und Drensteinfurt-Rinkerode dar?<br />
���� Wie ist der avisierte Standortbereich (Bahnhofsumfeld Hiltrup) unter städtebaulichen<br />
Gesichtspunkten einzuordnen?<br />
���� Wie ist das derzeitige Geschäftszentrum Hiltrups (<strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte)<br />
unter städtebaulichen wie perspektivischen Gesichtspunkten einzuordnen?<br />
���� Wie stellt sich die lokale und regionale Nachfragesituation dar? (U.a. rechnerische Ermittlung<br />
der sortimentsspezifischen Kaufkraftabschöpfung)<br />
���� Welchen Einzugsbereich werden mögliche Planvorhaben erzielen?<br />
���� Welchen Umsatz wird das perspektivische Planvorhaben generieren?<br />
���� Welche absatzwirtschaftlichen und städtebaulichen Folgewirkungen sind mit dem<br />
Planvorhaben verbunden? (Ermittlung von potenziellen Umsatzumverteilungen und<br />
mögliche Auswirkungen auf Teile der Zentrenstruktur in <strong>Münster</strong>?)<br />
���� Welche bauplanungsrechtlich relevanten Schlussfolgerungen (wie z.B. Beschränkung<br />
der Gesamtverkaufsfläche; Sortimentsbeschränkungen) ergeben sich aus den Ergebnissen<br />
der Modellberechnung in Verbindung mit den ggf. erforderlichen städtebaulichen<br />
Analysen einzelner betroffener Standortbereiche – innerhalb und außerhalb<br />
<strong>Münster</strong>s?<br />
6<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
2 Methodische Vorgehensweise<br />
2.1 Potenzialanalyse für weitere Einzelhandelsbausteine im Zentrum<br />
<strong>Münster</strong>-Hiltrup (Stufe 1)<br />
Für die erste Untersuchungsstufe wurden folgende Arbeitsschritte durchgeführt:<br />
Zunächst wurde mit Blick auf die Validität der Ergebnisse eine Aktualisierung der vorhandenen,<br />
räumlich relevanten Datengrundlagen des Einzelhandelsbestandes in der<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> sowie in den perspektivisch betroffenen angrenzenden Ortsteilen Sendenhorst-Albersloh<br />
und Drensteinfurt-Rinkerode durchgeführt. Diese erfolgte durch eine flächendeckende<br />
Vor-Ort-Begehung. In diesem Rahmen wurde der komplette Einzelhandelsbestand<br />
im Hiltruper Zentrum durch eigene Erhebungen differenziert erfasst. Außerhalb<br />
des Zentrums sowie in den perspektivisch betroffenen angrenzenden Nachbarstadtteilen<br />
bzw. –zentren wurde eine Überprüfung und Aktualisierung des Einzelhandelsbestandes<br />
vorgenommen. Diese stützt sich auf von der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> zur Verfügung gestellte<br />
Datengrundlagen aus der kontinuierlich fortgeschriebenen Einzelhandels-Datenbank<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>. Diese umfasst alle im <strong>Münster</strong>aner <strong>Stadt</strong>gebiet vorhandenen Einzelhandelsbetriebe<br />
2 , deren Hauptbranche und Gesamtverkaufsfläche sowie die räumliche Lage<br />
3 der Ladenlokale im <strong>Stadt</strong>gebiet. Neben den klassischen Hauptsortimenten können jedoch<br />
auch relevante Nebensortimente zentrentragende Funktionen einnehmen. Für entsprechende<br />
untersuchungsrelevante Betriebe wurde eine sortimentsgenaue Differenzierung<br />
der Verkaufsflächen durchgeführt, die auf gezielten Nacherhebungen sowie methodischen<br />
Schlüsselzuweisungen basiert. Es liegen somit für alle Anbieter der untersuchungsrelevanten<br />
Sortimente 4 im Untersuchungsgebiet differenzierte Daten für die jeweils geführten<br />
Sortimentsgruppen und Verkaufsflächen vor.<br />
In den beiden perspektivisch betroffenen Ortsteilen Sendenhorst-Albersloh und Drensteinfurt-Rinkerode<br />
wurden die untersuchungsrelevanten Sortimente (Lebensmittel, Drogeriewaren,<br />
Zooartikel, Bekleidung, Schuhe, Spielwaren, Elektronik) ergänzend erhoben.<br />
Bei der Ermittlung der aktuellen Umsatzzahlen werden nicht nur die zu Grunde liegenden<br />
Verkaufsflächen sowie bundesdurchschnittliche Umsatzkennwerte angesetzt, sondern<br />
2 Dies umfasst neben dem eigentlichen Einzelhandel im engeren Sinne auch Betriebe des Lebensmittelhandwerks<br />
(Bäckereien, Metzgereien, Konditoreien) sowie weitere, in ihrer Funktion vergleichbare Einzelhandelseinrichtungen<br />
(z.B. Tankstellenshops, Kiosks, Apotheken).<br />
3 Unterschieden wurden in diesem Zusammenhang insbesondere nach Zentralen Versorgungsbereichen<br />
(i.S.d. §§ 2 (2), 9 (2a) und 34 (3) BauGB sowie § 11 (3) BauNVO), städtebaulich integrierten Lagen (d.h.<br />
Wohnsiedlungsbereichen zugeordnete Standorte) und städtebaulich nicht integrierten Lagen (z.B. periphere,<br />
rein autokundenorientierte Standorte am <strong>Stadt</strong>rand oder in Gewerbegebieten)<br />
4 Hierzu zählen Sortimente der Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheits- und Körperpflegeartikel,<br />
Bekleidung/Wäsche, Schuhe/Lederwaren sowie Zooartikel.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
7
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
vielmehr die konkrete Situation vor Ort mit berücksichtigt. Dazu zählen insbesondere die<br />
unterschiedlichen Flächenproduktivitäten der Vertriebsformen, die spezifischen Kennwerte<br />
einzelner Anbieter sowie die Berücksichtigung der räumlich detaillierten Angebotsstrukturen<br />
im Untersuchungsraum.<br />
Neben der Ermittlung dieser quantitativen Grundlagen wurde im Rahmen einer klassischen<br />
städtebaulichen Analyse auch eine Bewertung der städtebaulichen Situation des<br />
Hiltruper Zentrums unter qualitativen Aspekten (inklusive der konkreten Analyse und Bewertung<br />
der Einbindung des Planstandortbereichs) bezogen auf den öffentlichen wie auf<br />
den privaten Raum vorgenommen. Wichtige Kriterien waren dabei:<br />
���� die funktionale Gliederung des Zentrums,<br />
���� die räumlichen und funktionalen Beziehungen zwischen dem Zentrum und seiner Umgebung,<br />
���� die Abgrenzung der Hauptgeschäftslage bzw. die innere Gliederung,<br />
���� das räumliche Gesamtbild,<br />
���� die städtebauliche Gestaltung und<br />
���� die Aufenthaltsqualität.<br />
Die Nachfrageseite wurde anhand sekundärstatistischer Daten (z.B. BBE-Kennziffern zu<br />
branchenspezifischen Kaufkraftvolumina) in Verbindung mit den kleinräumigen Bevölkerungszahlen<br />
insbesondere für die <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> dargestellt. In Verbindung mit einer Umsatzschätzung<br />
für den vorhandenen Einzelhandelsbestand kann die derzeitige sortimentsspezifische<br />
Kaufkraftabschöpfung des Hiltruper Einzelhandels und damit auch die derzeitige<br />
Reichweite des zentrenorientierten Hiltruper Einzelhandels ermittelt und bewertet werden.<br />
In einem weiteren Schritt wurden die Veränderungen der entwicklungsbestimmenden<br />
Faktoren dargestellt und bewertet. Neben der für das Kaufkraftvolumen mitentscheidenden<br />
Größe „Bevölkerungsentwicklung“ sind dies u.a. auch Einschätzungen zum Kaufverhalten<br />
sowie Veränderungen der unterschiedlichen Einkaufsbeträge der einzelnen Hauptwarengruppen.<br />
In einem abschließenden Schritt wurde dann mit Hilfe eines Berechnungsmodells unter Berücksichtigung<br />
der erarbeiteten Parameter eine erste überschlägige Ermittlung des Verkaufsflächenspielraums<br />
für den <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup und hier insbesondere das Hiltruper Zentrum<br />
– differenziert nach Hauptwarengruppen – erarbeitet.<br />
8<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
2.2 Städtebauliche Wirkungsanalyse geplanter Einzelhandelsansiedlungen<br />
im zentralen Versorgungsbereich <strong>Münster</strong>-Hiltrup<br />
(Stufe 2)<br />
Zentraler Bestandteil dieses Bearbeitungsbausteines ist es, die sich durch eine mögliche<br />
Umverteilung der Umsätze (bedingt durch sich ändernde Kaufkraftströme) ergebenden<br />
städtebaulichen Auswirkungen möglicher Planvorhaben auf die unterschiedlichen Versorgungsstrukturen<br />
einerseits sowie die zentralen Versorgungsbereiche im projektrelevanten<br />
Einzugsbereich zu untersuchen. Grundlage für diese Berechnungs- und Bewertungsschritte<br />
bilden sowohl die durchgeführten Analyseschritte des Untersuchungsbausteines 1 (Darstellungen<br />
und Analysen der angebots- und nachfragseitigen Datenbasis sowie die Ergebnisse<br />
des Potenzialanalyse), aber auch eine Beschreibung und absatzwirtschaftliche Einordnung<br />
des Planvorhabens (vgl. Kap. 4.1).<br />
Abschließend werden mit Hilfe eines Gravitationsmodells die auf Basis der dargestellten<br />
Eingangsparameter ermittelten, möglichen monetären und prozentualen Umverteilungen<br />
dargestellt (vgl. Kap. 4.3). Da diese jedoch alleine nicht aussagekräftig genug sind, werden<br />
darauf aufbauend für diejenigen zentralen Versorgungsbereiche und städtebaulich relevanten<br />
Nahversorgungsstandorte im Untersuchungsgebiet, die gewisse Schwellenwerte<br />
überschreiten, die abstrakten Ergebnisse der Berechnungen durch weitergehende Analysen<br />
im Hinblick auf mögliche städtebauliche Auswirkungen qualifiziert (vgl. Kap. 4.4).<br />
Zur Einordnung des Planvorhabens<br />
Der potenzielle Einzugsbereich möglicher Einzelhandelsvorhaben im Hiltruper Zentrum errechnet<br />
bzw. ermittelt sich aus der Attraktivität des Hiltruper Zentrums insgesamt in Verbindung<br />
mit einer angenommenen attraktiven Nutzungsstruktur auf dem Planvorhabenstandort<br />
(jedoch auch unter Berücksichtigung der Funktion des Hiltruper Zentrums innerhalb<br />
des <strong>Münster</strong>aner Zentrengefüges). Unter Zugrundelegung der avisierten maximal<br />
zu realisierenden Verkaufsfläche von weniger als 3.000 m² beschränken sich die Aussagen<br />
und Bewertungen auf Teilbereiche des <strong>Münster</strong>aner <strong>Stadt</strong>gebiets sowie die beiden angrenzenden<br />
Ortsteile Sendenhorst-Albersloh und Drensteinfurt-Rinkerode. Entsprechende<br />
Datengrundlagen zum untersuchungsrelevanten Einzelhandelsbestand sowie zur nachfrageseitigen<br />
Datenbasis liegen durch die Analysen im Rahmen des Untersuchungsbausteines<br />
1 vor.<br />
Eine für die städtebauliche Analyse wichtige Ausgangsgröße stellt das potenzielle Umsatzvolumen<br />
möglicher Planvorhaben dar. Unter Einbeziehung von Maximalwerten (die auch<br />
deutlich über den Werten liegen können, die ggf. von einem potenziellen Betreiber angegeben<br />
werden) wurde für die jeweiligen Varianten der Sortimentsstruktur der Sollumsatz<br />
abgeschätzt. Angesichts der Erforderlichkeit einer „Worst-Case-Betrachtung“ sind hier<br />
auch bewusst hohe Eingangsdaten eingeflossen.<br />
Anmerkungen zum verwendeten Gravitationsmodell<br />
Zur Prognose der von Einzelhandelsvorhaben ausgehenden absatzwirtschaftlichen und<br />
städtebaulichen Wirkungen hat sich in der Einzelhandelsforschung und -begutachtung der<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
9
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Gravitationsansatz bewährt. Das ursprünglich von Huff konzipierte Gravitationsmodell 5<br />
kann nach Ansicht der Gutachter allerdings nur für eine erste Einschätzung dienen. Daher<br />
werden in dem hier angewendeten Gravitationsmodell vertiefend Kennwerte und Parameter<br />
sowohl zur sortimentsspezifischen als auch standortspezifischen Attraktivität, unter Berücksichtigung<br />
vorhandener Kaufkraftabschöpfungen, rechnerisch eingestellt, was eine<br />
unabdingbare Voraussetzung für die Validität der Ergebnisse dieser Modellrechnung darstellt.<br />
Unter Anwendung dieses differenzierten Gravitationsmodells, in das die für den Untersuchungsraum<br />
relevanten Kennwerte einfließen, wird die durch das Einzelhandelsvorhaben<br />
induzierte Umsatzumverteilung ermittelt. Im Ergebnis dieser absatzwirtschaftlichen Untersuchung<br />
kann dann eine Beurteilung und Folgenabschätzung der potenziellen städtebaulichen<br />
Auswirkungen des Vorhabens erfolgen.<br />
Zum Grundverständnis des Gravitationsmodells ist prinzipiell Folgendes anzumerken:<br />
���� Für die untersuchten Standorte werden die Einzelhandelskennziffern der relevanten<br />
Hauptwarengruppen (hier: Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheits- und Körperpflegeartikel,<br />
Zooartikel, Bekleidung / Wäsche, Schuhe / Lederwaren, Spielwaren /<br />
Hobbyartikel, Elektrogeräte / Leuchten und Elektronik / Multimedia) ermittelt bzw.<br />
liegen vor (Verkaufsfläche, Umsatz, Zentralitätsfaktor und Standortqualitätsgewichtung<br />
im Sinne von Gesamtattraktivität). Des Weiteren werden die räumlichen Widerstände<br />
zwischen den jeweiligen Nachfrage- und Angebotsstandorten zu Grunde gelegt<br />
6 .<br />
���� Mit dem potenziellen „Marktzutritt“ des Vorhabens verändert sich das raumwirtschaftliche<br />
Standortgefüge, da Umsatz und Widerstände von Nachfrage- und Angebotsstandorten<br />
zueinander eine relative Veränderung erfahren.<br />
���� Die Berechnung der Umsatzumverteilung erfolgt anhand verschiedener Varianten, die<br />
jeweils unterschiedliche Grundannahmen als Gegenstand haben. Mit der daraus resultierenden<br />
Bestimmung von „Auswirkungskorridoren“ wird der aktuellen Rechtsprechung<br />
Rechnung getragen.<br />
5 Vgl. Huff, David L.: Defining and estimating a trading area; Journal of Marketing; Vol. 28, 1964. Heinritz,<br />
G.: Die Analyse von Standorten und Einzugsbereichen. Passau 1999. Kemming: Raumwirtschaftstheoretische<br />
Gravitationsmodelle - Eine Untersuchung ihrer analytischen Grundlagen. Berlin, 1980. Löffler, G.:<br />
Konzeptionelle Grundlagen der chronologischen Betrachtungsweise in deterministischen Modellansätzen.<br />
Bremen, 1987.<br />
6 Diese sind ermittelt anhand von Zeitdistanzen und Entfernungen nach einem Routenplaner (www.falk.de).<br />
10<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Eingangswerte des Gravitationsmodells sind:<br />
���� die vorhandenen Verkaufsflächenangebote nach Sortimentsgruppen und Anbietern /<br />
Standorten<br />
���� die Flächenproduktivitäten (Euro / m²) nach Sortimentsgruppen und Anbietern /<br />
Standorten und der daraus resultierende sortimentsgruppenspezifische und summierte<br />
Umsatz der Anbieter / Standorte<br />
���� die Widerstände (Raumdistanzen) zwischen den Standorten, die jeweils aus der Abhängigkeit<br />
der Sortimentsgruppen und der Gesamtattraktivität der Anbieter / Standorte<br />
und ihrer jeweiligen Marktgebiete resultieren<br />
���� der zu erwartende Umsatz des geplanten Vorhabens<br />
���� die einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Einzugsgebiet für die projektrelevanten Sortimente<br />
Die für eine Wirkungsanalyse notwendigen, konkreten einzelhandelsbezogenen Flächenangaben,<br />
Umsätze und Sortimentsstrukturen sind in allen Schritten detailliert und in verschiedenen<br />
Varianten (darunter auch eine unter rechtlichen Aspekten notwendige städtebauliche<br />
Worst-Case-Betrachtung) in die Analyse eingestellt.<br />
Grundsätzlich ist jedoch anzunehmen, dass das umschriebene Modell und seine Ergebnisse<br />
nur eine erste Einschätzung möglicher Auswirkungen erlauben. Die städtebaulichen und<br />
versorgungsstrukturellen Implikationen der wettbewerblichen Auswirkungen (mögliches<br />
„Umschlagen“ absatzwirtschaftlicher in städtebaulich negative Auswirkungen) ist ein weiterer<br />
– zwingend erforderlicher – Schritt bei der Beurteilung der Auswirkungen potenzieller<br />
Vorhaben.<br />
Exkurs – Die 10%-Schwelle der Umsatzumverteilung<br />
Bereits in einer Vielzahl von gutachterlichen Stellungnahmen und gerichtlichen Urteilen zu<br />
Einzelhandelsansiedlungsvorhaben basierte die Einordnung und Bewertung des zumutbaren<br />
Kaufkraftabzuges auf der sog. „10%-Marke“ 7 . Dabei wird vermutet, dass eine von<br />
Einzelhandelsgroßvorhaben in den benachbarten Gemeinden bzw. Standorten erzeugte<br />
Umsatzumverteilung von nicht mehr als 10% zu Lasten des zentrenorientierten Einzelhandels<br />
keine negativen städtebaulichen Auswirkungen i.S.v. § 11 Abs. 3 BauNVO erwirkt;<br />
folglich sind die Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit des betroffenen zentralen<br />
Versorgungsbereichs lediglich absatzwirtschaftlicher, nicht jedoch städtebaulicher Art.<br />
7 Vgl. z.B.: Schmitz,Holger/Federwisch,Christof, Einzelhandel und Planungsrecht, Berlin 2005, Rz. 361-365,<br />
auch mit Nachweisen der Rechtsprechung; Schmitz, Holger; Factory Outlet Center in der Rechtsprechung<br />
- Der Kaufkraftabzug als Maßstab für eine interkommunal rücksichtsvolle Einzelhandelsansiedlung? In:<br />
BauR 10/99, S. 1100-1113; OVG <strong>Münster</strong> (zu CentroOberhausen), OVG NRW, Urteil vom 06.06.2005 -<br />
10 D 145/04. NE, Urteilsabdruck S. 57 ff<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
11
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
So begrüßenswert der Rückgriff auf eine derart quantitative und augenscheinlich auch<br />
operationalisierbare Messgröße sein mag, so kritisch ist<br />
���� die fachwissenschaftliche Herleitung der 10%-Marke und<br />
���� die per se erfolgte Anwendung der 10%-Marke, ohne angemessen die raumordnerischen<br />
und städtebaulichen Gegebenheiten und Spezifika zu berücksichtigen und in die<br />
Bewertung einzustellen.<br />
Zur fachwissenschaftlichen Herleitung der „10%-Marke“:<br />
���� Der Grenzwert von 10% basiert auf einer im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Industrie-<br />
und Handelskammern in Baden-Württemberg mit Förderung des Wirtschaftsministeriums<br />
Baden-Württemberg erstellten Langzeitstudie 8 : Innerhalb der Jahre<br />
1992 bis 1996 sind acht unterschiedliche Einzelhandelsprojekte vom Supermarkt<br />
mit 900 m² Verkaufsfläche bis hin zum Einkaufszentrum mit ca. 21.000 m² Verkaufsfläche<br />
auf ihre raumordnerischen und städtebaulichen Auswirkungen untersucht worden.<br />
Aus den gesammelten Ergebnissen wurde eine Querschnittsauswertung vorgenommen,<br />
als deren Resultat ein „Wirkungsgefüge bei der Ansiedlung eines dezentralen<br />
Einzelhandelsbetriebes“ und eine Übersicht zu „Grenzwerten der Umsatzumverteilung<br />
bei großflächigen Ansiedlungsvorhaben in der jeweiligen Standortgemeinde“ erstellt<br />
wurde 9 .<br />
���� Für innenstadtrelevante Sortimente leiten sich demnach erhebliche städtebauliche Folgen<br />
zwischen 10% und 20% Umsatzumverteilung ab. Interessanterweise wurde hierzu<br />
angemerkt, dass die Auswirkungen durch Einzelfallprüfung zu verifizieren sind, also<br />
nicht ohne Weiteres pauschal zu übertragen sind.<br />
���� Fachwissenschaftlich ist die 10%-Marke oder auch Erheblichkeitsgrenze, ab derer erhebliche<br />
städtebauliche Auswirkungen wahrscheinlich werden, somit nicht pauschal<br />
anwendbar.<br />
���� Vielmehr ist für die von Einzelhandelsgroßvorhaben potenziell ausgehenden Implikationen<br />
nach den „Worst-Case-Fällen“ zu urteilen, so dass auch bei Nicht-Erreichen<br />
von 10% Umsatzumverteilung zu Lasten einer Innenstadt / eines <strong>Stadt</strong>kerns negative<br />
städtebauliche Auswirkungen erfolgen können. 10<br />
���� Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass Umsatzumverteilungen von über 10% –<br />
wenn aus den wettbewerblichen Auswirkungen im entsprechenden Einzelfall (zentraler<br />
Versorgungsbereich) keine gravierenden Folgen für die bestehenden Einzelhandels-<br />
8 Vgl. GMA; Auswirkungen großflächiger Einzelhandelsbetriebe, Kurzfassung der GMA-Langzeitstudie im<br />
Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg mit Förderung<br />
des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg, Ludwigsburg 1997, S. 41<br />
9 Vgl. GMA; A.a.O., Ludwigsburg 1997, S. 34 und 36<br />
10 Vgl. OVG Mecklenburg-Vorpommern 3k 09/04, 03.02.2006<br />
12<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
strukturen resultieren – städtebaulich verträglich sein können. In der obergerichtlichen<br />
Rechtsprechung wird die Frage des „Umschlagens“ von Umsatzumverteilungen<br />
(wettbewerbliche Auswirkungen) in städtebaulich negative (strukturelle) Auswirkungen<br />
mit unterschiedlichen Ergebnissen diskutiert. Die Bandbreite der Werte reicht von<br />
10% 11 , über 10% bis 20% 12 bis hin zu etwa 30% 13 .<br />
���� Auch vor dem Hintergrund der seit mehr als einem Jahrzehnt andauernden wirtschaftlich<br />
angespannten Lage im Einzelhandel ist die 10%-Schwelle kritisch zu sehen. So<br />
können angesichts der nur geringen Gewinnmargen in vielen Warengruppen auch<br />
schon deutlich geringere Umsatzumverteilungen gravierende Folgen für die bestehenden<br />
Einzelhandelsstrukturen besitzen. 14<br />
Somit ist die städtebauliche Verträglichkeit großflächiger Planvorhaben immer auch aus<br />
den individuellen lokalen Gegebenheiten betroffener zentraler Versorgungsbereiche und<br />
der wirtschaftlichen Stabilität und Potenz der relevanten Anbieter abzuleiten. Diese müssen<br />
ebenfalls Gegenstand der gutachterlichen Untersuchung sein. Diese Pflicht geht nicht<br />
zuletzt auf die – vom Bundesverwaltungsgericht in ihrem Inhalt bestätigten – CentrO-<br />
Urteile des OVG <strong>Münster</strong> 15 zurück. Nach den CentrO-Urteilen ist in diesem Zusammenhang<br />
festzuhalten, dass<br />
���� der gewichtige Schwellenwert bei 10 % Umsatzverlust liegt (Regelfall), jedoch<br />
���� die Beurteilung offen bleibt, ob ein Schwellenwert von 10 % für alle Fallkonstellationen<br />
gelten kann und mit welcher Maßgabe bei der Ermittlung der Zumutbarkeitsschwelle<br />
die raumordnerische Funktion der betroffenen Gemeinde zu berücksichtigen<br />
ist.<br />
Der gewichtige Schwellenwert ist als wesentlicher Indikator, anhand dessen die Intensität<br />
der Belastung der Nachbarkommunen ermittelt werden kann, somit nicht identisch mit der<br />
Zumutbarkeitsschwelle. Das Erreichen des gewichtigen Schwellenwertes ist Anlass, den<br />
Kaufkraftabfluss in die Abwägung bei der Planung als Belang einzustellen und zu bewerten,<br />
denn „Überschritten ist die städtebauliche Relevanzschwelle erst dann, wenn ein Umschlag<br />
von rein wirtschaftlichen zu städtebaulichen Auswirkungen stattzufinden droht“. 16<br />
Die Ermittlung der monetären bzw. prozentualen Höhe der absatzwirtschaftlichen Auswirkungen<br />
ist demnach bei der abschließenden Beurteilung städtebaulich und versorgungs-<br />
11 Vgl. OVG Potsdam, NVwZ 1999, 434; OVG <strong>Münster</strong>, BRS 59 Nr. 70; OVG Koblenz, NVwZ-RR 2001, 638<br />
= BRS 64 Nr. 33<br />
12 Vgl. OVG Koblenz v. 08.01.1999 – 8 B 12650/98 -, NVwZ, 1999, 435, 438; VGH München, BayVBI<br />
2001, 175 = BRS 63 Nr. 62<br />
13 Vgl. OVG Weimar, Urt. V 20.12.2004 – 1 N 1096/03, Juris m. w. Nachw.<br />
14 Vgl. z.B. Acocella, D.; Fürst, U.C. (2002): 10 Prozent Umsatzumverteilung. In: BAG Handelsmagazin, 05-<br />
06/2002, S. 29 ff<br />
15 Vgl. Urteil des OVG NRW vom 28.12.2005 – 10 D 148/04.NE - „Centro-Urteil“<br />
16 ebenda<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
13
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
strukturell negativer Implikationen allein nicht ausreichend. Auch ist die 10%-Marke der<br />
Umsatzumverteilung in diesem Zusammenhang nicht als „Demarkationslinie“ zu sehen,<br />
sondern es sind die konkreten Angebotsstrukturen und Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.<br />
Eine fachlich fundierte und auch rechtssichere Bewertung ist erst möglich, wenn man neben<br />
dieser rein quantitativen Betrachtung die konkreten städtebaulichen Gebebenheiten<br />
und Ausgangsbedingungen ebenso mit in die gutachterlichen Bewertungen einstellt wie<br />
die ggf. planerisch und / oder politisch motivierten bzw. beschlossenen Entwicklungsperspektiven<br />
der von dem Vorhaben perspektivisch betroffenen Standorte / Standortbereiche<br />
/ zentralen Versorgungsbereiche.<br />
Eine städtebaulich relevante Umsatzumverteilung liegt z.B. dann vor, wenn durch Geschäftsaufgaben<br />
die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist 17 bzw. Ladenleerstände<br />
zu einer Verminderung der Vielfalt und Dichte des Warenangebotes sowie<br />
zu abnehmender Frequenz, zu Niveauabsenkung und damit zu einer Beeinträchtigung<br />
der Funktionsfähigkeit des betroffenen zentralen Versorgungsbereiches führt. 18<br />
Ein einschlägiges Urteil des Bundesverwaltungsgerichts interpretiert den in diesem Zusammenhang<br />
verwendeten Begriff der „Funktionsstörung“ eines zentralen Versorgungsbereiches<br />
als Herbeiführung eines Zustandes der Unausgewogenheit, der zur Folge hat,<br />
dass der Versorgungsbereich seinen Versorgungsauftrag generell oder hinsichtlich einzelner<br />
Branchen nicht mehr in substanzieller Weise wahrnehmen kann. 19 Hierbei ist zu berücksichtigen,<br />
dass nach aktueller obergerichtlicher Rechtsprechung auch des OVG NRW<br />
schädliche / negative Auswirkungen – ausgelöst durch ein Vorhaben, welches selbst innerhalb<br />
des betroffenen zentralen Versorgungsbereichs liegt (sog. „Selbstschädigung“) –<br />
nicht stattfinden kann und somit auch nicht relevant ist.<br />
Einschätzung möglicher städtebaulicher Auswirkungen durch das Planvorhaben<br />
Im Hinblick auf diese Bewertung möglicher städtebaulicher Auswirkungen sind ergänzende<br />
städtebauliche Einschätzungen sowohl der Versorgungsstrukturen (i.S.v. § 11 (3)<br />
BauNVO) als auch perspektivisch betroffener Standorte bzw. relevanter städtebaulichfunktionaler<br />
