März 2003 (PDF) - An.schläge
März 2003 (PDF) - An.schläge
März 2003 (PDF) - An.schläge
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
an.<strong>schläge</strong>03/<strong>2003</strong><br />
an.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN märz<br />
thema<br />
grenzenlos<br />
<strong>An</strong>dere Länder – andere Feminismen. Ein Blick<br />
über den Tellerrand anlässlich des 8. <strong>März</strong><br />
interviews<br />
aussondiert<br />
Für und Wider schwarz-grüne Verhandlungen.<br />
Realpolitik ist wahrlich kein Honiglecken<br />
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
auf.takt<br />
Schön langsam wurde es ja schon langweilig,<br />
aber in der Endproduktion zur aktuellen <strong>März</strong>-<br />
Ausgabe haben uns die innenpolitischen Ereignisse<br />
dann doch beinahe überrollt.<br />
Erst traten die Grünen in Verhandlungen mit der<br />
ÖVP ein, um dann doch noch zu scheitern. Und<br />
dann, einen Tag bevor die Zeitung in die Druckerei<br />
geht erfahren wir, dass wir höchstwahrscheinlich<br />
wieder dieselbe Regierung bekommen werden,<br />
die vor einem halben Jahr zu Neuwahlen geführt<br />
hatte, weil sie nicht mehr miteinander konnten.<br />
Die rasante Entwicklung der Innenpolitik spiegelt<br />
sich auch in dieser Ausgabe wider. So könnt ihr<br />
Interviews mit zwei Grünen Frauen lesen, die<br />
noch darüber diskutierten, ob die schwarz-grünen<br />
Regierungsverhandlungen überhaupt gerechtfertigt<br />
seien (ab Seite 8). Als dann die Verhandlungen<br />
scheiterten, schafften wir es – stets<br />
um Aktualität bemüht – tatsächlich noch ein Interview<br />
mit (einer noch etwas gezeichneten)<br />
Madeleine Petrovic zu bekommen, um mehr über<br />
die Hintergründe des Scheiterns zu erfahren<br />
(ab Seite 10).<br />
Den Internationalen Frauentag am 8. <strong>März</strong> haben<br />
wir zum <strong>An</strong>lass genommen, um uns feministische<br />
Bewegungen in anderen Ländern genauer<br />
anzusehen. Das Thema widmet sich auf sechs<br />
Seiten den Feminismen in Afrika, Lateinamerika<br />
und in Pakistan (ab Seite 14).<br />
So wie auf der Regierungsbank blieb auch in<br />
der an.<strong>schläge</strong>-Redaktion alles beim alten. Heidi<br />
Kolm war auch im Februar Praktikantin und wir<br />
suchen immer noch nach einer engagierten<br />
<strong>An</strong>zeigenkontakterin! Bewerbungen werden jederzeit<br />
entgegengenommen.<br />
Eure an.<strong>schläge</strong><br />
an.<strong>schläge</strong><br />
an.spruch<br />
Aliens in Alliance<br />
Es ist höchste Zeit für eine Allianz der Ausgegrenzten<br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
koalition.verhandlungen<br />
Darf das sein?<br />
Elisabeth Holzer und Jutta Sander zu Schwarz-Grün<br />
i nterview<br />
„Bis zum Umfallen“<br />
Madeleine Petrovic zum Scheitern der Koalitionsverhandlungen<br />
an.sage<br />
Arme Männer?<br />
Stellungnahmen zur Männerstudie 2002<br />
feminismen.lateinamerika<br />
Macht der Definition<br />
Frauen am Kontinent der Machos sind schon lange in Bewegung<br />
feminismen.islam<br />
„Feminismus wurde vereinnahmt“<br />
Shehar Bano Khan im Interview über islamischen Feminismus<br />
feminismen.afrika<br />
Im Süden viel Neues<br />
Feministische Bewegungen sind in Afrika sehr lebendig<br />
forum.wissenschaft<br />
Sein’s net so!<br />
Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz gilt oft als unglaubwürdig<br />
arbeitslos<br />
Ohne Arbeit – ohne Geld?<br />
Die Grundzüge des novellierten Arbeitslosenversicherungsgesetzes<br />
rechte.frauen<br />
Frigga und die Walküren<br />
Auch Frauen haben in der männlich dominierten rechten Szene Platz<br />
graz<strong>2003</strong><br />
Frauen in Bewegung<br />
WOMENT! erobert die Kulturhauptstadt Europas für sich<br />
film<br />
Frida – Viva la Vida<br />
Das Leben der mexikanischen Mahlerin Frida Kahlo wurde verfilmt<br />
an.klang<br />
Belebende Töne<br />
Der passende Soundtrack für den heiß erwarteten Frühlingsbeginn<br />
ge.sehen<br />
TV ohne Frau<br />
Die neue Frauenschiene auf TW1 im Check<br />
05<br />
08<br />
10<br />
24<br />
14<br />
16<br />
18<br />
22<br />
28<br />
32<br />
34<br />
36<br />
38<br />
42
an.an.<strong>schläge</strong><br />
04 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
an.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76<br />
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege .at<br />
http://www.anschlaege.at<br />
Redaktionskollektiv: Karin Eckert/keck (Koordination, Buchhaltung),<br />
Verena Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Koordination,<br />
Abos), Kerstin Kellermann/kek, Helga Pankratz/ pan<br />
Inserate, PR: e-mail: inserate@anschlaege.at<br />
Ständige Mitarbeiterinnen: Doris Brenner/DoB, <strong>An</strong>ni Bürkl/abü,<br />
Petra Öllinger/PÖ, Claudia Saller/cs (Termine), Eva<br />
Steinheimer/ESt<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: <strong>An</strong>gelika Baier/ajb, Bettina Behr,<br />
<strong>An</strong>drea Bichl-Dunkler, Christina Buder, Daniela Fohn/DF,<br />
Ulrike Gomelsky, Heidi Kolm/heko, Erika Müller, Mansah<br />
Prah, Johanna Schaffer, Eva Ursprung, <strong>An</strong>ita Weinberger<br />
an.sage: Daniela Yeoh & Elli Scambor<br />
neu.land: Jasmina Jankovic’<br />
heim.spiel: Eva Steinheimer<br />
wyber.space: <strong>An</strong>ni Bürkl<br />
ge.sehen: Gabi Obojkovics<br />
an.klang: Sonja Eismann & Ute Hölzl<br />
plus.minus: Helga Pankratz<br />
Cartoon: Borges Ledolter<br />
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />
Fotos: an.<strong>schläge</strong>-Archiv, Christel Becker-Rau, Magdalena<br />
Blaszczuk, Michaela Bruckmüller, Buena Vista Int., Bunte<br />
Zeitung, Dreier/Ursprung, Gabi Horak, Evelyn Rois,<br />
an.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />
Layout: <strong>An</strong>drea Gadler<br />
Druck: Reha Druck, Graz<br />
© an.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
Betreff: Jahresplanerin <strong>2003</strong><br />
Übersichtlicher durchs Jahr!<br />
Hallo ihr fleißigen & kreativen Kreaturen!<br />
Mal ein großes Lob an eure Projekte &<br />
vielen Dank, dass es euch gibt! Ich<br />
war etwas-bis-ziemlich frustriert,<br />
dass es keine „Erfolgsplanerin“ im<br />
Jännerheft gegeben hat. Mit diesem<br />
superübersichtlichen Kalender hab<br />
ich mich – übersichtlicher als die Jahre<br />
zuvor – durchs Jahr 2002 „gesichtet“<br />
& finde bereits, dass mir dies<br />
Ding schon sehr fehlt. War denn etwa<br />
für das Jahr <strong>2003</strong> gar keine „Erfolgsplanerin“<br />
geplant? Oder war gerade<br />
in dem Heft, das ich kaufte, keine „Erfolgsplanerin“<br />
dabei – rausgerutscht<br />
oder so? Ich würde mich sehr freuen,<br />
wenn ihr mir verraten könntet, wohin<br />
ich laufen müsste, um mir so eine<br />
„Kalendra“ zu kaufen? Vielen Dank im<br />
Voraus für etwaige Tipps & alles Gute<br />
für <strong>2003</strong><br />
Marion Wister<br />
Liebe Marion,<br />
die „Kulturplanerin <strong>2003</strong>“ war in der<br />
Februar-Ausgabe der an.<strong>schläge</strong> beigelegt,<br />
sollte demnach bei jeder Leserin<br />
spät aber doch angekommen sein.<br />
Für die – mittlerweile liebgewordene<br />
– Tradition zeichnet sich übrigens<br />
nicht unsere Redaktion verantwortlich,<br />
sondern Gabriele Szekatsch (unsere<br />
ehemalige Comic-Zeichnerin!).<br />
<strong>An</strong> sie kann frau sich auch für Nachschub<br />
wenden:<br />
e-mail: alaska@t0.or.at, T. 01/402 26 35<br />
Die Redaktion<br />
Betrifft:„Mit stolzer Brust“ in an.<strong>schläge</strong> 2/03<br />
Oberflächlich<br />
Liebe an.<strong>schläge</strong>,<br />
Ich habe euer Heft über meine Tochter<br />
in die Finger bekommen und bezeichne<br />
mich selber eigentlich nicht<br />
als Feministin. Aber den Artikel zur<br />
Brust habe sogar ich oberflächlich gefunden.<br />
Der hätte in der „Brigitte“<br />
auch stehen können! Wo bleibt da die<br />
kritische Information und wo der<br />
„an.schlag“?<br />
Maria<br />
an.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />
FRAUEN<br />
BURO<br />
MAGISTRAT DER STADT WIEN
Helga Pankratz<br />
Aliens in Alliance<br />
Am 13. Februar fand im „Depot“ in der Wiener Breitegasse<br />
eine gut besuchte Diskussion zum Thema „<strong>An</strong>tirassistische<br />
Allianzen“ statt. Das „Depot“, in dem<br />
vor etwa einem Jahr auch schon eine an.<strong>schläge</strong> Präsentation<br />
stattgefunden hat, muss wegen Subventionsentzug<br />
seitens des Bundes schließen. Nach neun Jahren<br />
„Depot“-Betrieb war Februar der letzte Veranstaltungsmonat,<br />
und „<strong>An</strong>tirassistische Allianzen“ eine der letzten Vortragsund<br />
Diskussionsrunden, die dort dem Informations-Kahlschlag<br />
des Main- und Malestream kleinweise aber beharrlich eine<br />
Alternative entgegengesetzt haben. Auf dem Podium: Claudia<br />
Volgger von der feministischen Zeitschrift sic!, der Schriftsteller<br />
und Behindertenvertreter Erwin Riess, die Begründerin<br />
einer Gruppe von und für Schwarze Jugendliche der 2. Generation<br />
in Österreich, Araba Evelyn Johnston-Arthur, und ich<br />
für die Randgruppe der Lesben und Schwulen.<br />
„Aliens in Alliance“, diese Worte waren mir im Kopf herum<br />
gegangen, während ich mich auf die Podiumsteilnahme<br />
vorbereitete. Was hatten wir alle – MigrantInnen, Behinderte,<br />
Schwarze, Frauen, Lesben, Schwule und Transgender – denn<br />
gemeinsam, wenn nicht unsere jeweilige Betroffenheit von<br />
gegen uns gerichteten Ausschlussmechanismen aus der „gesunden<br />
Volksgemeinschaft“, Betroffenheit von der bornierten<br />
Ignoranz, mit der eine sich selbst männlich-weiss-reich und<br />
hetero imaginierende „Mehrheits“-Klasse uns als „Terra Incognita“,<br />
als „das <strong>An</strong>dere“,„Abweichende“,„Fremde“ beschreibt<br />
und „begutachtet“. Wir alle sind – auf jeweils spezifische Weise<br />
– „Aliens“ in den Augen der mainstreamigen Macht.<br />
In „GegenRassismen“, einem der aktuellen österreichischen<br />
Bücher zu (<strong>An</strong>ti-)Rassismus (vgl. an.<strong>schläge</strong> 5/00, S.40:<br />
„Rassismus ohne Rasse“) jedenfalls finde ich sämtliche gesellschaftliche<br />
Mechanismen akribisch genau beschrieben<br />
und analysiert, die mich als LESBE betreffen, obwohl die Texte<br />
fast ausschließlich dem perfiden Umgang von Wirtschaft<br />
und Staat mit MigrantInnen gewidmet sind.<br />
Doch „Aliens“ sind wir – MigrantInnen, Behinderte,<br />
Schwarze, Frauen, Lesben, Schwule und Transgender – auch<br />
für einander, in dem Ausmaß in dem wir die Ausgrenzungsmechanismen<br />
der Mehrheitskultur gegenüber anderen unterdrückten<br />
Gruppen von Menschen verinnerlicht haben. Es<br />
würde mich wundern, wenn sämtliche heterosexuell lebende<br />
<strong>An</strong>gehörige anderer unterdrückter Gruppen von der Vorstellung<br />
überhaupt nicht befremdet wären, sich mit „hässlichvermännlichten“<br />
Lesben und „arschwackelnden und -fickenden“<br />
Schwulen verbünden zu sollen. Genau so realistisch<br />
schätze ich den Bewusstseinsstand in der Lesben- und Schwulenszene<br />
ein: Überheblicher Eurozentrismus ist an der Tagesordnung,<br />
wenn Lesben sich darüber unterhalten,„wie schrecklich<br />
rückständig“ zum Beispiel „der Islam“ sei und „wie gut es<br />
uns hier“ im Vergleich doch gehe. Die Sexismen, die Schwule<br />
so von sich geben können, im Brustton der Überzeugung,<br />
dass es sich um wissenschaftlich gesicherte Wahrheiten<br />
über „die Frauen“ handelt, sind auch nicht ohne!<br />
„Aliens“ sind nämlich in hohem Maß auch Lesben und<br />
Schwule für einander. Die Lesben- und Schwulen-Bewegung<br />
selbst ist ein Beispiel für eine Allianz; mit allen Stärken und<br />
Schwächen einer solchen. Die radikale und autonome Frauenbewegung<br />
scheint im Vergleich dazu viel mehr eine „natürliche<br />
Verbündete“ für lesbische Frauen zu sein. Sexuelle<br />
Selbstbestimmung der Frau, wirtschaftliche Unabhängigkeit,<br />
die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Befreiung<br />
der Frau aus strikt nach heterosexuellem Muster gestrickten<br />
Vorstellungen von „weiblicher Natur“ sind die unabdingbaren<br />
gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen für<br />
das Entstehen einer Identität, die wir als „lesbisch“ zu bezeichnen<br />
pflegen.<br />
Diese und noch sehr viel mehr Überlegungen habe ich<br />
am 13. Feber dann in meinem Statement vorgetragen. Das<br />
lebhafte Gespräch, das sich daraus entwickelte, zeigte viele<br />
Berührungspunkte mit Positionen, die VertreterInnen der<br />
Black Community einbrachten. Vor allem Araba Johnston-<br />
Arthurs Betonung der Notwendigkeit, gesellschaftliche Machtund<br />
Unterdrückungsverhältnisse immer wieder offen zu benennen,<br />
wirkte wie eine repolitisierende Kraftnahrung für<br />
unsere vom pausenlos auf uns niederplätschernden neoliberalen<br />
Wischiwaschi weichgespülten Gehirnwindungen.<br />
Für eine Schwarze UND Feministische UND Lesbisch-Schwule<br />
Kritik an den „traditionellen“ Denkmustern des Eurozentrismus,<br />
<strong>An</strong>drozentrismus und Heterozentrismus ist es<br />
höchste Zeit. ❚<br />
an.spruch<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 05
österreichan.riss<br />
konferenz<br />
Arbeit macht krank<br />
Arme sind doppelt so oft krank wie Nicht-Arme. Gesundheit hängt stark<br />
von sozialen Faktoren ab. Wie sieht die Gesundheitssituation von Wohnungslosen,<br />
MigrantInnen, Areitslosen oder benachteiligten Frauen in<br />
Österreich aus? Beschönigende Begriffe wie „Eigenvorsorge“, „Selbstverantwortung“,<br />
„Empowerment“ sind nicht zufällig gerade in Zeiten der<br />
Privatisierung sozialer Dienstleistungen zu Modewörtern avanciert. Die<br />
Verabschiedung vom Staat aus seiner sozialen Verantwortung und ihre<br />
Folgen sind Thema der Fünften Österreichischen Armutskonferenz. In<br />
diesem Rahmen findet auch die Frauen-Vor!-Konferenz statt, ein Vernetzungstreffen,<br />
bei dem aktuelle frauenpolitische Entwicklungen analysiert<br />
und feministische Alternativen diskutiert werden sollen – gerade<br />
in Hinblick auf die aktuellen GATS-Verhandlungen. Kinderbetreuung<br />
wird angeboten. keck<br />
Österreichische Armutskonferenz: 20. – 21.3.03, Bildungshaus St.Virgil, Salzburg.<br />
Frauen-Vor!-Konferenz: 19.3. 19h, 20.3. 9h Infos: T. 01/ 402 69 44, email: office@armutskonferenz.at;<br />
<strong>An</strong>meldung: T. 0662/65 901, email: office@virgil.salzburg.at<br />
„Carina ist nicht sehr entzückt.“<br />
Im Wiener Gratis-Blatt „U-Express“ überraschte<br />
am 12. Februar das Foto der Nackten<br />
auf Seite 3 mit folgendem Text: „Carina<br />
ist nicht sehr entzückt. Sie sagt, die Texte<br />
sind missglückt, mit denen sie wird kommentiert.<br />
Dafür die Dichterin sich sehr geniert.“<br />
– Ob dieser Text irrtümlich in Druck<br />
ging? Wie es der „Dichterin“ jetzt geht? –<br />
Das Statement ist jedenfalls kein Grund<br />
zum Genieren, sondern im Gegenteil: eher<br />
entzückend.<br />
06 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Foto: Michaela Bruckmüller<br />
plus.minus<br />
Integration Alt<br />
w iedereröffnung<br />
Cheers!<br />
Heidemarie Unterreiner (FP)<br />
„Homosexuelle Künstler“ seien in Wien eh schon<br />
„sehr gut integriert und beliebt“, meinte FP-Kultursprecherin<br />
Heidemarie Unterreiner anlässlich<br />
der Debatte über die Finanzierung des lesbischschwulen<br />
Kulturfestivals „Wien ist andersrum“<br />
im Wiener Gemeinderat: Sie hätten die „Provokation“<br />
eines Festivals wie „Wien ist andersrum“<br />
gar nicht nötig, und sollten in ihrer Kunst die Homosexualität<br />
„nicht unbedingt herausstreichen“.<br />
Dass lesbischen Künstlerinnen das homosexuelle<br />
Element in ihren Werken tarnen und verschweigen<br />
sollen, was soll dieser alte Hut bitte für ein<br />
Begriff von „Integration“ sein?! (-)<br />
Nach erfolgreich abgeschlossenem Umbau eröffnet das Veranstaltungszentrum<br />
ega in Wien erneut seine Pforten. 1993 von der damals amtierenden<br />
Wiener Frauenstadträtin Renate Brauner gegründet, sollte<br />
es Raum für Initiativen und Diskussionen bieten, sowie Möglichkeiten<br />
zur Weiterbildung offerieren. Am 8. <strong>März</strong>, dem Internationalen Frauentag,<br />
meldet sich das ega nun mit einem großen Fest zurück. Ab 17 Uhr<br />
und bei freiem Eintritt wird anlässlich der Wiedereröffnung und des<br />
10jährigen Geburtstages gefeiert. Schließlich will sich das ega auch<br />
in Zukunft nicht vergessen wissen: Das Veranstaltungsangebot wie<br />
auch das ständig erweiterte Seminarangebot lassen Spannendes erwarten.<br />
ajb<br />
Weitere Informationen: ega, Windmühlgasse 26, 1060 Wien, e-mail: egaoffice@.or.at; http://www.ega.or.at<br />
auflösung<br />
Drei Jahre WiderstandsRat<br />
Nachdem der von autonomen Lesben gegründete WiderstandsRat<br />
im Februar 2000 seine Arbeit aufgenommen hatte, gibt er nun seine<br />
Auflösung bekannt. Drei Jahre lang hatte man sich mit autonomen,<br />
feministischen Strategien gegen die schwarz-blaue Regierung beschäftigt.<br />
Themen wie Transgender, Sexismus, Wahlrecht für Migrantinnen<br />
oder die Arbeitsmarktpolitik standen im Mittelpunkt der Diskussionen.<br />
Auch an Demos oder dem feministischen Widerstandskongress<br />
nahmen die Mitglieder des Rates teil. Ob andere die Idee des Widerstandsrates<br />
wieder aufgreifen, bleibt ungewiss. Aber schließlich freut<br />
frau sich über alle feministischen, antirassistischen oder sonst wie<br />
gearteten widerständischen Aktivitäten, an denen es sich zu beteiligen<br />
lohnt... ajb<br />
plus.minus Reaktionen und <strong>An</strong>regungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />
Emanzipation Neu<br />
Ingrid Korosec (VP)<br />
Mit „gender mainstreaming“ tut sich indes Ingrid<br />
Korosec hervor. Die Wiener Seniorensprecherin<br />
zog gegen SP-Finanzstadtrat Rieder wegen<br />
der Ungleichbehandlung von weiblichen<br />
und männlichen Senioren durch die Wiener Linien<br />
zu Felde. Frauen können ab 60 Seniorenermäßigung<br />
in <strong>An</strong>spruch nehmen, Männer erst<br />
ab 65. Das sei eine untolerierbare Ungleichbehandlung.<br />
In der nachfeministischen Ära, in der<br />
wir zweifellos leben, heißt „Gleichbehandlung“<br />
mittlerweile: Jede konstatierbare oder konstruierbare<br />
Benachteiligung von Männern aufzuspüren<br />
und umgehend zu beseitigen. (-)
s eminar<br />
besser zu früh…<br />
…als zu spät. Jedes dritte Mädchen, jeder vierte Bub ist davon betroffen: sexuelle<br />
Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist so verbreitet wie unsichtbar.<br />
Der Verein Selbstlaut veranstaltet nun ein Seminar, das potenzielle Opfer<br />
stärken und Erwachsenen das Gefühl der Ohnmacht nehmen soll. Die Konfrontation<br />
mit einem möglichen sexuellen Missbrauch kann hilflos machen,<br />
<strong>An</strong>gst oder Aggression erzeugen und so zu überstürztem Handeln führen.<br />
Wie können Kinder und Jugendliche bei diesem schwierigen Problem unterstützt<br />
und begleitet werden und welche Möglichkeiten bietet gerade die<br />
Prävention? Aufmerksame Erwachsene und eine emanzipatorische Erziehungshaltung<br />
sind nach Meinung der Veranstalterinnen Lilly Axster und<br />
<strong>An</strong>gelika Trabe Voraussetzung für eine Prävention. Nahe an der praktischen<br />
Arbeit mit Mädchen und Buben werden in diesem Seminar auch Materialien<br />
für den Arbeitsalltag vorgestellt. Bald anmelden! keck<br />
„Der Ohnmachtszwischenraum – Prävention als Handlungsstrategie“, am 29.April <strong>2003</strong>, 14–18h im Verein Selbstlaut,<br />
Berggasse 32/4, 1090 Wien. Infos und <strong>An</strong>meldung: T. 01/810 90 31, email: selbstlaut@telering.at; Eur 30,– Seminarbeitrag<br />
weltfrauenkonferenz<br />
Aufruf!<br />
Zunehmende Frauenverachtung und Frauenfeindlichkeit trotz vordergründiger<br />
Bekenntnisse zu Gender-Mainstreaming, die Schließung des österreichischen<br />
Frauenministeriums und die voranschreitende „Feminisierung“<br />
der Armut zeigen nur zu deutlich: Es ist allerhöchste Zeit für eine 5.Weltfrauenkonferenz,<br />
bei der die Entwicklungen seit der letzten Konferenz in<br />
Peking 1995 aus der Sicht von Frauen besprochen und überzeugende Gegenstrategien<br />
entwickelt werden. Da sich die meisten Regierungen einem<br />
solchen Vorhaben gegenüber nicht sehr gewogen zeigen, sind Frauenbewegungen<br />
und NGO’s dabei, den Faden an frühere Konferenzen, die von 1975<br />
bis 1995 viermal stattfanden, anzuknüpfen. Auch in Österreich setzt sich eine<br />
Gruppe für eine 5.Weltfrauenkonferenz im Jahr 2005 ein. Zum Beispiel<br />
mit einer Aufforderung an Benita Ferrero-Waldner und Herbert Haupt sich<br />
dafür einzusetzen, kann frau das Vorhaben tatkräftig unterstützen. DF<br />
Infos:WIDE-Österreich, Berggasse 7, 1090 Wien, T. 01/317 40 31<br />
wien ist andersrum<br />
Aussetzer<br />
Zunächst sah es so aus, als würde sich das „Festival der Verlockungen vom<br />
anderen Ufer“ nicht mehr aus der Verschuldung retten können und endgültig<br />
zu Grabe getragen werden. Seit Schwarz-Blau an der Regierung ist, erhält<br />
„Wien ist andersrum“ keine Subventionen mehr vom Bund.Trotzdem<br />
wurde das Festival nicht gestoppt, ein so wichtiges kulturpolitisches Event<br />
durfte einfach nicht ausgehungert werden. Aber der Schuldenberg wuchs.<br />
Nun sprang die Stadt Wien ein und der homophoben Stimmung in Österreich<br />
wird künftig wieder queer-Kultur entgegen gehalten werden können.<br />
Zunächst müssen mit den Subventionen noch die Schulden beglichen werden,<br />
weshalb das Festival für ein Jahr ausgesetzt wird. Ab 2004 besteht die<br />
Möglichkeit einer Dreijahres-Förderung durch die Stadt Wien.Wünschenswert<br />
wäre zudem eine höhere Dotierung, um das Festival professioneller zu<br />
gestalten und international bekannt zu machen, und um noch deutlicher<br />
zum Ausdruck zu bringen:Wir sind hier – ob euch das passt oder nicht! keck<br />
an.ruf<br />
Claudia von Werlhof im Gespräch mit Gabi Horak<br />
Jedes Feuer beginnt mit einem Fünkchen.<br />
an.rissösterreich<br />
Foto<br />
kommt am<br />
MONTAG<br />
Sie waren beim Weltsozialforum Porto Alegre. Welche Erfahrungen haben<br />
Sie mitgenommen?<br />
Ich habe auch an zwei „Vorkonferenzen“ teilgenommen. Etwa an einer<br />
globalen Konferenz über Bildung in Zeiten des Neoliberalismus. Das<br />
GATS-Abkommen wurde schärfstens angegriffen, denn die Erfahrung<br />
zeigt, dass dann die Bildung qualitativ zurückfällt und emanzipatorische<br />
Inhalte ausgemerzt werden. Porto Alegre hat mir gezeigt, dass<br />
die Jugend endlich ernst genommen werden will. Die Globalisierung<br />
mit ihren neoliberalen Politiken, Kriegstreiberei, Naturzerstörung und<br />
Menschenverachtung wird ohne wenn und aber abgelehnt.<br />
Kamen feministische Fragestellungen ausreichend vor?<br />
Sie kamen in vielen Formen vor, waren aber nicht im Zentrum der Debatte.<br />
Die Organisatoren waren v.a. Männer, und es war deutlich, dass<br />
Porto Alegre inzwischen politisch so bedeutsam geworden ist, dass<br />
alle möglichen Institutionen da mitzumischen versuchen – und die<br />
sind erfahrungsgemäß nicht feministisch gesinnt.<br />
Wie brauchbar wäre „Gender“ im Kampf gegen neoliberale Strukturen?<br />
Die weltweiten Bewegungen gegen den Neoliberalismus sind ja gerade<br />
von Frauen an der Basis begonnen worden! Daher sind auch die Alternativ-Bewegungen,<br />
wie sie seit 25 Jahren gerade im Süden entstehen,<br />
im wahrsten Sinne Frauenbewegungen! Das wird allerdings nach<br />
außen hin nicht reflektiert. Inzwischen gibt es diverse Versuche „von<br />
oben“, sich die Erfolge anzueignen. GATS wäre etwa der k.o.-Schlag<br />
für sämtliche Errungenschaften der hiesigen Frauenbewegung. Der<br />
Neoliberalismus nimmt den Frauen die Arbeitsplätze, lässt ihnen bestenfalls<br />
die Sklaverei und bürdet ihnen gleichzeitig eine um vieles<br />
erweiterte Hausarbeit auf, weil der Sozialstaat in „private“ Dienstleistungen<br />
überführt wird, die sich kaum eine Frau wird leisten können.<br />
Kann das Austrian Social Forum (ASF) eine langfristige Bewegung werden?<br />
Das ASF ist absolut notwendig. Die Zustimmung wird umso größer, je<br />
mehr Leute anfangen zu verstehen, dass Arbeitslosigkeit, Sozialabbau,<br />
Zunahme der Gewalt, Firmenzusammenbrüche Auswirkungen<br />
des Neoliberalismus sind. Den internationalen Konzernen werden alle<br />
Märkte, alle Investitionsmöglichkeiten, alle Chancen ALLEIN überlassen.<br />
Öffentlichkeit, Demokratie und nationales Kapital müssen weichen!<br />
Das ASF kann so langfristig sein wie der Neoliberalismus, denn<br />
es wird einen „objektiven“ Bedarf danach geben.<br />
Claudia von Werlhof ist Ordinaria f. Politisches System Österreichs a. d. Uni Innsbruck<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 07
politikkoalitionverhandlungen<br />
links: Jutta Sander, Bezirksrätin<br />
im 16. Wiener Gemeindebezirk<br />
rechts: Elisabeth Holzer, Grüne Klubobfrau<br />
im 14. Wiener Gemeindebezirk<br />
08 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Darf das sein?<br />
Die Regierungsverhandlungen mit der ÖVP haben heftige interne Diskussionen bei den Grünen<br />
ausgelöst. Zwei Bezirksvertreterinnen im Gespräch über ihre unterschiedlichen<br />
Sichtweisen zu diesem Konflikt. Von Karin Eckert und Gabi Horak<br />
an.<strong>schläge</strong>: Was sprach für die Aufnahme<br />
von Koalitionsverhandlungen,<br />
was dagegen?<br />
Elisabeth Holzer Ich bin 15 Jahre<br />
bei den Grünen und habe viel Lebenszeit<br />
und Energie in diese Idee investiert.<br />
Deshalb denke ich, es ist jede<br />
Chance wahrzunehmen, dass das, was<br />
Grüne Politik bedeutet, noch mehr Leute<br />
verstehen. Und das passiert schon<br />
durch die Verhandlungen. Deshalb hatte<br />
ich keinen Zweifel zu sagen: Verhandlungen<br />
auf jeden Fall. Sie sind eine<br />
Chance aufzuzeigen, worum es gehen<br />
könnte. Und:Was wäre die Alternative?<br />
Blau-Schwarz kampflos das Feld zu<br />
überlassen? Da bin ich dagegen – zu riskieren,<br />
dass das noch 4 Jahre weiter<br />
läuft: Noch weniger Geld für Fraueninitiativen<br />
und vor allem noch mehr Weichenstellungen<br />
für viele viele Jahre. Zu erwarten,<br />
dass dadurch ein Leidensdruck<br />
entsteht, der uns dann eventuell Stimmen<br />
bringt, ist schon sehr populistisch<br />
und zynisch.<br />
Was uns die Verhandlungen gebracht<br />
haben, ist eine Emanzipation<br />
von der SPÖ. Das ist uns die ganze Zeit<br />
schon auf den Wecker gegangen, dass<br />
es so selbstverständlich war, dass wir<br />
die Mehrheitsbringer sind.<br />
Jutta Sander Ich kann mir bei den<br />
verschiedenen Positionen und Gangarten<br />
der Parteien überhaupt nicht vorstellen,<br />
dass da ein Koalitionspapier<br />
herauskommen kann, wo die Grünen<br />
überhaupt noch drinnen stehen. Entweder<br />
hat man dann das Leiberl verkauft,<br />
oder das ganze findet nicht statt. Gesundes<br />
Misstrauen ist hier angebracht.<br />
Sorgen hab ich auch in der Praxis, denn<br />
wenn man etwa ein Ministerium leitet,<br />
Fo t o s : P r i v at ( l i ) , G a b i H o ra k ( r e )
muss man auch die BeamtInnenschaft<br />
hinter sich bringen, man muss schauen,<br />
wie kooperiert man mit der Wirtschaft.<br />
Aber ich glaube schon, dass sich das<br />
Image der Grünen durch eine Koalition<br />
gerade am Land bessern würde. Ob<br />
man als so kleiner Partner in einer Koalition<br />
wirklich Stimmen dazu gewinnen<br />
könnte, weiß ich nicht. Die westlichen<br />
Bundesländer denken pragmatischer:<br />
Jetzt haben wir so lange gearbeitet und<br />
jetzt wollen wir lieber selber ans Ruder,<br />
bevor wir FPÖ oder SPÖ den Vortritt<br />
lassen.<br />
Ich bin übrigens der Meinung, dass<br />
Verhandlungen mit der SPÖ keineswegs<br />
leichter gegangen wären. Die haben<br />
ganz andere parteiinterne Traditionen:<br />
geradlinig, hart. Aber: die Parteiprogramme<br />
schauen anders aus. Da könnte ich<br />
mir vorstellen, lässt sich eher etwas unterbringen,<br />
das auch gemeinsame Linie<br />
hat; im Gegensatz zu dem, was ÖVP<br />
und FPÖ in der letzten Regierung fabriziert<br />
haben.<br />
In öffentlichen Aussendungen der<br />
Grünen in letzter Zeit war des öfteren<br />
von „Frauen- und Familienpolitik“ die Rede?<br />
Ist das symptomatisch?<br />
Elisabeth Holzer Es ist klar, dass<br />
Frauenpolitik auch innerhalb der Grünen<br />
nicht das Querschnittsthema ist,<br />
wie wir uns das gerne vormachen. Die<br />
Grünen sind ein Teil dieser Gesellschaft<br />
und genauso patriarchalisch sozialisiert.<br />
Gerade bei der feministischen Politik<br />
mache ich mir keine Illusionen. Es passiert<br />
mir ja selber auch noch manchmal,<br />
dass ich beim Schreiben eines Textes<br />
die gendergerechte Sprache vergesse.<br />
Darum würde ich mich nicht so<br />
schrecken über diese Formulierung.<br />
Jutta Sander Das ist sehr bedauerlich.<br />
Wir haben in Wien immer darauf<br />
Wert gelegt, dass es solche Vermischungen<br />
nicht gibt. Die Grünen Grundsätze<br />
waren noch kürzlich anders. Ich halte<br />
das schon für symptomatisch und nicht<br />
zufällig. Bei Madeleine Petrovic und Eva<br />
Glawischnig setze ich schon voraus,<br />
dass sie da sehr genau unterscheiden<br />
und auch wissen, dass es nicht sinnvoll<br />
ist, das in einen Topf zu werfen.<br />
Unsere Grünen Männer sind in der<br />
Regel ohnehin zu vergessen. Wir sind<br />
schon froh, wenn bei den offiziellen<br />
Aussagen die besprochenen frauenpolitischen<br />
Punkte halbwegs stimmig<br />
kommen.<br />
Wären mit der ÖVP <strong>An</strong>näherungen<br />
in der Frauenpolitik möglich?<br />
Elisabeth Holzer Es wäre ein Seismograf,<br />
wie Frauenpolitik in einem Koalitionsübereinkommen<br />
vorkommt. Ein<br />
Frauenministerium mit ordentlichen<br />
Kompetenzen wäre sehr wichtig. Es<br />
müsste spürbar sein, dass Frauenpolitik<br />
etwas anderes ist als Familienpolitik:<br />
