Egelner Mulde Nachrichten - Druckerei Lohmann
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<strong>Egelner</strong> <strong>Mulde</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />
Geschichtlicher Ablauf zur Herkunft des Ortes<br />
Etgersleben und zur Magdeburger Gegend<br />
Die Magdeburger Gegend<br />
in der Kriegsnot vor 300 Jahren<br />
Von W. Schulze, Schönebeck Bad Salzelmen.<br />
Wie sie aufgebrochen, ist Quartiermeister Johann Graßhoff mit 2 Korporalen<br />
und etlichen Reitern allhier eingekommen und von dem 30.<br />
April bis 15. Juni ganzer 11 Wochen 19 ) stille gelegen, hat mehr Reiter<br />
geworben und allhier eingelegt; solche Einquartierung hat ohne die<br />
60 Taler Kontribution, derer oben gedacht, gekostet 459 Taler. Sind zu<br />
zwei Malen in der Ernte etliche Treskomsche Reiter allhier angelangt,<br />
so ihrem Obristen Vieh wegbringen und begleiten müssen, ... beide<br />
Male, nebst der Reiter Speise und Trank, gerechnet auf 6 Taler. Da<br />
Wolfenbüttel von dem Kronsfelder sekundiert und das eine schwedische<br />
Lager zerstreut, ist ein Korporal, unter Rittermeister Laubach<br />
gehörig, Christian Hinze genannt, mit seiner Korporalschaft, über die<br />
30 Pferde stark , eingefallen, selbst Quartier genommen und 2 Tage<br />
und Nacht still gelegen, 20 Taler und mehr. Den 19. Oktober ist ein<br />
Rittmeister, Gebhard genannt, zu dem Brunacklischen Regiment, gehörig,<br />
mit seiner Kompagnie, in die 40 Pferde stark, eingefallen, seines<br />
Gefallens Quartier gemacht, dessen Reiter sich nicht alle gleich<br />
wohl verhalten, haben 2 Tage und Nacht gelegen, haben die Gemeinde<br />
über die 90 Taler gekostet und Schaden getan. Den 19. November<br />
sind viel Soldaten, Weiber und Kinder, wobei etliche Offiziere und<br />
Bagagewagen gewesen, allhier angekommen, welcher Männer vor<br />
Lützen sollen gefangen und erschlagen sein, haben sie Nachtquartier<br />
gehabt und mehr denn 60 Taler gekostet. Den 2. Dezember find bei 40<br />
Dragoner hiereingekommen, welche nächstgemeldeter Frauen Männer<br />
sein sollten; weil aber böses Wetter gewesen, haben sie nicht weiter<br />
gewollt, haben hier Nachtlager gehabt, haben mit Futter und Mahl<br />
verzehrt 30 Taler. In dem Hauptmarsch am 13. Januar 1633 ist das<br />
Lohrbergische Regiment zu Ross allhier angekommen und Quartier<br />
gemacht, hat bis in den 6. Tag gelegen und dermaßen hausgehalten,<br />
dass manchem die Samenzeit verboten; denn wie sie mit dem lieben<br />
Getreide, Essen und Trinken sich gebärdet, wie sie Küchen und Keller<br />
ausspolieret und ledig gemacht, ja einem Nachbarn bei dem andern<br />
ist mitgespielet worden, ist nicht zu beschreiben, da es mancher<br />
die Zeit seines Lebens nicht abwischen wird, weil auch wider Ihrer<br />
Königlichen Majestät glorwürdigstes Gedächtnis Ordra weder Pfarre,<br />
Schule, Hospital und vergleichen befreite Örter sind sicher gewesen,<br />
haben aber, ganz liederlich angeschlagen, auf 1494 Taler 22 Groschen<br />
(Schaden getan). Den 20 Oktober 1633 sind bei 2 Kompagnien kommandiert<br />
Fußvolk von Halle allhier eingekommen und gar praktizierlich<br />
Quartier gemacht, indem die Furiere 20 ) vorgegeben, dass sie viel<br />
Knechte hätten, worauf dann Billett gemacht worden. Sie haben aber<br />
nachmals etlichen Nachbarn die Soldaten gebracht und von den andern<br />
Geld genommen und erzwungen, ist aber auf die Zehrung und<br />
was sie an Geld bekommen 81 Taler gegangen. Den 20. April sind auf<br />
Befehl des Wolf von Görschen, Hauptmann zu Egeln, Hadmersleben<br />
und Athensleben Befehl bei 30 Reiter, wie uns nicht anders wissend,<br />
