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März 2003 (PDF) - An.schläge

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an.<strong>schläge</strong>03/<strong>2003</strong><br />

an.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN märz<br />

thema<br />

grenzenlos<br />

<strong>An</strong>dere Länder – andere Feminismen. Ein Blick<br />

über den Tellerrand anlässlich des 8. <strong>März</strong><br />

interviews<br />

aussondiert<br />

Für und Wider schwarz-grüne Verhandlungen.<br />

Realpolitik ist wahrlich kein Honiglecken<br />

e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–


auf.takt<br />

Schön langsam wurde es ja schon langweilig,<br />

aber in der Endproduktion zur aktuellen <strong>März</strong>-<br />

Ausgabe haben uns die innenpolitischen Ereignisse<br />

dann doch beinahe überrollt.<br />

Erst traten die Grünen in Verhandlungen mit der<br />

ÖVP ein, um dann doch noch zu scheitern. Und<br />

dann, einen Tag bevor die Zeitung in die Druckerei<br />

geht erfahren wir, dass wir höchstwahrscheinlich<br />

wieder dieselbe Regierung bekommen werden,<br />

die vor einem halben Jahr zu Neuwahlen geführt<br />

hatte, weil sie nicht mehr miteinander konnten.<br />

Die rasante Entwicklung der Innenpolitik spiegelt<br />

sich auch in dieser Ausgabe wider. So könnt ihr<br />

Interviews mit zwei Grünen Frauen lesen, die<br />

noch darüber diskutierten, ob die schwarz-grünen<br />

Regierungsverhandlungen überhaupt gerechtfertigt<br />

seien (ab Seite 8). Als dann die Verhandlungen<br />

scheiterten, schafften wir es – stets<br />

um Aktualität bemüht – tatsächlich noch ein Interview<br />

mit (einer noch etwas gezeichneten)<br />

Madeleine Petrovic zu bekommen, um mehr über<br />

die Hintergründe des Scheiterns zu erfahren<br />

(ab Seite 10).<br />

Den Internationalen Frauentag am 8. <strong>März</strong> haben<br />

wir zum <strong>An</strong>lass genommen, um uns feministische<br />

Bewegungen in anderen Ländern genauer<br />

anzusehen. Das Thema widmet sich auf sechs<br />

Seiten den Feminismen in Afrika, Lateinamerika<br />

und in Pakistan (ab Seite 14).<br />

So wie auf der Regierungsbank blieb auch in<br />

der an.<strong>schläge</strong>-Redaktion alles beim alten. Heidi<br />

Kolm war auch im Februar Praktikantin und wir<br />

suchen immer noch nach einer engagierten<br />

<strong>An</strong>zeigenkontakterin! Bewerbungen werden jederzeit<br />

entgegengenommen.<br />

Eure an.<strong>schläge</strong><br />

an.<strong>schläge</strong><br />

an.spruch<br />

Aliens in Alliance<br />

Es ist höchste Zeit für eine Allianz der Ausgegrenzten<br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

koalition.verhandlungen<br />

Darf das sein?<br />

Elisabeth Holzer und Jutta Sander zu Schwarz-Grün<br />

i nterview<br />

„Bis zum Umfallen“<br />

Madeleine Petrovic zum Scheitern der Koalitionsverhandlungen<br />

an.sage<br />

Arme Männer?<br />

Stellungnahmen zur Männerstudie 2002<br />

feminismen.lateinamerika<br />

Macht der Definition<br />

Frauen am Kontinent der Machos sind schon lange in Bewegung<br />

feminismen.islam<br />

„Feminismus wurde vereinnahmt“<br />

Shehar Bano Khan im Interview über islamischen Feminismus<br />

feminismen.afrika<br />

Im Süden viel Neues<br />

Feministische Bewegungen sind in Afrika sehr lebendig<br />

forum.wissenschaft<br />

Sein’s net so!<br />

Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz gilt oft als unglaubwürdig<br />

arbeitslos<br />

Ohne Arbeit – ohne Geld?<br />

Die Grundzüge des novellierten Arbeitslosenversicherungsgesetzes<br />

rechte.frauen<br />

Frigga und die Walküren<br />

Auch Frauen haben in der männlich dominierten rechten Szene Platz<br />

graz<strong>2003</strong><br />

Frauen in Bewegung<br />

WOMENT! erobert die Kulturhauptstadt Europas für sich<br />

film<br />

Frida – Viva la Vida<br />

Das Leben der mexikanischen Mahlerin Frida Kahlo wurde verfilmt<br />

an.klang<br />

Belebende Töne<br />

Der passende Soundtrack für den heiß erwarteten Frühlingsbeginn<br />

ge.sehen<br />

TV ohne Frau<br />

Die neue Frauenschiene auf TW1 im Check<br />

05<br />

08<br />

10<br />

24<br />

14<br />

16<br />

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28<br />

32<br />

34<br />

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38<br />

42


an.an.<strong>schläge</strong><br />

04 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

an.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76<br />

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege .at<br />

http://www.anschlaege.at<br />

Redaktionskollektiv: Karin Eckert/keck (Koordination, Buchhaltung),<br />

Verena Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Koordination,<br />

Abos), Kerstin Kellermann/kek, Helga Pankratz/ pan<br />

Inserate, PR: e-mail: inserate@anschlaege.at<br />

Ständige Mitarbeiterinnen: Doris Brenner/DoB, <strong>An</strong>ni Bürkl/abü,<br />

Petra Öllinger/PÖ, Claudia Saller/cs (Termine), Eva<br />

Steinheimer/ESt<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: <strong>An</strong>gelika Baier/ajb, Bettina Behr,<br />

<strong>An</strong>drea Bichl-Dunkler, Christina Buder, Daniela Fohn/DF,<br />

Ulrike Gomelsky, Heidi Kolm/heko, Erika Müller, Mansah<br />

Prah, Johanna Schaffer, Eva Ursprung, <strong>An</strong>ita Weinberger<br />

an.sage: Daniela Yeoh & Elli Scambor<br />

neu.land: Jasmina Jankovic’<br />

heim.spiel: Eva Steinheimer<br />

wyber.space: <strong>An</strong>ni Bürkl<br />

ge.sehen: Gabi Obojkovics<br />

an.klang: Sonja Eismann & Ute Hölzl<br />

plus.minus: Helga Pankratz<br />

Cartoon: Borges Ledolter<br />

Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />

Fotos: an.<strong>schläge</strong>-Archiv, Christel Becker-Rau, Magdalena<br />

Blaszczuk, Michaela Bruckmüller, Buena Vista Int., Bunte<br />

Zeitung, Dreier/Ursprung, Gabi Horak, Evelyn Rois,<br />

an.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />

Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />

Layout: <strong>An</strong>drea Gadler<br />

Druck: Reha Druck, Graz<br />

© an.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

Betreff: Jahresplanerin <strong>2003</strong><br />

Übersichtlicher durchs Jahr!<br />

Hallo ihr fleißigen & kreativen Kreaturen!<br />

Mal ein großes Lob an eure Projekte &<br />

vielen Dank, dass es euch gibt! Ich<br />

war etwas-bis-ziemlich frustriert,<br />

dass es keine „Erfolgsplanerin“ im<br />

Jännerheft gegeben hat. Mit diesem<br />

superübersichtlichen Kalender hab<br />

ich mich – übersichtlicher als die Jahre<br />

zuvor – durchs Jahr 2002 „gesichtet“<br />

& finde bereits, dass mir dies<br />

Ding schon sehr fehlt. War denn etwa<br />

für das Jahr <strong>2003</strong> gar keine „Erfolgsplanerin“<br />

geplant? Oder war gerade<br />

in dem Heft, das ich kaufte, keine „Erfolgsplanerin“<br />

dabei – rausgerutscht<br />

oder so? Ich würde mich sehr freuen,<br />

wenn ihr mir verraten könntet, wohin<br />

ich laufen müsste, um mir so eine<br />

„Kalendra“ zu kaufen? Vielen Dank im<br />

Voraus für etwaige Tipps & alles Gute<br />

für <strong>2003</strong><br />

Marion Wister<br />

Liebe Marion,<br />

die „Kulturplanerin <strong>2003</strong>“ war in der<br />

Februar-Ausgabe der an.<strong>schläge</strong> beigelegt,<br />

sollte demnach bei jeder Leserin<br />

spät aber doch angekommen sein.<br />

Für die – mittlerweile liebgewordene<br />

– Tradition zeichnet sich übrigens<br />

nicht unsere Redaktion verantwortlich,<br />

sondern Gabriele Szekatsch (unsere<br />

ehemalige Comic-Zeichnerin!).<br />

<strong>An</strong> sie kann frau sich auch für Nachschub<br />

wenden:<br />

e-mail: alaska@t0.or.at, T. 01/402 26 35<br />

Die Redaktion<br />

Betrifft:„Mit stolzer Brust“ in an.<strong>schläge</strong> 2/03<br />

Oberflächlich<br />

Liebe an.<strong>schläge</strong>,<br />

Ich habe euer Heft über meine Tochter<br />

in die Finger bekommen und bezeichne<br />

mich selber eigentlich nicht<br />

als Feministin. Aber den Artikel zur<br />

Brust habe sogar ich oberflächlich gefunden.<br />

Der hätte in der „Brigitte“<br />

auch stehen können! Wo bleibt da die<br />

kritische Information und wo der<br />

„an.schlag“?<br />

Maria<br />

an.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />

FRAUEN<br />

BURO<br />

MAGISTRAT DER STADT WIEN


Helga Pankratz<br />

Aliens in Alliance<br />

Am 13. Februar fand im „Depot“ in der Wiener Breitegasse<br />

eine gut besuchte Diskussion zum Thema „<strong>An</strong>tirassistische<br />

Allianzen“ statt. Das „Depot“, in dem<br />

vor etwa einem Jahr auch schon eine an.<strong>schläge</strong> Präsentation<br />

stattgefunden hat, muss wegen Subventionsentzug<br />

seitens des Bundes schließen. Nach neun Jahren<br />

„Depot“-Betrieb war Februar der letzte Veranstaltungsmonat,<br />

und „<strong>An</strong>tirassistische Allianzen“ eine der letzten Vortragsund<br />

Diskussionsrunden, die dort dem Informations-Kahlschlag<br />

des Main- und Malestream kleinweise aber beharrlich eine<br />

Alternative entgegengesetzt haben. Auf dem Podium: Claudia<br />

Volgger von der feministischen Zeitschrift sic!, der Schriftsteller<br />

und Behindertenvertreter Erwin Riess, die Begründerin<br />

einer Gruppe von und für Schwarze Jugendliche der 2. Generation<br />

in Österreich, Araba Evelyn Johnston-Arthur, und ich<br />

für die Randgruppe der Lesben und Schwulen.<br />

„Aliens in Alliance“, diese Worte waren mir im Kopf herum<br />

gegangen, während ich mich auf die Podiumsteilnahme<br />

vorbereitete. Was hatten wir alle – MigrantInnen, Behinderte,<br />

Schwarze, Frauen, Lesben, Schwule und Transgender – denn<br />

gemeinsam, wenn nicht unsere jeweilige Betroffenheit von<br />

gegen uns gerichteten Ausschlussmechanismen aus der „gesunden<br />

Volksgemeinschaft“, Betroffenheit von der bornierten<br />

Ignoranz, mit der eine sich selbst männlich-weiss-reich und<br />

hetero imaginierende „Mehrheits“-Klasse uns als „Terra Incognita“,<br />

als „das <strong>An</strong>dere“,„Abweichende“,„Fremde“ beschreibt<br />

und „begutachtet“. Wir alle sind – auf jeweils spezifische Weise<br />

– „Aliens“ in den Augen der mainstreamigen Macht.<br />

In „GegenRassismen“, einem der aktuellen österreichischen<br />

Bücher zu (<strong>An</strong>ti-)Rassismus (vgl. an.<strong>schläge</strong> 5/00, S.40:<br />

„Rassismus ohne Rasse“) jedenfalls finde ich sämtliche gesellschaftliche<br />

Mechanismen akribisch genau beschrieben<br />

und analysiert, die mich als LESBE betreffen, obwohl die Texte<br />

fast ausschließlich dem perfiden Umgang von Wirtschaft<br />

und Staat mit MigrantInnen gewidmet sind.<br />

Doch „Aliens“ sind wir – MigrantInnen, Behinderte,<br />

Schwarze, Frauen, Lesben, Schwule und Transgender – auch<br />

für einander, in dem Ausmaß in dem wir die Ausgrenzungsmechanismen<br />

der Mehrheitskultur gegenüber anderen unterdrückten<br />

Gruppen von Menschen verinnerlicht haben. Es<br />

würde mich wundern, wenn sämtliche heterosexuell lebende<br />

<strong>An</strong>gehörige anderer unterdrückter Gruppen von der Vorstellung<br />

überhaupt nicht befremdet wären, sich mit „hässlichvermännlichten“<br />

Lesben und „arschwackelnden und -fickenden“<br />

Schwulen verbünden zu sollen. Genau so realistisch<br />

schätze ich den Bewusstseinsstand in der Lesben- und Schwulenszene<br />

ein: Überheblicher Eurozentrismus ist an der Tagesordnung,<br />

wenn Lesben sich darüber unterhalten,„wie schrecklich<br />

rückständig“ zum Beispiel „der Islam“ sei und „wie gut es<br />

uns hier“ im Vergleich doch gehe. Die Sexismen, die Schwule<br />

so von sich geben können, im Brustton der Überzeugung,<br />

dass es sich um wissenschaftlich gesicherte Wahrheiten<br />

über „die Frauen“ handelt, sind auch nicht ohne!<br />

„Aliens“ sind nämlich in hohem Maß auch Lesben und<br />

Schwule für einander. Die Lesben- und Schwulen-Bewegung<br />

selbst ist ein Beispiel für eine Allianz; mit allen Stärken und<br />

Schwächen einer solchen. Die radikale und autonome Frauenbewegung<br />

scheint im Vergleich dazu viel mehr eine „natürliche<br />

Verbündete“ für lesbische Frauen zu sein. Sexuelle<br />

Selbstbestimmung der Frau, wirtschaftliche Unabhängigkeit,<br />

die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Befreiung<br />

der Frau aus strikt nach heterosexuellem Muster gestrickten<br />

Vorstellungen von „weiblicher Natur“ sind die unabdingbaren<br />

gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen für<br />

das Entstehen einer Identität, die wir als „lesbisch“ zu bezeichnen<br />

pflegen.<br />

Diese und noch sehr viel mehr Überlegungen habe ich<br />

am 13. Feber dann in meinem Statement vorgetragen. Das<br />

lebhafte Gespräch, das sich daraus entwickelte, zeigte viele<br />

Berührungspunkte mit Positionen, die VertreterInnen der<br />

Black Community einbrachten. Vor allem Araba Johnston-<br />

Arthurs Betonung der Notwendigkeit, gesellschaftliche Machtund<br />

Unterdrückungsverhältnisse immer wieder offen zu benennen,<br />

wirkte wie eine repolitisierende Kraftnahrung für<br />

unsere vom pausenlos auf uns niederplätschernden neoliberalen<br />

Wischiwaschi weichgespülten Gehirnwindungen.<br />

Für eine Schwarze UND Feministische UND Lesbisch-Schwule<br />

Kritik an den „traditionellen“ Denkmustern des Eurozentrismus,<br />

<strong>An</strong>drozentrismus und Heterozentrismus ist es<br />

höchste Zeit. ❚<br />

an.spruch<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 05


österreichan.riss<br />

konferenz<br />

Arbeit macht krank<br />

Arme sind doppelt so oft krank wie Nicht-Arme. Gesundheit hängt stark<br />

von sozialen Faktoren ab. Wie sieht die Gesundheitssituation von Wohnungslosen,<br />

MigrantInnen, Areitslosen oder benachteiligten Frauen in<br />

Österreich aus? Beschönigende Begriffe wie „Eigenvorsorge“, „Selbstverantwortung“,<br />

„Empowerment“ sind nicht zufällig gerade in Zeiten der<br />

Privatisierung sozialer Dienstleistungen zu Modewörtern avanciert. Die<br />

Verabschiedung vom Staat aus seiner sozialen Verantwortung und ihre<br />

Folgen sind Thema der Fünften Österreichischen Armutskonferenz. In<br />

diesem Rahmen findet auch die Frauen-Vor!-Konferenz statt, ein Vernetzungstreffen,<br />

bei dem aktuelle frauenpolitische Entwicklungen analysiert<br />

und feministische Alternativen diskutiert werden sollen – gerade<br />

in Hinblick auf die aktuellen GATS-Verhandlungen. Kinderbetreuung<br />

wird angeboten. keck<br />

Österreichische Armutskonferenz: 20. – 21.3.03, Bildungshaus St.Virgil, Salzburg.<br />

Frauen-Vor!-Konferenz: 19.3. 19h, 20.3. 9h Infos: T. 01/ 402 69 44, email: office@armutskonferenz.at;<br />

<strong>An</strong>meldung: T. 0662/65 901, email: office@virgil.salzburg.at<br />

„Carina ist nicht sehr entzückt.“<br />

Im Wiener Gratis-Blatt „U-Express“ überraschte<br />

am 12. Februar das Foto der Nackten<br />

auf Seite 3 mit folgendem Text: „Carina<br />

ist nicht sehr entzückt. Sie sagt, die Texte<br />

sind missglückt, mit denen sie wird kommentiert.<br />

Dafür die Dichterin sich sehr geniert.“<br />

– Ob dieser Text irrtümlich in Druck<br />

ging? Wie es der „Dichterin“ jetzt geht? –<br />

Das Statement ist jedenfalls kein Grund<br />

zum Genieren, sondern im Gegenteil: eher<br />

entzückend.<br />

06 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Foto: Michaela Bruckmüller<br />

plus.minus<br />

Integration Alt<br />

w iedereröffnung<br />

Cheers!<br />

Heidemarie Unterreiner (FP)<br />

„Homosexuelle Künstler“ seien in Wien eh schon<br />

„sehr gut integriert und beliebt“, meinte FP-Kultursprecherin<br />

Heidemarie Unterreiner anlässlich<br />

der Debatte über die Finanzierung des lesbischschwulen<br />

Kulturfestivals „Wien ist andersrum“<br />

im Wiener Gemeinderat: Sie hätten die „Provokation“<br />

eines Festivals wie „Wien ist andersrum“<br />

gar nicht nötig, und sollten in ihrer Kunst die Homosexualität<br />

„nicht unbedingt herausstreichen“.<br />

Dass lesbischen Künstlerinnen das homosexuelle<br />

Element in ihren Werken tarnen und verschweigen<br />

sollen, was soll dieser alte Hut bitte für ein<br />

Begriff von „Integration“ sein?! (-)<br />

Nach erfolgreich abgeschlossenem Umbau eröffnet das Veranstaltungszentrum<br />

ega in Wien erneut seine Pforten. 1993 von der damals amtierenden<br />

Wiener Frauenstadträtin Renate Brauner gegründet, sollte<br />

es Raum für Initiativen und Diskussionen bieten, sowie Möglichkeiten<br />

zur Weiterbildung offerieren. Am 8. <strong>März</strong>, dem Internationalen Frauentag,<br />

meldet sich das ega nun mit einem großen Fest zurück. Ab 17 Uhr<br />

und bei freiem Eintritt wird anlässlich der Wiedereröffnung und des<br />

10jährigen Geburtstages gefeiert. Schließlich will sich das ega auch<br />

in Zukunft nicht vergessen wissen: Das Veranstaltungsangebot wie<br />

auch das ständig erweiterte Seminarangebot lassen Spannendes erwarten.<br />

ajb<br />

Weitere Informationen: ega, Windmühlgasse 26, 1060 Wien, e-mail: egaoffice@.or.at; http://www.ega.or.at<br />

auflösung<br />

Drei Jahre WiderstandsRat<br />

Nachdem der von autonomen Lesben gegründete WiderstandsRat<br />

im Februar 2000 seine Arbeit aufgenommen hatte, gibt er nun seine<br />

Auflösung bekannt. Drei Jahre lang hatte man sich mit autonomen,<br />

feministischen Strategien gegen die schwarz-blaue Regierung beschäftigt.<br />

Themen wie Transgender, Sexismus, Wahlrecht für Migrantinnen<br />

oder die Arbeitsmarktpolitik standen im Mittelpunkt der Diskussionen.<br />

Auch an Demos oder dem feministischen Widerstandskongress<br />

nahmen die Mitglieder des Rates teil. Ob andere die Idee des Widerstandsrates<br />

wieder aufgreifen, bleibt ungewiss. Aber schließlich freut<br />

frau sich über alle feministischen, antirassistischen oder sonst wie<br />

gearteten widerständischen Aktivitäten, an denen es sich zu beteiligen<br />

lohnt... ajb<br />

plus.minus Reaktionen und <strong>An</strong>regungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />

Emanzipation Neu<br />

Ingrid Korosec (VP)<br />

Mit „gender mainstreaming“ tut sich indes Ingrid<br />

Korosec hervor. Die Wiener Seniorensprecherin<br />

zog gegen SP-Finanzstadtrat Rieder wegen<br />

der Ungleichbehandlung von weiblichen<br />

und männlichen Senioren durch die Wiener Linien<br />

zu Felde. Frauen können ab 60 Seniorenermäßigung<br />

in <strong>An</strong>spruch nehmen, Männer erst<br />

ab 65. Das sei eine untolerierbare Ungleichbehandlung.<br />

In der nachfeministischen Ära, in der<br />

wir zweifellos leben, heißt „Gleichbehandlung“<br />

mittlerweile: Jede konstatierbare oder konstruierbare<br />

Benachteiligung von Männern aufzuspüren<br />

und umgehend zu beseitigen. (-)


s eminar<br />

besser zu früh…<br />

…als zu spät. Jedes dritte Mädchen, jeder vierte Bub ist davon betroffen: sexuelle<br />

Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist so verbreitet wie unsichtbar.<br />

Der Verein Selbstlaut veranstaltet nun ein Seminar, das potenzielle Opfer<br />

stärken und Erwachsenen das Gefühl der Ohnmacht nehmen soll. Die Konfrontation<br />

mit einem möglichen sexuellen Missbrauch kann hilflos machen,<br />

<strong>An</strong>gst oder Aggression erzeugen und so zu überstürztem Handeln führen.<br />

Wie können Kinder und Jugendliche bei diesem schwierigen Problem unterstützt<br />

und begleitet werden und welche Möglichkeiten bietet gerade die<br />

Prävention? Aufmerksame Erwachsene und eine emanzipatorische Erziehungshaltung<br />

sind nach Meinung der Veranstalterinnen Lilly Axster und<br />

<strong>An</strong>gelika Trabe Voraussetzung für eine Prävention. Nahe an der praktischen<br />

Arbeit mit Mädchen und Buben werden in diesem Seminar auch Materialien<br />

für den Arbeitsalltag vorgestellt. Bald anmelden! keck<br />

„Der Ohnmachtszwischenraum – Prävention als Handlungsstrategie“, am 29.April <strong>2003</strong>, 14–18h im Verein Selbstlaut,<br />

Berggasse 32/4, 1090 Wien. Infos und <strong>An</strong>meldung: T. 01/810 90 31, email: selbstlaut@telering.at; Eur 30,– Seminarbeitrag<br />

weltfrauenkonferenz<br />

Aufruf!<br />

Zunehmende Frauenverachtung und Frauenfeindlichkeit trotz vordergründiger<br />

Bekenntnisse zu Gender-Mainstreaming, die Schließung des österreichischen<br />

Frauenministeriums und die voranschreitende „Feminisierung“<br />

der Armut zeigen nur zu deutlich: Es ist allerhöchste Zeit für eine 5.Weltfrauenkonferenz,<br />

bei der die Entwicklungen seit der letzten Konferenz in<br />

Peking 1995 aus der Sicht von Frauen besprochen und überzeugende Gegenstrategien<br />

entwickelt werden. Da sich die meisten Regierungen einem<br />

solchen Vorhaben gegenüber nicht sehr gewogen zeigen, sind Frauenbewegungen<br />

und NGO’s dabei, den Faden an frühere Konferenzen, die von 1975<br />

bis 1995 viermal stattfanden, anzuknüpfen. Auch in Österreich setzt sich eine<br />

Gruppe für eine 5.Weltfrauenkonferenz im Jahr 2005 ein. Zum Beispiel<br />

mit einer Aufforderung an Benita Ferrero-Waldner und Herbert Haupt sich<br />

dafür einzusetzen, kann frau das Vorhaben tatkräftig unterstützen. DF<br />

Infos:WIDE-Österreich, Berggasse 7, 1090 Wien, T. 01/317 40 31<br />

wien ist andersrum<br />

Aussetzer<br />

Zunächst sah es so aus, als würde sich das „Festival der Verlockungen vom<br />

anderen Ufer“ nicht mehr aus der Verschuldung retten können und endgültig<br />

zu Grabe getragen werden. Seit Schwarz-Blau an der Regierung ist, erhält<br />

„Wien ist andersrum“ keine Subventionen mehr vom Bund.Trotzdem<br />

wurde das Festival nicht gestoppt, ein so wichtiges kulturpolitisches Event<br />

durfte einfach nicht ausgehungert werden. Aber der Schuldenberg wuchs.<br />

Nun sprang die Stadt Wien ein und der homophoben Stimmung in Österreich<br />

wird künftig wieder queer-Kultur entgegen gehalten werden können.<br />

Zunächst müssen mit den Subventionen noch die Schulden beglichen werden,<br />

weshalb das Festival für ein Jahr ausgesetzt wird. Ab 2004 besteht die<br />

Möglichkeit einer Dreijahres-Förderung durch die Stadt Wien.Wünschenswert<br />

wäre zudem eine höhere Dotierung, um das Festival professioneller zu<br />

gestalten und international bekannt zu machen, und um noch deutlicher<br />

zum Ausdruck zu bringen:Wir sind hier – ob euch das passt oder nicht! keck<br />

an.ruf<br />

Claudia von Werlhof im Gespräch mit Gabi Horak<br />

Jedes Feuer beginnt mit einem Fünkchen.<br />

an.rissösterreich<br />

Foto<br />

kommt am<br />

MONTAG<br />

Sie waren beim Weltsozialforum Porto Alegre. Welche Erfahrungen haben<br />

Sie mitgenommen?<br />

Ich habe auch an zwei „Vorkonferenzen“ teilgenommen. Etwa an einer<br />

globalen Konferenz über Bildung in Zeiten des Neoliberalismus. Das<br />

GATS-Abkommen wurde schärfstens angegriffen, denn die Erfahrung<br />

zeigt, dass dann die Bildung qualitativ zurückfällt und emanzipatorische<br />

Inhalte ausgemerzt werden. Porto Alegre hat mir gezeigt, dass<br />

die Jugend endlich ernst genommen werden will. Die Globalisierung<br />

mit ihren neoliberalen Politiken, Kriegstreiberei, Naturzerstörung und<br />

Menschenverachtung wird ohne wenn und aber abgelehnt.<br />

Kamen feministische Fragestellungen ausreichend vor?<br />

Sie kamen in vielen Formen vor, waren aber nicht im Zentrum der Debatte.<br />

Die Organisatoren waren v.a. Männer, und es war deutlich, dass<br />

Porto Alegre inzwischen politisch so bedeutsam geworden ist, dass<br />

alle möglichen Institutionen da mitzumischen versuchen – und die<br />

sind erfahrungsgemäß nicht feministisch gesinnt.<br />

Wie brauchbar wäre „Gender“ im Kampf gegen neoliberale Strukturen?<br />

Die weltweiten Bewegungen gegen den Neoliberalismus sind ja gerade<br />

von Frauen an der Basis begonnen worden! Daher sind auch die Alternativ-Bewegungen,<br />

wie sie seit 25 Jahren gerade im Süden entstehen,<br />

im wahrsten Sinne Frauenbewegungen! Das wird allerdings nach<br />

außen hin nicht reflektiert. Inzwischen gibt es diverse Versuche „von<br />

oben“, sich die Erfolge anzueignen. GATS wäre etwa der k.o.-Schlag<br />

für sämtliche Errungenschaften der hiesigen Frauenbewegung. Der<br />

Neoliberalismus nimmt den Frauen die Arbeitsplätze, lässt ihnen bestenfalls<br />

die Sklaverei und bürdet ihnen gleichzeitig eine um vieles<br />

erweiterte Hausarbeit auf, weil der Sozialstaat in „private“ Dienstleistungen<br />

überführt wird, die sich kaum eine Frau wird leisten können.<br />

Kann das Austrian Social Forum (ASF) eine langfristige Bewegung werden?<br />

Das ASF ist absolut notwendig. Die Zustimmung wird umso größer, je<br />

mehr Leute anfangen zu verstehen, dass Arbeitslosigkeit, Sozialabbau,<br />

Zunahme der Gewalt, Firmenzusammenbrüche Auswirkungen<br />

des Neoliberalismus sind. Den internationalen Konzernen werden alle<br />

Märkte, alle Investitionsmöglichkeiten, alle Chancen ALLEIN überlassen.<br />

Öffentlichkeit, Demokratie und nationales Kapital müssen weichen!<br />

Das ASF kann so langfristig sein wie der Neoliberalismus, denn<br />

es wird einen „objektiven“ Bedarf danach geben.<br />

Claudia von Werlhof ist Ordinaria f. Politisches System Österreichs a. d. Uni Innsbruck<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 07


politikkoalitionverhandlungen<br />

links: Jutta Sander, Bezirksrätin<br />

im 16. Wiener Gemeindebezirk<br />

rechts: Elisabeth Holzer, Grüne Klubobfrau<br />

im 14. Wiener Gemeindebezirk<br />

08 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Darf das sein?<br />

Die Regierungsverhandlungen mit der ÖVP haben heftige interne Diskussionen bei den Grünen<br />

ausgelöst. Zwei Bezirksvertreterinnen im Gespräch über ihre unterschiedlichen<br />

Sichtweisen zu diesem Konflikt. Von Karin Eckert und Gabi Horak<br />

an.<strong>schläge</strong>: Was sprach für die Aufnahme<br />

von Koalitionsverhandlungen,<br />

was dagegen?<br />

Elisabeth Holzer Ich bin 15 Jahre<br />

bei den Grünen und habe viel Lebenszeit<br />

und Energie in diese Idee investiert.<br />

Deshalb denke ich, es ist jede<br />

Chance wahrzunehmen, dass das, was<br />

Grüne Politik bedeutet, noch mehr Leute<br />

verstehen. Und das passiert schon<br />

durch die Verhandlungen. Deshalb hatte<br />

ich keinen Zweifel zu sagen: Verhandlungen<br />

auf jeden Fall. Sie sind eine<br />

Chance aufzuzeigen, worum es gehen<br />

könnte. Und:Was wäre die Alternative?<br />

Blau-Schwarz kampflos das Feld zu<br />

überlassen? Da bin ich dagegen – zu riskieren,<br />

dass das noch 4 Jahre weiter<br />

läuft: Noch weniger Geld für Fraueninitiativen<br />

und vor allem noch mehr Weichenstellungen<br />

für viele viele Jahre. Zu erwarten,<br />

dass dadurch ein Leidensdruck<br />

entsteht, der uns dann eventuell Stimmen<br />

bringt, ist schon sehr populistisch<br />

und zynisch.<br />

Was uns die Verhandlungen gebracht<br />

haben, ist eine Emanzipation<br />

von der SPÖ. Das ist uns die ganze Zeit<br />

schon auf den Wecker gegangen, dass<br />

es so selbstverständlich war, dass wir<br />

die Mehrheitsbringer sind.<br />

Jutta Sander Ich kann mir bei den<br />

verschiedenen Positionen und Gangarten<br />

der Parteien überhaupt nicht vorstellen,<br />

dass da ein Koalitionspapier<br />

herauskommen kann, wo die Grünen<br />

überhaupt noch drinnen stehen. Entweder<br />

hat man dann das Leiberl verkauft,<br />

oder das ganze findet nicht statt. Gesundes<br />

Misstrauen ist hier angebracht.<br />

Sorgen hab ich auch in der Praxis, denn<br />

wenn man etwa ein Ministerium leitet,<br />

Fo t o s : P r i v at ( l i ) , G a b i H o ra k ( r e )