Zentren (zentrale Versorgungsbereiche) im Untersuchungsraum vorgenommen<br />
worden.<br />
Für die dazu benötigte Abgrenzung und Definition der zentralen Versorgungsbereiche im<br />
potenziellen Auswirkungsbereich konnte für das <strong>Münster</strong>aner <strong>Stadt</strong>gebiet auf das im Februar<br />
2009 beschlossene Einzelhandels- und Zentrenkonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> und die<br />
17 vgl. Fickert/Fieseler, BauNVO, 10. Auflage (2002), § 11 Rn. 21.1 m.w.N.<br />
18 vgl. u. a. Janning, Der Ausschluss des zentrenschädigenden Einzelhandels im unbeplanten Innenbereich,<br />
BauR 2005, 1723, 1725<br />
19 BverwG 4 C 7.07 vom 11. Oktober 2007<br />
14<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
dort getroffenen Abgrenzungen und Funktionszuweisungen der zentralen Versorgungsbereiche<br />
im <strong>Stadt</strong>gebiet zurückgegriffen werden. Dieses beinhaltet neben den Abgrenzungen<br />
unter anderem auch detaillierte Aussagen zur Bestandssituation und zu Entwicklungszielen<br />
für einzelne Standorte im <strong>Stadt</strong>gebiet. Ebenso liegen für die beiden betroffenen<br />
Nachbarkommunen Drensteinfurt und Sendenhorst aktuelle kommunale Einzelhandelskonzepte<br />
vor, auf deren Ergebnisse (Abgrenzungen, Aussagen) zurückgegriffen werden<br />
konnte. Insbesondere im Hinblick auf mögliche Auswirkungen auf die Nahversorgung sind<br />
dabei auch solitäre Nahversorgungsstandorte in die Analyse und Bewertung eingestellt<br />
worden, sofern sie unter städtebaulichen Aspekten (und somit an städtebaulich integrierten<br />
Standorten) als für die Nahversorgung bedeutsam eingestuft wurden. Erst in Verbindung<br />
mit dieser qualitativen Analyse ergibt sich ein abgesichertes und für die folgenden<br />
Bewertungen fundiertes Bild über die Ausgangslage der potenziell betroffenen Zentren /<br />
Standorte, auf deren Basis die Untersuchung möglicher Auswirkungen eines Ansiedlungsvorhabens<br />
im Bereich Hiltrup-Bahnhof auf die Versorgungsstrukturen im Sinne des § 11(3)<br />
BauNVO erfolgen kann.<br />
Als Ergebnis des Untersuchungsbausteines 2 werden die maximal verträglichen Sortimente<br />
als Obergrenzen für Einzelhandelsnutzungen auf dem Planvorhabenstandort am Bahnhof<br />
Hiltrup formuliert.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
15
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
3 Baustein 1: Potenzialanalyse für weitere Einzelhandelsbausteine<br />
im Zentrum <strong>Münster</strong>-Hiltrup<br />
3.1 Nachfragesituation in <strong>Münster</strong>-Hiltrup und angrenzenden Gebieten<br />
Neben der Kenntnis der relevanten Angebotsstrukturen in Hiltrup bzw. des angrenzenden<br />
Untersuchungsraumes sind speziell auch die monetären Gegebenheiten auf der Nachfrageseite<br />
von Bedeutung. Auch die Grundsatz-Regelung der landesplanerischen Aussagen<br />
des § 24a LEPro NRW zur Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelseinrichtungen hebt<br />
die vorhandene Kaufkraft in einem Gebiet als Orientierungsmaßstab für die Zulässigkeit<br />
von Einzelhandelsvorhaben hervor. Hinsichtlich der Ansiedlung von zentrenrelevanten<br />
Sortimenten 20 in Nebenzentren heißt es hier beispielsweise in Absatz 2, dass keine Beeinträchtigung<br />
zentraler Versorgungsbereiche zu erwarten ist, wenn der zu erwartende Umsatz<br />
eines Planvorhabens innerhalb eines Nebenzentrums die sortimentsspezifische Kaufkraft<br />
in den funktional zugeordneten <strong>Stadt</strong>teilen dieses Nebenzentrums nicht übersteigt.<br />
Dies ist hinsichtlich des funktionalen Versorgungsgebiets des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
Hiltrup-Mitte von Bedeutung für die Einordnung und Bewertung des Planvorhabens. Im<br />
Folgenden sollen die diesbezüglichen nachfrageseitigen Rahmenbedingungen näher erläutert<br />
werden:<br />
Standortrelevante Rahmenbedingungen<br />
Der <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup 21 liegt im Süden des <strong>Münster</strong>aner <strong>Stadt</strong>gebietes und bildet zusammen<br />
mit den <strong>Stadt</strong>teilen Amelsbüren und Berg Fidel den insgesamt mehr als 36.000 Einwohner<br />
zählenden <strong>Stadt</strong>bezirk Hiltrup. Das Hiltruper <strong>Stadt</strong>teilzentrum ist im Einzelhandels- und<br />
Zentrenkonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> als <strong>Stadt</strong>bereichszentrum ausgewiesen und nimmt somit<br />
(nicht nur) aus planerischer Sicht mittelzentrale Versorgungsfunktionen auch über den<br />
<strong>Stadt</strong>teil Hiltrup hinaus wahr. Die räumlich-funktionalen Verflechtungen zwischen Hiltrup<br />
und den umliegenden <strong>Münster</strong>aner <strong>Stadt</strong>teilen bzw. auch Ortschaften außerhalb des<br />
<strong>Stadt</strong>gebietes werden durch gute verkehrliche Anbindungen begünstigt. Über die B 54 ist<br />
das Hiltruper Zentrum vom <strong>Stadt</strong>teil Berg Fidel in rund 5 Minuten, aus Drensteinfurt-<br />
Rinkerode in rund 10 Fahrminuten erreichbar. Auch von Amelsbüren und Angelmodde<br />
gelangt man in rund 10 Fahrminuten ins Hiltruper Zentrum. Von <strong>Münster</strong>-Wolbeck und<br />
Sendenhorst-Albersloh sind es weniger als 15 Minuten. Zudem besteht über den Bahnhof<br />
<strong>Münster</strong>-Hiltrup sowie mehrere Buslinien eine guter Anschluss an das ÖPNV-Netz.<br />
20 Die Definition, welche Sortimente in <strong>Münster</strong> Zentren- bzw. Nahversorgungsrelevanz besitzen erfolgt in<br />
den Betrachtungen des Einzelhandelskonzepts für die <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> (vgl. <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>, Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung,<br />
<strong>Stadt</strong>planung, Verkehrsplanung; Einzelhandels- und Zentrenkonzept <strong>Münster</strong> – Fortschreibung<br />
2009, <strong>Münster</strong>, Juli 2009, S. 54)<br />
21 Dieser setzt sich aus den statistischen Gebieten Hiltrup-West, Hiltrup-Mitte und Hiltrup-Ost zusammen<br />
16<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Einzugsgebiet des Hiltruper Einzelhandels<br />
Vor dem Hintergrund der immer weiter steigenden Mobilität im Rahmen der Versorgung<br />
mit insbesondere auch mittelfristigen Bedarfsgütern vollziehen sich räumliche Austauschbeziehungen<br />
zwischen Einzelhandelsstandorten und Wohnorten der Nachfrager. Aus dem<br />
räumlichen Spannungsgeflecht zwischen der Attraktivität vorhandener Einzelhandelsstandorte<br />
sowie wahrgenommener Zeit- und Entfernungswiderstände und der daraus resultierenden<br />
Mobilitätsbereitschaft der Kunden resultiert schließlich ein Einzugsgebiet.<br />
Als Kerneinzugsgebiet des Hiltruper Einzelhandels gilt zunächst der <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup (bestehend<br />
aus den statistischen Gebieten Hiltrup-West, Hiltrup-Mitte und Hiltrup-Ost)<br />
selbst, da hier ein sehr enger räumlicher Bezug zwischen Wohn- und Angebotsstandorten<br />
vorhanden ist. Es ist anzunehmen, dass der Großteil der Kunden sich aus diesem Bereich<br />
rekrutiert. Insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel besteht aufgrund der Regelmäßigkeit<br />
der Versorgungseinkäufe und des üblicherweise dichten Angebotsnetzes eine hohe Distanzempfindlichkeit<br />
beim räumlichen Einkaufsverhalten der Kunden. Entsprechend spielt<br />
dieses Kerneinzugsgebiets bei Lebensmittelanbietern eine größere Rolle als bei Anbietern<br />
von Waren der mittel- oder langfristigen Bedarfsstufe.<br />
Darüber hinaus können aufgrund der übergeordneten Versorgungsfunktion des Hiltruper<br />
Einzelhandels auch die benachbarten <strong>Stadt</strong>teile Amelsbüren, Angelmodde, Berg Fidel und<br />
Wolbeck sowie Drensteinfurt-Rinkerode und Sendenhorst-Albersloh zum näheren Einzugsgebiet<br />
des Hiltruper Einzelhandels gezählt werden. Auf der einen Seite steht der<br />
Hiltruper Einzelhandel diesbezüglich zwar im Wettbewerb zu konkurrierenden Angebotsstandorten,<br />
wie beispielsweise den <strong>Stadt</strong>bereichszentren Hammer Straße und Friedrich-<br />
Ebert-Straße im Norden, dem <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Gremmendorf oder dem Grundversorgungszentrum<br />
Wolbeck-Mitte im Osten sowie den Zentren der Umlandkommunen.<br />
Auf der anderen Seite ist es angesichts der guten verkehrlichen Anbindungen sowie der<br />
Raumwiderstände zu entsprechend attraktiven Konkurrenzstandorten jedoch sehr wahrscheinlich,<br />
dass Kunden aus diesen Wohnstandorten den Hiltruper Einzelhandel mit hoher<br />
Regelmäßigkeit aufsuchen werden. Dieser mittelzentrale Einzugsbereich des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
spielt vor allem bei Gütern des überwiegend mittel- und langfristigen Bedarfs<br />
eine größere Rolle, die in den Grundversorgungsangeboten in den <strong>Stadt</strong>teilen nicht<br />
oder nur sehr nachrangig angeboten werden.<br />
Darüber hinausreichende nennenswerte Kundenbindungen sind durch die Nähe zur <strong>Münster</strong>aner<br />
Innenstadt bzw. konkurrierender <strong>Stadt</strong>bereichs- oder Grundzentren sowie erhöhter<br />
Raumwiderstände und städtebaulicher Barrieren (z.B. Bahnlinie, Dortmund-Ems-<br />
Kanals, Autobahn A1) unwahrscheinlich. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />
den Hiltruper Einzelhandel zu Versorgungszwecken aufzusuchen mit zunehmender<br />
Entfernung von den Hiltruper Angebotsstandorten sinkt.<br />
Einzelhandelsrelevante Nachfrage in <strong>Münster</strong> Hiltrup<br />
Derzeit leben im Kerneinzugsgebiet <strong>Münster</strong>-Hiltrup (Hiltrup-West, Hiltrup-Mitte und<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
17
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Hiltrup-Ost) rund 25.000 Einwohner 22 . Diese verfügen über ein einzelhandelsrelevantes<br />
Kaufkraftvolumen von insgesamt rd. 132 Mio. Euro, dass sich wie folgt auf die einzelnen<br />
Warengruppen aufteilt:<br />
Tabelle 1: Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial in <strong>Münster</strong>-Hiltrup<br />
Warengruppe<br />
18<br />
Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial<br />
der Hiltruper<br />
Wohnbevölkerung<br />
Pro Kopf<br />
(in Euro/Jahr)<br />
Gesamt<br />
(in Mio. Euro)<br />
Nahrungs- und Genussmittel 2.139 53,5<br />
Blumen / Zoo 108 2,7<br />
Gesundheits- und Körperpflegeartikel 336 8,4<br />
Papierwaren / Schreibwaren / Bücher 204 5,1<br />
Überwiegend kurzfristiger Bedarf 2.787 69,7<br />
Bekleidung / Textilien 469 11,7<br />
Schuhe / Lederwaren 116 2,9<br />
GPK / Haushaltswaren 73 1,8<br />
Spielwaren / Hobbyartikel 115 2,9<br />
Sport und Freizeit 87 2,2<br />
Überwiegend mittelfristiger Bedarf 860 21,5<br />
Wohneinrichtungsartikel 118 3,0<br />
Möbel 293 7,3<br />
Elektrohaushaltsgeräte / Leuchten 143 3,6<br />
Elektronik / Multimedia 363 9,1<br />
Medizinische und orthopädische Artikel 73 1,8<br />
Uhren / Schmuck 54 1,4<br />
Bau- und Gartenmarktsortimente 537 13,4<br />
Überwiegend langfristiger Bedarf 1.581 39,6<br />
Kaufkraftpotenzial Gesamt (inkl. „Sonstiges“) 5.267 131,7<br />
Quelle: BBE Retail Experts, Einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenziale 2010, Köln, 2010<br />
Diesem monetären Kaufkraftpotenzial liegt – unter Berücksichtigung der Einwohnerzahlen<br />
– das örtliche Kaufkraftniveau in der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> zu Grunde. Die sogenannte Kaufkraftkennziffer<br />
beschreibt das Verhältnis der örtlich vorhandenen einzelhandelsrelevanten<br />
Kaufkraft pro Einwohner zur einzelhandelsrelevanten einwohnerbezogenen Kaufkraft in<br />
der gesamten Bundesrepublik. Dabei gibt sie die Abweichung der einzelhandelsrelevanten<br />
Pro-Kopf-Kaufkraft in <strong>Münster</strong> vom Bundesdurchschnitt (D=100) an. Derzeit ergibt sich<br />
22 <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>, Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Stadt</strong>planung, Verkehrsplanung; Bevölkerung in <strong>Münster</strong>,<br />
Stand: 31.12.2010<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
in der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> eine einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer von 105,8, d.h. dass<br />
die <strong>Münster</strong>aner Bevölkerung über ein fast 6 % über dem Bundesdurchschnitt liegendes<br />
Kaufkraftniveau verfügt.<br />
Die größten Einzelanteile an der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft entfallen auf die Warengruppen<br />
Nahrungs- und Genussmittel (rd. 40 %), Bekleidung (9 %) sowie Bau- und<br />
Gartenmarktsortimente (10 %) und Elektronik / Multimedia (7 %).<br />
Im oben definierten näheren Einzugsgebiet Hiltrups leben weitere rund 27.500 Einwohner<br />
innerhalb der genannten <strong>Münster</strong>aner <strong>Stadt</strong>teile Amelsbüren, Angelmodde, Berg Fidel<br />
und Wolbeck. Hinzu kommen jeweils rund 3.800 Einwohner aus Drensteinfurt-Rinkerode<br />
und Sendenhorst-Albersloh. Das einzelhandelsrelevante Kaufkraftvolumen innerhalb dieses<br />
räumlich definierten näheren Einzugsbereiches beträgt insgesamt rund 185 Mio. Euro.<br />
Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass aufgrund der gesamtstädtischen und regionalen<br />
Kaufkraftverflechtungen und Wettbewerbssituation nur gewisse Teile dieses Kaufkraftvolumens<br />
im Einzugsgebiet abgeschöpft werden können, die mit steigender Entfernung zu<br />
Hiltrup bzw. zunehmender Nähe zu attraktiven Konkurrenzstandorten deutlich sinken.<br />
Dies betrifft insbesondere Waren des überwiegend kurzfristigen Bedarfs, da aufgrund der<br />
regelmäßigen Nachfrage hier eine hohe Distanzempfindlichkeit das räumliche Einkaufsverhalten<br />
der Kunden prägt. Nähere Hinweise zum Kaufkraftzufluss aus dem Einzugsgebiet<br />
geben die im Rahmen der nachfolgenden Angebotsanalyse ermittelten Zentralitätswerte.<br />
3.2 Einzelhandelsangebot in <strong>Münster</strong> Hiltrup<br />
Einzelhandelsrelevante Kennwerte<br />
Auf Basis der vorhandenen Datengrundlagen zum Einzelhandelsbestand in Hiltrup können<br />
differenzierte Aussagen zur Versorgungssituation im <strong>Stadt</strong>teil getroffen werden. Zum Erhebungszeitpunkt<br />
stellen sich die wesentlichen Kennwerte des Einzelhandels in Hiltrup wie<br />
folgt dar:<br />
���� Es bestehen 142 Einzelhandelsbetriebe mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund<br />
31.000 m². Die einwohnerbezogene Verkaufsflächenausstattung beträgt etwa<br />
1,24 m² und liegt damit – unabhängig von branchenspezifischen Betrachtungen –<br />
leicht unter dem bundesdeutschen Referenzwert von ca. 1,4 m²/EW. Im Vergleich zu<br />
Kommunen ähnlicher Größenordnung ist dies jedoch als normaler Ausstattungsgrad<br />
festzuhalten. Eigene Erhebungen in nordrhein-westfälischen Kommunen mit 20.000<br />
bis 30.000 Einwohnern zeigen diesbezüglich eine durchschnittliche Verkaufsflächenausstattung<br />
von 1,31 m² je Einwohner.<br />
���� Dem im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup vorhandenen einzelhandelsrelevanten Kaufkraftpotenzial<br />
von ca. 132 Mio. Euro steht ein geschätztes Jahresumsatzvolumen von rund 130<br />
Mio. Euro gegenüber. Daraus ergibt sich eine Einzelhandelszentralität von 0,98<br />
über alle Warengruppen, d.h. der erzielte Einzelhandelsumsatz liegt nur leicht (2 %)<br />
unter dem örtlichen Kaufkraftvolumen. Per Saldo übersteigen die Kaufkraftabflüsse an<br />
Standorte außerhalb Hiltrups leicht die Kaufkraftabflüsse aus den umliegenden <strong>Stadt</strong>-<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
19
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
teilen bzw. der Umlandregion. Dies entspricht zunächst einmal – unabhängig von warengruppenspezifischen<br />
und räumlichen Betrachtungen – nicht der mittelzentralen<br />
Versorgungsfunktion Hiltrups, ist angesichts der gesamtstädtischen Angebots- und<br />
Konkurrenzsituation jedoch auch kein außergewöhnlich niedriger Wert. Zudem ist eine<br />
sortimentsspezifische Betrachtung dieser Kennwerte unerlässlich.<br />
���� Quantitative Angebotsschwerpunkte liegen in den nahversorgungsrelevanten Warengruppen<br />
Nahrungs- und Genussmittel (rd. 12.300 m²) und Gesundheits- und Körperpflegeartikel<br />
(2.700 m²) sowie im Bekleidungsbereich (rd. 4.350 m²). Aber auch in<br />
allen anderen Warengruppen finden sich Angebote im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup.<br />
Im Einzelnen stellt sich die Angebotssituation des Einzelhandels in Hiltrup, untergliedert in<br />
verschiedene Warengruppen, wie folgt dar:<br />
Tabelle 2: Einzelhandelssituation in Hiltrup nach Sortimentsbereichen<br />
Warengruppe Verkaufsfläche<br />
(in m²)<br />
20<br />
Verkaufsfläche<br />
je<br />
Einw.<br />
Umsatz<br />
(in Mio.<br />
Euro)<br />
Zentralität<br />
Nahrungs- und Genussmittel 12.300 0,49 62,0 1,16<br />
Blumen / Zoo 1.950 0,08 3,8 1,41<br />
Gesundheits- und Körperpflegeartikel 2.650 0,11 13,3 1,58<br />
Papierwaren / Schreibwaren / Bücher 950 0,04 4,1 0,81<br />
Überwiegend kurzfristiger Bedarf 17.850 0,71 83,2 1,19<br />
Bekleidung / Textilien 4.350 0,17 16,3 1,39<br />
Schuhe / Lederwaren 1.150 0,05 4,4 1,50<br />
GPK / Haushaltswaren 950 0,04 2,8 1,53<br />
Spielwaren / Hobbyartikel 250 0,01 0,8 0,29<br />
Sport und Freizeit 1.350 0,05 4,7 2,15<br />
Überwiegend mittelfristiger Bedarf 8.050 0,32 28,9 1,35<br />
Wohneinrichtungsartikel 1.450 0,06 2,6 0,87<br />
Möbel 200 0,01 0,3 0,04<br />
Elektrohaushaltsgeräte / Leuchten 450 0,02 1,3 0,37<br />
Elektronik / Multimedia 750 0,03 5,7 0,63<br />
Medizinische und orthopädische Artikel 400 0,02 2,8 1,51<br />
Uhren / Schmuck 250 0,01 2,1 1,55<br />
Bau- und Gartenmarktsortimente 1.700 0,07 2,3 0,17<br />
Überwiegend langfristiger Bedarf 5.200 0,21 17,1 0,43<br />
Summe / Durchschnitt 31.200 1,24 129,6 0,98<br />
Quelle: Eigene Bestandserhebungen auf Basis der kontinuierlich fortgeschriebenen Einzelhandels-Datenbank<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>; einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern der BBE Retail Experts sowie eigene<br />
Berechnungen; gerundete Werte<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Angebotssituation im kurzfristigen Bedarfsbereich<br />
���� Mit ca. 12.300 m² entfällt ein großer Einzelanteil (39 %) an der Gesamtverkaufsfläche<br />
im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup auf die nahversorgungsrelevante Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel. Auch der mit Abstand größte Teil der Betriebe (44 Betriebe, ca.<br />
31 %) ist dieser Hauptbranche zuzuordnen, wobei in diesem Zusammenhang insbesondere<br />
auch die Betriebe des Lebensmittelhandwerks (Bäckereien, Metzgereien) eine<br />
wichtige Rolle spielen.<br />
Mit einem Verbrauchermarkt, vier Supermärkten und sieben Lebensmitteldiscountern,<br />
einigen Getränkefachmärkten sowie zahlreichen Lebensmittelläden, Fachgeschäften<br />
und Betrieben des Lebensmittelhandwerks besteht auf den ersten Blick eine ausdifferenzierte<br />
Angebots- und Betriebsformenmischung im <strong>Stadt</strong>teil. Jedoch agieren einige<br />
der vorhandenen Lebensmittelanbieter nach aktuellen Maßstäben hinsichtlich Flächengröße,<br />
Parksituation und verkehrlicher Anbindung unter vergleichsweise schwierigen<br />
Rahmenbedingungen, so dass die Angebotssituation qualitativ teilweise verbesserungsfähig<br />
erscheint.<br />
Die einwohnerbezogene Verkaufsflächenausstattung in dieser Warengruppe von ca.<br />
0,49 m² liegt über der statistischen Orientierungsmarke des bundesweiten Durchschnittswertes<br />
von etwa 0,35 - 0,40 m² pro Einwohner und zeigt einen quantitativ<br />
sehr guten Ausstattungsgrad. Entsprechend nimmt der Bereich Nahrungs- und Genussmittel<br />
mit rund 62 Mio. Euro den mit Abstand größten Einzelanteil am Umsatz in<br />
den verschiedenen Warengruppen ein. Die Zentralität von 1,16 zeigt per Saldo Kaufkraftzuflüsse<br />
und verdeutlicht die sehr gute sortimentsspezifische Angebotsausstattung<br />
in dieser Warengruppe im <strong>Stadt</strong>teil.<br />
Da aufgrund der regelmäßigen Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs die Versorgungseinkäufe<br />
in nahversorgungsrelevanten Sortimenten üblicherweise in der Nähe<br />
des Wohnortes getätigt werden, ist dies als leicht überdurchschnittlicher Wert einzuordnen,<br />
der zunächst nicht auf einen zusätzlichen Entwicklungsbedarf in dieser Warengruppe<br />
im Untersuchungsgebiet hindeutet. Üblicherweise werden als Maßstab<br />
Zentralitätswerte von 1,0, d.h. einer „Vollversorgung“ vor Ort zugrunde gelegt. Da im<br />
Untersuchungsgebiet jedoch auch das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte mit seiner<br />
mittelzentralen Versorgungsfunktion liegt, in dem auch (z.T.) spezialisierte Anbieter<br />
(z.B. Lebensmittelspezialgeschäfte) mit überörtlichem Einzugsbereich verortet sind, ist<br />
dieser Zentralitätswert nicht unüblich.<br />
���� Die Warengruppe Gesundheits- und Körperpflegeartikel nimmt mit ca. 2.650 m²<br />
rund 8,5 % der Verkaufsfläche im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup ein, die sich im Wesentlichen auf<br />
mehrere Drogeriemärkte und Apotheken sowie vereinzelte Fachgeschäfte und die<br />
Randsortimente der größeren Lebensmittelanbieter verteilt. Die Verkaufsflächenausstattung<br />
von 0,11 m² pro Einwohner zeugt von einem guten Ausstattungsgrad. Auch<br />
hier zeigt die Zentralität von 1,58 eine quantitativ sehr gute Angebotsausstattung, die<br />
bereits über eine „Vollversorgung“ der Hiltruper Bevölkerung hinaus geht. Auch hier<br />
spiegelt sich das mittelzentrale Angebot im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum bzw. die überörtlichen<br />
Einzugsbereiche einzelner Anbieter wider.<br />
���� Auch die Werte in den weiteren Warengruppen des kurzfristigen Bedarfs zeigen<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
21
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
eine gute Angebotsausstattung im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup.<br />
Mehr als die Hälfte des Verkaufsflächenangebots von insgesamt fast 2.000 m² Verkaufsfläche<br />
in der Warengruppe Blumen / Zoo konzentriert sich auf eine Gärtnerei am<br />
Osttor. Ansonsten finden sich überwiegend „kleinflächige“ Angebote in Fachgeschäften<br />
(insbes. Blumen) und Randsortimente größerer Lebensmittelbetriebe und Drogeriefachdiscounter<br />
(Tierfutter und Blumen).<br />
In der Warengruppe Papier / Bücher / Schreibwaren / Zeitungen / Zeitschriften sind<br />
einzelne Fachanbieter (Schreibwaren- bzw. Buchhandel) im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum vorhanden.<br />
Auch hier entfällt jedoch ein Teil der sortimentsspezifischen Verkaufsfläche<br />
auf Randsortimentsangebote in Lebensmittelmärkten und Tankstellenshops (u.a. Zeitungen<br />
und Zeitschriften). Größter Anbieter ist das Fachgeschäft Westerholt im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum<br />
an der Marktallee.<br />
Insgesamt entfallen mit fast 18.000 m² rund 57 % des Verkaufsflächenangebots und<br />
fast zwei Drittel des Umsatzes im <strong>Stadt</strong>teil auf die Warengruppen der kurzfristigen Bedarfsstufe.<br />
Dies liegt vor allem an dem hohen Anteil der Warengruppen dieser Bedarfsstufe<br />
(v.a. Lebensmittel) an den einzelhandelsrelevanten Verbrauchsausgaben,<br />
verdeutlicht aber auch die Bedeutung dieser Warengruppen für den Einkaufsstandort<br />
Hiltrup. Die Gesamtzentralität der Warengruppen des kurzfristigen Bedarfs liegt bei<br />
1,19 und zeigt entsprechend nennenswerte Kaufkraftzuflüsse. Insgesamt ist eine gute<br />
strukturelle Angebotsmischung zu verzeichnen.<br />
Angebotssituation im mittelfristigen Bedarfsbereich<br />
���� Im Bereich der mittelfristigen Bedarfsstufe liegt der quantitative Angebotsschwerpunkt<br />
mit rund 4.350 m 2 Verkaufsfläche (ca. 14 % der Gesamtverkaufsfläche), 23 Betrieben<br />
(ca. 16 % aller Hiltruper Betriebe) und rund 16 Mio. Euro Umsatz vor allem in der<br />
zentralen Leitbranche des innerstädtischen Einzelhandels Bekleidung / Textilien. Ein<br />
Großteil (rd. 3.600 m², 83 %) dieses Verkaufsflächenangebots entfällt auf Anbieter im<br />
Hiltruper <strong>Stadt</strong>bereichszentrum. Das übrige Angebot entfällt überwiegend auf kleinteilige<br />
Anbieter in benachbarten Grundversorgungszentren oder Streulagen sowie Randsortimentsangebote<br />
(v.a. Aktionswaren der Lebensmitteldiscounter). Das Angebot im<br />
Hiltruper Zentrum ist geprägt durch zahlreiche kleinteilig strukturierte Betriebe und<br />
weist eine teilweise hohe Angebots- und Servicequalität auf. Entsprechend zeigt die<br />
Zentralität von 1,39 auch deutliche Kaufkraftzuflüsse aus dem mittelzentralen Verflechtungsbereich.<br />
Größter Anbieter und wichtiger Magnetbetrieb ist das Kaufhaus<br />
Burgholz an der Marktallee. Im niedrigpreisigen Angebotssegment ist derzeit eine eher<br />
geringe Ausstattung festzustellen.<br />
���� Die Warengruppe Schuhe / Lederwaren ist mit rund 1.150 m² Verkaufsfläche vertreten.<br />
Bei den Hauptsortimentsanbietern handelt es sich vor allem um Filialisten und<br />
Fachgeschäfte in den Hiltruper Zentren (<strong>Stadt</strong>bereichszentrum und Grundversorgungszentren).<br />