Etwa Maßnahmen zur Gleichberechtigung<br />
in den Spitzenpositionen. Oder<br />
die Traumforderung, die Parteienförderung<br />
an die gerechte Verteilung von Posten<br />
zu binden. Bezüglich Kindergeld<br />
kamen ja Vor<strong>schläge</strong> von den Grünen<br />
rund um ein Karenzgeldkonto, da müsste<br />
es auch ein Entgegenkommen von<br />
der ÖVP geben.<br />
Jutta Sander Wenn ich mir die ÖVP-<br />
Papiere und -Aussagen anschaue – Frau<br />
ist gleich Familie, und dann soll sie sich<br />
einteilen, wie sie es macht und dann<br />
helfen wir ihr ein bisschen – da geht es<br />
überhaupt nicht darum, dass die Frau<br />
eine eigenständige Person ist. Ich war<br />
gestern bei einer Veranstaltung der<br />
ÖVP-Frauen, wo das neue „Frauenleitbild“<br />
präsentiert wurde. Für mich tauchten<br />
so viele Fragen auf, dass ich gar<br />
nicht gewusst hätte, wo ich anfangen<br />
soll. Es wurden Probleme geschildert,<br />
aber es wurde nie erläutert, wie die ÖVP<br />
sich vorstellt, sie zu lösen. „Chancen für<br />
Frauen“ hieß es da, aber Chancen sind<br />
mir zu wenig! Ich muss Realitäten schaffen.<br />
Ich frage mich auch, welche Positionen<br />
die ÖVP bei Lesben und Schwulen<br />
hat? Da sehe ich einfach nicht, wie das<br />
zusammenkommen könnte.<br />
Welche Gemeinsamkeiten könnte es<br />
mit der ÖVP geben?<br />
Elisabeth Holzer Viele Grüne erwarten<br />
sich in der Umweltpolitik entscheidende<br />
Schritte. Ich denke, das wäre gerade<br />
mit der ÖVP sehr schwer. Ich komme<br />
aus einer ÖVP-Familie und habe von<br />
Kind auf erlebt, wie beinhart dort innerparteiliche<br />
Politik ist. Von daher bin ich<br />
sehr realistisch. Frauenpolitik ist ein Bereich,<br />
wo wohl die Gefahr ganz besonders<br />
groß ist, dass es bei Sprechblasen<br />
bleibt – schöne Überschriften und nicht<br />
viel dahinter. Chancengleichheit ist ein<br />
ganz großes Thema für die ÖVP, aber<br />
man muss genau hinschauen: Für welchen<br />
Teil der Frauen? Für den größeren<br />
Teil der Frauen fehlen grundsätzliche<br />
Rahmenbedingungen, die von der ÖVP-<br />
Politik zugedeckt werden. Da gibt es<br />
schon große Unterschiede. Aber wenn<br />
ich mir etwas vorstellen kann, dann,<br />
dass diese Koalition eine Zweckgemeinschaft<br />
wäre, die nicht Unterschiede zukleistert,<br />
sondern Schnittmengen sucht<br />
und an diesen arbeitet.<br />
Was wären die Gefahren einer<br />
schwarz-grünen Koalition?<br />
Elisabeth Holzer Natürlich gibt es<br />
Gefahren. Aber Ideen einbringen zu<br />
können, für die ich vor 25 Jahren noch<br />
auf der Straße geprügelt worden wäre,<br />
wäre schon eine Weichenstellung. Da<br />
ein ganz neues Denken in die Köpfe<br />
hinein zu bekommen, müsste schon einiges<br />
wert sein. Aber ich denke wir<br />
müssten uns auch damit abfinden,<br />
dass es nur milimeterweise weiter<br />
geht.<br />
Jutta Sander Je mehr Positionen<br />
verscherbelt werden, umso härter wird<br />
die nächste Wahl ausfallen. Und dann<br />
kann man sich überlegen: Sind wir noch<br />
im Parlament oder sind wir es nicht<br />
mehr. Auf diesen Punkt würde ich es zuspitzen.<br />
Dann unterscheiden wir uns<br />
auch nicht mehr von anderen Parteien,<br />
die vor der Wahl das eine sagen und<br />
hinterher etwas anderes.<br />
Könnten die innerparteilichen Kontroversen<br />
zu einem Riss durch die Partei<br />
führen?<br />
Elisabeth Holzer Das traue ich mich<br />
nicht abzuschätzen. Ich denke, die öffentliche<br />
Kritik aus Wien war strategisch<br />
nicht gescheit. Wer sich darüber<br />
am meisten freut, ist der Herr Schüssel.<br />
Das steht genau in seinem Drehbuch<br />
und es ärgert mich, wenn man ihm auf<br />
den Leim geht. Aber ich glaube nicht an<br />
eine Spaltung, da haben wir schon zu<br />
viel gelernt.<br />
Jutta Sander Wenn man sieht, dass<br />
es gewisse Menschen darauf anlegen,<br />
unbedingt regieren zu wollen, ist es gescheit,<br />
dass andere ihre kritische Haltung<br />
rechtzeitig als Schuss vor den Bug<br />
abgeben. Wenn kein Druck über die<br />
Medien gemacht wird, geht die Kritik<br />
parteiintern einfach unter. Taktisch wäre<br />
es möglicherweise geschickter gewesen,<br />
diese Kontroversen nicht öffentlich<br />
auszutragen. Es gibt auch im Parlamentsklub<br />
Leute, die die Verhandlungen<br />
selbst kritisch sehen – von denen<br />
hört man nur nichts. Aber ich glaube<br />
nicht, dass sich jetzt alles auflöst. Es<br />
wird einfach ganz offen signalisiert:<br />
So einfach geht es nicht. ❚<br />
verhandlungenkoalitionpolitik<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 09
Fo t o : Ev e l y n Ro i s interviewverhandlungen<br />
„Bis zum Umfallen“<br />
Die Verhandlungen zwischen Grünen und ÖVP sind letztlich doch eindeutig gescheitert.<br />
Über ihre Erfahrungen im Verhandlungsteam berichtet Madeleine<br />
Petrovic im Interview mit Karin Eckert und Gabi Horak<br />
10 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Drei Tage nach dem Aus der<br />
schwarz-grünen Regierungsverhandlungen<br />
trafen wir eine<br />
heisere Madeleine Petrovic:<br />
„Ich bin zwar immer noch müde,<br />
aber ich bin schon wieder fest am<br />
arbeiten und recherchieren“, gibt sie<br />
sich schon wieder kämpferisch.<br />
an.<strong>schläge</strong>: Die Verhandlungen zwischen<br />
Grünen und ÖVP sind gescheitert.<br />
Woran lag es aus deiner Sicht?<br />
Madeleine Petrovic: Die sachpolitischen<br />
Unterschiede waren zu groß und<br />
wohl auch die Zeit zu kurz, um eine bessere<br />
Arbeitsbasis herzustellen. Wir haben<br />
es probiert bis zum Umfallen. Die<br />
blau-schwarze Regierung hat aber<br />
schon ihre Spuren hinterlassen.<br />
Gab es im Bereich Frauenpolitik<br />
<strong>An</strong>näherung zwischen Grünen und ÖVP?<br />
Ich hatte durchaus den Eindruck,<br />
dass etliche Frauen in der ÖVP schon<br />
lange einen Wechsel wollen und ihnen<br />
vieles in der vergangenen Legislaturperiode<br />
eigentlich nicht gepasst hat. Aber<br />
die Frauenpolitik ist natürlich nicht<br />
trennbar von der allgemeinen Sozialpolitik,<br />
und da ist die Notwendigkeit gegeben,<br />
eine Trendumkehr zu erreichen, sodass<br />
die Einnahmen-Ausgaben-Entwicklung<br />
nicht andauernd auseinandergeht.<br />
Denn das läuft notwendigerweise<br />
auf extrem unsoziale Lösungen<br />
hinaus.<br />
Bei den großen Verhandlungspunkten<br />
schien nie explizit Frauenpolitik auf.<br />
Ist das symptomatisch?<br />
Es schien wahrscheinlich deswegen<br />
nicht auf, weil die Gegensätze nicht<br />
so groß waren. Aber es ist sehr intensiv<br />
darüber gesprochen worden. Wenn ich<br />
etwas bedauere, dann, dass all das jetzt<br />
nicht umgesetzt werden wird. Beispielsweise<br />
habe ich den Eindruck, dass es<br />
möglich gewesen wäre, wirklich jedes<br />
Gesetzesvorhaben vorweg unter dem<br />
Aspekt der Gendergerechtigkeit zu beleuchten.<br />
Das ist zwar bisher immer<br />
wieder zugesichert worden, aber passiert<br />
ist es nie.<br />
Auch Frauenpolitik im engeren<br />
Sinn wurde besprochen, etwa die<br />
Berücksichtigung von Frauenförderplänen<br />
in Unternehmen bei öffentlichen<br />
Ausschreibungen oder die Einbeziehung<br />
von frauenfördernden Maßnah-
men in wirtschaftspolitische Förderungen.<br />
Wären auch Forderungen wie beispielsweise<br />
ein eigenständiges Frauenministerium<br />
mit erweiterten Kompetenzen oder<br />
finanzielle Absicherung von Frauenberatungseinrichtungen<br />
möglich gewesen?<br />
Ich hatte durchaus den Eindruck,<br />
dass das möglich gewesen wäre.<br />
Schwer vorstellbar ist es, eure Positionen<br />
in der Schwulen- und Lesbenpolitik<br />
mit der ÖVP in Einklang zu bringen.<br />
Das wäre in der Tat nicht so einfach<br />
gewesen. Aber es bestand zumindest<br />
einmal dahingehend Einverständnis,<br />
dass ein umfassendes <strong>An</strong>tidiskriminierungsgesetz<br />
alle in irgendeiner Form<br />
diskriminierten Menschen zu berücksichtigen<br />
hat. Was wahrscheinlich<br />
kaum möglich gewesen wäre, ist die<br />
eingetragene PartnerInnenschaft.<br />
Die Kompromissbereitschaft seitens<br />
der Grünen war spürbar. Aufgefallen ist<br />
etwa, dass in einigen öffentlichen Aussendungen<br />
von „Frauen- und Familienpolitik“<br />
die Rede war.<br />
Wir haben immer großen Wert darauf<br />
gelegt, dass das getrennt wird. Dass<br />
natürlich progressive Familienpolitik<br />
EINE Voraussetzung ist, um auch erfolgreiche<br />
Frauenpolitik machen zu können,<br />
ist klar. Familienpolitik sollte endlich<br />
auch einmal als Aufgabe von Männern<br />
und Vätern verstanden werden. In dem<br />
Sinne hätte es meinerseits ein starkes<br />
Bestreben gegeben, das Gesetz zum<br />
Kinderbetreuungsgeld zu ändern. Es<br />
sollte – auch finanziell – attraktiver gemacht<br />
werden, Karenzen zumindest mit<br />
Teilzeitbeschäftigungen zu kombinieren.<br />
Und es sollte auch aus der Karenz<br />
heraus ein volles arbeitsmarktpolitisches<br />
<strong>An</strong>gebot geben zur Qualifizierung<br />
und zum Volleinstieg in den Beruf.<br />
Aber wir sind in den Verhandlungen<br />
nicht so weit gekommen, weil beim<br />
großen Sozialkapitel prinzipiell keine Einigung<br />
hergestellt werden konnte.<br />
Hat es dich überrascht, dass in Frauenbelangen<br />
offensichtlich eine gute Gesprächsbasis<br />
da war?<br />
Ja und Nein. Es gab natürlich die<br />
ganze Zeit zumindest mit bestimmten<br />
Frauen in der ÖVP gute Kontakte, die<br />
auch zu konkreten Handlungen geführt<br />
haben. Beispielsweise wenn es extreme<br />
Formen von sexistischen Entgleisungen<br />
in der Werbung gab, war es immer<br />
möglich, einen gemeinsamen Brief von<br />
Parlamentarierinnen an den Werberat<br />
zu verfassen. Da waren immer nur die<br />
freiheitlichen Frauen im Abseits.<br />
Es hat mich eher überrascht, wie es<br />
für die ÖVP in einer Koalition mit der<br />
FPÖ erträglich war. Der ganze Sozialbereich<br />
war in den letzten Jahren bei den<br />
Freiheitlichen und dort ist sehr eindeutige<br />
Politik gemacht worden, geprägt<br />
von Inkompetenz bis hin zur Person<br />
Haupt, dem ich in Sachen BSE-Bekämpfung<br />
erheblich mehr zutraue als in der<br />
Frauenpolitik. Im Rahmen der Männerabteilung<br />
sind beispielsweise immer<br />
wieder Personen zu Wort gekommen,<br />
wie der Sozialrechtler Theodor Tomandl:<br />
Im Rahmen einer Enquete war er ein<br />
Hauptreferent und hat – nicht sarkastisch,<br />
sondern allen Ernstes – gemeint,<br />
dass die Diskriminierten im österreichischen<br />
Sozial- und Pensionssystem die<br />
Männer seien. Dass dieser Mann praktisch<br />
die Pensionsreformkomission leitet<br />
ist eine Katastrophe. Und bei den<br />
Regierungsverhandlungen standen wir<br />
vor der Situation, dass alle Vorarbeiten<br />
und Berechnungen aus dem Sozialbereich<br />
aus dieser Feder stammten.<br />
Konntest du persönlich an erfolgreiche<br />
Verhandlungen mit der ÖVP glauben?<br />
Es waren Wellenbewegungen. Hätte<br />
so ein Regierungsbündnis reifen können,<br />
hätte es wahrscheinlich mehr<br />
Chance gehabt. Ein Hauptmotiv, mich<br />
für die Verhandlungen auszusprechen,<br />
war, dass ich drei Jahre lang gegen Blau-<br />
Schwarz gelaufen bin und das nicht<br />
mehr will. Ich fürchte jedoch, dass es<br />
jetzt wieder kommen wird. Die Freiheitlichen<br />
betteln ja förmlich um Regierungsbeteiligung.<br />
Hast du nachvollziehen können, dass<br />
sehr viele WählerInnen entsetzt waren<br />
über die Aufnahme von Verhandlungen?<br />
Die Reaktionen gingen quer durch.<br />
Von „Bitte versucht es doch. Nicht wieder<br />
Blau-Schwarz“ bis zu „Seid ihr<br />
wahnsinnig geworden“.<br />
Ich finde solche Debatten legitim.<br />
Es wäre eher ein schlimmes Zeichen,<br />
wenn es den Leuten egal wäre. Ich habe<br />
mit vielen der heftigsten KritikerInnen<br />
etwa der Wiener Grünen die ganze Zeit<br />
Kontakt gehalten. Es war mir schon klar,<br />
dass ich in der Koalition möglicherweise<br />
<strong>An</strong>träge bekommen hätte, die ich<br />
vielleicht selber in der Opposition eingebracht<br />
hatte, die aber nicht Koalitionsabkommen<br />
wären und ich deshalb ablehnen<br />
müsste. Ich wäre zum Redepult<br />
gegangen und hätte gesagt: Eigentlich<br />
will ich das nach wie vor, aber wir haben<br />
derzeit nicht die Kraft. Wir haben<br />
einen Kompromiss, zu dem ich gerade<br />
noch stehe.<br />
Was ist dein Fazit, was nehmt ihr<br />
mit aus dieser Erfahrung?<br />
Ich nehme mit, dass Regieren wirklich<br />
substanziell etwas anders ist als<br />
Oppositionsarbeit. Und dass es sehr viel<br />
an Verantwortung, Wissen und Vorbereitung<br />
bedeutet. Diesen Vorwurf mache<br />
ich auch der letzten Regierung, dass<br />
sie sich sehr einseitig informiert hat<br />
und das wahrscheinlich auch wollte. Ich<br />
habe mich selber dabei ertappt, dass<br />
ich plötzlich in anderen Kategorien<br />
dachte:„Diesen frauenpolitischen Vorschlag<br />
muss ich unbedingt hinein bringen“<br />
und dann kam sofort der Gedanke:<br />
„Was kann das kosten, wie könnte ich<br />
da umschichten“. Mir wurde klar: Diesen<br />
Gedanken müsstest du als Regierende<br />
immer haben.<br />
Ist im Nachhinein die Enttäuschung<br />
oder die Erleichterung größer?<br />
Ich bin froh, dass keine Kluft entstanden<br />
ist, die unüberwindbar wäre. Es<br />
wird vielleicht sogar mit einigen Leuten<br />
der ÖVP in Zukunft leichter sein. Ich hab<br />
mir auch vorgenommen – weil ich bei<br />
den Grünen auf der Bundesebene im<br />
Hintergrund weiter tätig sein möchte –,<br />
diesen Schritt heraus aus der Opposition<br />
vorzubereiten. Ich würde nie wieder<br />
in Sozialgespräche gehen, ohne vorher<br />
Klarheit zu haben, von welchen wissenschaftlichen<br />
Vorarbeiten ausgegangen<br />
wird.<br />
Irgendwann einmal würde es mich<br />
schon reizen zu regieren. Aber nicht um<br />
jeden Preis. Die Verlockung, Grüne auf<br />
der Regierungsbank zu sehen, hat niemanden<br />
von uns so übermannt – oder<br />
überfraut –, dass wir blind für die Stolpersteine<br />
geworden wären. Aber eines<br />
ist uns schon klar: Eine Regierungsbeteiligung<br />
würde nie ganz ohne interne<br />
Konflikte gehen. ❚<br />
verhandlungeninterview<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 11
internationalan.riss<br />
vatikan<br />
Hexen!<br />
Jetzt wurde es ihnen noch einmal bestätigt, den sieben Priesterinnen,<br />
die sich letztes Jahr weihen ließen: ihre Berufung gegen die im August<br />
2002 ausgesprochene Exkommunikation wurde von Papst Wojtyla zurückgewiesen.<br />
Aufgrund des „Schweregrades ihres Vergehens“ und um<br />
die Einheit der Glaubensgemeinschaft zu schützen und sie vom „schädlichen<br />
Einfluss“ der „Komplizinnen des Schismas“ zu wahren, sei der Ausschluss<br />
nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar notwendig. Der Papst<br />
begründete seine verbiesterte Haltung gegen die Aufnahme von Frauen<br />
ins Priesterinnenamt mit der historisch unrichtigen Feststellung, die<br />
Frauen hätten gegen die Doktrin verstoßen, die „immer schon das Den -<br />
ken und Leben der Kirche ausgemacht hätte“. Jesus hätte schließlich<br />
nur Männer als seine Jünger akzeptiert. Und was ist mit Maria Magdalena,<br />
Salome, Martha und all den anderen? keck<br />
12 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
e u<br />
Frei beweglich<br />
Das EU-Parlament hat kürzlich eine neue Richtlinie verabschiedet,<br />
nach der EU-BürgerInnen und ihrer Familienmitglieder das Recht bekommen,<br />
sich in den Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und niederzulassen.<br />
Bisher war es für ein z.B. in Portugal oder den Niederlanden registriertes<br />
gleichgeschlechtliches Paar nicht möglich, sich in einem<br />
Mitgliedsstaat, der selbst über keine derartige Rechtsinstitution verfügt,<br />
niederzulassen und seinen Status beizubehalten. Dies wird vor<br />
allem bei PartnerInnen aus einem Drittland zum Problem: Will sich<br />
das Paar z.B. in Österreich niederlassen, bekommt die/der Nicht-EU-<br />
BürgerIn keine Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitsbewilligung.<br />
Mittlerweile ist schon in der Mehrheit der EU-Staaten (in 8 von 15<br />
Staaten) eine Form der gleichgeschlechtlichen PartnerInnenschaft gesetzlich<br />
anerkannt. Auch Belgien hat im Jänner als zweites Land der<br />
Welt die standesamtliche Ehe für homosexuelle Paare geöffnet. Nun<br />
gilt es nur mehr, so rückständigen Ländern wie Österreich einen<br />
Schubs zu versetzen. Ein Umdenken gilt es einzuleiten, das sich einem<br />
modernen Menschenrechtsverständnis anpasst und gleichgeschlechtliche<br />
PartnerInnenschaften nicht länger diskriminiert. Inzwischen<br />
freut sich die HOSI Wien über das klare Votum des EU-Parlaments. Die<br />
Richtlinie muss allerdings auch vom EU-Rat verabschiedet werden.<br />
Dank des Falles des Einstimmigkeitsprinzips kann Österreich zwar<br />
kein Veto einlegen, allerdings sollte längerfristig eine nicht mehr<br />
aufzuhalten-de Entwicklung nicht auf Kosten der eigenen BürgerInnen<br />
gehemmt werden. ajb<br />
usa<br />
<strong>An</strong>erkennung<br />
Die lesbische Partnerin einer am 11. September 2001 getöteten Mitarbeiterin<br />
des US-Verteidigungsministeriums hat aus einem staatlichen<br />
Fonds zur Unterstützung von <strong>An</strong>gehörigen der Terroropfer eine Entschädigungszahlung<br />
von 510.000,– Euro zugesprochen bekommen. Peggy<br />
Neff lebte 18 Jahre mit ihrer Partnerin zusammen. Dennoch hätte sie<br />
keinen <strong>An</strong>spruch auf staatliche Unterstützung gehabt. Ob der Fall Präzedenzwirkung<br />
für die noch ausstehenden 22 <strong>An</strong>träge haben wird bleibt<br />
abzuwarten. keck<br />
indien I<br />
Biologie als Schicksal<br />
Die Diskussion um sex/gender ist virulent wie eh und je, wenn es von<br />
der Lehrkanzel weg ins reale Leben geht. Wann ist eine Frau eine Frau<br />
und wann ein Mann ein Mann? Exemplarisch dafür ein Fall aus Indien:<br />
In Katni, im Staat Madhya Pradesh, musste ein Eunuch das BürgermeisterInnenamt<br />
zurücklegen, mit dem Hinweis auf sein/ihr biologisches<br />
Geschlecht. Dem Rücktritt vorausgegangen war ein jahrelanger Kampf,<br />
da das Amt ursprünglich für eine Frau reserviert war. Nun wurde beschieden,<br />
Kamla Jaan sei biologisch ein Mann und habe daher seinen/<br />
ihren Sessel zu räumen. Eunuchen sind fixer Bestandteil der indischen<br />
Gesellschaft, wenn sie auch eine marginalisierte Position einnehmen.<br />
Sie sind kastrierte Männer, Transsexuelle oder Hermaphroditen, fühlen
sich jedoch als Frauen, kleiden sich wie Frauen und wurden bis dato<br />
auch von der Gesellschaft als Frauen behandelt. Willkommen sind sie<br />
vor allem bei Hochzeiten und Geburten, wo sie sich ihr Geld durch Singen<br />
und Tanzen verdienen, und als glücksbringend angesehen werden.<br />
In letzter Zeit sind sie häufiger in politischen Ämtern zu finden: Da sie<br />
oft von der eigenen Familie verstoßen wurden und keine eigenen Kinder<br />
haben, erwiesen sie sich als weniger korrupt. Als PolitikerInnen gewählt<br />
wurden sie daher meist in der Hoffnung auf eine Alternative zu<br />
den herkömmlichen Parteien, denen immer wieder der Korruption und<br />
Günstlingswirtschaft überführt wurden. keck<br />
s ambia<br />
AIDS ist weiblich<br />
Über erschreckende Entwicklungen in Sambia berichtete Human Rights<br />
Watch (HRW) <strong>An</strong>fang Februar. Einer Studie zufolge sind Mädchen unter<br />
18 Jahren fünf mal häufiger mit HIV infiziert als Jungen. Viele AIDS-Waisen<br />
werden Opfer sexueller Gewalt durch ihre Betreuungspersonen –<br />
nicht selten Familienmitglieder –, die ihre Abhängigkeit schamlos ausnützen.<br />
Aus <strong>An</strong>gst vor völliger Schutzlosigkeit, wenn sie ihre Vergewaltiger<br />
anzeigen, schrecken die Mädchen vor einem Gang zur Polizei<br />
zurück.<br />
Ein weiteres Problem ist die Armut und gesellschaftliche Marginalisierung<br />
der AIDS-Waisen. Ihre einzige Chance, sich und eventuell ihre<br />
Geschwister durchzubringen, sehen sie oftmals in der Prostitution. Das<br />
Bewusstsein der <strong>An</strong>steckungsgefahr mit HIV ist in Sambia inzwischen<br />
sehr gewachsen. Folglich suchen sich Männer immer jüngere Mädchen,<br />
in der <strong>An</strong>nahme, diese seien noch nicht infiziert. „Sugar daddies“ versprechen<br />
materielle Güter, oder die Mädchen werden schlicht Opfer<br />
von Vergewaltigung. Gesetze zum Schutz von Minderjährigen existieren<br />
am Papier, exekutiert werden sie jedoch unzureichend. HRW drängt<br />
nun die Regierung Sambias, dringend Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt<br />
an Minderjährigen zu treffen. Die inzwischen sinkende <strong>An</strong>zahl<br />
an HIV-Erkrankten unter jungen Erwachsenen könnte sonst schnell<br />
wieder steigen. keck<br />
wyber.space<br />
www.schreiben<br />
b urundi<br />
Abtreibung = Kindestötung<br />
Seit Februar 2002 wartet die 17jährige Béatrice Mukanyonga aus der Provinz<br />
Ngozi, Burundi, im örtlichen Spezialgefängnis auf ihre Verurteilung<br />
wegen Kindestötung. Das minderjährige Mädchen war, eigenen <strong>An</strong>gaben<br />
zufolge, nach einer Vergewaltigung schwanger geworden und hatte das<br />
Kind durch eine Operation, die sie selbst als „Kaiserschnitt“ bezeichnet,<br />
abtreiben lassen. Sollte es zu einem Schuldspruch kommen, muss sie aufgrund<br />
ihrer Minderjährigkeit mit einer Gefängnisstrafe von maximal zehn<br />
Jahren rechnen. Die Höchststrafe beträgt zwanzig Jahre. Als das Mädchen<br />
im September 2002 von einer Delegation von Amnesty International (AI)<br />
befragt wurde, litt es „zweifellos unter Schmerzen und beträchtlichem<br />
emotionalem Leid“. Dank einer burundischen Menschenrechts-NGO erhält<br />
das Mädchen ein wenig medizinische Unterstützung. AI wirft den burundischen<br />
Behörden vor, nicht im Sinne internationaler Standards für straffällige<br />
Jugendliche zu handeln, wonach eine Inhaftierung nur der allerletzte<br />
Ausweg sein sollte. Béatrice sitzt bereits seit einem Jahr in ihrer Zelle und<br />
wurde noch nicht einmal verurteilt. DF<br />
http://www.amnesty.at/ag-frauen/<br />
indien II<br />
Bumerang<br />
an.rissinternational<br />
Jahrelang wurde die Geburt eines Mädchens in Indien als großes Unglück<br />
für die Familie angesehen. Um sie als Erwachsene verheiraten zu können,<br />
mussten die Eltern hohe Geldsummen an die Familie des Bräutigams zahlen.<br />
Mehrere Töchter konnten den Ruin der Familie bedeuten. Deshalb nahmen<br />
immer mehr Frauen Ultraschalluntersuchungen vor, um den Fötus<br />
abzutreiben, sollte es sich um ein Mädchen handeln. Nun kommt die Frauenverachtung<br />
als Bumerang zurück. Die Männer finden keine Frauen mehr,<br />
die sie heiraten könnten! So ist es an den Männern zu zahlen, wenn sie<br />
heiraten wollen. Und es ist an den wenigen Frauen, auszuwählen und lässig<br />
abzuwinken, wenn ihnen ein Mann als Bräutigam nicht zusagt. keck<br />
Ein Schreibprojekt speziell für Frauen und Mädchen bietet das Grazer<br />
Frauenservice unter http://www.frauenservice.at/wwwelten/index1.html.<br />
Bis Ende Mai <strong>2003</strong> kann frau an interaktiven Geschichten<br />
(mit)schreiben. Es bieten sich Geschichten-Einstiege und Charaktere,<br />
die auch selbst erfunden werden können. Das Frustpotential soll so<br />
niedrig wie möglich gehalten werden. Sexistische, rassistische oder<br />
sonst diskriminierende Bemerkungen werden entfernt. Als Projekt<br />
feministischer Bildungsarbeit soll es Frauen und Mädchen die Gestaltungsmöglichkeiten<br />
im Internet auf spielerische Weise vertraut machen.<br />
Unter http://textwelt.vhs.at/ findet sich ein Literaturprojekt<br />
der Wiener Urania, mit Schreibwerkstatt und Forum mit Textkritik.<br />
Menschenverachtende, gewaltverherrlichende oder brutal-pornografische<br />
Literatur wird auch hier prinzipiell nicht publiziert. Auch die<br />
Schreibwerkstatt des Polycollege Stöbergasse – inklusive Wettbewerb<br />
– ist wieder online: http://www.polycollege.ac.at/. Allerlei Gedanken<br />
zu vernetzten Texten, tatsächlich Vernetztes und was das alles<br />
mit Hypertext zu tun hat, lässt sich unter folgender Adresse herausfinden:<br />
http://aussatz.antville.org abü<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 13
Fo t o s : A rc h i v<br />
feminismenlateinamerika<br />
14 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Macht der Definition<br />
Lateinamerika – Kontinent der Machos und der unterdrückten Frauen. Oder entspringt dieses<br />
Bild unserem vorurteilsbeladenen Hochmut? Von Karin Eckert<br />
Frauen in Lateinamerika sind<br />
schon lange in Bewegung. Bereits<br />
um die Jahrhundertwende<br />
gab es z.B. in Peru eine eigene<br />
Frauenzeitung, deren Herausgeberin,<br />
Clorinda Matto de Turner, sich<br />
für Emanzipation einsetzte. In Uruguay<br />
ist die Scheidung seit 1907 legal. Der internationale<br />
Tag gegen Gewalt an Frauen<br />
geht auf eine Initiative lateinamerikanischer<br />
Feministinnen zurück, die den<br />
Jahrestag der Ermordung der dominikanischen<br />
Schwestern Mirabal zum <strong>An</strong>lass<br />
nahmen. Im Gegensatz zu Europa<br />
schafften es Lateinamerikas Frauen seit<br />
1981 insgesamt neun kontinentale Feministinnentreffen<br />
auf die Beine zu<br />
stellen, die immer mehr Teilnehmerinnen<br />
anzogen. Die Zugänge zum Feminismus<br />
sind sehr unterschiedlich – abhängig<br />
von Region, Klasse, Ethnie und<br />
politischer Situation. Ein bedeutender<br />
Auslöser waren jedoch die zahlreichen<br />
Menschenrechtsbewegungen in den<br />
70er und 80er Jahren, die Zeit der Militärdiktaturen<br />
in Lateinamerika.<br />
Die Unsichtbaren. 80% der sozialen Bewegungen<br />
in Lateinamerika sind von Frauen<br />
getragen. Frauen organisierten<br />
während der chilenischen Diktatur unter<br />
Pinochet Gemeinschaftsküchen, sie<br />
gründeten z.B. in Peru die „Milch-Glas-<br />
Komitees“, in Argentinien schlossen sie<br />
sich in Hausfrauengewerkschaften zusammen,<br />
in Brasilien in Umweltgruppen.<br />
Die Proteste der Mütter der Plaza de<br />
Mayo in Argentinien sind international<br />
bekannt geworden. Sie bedienen sich<br />
eines traditionellen Diskurses als Mütter,<br />
die wegen ihrer Mutterliebe um den<br />
Verbleib ihrer Kinder wissen wollen. Und<br />
dennoch sind sie hoch politisch. All diese<br />
Frauen kämpfen dafür, die spezifischen<br />
Probleme von Frauen sichtbar zu machen.<br />
Die Frage nach der Definition von<br />
Feminismus hat jedoch zu vielen Kontroversen<br />
entlang verschiedener Grenzlinien<br />
geführt.<br />
Grenzlinien. Einerseits weisen viele der<br />
o.g. Frauen den Begriff Feminismus für<br />
sich zurück, andererseits werden sie von<br />
den „wahren“ Feministinnen als „Frauengruppen“<br />
abqualifiziert.<br />
Eine ehemalige Guerillakämpferin<br />
aus El Salvador bringt diesen Konfliktherd<br />
auf den Punkt:„In El Salvador laufen<br />
wir nicht herum und nennen uns<br />
Feministinnen, aber wir sind Feministinnen,<br />
denn wir kämpfen für unsere Rechte.<br />
Aber es gibt große Unterschiede zu<br />
den bürgerlichen Frauen, die sich selbst<br />
Feministinnen nennen. Sie tun nichts<br />
als reden.“ Diejenigen, die sich Feministinnen<br />
nannten, gingen ab Mitte der<br />
70er Jahre auf die Straße. Sie forderten<br />
das Recht auf Abtreibung und selbstbestimmte<br />
Sexualität und prangerten die<br />
Gewalt in der Familie an. Sie waren<br />
weiß, urban und <strong>An</strong>gehörige der Mittelschicht.<br />
Bäuerinnen, Indígenas, Frauen<br />
aus der ArbeiterInnenklasse und Schwarze<br />
Frauen nahmen sie nicht wahr, bis<br />
diese in den 80er Jahren aufbegehrten<br />
und den Begriff des Feminismus auch<br />
für sich beanspruchten. Die kontinentalen<br />
Treffen wuchsen stetig, die Unterschiede<br />
blieben.<br />
1987 endete das vierte Treffen in<br />
Mexiko mit dem Slogan:„Wir alle sind<br />
Feministinnen“. Die bisher hinderliche<br />
Diversität wurde zur Stärke der feministischen<br />
Bewegung in Lateinamerika.<br />
Der Höhepunkt des so genannten<br />
„feminismo popular“ (Feminismus von<br />
unten) war erreicht: Ziel war die Verknüpfung<br />
von praktischen und theoretischen<br />
Interessen, ein wechselseitiger<br />
Lernprozess zwischen bürgerlichen<br />
Feministinnen und Frauen aus den Armenvierteln.<br />
Die Frauen konnten auf<br />
viele Errungenschaften – vor allem auf<br />
gesetzlicher Ebene – zurückblicken.<br />
Gewalt in der Familie war bislang straffrei,<br />
die Reisefreiheit von Frauen ein
geschränkt und Männer hatten eine<br />
Rechtsgarantie über ihre Kinder. Auf<br />
Druck der Frauen wurden Frauenministerien<br />
oder -büros in nahezu allen<br />
Ländern geschaffen, in den Parteien<br />
wurden Frauenquoten eingeführt, in<br />
Mexiko gar ein Frauenparlament geschaffen,<br />
in dem sich Abgeordnete unterschiedlicher<br />
Parteien versammelten,<br />
um gemeinsame Strategien zu erarbeiten.<br />
All dies hatte große Auswirkung<br />
auf das Selbstbewusstsein der Frauen<br />
auf dem lateinamerikanischen Kontinent.<br />
Waren beim ersten lateinamerikanischen<br />
Treffen 1981 in Kolumbien noch<br />
250 Teilnehmerinnen dabei, reisten 1989<br />
in Argentinien bereits 3.000 Frauen an.<br />
Erstes Unbehagen machte sich breit –<br />
das Gefühl der Beliebigkeit, statt gemeinsamer<br />
Zielrichtung.<br />
Feminisierung der Armut. Der Neoliberalismus<br />
der 90er Jahre hatte fatale Auswirkungen<br />
auf die Menschen in Lateinamerika.<br />
Frauen arbeiten zunehmend<br />
in den Weltmarktfabriken (Maquilas)<br />
transnationaler Konzerne unter unglaublichen<br />
Bedingungen, während ihre<br />
Männer arbeitslos zu Hause sitzen,<br />
und ihren Autoritätsverlust durch Gewalt<br />
gegen die Ehefrauen kompensieren.<br />
Strukturanpassungsprogramme<br />
der Weltbank und des Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF), die Privatisierungen<br />
im Dienstleistungssektor und<br />