muss man auch die BeamtInnenschaft<br />

hinter sich bringen, man muss schauen,<br />

wie kooperiert man mit der Wirtschaft.<br />

Aber ich glaube schon, dass sich das<br />

Image der Grünen durch eine Koalition<br />

gerade am Land bessern würde. Ob<br />

man als so kleiner Partner in einer Koalition<br />

wirklich Stimmen dazu gewinnen<br />

könnte, weiß ich nicht. Die westlichen<br />

Bundesländer denken pragmatischer:<br />

Jetzt haben wir so lange gearbeitet und<br />

jetzt wollen wir lieber selber ans Ruder,<br />

bevor wir FPÖ oder SPÖ den Vortritt<br />

lassen.<br />

Ich bin übrigens der Meinung, dass<br />

Verhandlungen mit der SPÖ keineswegs<br />

leichter gegangen wären. Die haben<br />

ganz andere parteiinterne Traditionen:<br />

geradlinig, hart. Aber: die Parteiprogramme<br />

schauen anders aus. Da könnte ich<br />

mir vorstellen, lässt sich eher etwas unterbringen,<br />

das auch gemeinsame Linie<br />

hat; im Gegensatz zu dem, was ÖVP<br />

und FPÖ in der letzten Regierung fabriziert<br />

haben.<br />

In öffentlichen Aussendungen der<br />

Grünen in letzter Zeit war des öfteren<br />

von „Frauen- und Familienpolitik“ die Rede?<br />

Ist das symptomatisch?<br />

Elisabeth Holzer Es ist klar, dass<br />

Frauenpolitik auch innerhalb der Grünen<br />

nicht das Querschnittsthema ist,<br />

wie wir uns das gerne vormachen. Die<br />

Grünen sind ein Teil dieser Gesellschaft<br />

und genauso patriarchalisch sozialisiert.<br />

Gerade bei der feministischen Politik<br />

mache ich mir keine Illusionen. Es passiert<br />

mir ja selber auch noch manchmal,<br />

dass ich beim Schreiben eines Textes<br />

die gendergerechte Sprache vergesse.<br />

Darum würde ich mich nicht so<br />

schrecken über diese Formulierung.<br />

Jutta Sander Das ist sehr bedauerlich.<br />

Wir haben in Wien immer darauf<br />

Wert gelegt, dass es solche Vermischungen<br />

nicht gibt. Die Grünen Grundsätze<br />

waren noch kürzlich anders. Ich halte<br />

das schon für symptomatisch und nicht<br />

zufällig. Bei Madeleine Petrovic und Eva<br />

Glawischnig setze ich schon voraus,<br />

dass sie da sehr genau unterscheiden<br />

und auch wissen, dass es nicht sinnvoll<br />

ist, das in einen Topf zu werfen.<br />

Unsere Grünen Männer sind in der<br />

Regel ohnehin zu vergessen. Wir sind<br />

schon froh, wenn bei den offiziellen<br />

Aussagen die besprochenen frauenpolitischen<br />

Punkte halbwegs stimmig<br />

kommen.<br />

Wären mit der ÖVP <strong>An</strong>näherungen<br />

in der Frauenpolitik möglich?<br />

Elisabeth Holzer Es wäre ein Seismograf,<br />

wie Frauenpolitik in einem Koalitionsübereinkommen<br />

vorkommt. Ein<br />

Frauenministerium mit ordentlichen<br />

Kompetenzen wäre sehr wichtig. Es<br />

müsste spürbar sein, dass Frauenpolitik<br />

etwas anderes ist als Familienpolitik:<br />

Etwa Maßnahmen zur Gleichberechtigung<br />

in den Spitzenpositionen. Oder<br />

die Traumforderung, die Parteienförderung<br />

an die gerechte Verteilung von Posten<br />

zu binden. Bezüglich Kindergeld<br />

kamen ja Vor<strong>schläge</strong> von den Grünen<br />

rund um ein Karenzgeldkonto, da müsste<br />

es auch ein Entgegenkommen von<br />

der ÖVP geben.<br />

Jutta Sander Wenn ich mir die ÖVP-<br />

Papiere und -Aussagen anschaue – Frau<br />

ist gleich Familie, und dann soll sie sich<br />

einteilen, wie sie es macht und dann<br />

helfen wir ihr ein bisschen – da geht es<br />

überhaupt nicht darum, dass die Frau<br />

eine eigenständige Person ist. Ich war<br />

gestern bei einer Veranstaltung der<br />

ÖVP-Frauen, wo das neue „Frauenleitbild“<br />

präsentiert wurde. Für mich tauchten<br />

so viele Fragen auf, dass ich gar<br />

nicht gewusst hätte, wo ich anfangen<br />

soll. Es wurden Probleme geschildert,<br />

aber es wurde nie erläutert, wie die ÖVP<br />

sich vorstellt, sie zu lösen. „Chancen für<br />

Frauen“ hieß es da, aber Chancen sind<br />

mir zu wenig! Ich muss Realitäten schaffen.<br />

Ich frage mich auch, welche Positionen<br />

die ÖVP bei Lesben und Schwulen<br />

hat? Da sehe ich einfach nicht, wie das<br />

zusammenkommen könnte.<br />

Welche Gemeinsamkeiten könnte es<br />

mit der ÖVP geben?<br />

Elisabeth Holzer Viele Grüne erwarten<br />

sich in der Umweltpolitik entscheidende<br />

Schritte. Ich denke, das wäre gerade<br />

mit der ÖVP sehr schwer. Ich komme<br />

aus einer ÖVP-Familie und habe von<br />

Kind auf erlebt, wie beinhart dort innerparteiliche<br />

Politik ist. Von daher bin ich<br />

sehr realistisch. Frauenpolitik ist ein Bereich,<br />

wo wohl die Gefahr ganz besonders<br />

groß ist, dass es bei Sprechblasen<br />

bleibt – schöne Überschriften und nicht<br />

viel dahinter. Chancengleichheit ist ein<br />

ganz großes Thema für die ÖVP, aber<br />

man muss genau hinschauen: Für welchen<br />

Teil der Frauen? Für den größeren<br />

Teil der Frauen fehlen grundsätzliche<br />

Rahmenbedingungen, die von der ÖVP-<br />

Politik zugedeckt werden. Da gibt es<br />

schon große Unterschiede. Aber wenn<br />

ich mir etwas vorstellen kann, dann,<br />

dass diese Koalition eine Zweckgemeinschaft<br />

wäre, die nicht Unterschiede zukleistert,<br />

sondern Schnittmengen sucht<br />

und an diesen arbeitet.<br />

Was wären die Gefahren einer<br />

schwarz-grünen Koalition?<br />

Elisabeth Holzer Natürlich gibt es<br />

Gefahren. Aber Ideen einbringen zu<br />

können, für die ich vor 25 Jahren noch<br />

auf der Straße geprügelt worden wäre,<br />

wäre schon eine Weichenstellung. Da<br />

ein ganz neues Denken in die Köpfe<br />

hinein zu bekommen, müsste schon einiges<br />

wert sein. Aber ich denke wir<br />

müssten uns auch damit abfinden,<br />

dass es nur milimeterweise weiter<br />

geht.<br />

Jutta Sander Je mehr Positionen<br />

verscherbelt werden, umso härter wird<br />

die nächste Wahl ausfallen. Und dann<br />

kann man sich überlegen: Sind wir noch<br />

im Parlament oder sind wir es nicht<br />

mehr. Auf diesen Punkt würde ich es zuspitzen.<br />

Dann unterscheiden wir uns<br />

auch nicht mehr von anderen Parteien,<br />

die vor der Wahl das eine sagen und<br />

hinterher etwas anderes.<br />

Könnten die innerparteilichen Kontroversen<br />

zu einem Riss durch die Partei<br />

führen?<br />

Elisabeth Holzer Das traue ich mich<br />

nicht abzuschätzen. Ich denke, die öffentliche<br />

Kritik aus Wien war strategisch<br />

nicht gescheit. Wer sich darüber<br />

am meisten freut, ist der Herr Schüssel.<br />

Das steht genau in seinem Drehbuch<br />

und es ärgert mich, wenn man ihm auf<br />

den Leim geht. Aber ich glaube nicht an<br />

eine Spaltung, da haben wir schon zu<br />

viel gelernt.<br />

Jutta Sander Wenn man sieht, dass<br />

es gewisse Menschen darauf anlegen,<br />

unbedingt regieren zu wollen, ist es gescheit,<br />

dass andere ihre kritische Haltung<br />

rechtzeitig als Schuss vor den Bug<br />

abgeben. Wenn kein Druck über die<br />

Medien gemacht wird, geht die Kritik<br />

parteiintern einfach unter. Taktisch wäre<br />

es möglicherweise geschickter gewesen,<br />

diese Kontroversen nicht öffentlich<br />

auszutragen. Es gibt auch im Parlamentsklub<br />

Leute, die die Verhandlungen<br />

selbst kritisch sehen – von denen<br />

hört man nur nichts. Aber ich glaube<br />

nicht, dass sich jetzt alles auflöst. Es<br />

wird einfach ganz offen signalisiert:<br />

So einfach geht es nicht. ❚<br />

verhandlungenkoalitionpolitik<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 09


Fo t o : Ev e l y n Ro i s interviewverhandlungen<br />

„Bis zum Umfallen“<br />

Die Verhandlungen zwischen Grünen und ÖVP sind letztlich doch eindeutig gescheitert.<br />

Über ihre Erfahrungen im Verhandlungsteam berichtet Madeleine<br />

Petrovic im Interview mit Karin Eckert und Gabi Horak<br />

10 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Drei Tage nach dem Aus der<br />

schwarz-grünen Regierungsverhandlungen<br />

trafen wir eine<br />

heisere Madeleine Petrovic:<br />

„Ich bin zwar immer noch müde,<br />

aber ich bin schon wieder fest am<br />

arbeiten und recherchieren“, gibt sie<br />

sich schon wieder kämpferisch.<br />

an.<strong>schläge</strong>: Die Verhandlungen zwischen<br />

Grünen und ÖVP sind gescheitert.<br />

Woran lag es aus deiner Sicht?<br />

Madeleine Petrovic: Die sachpolitischen<br />

Unterschiede waren zu groß und<br />

wohl auch die Zeit zu kurz, um eine bessere<br />

Arbeitsbasis herzustellen. Wir haben<br />

es probiert bis zum Umfallen. Die<br />

blau-schwarze Regierung hat aber<br />

schon ihre Spuren hinterlassen.<br />

Gab es im Bereich Frauenpolitik<br />

<strong>An</strong>näherung zwischen Grünen und ÖVP?<br />

Ich hatte durchaus den Eindruck,<br />

dass etliche Frauen in der ÖVP schon<br />

lange einen Wechsel wollen und ihnen<br />

vieles in der vergangenen Legislaturperiode<br />

eigentlich nicht gepasst hat. Aber<br />

die Frauenpolitik ist natürlich nicht<br />

trennbar von der allgemeinen Sozialpolitik,<br />

und da ist die Notwendigkeit gegeben,<br />

eine Trendumkehr zu erreichen, sodass<br />

die Einnahmen-Ausgaben-Entwicklung<br />

nicht andauernd auseinandergeht.<br />

Denn das läuft notwendigerweise<br />

auf extrem unsoziale Lösungen<br />

hinaus.<br />

Bei den großen Verhandlungspunkten<br />

schien nie explizit Frauenpolitik auf.<br />

Ist das symptomatisch?<br />

Es schien wahrscheinlich deswegen<br />

nicht auf, weil die Gegensätze nicht<br />

so groß waren. Aber es ist sehr intensiv<br />

darüber gesprochen worden. Wenn ich<br />

etwas bedauere, dann, dass all das jetzt<br />

nicht umgesetzt werden wird. Beispielsweise<br />

habe ich den Eindruck, dass es<br />

möglich gewesen wäre, wirklich jedes<br />

Gesetzesvorhaben vorweg unter dem<br />

Aspekt der Gendergerechtigkeit zu beleuchten.<br />

Das ist zwar bisher immer<br />

wieder zugesichert worden, aber passiert<br />

ist es nie.<br />

Auch Frauenpolitik im engeren<br />

Sinn wurde besprochen, etwa die<br />

Berücksichtigung von Frauenförderplänen<br />

in Unternehmen bei öffentlichen<br />

Ausschreibungen oder die Einbeziehung<br />

von frauenfördernden Maßnah-


men in wirtschaftspolitische Förderungen.<br />

Wären auch Forderungen wie beispielsweise<br />

ein eigenständiges Frauenministerium<br />

mit erweiterten Kompetenzen oder<br />

finanzielle Absicherung von Frauenberatungseinrichtungen<br />

möglich gewesen?<br />

Ich hatte durchaus den Eindruck,<br />

dass das möglich gewesen wäre.<br />

Schwer vorstellbar ist es, eure Positionen<br />

in der Schwulen- und Lesbenpolitik<br />

mit der ÖVP in Einklang zu bringen.<br />

Das wäre in der Tat nicht so einfach<br />

gewesen. Aber es bestand zumindest<br />

einmal dahingehend Einverständnis,<br />

dass ein umfassendes <strong>An</strong>tidiskriminierungsgesetz<br />

alle in irgendeiner Form<br />

diskriminierten Menschen zu berücksichtigen<br />

hat. Was wahrscheinlich<br />

kaum möglich gewesen wäre, ist die<br />

eingetragene PartnerInnenschaft.<br />

Die Kompromissbereitschaft seitens<br />

der Grünen war spürbar. Aufgefallen ist<br />

etwa, dass in einigen öffentlichen Aussendungen<br />

von „Frauen- und Familienpolitik“<br />

die Rede war.<br />

Wir haben immer großen Wert darauf<br />

gelegt, dass das getrennt wird. Dass<br />

natürlich progressive Familienpolitik<br />

EINE Voraussetzung ist, um auch erfolgreiche<br />

Frauenpolitik machen zu können,<br />

ist klar. Familienpolitik sollte endlich<br />

auch einmal als Aufgabe von Männern<br />

und Vätern verstanden werden. In dem<br />

Sinne hätte es meinerseits ein starkes<br />

Bestreben gegeben, das Gesetz zum<br />

Kinderbetreuungsgeld zu ändern. Es<br />

sollte – auch finanziell – attraktiver gemacht<br />

werden, Karenzen zumindest mit<br />

Teilzeitbeschäftigungen zu kombinieren.<br />

Und es sollte auch aus der Karenz<br />

heraus ein volles arbeitsmarktpolitisches<br />

<strong>An</strong>gebot geben zur Qualifizierung<br />

und zum Volleinstieg in den Beruf.<br />

Aber wir sind in den Verhandlungen<br />

nicht so weit gekommen, weil beim<br />

großen Sozialkapitel prinzipiell keine Einigung<br />

hergestellt werden konnte.<br />

Hat es dich überrascht, dass in Frauenbelangen<br />

offensichtlich eine gute Gesprächsbasis<br />

da war?<br />

Ja und Nein. Es gab natürlich die<br />

ganze Zeit zumindest mit bestimmten<br />

Frauen in der ÖVP gute Kontakte, die<br />

auch zu konkreten Handlungen geführt<br />

haben. Beispielsweise wenn es extreme<br />

Formen von sexistischen Entgleisungen<br />

in der Werbung gab, war es immer<br />

möglich, einen gemeinsamen Brief von<br />

Parlamentarierinnen an den Werberat<br />

zu verfassen. Da waren immer nur die<br />

freiheitlichen Frauen im Abseits.<br />

Es hat mich eher überrascht, wie es<br />

für die ÖVP in einer Koalition mit der<br />

FPÖ erträglich war. Der ganze Sozialbereich<br />

war in den letzten Jahren bei den<br />

Freiheitlichen und dort ist sehr eindeutige<br />

Politik gemacht worden, geprägt<br />

von Inkompetenz bis hin zur Person<br />

Haupt, dem ich in Sachen BSE-Bekämpfung<br />

erheblich mehr zutraue als in der<br />

Frauenpolitik. Im Rahmen der Männerabteilung<br />

sind beispielsweise immer<br />

wieder Personen zu Wort gekommen,<br />

wie der Sozialrechtler Theodor Tomandl:<br />

Im Rahmen einer Enquete war er ein<br />

Hauptreferent und hat – nicht sarkastisch,<br />

sondern allen Ernstes – gemeint,<br />

dass die Diskriminierten im österreichischen<br />

Sozial- und Pensionssystem die<br />

Männer seien. Dass dieser Mann praktisch<br />

die Pensionsreformkomission leitet<br />

ist eine Katastrophe. Und bei den<br />

Regierungsverhandlungen standen wir<br />

vor der Situation, dass alle Vorarbeiten<br />

und Berechnungen aus dem Sozialbereich<br />

aus dieser Feder stammten.<br />

Konntest du persönlich an erfolgreiche<br />

Verhandlungen mit der ÖVP glauben?<br />

Es waren Wellenbewegungen. Hätte<br />

so ein Regierungsbündnis reifen können,<br />

hätte es wahrscheinlich mehr<br />

Chance gehabt. Ein Hauptmotiv, mich<br />

für die Verhandlungen auszusprechen,<br />

war, dass ich drei Jahre lang gegen Blau-<br />

Schwarz gelaufen bin und das nicht<br />

mehr will. Ich fürchte jedoch, dass es<br />

jetzt wieder kommen wird. Die Freiheitlichen<br />

betteln ja förmlich um Regierungsbeteiligung.<br />

Hast du nachvollziehen können, dass<br />

sehr viele WählerInnen entsetzt waren<br />

über die Aufnahme von Verhandlungen?<br />

Die Reaktionen gingen quer durch.<br />

Von „Bitte versucht es doch. Nicht wieder<br />

Blau-Schwarz“ bis zu „Seid ihr<br />

wahnsinnig geworden“.<br />

Ich finde solche Debatten legitim.<br />

Es wäre eher ein schlimmes Zeichen,<br />

wenn es den Leuten egal wäre. Ich habe<br />

mit vielen der heftigsten KritikerInnen<br />

etwa der Wiener Grünen die ganze Zeit<br />

Kontakt gehalten. Es war mir schon klar,<br />

dass ich in der Koalition möglicherweise<br />

<strong>An</strong>träge bekommen hätte, die ich<br />

vielleicht selber in der Opposition eingebracht<br />

hatte, die aber nicht Koalitionsabkommen<br />

wären und ich deshalb ablehnen<br />

müsste. Ich wäre zum Redepult<br />

gegangen und hätte gesagt: Eigentlich<br />

will ich das nach wie vor, aber wir haben<br />

derzeit nicht die Kraft. Wir haben<br />

einen Kompromiss, zu dem ich gerade<br />

noch stehe.<br />

Was ist dein Fazit, was nehmt ihr<br />

mit aus dieser Erfahrung?<br />

Ich nehme mit, dass Regieren wirklich<br />

substanziell etwas anders ist als<br />

Oppositionsarbeit. Und dass es sehr viel<br />

an Verantwortung, Wissen und Vorbereitung<br />

bedeutet. Diesen Vorwurf mache<br />

ich auch der letzten Regierung, dass<br />

sie sich sehr einseitig informiert hat<br />

und das wahrscheinlich auch wollte. Ich<br />

habe mich selber dabei ertappt, dass<br />

ich plötzlich in anderen Kategorien<br />

dachte:„Diesen frauenpolitischen Vorschlag<br />

muss ich unbedingt hinein bringen“<br />

und dann kam sofort der Gedanke:<br />

„Was kann das kosten, wie könnte ich<br />

da umschichten“. Mir wurde klar: Diesen<br />

Gedanken müsstest du als Regierende<br />

immer haben.<br />

Ist im Nachhinein die Enttäuschung<br />

oder die Erleichterung größer?<br />

Ich bin froh, dass keine Kluft entstanden<br />

ist, die unüberwindbar wäre. Es<br />

wird vielleicht sogar mit einigen Leuten<br />

der ÖVP in Zukunft leichter sein. Ich hab<br />

mir auch vorgenommen – weil ich bei<br />

den Grünen auf der Bundesebene im<br />

Hintergrund weiter tätig sein möchte –,<br />

diesen Schritt heraus aus der Opposition<br />

vorzubereiten. Ich würde nie wieder<br />

in Sozialgespräche gehen, ohne vorher<br />

Klarheit zu haben, von welchen wissenschaftlichen<br />

Vorarbeiten ausgegangen<br />

wird.<br />

Irgendwann einmal würde es mich<br />

schon reizen zu regieren. Aber nicht um<br />

jeden Preis. Die Verlockung, Grüne auf<br />

der Regierungsbank zu sehen, hat niemanden<br />

von uns so übermannt – oder<br />

überfraut –, dass wir blind für die Stolpersteine<br />

geworden wären. Aber eines<br />

ist uns schon klar: Eine Regierungsbeteiligung<br />

würde nie ganz ohne interne<br />

Konflikte gehen. ❚<br />

verhandlungeninterview<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 11


internationalan.riss<br />

vatikan<br />

Hexen!<br />

Jetzt wurde es ihnen noch einmal bestätigt, den sieben Priesterinnen,<br />

die sich letztes Jahr weihen ließen: ihre Berufung gegen die im August<br />

2002 ausgesprochene Exkommunikation wurde von Papst Wojtyla zurückgewiesen.<br />

Aufgrund des „Schweregrades ihres Vergehens“ und um<br />

die Einheit der Glaubensgemeinschaft zu schützen und sie vom „schädlichen<br />

Einfluss“ der „Komplizinnen des Schismas“ zu wahren, sei der Ausschluss<br />

nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar notwendig. Der Papst<br />

begründete seine verbiesterte Haltung gegen die Aufnahme von Frauen<br />

ins Priesterinnenamt mit der historisch unrichtigen Feststellung, die<br />

Frauen hätten gegen die Doktrin verstoßen, die „immer schon das Den -<br />

ken und Leben der Kirche ausgemacht hätte“. Jesus hätte schließlich<br />

nur Männer als seine Jünger akzeptiert. Und was ist mit Maria Magdalena,<br />

Salome, Martha und all den anderen? keck<br />

12 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

e u<br />

Frei beweglich<br />

Das EU-Parlament hat kürzlich eine neue Richtlinie verabschiedet,<br />

nach der EU-BürgerInnen und ihrer Familienmitglieder das Recht bekommen,<br />

sich in den Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und niederzulassen.<br />

Bisher war es für ein z.B. in Portugal oder den Niederlanden registriertes<br />

gleichgeschlechtliches Paar nicht möglich, sich in einem<br />

Mitgliedsstaat, der selbst über keine derartige Rechtsinstitution verfügt,<br />

niederzulassen und seinen Status beizubehalten. Dies wird vor<br />

allem bei PartnerInnen aus einem Drittland zum Problem: Will sich<br />

das Paar z.B. in Österreich niederlassen, bekommt die/der Nicht-EU-<br />

BürgerIn keine Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitsbewilligung.<br />

Mittlerweile ist schon in der Mehrheit der EU-Staaten (in 8 von 15<br />

Staaten) eine Form der gleichgeschlechtlichen PartnerInnenschaft gesetzlich<br />

anerkannt. Auch Belgien hat im Jänner als zweites Land der<br />

Welt die standesamtliche Ehe für homosexuelle Paare geöffnet. Nun<br />

gilt es nur mehr, so rückständigen Ländern wie Österreich einen<br />

Schubs zu versetzen. Ein Umdenken gilt es einzuleiten, das sich einem<br />

modernen Menschenrechtsverständnis anpasst und gleichgeschlechtliche<br />

PartnerInnenschaften nicht länger diskriminiert. Inzwischen<br />

freut sich die HOSI Wien über das klare Votum des EU-Parlaments. Die<br />

Richtlinie muss allerdings auch vom EU-Rat verabschiedet werden.<br />

Dank des Falles des Einstimmigkeitsprinzips kann Österreich zwar<br />

kein Veto einlegen, allerdings sollte längerfristig eine nicht mehr<br />

aufzuhalten-de Entwicklung nicht auf Kosten der eigenen BürgerInnen<br />

gehemmt werden. ajb<br />

usa<br />

<strong>An</strong>erkennung<br />

Die lesbische Partnerin einer am 11. September 2001 getöteten Mitarbeiterin<br />

des US-Verteidigungsministeriums hat aus einem staatlichen<br />

Fonds zur Unterstützung von <strong>An</strong>gehörigen der Terroropfer eine Entschädigungszahlung<br />

von 510.000,– Euro zugesprochen bekommen. Peggy<br />

Neff lebte 18 Jahre mit ihrer Partnerin zusammen. Dennoch hätte sie<br />

keinen <strong>An</strong>spruch auf staatliche Unterstützung gehabt. Ob der Fall Präzedenzwirkung<br />

für die noch ausstehenden 22 <strong>An</strong>träge haben wird bleibt<br />

abzuwarten. keck<br />

indien I<br />

Biologie als Schicksal<br />

Die Diskussion um sex/gender ist virulent wie eh und je, wenn es von<br />

der Lehrkanzel weg ins reale Leben geht. Wann ist eine Frau eine Frau<br />

und wann ein Mann ein Mann? Exemplarisch dafür ein Fall aus Indien:<br />

In Katni, im Staat Madhya Pradesh, musste ein Eunuch das BürgermeisterInnenamt<br />

zurücklegen, mit dem Hinweis auf sein/ihr biologisches<br />

Geschlecht. Dem Rücktritt vorausgegangen war ein jahrelanger Kampf,<br />

da das Amt ursprünglich für eine Frau reserviert war. Nun wurde beschieden,<br />

Kamla Jaan sei biologisch ein Mann und habe daher seinen/<br />

ihren Sessel zu räumen. Eunuchen sind fixer Bestandteil der indischen<br />

Gesellschaft, wenn sie auch eine marginalisierte Position einnehmen.<br />

Sie sind kastrierte Männer, Transsexuelle oder Hermaphroditen, fühlen


sich jedoch als Frauen, kleiden sich wie Frauen und wurden bis dato<br />

auch von der Gesellschaft als Frauen behandelt. Willkommen sind sie<br />

vor allem bei Hochzeiten und Geburten, wo sie sich ihr Geld durch Singen<br />

und Tanzen verdienen, und als glücksbringend angesehen werden.<br />

In letzter Zeit sind sie häufiger in politischen Ämtern zu finden: Da sie<br />

oft von der eigenen Familie verstoßen wurden und keine eigenen Kinder<br />

haben, erwiesen sie sich als weniger korrupt. Als PolitikerInnen gewählt<br />

wurden sie daher meist in der Hoffnung auf eine Alternative zu<br />

den herkömmlichen Parteien, denen immer wieder der Korruption und<br />

Günstlingswirtschaft überführt wurden. keck<br />

s ambia<br />

AIDS ist weiblich<br />

Über erschreckende Entwicklungen in Sambia berichtete Human Rights<br />

Watch (HRW) <strong>An</strong>fang Februar. Einer Studie zufolge sind Mädchen unter<br />

18 Jahren fünf mal häufiger mit HIV infiziert als Jungen. Viele AIDS-Waisen<br />

werden Opfer sexueller Gewalt durch ihre Betreuungspersonen –<br />

nicht selten Familienmitglieder –, die ihre Abhängigkeit schamlos ausnützen.<br />

Aus <strong>An</strong>gst vor völliger Schutzlosigkeit, wenn sie ihre Vergewaltiger<br />

anzeigen, schrecken die Mädchen vor einem Gang zur Polizei<br />

zurück.<br />

Ein weiteres Problem ist die Armut und gesellschaftliche Marginalisierung<br />

der AIDS-Waisen. Ihre einzige Chance, sich und eventuell ihre<br />

Geschwister durchzubringen, sehen sie oftmals in der Prostitution. Das<br />

Bewusstsein der <strong>An</strong>steckungsgefahr mit HIV ist in Sambia inzwischen<br />

sehr gewachsen. Folglich suchen sich Männer immer jüngere Mädchen,<br />

in der <strong>An</strong>nahme, diese seien noch nicht infiziert. „Sugar daddies“ versprechen<br />

materielle Güter, oder die Mädchen werden schlicht Opfer<br />

von Vergewaltigung. Gesetze zum Schutz von Minderjährigen existieren<br />

am Papier, exekutiert werden sie jedoch unzureichend. HRW drängt<br />

nun die Regierung Sambias, dringend Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt<br />

an Minderjährigen zu treffen. Die inzwischen sinkende <strong>An</strong>zahl<br />

an HIV-Erkrankten unter jungen Erwachsenen könnte sonst schnell<br />

wieder steigen. keck<br />

wyber.space<br />

www.schreiben<br />

b urundi<br />

Abtreibung = Kindestötung<br />

Seit Februar 2002 wartet die 17jährige Béatrice Mukanyonga aus der Provinz<br />

Ngozi, Burundi, im örtlichen Spezialgefängnis auf ihre Verurteilung<br />

wegen Kindestötung. Das minderjährige Mädchen war, eigenen <strong>An</strong>gaben<br />

zufolge, nach einer Vergewaltigung schwanger geworden und hatte das<br />

Kind durch eine Operation, die sie selbst als „Kaiserschnitt“ bezeichnet,<br />

abtreiben lassen. Sollte es zu einem Schuldspruch kommen, muss sie aufgrund<br />

ihrer Minderjährigkeit mit einer Gefängnisstrafe von maximal zehn<br />

Jahren rechnen. Die Höchststrafe beträgt zwanzig Jahre. Als das Mädchen<br />

im September 2002 von einer Delegation von Amnesty International (AI)<br />

befragt wurde, litt es „zweifellos unter Schmerzen und beträchtlichem<br />

emotionalem Leid“. Dank einer burundischen Menschenrechts-NGO erhält<br />

das Mädchen ein wenig medizinische Unterstützung. AI wirft den burundischen<br />

Behörden vor, nicht im Sinne internationaler Standards für straffällige<br />

Jugendliche zu handeln, wonach eine Inhaftierung nur der allerletzte<br />

Ausweg sein sollte. Béatrice sitzt bereits seit einem Jahr in ihrer Zelle und<br />

wurde noch nicht einmal verurteilt. DF<br />

http://www.amnesty.at/ag-frauen/<br />

indien II<br />

Bumerang<br />

an.rissinternational<br />

Jahrelang wurde die Geburt eines Mädchens in Indien als großes Unglück<br />

für die Familie angesehen. Um sie als Erwachsene verheiraten zu können,<br />

mussten die Eltern hohe Geldsummen an die Familie des Bräutigams zahlen.<br />

Mehrere Töchter konnten den Ruin der Familie bedeuten. Deshalb nahmen<br />

immer mehr Frauen Ultraschalluntersuchungen vor, um den Fötus<br />

abzutreiben, sollte es sich um ein Mädchen handeln. Nun kommt die Frauenverachtung<br />

als Bumerang zurück. Die Männer finden keine Frauen mehr,<br />

die sie heiraten könnten! So ist es an den Männern zu zahlen, wenn sie<br />

heiraten wollen. Und es ist an den wenigen Frauen, auszuwählen und lässig<br />

abzuwinken, wenn ihnen ein Mann als Bräutigam nicht zusagt. keck<br />

Ein Schreibprojekt speziell für Frauen und Mädchen bietet das Grazer<br />

Frauenservice unter http://www.frauenservice.at/wwwelten/index1.html.<br />

Bis Ende Mai <strong>2003</strong> kann frau an interaktiven Geschichten<br />

(mit)schreiben. Es bieten sich Geschichten-Einstiege und Charaktere,<br />

die auch selbst erfunden werden können. Das Frustpotential soll so<br />

niedrig wie möglich gehalten werden. Sexistische, rassistische oder<br />

sonst diskriminierende Bemerkungen werden entfernt. Als Projekt<br />

feministischer Bildungsarbeit soll es Frauen und Mädchen die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

im Internet auf spielerische Weise vertraut machen.<br />

Unter http://textwelt.vhs.at/ findet sich ein Literaturprojekt<br />

der Wiener Urania, mit Schreibwerkstatt und Forum mit Textkritik.<br />

Menschenverachtende, gewaltverherrlichende oder brutal-pornografische<br />

Literatur wird auch hier prinzipiell nicht publiziert. Auch die<br />

Schreibwerkstatt des Polycollege Stöbergasse – inklusive Wettbewerb<br />

– ist wieder online: http://www.polycollege.ac.at/. Allerlei Gedanken<br />

zu vernetzten Texten, tatsächlich Vernetztes und was das alles<br />

mit Hypertext zu tun hat, lässt sich unter folgender Adresse herausfinden:<br />

http://aussatz.antville.org abü<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 13


Fo t o s : A rc h i v<br />

feminismenlateinamerika<br />

14 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Macht der Definition<br />

Lateinamerika – Kontinent der Machos und der unterdrückten Frauen. Oder entspringt dieses<br />

Bild unserem vorurteilsbeladenen Hochmut? Von Karin Eckert<br />

Frauen in Lateinamerika sind<br />

schon lange in Bewegung. Bereits<br />

um die Jahrhundertwende<br />

gab es z.B. in Peru eine eigene<br />

Frauenzeitung, deren Herausgeberin,<br />

Clorinda Matto de Turner, sich<br />

für Emanzipation einsetzte. In Uruguay<br />

ist die Scheidung seit 1907 legal. Der internationale<br />

Tag gegen Gewalt an Frauen<br />

geht auf eine Initiative lateinamerikanischer<br />

Feministinnen zurück, die den<br />

Jahrestag der Ermordung der dominikanischen<br />

Schwestern Mirabal zum <strong>An</strong>lass<br />

nahmen. Im Gegensatz zu Europa<br />

schafften es Lateinamerikas Frauen seit<br />

1981 insgesamt neun kontinentale Feministinnentreffen<br />

auf die Beine zu<br />

stellen, die immer mehr Teilnehmerinnen<br />

anzogen. Die Zugänge zum Feminismus<br />

sind sehr unterschiedlich – abhängig<br />

von Region, Klasse, Ethnie und<br />

politischer Situation. Ein bedeutender<br />

Auslöser waren jedoch die zahlreichen<br />

Menschenrechtsbewegungen in den<br />

70er und 80er Jahren, die Zeit der Militärdiktaturen<br />

in Lateinamerika.<br />

Die Unsichtbaren. 80% der sozialen Bewegungen<br />

in Lateinamerika sind von Frauen<br />

getragen. Frauen organisierten<br />

während der chilenischen Diktatur unter<br />

Pinochet Gemeinschaftsküchen, sie<br />

gründeten z.B. in Peru die „Milch-Glas-<br />

Komitees“, in Argentinien schlossen sie<br />

sich in Hausfrauengewerkschaften zusammen,<br />

in Brasilien in Umweltgruppen.<br />

Die Proteste der Mütter der Plaza de<br />

Mayo in Argentinien sind international<br />

bekannt geworden. Sie bedienen sich<br />

eines traditionellen Diskurses als Mütter,<br />

die wegen ihrer Mutterliebe um den<br />

Verbleib ihrer Kinder wissen wollen. Und<br />

dennoch sind sie hoch politisch. All diese<br />

Frauen kämpfen dafür, die spezifischen<br />

Probleme von Frauen sichtbar zu machen.<br />

Die Frage nach der Definition von<br />

Feminismus hat jedoch zu vielen Kontroversen<br />

entlang verschiedener Grenzlinien<br />

geführt.<br />

Grenzlinien. Einerseits weisen viele der<br />

o.g. Frauen den Begriff Feminismus für<br />

sich zurück, andererseits werden sie von<br />

den „wahren“ Feministinnen als „Frauengruppen“<br />

abqualifiziert.<br />

Eine ehemalige Guerillakämpferin<br />

aus El Salvador bringt diesen Konfliktherd<br />

auf den Punkt:„In El Salvador laufen<br />

wir nicht herum und nennen uns<br />

Feministinnen, aber wir sind Feministinnen,<br />

denn wir kämpfen für unsere Rechte.<br />

Aber es gibt große Unterschiede zu<br />

den bürgerlichen Frauen, die sich selbst<br />

Feministinnen nennen. Sie tun nichts<br />

als reden.“ Diejenigen, die sich Feministinnen<br />

nannten, gingen ab Mitte der<br />

70er Jahre auf die Straße. Sie forderten<br />

das Recht auf Abtreibung und selbstbestimmte<br />

Sexualität und prangerten die<br />

Gewalt in der Familie an. Sie waren<br />

weiß, urban und <strong>An</strong>gehörige der Mittelschicht.<br />

Bäuerinnen, Indígenas, Frauen<br />

aus der ArbeiterInnenklasse und Schwarze<br />

Frauen nahmen sie nicht wahr, bis<br />

diese in den 80er Jahren aufbegehrten<br />

und den Begriff des Feminismus auch<br />

für sich beanspruchten. Die kontinentalen<br />

Treffen wuchsen stetig, die Unterschiede<br />

blieben.<br />

1987 endete das vierte Treffen in<br />

Mexiko mit dem Slogan:„Wir alle sind<br />

Feministinnen“. Die bisher hinderliche<br />

Diversität wurde zur Stärke der feministischen<br />

Bewegung in Lateinamerika.<br />

Der Höhepunkt des so genannten<br />

„feminismo popular“ (Feminismus von<br />

unten) war erreicht: Ziel war die Verknüpfung<br />

von praktischen und theoretischen<br />

Interessen, ein wechselseitiger<br />

Lernprozess zwischen bürgerlichen<br />

Feministinnen und Frauen aus den Armenvierteln.<br />

Die Frauen konnten auf<br />

viele Errungenschaften – vor allem auf<br />

gesetzlicher Ebene – zurückblicken.<br />

Gewalt in der Familie war bislang straffrei,<br />

die Reisefreiheit von Frauen ein


geschränkt und Männer hatten eine<br />

Rechtsgarantie über ihre Kinder. Auf<br />

Druck der Frauen wurden Frauenministerien<br />

oder -büros in nahezu allen<br />

Ländern geschaffen, in den Parteien<br />

wurden Frauenquoten eingeführt, in<br />

Mexiko gar ein Frauenparlament geschaffen,<br />

in dem sich Abgeordnete unterschiedlicher<br />

Parteien versammelten,<br />

um gemeinsame Strategien zu erarbeiten.<br />

All dies hatte große Auswirkung<br />

auf das Selbstbewusstsein der Frauen<br />

auf dem lateinamerikanischen Kontinent.<br />

Waren beim ersten lateinamerikanischen<br />

Treffen 1981 in Kolumbien noch<br />

250 Teilnehmerinnen dabei, reisten 1989<br />

in Argentinien bereits 3.000 Frauen an.<br />

Erstes Unbehagen machte sich breit –<br />

das Gefühl der Beliebigkeit, statt gemeinsamer<br />

Zielrichtung.<br />

Feminisierung der Armut. Der Neoliberalismus<br />

der 90er Jahre hatte fatale Auswirkungen<br />

auf die Menschen in Lateinamerika.<br />

Frauen arbeiten zunehmend<br />

in den Weltmarktfabriken (Maquilas)<br />

transnationaler Konzerne unter unglaublichen<br />

Bedingungen, während ihre<br />

Männer arbeitslos zu Hause sitzen,<br />

und ihren Autoritätsverlust durch Gewalt<br />

gegen die Ehefrauen kompensieren.<br />

Strukturanpassungsprogramme<br />

der Weltbank und des Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF), die Privatisierungen<br />