Die Zentralität von ca. 1,50 zeigt eine quantitativ sehr gute Angebotsausstattung<br />
in der Warengruppe mit deutlichen Kaufkraftzuflüssen aus dem Hiltruper<br />
Einzugsgebiet.<br />
22<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Ein weiterer Angebotsschwerpunkt ist die Warengruppe Sport und Freizeit mit rund<br />
1.350 m 2 Verkaufsfläche. Dieses Angebot beinhaltet vor allem einige qualitativ hochwertige<br />
Fachgeschäfte im Hiltruper <strong>Stadt</strong>bereichszentrum. Entsprechend ist hier ein<br />
hoher Zentralitätswert von 2,15 zu verzeichnen, der die überörtliche Ausstrahlungskraft<br />
der einzelnen Anbieter dokumentiert.<br />
���� Das Angebot in der Warengruppe Glas, Porzellan, Keramik / Haushaltswaren beinhaltet<br />
neben zwei kleineren Fachgeschäften vor allem die Angebote eines preisorientierten<br />
Billiganbieters (Kodi) sowie Randsortimente (v.a. Haushaltswaren) von Lebensmittelanbietern<br />
und Drogeriediscountern. Trotz der hohen Zentralität von 1,53<br />
kann hier somit nicht von einem gut strukturierten Angebot die Rede sein, da höherwertige<br />
Fachangebote kaum vorhanden sind.<br />
���� Das quantitativ geringste Angebot der mittelfristigen Bedarfsstufe entfällt auf die Warengruppe<br />
Spielwaren / Hobbyartikel. Zwar ist mit rund 250 m² auch hier ein gewisses<br />
Angebot vorhanden, die einwohnerbezogene Verkaufsflächenausstattung von<br />
0,01 m² sowie die niedrige Zentralität von 0,29 zeigt jedoch ein spürbares Angebotsdefizit<br />
mit deutlichen Kaufkraftabflüssen an Standorte außerhalb Hiltrups. Als wichtige<br />
Anbieter sind hier vor allem zwei Schreib- und Spielwarenfachgeschäfte sowie das<br />
Kaufhaus Burgholz zu nennen. Daneben sind fast ausschließlich preisorientierte Randsortimentsangebote<br />
zu finden. Dies ist vermutlich auf einen ausgeprägten Wettbewerb<br />
zum starken innerstädtischen Angebot, regionalen Fachmarktanbietern sowie zu<br />
Versandhandelsangeboten zurückzuführen.<br />
���� Mit insgesamt mehr als 8.000 m 2 Verkaufsfläche, 37 Betrieben und einem Umsatz<br />
von rund 29 Mio. Euro (Zentralität: 1,35) haben die Warengruppen des mittelfristigen<br />
Bedarfs jedoch einen für einen Standort mit mittelzentraler Versorgungsfunktion<br />
angemessenen Anteil am gesamten Einzelhandelsangebot im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup mit einer<br />
guten Angebotsausstattung. Aus quantitativer Sicht kann zunächst nur im Bereich<br />
Spielwaren / Hobbyartikel ein nennenswertes Angebotsdefizit festgestellt werden, aus<br />
dem sich ein Nachholbedarf ableiten ließe. Insgesamt besteht eine recht ausgewogene<br />
Angebotsmischung mit einem hohen Anteil kleinteiliger Fachangebote, wobei hier insbesondere<br />
dem <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte eine wichtige Rolle zukommt.<br />
Angebotssituation im langfristigen Bedarfsbereich<br />
���� Mit insgesamt rund 5.200 m 2 Verkaufsfläche nehmen die Warengruppen der langfristigen<br />
Bedarfsstufe einen vergleichsweise geringen Anteil (rd. 17 %) am Gesamtverkaufsflächenangebot<br />
in Hiltrup ein. Insbesondere die Warengruppen Bau- und Gartensortimente<br />
mit rd. 1.700 m 2 Verkaufsfläche und ca. 2,3 Mio. Euro Umsatz sowie<br />
Wohneinrichtungsartikel mit rd. 1.450 m² Verkaufsfläche und 2,6 Mio. Euro Umsatz<br />
weisen einen nennenswerten Verkaufsflächenanteil auf. Angesichts der üblicherweise<br />
flächenintensiven Angebotsformen in den Sortimentsgruppen Bau- und Gartenmarktsortimente<br />
und Möbel ist diesbezüglich jedoch eher eine geringe Angebotsausstattung<br />
im <strong>Stadt</strong>teil zu verzeichnen. Die sortimentsspezifischen Zentralitäten von 0,17 im Bau-<br />
und Gartenmarktbereich und 0,04 in der Warengruppe Möbel zeigen entsprechend<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
23
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
hohe Kaufkraftabflüsse an Standorte außerhalb des <strong>Stadt</strong>teils. Hier spielen vor allem<br />
die großflächigen Einzelanbieter in der Region (z.B. Möbelanbieter in Senden-<br />
Bösensell, Möbel Finke etc.) mit ihren weiträumigen Einzugsbereichen eine wichtige<br />
Rolle. Auch im Bereich Wohneinrichtung, Elektro / Leuchten und Elektronik / Multimedia<br />
sind Zentralitätswerte von unter 1, d.h. Kaufkraftabflüsse zu verzeichnen. Hier<br />
ist am ehesten Potenzial zusätzlicher Kaufkraftbindung zu erkennen, das auf ein derzeitiges<br />
Angebotsdefizit hinweist. Allerdings ist hier auf den Wettbewerbsstandort<br />
Media-Markt am Fachmarktstandort Robert-Bosch-Straße im benachbarten <strong>Stadt</strong>teil<br />
Berg Fidel zu verweisen, der diesbezüglich eine hohe Kundenakzeptanz und eine entsprechende<br />
Kaufkraftabschöpfung aus dem Einzugsbereich aufweist.<br />
Positiv ist hingegen das Angebot in den Branchen Uhren / Schmuck (rd. 250 m² Verkaufsfläche,<br />
Zentralität 1,55) und medizinische und orthopädische Artikel (rd. 400 m²<br />
Verkaufsfläche, Zentralität 1,53) zu werten, das Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland<br />
aufzeigt.<br />
Insgesamt zeigt sich sowohl anhand der sortimentsspezifischen Verkaufsflächenausstattung,<br />
als auch anhand der Angebotsschwerpunkte (Hauptbranchen) der Betriebe, dass<br />
nicht nur in jeder Branche ein gewisses Angebot in Hiltrup vorhanden ist, sondern<br />
überwiegend ein quantitativ umfangreiches und gut strukturiertes Angebot vorliegt.<br />
Gleichwohl sind in einigen Branchen leichte Defizite in der vorhandenen Angebotsbreite<br />
und -tiefe festzustellen, die einen Entwicklungsspielraum erkennen lassen. Neben üblichen<br />
Arrondierungsspielräumen besteht Entwicklungsspielraum am ehesten in den Branchen<br />
Spielwaren / Hobbyartikel, Elektro / Leuchten bzw. Elektronik / Multimedia sowie im höherwertigen<br />
Sortimentsbereich der Warengruppe GPK / Haushaltswaren.<br />
Aus rein quantitativer Sicht wird der Einzelhandelsstandort Hiltrup seiner Versorgungsfunktion<br />
unter Berücksichtigung der regionalen Konkurrenzsituation zwar durchaus gerecht,<br />
daneben spielen für die Bewertung eines Einzelhandelsstandorts jedoch vor allem<br />
auch qualitative und räumliche Aspekte eine entscheidende Rolle. In einem weiteren<br />
Schritt wird das Hiltruper Einzelhandelsangebot daher unter diesen Gesichtspunkten näher<br />
betrachtet.<br />
Räumliche Differenzierung des Einzelhandelsangebots<br />
Die konkrete räumliche Verteilung des Einzelhandels im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup ist insbesondere<br />
mit Blick auf die strukturellen Aussagen zur weiteren Einzelhandelsentwicklung von grundlegender<br />
Relevanz. In Hiltrup ist vor allem ein räumlich-funktionaler Angebotsschwerpunkt<br />
von Bedeutung, der in besonderem Maße durch Einzelhandelsnutzungen geprägt<br />
ist: Hierbei handelt es sich um das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte, das den siedlungsräumlichen,<br />
wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt des <strong>Stadt</strong>teils bildet. Dieser zentral<br />
im <strong>Stadt</strong>teil gelegene, räumlich-funktionale Angebotsschwerpunkt ist in hohem Maße<br />
durch Einzelhandelsnutzungen geprägt und übernimmt als bedeutendste Hiltruper Einzelhandelsagglomeration<br />
wichtige Versorgungsfunktionen für den <strong>Stadt</strong>teil sowie auch die<br />
umliegenden <strong>Stadt</strong>teile und z.T. auch einzelne Ortschaften der Umlandkommunen. Das<br />
Zentrum erstreckt sich im Wesentlichen entlang der Marktallee zwischen der Westfalenstraße<br />
(B 54) im Westen und dem Hiltruper Bahnhof im Osten. Der Einzelhandel dort ist<br />
24<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
eingebettet in eine mehrgeschossige Randbebauung mit einer Nutzungsmischung aus Einzelhandel,<br />
Dienstleistungen, öffentlichen Einrichtungen und Wohnen. Eine detailliertere<br />
Einschätzung und Analyse des Hiltruper Zentrums befindet sich im nachfolgenden Kapitel<br />
3.3 dieser Untersuchung.<br />
Das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum wird durch ein Grundversorgungszentrum in Hiltrup-West, zwei<br />
Nahbereichzentren (Geschäftslagen der Grundversorgung) in Hiltrup-Ost sowie verschiedene<br />
Betriebe in Streulagen ergänzt. Das Grundversorgungszentrum Hiltrup-West liegt<br />
westlich der Meesenstiege und ist geprägt durch einen kompakten Standortverbund aus<br />
Verbrauchermarkt, Lebensmitteldiscounter, Drogeriemarkt und einzelnen Fachmarktangeboten<br />
sowie ergänzenden kleinteiligen Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben. Das<br />
überwiegend nahversorgungsrelevante Angebot umfasst rund 4.500 m² Verkaufsfläche.<br />
Die Nahbereichszentren in Hiltrup-Ost sind hingegen kleinteilig strukturiert und weisen<br />
jeweils ein Verkaufsflächenangebot von rund 1.000 m² auf. Die hier verorteten Einzelhandels-<br />
und Dienstleistungsangebote dienen fast ausschließlich der wohnortnahen Versorgung<br />
der Bevölkerung des Gebiets Hiltrup-Ost.<br />
Ferner gibt es neben diesen räumlichen Agglomerationen von Einzelhandelsangeboten<br />
auch verschiedene Einzelbetriebe innerhalb der Hiltruper Einzelhandelsstruktur. Dies sind<br />
unter anderem solitäre Nahversorgungsstandorte (Einzelbetriebe), die aufgrund ihrer städtebaulichen<br />
und funktionalen Strukturen zwar keinen Zentrencharakter aufweisen, dennoch<br />
aber einen Beitrag zur wohnungsnahen Grundversorgung im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup leisten<br />
können (z.B. K+K-Markt und Aldi an der Westfalenstraße).<br />
Karte 1: Räumliche Angebotsschwerpunkte des Einzelhandels im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup<br />
Grundversorgungszentrum<br />
Hiltrup-West<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentrum<br />
Hiltrup-Mitte<br />
25<br />
Nahbereichszentrum<br />
Hiltrup-Ost / Osttor<br />
Nahbereichszentrum<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp<br />
Eigene Darstellung auf Basis der DGK sowie der Zentrendefinitionen des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Abbildung 1: Räumliche Verteilung der Verkaufsflächen in Hiltrup nach Lagen<br />
– sortimentsspezifische Betrachtung<br />
Nahrungs- und Genussmittel<br />
Blumen (Indoor) / Zoo<br />
Gesundheit und Körperpflege<br />
PBS / Zeitungen / Zeitschriften / Bücher<br />
überwiegend kurzfristiger Bedarf<br />
Bekleidung / Textilien<br />
Schuhe / Lederwaren<br />
GPK / Haushaltswaren<br />
Spielwaren / Hobbyartikel<br />
Sport und Freizeit<br />
überwiegend mittelfristiger Bedarf<br />
Wohneinrichtung<br />
Möbel<br />
Elektro / Leuchten<br />
Elektronik / Multimedia<br />
medizinische und orthopädische Artikel<br />
Uhren / Schmuck<br />
Baumarktsortimente<br />
Gartenmarktsortimente<br />
überwiegend langfristiger Bedarf<br />
Sonstiges<br />
Gesamtsumme<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentrum Grundversorgungszentrum Nahbereichszentren Streulage<br />
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Datenerfassung und -analyse im März 2011<br />
���� Mit mehr als 19.000 m² Verkaufsfläche entfallen rund 61 % des Verkaufsflächenangebots<br />
im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup auf das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte, wobei<br />
dort zwei Drittel aller Hiltruper Einzelhandelsbetriebe angesiedelt sind.<br />
Dies spiegelt einerseits die Konzentration kleinteiliger (Fach-)Einzelhandelsbetriebe im<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentrum wider, die ein besonderes Qualitätsmerkmal dieses Einkaufsstandorts<br />
bilden und zeigt andererseits die wichtige Position des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
und dessen städtebauliche (Versorgungs-)Funktion. Positiv zu werten sind insbesondere<br />
die hohen Angebotsanteile der nahversorgungs- und zentrenrelevanten<br />
Leitbranchen, wie beispielsweise Nahrungs- und Genussmittel (46 %), Gesundheits-<br />
und Körperpflegeartikel (56 %), Bekleidung / Textilien (84 %), Schuhe/Lederwaren<br />
(74 %), Spielwaren / Hobbyartikel (87 %) oder Sport und Freizeit (99 %) im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum.<br />
���� Der zweitgrößte Einzelanteil (17 %) der Gesamtverkaufsfläche im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup entfällt<br />
auf städtebaulich integrierte Streulagen. Fast drei Viertel dieses Angebots besteht<br />
aus nahversorgungsrelevanten Angeboten der kurzfristigen Bedarfsstufe und<br />
somit aus Angeboten der wohnortnahen Grundversorgung.<br />
Mit rund 4.500 m² Verkaufsfläche bzw. 2.200 m² entfallen zusammen knapp 22 %<br />
der Verkaufsfläche im <strong>Stadt</strong>teil auf das Grundversorgungszentrum sowie die Nahbe-<br />
26<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
reichszentren. Auch diese Angebote umfassen vor allem grundversorgungsrelevante<br />
Sortimente der kurzfristigen Bedarfsstufe und verdeutlichen die Nahversorgungsfunktion<br />
dieser Standorte.<br />
���� Somit liegen mehr als 80 % der Verkaufsflächenangebote im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup innerhalb<br />
von zentralen Versorgungsbereichen (<strong>Stadt</strong>bereichszentrum, Grundversorgungszentrum,<br />
Nahbereichszentren). Diese hohe Konzentration des Angebots auf die<br />
zentralen Versorgungsbereiche ist als erfreuliches Ergebnis einer konsequenten Einzelhandelsentwicklungsplanung<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> zu werten und ausgesprochen positiv<br />
zu beurteilen. Eine schwerpunktmäßige Verschiebung des Angebots an Standorte<br />
außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche – wie sie in vielen Kommunen zu beobachten<br />
ist – hat im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup demnach bislang nicht stattgefunden.<br />
Derzeit besteht insgesamt eine sehr ausgewogene räumliche Angebotsverteilung in Hiltrup<br />
mit einer positiv zu wertenden Konzentration auf die zentralen Versorgungsbereiche. Dies<br />
ist nicht zuletzt die Folge einer konsequenten Ansiedlungs- und Steuerungspolitik von Politik<br />
und Verwaltung in <strong>Münster</strong>. Auch zukünftig ist diese Ansiedlungspolitik fortzusetzen,<br />
um eine räumliche Schieflage und innerkommunale Konkurrenzsituation zwischen Zentren<br />
und Standorten in städtebaulich nicht integrierten Lagen zu vermeiden. Gerade Angebotsüberschneidungen<br />
in zentrenrelevanten Angeboten können nicht selten städtebaulich<br />
negative Auswirkungen auf zentrale Bereiche wie z.B. die <strong>Stadt</strong>bereichs- oder Grundversorgungszentren<br />
mit sich bringen.<br />
3.3 Städtebaulicher Kurzcheck des Zentrums <strong>Münster</strong>-Hiltrup<br />
Das Nebenzentrum Hiltrup-Mitte ist eines von 12 <strong>Stadt</strong>bereichszentren in der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>,<br />
die – zentrenhierarchisch unmittelbar der Innenstadt nachgeordnet – mittelzentrale<br />
Versorgungsfunktionen mit siedlungsbereich- bzw. stadtteilübergreifenden Versorgungsaufgaben<br />
übernehmen. Mit fast 100 Einzelhandelsbetrieben und rund 19.000 m² Verkaufsfläche<br />
ist das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte der bedeutendste Einzelhandelsstandort<br />
im <strong>Stadt</strong>bezirk Hiltrup und weist eine entsprechende Versorgungsfunktion innerhalb<br />
des <strong>Stadt</strong>bezirks sowie teilweise der angrenzenden Gebiete auf. In fast allen Branchen<br />
ist eine hohe Konzentration des Verkaufsflächenangebots im <strong>Stadt</strong>teil auf das Hiltruper<br />
Zentrum zu verzeichnen (s.o.).<br />
Wichtigste Geschäftslage des Hiltruper <strong>Stadt</strong>bereichszentrums ist die Marktallee, die als<br />
Bandstruktur auf einer Länge von fast einem Kilometer zentrenrelevante Nutzungen aufweist.<br />
Das östliche Ende wird von dem Bereich am Hiltruper Bahnhof gebildet, wo sich<br />
auch der zu untersuchende Projektstandort befindet. Im Westen zweigen zwei Äste mit<br />
zentrenrelevanten Nutzungen von der Marktallee nach Norden ab, die eher ruhige Straße<br />
Hohe Geest und die stark frequentierte Westfalenstraße (B 54). Das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum<br />
ist gut an das Straßen- und ÖPNV-Netz angebunden. Der ruhende Verkehr ist weitgehend<br />
durch den Betrieben zugeordnete bzw. sich in den rückwärtigen Bereichen befindliche<br />
Sammelstellflächen organisiert.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
27
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Karte 2: Zentraler Versorgungsbereich <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte<br />
Quelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>, Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Stadt</strong>planung, Verkehrsplanung; Einzelhandels- und Zentrenkonzept<br />
<strong>Münster</strong>, <strong>Münster</strong>, 2009, S. 90<br />
Knapp zwei Drittel der Verkaufsfläche des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums sind in der Marktallee<br />
zu finden. Die größten Anbieter sind das Kaufhaus Burgholz (1.650 m² Verkaufsfläche),<br />
die Lebensmittelanbieter Rewe (1.200 m²) und Edeka (800 m²) sowie das Textil- und<br />
Sportfachgeschäft Hüttmann (500 m²). Auch filialisierte Betriebe, die zentrenrelevante<br />
Warengruppen vorhalten, wie z.B. der Textildiscounter Takko, der Schuhmarkt Reno, der<br />
Haushaltswarendiscounter Kodi oder die Drogeriemärkte dm und Schlecker siedeln in der<br />
Marktallee. Ergänzt wird das Angebot durch weitere Fachgeschäfte, kleinteilige Anbieter<br />
und eine große Anzahl zentrenaffiner Dienstleister. Darüber hinaus liegen im unmittelbaren<br />
Umfeld des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums mehrere Schulen und die Bezirksverwaltungsstelle.<br />
Abbildung 2 und 3: Marktallee<br />
Quelle: Eigene Aufnahmen<br />
28<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Die Marktallee weist ein für viele große <strong>Stadt</strong>teilzentren typisches Angebotsprofil auf, das<br />
sich durch eher hochwertige Angebote in inhabergeführten Geschäften und eher preis-<br />
bzw. nahversorgungsorientierten Angeboten in filialisierten Betrieben auszeichnet. Die<br />
Außendarstellungen der Geschäfte sind weitgehend attraktiv. Auch die Bausubstanz weist<br />
einen zum großen Teil guten Erhaltungs- und Pflegezustand auf. Kürzlich fertig gestellte<br />
Bauprojekte, wie z.B. die Sparkasse, sich im Bau befindliche Objekte sowie das Planvorhaben<br />
am Bahnhof zeigen darüber hinaus, dass der Standort für Investoren interessant ist.<br />
Abbildung 4 und 5: Gastronomie und Einzelhandel in der Marktallee<br />
Quelle: Eigene Aufnahmen<br />
Die Einzelhandelsdichte ist in vielen Abschnitten hoch, so dass eine weitgehend attraktive<br />
Lauflage mit Möglichkeit zum Einkaufsbummel gegeben ist. Teilweise bestehen auf beiden<br />
Seiten der Straße entsprechende Lauflagen. Der Straßenquerschnitt ermöglicht dabei trotz<br />
der Verkehrsbelastung weitgehend problemlose Querungen und bietet durch teils breite<br />
Bürgersteige und Aufenthaltsbereiche gute Aufenthaltsmöglichkeiten. Gastronomische<br />
Angebote mit Außengastronomie belegen die Aufenthaltsqualität und die Akzeptanz bei<br />
den Besuchern. Der gepflegte öffentliche Raum, die grüne Allee und der Mittelpunkt des<br />
Zentrums am Platz an St.-Clemens bilden ein attraktives Aushängeschild des Zentrums.<br />
Abbildung 6 und 7: St. Clemens und Hohe Geest<br />
Quelle: Eigene Aufnahmen<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
29
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Als Schwächen sind im Geschäftszentrum in der Marktallee die Eingangs- und Übergangsbereiche<br />
West und Ost zu nennen sowie aus Einzelhandelssicht die Abschnitte mit geringen<br />
Einzelhandelsdichten, die Unterbrechungen der Lauflagen mit sich bringen.<br />
In der Straße Hohe Geest sorgt der Lebensmittelanbieter K+K (900 m² Verkaufsfläche)<br />
für ein wohnungsnahes Grundversorgungsangebot im Siedlungsbereich. Die übrigen Anbieter<br />
in der Straße besitzen lediglich ergänzenden Charakter, die Straße wirkt in weiten<br />
Abschnitten eher wie eine Wohnstraße.<br />
In der verkehrlich geprägten Westfalenstraße finden sich nur noch abschnittsweise zentrenrelevante<br />
Nutzungsdichten. Größte Anbieter sind ein Gartenmarkt und ein Lebensmitteldiscounter,<br />
die abgesetzt am nördlichen Ende des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums in einem stark<br />
autokundenorientierten Standortverbund liegen.<br />
Auch der Standortbereich am Bahnhof liegt derzeit leicht abgesetzt zu den Einzelhandelslagen<br />
an der Marktallee. Reichte die Marktallee ursprünglich bis zum Hiltruper Bahnhof,<br />
wirkt die Hochstraße Osttor, die Breite und Gestaltung der Glasuritstraße sowie die Ausrichtung<br />
bestehender Baukörper, die teilweise zur Glasuritstraße Rückseiten aufweist, als<br />
subjektiv empfundene Zäsur zum Bahnhofsbereich. Größter Anbieter in dem noch durch<br />
Brachflächen geprägten Bereich (vgl. Kapitel 4.1) ist zur Zeit der Lebensmitteldiscounter<br />
Aldi. Eine Realisierung des Planvorhabens kann zur funktionalen Stärkung und Anbindung<br />
des Bahnhofsbereichs an die Einzelhandelslagen an der Marktallee beitragen.<br />
Das Einzelhandelsangebot im Hiltruper Zentrum ist wie folgt strukturiert:<br />
���� Der quantitative Angebotsschwerpunkt im Zentrum Hiltrup-Mitte liegt mit fast der<br />
Hälfte der Verkaufsflächen in den nahversorgungsrelevanten Warengruppen, insbesondere<br />
Nahrungs- und Genussmittel. Als Hauptanbieter sind die Supermärkte Rewe<br />
und Edeka in der Marktallee sowie K+K in der Hohe Geest und die Lebensmitteldiscounter<br />
Lidl (Westfalenstraße, Glasuritstraße) und Aldi (Bergiusstraße) hervorzuheben.<br />
Zahlreiche kleinteilige Anbieter (Lebensmittelhandwerk, Fachgeschäfte) komplettieren<br />
das Angebot.<br />
���� Ein Blumenladen bildet den einzigen Hauptsortimentsanbieter der Branche Blumen<br />
(Indoor) / Zoologischer Bedarf. Die Teilbranche Zoologischer Bedarf wird lediglich als<br />
Randsortiment (v.a. Tierfutter in den Lebensmittelmärkten und Drogerien) vertrieben.<br />
���� In der Branche Gesundheits- und Körperpflegeartikel sind neben den Drogeriemärkten<br />
dm und Schlecker als Hauptanbieter vor allem Apotheken, zwei Parfümerien und<br />
einzelne Fachgeschäfte zu nennen.<br />
���� Im Bereich Schreibwaren / Zeitungen / Zeitschriften / Bücher sind mit den Anbietern<br />
Westerholt und der Hiltruper Buchhandlung zwei größere Fachanbieter vorhanden,<br />
die durch kleinteilige Angebote sowie die Randsortimentsangebote (u.a. bei<br />
Burgholz und den Lebensmittelanbietern) ergänzt werden.<br />
30<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 3: Angebotssituation im Hiltruper <strong>Stadt</strong>bereichszentrum<br />
Branche<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Anzahl der Betriebe<br />
(Hauptbranche)<br />
31<br />
Verkaufsfläche<br />
Umsatz<br />
(in Mio. Euro)<br />
Nahrungs- und Genussmittel 25 5.650 30,9<br />
Blumen (Indoor) / Zoo 1 800 1,8<br />
Gesundheits- und Körperpflegeartikel 10 1.500 8,2<br />
PBS / Zeitungen / Zeitschriften / Bücher 4 700 3,2<br />
Bekleidung / Textilien 18 3.650 13,7<br />
Schuhe / Lederwaren 3 850 3,3<br />
GPK / Haushaltswaren 2 700 2,1<br />
Spielwaren / Hobbyartikel - 200 0,7<br />
Sport und Freizeit 5 1.350 4,1<br />
Wohneinrichtung 5 1.250 2,3<br />
Möbel 1 100 0,1<br />
Elektro / Leuchten 1 250 0,8<br />
Elektronik / Multimedia 7 550 4,5<br />
medizinische und orthopädische Artikel 3 400 2,7<br />
Uhren / Schmuck 3 250 2,1<br />
Bau- und Gartenmarktsortimente 7 950 1,4<br />
Gesamtergebnis 95 19.200 82,7<br />
Quelle: Eigene Bestandserhebungen auf Basis der kontinuierlich fortgeschriebenen Einzelhandels-Datenbank<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> sowie eigene Berechnungen; gerundete Werte<br />
���� In der Warengruppe Bekleidung / Textilien existieren im Hiltruper Zentrum insgesamt<br />
18 Hauptsortimentsanbieter mit einer Verkaufsfläche von rund 3.650 m². Das<br />
entspricht rund 20 % der Verkaufsflächen des Zentrums. Dabei ist eine gute Angebotsmischung<br />
aus größeren Betrieben (Burgholz, Hüttmann, Grosche Moden) und<br />
kleinen Fachgeschäften sowie Fachdiscountern (Takko) zu verzeichnen.<br />
���� In der Branche Schuhe / Lederwaren prägen zwei größere Filialisten (Reno, Schuhpark)<br />
sowie ein Fachgeschäft (Schuhhaus Berger) das Angebot, das ansonsten durch<br />
Randsortimentsangebote ergänzt wird.<br />
���� Im Bereich Glas, Porzellan, Keramik / Haushaltswaren ist ein relevantes Angebot in<br />
Form eines größeren, discountorientierten Anbieters (Kodi) sowie eines kleinen Geschenkartikel-Fachgeschäfts<br />
vorhanden, ansonsten bilden Randsortimentsangebote<br />
(u.a. der Lebensmittelmärkte) das Angebot. Ein umfassenderes, höherwertiges Angebot<br />
der Branche Haushaltswaren ist nicht vorhanden.<br />
���� In der Branche Spielwaren / Hobbyartikel ist kein klassischer Hauptsortimentsanbieter<br />
vertreten. Das umfassendste Angebot besteht (als Randsortiment) bei den Anbietern<br />
Westerholt und Burgholz mit jeweils rund 100 m² Verkaufsfläche.