Preiserhöhungen bestimmten den Alltag<br />
der meisten Lateinamerikanerinnen.<br />
Die Feminisierung der Armut ist<br />
mehr als nur ein Schlagwort. Sie führt<br />
auch zu schweren Konflikten innerhalb<br />
der feministischen Bewegung.<br />
Jene Frauen, die von der Armut besonders<br />
getroffen sind – Indigene,<br />
Schwarze und Frauen der Unterschicht<br />
– greifen die Mittelschichtsfeministinnen<br />
scharf an. Für sie wird der Feminismus<br />
des Überlebens zum vorherrschenden<br />
Paradigma, denn die akuten Probleme<br />
des Alltags haben einfach Vorrang.<br />
Praxisorientierte Netzwerke werden gegründet,<br />
die Betroffenen organisieren<br />
eigene kontinentale Treffen.<br />
Autonome gegen Institutionalisierte. Ein weiterer<br />
Prozess sollte zur Spaltung der<br />
starken feministischen Bewegung in Lateinamerika<br />
führen. Im Laufe der 90er<br />
Jahre wurde eine Unmenge an Nichtregierungsorganisationen<br />
(NGO) gegründet,<br />
die zunehmend ein Eigenleben entwickelten.<br />
Zum einen ließen sie sich als<br />
Handlangerinnen der Regierungen vereinnahmen,<br />
indem sie die verschärfte<br />
Armut durch einzelne Frauenprojekte<br />
so weit linderten, dass der kämpferischen<br />
Basis der Wind aus den Segeln<br />
genommen wurde. Zum anderen waren<br />
sie so praxis- und ergebnisorientiert,<br />
dass die theoretische Infragestellung<br />
des patriarchalen Systems völlig ins<br />
Hintertreffen geriet. Die „NGOisierung“,<br />
die nicht zuletzt durch das Füllhorn von<br />
Entwicklungshilfegeldern nach der Pekinger<br />
Frauenkonferenz ausgelöst wurde,<br />
zog der feministischen Basis ihre<br />
Führungskräfte ab und schwächte sie<br />
damit massiv.<br />
Die Grabenkämpfe gipfelten in einem<br />
Eklat während des 7. Feministinnentreffens<br />
Lateinamerikas, das als „encuentro<br />
de los desencuentros“ (Treffen<br />
der gescheiterten Treffen) in die <strong>An</strong>nalen<br />
einging. Autonome Feministinnen<br />
Die vielfältigen <strong>An</strong>liegen und Probleme von Frauen in<br />
Lateinamerika sind ihre Stärke und gleichzeitig ihre<br />
Schwäche. Ein unauflösbarer Knoten?<br />
warfen den „Institutionalisierten“ Komplizenschaft<br />
mit dem neoliberalen, patriarchalen<br />
System vor. Der Riss ging<br />
tief. Die „Autonomen“ organisierten<br />
zwei Jahre später ein eigenes Treffen in<br />
Bolivien, wo definitiv Frauen ausgeschlossen<br />
waren, die Parteien angehörten,<br />
oder in NGOs arbeiteten, die an den<br />
Vorbereitungen für Peking teilgenommen<br />
hatten oder in Entwicklungshilfeorganisationen<br />
tätig waren.<br />
Vertöchterung in Aussicht? So unüberwindbar<br />
die Differenzen auch schienen, so<br />
war es offenbar doch wichtig, sie aufzuzeigen.<br />
Viele „Institutionalisierte“<br />
begannen, ihre Praxis als Feministinnen<br />
zu überdenken, andere erkannten<br />
die Gefahr des völligen Auseinanderbrechens.<br />
Die kommenden Treffen waren<br />
vor allem von dem Versuch geprägt,<br />
neue Brücken aufzubauen und die Diversität<br />
wieder als Stärke anzuerkennen.<br />
Als heilsam erwies sich das Auftreten<br />
einer neuen Generation von Feministinnen,<br />
die die „vacas sagradas“<br />
(„heiligen Kühe“) ablösten und Themen<br />
wie Macht und <strong>An</strong>erkennung in die<br />
Diskussion einbrachten. Das letzte Treffen<br />
im Dezember 2002, das den Auswirkungen<br />
der Globalisierung gewidmet<br />
war, dürfte wieder Gemeinsamkeiten<br />
in den Vordergrund gestellt haben.<br />
„Wir sind nicht nur Frauen, sondern<br />
auch <strong>An</strong>gehörige einer Klasse und einer<br />
Ethnie. Da gibt es keinen allein selig<br />
machenden Kampf“, meinte Mercedes<br />
Umana ˜<br />
aus El Salvador schon einige<br />
Jahre zuvor. Es bleibt zu hoffen, dass<br />
diese Erkenntnis die zukünftige Arbeit<br />
der lateinamerikanischen Feministinnen<br />
bestimmt. ❚<br />
lateinamerikafeminismen<br />
zum weiterlesen:<br />
Karin Gabbert et al (Hg): Geschlecht<br />
und Macht. <strong>An</strong>alysen und Berichte.<br />
Lateinamerika Jahrbuch Nr. 24.<br />
Westfälisches Dampfboot 2000<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 15
Fo t o : O b i o ra C - I k O fo e d u<br />
feminismenpakistan<br />
16 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Eine – im englischsprachigen<br />
Raum – schon längst etablierte<br />
Diskussion um Krieg, um die<br />
Männlichkeits- und Weiblichkeitsbilder,<br />
hat ein Wochenende<br />
lang endlich auch in Österreich stattgefunden,<br />
allerdings unbeachtet von einer<br />
breiteren Öffentlichkeit (siehe an.<strong>schläge</strong><br />
2/03).<br />
Warum findet eine wissenschaftliche<br />
Tagung wie das von der Bunten Zeitung<br />
organisierte Symposium „War and<br />
Gender/Krieg und Geschlechterrollen“<br />
bei der österreichischen akademischen<br />
Gemeinschaft keine Beachtung? Liegt<br />
es daran, dass Österreich in seinem<br />
gemütlichen (wissenschaftlichen) Provinzialismus<br />
durch neue Sichtweisen<br />
empfindlich gestört würde? Dass der<br />
Blick über die Grenzen hinaus bedrohlich<br />
das Eigene in Frage stellt? Dass<br />
Interkulturalität eher Lippenbekenntnis<br />
ist, wenn es um die <strong>An</strong>erkennung<br />
zum Beispiel „nicht-westlicher“ Wissenschaften<br />
geht? Und dass das Denken<br />
in Differenzen noch immer schwer<br />
fällt?<br />
Gerade in Zeiten, in denen Mächtige<br />
nur auf den günstigen Moment warten,<br />
mit Panzern und Geschossen auf<br />
das „<strong>An</strong>dere“ einzuschlagen, wäre die<br />
interkulturelle Diskussion zu Geschlecht<br />
und Krieg geradezu Pflichtthema in den<br />
Feuilletons österreichischer Zeitungen.<br />
Zwei Tage lang debattierte eine internationale<br />
Gruppe bestehend aus<br />
TheoretikerInnen und Betroffenen aus<br />
Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa<br />
über den Krieg als „Ort“ der sozialen<br />
Konstruktion von Geschlecht.<br />
Hinter dem Symposium stand der<br />
Versuch, bestimmte Bilder und Klischees,<br />
die mit Krieg, Mann und Frau<br />
einhergehen, in den verschiedenen<br />
Erdteilen zu prüfen und eventuell zu<br />
dekonstruieren. Ist Frau mit Frieden<br />
gleichzusetzen? Was sagt uns die Figur<br />
der Soldatin? Bedeutet ihre Präsenz in<br />
„Feminismus wurde vereinnahmt“<br />
Die pakistanische Journalistin Shehar Bano Khan war zu Gast in Wien. Über ihre Vorstellungen<br />
eines islamischen Feminismus sprach sie mit Erika Müller
einem so patriachalen System wie<br />
dem Militär Möglichkeiten auf Änderungen?<br />
Ist Gleichberechtigung in der<br />
Gesellschaft gegeben, nur weil Frauen<br />
in der Domäne „Militär“ zugelassen<br />
sind? Ist Krieg Männersache? Wie sehen<br />
globale Forschungsstrategien aus<br />
Geschlechterperspektive aus? Welcher<br />
Zusammenhang besteht zwischen<br />
Neoliberalismus und Krieg im 21. Jahrhundert?<br />
Eine der Teilnehmerinnen am Symposium<br />
war die pakistanische Journalistin<br />
Shehar Bano Khan, die in ihrem Vortrag<br />
für einen vom Staat abgekoppelten<br />
islamischen Feminismus eintrat. Im Interview<br />
ging sie näher auf die verschiedenen<br />
feministischen Traditionen in Pakistan<br />
und ihre Sicht auf den „westlichen“<br />
Feminismus ein.<br />
an.<strong>schläge</strong>:Wie entstand denn eine<br />
feministische Bewegung in Pakistan?<br />
Shehar Bano Khan: „The Woman<br />
Action Forum“ war die erste organisierte<br />
Bewegung und entstand Ende der<br />
70er und <strong>An</strong>fang der 80er Jahre. Es war<br />
eine Reaktion auf die Islamisierung des<br />
ganzen Landes, die einherging mit frauenfeindlichen<br />
Gesetzen. Die Frauen kamen<br />
vor allem aus dem linken Lager.<br />
Die Bewegung war wichtig, denn sie internationalisierte<br />
die Frauen-Thematik<br />
in Pakistan. Doch nun ist sie so gut wie<br />
tot, sie agiert nicht mehr einheitlich, sie<br />
hat sich individualisiert und hat keinen<br />
substanziellen Effekt mehr.<br />
Wie ist der Name und das Konzept<br />
„Feminismus“ in Pakistan konnotiert?<br />
Unterschiedlich. Es wird manchmal<br />
nicht verstanden. Gerade die Frauen der<br />
ersten Stunde des pakistanischen Feminismus<br />
würde ich als feministische<br />
„Fundamentalistinnen“ bezeichnen, die<br />
sich der Religiösität und der Theologie<br />
verschließen. Ich bin der Meinung, dass<br />
Änderungen nur im System selbst passieren<br />
können. In Pakistan muss die Religion<br />
immer mitgedacht werden, 95%<br />
der Bevölkerung sind muslimisch. Das<br />
heißt aber nicht, dass islamischer Feminismus<br />
Änderungen bringen würde. Er<br />
ist wiederum zu religiös und zu wenig<br />
säkularisiert. Der Pakistanische Feminismus<br />
ist heute gespalten: in einen muslimischen<br />
Feminismus und – wie ich sagen<br />
würde – in einen radikalen Feminismus,<br />
der eher Gesellschaften wie der<br />
österreichischen entspricht. Pakistan ist<br />
sehr konservativ, ich kann den Frauen<br />
nicht sagen: Verlasst eure Männer und<br />
Kinder, Familienstrukturen gehören zerschlagen.<br />
Ich muss die Tradition mitbedenken.<br />
Versucht der „radikale“ pakistanische<br />
Feminismus ein westliches Modell<br />
zu kopieren?<br />
Natürlich, sie bekommen ja auch<br />
Geld aus dem Westen. Und das eckt gerade<br />
beim Klerus an, denn sie bringen<br />
westliche Werte nach Pakistan. Und beide<br />
Modelle von Feminismus, der religiöse<br />
und „westliche“, agieren innerhalb<br />
ihrer eigenen Bereiche ohne Integration<br />
des einen in den anderen. Das schafft<br />
Verwirrung, die Probleme werden nicht<br />
gelöst. Und sie haben keinen Bezug zur<br />
„Basis“, es gibt keinen Dialog. Sie sind<br />
beide voller Stereotypen und wenig flexibel.<br />
So muss ich einer westlichen<br />
Feministin erklären, warum ich für Frauenrechte<br />
eintrete, aber auch bete und<br />
faste. Und der religiösen Feministin<br />
muss ich erklären, warum ich hier auf<br />
der Straße stehen und rauchen will!<br />
Wie seht ihr den westlichen Feminismus?<br />
Ich denke, Feminismus wurde vom<br />
sogenannten westlichen Feminismus<br />
vereinnahmt. Feministinnen haben sicherlich<br />
die Gesellschaft verändert und<br />
haben den Frauen hier in Europa ein<br />
wundervolles Gefühl von Sicherheit gegeben.<br />
Aber das ist nur die Oberfläche.<br />
Als Frau spüre ich hier in Österreich eine<br />
starke Trennung zwischen den Geschlechtern.<br />
Ebenso Diskriminierung.<br />
Zum Beispiel die ständige Objektivierung<br />
der Frau hier – Ich finde das abstoßend!<br />
Frauen als Sexobjekt! Ich sehe<br />
fern und fühle mich als Frau total abgewertet!<br />
Feministinnen entdecken jetzt<br />
wahrscheinlich die Konsequenzen eines<br />
extremen Liberalismus ohne ein begleitendes<br />
Wertesystem. Es ist okay, wenn<br />
eine Frau nackt sein will, das ist ihr gutes<br />
Recht. Aber dann muss auch gesehen<br />
werden, dass wir in einer Welt leben, in<br />
der nicht alle gleich denken. Also: meine<br />
Freiheit ist für den anderen eine Provokation.<br />
Es muss eine Neubewertung<br />
von Feminismus geben, und dann muss<br />
ein Dialog zwischen muslimischen und<br />
westlichen Feministinnen stattfinden.<br />
Da gibt es eine riesige Kluft.<br />
Hat Feminismus nie die Differenz<br />
zwischen den Kulturen gesehen? Hat ein<br />
westlicher Feminismus gar imperialistisch<br />
agiert?<br />
Ich denke, das Problem ist, dass<br />
westliche Feministinnen einfach nicht<br />
verstehen wollen. Sie haben gelernt, in<br />
der Religion einen Widerspruch zum<br />
Feminismus zu sehen. Ist ein religiöser<br />
<strong>An</strong>satz im feministischen Diskurs vorhanden,<br />
dann wird das gleich als fundamentalistisch<br />
bezeichnet. Aber ich würde<br />
westliche Feministinnen nicht als<br />
Imperialistinnen bezeichnen. Es ist an<br />
der Zeit zu sehen, dass es auch andere<br />
Kulturen gibt. Ich denke auch, dass<br />
Feministinnen nach dem 11. September<br />
etwas hätten tun sollen. Sie hätten sich<br />
mit dem Thema der Religion auseinandersetzen<br />
sollen. Dann hätten sie auf<br />
die totale Verzerrung des Islam in den<br />
westlichen Medien reagieren müssen!<br />
Das wäre nicht nur die Aufgabe der<br />
muslimischen Feministinnen gewesen,<br />
denn Feminismus kennt keine Grenzen.<br />
Wenn wir ständig von eingeschränkten<br />
Kategorien sprechen, dann kollabiert<br />
das gesamte Konzept.<br />
Du postulierst so etwas wie einen<br />
universellen Feminismus?<br />
Zumindest in bestimmten Auseinandersetzungen.<br />
Feminismus, der nicht<br />
ausgrenzt. Und Religion spielt gerade in<br />
Entwicklungsländern eine wichtige Rolle.<br />
Wenn wir das ignorieren, ignorieren<br />
wir einen großen Teil der Bevölkerung.<br />
Und jede Theorie oder jeder politische<br />
Diskurs, der den Menschen vergisst, ist<br />
sinnlos. ❚<br />
pakistanfeminismen<br />
Das wissenschaftliche<br />
Symposium über Krieg und<br />
Geschlechterrollen fand in der<br />
akademischen Gemeinschaft<br />
kaum Beachtung.<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 17
Fo t o s : A rc h i v feminismenafrika<br />
Mansah Prah ist Professorin für<br />
Frauenforschung im Department<br />
of Sociology an der University of<br />
Cape Coast, Ghana<br />
1 Frauenforschung wird auch an<br />
den Universitäten in Nigeria,<br />
Uganda, Senegal, Tansania, Simbabwe,<br />
Südafrika, Sudan, Kenia und<br />
Kamerun betrieben.<br />
18 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Im Süden viel Neues<br />
Wenn wir davon ausgehen, dass Feminismen alle Gedanken und Aktivitäten umfassen,<br />
mit denen Frauen zu ihren Rechten kommen, dann sind sie in Afrika sehr lebendig,<br />
erzählt Mansah Prah<br />
Vor etwa zehn Tagen fuhr ich zu<br />
einem Treffen an der Universität<br />
Ghana wegen eines Buchprojekts<br />
über Gewalt gegen<br />
Frauen und Kinder in Ghana.<br />
<strong>An</strong>fang dieser Woche war ich auf einem<br />
panafrikanischen Workshop über sexuelle<br />
Gewalt. Ebenfalls diese Woche erhielt<br />
ich einen Entwurf zu einem Gesetz<br />
gegen Gewalt an Frauen in Ghana. Und<br />
erst gestern erfuhr ich vom „Netzwerk<br />
feministischer Studien“ im südafrikanischen<br />
Kapstadt. Wer also denkt, dass es<br />
in Afrika keine feministische Bewegung<br />
gibt, irrt gewaltig.<br />
In Afrika existieren mehrere Strömungen<br />
von Feminismen nebeneinander:<br />
jene Richtung, die in Aktionismus<br />
mündet, ein akademischer Feminismus<br />
und ein Feminismus, der nicht als Feminismus<br />
bezeichnet werden will. Doch<br />
das Bedürfnis, einen „afrikanischen<br />
Feminismus“ zu entwickeln, steigt.<br />
Ghana. Die Beschäftigung mit den Rechten<br />
der Frau in Afrika war immer aktuell,<br />
aber sie hat sich besonders nach<br />
dem internationalen Jahr der Frau 1975<br />
verstärkt. Vor dieser Zeit waren es oft<br />
europäische und amerikanische Frauen<br />
(und Männer), die über Frauen in Afrika<br />
berichtet hatten. Nachdem die Diskussion<br />
auf eine internationale Ebene gehoben<br />
worden war, errichteten in den<br />
70er Jahren fast alle Länder in Afrika<br />
entweder Ministerien für Frauen oder<br />
Frauenbüros.<br />
In Ghana wurde 1975 der „Nationale<br />
Rat für Frauen und Entwicklung“ (National<br />
Council for Women and Development)<br />
eingerichtet. Der Rat begann die<br />
Lebensrealitäten von Frauen in Ghana<br />
zu erforschen und bald widmeten auch<br />
Zeitungen einzelne Spalten oder ganze<br />
Seiten aktuellen, soziopolitischen Themen<br />
über die Lage der Frau. Ab 1975<br />
wurden auch „women’s desks“ in einigen<br />
Ministerien wie dem Landwirtschafts-<br />
oder dem Erziehungsministerium<br />
errichtet. Die Universitäten wurden<br />
zunehmend sensibler, schließlich wurde<br />
1984 ein Frauenforschungsprogramm<br />
an der University of Ghana gestartet.<br />
Trotzdem haben die Universitäten des<br />
Landes noch einiges aufzuholen in Sachen<br />
Frauen- und Genderangelegenheiten:<br />
In den fünf staatlichen Universitäten<br />
gibt es nur dieses eine umfassende<br />
Frauenforschungsprogramm. 1<br />
Frauennetzwerke. Mitte der 80er Jahre<br />
gründete die Ehefrau des damaligen<br />
Staatsoberhauptes, Nana Konadu<br />
Agyeman Rawlings, die Frauengruppe<br />
„31 st December Women’s Movement“.<br />
Mit über einer Million Mitglieder dominierte<br />
diese konservative Gruppe<br />
die öffentliche Diskussion in Ghana<br />
für etwa fünfzehn Jahre und verdrängte<br />
den „National Council“. Seit<br />
im Jahr 2000 eine neue Regierung an<br />
die Macht gekommen ist, hat das<br />
„Women’s Movement“ an Einfluss verloren.<br />
Frauengruppen und Netzwerke<br />
in Afrika südlich der Sahara haben eine<br />
lange Tradition, und es gibt eine<br />
Menge von ihnen: professionelle Frauen,<br />
Marktfrauen und Händlerinnen,<br />
christliche und islamische Frauen – alle<br />
organisieren sich. Natürlich sind<br />
nicht alle feministisch orientiert, aber<br />
sie besitzen ein Bewusstsein, dass sie<br />
als Frauen andere Interessen haben<br />
als Männer.<br />
Besonders Rechtsanwältinnen<br />
sind gut organisiert. Auf Gesetzesebene<br />
können sie einige Erfolge für sich<br />
verbuchen. In den 80er Jahren haben<br />
sie sehr viel zur Verbesserung des Erbrechtes<br />
für Frauen beigetragen. Die<br />
„International Federation of Women<br />
Lawyers“ organisiert kostenlose<br />
Sprechstunden für Frauen, die Hilfe
auchen, weil sie ihre Männer vor Gericht<br />
bringen, oder sich scheiden lassen<br />
wollen. Es gibt professionelle Frauenorganisationen,<br />
die in ganz Afrika<br />
vertreten sind, wie zum Beispiel AWLA<br />
(Association of Women Lawyers in Afrika),<br />
oder FAWE (Federation of African<br />
Women Educationists). FAWE hat in<br />
ganz Afrika viel Medienarbeit geleistet,<br />
um auf die Notwendigkeit, Mädchen<br />
zur Schule zu schicken, aufmerksam zu<br />
machen. Frauen von AWLA haben in<br />
Ghana gerade ein landesweites Forschungsprojekt<br />
initiiert, in dem sie die<br />
Verbreitung von sexueller Gewalt untersuchen.<br />
Pseudofeminismen. Seit Ende der 70er Jahre<br />
sind auch entwicklungspolitische Organisationen<br />
des Westens „genderbewusster“<br />
geworden. Heutzutage fordern<br />
sie, dass in Projektanträgen „gender<br />
issues“ berücksichtigt und benannt<br />
werden. <strong>An</strong> sich keine schlechte Strategie,<br />
aber manche NGO’s (Nichtregierungsorganisationen)<br />
geben bestenfalls<br />
Lippenbekenntnisse von sich, nur um zu<br />
Projektgeldern zu kommen. In der Praxis<br />
haben sie mit Frauenangelegenheiten<br />
wenig am Hut.<br />
Wissenschaftlerinnen wie Amina<br />
Mama aus Nigeria und Dzodzi Tsikata<br />
aus Ghana haben sich kritisch gegenüber<br />
dem sogenannten „First Lady Syndrome“<br />
geäußert: Immer wieder geben<br />
sich Frauen von Staatsoberhäuptern als<br />
Frauenführerinnen aus. Sie organisierten<br />
jedoch lediglich Frauen für die Parteien<br />
ihrer Männer, so die beiden Wissenschaftlerinnen.<br />
Die Gruppen seien<br />
keine echten Basis-Organisationen und<br />
vertreten auch keine. Bezeichnender-<br />
weise haben sowohl in Ghana als auch<br />
in Nigeria jene Gruppen, die von First<br />
Ladies organisiert wurden, nicht länger<br />
überlebt, als die Regierungen ihrer<br />
Männer.<br />
Ein anderes Problem ist die Haltung<br />
des Staates gegenüber der Frauenpolitik.<br />
Eine Studie der NGO „Third<br />
World Network“ über Frauenministerien<br />
und -büros in Afrika zeigt auf, dass<br />
der Staat in Frauenfragen überwiegend<br />
in die entwicklungspolitische<br />
Richtung tendiert. VertreterInnen dieser<br />
Strömung gehen davon aus, dass<br />
Frauen, da sie nicht in entwicklungspolitische<br />
Bemühungen mit einbezogen<br />
sind, jetzt integriert werden sollten.<br />
Ein anderes typisches Merkmal dieser<br />
Richtung ist die Vorstellung, Frauen<br />
könnten sich durch den Zugang zu<br />
Krediten besser emanzipieren. Leider<br />
konzentrieren die Staaten sich fast<br />
ausschließlich auf diesen <strong>An</strong>satz, und<br />
meinen, finanzielle Hilfe und entwicklungspolitische<br />
Integration wären die<br />
einzigen Prioritäten. <strong>An</strong>sätze, die zu<br />
weiterreichenden gesellschaftlichen<br />
Veränderungen führen, werden gleichzeitig<br />
verdrängt.<br />
Widerstände. Noch ein Problem der Feminismen<br />
in Afrika ist die Haltung von<br />
Afrikanern und besonders Afrikanerinnen<br />
dem Konzept gegenüber. Wie oft<br />
habe ich mich über Frauen gewundert,<br />
die sich sehr stark für die Rechte der<br />
Frauen einsetzen und sich dennoch<br />
weigern, als Feministinnen bezeichnet<br />
zu werden! Ich glaube das Wort Feminismus<br />
wird häufig mit Radikalität verknüpft,<br />
und wer will schon als Extremistin<br />
gelten…<br />
Feministische Konzepte in Afrika sind so<br />
vielfältig wie die Frauen selber.<br />
Viele Menschen (meistens Männer)<br />
meinen, der Feminismus sei eine Exportware<br />
aus dem Westen, in Afrika gebe<br />
es keine Probleme. Solche Argumente<br />
können nur durch Tatsachen und Fakten<br />
z.B. aus unseren Forschungsergebnissen<br />
widerlegt werden.<br />
Inzwischen wollen viele Feministinnen<br />
eigene afrikanische Konzepte entwickeln.<br />
Wir wollen nicht nur Theorien<br />
aus dem Westen rezipieren, wir wollen<br />
unsere Realität selbst theoretisieren!<br />
Aicha Diawara von AAWORD meint dazu:„The<br />
question raised today is<br />
whether we should continue to use the<br />
gender concept according to the Western<br />
paradigm, or appropriate and ,Africanize’<br />
it on the basis of historic and<br />
ethno-linguistic referents?“<br />
Interessante theoretische <strong>An</strong>sätze<br />
kommen vor allem aus Nigeria: Ife<br />
Amadiume beispielsweise entwickelte<br />
eine interessante These über das Matriachat.<br />
Eine andere Nigerianerin, Oyeronke<br />
Oyewumi, kritisiert das westliche<br />
Gender-Konzept als einschränkend.<br />
Auf Yoruba gebe es eine ganze Reihe<br />
von Wörtern, aber auch Rollen und verschiedene<br />
gesellschaftliche Positionen,<br />
die geschlechtsneutral sind. Statt einer<br />
binären Geschlechtlichkeit weisen die<br />
Yoruba ein viel lockereres Verhältnis zu<br />
Geschlechterrollen auf.<br />
Das „Feminist Studies Network“<br />
aus Kapstadt setzt sich nun verstärkt<br />
dafür ein, dass afrikanische Feministinnen<br />
Studien durchführen, die unseren<br />
Kontinent verändern können, auf dem<br />
Weg in eine Gesellschaft, die mehr Demokratie<br />
und soziale Gerechtigkeit aufweist.<br />
Ich glaube, wir Frauen sind schon<br />
auf dem Weg. ❚<br />
afrikafeminismen<br />
zum weiterlesen:<br />
Oyeronke Oyewumi: African<br />
Women and Feminism: Reflecting on<br />
the Politics of Sisterhood: Reflecting<br />
on the Politics of Sisterhood.<br />
Ifi Amadiume: Männliche Töchter,<br />
weibliche Ehemänner. Soziale<br />
Rollen und Geschlecht in einer<br />
afrikanischen Gesellschaft.<br />
Rotpunktverlag 1994<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 19
Fr. 21. <strong>März</strong> <strong>2003</strong><br />
21.00 im Tacheles<br />
Karmeliterplatz 1<br />
1020 Wien<br />
Performance: Grace Latigo<br />
DJ-line ab 23.00<br />
Solifest für LEFÖ<br />
am Internationalen Tag<br />
gegen Rassismus<br />
LEFÖ (Lateinamerikanische Emigrierte Frauen in Österreich)<br />
Kettenbrückengasse 15/4, 1050 Wien<br />
Tel: +43-1-5811881<br />
e-mail: lefoe@aon.at<br />
http://www.lefoe.at<br />
Women First<br />
Neue Assistentin wird gesucht!<br />
shake baby<br />
shake<br />
„springswing“ – babyclub-<br />
bing<br />
W U K Do 27.3.<strong>2003</strong> 1 5<br />
Lust, Euch zu bewegen?<br />
Den Winterstaub so wegzufegen.<br />
Miteinander tratschen,<br />
oder nur zum Takte klatschen.<br />
Zur Musik zu swingen<br />
in der Hängematte schwingen,<br />
Freunde treffen, sich wohlfühlen.<br />
Das alles ist möglich beim<br />
babyclubbing!<br />
2 Djs sorgen für guten Sound.<br />
Wir für babygerechte<br />
Wir suchen ab April eine sympathische und nette Unterstützerin<br />
(keine Betreuerin!) für unsere Women First-Gruppe (Selbstbestimmung).<br />
Sie soll Interesse zeigen und bei der Organisation mithelfen. Es wäre hilfreich,<br />
wenn sie Erfahrungen in der Begleitung von Frauen mit Lernschwierigkeiten hat.<br />
Wo kann sie mich unterstützen? z.B. formulieren, Idee, mitschreiben, rechnen, Rechnungen sammeln, bei<br />
Gehhilfen usw. Gut raushalten können aus der Gruppe wäre wichtig. Und es sollte eine Frau sein, die mit<br />
Frauen gerne arbeitet. Erfahrungen mit Frauengruppen wäre gut.<br />
Stundenausmaß: 3 bis 5 Stunden im Monat<br />
Bezahlung: nach Vereinbarung<br />
Bewerbungen an: Frau Neubauer, Mo und Mi 9-14h, Di und Do 11-16h<br />
Hetzgasse 42/1, 1030 Wien, T. 0/714 39 39; e-mail:womenfirst@mail.austria.com<br />
http://www.service4u.at/ninlil/index2.html
u niversität innsbruck<br />
Büro für Gleichstellung<br />
Im Jänner wurde an der Universität Innsbruck ein Büro für Gleichstellung<br />
und Gender Studies eingerichtet. Damit hat die Universität einen<br />
wichtigen Schritt zur Umsetzung des EU-weiten Grundsatzes des Gender<br />
Mainstreaming gesetzt. Die Einrichtung übernimmt Aufgaben der<br />
juristischen und administrativen Unterstützung des Arbeitskreises für<br />
Gleichbehandlungsfragen, der Frauenförderung und der frauenspezifischen<br />
Forschung und Lehre. Das Büro wird Sabine Engel leiten, Elisabeth<br />
Grabner-Niel übernimmt die Verantwortung für den Geschäftsbereich<br />
Gender Studies. Sie wird unter anderem den Wahlfachstudienlehrgang<br />
„Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Interdisziplinäre<br />
Frauenforschung und Gender Studies“ betreuen. In ihrem Arbeitsbereich<br />
sollen aber auch Initiativen gestartet werden, um die Berücksichtigung<br />
der Geschlechterperspektive in Forschung und Lehre an der Innsbrucker<br />
Universität weiterzuentwickeln. heko<br />
Büro für Gleichstellung und Gender Studies: Universität Innsbruck, Hauptgebäude,<br />
Christoph-Probst-Platz1, Zi. 3022, T. (Leitung: Sabine Engel) 0512/507-9046, e-mail: sabine.engel@uibk.ac.at<br />
Geschäftsbereich Gender Studies: Bruno-Sander-Haus, Innrain 52, Zi. 60108, 6020 Innsbruck,<br />
T. (Elisabeth Grabner-Niel) 0512/507-9810, e-mail: fem@uibk.ac.at, http://fem.uibk.ac.at<br />
unireform<br />
Männliche Selbstreproduktion<br />
Der Umbau der Universitäten geht weiter: Derzeit formieren sich die<br />
UniversitätsrätInnen, die wichtige Aufgaben im neuen Universitätssystem<br />
übernehmen sollen, vor allem bei der Bestellung der RektorIn sowie<br />
bei der Genehmigung des Budgets. Die UniversitätsrätInnen sind<br />
auf fünf Jahre gewählt. Fünf von bisher acht feststehenden Gründungskonventen<br />
haben ausschließlich Männer in die jeweiligen Universitätsräte<br />
entsandt. Dieses Ergebnis wundert Birgit Sauer, Professorin für Politikwissenschaft<br />
an der Universität Wien nicht, denn sie seien nur besonders<br />
drastische Beweise dafür, dass das Universitätsgesetz 2002 in sich<br />
„frauenfeindlich bis frauenbehindernd“ sei. „Das kommt heraus, wenn<br />
man die Herren Professoren autonom wirken lässt – die ständige Selbstreproduktion“,<br />
kritisiert Sauer den niedrigen Frauenanteil in der ProfessorInnenschaft.<br />
Durch das neue Unigesetz würde bei Entscheidungskompetenzen<br />
stark auf „hierarchische Strukturen und autoritäre traditionelle<br />
Muster“ gesetzt und dadurch automatisch Männer bevorzugt,<br />
die schlicht professorale „Interessenspolitik“ betreiben. Auch die Vizerektorin<br />
der Uni Wien, Gabriele Moser, kritisiert die derzeitige Situation. Sie<br />
sieht die „Tücke im schlanken Rahmengesetz, dass die entscheidenden<br />
Organe, die das Sagen haben, dominant männlich sind“. Die Tatsache,<br />
dass gerade der Mittelbau mit einem Frauenanteil von immerhin 26<br />
Prozent in seinen Einflussmöglichkeiten stark zurückgedrängt worden<br />
sei, komme erschwerend dazu. Bildungsministerin Gehrer plant unterdessen<br />
die Installierung eines „Uni-Frauenbeirats“. Dieser soll die Ministerin<br />
über die Fortschritte in der Frauenförderung informieren. Sie lobt<br />
das Gleichbehandlungsgesetz und fordert, dass bei gleicher Qualifikation<br />
von Frauen und Männern, Frauen bevorzugt in Führungsfunktionen<br />
bestellt werden – solange bis 52 Prozent aller Spitzenpositionen weiblich<br />
besetzt seien. Davon ist man allerdings noch weit entfernt. Sind<br />
doch im Studienjahr 2001/02 unter den 1.610 UniversitätsprofessorInnen<br />
lediglich 109 Frauen gewesen. Das entspricht einem Frauenanteil<br />
von 6,8 Prozent. heko<br />
architektur<br />
Papier und Licht<br />
an.risswissenschaft<br />
Im Rahmen des neuen Unterrichtsmoduls „Produkt und Industriedesign“<br />
zeigt das auf der Architekturfakultät der TU Wien beheimatete Institut<br />
für Raumgestaltung und Entwerfen von 5. bis 27. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, gemeinsam<br />
mit dem Institut Français de Vienne, Arbeiten von StudentInnen zum<br />
Thema „Lumière et Papier“. Francoise-Hélène Jourda, international bekannte<br />
französische Architektin und seit 1999 Leiterin des Instituts für<br />
Raumgestaltung zeigt sich erfreut über das neue Lehrmodul, das „für<br />
eine praxisorientierte Architekturausbildung sorgt und einen Einblick in<br />
architekturverwandte Disziplinen wie Design oder Lichtkonzeption ermöglicht“.<br />
Ausgehend von einer umfassenden Recherche zu einem freigewählten<br />
Themenkomplex entwickelten die Studierenden während<br />
des Wintersemesters 2002/03 insgesamt 50 Leuchten aus Papier, wobei<br />
Materialaspekte, Reflektortechnik, und der Einsatz unterschiedlicher<br />
Leuchtmittel besondere Aufmerksamkeit bekamen. DF<br />
Vernissage: 4. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, 19.00 Uhr, Institut Français de Vienne, Palais Clam-Gallas, Währinger Str. 30, 1090 Wien<br />
förderung<br />
