proWALD10-6 Kampf ums Holz.pdf - Deutscher Forstverein
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<strong>Kampf</strong> <strong>ums</strong> <strong>Holz</strong>!<br />
Energetische und stoffliche Nutzung<br />
November | 2010
Ihre Juli/September-Ausgabe 2010<br />
»Öffentlich keitsarbeit« hat mich bewogen,<br />
meine »Giftmischerphilosophie« zu Papier<br />
zu bringen.<br />
Lobbying bei Politik und Politikern<br />
Vor und mind. 100 Tage nach den Wahlen<br />
bringt Lobbying nichts. Im Wahlkampf wird<br />
das Blaue vom Himmel versprochen, nach<br />
den Wahlen müssen sich die Gewählten zuerst<br />
zurechtfinden. In die Parlamente schaffen<br />
es nur wenige Vertreter von Wald und<br />
<strong>Holz</strong>. Sie brauchen aber in entscheidenden<br />
Abstimmungen die Mehrheit der Parlamentarier<br />
gleich welcher Parteifarbe und Interessenlage.<br />
Solche Mehrheiten können gefördert<br />
werden, wenn man per Post (nicht<br />
per EMail) regelmäßig, möglichst viele<br />
Parlamentarier (»graue Mäuse«) mit kurzen,<br />
prägnanten Artikeln/Brie fen informiert. Regelmäßig<br />
schreiben, damit sie den Absender<br />
kennen und seine Informationen wertschätzen.<br />
Die »grau en Mäuse« sollten unbedingt<br />
vor den »parlamentarischen Großmäulern,<br />
Meinungsdiktatoren usw.« bedient werden.<br />
Sie bekommen damit Wissensvorsprung,<br />
können sich eine eigene Meinung bilden<br />
und sind damit nicht mehr so leicht umzubiegen.<br />
In den Fraktionen gewinnt mit diesem<br />
Vorgehen die Sachfrage vor der Partei<br />
Ideologie. Die Fraktionen werden gespalten.<br />
Die Parlamentarier und Politiker sind i. d. R.<br />
dankbar für kurze, prägnante, leicht lesbare<br />
Informationen. Dieses Lobbying auf breiter<br />
Front, so auch in den Forstrevieren, benötigt<br />
wenig Geld und mäßigen Auf wand, ist geräuschlos,<br />
der »Feind« bekommt wenig mit.<br />
Armin »James« Bont 007, CH-Frauenfeld<br />
Die Nummer Juli/September 2010 fand<br />
ich (wieder mal) ganz ausgezeichnet, einziger<br />
»Nachteil«: Man braucht lange zum<br />
Durchlesen …<br />
Dr. Gerrit Müller, Titisee-Neustadt<br />
Aufmachung und Auswahl der Beiträge<br />
in der proWALD sind hervorragend und<br />
vielfach auch so, dass sie zu munteren Diskussionen<br />
oder gar zum nützlichen Widerspruch<br />
anregen. Ich habe aber eine kleine<br />
Bitte: Alle Autoren sollten mit Namen, Tätigkeit/Funktion<br />
und Institution benannt werden.<br />
Der Leser kann dann leicht erkennen,<br />
aus welcher Sicht und mit welcher Erkenntnis<br />
die Autoren schreiben.<br />
Christoph Binnewies, Waake<br />
2 proWald : November | 2010<br />
leserbriefe<br />
Naturschutz und deutsche Forstwirtschaft:<br />
Absurdistan lässt grüßen<br />
Wenn man im Sessel des Ruheständlers die<br />
aktuelle Diskussion verfolgt, die sich mit<br />
den maßlosen Forderungen des meist ehrenamtlichen<br />
Naturschutzes an die Bewirtschaftung<br />
des deutschen Waldes befasst,<br />
lugt einem der alte Ben Akiba grinsend über<br />
die Schulter: »Alles schon dagewesen.«<br />
In den ersten zwei Nachkriegsjahrzehnten<br />
standen Arten und Biotopschutz im<br />
Vordergrund des Interesses, Naturschutzgebiete<br />
zum besseren Schutz einzelner Arten<br />
oder Le bensräume wurden ausgewiesen,<br />
Rote Listen wurden aufgestellt über scheinbar<br />
oder wirklich durch was auch immer<br />
gefährdete Pflanzen und Tiere. Übrigens<br />
waren die meisten aktiven Naturschützer in<br />
dieser Phase oft Forstleute. Weitere Betätigungsfelder<br />
mussten später her. Man entdeckte<br />
den Prozessschutz. Neues Ziel wurde<br />
die Aufgabe der Nutzung in möglichst vielen<br />
und großen Waldteilen.<br />
Die Forstleute und Waldbesitzer waren<br />
und sind der nachhal tigen Forstwirtschaft<br />
verpflichtet, d. h. auf derselben Fläche wird<br />
gleichzeitig <strong>Holz</strong> erzeugt und genutzt, das<br />
die Volkswirtschaft dringend benötigt, dabei<br />
werden Erträge erwirtschaftet, aber<br />
auch der ganze Rattenschwanz von Wohlfahrtswirkungen,<br />
zu denen eine intakte und<br />
vielseitige Natur gehört. Diese Selbstverpflichtung<br />
hat zu den vielseitigen, baumartenreichen<br />
Waldbildern geführt, um die uns<br />
die Welt beneidet und in denen RoteListen<br />
Arten gerade deshalb vorhanden sind, weil<br />
über Jahrzehnte sorgsam und pfleglich gewirtschaftet<br />
wurde.<br />
Nur übereifrigen Naturschützern reicht<br />
dies offenbar nicht. Ihr unbändiges Bestreben<br />
ist es nun, auf möglichst großer Fläche<br />
eben nicht zu nutzen, sondern der Natur<br />
freien Lauf zu lassen. Dass dies ohne Not<br />
beträchtliche Einbußen für den Waldbesitzer<br />
mit sich bringt, interessiert sie nicht. Sie<br />
müs sen es ja nicht bezahlen!<br />
Nachgerade aus dem Außerirdischen<br />
stammt die Idee von solchen Leuten für BuchenWälder:<br />
Der Forstmann mag getrost<br />
über Jahrzehnte pflanzen, läutern, durchforsten,<br />
auf wendig pflegen und investieren,<br />
aber wenn der Bestand das Alter 130 oder<br />
einen Durchmesser von 30 cm erreicht hat,<br />
dann muss der Wald Käfern und Pilzen überlassen<br />
bleiben. Sind wir nicht alle ein bisschen<br />
ballaballa?<br />
Mäht ein Bauer kurz vor der Ährenreife<br />
sein Getreide ab, um es unterzupflügen?<br />
Da Förster friedliche und kompromissbereite<br />
Menschen sind, die die volks und<br />
betriebswirtschaftliche Notwendigkeit einer<br />
einträglichen Waldwirtschaft, ohne den Naturhaushalt<br />
zu belasten, offenbar allein vertreten,<br />
haben wir in der Vergangenheit oft<br />
die Verständigung mit den nicht immer uneinsichtigen<br />
Naturschützern gesucht. Auch<br />
der Deutsche <strong>Forstverein</strong> hat mit einigen<br />
NaturschutzVer bän den und offiziellen Instanzen<br />
wie Bundesamt für Naturschutz und<br />
Rat der Sachverständigen für Umweltfragen<br />
in ten sive Gespräche geführt und Papiere<br />
verabschiedet, z. B. die Berliner Erklärung<br />
1996. Erfahrung: In Workshops, Ta gungen,<br />
versuchten AktionsBündnissen und Gesprächen<br />
wird auch immer mal Harmonie<br />
gefunden, aber später werden die bekannten<br />
MarterInstrumente wieder ausgepackt.<br />
Siehe oben.<br />
Trotz geäußerten Verständnisses wird<br />
stets wieder kreuzzug artig der Prozessschutz<br />
auf immer größerer Fläche zur Bedingung<br />
für Wohlverhalten gemacht. Dieses existenzielle<br />
Ringen interessiert die Öffentlichkeit<br />
nicht, Politiker gehen all zu gern auf solches<br />
Drängen ein, erhoffen sich allgemeine Zustimmung<br />
in Form von Wählerstimmen.<br />
Aus meinen Erfahrungen kann ich der<br />
Forstpartie und der Po litik nur raten, die<br />
naturnahe, pflegliche Forstwirtschaft als<br />
Standard festzuhalten und alles über diesen<br />
Zyklus (Verjüngung – Läuterung – Durchforstung<br />
– Durchhieb – Lichtung – zur Not<br />
Abtrieb, dazu Wegebau und Waldschutz) hinausgehend<br />
Einschränkende durch den bezahlen<br />
zu lassen, der es fordert.<br />
Nach 45 Jahren im Gefechtsfeld und<br />
vielfachen Annäherun gen und Harmonien<br />
mit der anderen Seite ist es traurig, dies so<br />
offen sagen zu müssen. Aber sonst versteht<br />
es keiner. Nach denklich stimmt mich, wenn<br />
Forstleute verblendet die Argumente der<br />
anderen Seite zu ihren machen, wie bei Hockenjos<br />
zu lesen.<br />
Nur eine geschlossene Gemeinschaft<br />
von Waldbesitzern und zu Recht selbstbewussten<br />
Forstleuten kann sich in der eminent<br />
wichtigen Frage Gehör verschaffen und<br />
mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit Politik,<br />
Presse und Bürger auf ihre Seite ziehen.<br />
Nie mag ein Gut ja,<br />
welches er in Händen hält,<br />
der Tor erkennen,<br />
bis es ihm entwunden ist.<br />
(Sophokles, Aias 919)<br />
Dr. Wolfgang Dertz, Eltville
iNhalt<br />
forstvereinstagung 2011 in aachen 5<br />
Diskussion<br />
<strong>Kampf</strong> um holz aus dem Wald 6<br />
Wilhelm stölb<br />
Produktion und Wachstum 14<br />
Kooperation mit Polen verstärkt 25<br />
KWf<br />
iNterforst 2010 –<br />
Neues bei Geräten und Werkzeugen 16<br />
bodenschutztage in Dierdorf 18<br />
DfWr<br />
stofflich oder energetisch?<br />
Die Diskussion um holzverwendung<br />
versachlichen! 20<br />
aus der Wirtschaft<br />
aus alt mach Neu – die renaissance<br />
der deutschen Zellstoff-industrie 22<br />
heimisches holz – nachhaltig nutzbarer<br />
energie träger mit wachsender bedeutung 26<br />
aus den ländern<br />
5. baden-Württembergischer Waldgipfel 28<br />
ehrenmitgliedschaft für Dr. anton hammer 28<br />
tag der Waldwirtschaft<br />
in villingen-schwenningen 29<br />
Jahrestagung des brandenburgischen<br />
forstvereins in rangsdorf 29<br />
stellungnahme zur Überarbeitung des Waldprogramms<br />
des landes brandenburg 30<br />
Jutta berg zum ehren mitglied ernannt 30<br />
tiroler forstverein in<br />
mecklenburg- vorpommern 31<br />
Neuer vorstand des forstvereins<br />
für sachsen-anhalt 31<br />
sachsen-anhalt: manfred lutscher<br />
verstorben 31<br />
leserbriefe 2<br />
veranstaltungen 32<br />
Göttinger tagebuch 33<br />
Kernbeißer 34<br />
impressum 35<br />
Zuletzt und aktuell 35<br />
eDitorial<br />
Liebe Mitglieder<br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />
nachhaltige Forstwirtschaft entstand in Deutschland, als das hölzerne Zeitalter<br />
in große Not geriet, weil das <strong>Holz</strong> knapp wurde. Der Wohlstand und<br />
der Reichtum, den einige Völker seither aufgebaut haben, und die riesige<br />
Zunahme der Weltbevölkerung insgesamt auf unserem Planeten sind auf<br />
der Basis von fossilen Energieträgern erreicht worden. Erdöl ist knapp, Kohle<br />
und Gas sind es demnächst auch.<br />
Die deutsche Forstwirtschaft hat restauriert, was das hölzerne Zeitalter<br />
ruiniert hatte. Die primären Wälder sind verschwunden, naturnahe sekundäre<br />
Wälder sind an ihre Stelle getreten. Im Zuge dieser Entwicklung wurde<br />
die Rohstoffproduktion kontinuierlich weiterverfolgt, und – von Kriegsunterbrechungen<br />
oder sozialistischer Planwirtschaft abgesehen – dennoch<br />
der Vorrat an <strong>Holz</strong>masse kontinuierlich gesteigert. Unser Wald ist wieder<br />
Wald und wirkt wie Wald in seinen Wechselwirkungen auf Klima, Boden,<br />
Flora und Fauna und die Menschen, die ihn besuchen und nutzen. Das Bundesforstministerium<br />
erarbeitet aktuell ein Positions und Strategiepapier<br />
2020. Der DFV unterstützt diese Arbeit, sie kommt zur richtigen Zeit, und sie<br />
muss Klarheit schaffen und Orientierung geben, wie unser Beitrag sein soll<br />
zur Vorsorge für Rohstoff, Energie, Klima, Einkommen, Arbeit, Flora, Fauna,<br />
die Menschen innerhalb der Forstpartie und die Bevölkerung, die bewusst,<br />
meist jedoch unbewusst, vom Wald profitiert.<br />
Erstaunlich ist der Inhalt eines Briefes von fünf Umweltschutzorganisationen<br />
an große Einzelhandelsunternehmen, die sich einseitig und unsachlich<br />
für eines der bei uns verbreiteten Waldzertifikate mit unverhohlenen<br />
Drohungen in Richtung der Adressaten einsetzen und das andere, viel weiter<br />
verbreitete Zertifikat herabwürdigen und verunglimpfen (siehe hierzu die<br />
Dokumentation folgende Seite). So etwas schadet der Zertifizierung an sich,<br />
es spaltet Förster<br />
und Waldbesitzer<br />
in FSCgute und<br />
PEFCböse. Das<br />
Schweigen von<br />
FSCDeutschland<br />
zu diesem Ereignis<br />
ist beschämend.<br />
Die EU hat<br />
eine Forstpolitik,<br />
auch wenn es<br />
die Politik nicht<br />
wahrhaben will,<br />
aber es ist keine<br />
gute Politik, da<br />
sie sich nicht die<br />
Mühe macht, Forstpolitik ganzheitlich zu formulieren. Dass man der Forstwirtschaft<br />
viel zutrauen kann, wenn vernünftige Rahmenbedingungen gesetzt<br />
sind, zeigen die Ergebnisse, wie eingangs geschildert. In Europa muss<br />
Schluss sein mit einer bruchstückhaften verkürzten Politik für Wald und<br />
Forstwirtschaft. Eine Waldstrategie 2020 des Bundes ist nur ein erster Schritt,<br />
in Brüssel müssen weitere folgen. Die Ministerkonferenz zum Schutz der<br />
Wälder in Europa (MCPFE) ist ein wichtiger und vielversprechender Taktgeber<br />
auf diesem Weg.<br />
Ihr Carsten Wilke<br />
Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
November | 2010 : proWald 3
4 proWald : November | 2010<br />
seiteN Des forstvereiNs<br />
Auch Nötigungen kommen gelegentlich<br />
umweltschonend daher …<br />
Der hier abgedruckte Musterbrief<br />
wurde von den im im Briefkopf aufgeführtenführten<br />
Umweltschutzvereinen an fast<br />
100 100 große Unternehmen und Verlage<br />
geschickt. Der Text spricht spricht für sich<br />
selbst (siehe (siehe auch Editorial S. 3).