im Dienstleistungssektor und<br />

Preiserhöhungen bestimmten den Alltag<br />

der meisten Lateinamerikanerinnen.<br />

Die Feminisierung der Armut ist<br />

mehr als nur ein Schlagwort. Sie führt<br />

auch zu schweren Konflikten innerhalb<br />

der feministischen Bewegung.<br />

Jene Frauen, die von der Armut besonders<br />

getroffen sind – Indigene,<br />

Schwarze und Frauen der Unterschicht<br />

– greifen die Mittelschichtsfeministinnen<br />

scharf an. Für sie wird der Feminismus<br />

des Überlebens zum vorherrschenden<br />

Paradigma, denn die akuten Probleme<br />

des Alltags haben einfach Vorrang.<br />

Praxisorientierte Netzwerke werden gegründet,<br />

die Betroffenen organisieren<br />

eigene kontinentale Treffen.<br />

Autonome gegen Institutionalisierte. Ein weiterer<br />

Prozess sollte zur Spaltung der<br />

starken feministischen Bewegung in Lateinamerika<br />

führen. Im Laufe der 90er<br />

Jahre wurde eine Unmenge an Nichtregierungsorganisationen<br />

(NGO) gegründet,<br />

die zunehmend ein Eigenleben entwickelten.<br />

Zum einen ließen sie sich als<br />

Handlangerinnen der Regierungen vereinnahmen,<br />

indem sie die verschärfte<br />

Armut durch einzelne Frauenprojekte<br />

so weit linderten, dass der kämpferischen<br />

Basis der Wind aus den Segeln<br />

genommen wurde. Zum anderen waren<br />

sie so praxis- und ergebnisorientiert,<br />

dass die theoretische Infragestellung<br />

des patriarchalen Systems völlig ins<br />

Hintertreffen geriet. Die „NGOisierung“,<br />

die nicht zuletzt durch das Füllhorn von<br />

Entwicklungshilfegeldern nach der Pekinger<br />

Frauenkonferenz ausgelöst wurde,<br />

zog der feministischen Basis ihre<br />

Führungskräfte ab und schwächte sie<br />

damit massiv.<br />

Die Grabenkämpfe gipfelten in einem<br />

Eklat während des 7. Feministinnentreffens<br />

Lateinamerikas, das als „encuentro<br />

de los desencuentros“ (Treffen<br />

der gescheiterten Treffen) in die <strong>An</strong>nalen<br />

einging. Autonome Feministinnen<br />

Die vielfältigen <strong>An</strong>liegen und Probleme von Frauen in<br />

Lateinamerika sind ihre Stärke und gleichzeitig ihre<br />

Schwäche. Ein unauflösbarer Knoten?<br />

warfen den „Institutionalisierten“ Komplizenschaft<br />

mit dem neoliberalen, patriarchalen<br />

System vor. Der Riss ging<br />

tief. Die „Autonomen“ organisierten<br />

zwei Jahre später ein eigenes Treffen in<br />

Bolivien, wo definitiv Frauen ausgeschlossen<br />

waren, die Parteien angehörten,<br />

oder in NGOs arbeiteten, die an den<br />

Vorbereitungen für Peking teilgenommen<br />

hatten oder in Entwicklungshilfeorganisationen<br />

tätig waren.<br />

Vertöchterung in Aussicht? So unüberwindbar<br />

die Differenzen auch schienen, so<br />

war es offenbar doch wichtig, sie aufzuzeigen.<br />

Viele „Institutionalisierte“<br />

begannen, ihre Praxis als Feministinnen<br />

zu überdenken, andere erkannten<br />

die Gefahr des völligen Auseinanderbrechens.<br />

Die kommenden Treffen waren<br />

vor allem von dem Versuch geprägt,<br />

neue Brücken aufzubauen und die Diversität<br />

wieder als Stärke anzuerkennen.<br />

Als heilsam erwies sich das Auftreten<br />

einer neuen Generation von Feministinnen,<br />

die die „vacas sagradas“<br />

(„heiligen Kühe“) ablösten und Themen<br />

wie Macht und <strong>An</strong>erkennung in die<br />

Diskussion einbrachten. Das letzte Treffen<br />

im Dezember 2002, das den Auswirkungen<br />

der Globalisierung gewidmet<br />

war, dürfte wieder Gemeinsamkeiten<br />

in den Vordergrund gestellt haben.<br />

„Wir sind nicht nur Frauen, sondern<br />

auch <strong>An</strong>gehörige einer Klasse und einer<br />

Ethnie. Da gibt es keinen allein selig<br />

machenden Kampf“, meinte Mercedes<br />

Umana ˜<br />

aus El Salvador schon einige<br />

Jahre zuvor. Es bleibt zu hoffen, dass<br />

diese Erkenntnis die zukünftige Arbeit<br />

der lateinamerikanischen Feministinnen<br />

bestimmt. ❚<br />

lateinamerikafeminismen<br />

zum weiterlesen:<br />

Karin Gabbert et al (Hg): Geschlecht<br />

und Macht. <strong>An</strong>alysen und Berichte.<br />

Lateinamerika Jahrbuch Nr. 24.<br />

Westfälisches Dampfboot 2000<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 15


Fo t o : O b i o ra C - I k O fo e d u<br />

feminismenpakistan<br />

16 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Eine – im englischsprachigen<br />

Raum – schon längst etablierte<br />

Diskussion um Krieg, um die<br />

Männlichkeits- und Weiblichkeitsbilder,<br />

hat ein Wochenende<br />

lang endlich auch in Österreich stattgefunden,<br />

allerdings unbeachtet von einer<br />

breiteren Öffentlichkeit (siehe an.<strong>schläge</strong><br />

2/03).<br />

Warum findet eine wissenschaftliche<br />

Tagung wie das von der Bunten Zeitung<br />

organisierte Symposium „War and<br />

Gender/Krieg und Geschlechterrollen“<br />

bei der österreichischen akademischen<br />

Gemeinschaft keine Beachtung? Liegt<br />

es daran, dass Österreich in seinem<br />

gemütlichen (wissenschaftlichen) Provinzialismus<br />

durch neue Sichtweisen<br />

empfindlich gestört würde? Dass der<br />

Blick über die Grenzen hinaus bedrohlich<br />

das Eigene in Frage stellt? Dass<br />

Interkulturalität eher Lippenbekenntnis<br />

ist, wenn es um die <strong>An</strong>erkennung<br />

zum Beispiel „nicht-westlicher“ Wissenschaften<br />

geht? Und dass das Denken<br />

in Differenzen noch immer schwer<br />

fällt?<br />

Gerade in Zeiten, in denen Mächtige<br />

nur auf den günstigen Moment warten,<br />

mit Panzern und Geschossen auf<br />

das „<strong>An</strong>dere“ einzuschlagen, wäre die<br />

interkulturelle Diskussion zu Geschlecht<br />

und Krieg geradezu Pflichtthema in den<br />

Feuilletons österreichischer Zeitungen.<br />

Zwei Tage lang debattierte eine internationale<br />

Gruppe bestehend aus<br />

TheoretikerInnen und Betroffenen aus<br />

Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa<br />

über den Krieg als „Ort“ der sozialen<br />

Konstruktion von Geschlecht.<br />

Hinter dem Symposium stand der<br />

Versuch, bestimmte Bilder und Klischees,<br />

die mit Krieg, Mann und Frau<br />

einhergehen, in den verschiedenen<br />

Erdteilen zu prüfen und eventuell zu<br />

dekonstruieren. Ist Frau mit Frieden<br />

gleichzusetzen? Was sagt uns die Figur<br />

der Soldatin? Bedeutet ihre Präsenz in<br />

„Feminismus wurde vereinnahmt“<br />

Die pakistanische Journalistin Shehar Bano Khan war zu Gast in Wien. Über ihre Vorstellungen<br />

eines islamischen Feminismus sprach sie mit Erika Müller


einem so patriachalen System wie<br />

dem Militär Möglichkeiten auf Änderungen?<br />

Ist Gleichberechtigung in der<br />

Gesellschaft gegeben, nur weil Frauen<br />

in der Domäne „Militär“ zugelassen<br />

sind? Ist Krieg Männersache? Wie sehen<br />

globale Forschungsstrategien aus<br />

Geschlechterperspektive aus? Welcher<br />

Zusammenhang besteht zwischen<br />

Neoliberalismus und Krieg im 21. Jahrhundert?<br />

Eine der Teilnehmerinnen am Symposium<br />

war die pakistanische Journalistin<br />

Shehar Bano Khan, die in ihrem Vortrag<br />

für einen vom Staat abgekoppelten<br />

islamischen Feminismus eintrat. Im Interview<br />

ging sie näher auf die verschiedenen<br />

feministischen Traditionen in Pakistan<br />

und ihre Sicht auf den „westlichen“<br />

Feminismus ein.<br />

an.<strong>schläge</strong>:Wie entstand denn eine<br />

feministische Bewegung in Pakistan?<br />

Shehar Bano Khan: „The Woman<br />

Action Forum“ war die erste organisierte<br />

Bewegung und entstand Ende der<br />

70er und <strong>An</strong>fang der 80er Jahre. Es war<br />

eine Reaktion auf die Islamisierung des<br />

ganzen Landes, die einherging mit frauenfeindlichen<br />

Gesetzen. Die Frauen kamen<br />

vor allem aus dem linken Lager.<br />

Die Bewegung war wichtig, denn sie internationalisierte<br />

die Frauen-Thematik<br />

in Pakistan. Doch nun ist sie so gut wie<br />

tot, sie agiert nicht mehr einheitlich, sie<br />

hat sich individualisiert und hat keinen<br />

substanziellen Effekt mehr.<br />

Wie ist der Name und das Konzept<br />

„Feminismus“ in Pakistan konnotiert?<br />

Unterschiedlich. Es wird manchmal<br />

nicht verstanden. Gerade die Frauen der<br />

ersten Stunde des pakistanischen Feminismus<br />

würde ich als feministische<br />

„Fundamentalistinnen“ bezeichnen, die<br />

sich der Religiösität und der Theologie<br />

verschließen. Ich bin der Meinung, dass<br />

Änderungen nur im System selbst passieren<br />

können. In Pakistan muss die Religion<br />

immer mitgedacht werden, 95%<br />

der Bevölkerung sind muslimisch. Das<br />

heißt aber nicht, dass islamischer Feminismus<br />

Änderungen bringen würde. Er<br />

ist wiederum zu religiös und zu wenig<br />

säkularisiert. Der Pakistanische Feminismus<br />

ist heute gespalten: in einen muslimischen<br />

Feminismus und – wie ich sagen<br />

würde – in einen radikalen Feminismus,<br />

der eher Gesellschaften wie der<br />

österreichischen entspricht. Pakistan ist<br />

sehr konservativ, ich kann den Frauen<br />

nicht sagen: Verlasst eure Männer und<br />

Kinder, Familienstrukturen gehören zerschlagen.<br />

Ich muss die Tradition mitbedenken.<br />

Versucht der „radikale“ pakistanische<br />

Feminismus ein westliches Modell<br />

zu kopieren?<br />

Natürlich, sie bekommen ja auch<br />

Geld aus dem Westen. Und das eckt gerade<br />

beim Klerus an, denn sie bringen<br />

westliche Werte nach Pakistan. Und beide<br />

Modelle von Feminismus, der religiöse<br />

und „westliche“, agieren innerhalb<br />

ihrer eigenen Bereiche ohne Integration<br />

des einen in den anderen. Das schafft<br />

Verwirrung, die Probleme werden nicht<br />

gelöst. Und sie haben keinen Bezug zur<br />

„Basis“, es gibt keinen Dialog. Sie sind<br />

beide voller Stereotypen und wenig flexibel.<br />

So muss ich einer westlichen<br />

Feministin erklären, warum ich für Frauenrechte<br />

eintrete, aber auch bete und<br />

faste. Und der religiösen Feministin<br />

muss ich erklären, warum ich hier auf<br />

der Straße stehen und rauchen will!<br />

Wie seht ihr den westlichen Feminismus?<br />

Ich denke, Feminismus wurde vom<br />

sogenannten westlichen Feminismus<br />

vereinnahmt. Feministinnen haben sicherlich<br />

die Gesellschaft verändert und<br />

haben den Frauen hier in Europa ein<br />

wundervolles Gefühl von Sicherheit gegeben.<br />

Aber das ist nur die Oberfläche.<br />

Als Frau spüre ich hier in Österreich eine<br />

starke Trennung zwischen den Geschlechtern.<br />

Ebenso Diskriminierung.<br />

Zum Beispiel die ständige Objektivierung<br />

der Frau hier – Ich finde das abstoßend!<br />

Frauen als Sexobjekt! Ich sehe<br />

fern und fühle mich als Frau total abgewertet!<br />

Feministinnen entdecken jetzt<br />

wahrscheinlich die Konsequenzen eines<br />

extremen Liberalismus ohne ein begleitendes<br />

Wertesystem. Es ist okay, wenn<br />

eine Frau nackt sein will, das ist ihr gutes<br />

Recht. Aber dann muss auch gesehen<br />

werden, dass wir in einer Welt leben, in<br />

der nicht alle gleich denken. Also: meine<br />

Freiheit ist für den anderen eine Provokation.<br />

Es muss eine Neubewertung<br />

von Feminismus geben, und dann muss<br />

ein Dialog zwischen muslimischen und<br />

westlichen Feministinnen stattfinden.<br />

Da gibt es eine riesige Kluft.<br />

Hat Feminismus nie die Differenz<br />

zwischen den Kulturen gesehen? Hat ein<br />

westlicher Feminismus gar imperialistisch<br />

agiert?<br />

Ich denke, das Problem ist, dass<br />

westliche Feministinnen einfach nicht<br />

verstehen wollen. Sie haben gelernt, in<br />

der Religion einen Widerspruch zum<br />

Feminismus zu sehen. Ist ein religiöser<br />

<strong>An</strong>satz im feministischen Diskurs vorhanden,<br />

dann wird das gleich als fundamentalistisch<br />

bezeichnet. Aber ich würde<br />

westliche Feministinnen nicht als<br />

Imperialistinnen bezeichnen. Es ist an<br />

der Zeit zu sehen, dass es auch andere<br />

Kulturen gibt. Ich denke auch, dass<br />

Feministinnen nach dem 11. September<br />

etwas hätten tun sollen. Sie hätten sich<br />

mit dem Thema der Religion auseinandersetzen<br />

sollen. Dann hätten sie auf<br />

die totale Verzerrung des Islam in den<br />

westlichen Medien reagieren müssen!<br />

Das wäre nicht nur die Aufgabe der<br />

muslimischen Feministinnen gewesen,<br />

denn Feminismus kennt keine Grenzen.<br />

Wenn wir ständig von eingeschränkten<br />

Kategorien sprechen, dann kollabiert<br />

das gesamte Konzept.<br />

Du postulierst so etwas wie einen<br />

universellen Feminismus?<br />

Zumindest in bestimmten Auseinandersetzungen.<br />

Feminismus, der nicht<br />

ausgrenzt. Und Religion spielt gerade in<br />

Entwicklungsländern eine wichtige Rolle.<br />

Wenn wir das ignorieren, ignorieren<br />

wir einen großen Teil der Bevölkerung.<br />

Und jede Theorie oder jeder politische<br />

Diskurs, der den Menschen vergisst, ist<br />

sinnlos. ❚<br />

pakistanfeminismen<br />

Das wissenschaftliche<br />

Symposium über Krieg und<br />

Geschlechterrollen fand in der<br />

akademischen Gemeinschaft<br />

kaum Beachtung.<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 17


Fo t o s : A rc h i v feminismenafrika<br />

Mansah Prah ist Professorin für<br />

Frauenforschung im Department<br />

of Sociology an der University of<br />

Cape Coast, Ghana<br />

1 Frauenforschung wird auch an<br />

den Universitäten in Nigeria,<br />

Uganda, Senegal, Tansania, Simbabwe,<br />

Südafrika, Sudan, Kenia und<br />

Kamerun betrieben.<br />

18 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Im Süden viel Neues<br />

Wenn wir davon ausgehen, dass Feminismen alle Gedanken und Aktivitäten umfassen,<br />

mit denen Frauen zu ihren Rechten kommen, dann sind sie in Afrika sehr lebendig,<br />

erzählt Mansah Prah<br />

Vor etwa zehn Tagen fuhr ich zu<br />

einem Treffen an der Universität<br />

Ghana wegen eines Buchprojekts<br />

über Gewalt gegen<br />

Frauen und Kinder in Ghana.<br />

<strong>An</strong>fang dieser Woche war ich auf einem<br />

panafrikanischen Workshop über sexuelle<br />

Gewalt. Ebenfalls diese Woche erhielt<br />

ich einen Entwurf zu einem Gesetz<br />

gegen Gewalt an Frauen in Ghana. Und<br />

erst gestern erfuhr ich vom „Netzwerk<br />

feministischer Studien“ im südafrikanischen<br />

Kapstadt. Wer also denkt, dass es<br />

in Afrika keine feministische Bewegung<br />

gibt, irrt gewaltig.<br />

In Afrika existieren mehrere Strömungen<br />

von Feminismen nebeneinander:<br />

jene Richtung, die in Aktionismus<br />

mündet, ein akademischer Feminismus<br />

und ein Feminismus, der nicht als Feminismus<br />

bezeichnet werden will. Doch<br />

das Bedürfnis, einen „afrikanischen<br />

Feminismus“ zu entwickeln, steigt.<br />

Ghana. Die Beschäftigung mit den Rechten<br />

der Frau in Afrika war immer aktuell,<br />

aber sie hat sich besonders nach<br />

dem internationalen Jahr der Frau 1975<br />

verstärkt. Vor dieser Zeit waren es oft<br />

europäische und amerikanische Frauen<br />

(und Männer), die über Frauen in Afrika<br />

berichtet hatten. Nachdem die Diskussion<br />

auf eine internationale Ebene gehoben<br />

worden war, errichteten in den<br />

70er Jahren fast alle Länder in Afrika<br />

entweder Ministerien für Frauen oder<br />

Frauenbüros.<br />

In Ghana wurde 1975 der „Nationale<br />

Rat für Frauen und Entwicklung“ (National<br />

Council for Women and Development)<br />

eingerichtet. Der Rat begann die<br />

Lebensrealitäten von Frauen in Ghana<br />

zu erforschen und bald widmeten auch<br />

Zeitungen einzelne Spalten oder ganze<br />

Seiten aktuellen, soziopolitischen Themen<br />

über die Lage der Frau. Ab 1975<br />

wurden auch „women’s desks“ in einigen<br />

Ministerien wie dem Landwirtschafts-<br />

oder dem Erziehungsministerium<br />

errichtet. Die Universitäten wurden<br />

zunehmend sensibler, schließlich wurde<br />

1984 ein Frauenforschungsprogramm<br />

an der University of Ghana gestartet.<br />

Trotzdem haben die Universitäten des<br />

Landes noch einiges aufzuholen in Sachen<br />

Frauen- und Genderangelegenheiten:<br />

In den fünf staatlichen Universitäten<br />

gibt es nur dieses eine umfassende<br />

Frauenforschungsprogramm. 1<br />

Frauennetzwerke. Mitte der 80er Jahre<br />

gründete die Ehefrau des damaligen<br />

Staatsoberhauptes, Nana Konadu<br />

Agyeman Rawlings, die Frauengruppe<br />

„31 st December Women’s Movement“.<br />

Mit über einer Million Mitglieder dominierte<br />

diese konservative Gruppe<br />

die öffentliche Diskussion in Ghana<br />

für etwa fünfzehn Jahre und verdrängte<br />

den „National Council“. Seit<br />

im Jahr 2000 eine neue Regierung an<br />

die Macht gekommen ist, hat das<br />

„Women’s Movement“ an Einfluss verloren.<br />

Frauengruppen und Netzwerke<br />

in Afrika südlich der Sahara haben eine<br />

lange Tradition, und es gibt eine<br />

Menge von ihnen: professionelle Frauen,<br />

Marktfrauen und Händlerinnen,<br />

christliche und islamische Frauen – alle<br />

organisieren sich. Natürlich sind<br />

nicht alle feministisch orientiert, aber<br />

sie besitzen ein Bewusstsein, dass sie<br />

als Frauen andere Interessen haben<br />

als Männer.<br />

Besonders Rechtsanwältinnen<br />

sind gut organisiert. Auf Gesetzesebene<br />

können sie einige Erfolge für sich<br />

verbuchen. In den 80er Jahren haben<br />

sie sehr viel zur Verbesserung des Erbrechtes<br />

für Frauen beigetragen. Die<br />

„International Federation of Women<br />

Lawyers“ organisiert kostenlose<br />

Sprechstunden für Frauen, die Hilfe


auchen, weil sie ihre Männer vor Gericht<br />

bringen, oder sich scheiden lassen<br />

wollen. Es gibt professionelle Frauenorganisationen,<br />

die in ganz Afrika<br />

vertreten sind, wie zum Beispiel AWLA<br />

(Association of Women Lawyers in Afrika),<br />

oder FAWE (Federation of African<br />

Women Educationists). FAWE hat in<br />

ganz Afrika viel Medienarbeit geleistet,<br />

um auf die Notwendigkeit, Mädchen<br />

zur Schule zu schicken, aufmerksam zu<br />

machen. Frauen von AWLA haben in<br />

Ghana gerade ein landesweites Forschungsprojekt<br />

initiiert, in dem sie die<br />

Verbreitung von sexueller Gewalt untersuchen.<br />

Pseudofeminismen. Seit Ende der 70er Jahre<br />

sind auch entwicklungspolitische Organisationen<br />

des Westens „genderbewusster“<br />

geworden. Heutzutage fordern<br />

sie, dass in Projektanträgen „gender<br />

issues“ berücksichtigt und benannt<br />

werden. <strong>An</strong> sich keine schlechte Strategie,<br />

aber manche NGO’s (Nichtregierungsorganisationen)<br />

geben bestenfalls<br />

Lippenbekenntnisse von sich, nur um zu<br />

Projektgeldern zu kommen. In der Praxis<br />

haben sie mit Frauenangelegenheiten<br />

wenig am Hut.<br />

Wissenschaftlerinnen wie Amina<br />

Mama aus Nigeria und Dzodzi Tsikata<br />

aus Ghana haben sich kritisch gegenüber<br />

dem sogenannten „First Lady Syndrome“<br />

geäußert: Immer wieder geben<br />

sich Frauen von Staatsoberhäuptern als<br />

Frauenführerinnen aus. Sie organisierten<br />

jedoch lediglich Frauen für die Parteien<br />

ihrer Männer, so die beiden Wissenschaftlerinnen.<br />

Die Gruppen seien<br />

keine echten Basis-Organisationen und<br />

vertreten auch keine. Bezeichnender-<br />

weise haben sowohl in Ghana als auch<br />

in Nigeria jene Gruppen, die von First<br />

Ladies organisiert wurden, nicht länger<br />

überlebt, als die Regierungen ihrer<br />

Männer.<br />

Ein anderes Problem ist die Haltung<br />

des Staates gegenüber der Frauenpolitik.<br />

Eine Studie der NGO „Third<br />

World Network“ über Frauenministerien<br />

und -büros in Afrika zeigt auf, dass<br />

der Staat in Frauenfragen überwiegend<br />

in die entwicklungspolitische<br />

Richtung tendiert. VertreterInnen dieser<br />

Strömung gehen davon aus, dass<br />

Frauen, da sie nicht in entwicklungspolitische<br />

Bemühungen mit einbezogen<br />

sind, jetzt integriert werden sollten.<br />

Ein anderes typisches Merkmal dieser<br />

Richtung ist die Vorstellung, Frauen<br />

könnten sich durch den Zugang zu<br />

Krediten besser emanzipieren. Leider<br />

konzentrieren die Staaten sich fast<br />

ausschließlich auf diesen <strong>An</strong>satz, und<br />

meinen, finanzielle Hilfe und entwicklungspolitische<br />

Integration wären die<br />

einzigen Prioritäten. <strong>An</strong>sätze, die zu<br />

weiterreichenden gesellschaftlichen<br />

Veränderungen führen, werden gleichzeitig<br />

verdrängt.<br />

Widerstände. Noch ein Problem der Feminismen<br />

in Afrika ist die Haltung von<br />

Afrikanern und besonders Afrikanerinnen<br />

dem Konzept gegenüber. Wie oft<br />

habe ich mich über Frauen gewundert,<br />

die sich sehr stark für die Rechte der<br />

Frauen einsetzen und sich dennoch<br />

weigern, als Feministinnen bezeichnet<br />

zu werden! Ich glaube das Wort Feminismus<br />

wird häufig mit Radikalität verknüpft,<br />

und wer will schon als Extremistin<br />

gelten…<br />

Feministische Konzepte in Afrika sind so<br />

vielfältig wie die Frauen selber.<br />

Viele Menschen (meistens Männer)<br />

meinen, der Feminismus sei eine Exportware<br />

aus dem Westen, in Afrika gebe<br />

es keine Probleme. Solche Argumente<br />

können nur durch Tatsachen und Fakten<br />

z.B. aus unseren Forschungsergebnissen<br />

widerlegt werden.<br />

Inzwischen wollen viele Feministinnen<br />

eigene afrikanische Konzepte entwickeln.<br />

Wir wollen nicht nur Theorien<br />

aus dem Westen rezipieren, wir wollen<br />

unsere Realität selbst theoretisieren!<br />

Aicha Diawara von AAWORD meint dazu:„The<br />

question raised today is<br />

whether we should continue to use the<br />

gender concept according to the Western<br />

paradigm, or appropriate and ,Africanize’<br />

it on the basis of historic and<br />

ethno-linguistic referents?“<br />

Interessante theoretische <strong>An</strong>sätze<br />

kommen vor allem aus Nigeria: Ife<br />

Amadiume beispielsweise entwickelte<br />

eine interessante These über das Matriachat.<br />

Eine andere Nigerianerin, Oyeronke<br />

Oyewumi, kritisiert das westliche<br />

Gender-Konzept als einschränkend.<br />

Auf Yoruba gebe es eine ganze Reihe<br />

von Wörtern, aber auch Rollen und verschiedene<br />

gesellschaftliche Positionen,<br />

die geschlechtsneutral sind. Statt einer<br />

binären Geschlechtlichkeit weisen die<br />

Yoruba ein viel lockereres Verhältnis zu<br />

Geschlechterrollen auf.<br />

Das „Feminist Studies Network“<br />

aus Kapstadt setzt sich nun verstärkt<br />

dafür ein, dass afrikanische Feministinnen<br />

Studien durchführen, die unseren<br />

Kontinent verändern können, auf dem<br />

Weg in eine Gesellschaft, die mehr Demokratie<br />

und soziale Gerechtigkeit aufweist.<br />

Ich glaube, wir Frauen sind schon<br />

auf dem Weg. ❚<br />

afrikafeminismen<br />

zum weiterlesen:<br />

Oyeronke Oyewumi: African<br />

Women and Feminism: Reflecting on<br />

the Politics of Sisterhood: Reflecting<br />

on the Politics of Sisterhood.<br />

Ifi Amadiume: Männliche Töchter,<br />

weibliche Ehemänner. Soziale<br />

Rollen und Geschlecht in einer<br />

afrikanischen Gesellschaft.<br />

Rotpunktverlag 1994<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 19


Fr. 21. <strong>März</strong> <strong>2003</strong><br />

21.00 im Tacheles<br />

Karmeliterplatz 1<br />

1020 Wien<br />

Performance: Grace Latigo<br />

DJ-line ab 23.00<br />

Solifest für LEFÖ<br />

am Internationalen Tag<br />

gegen Rassismus<br />

LEFÖ (Lateinamerikanische Emigrierte Frauen in Österreich)<br />

Kettenbrückengasse 15/4, 1050 Wien<br />

Tel: +43-1-5811881<br />

e-mail: lefoe@aon.at<br />

http://www.lefoe.at<br />

Women First<br />

Neue Assistentin wird gesucht!<br />

shake baby<br />

shake<br />

„springswing“ – babyclub-<br />

bing<br />

W U K Do 27.3.<strong>2003</strong> 1 5<br />

Lust, Euch zu bewegen?<br />

Den Winterstaub so wegzufegen.<br />

Miteinander tratschen,<br />

oder nur zum Takte klatschen.<br />

Zur Musik zu swingen<br />

in der Hängematte schwingen,<br />

Freunde treffen, sich wohlfühlen.<br />

Das alles ist möglich beim<br />

babyclubbing!<br />

2 Djs sorgen für guten Sound.<br />

Wir für babygerechte<br />

Wir suchen ab April eine sympathische und nette Unterstützerin<br />

(keine Betreuerin!) für unsere Women First-Gruppe (Selbstbestimmung).<br />

Sie soll Interesse zeigen und bei der Organisation mithelfen. Es wäre hilfreich,<br />

wenn sie Erfahrungen in der Begleitung von Frauen mit Lernschwierigkeiten hat.<br />

Wo kann sie mich unterstützen? z.B. formulieren, Idee, mitschreiben, rechnen, Rechnungen sammeln, bei<br />

Gehhilfen usw. Gut raushalten können aus der Gruppe wäre wichtig. Und es sollte eine Frau sein, die mit<br />

Frauen gerne arbeitet. Erfahrungen mit Frauengruppen wäre gut.<br />

Stundenausmaß: 3 bis 5 Stunden im Monat<br />

Bezahlung: nach Vereinbarung<br />

Bewerbungen an: Frau Neubauer, Mo und Mi 9-14h, Di und Do 11-16h<br />

Hetzgasse 42/1, 1030 Wien, T. 0/714 39 39; e-mail:womenfirst@mail.austria.com<br />

http://www.service4u.at/ninlil/index2.html


u niversität innsbruck<br />

Büro für Gleichstellung<br />

Im Jänner wurde an der Universität Innsbruck ein Büro für Gleichstellung<br />

und Gender Studies eingerichtet. Damit hat die Universität einen<br />

wichtigen Schritt zur Umsetzung des EU-weiten Grundsatzes des Gender<br />

Mainstreaming gesetzt. Die Einrichtung übernimmt Aufgaben der<br />

juristischen und administrativen Unterstützung des Arbeitskreises für<br />

Gleichbehandlungsfragen, der Frauenförderung und der frauenspezifischen<br />

Forschung und Lehre. Das Büro wird Sabine Engel leiten, Elisabeth<br />

Grabner-Niel übernimmt die Verantwortung für den Geschäftsbereich<br />

Gender Studies. Sie wird unter anderem den Wahlfachstudienlehrgang<br />

„Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Interdisziplinäre<br />

Frauenforschung und Gender Studies“ betreuen. In ihrem Arbeitsbereich<br />

sollen aber auch Initiativen gestartet werden, um die Berücksichtigung<br />

der Geschlechterperspektive in Forschung und Lehre an der Innsbrucker<br />

Universität weiterzuentwickeln. heko<br />

Büro für Gleichstellung und Gender Studies: Universität Innsbruck, Hauptgebäude,<br />

Christoph-Probst-Platz1, Zi. 3022, T. (Leitung: Sabine Engel) 0512/507-9046, e-mail: sabine.engel@uibk.ac.at<br />

Geschäftsbereich Gender Studies: Bruno-Sander-Haus, Innrain 52, Zi. 60108, 6020 Innsbruck,<br />

T. (Elisabeth Grabner-Niel) 0512/507-9810, e-mail: fem@uibk.ac.at, http://fem.uibk.ac.at<br />

unireform<br />

Männliche Selbstreproduktion<br />

Der Umbau der Universitäten geht weiter: Derzeit formieren sich die<br />

UniversitätsrätInnen, die wichtige Aufgaben im neuen Universitätssystem<br />

übernehmen sollen, vor allem bei der Bestellung der RektorIn sowie<br />

bei der Genehmigung des Budgets. Die UniversitätsrätInnen sind<br />

auf fünf Jahre gewählt. Fünf von bisher acht feststehenden Gründungskonventen<br />

haben ausschließlich Männer in die jeweiligen Universitätsräte<br />

entsandt. Dieses Ergebnis wundert Birgit Sauer, Professorin für Politikwissenschaft<br />

an der Universität Wien nicht, denn sie seien nur besonders<br />

drastische Beweise dafür, dass das Universitätsgesetz 2002 in sich<br />

„frauenfeindlich bis frauenbehindernd“ sei. „Das kommt heraus, wenn<br />

man die Herren Professoren autonom wirken lässt – die ständige Selbstreproduktion“,<br />

kritisiert Sauer den niedrigen Frauenanteil in der ProfessorInnenschaft.<br />

Durch das neue Unigesetz würde bei Entscheidungskompetenzen<br />

stark auf „hierarchische Strukturen und autoritäre traditionelle<br />

Muster“ gesetzt und dadurch automatisch Männer bevorzugt,<br />

die schlicht professorale „Interessenspolitik“ betreiben. Auch die Vizerektorin<br />

der Uni Wien, Gabriele Moser, kritisiert die derzeitige Situation. Sie<br />

sieht die „Tücke im schlanken Rahmengesetz, dass die entscheidenden<br />

Organe, die das Sagen haben, dominant männlich sind“. Die Tatsache,<br />

dass gerade der Mittelbau mit einem Frauenanteil von immerhin 26<br />

Prozent in seinen Einflussmöglichkeiten stark zurückgedrängt worden<br />

sei, komme erschwerend dazu. Bildungsministerin Gehrer plant unterdessen<br />

die Installierung eines „Uni-Frauenbeirats“. Dieser soll die Ministerin<br />

über die Fortschritte in der Frauenförderung informieren. Sie lobt<br />

das Gleichbehandlungsgesetz und fordert, dass bei gleicher Qualifikation<br />

von Frauen und Männern, Frauen bevorzugt in Führungsfunktionen<br />

bestellt werden – solange bis 52 Prozent aller Spitzenpositionen weiblich<br />

besetzt seien. Davon ist man allerdings noch weit entfernt. Sind<br />

doch im Studienjahr 2001/02 unter den 1.610 UniversitätsprofessorInnen<br />

lediglich 109 Frauen gewesen. Das entspricht einem Frauenanteil<br />

von 6,8 Prozent. heko<br />

architektur<br />

Papier und Licht<br />

an.risswissenschaft<br />

Im Rahmen des neuen Unterrichtsmoduls „Produkt und Industriedesign“<br />

zeigt das auf der Architekturfakultät der TU Wien beheimatete Institut<br />

für Raumgestaltung und Entwerfen von 5. bis 27. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, gemeinsam<br />

mit dem Institut Français de Vienne, Arbeiten von StudentInnen zum<br />

Thema „Lumière et Papier“. Francoise-Hélène Jourda, international bekannte<br />

französische Architektin und seit 1999 Leiterin des Instituts für<br />

Raumgestaltung zeigt sich erfreut über das neue Lehrmodul, das „für<br />

eine praxisorientierte Architekturausbildung sorgt und einen Einblick in<br />

architekturverwandte Disziplinen wie Design oder Lichtkonzeption ermöglicht“.<br />