Preis den Frauen<br />
Die katholische Frauenbewegung Österreichs vergibt auch <strong>2003</strong> wieder<br />
den Herta Pammer Preis für Frauenbildung und Frauenförderung im entwicklungspolitischen<br />
Bereich in Österreich. Ausgezeichnet werden innovative<br />
und originelle Projekte, Aktionen oder Initiativen, die Frauen ins<br />
Zentrum stellen, z.B. Ausstellungen, Theater, Workshops u.ä. Die eingereichten<br />
Projekte sollen im Jahr 2002 von einzelnen Frauen oder Gruppen<br />
durchgeführt worden sein, von der Teilnahme ausgeschlossen sind<br />
etablierte Entwicklungsorganisationen. Die Höhe des Preisgeldes beträgt<br />
7.000,- Euro. Einsendeschluss ist der 15. <strong>März</strong>, die Preisverleihung<br />
erfolgt am 25. Juni <strong>2003</strong>. ajb<br />
Katholische Frauenbewegung Österreichs, Referat für Entwicklungsförderung, Spiegelgasse 3, 1010 Wien;<br />
T. 01/51552-3067, e-mail: office@kfb.at<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 21
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />
wissenschaftforum<br />
Ulrike Gomelsky schrieb ihre<br />
Diplomarbeit zum Thema<br />
„Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz.<br />
Gerichtsentscheidungen des Arbeitsund<br />
Sozialgerichtes im Vergleich<br />
und wie diese in den Medien<br />
kommuniziert werden.“<br />
22 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Sein’s net so!<br />
Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz wird von Gerichten nicht selten als unglaubwürdig<br />
abgehakt. Auch die Medien tragen dazu nicht unwesentlich bei. Von Ulrike Gomelsky<br />
Verglichen mit anderen Staaten<br />
hat in Österreich eine breitere<br />
öffentliche Diskussion über sexuelle<br />
Gewalt am Arbeitsplatz<br />
nie stattgefunden. Die bisher<br />
einzige österreichische Studie wurde<br />
1988 veröffentlicht. Ihr zufolge gaben<br />
1.149 von 1.411 befragten Frauen an, am<br />
Arbeitsplatz ungewollten sexuellen<br />
<strong>An</strong>näherungen ausgesetzt zu sein.<br />
Neun Jahre nach Inkrafttreten der<br />
dritten Novelle des Gleichbehandlungs-<br />
gesetzes 1992 versuche ich in meiner<br />
Studie über sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz<br />
eine Bestandsaufnahme. Bei der<br />
Untersuchung der Konstruktionen des<br />
sozialen Geschlechts in der Rechtssprechung<br />
und den Medien stellte sich heraus,<br />
wie sehr Gerichtsurteile der Arbeitsund<br />
Sozialgerichte (ASG) traditionelle<br />
Geschlechtszuschreibungen festschreiben.<br />
Weiters analysierte ich die Berichterstattung<br />
in den Oberösterreichischen<br />
Nachrichten (OÖN), um die Zusammen-<br />
hänge zwischen „öffentlicher Meinung“<br />
dieser Tageszeitung und „öffentlicher<br />
Meinung“ der Gerichte aufzeigen zu<br />
können.<br />
Männlich objektiv. Allein die Sachverhaltsdarstellungen<br />
in den Gerichtsverfahren<br />
waren schon aufschlussreich, die ja für<br />
sich beanspruchen, objektiv einen Handlungsablauf<br />
wiederzugeben. Inwieweit<br />
findet darin aber die weibliche Sicht- und<br />
Erlebensweise Eingang? Eindeutig wird
einzig die männliche Sichtweise als „objektiv<br />
richtig“ festgehalten. So bleibt in<br />
den Beschreibungen der Handlungen<br />
unerwähnt, wie Frauen diese aufgenommen<br />
und empfunden haben. Ausnahmen<br />
bilden Verfahren über massive körperliche<br />
Gewaltanwendungen, die durch<br />
medizinische Atteste abgesichert sind.<br />
Sofern die Aussagen von ZeugInnen<br />
erwähnt werden, bleibt ihr Geschlecht<br />
ungenannt. Aber gerade in dieser Auseinandersetzung<br />
wäre die Kategorie Geschlecht<br />
von größter Bedeutung. Wenn<br />
hier als Maßstab das Empfinden des<br />
„vernünftigen Durchschnittsmenschen“<br />
angewandt wird, haben Frauen keine<br />
Chance, Recht zugesprochen zu bekommen.<br />
Gerade in der Frage, ob ein bestimmtes<br />
Verhalten als sexuelle Belästigung<br />
empfunden wird, sollte die Einschätzung<br />
einer „vernünftigen Frau“ jener<br />
eines „vernünftigen Mannes“<br />
vorgezogen werden. Ein Beispiel aus einem<br />
anderen Kontext verdeutlicht diese<br />
Notwendigkeit: Eine Afrikanerin fühlt<br />
sich durch rassistische Witze verletzt<br />
und klagt. Die Zeuginnen sind allesamt<br />
weiße Frauen, die keinen <strong>An</strong>stoß an den<br />
Witzen nehmen. Würde sich das Gericht<br />
hier ebenso unhinterfragt den weißen<br />
Frauen anschließen, ohne zu berücksichtigen,<br />
dass eine schwarze Frau rassistische<br />
Witze auf Grund ihrer Lebenserfahrungen<br />
anders empfindet?<br />
Rollenumkehr. In einem Verfahren des<br />
ASG Wien aus dem Jahr 1998 befand die<br />
zuständige Richterin die Klage der sexuellen<br />
Belästigung als „nicht glaubwürdig“.<br />
Der Grund:„Beim Beklagten handelt<br />
es sich um einen durchschnittlich<br />
gut aussehenden, gepflegten Mann,<br />
während es der Klägerin an jeglicher Attraktivität<br />
mangelt und sie auch den<br />
Eindruck erweckt, auf ein gepflegtes<br />
Äußeres wenig Wert zu legen“. Ein Aufschrei<br />
ging durch die Presse. Während<br />
dieses Urteil festhält, dass „unattraktive“<br />
Frauen nicht belästigt werden können,<br />
stellt dasselbe ASG in einem anderen<br />
Fall fest, dass eine (vermutlich „attraktive“)<br />
Frau „überzogen sexistisch“<br />
sei, wenn sie keine Komplimente über<br />
ihr Aussehen vom Geschäftsführer<br />
hören möchte. In beiden Fällen verlieren<br />
die Frauen vor Gericht, weil nicht die Taten<br />
der Männer bewertet werden, sondern<br />
die Klägerinnen. Die allzu bekannte<br />
Rollenumkehr bestätigt sich: aus der<br />
Klägerin wird die Beklagte, aus dem Opfer<br />
die Täterin.<br />
Faktor Macht. Die meisten Gerichtsverfahren<br />
beschäftigte einzig die Frage, ob und<br />
wie sexualisierte Beziehungen am Arbeitsplatz<br />
gestaltet werden (dürfen). Völlig<br />
unbeachtet bleiben Fragen, die das<br />
Kernanliegen des Gleichbehandlungsgesetzes<br />
sind: Inwieweit hat sich durch die<br />
Handlungen des Mannes das Arbeitsklima<br />
für die betroffene Frau derart verschlechtert,<br />
dass es für sie benachteiligend<br />
oder unzumutbar wurde? Fand in<br />
irgendeiner Form Machtausübung statt,<br />
die die Würde der Frau verletzte?<br />
Insgesamt werden in Gerichtsverfahren<br />
weibliche Lebenserfahrungen<br />
weitgehend ausgeblendet. Sie orientieren<br />
sich an männlich definierten Maßstäben,<br />
wie Männer und Frauen sich zueinander<br />
verhalten sollen. Machtausübung<br />
wird auf erotische und sexuelle<br />
Umgangsformen reduziert, statt die Benachteiligungen<br />
auf Grund des Geschlechts<br />
zu beurteilen. Gerichte gestehen<br />
prinzipiell Männern zu, in gewissem<br />
Ausmaß über die Körper der Arbeitnehmerinnen<br />
verfügen zu können. Und diese<br />
Verfügungsgewalt wächst mit zunehmendem<br />
Hierarchiegefälle: der Chef<br />
darf sich also mehr herausnehmen als<br />
der gleichgestellte Kollege. Mann darf<br />
Frau mit „Bussis“ beehren und er darf<br />
davon ausgehen, dass sie damit einverstanden<br />
ist. Das ist die Regel – solange<br />
eine Frau nicht deutlich ihre Grenzen<br />
absteckt. Willkommen im Patriarchat.<br />
Vor Gericht sind Frauen immer mit<br />
geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen<br />
konfrontiert. Mangels Zeuginnen<br />
ist es schwierig bis unmöglich, Grenzüberschreitungen<br />
glaubhaft zu machen.<br />
Die angeklagten Männer sind oft gesellschaftlich<br />
angesehener und gelten daher<br />
auch als vertrauenswürdiger. Immer wieder<br />
ist es bei den Verfahren auch darum<br />
gegangen, das Verhalten der Frauen zu<br />
bewerten. Grundlage der Bewertung war<br />
dabei, ob sie sich gemäß dem traditionellen<br />
Frauenbild verhalten haben.<br />
Medialer Einfluss. RichterInnen orientierten<br />
sich in ihren Entscheidungen mitunter<br />
am angeblichen „Empfinden des<br />
Durchschnittsmenschen“, das nicht wenig<br />
durch mediale Berichte konstruiert<br />
wird, weshalb die Frage nach der Art der<br />
Berichterstattung eine wesentliche ist.<br />
Insgesamt gab es im Untersuchungszeitraum<br />
von 1989 bis 2001 erstaunlich<br />
wenige, nämlich lediglich 33<br />
Artikel zum Thema. So genannte „Kuriositäten“<br />
aus anderen Ländern werden<br />
ausgeschlachtet, wie z.B. Gerichtsurteile<br />
in den USA über hohe Schadenersatzzahlungen.<br />
Solche Artikel haben oft eine<br />
sexuell konnotierte Headline, wie „lüsterne<br />
Kollegen“ oder „geiler Grapscher“<br />
und sie werden überwiegend von Frauen<br />
verfasst. Nur sieben Berichte beinhalten<br />
Sachinformationen. Diese Artikel<br />
weisen sehr wohl auf die weite Verbreitung<br />
sexueller Belästigung in der Arbeitswelt<br />
und auf die unzureichenden<br />
gesellschaftlichen Maßnahmen hin.<br />
Denn in fast jedem Fall verliert die Frau<br />
ihren Arbeitsplatz, unabhängig davon,<br />
ob sie recht bekommt oder nicht.<br />
In den Untersuchungszeitraum fällt<br />
auch der „Fall Wolfgang Prammer“, Ex-<br />
Mann von Barbara Prammer, der 1997 in<br />
der Arbeiterkammer Referatsleiter war.<br />
Seine Sekretärin hatte ihn der sexuellen<br />
Belästigung beschuldigt. Männliche Journalisten<br />
berichten betont sachlich und<br />
weichen damit deutlich von der restlichen<br />
Berichterstattung ab. Prammer mutiert<br />
in der Presse zum Opfer: Man wolle<br />
dadurch nur seiner politischen Karriere<br />
schaden und der seiner Frau.„Weil man<br />
ihr (Barbara Prammer, <strong>An</strong>m.) nicht anders<br />
ankann, will man unser (sic!) Privatleben<br />
treffen“, so der Beschuldigte. SEIN Verhalten<br />
an SEINEM Arbeitsplatz wird derart<br />
zum Privatleben der Ministerin gemacht.<br />
Nur sehr zögerlich erfahren wir, wessen<br />
er eigentlich beschuldigt wird.Wie in den<br />
Sachverhaltsdarstellungen der Gerichtsverfahren<br />
ist auch in den Medien nicht<br />
das Empfinden des Opfers Thema. Statt<br />
dessen gibt es in den OÖN jede Menge<br />
Platz für männliche Unschuldsbeteuerungen<br />
und Ablenkungen.<br />
Insgesamt kann sehr wohl der<br />
Schluss gezogen werden, dass durch das<br />
Ausblenden der Machtverhältnisse, das<br />
bewusste Negieren der Erfahrungen der<br />
Frauen und die Reduktion auf die Frage<br />
nach sexualmoralischen Werten im Umgang<br />
miteinander, das Recht nicht geschlechtsneutral<br />
wirkt, sondern eindeutig<br />
Männer begünstigt. Die Rechtssprechung<br />
wie auch die mediale Berichterstattung<br />
tragen daher dazu bei, die<br />
ungleiche Verteilung von Lebenschancen<br />
und Karrieremöglichkeiten aufrechtzuerhalten.<br />
❚<br />
forumwissenschaft<br />
powered by:<br />
http://www.oeh.ac.at/fem<br />
diskussion.forum.wissenschaft<br />
Barbara Deißenberger präsentiert<br />
ihre Diplomarbeit „Frauen und<br />
Literatur als literarisches Motiv<br />
in österreichischen und<br />
französischen Romanen.“<br />
<strong>An</strong>schließend Diskussion<br />
Am 11. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, 19.00 Uhr<br />
Ort: UFO-Uni Frauen Ort<br />
Berggasse 5/24, 1090 Wien<br />
Gerichtsentscheidungen sind unter<br />
http://www.ris.gv.at abrufbar.<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 23
an.sage<br />
Arme Männer?<br />
Die Veröffentlichung der Männerstudie 2002 kommentieren die Journalistin Daniela Yeoh und<br />
Elli Scambor, Soziologin und Mitarbeiterin der Forschungsstelle der Männerberatung Graz.<br />
Daniela Yeoh<br />
Männer werden moderner, widmen sich vermehrt der Familie,<br />
lehnen zu einem immer größeren Prozentsatz traditionelle Rollenbestimmungen<br />
ab. Das sind die Hauptergebnisse einer neuen<br />
Männerstudie, erstellt vom Wiener Pastoraltheologen Paul M. Zulehner<br />
im Auftrag des Sozialministeriums. Gleichzeitig warnt der Studienautor<br />
vor einer Veränderung der Geschlechterrollen, denn „eine psychische<br />
Dauerüberforderung“ könne folgen. Vorsicht also vor Veränderung. Vorsicht<br />
davor, Zustände langsam auszugleichen, die Männern die Vormachtstellung<br />
erst ermöglicht haben – auf dem Rücken von Frauen, ihrer<br />
gegenwärtigen Dauerüberforderung mit Beruf und Familie.<br />
Zahlreiche Verdienste in Richtung Gleichstellung der Geschlechter<br />
sind durch das Engagement der Frauenbewegung ab den 70er Jahren<br />
erkämpft worden. Diese Gleichstellung stößt nun immer mehr an<br />
Grenzen – vor allem dann, wenn es um Macht und Geld geht. Seit rund<br />
einem Jahrzehnt steigt die Gefahr einer umgekehrten Entwicklung. Das<br />
Recht auf Abtreibung wird zunehmend auch in politischen Kreisen in<br />
Frage gestellt, der ansteigenden Arbeitslosigkeit wird mit „Frauen-anden-Herd“-Rufen<br />
begegnet. Das, was Susan Faludi <strong>An</strong>fang der 90er Jahre<br />
in ihrem Buch als „Backlash“, den „unerklärten Krieg gegen amerikanische<br />
Frauen“ beschrieben hat, schleicht sich auch in Österreich vermehrt<br />
in die Gesellschaft ein. Immer stärker, immer lauter. Früher war<br />
es noch klar, Frauen waren in Bewegung und bewegten. Nun ruht sich<br />
die jüngste Generation auf den Errungenschaften der vorigen aus. Sie<br />
kann keine Ungleichheiten mehr erkennen, wacht spätestens dann auf,<br />
wenn der Kollege bei gleicher Arbeit mehr verdient und schneller die<br />
Hierarchieebenen hinaufsteigt. Er macht Karriere, sie bleibt auf der<br />
Strecke. Qualität ist nicht gefragt, vielmehr Geschlecht und Seilschaften.<br />
„Gender Mainstreaming“ (GM) ist zum Mode-Begriff avanciert, der<br />
auch Frauenförderung inkludiert. Dabei wird versucht, auf Frauen und<br />
Männer zu schauen. In vielen Bereichen wird (von der EU verlangt) geprüft,<br />
wie sich was auf welches Geschlecht auswirkt. Manchmal wird<br />
dabei zu schnell übersehen und allein durch den Begriff verschleiert,<br />
dass es immer noch Frauen sind, die an gläserne Decken stoßen, Hausarbeit<br />
verrichten und tagtäglich physischer Gewalt ausgesetzt sind. Prinzipiell<br />
stimmen die Absichtserklärungen des GM, an realen Taten wird jedoch<br />
gemessen. Und diese müssen noch folgen. ❚<br />
24 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Elli Scambor<br />
Standpunkte und<br />
Kommentare müssen nicht<br />
mit der Redaktionsmeinung<br />
übereinstimmen.<br />
Feministische Politik, Gleichstellungspolitik, Männerpolitik – was<br />
haben sie gemeinsam, was trennt sie voneinander? Und welche<br />
Rolle spielt Gender Mainstreaming (GM) dabei? In der konkreten<br />
Umsetzung von GM haben wir die Gefahren dieser Strategie kennen gelernt.<br />
Die Schwächung frauenpolitischer Aktivitäten mit dem Argument,<br />
dass ohnehin GM umgesetzt würde, oder die „Pro-forma-Implementierung“<br />
von GM sind Beispiele für den Missbrauch dieses Prinzips. Ohne<br />
Commitment aller Beteiligten in den Organisationen, insbesondere der<br />
Top-Ebenen, geraten die Prozesse ins Stocken. GM ist kein Zaubermittel.<br />
GM ist eine Strategie zur Durchsetzung gleichstellungspolitischer Ziele<br />
und muss erst in der Umsetzung mit Inhalten gefüllt werden. Zunächst<br />
sind die Motive auf allen hierarchischen Ebenen, auf Frauen- und Männerseite<br />
zu klären:Warum soll was wozu umgesetzt werden? Auf die politische<br />
Ebene übertragen bedeutet dies, dass zuerst die gleichstellungspolitischen<br />
Ziele geklärt werden müssen, bevor über die geeigneten<br />
Strukturen zur Erreichung dieser Ziele nachgedacht wird.<br />
Genau das ist der springende Punkt: Eine Strategie kann eben die<br />
Bestimmung von Zielen nicht ersetzen. Nach wie vor ist die feministische<br />
Politik der „Motor“ für die Zielformulierungen der Gleichstellungspolitik.<br />
Die GM-Expertin Barbara Stiegler verweist z.B. darauf, dass die<br />
gleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit als EU-Ziel im<br />
Bereich der Arbeitsmarktförderung vor allem von jenen gefordert wurde,<br />
die Arbeit nicht allein als Erwerbsarbeit verstehen – von feministischer<br />
Seite.<br />
Solange sich Gleichstellungspolitik mit einer adäquaten Männerperspektive<br />
jenseits von Polarisierung erst entwickeln muss, ist die feministische<br />
Politik die Basis der Gleichstellungspolitik. Wenn aber beide<br />
Seiten am selben Strang ziehen, dann ergeben sich neue Chancen. Freilich<br />
sind wir noch nicht so weit. Im Forschungsbereich sehen wir aber<br />
Modelle in dieser Richtung: In den namhaften Projekten der europäischen<br />
Männerforschung arbeiten Frauen und Männer konstruktiv zusammen.<br />
Ihr interdisziplinärer <strong>An</strong>satz vereint Feministische Forschung,<br />
Geschlechterforschung und kritische Männerforschung, gekennzeichnet<br />
durch eine sozialkonstruktivistische Ausrichtung, die die Veränderung<br />
von Rollenmustern betont, anstatt diese Muster festzustellen und in einem<br />
„Naturdiskurs“ einzubetonieren. Es ist diese gemeinsame Ausrichtung,<br />
die den Unterschied ausmacht. ❚
Ein an.<strong>schläge</strong> abo, bitte!<br />
o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)<br />
o Jahresabo (10 Hefte/32 e )<br />
o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )<br />
o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )<br />
o Auslandsabo (10 Hefte/44 e)<br />
Absenderin<br />
Geschenk-Abo an<br />
Datum, Unterschrift<br />
Abo-<strong>An</strong>gebote gelten, wenn nicht anders angegeben, nur in Österreich.<br />
Keine Sorge: Ein an.<strong>schläge</strong>-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du kannst es jederzeit verlängern.<br />
T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at,www.anschlaege.at<br />
<strong>An</strong> die Redaktion<br />
an.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />
Hetzgasse 42/1<br />
1030 Wien
an.zeigen<br />
biete<br />
„Texte und Tee“ – Mag. <strong>An</strong>ni Bürkl, Journalistin<br />
und Autorin. <strong>An</strong>genommen<br />
werden Texte aller Art, in Deutsch<br />
und Englisch – z.B. für Web, PR, Kultur-Veranstaltungen,<br />
alle journalistischen<br />
Arbeiten sowie Redaktion bestehenden<br />
Text-Materials.<br />
http://members.blackbox.net/anni.buerkl;<br />
e-mail: anni.buerkl@blackbox.net<br />
Nähkurs in der Maremma/Toscana. Mit deinen<br />
Ideen und Stoffen (vorzugsweise<br />
Naturfasern) entwickeln wir gemeinsam<br />
einen entsprechenden Schnitt,<br />
alle Arbeitsschritte bis zur Fertigstellung<br />
des Gewandes begleite ich. Max.<br />
5 Teilnehmerinnen,Termine: 18.-22.3.,<br />
22.-26.4.<strong>2003</strong>, Infos:<br />
Sofie Wendt T.0039/339 52 929 44<br />
Verschenke Einzelbett Ikea, das auch als<br />
Couch verwendet werden kann.<br />
T. 01/544 07 74<br />
suche<br />
Frauenfilme auf DVD gesucht: Bound<br />
(UK-Fassung), Desert Hearts, When<br />
night is falling, Novembermoon,<br />
Fried Green Tomatoes, Aimee &<br />
Jaguar, First Wives Club/ Club der<br />
Teufelinnen etc.<br />
T. 01/522 83 45 od. 0676/64 36 205<br />
Christofle-Besteck „Amerika“, versilbert,<br />
gesucht. Geschirr aller Art aus der<br />
Serie „Astoria weiss“ von Villeroy &<br />
Boch gesucht.<br />
T. 01/522 83 45 od. 0676/64 36 205<br />
Kleinanzeigen gratis für alle Frauen!<br />
Chiffre E 3,50<br />
Absenderin<br />
Telefon Datum, Unterschrift<br />
aktivitäten<br />
Lesbisch? Neue Coming Out Gruppe<br />
für Frauen von circa 20 bis 30 Jahren<br />
in der Lesbenberatung der Rosa<br />
Lila Villa. Ab Ende <strong>März</strong> 8 Abende<br />
lang, jeweils Dienstags ab 18:30<br />
Uhr. Vorgespräche ab sofort, immer<br />
mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr.<br />
Für die Coming Out Gruppe von Frauen<br />
ab circa 30 Jahren gibt es ebenso<br />
Vorgespräche ab sofort, immer<br />
mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr.<br />
Infos über die Mädchengruppe (14-<br />
18 Jahre) sind telefonisch zu erfragen.<br />
Die Lesbenberatung erreichst<br />
du Mo, Mi und Fr 17-20 Uhr<br />
Linke Wienzeile 102, Erdgeschoß,<br />
1060 Wien. T. 01/586 81 50,<br />
e-mail: lesbenberatung@aon.at<br />
Autonome österr.<br />
Frauennotrufe<br />
Beratung für Frauen & Mädchen<br />
mit sexuellen Gewalterfahrungen<br />
Wien 01/523 22 22<br />
Graz 0316/31 80 77<br />
Innsbruck 0512/57 44 16<br />
Linz 0732/60 22 00<br />
Salzburg 0662/88 11 00<br />
Frauenhetz<br />
Hetzgasse 42/1 1030 Wien<br />
fon: 715 98 88,<br />
e-mail: frauenhetz@t0.or.at<br />
Fr 14. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, 18.30<br />
Do 27. <strong>März</strong> <strong>2003</strong>, 18.30<br />
Do 3. April <strong>2003</strong>, 18.30<br />
Sa 5. und So 6. April <strong>2003</strong><br />
Di 8. April <strong>2003</strong>, 18.30<br />
Di 29. April und Mi 30. April <strong>2003</strong><br />
annemarie papp tanztheater: Klotho<br />
Momente aus dem Leben von Camille<br />
Claudel<br />
Lesung und Performance<br />
Spurensuche: Wiederentdecken von<br />
Frauenraum<br />
Vortrag<br />
Rechtlicher Raum<br />
Buchpräsentation und Diskussion<br />
Handwerkerinnenkurs I<br />
Elektrik<br />
Thyll Streichquartett<br />
Konzert<br />
Handwerkerinnenkurs II<br />
Fliesenlegen
n iederösterreich<br />
Wahlkampfauftakt<br />
Der Situation der niederösterreichischen Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />
wollte die ArbeiterInnenkammer Niederösterreich (AKNÖ) in einer 2002<br />
durchgeführten Studie auf den Zahn fühlen. Die Ergebnisse sind wenig<br />
überraschend: Zwischen dem 25. und 40. Lebensjahr erlebt die berufliche<br />
Laufbahn von Frauen einen dramatischen Einbruch. Grund dafür dürften<br />
die mangelhaften Rahmenbedingungen sein, unter denen Frauen in Niederösterreich<br />
arbeiten. Zu wenig Verdienst – knapp 60% der Frauen könnten<br />
vom eigenen Lohn allein ihren Haushalt nur schlecht finanzieren –,<br />
zeitlich unflexible Kinderbetreuungseinrichtungen und fehlendes <strong>An</strong>gebot<br />
an Teilarbeitsplätzen machen Frauen den beruflichen Aufstieg schwer.<br />
Die AKNÖ möchte mit dieser Studie der Politik eine Grundlage für neue<br />
Maßnahmen liefern. Sie fordert verstärkte Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
für Frauen, bessere Entlohnung, verbindliche Gleichstellungspläne und<br />
den Ausbau von qualifizierten Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Meinungen<br />
der Politik zum Thema gehen in Niederösterreich allerdings auseinander:<br />
VP-Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop äußert sich<br />
lobend über den 2002 verzeichneten <strong>An</strong>stieg der Frauenbeschäftigung<br />
in Niederösterreich. Dieser sei, so Prokop, vor allem auf spezielle Frauenbeschäftigungsprojekte<br />
zurückzuführen. Landtagsabgeordnete und SP-<br />
Landesgeschäftsführerin Karin Kadenbach widerspricht und meint, seit<br />
Herbst sei die positive Entwicklung des Jahres 2002 rückläufig, wofür<br />
hausgemachte wirtschaftspolitische Versäumnisse verantwortlich seien.<br />
Pünktlich zum Wahlkampfauftakt für die Niederösterreichischen Landtagswahlen<br />
im <strong>März</strong> <strong>2003</strong> präsentierte Liese Prokop ein neues Frauenbeschäftigungsprojekt:<br />
NOEL (New opportunities of equality and new ways<br />
of work in Lower Austria) wird mit insgesamt zwei Millionen Euro von<br />
der EU und dem Ministerium für Arbeit und Wirtschaft finanziert. Ziele<br />
sind die Information und Bildung von Mädchen und Frauen, die gerade in<br />
den „Zukunftsberufen unserer Informations- und Wissensgesellschaft“ (so<br />
die Aussendung) stark unterrepräsentiert und unterbe- zahlt seien. Erste<br />
Projekte werden ein wanderndes Internet-Cafe im Waldviertel, ein Trainerinnen-Pool<br />
für Unternehmen und andere „Aktivierungs- programme für<br />
Mädchen“ sein. Spätestens nach der Wahl wird sich zeigen, was die Versprechen<br />
der Landesregierung wert sind. ajb<br />
Nähere Informationen zu NOEL: Koordinationsstelle NOEL, Christina Weidel und Christine Leuthner,<br />
T. 02742/9005-16465, http://www.4noel.at<br />
curriculum<br />
„Frauen führen anders…“<br />
„...meist sogar besser und sind daher ideal dafür geeignet in schwierigen<br />
Zeiten Führungsverantwortung zu übernehmen. Aber nur wenige Frauen<br />
nutzen ihr Potenzial bereits optimal“, erklärt Brunhild Schram, Geschäftsführerin<br />
von ACQUISA Management Design KEG, die Hintergründe des<br />
neuen Curriculums ihres Unternehmens speziell für weibliche Führungskräfte.<br />
Die Absolventinnen werden mit dem Zertifikat „Europäischer Führungskräftepass“<br />
ausgezeichnt. In sieben zweitägigen Modulen, die von<br />
<strong>März</strong> bis November <strong>2003</strong> im Raum Linz stattfinden werden, sollen weibliche<br />
Führungskräfte aber auch der Führungskräftenachwuchs u.a. die Möglichkeit<br />
finden, ihre Verantwortung als Führungskraft klar zu definieren und<br />
für Leistungsfähigkeit und psychosoziale Gesundheit vorzusorgen. DF<br />
Informationen: ACQUISA Management Design KEG, Brunhilde Schram MAS Almesberg 56, 4210 Gallneukirchen,<br />
T. 07235/64065-0, e-mail: acquisa@aon.at, http://www.acquisa.at<br />
projektausschreibung<br />
Arbeitsmigration<br />
an.rissarbeit<br />
Das Theater Akzent möchte gemeinsam mit der ArbeiterInnenkammer<br />
Wien „interkulturelle Akzente“ setzen und schreibt Förderungen für drei<br />
Kunst- und Kulturprojekte zum Thema Arbeitsmigration aus. Die Projekte<br />
aus dem darstellenden Bereich müssen in mindestens eines der zwei<br />
vorgegebenen Themenbereiche passen: „40 Jahre Arbeitsmigration nach<br />
Österreich“ möchte die politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen<br />
der Arbeitsmigration künstlerisch durchleutet wissen. „Neue Generationen“<br />
wird der zweite Schwerpunkt betitelt, der sich den Nachfolgegenerationen<br />
der ersten MigrantInnen widmen soll. Auch und vor<br />
allem persönliche Lebensschicksale sollen zur Darstellung gebracht werden.<br />
Teilnahmeberechtigt sind in Wien tätige Gruppen oder Einzelpersonen,<br />
„wobei besonders <strong>An</strong>gehörige der neuen Generationen zur Teilnahme<br />
eingeladen sind“, heißt es in den Ausschreibungskriterien. Das<br />
eingereichte Projekt muss bis Ende <strong>2003</strong> im Theater Akzent realisierbar<br />
sein. Letztlich werden drei Projekte ausgewählt, die mit je 5.000 Euro<br />
Zuschuss gefördert werden. Einreichschluss ist der 31. <strong>März</strong>. GaH<br />
Einreichungen an: Theater Akzent, Kennwort „Interkulturalität“, Argentinierstraße 37, 1040 Wien,<br />
e-mail: johann.mahler@akzent.at (Betreff: Interkulturalität)<br />
Rückfragen: Ilse Wintersberger, T. 01/501 65-3140, e-mail: ilse.wintersberger@akwien.at<br />
Foto: Michaela Bruckmüller<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 27
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />
arbeitslos<br />
28 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Ohne Arbeit – ohne Geld?<br />
Verliert frau ihren Job, muss sie sich zuallererst durch den Bürokratie-Dschungel quälen.<br />
<strong>An</strong>drea Bichl-Dunkler gibt einen Überblick über das novellierte<br />
Arbeitslosenversicherungsgesetz.<br />
Arbeitslosengeld ist keine milde<br />
Gabe, welches nach Laune genehmigt<br />
wird oder nicht, sondern<br />
ein erworbener Rechtsanspruch.<br />
Um sich eigene Rechte<br />
zu sichern, ist es sehr wichtig, sich sofort<br />
bei Jobverlust beim Arbeitsmarktservice<br />
(AMS) zu melden und einen <strong>An</strong>trag auf<br />
Arbeitslosengeld zu stellen. Etwaige Urlaube,<br />
Auslandsaufenthalte oder freiberufliche<br />
Jobs sollten erst danach in <strong>An</strong>griff<br />
genommen werden, da frau bei zu<br />
später Meldung alle <strong>An</strong>sprüche verlieren<br />
könnte. Gegen eine Ablehnung des <strong>An</strong>trages<br />
kann innerhalb von vierzehn Tagen<br />
berufen werden.<br />
Eine Frau, die beispielsweise vier Jahre<br />
gearbeitet hat und sich im <strong>An</strong>schluss<br />
daran vierzehn Monate privat im Ausland<br />
aufhält, verliert ihren <strong>An</strong>spruch auf<br />
Arbeitslosengeld, wenn sie sich erst<br />
nach dem Auslandsaufenhalt beim AMS<br />
meldet. Hätte sie gleich nach Jobverlust<br />
einen <strong>An</strong>trag gestellt, einen Tag Arbeits-<br />
losengeld bezogen und wäre danach ins<br />
Ausland gegangen, könnte sie bei ihrer<br />
Rückkehr sofort wieder einen <strong>An</strong>trag auf<br />
Weiterbezug des Geldes stellen und wäre<br />
somit abgesichert.<br />
<strong>An</strong>spruch und Dauer. Grundsätzlich haben<br />
alle Personen, die der Arbeitsvermittlung<br />
zur Verfügung stehen, arbeitsfähig,<br />
arbeitswillig und arbeitslos sind,<br />
<strong>An</strong>spruch auf Arbeitslosengeld. Bei attestierter<br />
„Arbeitsunwilligkeit“ kann
eine sechs-wöchige Sperre des Arbeitslosengeldes<br />
verhängt werden, der Versicherungsschutz<br />
bleibt aber bestehen.<br />
Eine arbeitssuchende Mutter kann<br />
gleichzeitig Kinderbetreuungsgeld und<br />
Arbeitslosengeld beziehen, aber nur<br />
dann, wenn sie der Arbeitsvermittlung<br />
voll zur Verfügung steht, grundsätzlich<br />
<strong>An</strong>spruch auf Arbeitslosengeld hat und<br />
für das Kind eine Betreuung nachweisen<br />
kann.<br />
Wer erstmalig Leistungen aus der<br />
Arbeitslosenversicherung in <strong>An</strong>spruch<br />
nimmt, muss 52 Wochen arbeitslosenversicherungspflichtigeBeschäftigungszeiten<br />
innerhalb der letzten zwei Jahre<br />
nachweisen. Für jugendliche Arbeitslose<br />
(unter 25 Jahre) gelten kürzere Zeiten.<br />
Bei wiederholter Inanspruchnahme<br />
müssen 28 Wochen arbeitslosenversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung innerhalb<br />
des letzten Jahres nachgewiesen<br />
werden.<br />
Die Dauer des Arbeitslosengeldbezuges<br />
ist vom Alter und von den vorangegangenen<br />
Beschäftigungszeiten abhängig.<br />
Die Mindestbezugsdauer beträgt<br />
zwanzig Wochen. Können etwa innerhalb<br />
der letzten fünf Jahre 156 Wochen<br />
(drei Jahre) Beschäftigung nachgewiesen<br />
werden, wird das Arbeitslosengeld<br />
für dreißig Wochen gewährt.<br />
Wird der Arbeitslosengeldbezug unterbrochen,<br />
ist ein Fortbezug des restlichen<br />