21.-25.09.2011, das Datum beginnt<br />
sich allmählich allen Beteiligten einzubrennen:<br />
10 Monate nur noch bis zur<br />
65. Jahrestagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
in Aachen. Das heißt, die Uhr<br />
tickt.<br />
Bereits seit August stellt der Landesbetrieb<br />
Wald und <strong>Holz</strong> NRW das Tagungsteam<br />
für die <strong>Forstverein</strong>stagung zur Verfügung.<br />
Es sind Jan Breithaupt und Sebastian Rabe,<br />
die seither an der organisatorischen Vorbereitung<br />
dieses Großereig nisses arbeiten.<br />
Beide absolvierten nach ihrem Studium der<br />
Forstwissenschaften in Freiburg das Referendariat<br />
in NordrheinWestfalen. Nach der<br />
bestandenen Großen Forstlichen Staatsprüfung<br />
im Sommer 2009 wurde Breithaupt<br />
innerhalb des Teams Abies mit der Implementierung<br />
der neuen <strong>Holz</strong>buchführungssoftware<br />
im Landesbetrieb betraut. Rabe<br />
leitete währenddessen das <strong>Holz</strong>kompetenz<br />
Zentrum Rheinland in Nettersheim.<br />
Zum Tagungsort Aa chen muss man<br />
eigentlich nicht viel sa gen: Es ist eine Großstadt<br />
mit rund einer viertel Million Menschen,<br />
eine Bäderstadt, also eigentlich Bad<br />
Aa chen, eine Stadt mit langer ehrwürdiger<br />
Geschichte und mit Baudenkmälern (Dom,<br />
Rathaus usw.), die für sich schon eine Reise<br />
lohnen. Karl der Große jedenfalls machte die<br />
Stadt nicht nur zu seiner Lieblingsresidenz,<br />
sondern in den Aa chener Thermen kurierte<br />
er manches Zipperlein aus.<br />
Auch die Tagungsteilnehmer können<br />
durchaus einmal zwischendurch kuren.<br />
Das ist bereits gesichert. Die Vorbereitungen<br />
für die Tagung selbst laufen seit August<br />
auf Hochtouren. Mit dem Bezug der Büroräume<br />
in der Aa chener Innenstadt Anfang<br />
September ist das Tagungsteam direkt vor<br />
Ort, was unter anderem eine Kommunikation<br />
mit der Stadt Aa chen erleichtert. Dank<br />
freundlicher Unterstützung der Firma Subaru<br />
durch einen »Forester« ist auch die<br />
seiteN Des forstvereiNs<br />
Der countdown läuft<br />
Die <strong>Forstverein</strong>stagung 2011<br />
steckt mitten in der Vorbereitung<br />
Mobilität des Tagungsteams gewährleistet.<br />
Das Exkursionsprogramm der Veranstaltung<br />
ist so gut wie fertig (spätestens im Märzheft<br />
von proWALD werden wir darüber detailliert<br />
berichten). Nachdem zahlreiche Akteure<br />
angesprochen wurden, liegt nun eine große<br />
Anzahl hochwertiger Exkursionsvorschläge<br />
vor, sodass nur noch die<br />
endgültige Auswahl<br />
ge troffen werden muss.<br />
Eine große Baustelle ist zurzeit noch<br />
die Planung der Öffentlichkeitsarbeit. Der<br />
<strong>Forstverein</strong> will ja nach außen wirken. Gerade<br />
im Hinblick auf das Internationale Jahr<br />
der Wälder 2011 ist eine öffentliche Darstellung<br />
des Themas Wald in Aa chen unerlässlich.<br />
Die Gestaltung der Seminare nimmt<br />
dagegen mittlerweile deutlich konkretere<br />
Formen an, sodass eine Ansprache der Referenten<br />
und Moderatoren in den nächsten<br />
Wochen erfolgen kann.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt<br />
werden, dass die Vorbereitungen gut vorankommen<br />
und die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> und<br />
dem Landesbetrieb Wald und <strong>Holz</strong> NRW<br />
reibungslos funktioniert. Es liegt im Detail<br />
jedoch noch ein weiter Weg vor den beiden<br />
Herren.<br />
■<br />
Sebastian Rabe und Jan Breithaupt,<br />
Tagungsteam Tagung Aachen 2011<br />
Foto: Stephan Schmied/pixelio.de<br />
November | 2010 : proWald 5
Der Rohstoff <strong>Holz</strong> droht, knapp<br />
und mithin teuer zu werden. Also<br />
ist Konkurrenz angesagt zwischen<br />
den Kunden des Forstes. Das kann<br />
der Forstwirtschaft nicht gleichgültig<br />
sein, denn beide Seiten,<br />
Forst- und <strong>Holz</strong>wirtschaft, leben<br />
vom Wald. Auf Einladung des<br />
Deutschen <strong>Forstverein</strong>s trafen sich<br />
Vertreter der <strong>Holz</strong>wirtschaft mit<br />
dem <strong>Forstverein</strong> zu einem Meinungsaustausch.<br />
Was erwarten<br />
die wichtigsten Partner des Forstes<br />
von ihrem Rohstofflieferanten?<br />
Carsten Wilke, Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s: Wir möchten mit diesem Gespräch unseren Mitgliedern und den Lesern von<br />
proWALD ein Bild davon verschaffen, wie die Kunden des Forstes denken. Ich bin der Ansicht, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft Forst<br />
und <strong>Holz</strong> sind. Und wir sollten uns vor dem Beginn des »Internationalen Jahres der Wälder 2011« darüber austauschen, wie wir gemeinsam<br />
auftreten können, ohne unsere Differenzen, die es sicherlich gibt, einzuebnen.<br />
In Eingangsstatements formulierten die Gäste ihre Position so:<br />
Lars Schmidt, Bundesverband Säge und <strong>Holz</strong>industrie<br />
Deutschland (BSHD): Wir haben zwei zentrale Fragestellungen.<br />
Einmal geht es uns um die Rohstoffsicherung und dann natürlich<br />
um den Absatz unserer Produkte. Beide The men betreffen auch<br />
das Verhältnis Forst und <strong>Holz</strong>. Wenn ich das Stichwort Rohstoffsicherung<br />
nenne, dann frage ich: Wie groß ist denn der Kuchen für<br />
alle insgesamt, und wie setzt er sich zusammen (was unter Naturschutz<br />
steht, kann nicht genutzt werden)? Und zweitens: Wie verteilen<br />
wir die Kuchenstücke? Stichwort: stoffliche, chemische und<br />
energetische Nutzung. Langfristig beobachten wir einen rückläufigen<br />
Massivholzverbrauch im Laubholz bei einem gleichzeitigen<br />
Versorgungsengpass mit Nadelholz. Wir schätzen, dass wir in den<br />
letzten 10 Jahren 35 % der Nadelholzflächen durch den Waldumbau<br />
in Richtung Laubholz verloren haben. Aus unserer Sicht fehlt eine<br />
marktgerechte Baumartenwahl. Das klingt zwar provokant, aber aus<br />
Sicht der Märk te können wir nur das verarbeiten, was die Märkte<br />
wollen. Und dabei lautet die Frage: Wie können wir einen entsprechenden<br />
Nadelholzanteil im Forst sichern? Und andererseits:<br />
Wir müssen uns um zukunftsfähige Laubholzprodukte kümmern,<br />
denn es liegt ja auch im Interesse der Forstbetriebe, dass das, was in<br />
den Wäldern heranwächst, auch einen hochwertigen Absatz findet.<br />
Drittens: Seit Jahren bin ich der Ansicht, dass unsere Landesforstverwaltungen<br />
und die Forststruktur in Deutschland im internationalen<br />
Vergleich ein absoluter Wettbewerbsvorteil sind. Doch mit Blick auf<br />
die Alterszusammensetzung der Forstbediensteten mache ich mir<br />
schon Sorgen über die tatsächliche Personalstruktur in den Landesforstverwaltungen.<br />
Reicht denn dieser Personalstand aus? Etwa für<br />
moderne Prozessketten für die <strong>Holz</strong>ernte, für die notwendige Betreuungsintensität<br />
für den Kleinprivatwald?<br />
6 proWald : November | 2010<br />
Dr. Peter Sauerwein, Verband der deutschen <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />
Ich fange jetzt einmal umgekehrt an: Von der personellen<br />
Seite her sind wir der Auffassung, dass es selbstverständlich notwendig<br />
ist, dass mehr Fachpersonal auf der Fläche bleibt, als das<br />
zurzeit in den Verwaltungen diskutiert wird. Diese Diskussion läuft<br />
ja nach dem Motto: Der Wald wächst von allein, wir brauchen nur<br />
noch Schutzgebiete, und dann brauch ich kein Forstpersonal mehr.<br />
Das ist mit Sicherheit der falsche Weg. Denn um den Wald zu schützen<br />
und zu bewirtschaften und um den Rohstoff <strong>Holz</strong> der Industrie<br />
zur Verfügung zu stellen, braucht es Fachpersonal. Da geht es nicht<br />
nur um unsere Industrien, letztendlich geht es um den Verbraucher.<br />
Und um der Umwelt und des Klimas wegen ist es wichtig, den<br />
stofflichen Verbrauch des <strong>Holz</strong>es zu steigern, schon wegen der Klimaschutzziele.<br />
Bekanntlich hängt an 100 m 3 <strong>Holz</strong> ein Arbeitsplatz.<br />
Dieser Zusammenhang müsste viel deutlicher gemacht werden. Die<br />
über 10.000 ha in NordrheinWestfalen, die neu geschützt werden<br />
sollen, entsprechen fast 1.000 Arbeitsplätzen, die dann wegfallen.<br />
Selbst die Bundesregierung kommt zu der Erkenntnis, dass wir eine<br />
riesige Versorgungslücke mit dem Rohstoff <strong>Holz</strong> vor uns haben. Deshalb<br />
haben wir auch kon krete Wünsche an den Forst. Etwa, dass<br />
die Baumartenwahl so getroffen wird, das möglichst viel Biomasse<br />
heranwächst, auch wenn wir flexibler als die Sägeindustrie sind, die<br />
ja mehr Nadelholz wünscht. Mehr Masse wünschen wir, und das<br />
kann z. B. erfolgen durch Vorwälder und Kurzumtriebsplantagen<br />
auf landwirtschaftlichen Flächen. Ein weiteres Thema ist die Reduzierung<br />
der Derbholzgrenze, um eben mehr Biomasse im Wald zu<br />
gewinnen. Wir wünschen uns also ein deutlich erhöhtes Angebot,<br />
um die Vorsorgungslücke, die vor uns klafft, zu schließen.
Dr. Klaus-D. Kibat, Verband deutscher Papierfabriken<br />
(VDP): Trotz der Finanzkrise definieren wir uns als Wachst<strong>ums</strong>branche.<br />
Und egal, wo in der Welt dieses Wachstum stattfindet, dafür<br />
müssen die entsprechenden Fasern zur Verfügung stehen. Heute<br />
haben wir im Fasermix weltweit ungefähr 50 % Altpapieranteil, das<br />
wird weiter wachsen, weil die Verpackungsindustrie stark wachsen<br />
wird. Aber auch der Zellstoffverbrauch wird ansteigen, wenngleich<br />
moderater. Und damit stellt sich für uns die Frage: Wo soll die Produktion<br />
für diese ganzen Papiermengen stattfinden? Noch haben<br />
wir Standortvorteile in Deutschland. Aber wie schaffen wir die Rohstoffversorgung<br />
der Zukunft, im Jahr 2020? Die genannten Restriktionen<br />
(etwa durch den Naturschutz, aber auch durch Zertifizierung<br />
und dadurch rückläufige Verbräuche) zeigen, dass wir bereits heute<br />
erhebliche Knappheiten insbesondere beim Nadelholz haben.<br />
Wir sind Nettoimporteur beim Nadelholz. Und wir wissen nicht,<br />
wie hoch das Defizit bis ins Jahr 2020 allein beim Nadelholz sein<br />
wird. Jedenfalls machen wir uns Gedanken über die Folgen dieser<br />
Untervorsorgung. Wir forschen über neue Baumarten, reduzierte<br />
Faseranteile im Papier usw. Aber wir glauben nicht, dass durch Mobilisierung<br />
im Kleinprivatwald noch erhebliche Mengen kommen<br />
könnten. Das stapelt sich längst an den Hauswänden in den Dörfern<br />
als Heizung für schlechte Zeiten. Und Kurzumtriebsplantagen im<br />
Wald? Ich weiß nicht, ob die Waldbesucher davon begeistert wären,<br />
und ob die Zertifizierungssysteme so etwas zulassen. Ich finde, wir<br />
sollten einen eigenständigen Energieholzmarkt aufbauen. Und wir<br />
sind nach wie vor der Meinung, dass die stoffliche Nutzung Vorrang<br />
haben sollte vor der energetischen, denn wir haben eine 8mal<br />
höhere Wertschöpfung und 13mal so viele Arbeitsplätze, die durch<br />
stoffliche Nutzung gesichert werden.<br />
erNeuerbare eNerGieN<br />
Martin Bentele, <strong>Deutscher</strong> Energieholz- und Pellet-Verband<br />
(DEPV): Wenn es um Anforderungen an die Forstwirtschaft geht,<br />
sollte sich die <strong>Holz</strong>wirtschaft generell einig sein, zuerst der Bevölkerung<br />
die Grundidee näher zu bringen, indem wir den Faktor Wirtschaftskraft<br />
von Forst und <strong>Holz</strong> propagieren. Aber ich habe da meine<br />
Befürchtungen, wenn ich sehe, wie anachronistisch die Verbändelandschaft<br />
strukturiert ist. Und wenn man sieht, wie die Förster, die<br />
doch eigentlich den Wald mobilisieren sollten, auf dem Rückzug<br />
sind, sind das alles Anzeichen dafür, dass genau das Gegenteil von<br />
dem geschieht, was man eigentlich machen sollte. Von der Forstwirtschaft<br />
würde ich mir ein besseres Verständnis der Energiewirtschaft<br />
wünschen. Wenn ein Ofenbesitzer sein <strong>Holz</strong> für den Ofen im Wald<br />
macht, ist er der King. Doch wenn er versucht, seine zwei Fichten ins<br />
Sägewerk zu bringen, ist er der Depp. Diesen Leuten, hinter denen<br />
14 Millionen Ofenbesitzer stehen, kann man doch nicht vorschreiben,<br />
dass sie erst einmal einen Schreibtisch aus ihrem <strong>Holz</strong> machen<br />
sollen, bevor sie es verfeuern. Das geht nicht. Und nebenbei: Das<br />
sind ja auch 14 Millionen Wähler. Das ist nicht die Gruppe, die der<br />
DEPV vertritt. Wir vertreten den Bereich kleine und mittlere Wärmegewinnung<br />
aus <strong>Holz</strong>, und damit einen Bereich, der auch in dieser<br />
Runde als effizient und vorbildlich gesehen werden müsste. Wenn<br />
man stofflich gegen energetisch kritisiert, müsste man doch einfach<br />
sagen: Dann legen wir doch einmal eine Meßlatte fest in Sachen<br />
Effizienz. Darunter sollte <strong>Holz</strong> nicht energetisch ge nutzt werden.<br />
Energetische Nutzung ist ein Türöffner, mit dessen Hilfe man das<br />
ganze Spektrum der <strong>Holz</strong>nutzung darstellen kann! Wer hat denn ermöglicht,<br />
dass Laubholzdurchforstungen heute Geld bringen und<br />
nicht mehr defizitär sind? Wer ermöglicht denn heute auf diese Weise,<br />
dass der Waldbau ein bisschen ökologischer wird? Das war die<br />
<strong>Holz</strong>energie! So könnte man das Thema auch strategisch nutzen.<br />
November | 2010 : proWald 7<br />
Foto: Angelika Lutz/pixelio.de
Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Wozu sind Ihrer Meinung<br />
nach die Förster eigentlich da? Forstwirtschaft<br />
ist ja kein Naturschutz studium. Für<br />
Naturschutz wurden und werden wir im Allgemeinen<br />
nicht angestellt: Wir sind dazu da,<br />
den Wald zu bewirtschaften.<br />
Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>stoffindustrie: Es gibt<br />
nirgends mehr Naturschutzgebiete auf der<br />
Welt als in Deutschland. Hier sind über 45 %<br />
Wald in irgendeine Schutzkategorie eingestuft,<br />
sei es Klima, Boden, Lärm, Natur,<br />
Landschaftsschutz usw. Trotzdem wird der<br />
Wald bewirtschaftet. Und nur deshalb, weil<br />
er bewirtschaftet wurde, steht er so einzigartig<br />
da. Und wenn jetzt der Naturschutz<br />
kommt und noch mehr Schutzflächen fordert,<br />
halte ich das in Sachen Klima und Umweltschutz<br />
für kontraproduktiv. Da müssen<br />
wir ge meinsam klarer sagen: Wir brauchen<br />
diesen Rohstoff <strong>Holz</strong>. Insofern sollte der<br />
Forstmann in seinem Selbstvertrauen auch<br />
stärker in Richtung Rohstoff <strong>Holz</strong> nach außen<br />
agieren als in Richtung Klima oder<br />
Naturschutz und sich nicht in diese Ecke<br />
drängen lassen.<br />
Dr. Kibat, Papierindustrie: Ich selbst bin<br />
kein Forstmann, sondern Volkswirt. Und mir<br />
ist oft aufgefallen, dass die Forst ausbildung<br />
ökonomische Fragen vernachlässigt. Ich<br />
glaube, es gibt auch kaum Vorlesungen wie<br />
»Umweltökonomie«. Wenn ich gelegentlich<br />
junge Förster im VDP für zwei oder drei Jahre<br />
beschäftige, dann muss ich erst einmal meine<br />
eigene Kurzvorlesung halten, damit die<br />
einen Einstieg finden in das Thema.<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Es gibt überall<br />
in Gesellschaft und Politik keine vernünftige<br />
Wissensbasis zu Forst und <strong>Holz</strong>. Deswegen<br />
halte ich mit Martin Bentele dafür,<br />
dass wir diese Diskussion stoffliche oder<br />
energetische Nutzung nicht in der Öffentlichkeit<br />
führen sollten. Wir treffen mit dieser<br />
Diskussion in Gesellschaft und Politik auf<br />
ein gefährliches Halbwissen. Und wenn wir<br />
uns nun öffentlich streiten, dann bleibt in<br />
Presse und Politik nur hängen, die brauchen<br />
alle viel mehr <strong>Holz</strong>, und deshalb gibt es bald<br />
keinen Wald mehr.<br />
Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Stattdessen?<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Wir müssten<br />
davon ausgehen: Wie groß ist der Kuchen<br />
insgesamt und wie verteilen wir dann die<br />
Kuchenstücke? Die Diskussion über die Kuchengröße<br />
müssen wir zwingend gemeinsam<br />
führen gegen NGO und Naturschutz.<br />
Deshalb sollten wir unsere Interessen zusammenwerfen<br />
und gemeinsam gegen die<br />
Feinde der nachhaltigen Forstwirtschaft auf<br />
8 proWald : November | 2010<br />
erNeuerbare eNerGieN<br />
treten. Die Verteilung der Kuchenstücke ist<br />
eine »interne« Diskussion. Die Naturschutzverbände<br />
kämen niemals auf den Gedanken,<br />
eine solche Diskussion öffentlich zu führen<br />
und damit ihre Position zu schwächen.<br />
Bentele, <strong>Holz</strong>energie: Das finde ich auch.<br />
Wenn die Branche – wir alle – einstimmig<br />
sprechen würde, wäre der Wissensstand<br />
nicht so miserabel. Dann wüssten die Leute<br />
auch ein bisschen mehr über den Wirtschaftsfaktor<br />
<strong>Holz</strong>nutzung. Das ist das<br />
Grundproblem: Uns ist unser Marketinginstrument,<br />
der <strong>Holz</strong>absatzfonds, abhanden<br />
gekommen, Neues gibt es bisher kaum, das<br />
alles spricht nicht gerade für eine gute Zukunft.<br />
Dr. Kibat, Papierindustrie: Man sollte die<br />
Chancen nicht allzu negativ sehen. Vor drei<br />
Jahren haben wir die Plattform Forst und<br />
<strong>Holz</strong> gegründet, ein erster Schritt zu einer<br />
gemeinsamen Arbeit. Es gab auch erste Erfolge,<br />
zum Beispiel die gemeinsame Charta<br />
für <strong>Holz</strong>. Und wenn jetzt diese Gesamtstrategie<br />
Wald kommt, basiert die auch auf<br />
Ideen, die auf der Plattform Forst und <strong>Holz</strong><br />
kreiert wurden. Dazu gibt es auch die Zukunft<br />
<strong>Holz</strong> GmbH. Aber sie ist noch nicht in<br />
den Köpfen aller Unternehmer, die das Geld<br />
für sie zu geben hätten.<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Der HAF war<br />
auch deshalb bedeutend, weil er viele wichtige<br />
Studien finanzierte. Aber leider wurde<br />
das nicht ausreichend wahrgenommen. Jetzt<br />
be ob ach te ich (auch in unserem Verband)<br />
ein Umdenken Richtung Zukunft <strong>Holz</strong>. Es<br />
wird jedem klar, dass eine Lücke ent standen<br />
ist. Aber es muss jetzt schnell etwas geschehen,<br />
wir können nicht endlos zuwarten, bis<br />
genug Geld da ist. Man muss auch mit wenig<br />
Geld einmal anfangen. Image wer bung<br />
für <strong>Holz</strong> – das ist wichtig.<br />
Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />
Ich glaube nicht, dass es ein großes Problem<br />
ist, das weiterzuführen, was bisher der<br />
<strong>Holz</strong>absatzfonds in hervorragender Weise<br />
geleistet hat. Wir können das organisatorisch<br />
lösen.<br />
Bentele, <strong>Holz</strong>energie: Es ist ja gut und<br />
schön, was man sich mit der Plattform<br />
Forst und <strong>Holz</strong> vorgenommen hat – aber sie<br />
wird bisher nicht wahrgenommen. Es mag<br />
schon sein, dass man intern tätig ist, aber<br />
wir brauchen etwas, was bei den Bürgern<br />
wahrgenommen wird, was eine Außenwirkung<br />
hat. Das fehlt. Bisher fehlt einfach die<br />
Durchschlagskraft, um wahrgenommen zu<br />
werden.<br />
Wie können wir gemeinsam<br />
für uns werben?<br />
Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Was kann aus Sicht der<br />
<strong>Holz</strong>wirtschaft (durchaus auch auf einer regionalen<br />
und lokalen Ebene) ge schehen, um<br />
das Produkt <strong>Holz</strong> zu bewerben und so nach<br />
vorne zu bringen? Wenn wir uns alle nur zurücklehnen<br />
und uns auf den anderen verlas
sen, sind wir verlassen. Was kann denn nun<br />
das lokale Sägewerk, was kann der Hersteller<br />
von Spanplatten tun? Was macht die Firma,<br />
die Pellets herstellt, auf ihrer Ebene mit den<br />
Akteuren im Forstbereich?<br />
Dr. Kibat, Papierindustrie: Beispielsweise<br />
machte UPM in Augsburg in diesem Jahr<br />
eine Riesenveranstaltung zum Jahr der biologischen<br />
Vielfalt. Die Resonanz bei der Bevölkerung<br />
war groß. Solche Dinge bieten wir<br />
an. Wir schulen dazu un sere Unternehmer.<br />
Wir fordern sie immer wieder auf, mit der<br />
lokalen Presse Kontakt zu halten, sie einzuladen,<br />
Tage der offenen Tür zu veranstalten.<br />
Was wir im Jahr der Wälder besonders anstreben:<br />
Wir möchten gerne mit der Forstwirtschaft<br />
zusammen bei regionalen Veranstaltungen<br />
gemeinsam das Jahr der Wälder<br />
vorstellen, und die Nutzung von <strong>Holz</strong> soll<br />
dabei natürlich im Vordergrund stehen.<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Die größeren Betriebe<br />
machen das viel zu selten, den Schuh<br />
ziehe ich mir selbst an. Ein Betrieb wie Pollmeier<br />
müsste stärker in die Öffentlichkeit.<br />
Aber die kleineren und mittleren Betriebe<br />
sind da mit Sicherheit personell überfordert.<br />
Deswegen haben wir im BSHD begonnen<br />
mit einem Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Gemeinsam mit einer PRAgentur<br />
aus Hamburg wollen wir so eine kontinuierliche<br />
Pressearbeit leisten. Wir werden allen<br />
Betrieben Hilfe zur Selbsthilfe geben, indem<br />
wir sie mit vernünftigen Pressemitteilungen<br />
versorgen. Ziel sind die allgemeinen regio<br />
erNeuerbare eNerGieN<br />
nalen und überregionalen Medien, und<br />
zwar mit positiv belegten Themen.<br />
Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Gleichwohl geht es<br />
doch darum, dass man auch gemeinsame<br />
Lobbyarbeit macht und quer über den Cluster<br />
Forst und <strong>Holz</strong> gemeinsam auftritt.<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Okay, wir haben<br />
mit dem BSHD ja gerade angefangen vor<br />
zwei Jahren. Nun wollen wir das Internationale<br />
Jahr der Wälder auch nutzen, um mehr<br />
in die Öffentlichkeit zu gehen. Dazu muss<br />
man natürlich pressefähige The men auch<br />
erst einmal finden. Da geht es nicht um Absatzförderung.<br />
Es geht um die Akzeptanz<br />
der <strong>Holz</strong>nutzung und darum, dass dann,<br />
wenn man das Kaminfeuer möchte (und da<br />
ist die energetische Nutzung von <strong>Holz</strong> auch<br />
ein wichtiges Thema), man erst einmal mit<br />
einer Motorsäge an den Baum muss. Und<br />
zweitens: Es macht Sinn, wenn man umweltschonend<br />
aus den heimischen Wäldern<br />
ernten kann. Diesen Zusammenhang muss<br />
man den Leuten in die Köpfe bringen.<br />
Dr. Kibat, Papierindustrie: Aber es geschieht<br />
ja genau andersrum. Da kloppen<br />
sich die Zertifizierungssysteme in aller Öffentlichkeit<br />
(siehe Seite 4 in diesem Heft)<br />
und schrei ben sich dann entsprechende<br />
Briefe. Und ich hab auch schon einmal auf<br />
einer Messe beobachtet, dass da Gartenmöbel<br />
aus Aluminium ausgestellt wurden mit<br />
einem Zettel dran: »Kaufen Sie Aluminium<br />
Gartenmöbel, dann haben Sie keinen Ärger<br />
mit dem Wald.«<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Es gibt sogar<br />
eine Kampagne der großen Einzelhandelsketten,<br />
von der REWEGroup, da wird der<br />
<strong>Holz</strong>Lkw als Negativsymbol für die Umweltzerstörung<br />
eingesetzt. Der Text sieht<br />
dann zwar anders aus, aber mit dem Bild<br />
vermittelt man zunächst die Botschaft, dass<br />
quasi die <strong>Holz</strong>wirtschaft den Wald zerstört.<br />
Wir sind sozusagen ein Symbol für Umweltzerstörung<br />
– auch wenn die Textaussage<br />
dann in eine andere Richtung geht: Hier<br />
spielen sich die großen Einzelhandelsketten<br />
zum »Retter« der Wälder auf und sorgen für<br />
»nachhaltige Waldbewirtschaftung«. Das ist<br />
aber unsere Kernkompetenz, die Leistung<br />
der deutschen Forst und <strong>Holz</strong>wirtschaft.<br />
Wir lassen uns hier die But ter vom Brot nehmen.<br />
Bentele, <strong>Holz</strong>energie: Wir lassen uns das<br />
alles gefallen. Man ist nicht kampagnenfähig.<br />
Man kann nicht schnell und nachhaltig<br />
reagieren. Vielleicht auch, weil Förster<br />
in Deutsch land immer sehr zögerlich sind<br />
und in Deutschland immer erst einmal al<br />
le Bedenken ausgeräumt werden müssen.<br />
Und wenn man dann zu Potte kommt, ist<br />
die Messe halt gesungen.<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Es müsste doch<br />
möglich sein, gemeinsame Themen aus<br />
verschiedenen Richtungen und mit vielen<br />
Stimmen kontinuierlich zu kommunizieren<br />
und sie lange in der Öffentlichkeit präsent<br />
zu halten.<br />
Was könnte die<br />
gemeinsame Botschaft von<br />
Forst und <strong>Holz</strong> sein?<br />
Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Man müsste den Zusammenhang<br />
zwischen Wald und <strong>Holz</strong>, zwischen<br />
Forst und Brett, zwischen kleineren<br />
Zweigen und Pellets deutlich machen. Das<br />
ist den Menschen doch unklar: Wir reden<br />
vom Forst, die Leute ver stehen Wald, und<br />
Sie reden von den Produkten aus der Wald<br />
November | 2010 : proWald 9
zerstörung, Produkten aus umgesägten Bäumen.<br />
Das heißt: Zunächst müsste man sich<br />
auf eine Botschaft einigen, bevor man über<br />
Kampagnen spricht. Bisher ist die Botschaft<br />
nicht kompatibel und wird draußen noch<br />
viel disparater wahrgenommen. Papier ist<br />
für die Leute keine schöne Blutbuche.<br />
Dr. Kibat, Papierindustrie: Doch! Wir waren<br />
diejenigen, die immer herausgegriffen<br />
wurden seit Jahrzehnten! Wir hatten doch<br />
die Kettensägenmassaker vor der Tür! Und<br />
»Donnerstag ist Kahlschlagtag«. Dann haben<br />
wir Druck bekommen von Kunden und<br />
Verlegern. Den Druck haben wir weitergegeben<br />
an die Förster, sie sollten endlich einmal<br />
ein vernünftiges Zertifizierungssystem<br />
auf die Beine stellen und nicht den Schwarzwälder<br />
Bollenhut präsentieren. Und das haben<br />
sie dann auch gemacht. Daraus haben<br />
wir gelernt, dass wir eben nicht allein in der<br />
10 proWald : November | 2010<br />
erNeuerbare eNerGieN<br />
Lage sind, diese Themen zu beherrschen.<br />
Und deswegen sind wir bei der Zukunft <strong>Holz</strong><br />
GmbH auch dabei. Wir alle nutzen <strong>Holz</strong> aus<br />
dem Wald. Das ist die Botschaft, die wir gelernt<br />
haben.<br />
Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />
Wir werden das Internationale Jahr der Wälder<br />
dazu nutzen, zur verantwortungsvollen<br />
Nutzung des Rohstoffes <strong>Holz</strong> aufzurufen. In<br />
einer GFKBefragung hat auch die Bevölkerung<br />
ihre Überzeugung geäußert, dass das<br />
Verbrennen vor einer stofflichen Nutzung<br />
der falsche Weg ist. Und wenn wir wissen,<br />
dass wir inzwischen 50 % unseres Waldes verbrennen,<br />
dann reicht das! Wir sind im Frühjahr<br />
mit unserer Initiative gestartet, und nun<br />
bekommen wir mehr und mehr Partner und<br />
Unterstützer, vom Forst über Handwerk und<br />
Handel bis zur Möbelindustrie usw., weil alle<br />