Ausgehend von einer umfassenden Recherche zu einem freigewählten<br />

Themenkomplex entwickelten die Studierenden während<br />

des Wintersemesters 2002/03 insgesamt 50 Leuchten aus Papier, wobei<br />

Materialaspekte, Reflektortechnik, und der Einsatz unterschiedlicher<br />

Leuchtmittel besondere Aufmerksamkeit bekamen. DF<br />

Vernissage: 4. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, 19.00 Uhr, Institut Français de Vienne, Palais Clam-Gallas, Währinger Str. 30, 1090 Wien<br />

förderung<br />

Preis den Frauen<br />

Die katholische Frauenbewegung Österreichs vergibt auch <strong>2003</strong> wieder<br />

den Herta Pammer Preis für Frauenbildung und Frauenförderung im entwicklungspolitischen<br />

Bereich in Österreich. Ausgezeichnet werden innovative<br />

und originelle Projekte, Aktionen oder Initiativen, die Frauen ins<br />

Zentrum stellen, z.B. Ausstellungen, Theater, Workshops u.ä. Die eingereichten<br />

Projekte sollen im Jahr 2002 von einzelnen Frauen oder Gruppen<br />

durchgeführt worden sein, von der Teilnahme ausgeschlossen sind<br />

etablierte Entwicklungsorganisationen. Die Höhe des Preisgeldes beträgt<br />

7.000,- Euro. Einsendeschluss ist der 15. <strong>März</strong>, die Preisverleihung<br />

erfolgt am 25. Juni <strong>2003</strong>. ajb<br />

Katholische Frauenbewegung Österreichs, Referat für Entwicklungsförderung, Spiegelgasse 3, 1010 Wien;<br />

T. 01/51552-3067, e-mail: office@kfb.at<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 21


Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />

wissenschaftforum<br />

Ulrike Gomelsky schrieb ihre<br />

Diplomarbeit zum Thema<br />

„Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz.<br />

Gerichtsentscheidungen des Arbeitsund<br />

Sozialgerichtes im Vergleich<br />

und wie diese in den Medien<br />

kommuniziert werden.“<br />

22 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Sein’s net so!<br />

Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz wird von Gerichten nicht selten als unglaubwürdig<br />

abgehakt. Auch die Medien tragen dazu nicht unwesentlich bei. Von Ulrike Gomelsky<br />

Verglichen mit anderen Staaten<br />

hat in Österreich eine breitere<br />

öffentliche Diskussion über sexuelle<br />

Gewalt am Arbeitsplatz<br />

nie stattgefunden. Die bisher<br />

einzige österreichische Studie wurde<br />

1988 veröffentlicht. Ihr zufolge gaben<br />

1.149 von 1.411 befragten Frauen an, am<br />

Arbeitsplatz ungewollten sexuellen<br />

<strong>An</strong>näherungen ausgesetzt zu sein.<br />

Neun Jahre nach Inkrafttreten der<br />

dritten Novelle des Gleichbehandlungs-<br />

gesetzes 1992 versuche ich in meiner<br />

Studie über sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz<br />

eine Bestandsaufnahme. Bei der<br />

Untersuchung der Konstruktionen des<br />

sozialen Geschlechts in der Rechtssprechung<br />

und den Medien stellte sich heraus,<br />

wie sehr Gerichtsurteile der Arbeitsund<br />

Sozialgerichte (ASG) traditionelle<br />

Geschlechtszuschreibungen festschreiben.<br />

Weiters analysierte ich die Berichterstattung<br />

in den Oberösterreichischen<br />

Nachrichten (OÖN), um die Zusammen-<br />

hänge zwischen „öffentlicher Meinung“<br />

dieser Tageszeitung und „öffentlicher<br />

Meinung“ der Gerichte aufzeigen zu<br />

können.<br />

Männlich objektiv. Allein die Sachverhaltsdarstellungen<br />

in den Gerichtsverfahren<br />

waren schon aufschlussreich, die ja für<br />

sich beanspruchen, objektiv einen Handlungsablauf<br />

wiederzugeben. Inwieweit<br />

findet darin aber die weibliche Sicht- und<br />

Erlebensweise Eingang? Eindeutig wird


einzig die männliche Sichtweise als „objektiv<br />

richtig“ festgehalten. So bleibt in<br />

den Beschreibungen der Handlungen<br />

unerwähnt, wie Frauen diese aufgenommen<br />

und empfunden haben. Ausnahmen<br />

bilden Verfahren über massive körperliche<br />

Gewaltanwendungen, die durch<br />

medizinische Atteste abgesichert sind.<br />

Sofern die Aussagen von ZeugInnen<br />

erwähnt werden, bleibt ihr Geschlecht<br />

ungenannt. Aber gerade in dieser Auseinandersetzung<br />

wäre die Kategorie Geschlecht<br />

von größter Bedeutung. Wenn<br />

hier als Maßstab das Empfinden des<br />

„vernünftigen Durchschnittsmenschen“<br />

angewandt wird, haben Frauen keine<br />

Chance, Recht zugesprochen zu bekommen.<br />

Gerade in der Frage, ob ein bestimmtes<br />

Verhalten als sexuelle Belästigung<br />

empfunden wird, sollte die Einschätzung<br />

einer „vernünftigen Frau“ jener<br />

eines „vernünftigen Mannes“<br />

vorgezogen werden. Ein Beispiel aus einem<br />

anderen Kontext verdeutlicht diese<br />

Notwendigkeit: Eine Afrikanerin fühlt<br />

sich durch rassistische Witze verletzt<br />

und klagt. Die Zeuginnen sind allesamt<br />

weiße Frauen, die keinen <strong>An</strong>stoß an den<br />

Witzen nehmen. Würde sich das Gericht<br />

hier ebenso unhinterfragt den weißen<br />

Frauen anschließen, ohne zu berücksichtigen,<br />

dass eine schwarze Frau rassistische<br />

Witze auf Grund ihrer Lebenserfahrungen<br />

anders empfindet?<br />

Rollenumkehr. In einem Verfahren des<br />

ASG Wien aus dem Jahr 1998 befand die<br />

zuständige Richterin die Klage der sexuellen<br />

Belästigung als „nicht glaubwürdig“.<br />

Der Grund:„Beim Beklagten handelt<br />

es sich um einen durchschnittlich<br />

gut aussehenden, gepflegten Mann,<br />

während es der Klägerin an jeglicher Attraktivität<br />

mangelt und sie auch den<br />

Eindruck erweckt, auf ein gepflegtes<br />

Äußeres wenig Wert zu legen“. Ein Aufschrei<br />

ging durch die Presse. Während<br />

dieses Urteil festhält, dass „unattraktive“<br />

Frauen nicht belästigt werden können,<br />

stellt dasselbe ASG in einem anderen<br />

Fall fest, dass eine (vermutlich „attraktive“)<br />

Frau „überzogen sexistisch“<br />

sei, wenn sie keine Komplimente über<br />

ihr Aussehen vom Geschäftsführer<br />

hören möchte. In beiden Fällen verlieren<br />

die Frauen vor Gericht, weil nicht die Taten<br />

der Männer bewertet werden, sondern<br />

die Klägerinnen. Die allzu bekannte<br />

Rollenumkehr bestätigt sich: aus der<br />

Klägerin wird die Beklagte, aus dem Opfer<br />

die Täterin.<br />

Faktor Macht. Die meisten Gerichtsverfahren<br />

beschäftigte einzig die Frage, ob und<br />

wie sexualisierte Beziehungen am Arbeitsplatz<br />

gestaltet werden (dürfen). Völlig<br />

unbeachtet bleiben Fragen, die das<br />

Kernanliegen des Gleichbehandlungsgesetzes<br />

sind: Inwieweit hat sich durch die<br />

Handlungen des Mannes das Arbeitsklima<br />

für die betroffene Frau derart verschlechtert,<br />

dass es für sie benachteiligend<br />

oder unzumutbar wurde? Fand in<br />

irgendeiner Form Machtausübung statt,<br />

die die Würde der Frau verletzte?<br />

Insgesamt werden in Gerichtsverfahren<br />

weibliche Lebenserfahrungen<br />

weitgehend ausgeblendet. Sie orientieren<br />

sich an männlich definierten Maßstäben,<br />

wie Männer und Frauen sich zueinander<br />

verhalten sollen. Machtausübung<br />

wird auf erotische und sexuelle<br />

Umgangsformen reduziert, statt die Benachteiligungen<br />

auf Grund des Geschlechts<br />

zu beurteilen. Gerichte gestehen<br />

prinzipiell Männern zu, in gewissem<br />

Ausmaß über die Körper der Arbeitnehmerinnen<br />

verfügen zu können. Und diese<br />

Verfügungsgewalt wächst mit zunehmendem<br />

Hierarchiegefälle: der Chef<br />

darf sich also mehr herausnehmen als<br />

der gleichgestellte Kollege. Mann darf<br />

Frau mit „Bussis“ beehren und er darf<br />

davon ausgehen, dass sie damit einverstanden<br />

ist. Das ist die Regel – solange<br />

eine Frau nicht deutlich ihre Grenzen<br />

absteckt. Willkommen im Patriarchat.<br />

Vor Gericht sind Frauen immer mit<br />

geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen<br />

konfrontiert. Mangels Zeuginnen<br />

ist es schwierig bis unmöglich, Grenzüberschreitungen<br />

glaubhaft zu machen.<br />

Die angeklagten Männer sind oft gesellschaftlich<br />

angesehener und gelten daher<br />

auch als vertrauenswürdiger. Immer wieder<br />

ist es bei den Verfahren auch darum<br />

gegangen, das Verhalten der Frauen zu<br />

bewerten. Grundlage der Bewertung war<br />

dabei, ob sie sich gemäß dem traditionellen<br />

Frauenbild verhalten haben.<br />

Medialer Einfluss. RichterInnen orientierten<br />

sich in ihren Entscheidungen mitunter<br />

am angeblichen „Empfinden des<br />

Durchschnittsmenschen“, das nicht wenig<br />

durch mediale Berichte konstruiert<br />

wird, weshalb die Frage nach der Art der<br />

Berichterstattung eine wesentliche ist.<br />

Insgesamt gab es im Untersuchungszeitraum<br />

von 1989 bis 2001 erstaunlich<br />

wenige, nämlich lediglich 33<br />

Artikel zum Thema. So genannte „Kuriositäten“<br />

aus anderen Ländern werden<br />

ausgeschlachtet, wie z.B. Gerichtsurteile<br />

in den USA über hohe Schadenersatzzahlungen.<br />

Solche Artikel haben oft eine<br />

sexuell konnotierte Headline, wie „lüsterne<br />

Kollegen“ oder „geiler Grapscher“<br />

und sie werden überwiegend von Frauen<br />

verfasst. Nur sieben Berichte beinhalten<br />

Sachinformationen. Diese Artikel<br />

weisen sehr wohl auf die weite Verbreitung<br />

sexueller Belästigung in der Arbeitswelt<br />

und auf die unzureichenden<br />

gesellschaftlichen Maßnahmen hin.<br />

Denn in fast jedem Fall verliert die Frau<br />

ihren Arbeitsplatz, unabhängig davon,<br />

ob sie recht bekommt oder nicht.<br />

In den Untersuchungszeitraum fällt<br />

auch der „Fall Wolfgang Prammer“, Ex-<br />

Mann von Barbara Prammer, der 1997 in<br />

der Arbeiterkammer Referatsleiter war.<br />

Seine Sekretärin hatte ihn der sexuellen<br />

Belästigung beschuldigt. Männliche Journalisten<br />

berichten betont sachlich und<br />

weichen damit deutlich von der restlichen<br />

Berichterstattung ab. Prammer mutiert<br />

in der Presse zum Opfer: Man wolle<br />

dadurch nur seiner politischen Karriere<br />

schaden und der seiner Frau.„Weil man<br />

ihr (Barbara Prammer, <strong>An</strong>m.) nicht anders<br />

ankann, will man unser (sic!) Privatleben<br />

treffen“, so der Beschuldigte. SEIN Verhalten<br />

an SEINEM Arbeitsplatz wird derart<br />

zum Privatleben der Ministerin gemacht.<br />

Nur sehr zögerlich erfahren wir, wessen<br />

er eigentlich beschuldigt wird.Wie in den<br />

Sachverhaltsdarstellungen der Gerichtsverfahren<br />

ist auch in den Medien nicht<br />

das Empfinden des Opfers Thema. Statt<br />

dessen gibt es in den OÖN jede Menge<br />

Platz für männliche Unschuldsbeteuerungen<br />

und Ablenkungen.<br />

Insgesamt kann sehr wohl der<br />

Schluss gezogen werden, dass durch das<br />

Ausblenden der Machtverhältnisse, das<br />

bewusste Negieren der Erfahrungen der<br />

Frauen und die Reduktion auf die Frage<br />

nach sexualmoralischen Werten im Umgang<br />

miteinander, das Recht nicht geschlechtsneutral<br />

wirkt, sondern eindeutig<br />

Männer begünstigt. Die Rechtssprechung<br />

wie auch die mediale Berichterstattung<br />

tragen daher dazu bei, die<br />

ungleiche Verteilung von Lebenschancen<br />

und Karrieremöglichkeiten aufrechtzuerhalten.<br />

❚<br />

forumwissenschaft<br />

powered by:<br />

http://www.oeh.ac.at/fem<br />

diskussion.forum.wissenschaft<br />

Barbara Deißenberger präsentiert<br />

ihre Diplomarbeit „Frauen und<br />

Literatur als literarisches Motiv<br />

in österreichischen und<br />

französischen Romanen.“<br />

<strong>An</strong>schließend Diskussion<br />

Am 11. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, 19.00 Uhr<br />

Ort: UFO-Uni Frauen Ort<br />

Berggasse 5/24, 1090 Wien<br />

Gerichtsentscheidungen sind unter<br />

http://www.ris.gv.at abrufbar.<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 23


an.sage<br />

Arme Männer?<br />

Die Veröffentlichung der Männerstudie 2002 kommentieren die Journalistin Daniela Yeoh und<br />

Elli Scambor, Soziologin und Mitarbeiterin der Forschungsstelle der Männerberatung Graz.<br />

Daniela Yeoh<br />

Männer werden moderner, widmen sich vermehrt der Familie,<br />

lehnen zu einem immer größeren Prozentsatz traditionelle Rollenbestimmungen<br />

ab. Das sind die Hauptergebnisse einer neuen<br />

Männerstudie, erstellt vom Wiener Pastoraltheologen Paul M. Zulehner<br />

im Auftrag des Sozialministeriums. Gleichzeitig warnt der Studienautor<br />

vor einer Veränderung der Geschlechterrollen, denn „eine psychische<br />

Dauerüberforderung“ könne folgen. Vorsicht also vor Veränderung. Vorsicht<br />

davor, Zustände langsam auszugleichen, die Männern die Vormachtstellung<br />

erst ermöglicht haben – auf dem Rücken von Frauen, ihrer<br />

gegenwärtigen Dauerüberforderung mit Beruf und Familie.<br />

Zahlreiche Verdienste in Richtung Gleichstellung der Geschlechter<br />

sind durch das Engagement der Frauenbewegung ab den 70er Jahren<br />

erkämpft worden. Diese Gleichstellung stößt nun immer mehr an<br />

Grenzen – vor allem dann, wenn es um Macht und Geld geht. Seit rund<br />

einem Jahrzehnt steigt die Gefahr einer umgekehrten Entwicklung. Das<br />

Recht auf Abtreibung wird zunehmend auch in politischen Kreisen in<br />

Frage gestellt, der ansteigenden Arbeitslosigkeit wird mit „Frauen-anden-Herd“-Rufen<br />

begegnet. Das, was Susan Faludi <strong>An</strong>fang der 90er Jahre<br />

in ihrem Buch als „Backlash“, den „unerklärten Krieg gegen amerikanische<br />

Frauen“ beschrieben hat, schleicht sich auch in Österreich vermehrt<br />

in die Gesellschaft ein. Immer stärker, immer lauter. Früher war<br />

es noch klar, Frauen waren in Bewegung und bewegten. Nun ruht sich<br />

die jüngste Generation auf den Errungenschaften der vorigen aus. Sie<br />

kann keine Ungleichheiten mehr erkennen, wacht spätestens dann auf,<br />

wenn der Kollege bei gleicher Arbeit mehr verdient und schneller die<br />

Hierarchieebenen hinaufsteigt. Er macht Karriere, sie bleibt auf der<br />

Strecke. Qualität ist nicht gefragt, vielmehr Geschlecht und Seilschaften.<br />

„Gender Mainstreaming“ (GM) ist zum Mode-Begriff avanciert, der<br />

auch Frauenförderung inkludiert. Dabei wird versucht, auf Frauen und<br />

Männer zu schauen. In vielen Bereichen wird (von der EU verlangt) geprüft,<br />

wie sich was auf welches Geschlecht auswirkt. Manchmal wird<br />

dabei zu schnell übersehen und allein durch den Begriff verschleiert,<br />

dass es immer noch Frauen sind, die an gläserne Decken stoßen, Hausarbeit<br />

verrichten und tagtäglich physischer Gewalt ausgesetzt sind. Prinzipiell<br />

stimmen die Absichtserklärungen des GM, an realen Taten wird jedoch<br />

gemessen. Und diese müssen noch folgen. ❚<br />

24 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Elli Scambor<br />

Standpunkte und<br />

Kommentare müssen nicht<br />

mit der Redaktionsmeinung<br />

übereinstimmen.<br />

Feministische Politik, Gleichstellungspolitik, Männerpolitik – was<br />

haben sie gemeinsam, was trennt sie voneinander? Und welche<br />

Rolle spielt Gender Mainstreaming (GM) dabei? In der konkreten<br />

Umsetzung von GM haben wir die Gefahren dieser Strategie kennen gelernt.<br />

Die Schwächung frauenpolitischer Aktivitäten mit dem Argument,<br />

dass ohnehin GM umgesetzt würde, oder die „Pro-forma-Implementierung“<br />

von GM sind Beispiele für den Missbrauch dieses Prinzips. Ohne<br />

Commitment aller Beteiligten in den Organisationen, insbesondere der<br />

Top-Ebenen, geraten die Prozesse ins Stocken. GM ist kein Zaubermittel.<br />

GM ist eine Strategie zur Durchsetzung gleichstellungspolitischer Ziele<br />

und muss erst in der Umsetzung mit Inhalten gefüllt werden. Zunächst<br />

sind die Motive auf allen hierarchischen Ebenen, auf Frauen- und Männerseite<br />

zu klären:Warum soll was wozu umgesetzt werden? Auf die politische<br />

Ebene übertragen bedeutet dies, dass zuerst die gleichstellungspolitischen<br />

Ziele geklärt werden müssen, bevor über die geeigneten<br />

Strukturen zur Erreichung dieser Ziele nachgedacht wird.<br />

Genau das ist der springende Punkt: Eine Strategie kann eben die<br />

Bestimmung von Zielen nicht ersetzen. Nach wie vor ist die feministische<br />

Politik der „Motor“ für die Zielformulierungen der Gleichstellungspolitik.<br />

Die GM-Expertin Barbara Stiegler verweist z.B. darauf, dass die<br />

gleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit als EU-Ziel im<br />

Bereich der Arbeitsmarktförderung vor allem von jenen gefordert wurde,<br />

die Arbeit nicht allein als Erwerbsarbeit verstehen – von feministischer<br />

Seite.<br />

Solange sich Gleichstellungspolitik mit einer adäquaten Männerperspektive<br />

jenseits von Polarisierung erst entwickeln muss, ist die feministische<br />

Politik die Basis der Gleichstellungspolitik. Wenn aber beide<br />

Seiten am selben Strang ziehen, dann ergeben sich neue Chancen. Freilich<br />

sind wir noch nicht so weit. Im Forschungsbereich sehen wir aber<br />

Modelle in dieser Richtung: In den namhaften Projekten der europäischen<br />

Männerforschung arbeiten Frauen und Männer konstruktiv zusammen.<br />

Ihr interdisziplinärer <strong>An</strong>satz vereint Feministische Forschung,<br />

Geschlechterforschung und kritische Männerforschung, gekennzeichnet<br />

durch eine sozialkonstruktivistische Ausrichtung, die die Veränderung<br />

von Rollenmustern betont, anstatt diese Muster festzustellen und in einem<br />

„Naturdiskurs“ einzubetonieren. Es ist diese gemeinsame Ausrichtung,<br />

die den Unterschied ausmacht. ❚


Ein an.<strong>schläge</strong> abo, bitte!<br />

o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)<br />

o Jahresabo (10 Hefte/32 e )<br />

o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )<br />

o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )<br />

o Auslandsabo (10 Hefte/44 e)<br />

Absenderin<br />

Geschenk-Abo an<br />

Datum, Unterschrift<br />

Abo-<strong>An</strong>gebote gelten, wenn nicht anders angegeben, nur in Österreich.<br />

Keine Sorge: Ein an.<strong>schläge</strong>-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du kannst es jederzeit verlängern.<br />

T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at,www.anschlaege.at<br />

<strong>An</strong> die Redaktion<br />

an.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />

Hetzgasse 42/1<br />

1030 Wien


an.zeigen<br />

biete<br />

„Texte und Tee“ – Mag. <strong>An</strong>ni Bürkl, Journalistin<br />

und Autorin. <strong>An</strong>genommen<br />

werden Texte aller Art, in Deutsch<br />

und Englisch – z.B. für Web, PR, Kultur-Veranstaltungen,<br />

alle journalistischen<br />

Arbeiten sowie Redaktion bestehenden<br />

Text-Materials.<br />

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e-mail: anni.buerkl@blackbox.net<br />

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alle Arbeitsschritte bis zur Fertigstellung<br />

des Gewandes begleite ich. Max.<br />

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T. 01/522 83 45 od. 0676/64 36 205<br />

Kleinanzeigen gratis für alle Frauen!<br />

Chiffre E 3,50<br />

Absenderin<br />

Telefon Datum, Unterschrift<br />

aktivitäten<br />

Lesbisch? Neue Coming Out Gruppe<br />

für Frauen von circa 20 bis 30 Jahren<br />

in der Lesbenberatung der Rosa<br />

Lila Villa. Ab Ende <strong>März</strong> 8 Abende<br />

lang, jeweils Dienstags ab 18:30<br />

Uhr. Vorgespräche ab sofort, immer<br />

mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr.<br />

Für die Coming Out Gruppe von Frauen<br />

ab circa 30 Jahren gibt es ebenso<br />

Vorgespräche ab sofort, immer<br />

mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr.<br />

Infos über die Mädchengruppe (14-<br />

18 Jahre) sind telefonisch zu erfragen.<br />

Die Lesbenberatung erreichst<br />

du Mo, Mi und Fr 17-20 Uhr<br />

Linke Wienzeile 102, Erdgeschoß,<br />

1060 Wien. T. 01/586 81 50,<br />

e-mail: lesbenberatung@aon.at<br />

Autonome österr.<br />

Frauennotrufe<br />

Beratung für Frauen & Mädchen<br />

mit sexuellen Gewalterfahrungen<br />

Wien 01/523 22 22<br />

Graz 0316/31 80 77<br />

Innsbruck 0512/57 44 16<br />

Linz 0732/60 22 00<br />

Salzburg 0662/88 11 00<br />

Frauenhetz<br />

Hetzgasse 42/1 1030 Wien<br />

fon: 715 98 88,<br />

e-mail: frauenhetz@t0.or.at<br />

Fr 14. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, 18.30<br />

Do 27. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, 18.30<br />

Do 3. April <strong>2003</strong>, 18.30<br />

Sa 5. und So 6. April <strong>2003</strong><br />

Di 8. April <strong>2003</strong>, 18.30<br />

Di 29. April und Mi 30. April <strong>2003</strong><br />

annemarie papp tanztheater: Klotho<br />

Momente aus dem Leben von Camille<br />

Claudel<br />

Lesung und Performance<br />

Spurensuche: Wiederentdecken von<br />

Frauenraum<br />

Vortrag<br />

Rechtlicher Raum<br />

Buchpräsentation und Diskussion<br />

Handwerkerinnenkurs I<br />

Elektrik<br />

Thyll Streichquartett<br />

Konzert<br />

Handwerkerinnenkurs II<br />

Fliesenlegen


n iederösterreich<br />

Wahlkampfauftakt<br />

Der Situation der niederösterreichischen Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />

wollte die ArbeiterInnenkammer Niederösterreich (AKNÖ) in einer 2002<br />

durchgeführten Studie auf den Zahn fühlen. Die Ergebnisse sind wenig<br />

überraschend: Zwischen dem 25. und 40. Lebensjahr erlebt die berufliche<br />

Laufbahn von Frauen einen dramatischen Einbruch. Grund dafür dürften<br />

die mangelhaften Rahmenbedingungen sein, unter denen Frauen in Niederösterreich<br />

arbeiten. Zu wenig Verdienst – knapp 60% der Frauen könnten<br />

vom eigenen Lohn allein ihren Haushalt nur schlecht finanzieren –,<br />

zeitlich unflexible Kinderbetreuungseinrichtungen und fehlendes <strong>An</strong>gebot<br />

an Teilarbeitsplätzen machen Frauen den beruflichen Aufstieg schwer.<br />

Die AKNÖ möchte mit dieser Studie der Politik eine Grundlage für neue<br />

Maßnahmen liefern. Sie fordert verstärkte Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

für Frauen, bessere Entlohnung, verbindliche Gleichstellungspläne und<br />

den Ausbau von qualifizierten Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Meinungen<br />

der Politik zum Thema gehen in Niederösterreich allerdings auseinander:<br />

VP-Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop äußert sich<br />

lobend über den 2002 verzeichneten <strong>An</strong>stieg der Frauenbeschäftigung<br />

in Niederösterreich. Dieser sei, so Prokop, vor allem auf spezielle Frauenbeschäftigungsprojekte<br />

zurückzuführen. Landtagsabgeordnete und SP-<br />

Landesgeschäftsführerin Karin Kadenbach widerspricht und meint, seit<br />

Herbst sei die positive Entwicklung des Jahres 2002 rückläufig, wofür<br />

hausgemachte wirtschaftspolitische Versäumnisse verantwortlich seien.<br />

Pünktlich zum Wahlkampfauftakt für die Niederösterreichischen Landtagswahlen<br />

im <strong>März</strong> <strong>2003</strong> präsentierte Liese Prokop ein neues Frauenbeschäftigungsprojekt:<br />

NOEL (New opportunities of equality and new ways<br />

of work in Lower Austria) wird mit insgesamt zwei Millionen Euro von<br />

der EU und dem Ministerium für Arbeit und Wirtschaft finanziert. Ziele<br />

sind die Information und Bildung von Mädchen und Frauen, die gerade in<br />

den „Zukunftsberufen unserer Informations- und Wissensgesellschaft“ (so<br />

die Aussendung) stark unterrepräsentiert und unterbe- zahlt seien. Erste<br />

Projekte werden ein wanderndes Internet-Cafe im Waldviertel, ein Trainerinnen-Pool<br />

für Unternehmen und andere „Aktivierungs- programme für<br />

Mädchen“ sein. Spätestens nach der Wahl wird sich zeigen, was die Versprechen<br />

der Landesregierung wert sind. ajb<br />

Nähere Informationen zu NOEL: Koordinationsstelle NOEL, Christina Weidel und Christine Leuthner,<br />

T. 02742/9005-16465, http://www.4noel.at<br />

curriculum<br />

„Frauen führen anders…“<br />

„...meist sogar besser und sind daher ideal dafür geeignet in schwierigen<br />

Zeiten Führungsverantwortung zu übernehmen. Aber nur wenige Frauen<br />

nutzen ihr Potenzial bereits optimal“, erklärt Brunhild Schram, Geschäftsführerin<br />

von ACQUISA Management Design KEG, die Hintergründe des<br />

neuen Curriculums ihres Unternehmens speziell für weibliche Führungskräfte.<br />

Die Absolventinnen werden mit dem Zertifikat „Europäischer Führungskräftepass“<br />

ausgezeichnt. In sieben zweitägigen Modulen, die von<br />

<strong>März</strong> bis November <strong>2003</strong> im Raum Linz stattfinden werden, sollen weibliche<br />

Führungskräfte aber auch der Führungskräftenachwuchs u.a. die Möglichkeit<br />

finden, ihre Verantwortung als Führungskraft klar zu definieren und<br />

für Leistungsfähigkeit und psychosoziale Gesundheit vorzusorgen. DF<br />

Informationen: ACQUISA Management Design KEG, Brunhilde Schram MAS Almesberg 56, 4210 Gallneukirchen,<br />

T. 07235/64065-0, e-mail: acquisa@aon.at, http://www.acquisa.at<br />

projektausschreibung<br />

Arbeitsmigration<br />

an.rissarbeit<br />

Das Theater Akzent möchte gemeinsam mit der ArbeiterInnenkammer<br />

Wien „interkulturelle Akzente“ setzen und schreibt Förderungen für drei<br />

Kunst- und Kulturprojekte zum Thema Arbeitsmigration aus. Die Projekte<br />

aus dem darstellenden Bereich müssen in mindestens eines der zwei<br />

vorgegebenen Themenbereiche passen: „40 Jahre Arbeitsmigration nach<br />

Österreich“ möchte die politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen<br />

der Arbeitsmigration künstlerisch durchleutet wissen. „Neue Generationen“<br />

wird der zweite Schwerpunkt betitelt, der sich den Nachfolgegenerationen<br />

der ersten MigrantInnen widmen soll. Auch und vor<br />

allem persönliche Lebensschicksale sollen zur Darstellung gebracht werden.<br />

Teilnahmeberechtigt sind in Wien tätige Gruppen oder Einzelpersonen,<br />

„wobei besonders <strong>An</strong>gehörige der neuen Generationen zur Teilnahme<br />

eingeladen sind“, heißt es in den Ausschreibungskriterien. Das<br />

eingereichte Projekt muss bis Ende <strong>2003</strong> im Theater Akzent realisierbar<br />

sein. Letztlich werden drei Projekte ausgewählt, die mit je 5.000 Euro<br />

Zuschuss gefördert werden. Einreichschluss ist der 31. <strong>März</strong>. GaH<br />

Einreichungen an: Theater Akzent, Kennwort „Interkulturalität“, Argentinierstraße 37, 1040 Wien,<br />

e-mail: johann.mahler@akzent.at (Betreff: Interkulturalität)<br />

Rückfragen: Ilse Wintersberger, T. 01/501 65-3140, e-mail: ilse.wintersberger@akwien.at<br />

Foto: Michaela Bruckmüller<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 27


Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />

arbeitslos<br />

28 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Ohne Arbeit – ohne Geld?<br />

Verliert frau ihren Job, muss sie sich zuallererst durch den Bürokratie-Dschungel quälen.<br />

<strong>An</strong>drea Bichl-Dunkler gibt einen Überblick über das novellierte<br />