Arbeitslosengeldes innerhalb von<br />
drei Jahren möglich, solange kein neuer<br />
<strong>An</strong>spruch auf Arbeitslosengeld erworben<br />
wurde.<br />
Berechnung und Zu<strong>schläge</strong>. Das Arbeitslosengeld<br />
setzt sich aus dem Grundbetrag,<br />
den Familienzu<strong>schläge</strong>n und einem<br />
allfälligen Ergänzungsbetrag zusammen.<br />
Als Grundlage für die Berechnung<br />
wird auf die beim Hauptverband<br />
der Sozialversicherungsträger gespeicherte<br />
Jahresbemessungsgrundlage<br />
zurückgegriffen. Erfolgt die <strong>An</strong>tragstellung<br />
vor dem 30. Juni wird das vorletzte<br />
Kalenderjahr herangezogen, erfolgt sie<br />
danach wird das letzte Kalenderjahr zur<br />
Berechnung herangezogen.<br />
Wird eine Frau beispielsweise am<br />
15. Mai <strong>2003</strong> arbeitslos und stellt den<br />
<strong>An</strong>trag auf Arbeitslosengeld, wird ihr<br />
Arbeitslosengeld vom Jahreseinkommen<br />
des Jahres 2001 berechnet. Sollte<br />
im Jahr 2001 kein einziger Tag arbeitslosenversicherungspflichtigerBeschäfti-<br />
gung vorliegen, geht die Suche weiter<br />
zurück ins Jahr 2000.<br />
Der Grundbetrag des Arbeitslosengeldes<br />
beträgt 55% des Nettoeinkommens.<br />
Wurde das 45. Lebensjahr vollendet,<br />
kann das Arbeitslosengeld im Falle<br />
eines neuerlichen <strong>An</strong>spruchs nicht mehr<br />
niedriger werden. Der Höchstbetrag<br />
liegt ohne Familienzu<strong>schläge</strong> bei täglich<br />
36,84 Euro, Untergrenze gibt es keine.<br />
Trägt der/die Arbeitslose wesentlich<br />
zum Unterhalt einer Person bei, z.B.<br />
Kind/er oder EhepartnerIn, werden täglich<br />
5,97 Euro Familienzu<strong>schläge</strong> gewährt.<br />
Das Einkommen der PartnerIn<br />
darf jedoch die Geringfügigkeitsgrenze<br />
nicht überschreiten (309,38 Euro monatlich).<br />
Familienzuschlag für den/die<br />
EhepartnerIn oder LebensgefährtIn ist<br />
nur dann möglich, wenn auch Familienzuschlag<br />
für ein minderjähriges Kind<br />
gebührt.<br />
Ergänzungsbetrag. Wenn kein Familienzuschlag<br />
gebührt und das Arbeitslosengeld<br />
sehr niedrig ausfällt (unter dem<br />
Ausgleichszulagenrichtsatz von 643,54<br />
Euro), gleicht ein Ergänzungsbetrag die<br />
Differenz zum Ausgleichszulagenrichtsatz<br />
aus, jedoch begrenzt mit 60% des<br />
vorangegangenen Nettolohnes.<br />
Bei <strong>An</strong>spruch auf Familienzu<strong>schläge</strong><br />
muss der Arbeitslosengeldgrundbetrag<br />
plus Familienzu<strong>schläge</strong> niedriger sein<br />
als der Ausgleichszulagenrichtsatz, um<br />
einen Ergänzungsbetrag zu erhalten<br />
(begrenzt mit 80 % des Nettolohnes).<br />
Das bedeutet, der Familienzuschlag<br />
frisst den Ergänzungsbetrag auf!<br />
Betrug das Nettoeinkommen einer<br />
Frau beispielsweise 1.080,- Euro, entsteht<br />
daraus ein Arbeitslosengeld von 594,-<br />
Euro und ein Ergänzungsbetrag von<br />
49,54 Euro. Hat diese Frau jedoch zwei<br />
Kinder, wird zum Arbeitslosengeld der<br />
Familienzuschlag dazugerechnet, was eine<br />
Summe von 652,20 Euro ergibt und<br />
einen Ergänzungsbetrag ausschließt –<br />
eine Logik, der nur schwer zu folgen ist.<br />
Notstandshilfe. Nach Auslaufen des <strong>An</strong>spruchs<br />
auf Arbeitslosengeld und wenn<br />
eine finanzielle Notlage vorliegt, kann<br />
beim AMS ein <strong>An</strong>trag auf Notstandshilfe<br />
gestellt werden. Das sollte sofort, jedoch<br />
spätestens innerhalb von drei Jahren<br />
nach Ende des Arbeitslosengeldes erfolgen.<br />
Zur Beurteilung der Notlage werden<br />
die gesamten wirtschaftlichen Ver-<br />
hältnisse des/der Arbeitslosen und der<br />
unterhaltsverpflichteten Familienangehörigen<br />
(EhepartnerInnen, LebensgefährtInnen),<br />
die im gemeinsamen Haushalt<br />
leben, vom AMS überprüft.<br />
Die Notstandshilfe beträgt 92%<br />
bzw. 95% des Grundbetrages des Arbeitslosengeldes,<br />
wobei das anrechenbare<br />
eigene Einkommen und das<br />
des/der im gemeinsamen Haushalt lebenden<br />
Partners/in abgezogen wird, genauso<br />
allfällige Familienzu<strong>schläge</strong>. Wurde<br />
vor der Notstandshilfe zwanzig Wochen<br />
bzw. dreißig Wochen lang Arbeitslosengeld<br />
bezogen, wird nach einem<br />
halben Jahr Notstandshilfebezug der<br />
Grundbetrag der Notstandshilfe auf<br />
643,54 Euro bzw. 750,- Euro gekürzt.<br />
Der Ergänzungsbetrag entfällt bei<br />
der Notstandshilfe komplett. Das bedeutet,<br />
dass Personen mit sehr niedrigem<br />
Einkommen bei längerer Arbeitslosigkeit<br />
prozentuell weniger Notstandshilfe<br />
bekommen, da vor der Berechnung<br />
der Ergänzungsbetrag abgezogen wird.<br />
Zuverdienst. Frau kann zum Arbeitslosengeld<br />
bzw. zur Notstandshilfe monatlich<br />
bis zu 309,38 Euro (Geringfügigkeitsgrenze)<br />
dazu verdienen, muss dies jedoch<br />
dem AMS melden.<br />
Da bei der Berechnung der Notstandshilfe<br />
das Einkommen des/der<br />
PartnerIn angerechnet wird, ist sie oft<br />
wesentlich geringer als das Arbeitslosengeld.<br />
Das betrifft, nicht zuletzt aufgrund<br />
der Einkommensunterschiede,<br />
überwiegend Frauen.<br />
Auch wenn kein <strong>An</strong>spruch auf Geldleistungen<br />
seitens des AMS besteht,<br />
kann sich jede/r arbeitssuchend melden.<br />
Auf dieses Recht zu bestehen, ist gerade<br />
für Frauen von Bedeutung. Sind sie arbeitssuchend<br />
gemeldet, sind sie Teil der<br />
Arbeitslosenstatistik, wenn nicht, treten<br />
sie überhaupt nicht mehr in Erscheinung.<br />
Auch der Zugang zu arbeitsmarktpolitischen<br />
Förderungen ist dadurch<br />
möglich. Und mit dem Status arbeitssuchend<br />
sichert frau sich Ersatzzeiten in<br />
der Pensionsversicherung.<br />
Wie viele andere Gesetze besteht<br />
auch das Arbeitslosenversicherungsgesetz<br />
aus vielen Ausnahmen. Im Zweifelsfall<br />
ist persönliche Beratung daher wichtig<br />
und sinnvoll, etwa von einer Frauenreferentin,<br />
die es an jeder regionalen Geschäftsstelle<br />
des Arbeitsmarktservice<br />
gibt. ❚<br />
losarbeits<br />
AMS-Frauenreferentin für Wien:<br />
Gesine Muschl, Landesgeschäftsstelle<br />
des AMS Wien, T. 01/515 25<br />
Beratungsmöglichkeit:<br />
Kammer für Arbeiter und<br />
<strong>An</strong>gestellte, Prinz Eugen-Straße 20-22,<br />
1040 Wien, T. 01/50 16 50<br />
Kostenlose Broschüre:<br />
„Leistungen bei Arbeitslosigkeit“<br />
Bestelltelefon: 01/310 00 10 - 358<br />
Links:<br />
www.ams.or.at/wien<br />
www.ams.or.at/frauen<br />
www.akwien.at<br />
www.weiterbildung.at<br />
www.help.gv.at<br />
www.kinderdrehscheibe.at<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 29
kulturan.riss<br />
konzert<br />
Joy Denalane<br />
Mit ihrem Debutalbum „Mamani“ hat die deutsche Soulsängerin Joy<br />
Denalane ein wunderbares „afroamerikanogermanisches“ Gesamtkunstwerk<br />
geschaffen, welches KritikerInnen und Fans gleichermaßen begeistert.<br />
Die ersten zwei Singles „Geh jetzt“ und „Was auch immer“ wurden<br />
in den deutschen Musikkanälen rauf und runter gespielt und bescherten<br />
der Heidelbergerin somit Dauerpräsenz in den Medien. Joy selbst sagt<br />
über ihr gelungenes Debut: „Ich finde, das Album klingt reif, elegant, natürlich<br />
und trotzdem selbstverständlich. Ursprünglich wollte ich einen<br />
ganz anderen Sound. Eher Deep-Soul, mit rauen Wu Tang Beats. Aber irgendwann<br />
habe ich gemerkt, dass es nichts bringt, Musik zu machen,<br />
die man zwar gerne von anderen hört, in die man sich selbst aber rein<br />
zwängen muss. Man muss Musik machen, wie sie einem leicht fällt. So<br />
habe ich zu mir und meinem Sound gefunden.“ Zwei ausverkaufte Tourneen<br />
hat Joy Denalane bereits hinter sich. Das Konzept für ihre aktuelle<br />
Tour geht auf den Erfolg bei ihrem Auftritt im Frankfurter „Unity“ Club<br />
zurück. Damals gab sie eine unplugged Version ihres Repertoires zum<br />
Besten und erlebte dabei eine völlig neue Art der Nähe zum Publikum.<br />
Die Idee für ihre Acoustic Tour, die sie auch für 2 Termine nach Österreich<br />
führt, war geboren. Joy, die mit ihrem Lebensgefährten Max Herre einen<br />
Sohn hat, engagiert sich neben ihrer Karriere als Musikerin auch seit<br />
Jahren in Deutschland und in Südafrika, der Heimat ihres Vaters, in der<br />
Aufklärung zum Thema HIV und Aids. So liegen auf ihren Konzerten Broschüren<br />
zu diesen Themen auf. In ihrer neuen Single „Ghetto von Sowetto“<br />
setzt sie sich ebenfalls mit dieser Problematik auseinander. heko<br />
Joy Denalane – Acoustic Tour: 22. <strong>März</strong>, 20.00 Uhr im Salzburger Rockhouse, T. 0662/ 884914<br />
23. <strong>März</strong>, 20.00 Uhr im Wiener WUK, Kassa-T. 01/401 21-70<br />
http://www.joydenalane.com<br />
30 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
a uszeichnung<br />
Gerstl und Export<br />
<strong>An</strong>fang Februar wurden die Schriftstellerin Elfriede Gerstl und die Medienkünstlerin<br />
Valie Export im Wiener Rathaus ausgezeichnet. Kulturstadtrat<br />
<strong>An</strong>dreas Mailath- Pokorny überreichte Gerstl die „Ehrenmedaille der<br />
Bundeshauptstadt Wien in Gold“ und Valie Export das „Goldene Ehrenzeichen<br />
für Verdienste um das Land Wien“. Mailath-Pokorny in seiner<br />
Rede: „Mit Elfriede Gerstl und Valie Export ehren wir heute zwei Künstlerinnen,<br />
zwei große Individualistinnen, die das Thema Feminismus in<br />
ihren Arbeiten sehr früh aufgegriffen haben.“ Gerstl, die 1932 als jüdisches<br />
Kind in Wien geboren und die Nazi-Zeit nur knapp – in diversen<br />
Verstecken – überlebt hat, begann in den 50er Jahren zu schreiben. Ihren<br />
bekannten Prosatext „Spielräume“ schrieb sie unter dem Eindruck<br />
der politischen Ereignisse, die sich in Deutschland, wo sie damals lebte,<br />
abspielten. Mit Valie Export wurde eine der bedeutendsten feministischen<br />
Künstlerinnen geehrt, die auch über die Grenzen Österreichs hinaus<br />
Aufsehen erregt. Mailath-Pokorny: „Valie Export gilt als eine der<br />
wichtigsten Protagonistinnen der feministischen Kunst und eine der<br />
bedeutendsten Theoretikerinnen für feministische Kunst und Neue<br />
Medien.“ Ihre permanente Installation „Der Transparente Raum“ ist<br />
am Lerchenfelder Gürtel in Wien zu besichtigen. heko<br />
festival<br />
Tricky Women<br />
Bereits zum zweiten Mal veranstaltet Culture2Culture heuer das weltweit<br />
einzige <strong>An</strong>imationsfestival, das sich allein dem Trickfilmschaffen<br />
von Frauen widmet. (Artikel zu Tricky Women I siehe an.<strong>schläge</strong> 4/02)<br />
Vom 6. bis 13. <strong>März</strong> stehen im Wiener Votivkino <strong>An</strong>imationskünstlerinnen<br />
im öffentlichen Blickpunkt. Insgesamt 138 <strong>An</strong>imationsfilme werden<br />
in Wien aber auch in Programmkinos der Bundesländer gezeigt. „Tricky<br />
Women <strong>2003</strong>“ setzt auch wieder Länderschwerpunkte, die aus einer<br />
Zusammenarbeit mit den östlichen Nachbarländern und Ostasien entstanden<br />
sind. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit werden heuer Tschechien,<br />
Japan und Südkorea gerückt. Weitere Programmpunkte sind Retrospektiven,<br />
Vorträge, Workshops für interessierte Frauen und Jugendliche,<br />
Gespräche mit den Künstlerinnen und ein Wettbewerb mit internationaler<br />
Fachjury. Auf einem international besetzten Podium werden<br />
folgende Fragen diskutiert: Ist gerade der <strong>An</strong>imationsfilm eine Nische<br />
für Frauen? Was macht den „weiblichen“ <strong>An</strong>imationsfilm aus? Parallel<br />
zum Festival arbeitet Culture2Culture fleißig an einer Internet-Plattform<br />
mit Datenbank und Videothek, um sämtliche Informationen zum<br />
<strong>An</strong>imations-Filmschaffen von Frauen auch online zugänglich zu machen.<br />
Bereits seit 1991 setzt sich der Verein dafür ein, Frauen in den Bereichen<br />
Kunst, Kultur und Wissenschaft sichtbarer zu machen. heko<br />
Culture2Culture im quartier21 im Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien,<br />
T. 01/990 46 63, e-mail: Culture2Culture@chello.at, http://www.culture2culture.at
L iteratur<br />
Preisträgerinnen<br />
Der mit 7.300 Euro dotierte Rauriser Literaturpreis <strong>2003</strong> für die beste<br />
Prosa-Erstveröffentlichung in deutscher Sprache ging an die 50-jährige<br />
Schweizer Autorin Katharina Faber. Ihr Roman-Erstling „Manchmal sehe<br />
ich am Himmel einen endlos weiten Strand“ war von fast allen großen<br />
deutschen Verlagen abgelehnt worden, bevor er zuletzt dann doch in<br />
einem Kleinverlag erscheinen konnte. Der Roman ist eine anspruchsvolle<br />
Komposition von Stimmen, die ganz ohne erzählerische Direktive auskommen.<br />
Stimmen von innen und von außen, von Lebenden und Toten<br />
bilden einen vor Energie berstenden Kommunikationsraum, in dessen<br />
Mittelpunkt die Unternehmerin und Trinkerin Darja Savary steht, deren<br />
Leben im Begriff ist, an der Grenze zwischen harter Realität und weichgezeichneter<br />
Imagination auseinanderzubrechen. Die Jury, der unter<br />
anderem Sigrid Schmid aus Österreich angehörte, würdigte den von<br />
Katharina Faber angeschlagenen Erzählton als „einzigartig in der gegenwärtigen<br />
Literaturlandschaft“. Als ein weiterer neuer Stern am Literatur-<br />
Himmel wurde die 1965 geborene Salzburgerin Gabriele Neudecker für<br />
ihren Prosatext „Glas.Gebirge“ mit dem Rauriser Förderpreis (3.634,- Euro)<br />
ausgezeichnet. Neudeckers Text über zwei Liebende, die sich erst befreien<br />
müssen, um sich selbst zu finden, sprengt auf originelle Weise die<br />
Gattungsgrenzen zwischen Erzählung, Drehbuch und Volksstück. Der<br />
Jury gehörten Edith-Ulla Gasser und Christine Haidegger an. pan<br />
http://www.rauris.net/literaturtage<br />
kabarett<br />
REMASURI<br />
Christa Urbanek ist zurück! Nach dem großen Erfolg ihres realsatirischen<br />
Solos „Kennwort: UNIKAT“ präsentiert die Wiener Kleinkünstlerin ihr brandneues<br />
Programm „REMASURI“. Die 1947 in Wien geborene, alleinerziehende<br />
zweifache Mutter schmiss nach mehr als einem Vierteljahrhundert<br />
Nerven und Bürojob hin, um sich fortan Kreativerem zuzuwenden. Somit<br />
war der Grundstein einer „späten“ Karriere in Theater, Kabarett und Film<br />
gelegt, die sie seit 1985 konsequent und erfolgreich verfolgt. In Urbaneks<br />
neuem Programm wird frau unter anderem auf viele interessante Fragen<br />
stoßen, die im Leben einfach unverzichtbar nach Beantwortung verlangen:Was<br />
ist eine Blasprobe? Was sind die Kennzeichen von Schlampenschleppern?<br />
Welches sind die Vorzüge von Gynäkologiestühlen? DF<br />
Christa Urbanek „REMASURI“, Vorstellungen: 10. <strong>März</strong> <strong>2003</strong> (Premiere), 17.<strong>März</strong> und 3. April, jeweils 20.00 Uhr im Spektakel,<br />
Hamburger Straße 14, 1050 Wien, T. 01/587 06 53<br />
heim.spiel<br />
Eva Steinheimer<br />
Wissen und Nicht-Wissen<br />
an.risskultur<br />
„Was um Himmels Willen ist das?!“ fährt es mir durch den Kopf, obwohl<br />
ich im selben Moment doch schon weiß, was los ist: Ich habe einen Blasensprung!<br />
Es ist ein Montag im Dezember, zwei Uhr morgens. Ich weiß<br />
auch, dass das bedeutet, dass mein Kind geboren werden will. Was ich<br />
nicht weiß ist, dass ich bereits acht Stunden später den kleinen Lennart<br />
im Arm halten werden. Ich weiß noch nicht, dass ich vierzehn Stunden<br />
später schon mit ihm zuhause im eigenen Bett kuscheln werde. Was ich<br />
außerdem noch nicht weiß ist, dass das nur der <strong>An</strong>fang einer langen<br />
Kette von Dingen ist, von denen ich vorher nicht wusste, dass und wie<br />
sie passieren. Auf die Geburt hatte ich mich fast schon übertrieben vorbereitet:<br />
Gymnastik und Geburtsvorbereitungswochenende mit Partner,<br />
Geburtsvorbereitungstees und Dammmassagen, Hebammensprechstunden<br />
und Akupunktur. Das war auch alles sinnvoll und hilfreich. Doch<br />
die Geburt war in wenigen Stunden vorüber und schon war ich Mama.<br />
Darauf war ich ehrlich gesagt weniger gut vorbereitet. Die meisten Frauen<br />
sagen mir, es wäre auch gar nicht möglich, sich wirklich darauf vorzubereiten.<br />
Dabei geht es keineswegs um all die praktischen Handgriffe<br />
zur Versorgung eines Babys, sondern vielmehr um die emotionalen <strong>An</strong>forderungen.<br />
Die können eine schon ganz schön überfordern: Glück und<br />
Sorgen, Selbstvertrauen und Verletzlichkeit, Lebensfreude und <strong>An</strong>gst. Ich<br />
hatte ja nicht geahnt, welche Höhen und Tiefen mir allein die Hormone<br />
bereiten würden: vom absoluten Drogenrausch unmittelbar nach der<br />
Geburt bis zum vielzitierten Babyblues. Ich hatte nicht geahnt, wie massiver<br />
Schlafentzug auf mich wirken würde. Ich hatte auch keine Ahnung,<br />
dass ich in der ersten Zeit acht Mal täglich eine ganze Stunde mit Stillen<br />
zubringen würde. Und immer freitags sagte meine innere Uhr: Wochenende!<br />
Ich konnte es mir manchmal gar nicht vorstellen, dass meine Arbeit<br />
einfach weitergehen würde: 24 Stunden am Tag, sieben Tage die<br />
Woche. Wieder einmal musste ich die Erfahrung machen, dass die Praxis<br />
der Theorie noch mal eins draufsetzt. Wie oft hatte ich nicht schon darüber<br />
geschrieben oder diskutiert, dass Reproduktionsarbeit nicht geschätzt<br />
werde. Jetzt weiß ich: die Versorgung eines Neugeborenen ist<br />
der härteste Job, den ich je hatte!<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 31
Fo t o : C h r i s t e l B e c ke r- Ra u<br />
rechtefrauen<br />
32 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Frigga und die Walküren<br />
In der männlich dominierten rechten Szene haben auch Frauen ihren Platz. Ihre Rolle ist<br />
uneindeutig, in jedem Fall aber ideologisch geprägt. Von <strong>An</strong>ita Weinberger<br />
Wenn von recht(sextrem)en Organisationen<br />
die Rede ist, entsteht<br />
im Kopf das Bild von<br />
männlichen, kahlköpfigen<br />
Skinheads. Doch die Szene ist<br />
um einiges vielschichtiger und es fehlen<br />
bei dieser Vorstellung wie so oft<br />
50% der Bevölkerung. Auch Frauen sind<br />
in den Organisationen aktiv – ob als<br />
Funktionärinnen oder aktive Kämpferinnen.<br />
Die Rollen sind vielfältig.<br />
Rechtsextrem. Rechtsextremismus sollte<br />
weder mit Rassismus, Nationalismus<br />
noch Neonazismus gleichgesetzt wer-<br />
den. Der Begriff des Rechtsextremismus<br />
ist breiter angelegt – es ergeben sich<br />
nicht nur Überschneidungen mit konservativem<br />
und rassistischem Gedankengut,<br />
sondern auch mit antikapitalistischen,<br />
links-alternativen oder feministischen<br />
Ideologien. Zentrales Element<br />
im rechtsextremen Denken ist das Volk,<br />
das aus der Natur entstanden ist und<br />
das neben der Familie und der bündischen<br />
Gemeinschaft die einzige Form<br />
der Vergesellschaftung der Menschen<br />
ist. Ob jemand Teil eines Volkes ist, wird<br />
durch regionale Zusammenschlüsse,<br />
durch Ethnien und rassistische Defini-<br />
tionen bestimmt. Dabei wird die eigene<br />
Kultur über die Kultur „der <strong>An</strong>deren“ gestellt.<br />
Ideal. Michael Kühnen, der intellektuelle<br />
Kopf der deutschen neonazistischen<br />
Szene formuliert seine Forderung an eine<br />
gute deutsche Frau 1985 wie folgt:<br />
„Ihre eigentliche Aufgabe für die Gemeinschaft<br />
ist und bleibt die Geburt<br />
und Aufzucht von Kindern, und da mindestens<br />
drei Kinder pro Familie zur<br />
Volkserhaltung überlebensnotwendig<br />
sind und das Kind die Mutter zur gesunden<br />
Lebenserhaltung in den ersten
sechs Lebensjahren dringend braucht,<br />
ist der Lebensmittelpunkt der Frau die<br />
Familie. (...) Die Männer hingegen, die ja<br />
durch ihre rein biologische Aufgabe<br />
nicht entfernt vergleichbar beansprucht<br />
und gefordert werden, sind eher Kulturals<br />
Naturwesen, ihre natürliche Aufgabe<br />
liegt im Aufbau und in der Ausgestaltung<br />
der kulturellen Gemeinschaft“.<br />
Dieses Bild ist in der recht(sextrem)en<br />
Szene weit verbreitet. Die Auswirkungen<br />
dieses Frauenbildes im recht(sextrem)en<br />
Umfeld sind in Form und Intensität<br />
allerdings sehr unterschiedlich.<br />
Einzelne Elemente sind aber in jeder<br />
Ausprägung recht(sextrem)en Denkens<br />
verankert. Die Frau wird immer im Zusammenhang<br />
mit Mutterschaft und als<br />
Naturwesen gesehen, die das Volk zu<br />
erhalten hat. So wie die Natur Wärme<br />
schenkt, so soll auch die Frau Geborgenheit<br />
spenden und die Familie zusammenhalten.<br />
In Österreich propagierten<br />
FPÖ-Frauen das Bild der Frau und Mutter<br />
– diesem Bild entspricht auch die<br />
Einführung des Kinderschecks. So wird<br />
auch die langjährige Klubobfrau der<br />
Freiheitlichen im Kärntner Landtag von<br />
Hans-Henning Scharsach zitiert:„Kindergärten<br />
sind für sie eine ‚Sünde wider<br />
die Natur’. Pille und sexuelle Freizügigkeit<br />
bezeichnet sie als ‚Erniedrigung der<br />
Frau’. Ein staatliches Muttergeld solle<br />
die strenge Aufzucht wieder schmackhafter<br />
machen.“<br />
Die Notwendigkeit der Geschlechtertrennung<br />
wird biologistisch erklärt:<br />
die Frau sei aufgrund ihrer Natur besser<br />
für den wichtigen Reproduktionsbereich<br />
geeignet, der Mann hingegen<br />
sorgt als Jäger und Sammler in der Erwerbsarbeit<br />
dafür, dass die Frau ruhig<br />
reproduzieren kann. Dass hier Emanzen<br />
und Feministinnen die Gegnerinnen<br />
schlechthin sind, ist klar, denn sie stellen<br />
diese naturgegebene Ordnung in<br />
Frage. Sie sind für Abtreibung und Verhütung<br />
und bringen damit die Volksgemeinschaft<br />
in Gefahr.<br />
Wirklichkeit. Die Rolle, welche die Frau in<br />
recht(sextrem)en Organisationen tatsächlich<br />
einnimmt, steht oft im Widerspruch<br />
zum Wunschbild der „Frau“ im<br />
recht(sextrem)en Denken. Frauen sitzen<br />
nicht zuhause und warten darauf, dass<br />
die Kinder groß werden, sondern neh-<br />
men aktiv teil an der Entwicklung des<br />
Rechtsextremismus. Bis das angestrebte<br />
Weltbild erreicht ist, dürfen offensichtlich<br />
auch Frauen mit „Hand anlegen“<br />
– inwieweit, darüber scheiden sich<br />
die Meinungen in der rechtsextremen<br />
Szene. Dabei stoßen die Frauen oft auf<br />
Kritik von Männern und Frauen, aber sie<br />
werden auch immer wieder in ihrem<br />
Tun unterstützt.<br />
Dabei spielt Gewalt eine zentrale<br />
Rolle. Auch wenn Frauen nicht immer<br />
in der ersten Reihe stehen, wenn es um<br />
gewalttätige Übergriffe geht, so sind<br />
sie doch auch aktiv beteiligt. Das wird<br />
deutlich, wenn der starke Einfluss traditioneller<br />
Rollenbilder im recht(sextrem)en<br />
Umfeld berücksichtigt wird.<br />
Erwartet wird von Frauen, zu schweigen<br />
und Gewalt abzulehnen – darum<br />
greifen sie oft zur Durchsetzung ihrer<br />
Interessen auf andere Gewaltformen<br />
zurück und bedienen sich der Gewalt<br />
Dritter. So sind es z.B. die Partnerinnen<br />
der Skinheads, die als klatschende Zuschauerinnen<br />
ihre Männer unterstützen<br />
und anspornen. Häufig greifen sie<br />
auch auf strukturelle Gewalt zurück<br />
und fordern von Justiz und Exekutive<br />
strengere Gesetze und ausgrenzende<br />
Maßnahmen. Auch wenn sich Frauen<br />
ausdrücklich gegen gewalttätige Auseinandersetzungen<br />
mit AusländerInnen<br />
aussprechen, so hat eine Studie<br />
von Horn-Metzger und Riegel bestätigt,<br />
dass sich durchschnittlich die Hälfte<br />
der Frauen für strukturelle Maßnahmen<br />
zur Ausgrenzung und Ungleichbehandlung<br />
ausspricht. Frauen – insbesondere<br />
junge Frauen – üben aber auch<br />
immer öfter direkte Gewalt aus. Die<br />
<strong>An</strong>zahl der schlagenden Skingirls<br />
steigt.<br />
Gewalt von Frauen gegenüber<br />
Frauen schafft Respekt und <strong>An</strong>erkennung.<br />
Wenn Frauen immer mehr auch<br />
in die „männliche“ Gewaltsphäre eindringen,<br />
stellt sich die Frage inwieweit<br />
die vorherrschende Geschlechtertrennung<br />
damit aufgelöst wird. Es ist also<br />
auch in einem recht(sextrem)en Umfeld<br />
die Gleichberechtigung in gewissen Bereichen<br />
nicht unbekannt, obwohl die<br />
geschlechtsspezifische Trennung einen<br />
wichtigen Bestandteil der vertretenen<br />
Ordnung darstellt. Nationalfeministinnen,<br />
wie Sophie Rogger-Börner, sahen<br />
die germanische Rasse als so weit entwickelt,<br />
dass die beiden Geschlechter<br />
gleichberechtigt nebeneinander bestehen<br />
können. Und auch für viele schlagende<br />
Skingirls sind die speerwerfenden<br />
Walküren aus dem Germanenmythos<br />
Vorbild für ihr Handeln.<br />
Aufwertung. Das Ausschließen „der <strong>An</strong>deren“<br />
vom Zugang zu Gütern und von kultureller<br />
Partizipation ist ein konstituierendes<br />
Element im recht(sextrem)en Gedankengut<br />
und festigt auch recht(sextrem)e<br />
Frauen in ihrem Denken. Darüber hinaus<br />
fühlen sie sich aufgewertet durch das<br />
<strong>An</strong>preisen ihrer Fähigkeit zu „Gebähren“.<br />
In der Differenzierung zwischen der „Wir-<br />
Gruppe“ und „den <strong>An</strong>deren“ werden Frauen<br />
in der „Wir-Gruppe“ inkludiert. In der<br />
Hierarchie begeben sie sich damit eine<br />
Stufe nach oben – auch sie sind den „<strong>An</strong>deren“<br />
übergeordnet.<br />
Recht(sextrem)e Parteien werden<br />
auch von Frauen gewählt. Ob es der<br />
Wunsch nach Aufwertung der eigenen<br />
Person, die Flucht vor Überforderung<br />
durch Doppel- und Dreifachbelastung<br />
oder die <strong>An</strong>gst vor dem Fremden ist – die<br />
derzeit aktuelle gesellschaftliche Situation<br />
fördert den Zulauf von Frauen zu<br />
recht(sextrem)en Organisationen. Durch<br />
die <strong>An</strong>gst vor Übergriffen „der <strong>An</strong>deren“<br />
werden Gewalt und Konflikte in der „Wir-<br />
Gruppe“ verdrängt und überdeckt.„Niemand“<br />
fürchtet sich mehr vor der Gewalt<br />
der „echten“ österreichischen Männer<br />
zuhause oder auf der Straße, sondern die<br />
Gefahr geht von den fremdländisch aussehenden<br />
Männern aus.<br />
Die reale Situation der Frau in<br />
recht(sextrem)en Organisationen gestaltet<br />
sich anders als es die Vorstellungen<br />
des Rechtsextremismus von einer<br />
guten Frau sind. Zwar ist die neue Stellung<br />
der Frau in diesem Umfeld sehr<br />
wohl umstritten aber dennoch toleriert.<br />
Am Gedankengut wird aber deshalb<br />
nicht gerüttelt. Um ihre Ziele zu erreichen<br />
sind scheinbar alle Frauenbilder<br />
erlaubt. Zu hoffen bleibt, dass sie auf<br />
Grund ihrer Widersprüchlichkeit nie ankommen,<br />
denn das Bild, das sie – abgesehen<br />
von all den anderen untragbaren<br />
ideologischen <strong>An</strong>sätzen – von Frauen<br />
und Geschlechtertrennung haben, ist<br />
ein vergangenheitsbezogenes patriarchales<br />
HERRscherbild. ❚<br />
frauenrechte<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 33
Fo t o : D r e i e r / U r s p r u n g<br />
kulturgrazwoment!<br />
34 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Frauen in Bewegung<br />
Graz wird als diesjährige Kulturhauptstadt sicher nicht den Männern überlassen. Dafür<br />
sorgt WOMENT! Mit zahlreichen Aktivitäten knüpfen Frauen damit an die Tradition einer<br />
frauenbewegten Stadt an. Von Bettina Behr und Eva Ursprung<br />
„Denkmäler zeigen nicht unbedingt,<br />
woran sich eine Gesellschaft<br />
erinnert – Denkmäler<br />
sind vielmehr Zeichen für den<br />
aktuellen Zustand einer Gesellschaft“,<br />
meint Brigitte Dorfer. Grund genug,<br />
die Frauengeschichte der Stadt<br />
Graz sichtbar zu machen.<br />
Die Grazer Frauenbewegung ist seit<br />
langem eine der stärksten in Österreich:<br />
Mit „Thekla“ gibt es hier einen Dachverband<br />
von zehn freien Frauenprojekten,<br />
und in dem von der ehemaligen Frauenbeauftragten<br />
Grete Schurz gegründeten<br />
Frauenrat sind rund 55 Frauenorganisationen<br />
vertreten. Schurz war übrigens die<br />
erste unabhängige Frauenbeauftragte<br />
Österreichs (1986 bis 1994) – noch immer<br />
eine Monopolstellung, die seit einem Jahr<br />
von Dani Jauk eingenommen wird.<br />
Aber nicht nur österreichweit hat<br />
Graz die Nase vorne. Mit „Eva & Co“ entstand<br />
hier die erste feministische Kulturzeitschrift<br />
Europas. Nun spielt die<br />
Stadt eine weitere Vorreiterinnenrolle<br />
im europäischen Kontext:„WOMENT!“<br />
ist das erste feministische Projekt in der<br />
Geschichte der Kulturhauptstädte Europas.<br />
Auf Initiative von Bettina Behr und<br />
unter ihrer organisatorischen Leitung
haben sich dazu zehn Grazer Frauenprojekte<br />
vernetzt.<br />
Superfrau is back. Schon 1988 wollte die<br />
Künstlerinnengruppe „Eva & Co“ diesen<br />
Zustand nicht mehr hinnehmen und deklarierte<br />
Graz zum „Intergalaktischen<br />
Zentrum für Superfrauen“. Die „Steirische<br />
Kulturinitiative“ lud KünstlerInnen,<br />
so auch Veronika Dreier und Eva Ursprung<br />
ein,„Ideen für Graz“ für einen Kalender<br />
zu entwickeln. Auf Kalender und<br />
Postkarte folgte die reale Figur in sechs<br />
Metern Größe, die 1989 mit einem Ballon<br />
ins All startete. Seitdem schwebt „Superfrau“<br />
am Himmel über Graz, an besonders<br />
klaren Nächten auch mit freiem Auge<br />
sichtbar. Immer wieder diente sie als<br />
Leitbild der Grazer Frauenszene: sei es als<br />
Baldachin an der Spitze der 8. <strong>März</strong>-Demonstration,<br />
als Cover des Grazer Frauenstadtplanes<br />
oder als Buchumschlag. Ihre<br />
neueste Wiederkehr ist eine vielfache: als<br />
Logo von WOMENT! trägt Superfrau den<br />
Gedanken von Frauenpower in alle Publikationen<br />
des Projekts und darüber hinaus.<br />
Wie das so ist mit Schutzheiligen,<br />
sind sie nur in Form von Amuletten<br />
tatsächlich greifbar: Superfrau-Kugelschreiber<br />
und Feuerzeuge sollten in keiner<br />
Handtasche fehlen. Ein Griff zum<br />
Feuerzeug bei komplizierten Verhandlungen<br />
– und schon springt der Funke<br />
feministischer Inspiration in die erhitzten<br />
Köpfe.<br />
Kapaun und Paradiesäpfel. „Eva & Co“ hat<br />
