CASTING FÜR DIE BÜTT - dance company tkk
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reportage_polizeireport hessen<br />
Wie spektakulär ist das „echte“ Polizeileben? Zum Beispiel in Hessens<br />
kleinster Polizeistation in Hilders in der Rhön? hr-Reporter Christoph<br />
Käppeler hat Videojournalist Reinhard Schall bei seinem Dreh für<br />
die neue sechsteilige Sendereihe „Polizeireport Hessen“ begleitet.<br />
05 | JANUAR/FEBRUAR 01 | MAI/JUNI | | 2005 2004<br />
Anhalten und einschalten: „Polizeireport Hessen“ im hr-fernsehen<br />
Hand an der Pistole<br />
Es ist 19.30 Uhr, Samstagabend in<br />
der Marktgemeinde Hilders. Im<br />
Ulstersaal startet gleich die Prinzenkrönung<br />
der Hilderser Fastnachtsgesellschaft.<br />
Im benachbarten Hofbieber startet<br />
das Feuerwehrfest, in Gersfeld die<br />
Disco. Währenddessen beginnt für Polizeihauptkommissar<br />
Karl-Ernst Gronemeier,<br />
Polizeioberkommissar Thomas<br />
Link und Polizeioberkommissar Ralf<br />
Limpert die Nachtschicht in Hessens<br />
kleinster Polizeistation. In der Wache<br />
am Battentor 13 haben sie gerade den<br />
Dienst von der Tagschicht übernommen.<br />
Tann, Hilders, Ehrenberg, Gersfeld,<br />
Nüsttal, Poppenhausen: Die drei wachen<br />
bis Sonntag früh um sieben Uhr über die<br />
Sicherheit in den Rhön-Gemeinden.<br />
Zwanzig Beamte in fünf Dienstgruppen<br />
arbeiten bei der Polizeistation Hilders.<br />
Das Telefon klingelt: Frau E. ruft an.<br />
Sie hat Herrn W. seit längerer Zeit nicht<br />
mehr gesehen und ihn nicht erreicht.<br />
Herr W. hat einen Landgasthof. „Wir fahren<br />
mal hin“, sagt Thomas Link. Er packt<br />
seinen Spurensicherungskoffer ein; er<br />
und Dienstgruppenleiter Gronemeier<br />
ziehen sich die schwarzen Polizei-Lederjacken<br />
an und verlassen die Station<br />
durch die gesicherte Hintertür. Reporter<br />
Reinhard Schall vom hr-Fernsehen filmt<br />
alles – auch die Abfahrt der Polizeiautos.<br />
Alles ist dunkel<br />
Kommissar Link steuert den Wagen<br />
durch die fast leeren Straßen von Hilders.<br />
Aus dem Ulstersaal klingt im Vorbeifahren<br />
Karnevalsmusik und fröhlichnärrisches<br />
Johlen. Der Gasthof ist bald<br />
erreicht. Alles ist dunkel. Thomas Link<br />
klopft an ein Fenster: „Hallo, Herr W.?!“<br />
Keine Antwort.<br />
Vielleicht feiert er Karneval im Ulstersaal?<br />
Die Beamten fahren hin. An einem<br />
Nebeneingang spricht Karl-Ernst Gronemeier<br />
mit einem Mann. Aus dem Saal<br />
klingt der Ruf „Hilders – Helau!“ Der Polizist<br />
kommt wieder raus: W. ist nicht im<br />
Saal. „Ich habe mit einem Kollegen gesprochen,<br />
der in seiner Freizeit fastnachtsmäßig<br />
aktiv ist. Wir haben ihn gebeten,<br />
die Augen aufzuhalten.“<br />
So ist das auf dem Land – jeder kennt<br />
jeden. Die Beamten fahren zu den Eltern<br />
des Gesuchten. Kommissar Thomas Link<br />
beruhigt die Mutter: „Es ist nichts passiert,<br />
wir sind angerufen worden, wir suchen<br />
nur Ihren Sohn, haben Sie ihn ge-<br />
Foto: Christoph Käppeler<br />
sehen?“ Zusammen mit Link, den sie<br />
kennt, geht sie in die Wohnung und versucht,<br />
ihren Sohn auf dem Handy anzurufen.<br />
Sie ist völlig aufgelöst und weint.<br />
Der Polizist nimmt sie in die Arme. Da<br />
ist hr-Reporter Schall mit der Kamera<br />
nicht dabei. „So was mache ich grundsätzlich<br />
nicht“, sagt er.<br />
Die Streife fährt weiter zur Tankstelle,<br />
zu mehreren Kneipen, zu einem Hotel:<br />
Niemand hat W. gesehen. Also: Wieder<br />
zurück zu W. ‘s Landgasthof. Die Polizisten<br />
haben den Vermieter angerufen, der<br />
wollte das Haus aufschließen. Tatsächlich<br />
steckt in der Haustür jetzt ein<br />
Schlüssel, aber es ist niemand zu sehen.<br />
Vorsichtig gehen Gronemeier und Link<br />
ins Haus. Die Hand liegt auf der Dienstpistole<br />
am Gürtel. Ein Adrenalinstoß geht<br />
durch den Körper. Was ist hier los? Von<br />
leerem Zimmer zu leerem Zimmer su-<br />
Auf dem Weg zum Einsatz: Polizeioberkommissar<br />
Thomas Link (am Steuer) und Polizeihauptkommissar<br />
Karl-Ernst Gronemeier<br />
Foto: dpa/pa<br />
chen sie vorsichtig das Erdgeschoss ab.<br />
Plötzlich sind Stimmen aus dem ersten<br />
Stock zu hören. Und alles löst sich in Wohlgefallen<br />
auf: W. liegt mit einer Grippe im<br />
Bett, ist aber ansonsten wohlauf.<br />
Eineinviertel Stunden hat die ganze<br />
Aktion gedauert. Kein spektakulärer Polizeieinsatz,<br />
nicht mal was für die Lokalzeitung.<br />
„Ich habe manchmal das Gefühl,<br />
dass die Wirklichkeit für die Medien<br />
nicht spektakulär genug ist“, meint<br />
Dienstgruppenleiter Gronemeier. Er amüsiert<br />
sich immer darüber, wie Polizisten<br />
im Fernsehen dargestellt werden: „Die<br />
sitzen da mit Uniformjacke und Mütze<br />
im Auto. Quatsch. Die zieht man im<br />
Auto sofort aus!“.<br />
Keiner hat’s gesehen<br />
Nachts um drei kommt per Funk die<br />
Meldung: Schlägerei im Feuerwehrhaus<br />
in Hofbieber. Als die Beamten ankommen,<br />
steht ein junger Mann da, blutüberströmt.<br />
Aber er will nichts gesehen<br />
haben, nicht geschlagen worden sein;<br />
und auch keiner der anderen hat was gesehen.<br />
Es sind noch rund achtzig Besucher<br />
auf dem Feuerwehrfest. Drinnen<br />
geht wärenddessen die nächste Schlägerei<br />
los, aber auch da will keiner was gesehen<br />
haben. Ein Mädchen kommt zu den<br />
Beamten und fordert: „Ich habe mir das<br />
Bein verstaucht, fahrt mich bitte nach<br />
Hause!“ „Ihr seid doch von der Feuerwehr“<br />
meint Thomas Link. „Oder rufen<br />
Sie einen Krankenwagen!“ Als sie später<br />
wieder in Hilders zurück sind, hat sie<br />
sich schon telefonisch beschwert.<br />
Dankbare Bürger auf der einen Seite,<br />
aggressive, ablehnende Menschen auf<br />
der anderen Seite, die sich höchstens das<br />
Taxigeld sparen wollen – auch auf dem<br />
Land gibt es keine heile Welt. Auch hier<br />
mögen viele die Polizei einfach nicht.<br />
Kommissar Thomas Link stammt selbst<br />
aus der Rhön, aus Dietges: „Wenn man<br />
Dialekt mit ihnen spricht, dann merken<br />
sie: Jetzt muss ich doch einmal aufpassen,<br />
das ist ein Einheimischer!“ Und da<br />
haben es die drei von Hessens kleinster<br />
Polizeistation vielleicht doch mal einen<br />
Tick leichter als die Kollegen vom Großstadtrevier.<br />
■<br />
Polizeireport Hessen<br />
hr-fernsehen, montags, jeweils 20.15 Uhr<br />
bis 20.45 Uhr<br />
10. Jan: Die Männer von der Rotlicht-<br />
SOKO (Frankfurt)<br />
17. Jan: Die Vier vom Land (Hilders)<br />
24. Jan: Das Duo vom ersten Revier<br />
(Kassel)<br />
31. Jan: Die Blaulichtjäger der A 5<br />
(Südhessen)<br />
7. Feb: Der Herr der Hunde (Gießen)<br />
14. Feb: Das Team für alle Fälle<br />
(Frankfurt)