Arbeitslosenversicherungsgesetz.<br />

Arbeitslosengeld ist keine milde<br />

Gabe, welches nach Laune genehmigt<br />

wird oder nicht, sondern<br />

ein erworbener Rechtsanspruch.<br />

Um sich eigene Rechte<br />

zu sichern, ist es sehr wichtig, sich sofort<br />

bei Jobverlust beim Arbeitsmarktservice<br />

(AMS) zu melden und einen <strong>An</strong>trag auf<br />

Arbeitslosengeld zu stellen. Etwaige Urlaube,<br />

Auslandsaufenthalte oder freiberufliche<br />

Jobs sollten erst danach in <strong>An</strong>griff<br />

genommen werden, da frau bei zu<br />

später Meldung alle <strong>An</strong>sprüche verlieren<br />

könnte. Gegen eine Ablehnung des <strong>An</strong>trages<br />

kann innerhalb von vierzehn Tagen<br />

berufen werden.<br />

Eine Frau, die beispielsweise vier Jahre<br />

gearbeitet hat und sich im <strong>An</strong>schluss<br />

daran vierzehn Monate privat im Ausland<br />

aufhält, verliert ihren <strong>An</strong>spruch auf<br />

Arbeitslosengeld, wenn sie sich erst<br />

nach dem Auslandsaufenhalt beim AMS<br />

meldet. Hätte sie gleich nach Jobverlust<br />

einen <strong>An</strong>trag gestellt, einen Tag Arbeits-<br />

losengeld bezogen und wäre danach ins<br />

Ausland gegangen, könnte sie bei ihrer<br />

Rückkehr sofort wieder einen <strong>An</strong>trag auf<br />

Weiterbezug des Geldes stellen und wäre<br />

somit abgesichert.<br />

<strong>An</strong>spruch und Dauer. Grundsätzlich haben<br />

alle Personen, die der Arbeitsvermittlung<br />

zur Verfügung stehen, arbeitsfähig,<br />

arbeitswillig und arbeitslos sind,<br />

<strong>An</strong>spruch auf Arbeitslosengeld. Bei attestierter<br />

„Arbeitsunwilligkeit“ kann


eine sechs-wöchige Sperre des Arbeitslosengeldes<br />

verhängt werden, der Versicherungsschutz<br />

bleibt aber bestehen.<br />

Eine arbeitssuchende Mutter kann<br />

gleichzeitig Kinderbetreuungsgeld und<br />

Arbeitslosengeld beziehen, aber nur<br />

dann, wenn sie der Arbeitsvermittlung<br />

voll zur Verfügung steht, grundsätzlich<br />

<strong>An</strong>spruch auf Arbeitslosengeld hat und<br />

für das Kind eine Betreuung nachweisen<br />

kann.<br />

Wer erstmalig Leistungen aus der<br />

Arbeitslosenversicherung in <strong>An</strong>spruch<br />

nimmt, muss 52 Wochen arbeitslosenversicherungspflichtigeBeschäftigungszeiten<br />

innerhalb der letzten zwei Jahre<br />

nachweisen. Für jugendliche Arbeitslose<br />

(unter 25 Jahre) gelten kürzere Zeiten.<br />

Bei wiederholter Inanspruchnahme<br />

müssen 28 Wochen arbeitslosenversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung innerhalb<br />

des letzten Jahres nachgewiesen<br />

werden.<br />

Die Dauer des Arbeitslosengeldbezuges<br />

ist vom Alter und von den vorangegangenen<br />

Beschäftigungszeiten abhängig.<br />

Die Mindestbezugsdauer beträgt<br />

zwanzig Wochen. Können etwa innerhalb<br />

der letzten fünf Jahre 156 Wochen<br />

(drei Jahre) Beschäftigung nachgewiesen<br />

werden, wird das Arbeitslosengeld<br />

für dreißig Wochen gewährt.<br />

Wird der Arbeitslosengeldbezug unterbrochen,<br />

ist ein Fortbezug des restlichen<br />

Arbeitslosengeldes innerhalb von<br />

drei Jahren möglich, solange kein neuer<br />

<strong>An</strong>spruch auf Arbeitslosengeld erworben<br />

wurde.<br />

Berechnung und Zu<strong>schläge</strong>. Das Arbeitslosengeld<br />

setzt sich aus dem Grundbetrag,<br />

den Familienzu<strong>schläge</strong>n und einem<br />

allfälligen Ergänzungsbetrag zusammen.<br />

Als Grundlage für die Berechnung<br />

wird auf die beim Hauptverband<br />

der Sozialversicherungsträger gespeicherte<br />

Jahresbemessungsgrundlage<br />

zurückgegriffen. Erfolgt die <strong>An</strong>tragstellung<br />

vor dem 30. Juni wird das vorletzte<br />

Kalenderjahr herangezogen, erfolgt sie<br />

danach wird das letzte Kalenderjahr zur<br />

Berechnung herangezogen.<br />

Wird eine Frau beispielsweise am<br />

15. Mai <strong>2003</strong> arbeitslos und stellt den<br />

<strong>An</strong>trag auf Arbeitslosengeld, wird ihr<br />

Arbeitslosengeld vom Jahreseinkommen<br />

des Jahres 2001 berechnet. Sollte<br />

im Jahr 2001 kein einziger Tag arbeitslosenversicherungspflichtigerBeschäfti-<br />

gung vorliegen, geht die Suche weiter<br />

zurück ins Jahr 2000.<br />

Der Grundbetrag des Arbeitslosengeldes<br />

beträgt 55% des Nettoeinkommens.<br />

Wurde das 45. Lebensjahr vollendet,<br />

kann das Arbeitslosengeld im Falle<br />

eines neuerlichen <strong>An</strong>spruchs nicht mehr<br />

niedriger werden. Der Höchstbetrag<br />

liegt ohne Familienzu<strong>schläge</strong> bei täglich<br />

36,84 Euro, Untergrenze gibt es keine.<br />

Trägt der/die Arbeitslose wesentlich<br />

zum Unterhalt einer Person bei, z.B.<br />

Kind/er oder EhepartnerIn, werden täglich<br />

5,97 Euro Familienzu<strong>schläge</strong> gewährt.<br />

Das Einkommen der PartnerIn<br />

darf jedoch die Geringfügigkeitsgrenze<br />

nicht überschreiten (309,38 Euro monatlich).<br />

Familienzuschlag für den/die<br />

EhepartnerIn oder LebensgefährtIn ist<br />

nur dann möglich, wenn auch Familienzuschlag<br />

für ein minderjähriges Kind<br />

gebührt.<br />

Ergänzungsbetrag. Wenn kein Familienzuschlag<br />

gebührt und das Arbeitslosengeld<br />

sehr niedrig ausfällt (unter dem<br />

Ausgleichszulagenrichtsatz von 643,54<br />

Euro), gleicht ein Ergänzungsbetrag die<br />

Differenz zum Ausgleichszulagenrichtsatz<br />

aus, jedoch begrenzt mit 60% des<br />

vorangegangenen Nettolohnes.<br />

Bei <strong>An</strong>spruch auf Familienzu<strong>schläge</strong><br />

muss der Arbeitslosengeldgrundbetrag<br />

plus Familienzu<strong>schläge</strong> niedriger sein<br />

als der Ausgleichszulagenrichtsatz, um<br />

einen Ergänzungsbetrag zu erhalten<br />

(begrenzt mit 80 % des Nettolohnes).<br />

Das bedeutet, der Familienzuschlag<br />

frisst den Ergänzungsbetrag auf!<br />

Betrug das Nettoeinkommen einer<br />

Frau beispielsweise 1.080,- Euro, entsteht<br />

daraus ein Arbeitslosengeld von 594,-<br />

Euro und ein Ergänzungsbetrag von<br />

49,54 Euro. Hat diese Frau jedoch zwei<br />

Kinder, wird zum Arbeitslosengeld der<br />

Familienzuschlag dazugerechnet, was eine<br />

Summe von 652,20 Euro ergibt und<br />

einen Ergänzungsbetrag ausschließt –<br />

eine Logik, der nur schwer zu folgen ist.<br />

Notstandshilfe. Nach Auslaufen des <strong>An</strong>spruchs<br />

auf Arbeitslosengeld und wenn<br />

eine finanzielle Notlage vorliegt, kann<br />

beim AMS ein <strong>An</strong>trag auf Notstandshilfe<br />

gestellt werden. Das sollte sofort, jedoch<br />

spätestens innerhalb von drei Jahren<br />

nach Ende des Arbeitslosengeldes erfolgen.<br />

Zur Beurteilung der Notlage werden<br />

die gesamten wirtschaftlichen Ver-<br />

hältnisse des/der Arbeitslosen und der<br />

unterhaltsverpflichteten Familienangehörigen<br />

(EhepartnerInnen, LebensgefährtInnen),<br />

die im gemeinsamen Haushalt<br />

leben, vom AMS überprüft.<br />

Die Notstandshilfe beträgt 92%<br />

bzw. 95% des Grundbetrages des Arbeitslosengeldes,<br />

wobei das anrechenbare<br />

eigene Einkommen und das<br />

des/der im gemeinsamen Haushalt lebenden<br />

Partners/in abgezogen wird, genauso<br />

allfällige Familienzu<strong>schläge</strong>. Wurde<br />

vor der Notstandshilfe zwanzig Wochen<br />

bzw. dreißig Wochen lang Arbeitslosengeld<br />

bezogen, wird nach einem<br />

halben Jahr Notstandshilfebezug der<br />

Grundbetrag der Notstandshilfe auf<br />

643,54 Euro bzw. 750,- Euro gekürzt.<br />

Der Ergänzungsbetrag entfällt bei<br />

der Notstandshilfe komplett. Das bedeutet,<br />

dass Personen mit sehr niedrigem<br />

Einkommen bei längerer Arbeitslosigkeit<br />

prozentuell weniger Notstandshilfe<br />

bekommen, da vor der Berechnung<br />

der Ergänzungsbetrag abgezogen wird.<br />

Zuverdienst. Frau kann zum Arbeitslosengeld<br />

bzw. zur Notstandshilfe monatlich<br />

bis zu 309,38 Euro (Geringfügigkeitsgrenze)<br />

dazu verdienen, muss dies jedoch<br />

dem AMS melden.<br />

Da bei der Berechnung der Notstandshilfe<br />

das Einkommen des/der<br />

PartnerIn angerechnet wird, ist sie oft<br />

wesentlich geringer als das Arbeitslosengeld.<br />

Das betrifft, nicht zuletzt aufgrund<br />

der Einkommensunterschiede,<br />

überwiegend Frauen.<br />

Auch wenn kein <strong>An</strong>spruch auf Geldleistungen<br />

seitens des AMS besteht,<br />

kann sich jede/r arbeitssuchend melden.<br />

Auf dieses Recht zu bestehen, ist gerade<br />

für Frauen von Bedeutung. Sind sie arbeitssuchend<br />

gemeldet, sind sie Teil der<br />

Arbeitslosenstatistik, wenn nicht, treten<br />

sie überhaupt nicht mehr in Erscheinung.<br />

Auch der Zugang zu arbeitsmarktpolitischen<br />

Förderungen ist dadurch<br />

möglich. Und mit dem Status arbeitssuchend<br />

sichert frau sich Ersatzzeiten in<br />

der Pensionsversicherung.<br />

Wie viele andere Gesetze besteht<br />

auch das Arbeitslosenversicherungsgesetz<br />

aus vielen Ausnahmen. Im Zweifelsfall<br />

ist persönliche Beratung daher wichtig<br />

und sinnvoll, etwa von einer Frauenreferentin,<br />

die es an jeder regionalen Geschäftsstelle<br />

des Arbeitsmarktservice<br />

gibt. ❚<br />

losarbeits<br />

AMS-Frauenreferentin für Wien:<br />

Gesine Muschl, Landesgeschäftsstelle<br />

des AMS Wien, T. 01/515 25<br />

Beratungsmöglichkeit:<br />

Kammer für Arbeiter und<br />

<strong>An</strong>gestellte, Prinz Eugen-Straße 20-22,<br />

1040 Wien, T. 01/50 16 50<br />

Kostenlose Broschüre:<br />

„Leistungen bei Arbeitslosigkeit“<br />

Bestelltelefon: 01/310 00 10 - 358<br />

Links:<br />

www.ams.or.at/wien<br />

www.ams.or.at/frauen<br />

www.akwien.at<br />

www.weiterbildung.at<br />

www.help.gv.at<br />

www.kinderdrehscheibe.at<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 29


kulturan.riss<br />

konzert<br />

Joy Denalane<br />

Mit ihrem Debutalbum „Mamani“ hat die deutsche Soulsängerin Joy<br />

Denalane ein wunderbares „afroamerikanogermanisches“ Gesamtkunstwerk<br />

geschaffen, welches KritikerInnen und Fans gleichermaßen begeistert.<br />

Die ersten zwei Singles „Geh jetzt“ und „Was auch immer“ wurden<br />

in den deutschen Musikkanälen rauf und runter gespielt und bescherten<br />

der Heidelbergerin somit Dauerpräsenz in den Medien. Joy selbst sagt<br />

über ihr gelungenes Debut: „Ich finde, das Album klingt reif, elegant, natürlich<br />

und trotzdem selbstverständlich. Ursprünglich wollte ich einen<br />

ganz anderen Sound. Eher Deep-Soul, mit rauen Wu Tang Beats. Aber irgendwann<br />

habe ich gemerkt, dass es nichts bringt, Musik zu machen,<br />

die man zwar gerne von anderen hört, in die man sich selbst aber rein<br />

zwängen muss. Man muss Musik machen, wie sie einem leicht fällt. So<br />

habe ich zu mir und meinem Sound gefunden.“ Zwei ausverkaufte Tourneen<br />

hat Joy Denalane bereits hinter sich. Das Konzept für ihre aktuelle<br />

Tour geht auf den Erfolg bei ihrem Auftritt im Frankfurter „Unity“ Club<br />

zurück. Damals gab sie eine unplugged Version ihres Repertoires zum<br />

Besten und erlebte dabei eine völlig neue Art der Nähe zum Publikum.<br />

Die Idee für ihre Acoustic Tour, die sie auch für 2 Termine nach Österreich<br />

führt, war geboren. Joy, die mit ihrem Lebensgefährten Max Herre einen<br />

Sohn hat, engagiert sich neben ihrer Karriere als Musikerin auch seit<br />

Jahren in Deutschland und in Südafrika, der Heimat ihres Vaters, in der<br />

Aufklärung zum Thema HIV und Aids. So liegen auf ihren Konzerten Broschüren<br />

zu diesen Themen auf. In ihrer neuen Single „Ghetto von Sowetto“<br />

setzt sie sich ebenfalls mit dieser Problematik auseinander. heko<br />

Joy Denalane – Acoustic Tour: 22. <strong>März</strong>, 20.00 Uhr im Salzburger Rockhouse, T. 0662/ 884914<br />

23. <strong>März</strong>, 20.00 Uhr im Wiener WUK, Kassa-T. 01/401 21-70<br />

http://www.joydenalane.com<br />

30 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

a uszeichnung<br />

Gerstl und Export<br />

<strong>An</strong>fang Februar wurden die Schriftstellerin Elfriede Gerstl und die Medienkünstlerin<br />

Valie Export im Wiener Rathaus ausgezeichnet. Kulturstadtrat<br />

<strong>An</strong>dreas Mailath- Pokorny überreichte Gerstl die „Ehrenmedaille der<br />

Bundeshauptstadt Wien in Gold“ und Valie Export das „Goldene Ehrenzeichen<br />

für Verdienste um das Land Wien“. Mailath-Pokorny in seiner<br />

Rede: „Mit Elfriede Gerstl und Valie Export ehren wir heute zwei Künstlerinnen,<br />

zwei große Individualistinnen, die das Thema Feminismus in<br />

ihren Arbeiten sehr früh aufgegriffen haben.“ Gerstl, die 1932 als jüdisches<br />

Kind in Wien geboren und die Nazi-Zeit nur knapp – in diversen<br />

Verstecken – überlebt hat, begann in den 50er Jahren zu schreiben. Ihren<br />

bekannten Prosatext „Spielräume“ schrieb sie unter dem Eindruck<br />

der politischen Ereignisse, die sich in Deutschland, wo sie damals lebte,<br />

abspielten. Mit Valie Export wurde eine der bedeutendsten feministischen<br />

Künstlerinnen geehrt, die auch über die Grenzen Österreichs hinaus<br />

Aufsehen erregt. Mailath-Pokorny: „Valie Export gilt als eine der<br />

wichtigsten Protagonistinnen der feministischen Kunst und eine der<br />

bedeutendsten Theoretikerinnen für feministische Kunst und Neue<br />

Medien.“ Ihre permanente Installation „Der Transparente Raum“ ist<br />

am Lerchenfelder Gürtel in Wien zu besichtigen. heko<br />

festival<br />

Tricky Women<br />

Bereits zum zweiten Mal veranstaltet Culture2Culture heuer das weltweit<br />

einzige <strong>An</strong>imationsfestival, das sich allein dem Trickfilmschaffen<br />

von Frauen widmet. (Artikel zu Tricky Women I siehe an.<strong>schläge</strong> 4/02)<br />

Vom 6. bis 13. <strong>März</strong> stehen im Wiener Votivkino <strong>An</strong>imationskünstlerinnen<br />

im öffentlichen Blickpunkt. Insgesamt 138 <strong>An</strong>imationsfilme werden<br />

in Wien aber auch in Programmkinos der Bundesländer gezeigt. „Tricky<br />

Women <strong>2003</strong>“ setzt auch wieder Länderschwerpunkte, die aus einer<br />

Zusammenarbeit mit den östlichen Nachbarländern und Ostasien entstanden<br />

sind. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit werden heuer Tschechien,<br />

Japan und Südkorea gerückt. Weitere Programmpunkte sind Retrospektiven,<br />

Vorträge, Workshops für interessierte Frauen und Jugendliche,<br />

Gespräche mit den Künstlerinnen und ein Wettbewerb mit internationaler<br />

Fachjury. Auf einem international besetzten Podium werden<br />

folgende Fragen diskutiert: Ist gerade der <strong>An</strong>imationsfilm eine Nische<br />

für Frauen? Was macht den „weiblichen“ <strong>An</strong>imationsfilm aus? Parallel<br />

zum Festival arbeitet Culture2Culture fleißig an einer Internet-Plattform<br />

mit Datenbank und Videothek, um sämtliche Informationen zum<br />

<strong>An</strong>imations-Filmschaffen von Frauen auch online zugänglich zu machen.<br />

Bereits seit 1991 setzt sich der Verein dafür ein, Frauen in den Bereichen<br />

Kunst, Kultur und Wissenschaft sichtbarer zu machen. heko<br />

Culture2Culture im quartier21 im Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien,<br />

T. 01/990 46 63, e-mail: Culture2Culture@chello.at, http://www.culture2culture.at


L iteratur<br />

Preisträgerinnen<br />

Der mit 7.300 Euro dotierte Rauriser Literaturpreis <strong>2003</strong> für die beste<br />

Prosa-Erstveröffentlichung in deutscher Sprache ging an die 50-jährige<br />

Schweizer Autorin Katharina Faber. Ihr Roman-Erstling „Manchmal sehe<br />

ich am Himmel einen endlos weiten Strand“ war von fast allen großen<br />

deutschen Verlagen abgelehnt worden, bevor er zuletzt dann doch in<br />

einem Kleinverlag erscheinen konnte. Der Roman ist eine anspruchsvolle<br />

Komposition von Stimmen, die ganz ohne erzählerische Direktive auskommen.<br />

Stimmen von innen und von außen, von Lebenden und Toten<br />

bilden einen vor Energie berstenden Kommunikationsraum, in dessen<br />

Mittelpunkt die Unternehmerin und Trinkerin Darja Savary steht, deren<br />

Leben im Begriff ist, an der Grenze zwischen harter Realität und weichgezeichneter<br />

Imagination auseinanderzubrechen. Die Jury, der unter<br />

anderem Sigrid Schmid aus Österreich angehörte, würdigte den von<br />

Katharina Faber angeschlagenen Erzählton als „einzigartig in der gegenwärtigen<br />

Literaturlandschaft“. Als ein weiterer neuer Stern am Literatur-<br />

Himmel wurde die 1965 geborene Salzburgerin Gabriele Neudecker für<br />

ihren Prosatext „Glas.Gebirge“ mit dem Rauriser Förderpreis (3.634,- Euro)<br />

ausgezeichnet. Neudeckers Text über zwei Liebende, die sich erst befreien<br />

müssen, um sich selbst zu finden, sprengt auf originelle Weise die<br />

Gattungsgrenzen zwischen Erzählung, Drehbuch und Volksstück. Der<br />

Jury gehörten Edith-Ulla Gasser und Christine Haidegger an. pan<br />

http://www.rauris.net/literaturtage<br />

kabarett<br />

REMASURI<br />

Christa Urbanek ist zurück! Nach dem großen Erfolg ihres realsatirischen<br />

Solos „Kennwort: UNIKAT“ präsentiert die Wiener Kleinkünstlerin ihr brandneues<br />

Programm „REMASURI“. Die 1947 in Wien geborene, alleinerziehende<br />

zweifache Mutter schmiss nach mehr als einem Vierteljahrhundert<br />

Nerven und Bürojob hin, um sich fortan Kreativerem zuzuwenden. Somit<br />

war der Grundstein einer „späten“ Karriere in Theater, Kabarett und Film<br />

gelegt, die sie seit 1985 konsequent und erfolgreich verfolgt. In Urbaneks<br />

neuem Programm wird frau unter anderem auf viele interessante Fragen<br />

stoßen, die im Leben einfach unverzichtbar nach Beantwortung verlangen:Was<br />

ist eine Blasprobe? Was sind die Kennzeichen von Schlampenschleppern?<br />

Welches sind die Vorzüge von Gynäkologiestühlen? DF<br />

Christa Urbanek „REMASURI“, Vorstellungen: 10. <strong>März</strong> <strong>2003</strong> (Premiere), 17.<strong>März</strong> und 3. April, jeweils 20.00 Uhr im Spektakel,<br />

Hamburger Straße 14, 1050 Wien, T. 01/587 06 53<br />

heim.spiel<br />

Eva Steinheimer<br />

Wissen und Nicht-Wissen<br />

an.risskultur<br />

„Was um Himmels Willen ist das?!“ fährt es mir durch den Kopf, obwohl<br />

ich im selben Moment doch schon weiß, was los ist: Ich habe einen Blasensprung!<br />

Es ist ein Montag im Dezember, zwei Uhr morgens. Ich weiß<br />

auch, dass das bedeutet, dass mein Kind geboren werden will. Was ich<br />

nicht weiß ist, dass ich bereits acht Stunden später den kleinen Lennart<br />

im Arm halten werden. Ich weiß noch nicht, dass ich vierzehn Stunden<br />

später schon mit ihm zuhause im eigenen Bett kuscheln werde. Was ich<br />

außerdem noch nicht weiß ist, dass das nur der <strong>An</strong>fang einer langen<br />

Kette von Dingen ist, von denen ich vorher nicht wusste, dass und wie<br />

sie passieren. Auf die Geburt hatte ich mich fast schon übertrieben vorbereitet:<br />

Gymnastik und Geburtsvorbereitungswochenende mit Partner,<br />

Geburtsvorbereitungstees und Dammmassagen, Hebammensprechstunden<br />

und Akupunktur. Das war auch alles sinnvoll und hilfreich. Doch<br />

die Geburt war in wenigen Stunden vorüber und schon war ich Mama.<br />

Darauf war ich ehrlich gesagt weniger gut vorbereitet. Die meisten Frauen<br />

sagen mir, es wäre auch gar nicht möglich, sich wirklich darauf vorzubereiten.<br />

Dabei geht es keineswegs um all die praktischen Handgriffe<br />

zur Versorgung eines Babys, sondern vielmehr um die emotionalen <strong>An</strong>forderungen.<br />

Die können eine schon ganz schön überfordern: Glück und<br />

Sorgen, Selbstvertrauen und Verletzlichkeit, Lebensfreude und <strong>An</strong>gst. Ich<br />

hatte ja nicht geahnt, welche Höhen und Tiefen mir allein die Hormone<br />

bereiten würden: vom absoluten Drogenrausch unmittelbar nach der<br />

Geburt bis zum vielzitierten Babyblues. Ich hatte nicht geahnt, wie massiver<br />

Schlafentzug auf mich wirken würde. Ich hatte auch keine Ahnung,<br />

dass ich in der ersten Zeit acht Mal täglich eine ganze Stunde mit Stillen<br />

zubringen würde. Und immer freitags sagte meine innere Uhr: Wochenende!<br />

Ich konnte es mir manchmal gar nicht vorstellen, dass meine Arbeit<br />

einfach weitergehen würde: 24 Stunden am Tag, sieben Tage die<br />

Woche. Wieder einmal musste ich die Erfahrung machen, dass die Praxis<br />

der Theorie noch mal eins draufsetzt. Wie oft hatte ich nicht schon darüber<br />

geschrieben oder diskutiert, dass Reproduktionsarbeit nicht geschätzt<br />

werde. Jetzt weiß ich: die Versorgung eines Neugeborenen ist<br />

der härteste Job, den ich je hatte!<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 31


Fo t o : C h r i s t e l B e c ke r- Ra u<br />

rechtefrauen<br />

32 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Frigga und die Walküren<br />

In der männlich dominierten rechten Szene haben auch Frauen ihren Platz. Ihre Rolle ist<br />

uneindeutig, in jedem Fall aber ideologisch geprägt. Von <strong>An</strong>ita Weinberger<br />

Wenn von recht(sextrem)en Organisationen<br />

die Rede ist, entsteht<br />

im Kopf das Bild von<br />

männlichen, kahlköpfigen<br />

Skinheads. Doch die Szene ist<br />

um einiges vielschichtiger und es fehlen<br />

bei dieser Vorstellung wie so oft<br />

50% der Bevölkerung. Auch Frauen sind<br />

in den Organisationen aktiv – ob als<br />

Funktionärinnen oder aktive Kämpferinnen.<br />

Die Rollen sind vielfältig.<br />

Rechtsextrem. Rechtsextremismus sollte<br />

weder mit Rassismus, Nationalismus<br />

noch Neonazismus gleichgesetzt wer-<br />

den. Der Begriff des Rechtsextremismus<br />

ist breiter angelegt – es ergeben sich<br />

nicht nur Überschneidungen mit konservativem<br />

und rassistischem Gedankengut,<br />

sondern auch mit antikapitalistischen,<br />

links-alternativen oder feministischen<br />

Ideologien. Zentrales Element<br />

im rechtsextremen Denken ist das Volk,<br />

das aus der Natur entstanden ist und<br />

das neben der Familie und der bündischen<br />

Gemeinschaft die einzige Form<br />

der Vergesellschaftung der Menschen<br />

ist. Ob jemand Teil eines Volkes ist, wird<br />

durch regionale Zusammenschlüsse,<br />

durch Ethnien und rassistische Defini-<br />

tionen bestimmt. Dabei wird die eigene<br />

Kultur über die Kultur „der <strong>An</strong>deren“ gestellt.<br />

Ideal. Michael Kühnen, der intellektuelle<br />

Kopf der deutschen neonazistischen<br />

Szene formuliert seine Forderung an eine<br />

gute deutsche Frau 1985 wie folgt:<br />

„Ihre eigentliche Aufgabe für die Gemeinschaft<br />

ist und bleibt die Geburt<br />

und Aufzucht von Kindern, und da mindestens<br />

drei Kinder pro Familie zur<br />

Volkserhaltung überlebensnotwendig<br />

sind und das Kind die Mutter zur gesunden<br />

Lebenserhaltung in den ersten


sechs Lebensjahren dringend braucht,<br />

ist der Lebensmittelpunkt der Frau die<br />

Familie. (...) Die Männer hingegen, die ja<br />

durch ihre rein biologische Aufgabe<br />

nicht entfernt vergleichbar beansprucht<br />

und gefordert werden, sind eher Kulturals<br />

Naturwesen, ihre natürliche Aufgabe<br />

liegt im Aufbau und in der Ausgestaltung<br />

der kulturellen Gemeinschaft“.<br />

Dieses Bild ist in der recht(sextrem)en<br />

Szene weit verbreitet. Die Auswirkungen<br />

dieses Frauenbildes im recht(sextrem)en<br />

Umfeld sind in Form und Intensität<br />

allerdings sehr unterschiedlich.<br />

Einzelne Elemente sind aber in jeder<br />

Ausprägung recht(sextrem)en Denkens<br />

verankert. Die Frau wird immer im Zusammenhang<br />

mit Mutterschaft und als<br />

Naturwesen gesehen, die das Volk zu<br />

erhalten hat. So wie die Natur Wärme<br />

schenkt, so soll auch die Frau Geborgenheit<br />

spenden und die Familie zusammenhalten.<br />

In Österreich propagierten<br />

FPÖ-Frauen das Bild der Frau und Mutter<br />

– diesem Bild entspricht auch die<br />

Einführung des Kinderschecks. So wird<br />

auch die langjährige Klubobfrau der<br />

Freiheitlichen im Kärntner Landtag von<br />

Hans-Henning Scharsach zitiert:„Kindergärten<br />

sind für sie eine ‚Sünde wider<br />

die Natur’. Pille und sexuelle Freizügigkeit<br />

bezeichnet sie als ‚Erniedrigung der<br />

Frau’. Ein staatliches Muttergeld solle<br />

die strenge Aufzucht wieder schmackhafter<br />

machen.“<br />

Die Notwendigkeit der Geschlechtertrennung<br />

wird biologistisch erklärt:<br />

die Frau sei aufgrund ihrer Natur besser<br />

für den wichtigen Reproduktionsbereich<br />

geeignet, der Mann hingegen<br />

sorgt als Jäger und Sammler in der Erwerbsarbeit<br />

dafür, dass die Frau ruhig<br />

reproduzieren kann. Dass hier Emanzen<br />

und Feministinnen die Gegnerinnen<br />

schlechthin sind, ist klar, denn sie stellen<br />

diese naturgegebene Ordnung in<br />

Frage. Sie sind für Abtreibung und Verhütung<br />

und bringen damit die Volksgemeinschaft<br />

in Gefahr.<br />

Wirklichkeit. Die Rolle, welche die Frau in<br />

recht(sextrem)en Organisationen tatsächlich<br />

einnimmt, steht oft im Widerspruch<br />

zum Wunschbild der „Frau“ im<br />

recht(sextrem)en Denken. Frauen sitzen<br />

nicht zuhause und warten darauf, dass<br />

die Kinder groß werden, sondern neh-<br />

men aktiv teil an der Entwicklung des<br />

Rechtsextremismus. Bis das angestrebte<br />

Weltbild erreicht ist, dürfen offensichtlich<br />

auch Frauen mit „Hand anlegen“<br />

– inwieweit, darüber scheiden sich<br />

die Meinungen in der rechtsextremen<br />

Szene. Dabei stoßen die Frauen oft auf<br />

Kritik von Männern und Frauen, aber sie<br />

werden auch immer wieder in ihrem<br />

Tun unterstützt.<br />

Dabei spielt Gewalt eine zentrale<br />

Rolle. Auch wenn Frauen nicht immer<br />

in der ersten Reihe stehen, wenn es um<br />

gewalttätige Übergriffe geht, so sind<br />

sie doch auch aktiv beteiligt. Das wird<br />

deutlich, wenn der starke Einfluss traditioneller<br />

Rollenbilder im recht(sextrem)en<br />

Umfeld berücksichtigt wird.<br />

Erwartet wird von Frauen, zu schweigen<br />

und Gewalt abzulehnen – darum<br />

greifen sie oft zur Durchsetzung ihrer<br />

Interessen auf andere Gewaltformen<br />

zurück und bedienen sich der Gewalt<br />

Dritter. So sind es z.B. die Partnerinnen<br />

der Skinheads, die als klatschende Zuschauerinnen<br />

ihre Männer unterstützen<br />

und anspornen. Häufig greifen sie<br />

auch auf strukturelle Gewalt zurück<br />

und fordern von Justiz und Exekutive<br />

strengere Gesetze und ausgrenzende<br />

Maßnahmen. Auch wenn sich Frauen<br />

ausdrücklich gegen gewalttätige Auseinandersetzungen<br />

mit AusländerInnen<br />

aussprechen, so hat eine Studie<br />

von Horn-Metzger und Riegel bestätigt,<br />

dass sich durchschnittlich die Hälfte<br />

der Frauen für strukturelle Maßnahmen<br />

zur Ausgrenzung und Ungleichbehandlung<br />

ausspricht. Frauen – insbesondere<br />

junge Frauen – üben aber auch<br />

immer öfter direkte Gewalt aus. Die<br />

<strong>An</strong>zahl der schlagenden Skingirls<br />

steigt.<br />

Gewalt von Frauen gegenüber<br />

Frauen schafft Respekt und <strong>An</strong>erkennung.<br />

Wenn Frauen immer mehr auch<br />

in die „männliche“ Gewaltsphäre eindringen,<br />

stellt sich die Frage inwieweit<br />

die vorherrschende Geschlechtertrennung<br />

damit aufgelöst wird. Es ist also<br />

auch in einem recht(sextrem)en Umfeld<br />

die Gleichberechtigung in gewissen Bereichen<br />

nicht unbekannt, obwohl die<br />

geschlechtsspezifische Trennung einen<br />

wichtigen Bestandteil der vertretenen<br />

Ordnung darstellt. Nationalfeministinnen,<br />

wie Sophie Rogger-Börner, sahen<br />

die germanische Rasse als so weit entwickelt,<br />

dass die beiden Geschlechter<br />

gleichberechtigt nebeneinander bestehen<br />

können. Und auch für viele schlagende<br />

Skingirls sind die speerwerfenden<br />

Walküren aus dem Germanenmythos<br />

Vorbild für ihr Handeln.<br />

Aufwertung. Das Ausschließen „der <strong>An</strong>deren“<br />

vom Zugang zu Gütern und von kultureller<br />

Partizipation ist ein konstituierendes<br />

Element im recht(sextrem)en Gedankengut<br />

und festigt auch recht(sextrem)e<br />

Frauen in ihrem Denken. Darüber hinaus<br />

fühlen sie sich aufgewertet durch das<br />

<strong>An</strong>preisen ihrer Fähigkeit zu „Gebähren“.<br />

In der Differenzierung zwischen der „Wir-<br />

Gruppe“ und „den <strong>An</strong>deren“ werden Frauen<br />

in der „Wir-Gruppe“ inkludiert. In der<br />

Hierarchie begeben sie sich damit eine<br />

Stufe nach oben – auch sie sind den „<strong>An</strong>deren“<br />

übergeordnet.<br />

Recht(sextrem)e Parteien werden<br />

auch von Frauen gewählt. Ob es der<br />

Wunsch nach Aufwertung der eigenen<br />

Person, die Flucht vor Überforderung<br />

durch Doppel- und Dreifachbelastung<br />

oder die <strong>An</strong>gst vor dem Fremden ist – die<br />

derzeit aktuelle gesellschaftliche Situation<br />

fördert den Zulauf von Frauen zu<br />

recht(sextrem)en Organisationen. Durch<br />

die <strong>An</strong>gst vor Übergriffen „der <strong>An</strong>deren“<br />

werden Gewalt und Konflikte in der „Wir-<br />

Gruppe“ verdrängt und überdeckt.„Niemand“<br />

fürchtet sich mehr vor der Gewalt<br />

der „echten“ österreichischen Männer<br />

zuhause oder auf der Straße, sondern die<br />

Gefahr geht von den fremdländisch aussehenden<br />

Männern aus.<br />

Die reale Situation der Frau in<br />

recht(sextrem)en Organisationen gestaltet<br />

sich anders als es die Vorstellungen<br />

des Rechtsextremismus von einer<br />

guten Frau sind. Zwar ist die neue Stellung<br />

der Frau in diesem Umfeld sehr<br />

wohl umstritten aber dennoch toleriert.<br />

Am Gedankengut wird aber deshalb<br />

nicht gerüttelt. Um ihre Ziele zu erreichen<br />

sind scheinbar alle Frauenbilder<br />

erlaubt. Zu hoffen bleibt, dass sie auf<br />

Grund ihrer Widersprüchlichkeit nie ankommen,<br />

denn das Bild, das sie – abgesehen<br />

von all den anderen untragbaren<br />

ideologischen <strong>An</strong>sätzen – von Frauen<br />

und Geschlechtertrennung haben, ist<br />

ein vergangenheitsbezogenes patriarchales<br />

HERRscherbild. ❚<br />

frauenrechte<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 33


Fo t o : D r e i e r / U r s p r u n g<br />

kulturgrazwoment!<br />

34 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Frauen in Bewegung<br />

Graz wird als diesjährige Kulturhauptstadt sicher nicht den Männern überlassen. Dafür<br />

sorgt WOMENT! Mit zahlreichen Aktivitäten knüpfen Frauen damit an die Tradition einer<br />