sich 1992 nach zehnjährigem Bestehen<br />
mit einem Manifest aufgelöst, doch der<br />
Kampfgeist blieb lebendig. Als „Kunstverein<br />
W.A.S.“ (Womyn´s Art Support),<br />
arbeiten die Protagonistinnen weiterhin<br />
an gemeinsamen Kunstprojekten. Eines<br />
davon ist das „Restaurant a la Prato“ im<br />
restaurant.mayers. 1 Hier gibt es über das<br />
Jahr verteilt gemeinsame Essen, inspiriert<br />
von der Grazer Kochbuchautorin<br />
Katharina Prato (1818 – 1897), der erfolgreichsten<br />
österreichischen Autorin ihrer<br />
Zeit. Gekocht wird nach ihren Rezepten,<br />
als Hauptgericht werden die Inhalte der<br />
inszenierten Tischkonversationen, Lesungen<br />
und Diskussionen serviert. Eröffnet<br />
wird am 7. <strong>März</strong> mit „Kapaun und Paradiesäpfel“,<br />
einer Performance von W.A.S.<br />
(Veronika Dreier, Doris Jauk-Hinz, Eva Ursprung),<br />
Musik von Se-Lien Chuang (Elektronik)<br />
sowie <strong>An</strong>nette Giesriegl (Gesang),<br />
am Feuer ist Bettina Fabian. Am 6. Juni<br />
gibt es „Kopfwurst und Luftstrudel“, eine<br />
delikate Lesung von Margret Kreidl und<br />
Karin Ivancsics im Gedeck von Sarah<br />
Godthart, und am 6. September informiert<br />
Erika Thümmel mit gnadenlosen<br />
Rezepten „von Kuh–Eutern,Wildschweinköpfen<br />
und Kalbsohren“. Am 7. November<br />
gibt es „Damenkrapferln, Krachtorten<br />
und Pomeranzenaufläufe“ mit den Ethnologinnen<br />
Elisabeth Katschnig-Fasch<br />
und Florence Weiss. Mit dem Restaurant<br />
wird Katharina Prato eine lebendige,<br />
zeitgemässe Form eines Denkmales gewidmet.<br />
Denk mal. Kernprojekt von WOMENT!<br />
sind „20+03 Orte“: 23 Gedenktafeln, die<br />
dauerhaft an frauenhistorisch wichtigen<br />
Gebäuden montiert werden, um die<br />
Geschichte und aktuelle Leistungen von<br />
Frauen in dieser Stadt zu würdigen. Damit<br />
werden die von Brigitte Dorfer und<br />
Ilse Wieser in über einem Jahrzehnt gewonnenen<br />
Erkenntnisse der Grazer<br />
FrauenStadtSpaziergänge in der ganzen<br />
Stadt präsent sein. Die Künstlerin Veronika<br />
Dreier stellte 1990 im Auftrag der<br />
Frauenbeauftragten Grete Schurz in einer<br />
Studie fest, dass von 193 Gedenktafeln,<br />
Denkmälern, Plastiken insgesamt<br />
lediglich vier Frauen gewidmet waren!<br />
Bei den Straßennamen ist es ähnlich:<br />
Karl Kubinsky und Astrid Wentner, HerausgeberInnen<br />
des Buches „Grazer<br />
Straßennamen“, wunderten sich, dass<br />
mehr Straßen nach Vogelnamen als<br />
nach Frauen benannt sind. Die Aufarbeitung<br />
und Dokumentation von Grazer<br />
Frauengeschichte ist also mehr als notwendig.<br />
Eine Gemeinsamkeit der ausgewählten<br />
Frauen, Frauengruppen sowie<br />
für Mädchen/Frauen/Lesben wichtigen<br />
Orte und Ereignisse ist Widerständigkeit<br />
gegen traditionelle weibliche <strong>An</strong>forderungen<br />
und Rollenzuschreibungen, gegen<br />
totalitäre Systeme, gegen Gewalt.<br />
Die jeweilige Form der Widerständigkeit<br />
ist dabei sehr unterschiedlich.<br />
Geehrt werden u.a. die Widerstandskämpferin<br />
Maria Cäsar (geb. 1920), die<br />
weltberühmte Fotografin Inge Morath<br />
(1923 – 2002), die erste weibliche Abgeordnete<br />
im Steirischen Landtag, die Sozialdemokratin<br />
Martha Tausk (1881 –<br />
1957), wie auch die Komponistin Olga<br />
Neuwirth (geb. 1968). Erinnert wird an<br />
den Ersten Österreichischen Fahrradverein<br />
(1893 – 1898) ebenso wie an das<br />
Erste Autonome Frauenzentrum der<br />
Steiermark (1977–1981).<br />
Zur Gestaltung der Tafeln wurde im<br />
Mai 2002 ein Wettbewerb durchgeführt,<br />
den die Künstlerin Sabina Hörtner für<br />
sich entscheiden konnte. Die Inschriftstexte<br />
wurden von der Journalistin und<br />
Autorin Eva Rossmann erarbeitet.<br />
Im Netz. Mit insgesamt zehn Netz-Produktionen<br />
ist WOMENT! auch virtuell<br />
aktiv. Das Projekt „FrauenWEGE“ der Katholischen<br />
Frauenbewegung erforscht<br />
und vermittelt ab 8. <strong>März</strong> interreligiöse<br />
und überkonfessionelle Frauengeschichte<br />
unter der Projektleitung von Maria<br />
Irnberger.<br />
Das Straßen-Theaterprojekt des Frauengesundheitszentrum<br />
Graz (gemeinsam<br />
mit InterACT) widmet sich ab 27. Juni<br />
dem Thema „Auf den Leib geschrieben.<br />
KörperKult(ur):Weibesfülle und Widerwille“.<br />
In drei interaktiven Aufführungen<br />
für die Straße werden Dimensionen des<br />
Körpererlebens von Frauen dargestellt.<br />
Um in männlich dominierten Territorien<br />
Mädchen-Räume zu erobern und<br />
zu gestalten, produzierte der Verein Mafalda<br />
– Beratung und Projekte für Mädchen<br />
– den Videoclip „MAKE ä SIGN“. Die<br />
Kamera begibt sich auf den Weg durch<br />
die Stadt und erlaubt im Virtuellen eine<br />
Positionierung seiner jungen Bewohnerinnen.<br />
Es wird ein Zeichen gesetzt, an<br />
Plätzen und Orten, die als Netzwerk für<br />
die Mädchen „Stadt“ bedeuten.<br />
In der Theoriewerkstatt „Movements-<br />
Monuments“ der Interuniversitären Koordinationsstelle<br />
für Frauenforschung<br />
und -studien der Universitäten Graz<br />
setzen sich von 15. – 17. Mai Wissenschafterinnen,<br />
Künstlerinnen und alle Interessierten<br />
mit Identität, Erinnerung, Gedenken<br />
und Denkmälern auseinander.<br />
Wie kann der Gefahr der Festschreibung<br />
von Frauengeschichte, von Musealisierung<br />
begegnet werden?<br />
Das Projekt „PLAKATIV!“ des DOKU<br />
Graz präsentiert ab 8. <strong>März</strong> als virtuelle<br />
Ausstellung die Geschichte der Frauenbeauftragten<br />
der Stadt Graz.<br />
<strong>An</strong>gesichts der fortdauernden Gewalt<br />
gegen Frauen, gegen „die <strong>An</strong>deren,<br />
die Fremden“, ist das Projekt WOMENT!<br />
als ein Versuch zu verstehen, der Entwürdigung,<br />
dem Verschweigen und dem<br />
Unsichtbarmachen der Vielfalt menschlichem<br />
– insbesondere weiblichem – Lebens<br />
entgegenzuwirken. ❚<br />
woment!grazkultur<br />
1 Restaurant a la Prato,<br />
Sackstrasse 29/III, 8010 Graz.<br />
Eröffnung: 7.3. <strong>2003</strong>, 20 Uhr<br />
Infos unter:<br />
http://woment.mur.at/index_<br />
WOMENT.html<br />
http://www.doku.at/plakativ<br />
WOMENT!-Falter:<br />
Überblick über die zehn WOMENT!-<br />
Produktionen. Jahresprogramm der<br />
FrauenStadtSpaziergänge <strong>2003</strong>.<br />
WOMENT!-Infopoint:<br />
Cafe Palaver, Griesgasse 8,<br />
8020 Graz.<br />
Zum weiterlesen:<br />
„Über den Dächern von Graz ist<br />
Liesl wahrhaftig. Eine Stadtgeschichte<br />
der Grazer Frauen“.<br />
Carmen Unterholzer, Ilse Wieser,<br />
Wiener Frauenverlag 1996<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 35
filmfrida kahlo<br />
Der Miramax-Film „Frida“ im Buena<br />
Vista International-Verleih läuft demnächst<br />
in den heimischen Kinos an.<br />
Zum Weiterlesen:<br />
Hayden Herrera: Frida Kahlo.<br />
Ein leidenschaftliches Leben.<br />
Droemersche Verlagsanstalt Th.<br />
Knaur Nachf., <strong>2003</strong><br />
36 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Fo t o : B u e n a Vi s t a I nt .<br />
Fo t o : A rc h i v<br />
Frida – Viva la Vida<br />
Zugegeben, auch ich war eine<br />
Frida-Maniac, habe ein Dutzend<br />
Bücher über ihr Leben und Werk<br />
gekauft, ihr Gesicht prangte von<br />
unzähligen Postkarten und Postern<br />
an den Wänden, ich reiste 1993<br />
nach Frankfurt am Main, um ihre Bilder<br />
in der Schirin Kunsthalle zu sehen.<br />
Die im Original überraschend kleinen<br />
Exponate verschlugen mir fast den<br />
Atem.<br />
Die Kunst dieser Frau, die selbst<br />
nichts weniger als ein Gesamtkunstwerk<br />
ist, steht selten im Mittelpunkt<br />
der Rezeption. Ihr markantes Aussehen<br />
mit den schwarzen, zusammenwachsenden<br />
Augenbrauen und dem erotischen<br />
Damenbart, ihr überaus selbstbewusstes,<br />
farbenprächtiges Auftreten sowie<br />
ihre Amour Fou mit dem Maler Diego<br />
Rivera sind es, die auch Kunstlainnen<br />
in den Bann dieser Malerin ziehen.<br />
Verschiedenheit in der Einheit. Auch der<br />
neue Film, basierend auf der erzählerischen<br />
Biografie von Hayden Herrera,<br />
porträtiert Frida und kommt dabei nicht<br />
um den alles überschattenden Diego<br />
herum: Frida, die zierliche Taube, gibt es<br />
anscheinend nur im Doppelpack mit<br />
dem dicken Frosch. Ihre obsessive Liebe<br />
zu dem Älteren baute auf einer Seelenverwandtschaft<br />
dieser zwei gegensätzlichen<br />
KünstlerInnen und ihrer Loyalität<br />
zueinander auf. Einerseits imaginierte<br />
sie sich als sein Nährerin und Mutter<br />
und andererseits wusste sie, dass er<br />
niemals ganz ihrer sein würde, da er nur<br />
sich selbst gehörte. Dem ausufernden<br />
Diego gegenüber, den sie zweimal ehelichte,<br />
wirkt sie ausgeliefert, wenn sie in<br />
ihrem Tagebuch schreibt, Diego sei ihr<br />
<strong>An</strong>fang, Erbauer, Kind, Bräutigam, Maler,<br />
Liebhaber, Freund, Vater, Mutter, Sohn,<br />
ich, Universum.<br />
Er, der äußeren Welt verpflichtet,<br />
betrog sein „Mädchen“ sogar mit ihrer<br />
Schwester, wollte keine Kinder – die ihr<br />
so wichtig gewesen wären. Dennoch:<br />
Gezeichnet von Drogen und einer schweren<br />
Lungenentzündung starb Frida<br />
Kahlo 1954 ein Woche nach ihrem 47.<br />
Geburtstag – nicht ohne vorher ihren<br />
Diego seiner jungen Geliebten Emma<br />
Hurtado anzutragen, auf dass sie ihn<br />
heiraten und versorgen solle.<br />
Verehrung der Schmerzen. In ihren Bildern<br />
drückt sie den Schmerz über diese<br />
Demütigungen aus, malt sich mit abgeschnittenen<br />
Haaren. Ist es das Wiedererkennen,<br />
das so viele Frauen sich für<br />
diese masochistische Liebe begeistern<br />
lässt? Auch wenn sie statt still zu dulden<br />
in die künstlerische und persönliche<br />
Offensive ging, blieb das Liebesleid<br />
ein bestimmendes Lebensmuster. Bedenklich,<br />
dass weibliches Leiden eine<br />
derartig angenommene Folie für die<br />
Identifikation mit der Malerin mit sich<br />
birgt.<br />
Und nicht genug damit! Auch körperlich<br />
ging kein Schmerz an Frida<br />
Kahlo vorbei. Eine Kinderlähmung verkrümmte<br />
ihren Fuß und ein schrecklicher<br />
Unfall hinterließ derartige Verletzungen,<br />
dass sie ihr Leben lang an der<br />
Wirbelsäule operiert wurde und Gipskorsette<br />
tragen musste. Kurz vor ihrem<br />
Tod wurde ein Bein amputiert.<br />
Die Verherrlichung des körperlichen<br />
und seelischen Schmerzes bei
Die Regisseurin Julie Taymor verfilmte mit Salma Hayek in der<br />
Titelrolle das ungewöhnliche Leben der mexikanischen<br />
Malerin Frida Kahlo. Christina Buder hat sich den<br />
Hollywoodschinken angesehen.<br />
Frauen ist ein altbekanntes Muster. Die<br />
Verehrung der Schmerzensreichen wurzelt<br />
wohl in unserer katholischen Kultur<br />
und sollte offensiv bekämpft werden.<br />
Den Schmerz als Quelle eines intensiv<br />
gelebten Daseins zu benennen, lässt jede<br />
transformatorische Entwicklung im<br />
Keim ersticken.Die ausufernde psychische<br />
Abhängigkeit vom Mann und die<br />
Bezogenheit auf das eigene Leiden hat<br />
mich dann letztlich von ihr entfremdet,<br />
der Film aber verbleibt in dieser herkömmlichen<br />
Rezeption.<br />
Verfilmung. Fridas Leben war so intensiv<br />
und dramatisch, dass es selbst in einem<br />
überlangen Film unmöglich ist, alle Details<br />
unterzubringen. Taymor streicht also<br />
Fridas Liebschaften mit Männern<br />
und Frauen heraus. Ihre farbenprächtige<br />
Selbstinszenierung mit der Tehuana-<br />
Tracht aus dem matriarchalen Südwesten<br />
Mexikos, die lukullischen Gelage<br />
voller Gewürzdüfte in ihrem mit prähispanischen<br />
Kunstwerken geschmückten<br />
Blauen Haus, ihre ausufernden Feste<br />
mit KünstlerInnen wie dem Surrealisten<br />
<strong>An</strong>dré Breton und der Fotografin Tina<br />
Modotti sind Stoff genug für die Theater-<br />
und Opernregisseurin Julie Taymor,<br />
um ihre Begabung für surreale Bilder<br />
gekonnt umzusetzen.<br />
Sie kreierte die „Frida-Stil“-Technik,<br />
ein Nebeneinander von periodischem<br />
Realismus und einer <strong>An</strong>näherung an<br />
Fridas Schaffensprozesse. Für die 3-D-live-<br />
Malerei im Film nimmt Taymor je ein<br />
emotionales Ereignis, das auch Kahlo<br />
als Katalysator für ihre Bilder diente. Ein<br />
Augenschmaus für wahr ist ihr gelungen<br />
und die Mexikanerin Selma Hayek,<br />
die das Filmprojekt selbst mehrere Jahre<br />
lang forcierte, bringt genügend authentischen<br />
Esprit ein, der auch die<br />
große mexikanische Gemeinde in den<br />
USA für den Film begeistern wird.<br />
Dennoch bleibt es ein Film über<br />
Frida und nicht mit Frida, kein Raum<br />
wird ihr gegeben, um sich zu entwickeln,<br />
Reibungsflächen werden vorab<br />
geglättet. Der Film bleibt an der Oberfläche,<br />
mit der sich Frida selbst nie zufrieden<br />
gab. Als politisches Detail wird<br />
lediglich ihre Affäre mit dem von Stalin<br />
verfolgten Leo Trotzki erwähnt. Ihre Mitgliedschaft<br />
in der Kommunistischen<br />
Partei sowie ihre Kapitalismuskritik<br />
sind kein Thema, das heute in den USA<br />
groß aufgerollt werden könnte. Ihre<br />
Auseinandersetzung mit der imperialistischen<br />
Politik der USA, die Mexiko als<br />
kulturell und wirtschaftlich auszubeutende<br />
Ressource wahrnimmt, brachte<br />
einige ihrer interessantesten Bilder<br />
hervor. Ein Aspekt, der in Zeiten von<br />
NAFTA und neoliberaler Globalisierung<br />
auch Kahlos Werk aktuell erscheinen<br />
lässt.<br />
Auch ihre Bezogenheit auf die indigene<br />
Volkskultur und deren Mythen sowie<br />
ihre Thematisierung von Natur als<br />
Quelle allen Lebens wäre für eine Auseinandersetzung<br />
mit dieser Künstlerin<br />
heute naheliegend. Der Eifer und teilweise<br />
Übereifer der Malerin europäischer<br />
Herkunft bei der <strong>An</strong>eignung prähispanischer<br />
Kulturen, ihre Rolle bei der<br />
Durchsetzung eines mexikanischen Nationalgefühls<br />
nach der Revolution sind<br />
Bereiche, die auch eine kontroversielle<br />
Debatte um die politische Rolle Fridas<br />
bereichern würden. ❚<br />
lesben.nest<br />
Ursula Raberger<br />
She’s a goddess!<br />
frida kahlofilm<br />
Muss es immer Melissa Etheridge und Kd Lang sein? Nein.<br />
Aus diesem Grund machten sich Kim und Satenikia, die eine<br />
ausgefallene Vorliebe für seltsame Tanzstile hat, auf den Weg<br />
zum „Beangrowers“-Konzert. Unbekannte Band – ja, zugegeben.<br />
Noch dazu aus Malta (O-Ton Satenikia: „Wo is’ das bitte?!“).<br />
Aber Kim hatte sich schon ein ausschlaggebendes Argument<br />
zur Seite gelegt: „Du wirst für die Sängerin sterben<br />
wollen, glaub mir!“ Nun gut, mehr Überredungskunst<br />
brauchte es bei Satrix nicht und sie war willig. Kim war heilfroh,<br />
denn die „Dahinschmelz-Tendenz“ ihrerseits war groß<br />
und wäre da nicht ein starker, haltender Arm zur Seite gewesen<br />
… es hätte ein katastrophales Ende gefunden. Gegen<br />
Stielaugen ist kein Kraut gewachsen – da musste sie alleine<br />
durch. Aber dagegen hatte Kim auch gar nichts einzuwenden,<br />
denn Alison oder – wie sie Kim in flammenden Reden gerne<br />
nennt – die Göttin mit der E-Gitarre stand direkt vor ihr: zum<br />
Greifen nahe! Störend empfand sie nur einen vom Alkohol<br />
gezeichneten Enddreißiger, der sich fuchtelnd vor sie schob.<br />
Doch auch daran hatte Kim gedacht und es kam wie es kommen<br />
musste: Satenikia fegte ihn mit einem gekonnten und<br />
mehrmals erprobten Hüftschwung mit Bauchtanzelement<br />
vom Parkett. Das restliche Konzert verlief in geregelten Bahnen,<br />
wenn man von Kims extatischer Tanzwut und ihren unvermeidlichen<br />
Jubelausbrüchen absieht.<br />
Bei der Garderobe passierte es dann: SIE stand vor ihr!<br />
Was folgte, war ein augenblicklich einsetzender Schweißausbruch,<br />
gepaart mit einer anfänglichen Sprachlosigkeit, die<br />
sich in einen wasserfallartigen Redeguss wandelte. Nach<br />
Kims halb erzählter Universitätslaufbahn und der Geschichte<br />
ihres Horror-Malta-Trips (Maturareise!), endete sie – konfus<br />
wie sie war – mit: „You are a goddess!“ Stille. Erkennen der<br />
peinlichen Situation. Satrix als Stütze, die mit ihrem ganzen<br />
Gewicht Kims Umkippen verhinderte – und dann ein Lächeln<br />
auf Alisons Gesicht, ein Zwinkern: „Thank you SO much!“ Ein<br />
Treffen am Golden Bay und in einer „cosy bar“ auf Malta wurde<br />
vereinbart. „Alison im Bikini … ich sterbe!“<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 37
an.klang<br />
Cat Power: „You Are Free“<br />
Rework<br />
DJ Electric Indigo: „The New Electro“<br />
Miss Kittin: „Radio Caroline Vol. 1“<br />
Yeah Yeah Yeah: „Fever to tell“<br />
38 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Belebende Töne<br />
Während draußen schon die ersten Pflanzen zaghaft ihre Köpfchen<br />
aus dem Boden strecken, haben Sonja Eismann und Ute Hölzl den<br />
passenden Soundtrack dafür zusammengemixt.<br />
Ganz einfach großartig ist das,<br />
was Cat Power uns da mit ihrem<br />
neuen Album „You Are Free“<br />
(Matador/Beggars/Ixthuluh)<br />
zum Geschenk macht. Die sanft<br />
melancholische Grundstimmung der<br />
früheren Werke bleibt auch hier erhalten,<br />
aber statt wie früher so oft in tiefschwarze<br />
Abgründe abzutauchen, lässt<br />
die Wahl-New Yorker Singer/Songwriterin<br />
erstmals helle Hoffnungsstreifen<br />
aufblitzen, die stellenweise schon deutlich<br />
nach Euphorie schmecken. Gerade<br />
bei den ersten der 14 perfekt auf den<br />
Punkt produzierten und trotzdem angenehm<br />
rohen Songs entlädt sich die<br />
kunstvoll aufgebaute Spannung in einem<br />
mitreißend druckvollen Gefühl, und<br />
man möchte aus voller Kehle mitschreien,<br />
wenn Chan singt „Don’t be in love<br />
with the autograph, just be in love when<br />
you scream that song“. Wie immer steht<br />
auf „You Are Free“ die beeindruckende<br />
Stimme von Cat Power im Vordergrund,<br />
die blitzschnell zwischen gebrochenem<br />
Hauchen und krafvollem Totaleinsatz<br />
switchen kann und den ZuhörerInnen<br />
die Schauer rauf- und runterjagt; die Instrumentation<br />
wird sparsam und einfühlsam<br />
von Gitarre, Klavier und gelegentlichen<br />
Drums und Streichern besorgt.<br />
Ähnlich brilliant wie Cat Power ist<br />
das Stuttgarter Quartett Rework<br />
(Playhouse/Neuton), wenn auch in<br />
komplett anderen musikalischen Gefielden<br />
aktiv: Die zwei (französischen) Sängerinnen<br />
und die beiden Knöpfchendre-<br />
her haben sich einer ganz eigenen Mischung<br />
aus minimalistischen, unglaublich<br />
groovenden Dancetracks und vertäumten<br />
Synthie-Chansons verschrieben,<br />
die eine schon nach dem ersten<br />
Ton am Kragen packt und nicht mehr<br />
loslässt. Wenn dann erst die superkühlen,<br />
lakonischen, französischen Vocals,<br />
die auch manchmal mit charmantem<br />
Akzent auf englisch gesungen werden,<br />
darüberschweben und die Lieder<br />
erst so richtig in den Griff kriegen, ist es<br />
um die Contenance geschehen: dann<br />
bleibt nur noch Begeisterung. Während<br />
die knallenden Tanztracks durch die<br />
staubtrockene, knarzende Reduziertheit<br />
der Beats entzücken, finden sich in den<br />
ruhigeren Songs zarte Referenzen an<br />
den spröden Gesang einer Nico und an<br />
den französichen Pop der 60er bis 80er<br />
Jahre, und tatsächlich scheint auch der<br />
Lufthauch einer Jane Birkin irgendwo<br />
vorbeizuwehen.<br />
Und wem das als Aufforderung<br />
zum Tanzen noch nicht genügt, lässt<br />
sich vielleicht von diesen zwei Mix-<br />
Compilations, die von zwei der derzeit<br />
wichtigsten female DJs zusammengestellt<br />
wurden, aus den gemütlichen Kissen<br />
locken: Auf „The New Electro“ (Leitmotiv/Neuton/Zomba)<br />
führt uns die<br />
fantastische Wiener DJ Electric Indigo<br />
durch ihre infektiöse Melange aus poppig<br />
angehauchten Electroclash-Tracks<br />
und straighten Technonummern, wobei<br />
sie es vor allem gegen Ende ordentlich<br />
brettern lässt und wieder einmal ihre<br />
grandiosen Mixing-Skills unter Beweis<br />
stellt. Die Französin Miss Kittin, mittlerweile<br />
im hippen Berlin ansässig und<br />
hauptsächlich als sleazy-kühle Sängerin<br />
berühmt, präsentiert auf „Radio Caroline<br />
Vol. 1“ (Mental Groove/Neuton) eine<br />
abwechslungsreiche Reise durch langjährige<br />
Favorites aus ihren DJ-Sets, experimentellere<br />
Klänge wie Autechre<br />
und Pansonic, famose Klassiker wie Blaze<br />
und rare Obskuritäten. Und ab und<br />
zu singt bzw. spricht sie über die Tracks<br />
und drückt ihnen damit den kalt-goldenen<br />
Miss-Kittin-Stempel auf, den wir so<br />
lieben.<br />
Und falls bis jetzt zu wenig Gitarren<br />
im Spiel waren: hier kommt noch<br />
was ganz ganz Heißes. Das nächste<br />
große Ding, laut englischer Musikpresse<br />
zumindest. Und die hat zwar nicht<br />
immer recht, aber manchmal eben<br />
schon. Mit den Yeah Yeah Yeahs zum<br />
Beispiel, der New Yorker Band, die bis<br />
jetzt erst eine EP und – pressfrisch – eine<br />
Single als Vorboten zu ihrem im April<br />
erscheinenden Debut-Album „Fever To<br />
Tell“ (Wichita/Ixtuluh) veröffentlicht<br />
hat. Roher, hemmungsloser Rock’n’Roll<br />
wird da zelebriert, allerdings nicht ohne<br />
augenzwinkernde Ausbrüche in Richtung<br />
Art-Rock. Und endlich findet man<br />
auch im „Mainstream“ dieses Genres<br />
mal eine Frau in der Hauptrolle – Karen<br />
O, die charismatische Sängerin der<br />
Yeah Yeah Yeahs, die mit ihrer Stimme<br />
manchmal an Siouxie Sioux, dann wieder<br />
an PJ Harvey erinnert – und doch<br />
ganz eigen ist. Trashig, unbändig und<br />
schmerzlos: Das rockt, yeah! ❚
Spiegelbilder<br />
Mit völlig neuen erzählerischen Mitteln widmet sich<br />
Malgorzata Saramonowicz einem der letzten Tabu-Themen<br />
unserer Gesellschaft. Von Gabi Horak<br />
„Spieglein, Spieglein an der<br />
Wand, wer ist die Schönste im<br />
ganzen Land?“ Diese Frage<br />
stellt sich im zweiten Roman<br />
der polnischen Autorin Malgorzata<br />
Saramonowicz niemand. Trotzdem<br />
sind alle Ereignisse nur Spiegelungen,<br />
denn Wandspiegel sind die Erzähler,<br />
die auch und gerade das Hässliche<br />
und Grausame, das Alter und den<br />
Tod widergeben. Der Spiegel ist es, der<br />
Elemente aus der Vergangenheit, die<br />
die Protagonistinnen einholt, einfügt.<br />
Er liest aus ihren Gesichtern, liest deren<br />
Gedanken, entlarvt ihre Lügen und<br />
Ängste. „Verzweifelt sucht sie in mir<br />
Halt“, weiß der Spiegel über seine<br />
identitätsstiftende Funktion Bescheid,<br />
denn: „Nur ich kann das tun. Schauen.<br />
Spiegeln. Erinnern.“<br />
Die Geschichte, die so erzählt wird,<br />
spannt sich über sechzig Jahre. Im Zentrum<br />
steht Ewa, im Jahr 1938 eine junge<br />
Medizinstudentin, die drei alte und teilweise<br />
todkranke Damen in ihren Wohnungen<br />
pflegt – 1998 ist Ewa selbst jene<br />
Alte, die von einer Studentin gepflegt<br />
wird.„Der Mensch muss seinen Abgang<br />
genauso geduldig ertragen wie seine<br />
<strong>An</strong>kunft“, ist die junge Ewa noch überzeugt.<br />
Jahrzehnte später ist sie selbst<br />
von Todesängsten geplagt, die ihre Ursprünge<br />
in Ereignissen haben, in die wir<br />
mit Hilfe zahlreicher Spiegelbilder immer<br />
mehr Einblicke bekommen. Dabei<br />
kommt des öfteren Krimispannung auf.<br />
Das zentrale Thema hinter dem<br />
(Er)leiden von Krankheit und Alter ist<br />
der Wunsch nach einem Ende der Qualen.<br />
Das beginnt bei den verzweifelten<br />
und erfolglosen Versuchen, Radiomeldungen<br />
Glauben zu schenken, wonach<br />
Ärzte Mittel zur Verjüngung gefunden<br />
hätten. Dazwischen liegen missglückte<br />
Selbstmordversuche und endlose Diskussionen<br />
über die Legitimität von Euthanasie.<br />
Es endet im Jahr 1938 mit<br />
tatsächlich geleisteter Sterbehilfe und<br />
im Jahr 1998 mit Ewas Aufbäumen dagegen.<br />
Der Tod bestimmt das Denken der<br />
Menschen, kehrt immer wieder etwa in<br />
Zeitungs- und Radioberichten über Unfälle<br />
und Morde, Mütter, die ihre Kinder<br />
töten und Männer, die ihre Frauen töten<br />
und dazwischen die immer gleichen<br />
Fragen:War es eine Erlösung? Steht es<br />
den Menschen zu, darüber zu bestimmen?<br />
<strong>An</strong>twort darauf gibt es keine, aber<br />
sehr wohl begründete Zweifel:„Was<br />
heißt denn unheilbar krank? Woher die<br />
Gewißheit nehmen?“ fragt Gabriela, die<br />
sich weigert, vor der letzten und endgültigen<br />
Diagnose ihres Arztes zu kapitulieren.<br />
Tatsächlich verlangen die alten Damen<br />
den Tod mit keinem Wort, umso<br />
größer ist ihr Ekel vor dem eigenen<br />
Sterben: vor den Urinflecken in der<br />
Bettdecke, dem Erbrochenen auf dem<br />
Flur, den Schweißausbrüchen und der<br />
fahlen Haut. Im Gesicht der jungen<br />
Pflegerin Ewa erkennt der Spiegel genau<br />
diesen Ekel wieder, und sechzig<br />
Jahre später im Gesicht ihrer Pflegerin<br />
Joanna. Die junge Ewa zieht ihre eige-<br />
nen Schlüsse aus dem Miterleben des<br />
Leidens – 1998 holt sie diese Schuld als<br />
Todesangst wieder ein. Ihr einziger<br />
Zeuge: der Spiegel.<br />
Zuerst war ich befremdet über die<br />
Tatsache, dass es im Roman ausschließlich<br />
Frauen sind, die altern und leiden,<br />
während Männer als berufstätige Ärzte,<br />
Apotheker und Juristen auftreten<br />
und akademische Diskussionen über<br />
Sterbehilfe führen. Auch auf dieser<br />
Ebene Zweifel:„Wer hätte denn zu entscheiden,<br />
ob das Leiden einen Sinn<br />
hat?“ Tatsächlich ist es aber genau jene<br />
Distanz, die den Männern jeden Einblick<br />
in die Welt des Alterns verwehrt.<br />
Sie verstehen nie wirklich, worum es<br />
geht, spiegeln nur ihre eigene Wirklichkeit.<br />
Um die vielen Wege, die die Geschichte<br />
geht, begreifen zu können,<br />
muss frau sie eigentlich gleich noch eimal<br />
lesen. Erst dann ergeben die ersten<br />
Szenen im Jahr 1998 Sinn – mit dem<br />
Wissen über die Vorgänge im Jahr 1938.<br />
Die Geschichte ist erst verständlich,<br />
wenn sie sich selbst spiegelt!<br />
Was fehlt, ist ein Blick auf die andere<br />
Seite des Alter(n)s: Der Schatz an Erfahrungen,<br />
den alte Frauen an junge<br />
Frauen weiter geben können, die zur Ruhe<br />
gekommene Zufriedenheit nach einem<br />
langen Leben, ein Alleine-Sein, das<br />
nicht unbedingt Einsamkeit bedeuten<br />
muss. Das kann der Roman nicht leisten<br />
(vielleicht will er das auch gar nicht?).<br />
Diesen Spiegel müssen wir uns selbst<br />
vorhalten. ❚<br />
lese.zeichen<br />
Malgorzata Saramonowicz: Spiegel<br />
Roman, aus dem Polnischen<br />
von Ursula Kiermeier<br />
Rotbuch 2002, euro 20,50 (Ö)<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 39
lese.zeichen<br />
40 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Schattendasein<br />
Die Geschichte der jüngsten Tochter von<br />
Karl Marx hebt nicht nur eine bewundernswerte,<br />
starke Frau aus dem männerdominierten<br />
Geschichtsnebel, sie bietet<br />
ebenso ein kritisches, lebensnahes<br />
Bild der frühen ArbeiterInnenbewegung,<br />
die auch eine Geschichte des <strong>An</strong>tisemitismus<br />
ist. Tussys Vater wird – ungeachtet<br />
seiner Bedeutung als Theoretiker –<br />
vom Thron geholt: er erscheint als typischer<br />
Patriarch und als überzeugter <strong>An</strong>tisemit,<br />
als verschwenderischer Mensch,<br />
der abgehoben von der ihn umgebenden<br />
Armut zu leben scheint, die in seinen<br />
theoretischen Zeitungsartikeln kaum Beachtung<br />
findet.<br />
Eleonor Marx, genannt Tussy, ist<br />
zeitlebens vom Werk und Denken ihres<br />
Vaters beeinflusst. Zunächst der offiziellen<br />
sozialistischen Diktion folgend,<br />
ist die Frauenfrage für sie nur ein „Nebenwiderspruch“.<br />
Sie gewinnt jedoch<br />
langsam ihre eigene Position, emanzipiert<br />
sich ideologisch und beginnt zunehmend<br />
Frauenfragen zu thematisieren,<br />
wennauch nicht in der notwendigen<br />
Radikalität. Die Internationalisierung<br />
des Sozialismus vorantreibend,<br />
übersetzt sie bedeutende Werke führender<br />
Sozialisten. Nach dem Tod ihres<br />
Vaters verwaltet sie dessen Erbe und<br />
bringt zusammen mit Friedrich Engels<br />
den erst in Fragmenten vorhandenen<br />
dritten Band des Kapitals heraus. Tussy<br />
Marx ist eine Praktikerin: Neben ihrer<br />
Partei- und Agitationsarbeit gilt ihre<br />
Leidenschaft immer mehr der Gewerkschaft.<br />
Ganz aus der Rolle der Sekretärin<br />
und Zubringerin kann sie sich jedoch<br />
zeitlebens nicht befreien. Durch ihr politisches<br />
Engagement ist sie in engem<br />
Kontakt mit Persönlichkeiten wie Kautsky,<br />
Shaw oder Bebel – die Leserin erfährt<br />
von Richtungskämpfen, persönlichen<br />
Sympathien und Ressentiments, von<br />
menschelnden „Helden“ der Geschichte<br />
der ArbeiterInnenbewegung. Tussy<br />
Marx – eine kämpferische Frau, die von<br />
Depressionen geplagt letztendlich jedoch<br />
zerbricht. Mit 43 Jahren nimmt sie<br />
sich das Leben.<br />
Karin Eckert<br />
Eva Weissweiler: Tussy Marx<br />
Das Drama der Vatertochter. Eine Biographie.<br />
Kiepenheuer &Witsch 2002, E 23,60<br />
kk<br />
Frauenzimm<br />
k<br />
Vergessen – vergriffen<br />
Christa Gürtler und Sigrid Schmid-Borten<strong>schläge</strong>r<br />
entwarfen Porträts von 15<br />
teilweise vergessenen Schriftstellerinnen.<br />
Porträts, die manchmal nur Fragmente<br />
sind, wie die Autorinnen in<br />
ihrem Vorwort anmerken. Häufig sind<br />
nur noch wenige private Quellen wie<br />
beispielsweise Tagebücher auffindbar,<br />
Forschungen sind daher auf die Ergebnisse<br />
von BiographInnen angewiesen.<br />
So fragmentarisch mancher Lebenslauf<br />
erscheint – bei einigen läuft frau<br />
im Gegenteil sogar Gefahr, von dicht<br />
gepackten Infos „erschlagen“ zu werden<br />
– gesamt gesehen bietet „Erfolg<br />
und Verfolgung“ einen aufregenden<br />
Einblick in das vielfältige literarische<br />
Geschehen zwischen 1918-1945. Und in<br />