merken, dass der Rohstoff <strong>Holz</strong> knapp wird.<br />
Wir werden im Frühjahr gemeinsam mit den<br />
Gewerkschaften zur verantwortungsvollen<br />
Nutzung von <strong>Holz</strong> aufrufen. Wir werden auf<br />
die Markplätze gehen, wir werden unsere<br />
Werke öffnen, um der Bevölkerung zu zeigen,<br />
mit den Förstern gemeinsam, wie der<br />
Rohstoff <strong>Holz</strong> verantwortungsvoll zu nutzen<br />
ist. So sieht unser Beitrag zum Internationalen<br />
Jahr der Wälder aus.<br />
Bentele, <strong>Holz</strong>energie: Na ja, da leistet der<br />
VHI dem Produkt <strong>Holz</strong> einen Bärendienst,<br />
weil er die Menschen verwirrt. Er haut mit<br />
der großen Klatsche drauf. Man überfordert<br />
den Verbraucher mit diesen Ängsten. Gleichwohl<br />
bin ich überzeugt, dass für uns daraus<br />
kein Schaden entstehen wird. Denn wir sehen:<br />
Erneuerbare Energien im Wärmesektor<br />
(hier werden in Deutschland 50 % der Endenergien<br />
verbraucht) werden zu rund 80 %<br />
aus <strong>Holz</strong> gemacht. Also sagt die Politik doch:<br />
Dieser verlässliche Rohstoff <strong>Holz</strong>energie<br />
muss auch weiterhin den Löwenanteil der<br />
erneuerbaren Ener giewärme liefern. Man<br />
könnte es nach Effizienzkriterien machen:<br />
Das wäre der differenzierte Weg, aber der<br />
wird aus verschiedenen Gründen eben nicht<br />
gegangen, hauptsächlich wohl deshalb, weil<br />
die Gegner gar kein Interesse daran haben.<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Ich bin bei Martin<br />
Bentele: Wir überfordern Verbraucher<br />
und Öffentlichkeit mit dieser Diskussion<br />
»stofflich gegen energetisch«. Dem Endverbraucher<br />
ist es im Endeffekt egal. Unter vorgehaltener<br />
Hand hat mir ein Politiker in Berlin<br />
bereits gesagt: »Ihr seid ja wahnsinnig,<br />
uns zur Positionierung in diesem Streit zu<br />
zwingen. Ich wer de mich als Politiker dahin<br />
positionieren, wo ich die höheren Sympa<br />
thiewerte erwarte, und das ist nun einmal<br />
die klimafreundliche energetische Nutzung<br />
von <strong>Holz</strong>.« Es fehlt schlicht und ergreifend<br />
das Basiswissen in der Öffentlichkeit.<br />
Wie groß ist der Kuchen<br />
für alle?<br />
Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Ich möchte noch einmal<br />
auf den »Kuchen« zurückkommen: Wie groß<br />
schätzen wir eigentlich diesen Kuchen ein?<br />
Wie viel <strong>Holz</strong> steht insgesamt zur Verfügung?<br />
Ist der <strong>Holz</strong>einschlag wirklich steigerungsfähig<br />
aus Ihrer Sicht?<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Ich glaube, dass<br />
der Kuchen vergrößerbar ist. Es geht es ja<br />
bei der Mobilisierung (so wie wir sie begreifen)<br />
nicht mehr nur darum, kurzfristige<br />
Versorgungsengpässe mit <strong>Holz</strong> aus dem<br />
Kleinprivatwald zu überbrücken, sondern<br />
wir möchten, dass flächendeckend Strukturen<br />
entstehen und sich professionalisieren,<br />
die die dauerhafte Vorsorgung der Industrie<br />
mit <strong>Holz</strong> aus dem Kleinprivatwald möglich<br />
machen, z. B. Forstliche Zusammenschlüsse<br />
usw. Der Staat zeiht sich auch diesem Geschäftsfeld<br />
zurück. Hier entsteht eine Lücke<br />
zwischen der Industrie und dem Privatwaldbesitzer.<br />
Und hier ist doch die energetische<br />
Nutzung von <strong>Holz</strong> ein ganz wichtiger<br />
Faktor. Wir sagen dem kleinen Waldbesitzer:<br />
»Du kannst aus deinem Wald deinen Ofen<br />
speisen, aber in deinem Wald gibt es auch<br />
höherwertige Sor timente, die du mit Gewinn<br />
stofflich nutzen kannst.« Und das würde<br />
unter Umständen sogar die Aufarbeitung<br />
finanzieren.
Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />
Wir nutzen bereits heute 93 % unseres <strong>Holz</strong>aufkommens.<br />
So die Ergebnisse der Bundeswaldinventur.<br />
Und das lässt sich nicht einfach<br />
verdoppeln. Das kann man nur dann<br />
verdoppeln, wenn man anderswo etwas<br />
nimmt. Sinnvoll ist doch zunächst die stoffliche<br />
Nutzung, und zwar deshalb, weil sie<br />
Wertschöpfung und Arbeitsplätze schafft.<br />
Und alles andere kann nur nachgelagert<br />
sein. Das muss man der Politik klar machen,<br />
deshalb starten wir unsere Initiative<br />
mit breiter Unterstützung der Bevölkerung.<br />
Deswegen wollen und werden wir diesen<br />
Protest weitertragen.<br />
Dr. Kibat, Papierindustrie: Fest steht,<br />
dass wir die Klimaziele für 2020 nicht mit<br />
einheimischen Ressourcen aus unseren<br />
Wäldern erfüllen können. Wir brauchen also<br />
neben Ölscheichs auch noch Waldscheichs.<br />
Der nationale Aktionsplan für erneuerbare<br />
Energien hat im Szenario ausgewiesen, dass<br />
der <strong>Holz</strong>einschlag auf 100 Millionen Fm<br />
gesteigert werden soll. Andere beweisen,<br />
dass eben keine Mobilisierungsreserven im<br />
Kleinprivatwald liegen. Wir haben eine Lücke<br />
in Europa, geschätzt von Mc Kinsey für<br />
16 Länder auf 200 Millionen Fm. Ich weiß<br />
nicht, wie groß der Kuchen ist, ich weiß<br />
nur, dass er nicht ausreicht. Was wir an der<br />
Energie kritisieren, ist, dass die Zahlungsbereitschaft<br />
durch Förderungsmaßnahmen<br />
für die Energieseite erheblich höher ist, und<br />
dass sie so in der Lage ist, höhere Preise zu<br />
zahlen.<br />
Bentele, Energieholz: Also – das halte ich<br />
für ein Märchen! Im Wärmebereich gibt es<br />
keine Förderung, die den <strong>Holz</strong>einkäufer auf<br />
der Seite der Pelletproduktion begünstigt,<br />
erNeuerbare eNerGieN<br />
sich das <strong>Holz</strong> günstiger kaufen zu können<br />
als andere (Mehrwertsteuersätze hier außen<br />
vor). Hier geht es ja nur um das Marktanreizprogramm:<br />
Wenn die Oma 1.000 Euro<br />
bekommt für ei nen wasserführenden Pelletofen,<br />
der 12.000 Euro kostet, dann schlägt das<br />
in keiner Weise auf den Pelletproduzenten<br />
dahingehend durch, dass der sich irgendwo<br />
seinen Rohstoff billiger einkaufen kann.<br />
Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />
Das Problem ist, dass wir keinen freien<br />
Markt haben, weil Pellets politisch gewünscht<br />
sind und gefördert werden. Wir<br />
haben in Deutsch land rund 300 Millionen<br />
Euro pro Jahr, die in die energetische Nutzung<br />
von <strong>Holz</strong> gehen. Darin ist die Mehrwertsteuerbegünstigung<br />
enthalten (das soll<br />
durch die Koalition geändert werden). Es ist<br />
völliger Irrsinn, wenn man Brennholz aus<br />
dem Wald holt, dafür den ermäßigten Mehrwertsteuersatz<br />
zahlt, bei OBI aber 19 %. Das<br />
gehört alles auf gleiches Niveau: 19 %. Das<br />
sind rund 200 von den 300 Mil lionen Subvention<br />
für Brennholz. Dazu kommt noch<br />
das Thema Ökosteuer.<br />
Bentele, Energieholz: Aber sagen Sie doch<br />
bitte, wie sich dieses Marktanreizprogramm<br />
auf den <strong>Holz</strong>preis auswirkt? Ich glaube das<br />
nicht.<br />
Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />
Für uns ist der Markt aus den Fugen geraten,<br />
weil nämlich einseitig der Wunsch besteht,<br />
durch Bioenergie (auch aus <strong>Holz</strong>) Klima ziele<br />
zu erreichen. Wir können die <strong>Holz</strong>preise nur<br />
dann weitergeben, wenn der Kunde dazu<br />
bereit ist. Wir sitzen dabei in einer Zwickmühle:<br />
Wir haben als Abnehmer die Möbelindustrie,<br />
und die Möbelindustrie hat in aller<br />
Regel langfristige Lieferverträge mit ihren<br />
Abnehmern, dem Handel. Und wir hatten<br />
bereits diese Konstellation vor 3 Jahren, als<br />
der <strong>Holz</strong>preis quartalsweise um 30 bis 40 %<br />
Das Unternehmen<br />
Bayerische Staatsforsten<br />
ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Regensburg.<br />
Auf einer Fläche von über 800.000 ha Staatswald<br />
erwirtschaften wir mit unseren rund 50 Forstbetrieben<br />
und Sondereinrichtungen sowie ca. 3.000<br />
Mitarbeiter/-innen einen Jahres<strong>ums</strong>atz von über 340<br />
Mio. €. Mit einem jährlichen <strong>Holz</strong>einschlag von ca. 5<br />
Mio. Festmetern sind wir einer der größten Forstbetriebe<br />
Europas.<br />
Wir stellen ein<br />
Mitarbeiter/-innen mit<br />
forstlichem FH- oder<br />
Universitätsabschluss<br />
Im Rahmen einer umfangreichen Einarbeitung an mehreren<br />
Standorten und in unterschiedlichen Aufgabenbereichen<br />
lernen Sie unser Unternehmen aus verschiedenen<br />
Perspektiven kennen. Dabei werden Sie auf die<br />
anschließende Übernahme von verantwortungsvollen<br />
Tätigkeiten im Revier- und Leitungsdienst sowie für interessante<br />
Spezialaufgaben vorbereitet.<br />
Ihr Profil:<br />
• Erfolgreich abgeschlossenes Studium der Forstwirtschaft<br />
(Uni/FH bzw. Master/Bachelor)<br />
• Laufbahnprüfung für den höheren oder gehobenen<br />
Forstdienst mit überdurchschnittlichem Ergebnis; weitere<br />
berufliche Erfahrung wäre vorteilhaft<br />
• Ausgeprägte Sozialkompetenz und ausgezeichnete<br />
Teamorientierung<br />
• Überzeugendes persönliches Auftreten<br />
• Verantwortungsbereitschaft<br />
• Belastbar, flexibel und mobil<br />
• Gute EDV-Kenntnisse (MS Office)<br />
• Anwenderkenntnisse in SAP-R/3 sind vorteilhaft.<br />
Wir bieten:<br />
• spannende und breit gefächerte Aufgabengebiete im<br />
gesamten Tätigkeitsspektrum des Unternehmens<br />
• selbständiges Arbeiten mit breitem Gestaltungsspielraum<br />
• vielfältige Jagdmöglichkeiten<br />
• unbefristete Beschäftigungsverhältnisse<br />
• gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />
• leistungsgerechte Bezahlung nach dem TV-L und die<br />
Sozialleistungen des öffentlichen Dienstes<br />
Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit.<br />
Frauen mit Universitäts- oder FH-Abschluss sind im Unternehmen<br />
derzeit unterrepräsentiert. Deshalb werden<br />
Frauen ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben.<br />
Schwerbehinderte Bewerber/-innen werden bei gleicher<br />
Eignung bevorzugt berücksichtigt.<br />
Für Fragen oder weitere Informationen steht Ihnen Herr<br />
Weinzierl, Tel. 0941 6909-408, gerne zur Verfügung.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen<br />
Unterlagen bis spätestens 1. Dezember 2010. Prüfungsergebnisse<br />
aus Laufbahnprüfungen 2010 können<br />
bis zum 22.12.2010 nachgereicht werden.<br />
Bayerische Staatsforsten AöR<br />
Bereich Personal<br />
Tillystraße 2, 93053 Regensburg<br />
personal@baysf.de, www.baysf.de<br />
November | 2010 : proWald 11
anstieg. Da haben wir das weitergegeben,<br />
mit dem Ergebnis, dass in Deutschland<br />
150 Möbelwerke in die Pleite getrieben wurden.<br />
Nur deshalb, weil sie langfristige Verträge<br />
hatten. Das kann’s doch nicht sein? Wir<br />
können solche Preisanpassungen nur nach<br />
und nach durchsetzen. Und deshalb brauchen<br />
wir bei kontinuierlichem Wachstum<br />
auch gerne höhere <strong>Holz</strong>preise, da haben wir<br />
überhaupt nichts dagegen. Das werden wir<br />
auch <strong>ums</strong>etzen, nur geht das nicht von heute<br />
auf morgen.<br />
Welche Baumarten braucht<br />
die Industrie?<br />
Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Darf ich einmal aus Sicht<br />
des einfachen Waldmenschen fragen: Nadelholz<br />
ist hoch begehrt, es ist, wie wir alle<br />
wissen, sehr knapp geworden. Dieser Trend<br />
wird sich fortsetzen. Laubholz könnte nach<br />
allen Zahlen, die wir haben, deutlich mehr<br />
nachgefragt werden. Das ist aus meiner<br />
Sicht auch ein wenig ein Widerspruch in<br />
der Zusammenarbeit von uns untereinander.<br />
Wie können wir hier Verbesserungen<br />
erreichen?<br />
12 proWald : November | 2010<br />
erNeuerbare eNerGieN<br />
Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />
Im Augenblick kann ich nur sagen: Die Industrien,<br />
die wir vertreten, setzen auch auf<br />
Laubholz. Wir haben sehr starke Furnierwerke<br />
im Westfälischen, die brauchen Laubholz.<br />
Auch woanders, et wa bei der Spanplatte,<br />
setzen wir bis zu etwa 40 % Laub holz ein.<br />
Vielleicht geht noch mehr, aber da sind wir<br />
erst am Anfang. Wir sind also durchaus in<br />
der Lage, Laubholz aufzunehmen.<br />
Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Also mehr Laubholz<br />
im Wald ist aus Ihrer Sicht unproblematisch?<br />
Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />
Nicht unproblematisch, aber es ist für uns<br />
nicht ganz so kritisch wie für Pellets, Sägewerke<br />
und die Papierindustrie.<br />
Schmidt, Sägeindustrie: Für uns ist es<br />
aber ein Problem. Mit der Verschiebung der<br />
<strong>Holz</strong>artenanteile können wir nicht so einfach<br />
unsere Produktion ändern. Bei uns<br />
sind die <strong>Holz</strong> arten untereinander nicht so<br />
einfach austauschbar. Und das ist weniger<br />
eine Frage der Technologie, sondern eine<br />
der Märkte: Wir werden zukünftig mehr<br />
Nadelholz benötigen. Aber auch die aktuelle<br />
Entwicklung im Laubholz ist meines<br />
Erachtens sehr gefährlich. Der rückläufige<br />
Massivholzver brauch nimmt uns nicht nur<br />
den Markt, sondern auch unser wichtigs<br />
tes Argument hinsichtlich Nutzung. Also<br />
könnte man doch argumentieren: Was soll’s,<br />
wir legen die Buche still, wenn sie auf dem<br />
Markt nicht mehr so nachgefragt wird. Das<br />
ist schon ein Problem.<br />
Dr. Kibat, Papierindustrie: Das sehe ich<br />