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Die Branche Sport / Freizeit ist in Form von mehreren Fachgeschäften (u.a. Hüttmann,<br />
Grote und Klüsters Sport, diverse Zweiradanbieter) vergleichsweise umfangreich<br />
und gut strukturiert vertreten.<br />
���� Die Branchen Möbel und Wohneinrichtung sind in Form kleinteiliger Fachanbieter<br />
vertreten.<br />
���� Die Branchen Elektro / Leuchten und Elektronik / Multimedia werden durch einige<br />
kleinteilige Fachhändler, Mobilfunk-Filialisten und Randsortimentsangebote (v.a. der<br />
Lebensmitteldiscounter) vertreten.<br />
���� In der Branche medizinische und orthopädische Artikel sichern zwei Optiker und ein<br />
Hörgeräteakustiker eine wichtige Grundversorgung.<br />
���� Uhren und Schmuck sind durch zwei kleinteilige Hauptsortimentsanbieter im höherwertigen<br />
Segment sowie ansonsten als Randsortimentsangebote vertreten.<br />
���� Die Angebote der Branche Bau- und Gartenmarktsortimente sind flächenmäßig<br />
durch einen Gartenmarkt geprägt, daneben sind mehrere kleinteilige, spezialisierte<br />
Anbieter vertreten.<br />
Insgesamt ist ein überwiegend kleinteilig strukturiertes Angebot mit einer guten Angebotsmischung<br />
über alle Branchen zu finden. Ein hoher Anteil inhabergeführter Fachgeschäfte<br />
bildet ein wichtiges Qualitätsmerkmal des Hiltruper Einzelhandelsangebots, aber<br />
auch einige Filialisten sind vertreten.<br />
3.4 Entwicklungspotenziale für das Hiltruper Zentrum<br />
Im Folgenden soll eine neutrale Einschätzung der mittelfristigen Entwicklungsperspektiven<br />
des Hiltruper Einzelhandels erfolgen. Für die <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> als Träger der kommunalen<br />
Planungshoheit können entsprechende Aussagen als Orientierungsrahmen zur Beurteilung<br />
perspektivischer Neuansiedlungen, Erweiterungen oder Umnutzungen von Einzelhandelsflächen<br />
dienen.<br />
Ökonomische Rahmenbedingungen<br />
In die Ermittlung der in den nächsten Jahren voraussichtlich zu erwartenden Entwicklungsperspektiven<br />
des Hiltruper Einzelhandels fließen folgende Faktoren ein:<br />
���� Die gegenwärtige Angebots- und Nachfragesituation: Zur Darstellung der gegenwärtigen<br />
Angebots- und Nachfragesituation wurde eine umfassende Analyse für den<br />
<strong>Stadt</strong>teil angestellt (vgl. dazu Kapitel 3.1 und 3.2). Insbesondere der branchenspezifische<br />
Verkaufsflächenbestand sowie die ermittelten einzelhandelsrelevanten Zentralitäten<br />
fließen in die Ermittlung zu künftigen Entwicklungsspielräumen ein.<br />
32<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Entwicklung einzelhandelsrelevanter Umsatzkennziffern / Flächenproduktivitäten:<br />
Die Entwicklung der Flächenproduktivität 23 wird als konstant angenommen. Sie<br />
ist in der Vergangenheit bundesweit durch den ausgesprochen intensiven Wettbewerb<br />
mit dem Ziel partieller Marktverdrängung der Konkurrenzanbieter gesunken. In den<br />
letzten Jahren hat sich diese Tendenz jedoch durch die hohe Dynamik der Betriebstypenentwicklung<br />
deutlich ausdifferenziert.<br />
���� Bevölkerungsentwicklung in Hiltrup bis 2020: Gemäß der aktuellen kleinräumigen<br />
Bevölkerungsprognose der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> 2009 bis 2020 ist bis zum Jahr 2020 mit einer<br />
leicht steigenden Bevölkerungszahl im <strong>Stadt</strong>bezirk Hiltrup von ca. 1,7 % auszugehen.<br />
Dies wird sich – wenngleich marginal – auch auf das Kaufkraftvolumen im <strong>Stadt</strong>teil<br />
auswirken.<br />
���� Branchenbezogene Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Verbrauchsausgaben:<br />
Ein weiterer Einflussfaktor für die Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Nachfrage<br />
ist die Veränderung der branchenspezifischen einzelhandelsrelevanten<br />
Verbrauchsausgaben (vgl. Tabelle 4). Die Entwicklung der einzelhandelsrelevanten<br />
Ausgaben insgesamt ist grundlegend von zwei Faktoren abhängig: zum einen vom<br />
privaten Einkommen bzw. dem daraus resultierenden privaten Verbrauch, zum anderen<br />
von dem Anteil dieser Ausgaben im Einzelhandel bzw. für spezifische Einzelhandelsprodukte<br />
(Ausgabeanteile nach Warengruppen). Es zeigt sich, dass in den Warengruppen<br />
Gesundheits- und Körperpflege, Unterhaltungselektronik sowie Foto / Optik<br />
(besonders Digitalfotografie) weitere Wachstumsimpulse zu erwarten sind. Die Ausgabenanteile<br />
und somit das warengruppenspezifische Kaufkraftvolumen werden zwischen<br />
2 % und 4 % bis 2020 steigen. In den übrigen Warengruppen wird das zur<br />
Verfügung stehende reale Kaufkraftvolumen eher stagnieren bzw. sinken.<br />
23 Die Flächenproduktivität bezeichnet den Umsatz eines Einzelhandelsbetriebes pro m² Verkaufsfläche.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
33
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 4: Ausgabenanteile für verschiedene Branchen im Einzelhandel –<br />
Trendaussagen<br />
Branche Ausgabenanteile<br />
Nahrungs- und Genussmittel<br />
Gesundheits- und Körperpflegeartikel<br />
Papier, Büroartikel, Schreibwaren / Zeitungen<br />
/ Zeitschriften / Bücher<br />
Bekleidung / Textilien<br />
Schuhe / Lederwaren<br />
Glas, Porzellan, Keramik / Haushaltswaren<br />
Spielwaren / Hobbyartikel<br />
Sport und Freizeit<br />
Wohneinrichtungsartikel / Möbel<br />
Elektrohaushaltsgeräte / Leuchten<br />
Elektronik / Multimedia<br />
medizinische und orthopädische Artikel<br />
Uhren / Schmuck<br />
Bau- und Gartenmarktsortiment<br />
Gesamt<br />
Quelle: in Anlehnung an: EHI Einzelhandel Aktuell 2005-2010, KPMG-Studie 2005<br />
34<br />
Erläuterung<br />
Ausgabenanteile sind bezogen auf den<br />
Prognosehorizont 2020 einzustufen als<br />
tendenziell<br />
steigend<br />
stagnierend<br />
sinkend<br />
Zielzentralitäten<br />
In der Modellrechnung wird im Hinblick auf eine optimale Vollversorgung der Bevölkerung<br />
im Bereich der Grundversorgung eine Zielzentralität von 1,0 (ausgewogenes Verhältnis<br />
von erzieltem Einzelhandelsumsatz zu lokal vorhandener einzelhandelsrelevanter Kaufkraft)<br />
angenommen. Unter Beachtung der bestehenden Zentralitäten zeigt sich, dass im<br />
Bereich des kurzfristigen Bedarfs diesbezüglich aus quantitativer Sicht und rein rechnerisch<br />
lediglich in der Warengruppe Papier, Büroartikel, Schreibwaren / Zeitungen / Zeitschriften<br />
/ Bücher Steigerungen der Zentralitäten möglich sind. Dies zeugt von einer quantitativ<br />
insgesamt guten Angebotsausstattung im Bereich der Grundversorgung im <strong>Stadt</strong>teil,<br />
darf jedoch nicht als Wettbewerbsschutz für bestehende Anbieter interpretiert werden.<br />
Weitere Entwicklungen werden aufgrund dieser quantitativen Ausstattungsgrade zwar mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit zu Umsatzumverteilungen im Bestand führen, sind jedoch im<br />
Einzelfall vor allem im Hinblick auf die städtebaulichen Zielvorstellungen der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong><br />
sowie die qualitative, räumliche und strukturelle Ausprägung der Versorgungsstruktur<br />
in Hiltrup zu beurteilen. Neben strukturellen Maßnahmen zur Optimierung bestehender<br />
Betriebe an städtebaulich sinnvollen Standorten sind Neuentwicklungen nur an siedlungsräumlich<br />
integrierten Standorten und im Sinne einer qualitativen Verbesserung und Sicherung<br />
einer hochwertigen und langfristig tragfähigen Versorgung zu befürworten. Angebotsausweitungen<br />
müssen sich hinsichtlich ihrer Größenordnungen am Nachfragebedarf<br />
im jeweiligen Versorgungsgebiet orientieren. Daneben ergeben sich – trotz hoher Zentrali-<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
tätswerte in einer Warengruppe insgesamt – in einzelnen Teilsortimenten Entwicklungsspielräume,<br />
sofern entsprechende Angebote im <strong>Stadt</strong>teil bislang kaum vertreten sind (z.B.<br />
im Teilsortiment Zoologischer Bedarf, trotz hoher Zentralitätswerte in der Branche Blumen<br />
/ Zoologischer Bedarf). Ferner bestehen kleinteilige Arrondierungsspielräume, die in<br />
erster Linie Verkaufsflächenerweiterungen und kleinteilige Angebotsausweitungen beinhalten.<br />
Im Vordergrund sollte die Stärkung und Entwicklung der Zentralen Versorgungsbereiche<br />
sowie einer ergänzenden wohnortnahen Versorgung stehen.<br />
Im mittelfristigen Bedarfsbereich wird entsprechend der mittelzentralen Funktion des<br />
Einzelhandelsstandorts Hiltrup eine Zielzentralität von 1,2 angenommen. Die Warengruppen<br />
des mittelfristigen Bedarfs bilden in Hiltrup bereits einen wichtigen Bestandteil der<br />
Angebotsstruktur. Aufgrund der bereits bestehenden Angebotsausstattung und der hohen<br />
Zentralitätswerte und Bindungsquoten ergeben sich entsprechend rein rechnerisch kaum<br />
„Nachholbedarfe“, die auf einen nennenswerten Entwicklungsspielraum schließen lassen.<br />
Lediglich in einer Warengruppe (Spielwaren / Hobbyartikel) zeigt sich ein deutlicher quantitativer<br />
Entwicklungsspielraum: Auf Basis der Annahme einer möglichen Zentralitätssteigerung<br />
auf bis zu 1,2 ergibt sich hier rein rechnerisch ein zusätzlicher Entwicklungsspielraum<br />
für zusätzliche Kaufkraftbindungen von mehr als 2,5 Mio. Euro. Anhand durchschnittlicher<br />
branchenüblicher Flächenproduktivitäten lässt sich dies in einen potenziellen<br />
Verkaufsflächenspielraum von rd. 600 – 800 m² umrechnen, der jedoch – abhängig vom<br />
jeweiligen Anbieter bzw. der Betriebsform – stark variieren kann. In den letzten Jahren ist<br />
das branchenspezifische Angebot mittelständischer Unternehmen jedoch stark rückläufig<br />
und es ist eine Angebotskonzentration auf filialisierte Fachmärkte und / oder innerstädtische<br />
Standorte zu beobachten. Auch in <strong>Münster</strong> besitzt diesbezüglich das innerstädtische<br />
Angebot eine hohe Bedeutung.<br />
Zukünftige Entwicklungen in den Waren der mittelfristigen Bedarfsstufe sollten vor allem<br />
vor der Zielsetzung qualitativer und räumlicher Verbesserungen beurteilt werden. Anzustreben<br />
ist in erster Linie eine zentrenverträgliche Sicherung und Ergänzung des Bestandes,<br />
die Erweiterungen oder Neuansiedlungen im üblichen Rahmen durchaus beinhalten.<br />
Oberste Prämisse ist, dass zusätzliche Angebote zu einer Attraktivierung der Angebotsstruktur<br />
beitragen, beispielsweise durch eine qualitative Verbesserung oder räumliche<br />
Konzentration des Angebots. Der Vorrangstandort für solche Angebotserweiterungen ist<br />
in jedem Fall das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte, da dieser den Hauptgeschäftsbereich<br />
des <strong>Stadt</strong>teils mit Versorgungsfunktion für den <strong>Stadt</strong>teil und teilweise angrenzende<br />
Gebiete übernimmt.<br />
Auch für die Warengruppen der langfristigen Bedarfsstufe wird eine Zielzentralität von<br />
1,2 zu Grunde gelegt, die eine Erhöhung der derzeitigen Ausstrahlungskraft des Einzelhandels<br />
in Hiltrup in mehreren Warengruppen dieser Bedarfstufe, mit Ausnahme von medizinischen<br />
und orthopädischen Artikeln sowie Uhren / Schmuck, implizieren würde. So<br />
ließe sich das rein rechnerische Entwicklungspotenzial in den Branchen Elektrogeräte /<br />
Leuchten und Elektronik / Multimedia auf zusammen mehr als rund 8 Mio. beziffern, was<br />
bei einer branchenüblichen Flächenproduktivität von rund 5.900 Euro / m² einer Verkaufsfläche<br />
von rd. 1.350 m² entsprechen würde.<br />
Allerdings ist in diesem Zusammenhang auch die gesamtstädtische und regionale Konkurrenzsituation<br />
zu berücksichtigen. So ist beispielsweise im Sortimentsbereich Elektrogeräte /<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
35
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Elektronik / Multimedia auf die gesamtstädtisch wie regional bedeutsamen Anbieter Saturn<br />
in der <strong>Münster</strong>aner Innenstadt oder Media-Markt am Standort Robert-Bosch-Straße<br />
zu verweisen, in deren Verflechtungsbereich auch Hiltrup liegt. Ähnliches gilt auch im Sortimentsbereich<br />
Möbel (z. B. Möbel Finke, Möbelanbieter im nahegelegenen Senden-<br />
Bösensell) oder Bau- und Gartenmarktsortimente.<br />
Potenziale in den Sortimenten Elektrogeräte, Elektronik bzw. Computer und Zubehör sind<br />
für Ergänzungen im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum vorzusehen. Ergänzungen in den Bereichen<br />
Möbel oder Bau- und Gartenmarktsortimente können auch außerhalb der Zentren zulässig<br />
und sinnvoll sein, wobei das rein rechnerische Entwicklungspotenzial für großflächige Angebote<br />
innerhalb des <strong>Stadt</strong>teils durch die gesamtstädtische bzw. regionale Konkurrenz jedoch<br />
tatsächlich deutlich eingeschränkt zu beurteilen ist.<br />
Insgesamt ist auf Basis der Diskrepanz zwischen Ausgangs- und Zielzentralitäten nur in<br />
ausgewählten Branchen ein zusätzlicher quantitativer Entwicklungsbedarf ablesbar. Rechnerische<br />
Entwicklungsspielräume ergeben sich insbesondere für die Warengruppen Spielwaren<br />
/ Hobbyartikel, Elektro / Leuchten und Elektronik / Multimedia sowie ferner – unter<br />
den oben genannten Einschränkungen – Möbel und Baumarktsortimente. In den meisten<br />
Warengruppen der kurz- und mittelfristigen Bedarfsstufe sind aus rechnerischer Sicht<br />
keine Verkaufsflächen- bzw. eher Arrondierungsspielräume vorhanden. Gleichwohl sind<br />
qualitative wie räumliche Verbesserungen möglich und sinnvoll.<br />
Abbildung 3: Aktuelle und Zielzentralitäten des Hiltruper Einzelhandels<br />
Nahrungs- und Genussmittel<br />
Blumen (Indoor) / Zoo<br />
Gesundheit und Körperpflege<br />
PBS / Zeitungen / Zeitschriften / Bücher<br />
Überwiegend kurzfristiger Bedarf<br />
Bekleidung / Textilien<br />
Schuhe / Lederwaren<br />
GPK / Haushaltswaren<br />
Spielwaren / Hobbyartikel<br />
Sport und Freizeit<br />
Überwiegend mittelfristiger Bedarf<br />
Wohneinrichtung<br />
Möbel<br />
Elektro / Leuchten<br />
Elektronik / Multimedia<br />
medizinische und orthopädische Artikel<br />
Uhren / Schmuck<br />
Bau- und Gartenmarktsortimente<br />
Überwiegend langfristiger Bedarf<br />
Quelle: Eigene Berechnungen<br />
Sonstiges<br />
Summe<br />
0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00 1,20 1,40 1,60 1,80 2,00 2,20<br />
36<br />
überwiegend<br />
kurzfristiger Bedarf<br />
überwiegend<br />
mittelfristiger Bedarf<br />
überwiegend<br />
langfristiger Bedarf<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Ein quantitativ umfangreicher Angebotsbestand bedeutet nicht, dass künftig keine Entwicklung<br />
in dieser Branche mehr stattfinden kann, sondern, dass es bei potenziellen Ansiedlungsvorhaben<br />
insbesondere in den Zentren oder im Hinblick auf die Stärkung der<br />
Grundversorgung auf folgende Aspekte ankommt:<br />
���� ist der avisierte Standort städtebaulich sinnvoll?<br />
���� wie stellt sich die Größe des Vorhabens und der Betriebstyp im gesamtstädtischen Zusammenhang<br />
und im Hinblick auf die zugedachte Versorgungsaufgabe dar?<br />
���� welche Funktion wird der Einzelhandelsbetrieb übernehmen? Werden bestehende<br />
Strukturen ergänzt bzw. gestützt und Synergien zu bestehenden Anbietern ausgenutzt?<br />
Es ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass die in Abbildung 3 mit Pfeilen dargestellten<br />
quantitativen Entwicklungsmöglichkeiten lediglich einen „Orientierungscharakter“ besitzen.<br />
Erst durch die Abwägung der ermittelten Verkaufsflächenpotenziale mit der jeweiligen<br />
Veranschlagung der potenziellen Verkaufsfläche eines konkreten Planvorhabens<br />
nach<br />
���� Art (Betriebsform und -konzept),<br />
���� Lage (Standort: Lage im <strong>Stadt</strong>- und Zentrenkontext) und<br />
���� Umfang (teilweiser oder gesamter Marktzugang des ermittelten Verkaufsflächenpotenzials)<br />
kann die absatzwirtschaftliche Tragfähigkeit und städtebauliche Verträglichkeit eines<br />
Vorhabens abgeschätzt werden.<br />
Einer unkontrollierten Ausweitung von Verkaufsflächen sind Grenzen gesetzt, da zusätzliche<br />
Kaufkraft grundsätzlich nur bis zu einem bestimmten Maße und in bestimmten Branchen<br />
mobilisiert werden kann. Werden darüber hinaus Einzelhandelsvorhaben realisiert,<br />
führt dies ebenso zu Umsatzumverteilungen innerhalb der lokalen Einzelhandelslandschaft<br />
und somit zu Umsatzverlusten bzw. einer Marktverdrängung bestehender Betriebe jeweils<br />
in Abhängigkeit der Relevanz eines Vorhabens.<br />
Während Standorte , die nicht den zentralen Versorgungsbereichen oder ergänzenden<br />
Nahversorgungsstandorten zugeordnet sind grundsätzlich eher kritisch zu beurteilen sind,<br />
können Vorhaben an stadtentwicklungspolitisch gewünschten Standorten zur Verbesserung<br />
und Attraktivierung des Einzelhandelsangebots, insbesondere auch in den Zentren,<br />
führen. Die Tatsache, dass dies möglicherweise zu Lasten weniger geeigneter Standorte<br />
geschieht, wird dabei in Kauf genommen.<br />
In diesem Zusammenhang ist mit dem Einzelhandelskonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> eine klare<br />
politische und planerische Zielvorstellung formuliert worden, die eine räumliche und funktionale<br />
Gliederung der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung mit einer klaren arbeitsteiligen<br />
Struktur ausgewählter Einzelhandelsstandorte beinhaltet. Dieses Entwicklungskonzept<br />
und eine darauf basierende konsequente Anwendung des baurechtlichen und planerischen<br />
Instrumentariums ermöglichen eine zielgerichtete Steuerung der Einzelhandels- und Zen-<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
37
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
trenentwicklung in der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> und stellt für die verantwortlichen Akteure aus Einzelhandel,<br />
Verwaltung und Politik einen langfristigen Entscheidungs- und Orientierungsrahmen<br />
und eine wichtige Argumentations- und Begründungshilfe für die bauleitplanerische<br />
Steuerung der Einzelhandelsentwicklung dar. Zukünftige Entwicklungen müssen somit<br />
generell mit Blick auf die Ziele des <strong>Münster</strong>aner Einzelhandelskonzeptes abgewogen<br />
werden.<br />
Konkret benennt das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> als Entwicklungsziel<br />
die „Sicherung und Entwicklung der Multifunktionalität und Identität der <strong>Stadt</strong>bereichs-<br />
und <strong>Stadt</strong>teilzentren“ sowie „Erhalt und Stärkung der Einzelhandelszentralität<br />
der Innenstadt und der <strong>Stadt</strong>bereichszentren“.<br />
Eine Konzentration des Einzelhandelsangebots auf diese funktionalen Zentren ist zu forcieren.<br />
Insbesondere die Konzentration und Struktur des Einzelhandelsangebots im Geschäftsbereich<br />
Hiltrup-Mitte ist ein wichtiges Indiz für die Ausstrahlungskraft und Stärke<br />
des Einkaufsstandorts Hiltrup. Vor diesem Hintergrund soll der zentrale Versorgungsbereich<br />
als wichtigster Versorgungsstandort im <strong>Stadt</strong>teil zukünftig gesichert und gefördert<br />
werden.<br />
Auch hinsichtlich einer wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungs- und<br />
Genussmitteln trifft das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> klare Zielaussagen.<br />
Übergeordnetes Leitbild ist der Erhalt und die Stärkung der Nahversorgungsfunktion<br />
im <strong>Stadt</strong>gebiet durch ein möglichst feinmaschiges Netz von zentralen Versorgungsbereichen<br />
und Nahversorgungsstandorten, um eine möglichst flächendeckende,<br />
fußläufig erreichbare Versorgung der Wohnbevölkerung zu gewährleisten. Entsprechend<br />
sollen zukünftige Entwicklungen insbesondere hinsichtlich ihrer Standortwahl und Dimensionierung<br />
geeignet sein, diese Zielsetzung zu erreichen. Dies ist beispielsweise dann der<br />
Fall, wenn...<br />
���� neue Anbieter eine räumliche Versorgungslücke schließen,<br />
���� Verkaufsflächenerweiterungen zur Stabilisierung eines Nahversorgungsbetriebs<br />
beitragen<br />
���� Neuansiedlungen innerhalb eines Zentrums zur nachhaltigen Stärkung des zentralen<br />
Versorgungsbereiches beitragen<br />
���� Vorhaben zur einer „Rückverteilung“ von Umsätzen zu Ungunsten dezentraler, nicht<br />
integrierter Lagen beitragen.<br />
Dabei wird das Ziel einer wohnortnahen Versorgung durch solitäre Betriebe in den Wohnsiedlungsbereichen<br />
gleichberechtigt neben der Stärkung der Zentren gestellt 24 .<br />
24 vgl. <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>, Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Stadt</strong>planung und Verkehrsplanung: „Einzelhandels- und<br />
Zentrenkonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>– Fortschreibung 2009“, <strong>Münster</strong>, 2009, S. 16, 20 sowie 61 ff<br />
38<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Für bisher nicht vertretene Spezialanbieter oder neuartige Anbieter können sich darüber<br />
hinaus auch dann Entwicklungsspielräume abzeichnen, wenn das übergeordnete Hauptsortiment<br />
bereits umfangreich vertreten ist und an sich kein zusätzlicher Verkaufsflächenspielraum<br />
besteht.<br />
Es ist festzuhalten, dass die Einordnung potenzieller Neuvorhaben, Erweiterung oder<br />
Umnutzung von Einzelhandelsflächen in einen städtebaulichen und absatzwirtschaftlichen<br />
Kontext unabdingbar ist.<br />
Generell gilt, dass das Ziel neben dem quantitativen Ausbau (unter Berücksichtigung<br />
der vorangestellten Prämissen und Rahmenbedingungen) auch die Sicherung und<br />
Verbesserung der räumlich strukturellen Angebotssituation ist, was impliziert, dass<br />
über zusätzliche Angebote nur nach eingehender Prüfung entschieden werden sollte.<br />
Einzelhandelsansiedlungen sind unter anderem sinnvoll, wenn...<br />
� ...sie die zentralörtliche Funktion Hiltrups sichern<br />
� ...sie die zentralen Versorgungsbereiche (insbesondere das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum)<br />
stärken<br />
� ...sie zu einer räumlichen Konzentration des Einzelhandels auf ausgewählte Standorte<br />
beitragen<br />
� ...bestehende Anbieter gesichert werden (z.B. wohnortnahe Versorgung)<br />
� ...neuartige oder spezialisierte Anbieter zu einer Diversifizierung des Angebotsspektrums<br />
beitragen<br />
Vor dem skizzierten Hintergrund stellt der Vorhabenstandort am Hiltruper Bahnhof aus<br />
gutachterlicher Sicht ein geeignetes Flächenpotenzial für die Ansiedlung moderner Angebotsformen<br />
und die funktionale wie städtebauliche Attraktivierung des Bahnhofsbereichs<br />
als östlichem Pol der Knochenstruktur des Hiltruper Zentrums dar. Die Maßstäblichkeit der<br />
Entwicklung ist hierbei zu wahren. Konkret erfordert die Stärkung des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
eine Profilierung in zentrenrelevanten Branchen (z.B. Bekleidung, Spielwaren, Elektronik),<br />
aber auch eine Sicherung bzw. den Ausbau der Grundversorgungsfunktion des<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentrums durch moderne und zukunftsfähige Angebote.<br />
Im Folgenden soll das genannte Projekt konkreter beschrieben und hinsichtlich seiner<br />
möglichen städtebaulichen Auswirkungen untersucht werden.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
39
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
4 Baustein 2: Städtebauliche Wirkungsanalyse geplanter Einzelhandelsansiedlungen<br />
im zentralen Versorgungsbereich<br />
<strong>Münster</strong>-Hiltrup<br />
4.1 Beschreibung des Planvorhabens<br />
Lage des Vorhabenstandorts<br />
Der Vorhabenstandort befindet sich zentral im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup am Hiltruper Bahnhof<br />
westlich des Dortmund-Ems-Kanals. Es handelt sich um Flächen südlich der Marktallee<br />
zwischen Glasuritstraße und Bergiusstraße. Die Grundstücke sind derzeit teilweise noch<br />
mit Wohngebäuden bebaut, liegen jedoch überwiegend brach. Das Einzelhandels- und<br />
Zentrenkonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> weist diese Grundstücke als Teilbereich des „<strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
Hiltrup-Mitte“ aus, der als integrierter Versorgungsbereich mittelzentraler<br />
Stufe gesichert und weiter entwickelt werden soll. 25<br />
Karte 3: Lage des Vorhabenstandorts<br />
Zentraler Versorgungsbereich<br />
40<br />
Vorhabenstandort<br />
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der DGK sowie der Darstellungen des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong><br />
25<br />
vgl. <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>, Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Stadt</strong>planung, Verkehrsplanung; Einzelhandels- und Zentrenkonzept<br />
<strong>Münster</strong> – Fortschreibung 2009, <strong>Münster</strong>, 2009, S. 91 f<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Das unmittelbare Umfeld des Planstandorts ist durch eine Mischnutzung aus Gewerbe und<br />
Wohnen im Bereich des Bahnhofs geprägt. Westlich grenzt der Vorhabenstandort an die<br />
Glasuritstraße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein Lidl-<br />
Lebensmitteldiscounter, der in eine mehrgeschossige Wohn- und Geschäftshausbebauung<br />
eingebettet ist. Südlich des Standorts befindet sich ein modernes, mehrgeschossiges<br />
Wohn- und Geschäftshaus mit einigen kleinteiligen Ladenlokalen in den Erdgeschossen<br />
sowie einem Aldi-Lebensmitteldiscounter, der ebenfalls in eine mehrgeschossige Bebauung<br />
integriert ist. Weiter südlich prägt großformatige, gewerblich genutzte Bebauung das<br />
<strong>Stadt</strong>bild. Östlich grenzen einige (derzeit teilweise leer stehende) Bahnhofsgebäude an.<br />
Nördlich des Vorhabenstandorts verläuft die stark frequentierte Marktallee, die im weiteren<br />
Verlauf über eine Brücke die nahegelegene Bahntrasse und den Dortmund-Ems-Kanal<br />
überquert. An dieser Stelle steigt das Straßenniveau der Marktallee bereits entsprechend<br />
an, so dass eine steile Böschung den Höhenunterschied zwischen Vorhabenstandort und<br />
Marktallee überbrückt.<br />
Der Vorhabenstandort selbst besteht aktuell aus Freiflächen, ein Gebäudekomplex im östlichen<br />
Teil ist vor kurzem abgerissen worden. Im Nordwestteil stehen noch zwei mehrgeschossige<br />
Wohngebäude älterer Bauart. Die Erschließung des Standortes erfolgt derzeit<br />
primär über die östlich der Glasuritstraße abzweigende Bergiusstraße. Nördlich liegt zwischen<br />
den Grundstücken des Vorhabenstandorts und der höher liegenden Marktallee ein<br />
kleinere Erschließungsstraße, welche die hier stehenden Wohngebäude anbindet.<br />
Aus städtebaulicher Sicht handelt es sich bei dem Vorhabenstandort um eine siedlungsräumlich<br />
integrierte Lage, die gemäß Einzelhandels- und Zentrenkonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong><br />
Bestandteil des zentralen Versorgungsbereichs „<strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte“<br />
ist. Dieses Zentrum übernimmt Versorgungsfunktionen für die umliegenden Quartiere des<br />
<strong>Stadt</strong>teils Hiltrup sowie für den darüber hinausreichenden mittelzentralen Einzugsbereich<br />
des Zentrums (vgl. Kap. 3.1).<br />
Beschreibung des Planvorhabens<br />
Für den Vorhabenstandort bestehen konkrete Planungen zur Verlagerung eines bestehenden<br />
Lebensmittelmarktes bei gleichzeitiger Erweiterung der Verkaufsfläche auf insgesamt<br />
rund 1.900 m² (inkl. Vorkassenzone und ggf. kleinteiligen Konzessionären, z.B. Bäckerei,<br />
Blumenhandel, Sparkasse). Von der vorgesehenen Gesamtverkaufsfläche für den Lebensmittelmarkt<br />
entfallen üblicherweise rund 80 % (d.h. ca. 1.500 m²) auf das Hauptsortiment<br />
Nahrungs- und Genussmittel. Das übrige Angebot umfasst Waren aus dem Bereich Gesundheit<br />
und Körperpflege sowie weitere Non-Food-Artikel v.a. in Form von Aktionswaren.<br />
Für diese Randsortimente (z. B. Bekleidung, Spielwaren, Zooartikel) ergibt sich sortimentsspezifisch<br />
aufgrund ihres geringen geplanten Umfangs nur eine deutlich nachgeordnete<br />
absatzwirtschaftliche Bedeutung.<br />
Neben dem Lebensmittelmarkt sind bis zu 1.000 m² weitere Einzelhandelsverkaufsfläche<br />
vorgesehen. Hinsichtlich der genauen Ausgestaltung dieser letztgenannten Bausteine liegt<br />
derzeit noch keine ausreichend konkrete Planung vor. Vorgesehen sind lt. Angaben des<br />
Investors Fachmarktflächen für Drogeriewaren, Textilien, Schuhe oder Zooartikel, die einzeln<br />