frauenbewegten Stadt an. Von Bettina Behr und Eva Ursprung<br />

„Denkmäler zeigen nicht unbedingt,<br />

woran sich eine Gesellschaft<br />

erinnert – Denkmäler<br />

sind vielmehr Zeichen für den<br />

aktuellen Zustand einer Gesellschaft“,<br />

meint Brigitte Dorfer. Grund genug,<br />

die Frauengeschichte der Stadt<br />

Graz sichtbar zu machen.<br />

Die Grazer Frauenbewegung ist seit<br />

langem eine der stärksten in Österreich:<br />

Mit „Thekla“ gibt es hier einen Dachverband<br />

von zehn freien Frauenprojekten,<br />

und in dem von der ehemaligen Frauenbeauftragten<br />

Grete Schurz gegründeten<br />

Frauenrat sind rund 55 Frauenorganisationen<br />

vertreten. Schurz war übrigens die<br />

erste unabhängige Frauenbeauftragte<br />

Österreichs (1986 bis 1994) – noch immer<br />

eine Monopolstellung, die seit einem Jahr<br />

von Dani Jauk eingenommen wird.<br />

Aber nicht nur österreichweit hat<br />

Graz die Nase vorne. Mit „Eva & Co“ entstand<br />

hier die erste feministische Kulturzeitschrift<br />

Europas. Nun spielt die<br />

Stadt eine weitere Vorreiterinnenrolle<br />

im europäischen Kontext:„WOMENT!“<br />

ist das erste feministische Projekt in der<br />

Geschichte der Kulturhauptstädte Europas.<br />

Auf Initiative von Bettina Behr und<br />

unter ihrer organisatorischen Leitung


haben sich dazu zehn Grazer Frauenprojekte<br />

vernetzt.<br />

Superfrau is back. Schon 1988 wollte die<br />

Künstlerinnengruppe „Eva & Co“ diesen<br />

Zustand nicht mehr hinnehmen und deklarierte<br />

Graz zum „Intergalaktischen<br />

Zentrum für Superfrauen“. Die „Steirische<br />

Kulturinitiative“ lud KünstlerInnen,<br />

so auch Veronika Dreier und Eva Ursprung<br />

ein,„Ideen für Graz“ für einen Kalender<br />

zu entwickeln. Auf Kalender und<br />

Postkarte folgte die reale Figur in sechs<br />

Metern Größe, die 1989 mit einem Ballon<br />

ins All startete. Seitdem schwebt „Superfrau“<br />

am Himmel über Graz, an besonders<br />

klaren Nächten auch mit freiem Auge<br />

sichtbar. Immer wieder diente sie als<br />

Leitbild der Grazer Frauenszene: sei es als<br />

Baldachin an der Spitze der 8. <strong>März</strong>-Demonstration,<br />

als Cover des Grazer Frauenstadtplanes<br />

oder als Buchumschlag. Ihre<br />

neueste Wiederkehr ist eine vielfache: als<br />

Logo von WOMENT! trägt Superfrau den<br />

Gedanken von Frauenpower in alle Publikationen<br />

des Projekts und darüber hinaus.<br />

Wie das so ist mit Schutzheiligen,<br />

sind sie nur in Form von Amuletten<br />

tatsächlich greifbar: Superfrau-Kugelschreiber<br />

und Feuerzeuge sollten in keiner<br />

Handtasche fehlen. Ein Griff zum<br />

Feuerzeug bei komplizierten Verhandlungen<br />

– und schon springt der Funke<br />

feministischer Inspiration in die erhitzten<br />

Köpfe.<br />

Kapaun und Paradiesäpfel. „Eva & Co“ hat<br />

sich 1992 nach zehnjährigem Bestehen<br />

mit einem Manifest aufgelöst, doch der<br />

Kampfgeist blieb lebendig. Als „Kunstverein<br />

W.A.S.“ (Womyn´s Art Support),<br />

arbeiten die Protagonistinnen weiterhin<br />

an gemeinsamen Kunstprojekten. Eines<br />

davon ist das „Restaurant a la Prato“ im<br />

restaurant.mayers. 1 Hier gibt es über das<br />

Jahr verteilt gemeinsame Essen, inspiriert<br />

von der Grazer Kochbuchautorin<br />

Katharina Prato (1818 – 1897), der erfolgreichsten<br />

österreichischen Autorin ihrer<br />

Zeit. Gekocht wird nach ihren Rezepten,<br />

als Hauptgericht werden die Inhalte der<br />

inszenierten Tischkonversationen, Lesungen<br />

und Diskussionen serviert. Eröffnet<br />

wird am 7. <strong>März</strong> mit „Kapaun und Paradiesäpfel“,<br />

einer Performance von W.A.S.<br />

(Veronika Dreier, Doris Jauk-Hinz, Eva Ursprung),<br />

Musik von Se-Lien Chuang (Elektronik)<br />

sowie <strong>An</strong>nette Giesriegl (Gesang),<br />

am Feuer ist Bettina Fabian. Am 6. Juni<br />

gibt es „Kopfwurst und Luftstrudel“, eine<br />

delikate Lesung von Margret Kreidl und<br />

Karin Ivancsics im Gedeck von Sarah<br />

Godthart, und am 6. September informiert<br />

Erika Thümmel mit gnadenlosen<br />

Rezepten „von Kuh–Eutern,Wildschweinköpfen<br />

und Kalbsohren“. Am 7. November<br />

gibt es „Damenkrapferln, Krachtorten<br />

und Pomeranzenaufläufe“ mit den Ethnologinnen<br />

Elisabeth Katschnig-Fasch<br />

und Florence Weiss. Mit dem Restaurant<br />

wird Katharina Prato eine lebendige,<br />

zeitgemässe Form eines Denkmales gewidmet.<br />

Denk mal. Kernprojekt von WOMENT!<br />

sind „20+03 Orte“: 23 Gedenktafeln, die<br />

dauerhaft an frauenhistorisch wichtigen<br />

Gebäuden montiert werden, um die<br />

Geschichte und aktuelle Leistungen von<br />

Frauen in dieser Stadt zu würdigen. Damit<br />

werden die von Brigitte Dorfer und<br />

Ilse Wieser in über einem Jahrzehnt gewonnenen<br />

Erkenntnisse der Grazer<br />

FrauenStadtSpaziergänge in der ganzen<br />

Stadt präsent sein. Die Künstlerin Veronika<br />

Dreier stellte 1990 im Auftrag der<br />

Frauenbeauftragten Grete Schurz in einer<br />

Studie fest, dass von 193 Gedenktafeln,<br />

Denkmälern, Plastiken insgesamt<br />

lediglich vier Frauen gewidmet waren!<br />

Bei den Straßennamen ist es ähnlich:<br />

Karl Kubinsky und Astrid Wentner, HerausgeberInnen<br />

des Buches „Grazer<br />

Straßennamen“, wunderten sich, dass<br />

mehr Straßen nach Vogelnamen als<br />

nach Frauen benannt sind. Die Aufarbeitung<br />

und Dokumentation von Grazer<br />

Frauengeschichte ist also mehr als notwendig.<br />

Eine Gemeinsamkeit der ausgewählten<br />

Frauen, Frauengruppen sowie<br />

für Mädchen/Frauen/Lesben wichtigen<br />

Orte und Ereignisse ist Widerständigkeit<br />

gegen traditionelle weibliche <strong>An</strong>forderungen<br />

und Rollenzuschreibungen, gegen<br />

totalitäre Systeme, gegen Gewalt.<br />

Die jeweilige Form der Widerständigkeit<br />

ist dabei sehr unterschiedlich.<br />

Geehrt werden u.a. die Widerstandskämpferin<br />

Maria Cäsar (geb. 1920), die<br />

weltberühmte Fotografin Inge Morath<br />

(1923 – 2002), die erste weibliche Abgeordnete<br />

im Steirischen Landtag, die Sozialdemokratin<br />

Martha Tausk (1881 –<br />

1957), wie auch die Komponistin Olga<br />

Neuwirth (geb. 1968). Erinnert wird an<br />

den Ersten Österreichischen Fahrradverein<br />

(1893 – 1898) ebenso wie an das<br />

Erste Autonome Frauenzentrum der<br />

Steiermark (1977–1981).<br />

Zur Gestaltung der Tafeln wurde im<br />

Mai 2002 ein Wettbewerb durchgeführt,<br />

den die Künstlerin Sabina Hörtner für<br />

sich entscheiden konnte. Die Inschriftstexte<br />

wurden von der Journalistin und<br />

Autorin Eva Rossmann erarbeitet.<br />

Im Netz. Mit insgesamt zehn Netz-Produktionen<br />

ist WOMENT! auch virtuell<br />

aktiv. Das Projekt „FrauenWEGE“ der Katholischen<br />

Frauenbewegung erforscht<br />

und vermittelt ab 8. <strong>März</strong> interreligiöse<br />

und überkonfessionelle Frauengeschichte<br />

unter der Projektleitung von Maria<br />

Irnberger.<br />

Das Straßen-Theaterprojekt des Frauengesundheitszentrum<br />

Graz (gemeinsam<br />

mit InterACT) widmet sich ab 27. Juni<br />

dem Thema „Auf den Leib geschrieben.<br />

KörperKult(ur):Weibesfülle und Widerwille“.<br />

In drei interaktiven Aufführungen<br />

für die Straße werden Dimensionen des<br />

Körpererlebens von Frauen dargestellt.<br />

Um in männlich dominierten Territorien<br />

Mädchen-Räume zu erobern und<br />

zu gestalten, produzierte der Verein Mafalda<br />

– Beratung und Projekte für Mädchen<br />

– den Videoclip „MAKE ä SIGN“. Die<br />

Kamera begibt sich auf den Weg durch<br />

die Stadt und erlaubt im Virtuellen eine<br />

Positionierung seiner jungen Bewohnerinnen.<br />

Es wird ein Zeichen gesetzt, an<br />

Plätzen und Orten, die als Netzwerk für<br />

die Mädchen „Stadt“ bedeuten.<br />

In der Theoriewerkstatt „Movements-<br />

Monuments“ der Interuniversitären Koordinationsstelle<br />

für Frauenforschung<br />

und -studien der Universitäten Graz<br />

setzen sich von 15. – 17. Mai Wissenschafterinnen,<br />

Künstlerinnen und alle Interessierten<br />

mit Identität, Erinnerung, Gedenken<br />

und Denkmälern auseinander.<br />

Wie kann der Gefahr der Festschreibung<br />

von Frauengeschichte, von Musealisierung<br />

begegnet werden?<br />

Das Projekt „PLAKATIV!“ des DOKU<br />

Graz präsentiert ab 8. <strong>März</strong> als virtuelle<br />

Ausstellung die Geschichte der Frauenbeauftragten<br />

der Stadt Graz.<br />

<strong>An</strong>gesichts der fortdauernden Gewalt<br />

gegen Frauen, gegen „die <strong>An</strong>deren,<br />

die Fremden“, ist das Projekt WOMENT!<br />

als ein Versuch zu verstehen, der Entwürdigung,<br />

dem Verschweigen und dem<br />

Unsichtbarmachen der Vielfalt menschlichem<br />

– insbesondere weiblichem – Lebens<br />

entgegenzuwirken. ❚<br />

woment!grazkultur<br />

1 Restaurant a la Prato,<br />

Sackstrasse 29/III, 8010 Graz.<br />

Eröffnung: 7.3. <strong>2003</strong>, 20 Uhr<br />

Infos unter:<br />

http://woment.mur.at/index_<br />

WOMENT.html<br />

http://www.doku.at/plakativ<br />

WOMENT!-Falter:<br />

Überblick über die zehn WOMENT!-<br />

Produktionen. Jahresprogramm der<br />

FrauenStadtSpaziergänge <strong>2003</strong>.<br />

WOMENT!-Infopoint:<br />

Cafe Palaver, Griesgasse 8,<br />

8020 Graz.<br />

Zum weiterlesen:<br />

„Über den Dächern von Graz ist<br />

Liesl wahrhaftig. Eine Stadtgeschichte<br />

der Grazer Frauen“.<br />

Carmen Unterholzer, Ilse Wieser,<br />

Wiener Frauenverlag 1996<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 35


filmfrida kahlo<br />

Der Miramax-Film „Frida“ im Buena<br />

Vista International-Verleih läuft demnächst<br />

in den heimischen Kinos an.<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Hayden Herrera: Frida Kahlo.<br />

Ein leidenschaftliches Leben.<br />

Droemersche Verlagsanstalt Th.<br />

Knaur Nachf., <strong>2003</strong><br />

36 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Fo t o : B u e n a Vi s t a I nt .<br />

Fo t o : A rc h i v<br />

Frida – Viva la Vida<br />

Zugegeben, auch ich war eine<br />

Frida-Maniac, habe ein Dutzend<br />

Bücher über ihr Leben und Werk<br />

gekauft, ihr Gesicht prangte von<br />

unzähligen Postkarten und Postern<br />

an den Wänden, ich reiste 1993<br />

nach Frankfurt am Main, um ihre Bilder<br />

in der Schirin Kunsthalle zu sehen.<br />

Die im Original überraschend kleinen<br />

Exponate verschlugen mir fast den<br />

Atem.<br />

Die Kunst dieser Frau, die selbst<br />

nichts weniger als ein Gesamtkunstwerk<br />

ist, steht selten im Mittelpunkt<br />

der Rezeption. Ihr markantes Aussehen<br />

mit den schwarzen, zusammenwachsenden<br />

Augenbrauen und dem erotischen<br />

Damenbart, ihr überaus selbstbewusstes,<br />

farbenprächtiges Auftreten sowie<br />

ihre Amour Fou mit dem Maler Diego<br />

Rivera sind es, die auch Kunstlainnen<br />

in den Bann dieser Malerin ziehen.<br />

Verschiedenheit in der Einheit. Auch der<br />

neue Film, basierend auf der erzählerischen<br />

Biografie von Hayden Herrera,<br />

porträtiert Frida und kommt dabei nicht<br />

um den alles überschattenden Diego<br />

herum: Frida, die zierliche Taube, gibt es<br />

anscheinend nur im Doppelpack mit<br />

dem dicken Frosch. Ihre obsessive Liebe<br />

zu dem Älteren baute auf einer Seelenverwandtschaft<br />

dieser zwei gegensätzlichen<br />

KünstlerInnen und ihrer Loyalität<br />

zueinander auf. Einerseits imaginierte<br />

sie sich als sein Nährerin und Mutter<br />

und andererseits wusste sie, dass er<br />

niemals ganz ihrer sein würde, da er nur<br />

sich selbst gehörte. Dem ausufernden<br />

Diego gegenüber, den sie zweimal ehelichte,<br />

wirkt sie ausgeliefert, wenn sie in<br />

ihrem Tagebuch schreibt, Diego sei ihr<br />

<strong>An</strong>fang, Erbauer, Kind, Bräutigam, Maler,<br />

Liebhaber, Freund, Vater, Mutter, Sohn,<br />

ich, Universum.<br />

Er, der äußeren Welt verpflichtet,<br />

betrog sein „Mädchen“ sogar mit ihrer<br />

Schwester, wollte keine Kinder – die ihr<br />

so wichtig gewesen wären. Dennoch:<br />

Gezeichnet von Drogen und einer schweren<br />

Lungenentzündung starb Frida<br />

Kahlo 1954 ein Woche nach ihrem 47.<br />

Geburtstag – nicht ohne vorher ihren<br />

Diego seiner jungen Geliebten Emma<br />

Hurtado anzutragen, auf dass sie ihn<br />

heiraten und versorgen solle.<br />

Verehrung der Schmerzen. In ihren Bildern<br />

drückt sie den Schmerz über diese<br />

Demütigungen aus, malt sich mit abgeschnittenen<br />

Haaren. Ist es das Wiedererkennen,<br />

das so viele Frauen sich für<br />

diese masochistische Liebe begeistern<br />

lässt? Auch wenn sie statt still zu dulden<br />

in die künstlerische und persönliche<br />

Offensive ging, blieb das Liebesleid<br />

ein bestimmendes Lebensmuster. Bedenklich,<br />

dass weibliches Leiden eine<br />

derartig angenommene Folie für die<br />

Identifikation mit der Malerin mit sich<br />

birgt.<br />

Und nicht genug damit! Auch körperlich<br />

ging kein Schmerz an Frida<br />

Kahlo vorbei. Eine Kinderlähmung verkrümmte<br />

ihren Fuß und ein schrecklicher<br />

Unfall hinterließ derartige Verletzungen,<br />

dass sie ihr Leben lang an der<br />

Wirbelsäule operiert wurde und Gipskorsette<br />

tragen musste. Kurz vor ihrem<br />

Tod wurde ein Bein amputiert.<br />

Die Verherrlichung des körperlichen<br />

und seelischen Schmerzes bei


Die Regisseurin Julie Taymor verfilmte mit Salma Hayek in der<br />

Titelrolle das ungewöhnliche Leben der mexikanischen<br />

Malerin Frida Kahlo. Christina Buder hat sich den<br />

Hollywoodschinken angesehen.<br />

Frauen ist ein altbekanntes Muster. Die<br />

Verehrung der Schmerzensreichen wurzelt<br />

wohl in unserer katholischen Kultur<br />

und sollte offensiv bekämpft werden.<br />

Den Schmerz als Quelle eines intensiv<br />

gelebten Daseins zu benennen, lässt jede<br />

transformatorische Entwicklung im<br />

Keim ersticken.Die ausufernde psychische<br />

Abhängigkeit vom Mann und die<br />

Bezogenheit auf das eigene Leiden hat<br />

mich dann letztlich von ihr entfremdet,<br />

der Film aber verbleibt in dieser herkömmlichen<br />

Rezeption.<br />

Verfilmung. Fridas Leben war so intensiv<br />

und dramatisch, dass es selbst in einem<br />

überlangen Film unmöglich ist, alle Details<br />

unterzubringen. Taymor streicht also<br />

Fridas Liebschaften mit Männern<br />

und Frauen heraus. Ihre farbenprächtige<br />

Selbstinszenierung mit der Tehuana-<br />

Tracht aus dem matriarchalen Südwesten<br />

Mexikos, die lukullischen Gelage<br />

voller Gewürzdüfte in ihrem mit prähispanischen<br />

Kunstwerken geschmückten<br />

Blauen Haus, ihre ausufernden Feste<br />

mit KünstlerInnen wie dem Surrealisten<br />

<strong>An</strong>dré Breton und der Fotografin Tina<br />

Modotti sind Stoff genug für die Theater-<br />

und Opernregisseurin Julie Taymor,<br />

um ihre Begabung für surreale Bilder<br />

gekonnt umzusetzen.<br />

Sie kreierte die „Frida-Stil“-Technik,<br />

ein Nebeneinander von periodischem<br />

Realismus und einer <strong>An</strong>näherung an<br />

Fridas Schaffensprozesse. Für die 3-D-live-<br />

Malerei im Film nimmt Taymor je ein<br />

emotionales Ereignis, das auch Kahlo<br />

als Katalysator für ihre Bilder diente. Ein<br />

Augenschmaus für wahr ist ihr gelungen<br />

und die Mexikanerin Selma Hayek,<br />

die das Filmprojekt selbst mehrere Jahre<br />

lang forcierte, bringt genügend authentischen<br />

Esprit ein, der auch die<br />

große mexikanische Gemeinde in den<br />

USA für den Film begeistern wird.<br />

Dennoch bleibt es ein Film über<br />

Frida und nicht mit Frida, kein Raum<br />

wird ihr gegeben, um sich zu entwickeln,<br />

Reibungsflächen werden vorab<br />

geglättet. Der Film bleibt an der Oberfläche,<br />

mit der sich Frida selbst nie zufrieden<br />

gab. Als politisches Detail wird<br />

lediglich ihre Affäre mit dem von Stalin<br />

verfolgten Leo Trotzki erwähnt. Ihre Mitgliedschaft<br />

in der Kommunistischen<br />

Partei sowie ihre Kapitalismuskritik<br />

sind kein Thema, das heute in den USA<br />

groß aufgerollt werden könnte. Ihre<br />

Auseinandersetzung mit der imperialistischen<br />

Politik der USA, die Mexiko als<br />

kulturell und wirtschaftlich auszubeutende<br />

Ressource wahrnimmt, brachte<br />

einige ihrer interessantesten Bilder<br />

hervor. Ein Aspekt, der in Zeiten von<br />

NAFTA und neoliberaler Globalisierung<br />

auch Kahlos Werk aktuell erscheinen<br />

lässt.<br />

Auch ihre Bezogenheit auf die indigene<br />

Volkskultur und deren Mythen sowie<br />

ihre Thematisierung von Natur als<br />

Quelle allen Lebens wäre für eine Auseinandersetzung<br />

mit dieser Künstlerin<br />

heute naheliegend. Der Eifer und teilweise<br />

Übereifer der Malerin europäischer<br />

Herkunft bei der <strong>An</strong>eignung prähispanischer<br />

Kulturen, ihre Rolle bei der<br />

Durchsetzung eines mexikanischen Nationalgefühls<br />

nach der Revolution sind<br />

Bereiche, die auch eine kontroversielle<br />

Debatte um die politische Rolle Fridas<br />

bereichern würden. ❚<br />

lesben.nest<br />

Ursula Raberger<br />

She’s a goddess!<br />

frida kahlofilm<br />

Muss es immer Melissa Etheridge und Kd Lang sein? Nein.<br />

Aus diesem Grund machten sich Kim und Satenikia, die eine<br />

ausgefallene Vorliebe für seltsame Tanzstile hat, auf den Weg<br />

zum „Beangrowers“-Konzert. Unbekannte Band – ja, zugegeben.<br />

Noch dazu aus Malta (O-Ton Satenikia: „Wo is’ das bitte?!“).<br />

Aber Kim hatte sich schon ein ausschlaggebendes Argument<br />

zur Seite gelegt: „Du wirst für die Sängerin sterben<br />

wollen, glaub mir!“ Nun gut, mehr Überredungskunst<br />

brauchte es bei Satrix nicht und sie war willig. Kim war heilfroh,<br />

denn die „Dahinschmelz-Tendenz“ ihrerseits war groß<br />

und wäre da nicht ein starker, haltender Arm zur Seite gewesen<br />

… es hätte ein katastrophales Ende gefunden. Gegen<br />

Stielaugen ist kein Kraut gewachsen – da musste sie alleine<br />

durch. Aber dagegen hatte Kim auch gar nichts einzuwenden,<br />

denn Alison oder – wie sie Kim in flammenden Reden gerne<br />

nennt – die Göttin mit der E-Gitarre stand direkt vor ihr: zum<br />

Greifen nahe! Störend empfand sie nur einen vom Alkohol<br />

gezeichneten Enddreißiger, der sich fuchtelnd vor sie schob.<br />

Doch auch daran hatte Kim gedacht und es kam wie es kommen<br />

musste: Satenikia fegte ihn mit einem gekonnten und<br />

mehrmals erprobten Hüftschwung mit Bauchtanzelement<br />

vom Parkett. Das restliche Konzert verlief in geregelten Bahnen,<br />

wenn man von Kims extatischer Tanzwut und ihren unvermeidlichen<br />

Jubelausbrüchen absieht.<br />

Bei der Garderobe passierte es dann: SIE stand vor ihr!<br />

Was folgte, war ein augenblicklich einsetzender Schweißausbruch,<br />

gepaart mit einer anfänglichen Sprachlosigkeit, die<br />

sich in einen wasserfallartigen Redeguss wandelte. Nach<br />

Kims halb erzählter Universitätslaufbahn und der Geschichte<br />

ihres Horror-Malta-Trips (Maturareise!), endete sie – konfus<br />

wie sie war – mit: „You are a goddess!“ Stille. Erkennen der<br />

peinlichen Situation. Satrix als Stütze, die mit ihrem ganzen<br />

Gewicht Kims Umkippen verhinderte – und dann ein Lächeln<br />

auf Alisons Gesicht, ein Zwinkern: „Thank you SO much!“ Ein<br />

Treffen am Golden Bay und in einer „cosy bar“ auf Malta wurde<br />

vereinbart. „Alison im Bikini … ich sterbe!“<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 37


an.klang<br />

Cat Power: „You Are Free“<br />

Rework<br />

DJ Electric Indigo: „The New Electro“<br />

Miss Kittin: „Radio Caroline Vol. 1“<br />

Yeah Yeah Yeah: „Fever to tell“<br />

38 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Belebende Töne<br />

Während draußen schon die ersten Pflanzen zaghaft ihre Köpfchen<br />

aus dem Boden strecken, haben Sonja Eismann und Ute Hölzl den<br />

passenden Soundtrack dafür zusammengemixt.<br />

Ganz einfach großartig ist das,<br />

was Cat Power uns da mit ihrem<br />

neuen Album „You Are Free“<br />

(Matador/Beggars/Ixthuluh)<br />

zum Geschenk macht. Die sanft<br />

melancholische Grundstimmung der<br />

früheren Werke bleibt auch hier erhalten,<br />

aber statt wie früher so oft in tiefschwarze<br />

Abgründe abzutauchen, lässt<br />

die Wahl-New Yorker Singer/Songwriterin<br />

erstmals helle Hoffnungsstreifen<br />

aufblitzen, die stellenweise schon deutlich<br />

nach Euphorie schmecken. Gerade<br />

bei den ersten der 14 perfekt auf den<br />

Punkt produzierten und trotzdem angenehm<br />

rohen Songs entlädt sich die<br />

kunstvoll aufgebaute Spannung in einem<br />

mitreißend druckvollen Gefühl, und<br />

man möchte aus voller Kehle mitschreien,<br />

wenn Chan singt „Don’t be in love<br />

with the autograph, just be in love when<br />

you scream that song“. Wie immer steht<br />

auf „You Are Free“ die beeindruckende<br />

Stimme von Cat Power im Vordergrund,<br />

die blitzschnell zwischen gebrochenem<br />

Hauchen und krafvollem Totaleinsatz<br />

switchen kann und den ZuhörerInnen<br />

die Schauer rauf- und runterjagt; die Instrumentation<br />

wird sparsam und einfühlsam<br />

von Gitarre, Klavier und gelegentlichen<br />

Drums und Streichern besorgt.<br />

Ähnlich brilliant wie Cat Power ist<br />

das Stuttgarter Quartett Rework<br />

(Playhouse/Neuton), wenn auch in<br />

komplett anderen musikalischen Gefielden<br />

aktiv: Die zwei (französischen) Sängerinnen<br />

und die beiden Knöpfchendre-<br />

her haben sich einer ganz eigenen Mischung<br />

aus minimalistischen, unglaublich<br />

groovenden Dancetracks und vertäumten<br />

Synthie-Chansons verschrieben,<br />

die eine schon nach dem ersten<br />

Ton am Kragen packt und nicht mehr<br />

loslässt. Wenn dann erst die superkühlen,<br />

lakonischen, französischen Vocals,<br />

die auch manchmal mit charmantem<br />

Akzent auf englisch gesungen werden,<br />

darüberschweben und die Lieder<br />

erst so richtig in den Griff kriegen, ist es<br />

um die Contenance geschehen: dann<br />

bleibt nur noch Begeisterung. Während<br />

die knallenden Tanztracks durch die<br />

staubtrockene, knarzende Reduziertheit<br />

der Beats entzücken, finden sich in den<br />

ruhigeren Songs zarte Referenzen an<br />

den spröden Gesang einer Nico und an<br />

den französichen Pop der 60er bis 80er<br />

Jahre, und tatsächlich scheint auch der<br />

Lufthauch einer Jane Birkin irgendwo<br />

vorbeizuwehen.<br />

Und wem das als Aufforderung<br />

zum Tanzen noch nicht genügt, lässt<br />

sich vielleicht von diesen zwei Mix-<br />

Compilations, die von zwei der derzeit<br />

wichtigsten female DJs zusammengestellt<br />

wurden, aus den gemütlichen Kissen<br />

locken: Auf „The New Electro“ (Leitmotiv/Neuton/Zomba)<br />

führt uns die<br />

fantastische Wiener DJ Electric Indigo<br />

durch ihre infektiöse Melange aus poppig<br />

angehauchten Electroclash-Tracks<br />

und straighten Technonummern, wobei<br />

sie es vor allem gegen Ende ordentlich<br />

brettern lässt und wieder einmal ihre<br />

grandiosen Mixing-Skills unter Beweis<br />

stellt. Die Französin Miss Kittin, mittlerweile<br />

im hippen Berlin ansässig und<br />

hauptsächlich als sleazy-kühle Sängerin<br />

berühmt, präsentiert auf „Radio Caroline<br />

Vol. 1“ (Mental Groove/Neuton) eine<br />

abwechslungsreiche Reise durch langjährige<br />

Favorites aus ihren DJ-Sets, experimentellere<br />

Klänge wie Autechre<br />

und Pansonic, famose Klassiker wie Blaze<br />

und rare Obskuritäten. Und ab und<br />

zu singt bzw. spricht sie über die Tracks<br />

und drückt ihnen damit den kalt-goldenen<br />

Miss-Kittin-Stempel auf, den wir so<br />

lieben.<br />

Und falls bis jetzt zu wenig Gitarren<br />

im Spiel waren: hier kommt noch<br />

was ganz ganz Heißes. Das nächste<br />

große Ding, laut englischer Musikpresse<br />

zumindest. Und die hat zwar nicht<br />

immer recht, aber manchmal eben<br />

schon. Mit den Yeah Yeah Yeahs zum<br />

Beispiel, der New Yorker Band, die bis<br />

jetzt erst eine EP und – pressfrisch – eine<br />

Single als Vorboten zu ihrem im April<br />

erscheinenden Debut-Album „Fever To<br />

Tell“ (Wichita/Ixtuluh) veröffentlicht<br />

hat. Roher, hemmungsloser Rock’n’Roll<br />

wird da zelebriert, allerdings nicht ohne<br />

augenzwinkernde Ausbrüche in Richtung<br />

Art-Rock. Und endlich findet man<br />

auch im „Mainstream“ dieses Genres<br />

mal eine Frau in der Hauptrolle – Karen<br />

O, die charismatische Sängerin der<br />

Yeah Yeah Yeahs, die mit ihrer Stimme<br />

manchmal an Siouxie Sioux, dann wieder<br />

an PJ Harvey erinnert – und doch<br />

ganz eigen ist. Trashig, unbändig und<br />

schmerzlos: Das rockt, yeah! ❚


Spiegelbilder<br />

Mit völlig neuen erzählerischen Mitteln widmet sich<br />

Malgorzata Saramonowicz einem der letzten Tabu-Themen<br />

unserer Gesellschaft. Von Gabi Horak<br />

„Spieglein, Spieglein an der<br />

Wand, wer ist die Schönste im<br />

ganzen Land?“ Diese Frage<br />

stellt sich im zweiten Roman<br />

der polnischen Autorin Malgorzata<br />

Saramonowicz niemand. Trotzdem<br />

sind alle Ereignisse nur Spiegelungen,<br />

denn Wandspiegel sind die Erzähler,<br />

die auch und gerade das Hässliche<br />

und Grausame, das Alter und den<br />

Tod widergeben. Der Spiegel ist es, der<br />

Elemente aus der Vergangenheit, die<br />

die Protagonistinnen einholt, einfügt.<br />

Er liest aus ihren Gesichtern, liest deren<br />

Gedanken, entlarvt ihre Lügen und<br />

Ängste. „Verzweifelt sucht sie in mir<br />

Halt“, weiß der Spiegel über seine<br />

identitätsstiftende Funktion Bescheid,<br />

denn: „Nur ich kann das tun. Schauen.<br />

Spiegeln. Erinnern.“<br />

Die Geschichte, die so erzählt wird,<br />

spannt sich über sechzig Jahre. Im Zentrum<br />

steht Ewa, im Jahr 1938 eine junge<br />

Medizinstudentin, die drei alte und teilweise<br />

todkranke Damen in ihren Wohnungen<br />

pflegt – 1998 ist Ewa selbst jene<br />

Alte, die von einer Studentin gepflegt<br />

wird.„Der Mensch muss seinen Abgang<br />

genauso geduldig ertragen wie seine<br />

<strong>An</strong>kunft“, ist die junge Ewa noch überzeugt.<br />

Jahrzehnte später ist sie selbst<br />

von Todesängsten geplagt, die ihre Ursprünge<br />

in Ereignissen haben, in die wir<br />

mit Hilfe zahlreicher Spiegelbilder immer<br />

mehr Einblicke bekommen. Dabei<br />

kommt des öfteren Krimispannung auf.<br />

Das zentrale Thema hinter dem<br />

(Er)leiden von Krankheit und Alter ist<br />

der Wunsch nach einem Ende der Qualen.<br />

Das beginnt bei den verzweifelten<br />

und erfolglosen Versuchen, Radiomeldungen<br />

Glauben zu schenken, wonach<br />

Ärzte Mittel zur Verjüngung gefunden<br />

hätten. Dazwischen liegen missglückte<br />

Selbstmordversuche und endlose Diskussionen<br />

über die Legitimität von Euthanasie.<br />

Es endet im Jahr 1938 mit<br />

tatsächlich geleisteter Sterbehilfe und<br />

im Jahr 1998 mit Ewas Aufbäumen dagegen.<br />

Der Tod bestimmt das Denken der<br />

Menschen, kehrt immer wieder etwa in<br />

Zeitungs- und Radioberichten über Unfälle<br />

und Morde, Mütter, die ihre Kinder<br />

töten und Männer, die ihre Frauen töten<br />

und dazwischen die immer gleichen<br />

Fragen:War es eine Erlösung? Steht es<br />

den Menschen zu, darüber zu bestimmen?<br />

<strong>An</strong>twort darauf gibt es keine, aber<br />

sehr wohl begründete Zweifel:„Was<br />

heißt denn unheilbar krank? Woher die<br />

Gewißheit nehmen?“ fragt Gabriela, die<br />

sich weigert, vor der letzten und endgültigen<br />

Diagnose ihres Arztes zu kapitulieren.<br />

Tatsächlich verlangen die alten Damen<br />

den Tod mit keinem Wort, umso<br />

größer ist ihr Ekel vor dem eigenen<br />

Sterben: vor den Urinflecken in der<br />

Bettdecke, dem Erbrochenen auf dem<br />

Flur, den Schweißausbrüchen und der<br />

fahlen Haut. Im Gesicht der jungen<br />

Pflegerin Ewa erkennt der Spiegel genau<br />

diesen Ekel wieder, und sechzig<br />

Jahre später im Gesicht ihrer Pflegerin<br />

Joanna. Die junge Ewa zieht ihre eige-<br />

nen Schlüsse aus dem Miterleben des<br />

Leidens – 1998 holt sie diese Schuld als<br />

Todesangst wieder ein. Ihr einziger<br />

Zeuge: der Spiegel.<br />

Zuerst war ich befremdet über die<br />

Tatsache, dass es im Roman ausschließlich<br />

Frauen sind, die altern und leiden,<br />

während Männer als berufstätige Ärzte,<br />

Apotheker und Juristen auftreten<br />

und akademische Diskussionen über<br />

Sterbehilfe führen. Auch auf dieser<br />

Ebene Zweifel:„Wer hätte denn zu entscheiden,<br />

ob das Leiden einen Sinn<br />

hat?“ Tatsächlich ist es aber genau jene<br />

Distanz, die den Männern jeden Einblick<br />

in die Welt des Alterns verwehrt.<br />

Sie verstehen nie wirklich, worum es<br />

geht, spiegeln nur ihre eigene Wirklichkeit.<br />

Um die vielen Wege, die die Geschichte<br />

geht, begreifen zu können,<br />

muss frau sie eigentlich gleich noch eimal<br />

lesen. Erst dann ergeben die ersten<br />

Szenen im Jahr 1998 Sinn – mit dem<br />

Wissen über die Vorgänge im Jahr 1938.<br />

Die Geschichte ist erst verständlich,<br />

wenn sie sich selbst spiegelt!<br />

Was fehlt, ist ein Blick auf die andere<br />

Seite des Alter(n)s: Der Schatz an Erfahrungen,<br />

den alte Frauen an junge<br />

Frauen weiter geben können, die zur Ruhe<br />

gekommene Zufriedenheit nach einem<br />

langen Leben, ein Alleine-Sein, das<br />

nicht unbedingt Einsamkeit bedeuten<br />

muss. Das kann der Roman nicht leisten<br />

(vielleicht will er das auch gar nicht?).<br />

Diesen Spiegel müssen wir uns selbst<br />

vorhalten. ❚<br />

lese.zeichen<br />

Malgorzata Saramonowicz: Spiegel<br />

Roman, aus dem Polnischen<br />

von Ursula Kiermeier<br />

Rotbuch 2002, euro 20,50 (Ö)<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 39