das vielfältige Leben der Künstlerinnen,<br />
das nicht selten von politischer<br />
Verfolgung, Armut und von Vergessen<br />
geprägt war.<br />
Spannend zu lesen sind die Reiseberichte<br />
von Maria Leitner, die das Leben<br />
der Unterprivilegierten in den USA<br />
in den 20er Jahren „dokumentierte“<br />
oder Lili Körbers Roman „Eine Österreicherin<br />
erlebt den <strong>An</strong>schluss“. Sowohl<br />
literarisch als auch zeitdokumentarisch<br />
ein „Must“. Wie in ihrem Buch „Eigensinn<br />
und Widerstand. Schriftstellerinnen<br />
der Habsburgermonarchie“ leisteten<br />
die Autorinnen auch hier vor-<br />
bildliche Arbeit: eine Kurzbiographie<br />
der jeweiligen Künstlerin sowie weiterführende<br />
Literatur ergänzen die<br />
Darstellungen. Nicht nur Literaturbegeisterte<br />
werden ihre Freude daran<br />
haben, dass sich am Ende jedes Porträts<br />
Textbeispiele finden. Leider sind<br />
viele Werke vergriffen. Aber vielleicht<br />
hilft eine vermehrte Nachfrage bei<br />
Verlagen...? Dieses Buch bietet <strong>An</strong>lass<br />
dazu.<br />
Petra Öllinger<br />
Christa Gürtler, Sigrid Schmid-Bortenschlager:<br />
Erfolg und Verfolgung<br />
Österreichische Schriftstellerinnen 1918-1945.<br />
Residenz 2002, E 19,90 (Ö)<br />
Femmmage<br />
Reichliche Zitate von Friederike Mayröcker<br />
bilden den Rahmen, in dem<br />
Kronabitter interagierend neue Bezüge<br />
spinnt. Die Fragmente stellen vorsichtige<br />
Vermutungen über das Leben und<br />
die ars poetica der Dichterin an. Sie lassen<br />
eine tiefe Wertschätzung für ihr<br />
Werk erkennen.<br />
Es geht um den kreativen Akt des<br />
Schreibens als Welt(er)findung und<br />
die Bedingungen, die geschaffen werden<br />
müssen, bevor geschaffen werden<br />
kann. Dabei werden Verbindungen<br />
geknüpft, Parallelen gezogen und immer<br />
wieder die Verortung im eigenen<br />
Denken und Arbeiten ausgelotet. Beim<br />
Lesen entsteht ein Sog, der frau immer<br />
weiterzieht, bis zum „bitteren“ Ende.<br />
Es sind lakonische, uneitle Bemerkungen<br />
der Jüngeren, die von der Alten<br />
lernt und dieses Wissen an uns weitergibt.<br />
Gabi Obojkovics<br />
Erika Kronabitter: Friederikenbriefe<br />
Friederike Mayröcker gewidmet. Milena 2002, E 14,90 (Ö)<br />
kk<br />
1070 W ien, Z ieglergasse 28 • Tel. 01/522 48 92 • Fax 01/522 63 20 • frauenzimmer@aon.at • www.frauenzimmer.at<br />
k
Destabilisierung<br />
Queer/feministische Theorie und Politik<br />
als <strong>An</strong>alytik der Gegenwart und als antizipatives<br />
Projekt – das ist <strong>An</strong>spruch und<br />
Rahmen für <strong>An</strong>tke Engels Fragen nach<br />
Bedingungen und Möglichkeiten der Umgestaltung<br />
einer binär-hierarchischen, hetero-normativen<br />
Geschlechterordnung.<br />
Diese wird vor allem anhand zweier Mechaniken<br />
ausbuchstabiert: der Normalisierung<br />
und der Hierarchisierung. Folglich<br />
sind Enthierarchisierung und Denormalisierung<br />
die beiden Kriterien, die Engel als<br />
zentrale Maßstäbe für die Entwicklung<br />
und Bewertung veränderungsinteressierter<br />
Taktiken und ihrer konkreten politischen<br />
Effektivität setzt. Dabei gilt es, Repräsentationspraktiken<br />
zu entwickeln, die<br />
– entgegen gängiger Vorstellungen von<br />
Auflösung oder Vervielfältigung z.B. der<br />
Geschlechter – an der Veruneindeutigung<br />
und Destabilisierung der Raster eines in<br />
Binarität gründenden Realitätsregimes<br />
arbeiten. Engels Entwürfe ankern im kritischen<br />
Lesen kanonischer Texte, flicht sie<br />
aber in ein dichtes Netz deutschsprachiger<br />
queer/ feministischer, antirassistischer<br />
Texte aus institutionell nicht abgesicherten<br />
Kontexten und lässt so ein immens<br />
reiches Wissensfeld entstehen.<br />
Johanna Schaffer<br />
<strong>An</strong>tke Engel: Wider die Eindeutigkeit<br />
Sexualität und Geschlecht im Fokus queerer Politik der<br />
Repräsentation. Campus 2002, E 35,90 (Ö)<br />
Diplomiertes Teeservice<br />
Liebliche Keramikteller? Nett, aber ohne<br />
Nutzbarkeit? Mitnichten. Hohe Funktionalität<br />
gekoppelt mit Ästhetik zeichnet<br />
innenarchitektonische Gestaltung, Autos<br />
und Gebrauchsgegenstände der hier porträtierten<br />
15 Designerinnen aus: wie <strong>An</strong>na<br />
Castelli Ferrieri, die Pionierarbeit im<br />
Kunststoffdesign leistete oder Margarete<br />
Jahny, die als Abschlussarbeit ein weißes,<br />
ornamentloses Teeservice konzipierte,<br />
und sich gegen das vorherrschende Dogma<br />
der damaligen DDR – der Abkehr von<br />
Bauhausstil und Kosmopolitismus –<br />
wehrte. Auch wer mit Autokreationen<br />
nicht viel am Hut hat, erfährt Interessantes<br />
im Beitrag über <strong>An</strong>ne Asensio, Chefdesignerin<br />
bei General Motors, und die Herausforderung,<br />
einen Wagen zu kreieren,<br />
der Werte wie Macht,Wehrhaftigkeit und<br />
Fortschritt verkörpert. Neben biographischen<br />
Daten und Einblicken in das künstlerische<br />
Schaffen lernt frau Werkstoffe<br />
und Techniken kennen. Die einzelnen AutorInnen<br />
haben mit Kunst-, Architekturoder<br />
Designthemen zu tun. Sie kommen<br />
jedoch aus den unterschiedlichsten Bereichen<br />
wie Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte,<br />
Philosophie, Germanistik etc.<br />
Genauso vielfältig gestalten sich ihre Zugangsweisen.<br />
Finden sich in Heike Welzels<br />
Beitrag über Eva Zeisel vor allem detaillierte<br />
Formbeschreibungen ihrer Keramiken,<br />
findet frau bei Ulrike Kunkel viele<br />
Einsprenkelungen über das Leben und<br />
Schaffen von Ray Eames. Das Buch, reich<br />
bebildert mit Schwarzweiß-Fotos unterstreicht<br />
die eingangs erwähnte Kombination:<br />
hohe Funktionalität und Ästhetik.<br />
Petra Öllinger<br />
Britta Jürgs (Hgin.): Designerinnen<br />
Vom Salzstreuer zum Automobil.<br />
Aviva 2002, E 22,50 (Ö)<br />
Umstritten<br />
USA – Mitte des 19. bis <strong>An</strong>fang des 20.<br />
Jahrhunderts; und eine Frau mischt mit:<br />
Victoria Woodhull.Wer sich durch die ersten<br />
vierzig Seiten Spiritismus im Hause<br />
Woodhull durchgekämpft hat, findet sich<br />
schließlich mitten im Leben einer Frau,<br />
die über Know-How in Bordellen, an der<br />
Börse, als Wunderheilerin etc. verfügt.<br />
Und immer fordert sie: gleiche Rechte für<br />
die Frauen.Woodhull ist auch in der Umsetzung<br />
ihrer Forderungen nicht bescheiden:<br />
sie kandidiert als erste Frau bei<br />
der Präsidentschaftswahl. Ihre radikalen<br />
<strong>An</strong>sichten verlangen ein Um- und Neudenken<br />
– und sind heute noch umstritten.<br />
So fordert sie die Abschaffung der<br />
Ehe oder ein Fortpflanzungsverbot für<br />
Menschen mit Behinderung. <strong>An</strong>tje<br />
Schrupp ruft eine Frau in Erinnerung, deren<br />
Einsatz sogar von Kämpferinnen aus<br />
den eigenen Reihen gerne „vergessen“<br />
wurde. Und dass sie nie den moralischen<br />
Standardvorstellungen entsprach, mag<br />
dabei nur eine Ursache gewesen sein.<br />
Petra Öllinger<br />
<strong>An</strong>tje Schrupp: Das Aufsehen erregende Leben<br />
der Victoria Woodhull<br />
Ulrike Helmer Verlag, E 18,60 (Ö)<br />
neu.land<br />
Jasmina Jankovic’<br />
Diesmal ohne Titel<br />
lese.zeichen<br />
Foto: Robert Polster<br />
„Wollen Sie ein Lied vorsingen? Oder lieber ein Gedicht rezitieren?“<br />
„Ein Lied.“ „Okay, bitte.“ „Nein, besser eine Rezitation.“<br />
„Ist auch gut, bitte.“ „Na ja, vielleicht doch ein<br />
Lied?“ „Okay, wie Sie wollen, bitte.“ „Nun, ich weiß nicht,<br />
wäre doch nicht eine Rezitation besser?“ Und so weiter,<br />
und so fort. Ein kleiner Ausschnitt aus einer einmal beliebten<br />
Sendung in einem Land, das es einmal gab und nicht<br />
mehr gibt, jetzt endgültig nicht. Sein Name gehört zur Geschichte,<br />
das neue Staatsgebilde wird von den Einheimischen<br />
umgangssprachlich „Solania“ genannt. Aber darüber<br />
will ich gar nicht schreiben, jetzt geht´s bei mir wie oben.<br />
Soll ich ein Lied vorsingen? Oder lieber ein Gedicht rezitieren?<br />
Über das aktuelle Politikgeschehen habe ich auch keine<br />
Lust zu schreiben, außer dass ich mir jetzt ziemlich sicher<br />
bin: Das nächste Mal kriegen die meine Stimme nicht.<br />
Wer denn? Na ja, die, die für mich zumindest bis jetzt halbwegs<br />
glaubwürdig waren. Jetzt sind sie es nicht mehr, trotz<br />
aller Gegenargumente. Pluspol und Minuspol können sich<br />
einfach nicht anziehen. Per definitionem. Punkt. Aha, das<br />
wird immer besser! In mein Lied- oder Rezitations-Dilemma<br />
platzt noch eine Geschichte hinein, sodass es jetzt kein<br />
Dilemma, sondern Trilemma ist. Stell dir vor, sagt mir meine<br />
15jährige Nichte, N. ist schwanger! N. ist ihre Schulfreundin,<br />
deren aktuelle Geschichte alle möglichen Klischees bedient.<br />
Eltern äußerst streng, halten sie „an der kurzen Leine“;<br />
sie schwänzt Schule, tischt ihnen Lügen auf, kommt<br />
manchmal mit blauen Flecken, hat seit einigen Monaten<br />
einen 21jährigen Freund (könnte auch leicht 31 sein, meint<br />
meine Nichte), der sie zuerst mit Gonorrhöe ansteckt (!)<br />
und jetzt das noch. Schwanger. Sie haben nix benutzt, keine<br />
Verhütungsmittel, aber gerechnet hat sie. Tage gezählt.<br />
Wie gut und verlässlich die Methode ist, zeigt das Ergebnis.<br />
Nun steckt sie in einem Dilemma, da der Freund einerseits<br />
bereit wäre, das Geld für eine Abtreibung aufzubringen,<br />
andererseits aber auch etwas vom Heiraten angedeutet<br />
habe. Und, wie geht die Geschichte aus? Open End: Ein Lied<br />
vielleicht? Oder doch lieber eine Rezitation?<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 41
ge.sehen<br />
FrauTV<br />
3x wöchentlich auf TW1:<br />
Do 22:30<br />
Fr 16:30<br />
So 21:30<br />
http://www.frautv.at<br />
e-mail: office@frautv.at<br />
42 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
TV ohne Frau<br />
Ein oberösterreichisches Fernseh-Team hat im Jahr <strong>2003</strong> eine halbstündige Frauenschiene auf<br />
TW1 gestartet. Einen Ausflug ins Land der couch potatoes unternahm Gabi Obojkovics<br />
Der Testballon von „FrauTV“ Ende<br />
Jänner ließ Schlimmes befürchten<br />
(nur zwei Worte: Christina!<br />
Lugner!). Die Fortsetzung<br />
der kaum verhohlenen Werbesendung<br />
für Wellness & Co weckt unterschiedliche<br />
Gefühle, aber eines sicher<br />
nicht: Lust auf mehr.<br />
Die junge Moderatorin Daniela<br />
Haiden streckt gleich beim ersten Beitrag<br />
über Chancengleichheit den Zeigefinger<br />
in die Höhe:„Sie betrifft nicht nur<br />
Frauen!“ orakelt sie mit mahnender<br />
Stimme. Oberösterreich begeht heuer<br />
das Jahr der Chancengleichheit – aus<br />
diesem <strong>An</strong>lass wird eine Straßenbefragung<br />
durchgeführt, die durchaus unterschiedliche<br />
<strong>An</strong>sichten (von optimistisch<br />
bis abgeklärt) zeigt. Dann wird der EU-<br />
Schnitt erwähnt, wonach Frauen um<br />
ein Viertel weniger verdienen als Männer,<br />
und die oberösterreichische Frauenbeauftragte<br />
Ursula Haubner zweimal in<br />
Wort und Bild gesetzt. Sie behauptet,<br />
dass Chancengleichheit funktionieren<br />
kann. Wie? Die Moderatorin verweist<br />
auf eine erfolgreiche Unternehmerin im<br />
Magazin „beauty life“, dem Hauptsponsor<br />
der Sendung.<br />
„Geht ihr Liebster auch manchmal<br />
zu schnell in die Luft?“ fragt sie bei der<br />
<strong>An</strong>sage des nächsten Beitrages rhetorisch,<br />
um gleich die <strong>An</strong>twort zu liefern:<br />
Das liege anscheinend in der Natur der<br />
Männer, die ja auch die Luftfahrt entwickelt<br />
haben. Mittlerweile sei der Himmel<br />
aber keine Männerdomäne mehr.<br />
Der Beweis: zwei Ballonfahrerinnen werden<br />
präsentiert. Silvia Wagner, toughe<br />
Ballonpilotin, die nach eigenem Bekunden<br />
im früheren Leben eine Hexe gewesen<br />
sein muss (der Ballon dient ihr heute<br />
quasi als Besen-Ersatz), geht in die Lüfte<br />
und erzählt von ihren Höhenflügen. Daniela<br />
Haiden:„Auf in die Lüfte, ihr modernen<br />
Hexen!“ ruft sie uns begeistert zu<br />
und appelliert:„Macht den Männern<br />
Konkurrenz!“ Tja, so einfach ist das.<br />
Mit schnellen Schritten bewegt<br />
sich die Sendung weg von gesellschaftspolitisch<br />
relevanten Themen (frauenpolitisch<br />
wage ich in diesem Zusammenhang<br />
nicht auf Papier zu bringen) hin<br />
zu Wellness. Eine Frau hockt mit einem<br />
Handtuch bekleidet in der Kabine, während<br />
ein praktischer Arzt seine Expertise<br />
über Infrarot-Kabinen erstellt. Diese<br />
Kabinen seien „kinderleicht“ aufzubauen,<br />
wie ein Heimwerker (!) im Zeitraffer<br />
beweist.<br />
Zu guter Letzt kommt sie doch<br />
noch zum Einsatz: Die reizende Egomanin<br />
Christina Lugner präsentiert die<br />
„Fitnesstrends“. Ganz wörtlich: Sie stellt<br />
sich auf das Laufband und stellt dem<br />
Trainer naive Fragen, macht aber auch<br />
auf existenzielle Bedürfnisse aufmerksam:<br />
Sie will diesmal weniger die „Problemzone“<br />
Oberschenkel, sondern lieber<br />
Bauch und „Popo“ gestrafft haben.<br />
Wir befinden uns übrigens im Fitnessclub<br />
„Elixia“ im Milleniumstower. Diese<br />
Information kann die aufmerksame Seherin<br />
auch für die Quizfrage nach dem<br />
Beitrag verwerten.<br />
Nachdem sich Frau Lugner beim<br />
Schwimmen ganz toll entspannt hat<br />
und relaxt von ihrem wunderbaren<br />
work-out schwärmt, sehen wir die Moderatorin<br />
mit einem Mädchen an ihrer<br />
Seite Schuhe probieren. Sie kann sich<br />
nicht entscheiden. Deshalb schickt sie<br />
uns zu Rosi, der Garderobière. Die wirkt<br />
wie eine gutmütige Astrologin und erzählt<br />
uns von ihrer hellsichtigen Freundin<br />
Gabi, einer Hausmeisterin, die zu sagen<br />
weiß:„Chancengleichheit gibt´s<br />
nur für Blinde!“ Na denn… Frau Rosalinde<br />
soll uns wohl aus allen Wolken wieder<br />
auf die gute alte Erde herunterholen.<br />
Der Kontrast Lugner/Rosalinde wirkt<br />
wie die Faust auf´s Aug´, und die Sendung<br />
selbst ist eher eine Watsch´n für<br />
bewusste Frauen, die sich durch die Bezeichnung<br />
„FrauTV“ haben täuschen<br />
lassen. Das Zeichen verweist auf nichts:<br />
dahinter ist (Inhalts-)Leere. Vor lauter<br />
Well-ness kann einer ganz unbehaglich<br />
werden… ❚
int.frauentag<br />
7.3., ab 19.30, Wien<br />
Fest des iranischen Frauenverbandes<br />
Berufsschule, 12., Längenfeldgasse 13-15<br />
7.3., ab 18.30, Linz<br />
„Frauenreise um die Welt“ – ein Fest<br />
zum Frauentag<br />
Kandlheim, 4020, Edlbacherstr. 1, Infos:<br />
T. .0732/ 61086<br />
8.3., ab 10.00, Bregenz<br />
Jazz Frühstück für Mädchen und Frauen<br />
Mädchenzentrum AmaZone, 6900, Kirchstraße<br />
39, T. 05574/45 8 01,<br />
Beitrag für Frühstück eur 4,-<br />
8.3., 10.00, Graz<br />
Präsentation des Videoclips<br />
„Make ä Sign“<br />
03 Bar, 8020, Mariahilferplatz 2,<br />
Info: office@mafalda.at<br />
8.3., 11.00, Graz<br />
1. FrauenWEG:„Sr. Klara Fietz“-<br />
Rundgang<br />
Treffpunkt: Schulschwestern,<br />
8010, Kaiser-Franz-Josef-Kai 18,<br />
Info: ka.kfb@graz-seckau.at<br />
8.3., 13.00, Wien<br />
Frauendemo:„Gegen Krieg und<br />
Ausbeutung!“<br />
Treffpunkt: Museumsquartier, 7., Ecke<br />
Mariahilferstraße/Babenbergerstraße<br />
8.3., 14.00, Graz<br />
Präsentation von „PLAKATIV!“.<br />
Eine virtuelle Ausstellung,<br />
www.doku.at/plakativ<br />
Stadteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8,<br />
Info: office@doku.at<br />
8.3., 15.00-16.00, Graz<br />
FrauenStadtSpaziergang: Widerstand<br />
Treffpunkt <strong>An</strong>nenhofkino, 8020,<br />
<strong>An</strong>nenstr. 29, Info T. 0664/56 10 474<br />
8.3., ab 16.00, Wien<br />
Lounge, Kaffee, Kuchen in der FZ-Bar<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />
Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />
8.3., 17.00, Wien<br />
Wiedereröffnung des ega – Frauenkulturzentrums.<br />
Mit Elfriede Hammerl,<br />
Rounder Girls, Videoperformance<br />
von Sabine Marte „Stills + Thrills“,<br />
Kinderprogramm<br />
Ega, 6., Windmühlgasse 26, freier Eintritt<br />
8.3., 19.00, Wien<br />
Lesung mit Elfriede Gerstl & Petra Paul<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />
Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />
8.3., ab 19.00, Linz<br />
5. Frauen-Film-Nacht & Fest: 19.00:<br />
Eröffnung der Ausstellung „Töchter<br />
der Freiheit“, 20.00: Les Glaneur et la<br />
Glaneuse, 22.00: Fest, DJanes Rocky<br />
Barocki, Lisa S.<br />
Altes Rathaus, Foyer, 4020, Hauptplatz 1,<br />
Eintritt frei, aber für Film unbedingt Plätze<br />
reservieren: T. 0732/739 400-84,<br />
e-mail: heidi.obermaier@gruene.at<br />
8.3., ab 19.00, Graz<br />
WOMENT! Eröffnung mit Referentinnen,<br />
Musik, Buffet und Fest<br />
Forum Stadtpark, 8010, Stadtpark 1,<br />
Info: woment@graz03.at<br />
8.3., ab 20.00, Wien<br />
Frauenfest zum Internationalen Frauentag,<br />
21:00 Konzert mit den Encounters,<br />
danach Dj-Line: Gin Chilla (Hot<br />
Stuff @ U96), dragon (Zeitreise @ FZ-<br />
Bar), MO (Femme Fête @ U4), RoterRubin<br />
(WorldbeatZ @ FZ-Bar), Videos<br />
von der Demo, Essen im 2. Stock: ab<br />
20:00 sistaDance-floor (von boggie<br />
bis waltz)<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />
Prechtlgasse, T. 402 87 54, UKB eur 8,-<br />
8.3., ab 20.30, Lindau (D)<br />
Frauenfest mit Disco<br />
Club Vaudeville, Lindau (D), Infos im<br />
Frauengetriebe T. 05574/45 5 38,<br />
frauengetriebe@aon.at<br />
8.3., ab 21.00, Graz<br />
Fest zum internationalen Frauentag<br />
Forum Stadtpark, 1. Stock, 8010, Stadtpark 1,<br />
Info: office@danaida.at<br />
8.-16.3., Lindau (D)<br />
Frauenkulturtage im Landkreis Lindau<br />
Infos und Programm im Frauengetriebe<br />
T. 05574/45 5 38, frauengetriebe@aon.at<br />
9.3., 11.00, Wien<br />
Matinee anlässlich des internationalen<br />
Frauentages:„Frauen im Krieg“<br />
Volkstheater, 7., Neustiftgasse 1<br />
musik.tanz<br />
7.3., 21.00, Wien<br />
quote all stars: Electronica, Hip Hop,<br />
Soul, Indie<br />
Fluc, 2., Praterstern<br />
9.+10.3., Wien<br />
<strong>An</strong>dersen – <strong>An</strong>ders sein. Ab 5 Jahren<br />
WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121-0<br />
18.3., 20.30, Dornbirn<br />
Saxofour & Maria Joao<br />
Spielboden, 6850, Färbergasse 15,<br />
T. 05572/21 933<br />
18.3., 19.30, Wien<br />
Patricia Kaas<br />
Wiener Konzerthaus, 3., Lothringerstrasse<br />
20, T. 242 002,<br />
e-mail: ticket@konzerthaus.at<br />
22.3., 20.00, Salzburg<br />
Joy Denalane. Acoustic Tour <strong>2003</strong><br />
Rockhouse, 5020, Schallmooser<br />
Hauptstrasse 46, T. 0662/884914<br />
23.3., 20.00, Wien<br />
Joy Denalane. Acoustic Tour <strong>2003</strong><br />
WUK, 9., Währinger Str.59, T. 40 121-0<br />
25.3., 20.30, Wien<br />
Aleksandra Tehovnik:<br />
Songs from Slovenia<br />
Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />
Reservierungen T. 945 30 40<br />
27.3., 20.00, Wien<br />
„Mandys Mischpoche“ stellt ihre neue<br />
CD vor: jidische und kroatisch-ungarische<br />
Weisen und Wienerlieder<br />
Neuer Saal des Wiener Konzerthauses,<br />
3., Lothringerstraße 20, T. 242 002<br />
29.3., 20.30, Dornbirn<br />
Susi Hyldgaard & Band<br />
Spielboden, 6850, Färbergasse 15,<br />
T. 05572/21 933<br />
film<br />
1.3., 22.00, Bregenz<br />
<strong>An</strong>am. D 2000/2001, R: Buket Alakus<br />
Bregenz, Metro-Kino<br />
ab 6.3., Österreich<br />
Frida. USA/Mex. 2002, R: Julie Taymor.<br />
Mit Salma Hayek<br />
österr. Kinos<br />
6.-20.3., Feldkirch<br />
FrauenFilmFest: Bella Martha, In the<br />
MIrror of Maya Deren, Satin Rouge<br />
Feldkirch, Oskar-Kino, Frauengetriebe,<br />
Femail, Infos T. 05574/45 5 38<br />
theater.kabarett<br />
bis 3.3., Wien<br />
Gerschichte vom verkehrten Tag.<br />
Für Kinder ab 4<br />
WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121 44<br />
bis 6.3., 19.30, Wien<br />
je veux je veux. Choreografie Liz King<br />
Volksoper, 9., Währinger Str. 78, T. 513 15 13<br />
Elke Krystufek<br />
bis 9.3., Wien<br />
Arilra. Ein Ganzfamilienstück<br />
ab 4 Jahren<br />
Theaterverein Odeon, Serapionstheater,<br />
2., Taborstr. 10, T. 216 51 27 20<br />
3.-22.3., 20.00, Wien<br />
La Musica Zwei. Von Marguerite Duras<br />
Theater Drachengasse,<br />
1., Drachengasse 2, T. 512 13 54,<br />
e-mail: theater@drachengasse.at<br />
6.3., 20.00, Wien<br />
Christa Urbanek: Ein Unikat<br />
stellt sich vor<br />
Spektakel, 5., Hamburger Str. 14, T. 587 06 53<br />
bis 8.3., 20.00, Wien<br />
Fluchtgeschwindigkeit.<br />
Buch und Regie <strong>An</strong>na Hauer<br />
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />
T. 587 05 04<br />
10.+17.3., 20.00, Wien<br />
Christa Urbanek: Remasuri<br />
Spektakel, 5., Hamburger Str. 14, T. 587 06 53<br />
10. und 16.3., 20.00, Wien<br />
Christa Urbanek: Remasuri<br />
Spektakel, 5., Hamburger Str. 14,<br />
T. 587 06 53<br />
17.+18.3., 20.00, Wien<br />
imagetanz: A? & If then, Compagnie<br />
MKF, <strong>An</strong>ne Juren (F)<br />
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />
T. 587 05 04<br />
17.3.-19.4., 20.00, Wien<br />
<strong>An</strong>tigone. Und wer spielt die Amme?<br />
Von Barbara Neuwirth und<br />
Erhard Pauer<br />
Theater Drachengasse,<br />
1., Drachengasse 2, T. 512 13 54,<br />
e-mail: theater@drachengasse.at<br />
20.3., 20.00, St. Pölten<br />
Elfriede Ott: Kleine österreichische<br />
Phantasie<br />
Die Bühne im Hof, 3100, Linzer Str. 18,<br />
T. 027 42/35 22 91, Fax 027 42/35 22 94<br />
21.3., 20.00, St. Pölten<br />
Nader Mashayaekhi: 5 Lieder für<br />
Computer und eine Sängerin<br />
Die Bühne im Hof, 3100, Linzer Str. 18,<br />
T. 027 42/35 22 91, Fax 027 42/35 22 94<br />
21.+22.3., 20.00, Wien<br />
imagetanz: Bones. a physical research<br />
on soul (OYA Production, <strong>An</strong>ita Kaya)<br />
& animo, entre otras cosas<br />
(Moravia Naranjo)<br />
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />
T. 587 05 04<br />
24.+25.3., 20.00, Wien<br />
imagetanz: Faces (Maria Clara Villa<br />
Lobos/Lilia Mestre) & The Zone<br />
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />
T. 587 05 04<br />
26.3., 10.30, St. Pölten<br />
Wo samma daham? Mitspieltheater<br />
ab 13 Jahren<br />
Die Bühne im Hof, 3100, Linzer Str. 18,<br />
T. 027 42/35 22 91, Fax 027 42/35 22 94<br />
26.-28.3., 20.00, Salzburg<br />
Fluchtgeschwindigkeit.<br />
Buch und Regie <strong>An</strong>na Hauer<br />
Szene Salzburg, 5020, <strong>An</strong>ton-Neumayr-<br />
Platz 2, T. 0662/843448-15<br />
26.+28.3., 20.00, Wien<br />
imagetanz: seven cities (Kunstverein<br />
Inviso, Birgit Helene Scheib)<br />
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,<br />
T. 587 05 04<br />
an.künden<br />
„Nackt & Mobil“: Das ist der programmatische Titel der ersten umfassenden Werkschau<br />
der 1970 in Wien geborenen Künstlerin. Nacktheit ist das zentrale Thema ihrer<br />
Selbstporträts, der eigene Körper dient ihr als Material und Inhalt zugleich. Mehr als<br />
200 Werke von den frühen 90er Jahren bis heute, von Malerei bis Installation werden<br />
gezeigt. Außerdem auch Krystufeks eigene Kunstsammlung mit Werken anderer<br />
KünstlerInnen sowie ausgewählte Stücke aus ihrer Kleider-Sammlung.<br />
bis 27.4.<strong>2003</strong>, Sammlung Essl, 3400 Klosterneuburg, <strong>An</strong> der Donau-Au 1,<br />
T. 0800/232 800, Di-So 10.00-19.00, Mi 10.00-21.00<br />
28.3.-30.4., 20.00, Wien<br />
Die geschichte der Hanna R.<br />
Theater Gruppe 80, 6., Gumpendorferstrasse<br />
67, T. 586 52 22<br />
30.3., 19.00, Salzburg<br />
Helges Leben.<br />
Von Sibylle Berg, Premiere<br />
Elisabethbühne, 5020, Erzabt-Klotz-Str. 22,<br />
T. 0662/8085-0<br />
31.3.-12.4., 20.00, Wien<br />
Von der Sehnsucht. Mit Isabella Ernst<br />
Theater Drachengasse, 1., Drachengasse 2,<br />
T. 512 13 54, e-mail: theater@drachengasse.at<br />
seminar.workshop<br />
ab <strong>März</strong>, Wien<br />
Pilotinnen ist nichts verboten! kostengünstige<br />
Coachinggruppe für Frauen.<br />
Mit Regina Trotz und <strong>An</strong>drea Sanz<br />
1170, <strong>An</strong>m. Regina Trotz, T. 0676/627 55 40,<br />
e-mail: r.trotz@aon.at, eur 990,-<br />
5.+6.4., Ebensee<br />
LUNARIA – Frauentanz & Seelennahrung.<br />
Tanzen, Bewegen, <strong>An</strong>kommen<br />
zur Mondzeit. Mit Susi Linzer<br />
Info & <strong>An</strong>meldung: 0664/45 65,<br />
e-mail susi.linzer@aon.at<br />
7.-8.3., Wien<br />
Body Management. Mit Evelyn Doms<br />
VHS Landstraße, 3., Hainbuger Str. 40,<br />
T. 715 08 00, e-mail: vhs-3@gmx.at<br />
7.-11.3., Wien<br />
Colours, Millimeters and Sounds. Trickfilmwerkstatt<br />
mit Bärbel Neubauer<br />
<strong>An</strong>m.: Culture2Culture,<br />
7., Museumsplatz 1, T. 990 46 63,<br />
e-mail: culture2culture@chello.at, eur 250,-<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 43
an.künden<br />
10.3.-26.5., 15.30-16.30, Gerasdorf<br />
Mit Pferden wachsen<br />
Reitstall St. Gabriel/gerasdorf, 2201<br />
Gerasdorf, <strong>An</strong>m. NINLIL: T. 01/714 39 39<br />
14.-16.3., Bregenz<br />
Frauenkulturforschung in Theorie<br />
und Praxis. Mit Maria Zemp<br />
PfadfinderInnenheim, Sandgrubenweg,<br />
6900, <strong>An</strong>m. Frauengetriebe<br />
T. 05574/45 5 38, frauengetriebe@aon.at<br />
21.-22.3., Wien<br />
Coaching für Frauen.<br />
Mit Silvia Korlath<br />
<strong>An</strong>m. bis 19.3.: VHS Favoriten, 10.,<br />
Arthaberplatz 18, T. 603 40 30, eur 60,-<br />
21.-22.3., Wien<br />
Rhetorik für Frauen I. Mit <strong>An</strong>drea Broz<br />
VHS Landstraße, 3., Hainbuger Str. 40,<br />
T. 715 08 00, e-mail: vhs-3@gmx.at<br />
28.-29.3., Wien<br />
Die Reise ohne Gepäck. Auf der Suche<br />
nach Kraftquellen. Mit Elisabeth<br />
Chlebecek und <strong>An</strong>drea Nemec<br />
Frauenhetz, 3., Hetzg. 42/1,<br />
<strong>An</strong>m. bis 18.3. bei NINLIL: T. 714 39 39<br />
29.-30.3., Graz<br />
Ashtanga-Yoga für Frauen.<br />
Mit Silvia Metawea Ashtange<br />
Yoga Zentrum, 8020, Südtirolerplatz 7/I,<br />
<strong>An</strong>m. bis 21.3. T. 0316/71 60 20-0,<br />
office@frauenservice.at<br />
31.3.-4.4., Wien<br />
Websites for Webwomen,<br />
Advanced-Akademie<br />
Webakademie – von Frauen für Frauen, 1.,<br />
Schottenring 33, T. 01 969 02 07,<br />
e-mail: webakademie@webwomen.at<br />
vortrag.diskussion<br />
3.+10.3., 18.00-19.30, Wien<br />
G´sundes Essen hier und anderswo.<br />
Mit Petra Öllinger<br />
VHS Landstraße, 3., Hainburgerstraße 29,<br />
T. 715 08 00, F. 715 08 00-16,<br />
eur 6,- pro Abend<br />
11.3., 18.00-21.00, Wien<br />
Die Herrschaft der Frauen – Struktur<br />
und Wesen matriarchaler Gesellschaften.<br />
Mit Irene Fleiss<br />
Hauptschule, 3., Hainbuger Str. 40,<br />
<strong>An</strong>m. VHS Landstraße T. 715 08 00,<br />
e-mail: vhs-3@gmx.at<br />
18.3., 18.00-21.00, Wien<br />
Als das Weibliche göttlich war.<br />
Mit Irene Fleiss<br />
Hauptschule, 3., Hainbuger Str. 40,<br />
<strong>An</strong>m. VHS Landstraße T. 715 08 00,<br />
e-mail: vhs-3@gmx.at<br />
ausstellungen<br />
bis 27.4., Klosterneuburg<br />
Elke Krystufek: Nackt&Mobil<br />
Sammlung Essl, 3400, <strong>An</strong> der Donau-Au 1,<br />
T. 0800/232 800<br />
bis 23.3., Innsbruck<br />
Michaela Melián: Panorama<br />
Galerie im Taxispalais, 6020, Maria-<br />
Theresien-Str. 45, T. 0512/508 3171<br />
Dauerausstellung, Wien<br />
Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis<br />
VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,<br />
Mo-Fr 8.30-19.30<br />
bis 11.3., Wien<br />
Rackie Diankha & Edith Lettner:<br />
„X-CHANGE“<br />
Siebensterngalerie Ruth Maier, 7.,<br />
Siebensterng. 25, T.+Fax 944 55 00,<br />
Mo-Fr 6.00-19.00<br />
bis 27.4., Wien<br />
Geografie und die Politik der Moderne<br />
Generali Foundation, 4.,<br />
Wiedner Hauptstr. 15, T. 504 98 80<br />
44 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
bis 28.4., Wien<br />
Almut Rink<br />
Kusthalle Wien photo wall, 7.,<br />
Museumsplatz 1, T. 521 89 33<br />
2.3., ab 18.00, Wien<br />
Vernisage mit Inge Doule<br />
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11<br />
lesung<br />
5.3., 19.30, Wien<br />
Corinna Waffender liest aus ihrem<br />
Roman „Zwischen den Zeilen“<br />
(Querverlag 2002)<br />
Buchhandlung Frauenzimmer, 7.,<br />
Zieglergasse 28, T. 522 48 92, Für Frauen!<br />
20.3., 19.30, Wien<br />
Die Frauenliteraturgruppe des<br />
1. Wr.Lesetheater liest Veza Canetti:<br />
Der Oger<br />
Kultur unter der Brücke, 1.,<br />
Wipplingerstraße 23<br />
21.3., 20.00, Bregenz<br />
Frauen in der Mannschaft.<br />
Buchpräsentation mit Gisela Notz<br />
Frauengetriebe, 6900, Schillerstr. 2,<br />
T. 05574/45 5 38, frauengetriebe@aon.at<br />
aktivitäten<br />
6.3.-24.10., Wien<br />
Frauenkult – Frauen(Kult)Touren,<br />
II.Teil. Mit Ruth Devime<br />
Infos und <strong>An</strong>m. VHS Urania,1.,<br />
Uraniastrasse 1, T. 712 61 91,<br />
e-mail : office@urania-wien<br />
selbstverteidigung<br />
ab 12.3., 19.00-20.00, Wien<br />
Selbstverteidigung für Fauen und<br />
Mädchen (ab 10 Jahren)<br />
VHS Penzing, 14., Linzer Str. 146,<br />
T. 914 22 55, e-mail: office@vhspenzing.at,<br />
6 Kurstage, eur 42,-<br />
14.-16.3., Wien<br />
Seito Boei: Selbstverteidigung für<br />
Frauen und Mädchen ab 14 Jahren.<br />
Mit Judith Ziegler<br />
<strong>An</strong>m. bis 12.3.: VHS Favoriten, 10.,<br />
Arthaberplatz 18, T. 603 40 30, eur 66,-<br />
22.-23.3., Graz<br />
Selbstbewusstsein – Selbstbehauptung<br />
– Selbstverteidigung.<br />
Grundkurs für Frauen und ihre 10<br />
bis 12-jährigen Töchter<br />
SBZ Geidorf, 8010, Kirchengasse 1,<br />
<strong>An</strong>m. bis 10.3. T. 0316/71 60 20-0,<br />
office@frauenservice.at<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Elterngruppe. Für Eltern homosexueller<br />
Töchter und Söhne<br />
HOSI Linz, 4020, Schubertstraße 36,<br />
T. 0732/60 98 98/1.<br />
Jeden 2. Mo 20-22.00 Uhr<br />
Frauen-Lokal-Abend der HOSI-<br />
Lesben Linz<br />
Coffee Corner, 4020, Bethlehemstraße 30.<br />
Jeden Mo ab 18.00 Uhr<br />
Frauencafé<br />