oder in Kombination angesiedelt werden könnten. Darüber hinaus werden in den fol-<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
41
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
genden Betrachtungen auch die Sortimentsgruppen Spielwaren / Hobbyartikel, Elektrogeräte<br />
/ Leuchten und Elektronik / Multimedia berücksichtigt, da für diese zentrenrelevanten<br />
Branchen ein nennenswertes quantitatives Entwicklungspotenzial innerhalb des Hiltruper<br />
Einzelhandels ermittelt werden konnte (vgl. Kap. 3.4). Daher sollen auch diese Warengruppen<br />
hinsichtlich ihrer absatzwirtschaftlichen wie städtebaulichen Auswirkungen geprüft<br />
werden.<br />
Als Annahmen für die weiteren Berechnungen wird im Folgenden sowohl von einer differenzierten<br />
Aufteilung dieser Verkaufsflächen auf die verschiedenen Sortimente mit einer<br />
Fachmarktgröße von rund 500 m² für eine einzelne Sortimentsgruppe als auch – im Sinne<br />
einer Worst-Case-Betrachtung – von einer Ausreizung der maximalen Verkaufsfläche von<br />
bis zu 1.000 m² für einzelne der genannten Sortimentsgruppen ausgegangen.<br />
In nennenswertem Umfang sollen Waren der Hauptbranchen Nahrungs- und Genussmittel,<br />
Gesundheits- und Körperpflegeartikel, Bekleidung / Textilien, Schuhe / Lederwaren<br />
und / oder Zoologische Artikel angeboten werden. Ferner werden die Warengruppen<br />
Spielwaren / Hobbyartikel, Elektrogeräte / Leuchten und Elektronik / Multimedia geprüft.<br />
Diese Warengruppen werden dementsprechend als untersuchungsrelevante Warengruppen<br />
definiert. Für andere zentrenrelevante Sortimente sind lediglich Randsortimentsangebote<br />
bzw. kleinteilige Flächen (Konzessionäre) vorgesehen.<br />
Für den geplanten Lebensmittelbetrieb werden die Anteile der untersuchungsrelevanten<br />
Sortimente differenziert betrachtet. Sofern weitere Randsortimente angeboten werden,<br />
ergeben sich für diese Sortimentsgruppen Umsätze, die jedoch im Rahmen dieser Untersuchung<br />
nicht relevant sind, da die Verkaufsfläche für Randsortimente (Annahme: maximal<br />
bis zu ca. 20 % der Gesamtverkaufsfläche) im Rahmen der Auswirkungen betriebstypenabhängig<br />
und damit nachrangig ist. Entsprechend werden diese vergleichsweise geringen<br />
Umsatzvolumina in den folgenden Berechnungen zu möglichen Umsatzumverteilungen<br />
nicht berücksichtigt, da hier ein Umschlagen in städtebauliche Auswirkungen – im<br />
Sinne von Funktionsverlusten zentraler Versorgungsbereiche – nicht zu erwarten ist.<br />
Somit sind folgende mögliche Flächenanteile der untersuchungsrelevanten Sortimente<br />
Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheits- und Körperpflegeartikel, Bekleidung / Textilien,<br />
Schuhe / Lederwaren, Zoologische Artikel, Spielwaren / Hobbyartikel, Elektrogeräte /<br />
Leuchten und Elektronik / Multimedia in die späteren Berechnungen einzustellen:<br />
42<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 5: Mögliche Verkaufsflächenanteile der untersuchungsrelevanten Sortimente<br />
am Planvorhaben<br />
Warengruppe<br />
Nahrungs- und Genussmittel<br />
(Hauptsortiment des Lebensmittelmarkts;<br />
+ ggf. kleinteilige Konzessionäre und Randsortiment<br />
Drogeriemarkt)<br />
Gesundheits- und Körperpflegeartikel<br />
(Drogeriemarkt zzgl. Randsortiment Lebensmittelmarkt<br />
(Annahme: rd. 150 m²))<br />
Bekleidung / Wäsche<br />
(ein / mehrere Fachanbieter)<br />
Schuhe / Lederwaren<br />
(ein / mehrere Fachanbieter)<br />
Zoologische Artikel<br />
(Zoofachmarkt zzgl. Randsortiment Lebensmittelmarkt<br />
(Annahme: max. rd. 50 m²)<br />
Spielwaren / Hobbyartikel<br />
(ein / mehrere Fachanbieter)<br />
Elektrogeräte / Leuchten<br />
(ein / mehrere Fachanbieter)<br />
Elektronik / Multimedia<br />
(ein / mehrere Fachanbieter)<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
43<br />
Untere<br />
Verkaufsflächen-<br />
annahme<br />
Maximale<br />
Verkaufsflächen-<br />
annahme<br />
1.500 m² 1.600 m²<br />
650 m² 1.150 m²<br />
500 m² 1.000 m²<br />
500 m² 1.000 m²<br />
550 m² 1.050 m²<br />
500 m² 1.000 m²<br />
500 m² 1.000 m²<br />
500 m² 1.000 m²<br />
Umsatzprognose für das Planvorhaben<br />
Mit Blick auf die potenzielle Neuansiedlung der geplanten Einzelhandelseinrichtungen gilt<br />
es aufzuzeigen, welcher durchschnittliche Umsatz durch dieses Planvorhaben zusätzlich<br />
erwirtschaftet werden müsste, um eine vorhabenübliche Flächenproduktivität zu erreichen.<br />
In Abhängigkeit von der Angebotsform oder dem konkreten Anbieter bestehen dabei<br />
große Unterschiede bei den jeweiligen Flächenproduktivitäten, wodurch auch die<br />
Auswirkungen möglicher Neuansiedlungen oder Erweiterungen unterschiedlich ausfallen<br />
können.<br />
Unter Berücksichtigung branchenüblicher und betriebstypenspezifischer Kennwerte können<br />
für das Vorhaben durchschnittliche Flächenproduktivitäten veranschlagt werden,<br />
aus denen sich die jährlichen Soll-Umsätze in den untersuchungsrelevanten Sortimentsgruppen<br />
ergeben.<br />
Da mittels bauleitplanerischer Maßnahmen lediglich Sortimente und Verkaufsflächen ge-
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
steuert werden können, verbietet sich im Rahmen einer Verträglichkeitsanalyse eine<br />
„betreiberscharfe“ Betrachtung und Bewertung. Im Sinne der einschlägigen Rechtsprechung<br />
26 ist es erforderlich, die städtebaulichen Auswirkungen eines Vorhabens (u.a. Umsatzberechnungen)<br />
im Sinne einer „Worst-Case-Betrachtung“ durchzuführen. Somit sind<br />
den gutachterlichen Berechnungen und Bewertungen maximale Rahmendaten eines Vorhabens<br />
zu Grunde zu legen. Dies bedeutet, dass nicht nur die Leistungsfähigkeit (ausgedrückt<br />
in der sog. Flächenproduktivität = jährlicher Umsatz pro m² Verkaufsfläche) eines<br />
möglicherweise absehbaren Betreibers oder eine durchschnittliche Flächenproduktivität zu<br />
Grunde gelegt wird, sondern wegen der großen Unterschiede in der Leistungsfähigkeit für<br />
die folgenden Berechnungen und Bewertungen vergleichend die maximale branchen-<br />
bzw. betriebstypenspezifische Flächenproduktivität eingestellt wird.<br />
Darüber hinaus findet im Rahmen der Berechnungen jedoch auch eine „Moderate Case-<br />
Variante“ unter Zugrundelegung wahrscheinlicher Flächenproduktivitäten Berücksichtigung.<br />
Die branchenspezifischen Umsatzvolumina der untersuchungsrelevanten Warengruppen<br />
stellen sich demnach wie folgt dar:<br />
Tabelle 6: Branchenspezifischer Soll-Umsatz des Vorhabens in Varianten<br />
Warengruppe<br />
untersuchungsrelevante<br />
Verkaufsfläche<br />
(in m²)<br />
44<br />
Worst Case-Variante Moderate Case-Variante<br />
Flächenproduktivität<br />
(Euro / m²)<br />
Umsatz<br />
(Mio. Euro)<br />
Flächenproduktivität<br />
(Euro / m²)<br />
Umsatz<br />
(Mio. Euro)<br />
Nahrungs- und Genussmittel 1.500 – 1.600 4.300 6,5 – 6,9 3.670* 5,5 – 5,9<br />
Gesundheit und Körperpflege 650 – 1.150 5.000 3,3 – 5,8 3.800 2,5 – 4,4<br />
Bekleidung / Wäsche 500 – 1.000 3.713* 1,9 – 3,7 3.200 1,6 – 3,2<br />
Schuhe / Lederwaren 500 – 1.000 3.500 1,8 – 3,5 3.000 1,5 – 3,0<br />
Zoologische Artikel 550 – 1.050 1.800 1,0 – 1,9 1.600 0,9 – 1,7<br />
Spielwaren / Hobbyartikel 500 – 1.000 3.500 1,7 – 3,5 3.000 1,5 – 3,0<br />
Elektrogeräte / Leuchten 500 – 1.000 3.000 1,5 – 3,0 2.200 1,1 – 2,2<br />
Elektronik / Multimedia 500 – 1.000 7.000 3,5 – 7,0 5.900 3,0 – 5,9<br />
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis verschiedener Kennwerte<br />
* EHI Retail Institute, Handel aktuell 2010; unter: www.handelsdaten.de<br />
26 u.a. sog. Preußen-Park-Urteil des OVG <strong>Münster</strong>: OVG NRW Az.: 7a D 60/99.NE vom 07.Dez.2000,<br />
S. 53 ff.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
4.2 Untersuchungsrelevante Angebots- und Nachfragesituation<br />
Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit den einzelhandelsrelevanten Rahmenbedingungen<br />
im Untersuchungsraum. Hierzu wird zunächst eine Abgrenzung des potenziellen Einzugsgebietes<br />
(= Untersuchungsraum) vorgenommen. Für diesen Raum erfolgt eine Analyse<br />
der absatzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen.<br />
Abgrenzung des Untersuchungsraums<br />
Die Abgrenzung des Einzugsgebiets dient als Grundlage zur Analyse der Wettbewerbssituation<br />
sowie zur Ermittlung des externen Nachfragepotenzials eines Standorts.<br />
Vor dem Hintergrund der immer weiter steigenden Mobilität für die Versorgung mit insbesondere<br />
mittel- und langfristigen Bedarfsgütern vollziehen sich räumliche Austauschbeziehungen<br />
zwischen Einzelhandelszentren und Wohnorten der Nachfrager. Ab spezifischen<br />
Raum-Zeit-Distanzen (Entfernung zum Einkaufsstandort) nimmt jedoch die Bereitschaft<br />
der Kunden ab, diese aufzusuchen, weil wiederum andere Zentren bzw. Wettbewerbsstandorte<br />
geringere Raum-Zeit-Distanzen bzw. eine höhere Attraktivität aufweisen.<br />
Einfacher ausgedrückt bedeutet dies, dass mit zunehmender Entfernung zum Angebotsstandort<br />
die Kundenbindung immer weiter nachlässt. Aus diesem räumlichen Spannungsgeflecht<br />
resultiert schließlich ein Einzugsgebiet.<br />
Der Vorhabenstandort liegt, wie im vorstehenden Kapitel beschrieben, innerhalb des<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentrums Hiltrup-Mitte, das eine mittelzentrale Versorgungsfunktion mit einem<br />
teilregionalen Einzugsbereich aufweist. Aufgrund der räumlich-funktionalen Verflechtungen<br />
dieses Angebotsstandorts, der avisierten Dimensionierung des Planvorhabens sowie<br />
der untersuchungsrelevanten Konkurrenzsituation in der Region kann als Untersuchungsraum<br />
das in Kapitel 3.1 definierte Einzugsgebiet des Hiltruper <strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
zu Grunde gelegt werden. Dieses umfasst neben dem <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup selbst die benachbarten<br />
<strong>Münster</strong>aner <strong>Stadt</strong>teile Amelsbüren, Berg Fidel, Angelmodde und Wolbeck<br />
sowie die Ortschaften Drensteinfurt-Rinkerode und Sendenhorst-Albersloh. Die PKW-<br />
Erreichbarkeit ist über die B 54 und vorhandene Landstraßen in weniger als 15 Fahrminuten<br />
gegeben (vgl. dazu auch Ausführungen im Kap. 3.1).<br />
Der mittelzentrale Einzugsbereich des Hiltruper <strong>Stadt</strong>teilzentrums ist jedoch vor allem in<br />
den Warengruppen der mittel- und langfristigen Bedarfsstufe von Belang. Insbesondere in<br />
der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel ist eine deutlich höhere Distanzempfindlichkeit<br />
beim räumlichen Einkaufsverhalten der Kunden zu berücksichtigen. Lebensmittel<br />
werden üblicherweise vor Ort bzw. in der Nähe des Wohnortes gekauft, weshalb ein<br />
Großteil des Umsatzes des Lebensmittelmarktes voraussichtlich innerhalb des Kerneinzugsgebiets<br />
(<strong>Stadt</strong>teil Hiltrup) umverteilungswirksam werden wird. Dies trifft prinzipiell –<br />
wenngleich weniger ausgeprägt – auch auf die Warengruppe Gesundheits- und Körperpflegeartikel<br />
zu. Dies wird entsprechend in der Modellrechnung berücksichtigt. Gleichwohl<br />
ist es möglich, dass auswärtige Besucher des <strong>Stadt</strong>teilzentrums ihren Besuch auch mit Einkäufen<br />
bei diesen Anbietern kurzfristiger Bedarfsgüter koppeln. Somit müssen auch mögliche<br />
Auswirkungen außerhalb des <strong>Stadt</strong>teils untersucht werden.<br />
In diesem Zusammenhang sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das der Modellrech-<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
45
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
nung zu Grunde liegende Untersuchungsgebiet vom gewünschten Versorgungsgebiet eines<br />
Lebensmittelmarktes innerhalb des Hiltruper <strong>Stadt</strong>teilzentrums zu unterscheiden ist.<br />
Gemäß der Zielsetzungen des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> soll<br />
eine Versorgung der Bevölkerung möglichst flächendeckend und wohnortnah gewährleistet<br />
werden. Entsprechend soll sich die Dimensionierung neuer Lebensmittelmärkte vor allem<br />
an den bestehenden Angebots- und Nachfragestrukturen orientieren. Ansiedlungen<br />
innerhalb zentraler Versorgungsbereiche werden in diesem Zusammenhang – auch bei bereits<br />
guten bestehenden Ausstattungsgraden – ausdrücklich befürwortet, sofern sie zur<br />
nachhaltigen Stabilisierung dieser Zentren beitragen. Gleichwohl sollen auch durch solche<br />
Neuentwicklungen die Versorgungsstrukturen in benachbarten Siedlungsbereichen nicht<br />
gefährdet werden. 27 Entsprechend ist als Maßstab für eine Bewertung des Vorhabens vor<br />
allem das Verhältnis zur Nachfrage innerhalb des <strong>Stadt</strong>teils Hiltrup und die diesbezügliche<br />
Versorgungsfunktion des <strong>Stadt</strong>teilzentrums zu Grunde zu legen. Gleichwohl erfordert die<br />
Untersuchung der städtebaulichen Verträglichkeit des Vorhabens auch eine Betrachtung<br />
der absatzwirtschaftlichen Umverteilungseffekte außerhalb des <strong>Stadt</strong>teils.<br />
Die gewählte Abgrenzung des Untersuchungsraumes in Kombination mit den unterschiedlichen<br />
Distanzempfindlichkeiten innerhalb der einzelnen Warengruppen sowie der Annahme<br />
einer nahezu vollständigen Umsatzumverteilung innerhalb dieses Raumes entspricht<br />
dem rechtlich geforderten Worst-Case-Ansatz. Anhand der durchgeführten Modellberechnung<br />
ist eine Abbildung der Kaufkraftflüsse innerhalb des Untersuchungsraumes<br />
bezogen auf die einzelnen Standortbereiche in detaillierter Form möglich.<br />
27 vgl. <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>, Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Stadt</strong>planung, Verkehrsplanung; Einzelhandels- und Zent-<br />
renkonzept <strong>Münster</strong> – Fortschreibung 2009, <strong>Münster</strong>, 2009, S. 64<br />
46<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Karte 4: Abgrenzung des Untersuchungsraums<br />
Amelsbüren<br />
Berg-Fidel<br />
Hiltrup<br />
Eigene Darstellung auf Basis der DGK<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Drensteinfurt-Rinkerode<br />
47<br />
Angelmodde<br />
Wolbeck<br />
Sendenhorst-Albersloh<br />
Kaufkraft im Untersuchungsraum<br />
Insgesamt leben im Untersuchungsraum rd. 60.000 Einwohner mit einer einzelhandelsrelevanten<br />
Kaufkraft in den projektrelevanten Warengruppen von rd. 227 Mio. Euro.<br />
Eine Übersicht über die Bevölkerung im Untersuchungsraum nach Teilräumen und deren<br />
branchenspezifische, einzelhandelsrelevante Kaufkraft gibt die nachfolgende Tabelle 8.
Tabelle 7: Einwohner und einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Einzugsgebiet<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Hiltrup<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Amelsbüren<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Berg Fidel<br />
48<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Angelmodde<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Wolbeck<br />
Drensteinfurt-<br />
Rinkerode<br />
Sendenhorst-<br />
Albersloh<br />
Summe<br />
Einwohner (gerundete Werte) 25.000 6.050 5.550 7.300 8.650 3.800 3.800 60.150<br />
Einzelhandelsrelevante<br />
Kaufkraftkennziffer<br />
105,1 105,1 105,1 105,1 105,1 103,7 101,7 -<br />
Einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Mio. Euro<br />
Nahrungs- und Genussmittel 53,5 12,9 11,8 15,6 18,5 8,1 7,9 128,3<br />
Blumen / Zoologische Artikel 2,7 0,7 0,6 0,8 0,9 0,4 0,4 6,5<br />
Gesundheit und Körperpflege 8,4 2,0 1,9 2,5 2,9 1,3 1,2 20,2<br />
Bekleidung / Textilien 11,7 2,8 2,6 3,4 4,1 1,8 1,7 28,1<br />
Schuhe / Lederwaren 2,9 0,7 0,6 0,8 1,0 0,4 0,4 6,8<br />
Spielwaren / Hobbyartikel 2,9 0,7 0,6 0,8 1,0 0,4 0,4 6,8<br />
Elektrogeräte / Leuchten 3,5 0,9 0,8 1,0 1,2 0,5 0,5 8,4<br />
Elektronik / Multimedia 9,1 2,2 2,0 2,7 3,1 1,4 1,3 21,8<br />
Summe 1 94,7 22,9 20,9 27,6 32,7 14,3 13,8 226,9<br />
1 nur untersuchungsrelevante Branchen; durch Rundungen kann es zu Abweichungen in den Summen kommen<br />
Quelle: BBE, Köln 2010; eigene Berechnungen<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Das einzelhandelsrelevante Kaufkraftniveau im Untersuchungsraum liegt mit einzelhandelsrelevanten<br />
Kaufkraftkennziffern zwischen 101,7 (Sendenhorst-Albersloh)<br />
bis 105,1 (<strong>Münster</strong>) im Untersuchungsraum durchgängig oberhalb des Bundesdurchschnitts<br />
(Referenzwert = 100).<br />
���� Auf das Kerneinzugsgebiet Hiltrup, in dem mit rd. 25.000 Einwohnern knapp 42 %<br />
der Bewohner des Untersuchungsraumes lebt, entfällt ein Kaufkraftvolumen in den<br />
projektrelevanten Warengruppen von rund 95 Mio. Euro. Auf die übrigen <strong>Stadt</strong>teile<br />
sowie die Ortschaften der Umlandkommunen im Untersuchungsraum entfallen rund<br />
35.000 Einwohner und ein untersuchungsrelevantes Kaufkraftpotenzial von rund 132<br />
Mio. Euro.<br />
���� Den mit Abstand größten Branchenanteil im Untersuchungsraum besitzt die Branche<br />
Nahrungs- und Genussmittel mit 128 Mio. Euro einzelhandelsrelevanter Kaufkraft.<br />
Angebotssituation im Untersuchungsraum<br />
Ein Bestandteil der vorliegenden Untersuchung ist die Analyse möglicher absatzwirtschaftlicher<br />
und städtebaulicher Auswirkungen auf die schützenswerten zentralen Versorgungsbereiche<br />
sowie die wohnortnahe Grundversorgung i. S. v. § 11 (3) BauNVO. Darüber hinaus<br />
wurden jedoch flächendeckend auch die Verkaufsflächen aller weiteren relevanten<br />
Angebotsstandorte erhoben und in die Analyse eingestellt (vgl. Kapitel 2).<br />
Im definierten Untersuchungsraum bestehen gegenwärtig rund 300 Einzelhandelsbetriebe<br />
mit einer Gesamtverkaufsfläche von knapp 103.000 m². Im Rahmen der Verträglichkeitsuntersuchung<br />
des Planvorhabens sind vor allem die Warengruppen<br />
���� Nahrungs- und Genussmittel,<br />
���� Gesundheits- und Körperpflegeartikel,<br />
���� Bekleidung / Textilien,<br />
���� Schuhe / Lederwaren,<br />
���� Blumen / Zoologischer Bedarf,<br />
���� Spielwaren / Hobbyartikel,<br />
���� Elektrogeräte / Leuchten und<br />
���� Elektronik / Multimedia<br />
von untersuchungsrelevantem Interesse, da diese die möglichen Hauptsortimente der geplanten<br />
Angebote des betrachteten Planvorhabens darstellen, die in einem nennenswerten<br />
Umfang angeboten werden sollen bzw. angeboten werden könnten.<br />
Einen Überblick über das projektrelevante Angebot im Untersuchungsraum in den untersuchungsrelevanten<br />
Teilbranchen geben Tabelle 8 und Tabelle 9:<br />
49
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 8: Verkaufsflächen im Untersuchungsraum in den untersuchungsrelevanten Teilbranchen (gerundete Angaben in m²)<br />
Warengruppe<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Hiltrup<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Amelsbüren<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Berg Fidel<br />
50<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Angelmodde<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Wolbeck<br />
Drensteinfurt-<br />
Rinkerode<br />
Sendenhorst-<br />
Albersloh<br />
Summe<br />
Nahrungs- und Genussmittel 12.300 1.300 4.900 2.200 5.150 1.450 800 28.100<br />
Blumen / Zoologische Artikel 1.950 100 3.350 50 150 100 50 5.750<br />
Gesundheit und Körperpflege 2.650 250 400 550 650 200 250 4.950<br />
Bekleidung / Textilien 4.350 350 600 - 400 - 300 6.000<br />
Schuhe / Lederwaren 1.150 - 100 - 200 - 100 1.550<br />
Spielwaren / Hobbyartikel 250 - 200 - 300 - - 750<br />
Elektrogeräte / Leuchten 450 - 1.400 - 50 - 300 2.200<br />
Elektronik / Multimedia 750 - 2.850 50 200 - 100 3.950<br />
Summe 1 23.850 2.000 13.800 2.850 7.100 1.750 1.900 53.250<br />
1 jeweils nur untersuchungsrelevante Teilbranchen; durch Rundungen kann es zu Abweichungen in den Summen kommen<br />
Quelle: Datenbestand der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> sowie ergänzende eigene Erhebungen<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
51<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 9: Geschätzte Umsätze im Untersuchungsraum in den untersuchungsrelevanten Warengruppen (gerundete Angaben in Mio. Euro)<br />
Warengruppe<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Hiltrup<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Amelsbüren<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Berg Fidel<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Angelmodde<br />
<strong>Münster</strong>-<br />
Wolbeck<br />
Drensteinfurt-<br />
Rinkerode<br />
Sendenhorst-<br />
Albersloh<br />
Nahrungs- und Genussmittel 62,0 6,0 21,4 9,6 25,2 5,4 3,9 133,5<br />
Blumen / Zoologische Artikel 3,8 0,2 5,6 0,1 0,3 0,1 0,1 10,2<br />
Gesundheit und Körperpflege 13,3 1,3 1,9 2,3 3,3 0,5 0,7 23,3<br />
Bekleidung / Textilien 16,3 1,0 2,1 - 1,6 - 1,0 22,0<br />
Schuhe / Lederwaren 4,4 - 0,3 - 0,8 - 0,3 5,8<br />
Spielwaren / Hobbyartikel 0,8 - 0,7 - 0,8 - - 2,3<br />
Elektrogeräte / Leuchten 1,3 - 4,3 - 0,2 - 0,7 6,5<br />
Elektronik / Multimedia 5,7 - 19,1 0,3 1,5 - 0,6 27,2<br />
Summe 1 107,6 8,5 55,4 12,3 33,7 6,0 7,3 230,8<br />
1 jeweils nur untersuchungsrelevante Teilbranchen; durch Rundungen kann es zu Abweichungen in den Summen kommen<br />
Quelle: Datenbestand der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> sowie ergänzende eigene Erhebungen<br />
Summe
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Insgesamt wurden in den untersuchungsrelevanten Branchen mehr als 53.000 m²<br />
Verkaufsfläche erfasst, auf der ein Umsatz von rd. 231 Mio. Euro erwirtschaftet wird.<br />
Ein Großteil hiervon entfällt mit rd. 28.000 m² Verkaufsfläche und rd. 133 Mio. Euro<br />
Umsatzvolumen auf die Branche Nahrungs- und Genussmittel.<br />
���� Auf das Kerneinzugsgebiet Hiltrup entfällt ein Verkaufsflächenanteil von fast<br />
24.000 m² und ein Umsatzanteil von rd. 108 Mio. Euro in den untersuchungsrelevanten<br />
Warengruppen. Hier findet sich in fast allen untersuchungsrelevanten Teilbranchen<br />
ein vergleichsweise umfangreiches Angebotsspektrum mit einem quantitativen<br />
Schwerpunkt im Bereich Nahrungs- und Genussmittel. Geringere Ausstattungsgrade<br />
sind in den Branchen Spielwaren / Hobbyartikel, Elektrogeräte / Leuchten und Elektronik<br />
/ Multimedia zu verzeichnen (vgl. Kap. 3.2).<br />
���� In den meisten anderen <strong>Stadt</strong>teilen und Ortschaften der Umlandgemeinden ist ein<br />
deutlicher Schwerpunkt in den Warengruppen des kurzfristigen Bedarfs zu erkennen.<br />
Das umfangreichste Angebot ist in den <strong>Münster</strong>aner <strong>Stadt</strong>teilen Berg Fidel und Wolbeck<br />
vorhanden. Der auffällig hohe Angebotsanteil der Warengruppen Elektrogeräte /<br />
Leuchten und Elektronik / Multimedia im <strong>Stadt</strong>teil Berg Fidel ist vor allem auf den dort<br />
ansässigen Media-Markt am Standort Robert-Bosch-Straße zurückzuführen.<br />
Einen Überblick über die zentralen Versorgungsbereiche (und Sonderstandorte) im Untersuchungsraum<br />
gibt Karte 5. Es handelt sich hierbei insgesamt um zwei <strong>Stadt</strong>bereichszentren,<br />
vier Grundversorgungszentren und ein Ortsteilzentrum sowie drei Nahbereichszentren.<br />
In Drensteinfurt-Rinkerode ist kein zentraler Versorgungsbereich vorhanden.<br />
52<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Karte 5: Zentrale Versorgungsbereiche und Sonderstandorte im Untersuchungsraum<br />
Amelsbüren<br />
Berg-Fidel<br />
Hiltrup<br />
Eigene Darstellung auf Basis der DGK<br />
Drensteinfurt-Rinkerode<br />
53<br />
Angelmodde<br />
Wolbeck<br />
Sendenhorst-Albersloh<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentrum<br />
Grundversorgungszentrum<br />
Nahbereichszentrum<br />
Sonderstandort<br />
Im Folgenden werden die angebotsseitigen Kenndaten (Verkaufsflächen und Umsätze) der<br />
zentralen Versorgungsbereiche dargestellt (vgl. Tabelle 10)<br />
.
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup (Entwurf)<br />
Tabelle 10: Verkaufsflächen und Umsätze in den zentralen Versorgungsbereichen im Untersuchungsraum (gerundete Werte)<br />
Standort<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Nahrungs- und<br />
Genussmittel<br />
Blumen /<br />
Zoologischer Bedarf<br />
54<br />
Gesundheits- und<br />
Körperpflegeartikel<br />
Bekleidung /<br />
Textilen<br />
Schuhe /<br />
Lederwaren<br />
VKF Umsatz VKF Umsatz VKF Umsatz VKF Umsatz VKF Umsatz<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren (Nebenzentren mit mittelzentraler Versorgungsfunktion)<br />
Hiltrup-Mitte 5.630 m² 30,9 Mio. 810 m² 1,8 Mio. 1.500 m² 8,2 Mio. 3.630 m² 13,7 Mio. 840 m² 3,3 Mio.<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne* 1.000 m² 5,2 Mio. 10 m²
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
55<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 11: Verkaufsflächen und Umsätze in den zentralen Versorgungsbereichen im Untersuchungsraum (gerundete Werte)<br />
Standort<br />
Spielwaren /<br />
Hobbyartikel<br />
Elektrogeräte /<br />
Leuchten<br />
Elektronik /<br />
Multimedia<br />
VKF Umsatz VKF Umsatz VKF Umsatz<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren (Nebenzentren mit mittelzentraler Versorgungsfunktion)<br />
Hiltrup-Mitte 200 0,7 250 0,8 550 3,3<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne* - - - - - -<br />
Grundversorgungszentren und Ortsteilzentrum (Grundversorgungsfunktion)<br />
Wolbeck-Mitte - - 50 0,1 200 1,2<br />
Hiltrup-West - - - - 100 0,6<br />
Berg Fidel - - - - - -<br />
Amelsbüren - - - - - -<br />
Sendenhorst-Albersloh - - - - 75 0,5<br />
Nahbereichzentren (Nahversorgungsfunktion)<br />
Angelmodde Waldsiedlung - - - - - -<br />
Hiltrup-Ost / Osttor - - - - - -<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp - - - - 50 0,3<br />
Summe 200 0,7 300 0,9 975 5,9<br />
Quelle: eigene Erhebungen 2010 und Berechnungen<br />
* aufgeführt sind nur die Teilbereiche des Zentrums, die im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde liegen
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Insgesamt werden in den zentralen Versorgungsbereichen im Untersuchungsraum<br />
in den projektrelevanten Branchen auf mehr als 27.000 m² Verkaufsfläche rd.<br />
143 Mio. Euro Umsatz generiert. Dies entspricht mehr als der Hälfte der untersuchungsrelevanten<br />
Verkaufsfläche und fast zwei Drittel des entsprechend ermittelten<br />
Umsatzvolumens im Untersuchungsraum insgesamt.<br />
���� Die höchsten Verkaufsflächen entfallen auf die Branchen Nahrungs- und Genussmittel<br />
sowie Bekleidung / Textilien, wobei sich das Angebot in der Branche Bekleidung<br />
/ Textilien vor allem im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte konzentriert,<br />
während der nahversorgungsrelevanten Branche Nahrungs- und Genussmittel in allen<br />
Zentren eine sehr wichtige Rolle zukommt.<br />
���� Das <strong>Stadt</strong>bereichzentrum Hiltrup-Mitte verfügt unter den zentralen Versorgungsbereichen<br />
mit rd. 13.500 m² Verkaufsfläche und geschätzten rd. 63 Mio.<br />
Euro Umsatz in den untersuchten Branchen über das umfangreichste untersuchungsrelevante<br />
Angebot.<br />
���� In der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel ergibt sich für den Untersuchungsraum<br />
ein Zentralitätswert von rund 1,04, d.h. dass in der Gesamtbetrachtung<br />
leichte Zuflüsse einzelhandelsrelevanter Kaufkraft bestehen. Da aufgrund der<br />
regelmäßigen Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs die Versorgungseinkäufe<br />
in nahversorgungsrelevanten Sortimenten üblicherweise in der Nähe des<br />
Wohnortes getätigt werden, ist dies als durchschnittlicher bis leicht überdurchschnittlicher<br />
Wert einzuordnen, der zunächst nicht auf einen zusätzlichen Entwicklungsbedarf<br />
in dieser Warengruppe im Untersuchungsgebiet hindeutet. Üblicherweise<br />
werden als Maßstab Zentralitätswerte von 1,0, d.h. einer „Vollversorgung“<br />
vor Ort zu Grunde gelegt. Aufgrund des überörtlichen Einzugsbereichs des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
Hiltrup-Mitte, in dem auch mehrere spezialisierte Anbieter (z.B.<br />
Lebensmittelspezialgeschäfte) mit überörtlichem Einzugsbereich verortet sind, ist<br />
dies jedoch nicht als überdurchschnittlicher Wert bzw. als „Überversorgung“ zu<br />
werten.<br />
���� In der Branche Blumen / Zoologischer Bedarf ist ein Zentralitätswert von 1,56 zu<br />
verzeichnen, der deutliche Kaufkraftzuflüsse aufzeigt. Dies ist jedoch im Wesentlichen<br />
auf einzelne größere (Spezial-)Anbieter zurückzuführen.<br />