lese.zeichen<br />

40 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Schattendasein<br />

Die Geschichte der jüngsten Tochter von<br />

Karl Marx hebt nicht nur eine bewundernswerte,<br />

starke Frau aus dem männerdominierten<br />

Geschichtsnebel, sie bietet<br />

ebenso ein kritisches, lebensnahes<br />

Bild der frühen ArbeiterInnenbewegung,<br />

die auch eine Geschichte des <strong>An</strong>tisemitismus<br />

ist. Tussys Vater wird – ungeachtet<br />

seiner Bedeutung als Theoretiker –<br />

vom Thron geholt: er erscheint als typischer<br />

Patriarch und als überzeugter <strong>An</strong>tisemit,<br />

als verschwenderischer Mensch,<br />

der abgehoben von der ihn umgebenden<br />

Armut zu leben scheint, die in seinen<br />

theoretischen Zeitungsartikeln kaum Beachtung<br />

findet.<br />

Eleonor Marx, genannt Tussy, ist<br />

zeitlebens vom Werk und Denken ihres<br />

Vaters beeinflusst. Zunächst der offiziellen<br />

sozialistischen Diktion folgend,<br />

ist die Frauenfrage für sie nur ein „Nebenwiderspruch“.<br />

Sie gewinnt jedoch<br />

langsam ihre eigene Position, emanzipiert<br />

sich ideologisch und beginnt zunehmend<br />

Frauenfragen zu thematisieren,<br />

wennauch nicht in der notwendigen<br />

Radikalität. Die Internationalisierung<br />

des Sozialismus vorantreibend,<br />

übersetzt sie bedeutende Werke führender<br />

Sozialisten. Nach dem Tod ihres<br />

Vaters verwaltet sie dessen Erbe und<br />

bringt zusammen mit Friedrich Engels<br />

den erst in Fragmenten vorhandenen<br />

dritten Band des Kapitals heraus. Tussy<br />

Marx ist eine Praktikerin: Neben ihrer<br />

Partei- und Agitationsarbeit gilt ihre<br />

Leidenschaft immer mehr der Gewerkschaft.<br />

Ganz aus der Rolle der Sekretärin<br />

und Zubringerin kann sie sich jedoch<br />

zeitlebens nicht befreien. Durch ihr politisches<br />

Engagement ist sie in engem<br />

Kontakt mit Persönlichkeiten wie Kautsky,<br />

Shaw oder Bebel – die Leserin erfährt<br />

von Richtungskämpfen, persönlichen<br />

Sympathien und Ressentiments, von<br />

menschelnden „Helden“ der Geschichte<br />

der ArbeiterInnenbewegung. Tussy<br />

Marx – eine kämpferische Frau, die von<br />

Depressionen geplagt letztendlich jedoch<br />

zerbricht. Mit 43 Jahren nimmt sie<br />

sich das Leben.<br />

Karin Eckert<br />

Eva Weissweiler: Tussy Marx<br />

Das Drama der Vatertochter. Eine Biographie.<br />

Kiepenheuer &Witsch 2002, E 23,60<br />

kk<br />

Frauenzimm<br />

k<br />

Vergessen – vergriffen<br />

Christa Gürtler und Sigrid Schmid-Borten<strong>schläge</strong>r<br />

entwarfen Porträts von 15<br />

teilweise vergessenen Schriftstellerinnen.<br />

Porträts, die manchmal nur Fragmente<br />

sind, wie die Autorinnen in<br />

ihrem Vorwort anmerken. Häufig sind<br />

nur noch wenige private Quellen wie<br />

beispielsweise Tagebücher auffindbar,<br />

Forschungen sind daher auf die Ergebnisse<br />

von BiographInnen angewiesen.<br />

So fragmentarisch mancher Lebenslauf<br />

erscheint – bei einigen läuft frau<br />

im Gegenteil sogar Gefahr, von dicht<br />

gepackten Infos „erschlagen“ zu werden<br />

– gesamt gesehen bietet „Erfolg<br />

und Verfolgung“ einen aufregenden<br />

Einblick in das vielfältige literarische<br />

Geschehen zwischen 1918-1945. Und in<br />

das vielfältige Leben der Künstlerinnen,<br />

das nicht selten von politischer<br />

Verfolgung, Armut und von Vergessen<br />

geprägt war.<br />

Spannend zu lesen sind die Reiseberichte<br />

von Maria Leitner, die das Leben<br />

der Unterprivilegierten in den USA<br />

in den 20er Jahren „dokumentierte“<br />

oder Lili Körbers Roman „Eine Österreicherin<br />

erlebt den <strong>An</strong>schluss“. Sowohl<br />

literarisch als auch zeitdokumentarisch<br />

ein „Must“. Wie in ihrem Buch „Eigensinn<br />

und Widerstand. Schriftstellerinnen<br />

der Habsburgermonarchie“ leisteten<br />

die Autorinnen auch hier vor-<br />

bildliche Arbeit: eine Kurzbiographie<br />

der jeweiligen Künstlerin sowie weiterführende<br />

Literatur ergänzen die<br />

Darstellungen. Nicht nur Literaturbegeisterte<br />

werden ihre Freude daran<br />

haben, dass sich am Ende jedes Porträts<br />

Textbeispiele finden. Leider sind<br />

viele Werke vergriffen. Aber vielleicht<br />

hilft eine vermehrte Nachfrage bei<br />

Verlagen...? Dieses Buch bietet <strong>An</strong>lass<br />

dazu.<br />

Petra Öllinger<br />

Christa Gürtler, Sigrid Schmid-Bortenschlager:<br />

Erfolg und Verfolgung<br />

Österreichische Schriftstellerinnen 1918-1945.<br />

Residenz 2002, E 19,90 (Ö)<br />

Femmmage<br />

Reichliche Zitate von Friederike Mayröcker<br />

bilden den Rahmen, in dem<br />

Kronabitter interagierend neue Bezüge<br />

spinnt. Die Fragmente stellen vorsichtige<br />

Vermutungen über das Leben und<br />

die ars poetica der Dichterin an. Sie lassen<br />

eine tiefe Wertschätzung für ihr<br />

Werk erkennen.<br />

Es geht um den kreativen Akt des<br />

Schreibens als Welt(er)findung und<br />

die Bedingungen, die geschaffen werden<br />

müssen, bevor geschaffen werden<br />

kann. Dabei werden Verbindungen<br />

geknüpft, Parallelen gezogen und immer<br />

wieder die Verortung im eigenen<br />

Denken und Arbeiten ausgelotet. Beim<br />

Lesen entsteht ein Sog, der frau immer<br />

weiterzieht, bis zum „bitteren“ Ende.<br />

Es sind lakonische, uneitle Bemerkungen<br />

der Jüngeren, die von der Alten<br />

lernt und dieses Wissen an uns weitergibt.<br />

Gabi Obojkovics<br />

Erika Kronabitter: Friederikenbriefe<br />

Friederike Mayröcker gewidmet. Milena 2002, E 14,90 (Ö)<br />

kk<br />

1070 W ien, Z ieglergasse 28 • Tel. 01/522 48 92 • Fax 01/522 63 20 • frauenzimmer@aon.at • www.frauenzimmer.at<br />

k


Destabilisierung<br />

Queer/feministische Theorie und Politik<br />

als <strong>An</strong>alytik der Gegenwart und als antizipatives<br />

Projekt – das ist <strong>An</strong>spruch und<br />

Rahmen für <strong>An</strong>tke Engels Fragen nach<br />

Bedingungen und Möglichkeiten der Umgestaltung<br />

einer binär-hierarchischen, hetero-normativen<br />

Geschlechterordnung.<br />

Diese wird vor allem anhand zweier Mechaniken<br />

ausbuchstabiert: der Normalisierung<br />

und der Hierarchisierung. Folglich<br />

sind Enthierarchisierung und Denormalisierung<br />

die beiden Kriterien, die Engel als<br />

zentrale Maßstäbe für die Entwicklung<br />

und Bewertung veränderungsinteressierter<br />

Taktiken und ihrer konkreten politischen<br />

Effektivität setzt. Dabei gilt es, Repräsentationspraktiken<br />

zu entwickeln, die<br />

– entgegen gängiger Vorstellungen von<br />

Auflösung oder Vervielfältigung z.B. der<br />

Geschlechter – an der Veruneindeutigung<br />

und Destabilisierung der Raster eines in<br />

Binarität gründenden Realitätsregimes<br />

arbeiten. Engels Entwürfe ankern im kritischen<br />

Lesen kanonischer Texte, flicht sie<br />

aber in ein dichtes Netz deutschsprachiger<br />

queer/ feministischer, antirassistischer<br />

Texte aus institutionell nicht abgesicherten<br />

Kontexten und lässt so ein immens<br />

reiches Wissensfeld entstehen.<br />

Johanna Schaffer<br />

<strong>An</strong>tke Engel: Wider die Eindeutigkeit<br />

Sexualität und Geschlecht im Fokus queerer Politik der<br />

Repräsentation. Campus 2002, E 35,90 (Ö)<br />

Diplomiertes Teeservice<br />

Liebliche Keramikteller? Nett, aber ohne<br />

Nutzbarkeit? Mitnichten. Hohe Funktionalität<br />

gekoppelt mit Ästhetik zeichnet<br />

innenarchitektonische Gestaltung, Autos<br />

und Gebrauchsgegenstände der hier porträtierten<br />

15 Designerinnen aus: wie <strong>An</strong>na<br />

Castelli Ferrieri, die Pionierarbeit im<br />

Kunststoffdesign leistete oder Margarete<br />

Jahny, die als Abschlussarbeit ein weißes,<br />

ornamentloses Teeservice konzipierte,<br />

und sich gegen das vorherrschende Dogma<br />

der damaligen DDR – der Abkehr von<br />

Bauhausstil und Kosmopolitismus –<br />

wehrte. Auch wer mit Autokreationen<br />

nicht viel am Hut hat, erfährt Interessantes<br />

im Beitrag über <strong>An</strong>ne Asensio, Chefdesignerin<br />

bei General Motors, und die Herausforderung,<br />

einen Wagen zu kreieren,<br />

der Werte wie Macht,Wehrhaftigkeit und<br />

Fortschritt verkörpert. Neben biographischen<br />

Daten und Einblicken in das künstlerische<br />

Schaffen lernt frau Werkstoffe<br />

und Techniken kennen. Die einzelnen AutorInnen<br />

haben mit Kunst-, Architekturoder<br />

Designthemen zu tun. Sie kommen<br />

jedoch aus den unterschiedlichsten Bereichen<br />

wie Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte,<br />

Philosophie, Germanistik etc.<br />

Genauso vielfältig gestalten sich ihre Zugangsweisen.<br />

Finden sich in Heike Welzels<br />

Beitrag über Eva Zeisel vor allem detaillierte<br />

Formbeschreibungen ihrer Keramiken,<br />

findet frau bei Ulrike Kunkel viele<br />

Einsprenkelungen über das Leben und<br />

Schaffen von Ray Eames. Das Buch, reich<br />

bebildert mit Schwarzweiß-Fotos unterstreicht<br />

die eingangs erwähnte Kombination:<br />

hohe Funktionalität und Ästhetik.<br />

Petra Öllinger<br />

Britta Jürgs (Hgin.): Designerinnen<br />

Vom Salzstreuer zum Automobil.<br />

Aviva 2002, E 22,50 (Ö)<br />

Umstritten<br />

USA – Mitte des 19. bis <strong>An</strong>fang des 20.<br />

Jahrhunderts; und eine Frau mischt mit:<br />

Victoria Woodhull.Wer sich durch die ersten<br />

vierzig Seiten Spiritismus im Hause<br />

Woodhull durchgekämpft hat, findet sich<br />

schließlich mitten im Leben einer Frau,<br />

die über Know-How in Bordellen, an der<br />

Börse, als Wunderheilerin etc. verfügt.<br />

Und immer fordert sie: gleiche Rechte für<br />

die Frauen.Woodhull ist auch in der Umsetzung<br />

ihrer Forderungen nicht bescheiden:<br />

sie kandidiert als erste Frau bei<br />

der Präsidentschaftswahl. Ihre radikalen<br />

<strong>An</strong>sichten verlangen ein Um- und Neudenken<br />

– und sind heute noch umstritten.<br />

So fordert sie die Abschaffung der<br />

Ehe oder ein Fortpflanzungsverbot für<br />

Menschen mit Behinderung. <strong>An</strong>tje<br />

Schrupp ruft eine Frau in Erinnerung, deren<br />

Einsatz sogar von Kämpferinnen aus<br />

den eigenen Reihen gerne „vergessen“<br />

wurde. Und dass sie nie den moralischen<br />

Standardvorstellungen entsprach, mag<br />

dabei nur eine Ursache gewesen sein.<br />

Petra Öllinger<br />

<strong>An</strong>tje Schrupp: Das Aufsehen erregende Leben<br />

der Victoria Woodhull<br />

Ulrike Helmer Verlag, E 18,60 (Ö)<br />

neu.land<br />

Jasmina Jankovic’<br />

Diesmal ohne Titel<br />

lese.zeichen<br />

Foto: Robert Polster<br />

„Wollen Sie ein Lied vorsingen? Oder lieber ein Gedicht rezitieren?“<br />

„Ein Lied.“ „Okay, bitte.“ „Nein, besser eine Rezitation.“<br />

„Ist auch gut, bitte.“ „Na ja, vielleicht doch ein<br />

Lied?“ „Okay, wie Sie wollen, bitte.“ „Nun, ich weiß nicht,<br />

wäre doch nicht eine Rezitation besser?“ Und so weiter,<br />

und so fort. Ein kleiner Ausschnitt aus einer einmal beliebten<br />

Sendung in einem Land, das es einmal gab und nicht<br />

mehr gibt, jetzt endgültig nicht. Sein Name gehört zur Geschichte,<br />

das neue Staatsgebilde wird von den Einheimischen<br />

umgangssprachlich „Solania“ genannt. Aber darüber<br />

will ich gar nicht schreiben, jetzt geht´s bei mir wie oben.<br />

Soll ich ein Lied vorsingen? Oder lieber ein Gedicht rezitieren?<br />

Über das aktuelle Politikgeschehen habe ich auch keine<br />

Lust zu schreiben, außer dass ich mir jetzt ziemlich sicher<br />

bin: Das nächste Mal kriegen die meine Stimme nicht.<br />

Wer denn? Na ja, die, die für mich zumindest bis jetzt halbwegs<br />

glaubwürdig waren. Jetzt sind sie es nicht mehr, trotz<br />

aller Gegenargumente. Pluspol und Minuspol können sich<br />

einfach nicht anziehen. Per definitionem. Punkt. Aha, das<br />

wird immer besser! In mein Lied- oder Rezitations-Dilemma<br />

platzt noch eine Geschichte hinein, sodass es jetzt kein<br />

Dilemma, sondern Trilemma ist. Stell dir vor, sagt mir meine<br />

15jährige Nichte, N. ist schwanger! N. ist ihre Schulfreundin,<br />

deren aktuelle Geschichte alle möglichen Klischees bedient.<br />

Eltern äußerst streng, halten sie „an der kurzen Leine“;<br />

sie schwänzt Schule, tischt ihnen Lügen auf, kommt<br />

manchmal mit blauen Flecken, hat seit einigen Monaten<br />

einen 21jährigen Freund (könnte auch leicht 31 sein, meint<br />

meine Nichte), der sie zuerst mit Gonorrhöe ansteckt (!)<br />

und jetzt das noch. Schwanger. Sie haben nix benutzt, keine<br />

Verhütungsmittel, aber gerechnet hat sie. Tage gezählt.<br />

Wie gut und verlässlich die Methode ist, zeigt das Ergebnis.<br />

Nun steckt sie in einem Dilemma, da der Freund einerseits<br />

bereit wäre, das Geld für eine Abtreibung aufzubringen,<br />

andererseits aber auch etwas vom Heiraten angedeutet<br />

habe. Und, wie geht die Geschichte aus? Open End: Ein Lied<br />

vielleicht? Oder doch lieber eine Rezitation?<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 41


ge.sehen<br />

FrauTV<br />

3x wöchentlich auf TW1:<br />

Do 22:30<br />

Fr 16:30<br />

So 21:30<br />

http://www.frautv.at<br />

e-mail: office@frautv.at<br />

42 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

TV ohne Frau<br />

Ein oberösterreichisches Fernseh-Team hat im Jahr <strong>2003</strong> eine halbstündige Frauenschiene auf<br />

TW1 gestartet. Einen Ausflug ins Land der couch potatoes unternahm Gabi Obojkovics<br />

Der Testballon von „FrauTV“ Ende<br />

Jänner ließ Schlimmes befürchten<br />

(nur zwei Worte: Christina!<br />

Lugner!). Die Fortsetzung<br />

der kaum verhohlenen Werbesendung<br />

für Wellness & Co weckt unterschiedliche<br />

Gefühle, aber eines sicher<br />

nicht: Lust auf mehr.<br />

Die junge Moderatorin Daniela<br />

Haiden streckt gleich beim ersten Beitrag<br />

über Chancengleichheit den Zeigefinger<br />

in die Höhe:„Sie betrifft nicht nur<br />

Frauen!“ orakelt sie mit mahnender<br />

Stimme. Oberösterreich begeht heuer<br />

das Jahr der Chancengleichheit – aus<br />

diesem <strong>An</strong>lass wird eine Straßenbefragung<br />

durchgeführt, die durchaus unterschiedliche<br />

<strong>An</strong>sichten (von optimistisch<br />

bis abgeklärt) zeigt. Dann wird der EU-<br />

Schnitt erwähnt, wonach Frauen um<br />

ein Viertel weniger verdienen als Männer,<br />

und die oberösterreichische Frauenbeauftragte<br />

Ursula Haubner zweimal in<br />

Wort und Bild gesetzt. Sie behauptet,<br />

dass Chancengleichheit funktionieren<br />

kann. Wie? Die Moderatorin verweist<br />

auf eine erfolgreiche Unternehmerin im<br />

Magazin „beauty life“, dem Hauptsponsor<br />

der Sendung.<br />

„Geht ihr Liebster auch manchmal<br />

zu schnell in die Luft?“ fragt sie bei der<br />

<strong>An</strong>sage des nächsten Beitrages rhetorisch,<br />

um gleich die <strong>An</strong>twort zu liefern:<br />

Das liege anscheinend in der Natur der<br />

Männer, die ja auch die Luftfahrt entwickelt<br />

haben. Mittlerweile sei der Himmel<br />

aber keine Männerdomäne mehr.<br />

Der Beweis: zwei Ballonfahrerinnen werden<br />

präsentiert. Silvia Wagner, toughe<br />

Ballonpilotin, die nach eigenem Bekunden<br />

im früheren Leben eine Hexe gewesen<br />

sein muss (der Ballon dient ihr heute<br />

quasi als Besen-Ersatz), geht in die Lüfte<br />

und erzählt von ihren Höhenflügen. Daniela<br />

Haiden:„Auf in die Lüfte, ihr modernen<br />

Hexen!“ ruft sie uns begeistert zu<br />

und appelliert:„Macht den Männern<br />

Konkurrenz!“ Tja, so einfach ist das.<br />

Mit schnellen Schritten bewegt<br />

sich die Sendung weg von gesellschaftspolitisch<br />

relevanten Themen (frauenpolitisch<br />

wage ich in diesem Zusammenhang<br />

nicht auf Papier zu bringen) hin<br />

zu Wellness. Eine Frau hockt mit einem<br />

Handtuch bekleidet in der Kabine, während<br />

ein praktischer Arzt seine Expertise<br />

über Infrarot-Kabinen erstellt. Diese<br />

Kabinen seien „kinderleicht“ aufzubauen,<br />

wie ein Heimwerker (!) im Zeitraffer<br />

beweist.<br />

Zu guter Letzt kommt sie doch<br />

noch zum Einsatz: Die reizende Egomanin<br />

Christina Lugner präsentiert die<br />

„Fitnesstrends“. Ganz wörtlich: Sie stellt<br />

sich auf das Laufband und stellt dem<br />

Trainer naive Fragen, macht aber auch<br />

auf existenzielle Bedürfnisse aufmerksam:<br />

Sie will diesmal weniger die „Problemzone“<br />

Oberschenkel, sondern lieber<br />

Bauch und „Popo“ gestrafft haben.<br />

Wir befinden uns übrigens im Fitnessclub<br />

„Elixia“ im Milleniumstower. Diese<br />

Information kann die aufmerksame Seherin<br />

auch für die Quizfrage nach dem<br />

Beitrag verwerten.<br />

Nachdem sich Frau Lugner beim<br />

Schwimmen ganz toll entspannt hat<br />

und relaxt von ihrem wunderbaren<br />

work-out schwärmt, sehen wir die Moderatorin<br />

mit einem Mädchen an ihrer<br />

Seite Schuhe probieren. Sie kann sich<br />

nicht entscheiden. Deshalb schickt sie<br />

uns zu Rosi, der Garderobière. Die wirkt<br />

wie eine gutmütige Astrologin und erzählt<br />

uns von ihrer hellsichtigen Freundin<br />

Gabi, einer Hausmeisterin, die zu sagen<br />

weiß:„Chancengleichheit gibt´s<br />

nur für Blinde!“ Na denn… Frau Rosalinde<br />

soll uns wohl aus allen Wolken wieder<br />

auf die gute alte Erde herunterholen.<br />

Der Kontrast Lugner/Rosalinde wirkt<br />

wie die Faust auf´s Aug´, und die Sendung<br />

selbst ist eher eine Watsch´n für<br />

bewusste Frauen, die sich durch die Bezeichnung<br />

„FrauTV“ haben täuschen<br />

lassen. Das Zeichen verweist auf nichts:<br />

dahinter ist (Inhalts-)Leere. Vor lauter<br />

Well-ness kann einer ganz unbehaglich<br />

werden… ❚


int.frauentag<br />

7.3., ab 19.30, Wien<br />

Fest des iranischen Frauenverbandes<br />

Berufsschule, 12., Längenfeldgasse 13-15<br />

7.3., ab 18.30, Linz<br />

„Frauenreise um die Welt“ – ein Fest<br />

zum Frauentag<br />

Kandlheim, 4020, Edlbacherstr. 1, Infos:<br />

T. .0732/ 61086<br />

8.3., ab 10.00, Bregenz<br />

Jazz Frühstück für Mädchen und Frauen<br />

Mädchenzentrum AmaZone, 6900, Kirchstraße<br />

39, T. 05574/45 8 01,<br />

Beitrag für Frühstück eur 4,-<br />

8.3., 10.00, Graz<br />

Präsentation des Videoclips<br />

„Make ä Sign“<br />

03 Bar, 8020, Mariahilferplatz 2,<br />

Info: office@mafalda.at<br />

8.3., 11.00, Graz<br />

1. FrauenWEG:„Sr. Klara Fietz“-<br />

Rundgang<br />

Treffpunkt: Schulschwestern,<br />

8010, Kaiser-Franz-Josef-Kai 18,<br />

Info: ka.kfb@graz-seckau.at<br />

8.3., 13.00, Wien<br />

Frauendemo:„Gegen Krieg und<br />

Ausbeutung!“<br />

Treffpunkt: Museumsquartier, 7., Ecke<br />

Mariahilferstraße/Babenbergerstraße<br />

8.3., 14.00, Graz<br />

Präsentation von „PLAKATIV!“.<br />

Eine virtuelle Ausstellung,<br />

www.doku.at/plakativ<br />

Stadteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8,<br />

Info: office@doku.at<br />

8.3., 15.00-16.00, Graz<br />

FrauenStadtSpaziergang: Widerstand<br />

Treffpunkt <strong>An</strong>nenhofkino, 8020,<br />

<strong>An</strong>nenstr. 29, Info T. 0664/56 10 474<br />

8.3., ab 16.00, Wien<br />

Lounge, Kaffee, Kuchen in der FZ-Bar<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />

Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />

8.3., 17.00, Wien<br />

Wiedereröffnung des ega – Frauenkulturzentrums.<br />

Mit Elfriede Hammerl,<br />

Rounder Girls, Videoperformance<br />

von Sabine Marte „Stills + Thrills“,<br />

Kinderprogramm<br />

Ega, 6., Windmühlgasse 26, freier Eintritt<br />

8.3., 19.00, Wien<br />

Lesung mit Elfriede Gerstl & Petra Paul<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />

Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />

8.3., ab 19.00, Linz<br />

5. Frauen-Film-Nacht & Fest: 19.00:<br />

Eröffnung der Ausstellung „Töchter<br />

der Freiheit“, 20.00: Les Glaneur et la<br />

Glaneuse, 22.00: Fest, DJanes Rocky<br />

Barocki, Lisa S.<br />

Altes Rathaus, Foyer, 4020, Hauptplatz 1,<br />

Eintritt frei, aber für Film unbedingt Plätze<br />

reservieren: T. 0732/739 400-84,<br />

e-mail: heidi.obermaier@gruene.at<br />

8.3., ab 19.00, Graz<br />

WOMENT! Eröffnung mit Referentinnen,<br />

Musik, Buffet und Fest<br />

Forum Stadtpark, 8010, Stadtpark 1,<br />

Info: woment@graz03.at<br />

8.3., ab 20.00, Wien<br />

Frauenfest zum Internationalen Frauentag,<br />

21:00 Konzert mit den Encounters,<br />

danach Dj-Line: Gin Chilla (Hot<br />

Stuff @ U96), dragon (Zeitreise @ FZ-<br />

Bar), MO (Femme Fête @ U4), RoterRubin<br />

(WorldbeatZ @ FZ-Bar), Videos<br />

von der Demo, Essen im 2. Stock: ab<br />

20:00 sistaDance-floor (von boggie<br />

bis waltz)<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />

Prechtlgasse, T. 402 87 54, UKB eur 8,-<br />

8.3., ab 20.30, Lindau (D)<br />

Frauenfest mit Disco<br />

Club Vaudeville, Lindau (D), Infos im<br />

Frauengetriebe T. 05574/45 5 38,<br />

frauengetriebe@aon.at<br />

8.3., ab 21.00, Graz<br />

Fest zum internationalen Frauentag<br />

Forum Stadtpark, 1. Stock, 8010, Stadtpark 1,<br />

Info: office@danaida.at<br />

8.-16.3., Lindau (D)<br />

Frauenkulturtage im Landkreis Lindau<br />

Infos und Programm im Frauengetriebe<br />

T. 05574/45 5 38, frauengetriebe@aon.at<br />

9.3., 11.00, Wien<br />

Matinee anlässlich des internationalen<br />

Frauentages:„Frauen im Krieg“<br />

Volkstheater, 7., Neustiftgasse 1<br />

musik.tanz<br />

7.3., 21.00, Wien<br />

quote all stars: Electronica, Hip Hop,<br />

Soul, Indie<br />

Fluc, 2., Praterstern<br />

9.+10.3., Wien<br />

<strong>An</strong>dersen – <strong>An</strong>ders sein. Ab 5 Jahren<br />

WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121-0<br />

18.3., 20.30, Dornbirn<br />

Saxofour & Maria Joao<br />

Spielboden, 6850, Färbergasse 15,<br />

T. 05572/21 933<br />

18.3., 19.30, Wien<br />

Patricia Kaas<br />

Wiener Konzerthaus, 3., Lothringerstrasse<br />

20, T. 242 002,<br />

e-mail: ticket@konzerthaus.at<br />

22.3., 20.00, Salzburg<br />

Joy Denalane. Acoustic Tour <strong>2003</strong><br />

Rockhouse, 5020, Schallmooser<br />

Hauptstrasse 46, T. 0662/884914<br />

23.3., 20.00, Wien<br />

Joy Denalane. Acoustic Tour <strong>2003</strong><br />

WUK, 9., Währinger Str.59, T. 40 121-0<br />

25.3., 20.30, Wien<br />

Aleksandra Tehovnik:<br />

Songs from Slovenia<br />

Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />

Reservierungen T. 945 30 40<br />

27.3., 20.00, Wien<br />

„Mandys Mischpoche“ stellt ihre neue<br />

CD vor: jidische und kroatisch-ungarische<br />

Weisen und Wienerlieder<br />

Neuer Saal des Wiener Konzerthauses,<br />

3., Lothringerstraße 20, T. 242 002<br />

29.3., 20.30, Dornbirn<br />

Susi Hyldgaard & Band<br />

Spielboden, 6850, Färbergasse 15,<br />

T. 05572/21 933<br />

film<br />

1.3., 22.00, Bregenz<br />

<strong>An</strong>am. D 2000/2001, R: Buket Alakus<br />

Bregenz, Metro-Kino<br />

ab 6.3., Österreich<br />

Frida. USA/Mex. 2002, R: Julie Taymor.<br />

Mit Salma Hayek<br />

österr. Kinos<br />

6.-20.3., Feldkirch<br />

FrauenFilmFest: Bella Martha, In the<br />

MIrror of Maya Deren, Satin Rouge<br />

Feldkirch, Oskar-Kino, Frauengetriebe,<br />

Femail, Infos T. 05574/45 5 38<br />

theater.kabarett<br />

bis 3.3., Wien<br />

Gerschichte vom verkehrten Tag.<br />

Für Kinder ab 4<br />

WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121 44<br />

bis 6.3., 19.30, Wien<br />

je veux je veux. Choreografie Liz King<br />

Volksoper, 9., Währinger Str. 78, T. 513 15 13<br />

Elke Krystufek<br />

bis 9.3., Wien<br />

Arilra. Ein Ganzfamilienstück<br />

ab 4 Jahren<br />

Theaterverein Odeon, Serapionstheater,<br />

2., Taborstr. 10, T. 216 51 27 20<br />

3.-22.3., 20.00, Wien<br />

La Musica Zwei. Von Marguerite Duras<br />

Theater Drachengasse,<br />

1., Drachengasse 2, T. 512 13 54,<br />

e-mail: theater@drachengasse.at<br />

6.3., 20.00, Wien<br />

Christa Urbanek: Ein Unikat<br />

stellt sich vor<br />

Spektakel, 5., Hamburger Str. 14, T. 587 06 53<br />

bis 8.3., 20.00, Wien<br />

Fluchtgeschwindigkeit.<br />

Buch und Regie <strong>An</strong>na Hauer<br />

dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />

T. 587 05 04<br />

10.+17.3., 20.00, Wien<br />

Christa Urbanek: Remasuri<br />

Spektakel, 5., Hamburger Str. 14, T. 587 06 53<br />

10. und 16.3., 20.00, Wien<br />

Christa Urbanek: Remasuri<br />

Spektakel, 5., Hamburger Str. 14,<br />

T. 587 06 53<br />

17.+18.3., 20.00, Wien<br />

imagetanz: A? & If then, Compagnie<br />

MKF, <strong>An</strong>ne Juren (F)<br />

dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />

T. 587 05 04<br />

17.3.-19.4., 20.00, Wien<br />

<strong>An</strong>tigone. Und wer spielt die Amme?<br />

Von Barbara Neuwirth und<br />

Erhard Pauer<br />

Theater Drachengasse,<br />

1., Drachengasse 2, T. 512 13 54,<br />

e-mail: theater@drachengasse.at<br />

20.3., 20.00, St. Pölten<br />

Elfriede Ott: Kleine österreichische<br />

Phantasie<br />

Die Bühne im Hof, 3100, Linzer Str. 18,<br />

T. 027 42/35 22 91, Fax 027 42/35 22 94<br />

21.3., 20.00, St. Pölten<br />

Nader Mashayaekhi: 5 Lieder für<br />

Computer und eine Sängerin<br />

Die Bühne im Hof, 3100, Linzer Str. 18,<br />

T. 027 42/35 22 91, Fax 027 42/35 22 94<br />

21.+22.3., 20.00, Wien<br />

imagetanz: Bones. a physical research<br />

on soul (OYA Production, <strong>An</strong>ita Kaya)<br />

& animo, entre otras cosas<br />

(Moravia Naranjo)<br />

dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />

T. 587 05 04<br />

24.+25.3., 20.00, Wien<br />

imagetanz: Faces (Maria Clara Villa<br />

Lobos/Lilia Mestre) & The Zone<br />

dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />

T. 587 05 04<br />

26.3., 10.30, St. Pölten<br />

Wo samma daham? Mitspieltheater<br />

ab 13 Jahren<br />

Die Bühne im Hof, 3100, Linzer Str. 18,<br />

T. 027 42/35 22 91, Fax 027 42/35 22 94<br />

26.-28.3., 20.00, Salzburg<br />

Fluchtgeschwindigkeit.<br />

Buch und Regie <strong>An</strong>na Hauer<br />

Szene Salzburg, 5020, <strong>An</strong>ton-Neumayr-<br />

Platz 2, T. 0662/843448-15<br />

26.+28.3., 20.00, Wien<br />

imagetanz: seven cities (Kunstverein<br />

Inviso, Birgit Helene Scheib)<br />

dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />

T. 587 05 04<br />

an.künden<br />

„Nackt & Mobil“: Das ist der programmatische Titel der ersten umfassenden Werkschau<br />

der 1970 in Wien geborenen Künstlerin. Nacktheit ist das zentrale Thema ihrer<br />

Selbstporträts, der eigene Körper dient ihr als Material und Inhalt zugleich. Mehr als<br />

200 Werke von den frühen 90er Jahren bis heute, von Malerei bis Installation werden<br />

gezeigt. Außerdem auch Krystufeks eigene Kunstsammlung mit Werken anderer<br />

KünstlerInnen sowie ausgewählte Stücke aus ihrer Kleider-Sammlung.<br />

bis 27.4.<strong>2003</strong>, Sammlung Essl, 3400 Klosterneuburg, <strong>An</strong> der Donau-Au 1,<br />