unter Obristleutnant Bomstorff gehörig, eingekommen, welche gelegen<br />
bis auf den 24. April. Es sind 2 Leutnants und etliche Korporale<br />
dabei gewesen, haben in die Mark auf Werbung ziehen wollen, auf 30<br />
Taler, und sind damit nicht gehalten, das Pferdefutter gerechnet.“<br />
In dem Schreiben wird ausdrücklich versichert, dass diese Einquartierungen<br />
nur die größten gewesen seien; die kleinen Parteien habe man<br />
nicht gesondert aufführen können. Es kamen nämlich, wie aus den<br />
weiteren Angaben hervorgeht, sehr häufig 5, 10, 12 und mehr Reiter<br />
oder Fußsoldaten in das Dorf, um Quartier zu nehmen ober Geld und<br />
Lebensmittel zu fordern. Nur selten konnten sie einen schriftlichen<br />
Befehl vorzeigen; meistens suchten sie zum Schein nach den Papieren<br />
in den Säbelscheiden oder am Halfter. Sie ließen sich aber niemals<br />
abweisen, so dass man genötigt war, sie in den Gasthöfen oder<br />
bei den Bauern unterzubringen. Die Einwohner waren froh, wenn es<br />
19<br />
ihnen ausnahmsweise einmal gelang, eine Streifschar vor dem Tore<br />
des Dorfes mit Speise, Trank und Futter abzufertigen. Im ganzen hatten<br />
die Gemeinde auf diese Weise 400 Taler ausgegeben. Außerdem<br />
waren aber noch 12 Pferde, die 180 Taler kosteten, gewaltsam genommen<br />
worden.<br />
So berechnete Wolmirsleben einen Gesamtschaden von 4586 Talern<br />
21 Groschen. Dies ist eine Summe, gegen die der Rest des 70. Pfennigs,<br />
nämlich 220 Taler, nur gering anzuschlagen war.<br />
Der Bauermeister Andreas Niemann von Tarthun konnte sehr genaue<br />
Angaben über die Belastung seines Dorfes machen.<br />
„Anno 1631.<br />
Der Herr Obristleutnant Schaffmann hat nach Staßfurt bekommen:<br />
19 Taler 12 Groschen in 3 Malen an Geld bekommen, jedesmal<br />
6 Taler 12 Groschen, vom 24.<br />
September bis den 28. Oktober.<br />
8 Taler für 12 Scheffel Gerste zur Fütterung für<br />
die Pferde, der Scheffel 16 Groschen.<br />
Anno 1632.<br />
Der Herr Kapitänleutnant Sigismund Reisengrüener hat; bekommen<br />
zur Erhaltung der Leibkompagnien:<br />
37 Taler 12 Groschen derselbe an Geld bekommen in 6 Wochen,<br />
jede 6 Taler 6 Groschen, vom 17.<br />
März bis den 17 April<br />
38 Taler sein Hofmeister Jost Heinrich Drape bekommen<br />
in 7½ Wochen, jede Woche 5<br />
Taler.<br />
30 Taler sein Aufwärter Nikolaus bekommen in 5<br />
Wochen.<br />
8 Taler Jakob Meineke, der Einspänner 21 ), in 4<br />
Wochen.<br />
8 Taler des Hofmeisters und des Aufwärters Diener<br />
an Essen verzehrt in 8 Wochen, jede<br />
Woche ein jeglicher 12 Groschen<br />
18 Taler dieselbe bei dem Diener im Kruge auf<br />
die Kerbstücke 22 ) vertrunken.<br />
1 Taler 18 Groschen für Bier, das die Gemeinde den beiden<br />
von Egeln holen musste.<br />
3 Taler 12 Groschen für 3½ Scheffel Gerste zur Fütterung für<br />
ihre Pferde.<br />
11 Taler 16 Groschen für 14 Scheffel Hafer.<br />
1 Taler 12 Groschen des Herrn Leutnants Korporal bekommen.<br />
4 Taler Christian von Goslar und Michel N. mit<br />
dem Weibe, welche allhier in den heiligen<br />
Ostern auf der Schutzwache gelegen,<br />
an Geld gegeben.<br />
1 Taler dieselbe verzehrt in 4 Tagen an Essen<br />
und Trinken.<br />
1 Taler in den 4 Tagen vetrunken, ein jeder täglich<br />
2 Groschen.<br />
1 Taler 12 Groschen für 2 Scheffel Gerste zur Fütterung für<br />
die Pferde.<br />
2 Taler einem Fußgänger, mit Namen Hans, gegeben,<br />
welcher von Ostern bis auf Quasimodogeniti<br />
auf Schutzwache gelegen.<br />
1 Taler 4 Groschen an Essen und Trinken in den 8 Tagen verzehrt.<br />
8 Taler einem Reiter, mit Namen Lorenz Kretschmann,<br />
gegeben, welcher 4 Wochen auf<br />
Schutzwache gelegen.