���� Bei Gesundheits- und Körperpflegeartikeln ergibt sich bei der Gegenüberstellung<br />
von örtlich erzieltem Umsatz und lokal vorhandener Kaufkraft eine Zentralität von<br />
1,15, was bedeutet, dass per Saldo der erzielte Umsatz der lokalen Einzelhandelsbetriebe<br />
das örtliche Kaufkraftvolumen um 15 % übersteigt, also Kaufkraft von außerhalb<br />
des Untersuchungsraumes zufließt. Dies spiegelt die gute Angebotsausstattung<br />
in diesen Warengruppen wider. Auch für diese nahversorgungsrelevante Warengruppe<br />
gilt der Maßstab der Vollversorgung, d.h. einer Zentralität von 1,0, so<br />
dass in dieser Warengruppe entsprechend bereits ein guter Angebotsausstattungsgrad<br />
vorliegt, der rechnerisch nicht auf nennenswerten zusätzlichen absatzwirtschaftlichen<br />
Entwicklungsspielraum schließen lässt.<br />
���� Die Zentralitätswerte in den Bereichen Bekleidung / Textilien sowie Schuhe / Lederwaren<br />
liegen mit 0,78 und 0,85 unterhalb der 1. Dies ist unter anderem auf
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
den gesamtstädtischen Wettbewerb (Konkurrenz zu anderen <strong>Stadt</strong>bereichszentren<br />
und vor allem der <strong>Münster</strong>aner Innenstadt) zurückzuführen und zeigen allenfalls<br />
leichte Entwicklungsspielräume.<br />
���� In der Warengruppe Spielwaren / Hobbyartikel wird innerhalb des Untersuchungsraumes<br />
ein Zentralitätswert von lediglich 0,34 erzielt. Diese geringe Angebotsausstattung<br />
ist auf die Konkurrenz insbesondere zu innerstädtischen Angeboten<br />
zurückzuführen und verdeutlicht eine Konzentrationstendenz auf einzelne starke<br />
Anbieter und Standorte mit hoher Zentralität. Gleichzeitig zeigt der niedrige<br />
Zentralitätswert ein hohes absatzwirtschaftliches Potenzial für zusätzliche Kaufkraftbindungen,<br />
vor allem durch Rückgewinnung bestehender Kaufkraftabflüsse.<br />
���� In den Warengruppen Elektrogeräte / Leuchten und Elektronik / Multimedia besteht<br />
zusammen eine Zentralität von 1,12, so dass in der Gesamtbetrachtung eine<br />
gute Angebotsausstattung und per Saldo Kaufkraftzuflüsse in den Untersuchungsraum<br />
zu verzeichnen sind. Dies ist in erster Linie auf den gesamtstädtisch wie regional<br />
bedeutsamen Anbieter Media-Markt am (städtebaulich nicht integrierten)<br />
Standort Robert-Bosch-Straße zurückzuführen.<br />
4.3 Potenzielle absatzwirtschaftliche Auswirkungen im Untersuchungsraum<br />
in Folge der Realisierung des Planvorhabens<br />
Es ist davon auszugehen, dass durch die Neuansiedlung des Vorhabens bestehenden<br />
Standorten im Untersuchungsraum Umsätze verloren gehen. Mit Hilfe eines Gravitationsmodells<br />
wird der projizierte Vorhabenumsatz im Untersuchungsraum umverteilt.<br />
Hierzu muss zunächst der Anteil des Vorhabenumsatzes festgelegt werden, der voraussichtlich<br />
im Untersuchungsraum umverteilungswirksam wird. Gemäß der geforderten<br />
Worst-Case-Betrachtung ist bei der Umsatzherkunft der Umsatzanteil des Untersuchungsraums<br />
möglichst hoch anzusetzen, um das maximale Ausmaß der zu erwartenden<br />
Auswirkungen abzubilden. Zudem werden Versorgungskäufe von Gütern des täglichen<br />
Bedarfs aufgrund der häufigen Nachfrage und daraus resultierenden Distanzempfindlichkeit<br />
in der Regel möglichst wohnortnah getätigt. Auch wenn voraussichtlich ein<br />
gewisser Kundenanteil auch von außerhalb des Untersuchungsgebiets stammen könnte,<br />
wird daher von einer kompletten Umverteilung innerhalb des Untersuchungsraumes<br />
ausgegangen. Angesichts der bereits guten Zentralitätskennziffern in den untersuchungsrelevanten<br />
Warengruppen (vgl. Kap.4.2) ist nicht von einer relevanten<br />
Steigerung von Kaufkraftzuflüssen aus dem Umland bzw. Reduzierung von Kaufkraftabflüssen<br />
zu rechnen, so dass eine „Rückverteilung“ bzw. Erhöhung der Kaufkraftbindung<br />
durch das Vorhaben entsprechend kaum zu erwarten ist. Die den nachfolgenden<br />
Berechnungen zu Grunde gelegten Werte tragen daher sowohl einer geforderten<br />
Worst-Case-Betrachtung, als auch den dargelegten Rahmenbedingungen im Untersuchungsraum<br />
Rechnung.<br />
Eine Ausnahme bildet in diesem Zusammenhang die Warengruppe Spielwaren / Hobbyartikel.<br />
Innerhalb des Untersuchungsraumes ist in dieser Branche eine sehr geringe<br />
Angebotsausstattung mit hohen Kaufkraftabflüssen zu verzeichnen. Insgesamt übersteigen<br />
die zu Grunde gelegten potenziellen Soll-Umsätze am Vorhabenstandort sogar<br />
57
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
die innerhalb des Untersuchungsraumes derzeit erzielten, sortimentsspezifischen Umsätze.<br />
Entsprechend kann hier nicht plausibel von einer vollständigen Umverteilung innerhalb<br />
des Untersuchungsraumes ausgegangen werden. Stattdessen würde eine Angebotsausweitung<br />
voraussichtlich in hohem Maße zu einer Rückgewinnung von Kaufkraftabflüssen<br />
beitragen können. Dies zeigen auch die ermittelten Entwicklungspotenziale<br />
in dieser Branche (vgl. Kap. 3.4). Entsprechend kann davon ausgegangen werden,<br />
dass max. 25 % der Soll-Umsätze des Planvorhabens innerhalb des Untersuchungsraumes<br />
umverteilungswirksam würden.<br />
Erste Einordnung anhand einzelhandelsspezifischer Kennwerte<br />
Die Realisierung des Planvorhabens und Generierung der oben aufgezeigten Umsätze<br />
würde mit Blick auf die zuvor dargestellten absatzwirtschaftlichen Kennwerte im Untersuchungsraum<br />
Folgendes bedeuten:<br />
Tabelle 12: Sortimentsspezifische Einordnung des Vorhabens in Spannweiten<br />
Nahrungs- u.<br />
Genussmittel<br />
Blumen /<br />
Zoolog. Artikel<br />
Anteil des Planvorhabens<br />
an der sortimentsspezifischen<br />
Kaufkraft im Untersuchungsraum<br />
in %<br />
Anteil des Planvorhabens<br />
am derzeitigensortimentsspezifischen<br />
Umsatz im<br />
Untersuchungsraum<br />
in %<br />
58<br />
Anteil an der sortimentsspezifischen<br />
Verkaufsfläche im<br />
Untersuchungsraum<br />
(inkl. Vorhaben, lt.<br />
Bestand 2010) in %<br />
Sortimentsspezifische<br />
„Zentralität“<br />
(inkl. des Vorhabens<br />
lt. Bestand<br />
2010)<br />
4 – 5 % 4 – 5 % 5 % 1,08 – 1,09<br />
14 – 29 % 9 – 19 % 9 – 15 % 1,71 – 1,86<br />
Drogerieartikel 12 – 29 % 11 – 25 % 12 – 19 % 1,28 – 1,44<br />
Bekleidung /<br />
Textilien<br />
Schuhe /<br />
Lederwaren<br />
Spielwaren /<br />
Hobbyartikel<br />
Elektrogeräte /<br />
Leuchten<br />
Elektronik /<br />
Multimedia<br />
6 – 12 % 7 – 17 % 8 – 14 % 0,84- 0,91<br />
22 – 51 % 26 – 60 % 24 – 39 % 1,07 – 1,37<br />
22 – 51 % 65 – 152 % 40 – 57 % 0,56 – 0,85<br />
13 – 36 % 17 – 46 % 19 – 31 % 0,90 – 1,13<br />
14 – 32 % 11 – 26 % 11 – 20 % 1,39 – 1,57<br />
Die Zahlen lassen zunächst vermuten, dass einzelne Bausteine des potenziellen Planvorhabens<br />
einen beträchtlichen Stellenwert in den Einzelhandelsstrukturen im Untersuchungsraum<br />
einnehmen könnten. Die potenziellen Verkaufsflächenanteile an den sortimentsspezifischen<br />
Einzelhandelsbeständen im Untersuchungsgebiet bewegen sich je<br />
nach Warengruppe und Prognoseansatz in sehr unterschiedlichen Spannweiten von<br />
knapp 5 % im Bereich Nahrungs- und Genussmittel bis zu knapp 57 % im Bereich<br />
Spielwaren / Hobbyartikel. Mit Ausnahme der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel<br />
bedeuten die maximal denkbaren Verkaufsflächen in den einzelnen Branchen<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Anteile von mehr als 10 % am jeweiligen Gesamtbestand der Warengruppe im Untersuchungsraum.<br />
Die potenziellen Anteile an den jeweiligen sortimentsspezifischen Umsätzen<br />
des derzeitigen Bestandes (bis zu 152 % in der Warengruppe Spielwaren, vgl.<br />
Ausführungen auf S. 59 / 60) sowie auch der örtlich vorhandenen, sortimentsspezifischen<br />
Kaufkraft (bis zu 51 %) liegen teilweise noch deutlich höher. Einen besonders<br />
hohen Stellenwert hätte eine maximale Ausschöpfung des möglichen Verkaufsflächenspielraums<br />
im Bereich Schuhe / Lederwaren. Die ermittelten Werte sind jedoch im weiteren<br />
unter städtebaulichen Gesichtspunkten zu prüfen und einzuordnen.<br />
Zunächst ist festzustellen, dass die Anteile der potenziellen Vorhabenumsätze an den<br />
sortimentsspezifischen Kaufkraftvolumina im Einzugsbereich dem „Kongruenzgebot“<br />
des § 24a Abs. 2, Satz 2 LEPro NRW entsprechen:<br />
���� Die sortimentsspezifische Zentralität in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel<br />
würde im gesamten Untersuchungsraum durch das Planvorhaben von<br />
1,04 auf bis zu 1,09 steigen, was noch als verträgliche Erweiterung im Rahmen einer<br />
nachfrageorientierten, wohnortnahen Versorgung gewertet werden kann. In<br />
diesem Zusammenhang ist jedoch vor allem auch die integrierte Lage des Vorhabenstandorts<br />
innerhalb des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums in die Bewertungen einzubeziehen.<br />
���� Der Zentralitätswert im Bereich Blumen / Zoo liegt mit 1,56 bereits heute sehr<br />
hoch. Eine Realisierung des Planvorhabens könnte eine Erhöhung auf bis zu 1,86<br />
mit sich bringen. Die hohen Zentralitätswerte sind jedoch zu bedeutenden Teilen<br />
auch auf Einzelanbieter mit großen Einzugsbereichen (z.B. Kölle-Zoofachmarkt,<br />
Gärtnerei am Osttor) in teilweise nicht integrierten Streulagen zurück zu führen, so<br />
dass hier auch eine mögliche räumliche Verschiebung zugunsten des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
bei der Bewertung möglicher Umverteilungen berücksichtigt werden<br />
muss.<br />
���� Die Steigerung von 1,15 auf bis zu 1,44 in der Warengruppe Gesundheits- und<br />
Körperpflegeartikel ließe auf eine deutliche Erhöhung der sortimentsspezifischen<br />
Ausstrahlungskraft des Einzelhandelsstandorts schließen, was angesichts der Orientierungsmarke<br />
einer Zentralität von 1,0 zunächst nicht einer Einordnung in das<br />
Zentrengefüge der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> entsprechen würde. Auch unter Berücksichtigung<br />
der mittelzentralen Versorgungsfunktion des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums ist eine weiterführende<br />
räumliche Betrachtung der potenziellen Auswirkungen einer Angebotsausweitung<br />
zwingend geboten.<br />
���� In der Branche Bekleidung / Textilien fällt die Steigerung der Zentralität von 0,78<br />
auf maximal 0,91 zwar auch vergleichsweise deutlich aus, bleibt jedoch noch unter<br />
dem Wert 1. In dieser Warengruppe wäre am ehesten eine Reduzierung von Kaufkraftabflüssen<br />
bzw. Steigerung von Kaufkraftuzflüssen denkbar.<br />
���� In der Branche Schuhe / Lederwaren könnte eine maximale Ausschöpfung des<br />
möglichen Verkaufsflächenpotenzials eine Steigerung der Zentralitätskennziffer von<br />
derzeit 0,85 auf bis zu 1,37 bedeuten, was eine deutliche Steigerung bedeuten<br />
würde. Angesichts der gesamtstädtischen Wettbewerbssituation sind mögliche absatzwirtschaftliche<br />
Umverteilungseffekte hier genau zu prüfen.<br />
59
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� In der Warengruppe Spielwaren / Hobbyartikel würde die Angebotsausweitung<br />
im Vergleich zu den bestehenden Verkaufsflächenausstattungen und Umsatzzahlen<br />
zwar deutlich ins Gewicht fallen, dies liegt jedoch in erster Linie an der derzeit geringen<br />
Angebotsausstattung. Selbst bei einer Angebotsausweitung um die maximal<br />
denkbaren 1.000 m² Verkaufsfläche bliebe der Zentralitätswert innerhalb des Untersuchungsraumes<br />
mit 0,85 noch unter 1.<br />
���� In den Warengruppen Elektrogeräte / Leuchten und Elektronik / Multimedia<br />
würde die untersuchte Angebotsausweitung am Vorhabenstandort im Verhältnis<br />
zum bestehenden Angebot bzw. Umsatz ebenfalls recht deutlich ausfallen. Zusammen<br />
mit den bestehenden sortimentsspezifischen Angeboten würden Zentralitäten<br />
von (teilweise deutlich) über 1 innerhalb des Untersuchungsraumes erreicht.<br />
Das maximal denkbare Angebot am Vorhabenstandort entspräche dennoch max.<br />
rd. einem Drittel der sortimentsspezifischen Kaufkraft im Untersuchungsraum.<br />
Insgesamt ist somit zunächst zu erwarten, dass zumindest einzelne potenzielle Bausteine<br />
des geplanten Vorhabens mit spürbaren Auswirkungen auf den Einzelhandel im Untersuchungsgebiet<br />
verbunden sein können. Diese sind jedoch nicht per se als schädliche<br />
bzw. negative städtebauliche Auswirkungen im Sinne von § 11(3) BauNVO einzustufen,<br />
sondern vielmehr sind neben dieser rein quantitativen Einordnung des Planvorhabens<br />
vor allem die konkreten städtebaulichen Auswirkungen des Planvorhabens auf<br />
die örtliche Angebotsstruktur, d.h. für den Untersuchungsraum und speziell die dort<br />
vorhandenen zentralen Versorgungsbereiche, näher zu betrachten.<br />
Hierzu werden in einem ersten Schritt die durch das Planvorhaben hervorgerufenen<br />
absatzwirtschaftlichen Auswirkungen (potenzielle Umsatzumverteilungseffekte) anhand<br />
der in Kapitel 2 geschilderten Berechnungen auf Basis eines Gravitationsansatzes<br />
modelltheoretisch abgebildet. Besonderes Augenmerk liegt dabei vor allem auf Umverteilungseffekten,<br />
die zentrale Versorgungsbereiche des Untersuchungsraums und die<br />
dort verorteten Betriebe betreffen und somit zu schädlichen Veränderungen der dortigen<br />
Angebotsstruktur beitragen könnten.<br />
Die potenziellen Umsatzumverteilungseffekte wurden gebietsscharf für alle zentralen<br />
Versorgungsbereiche in den untersuchungsrelevanten Warengruppen sortimentsspezifisch<br />
errechnet und werden nachfolgend differenziert dargestellt, wobei die zu erwartenden<br />
sortimentsspezifischen Umsatzverluste summiert und in Relation zum Gesamtumsatz<br />
des jeweiligen Standorts gesetzt wurden.<br />
60<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 13: Umsatzumverteilungen in der Branche Nahrungs- und Genussmittel<br />
Angebotsstandort Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren<br />
Moderate-Case-Variante Worst-Case-Variante<br />
61<br />
in %<br />
Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
Hiltrup-Mitte rd. 1,7 – 1,8 rd. 5-6 % rd. 1,9 – 2,1 rd. 6-7 %<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne** rd. 0,2 rd. 4 % rd. 0,2 rd. 4 %<br />
Grundversorgungszentren<br />
Wolbeck-Mitte rd. 0,4 rd. 2 % rd. 0,5 rd. 2-3 %<br />
Hiltrup-West rd. 0,9 – 1,0 rd. 6-7 % rd. 1,0 – 1,1 rd. 7-8 %<br />
Berg Fidel rd. 0,1 rd. 3 % rd. 0,1 rd. 3 %<br />
Amelsbüren rd. 0,2 rd. 4 % rd. 0,3 rd. 5 %<br />
Ortsteilzentrum Sendenhorst-Albersloh rd. 0,1 rd. 3 % rd. 0,1 rd. 4%<br />
Nahbereichszentren<br />
Angelmodde Waldsiedlung - - - -<br />
Hiltrup-Ost / Osttor rd. 0,2 rd. 7 % rd. 0,2 rd. 8 %<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp rd. 0,3 rd. 7 % rd. 0,3 rd. 8 %<br />
Integrierte Streulagen<br />
Amelsbüren Streulage - - - -<br />
Angelmodde Streulage rd. 0,1 – 0,2 rd. 4 % rd. 0,2 rd. 4 %<br />
Berg Fidel Streulage rd. 0,1 rd. 3% rd. 0,1 rd. 3 %<br />
Hiltrup-Mitte Streulage rd. 0,4 – 0,5 rd. 6 % rd. 0,5 rd. 7 %<br />
Hiltrup-Ost Streulage - - - -<br />
Hiltrup-West Streulage rd. 0,2 rd. 7 % rd. 0,2 rd. 8 %<br />
Wolbeck Streulage rd. 0,1 rd. 2-3 % rd. 0,1 – 0,2 rd. 3 %<br />
Sendenhorst-Albersloh Streulage - - - -<br />
Drensteinfurt-Rinkerode Streulage rd. 0,1 – 0,2 rd. 3 % rd. 0,2 rd. 3 %<br />
Sonderstandorte<br />
Hammer Straße / Trauttmansdorffstr. rd. 0,1 rd. 3 % rd. 0,2 rd. 3 %<br />
Robert-Bosch-Straße rd. 0,1 rd. 3 % rd. 0,1 rd. 3 %<br />
Robert-Bosch-Str. / DEK rd. 0,1 rd. 3 % rd. 0,1 rd. 3 %<br />
* Umsatzumverteilungen von weniger als 0,1 Mio. Euro sind rechnerisch nicht nachweisbar<br />
** nur Teile des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde (vgl. Abgrenzung Untersuchungsraum)<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis o.g. Kennwerte<br />
In der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel zeigen sich nur an wenigen Standorten<br />
Umverteilungsquoten um einen möglicherweise kritischen Schwellenwert von<br />
7-8 %. Die sind vor allem benachbarte Standorte im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup:<br />
in %
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Im Grundversorgungszentrum Hiltrup-West bietet der Verbrauchermarkt<br />
E-Center an der Meesenstiege ein zum Vorhabenstandort vergleichbares Sortiment.<br />
Das Grundversorgungszentrum ist mit seinem Standortverbund aus Vollsortimenter<br />
und Discounter sowie den ergänzenden Fachmarktangeboten aus funktionaler wie<br />
auch verkehrlicher Sicht gut aufgestellt, so dass hier kaum Funktionsverluste (z.B.<br />
durch Betriebsaufgaben) zu erwarten sind.<br />
���� Bei den Anbietern in den Nahbereichszentren Hiltrup-Ost / Osttor und Hiltrup-<br />
Ost / Am Roggenkamp handelt es sich um kleinere Lebensmitteldiscounter zur<br />
fußläufigen Nahversorgung und somit nicht um unmittelbare Wettbewerber zu<br />
dem am Vorhabenstandort geplanten Vollsortimenter. Die ermittelten Umsatzumverteilungsquoten<br />
lassen diesbezüglich jedoch keine Betriebsaufgaben erwarten.<br />
���� In Streulagen in Hiltrup-West befinden sich einige kleinteilige Betriebe, unter anderem<br />
ein kleiner Lebensmittelmarkt mit weniger als 200 m². Im unwahrscheinlichen<br />
Fall einzelner Betriebsaufgaben wäre die Versorgungssituation durch das zentral<br />
im <strong>Stadt</strong>teil liegende Grundversorgungszentrum jedoch gesichert, so dass hier<br />
kein räumliches Defizit hinsichtlich einer fußläufig erreichbaren Nahversorgungseinrichtung<br />
entstehen würde.<br />
���� Umverteilungen innerhalb des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums Hiltrup-Mitte selbst sind<br />
aus städtebaulicher Sicht insofern nicht relevant, als dass sich das Zentrum per Definition<br />
nicht selbst schädigen kann. Zudem ist in den Modellrechnungen nicht berücksichtigt,<br />
dass es sich bei dem Neuvorhaben teilweise um eine Verlagerung bestehender<br />
Verkaufsflächen innerhalb des Zentrums handeln soll, so dass die tatsächlichen<br />
Auswirkungen deutlich geringer ausfallen würden. Angesichts der Ermittelten<br />
Umverteilungsquoten von max. 6-7 % sind Betriebsaufgaben innerhalb des<br />
Zentrums jedoch kaum zu erwarten<br />
Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> führt in diesem Zusammenhang<br />
aus: „Neuansiedlungen innerhalb zentraler Versorgungsbereiche, die zu einer<br />
nachhaltigen Stärkung des zentralen Versorgungsbereichs führen, sind auch bei hohen<br />
Bindungsquoten zu akzeptieren, auch wenn durch das Vorhaben Struktureffekte innerhalb<br />
des zentralen Versorgungsbereiches ausgelöst werden. Der Wettbewerb innerhalb<br />
der zentralen Versorgungsbereiche ist durchaus erwünscht. Allerdings sind auch solche<br />
Vorhaben zurückhaltend zu dimensionieren, so dass evtl. vorhandene kleinteilige Angebotsstrukturen<br />
in benachbarten Wohngebieten nicht gefährdet werden.“ 28<br />
In der beschriebenen Dimensionierung sind in der Branche Nahrungs- und Genussmittel<br />
keine relevanten städtebaulichen Auswirkungen durch Umsatzumverteilungseffekte<br />
in Folge der Vorhabenrealisierung zu erwarten. Das Vorhaben steht diesbezüglich somit<br />
im Einklang mit den Regelungen des § 11 (3) BauNVO, als auch den Ausführungen des<br />
Einzelhandels- und Zentrenkonzepts der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>.<br />
28 vgl. <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>, Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Stadt</strong>planung, Verkehrsplanung; Einzelhandels- und<br />
Zentrenkonzept <strong>Münster</strong> – Fortschreibung 2009, <strong>Münster</strong>, 2009, S. 64<br />
62<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 14: Umsatzumverteilungen in der Warengruppe Blumen/Zoologische<br />
Artikel<br />
Angebotsstandort Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren<br />
Moderate-Case-Variante Worst-Case-Variante<br />
63<br />
in %<br />
Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
Hiltrup-Mitte bis 0,1 3-6 % 0,1 3-6 %<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne** - - - -<br />
Grundversorgungszentren<br />
Wolbeck-Mitte - - - -<br />
Hiltrup-West - - - -<br />
Berg Fidel - - - -<br />
Amelsbüren - - - -<br />
Ortsteilzentrum Sendenhorst-Albersloh - - - -<br />
Nahbereichszentren<br />
Angelmodde Waldsiedlung - - - -<br />
Hiltrup-Ost / Osttor - - - -<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp - - - -<br />
Integrierte Streulagen<br />
Amelsbüren Streulage - - - -<br />
Angelmodde Streulage - - - -<br />
Berg Fidel Streulage - - - -<br />
Hiltrup-Mitte Streulage - - - -<br />
Hiltrup-Ost Streulage - - - -<br />
Hiltrup-West Streulage - - - -<br />
Wolbeck Streulage - - - -<br />
Sendenhorst-Albersloh Streulage - - - -<br />
Drensteinfurt-Rinkerode Streulage - - - -<br />
Sonderstandorte<br />
Hammer Straße / Trauttmansdorffstr. 0,2 – 0,3 15 – 28 % 0,2 – 0,4 17 – 32 %<br />
Robert-Bosch-Straße 0,4 – 0,8 10 – 18 % 0,5 – 0,9 11 – 20 %<br />
Robert-Bosch-Str. / DEK - - - -<br />
* Umsatzumverteilungen von weniger als 0,1 Mio. Euro sind rechnerisch nicht nachweisbar<br />
** nur Teile des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde (vgl. Abgrenzung Untersuchungsraum)<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis o.g. Kennwerte<br />
in %
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� In der Branche Blumen (Indoor) / Zoologischer Bedarf und hier speziell im Segment<br />
Zoologischer Bedarf besteht neben den üblichen Randsortimentsangeboten<br />
bei Lebensmittel- und Drogeriemärkten ein sehr polarisiertes Angebot im Untersuchungsgebiet.<br />
Dieses konzentriert sich vor allem auf zwei Zoofachmärkte (Fressnapf<br />
und Kölle-Zoo) an den Sonderstandorten Hammer Straße / Trauttmansdorffstraße<br />
und Robert-Bosch-Straße. Zwar wären hier bei voller Ausschöpfung des Verkaufsflächenspielraums<br />
am Vorhabenstandort Umverteilungsquoten von bis zu<br />
rund 30 % möglich, eine solche Umsatzverschiebung von diesen nicht-integrierten<br />
Standorten zu Gunsten des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums Hiltrup-Mitte wäre aus städtebaulicher<br />
Sicht jedoch unbedenklich und gemäß des zu Grunde zu legenden<br />
§ 11 (3) BauNVO nicht relevant für die Bewertung des Vorhabens.<br />
���� Mögliche Angebotsverschiebungen im Zentrum Hiltrup-Mitte beträfen lediglich<br />
eine Umstrukturierung innerhalb des Zentrums und bewegen sich zudem innerhalb<br />
eines moderaten Rahmens einer Umsatzumverteilung von max. 3-6 %, die keine<br />
relevanten Veränderungen vermuten lassen.<br />
64<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 15: Umsatzumverteilungen in der Warengruppe Gesundheits- und<br />
Körperpflegeartikel<br />
Angebotsstandort Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren<br />
Moderate-Case-Variante Worst-Case-Variante<br />
65<br />
in %<br />
Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
Hiltrup-Mitte 0,8 – 1,4 10-17 % 1,0 – 1,8 12-22 %<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne** - - - -<br />
Grundversorgungszentren<br />
Wolbeck-Mitte 0,3 – 0,5 9-15 % 0,4 – 0,6 11-20 %<br />
Hiltrup-West 0,5 – 0,8 14-24 % 0,6 – 1,1 18-32 %<br />
Berg Fidel 0,1 – 0,2 10-17 % 0,1 – 0,2 13-23 %<br />
Amelsbüren 0,2 – 0,3 13-23 % 0,2 – 0,4 17-30 %<br />
Ortsteilzentrum Sendenhorst-Albersloh - - - -<br />
Nahbereichszentren<br />
Angelmodde Waldsiedlung 0,2 – 0,3 13-23 % 0,2 – 0,4 17-30 %<br />
Hiltrup-Ost / Osttor - - - -<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp 0,1 – 0,2 16-28 % 0,1 – 0,2 21-36 %<br />
Integrierte Streulagen<br />
Amelsbüren Streulage - - - -<br />
Angelmodde Streulage 0,1 – 0,2 13-23 % 0,1 – 0,2 17-30 %<br />
Berg Fidel Streulage - - - -<br />
Hiltrup-Mitte Streulage - - - -<br />
Hiltrup-Ost Streulage - - - -<br />
Hiltrup-West Streulage - - - -<br />
Wolbeck Streulage - - - -<br />
Sendenhorst-Albersloh Streulage - - - -<br />
Drensteinfurt-Rinkerode Streulage - - - -<br />
Sonderstandorte<br />
Hammer Straße / Trauttmansdorffstr. - - - -<br />
Robert-Bosch-Straße - - - -<br />
Robert-Bosch-Str. / DEK - - - -<br />
* Umsatzumverteilungen von weniger als 0,1 Mio. Euro sind rechnerisch nicht nachweisbar<br />
** nur Teile des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde (vgl. Abgrenzung Untersuchungsraum)<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis o.g. Kennwerte<br />
in %
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� In der Branche Gesundheits- und Körperpflegeartikel zeigen sich hingegen an<br />
mehreren Standorten hohe Umverteilungsquoten zwischen 20 % und 36 %. Diese<br />
betreffen vor allem Grundversorgungs- und Nahbereichszentren in benachbarten<br />
<strong>Münster</strong>aner Angebotsstandorten.<br />
���� Im Grundversorgungszentrum Hiltrup-West wäre vor allem der dort ansässige<br />
Rossmann-Drogeriemarkt als unmittelbarer Wettbewerber zu einem Drogeriewarenangebot<br />
am Vorhabenstandort zu werten. Bei diesem Anbieter handelt es sich<br />
derzeit um einen der wenigen Drogeriemärkte im Untersuchungsgebiet, der nicht<br />
der Fa. Schlecker zugehörig sind. Hinsichtlich des angebotenen Artikelspektrums<br />
setzt sich dieser Markts gegenüber den meisten Drogeriemärkten in den Grund-<br />
und Nahversorgungszentren sowie Streulagen somit deutlich ab. Durch einen vergleichbaren<br />
„konkurrierenden“ Anbieter am Vorhabenstandort wäre dieser Anbieter<br />
daher in höherem Maße von möglichen Umsatzumverteilungseffekten betroffen<br />
(Umverteilungsquoten von bis zu 32 %).<br />
���� In den Grundversorgungszentren Amelsbüren, Berg Fidel und Wolbeck-Mitte<br />
bieten jeweils 1-2 Apotheken und ein Schlecker-Drogeriemarkt Gesundheits- und<br />
Körperpflegeartikel als Hauptsortiment an. Die Angebote dieser Betriebe bilden an<br />
diesen Standorten einen Baustein der Grundversorgung im jeweiligen <strong>Stadt</strong>teil. Vor<br />
allem aufgrund der kleinteiligen Flächen des Drogeriemarktes wären auch hier hohe<br />
Umverteilungsquoten von bis zu 30 % in Folge einer maximalen Ausschöpfung<br />
des Verkaufsflächenpotenzials von mehr 1.000 m² am Vorhabenstandort möglich,<br />
was für die ansässigen Hauptsortimentsanbieter durchaus existenzgefährdende<br />
Ausmaße bedeuten kann.<br />
���� In den Nahbereichszentren Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp und Angelmodde<br />
Waldsiedlung bilden die dort ansässigen Schlecker-Drogeriemärkte die teilweise<br />
einzigen frequenzerzeugenden Ankerbetriebe, so dass mögliche Betriebsaufgaben<br />
hier zwangsläufig mit Funktionsverlusten des Zentrums verbunden wären.<br />
���� Auch in Streulage im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde befindet sich ein Drogeriemarkt, der<br />
durch das Planvorhaben in relevantem Maße von Umsatzumverteilungen betroffen<br />
sein könnte. Zwar hat dieser Anbieter durchaus eine gewisse Nahversorgungsbedeutung,<br />
angesichts des vorhandenen vergleichbaren Angebots im Nahbereichszentrum<br />
Angelmodde wären die Auswirkungen auf die Nahversorgungssituation im<br />
<strong>Stadt</strong>teil jedoch insgesamt aufzufangen.<br />
���� Im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte selbst bieten zwei Drogeriemärkte, mehrere<br />
Apotheken sowie einige Fachhändler Gesundheits- und Körperpflegeartikel an.<br />
Hinzu kommen die Randsortimentsangebote der Lebensmittelanbieter. Angesichts<br />
der möglichen Umverteilungsquoten von bis zu 22 % sind Angebotsverschiebungen<br />
innerhalb des Zentrums in Folge der Vorhabenrealisierung denkbar, die jedoch<br />
nicht mit Funktionsverlusten für das Zentrum insgesamt behaftet sind. Zur Wahrung<br />
des Angebotsspektrums und der räumlichen Struktur des Zentrums wäre jedoch<br />
auch hier ein maßvolle Dimensionierung des Drogeriewarenangebots am<br />
Vorhabenstandort zu empfehlen.<br />
66<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Insgesamt bleibt festzuhalten, dass im Untersuchungsgebiet vor allem zahlreiche<br />
Schlecker-Drogeriemärkte die Versorgung mit Gesundheits- und Körperpflegeartikeln<br />
sicherstellen. Durch eine Angebotsausweitung am Vorhabenstandort bietet<br />
sich die Möglichkeit, das Angebotsspektrum durch einen neuen Anbieter weiter zu<br />
diversifizieren und das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum zu stärken. Auf der anderen Seite bilden<br />
die Drogeriemärkte in den Grund- und Nahbereichszentren wichtige Bausteine<br />
des dort verorteten Grundversorgungsangebots für die ortsansässige Wohnbevölkerung,<br />