T. 0800/232 800, Di-So 10.00-19.00, Mi 10.00-21.00<br />

28.3.-30.4., 20.00, Wien<br />

Die geschichte der Hanna R.<br />

Theater Gruppe 80, 6., Gumpendorferstrasse<br />

67, T. 586 52 22<br />

30.3., 19.00, Salzburg<br />

Helges Leben.<br />

Von Sibylle Berg, Premiere<br />

Elisabethbühne, 5020, Erzabt-Klotz-Str. 22,<br />

T. 0662/8085-0<br />

31.3.-12.4., 20.00, Wien<br />

Von der Sehnsucht. Mit Isabella Ernst<br />

Theater Drachengasse, 1., Drachengasse 2,<br />

T. 512 13 54, e-mail: theater@drachengasse.at<br />

seminar.workshop<br />

ab <strong>März</strong>, Wien<br />

Pilotinnen ist nichts verboten! kostengünstige<br />

Coachinggruppe für Frauen.<br />

Mit Regina Trotz und <strong>An</strong>drea Sanz<br />

1170, <strong>An</strong>m. Regina Trotz, T. 0676/627 55 40,<br />

e-mail: r.trotz@aon.at, eur 990,-<br />

5.+6.4., Ebensee<br />

LUNARIA – Frauentanz & Seelennahrung.<br />

Tanzen, Bewegen, <strong>An</strong>kommen<br />

zur Mondzeit. Mit Susi Linzer<br />

Info & <strong>An</strong>meldung: 0664/45 65,<br />

e-mail susi.linzer@aon.at<br />

7.-8.3., Wien<br />

Body Management. Mit Evelyn Doms<br />

VHS Landstraße, 3., Hainbuger Str. 40,<br />

T. 715 08 00, e-mail: vhs-3@gmx.at<br />

7.-11.3., Wien<br />

Colours, Millimeters and Sounds. Trickfilmwerkstatt<br />

mit Bärbel Neubauer<br />

<strong>An</strong>m.: Culture2Culture,<br />

7., Museumsplatz 1, T. 990 46 63,<br />

e-mail: culture2culture@chello.at, eur 250,-<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 43


an.künden<br />

10.3.-26.5., 15.30-16.30, Gerasdorf<br />

Mit Pferden wachsen<br />

Reitstall St. Gabriel/gerasdorf, 2201<br />

Gerasdorf, <strong>An</strong>m. NINLIL: T. 01/714 39 39<br />

14.-16.3., Bregenz<br />

Frauenkulturforschung in Theorie<br />

und Praxis. Mit Maria Zemp<br />

PfadfinderInnenheim, Sandgrubenweg,<br />

6900, <strong>An</strong>m. Frauengetriebe<br />

T. 05574/45 5 38, frauengetriebe@aon.at<br />

21.-22.3., Wien<br />

Coaching für Frauen.<br />

Mit Silvia Korlath<br />

<strong>An</strong>m. bis 19.3.: VHS Favoriten, 10.,<br />

Arthaberplatz 18, T. 603 40 30, eur 60,-<br />

21.-22.3., Wien<br />

Rhetorik für Frauen I. Mit <strong>An</strong>drea Broz<br />

VHS Landstraße, 3., Hainbuger Str. 40,<br />

T. 715 08 00, e-mail: vhs-3@gmx.at<br />

28.-29.3., Wien<br />

Die Reise ohne Gepäck. Auf der Suche<br />

nach Kraftquellen. Mit Elisabeth<br />

Chlebecek und <strong>An</strong>drea Nemec<br />

Frauenhetz, 3., Hetzg. 42/1,<br />

<strong>An</strong>m. bis 18.3. bei NINLIL: T. 714 39 39<br />

29.-30.3., Graz<br />

Ashtanga-Yoga für Frauen.<br />

Mit Silvia Metawea Ashtange<br />

Yoga Zentrum, 8020, Südtirolerplatz 7/I,<br />

<strong>An</strong>m. bis 21.3. T. 0316/71 60 20-0,<br />

office@frauenservice.at<br />

31.3.-4.4., Wien<br />

Websites for Webwomen,<br />

Advanced-Akademie<br />

Webakademie – von Frauen für Frauen, 1.,<br />

Schottenring 33, T. 01 969 02 07,<br />

e-mail: webakademie@webwomen.at<br />

vortrag.diskussion<br />

3.+10.3., 18.00-19.30, Wien<br />

G´sundes Essen hier und anderswo.<br />

Mit Petra Öllinger<br />

VHS Landstraße, 3., Hainburgerstraße 29,<br />

T. 715 08 00, F. 715 08 00-16,<br />

eur 6,- pro Abend<br />

11.3., 18.00-21.00, Wien<br />

Die Herrschaft der Frauen – Struktur<br />

und Wesen matriarchaler Gesellschaften.<br />

Mit Irene Fleiss<br />

Hauptschule, 3., Hainbuger Str. 40,<br />

<strong>An</strong>m. VHS Landstraße T. 715 08 00,<br />

e-mail: vhs-3@gmx.at<br />

18.3., 18.00-21.00, Wien<br />

Als das Weibliche göttlich war.<br />

Mit Irene Fleiss<br />

Hauptschule, 3., Hainbuger Str. 40,<br />

<strong>An</strong>m. VHS Landstraße T. 715 08 00,<br />

e-mail: vhs-3@gmx.at<br />

ausstellungen<br />

bis 27.4., Klosterneuburg<br />

Elke Krystufek: Nackt&Mobil<br />

Sammlung Essl, 3400, <strong>An</strong> der Donau-Au 1,<br />

T. 0800/232 800<br />

bis 23.3., Innsbruck<br />

Michaela Melián: Panorama<br />

Galerie im Taxispalais, 6020, Maria-<br />

Theresien-Str. 45, T. 0512/508 3171<br />

Dauerausstellung, Wien<br />

Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis<br />

VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,<br />

Mo-Fr 8.30-19.30<br />

bis 11.3., Wien<br />

Rackie Diankha & Edith Lettner:<br />

„X-CHANGE“<br />

Siebensterngalerie Ruth Maier, 7.,<br />

Siebensterng. 25, T.+Fax 944 55 00,<br />

Mo-Fr 6.00-19.00<br />

bis 27.4., Wien<br />

Geografie und die Politik der Moderne<br />

Generali Foundation, 4.,<br />

Wiedner Hauptstr. 15, T. 504 98 80<br />

44 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

bis 28.4., Wien<br />

Almut Rink<br />

Kusthalle Wien photo wall, 7.,<br />

Museumsplatz 1, T. 521 89 33<br />

2.3., ab 18.00, Wien<br />

Vernisage mit Inge Doule<br />

Frauencafé, 8., Lange Gasse 11<br />

lesung<br />

5.3., 19.30, Wien<br />

Corinna Waffender liest aus ihrem<br />

Roman „Zwischen den Zeilen“<br />

(Querverlag 2002)<br />

Buchhandlung Frauenzimmer, 7.,<br />

Zieglergasse 28, T. 522 48 92, Für Frauen!<br />

20.3., 19.30, Wien<br />

Die Frauenliteraturgruppe des<br />

1. Wr.Lesetheater liest Veza Canetti:<br />

Der Oger<br />

Kultur unter der Brücke, 1.,<br />

Wipplingerstraße 23<br />

21.3., 20.00, Bregenz<br />

Frauen in der Mannschaft.<br />

Buchpräsentation mit Gisela Notz<br />

Frauengetriebe, 6900, Schillerstr. 2,<br />

T. 05574/45 5 38, frauengetriebe@aon.at<br />

aktivitäten<br />

6.3.-24.10., Wien<br />

Frauenkult – Frauen(Kult)Touren,<br />

II.Teil. Mit Ruth Devime<br />

Infos und <strong>An</strong>m. VHS Urania,1.,<br />

Uraniastrasse 1, T. 712 61 91,<br />

e-mail : office@urania-wien<br />

selbstverteidigung<br />

ab 12.3., 19.00-20.00, Wien<br />

Selbstverteidigung für Fauen und<br />

Mädchen (ab 10 Jahren)<br />

VHS Penzing, 14., Linzer Str. 146,<br />

T. 914 22 55, e-mail: office@vhspenzing.at,<br />

6 Kurstage, eur 42,-<br />

14.-16.3., Wien<br />

Seito Boei: Selbstverteidigung für<br />

Frauen und Mädchen ab 14 Jahren.<br />

Mit Judith Ziegler<br />

<strong>An</strong>m. bis 12.3.: VHS Favoriten, 10.,<br />

Arthaberplatz 18, T. 603 40 30, eur 66,-<br />

22.-23.3., Graz<br />

Selbstbewusstsein – Selbstbehauptung<br />

– Selbstverteidigung.<br />

Grundkurs für Frauen und ihre 10<br />

bis 12-jährigen Töchter<br />

SBZ Geidorf, 8010, Kirchengasse 1,<br />

<strong>An</strong>m. bis 10.3. T. 0316/71 60 20-0,<br />

office@frauenservice.at<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Elterngruppe. Für Eltern homosexueller<br />

Töchter und Söhne<br />

HOSI Linz, 4020, Schubertstraße 36,<br />

T. 0732/60 98 98/1.<br />

Jeden 2. Mo 20-22.00 Uhr<br />

Frauen-Lokal-Abend der HOSI-<br />

Lesben Linz<br />

Coffee Corner, 4020, Bethlehemstraße 30.<br />

Jeden Mo ab 18.00 Uhr<br />

Frauencafé<br />

AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/602 200. Jeden Mo 18-22.00 Uhr<br />

Politisches Café<br />

AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/602 200. Jeden 1. Mo ab 19.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe: Brustkrebs aktiv<br />

begegnen<br />

<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum,<br />

8010, Brockmanngasse 48,<br />

T. 0316/83 79 98.<br />

Jeden 2. Mo 18-20.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen zum<br />

Thema: Verlust eines Kindes<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />

T. 0316/71 60 22.<br />

Jeden 1. Mo 19.30-21.00 Uhr<br />

Frauencafé<br />

FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15.<br />

Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich da noch nicht so<br />

sicher sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse<br />

29/ 7, T. 89 58 440.<br />

Jeden 2. u. 4. Mo 19.30 Uhr; eur 21,-/Abend<br />

Internet-Cafe für Frauen und<br />

Mädchen. Auch <strong>An</strong>fängerinnen.<br />

Kinderbetreuung<br />

Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />

T 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00 Uhr<br />

Morgengruppe „Carpe diem“. Körpertherapeutisch<br />

orientierte Jahresgruppe.<br />

Mit Renate Frotzler-Dittrich<br />

<strong>An</strong>m.: Frauen beraten Frauen, 6.,<br />

Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50.<br />

Jeden Mo 9-10.30 Uhr; eur 11,-.<br />

Einstieg jederzeit möglich!<br />

Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch<br />

für lesbische (Co-)Mütter<br />

Institut Frauensache,<br />

15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440.<br />

Jeden 1. Mo, 19.30, eur 3,6/Abend<br />

Dienstag<br />

Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />

Mit Sylvia Möstl<br />

Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />

2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00 Uhr<br />

Frauencafé der Frauengruppe<br />

ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,<br />

abraxa@goplay.com.<br />

Jeden Di 14-18.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe für von sexualisierter<br />

Gewalt betroffene Frauen<br />

AFZ, 4020 Linz, Humboldstr. 43.<br />

T. 0732/60 22 00/60.<br />

Jeden 2. und 4. Di. 17.30-18.30 Uhr<br />

Yoga für Frauen<br />

ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />

T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at,<br />

Di 17.45-19.00 Uhr (Beginn am 15.10.)<br />

Raus aus der Schuldfalle. Gesprächsgruppe<br />

für Mütter von Kindern mit<br />

Eßstörungen.<br />

Mit Christine Saiko-Jogan<br />

<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum, 8010<br />

Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98.<br />

Jeden 1. Di 16.15-17.30 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe:„Wenn Frauen zu<br />

sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />

T. 0316/71 60 22. Jeden Di 19.30-21.00 Uhr<br />

Telefonische Verhütungsberatung –<br />

kompetent, anonym, kostenlos<br />

Frauengesundheitszentrum Graz,<br />

T. 0664/99 27 44. Jeden Di 17-19.00 Uhr.<br />

Infos auch unter<br />

http://www.fgz.co.at/links.htm<br />

Hotline für gynäkologische Fragen.<br />

Mit Christine Lang<br />

F.E.M., T. 01/601 91/52 03.<br />

Jeden Di 14-15.00 Uhr<br />

Team for girls: Gruppe für weibliche<br />

Lehrlinge<br />

<strong>An</strong>m.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-<br />

24/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45.<br />

Jeden Di 18-21.00 Uhr<br />

Therapeutische Gruppe für Frauen<br />

mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen.<br />

Mit Bettina Reinisch<br />

<strong>An</strong>m.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden Di 18.30-20.00 Uhr;<br />

eur 21,-/Abend<br />

Mittwoch<br />

Schreibwerkstatt für Frauen.<br />

Mit Fini Zirkovich<br />

Literaturhaus Mattersburg.<br />

Jeden Mi 19.00 Uhr. <strong>An</strong>m.: T. 02626/677 10<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen nach<br />

einer Scheidung/Trennung<br />

AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/602 200, Mi 18-19.00 Uhr<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Brockmanngasse 48. Info: Elisabeth Holzer,<br />

T. 0316/32 34 33. Jeden 2. Mi 16-17.30 Uhr<br />

Bücherflohmarkt. Der Erlös kommt<br />

dem Deutschkurs für ausländ.<br />

Frauen zugute<br />

Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Verkauf u. Abgabe von<br />

Büchern jeden Mi 9-12.00 Uhr<br />

Come in. Offene Gruppe für Lesben<br />

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 586 81 50.<br />

Jeden 2. Mi ab 20.00 Uhr<br />

Dein Körper, deine Verbündete.<br />

Gruppe für Frauen,„einfach zum<br />

Wohlfühlen“. Mit <strong>An</strong>drea Scheutz<br />

<strong>An</strong>m.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 19.00 Uhr,<br />

eur 21,-/Abend<br />

FrauenART – offenes Atelier für Frauen.<br />

Lustvolles Experimentieren steht<br />

im Vordergrund, keine künstl.<br />

Vorkenntnisse nötig<br />

Jeden 1. Mi.abend. Info & <strong>An</strong>m.:<br />

<strong>An</strong>na Rakos, T. 478 63 88<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen<br />

<strong>An</strong>m.: Notruf für vergewaltigte Frauen<br />

und Mädchen, T. 523 222.<br />

Jeden Mi 18.00 Uhr<br />

Heilpädagogisches Reiten für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />

Mit Johanna Foltinek<br />

Reitanlage des ASKÖ Wien, Freudenau.<br />

Vorgespräch und <strong>An</strong>m. erforderlich:<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71;<br />

eur 33,-/Einheit. Fortlaufender Kurs,<br />

jeweils Mi Nachmittag<br />

HOSI Lesbengruppe<br />

Novaragasse 40, 2., T. 216 66 04.<br />

Jeden Mi ab 19.00 Uhr<br />

Open House – Für Frauen, die Kontakt<br />

zu anderen Frauen suchen<br />

Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />

T. 587 67 50. Jeden Mi 18-20.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />

Brustkrebs<br />

Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/<br />

Ecke Kreuzgasse, Info-T. 408 70 40.<br />

Mo-Mi 9.00-14.00, Di, Do 14-19.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />

<strong>An</strong>gststörungen<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 18.30;<br />

eur 3,6/Abend<br />

Venus im Bade: Sauna, Whirlpool,<br />

Schwimmbecken und Tepedarium.<br />

Exklusiv für Frauen<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.<br />

Jeden 3. Mi 20-01.00, eur 11,-, <strong>An</strong>m.:<br />

T. 988 98 120 oder badehaus@sargfabrik.at<br />

Donnerstag<br />

Die Tür – Frauencafe<br />

7000 Eisenstadt, J. Joachimstr. 11/2,<br />

02682/66 124; 7210 Mattersburg,<br />

Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670.<br />

Jeden Do 10-12.00 Uhr<br />

Treffpunkt Internetcafe. surfen –<br />

mailen – chatten und dazwischen<br />

plaudern. Mit Sylvia Körbler<br />

Frauenberatung, 3910 Zwettl,<br />

Galgenbergstraße 2. Jeden 1. u. 3. Do<br />

16-19.00, T. 02822/522 71-0<br />

Regenbogen Stammtisch<br />

Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />

Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14,<br />

ooe@hosilinz.at, ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe für <strong>An</strong>gehörige von<br />

Frauen, die von sexualisierter Gewalt<br />

betroffen sind<br />

AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/602 200, Do 15-16.00 Uhr<br />

Gynäkologische Ordination und<br />

„zweite“ Meinung.<br />

Mit Marianne Stögerer<br />

<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum, 8010,<br />

Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98.<br />

Jeden Do 14-16.30<br />

Comgirls. Kostenlos chatten, mailen<br />

und surfen für Mädchen<br />

Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24/<br />

Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45/14.<br />

Jeden Do 16-19.00 Uhr<br />

Feministische Schreibwerkstatt<br />

Frauencafé, 8., Lange Gasse 11.<br />

Jeden 2. Do 19.30-21.00 Uhr<br />

Kostenloser Deutschkurs für<br />

Migrantinnen. Mit Irmtrud Pohl<br />

<strong>An</strong>m.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden Do 10.30 Uhr<br />

Muttertag.<br />

Kostenlose Kinderbetreuung<br />

<strong>An</strong>m: ega, 6., Windmühlgasse 26,<br />

T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme Ess-<br />

Süchtige<br />

1., Seitenstettengasse 5/1. Stock/Tür 4.<br />

Jeden Do 12.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144<br />

Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme Ess-<br />

Süchtige<br />

Amerlinghaus, 7., Stiftgase 8. Jeden Do<br />

19.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen mit Essstörungen.<br />

Mit Olivia Wollinger<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden Do 18.30; eur 7,3/Abend<br />

sistaDance-Toptraining<br />

4., Rienößlgasse 4. Jeden Do<br />

Widerstandslesung. Künstlerische<br />

Beiträge (lesen, spielen, singen, feuerschlucken<br />

etc.) willkommen:<br />

http://www.awadalla.at/el/<br />

kalender.at<br />

Botschaft der besorgten BürgerInnen, 1.,<br />

Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17-19.00 Uhr<br />

Freitag<br />

Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />

HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />

T. 0732/60 98 98.<br />

Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00 Uhr<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13.<br />

Jeden 4. Fr ab 20.00 Uhr<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen<br />

– der Abend für Lesben und<br />

Freundinnen<br />

Feel Free, 8010 Graz, Rapoldgasse 24.<br />

T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19-22.30 Uhr<br />

Frauendisco<br />

Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24.<br />

Jeden letzten Fr 19-2.00 Uhr<br />

Intenet-Café von Frauen für Frauen<br />

abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />

Straße 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00 Uhr,<br />

jeder letzte Fr speziell für Mädchen!<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migrantinnen<br />

Cafe Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />

jeden ersten Freitag im Monat<br />

Resis.danse-Tanzabend<br />

HOSI, 2., Novaragasse 40.<br />

Jeden Fr 21.00 Uhr


Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme<br />

Ess-Süchtige<br />

22., Rennbahnweg 27. Jeden Fr 19.00 Uhr.<br />

Info: T. 0676/78 79 144<br />

Therapeutisches Malen.<br />

Mit Karin Herber<br />

<strong>An</strong>m.: Frauen beraten Frauen, 1.,<br />

Seitenstettengasse 5/7, T. 587 67 50.<br />

Jeden Fr 18-20.00 Uhr; eur 18,-/Abend.<br />

Vorgespräch erforderlich!<br />

Samstag<br />

Club <strong>An</strong>derwelt<br />

6., Theobaldgasse 10.<br />

Jeden 2. Sa ab 22.00 Uhr<br />

Sonntag<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2<br />

T. 05574/ 45 538, frauengetriebe@aon.at.<br />

Jeden 1. So ab 11.00 Uhr<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.<br />

Jeden 3. So 16.00-20.00, eur 12,50<br />

(Bad + Kosmetik), <strong>An</strong>m.: T. 988 98 214<br />

oder sonja.c@gmx.at<br />

Frauenbadefreuden. Mit Schönheitsmitteln<br />

„á la Sonja“ und Spezialistinnen<br />

für Hand, Fuß, Düfte und Massage<br />

<strong>An</strong>m.: Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />

T. 988 98 214. Jeden 3. So 16-20.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme<br />

Ess-Süchtige<br />

13., St. Veitgasse 25. Jeden So 19.30 Uhr.<br />

Info: T. 0676/78 79 144<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veganes Buffet<br />

E.K.H., 10., Jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenland,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstraße 26,<br />

T. 03322/430 01<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg,<br />

Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670;<br />

7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2<br />

02682/66 124<br />

Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />

für Frauen. Auch muttersprachliche<br />

Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />

Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />

Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00 Uhr<br />

Beratung im Schwangerschaftskonflikt,<br />

bei Verhütungsfragen und<br />

Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />

T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at<br />

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />

Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.<br />

Mo u. Do 16-19.00, Mi 9-12.00 Uhr<br />

Psychotherapeutisches Orientierungsgespräch.<br />

Einmalige, kurzfristige<br />

Unterstützung in einer schwierigen<br />

Lebenssituation.<br />

Mit Christine Saiko-Jogan<br />

<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum, 8010,<br />

Brockmanng. 48, T. 0316/83 79 98; eur 22,50<br />

Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />

(eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe<br />

und Infos zu Schwangerschaftshilfen<br />

und/oder Schwangerschaftsabbruch<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;<br />

Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr<br />

Arbeitsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />

in der Kindheit<br />

Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse<br />

5/7. Info: T. 0676/717 29 67,<br />

e-mail: arbeitsgruppe @gmx.at<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre <strong>An</strong>gehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1, T. 714 39 39<br />

Coaching und Supervision für berufstätige<br />

Frauen. Mit Susanne Schmölzer<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Einzelberatung für <strong>An</strong>gehörige von<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />

Mit Susanne Schmölzer<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 7,-<br />

Einzelberatung für Frauen in<br />

Krisensituationen<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />

Tel. Beratung jeweils Di 10-12.00 u. Do<br />

14-16.00 unter T. 476 15/57 75 sowie<br />

per e-mail: fem@aon.at<br />

Einzelberatung für Raucherinnen.<br />

Mit Doris Gartner<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 7,-<br />

Einzelberatung und Therapie bei<br />

Essstörungen für betroffene Frauen.<br />

Mit Renate Gänszle<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />

Einzelberatung und Therapie bei<br />

Essstörungen für Mädchen.<br />

Mit Martina Nöster<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 72; Erstgespräch kostenlos!<br />

Fortbildung für psychosoziale Berufsgruppen.<br />

Mit Renate Gänszle<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Internationaler Frauentag!<br />

Help – schnelle Hilfe für junge Leute<br />

bei Fragen zu Partnerschaft, Liebe<br />

und Sexualität<br />

F.E.M., T. 476 15/57 72<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin.<br />

Mit Gabriele Knappitsch<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Mediation: professionelle Konfliktregelung<br />

bei Konflikten im Privatoder<br />

Berufsleben<br />

<strong>An</strong>m.: die.mediatorinnen. gabriele.schweiger@mediatorinnen.at,<br />

T. 0699/19 46 62 22<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit<br />

Essstörungen<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Schulworkshops zum Thema Essstörungen.<br />

Mit Susanne Schmölzer<br />

und Martina Nöster<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Schwanger – was nun? Beratungshotline<br />

F.E.M., T. 476 15/57 71<br />

Sexualberatung.<br />

Mit Renate Türk-Lindmaier<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 10,-<br />

Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co.“<br />

Mit Martina Nöster<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 72<br />

Women first: Selbstbestimmung für<br />

behinderte Frauen<br />

Info: Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 714 39 39<br />

an.künden<br />

Nicht nur die große Frauendemo am Einkaufssamstag durch die Wiener Mariahilferstraße<br />

wird ein sichtbares Zeichen für eine lebendige Frauenbewegung und für<br />

weibliches Begehren in jeder Hinsicht setzen. Das diesjährige Motto lautet „Frauen<br />

gegen den Krieg“. Auch in den Bundesländern gibt es zahlreiche Aktivitäten zum<br />

Frauentag: Vom Frauenfrühstück am Morgen bis zur Frauendisco am Abend (und<br />

bis in den nächsten Morgen). Interessant auch das vielfältige frauenspezifische<br />

Programm der Kulturhauptstadt Graz.<br />

8.3.<strong>2003</strong> in ganz Österreich, siehe Detailprogramm<br />

Your line. Für Mädchen, die gerade eine<br />

Lehre machen und darüber reden wollen<br />

Sprungbrett, T. 789 45 45/12.<br />

Jeden Mo/Di/Mi 12-16.00 Uhr<br />

radio.fixtermin<br />

Jeder 1. Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Khanum –<br />

die persischsprachige Frauensendung<br />

Radio Orange 94,0 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />

Di 18-19.00<br />

ta mera – an Orten wie diesen.Von Frauen<br />

für Frauen.Von Lesben für Lesben<br />

Radio Orange 94,0 MHz<br />

Mi 20.05-20.20<br />

Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

eine frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94.0 MHz<br />

märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 45


an.künden<br />

Slowenische Lieder<br />

Die 1974 in Slownien geborene Aleksandra Tehovnik<br />

präsentiert „Songs from Slovenia“ in der Wiener<br />

Sargfabrik. Die Sängerin, Schauspielerin und nebenbei<br />

auch noch Politologin möchte die schlichten<br />

schönen Melodien slowenischer Volks- und Kinderlieder<br />

durch ihre Interpretation einem jungen Publikum<br />

zugänglich machen. Von besinnlich bis rasant reicht<br />

die Palette der Lieder, die einen Einblick in die musikalische<br />

Landschaft Sloweniens geben.<br />

25.3.<strong>2003</strong>, 20.30, Sargfabrik, 1040 Wien, Goldschlagstr. 169,<br />

Reservierungen:T. 945 30 40<br />

Mi 18-19.00<br />

Abwechselnd: orangina – Fanzine zu<br />

Mädchennetzwerken in der Subkultur<br />

/ bauch.bein.po – Die Sendung für<br />

die ganze Frau<br />

Radio Orange 94,0 MHz<br />

Do 18-19.00<br />

HOSI Lesbenradio (Jeder 1. Do)/<br />

La manifesta (2. Do)/Görls linkup<br />

(3. Do)/Lourdes (4. Do)<br />

Radio Orange 94,0 MHz<br />

46 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />

Jeden 1. u. 3. Fr 16.30-17.30<br />

SPACEfemFM. Frauenradio<br />

Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: Dyketime –<br />

Radiomagazin für Lesben/<br />

frauenforum<br />

RadioHelsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />

Fr 19.00-19.15<br />

hot news for the sisters<br />

Radio Orange 94,0 MHz<br />

Jeden 2. Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />

Frauenforums<br />

Radio Orange 94,0 MHz<br />

tanz.fest<br />

1.3, ab 21.00, Wien<br />

WorldbeatZ. multicultural women’s<br />

club. Ethno-Electronica DJ RoterRubin<br />

& special guests<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />

Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />

4.3., ab 19.00, Wien<br />

Präsentation des neuen aktualisierten<br />

Frauenstadtplans<br />

Frauencafé, 8., Lange Gasse 11,<br />

Infos: auf T.+Fax 533 91 64<br />

14.3., ab 19.00, Wien<br />

Aanchal – Lesben in Indien.<br />

Diavortrag, Diskussion, indische Party<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />

Prechtlgasse, T. 402 87 54, UKB eur 8,-<br />

14.+28.3., ab 22.00, Wien<br />

HOT STUFF: Floor 1: Funky House,&<br />

Dancefloor, Floor 2: Good Times<br />

60er, 70er, 80er<br />

U96, 9., Nussdorferstr. 69,<br />

neben Auge Gottes Kino<br />

15.3., 20.00, Wien<br />

20 Jahre HOSI Linz<br />

Redoutensäle, 4020, Promenade 39<br />

15.3., ab 21.00, Wien<br />

Zeitreise. the soundtrack of our lives,<br />

DJ dragon<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />

Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />

15.3., ab 22.00, Wien<br />

Homoriental. Multikultureller Klub,<br />

lesbisch/schwul/gemischt. DJ Yasemin<br />

Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37<br />

21.3., ab 21.00, Wien<br />

Solidaritätsfest für LEFÖ am Internationalen<br />

Tag gegen Rassismus.<br />

Performance von Grace Latigo,<br />

ab 23.00 DJ-line<br />

Tacheles, 2., Karmeliterplatz 1,<br />

http://www.lefoe.at<br />

22.3., ab 21.00, Wien<br />

Solidaritätsfest für eine inhaftierte<br />

Freundin in Peru<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />

Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />

diverses<br />

7.3., 20.00, Wien<br />

Treffen der feministischen Migrantinnen:<br />

Bericht über die Berliner Tagung<br />

queersein + ethnizität<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8<br />

13.3., Wien<br />

Cabinet 9<br />

WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121-0,<br />

Eröffnung 12.3., 19.00<br />

19.-20.3, Salzburg<br />

Frauen-Vor!-Konferenz. Frauenvernetzungstreffen<br />

vor der 5. Österr.<br />

Armutskonferenz<br />

Bildungshaus St. Virgil, 5026, Ernst-Grein-<br />

Str. 14, T. 0662/65901-0<br />

20.-21.3., Salzburg<br />

5. Österreichische Armutskonferenz.<br />

Pflicht zum Risiko?<br />

Bildungshaus St. Virgil, 5026, Ernst-Grein-<br />

Str. 14, T. 0662/65901-0<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 04/03: 12.03.03<br />

termine@anschlaege.at<br />

aus.blick<br />

i nternational<br />

an.<strong>schläge</strong> im april<br />

verwischte Grenzen<br />

In Südserbien werden Jungfrauen zu Männern sozialisiert,<br />

wenn kein männlicher Stammhalter geboren<br />

wurde<br />

berlinale<br />

Filmfieber<br />

Eine Nachschau der Berlinale <strong>2003</strong>. Was feministische<br />

und queer-Filme immer noch zu bieten haben, wenn<br />

sie angeboten werden<br />

gesellschaft<br />

Wohnprojekt<br />

Wohnen nur mit Frauen – ein Traum? In Wien wird<br />

derzeit eifrig an der Realisierung eines Frauenwohnprojektes<br />

gearbeitet.<br />

an.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchhandlungen<br />

Winter<br />

Zentralbuchhandlung<br />

Ebbe & Flut<br />

Südwind<br />

Frauenzimmer<br />

Riedl<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

1010<br />

1010<br />

1030<br />

1070<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

4600<br />

Landesgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Radetzkystr. 11<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Zieglergasse 28<br />

Alser Str. 39<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzspanierstr. 15<br />

Dragonerstr. 22


Offener Brief<br />

von den TeilnehmerInnen des Weltsozialforums an die österreichische Bundesregierung in spe:<br />

Blind, taub, stumm?<br />

Wir haben vom 23. – 28. 1. <strong>2003</strong> am 3. Weltsozialforum in Porto Alegre, Brasilien, teilgenommen. Dort waren über 100.000 Menschen aus der ganzen<br />

Welt versammelt, um die Probleme aufzuzeigen, die die neoliberale Globalisierungspolitik in allen Ländern der Erde verursacht. Gemeinsames Motto<br />

der über 2.000 Veranstaltungen dieser Tage: „Eine andere Welt ist möglich!“<br />

Denkt man in Porto Alegre an Österreich, das gerade gewählt hat und sich im Prozess der Regierungsbildung befindet, dann fragt man sich, ob sich<br />

Österreich eigentlich auf dem selben Planeten befindet. Vielleicht ist es ja so, dass für Österreich wunderbarerweise all das nicht gilt, was hier aus allen<br />

5 Kontinenten berichtet wird: Die internationalen Großkonzerne benutzen die Regierungen weltweit, um restlos alle Dinge, Ressourcen und Lebewesen<br />

in Waren zu verwandeln, also zu vermarkten und entsprechend alle menschliche Tätigkeit restlos in Warenproduktion bzw. vermarktbare<br />

Dienstleistungen. Bei all dem sollen weder ein öffentlicher Sektor, noch demokratische Kontrolle, noch eine garantierte allgemeine Versorgung, noch<br />

eine angemessene Qualität und Preisgestaltung mehr möglich sein und auch ein kleines und mittleres bzw. nationales privates Kapital nicht mehr übrig<br />

bleiben.<br />

In Österreich ist weder im Wahlkampf, noch nach dem Wahlkampf, noch bisher bei der versuchten Regierungsbildung von den Verantwortlichen darüber<br />

gesprochen worden. Glückliches Österreich. Es hat sich nur mit Ambulanzgebühren herumzuschlagen! Ja, auch Studiengebühren und<br />

Universitätsreform, Pensionen und eine plötzlich, nach den Wahlen auf ominöse Weise notwendig gewordene „große Staatsreform“ haben anscheinend<br />

allesamt nichts mit der Durchsetzung des Neoliberalismus in Österreich zu tun. Selbst die Abfangjägerdebatte ließ nichts ahnen von dem halben<br />

Weltkrieg, dessen Beginn mit dem Aufmarsch von einer Viertelmillion-Mann-Armee in Mittelost zu beginnen droht!<br />

Umso weiter man von Österreich entfernt ist, desto gespenstischer erscheint einem die Blindheit, Taubheit und Stummheit der hiesigen politischen<br />

Debatte. Oder wird sie doch geführt, jenseits der Öffentlichkeit?<br />

Wir wissen alle, dass Österreich zur EU gehört, das es WTO-Mitglied ist und dass es Verhandlungen über das GATS, das sogenannte „Allgemeine<br />

Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen“ führt. Das heißt: Österreich hat sich der neoliberalen Politik der Europäischen Union angeschlossen,<br />

hat das ganze Programm der neoliberalen Globalisierung übernommen – nur nicht seine Folgen? Glauben die österreichischen PolitikerInnen<br />

tatsächlich, von den Ergebnissen dieser Projekte als einzige ausgenommen zu bleiben?<br />

Die SPÖ hätte von Brasilien lernen können, wie man an die Macht kommt. Der neue brasilianische Präsident mit dem Spitznamen „Lula“ war Arbeiter<br />

und Gewerkschafter und wurde Präsident, weil er die wahren Probleme Brasiliens, die aus der gleichen Politik resultieren, der Österreich sich angeschlossen<br />

hat, deutlich beim Namen genannt hat. Wieso haben die Roten und auch die Grünen in Österreich dieses versäumt? Von den Tatsachen her<br />

gesehen haben sie jedenfalls der ÖVP das politische Feld einfach und kampflos überlassen, indem sie noch nicht einmal deren ausgesprochen pro-neoliberale<br />

Politik kritisierten. Nun wollen sie mit der ÖVP dennoch an die Macht. Die Frage ist, warum. Denn es ist ja nicht so, dass es innerhalb der SPÖ<br />

oder der Grünen keine Kritik am Neoliberalismus gäbe. Ganz im Gegenteil, gerade Alfred Gusenbauer hat sich neben seiner pro-neoliberalen Rede von<br />

einer angeblich möglichen „solidarischen Hochleistungsgesellschaft“ wiederholt öffentlich – wenn auch nur auf ausdrückliche Nachfrage hin – dezidiert<br />

gegen Globalisierung, Neoliberalismus und insbesondere das GATS geäußert. Bedeutet dies, dass man bei einer Regierungsbeteiligung nun im<br />

Nachhinein oder irgendwie heimlich doch noch das Schlimmste verhindern will? Kann man etwas verhindern, von dem nie die Rede ist? Kann eine<br />

Regierung gebildet werden, die sich darauf einigt, die wirklichen Probleme der Zeit gar nicht anzugehen?<br />

Von Porto Alegre aus gesehen wundert es nicht, dass die Regierungsbildung in Österreich ein Problem darstellt. Denn wie soll regiert werden, wenn<br />

verleugnet wird, worum es eigentlich geht? Worum es aber geht, liegt nicht im Belieben einer offiziellen Definition. Was nicht benannt wird, ist dennoch<br />

vorhanden und hat Wirkungen. Die Folgen des globalen Neoliberalismus haben ja längst angefangen, sich auch in Österreich bemerkbar zu<br />

machen, selbst wenn sie damit nicht in Zusammenhang gebracht werden. Durch die Hintertür wird allemal auch Österreich von dem eingeholt, was es<br />

mit betreibt. Je später mit den Reaktionen begonnen wird, desto schwieriger. Alle wissen z.B.: Nur bis Ende <strong>März</strong> ist Zeit, die europäischen<br />

Verhandlungen zum GATS durch Einspruch einer Bundesregierung noch zu beeinflussen. Danach verhandelt die EU stellvertretend für alle ihre<br />

Mitglieder allein bei der WTO. Der Februar hat bereits begonnen. Wer redet öffentlich über das GATS? Spielt es bei den Regierungsverhandlungen überhaupt<br />

eine Rolle?<br />

Eins steht fest: Wer jetzt noch etwas gegen das GATS unternehmen will, bräuchte dafür einen massiven Rückhalt in der Bevölkerung. Weil dieser<br />

Rückhalt gar nicht gesucht wird, ist davon auszugehen, dass alle im Parlament vertretenen österreichischen Parteien den globalen Neoliberalismus auch<br />

für Österreich restlos akzeptiert haben und durchzusetzen gedenken.<br />

Eine Sozialdemokratie, die wieder einmal den historischen Moment versäumt, dem Wahnsinn etwas entgegenzusetzen und stattdessen so tut, als beruhe<br />

das neoliberale Projekt auf einer seriösen, ernstzunehmenden und schließlich doch zu akzeptierenden Grundlage, vertut sehenden Auges ihre letzte<br />

Chance, dem sich weltweit ausbreitenden Neototalitarismus Einhalt zu gebieten – oder dies wenigstens zu versuchen. Genau dies aber wäre ihre historische<br />

Aufgabe (gewesen). Für eine ÖVP-SPÖ-Koalition würde eigentlich nur dann etwas sprechen, wenn sie dazu führt, 80% der WählerInnen in eine<br />

antineoliberale Politik mitzunehmen. Will sie dies nicht, ist sie ein Verrat und Betrug am Volk. Geht die SPÖ jetzt nicht in Opposition zum<br />

Neoliberalismus, sei es innerhalb oder außerhalb der Regierung, wird sie ihre Glaubwürdigkeit für immer verlieren.<br />

Wir sehen schon, das Austrian Social Forum (ASF), das im Frühjahr in Hallein gegründet werden wird, wird in den nächsten Jahren genug zu tun haben!<br />

Univ. Prof. Dr. Claudia von Werlhof (Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck), Dr. Leo Gabriel (Ludwig Boltzmann-Institut für zeitgenössische<br />

Lateinamerikaforschung) und Dr. Walter Baier (KPÖ)


● Kind und Job! ● Aufstieg ohne Hürden! ● Gleiche Arbeit, gleicher Lohn!<br />

Mehr Kinderbetreuungsplätze<br />

und mehr Unterstützung!<br />

Frauenspezifische Aus- und Weiterbildungsprogramme<br />

für mehr<br />

Aufstiegschancen!<br />

Damit Frauen<br />

Zukunft haben!<br />

Bei der Frauenmesse<br />

am 08.03.<strong>2003</strong><br />

Design Center, Linz<br />

Abbau der Einkommensunterschiede für<br />

mehr Lohngerechtigkeit!<br />

an.<strong>schläge</strong> Nr. 03/03, märz <strong>2003</strong>/17. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M<br />

www.ooe.spoe.at

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