genauso bei der Buche (sie wird für das Sulfitverfahren<br />
eingesetzt, und Sulfitzellstoff ist<br />
sehr stark rückläufig). Vielleicht müssen wir<br />
warten, bis wir eines Tages hierzulande Eukalyptus<br />
anpflanzen können, dann sind wir<br />
wieder alle froh.<br />
Bentele, Energieholz: Im Pelletbereich<br />
brauchen wir Nadelholz und weniger Laubholz,<br />
weil der Ligninanteil die Form der<br />
Pellets ermöglicht. Zum Kuchen allgemein<br />
wollte ich noch sagen: Für die nahe Zukunft<br />
sehen wir den mittleren osteuropäischen<br />
Raum als Erweiterungsmöglichkeit an.<br />
Wenn die Pellets dort qualitativ halten, was<br />
wir nach unserem neuen Zertifizierungssystem<br />
verlangen, und wenn das <strong>Holz</strong> aus<br />
nachhaltiger Waltwirtschaft stammt, habe<br />
ich kein Problem. Beim heutigen Pelletpreis<br />
ist es allerdings nicht rentabel.<br />
■<br />
Fotos: DFV, HAF, Ponsse, Landesforsten RLP, VDP,<br />
pixelio.de, Verband der dt. <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie
Das Weihnachtsgeschenk<br />
des DFV:<br />
Der Postkarten-<br />
Kalender 2011<br />
Anlässlich des Internationalen Jahres der Wälder 2011 hat<br />
der Deutsche <strong>Forstverein</strong> einen Postkartenkalender erstellt.<br />
Im Rahmen eines Fotowettbewerbs, zu dem wir per<br />
e-mail aufgerufen hatten, sandten zahlreiche Mitglieder<br />
ihre Lieblingsmotive ein, die Fotografen der ausgewählten<br />
Bilder erhalten nun jeweils fünf Kalender sowie einen<br />
Gutschein bei der ID Wald GmbH.<br />
Die Gewinner sind: Andreas Niepagen, Eberhard Piest,<br />
Frederike Plato, Rüdiger Blome, Christian Naffin, Jörg Beckmann,<br />
Thorsten Wiehle, Ursula Rüping, Anne Hollstein, Raymar<br />
Heller und Anton Schmidt (2 Motive). Wir danken allen<br />
Einsendern für ihre freundliche Unterstützung!<br />
Diesen schönen Kalender verkauft der Deutsche <strong>Forstverein</strong><br />
für einen Unkostenbeitrag in Höhe von 5 EUR zzgl.<br />
1,50 EUR Versandkosten.<br />
Sie können ihn bestellen unter: Tel: 0551/3796265 oder<br />
info@forstverein.de.<br />
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die Produktion läuft trotzdem auf<br />
Hochtouren« – ein flotter Werbespruch.<br />
»Produktion auf Hochtouren«<br />
ist anerkannt in unserer Gesellschaft,<br />
zumal wenn ein »umwelt freund licher<br />
Rohstoff« herauskommt. Und die<br />
Forstwirt schaft genießt es, nach Jahrzehnten<br />
im Schatten der Groß in dus trie<br />
endlich wieder richtig mitzumischen<br />
beim Brut toinlandsprodukt.<br />
Völlig unproduktiv erscheint da die<br />
Frage, wer denn hier ei gentlich produziert:<br />
Waldbesitzer? Förster? Harvester fahrer? Müßige<br />
Gedanken?! Auch im anderen großen<br />
Zweig der Pri mär produktion, der Landwirtschaft,<br />
spricht man schließlich von Produzenten.<br />
Und niemand lacht über »Ferkelerzeuger«.<br />
So was darf man eben nicht<br />
wörtlich nehmen. Entscheidend ist die Verfügungsgewalt<br />
über die Produkti ons mittel,<br />
ein gutes Ressourcenmanagement und vor<br />
allem, dass Geld herauskommt.<br />
14 proWald : November | 2010<br />
erNeuerbare eNerGieN<br />
Nachdenkliches zum nachwachsenden Rohstoff<br />
Vielleicht stecke ich zu wenig im Produktionsprozess,<br />
dass mich solche Fragen<br />
beschäftigen. Auch schaue ich gerne Bäume<br />
an, bleibe mal eine Zeit davor stehen<br />
oder setze mich gar zu ihnen. Sie waren es<br />
schließlich, die mich in den Beruf führten.<br />
Zwar mag ich ebenso das <strong>Holz</strong> und spüre<br />
ge legentlich durchaus die Faszination großer<br />
Forstma schi nen: dieses kraftvolle Zupacken,<br />
die Leichtigkeit, mit der sie über Stock<br />
und Stein gehen. Die Schnelligkeit, mit der<br />
sie aus einem Baum <strong>Holz</strong> machen.<br />
Aber dann sehe ich wieder die Bäume.<br />
Es sind einfach schö ne Wesen. So lange gestanden,<br />
im stillen Wald. Einfach gewachsen,<br />
von selbst. Wachstum ist etwas anderes<br />
als Pro duziertwerden. Richtiges Wachstum<br />
meine ich, nicht das Wirtschaftswachstum,<br />
von dem unsere Zeitungen und Nach richten<br />
in letzter Zeit so überquellen, dass man meinen<br />
könnte, die Wirtschaft hätte das Wort erfunden.<br />
Des halb würde ich lieber von Wachsen<br />
sprechen als vom Wachs tum.<br />
Alles <strong>Holz</strong> ist im Grunde Baum. Es ist<br />
eine Frage der Sichtweise: lebendiges, hoch<br />
entwickeltes, kraftvolles Wesen mit Wurzeln,<br />
Stamm, grünen Blättern, Nadeln und<br />
Krone? – Oder Rohstoff, Ware, rohe Masse,<br />
die der menschlichen Verwendung, der<br />
»Veredelung« oder Energieerzeugung zugeführt<br />
wird? Unser Fokus liegt auf dem<br />
Rohstoff. Aber ist so ein Baum nicht edler<br />
als das Klopapier, zu dem er »ver edelt« wird?<br />
Gewiss ist das Produkt unentbehrlich, aber<br />
der Baum hat ihm voraus, dass er lebendig<br />
ist. Dies, scheint mir, vergessen wir zunehmend.<br />
Bis vor ein paar Jahren sahen Forstleute<br />
noch Baum und <strong>Holz</strong>. Der Baum hatte<br />
dabei einen gewissen Vorrang – das unterschied<br />
uns von den <strong>Holz</strong>verarbeitern. Vor<br />
allem der <strong>Holz</strong>hauer schaute einen Baum<br />
genau an, wählte die Fäll richtung, achtete<br />
auf die Rückweiche – denn so ein Baum fordert<br />
Respekt. Dann kniete er nieder, setzte<br />
die Säge an, schnitt den Fallkerb, schnitt
weiter und rief: »Ooobacht, Baum fällt!« Ein Erlebnis, das man<br />
nicht vergisst.<br />
Geht man noch ein paar Jahre zurück, in die 1950er und<br />
1960erJahre, da war es noch großartiger, wenn ein Baum fiel.<br />
Hatte man doch mit der Handsäge oft Stunden ge braucht, um<br />
einen starken Stamm vom Stock zu lösen. War der Riese gefallen,<br />
so hielt man erst einmal inne, nicht nur zum Verschnaufen.<br />
Im Bayerischen Wald zum Beispiel nah men die Männer den<br />
Hut ab und beteten ein Vaterunser. Mancher ältere Kollege hat<br />
das noch miterlebt. Für diese Leute war es keine Frage, wer<br />
hier produziert.<br />
Und heute? Es knien nur noch wenige nieder, zum Fällen.<br />
Und niemand nimmt den Hut ab, nach dem Fällen. Und erst<br />
recht keiner betet. Wer es täte, würde wohl bald für verrückt<br />
erklärt. Zumindest in den größeren Betrieben ist keine Zeit für<br />
Besinnung. Der Prozessor macht kurzen Pro zess. Unser Blick<br />
ist starr auf das »Produkt« gerichtet, die Gedanken kreisen um<br />
Masse und Erlös. Rohstoffindustrie. Ein Fleischerzeuger schaut<br />
seinen Schnitzelträgern ja auch nicht persönlich in die Augen.<br />
Die Förster, die sich einmal selbst als Naturmenschen<br />
fühl ten, als Sonderlinge, die ihre Bäume liebten, ebenso wie<br />
die Tiere, denen sie Heimat geben, sie scheinen weitgehend<br />
aus gestorben. Stattdessen trifft man <strong>Holz</strong>manager. Haben die<br />
noch Zeit, Bäume zu sehen? Ich fürchte, nein. Sie wären sonst<br />
wohl öfter traurig über den rüden Umgang mit ihnen. Oder<br />
wütend. Aber von solchen Gefühlsregungen ist nichts (mehr)<br />
zu hören. Die Betriebe funktionieren.<br />
Eine Kleinprivatwaldbesitzerin traf ich einmal in der<br />
Eifel, eine Frau vom alten Schlag, etwas eigensinnig und skeptisch<br />
gegenüber den neuen Entwicklungen. »Rohstoff, Energieträger,<br />
Hackschnitzel …«, sagte sie, »man hört heute nichts<br />
anderes mehr. Alle wollen nur unser <strong>Holz</strong>. Aber ich lasse die<br />
Maschinen nicht rein in meinen Wald. Ich mache Scheiter, die<br />
ich in die Hand nehmen kann und in den Ofen schieben. Ein<br />
Stück Natur, aus meinem Wald. Das lass ich mir nicht nehmen!«<br />
Rückständig? Sicher. Wenn wir lauter solche hätten, was<br />
wä re dann mit dem Wachstum? Aber vielleicht würden wir<br />
stattdessen das Wachsen wieder besser wahrnehmen: den<br />
Wald, der uns das <strong>Holz</strong> schenkt. Und eben das <strong>Holz</strong> selbst,<br />
nicht den »Rohstoff«. Erinnern Sie sich, wann Sie zuletzt ein<br />
<strong>Holz</strong>scheit in die Hand genommen haben? Ein richtiges <strong>Holz</strong>scheit,<br />
das Sie vielleicht selbst mit der Axt gespalten hatten?<br />
Ich meine nicht den prüfenden Blick auf Gewicht, Gesundheit<br />
oder Feuchtigkeit. Es geht überhaupt nicht um den prüfenden<br />
Blick, sondern um ein anderes Sehen, von dem Antoine de<br />
Saint Exupery schrieb: »Man sieht nur mit dem Herzen gut, das<br />
Wesentliche ist für die Augen un sicht bar.«<br />
Ein <strong>Holz</strong>scheit mit dem Herzen sehen? Vielleicht finden<br />
Sie doch mal Zeit dazu: <strong>Holz</strong> in aller Ruhe anzufassen, aufzuheben<br />
und zu spüren sich zu trauen. Hinriechen, mit der<br />
Hand darüber streichen. Die Jahrringe, eine Harztasche dazwischen,<br />
außen Rinde, darin winzige Löcher – Baum und <strong>Holz</strong><br />
sind auch Wohnung, für kleine Tierchen, lebendige. Ein Ast, gut<br />
eingewachsen, die Jahrringe legten sich schön da rum …<br />
erNeuerbare eNerGieN<br />
Bei diesem einfachen Berühren kommen wir der Ausgangs frage<br />
vielleicht näher: Wer produziert hier eigentlich? Ne ben Licht und<br />
Luft, Boden und Wasser wirkt da offenbar eine innere Kraft. Dieselbe<br />
Kraft, die eben auch jenes We sen »produziert« hat, welches<br />
gerade das <strong>Holz</strong>scheit in sei ner Hand hält, mich selbst. Nennen wir<br />
es »Natur«? Das kann kitschig wirken, vor allem wenn noch »Mutter«<br />
dabei steht. Oder »Gott«? Oh Gott, über diesen wird in aller Welt so<br />
viel gestritten.<br />
Aber irgendwie spüren wir etwas. »Etwas«? Ja. Es hat keinen<br />
Namen. Am weisesten hat es für mich der alte LaoTse <strong>ums</strong>chrieben:<br />
»Ein Etwas gibt es, aus dem Chaos ge wor den, früher als Himmel und<br />
Erde entstanden, ein ein samstilles, endlosweites in sich allein, unwandelbar<br />
krei send, nie sich erschöpfend; des Alls Urmutter könnte<br />
man es nennen; ich kenne seinen Namen nicht, ich nenne es Tao …«<br />
Wie immer wir dieses Etwas auch nennen. Wich tig ist, dass wir es<br />
spüren, ahnen. In diesem Ahnen kann etwas wach sen, in uns. Etwas<br />
Großes, Ruhiges, das alle Hektik von unten her auflöst. Ein Gewahrsein<br />
unser selbst und al ler anderen Wesen um uns. Wahrscheinlich<br />
macht dieses den Menschen aus, viel mehr als alles Produzieren. Wir<br />
dür fen es nicht vergessen, wenn wir Mensch bleiben wollen.<br />
■<br />
Text und Foto von Wilhelm Stölb<br />
Kunst kalender »Im Wald« 2011<br />
Die Schönheit des<br />
heimischen Waldes ins<br />
Haus bringen möchte der<br />
Kalender »Im Wald«<br />
von Wilhelm Stölb, Forstmann<br />
aus Landshut / Bayern.<br />
Diesmal enthält<br />
er 12 liebevoll gemalte<br />
Waldbilder mit<br />
kurzen, besinnlichen Begleittexten,<br />
die zum stillen<br />
Betrachten einladen.<br />
Ein ganz persönliches<br />
Geschenk, das im<br />
Handel nichts vergleichbares<br />
� ndet.<br />
Erschienen ist der Kalender im Selbstverlag in zwei Formaten:<br />
30 x 42 cm zum Preis von 22,90 € und 21 x 30 cm zum Preis von 12,90 €<br />
jeweils inklusive Inlandsversand. Ab 2 Stück Rabatt.<br />
Ansicht und Info im Internet unter www.waldundmensch.de.<br />
Bestellung auch direkt beim Autor:<br />
W. Stölb, Lunastraße 16, 84032 Altdorf.<br />
November | 2010 : proWald 15
INTERFoRST 2010 –<br />
Neues bei geräten und Werkzeugen<br />
Akkubetriebene Motorsägen von Dolmar und Stihl<br />
(Foto: KWF)<br />
Automatisches Kettenschärf-System von Dolmar<br />
(Foto: Günther Weise)<br />
16 proWald : November | 2010<br />
seiteN Des KWf<br />
Motorsägen<br />
Der sich bei Heckenscheren, Blasgeräten<br />
und Trimmern seit einiger Zeit herauskristallisierende<br />
Trend hin zu akkubetriebe nen<br />
Geräten wurde auf der Interforst 2010 weiter<br />
bestätigt. Dass die Geräte tauglich sind, hat<br />
sich bereits in der Praxis gezeigt. Wurden bei<br />
den letzten Messen noch ab gas reduzierte<br />
Motorsägen als Neuheit gefeiert, überraschten<br />
diesmal Dolmar und Stihl erstmals auch<br />
mit akkubetriebenen Motorsägen. Diese<br />
sind mehr als nur eine Ergänzung der bestehenden<br />
Produktpalette. Mit diesen Sägen<br />
kann »richtig gearbeitet« werden, und das<br />
ohne Abgase mit dem Komfort moderner<br />
Kettensägen. Damit wurde eine Ent wicklung<br />
eingeschlagen, die sicher noch für weitere<br />
Über raschungen sorgen wird.<br />
HUSQVARNA hat mit dem TrioBrake<br />
Bremssystem ein zusätzliches Sicherheitselement<br />
marktreif eingeführt. Wie sich zeigt,<br />
war die große Skepsis bei der Modelleinführung<br />
unbegründet, wie sich auch im Verlauf<br />
der KWFPrüfung bestätigte. Im Gegenteil!<br />
Die Verkaufszahlen gehen ständig nach<br />
oben und belegen damit, dass diese Technik<br />
von den Käufern angenommen wird.<br />
Von der Firma Blount GmbH wurde<br />
erstmals ein neues automatisches KettenschärfSystem<br />
vorgestellt. Dieses erspart<br />
Hobby und semiprofessionellen Anwendern<br />
die sonst regelmäßig anfallenden und<br />
für sie aufwendigen Feilarbeiten. Hierfür<br />
wurde eigens eine neuartige Kette entwickelt.<br />
Laut Vertreiberangaben hat sich das<br />
System in den USA bereits in der Praxis<br />
bewährt. Man darf gespannt sein, ob sich<br />
geringes Rückschlagverhalten sowie das<br />
wenig aggressive Verhalten bei der Schnittschutzprüfung<br />
auf den Prüfständen bestätigen<br />
werden.