so dass die ermittelten Umverteilungsquoten kritisch gesehen werden müssen.<br />
67
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 16: Umsatzumverteilungen in der Warengruppe Bekleidung / Textilien<br />
Angebotsstandort Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren<br />
Moderate-Case-Variante Worst-Case-Variante<br />
68<br />
in %<br />
Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
Hiltrup-Mitte 0,9 – 1,9 7-13 % 1,1 – 2,2 8-16 %<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne** - - - -<br />
Grundversorgungszentren<br />
Wolbeck-Mitte 0,1 – 0,2 6-12 % 0,1 – 0,2 7-14 %<br />
Hiltrup-West 0,2 – 0,4 14-28 % 0,3 – 0,5 16-33 %<br />
Berg Fidel - - - -<br />
Amelsbüren - - - -<br />
Ortsteilzentrum Sendenhorst-Albersloh - - - -<br />
Nahbereichszentren<br />
Angelmodde Waldsiedlung - - - -<br />
Hiltrup-Ost / Osttor - - - -<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp - - - -<br />
Integrierte Streulagen<br />
Amelsbüren Streulage - - - -<br />
Angelmodde Streulage - - - -<br />
Berg Fidel Streulage - - - -<br />
Hiltrup-Mitte Streulage - - - -<br />
Hiltrup-Ost Streulage - - - -<br />
Hiltrup-West Streulage - - - -<br />
Wolbeck Streulage - - - -<br />
Sendenhorst-Albersloh Streulage - - - -<br />
Drensteinfurt-Rinkerode Streulage - - - -<br />
Sonderstandorte<br />
Hammer Straße / Trauttmansdorffstr. - - - -<br />
Robert-Bosch-Straße - - - -<br />
Robert-Bosch-Str. / DEK 0,1 – 0,3 12-24 % 0,1 – 0,3 14-28 %<br />
* Umsatzumverteilungen von weniger als 0,1 Mio. Euro sind rechnerisch nicht nachweisbar<br />
** nur Teile des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde (vgl. Abgrenzung Untersuchungsraum)<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis o.g. Kennwerte<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
in %
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� In der Branche Bekleidung / Textilien zeigen sich nur an wenigen Standorten relevante<br />
Umsatzumverteilungsquoten. Bei einer maximalen Verkaufsflächenausschöpfung<br />
von 1.000 m² sortimentsspezifischem Angebot am Vorhabenstandort, könnte<br />
dies jedoch Umsatzumverteilungen von teilweise mehr als 30 % bedeuten:<br />
���� Je nach Berechnungsvariante zeigen sich im Zentrum Hiltrup-Mitte Umverteilungsquoten<br />
zwischen 7 % und 16 %. Aus städtebaulicher bzw. baurechtlicher<br />
Sicht ist eine mögliche Angebotsverschiebung innerhalb des Zentrums nicht relevant,<br />
da keine Funktionsverluste des Zentrums insgesamt zu erwarten sind. Zudem<br />
ist aufgrund der Vielfalt des vorhandenen Angebots im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum auch<br />
davon auszugehen, dass mögliche Angebotsverschiebungen kaum mit einer Veränderung<br />
der räumlichen Struktur des Zentrums einher gehen.<br />
���� Im Grundversorgungszentrum Wolbeck-Mitte bieten einige kleine Fachgeschäfte<br />
Bekleidung / Textilien als Hauptsortiment an, die im Gesamtangebot dieses zentralen<br />
Versorgungsbereichs einen ergänzenden Charakter besitzen. Je nach Angebotsumfang<br />
und Sortimentsstruktur möglicher neuer Anbieter am Vorhabenstandort<br />
wären Umverteilungsquoten von bis zu maximal 14 % denkbar.<br />
���� Im nahegelegenen Grundversorgungszentrum Hiltrup-West bieten ein Textildiscounter<br />
und ein Baby-Fachgeschäft Bekleidung als Hauptsortiment an. Es ist zu<br />
vermuten, dass insbesondere der Fachdiscounter als Wettbewerber zu möglichen<br />
Angeboten am Vorhabenstandort zu sehen ist. Aufgrund der möglichen Angebotsüberschneidung<br />
und räumlichen Nähe zum Vorhabenstandort wären hier Umsatzumverteilungen<br />
von bis zu 33 % denkbar.<br />
���� Auch am Sonderstandort Robert-Bosch-Straße / DEK ist ein solcher Textildiscounter<br />
ansässig, der durch mögliche Umverteilungsquoten von bis zu 28 % betroffen<br />
sein könnte. Diese möglichen absatzwirtschaftlichen Auswirkungen sind aus<br />
städtebaulicher Sicht jedoch nicht relevant, da eine Umsatzumverteilung zu Gunsten<br />
des zentralen Versorgungsbereiches Hiltrup-Mitte positiv zu werten wäre.<br />
���� Insgesamt sind im Bereich Bekleidung / Textilien kaum absatzwirtschaftliche Auswirkungen<br />
zu erwarten. Hauptsächlich sind zwei Textildiscounter im Untersuchungsgebiet<br />
in relevantem Maße betroffen. Die entsprechenden Anbieter nehmen<br />
an den jeweiligen Standorten eher ergänzende Funktionen ein. Um die potenziellen<br />
Auswirkungen jedoch zu minimieren und Betriebsaufgaben zu vermeiden, ist die<br />
mögliche Dimensionierung des sortimentsspezifischen Angebots am Vorhabenstandort<br />
dennoch zu beschränken.<br />
69
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 17: Umsatzumverteilungen in der Warengruppe Schuhe / Lederwaren<br />
Angebotsstandort Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren<br />
Moderate-Case-Variante Worst-Case-Variante<br />
70<br />
in %<br />
Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
Hiltrup-Mitte 0,9 – 1,7 27-53 % 1,0 – 2,0 31-62 %<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne** - - - -<br />
Grundversorgungszentren<br />
Wolbeck-Mitte 0,2 – 0,4 23-47 % 0,2 – 0,4 27-55 %<br />
Hiltrup-West 0,2 – 0,5 30-60 % 0,3 – 0,6 35-70 %<br />
Berg Fidel - - - -<br />
Amelsbüren - - - -<br />
Ortsteilzentrum Sendenhorst-Albersloh - - - -<br />
Nahbereichszentren<br />
Angelmodde Waldsiedlung - - - -<br />
Hiltrup-Ost / Osttor 0,1 – 0,2 29-57 % 0,1 – 0,2 33-66 %<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp - - - -<br />
Integrierte Streulagen<br />
Amelsbüren Streulage - - - -<br />
Angelmodde Streulage - - - -<br />
Berg Fidel Streulage - - - -<br />
Hiltrup-Mitte Streulage - - - -<br />
Hiltrup-Ost Streulage - - - -<br />
Hiltrup-West Streulage - - - -<br />
Wolbeck Streulage - - - -<br />
Sendenhorst-Albersloh Streulage rd. 0,1 26-52 % 0,1 – 0,2 31-61 %<br />
Drensteinfurt-Rinkerode Streulage - - - -<br />
Sonderstandorte<br />
Hammer Straße / Trauttmansdorffstr. - - - -<br />
Robert-Bosch-Straße - - - -<br />
Robert-Bosch-Str. / DEK - - - -<br />
* Umsatzumverteilungen von weniger als 0,1 Mio. Euro sind rechnerisch nicht nachweisbar<br />
** nur Teile des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde (vgl. Abgrenzung Untersuchungsraum)<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis o.g. Kennwerte<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
in %
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� In der Warengruppe Schuhe / Lederwaren ist im Untersuchungsgebiet nur ein<br />
vergleichsweise geringes Verkaufsflächenangebot vorhanden. Drei Fachanbieter im<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte, drei weiteren in Grund- und Nahbereichszentren<br />
und einem Anbieter in Streulage im Sendenhorster <strong>Stadt</strong>teil Albersloh bieten<br />
Schuhe / Lederwaren als Hauptsortiment auf insgesamt knapp 1.200 m² Verkaufsfläche<br />
an. Hinzu kommen weitere rund 300 m² Randsortimentsangebote bei<br />
Modeanbietern und Aktionswaren bei Lebensmitteldiscountern.<br />
���� Entsprechend würde ein neues Verkaufsflächenangebot von 1.000 m² am Vorhabenstandort<br />
unter der (rechtlich erforderlichen) Annahme einer vollständigen Umsatzumverteilung<br />
im Untersuchungsraum hohe Umsatzumverteilungsquoten mit<br />
sich bringen. Dabei konnten im nahegelegenen Grundversorgungszentrum Hiltrup-<br />
West sogar Umsatzumverteilungsquoten von bis zu 70 % ermittelt werden. Aber<br />
auch alle anderen betroffenen Standorte, an denen einzelne Hauptsortimentsanbieter<br />
ansässig sind, weisen Umverteilungsquoten zwischen 23 % und 66 % auf.<br />
���� Eine Angebotsausweitung im Bereich Schuhe / Lederwaren am Vorhabenstandort<br />
entspricht zunächst einmal der Versorgungsfunktion des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums.<br />
Auch ist davon auszugehen, dass – entgegen der gewählten, rechtlich erforderlichen<br />
Worst-Case-Annahme einer vollständigen Umsatzumverteilung innerhalb des<br />
Untersuchungsgebiets – in gewissem Maße auch zu einer höheren Kaufkraftbindung<br />
an den Standort Hiltrup (z.B. durch Reduzierung von Kaufkraftabflüssen an<br />
Standorte außerhalb des Untersuchungsgebiets) beigetragen werden kann.<br />
���� Zudem besitzen die ansässigen Anbieter in den Grundversorgungs- und Nahbereichszentren<br />
eher ergänzenden Charakter und sind nicht entscheidend für die jeweilige<br />
Versorgungsfunktion dieser Standorte.<br />
���� Gleichwohl zeigen die ermittelten Zahlen, dass eine maßvolle Dimensionierung der<br />
neuen Angebote am Vorhabenstandort dringend zu empfehlen sind, um deutliche<br />
Angebotsverschiebungen und eine räumliche Polarisierung des sortimentsspezifischen<br />
Angebots innerhalb des Untersuchungsraumes und des Zentrums Hiltrup-<br />
Mitte zu vermeiden.<br />
71
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 18: Umsatzumverteilungen in der Branche Spielwaren / Hobbyartikel<br />
Angebotsstandort Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren<br />
Moderate-Case-Variante Worst-Case-Variante<br />
72<br />
in %<br />
Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
Hiltrup-Mitte rd. 0,1 – 0,3 18 – 37 % rd. 0,2 – 0,3 22 – 43 %<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne** -* - -* -<br />
Grundversorgungszentren<br />
Wolbeck-Mitte -* - -* -<br />
Hiltrup-West -* - -* -<br />
Berg Fidel -* - -* -<br />
Amelsbüren -* - -* -<br />
Ortsteilzentrum Sendenhorst-Albersloh -* - -* -<br />
Nahbereichszentren<br />
Angelmodde Waldsiedlung -* - -* -<br />
Hiltrup-Ost / Osttor -* - -* -<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp -* - -* -<br />
Integrierte Streulagen<br />
Amelsbüren Streulage -* - -* -<br />
Angelmodde Streulage -* - -* -<br />
Berg Fidel Streulage -* - -* -<br />
Hiltrup-Mitte Streulage -* - -* -<br />
Hiltrup-Ost Streulage -* - -* -<br />
Hiltrup-West Streulage -* - -* -<br />
Wolbeck Streulage rd. 0,1 – 0,2 10 – 20 % rd. 0,1 – 0,2 12 – 23 %<br />
Sendenhorst-Albersloh Streulage -* - -* -<br />
Drensteinfurt-Rinkerode Streulage -* - -* -<br />
Sonderstandorte<br />
Hammer Straße / Trauttmansdorffstr. rd. 0,1 – 0,2 16 – 31 % rd. 0,1 – 0,2 18 – 36 %<br />
Robert-Bosch-Straße -* - -* -<br />
Robert-Bosch-Str. / DEK -* - -* -<br />
* Umsatzumverteilungen von weniger als 0,1 Mio. Euro sind rechnerisch nicht nachweisbar<br />
** nur Teile des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde (vgl. Abgrenzung Untersuchungsraum)<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis o.g. Kennwerte<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
in %
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� In der Branche Spielwaren / Hobbyartikel besteht derzeit nur ein sehr geringes<br />
Angebot im Untersuchungsgebiet. Einziger Hauptsortimentsanbieter ist ein Fachgeschäft<br />
in Wolbeck. Daneben weisen nur das Schreib- und Spielwarenfachgeschäft<br />
Westerholt und das Kaufhaus Burgholz im Hiltruper <strong>Stadt</strong>bereichszentrum sowie<br />
der Babyfachmarkt Baby-One am Sonderstandort Hammer Straße / Trauttmansdorffstraße<br />
relevante Angebotsflächen auf, der Rest entfällt auf kleinere Randsortimentsangebote<br />
anderer Anbieter.<br />
���� Entsprechend dieser geringen sortimentsspezifischen Angebotsausstattungen konnte<br />
für die Branche Spielwaren / Hobbyartikel ein nennenswertes quantitatives Entwicklungspotenzial<br />
aufgezeigt werden (vgl. Kap. 3.4). Angebotsausweitungen<br />
würden mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer zusätzlichen Kaufkraftbindung (v. a.<br />
Rückgewinnung bestehender Kaufkraftabflüsse) beitragen, so dass nur geringe Teile<br />
(Annahme: 25 %) der potenziellen neu generierten Umsätze des Vorhabens zu<br />
Umverteilungen innerhalb des Untersuchungsraumes führen würden.<br />
Dennoch wären bei voller Ausschöpfung des Verkaufsflächenspielraums am Vorhabenstandort<br />
Umverteilungsquoten von mehr als 40 % an bestehenden Standorten<br />
im Untersuchungsraum möglich, da sich die Umverteilung auf nur wenige Angebotsstandorte<br />
verteilt.<br />
���� Eine Umsatzverschiebung vom nicht-integrierten Sonderstandort zu Gunsten des<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentrums Hiltrup-Mitte ist aus städtebaulicher Sicht unbedenklich und<br />
gemäß des zu Grunde zu legenden § 11 (3) BauNVO nicht relevant für die Bewertung<br />
des Vorhabens. Zudem ist die Warengruppe Spielwaren bei dem betroffenen<br />
Anbieter (Babyfachmarkt) nur ein untergeordneter Angebotsbaustein, so dass hier<br />
kein Verdrängungswettbewerb zu erwarten ist.<br />
���� Mögliche Angebotsverschiebungen von Streulagen ins <strong>Stadt</strong>bereichszentrum sind<br />
aus städtebaulicher Sicht ebenfalls nicht negativ zu bewerten. Vorrangstandort für<br />
die zentrenrelevante Branche Spielwaren / Hobbyartikel ist innerhalb des Untersuchungsraumes<br />
vor allem der zentrale Versorgungsbereich Hiltrup-Mitte. Dessen<br />
Versorgungsfunktion beinhaltet auch die Versorgung des mittelzentralen Einzugsgebiets<br />
mit (zentrenrelevanten) Bedarfsgütern der mittelfristigen Bedarfsstufe. Eine<br />
mögliche Angebotsverschiebung widerspricht nicht den städtebaulichen Zielvorstellungen<br />
zur Einzelhandels- und Zentrenentwicklung.<br />
���� Eine Angebotsverschiebung innerhalb des Zentrums Hiltrup-Mitte würde ebenfalls<br />
keinen Funktionsverlust des Zentrums bedeuten, da lediglich eine räumliche<br />
Angebotsverschiebung innerhalb des Zentrums zu erwarten wäre. Stattdessen<br />
könnte ein attraktiver Hauptsortimentsanbieter erheblich zur funktionalen Stärkung<br />
des Zentrums beitragen und ein deutliches bestehendes Angebotsdefizit innerhalb<br />
des Hiltruper Einzelhandels (zumindest teilweise) aufheben.<br />
73
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 19: Umsatzumverteilungen in der Branche Elektrogeräte / Leuchten<br />
Angebotsstandort Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren<br />
Moderate-Case-Variante Worst-Case-Variante<br />
74<br />
in %<br />
Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
Hiltrup-Mitte 0,1 – 0,2 16 – 32 % 0,2 – 0,3 22 – 44 %<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne** -* - -* -<br />
Grundversorgungszentren<br />
Wolbeck-Mitte -* - -* -<br />
Hiltrup-West -* - -* -<br />
Berg Fidel -* - -* -<br />
Amelsbüren -* - -* -<br />
Ortsteilzentrum Sendenhorst-Albersloh -* - -* -<br />
Nahbereichszentren<br />
Angelmodde Waldsiedlung -* - -* -<br />
Hiltrup-Ost / Osttor -* - -* -<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp -* - -* -<br />
Integrierte Streulagen<br />
Amelsbüren Streulage -* - -* -<br />
Angelmodde Streulage -* - -* -<br />
Berg Fidel Streulage -* - -* -<br />
Hiltrup-Mitte Streulage -* - -* -<br />
Hiltrup-Ost Streulage -* - -* -<br />
Hiltrup-West Streulage 0,1 – 0,2 17 – 36 % 0,1 – 0,2 24 –47 %<br />
Wolbeck Streulage -* - -* -<br />
Sendenhorst-Albersloh Streulage -* - -* -<br />
Drensteinfurt-Rinkerode Streulage -* - -* -<br />
Sonderstandorte<br />
Hammer Straße / Trauttmansdorffstr. 0,1 – 0,2 13 – 25 % 0,2 – 0,3 17 – 34 %<br />
Robert-Bosch-Straße 0,7 – 1,4 21 – 42 % 1,0 – 1,9 28 – 57 %<br />
Robert-Bosch-Str. / DEK -* - -* -<br />
* Umsatzumverteilungen von weniger als 0,1 Mio. Euro sind rechnerisch nicht nachweisbar<br />
** nur Teile des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde (vgl. Abgrenzung Untersuchungsraum)<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis o.g. Kennwerte<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
in %
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Tabelle 20: Umsatzumverteilungen in der Branche Elektronik / Multimedia<br />
Angebotsstandort Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
<strong>Stadt</strong>bereichszentren<br />
Moderate-Case-Variante Worst-Case-Variante<br />
75<br />
in %<br />
Monetär<br />
(Mio. Euro)*<br />
Hiltrup-Mitte 0,4 – 0,9 10 – 19 % 0,5 – 1,0 12 – 23 %<br />
Gremmendorf / Yorkkaserne** -* - -* -<br />
Grundversorgungszentren<br />
Wolbeck-Mitte 0,1 – 0,2 7 – 13 % 0,1 – 0,2 8 – 16 %<br />
Hiltrup-West -* - -* -<br />
Berg Fidel -* - -* -<br />
Amelsbüren -* - -* -<br />
Ortsteilzentrum Sendenhorst-Albersloh -* - -* -<br />
Nahbereichszentren<br />
Angelmodde Waldsiedlung -* - -* -<br />
Hiltrup-Ost / Osttor -* - -* -<br />
Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp -* - -* -<br />
Integrierte Streulagen<br />
Amelsbüren Streulage -* - -* -<br />
Angelmodde Streulage -* - -* -<br />
Berg Fidel Streulage 0,2 – 0,4 8 – 15 % 0,3 – 0,5 9 – 18 %<br />
Hiltrup-Mitte Streulage -* - -* -<br />
Hiltrup-Ost Streulage -* - -* -<br />
Hiltrup-West Streulage -* - -* -<br />
Wolbeck Streulage -* - -* -<br />
Sendenhorst-Albersloh Streulage -* - -* -<br />
Drensteinfurt-Rinkerode Streulage -* - -* -<br />
Sonderstandorte<br />
Hammer Straße / Trauttmansdorffstr. -* - -* -<br />
Robert-Bosch-Straße 2,0 – 4,0 12 – 25 % 2,4 – 4,7 15 – 30 %<br />
Robert-Bosch-Str. / DEK -* - -* -<br />
* Umsatzumverteilungen von weniger als 0,1 Mio. Euro sind rechnerisch nicht nachweisbar<br />
** nur Teile des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums im <strong>Stadt</strong>teil Angelmodde (vgl. Abgrenzung Untersuchungsraum)<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis o.g. Kennwerte<br />
���� In den Branchen Elektrogeräte / Leuchten und Elektronik / Multimedia konzentriert<br />
sich das derzeitige Angebot innerhalb des Untersuchungsraumes vor allem auf<br />
den Anbieter Media-Markt in städtebaulich nicht integrierter Lage am Sonder-<br />
in %
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
standort Robert-Bosch-Straße. Entsprechend würde eine vollständigen Umsatzumverteilung<br />
innerhalb des Untersuchungsraumes vor allem diesen Anbieter betreffen.<br />
Je nach Gestaltung des Angebots am Vorhabenstandort wären Umsatzumverteilungen<br />
von bis zu 30-34 % möglich.<br />
Umverteilungen im Bereich Elektrogeräte / Leuchten am Sonderstandort Hammer<br />
Straße / Trauttmansdorffstraße betreffen das Randsortiment (Leuchten) eines Baumarkts<br />
und sind aus absatzwirtschaftlicher Sicht eher nachrangig zu beurteilen.<br />
Eine solche Umsatzverschiebung von diesen nicht-integrierten Standorten zu Gunsten<br />
des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums Hiltrup-Mitte wäre aus städtebaulicher Sicht jedoch<br />
unbedenklich und gemäß des zu Grunde zu legenden § 11 (3) BauNVO nicht relevant<br />
für die Bewertung des Vorhabens.<br />
���� Innerhalb der <strong>Stadt</strong>teile Hiltrup-West und Berg Fidel könnten jeweils einzelne<br />
Elektro- bzw. Elektronikanbieter in Streulagen von Umsatzumverteilungen betroffen<br />
sein. Das entsprechende Fachgeschäft in Berg Fidel weist jedoch ein teilweise<br />
sehr spezialisiertes Sortiment (DJ-Equipment, Tonträger) auf, so dass hier wohl keine<br />
relevante absatzwirtschaftliche Beeinträchtigung zu erwarten ist. Bei einem<br />
Elektrofachgeschäft in Hiltrup-West wäre angesichts hoher potenzieller Umverteilungsquoten<br />
jedoch eine Betriebsaufgabe in der Folge nicht auszuschließen.<br />
Eine solche Angebotsverschiebung ins <strong>Stadt</strong>bereichszentrum sind aus städtebaulicher<br />
Sicht jedoch nicht negativ zu bewerten, da dieser zentrale Versorgungsbereich<br />
Hiltrup-Mitte der Vorrangstandort für die zentrenrelevante Branche Elektrogeräte<br />
bzw. Elektronik ist und diesbezügliche Versorgungsfunktionen für das mittelzentrale<br />
Einzugsgebiet übernimmt. Eine mögliche Angebotsverschiebung steht somit nicht<br />
im Widerspruch zu den städtebaulichen Zielvorstellungen zur Einzelhandels- und<br />
Zentrenentwicklung der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>.<br />
���� Innerhalb des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums Hiltrup-Mitte befinden sich derzeit mehrere<br />
kleinere Hauptsortimentsanbieter. Gleichwohl lässt sich in der Angebots- und<br />
Nachfrageanalyse eine deutliches branchenspezifisches Entwicklungspotenzial aufzeigen<br />
(Kap. 3.4). Eine Angebotsausweitung könnte entsprechend zur funktionalen<br />
Stärkung des Zentrums beitragen und das bestehende Angebotsdefizit minimieren.<br />
Angesichts der ermittelten potenziellen Umverteilungsquoten sind innerhalb des<br />
Zentrums einzelne Betriebsaufgaben zwar nicht gänzlich auszuschließen, jedoch<br />
würde dies lediglich eine Angebotsverschiebung innerhalb des Zentrums bedeuten.<br />
���� Problematischer wären die absatzwirtschaftlichen Auswirkungen innerhalb des<br />
Grundversorgungszentrums Wolbeck Mitte zu bewerten. Zwar sind die Branchen<br />
Elektrogeräte / Leuchten bzw. Elektronik /Multimedia kein elementarer Baustein<br />
zur Grundversorgung der Bevölkerung des <strong>Stadt</strong>teils, dennoch leistet das entsprechende<br />
Fachangebot dort einen wichtigen Versorgungsbeitrag und trägt zur Attraktivität<br />
des Angebots im Grundversorgungszentrum bei. Derzeit sind innerhalb<br />
des Zentrums drei kleinere Hauptsortimentsanbieter vertreten. Selbst im ungünstigsten<br />
Fall einer Betriebsaufgabe wäre das entsprechende Angebot noch vertreten.<br />
Zur Vermeidung von Funktionsverlusten bzw. Minimierung absatzwirtschaftlicher<br />
Auswirkungen in diesem Zentrum wird dennoch eine maßvolle Dimensionierung<br />
der Entwicklungen am Vorhabenstandort empfohlen.<br />
76<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
Zwischenfazit<br />
���� Die durch das Planvorhaben in seiner Dimensionierung zu erwartenden Umsatzumverteilungseffekte<br />
haben sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen<br />
Standorte im Untersuchungsgebiet. Die monetären Umsatzverluste bewegen<br />
sich in breiten Spannweiten, die je nach Größe und Struktur des betroffenen<br />
Standorts unterschiedlich hohe Anteile am sortimentsspezifischen Gesamtumsatz<br />
der jeweiligen Standorte bedeuten.<br />
���� Im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte zeigen sich je nach Berechnungsvariante<br />
in den Warengruppen Gesundheits- und Körperpflegeartikel, Bekleidung / Textilien<br />
und Schuhe / Lederwaren sowie Spielwaren / Hobbyartikel, Elektrogeräte / Leuchten<br />
und Elektronik / Multimedia Umsatzumverteilungsquoten von (teilweise deutlich)<br />
mehr als 10 %. Dazu ist jedoch festzuhalten, dass auch der Vorhabenstandort<br />
innerhalb dieses Zentrums liegt. Aus städtebaulicher Sicht bedeutet dies, dass mögliche<br />
Angebotsverschiebungen in Folge absatzwirtschaftlicher Umverteilungseffekte<br />
als Umstrukturierungen innerhalb des Zentrums zu werten sind. Zudem ist anzumerken,<br />
dass potenzielle Synergieeffekte zwischen dem Planvorhaben und den bestehenden<br />
Angeboten im Zentrum aus methodischen Gründen im verwendeten Berechnungsmodell<br />
keine Berücksichtigung finden, so dass die tatsächlichen absatzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen hier voraussichtlich deutlich geringer ausfallen dürften.<br />
���� In Streulagen im Untersuchungsgebiet außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche<br />
treten nur in Einzelfällen relevante Umsatzumverteilungsquoten auf. Mögliche<br />
Angebotsverschiebungen sind auch in Bezug auf die Prämissen und Ziele des Einzelhandelskonzeptes<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> abzuwägen. Von Bedeutung ist diesbezüglich<br />
der Erhalt einer wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung. Ein „Konkurrenzschutz“<br />
für einzelne Betriebe lässt sich daraus jedoch nicht ableiten. Auf eine Beeinträchtigung<br />
der Versorgungssituation mit negativen städtebaulichen Auswirkungen<br />
in den entsprechenden Siedlungsbereichen lässt sich aus den ermittelten Umsatzumverteilungen<br />
nicht schlussfolgern. Für die Bewertung des Planvorhabens ergibt<br />
sich diesbezüglich demnach keine nennenswerte Bedeutung. Umverteilungsquoten<br />
in städtebaulich nicht integrierten Streulagen sind aus städtebaulicher<br />
Sicht ohnehin nicht negativ zu bewerten, da die betroffenen Betriebe an städtebaulich<br />
nicht integrierten Standorten nur eine marginale Nahversorgungsfunktion erfüllen<br />
können und selbst eine Aufgabe einzelner Betriebe somit keine städtebaulich<br />
negativen Folgen hätte.<br />
���� Jedoch sind auch Anbieter in den Grundversorgungszentren sowie in einzelnen<br />
Nahbereichszentren häufig in relevantem Maße von absatzwirtschaftlichen Umverteilungseffekten<br />
beeinträchtigt. Vor allem in den Grundversorgungszentren Hiltrup-<br />
West und Wolbeck-Mitte zeigen sich in den branchenspezifischen Betrachtungen<br />
häufig signifikante absatzwirtschaftliche Auswirkungen. Diese errechneten Umsatzumverteilungen<br />
sind in jedem Fall in einem zweiten Schritt unter städtebaulichen<br />
Gesichtspunkten (Umschlagen in städtebaulich negative Auswirkungen?) zu prüfen<br />
(vgl. Kap. 4.4), da insbesondere die vorhandenen Drogeriemärkte und Apotheken<br />
wichtige Angebotsbausteine für eine wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung<br />
77
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
sowie Funktionen als Frequenzbringer innerhalb eines Standortbereichs einnehmen<br />
können.<br />
4.4 Einordnung der potenziellen absatzwirtschaftlichen Auswirkungen<br />
hinsichtlich möglicher städtebaulicher Folgewirkungen<br />
Die Ermittlung der monetären bzw. prozentualen Höhe der absatzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen ist ein wichtiger, aber nicht ausreichender Schritt bei der Beurteilung<br />
städtebaulich und versorgungsstrukturell negativer Implikationen. Wie in Kapitel 2 beschrieben,<br />
ist die 10 %-Marke der Umsatzumverteilung in diesem Zusammenhang<br />
nicht als „Demarkationslinie“ zu sehen. Je nach Angebotsstruktur und Rahmenbedingungen<br />
kann sowohl eine Umsatzumverteilung von mehr als 10 % für einen zentralen<br />
Versorgungsbereich städtebaulich verträglich sein als auch eine Umsatzumverteilungsquote<br />
von weniger als 10 % für einen bestimmten Zentrenbereich als städtebaulich<br />
unverträglich eingestuft werden.<br />
Eine solche städtebaulich relevante Umsatzumverteilung liegt z. B. dann vor, wenn<br />
���� eine wesentliche Änderung der Marktverhältnisse in Form von „flächendeckenden“<br />
Geschäftsaufgaben befürchtet werden muss, so dass die Versorgung der Bevölkerung<br />
nicht mehr gewährleistet ist 29 bzw.<br />
���� das jeweilige Vorhaben zu Ladenleerständen und so zu einer Verminderung der<br />
Vielfalt und Dichte des Warenangebotes sowie zu abnehmender Frequenz, zur Niveauabsenkung<br />
und damit zu einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit<br />
des betroffenen zentralen Versorgungsbereiches führt 30 .<br />
Ein einschlägiges Urteil des Bundesverwaltungsgerichts interpretiert den in diesem Zusammenhang<br />
verwendeten Begriff der „Funktionsstörung“ eines zentralen Versorgungsbereiches<br />
als<br />
���� Herbeiführung eines Zustandes der Unausgewogenheit, der zur Folge hat, dass<br />
der Versorgungsbereich seinen Versorgungsauftrag generell oder hinsichtlich<br />
einzelner Branchen nicht mehr in substanzieller Weise wahrnehmen kann. 31<br />
Insbesondere die Bedeutung absatzwirtschaftlich „betroffener“ Betriebe für den zentralen<br />
Versorgungsbereich ist in diesem Zusammenhang ausschlaggebend dafür, ob<br />
sich aus wettbewerblichen Auswirkungen negative städtebauliche Auswirkungen erge-<br />
29 vgl. Fickert/Fieseler, BauNVO, 10. Auflage (2002), § 11 Rn. 21.1 m.w.N.<br />
30 vgl. u. a. Janning, Der Ausschluss des zentrenschädigenden Einzelhandels im unbeplanten Innenbe-<br />
reich, BauR 2005, 1723, 1725<br />
31 BverwG 4 C 7.07 vom 11. Oktober 2007<br />
78<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
ben. Somit gilt es zu analysieren, wie die Anbieter im zentralen Versorgungsbereich<br />
eingebettet sind und welche Bedeutung sie für den zentralen Versorgungsbereich übernehmen.<br />
Bei der Bewertung eines möglichen Umschlagens absatzwirtschaftlicher in<br />
städtebauliche Auswirkungen stehen folgende Aspekte im Vordergrund.<br />
���� Lage im <strong>Stadt</strong>gefüge<br />
���� Struktur des zentralen<br />
Versorgungsbereiches<br />
���� Städtebauliche Qualität<br />
79<br />
���� Qualität der Läden, des<br />
Straßenraumes<br />
���� Einzelhandelsdichte<br />
���� Magnetbetriebe<br />
Unter Berücksichtung der dargestellten Umsatzumverteilungsquoten sind mit Blick auf<br />
ein mögliches „Umschlagen“ der absatzwirtschaftlichen Auswirkungen diejenigen<br />