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/602 200. Jeden Mo 18-22.00 Uhr<br />
Politisches Café<br />
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/602 200. Jeden 1. Mo ab 19.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe: Brustkrebs aktiv<br />
begegnen<br />
<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum,<br />
8010, Brockmanngasse 48,<br />
T. 0316/83 79 98.<br />
Jeden 2. Mo 18-20.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen zum<br />
Thema: Verlust eines Kindes<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />
T. 0316/71 60 22.<br />
Jeden 1. Mo 19.30-21.00 Uhr<br />
Frauencafé<br />
FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15.<br />
Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39<br />
Encounter-Gruppe für Lesben und<br />
Frauen, die sich da noch nicht so<br />
sicher sind<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse<br />
29/ 7, T. 89 58 440.<br />
Jeden 2. u. 4. Mo 19.30 Uhr; eur 21,-/Abend<br />
Internet-Cafe für Frauen und<br />
Mädchen. Auch <strong>An</strong>fängerinnen.<br />
Kinderbetreuung<br />
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />
T 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00 Uhr<br />
Morgengruppe „Carpe diem“. Körpertherapeutisch<br />
orientierte Jahresgruppe.<br />
Mit Renate Frotzler-Dittrich<br />
<strong>An</strong>m.: Frauen beraten Frauen, 6.,<br />
Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50.<br />
Jeden Mo 9-10.30 Uhr; eur 11,-.<br />
Einstieg jederzeit möglich!<br />
Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch<br />
für lesbische (Co-)Mütter<br />
Institut Frauensache,<br />
15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440.<br />
Jeden 1. Mo, 19.30, eur 3,6/Abend<br />
Dienstag<br />
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />
Mit Sylvia Möstl<br />
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />
2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00 Uhr<br />
Frauencafé der Frauengruppe<br />
ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,<br />
abraxa@goplay.com.<br />
Jeden Di 14-18.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe für von sexualisierter<br />
Gewalt betroffene Frauen<br />
AFZ, 4020 Linz, Humboldstr. 43.<br />
T. 0732/60 22 00/60.<br />
Jeden 2. und 4. Di. 17.30-18.30 Uhr<br />
Yoga für Frauen<br />
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />
T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at,<br />
Di 17.45-19.00 Uhr (Beginn am 15.10.)<br />
Raus aus der Schuldfalle. Gesprächsgruppe<br />
für Mütter von Kindern mit<br />
Eßstörungen.<br />
Mit Christine Saiko-Jogan<br />
<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum, 8010<br />
Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98.<br />
Jeden 1. Di 16.15-17.30 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe:„Wenn Frauen zu<br />
sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />
T. 0316/71 60 22. Jeden Di 19.30-21.00 Uhr<br />
Telefonische Verhütungsberatung –<br />
kompetent, anonym, kostenlos<br />
Frauengesundheitszentrum Graz,<br />
T. 0664/99 27 44. Jeden Di 17-19.00 Uhr.<br />
Infos auch unter<br />
http://www.fgz.co.at/links.htm<br />
Hotline für gynäkologische Fragen.<br />
Mit Christine Lang<br />
F.E.M., T. 01/601 91/52 03.<br />
Jeden Di 14-15.00 Uhr<br />
Team for girls: Gruppe für weibliche<br />
Lehrlinge<br />
<strong>An</strong>m.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-<br />
24/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45.<br />
Jeden Di 18-21.00 Uhr<br />
Therapeutische Gruppe für Frauen<br />
mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen.<br />
Mit Bettina Reinisch<br />
<strong>An</strong>m.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden Di 18.30-20.00 Uhr;<br />
eur 21,-/Abend<br />
Mittwoch<br />
Schreibwerkstatt für Frauen.<br />
Mit Fini Zirkovich<br />
Literaturhaus Mattersburg.<br />
Jeden Mi 19.00 Uhr. <strong>An</strong>m.: T. 02626/677 10<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen nach<br />
einer Scheidung/Trennung<br />
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/602 200, Mi 18-19.00 Uhr<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Brockmanngasse 48. Info: Elisabeth Holzer,<br />
T. 0316/32 34 33. Jeden 2. Mi 16-17.30 Uhr<br />
Bücherflohmarkt. Der Erlös kommt<br />
dem Deutschkurs für ausländ.<br />
Frauen zugute<br />
Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Verkauf u. Abgabe von<br />
Büchern jeden Mi 9-12.00 Uhr<br />
Come in. Offene Gruppe für Lesben<br />
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 586 81 50.<br />
Jeden 2. Mi ab 20.00 Uhr<br />
Dein Körper, deine Verbündete.<br />
Gruppe für Frauen,„einfach zum<br />
Wohlfühlen“. Mit <strong>An</strong>drea Scheutz<br />
<strong>An</strong>m.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 19.00 Uhr,<br />
eur 21,-/Abend<br />
FrauenART – offenes Atelier für Frauen.<br />
Lustvolles Experimentieren steht<br />
im Vordergrund, keine künstl.<br />
Vorkenntnisse nötig<br />
Jeden 1. Mi.abend. Info & <strong>An</strong>m.:<br />
<strong>An</strong>na Rakos, T. 478 63 88<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen<br />
<strong>An</strong>m.: Notruf für vergewaltigte Frauen<br />
und Mädchen, T. 523 222.<br />
Jeden Mi 18.00 Uhr<br />
Heilpädagogisches Reiten für<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />
Mit Johanna Foltinek<br />
Reitanlage des ASKÖ Wien, Freudenau.<br />
Vorgespräch und <strong>An</strong>m. erforderlich:<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71;<br />
eur 33,-/Einheit. Fortlaufender Kurs,<br />
jeweils Mi Nachmittag<br />
HOSI Lesbengruppe<br />
Novaragasse 40, 2., T. 216 66 04.<br />
Jeden Mi ab 19.00 Uhr<br />
Open House – Für Frauen, die Kontakt<br />
zu anderen Frauen suchen<br />
Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />
T. 587 67 50. Jeden Mi 18-20.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />
Brustkrebs<br />
Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/<br />
Ecke Kreuzgasse, Info-T. 408 70 40.<br />
Mo-Mi 9.00-14.00, Di, Do 14-19.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />
<strong>An</strong>gststörungen<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 18.30;<br />
eur 3,6/Abend<br />
Venus im Bade: Sauna, Whirlpool,<br />
Schwimmbecken und Tepedarium.<br />
Exklusiv für Frauen<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.<br />
Jeden 3. Mi 20-01.00, eur 11,-, <strong>An</strong>m.:<br />
T. 988 98 120 oder badehaus@sargfabrik.at<br />
Donnerstag<br />
Die Tür – Frauencafe<br />
7000 Eisenstadt, J. Joachimstr. 11/2,<br />
02682/66 124; 7210 Mattersburg,<br />
Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670.<br />
Jeden Do 10-12.00 Uhr<br />
Treffpunkt Internetcafe. surfen –<br />
mailen – chatten und dazwischen<br />
plaudern. Mit Sylvia Körbler<br />
Frauenberatung, 3910 Zwettl,<br />
Galgenbergstraße 2. Jeden 1. u. 3. Do<br />
16-19.00, T. 02822/522 71-0<br />
Regenbogen Stammtisch<br />
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />
Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14,<br />
ooe@hosilinz.at, ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe für <strong>An</strong>gehörige von<br />
Frauen, die von sexualisierter Gewalt<br />
betroffen sind<br />
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/602 200, Do 15-16.00 Uhr<br />
Gynäkologische Ordination und<br />
„zweite“ Meinung.<br />
Mit Marianne Stögerer<br />
<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum, 8010,<br />
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98.<br />
Jeden Do 14-16.30<br />
Comgirls. Kostenlos chatten, mailen<br />
und surfen für Mädchen<br />
Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24/<br />
Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45/14.<br />
Jeden Do 16-19.00 Uhr<br />
Feministische Schreibwerkstatt<br />
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11.<br />
Jeden 2. Do 19.30-21.00 Uhr<br />
Kostenloser Deutschkurs für<br />
Migrantinnen. Mit Irmtrud Pohl<br />
<strong>An</strong>m.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden Do 10.30 Uhr<br />
Muttertag.<br />
Kostenlose Kinderbetreuung<br />
<strong>An</strong>m: ega, 6., Windmühlgasse 26,<br />
T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme Ess-<br />
Süchtige<br />
1., Seitenstettengasse 5/1. Stock/Tür 4.<br />
Jeden Do 12.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144<br />
Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme Ess-<br />
Süchtige<br />
Amerlinghaus, 7., Stiftgase 8. Jeden Do<br />
19.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen mit Essstörungen.<br />
Mit Olivia Wollinger<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden Do 18.30; eur 7,3/Abend<br />
sistaDance-Toptraining<br />
4., Rienößlgasse 4. Jeden Do<br />
Widerstandslesung. Künstlerische<br />
Beiträge (lesen, spielen, singen, feuerschlucken<br />
etc.) willkommen:<br />
http://www.awadalla.at/el/<br />
kalender.at<br />
Botschaft der besorgten BürgerInnen, 1.,<br />
Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17-19.00 Uhr<br />
Freitag<br />
Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />
T. 0732/60 98 98.<br />
Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00 Uhr<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13.<br />
Jeden 4. Fr ab 20.00 Uhr<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen<br />
– der Abend für Lesben und<br />
Freundinnen<br />
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldgasse 24.<br />
T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19-22.30 Uhr<br />
Frauendisco<br />
Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24.<br />
Jeden letzten Fr 19-2.00 Uhr<br />
Intenet-Café von Frauen für Frauen<br />
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />
Straße 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00 Uhr,<br />
jeder letzte Fr speziell für Mädchen!<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migrantinnen<br />
Cafe Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />
jeden ersten Freitag im Monat<br />
Resis.danse-Tanzabend<br />
HOSI, 2., Novaragasse 40.<br />
Jeden Fr 21.00 Uhr
Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme<br />
Ess-Süchtige<br />
22., Rennbahnweg 27. Jeden Fr 19.00 Uhr.<br />
Info: T. 0676/78 79 144<br />
Therapeutisches Malen.<br />
Mit Karin Herber<br />
<strong>An</strong>m.: Frauen beraten Frauen, 1.,<br />
Seitenstettengasse 5/7, T. 587 67 50.<br />
Jeden Fr 18-20.00 Uhr; eur 18,-/Abend.<br />
Vorgespräch erforderlich!<br />
Samstag<br />
Club <strong>An</strong>derwelt<br />
6., Theobaldgasse 10.<br />
Jeden 2. Sa ab 22.00 Uhr<br />
Sonntag<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2<br />
T. 05574/ 45 538, frauengetriebe@aon.at.<br />
Jeden 1. So ab 11.00 Uhr<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.<br />
Jeden 3. So 16.00-20.00, eur 12,50<br />
(Bad + Kosmetik), <strong>An</strong>m.: T. 988 98 214<br />
oder sonja.c@gmx.at<br />
Frauenbadefreuden. Mit Schönheitsmitteln<br />
„á la Sonja“ und Spezialistinnen<br />
für Hand, Fuß, Düfte und Massage<br />
<strong>An</strong>m.: Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />
T. 988 98 214. Jeden 3. So 16-20.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme<br />
Ess-Süchtige<br />
13., St. Veitgasse 25. Jeden So 19.30 Uhr.<br />
Info: T. 0676/78 79 144<br />
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veganes Buffet<br />
E.K.H., 10., Jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenland,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />
7540 Güssing, Hauptstraße 26,<br />
T. 03322/430 01<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg,<br />
Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670;<br />
7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2<br />
02682/66 124<br />
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />
für Frauen. Auch muttersprachliche<br />
Beratung<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />
Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />
Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00 Uhr<br />
Beratung im Schwangerschaftskonflikt,<br />
bei Verhütungsfragen und<br />
Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />
T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at<br />
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />
Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.<br />
Mo u. Do 16-19.00, Mi 9-12.00 Uhr<br />
Psychotherapeutisches Orientierungsgespräch.<br />
Einmalige, kurzfristige<br />
Unterstützung in einer schwierigen<br />
Lebenssituation.<br />
Mit Christine Saiko-Jogan<br />
<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum, 8010,<br />
Brockmanng. 48, T. 0316/83 79 98; eur 22,50<br />
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />
(eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe<br />
und Infos zu Schwangerschaftshilfen<br />
und/oder Schwangerschaftsabbruch<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;<br />
Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr<br />
Arbeitsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />
in der Kindheit<br />
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse<br />
5/7. Info: T. 0676/717 29 67,<br />
e-mail: arbeitsgruppe @gmx.at<br />
Beratung, Kurse, Information für<br />
geistig oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre <strong>An</strong>gehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1, T. 714 39 39<br />
Coaching und Supervision für berufstätige<br />
Frauen. Mit Susanne Schmölzer<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Einzelberatung für <strong>An</strong>gehörige von<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />
Mit Susanne Schmölzer<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 7,-<br />
Einzelberatung für Frauen in<br />
Krisensituationen<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />
Tel. Beratung jeweils Di 10-12.00 u. Do<br />
14-16.00 unter T. 476 15/57 75 sowie<br />
per e-mail: fem@aon.at<br />
Einzelberatung für Raucherinnen.<br />
Mit Doris Gartner<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 7,-<br />
Einzelberatung und Therapie bei<br />
Essstörungen für betroffene Frauen.<br />
Mit Renate Gänszle<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />
Einzelberatung und Therapie bei<br />
Essstörungen für Mädchen.<br />
Mit Martina Nöster<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 72; Erstgespräch kostenlos!<br />
Fortbildung für psychosoziale Berufsgruppen.<br />
Mit Renate Gänszle<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Internationaler Frauentag!<br />
Help – schnelle Hilfe für junge Leute<br />
bei Fragen zu Partnerschaft, Liebe<br />
und Sexualität<br />
F.E.M., T. 476 15/57 72<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin.<br />
Mit Gabriele Knappitsch<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Mediation: professionelle Konfliktregelung<br />
bei Konflikten im Privatoder<br />
Berufsleben<br />
<strong>An</strong>m.: die.mediatorinnen. gabriele.schweiger@mediatorinnen.at,<br />
T. 0699/19 46 62 22<br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit<br />
Essstörungen<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Schulworkshops zum Thema Essstörungen.<br />
Mit Susanne Schmölzer<br />
und Martina Nöster<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Schwanger – was nun? Beratungshotline<br />
F.E.M., T. 476 15/57 71<br />
Sexualberatung.<br />
Mit Renate Türk-Lindmaier<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 10,-<br />
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co.“<br />
Mit Martina Nöster<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 72<br />
Women first: Selbstbestimmung für<br />
behinderte Frauen<br />
Info: Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 714 39 39<br />
an.künden<br />
Nicht nur die große Frauendemo am Einkaufssamstag durch die Wiener Mariahilferstraße<br />
wird ein sichtbares Zeichen für eine lebendige Frauenbewegung und für<br />
weibliches Begehren in jeder Hinsicht setzen. Das diesjährige Motto lautet „Frauen<br />
gegen den Krieg“. Auch in den Bundesländern gibt es zahlreiche Aktivitäten zum<br />
Frauentag: Vom Frauenfrühstück am Morgen bis zur Frauendisco am Abend (und<br />
bis in den nächsten Morgen). Interessant auch das vielfältige frauenspezifische<br />
Programm der Kulturhauptstadt Graz.<br />
8.3.<strong>2003</strong> in ganz Österreich, siehe Detailprogramm<br />
Your line. Für Mädchen, die gerade eine<br />
Lehre machen und darüber reden wollen<br />
Sprungbrett, T. 789 45 45/12.<br />
Jeden Mo/Di/Mi 12-16.00 Uhr<br />
radio.fixtermin<br />
Jeder 1. Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Khanum –<br />
die persischsprachige Frauensendung<br />
Radio Orange 94,0 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />
Di 18-19.00<br />
ta mera – an Orten wie diesen.Von Frauen<br />
für Frauen.Von Lesben für Lesben<br />
Radio Orange 94,0 MHz<br />
Mi 20.05-20.20<br />
Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />
eine frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94.0 MHz<br />
märz <strong>2003</strong>an.<strong>schläge</strong> 45
an.künden<br />
Slowenische Lieder<br />
Die 1974 in Slownien geborene Aleksandra Tehovnik<br />
präsentiert „Songs from Slovenia“ in der Wiener<br />
Sargfabrik. Die Sängerin, Schauspielerin und nebenbei<br />
auch noch Politologin möchte die schlichten<br />
schönen Melodien slowenischer Volks- und Kinderlieder<br />
durch ihre Interpretation einem jungen Publikum<br />
zugänglich machen. Von besinnlich bis rasant reicht<br />
die Palette der Lieder, die einen Einblick in die musikalische<br />
Landschaft Sloweniens geben.<br />
25.3.<strong>2003</strong>, 20.30, Sargfabrik, 1040 Wien, Goldschlagstr. 169,<br />
Reservierungen:T. 945 30 40<br />
Mi 18-19.00<br />
Abwechselnd: orangina – Fanzine zu<br />
Mädchennetzwerken in der Subkultur<br />
/ bauch.bein.po – Die Sendung für<br />
die ganze Frau<br />
Radio Orange 94,0 MHz<br />
Do 18-19.00<br />
HOSI Lesbenradio (Jeder 1. Do)/<br />
La manifesta (2. Do)/Görls linkup<br />
(3. Do)/Lourdes (4. Do)<br />
Radio Orange 94,0 MHz<br />
46 an.<strong>schläge</strong>märz <strong>2003</strong><br />
Jeden 1. u. 3. Fr 16.30-17.30<br />
SPACEfemFM. Frauenradio<br />
Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: Dyketime –<br />
Radiomagazin für Lesben/<br />
frauenforum<br />
RadioHelsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />
Fr 19.00-19.15<br />
hot news for the sisters<br />
Radio Orange 94,0 MHz<br />
Jeden 2. Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />
Frauenforums<br />
Radio Orange 94,0 MHz<br />
tanz.fest<br />
1.3, ab 21.00, Wien<br />
WorldbeatZ. multicultural women’s<br />
club. Ethno-Electronica DJ RoterRubin<br />
& special guests<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />
Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />
4.3., ab 19.00, Wien<br />
Präsentation des neuen aktualisierten<br />
Frauenstadtplans<br />
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11,<br />
Infos: auf T.+Fax 533 91 64<br />
14.3., ab 19.00, Wien<br />
Aanchal – Lesben in Indien.<br />
Diavortrag, Diskussion, indische Party<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />
Prechtlgasse, T. 402 87 54, UKB eur 8,-<br />
14.+28.3., ab 22.00, Wien<br />
HOT STUFF: Floor 1: Funky House,&<br />
Dancefloor, Floor 2: Good Times<br />
60er, 70er, 80er<br />
U96, 9., Nussdorferstr. 69,<br />
neben Auge Gottes Kino<br />
15.3., 20.00, Wien<br />
20 Jahre HOSI Linz<br />
Redoutensäle, 4020, Promenade 39<br />
15.3., ab 21.00, Wien<br />
Zeitreise. the soundtrack of our lives,<br />
DJ dragon<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />
Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />
15.3., ab 22.00, Wien<br />
Homoriental. Multikultureller Klub,<br />
lesbisch/schwul/gemischt. DJ Yasemin<br />
Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37<br />
21.3., ab 21.00, Wien<br />
Solidaritätsfest für LEFÖ am Internationalen<br />
Tag gegen Rassismus.<br />
Performance von Grace Latigo,<br />
ab 23.00 DJ-line<br />
Tacheles, 2., Karmeliterplatz 1,<br />
http://www.lefoe.at<br />
22.3., ab 21.00, Wien<br />
Solidaritätsfest für eine inhaftierte<br />
Freundin in Peru<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />
Prechtlgasse, T. 402 87 54<br />
diverses<br />
7.3., 20.00, Wien<br />
Treffen der feministischen Migrantinnen:<br />
Bericht über die Berliner Tagung<br />
queersein + ethnizität<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8<br />
13.3., Wien<br />
Cabinet 9<br />
WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121-0,<br />
Eröffnung 12.3., 19.00<br />
19.-20.3, Salzburg<br />
Frauen-Vor!-Konferenz. Frauenvernetzungstreffen<br />
vor der 5. Österr.<br />
Armutskonferenz<br />
Bildungshaus St. Virgil, 5026, Ernst-Grein-<br />
Str. 14, T. 0662/65901-0<br />
20.-21.3., Salzburg<br />
5. Österreichische Armutskonferenz.<br />
Pflicht zum Risiko?<br />
Bildungshaus St. Virgil, 5026, Ernst-Grein-<br />
Str. 14, T. 0662/65901-0<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine 04/03: 12.03.03<br />
termine@anschlaege.at<br />
aus.blick<br />
i nternational<br />
an.<strong>schläge</strong> im april<br />
verwischte Grenzen<br />
In Südserbien werden Jungfrauen zu Männern sozialisiert,<br />
wenn kein männlicher Stammhalter geboren<br />
wurde<br />
berlinale<br />
Filmfieber<br />
Eine Nachschau der Berlinale <strong>2003</strong>. Was feministische<br />
und queer-Filme immer noch zu bieten haben, wenn<br />
sie angeboten werden<br />
gesellschaft<br />
Wohnprojekt<br />
Wohnen nur mit Frauen – ein Traum? In Wien wird<br />
derzeit eifrig an der Realisierung eines Frauenwohnprojektes<br />
gearbeitet.<br />
an.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchhandlungen<br />
Winter<br />
Zentralbuchhandlung<br />
Ebbe & Flut<br />
Südwind<br />
Frauenzimmer<br />
Riedl<br />
Löwenherz<br />
Südwind<br />
Kulturver. Waschaecht<br />
1010<br />
1010<br />
1030<br />
1070<br />
1070<br />
1080<br />
1090<br />
1090<br />
4600<br />
Landesgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Radetzkystr. 11<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Zieglergasse 28<br />
Alser Str. 39<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzspanierstr. 15<br />
Dragonerstr. 22
Offener Brief<br />
von den TeilnehmerInnen des Weltsozialforums an die österreichische Bundesregierung in spe:<br />
Blind, taub, stumm?<br />
Wir haben vom 23. – 28. 1. <strong>2003</strong> am 3. Weltsozialforum in Porto Alegre, Brasilien, teilgenommen. Dort waren über 100.000 Menschen aus der ganzen<br />
Welt versammelt, um die Probleme aufzuzeigen, die die neoliberale Globalisierungspolitik in allen Ländern der Erde verursacht. Gemeinsames Motto<br />
der über 2.000 Veranstaltungen dieser Tage: „Eine andere Welt ist möglich!“<br />
Denkt man in Porto Alegre an Österreich, das gerade gewählt hat und sich im Prozess der Regierungsbildung befindet, dann fragt man sich, ob sich<br />
Österreich eigentlich auf dem selben Planeten befindet. Vielleicht ist es ja so, dass für Österreich wunderbarerweise all das nicht gilt, was hier aus allen<br />
5 Kontinenten berichtet wird: Die internationalen Großkonzerne benutzen die Regierungen weltweit, um restlos alle Dinge, Ressourcen und Lebewesen<br />
in Waren zu verwandeln, also zu vermarkten und entsprechend alle menschliche Tätigkeit restlos in Warenproduktion bzw. vermarktbare<br />
Dienstleistungen. Bei all dem sollen weder ein öffentlicher Sektor, noch demokratische Kontrolle, noch eine garantierte allgemeine Versorgung, noch<br />
eine angemessene Qualität und Preisgestaltung mehr möglich sein und auch ein kleines und mittleres bzw. nationales privates Kapital nicht mehr übrig<br />
bleiben.<br />
In Österreich ist weder im Wahlkampf, noch nach dem Wahlkampf, noch bisher bei der versuchten Regierungsbildung von den Verantwortlichen darüber<br />
gesprochen worden. Glückliches Österreich. Es hat sich nur mit Ambulanzgebühren herumzuschlagen! Ja, auch Studiengebühren und<br />
Universitätsreform, Pensionen und eine plötzlich, nach den Wahlen auf ominöse Weise notwendig gewordene „große Staatsreform“ haben anscheinend<br />
allesamt nichts mit der Durchsetzung des Neoliberalismus in Österreich zu tun. Selbst die Abfangjägerdebatte ließ nichts ahnen von dem halben<br />
Weltkrieg, dessen Beginn mit dem Aufmarsch von einer Viertelmillion-Mann-Armee in Mittelost zu beginnen droht!<br />
Umso weiter man von Österreich entfernt ist, desto gespenstischer erscheint einem die Blindheit, Taubheit und Stummheit der hiesigen politischen<br />
Debatte. Oder wird sie doch geführt, jenseits der Öffentlichkeit?<br />
Wir wissen alle, dass Österreich zur EU gehört, das es WTO-Mitglied ist und dass es Verhandlungen über das GATS, das sogenannte „Allgemeine<br />
Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen“ führt. Das heißt: Österreich hat sich der neoliberalen Politik der Europäischen Union angeschlossen,<br />
hat das ganze Programm der neoliberalen Globalisierung übernommen – nur nicht seine Folgen? Glauben die österreichischen PolitikerInnen<br />
tatsächlich, von den Ergebnissen dieser Projekte als einzige ausgenommen zu bleiben?<br />
Die SPÖ hätte von Brasilien lernen können, wie man an die Macht kommt. Der neue brasilianische Präsident mit dem Spitznamen „Lula“ war Arbeiter<br />
und Gewerkschafter und wurde Präsident, weil er die wahren Probleme Brasiliens, die aus der gleichen Politik resultieren, der Österreich sich angeschlossen<br />
hat, deutlich beim Namen genannt hat. Wieso haben die Roten und auch die Grünen in Österreich dieses versäumt? Von den Tatsachen her<br />
gesehen haben sie jedenfalls der ÖVP das politische Feld einfach und kampflos überlassen, indem sie noch nicht einmal deren ausgesprochen pro-neoliberale<br />
Politik kritisierten. Nun wollen sie mit der ÖVP dennoch an die Macht. Die Frage ist, warum. Denn es ist ja nicht so, dass es innerhalb der SPÖ<br />
oder der Grünen keine Kritik am Neoliberalismus gäbe. Ganz im Gegenteil, gerade Alfred Gusenbauer hat sich neben seiner pro-neoliberalen Rede von<br />
einer angeblich möglichen „solidarischen Hochleistungsgesellschaft“ wiederholt öffentlich – wenn auch nur auf ausdrückliche Nachfrage hin – dezidiert<br />
gegen Globalisierung, Neoliberalismus und insbesondere das GATS geäußert. Bedeutet dies, dass man bei einer Regierungsbeteiligung nun im<br />
Nachhinein oder irgendwie heimlich doch noch das Schlimmste verhindern will? Kann man etwas verhindern, von dem nie die Rede ist? Kann eine<br />
Regierung gebildet werden, die sich darauf einigt, die wirklichen Probleme der Zeit gar nicht anzugehen?<br />
Von Porto Alegre aus gesehen wundert es nicht, dass die Regierungsbildung in Österreich ein Problem darstellt. Denn wie soll regiert werden, wenn<br />
verleugnet wird, worum es eigentlich geht? Worum es aber geht, liegt nicht im Belieben einer offiziellen Definition. Was nicht benannt wird, ist dennoch<br />
vorhanden und hat Wirkungen. Die Folgen des globalen Neoliberalismus haben ja längst angefangen, sich auch in Österreich bemerkbar zu<br />
machen, selbst wenn sie damit nicht in Zusammenhang gebracht werden. Durch die Hintertür wird allemal auch Österreich von dem eingeholt, was es<br />
mit betreibt. Je später mit den Reaktionen begonnen wird, desto schwieriger. Alle wissen z.B.: Nur bis Ende <strong>März</strong> ist Zeit, die europäischen<br />
Verhandlungen zum GATS durch Einspruch einer Bundesregierung noch zu beeinflussen. Danach verhandelt die EU stellvertretend für alle ihre<br />
Mitglieder allein bei der WTO. Der Februar hat bereits begonnen. Wer redet öffentlich über das GATS? Spielt es bei den Regierungsverhandlungen überhaupt<br />
eine Rolle?<br />
Eins steht fest: Wer jetzt noch etwas gegen das GATS unternehmen will, bräuchte dafür einen massiven Rückhalt in der Bevölkerung. Weil dieser<br />
Rückhalt gar nicht gesucht wird, ist davon auszugehen, dass alle im Parlament vertretenen österreichischen Parteien den globalen Neoliberalismus auch<br />
für Österreich restlos akzeptiert haben und durchzusetzen gedenken.<br />
Eine Sozialdemokratie, die wieder einmal den historischen Moment versäumt, dem Wahnsinn etwas entgegenzusetzen und stattdessen so tut, als beruhe<br />
das neoliberale Projekt auf einer seriösen, ernstzunehmenden und schließlich doch zu akzeptierenden Grundlage, vertut sehenden Auges ihre letzte<br />
Chance, dem sich weltweit ausbreitenden Neototalitarismus Einhalt zu gebieten – oder dies wenigstens zu versuchen. Genau dies aber wäre ihre historische<br />
Aufgabe (gewesen). Für eine ÖVP-SPÖ-Koalition würde eigentlich nur dann etwas sprechen, wenn sie dazu führt, 80% der WählerInnen in eine<br />
antineoliberale Politik mitzunehmen. Will sie dies nicht, ist sie ein Verrat und Betrug am Volk. Geht die SPÖ jetzt nicht in Opposition zum<br />
Neoliberalismus, sei es innerhalb oder außerhalb der Regierung, wird sie ihre Glaubwürdigkeit für immer verlieren.<br />
Wir sehen schon, das Austrian Social Forum (ASF), das im Frühjahr in Hallein gegründet werden wird, wird in den nächsten Jahren genug zu tun haben!<br />
Univ. Prof. Dr. Claudia von Werlhof (Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck), Dr. Leo Gabriel (Ludwig Boltzmann-Institut für zeitgenössische<br />
Lateinamerikaforschung) und Dr. Walter Baier (KPÖ)
● Kind und Job! ● Aufstieg ohne Hürden! ● Gleiche Arbeit, gleicher Lohn!<br />
Mehr Kinderbetreuungsplätze<br />
und mehr Unterstützung!<br />
Frauenspezifische Aus- und Weiterbildungsprogramme<br />
für mehr<br />
Aufstiegschancen!<br />
Damit Frauen<br />
Zukunft haben!<br />
Bei der Frauenmesse<br />
am 08.03.<strong>2003</strong><br />
Design Center, Linz<br />
Abbau der Einkommensunterschiede für<br />
mehr Lohngerechtigkeit!<br />
an.<strong>schläge</strong> Nr. 03/03, märz <strong>2003</strong>/17. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M<br />
www.ooe.spoe.at