Säge- und Spalttechnik<br />
Die beiden eindeutigen Trends der Interforst<br />
im Bereich Säge und Spalttechnik sind zum<br />
einen Mobilität, zum anderen Sicherheit.<br />
AMR und BGU präsentierten neue Spaltgeräte<br />
mit einfahrbaren Fahrwerken. Sie erlauben<br />
es dem Anwender, auch mit kleinem<br />
Antriebsgerät relativ starke Spalttechnik zu<br />
transportieren.<br />
Die aktuellen Diskussionen, die Sicherheit<br />
beim Spalten von <strong>Holz</strong> mittels <strong>Holz</strong>spalter<br />
zu erhöhen, haben eine neue Spaltervariante<br />
hervorgerufen. Das erste GSgeprüfte<br />
Gerät wur de von der Firma Posch präsentiert.<br />
Mit modifiziertem Spaltkeil, welcher<br />
krumm gewachsenes <strong>Holz</strong> zusätzlich fixieren<br />
soll, stellt das Gerät einen Ansatz zu<br />
mehr Sicherheit beim Spalten dar. Die Lösung<br />
bildet einen Kompromiss zur Variante<br />
der »trennenden Schutzeinrichtung«. Sie<br />
wird eigentlich von aktuellen Gesetzesvorgaben<br />
verlangt, ist jedoch nach aktuellem<br />
Technikstand bei <strong>Holz</strong>spaltern nicht praktikabel.<br />
Auf dem Messestand des LSV wurden<br />
neu konzipierte Tischsägen vorgeführt,<br />
bei denen der Eingriff in den Sägebereich<br />
währende des Sägens nicht mehr möglich<br />
ist. Da die beiden greifenden Normen für<br />
die Sicherheit von Spaltern und Kreissägen<br />
noch nicht verabschiedet sind, bleibt es abzuwarten,<br />
ob die vorgestellten Lösungen<br />
nach deren Verabschiedung in der Serie umgesetzt<br />
werden können.<br />
seiteN Des KWf<br />
Werkzeuge<br />
Die Firma Dako vervollständigt ihre Spaltwerkzeuge<br />
weiter mit dem »Rotband Stielschoner«.<br />
Beim Spalten kommen häufig<br />
Beschädigungen am Stiel vor, wenn dieser<br />
an das zu spaltende <strong>Holz</strong> anschlägt. Mit der<br />
patentierten Stahlhülse können diese Beschädigungen<br />
weitestgehend verhindert<br />
werden. Weiterhin führt sie zu einem Gewinn<br />
an Sicherheit und Wirtschaftlichkeit,<br />
weil Stiele deutlich weniger zerbrechen oder<br />
ausgetauscht werden müssen.<br />
Die Firma Keller hat mit der Kombination<br />
von zwei Kunststoffkeilen einen Keil mit<br />
großer Hubwirkung vorgestellt, welcher eine<br />
interessante Neuentwicklung darstellt.<br />
Bei dem DuoFällkeil können beide Keile<br />
auch einzeln verwendet werden. Zusammengehalten<br />
werden die Keile formschlüssig.<br />
Das System ist vielversprechend, muss<br />
aber noch seine Tauglichkeit in der Praxis<br />
unter Beweis stellen.<br />
■<br />
Patrick Müßig und Dietmar Ruppert,<br />
KWF GroßUmstadt<br />
Spalter von Posch mit modifiziertem<br />
Spaltkeil, welcher<br />
krumm gewachsenes <strong>Holz</strong><br />
zusätzlich fixieren soll<br />
(Foto: KWF)<br />
Durch Kombination von zwei Kunststoffkeilen der Firma<br />
Keller entsteht ein Keil mit großer Hubwirkung (Foto: KWF)<br />
Neues<br />
KWF-Merkblatt<br />
Die Vorkalkulation von Forstmaschinen<br />
(Merkblatt Nr. 17)<br />
Das erstmals 1994 erschienene KWFMerkblatt<br />
»Die Vorkalkulation von Unternehmermaschinen«<br />
wurde für eine 2. Auflage überarbeitet.<br />
In dem aktualisierten KWFMerkblatt wird für<br />
den Praktiker die Vorkalkulation der Maschinenkosten<br />
Schritt für Schritt anhand eines für<br />
jeden Betrieb und jede Maschine nachvollziehbaren<br />
Schemas erläutert. Die Ausführungen<br />
wenden sich in erster Linie an diejenigen<br />
Betreiber von Forstmaschinen, die ihre Kostenrechnungs<br />
und Buchführungskenntnisse<br />
vertiefen wollen.<br />
28 Seiten; Preis: 4 EUR<br />
(KWFMitglieder 2 EUR)<br />
Das KWF-Merkblatt kann ab sofort beim KWF<br />
bestellt werden.<br />
EMail: info@kwfonline.de<br />
Internet: www.kwfshop.de<br />
November | 2010 : proWald 17
Bodenschutztage in Dierdorf –<br />
Treffen für Fachleute und Politik<br />
18 proWald : November | 2010<br />
seiteN Des KWf<br />
Stofflich versus energetisch – dieses<br />
Spannungsfeld zeigt sich bei der Diskussion<br />
über eine optimale Verwendung<br />
des <strong>Holz</strong>es. Tatsächlich aber<br />
heißt es bei vielen Nutzungsmaßnahmen:<br />
sowohl stofflich als auch energetisch<br />
– also die geeigneten Sortimente<br />
an die geeigneten Abnehmer! Was aber<br />
bedeutet das für die Organisation der<br />
Nutzungsmaßnahmen? Nimmt die Befahrung<br />
in den Wäldern und damit die<br />
Bodenbelastung weiter zu?<br />
Für Forstwissenschaft und Forstpraxis hat es<br />
schon eine lange Tradition, sich mit Fragen<br />
des Erhalts der Produktionskraft von Wald<br />
böden zu befassen. Denn schließlich kommt<br />
dem Boden bei der forstlichen Produktion<br />
eine entscheidende Rolle zu. Doch während<br />
zu Beginn der Mechanisierung, als noch<br />
kleinere Traktoren beim Rücken direkt durch<br />
die Bestände gefahren sind, die Anforderungen<br />
des Bodenschutzes beim Forstmaschineneinsatz<br />
darauf beschränkt blieben, den<br />
produktiven Waldboden zu schonen und<br />
stattdessen alle Fahrbewegungen auf sogenannte<br />
Rückelinien zu konzentrieren – und<br />
zwar auf Dauer! –, stellt sich heute die Frage,<br />
wie bei einer derartigen Konzentration der<br />
Befahrungen ein Erhalt der Rückegassen erreicht<br />
werden kann.<br />
Die Parlamentarische Staatssekretärin aus dem<br />
BMELV, Julia Klöckner, eröffnet die 1. KWF-<br />
Thementage. Neben ihr (links) der KWF-<br />
Vorsitzende Ministerialdirigent Peter Wenzel.<br />
(Foto: Katja Büchler, KWF)
Was ist für die Erhaltung einer Rückegasse<br />
zu tun?<br />
Forstseitig gibt es hierzu zahlreiche Lösungsansätze<br />
z. B. zur sogenannten Armierung der<br />
Rückegassen (»Knüppeldamm«, Kronenmaterial,<br />
autochthones Gestein etc.). Doch wird<br />
bei diesem Thema gerne auf die technischen<br />
Entwicklungen verwiesen, wie breitere Reifen,<br />
kontinuierliche Anpassung des Reifendrucks,<br />
reduziertes Maschinengewicht etc.,<br />
oder auch an die Unternehmer appelliert,<br />
die die Maßnahmen durchführen: Aufziehen<br />
von Bändern, Unterbrechung der <strong>Holz</strong>erntemaßnahme<br />
etc.<br />
Dierdorf setzte Zeichen –<br />
auch politisch<br />
In der Vorbereitung der 1. KWFThementage<br />
zum Thema »Bodenschonung bei der <strong>Holz</strong>ernte«<br />
in Dierdorf hat das KWF »den Stier bei<br />
den Hörnern« gepackt und alle Akteure aus<br />
der Forst<strong>Holz</strong>Kette an einen Tisch geholt,<br />
um gemeinsam zu diskutieren, was jeder<br />
einzelne in seinem Zuständigkeitsbereich<br />
zur Verbesserung des Bodenschutzes beitragen<br />
kann. Es geht also nicht darum, den<br />
»Schwarzen Peter Bodenschutz« von einem<br />
Akteur zum anderen zu schieben, sondern<br />
darum, die Anforderungen des Bodenschutzes<br />
als gemeinsame Anliegen in der Forst<br />
<strong>Holz</strong>Kette zu verankern. In Dierdorf wurden<br />
dazu technische und organisatorische Maßnahmen<br />
gezeigt und erörtert. Ergänzend boten<br />
die Foren Gelegenheit, mit den Podi<strong>ums</strong>teilnehmern<br />
offene Fragen zu diskutieren.<br />
Dierdorf wurde aber nicht nur ein Treffpunkt<br />
der rund 1.500 Fachleute aus dem<br />
ganzen Bundesgebiet, vielmehr ging von<br />
Dierdorf auch ein Signal an die Politik.<br />
Frau Staatssekretärin Julia Klöckner aus<br />
dem BMELV hat am Morgen des 29. Septembers<br />
den Startschuss zu den Bodenschutztagen<br />
in Dierdorf gegeben. Sie verwies<br />
in ihrem Grußwort darauf, wie wichtig<br />
es sei, dass der Cluster Forst & <strong>Holz</strong> das<br />
Thema Bodenschutz offensiv angehe und<br />
nach eigenen Lösungen suche, denn längst<br />
sei dieses Thema zu einer Imagefrage der<br />
Forstwirtschaft geworden und werde auch<br />
an die Politiker herangetragen. Zusätzlich<br />
zu dem in Deutschland bereits bestehenden<br />
nationalen Bodenschutzrecht werde seit einiger<br />
Zeit eine europäische Bodenschutzrichtlinie<br />
diskutiert. Dies könne für die<br />
Forstwirtschaft jedoch die Gefahr bergen,<br />
dass weitere Restriktionen formuliert würden.<br />
Frau Klöckner nutzte die Gelegenheit,<br />
sich über die von Forst und <strong>Holz</strong>wirtschaft<br />
seiteN Des KWf<br />
unternommenen Aktivitäten vor Ort zu informieren.<br />
Am Nachmittag nahm sich Frau Staatssekretärin<br />
Jaqueline Kraege aus dem Umweltministerium<br />
RheinlandPfalz die Zeit,<br />
um sich im Rahmen eines Rundgangs über<br />
die aktuellen Entwicklungen beim Thema<br />
forstlicher Bodenschutz zu informieren. Sie<br />
äußerte große Anerkennung z. B. für die von<br />
den rheinlandpfälzischen Landesforsten<br />
vorgestellten Verfahren zum nachvollziehbaren<br />
Wiederauffinden der Rückegassen<br />
mittels GPS. Dies sei gerade nach Sturmkatastrophen,<br />
wie sie das Land in dem letzten<br />
Jahrzehnt mit Kyrill, Gertrud und anderen<br />
lokalen Stürmen erleben musste, von zentraler<br />
Bedeutung. Natürlich sei Bodenschutz<br />
nicht <strong>ums</strong>onst zu haben, und es müsste zwischen<br />
den Akteuren der Forst<strong>Holz</strong>Kette<br />
diskutiert werden, wie die zusätzlichen Kosten<br />
finanziert werden könnten.<br />
Staatssekretärin Kraege stellte sich den<br />
Fragen im Rahmen des forstpolitischen For<strong>ums</strong><br />
und eröffnete die Abendveranstaltung,<br />
bei der zahlreiche Gelegenheiten für einen<br />
fachlichen Austausch bestanden.<br />
Jacqueline Kraege, Staatssekretärin im Umweltministerium<br />
Rheinland-Pfalz, bei ihrer Rede im voll<br />
besetzten Forenzelt (Foto: Katja Büchler, KWF)<br />
Besucher, Aussteller und Vorführer waren<br />
mit dieser Veranstaltung, die das KWF<br />
federführend mit den Landesforsten RheinlandPfalz<br />
und Unterstützung aus weiteren<br />
Ländern durchgeführt hatte, sehr zufrieden<br />
und zeigten sich einig: In Dierdorf wurde in<br />
Sachen Bodenschutz ein Stein ins Wasser geworfen,<br />
der weitere Kreise ziehen wird!<br />
■<br />
Ute Seeling, KWF GroßUmstadt<br />
Auch eine Möglichkeit zur Bodenschonung: Panzerlaufwerk mit Gummipolstern und beweglichen Laufrollen<br />
(Foto: Peter Harbauer, KWF)<br />
November | 2010 : proWald 19
Foto: Eberhard Piest<br />
20 proWald : November | 2010<br />
seiteN Des DfWr<br />
Stofflich oder energetisch?<br />
Die Diskussion um <strong>Holz</strong>verwendung versachlichen!<br />
Dieser Beitrag entstand einen Tag<br />
nach der »Wald-Klima-Konferenz« des<br />
BMELV, einen Tag nach dem Protesttag<br />
der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie gegen<br />
die energetische Verwendung von <strong>Holz</strong><br />
und zwei Tage nach Verabschiedung<br />
des Energiekonzeptes durch den Deutschen<br />
Bundestag. Kurz zuvor hatte<br />
die FAZ über die Hunsrück-Gemeinde<br />
Morbach als innovative Kom mune auf<br />
dem Weg zur autarken Energieversorgung<br />
berichtet. <strong>Holz</strong> war dabei einer<br />
von vielen Bausteinen im zukunftsfähigen<br />
Energiemix.<br />
Die wenigen Beispiele zeigen: Das Thema<br />
Energie zählt mit den Aspekten Versorgungssicherheit,<br />
Unabhängigkeit von<br />
Energieimporten und der Atomenergie,<br />
Klimarelevanz und Ausbau erneuerbarer<br />
Energien zu den Topthemen in Medi en und
Gesellschaft. Dies ist längst kein deutsches<br />
Phänomen, sondern es wird europäisch und<br />
weltweit diskutiert. Kein Wunder, angesichts<br />
weiter drastisch wachsender Weltbevölkerung,<br />
des absehbaren Endes fossiler Energiequellen<br />
und der nur noch von wenigen<br />
hartnäckigen Kritikern bezweifelten Auswirkungen<br />
des Klimawandels auf Mensch und<br />
Umwelt.<br />
Allein diese »Treiber« machen mehr<br />
als deutlich, dass die Nachfrage nach Biomasse<br />
als einer der wichtigen erneuerbaren<br />
Energien deutlich zunehmen wird. Gleichzeitig<br />
müsste jedoch jedem klar sein, dass<br />
auch bei den nachwachsenden Rohstoffen<br />