zentralen Versorgungsbereiche einer detaillierten Analyse zu unterziehen, in denen<br />
Umsatzumverteilungsquoten von mehr als 7 %nachgewiesen wurden, die möglicherweise<br />
negativ auf die städtebaulichen Strukturen des zentralen Versorgungsbereiches<br />
wirken können. Es handelt sich hierbei zum einen um<br />
���� Das Grundversorgungszentrum Amelsbüren<br />
���� Das Grundversorgungszentrum Berg Fidel<br />
���� Das Grundversorgungszentrum Hiltrup-West<br />
���� Das Grundversorgungszentrum Wolbeck-Mitte<br />
���� Das Nahbereichszentrum Angelmodde / Waldsiedlung<br />
���� Das Nahbereichszentrum Hiltrup-Ost / Osttor<br />
���� Das Nahbereichszentrum Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp<br />
Ferner zeigen sich relevante Umverteilungsquoten im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-<br />
Mitte selbst. Diese sind aus städtebaulicher Sicht jedoch irrelevant, da es sich um<br />
marktwirtschaftlichen Wettbewerb innerhalb des Zentrums handelt, der allenfalls zu<br />
Umstrukturierungen innerhalb des Zentrums selbst führt. Hier kann und soll kein Wettbewerbsschutz<br />
für einzelne Anbieter formuliert werden.<br />
Gleichwohl ist bei den Betrachtungen berücksichtigt worden, die städtebauliche Grundstruktur<br />
des Zentrums nicht zu beeinträchtigen. Mögliche Synergieeffekte für die bestehenden<br />
Anbieter des Zentrums bleiben im Berechnungsmodell aus methodischen<br />
Gründen unberücksichtigt. Dennoch sind durchaus positive Auswirkungen, insbesondere<br />
durch die Magnetfunktion des Vorhabens und die daraus resultierenden Kopplungsmöglichkeiten<br />
auf die übrigen Betriebe des Zentrums zu erwarten. Insbesondere<br />
die Ausbildung frequentierter räumlicher Magnetbetriebe innerhalb der Zentrenstrukturen<br />
führt i.d.R. zur Aufwertung bzw. zur Stabilisierung der im Umfeld liegenden Einzelhandels-<br />
und Dienstleistungsbereiche. Da der Standort des Vorhabens einen wichtigen<br />
Polbereich am östlichen Ende des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums bildet, kann die frequenzerzeugende<br />
Wirkung für die westlich anschließenden, bandförmig ausgeprägten Laufla-
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
gen des Zentrums als gegeben eingestuft werden. Zu vermeiden wäre aus städtebaulicher<br />
Sicht jedoch eine zu starke Polarisierung auf einen Teilbereich des Zentrums.<br />
Auswirkungen im Grundversorgungszentrum Amelsbüren<br />
���� Für das Grundversorgungszentrum Amelsbüren wurden in der Warengruppe Gesundheits-<br />
und Körperpflegeartikel (13 – 30 %) relevante Umsatzumverteilungsquoten<br />
ermittelt.<br />
���� Das Angebot im Grundversorgungszentrum besteht aus 10 Anbietern mit einer Gesamtverkaufsfläche<br />
von rund 1.700 m², die überwiegend Grundversorgungsangebote<br />
des periodischen Bedarfs für die Bevölkerung des <strong>Stadt</strong>teils anbieten. Kernanbieter<br />
sind ein K+K-Lebensmittelmarkt, ein Getränkemarkt und ein Schlecker-<br />
Drogeriemarkt, die durch mehrere kleinteilige Anbieter (z.B. Bäcker, Apotheke etc.)<br />
ergänzt werden.<br />
���� Das Zentrum erstreckt sich im Wesentlichen in lockerer Einzelhandelsdichte beiderseits<br />
der Davertstraße, eingebettet in die historisch gewachsenen Strukturen des<br />
<strong>Stadt</strong>teils. Der räumliche Schwerpunkt des Angebots liegt im Kreuzungsbereich zur<br />
Ottmarsbocholter Straße.<br />
���� Als Grundversorgungszentrum hat der Standort eine Versorgungsfunktion für den<br />
<strong>Stadt</strong>teil mit Angebotsschwerpunkten im kurzfristigen Bedarfsbereich. Das Angebot<br />
in der Warengruppe Gesundheits- und Körperpflegeartikel umfasst vor allem die<br />
Angebote des Drogeriemarkts Schlecker (rd. 170 m²) und einer Apotheke sowie<br />
ferner die Randsortimentsangebote des Lebensmittelmarktes.<br />
���� Im Falle einzelner Betriebsaufgaben würden hier wichtige Angebotsbausteine in der<br />
nahversorgungsrelevanten Warengruppe verloren gehen, so dass von einer funktionalen<br />
Beeinträchtigung des Versorgungsstandorts auszugehen wäre. Zudem<br />
kommt dem Drogeriemarkt neben dem Lebensmittelmarkt eine wichtige Funktion<br />
als Frequenzbringer zu, von dem auch die kleinteiligen Anbieter innerhalb des<br />
Zentrums profitieren.<br />
Auswirkungen im Grundversorgungszentrum Berg Fidel<br />
���� Auch für das Grundversorgungszentrum Berg Fidel wurden in der Warengruppe<br />
Gesundheits- und Körperpflegeartikel (10 – 23 %) relevante Umsatzumverteilungsquoten<br />
ermittelt.<br />
���� Das Angebot im Grundversorgungszentrum besteht aus sechs Anbietern mit einer<br />
Gesamtverkaufsfläche von rund 1.000 m², die überwiegend Grundversorgungsangebote<br />
des periodischen Bedarfs für die Bevölkerung des <strong>Stadt</strong>teils anbieten. Kernanbieter<br />
sind ein Edeka-Lebensmittelmarkt und ein Schlecker-Drogeriemarkt, die<br />
durch mehrere kleinteilige Anbieter (Bäcker, Apotheke, Fachgeschäfte sowie<br />
Dienstleistungsbetriebe) ergänzt werden.<br />
���� Das kompakte Zentrum liegt in einer integrierten Ladenzeile, eingebettet in die<br />
80<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
dichten Bebauungsstrukturen des <strong>Stadt</strong>teils.<br />
���� Als Grundversorgungszentrum hat der Standort eine Versorgungsfunktion für den<br />
<strong>Stadt</strong>teil mit Angebotsschwerpunkten im kurzfristigen Bedarfsbereich. Das Angebot<br />
in der Warengruppe Gesundheits- und Körperpflegeartikel umfasst vor allem die<br />
Angebote des Drogeriemarkts Schlecker (rd. 110 m²) und einer Apotheke sowie<br />
ferner die Randsortimentsangebote des Lebensmittelmarktes.<br />
���� Im Falle einzelner Betriebsaufgaben würden hier wichtige Angebotsbausteine in der<br />
nahversorgungsrelevanten Warengruppe verloren gehen, so dass hier von einer<br />
funktionalen Beeinträchtigung des Versorgungsstandorts auszugehen wäre. Zudem<br />
kommt dem Drogeriemarkt neben dem Lebensmittelmarkt eine wichtige Funktion<br />
als Frequenzbringer zu, von dem auch die kleinteiligen Anbieter innerhalb des<br />
Zentrums profitieren.<br />
Auswirkungen im Grundversorgungszentrum Hiltrup-West<br />
���� Für das Grundversorgungszentrum Hiltrup-West wurden in den Warengruppen<br />
Nahrungs- und Genussmittel (bis 7 %), Gesundheits- und Körperpflegeartikel (14 –<br />
32 %), Bekleidung / Textilien (14 – 33 %) und Schuhe / Lederwaren (bis zu 70 %)<br />
relevante Umsatzumverteilungsquoten ermittelt.<br />
���� Das Angebot im Grundversorgungszentrum ist gemessen an anderen Grundversorgungsstandorten<br />
im Untersuchungsgebiet mit mehr als 4.500 m² quantitativ umfangreich<br />
aufgestellt. Die 11 vorhandenen Einzelhandelsbetriebe bieten ein gut<br />
strukturiertes Grundversorgungsangebot des periodischen Bedarfs, das durch einzelne<br />
Angebote der mittelfristigen Bedarfsstufe ergänzt wird. Kernanbieter sind ein<br />
Edeka-Verbrauchermarkt (2.400 m²), eine Netto-Lebensmitteldiscounter (780 m²)<br />
und ein Rossmann-Drogeriemarkt (550 m²), die mit mehreren Fachanbietern und<br />
kleinteiligen Betrieben einen modernen, attraktiven Standortverbund bilden.<br />
���� Das kompakte Zentrum liegt zentral im <strong>Stadt</strong>teil an der Meesenstiege und ist sowohl<br />
fußläufig als auch mit dem PKW verkehrlich gut erreichbar.<br />
���� Als Grundversorgungszentrum hat der Standort in erster Linie eine Versorgungsfunktion<br />
für den <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup-West mit Angebotsschwerpunkten im kurzfristigen<br />
Bedarfsbereich. Das Angebot in den untersuchungsrelevanten Warengruppen<br />
umfasst rund 2.800 m² im Bereich Nahrungs- und Genussmittel (Lebensmittelmärkte,<br />
Bäcker, Randsortiment Drogeriemarkt), rund 750 m² in der Branche Gesundheits-<br />
und Körperpflegeartikel (Drogeriemarkt, Apotheke, Randsortiment Lebensmittelmärkte),<br />
fast 400 m² in der Warengruppe Bekleidung (Textildiscounter, Babyfachgeschäft,<br />
Randsortimentsangebote) sowie 200 m² Schuhe / Lederwaren (Fachanbieter<br />
ABC Schuhe).<br />
���� Die genannten Betriebe sind – wie der gesamte Standort – modern und zukunftsfähig<br />
aufgestellt. Insbesondere die Betriebe mit Hauptbranche im kurzfristigen Bedarfsbereich<br />
sind von hoher Bedeutung für die Grundversorgungsfunktion des<br />
Zentrums. Absatzwirtschaftliche Umverteilungen im Bereich Nahrungs- und Ge-<br />
81
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
nussmittel (bis zu maximal 7 %) werden keine Funktionsverluste mit sich bringen.<br />
Auch in den anderen Branchen erscheinen Betriebsaufgaben momentan eher unwahrscheinlich,<br />
sind jedoch angesichts der sehr hohen Umverteilungsquoten von je<br />
nach Berechnungsvariante teilweise bis über 30 % (im Bereich Schuhe sogar 70 %)<br />
auch nicht auszuschließen. Ein möglicher Verlust des Angebotsbausteins Drogeriemarkt<br />
würde die Versorgungssituation hier verschlechtern, wenngleich entsprechende<br />
Basisangebote auch als Randsortiment der Lebensmittelmärkte sowie in der<br />
Apotheke vorhanden wären. Gleichwohl kann eine maßvolle Dimensionierung der<br />
sortimentsspezifischen Verkaufsfläche am Vorhabenstandort zur Entschärfung der<br />
Wettbewerbssituation beitragen. Angebotsverluste in den Branchen Bekleidung<br />
oder Schuhe wären angesichts der Grundversorgungsfunktion des Standorts von<br />
nicht ganz so hoher Bedeutung, zumal der Standort auch bei einzelner Betriebsaufgabe<br />
eines der Anbieter seiner Versorgungsfunktion noch nachkommen könnte,<br />
aber auch diese ergänzenden Angebote leisten einen Beitrag zur Grundversorgung<br />
im <strong>Stadt</strong>teil. Auch hier sollte eine maßvolle Dimensionierung der Angebotsausweitungen<br />
am Vorhabenstandort beachtet werden, um die Umverteilungsquoten auf<br />
ein verträgliches Maß zu reduzieren.<br />
Auswirkungen im Grundversorgungszentrum Wolbeck-Mitte<br />
���� Für das Grundversorgungszentrum Wolbeck wurden in den Warengruppen Gesundheits-<br />
und Körperpflegartikel (9 – 20 %), Bekleidung / Textilien (6 – 14 %)<br />
und Schuhe / Lederwaren (bis zu 55 %) sowie Elektronik / Multimedia (7- 16 %)<br />
relevante Umsatzumverteilungsquoten ermittelt.<br />
���� Das Angebot im Grundversorgungszentrum Wolbeck-Mitte umfasst mehr als 40<br />
Einzelhandelsbetriebe auf rund 6.700 m² Verkaufsfläche und bildet das größte<br />
Grundversorgungszentrum im Untersuchungsgebiet. Die vorhandenen Einzelhandelsbetriebe<br />
sind mehrheitlich kleinteilig strukturiert und bieten ein gut aufgestelltes<br />
Grundversorgungsangebot des periodischen Bedarfs, das durch Angebote der<br />
mittel- und langfristigen Bedarfsstufe ergänzt wird. Kernanbieter sind ein Edeka-<br />
Lebensmittelmarkt und zwei Lebensmitteldiscounter. Auch zahlreiche Fachgeschäfte<br />
und Dienstleistungsbetriebe sind vorhanden.<br />
���� Das ausgedehnte Zentrum erstreckt sich entlang der Kernachse <strong>Münster</strong>straße und<br />
Hiltruper Straße und ist eingebettet in die überwiegend kleinteilige straßenbegleitende<br />
Bebbauung. Die Angebote liegen zentral im <strong>Stadt</strong>teil Wolbeck und sind sowohl<br />
fußläufig als auch mit dem PKW gut erreichbar.<br />
���� Als Grundversorgungszentrum hat der Standort in erster Linie eine Versorgungsfunktion<br />
für den <strong>Stadt</strong>teil Wolbeck mit Angebotsschwerpunkten im kurzfristigen<br />
Bedarfsbereich. Das Angebot in den betroffenen Warengruppen umfasst rund<br />
600 m² in der Branche Gesundheits- und Körperpflegeartikel (Drogeriemarkt,<br />
zwei Apotheken, Randsortiment Lebensmittelmärkte), rund 400 m² in der Warengruppe<br />
Bekleidung (3 Fachgeschäfte, Randsortimentsangebote) sowie 200 m²<br />
Schuhe / Lederwaren (Schuhhaus / Orthopädietechnik) und 200 m² in der Branche<br />
Elektronik / Multimedia.<br />
82<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
���� Insbesondere die Betriebe mit Hauptbranche im kurzfristigen Bedarfsbereich sind<br />
von hoher Bedeutung für die Grundversorgungsfunktion des Zentrums. Mit dem<br />
möglichen Verlust des Angebotsbausteins Drogeriemarkt würde ein wichtiger Angebotsbaustein<br />
zur Grundversorgung der Bevölkerung wegbrechen, wenngleich<br />
entsprechende Basisangebote auch als Randsortiment der Lebensmittelmärkte sowie<br />
in der Apotheke vorhanden wären. Diesbezüglich ist eine maßvolle Dimensionierung<br />
der sortimentsspezifischen Verkaufsfläche am Vorhabenstandort zu empfehlen.<br />
Angebotsverluste in den Branchen Bekleidung, Schuhe oder Elektronik wären<br />
angesichts der Grundversorgungsfunktion des Standorts von nicht ganz so hoher<br />
Bedeutung, zumal der Standort auch bei einzelner Betriebsaufgabe eines der<br />
Anbieter seiner Versorgungsfunktion noch nachkommen könnte, aber auch diese<br />
ergänzenden Angebote leisten einen Beitrag zur Grundversorgung im <strong>Stadt</strong>teil.<br />
Auch hier sollte eine maßvolle Dimensionierung der Angebotsausweitungen am<br />
Vorhabenstandort beachtet werden, um die Umverteilungsquoten auf ein verträgliches<br />
Maß zu reduzieren.<br />
Auswirkungen im Nahbereichszentrum Angelmodde / Waldsiedlung<br />
���� Im Nahbereichszentrum Angelmodde / Waldsiedlung wurden in der Warengruppe<br />
Gesundheits- und Körperpflegeartikel (13 – 30 %) relevante Umsatzumverteilungsquoten<br />
ermittelt.<br />
���� Das Angebot im Nahbereichszentrum besteht aus nur 4 Anbietern mit einer Gesamtverkaufsfläche<br />
von knapp 750 m², die ausschließlich Nahversorgungsangebote<br />
des periodischen Bedarfs anbieten. Kernanbieter ist ein Schlecker-Drogeriemarkt,<br />
der durch eine Apotheke, ein Schreibwarengeschäft und einen orientalischen Lebensmittelanbieter<br />
sowie verschiedene Dienstleistungsangebote ergänzt wird.<br />
���� Das kompakte Zentrum liegt zentral im <strong>Stadt</strong>teil Am Schütthook.<br />
���� Als Nahbereichszentrum hat der Standort eine Nahversorgungsfunktionen für die<br />
umliegenden Wohngebiete des <strong>Stadt</strong>teils. Das Angebot in der Warengruppe Gesundheits-<br />
und Körperpflegeartikel umfasst die Angebote des Drogeriemarkts<br />
Schlecker (rd. 300 m²) und einer Apotheke.<br />
���� Im Falle einer Betriebsaufgabe des Drogeriemarkts würden fast die Hälfte des Verkaufsflächenangebots<br />
des Nahbereichszentrums und der einzige Frequenzerzeuger<br />
wegfallen. Eine Betriebsaufgabe des Marktes käme einer Aufgabe des Zentrums<br />
gleich.<br />
Auswirkungen im Nahbereichszentrum Hiltrup-Ost / Osttor<br />
���� Im Nahbereichszentrum Hiltrup-Ost / Osttor wurden in der Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel (max. 7-8 %) und Schuhe / Lederwaren (bis max. 66 %)<br />
relevante Umsatzumverteilungsquoten ermittelt.<br />
���� Das Angebot im Nahbereichszentrum besteht aus 10 Anbietern mit einer Gesamtverkaufsfläche<br />
von knapp 1.100 m², die mehrheitlich Nahversorgungsangebote des<br />
83
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
periodischen Bedarfs anbieten. Kernanbieter ist ein Netto-Lebensmitteldiscounter,<br />
um den sich mehrere kleinteilige Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe gruppieren.<br />
���� Das Zentrum erstreckt sich bandförmig in der straßenbegleitenden Bebauung der<br />
Hauptverkehrsachse Osttor.<br />
���� Als Nahbereichszentrum hat der Standort eine Nahversorgungsfunktionen für die<br />
umliegenden Wohngebiete des <strong>Stadt</strong>teils. Das Angebot in der Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel umfasst die Angebote des Lebensmitteldiscounters (rd.<br />
560 m²) sowie zweier Bäckereien. Das Angebot im Bereich Schuhe / Lederwaren<br />
wird durch ein kleinteiliges Schuhfachgeschäft gebildet.<br />
���� Der Lebensmittelmarkt stellt den einzigen Frequenzerzeuger und umfassenden<br />
Nahversorger des Nahbereichszentrums dar. Im Falle einer Betriebsaufgabe würde<br />
die Hälfte des Verkaufsflächenangebots des Nahbereichszentrums und der einzige<br />
Frequenzerzeuger entfallen. Eine Betriebsaufgabe des Marktes käme einem massiven<br />
Funktionsverlust des Zentrums gleich. Die Betriebsaufgabe des Schuhanbieters<br />
würde keinen Funktionsverlust im Sinne der zugewiesenen Nahversorgungsfunktion<br />
des Zentrums bedeuten. Jedoch entfiele das Ergänzungsangebot in der Branche<br />
Schuhe vollständig.<br />
Auswirkungen im Nahbereichszentrum Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp<br />
���� Im Nahbereichszentrum Hiltrup-Ost / Am Roggenkamp wurden in der Warengruppe<br />
Nahrungs- und Genussmittel (max. 7 %) und Gesundheits- und Körperpflegeartikel<br />
(bis max. 36 %) relevante Umsatzumverteilungsquoten ermittelt.<br />
���� Das Angebot im Nahbereichszentrum besteht aus nur 3 Anbietern mit einer Gesamtverkaufsfläche<br />
von knapp 1.100 m², die ausschließlich Nahversorgungsangebote<br />
des periodischen Bedarfs anbieten. Kernanbieter sind ein Lebensmitteldiscounter<br />
und ein Drogeriemarkt, die durch eine Bäckerei ergänzt werden.<br />
���� Das Nahbereichszentrum liegt Am Roggenkamp, zentral zwischen den umliegenden<br />
Wohngebieten.<br />
���� Als Nahbereichszentrum hat der Standort ausschließlich Nahversorgungsfunktionen<br />
für die umliegenden Wohngebiete. Das Angebot in der Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel umfasst die Angebote des Lebensmitteldiscounters (rd. 800 m²)<br />
und einer Bäckerei. Das Angebot im Bereich Gesundheits- und Körperpflegeartikel<br />
wird durch den Drogeriemarkt gebildet.<br />
���� Der Lebensmittelmarkt stellt den wichtigsten Frequenzerzeuger und Nahversorger<br />
des Nahbereichszentrums dar. Durch den engen Bezug zu den umliegenden<br />
Wohngebieten, die gute Erreichbarkeit und die moderne Betriebsgröße ist durch<br />
die ermittelten Umsatzumverteilungsquoten keine Betriebsaufgabe und somit kein<br />
entsprechender Funktionsverlust zu erwarten.<br />
Im Falle einer Betriebsaufgabe des Drogeriemarktes, für den aufgrund der Nähe<br />
zum Vorhabenstandort hohe Umverteilungsquoten ermittelt wurden, würde ein<br />
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Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
bedeutender Nahversorgungsbaustein entfallen. Gleichwohl ein entsprechendes<br />
Basisangebot als Randsortiment im Lebensmittelmarkt angeboten wird, wäre ein<br />
deutlicher Funktionsverlust des Zentrums unvermeidbar.<br />
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Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
5 Zusammenfassung und Bewertung<br />
Derzeit ist der Einzelhandelsstandort Hiltrup überwiegend gut aufgestellt. In fast allen<br />
Warengruppen ist gemessen an der Versorgungsfunktion für den <strong>Stadt</strong>teil ein gut<br />
strukturiertes Angebot vorhanden Erfreulich ist die Konzentration nahversorgungs- und<br />
zentrenrelevanter Angebot in den zentralen Versorgungsbereichen des <strong>Stadt</strong>teils. Insbesondere<br />
das <strong>Stadt</strong>bereichszentrum übernimmt wichtige Versorgungsfunktionen, auch<br />
über den <strong>Stadt</strong>teil hinaus und weist ein quantitativ und qualitativ gut strukturiertes Angebot<br />
von überwiegend kleinteiligen Fachangeboten auf.<br />
Gleichwohl lassen sich in bestimmten Branchen noch Entwicklungspotenziale aufzeigen,<br />
in denen derzeit nur vergleichsweise geringe Angebotsausstattungen zu verzeichnen<br />
sind. Darüber hinaus bieten sich qualitative wie räumliche Verbesserungsmöglichkeiten<br />
im Sinne eines (auch qualitativ) attraktiven Angebots in den zentralen Versorgungsbereichen<br />
und insbesondere im Hiltruper <strong>Stadt</strong>bereichszentrum sowie einer zukunftsfähigen<br />
und wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung.<br />
In diesem Zusammenhang sowie unter Berücksichtigung des raumökonomischen Rahmens<br />
und der geschilderten städtebaulichen Überlegungen im Zusammenhang mit der<br />
räumlichen Integration des Vorhabenstandortes in den zentralen Versorgungsbereich<br />
Hiltrup-Mitte ist aus gutachterlicher Sicht eine Verlagerung und Erweiterung des geplanten<br />
Lebensmittelvollsortimenters sowie eine Neuansiedlung von Einzelhandelsangeboten<br />
in einer teilweise reduzierten Größenordnung – mit im Folgenden aufgeführten<br />
ergänzenden Empfehlungen – grundsätzlich vertretbar.<br />
���� Eine Realisierung des Planvorhabens am Vorhabenstandort stellt aus städtebaulicher<br />
Sicht eine Profilierung des östlichen Polbereichs des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums<br />
Hiltrup-Mitte dar und kann maßgeblich zur Entwicklung einer starken Knochenstruktur<br />
des Zentrums mit einer attraktiven Lauflage beitragen. Es besteht eine<br />
große Chance zur funktionalen Stärkung und Anbindung des Bahnhofsbereichs<br />
an die Einzelhandelslagen an der Marktallee.<br />
���� Die geplanten Angebote stehen im Einklang mit der mittelzentralen Versorgungsfunktion<br />
des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums und im Verhältnis zur entsprechenden<br />
Nachfrage im Versorgungsgebiet. Eine mögliche (jedoch überwiegend unwahrscheinliche)<br />
kleinräumige Angebotsverschiebung innerhalb des Zentrums würde<br />
keine Verschlechterung der Angebotssituation insgesamt bewirken.<br />
���� Für bestehende Wettbewerber innerhalb des <strong>Stadt</strong>bereichszentrums kann kein<br />
„Konkurrenzschutz“ formuliert werden. Um eine nachhaltige Versorgung der Bevölkerung<br />
in diesem <strong>Stadt</strong>bereich zu sichern, ist eine Positionierung von funktionsfähigen<br />
zentralen Versorgungsbereichen mit modernen, zukunftsfähigen Betrieben<br />
anzustreben. Durch den geplanten Lebensmittelmarkt sind dahingehend positive<br />
Effekte zu erwarten, als dass der Standort Hiltrup-Mitte durch moderne Neuansiedlungen<br />
an Attraktivität gewinnt und eine langfristig tragfähige Grundversorgung<br />
des Kerneinzugsbereich gewährleistet werden kann.<br />
���� Im Sinne einer auch wohnungsnahen (und somit auch eher fußläufigen) Versor-<br />
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Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
gung ist es sinnvoll, durch verträgliche Angebotsausweitungen und Etablierung<br />
moderner, zukunftsfähiger Angebote im <strong>Stadt</strong>bereichszentrum Hiltrup-Mitte möglichen<br />
zurückliegenden Angebotsverschiebungen an nicht-integrierte Standorte im<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet entgegen zu wirken. Sollten diese Betriebe in nicht-integrierten Lagen<br />
von Umsatzumverteilungen betroffen sein, sind keine städtebaulich negativen<br />
Auswirkungen zu befürchten, da diese Standorte städtebaulich nicht sinnvoll sind<br />
und die Nahversorgungsstruktur nicht gefährdet wird. Grundsätzlich muss an dieser<br />
Stelle darauf hingewiesen werden, dass sowohl die Stärkung der bereits bestehenden<br />
Lebensmittelstandorte als auch die Schaffung neuer Standorte in nichtintegrierter<br />
Lage negative Auswirkungen auf die Einzelhandelssituation in den<br />
zentralen Versorgungsbereichen haben werden. Hier wird empfohlen, dieses „Gefährdungspotenzial“<br />
an aktuell diskutierten nicht-integrierten Standorten umgehend<br />
durch bauleitplanerische Maßnahmen (Ausschluss von zentrenrelevantem<br />
Einzelhandel) zu beseitigen.<br />
���� Die Betrachtung der Angebots- und Nachfrageanalyse im <strong>Stadt</strong>teil Hiltrup zeigt in<br />
ausgewählten Branchen ein Angebotsdefizit, aus dem sich ein absatzwirtschaftliches<br />
Entwicklungspotenzial ableiten lässt. Dies betrifft insbesondere Angebotsausweitungen<br />
in den Branchen Spielwaren / Hobbyartikel, Elektrogeräte / Leuchten<br />
und Elektronik / Multimedia. Eine maßvolle dimensionierte, qualitätvolle Weiterentwicklung<br />
der diesbezüglichen Angebotsstruktur wäre in der Lage, den zentralen<br />
Versorgungsbereich Hiltrup-Mitte funktional zu stärken und gegenüber nicht integrierten<br />
Wettbewerbsstandorten (z.B. Media-Markt am Sonderstandort Robert-<br />
Bosch-Straße) besser zu positionieren. Es wird daher empfohlen, bei der Gestaltung<br />
der ergänzenden Fachmarktflächen am Vorhabenstandort insbesondere auch diese<br />
Branchen zu berücksichtigen. Darüber hinaus bestehen auch im Sinne qualitativer<br />
Verbesserungen Möglichkeiten für Angebotsoptimierungen (beispielsweise auch im<br />
Bereich Lebensmittel oder Glas / Porzellan / Keramik / Haushaltswaren).<br />
���� Auf der anderen Seite steht jedoch auch die Gefahr möglicher Funktionsverluste<br />
benachbarter Grundversorgungs- und Nahbereichszentren. Durch einzelne Betriebsaufgaben<br />
(insbesondere Drogeriemärkte) könnte sich die Versorgungssituation<br />
in den potenziell betroffenen <strong>Stadt</strong>teilen verschlechtern (mögliches Wegbrechen<br />
einzelner Angebotssegmente). In der Folge wären möglicherweise auch die kleinteiligen<br />
Facheinzelhandelsangebote in den entsprechenden Zentren durch ausbleibende<br />
Passantenfrequenzen betroffen.<br />
���� Eine überdimensionierte Ansiedlung zentrenprägender Sortimente wie Gesundheits-<br />
und Körperpflegeartikel, Bekleidung/Textilien und Schuhe/Lederwaren<br />
ist daher als nicht sinnvoll zu bewerten, da dadurch ein Funktionsverlust in einzelnen<br />
Zentren zu erwarten wäre. Trotz des ermittelten sortimentsspezifischen Entwicklungsspielraumes<br />
kann auch in den Branchen Spielwaren / Hobbyartikel, Elektrogeräte<br />
/ Leuchten und Elektronik / Multimedia mit Blick auf die Grundversorgungsangebote<br />
in anderen Zentren des Untersuchungsraumes eine quantitativ<br />
verträgliche Ergänzung angestrebt werden.<br />
Die Festsetzung für das Sondergebiet Einzelhandel am Vorhabenstandort sollte aus<br />
diesen Gründen von einem „Flächenpool“ ausgehen, der folgende maximale Gesamtverkaufsflächen<br />
(für alle im Sondergebiet ansässigem Einzelhandelsbetriebe)<br />
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Potenzial- und Wirkungsanalyse <strong>Münster</strong> Hiltrup – Stand 08-2011 (Entwurf)<br />
umfasst:<br />
Nahrungs- und Genussmittel: max. 1.600 m² VKF<br />
Gesundheits- und Körperpflegeartikel: max. 250 m² VKF<br />
Bekleidung/Textilien: max. 500 m² VKF<br />
Schuhe/Lederwaren: max. 150 m² VKF<br />
Blumen/Zoologischer Bedarf: max. 1.000 m² VKF<br />
Spielwaren / Hobbyartikel: max. 800 m² VKF<br />
Elektrogeräte / Leuchten: max. 1.000 m² VKF<br />
Elektronik / Multimedia: max. 500 m² VKF<br />
���� Eine Ansiedlung kleinteiliger Ergänzungsangebote in den Bereichen Apothekenwaren,<br />
Blumen und Zeitungen/Zeitschriften kann als unkritisch bewertet werden,<br />
da die Ansiedlungen nur geringfügig und die geführten Sortimente nahversorgungsrelevant<br />
sind.<br />
���� Eine Ansiedlung nicht-zentrenrelevanter Kernsortimente ist am Vorhabenstandort<br />
grundsätzlich möglich. Angesichts der verbleibenden Verkaufsflächengrößenordnungen<br />
der „Restfläche“ sind hier keine Auswirkungen auf Versorgungsstrukturen<br />
innerhalb <strong>Münster</strong>s zu erwarten. Bei deutlich größeren Betriebseinheiten mit<br />
nicht-zentrenrelevantem Kernsortiment ist ggf. ein Nachweis der Verträglichkeit erforderlich.<br />
Die Ansiedlung des Planvorhabens innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches<br />
Hiltrup-Mitte ist kompatibel mit den Aussagen und Zielen des Einzelhandelsentwicklungskonzepts<br />
für die <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong>. Durch das Planvorhaben sind – unter Berücksichtigung<br />
der vorstehend genannten Empfehlungen zu maximalen Verkaufsflächen in einzelnen<br />
Branchen – keine strukturrelevanten Auswirkungen auf die vorhandene Zentrenstruktur<br />
und Versorgungssituation im Untersuchungsgebiet zu erwarten. Die Gefahr<br />
einer möglichen Beeinträchtigung benachbarter Zentren durch potenzielle Betriebsaufgaben<br />
frequenzerzeugender Magnetbetriebe, insbesondere in der Branche Gesundheits-<br />
und Körperpflegeartikel, kann durch die oben genannt Beschränkung der Verkaufsflächendimensionen<br />
am Vorhabenstandort vermieden werden.<br />
Aus gutachterlicher Sicht widerspricht das geplante Vorhaben – unter Berücksichtigung<br />
der oben genannten Einschränkungen – daher nicht den Zielsetzungen des Einzelhandels-<br />
und Zentrenkonzeptes der <strong>Stadt</strong> <strong>Münster</strong> sowie bundes- und landesrechtlicher<br />
Rahmenbedingungen (u.a. nach § 11(3) BauNVO oder § 24a LEPro).<br />
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Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund