März 2003 (PDF) - An.schläge
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L iteratur<br />
Preisträgerinnen<br />
Der mit 7.300 Euro dotierte Rauriser Literaturpreis <strong>2003</strong> für die beste<br />
Prosa-Erstveröffentlichung in deutscher Sprache ging an die 50-jährige<br />
Schweizer Autorin Katharina Faber. Ihr Roman-Erstling „Manchmal sehe<br />
ich am Himmel einen endlos weiten Strand“ war von fast allen großen<br />
deutschen Verlagen abgelehnt worden, bevor er zuletzt dann doch in<br />
einem Kleinverlag erscheinen konnte. Der Roman ist eine anspruchsvolle<br />
Komposition von Stimmen, die ganz ohne erzählerische Direktive auskommen.<br />
Stimmen von innen und von außen, von Lebenden und Toten<br />
bilden einen vor Energie berstenden Kommunikationsraum, in dessen<br />
Mittelpunkt die Unternehmerin und Trinkerin Darja Savary steht, deren<br />
Leben im Begriff ist, an der Grenze zwischen harter Realität und weichgezeichneter<br />
Imagination auseinanderzubrechen. Die Jury, der unter<br />
anderem Sigrid Schmid aus Österreich angehörte, würdigte den von<br />
Katharina Faber angeschlagenen Erzählton als „einzigartig in der gegenwärtigen<br />
Literaturlandschaft“. Als ein weiterer neuer Stern am Literatur-<br />
Himmel wurde die 1965 geborene Salzburgerin Gabriele Neudecker für<br />
ihren Prosatext „Glas.Gebirge“ mit dem Rauriser Förderpreis (3.634,- Euro)<br />
ausgezeichnet. Neudeckers Text über zwei Liebende, die sich erst befreien<br />
müssen, um sich selbst zu finden, sprengt auf originelle Weise die<br />
Gattungsgrenzen zwischen Erzählung, Drehbuch und Volksstück. Der<br />
Jury gehörten Edith-Ulla Gasser und Christine Haidegger an. pan<br />
http://www.rauris.net/literaturtage<br />
kabarett<br />
REMASURI<br />
Christa Urbanek ist zurück! Nach dem großen Erfolg ihres realsatirischen<br />
Solos „Kennwort: UNIKAT“ präsentiert die Wiener Kleinkünstlerin ihr brandneues<br />
Programm „REMASURI“. Die 1947 in Wien geborene, alleinerziehende<br />
zweifache Mutter schmiss nach mehr als einem Vierteljahrhundert<br />
Nerven und Bürojob hin, um sich fortan Kreativerem zuzuwenden. Somit<br />
war der Grundstein einer „späten“ Karriere in Theater, Kabarett und Film<br />
gelegt, die sie seit 1985 konsequent und erfolgreich verfolgt. In Urbaneks<br />
neuem Programm wird frau unter anderem auf viele interessante Fragen<br />
stoßen, die im Leben einfach unverzichtbar nach Beantwortung verlangen:Was<br />
ist eine Blasprobe? Was sind die Kennzeichen von Schlampenschleppern?<br />
Welches sind die Vorzüge von Gynäkologiestühlen? DF<br />
Christa Urbanek „REMASURI“, Vorstellungen: 10. <strong>März</strong> <strong>2003</strong> (Premiere), 17.<strong>März</strong> und 3. April, jeweils 20.00 Uhr im Spektakel,<br />
Hamburger Straße 14, 1050 Wien, T. 01/587 06 53<br />
heim.spiel<br />
Eva Steinheimer<br />
Wissen und Nicht-Wissen<br />
an.risskultur<br />
„Was um Himmels Willen ist das?!“ fährt es mir durch den Kopf, obwohl<br />
ich im selben Moment doch schon weiß, was los ist: Ich habe einen Blasensprung!<br />
Es ist ein Montag im Dezember, zwei Uhr morgens. Ich weiß<br />
auch, dass das bedeutet, dass mein Kind geboren werden will. Was ich<br />
nicht weiß ist, dass ich bereits acht Stunden später den kleinen Lennart<br />
im Arm halten werden. Ich weiß noch nicht, dass ich vierzehn Stunden<br />
später schon mit ihm zuhause im eigenen Bett kuscheln werde. Was ich<br />
außerdem noch nicht weiß ist, dass das nur der <strong>An</strong>fang einer langen<br />
Kette von Dingen ist, von denen ich vorher nicht wusste, dass und wie<br />
sie passieren. Auf die Geburt hatte ich mich fast schon übertrieben vorbereitet:<br />
Gymnastik und Geburtsvorbereitungswochenende mit Partner,<br />
Geburtsvorbereitungstees und Dammmassagen, Hebammensprechstunden<br />
und Akupunktur. Das war auch alles sinnvoll und hilfreich. Doch<br />
die Geburt war in wenigen Stunden vorüber und schon war ich Mama.<br />
Darauf war ich ehrlich gesagt weniger gut vorbereitet. Die meisten Frauen<br />
sagen mir, es wäre auch gar nicht möglich, sich wirklich darauf vorzubereiten.<br />
Dabei geht es keineswegs um all die praktischen Handgriffe<br />
zur Versorgung eines Babys, sondern vielmehr um die emotionalen <strong>An</strong>forderungen.<br />
Die können eine schon ganz schön überfordern: Glück und<br />
Sorgen, Selbstvertrauen und Verletzlichkeit, Lebensfreude und <strong>An</strong>gst. Ich<br />
hatte ja nicht geahnt, welche Höhen und Tiefen mir allein die Hormone<br />
bereiten würden: vom absoluten Drogenrausch unmittelbar nach der<br />
Geburt bis zum vielzitierten Babyblues. Ich hatte nicht geahnt, wie massiver<br />
Schlafentzug auf mich wirken würde. Ich hatte auch keine Ahnung,<br />
dass ich in der ersten Zeit acht Mal täglich eine ganze Stunde mit Stillen<br />
zubringen würde. Und immer freitags sagte meine innere Uhr: Wochenende!<br />
Ich konnte es mir manchmal gar nicht vorstellen, dass meine Arbeit<br />
einfach weitergehen würde: 24 Stunden am Tag, sieben Tage die<br />
Woche. Wieder einmal musste ich die Erfahrung machen, dass die Praxis<br />
der Theorie noch mal eins draufsetzt. Wie oft hatte ich nicht schon darüber<br />
geschrieben oder diskutiert, dass Reproduktionsarbeit nicht geschätzt<br />
werde. Jetzt weiß ich: die Versorgung eines Neugeborenen ist<br />
der härteste Job, den ich je hatte!<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 31