allein bezogen auf die nachhaltig nutzbare<br />
Fläche die Potenziale nicht unerschöpflich<br />
sind. Dies gilt uneingeschränkt auch für den<br />
deutschen Wald und Deutschlands bedeutendsten<br />
nachwachsenden Rohstoff, das<br />
<strong>Holz</strong>. Begrenzte Güter und steigende Nachfrage<br />
bewirken Wettbewerb. Zunehmender<br />
Wettbewerb bewirkt steigende Preise. Beides<br />
führt in aller Regel aber auch zu verstärkten<br />
Anstren gungen in Forschung und<br />
Entwicklung und lässt Innovationen und<br />
marktfähige Lösungen bspw. im Bereich des<br />
effizi enten Rohstoffeinsatzes oder neuer<br />
Werkstoffe erwarten.<br />
Die aktuelle Diskussion um die stoffliche<br />
und energetische Nutzung von<br />
<strong>Holz</strong> spielt sich genau vor dieser Kulisse ab.<br />
Im Marktsegment der stofflichen Nutzer<br />
von <strong>Holz</strong> treffen mit der Papier und <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie<br />
zwei »Big Player«, die<br />
über Jahrzehnte den Markt beherrschten,<br />
auf eine deutlich gestiegene Nachfrage auf<br />
Seiten der <strong>Holz</strong>energie. Höhere Preise sind<br />
die logische Folge. Für die Forst wirtschaft<br />
eine erfreuliche Entwicklung, erzielt sie in<br />
diesem Segment wieder Preise, die endlich<br />
den Wert und die Wertschätzung des<br />
Rohstoffes widerspiegeln und seit Langem<br />
wieder Deckungsbeiträge und Gewinne für<br />
Forstbetriebe und unzählige Waldbesitzer<br />
versprechen.<br />
Betrachtet man im Kontext der allgemeinen<br />
positiven Wirtschaftsdaten und Prognosen<br />
für 2010 die aktuellen Wirtschaftszahlen<br />
der Forst und <strong>Holz</strong>wirtschaft, so lässt sich<br />
zunächst feststellen: Die deutsche Forst<br />
und <strong>Holz</strong>wirtschaft ist auf einem guten Weg.<br />
Und gerade angesichts dieser Entwicklung,<br />
in der eine gesicherte Rohstoffversorgung<br />
mit zu den zentralen Erfolgsfaktoren für die<br />
<strong>Holz</strong>industrie zählt, ist es wichtig, damit<br />
verbundene Herausforderungen sachlich<br />
seiteN Des DfWr<br />
zu bewerten und in die Diskussion mit den<br />
Partnern einzubringen. Dies gilt auch für<br />
Fragen der energetischen Verwer tung von<br />
<strong>Holz</strong>.<br />
Die zahlreichen Vorteile der sogenannten<br />
Kaskadennutzung von <strong>Holz</strong> führten<br />
auch am Ende der WaldKlimaKonferenz<br />
des BMELV zu der These: Stoffliche Verwertung<br />
vor energetischer Verwertung – Energetische<br />
Verwertung vor Nichtnutzung!<br />
Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass<br />
auch die <strong>Holz</strong>energie ihren Stellenwert im<br />
Energie mix hat und haben wird. Die energetische<br />
Verwertung von <strong>Holz</strong> war immer<br />
schon ein Standbein im Einkommen unzähliger<br />
Waldbesitzer. Dies wird sich grundsätzlich<br />
nicht ändern, zumal sich auch hier<br />
interessante zusätzliche Produktionsmöglichkeiten<br />
beispielsweise über die gezielte<br />
Nutzung von Rückegassenflächen oder die<br />
Nutzung von EnergieVorwald abzeichnen.<br />
Grundsätzlich aber folgt der Weg des<br />
<strong>Holz</strong>es dem Weg der Nachfrage bzw. des<br />
besten Angebots. So dürfte für die Forstwirtschaft<br />
bei entsprechender Ertragslage auch<br />
die stoffliche Verwertung im Sinne einer<br />
Kaskadennutzung und mit Blick auf die CO2<br />
Einsparung und Wertschöpfungspotenziale<br />
die erste Option sein. Die wünschenswerte<br />
Kaskadennutzung wird sich daher insbesondere<br />
dann einstellen, wenn die Märkte für<br />
die stoffliche Verwertung, wie etwa der <strong>Holz</strong>bau,<br />
hierfür klare Impulse geben. Nur dann<br />
lassen sich die Potenziale von <strong>Holz</strong> in betriebswirtschaftlicher,<br />
volkswirtschaftlicher,<br />
ökologischer und klimapolitischer Hinsicht<br />
voll ausspielen. Die Wertschöpfung kommt<br />
dann auch wieder beim Waldbesitzer an und<br />
motiviert gleichzeitig die bisher Zögerlichen<br />
ihre bislang ungenutzten <strong>Holz</strong>ressourcen im<br />
Rahmen einer nachhaltigen Bewirtschaftung<br />
auf den Markt zu bringen.<br />
»Nachhaltige Forstwirtschaft« ist an<br />
dieser Stelle einmal mehr der Schlüsselbegriff.<br />
Wer glaubt, dass die Forstwirtschaft<br />
im Stillen wirkt, abgeschottet von der Zivilisation,<br />
von den Medien und von der kritischen<br />
Betrachtung der Menschen, der irrt.<br />
Die Forst und <strong>Holz</strong>wirtschaft tun gut daran,<br />
die Menschen mitzunehmen und nicht<br />
nachzulassen, die Vorteile nachhaltiger<br />
Waldbewirtschaftung und einer verstärkten<br />
<strong>Holz</strong>verwendung dauerhaft und auf Fakten<br />
basiert zu kommunizieren. Dank guter und<br />
über viele Jahre auf allen Ebenen erfolgreich<br />
praktizierter Informations und Öffentlich<br />
keitsarbeit hat die Forstwirtschaft ein gutes<br />
Image, es darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.<br />
Gerade in Zei ten, in denen sich Forstwirtschaft<br />
wieder lohnt, ist es entscheidend,<br />
dass die Menschen den Forstleuten und<br />
Wald besitzern Vertrauen schenken und verstehen,<br />
dass Schützen und Nutzen im Rahmen<br />
einer nachhaltigen, multifunktionalen<br />
Forstwirtschaft keinen Widerspruch darstellen.<br />
Die Akzeptanz der Waldbewirtschaftung<br />
in Gesellschaft und Politik ist nicht nur eine<br />
wesentliche Voraussetzung für das Handeln<br />
in der Forstwirtschaft. Sie ist auch Grundvoraussetzung<br />
für eine nachhaltige Versorgung<br />
der <strong>Holz</strong>wirtschaft und deren wirtschaftlichen<br />
Erfolg.<br />
Kontraproduktiv und unverständlich<br />
wirkt vor diesem Hintergrund die hausgemachte<br />
Verunsicherung der Verbraucher,<br />
wie sie mit dem Protesttag der Europäischen<br />
<strong>Holz</strong> werkstoffindustrie betrieben wurde.<br />
Man kann und sollte sich sachlich und kritisch<br />
– so wie es andere Sparten der <strong>Holz</strong>wirtschaft<br />
tun – mit den Aspekten der stofflichen<br />
und energetischen Verwendung von<br />
<strong>Holz</strong> auseinander setzen. Wer aber glaubt,<br />
seine Interessen durch Verunsicherung<br />
der Bevölkerung und zu Lasten des Images<br />
der Forstwirtschaft mit Schreckensbildern<br />
von brennenden <strong>Holz</strong>transportern und<br />
Aussagen wie »zuviel deutscher Wald wird<br />
verbrannt« oder »Schluss mit der Brandrodung<br />
im deutschen Wald« zu erreichen, ist<br />
schlecht beraten. Diese Art von PR ist Effekthascherei<br />
und greift zu kurz. Mehr noch:<br />
Sie zerstört das Vertrauen und nachweisbar<br />
gute Image der deutschen Forstwirtschaft.<br />
Dieses Image gilt es zu stärken statt zu gefährden.<br />
Forst und <strong>Holz</strong>wirtschaft sollten<br />
sich in diesem Punkt einig sein!<br />
■<br />
Kommentar von Dirk Alfter,<br />
<strong>Deutscher</strong> Forstwirtschaftsrat, Berlin<br />
November | 2010 : proWald 21
Aus Alt mach Neu – die Renaissance<br />
Die modernste Zellstoff-Fabrik<br />
Europas steht auf dem Gelände<br />
eines ehemaligen Kernkraftwerks.<br />
Weiße Wasserdampfwolken umwabern den<br />
graugrünen Turm der Kraftanlage des Zellstoffwerks<br />
in Arneburg nahe der Elbe in<br />
SachsenAnhalt an einem sonnigen, aber<br />
schon frostigen Herbsttag. Ganz oben rechts<br />
prangt das Unternehmenslogo, ein stilisiertes<br />
weißes »ZS« auf blauem Grund als Abkürzung<br />
für den Firmennamen »Zellstoff<br />
Stendal«. Das moderne BiomasseKraftwerk<br />
versorgt die Fabrik nicht nur mit der<br />
wichtigen Wärme und dem Dampf für die<br />
Trocknung des Zellstoffs, sondern erzeugt<br />
auch noch elektrische Energie – und zwar<br />
sehr viel mehr, als der Betrieb selbst braucht.<br />
Etwa 40 Prozent dieses »grünen« Stroms<br />
werden als erneuerbare Energie in das öffentliche<br />
Netz eingespeist. Mit dieser Menge<br />
können gut 100.000 Privathaushalte versorgt<br />
werden. Die Stromerzeugung aus Biomasse<br />
vermeidet außerdem eine Emission von ca.<br />
670.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Direkt neben<br />
22 proWald : November | 2010<br />
aus Der Wirtschaft<br />
dem Kraftwerk die modernen, blitzblanken<br />
Produktionsanlagen, auf denen pro Jahr<br />
über 600.000 Tonnen Zellulose hergestellt<br />
werden.<br />
Doch nur wenige hundert Meter weiter<br />
ein ganz anderes Bild: Zerbröselnder<br />
Beton, zugewucherte alte Überreste eines<br />
Kernkraftwerks, eine Industriebrache. Ein<br />
Atomreaktor und ein Kühlturm sind bis<br />
auf die Grundmauern geschleift. Eigentlich<br />
sollte hier einmal eines der größten Kernkraftwerke<br />
Europas entstehen. Die ersten<br />
Anlagen waren schon gebaut, als 1990 das<br />
Ende der DDR und damit auch des riesigen<br />
Atomkraftwerks etwa zwanzig Kilometer<br />
nördlich der Hansestadt Stendal kam. Die<br />
geplanten Reaktoren sowjetischer Bauart<br />
schienen zu unsicher. Deshalb wurde im<br />
deutsch deutschen Einigungsvertrag festgeschrieben,<br />
dass der Bau der Kernkraftwerke<br />
bei Arneburg gestoppt und die bereits bestehenden<br />
Anlagen zurückgebaut werden.<br />
Rund ein Jahrzehnt lag danach das bereits<br />
erschlossene Industrieareal im Dornröschenschlaf,<br />
bevor es durch die ameri<br />
kanischkanadische Mercer Group, einem<br />
weltweit führenden Hersteller im Segment<br />
des langfaserigen Marktzellstoffs, wieder erweckt<br />
wurde. Innerhalb von nur 23 Monaten<br />
von August 2002 bis Juli 2004 zog der Konzern<br />
hier das moderne Zellstoffwerk Stendal<br />
hoch, um damit den Zellstoffmarkt in<br />
Deutschland gründlich aufzumischen.<br />
Mehr als 20 Jahre lang ging zuvor die<br />
Zellstoffproduktion in Deutschland zurück,<br />
man sprach schon lange von einer<br />
sterbenden Industrie. Zwar war Deutschland<br />
bereits damals bei der Papierherstellung<br />
europaweit führend. In fünf Zellstoffwerken<br />
wurden bei uns 1990 jedoch nur<br />
noch 850.000 Tonnen pro Jahr hergestellt;<br />
der Zellstoffverbrauch lag jedoch bei etwa<br />
4,5 Millionen Tonnen. Riesige Mengen<br />
mussten also aus dem Ausland importiert<br />
werden.<br />
Start in den neuen Bundesländern<br />
In diesen Markt drang 1994 die Mercer<br />
Group ein, als sie von der ostdeutschen TreuhandGesellschaft<br />
das bereits 1883 gebaute
Zellstoffwerk Rosenthal in Blankenstein an<br />
der Saale erwarb. Die veraltete Anlage an<br />
der bayerischthüringischen Grenze wurde<br />
nach und nach bis 1999 stillgelegt und<br />
parallel ab 1997 für mehr als 400 Millionen<br />
Euro eine komplett neue Zellstoffproduktion<br />
auf dem Gelände aufgebaut. Rosenthal<br />
war das erste Zellstoffwerk in Deutschland,<br />
das den Zellstoff aus dem <strong>Holz</strong> mithilfe einer<br />
sehr modernen, umweltschonenden Sulfat<br />
Technologie herauslöst. Das Verfahren wird<br />
zwar in vielen Ländern seit Jahrzehnten zur<br />
Zellstoffproduktion angewendet, jedoch<br />
hat Mercer mit diesem Werk in Deutschland<br />
neue internationale Umweltstandards für<br />
die Zellstoffindustrie gesetzt.<br />
Aufgrund dieser Erfahrungen entschloss<br />
sich die Mercer Group dann, mehr als eine<br />
Milliarde Euro in das neue Zellstoffwerk in<br />
SachsenAnhalt zu investieren und die modernste<br />
und größte Anlage für Zellstoffproduktion<br />
in Mitteleuropa aufzubauen. Heute<br />
arbeiten für das Werk mehr als 600 Mitarbeiter.<br />
Nur in Skandinavien gibt es vergleichbare<br />
Anlagen.<br />
aus Der Wirtschaft<br />
der deutschen Zellstoff-Industrie<br />
Der <strong>Kampf</strong> um den Rohstoff<br />
Schon in der Bauphase lief die Organisation<br />
der Rohstoffversorgung für das neue<br />
Werk an. »Dieses Zellstoffwerk ging mit<br />
einer Nachfrage nach drei Millionen Festmetern<br />
<strong>Holz</strong> pro Jahr auf einen Schlag an<br />
den Markt,« erklärt Martin Stöhr, Leiter<br />
des Rundholzeinkaufs. »Damals kam sehr<br />
schnell die Frage auf, wie diese riesige Nachfrage<br />
befriedigt werden kann, denn der benötigte<br />
<strong>Holz</strong>bedarf entspricht der jährlichen<br />
Arbeitsleistung von rund 300 einschichtig<br />
betriebenen Harvestern.«<br />
Um aktiv in diesen Markt einzugreifen,<br />
gründete die Zellstoff Stendal die Tochtergesellschaft<br />
ZS <strong>Holz</strong> GmbH, die für die<br />
Rohstoffbeschaffung und den Transport<br />
des Rohmaterials ins Werk nach Arneburg<br />
zuständig ist. Von Anfang an betrieb die<br />
ZS <strong>Holz</strong> eigene Teams mit Harvestern und<br />
Rückezügen, um das Nadelholz bei Privatwaldbesitzern<br />
und im Staatswald selbst zu<br />
ernten.<br />
Heute ist ZS <strong>Holz</strong> mit acht Ernteteams<br />
sowie sechzehn Kran und SattelzugLkw<br />
Zellstoffwerk in Arneburg in Sachsen-Anhalt<br />
nördlich von Stendal. (Foto: ZS <strong>Holz</strong>)<br />
in zwei Schichten im Einsatz, um <strong>Holz</strong> im<br />
Nahbereich zum Werk einzuschlagen und<br />
nach Arneburg zu fahren. Zwischen vier<br />
und sieben Uhr morgens rücken die LKW<br />
aus, kommen mittags mit dem Rundholz zurück,<br />
laden ab und übergeben die Fahrzeuge<br />
an die nächste Schicht. Etwa zehn Prozent<br />
ihres <strong>Holz</strong>bedarfs kauft die Firma auf dem<br />
Stock und arbeitet es mit eigenen Kapazitäten<br />
auf. So können auch Schwankungen<br />
ausgeglichen werden, denn die Logistiker<br />
der ZellstoffFabrik können selbst entscheiden,<br />
wann sie das <strong>Holz</strong> aus dem Wald abholen<br />
wollen. Martin Stöhr: »Der Waldbesitzer<br />
braucht sich nicht mehr um das Einschlagen<br />
zu kümmern. Der Stockkauf hat für uns<br />
den Vorteil, dass wir die <strong>Holz</strong>belieferung bei<br />
Bedarf etwas steigern können, wenn wir es<br />
brauchen. In Absprache mit den Waldbesitzern<br />
haben wir in bestimmten Mengen die<br />
Möglichkeit, das zu puffern.« Das war auch<br />
wichtig, als vor fast vier Jahren der Sturm Kyrill<br />
riesige Waldflächen in Westdeutschland<br />
schädigte und ein großes Sturmholzangebot<br />
hinterließ.<br />
November | 2010 : proWald 23
Die Zellstoff Stendal <strong>Holz</strong> GmbH setzt im Nahbereich um<br />
das Werk eigene LKW zur <strong>Holz</strong>abfuhr ein. (ZS <strong>Holz</strong>)<br />
Die Zellstoff Stendal <strong>Holz</strong> GmbH hat Eisenbahn-Güterwagen<br />
angemietet, um damit auf der Schiene Rundholz<br />
ins Werk zu befördern. (Foto: Wolfgang Brauer)<br />
Ein großer Teil des <strong>Holz</strong>es für die Zellstofffabrik wird mit der<br />
Bahn nach Arneburg ins Werk transportiert. (Foto ZS <strong>Holz</strong>)<br />
Fertig produzierte Zellstoffblätter verlassen gestapelt die<br />
Produktionsanlage. (Foto: ZS <strong>Holz</strong>)<br />
24 proWald : November | 2010<br />
aus Der Wirtschaft<br />
ZS setzt auf die Bahn<br />
Die Zellstoff Stendal <strong>Holz</strong> GmbH bezieht<br />
ihre Rohstoffe, überwiegend Kiefer und<br />
Fichte, aus dem gesamten Bundesgebiet mit<br />
Schwerpunkt in den neuen Bundesländern<br />
sowie aus dem angrenzenden Ausland. Im<br />
Nahbereich setzt die firmeneigene Logistik<br />
auf den Lkw, ab etwa 200 Kilometer wird der<br />
Bahntransport in Ganzzügen geprüft. Das<br />
heißt, komplette RundholzZüge mit bis zu<br />
20 Spezialwaggons, die vor Ort in den Waldregionen<br />
beladen und dann direkt zum Zellstoffwerk<br />
gefahren werden.<br />
Für den Transport beauftragt die ZS <strong>Holz</strong><br />
private Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
(EVUs), die wiederum auf dem Gleisnetz der<br />
DB fahren. Für die <strong>Holz</strong>verladung auf die<br />
Bahn nutzt das Unternehmen öffentliche<br />
und private Verlademöglichkeiten.<br />
Etwa vier bis fünf Ganzzüge mit Rundholz<br />
treffen pro Tag auf dem eigenen Gleisanschluss<br />
auf dem Werksgelände ein. Auf<br />
einen Ganzzug passen fast zweitausend<br />
Raummeter. Um die riesige Menge Rundholz<br />
und Hackschnitzel zum Werk zu transportieren,<br />
hat ZS <strong>Holz</strong> eigenes Waggonmaterial<br />
langfristig angemietet. Insgesamt<br />
werden mehr als 50 Prozent des bei Zellstoff<br />
Stendal benötigten Rohholzes per Bahn angefahren.<br />
Moderne Produktion<br />
Die Hackschnitzel werden auf dem riesigen<br />
Werksgelände in Arneburg auf Halden gelagert,<br />
bevor sie in die Produktion gehen.<br />
Das Rundholz wird auf eigenen Ladegleisen<br />
ebenfalls bis aufs Firmengelände gefahren,<br />
von den BahnRungenwagen mit Stackern,<br />
das sind Fahrzeuge mit riesigen Greifarmen,<br />
abgeladen und zwischengelagert, bevor es<br />
in die Hackerei wandert. In zwei identischen<br />
Produktionslinien wird das Rundholz in großen<br />
Trommeln entrindet, gewaschen und<br />
dann zerkleinert, bevor das Material in die<br />
Zellstoffproduktion wandert.<br />
In der Produktionshalle wird das <strong>Holz</strong> bei<br />
ca. 165 Grad Celsius zusammen mit der Lauge<br />
gekocht. Dabei lösen sich die <strong>Holz</strong>zellen<br />
aus ihrem Verbund mit den anderen <strong>Holz</strong>bestandteilen.<br />
Der Kochprozess dauert etwa<br />
vier Stunden. Nach dem Kochen werden die<br />
Zellulosefasern von den in Lösung übergegangenen<br />
<strong>Holz</strong>bestandteilen getrennt. Die<br />
Zellulose wird sortiert und geblichen. Die<br />
Schwarzlauge mit dem energiereichen Lignin<br />
wird im Kraftwerk verbrannt und dient<br />
dort der Erzeugung von Strom und Dampf.<br />
Nebenprodukte des Zellstoffwerkes, wie<br />
Tallöl, Methanol, Terpentine, werden aufgefangen<br />
und ebenfalls vermarktet. Sie gehen<br />
in die chemische Industrie.<br />
Aus fünf Festmetern <strong>Holz</strong> wird am Ende<br />
etwa eine Tonne Zellstoff.<br />
Am Ende der Produktionsstraße verlässt<br />
der weiße Zellstoff die Anlage in langen,<br />
7,20 Meter breiten Bahnen. Sie werden<br />
in Bögen geschnitten, die zu Ballen gestapelt<br />
werden. Jeder Ballen ist 250 Kilogramm<br />
schwer. Jeweils acht dieser Ballen werden<br />
fest mit Draht verschnürt und bilden zusammen<br />
eine »Unit« – das ist für die Zellstoffbranche<br />
ein Standardmaß wie ein<br />
Barrel für die Ölindustrie. Die Units gehen<br />
dann in BahnGüterwagen, Lkw oder Binnenschiffe<br />
verladen zu den Endkunden:<br />
Diese sind Papierfabriken in Deutschland<br />
und im Ausland ohne eigene ZellstoffProduktion.<br />
Dort ist das Produkt aus Stendal besonders<br />
begehrt, erklärt Martin Stöhr, Leiter der<br />
Abteilung Rundholzeinkauf: »Unser Zellstoff<br />
hat beim Papier die gleiche Funktion wie der<br />
Stahl im Beton. Er bringt die Reißfestigkeit<br />
in die Papierbahn. Das ist besonders bei<br />
langen Papierrollen wichtig, denn wenn die<br />
in der Druckmaschine reißen, bedeutet das<br />
immer einen Produktionsstopp für die Druckerei.«<br />
Rohstoff-Frage existenziell<br />
Mit neuesten Standards in Produktion und<br />
Umweltschutz ist es Mercer mit seinen Werken<br />
Stendal in Arneburg in SachsenAnhalt<br />
und Rosenthal in Blankeinstein (Thüringen)<br />
offenbar gelungen, den in Deutschland<br />
schon totgesagten Industriezweig Zellstoffproduktion<br />
wieder neu zu beleben. Besonders<br />
wichtig dabei war, die entsprechenden<br />
Rohstoffmengen in einem schon verteilten<br />
Markt neu zu gewinnen. Und dieser RohstoffStrom<br />
darf auch niemals abreißen,<br />
denn im Werk wird rund um die Uhr an<br />
sieben Tagen in der Woche und etwa 355<br />
Tage im Jahr gearbeitet. Wenn die Zellstoff<br />
Herstellung doch einmal gestoppt werden<br />
muss, kostet jede Stunde Produktionsausfall<br />
einen fünfstelligen EuroBetrag. Auch<br />
deshalb wird die RohstoffFrage in Zukunft<br />
existenziell für die ZellstoffIndustrie in<br />
Deutschland bleiben »Die <strong>Holz</strong>versorgung<br />
für unsere beiden Zellstoffwerke in Zukunft<br />
sicherzustellen, ist deshalb eine herausfordernde<br />
Aufgabe,« so Michael Funk, Geschäftsführer<br />
der ZS <strong>Holz</strong> GmbH.<br />
■
Kooperation zwischen PTL<br />
und DFV auf neuer Basis<br />
Die neue Vereinbarung zwischen der Polnischen<br />
Forstgesellschaft (PTL) und dem DFV<br />
wurde am 15.09.2010 im Rahmen der PTL<br />
Tagung in Polańczyk feierlich unterzeichnet.<br />
links: Carsten Wilke (Präsident DFV) und<br />
rechts: Prof. Andrzej Grzywacz (Präsident<br />
PTL). Foto: Gapinski<br />
Der folgende Beitrag wurde für den Bericht<br />
über die forstliche Studienreise von 16 <strong>Forstverein</strong>s-Mitgliedern<br />
in den Bereich der Regionaldirektion<br />
Bialystok vom 22. bis 28. August<br />
2010 geschrieben. Er gibt eine guten Einblick,<br />
inwieweit die Kooperation mit Leben erfüllt<br />
wird.<br />
Ein Integrationstreffen<br />
in Polen!<br />
So der offizielle Tagesordnungspunkt für<br />
den 25. August 2010 von 18.00 bis 20.00 Uhr:<br />
Abendbrot am Lagerfeuer, verbunden<br />
mit einem Integrationstreffen der deutschen<br />
und polnischen Forstleute. Durchzuführen<br />
in Ruciane in der Oberförsterei<br />
Maskulinskie.<br />
Bei dem derzeitigen Reizwort Integration<br />
fallen einem angesichts der aktuellen<br />
Diskussion alle Furchtbarkeiten menschlichen<br />
Miteinanders ein. Es sei denn, man ist<br />
oder war gerade in Polen. Dort ist es anders!<br />
Dort verbinden Integration, Gast/Freundschaft,<br />
Offenheit und Herzlichkeit Besucher<br />
und Besuchte, Polen und Deutsche, Forstfrauen<br />
und Forstmänner. Und allen Betei<br />
seiteN Des forstvereiNs<br />
Kooperation mit Polen verstärkt<br />
ligten an dem Integrationstreffen war klar,<br />
dass wir uns nicht an das Programmende<br />
20 Uhr halten würden. Somit war dieser<br />
Abend ausgelassener und spontaner Fröhlichkeit<br />
geradezu exemp larisch für die gesamte<br />
Reise. Zeitweise entstand zudem der<br />
Eindruck eines deutschpolnischen Sängerwettstreits,<br />
gefördert von Selbstgebranntem<br />
und jeder Menge Gegrilltem.<br />
Und so können wir festhalten, dass es<br />
kein Integrationsproblem oder ähnlich<br />
Schwieriges mit unseren polnischen Freunden<br />
gibt! Ganz im Gegenteil: Die Exkursionswoche<br />
war geleitet von fachlicher Offenheit<br />
(mithin auch der Benennung von Problemen),<br />
waldbaulich Spannendem, historisch<br />
Aufklärendem und kulturell Anregendem.<br />
Und wieder einmal kamen wir nicht an<br />
deutscher Vergangenheit vorbei, die uns die<br />
polnischen Freunde erfreulich entspannt<br />
und unverkrampft nahebrachten. Auch dafür<br />
gilt ihnen allen unser aufrichtiger Dank!<br />
Im 26. Jahr der deutschpolnischen<br />
Freundschaft auf Ebene des Nordwestdeutschen<br />
<strong>Forstverein</strong>s (NWDFV) und der Polnischen<br />
Forstgesellschaft (PTL) bahnte sich<br />
nun bereits eine neue Ära an. Nicht unbemerkt<br />
zog sich mit wichtiger Miene, Unterlagen<br />
und seinem Blackberry unser Mitreisender<br />
Marcus Kühling, Geschäftsführer<br />
des DFV, immer wieder zurück. Gegen Ende<br />
unserer Reise verkündete er dann, dass<br />
in Fortsetzung, aber auch Erweiterung der<br />
ehedem von Karl Möhring initiierten Vereinbarung<br />
zwischen NWDFV und PTL nun die<br />
deutschpolnische »Forstfreundschaft« auf<br />
deutscher Seite vom DFV getragen wird. Damit<br />
kommen wir einerseits dem polnischen<br />
Wunsch nach, den forstlichen Horizont auf<br />
ganz Deutschland zu erweitern, andererseits<br />
wurden die Beziehungen inhaltlich auf<br />
eine breitere Basis gestellt. Wir können alle<br />
davon überzeugt sein, dass die Möhringsche<br />
Idee damit Früchte getragen hat und weiter<br />
tragen wird, denn diese Entwicklung und<br />
die neue Vereinbarung sind Beweis des guten<br />
Geistes auf beiden Seiten von Oder und<br />
Neiße! An dieser Stelle sage ich »unserem«<br />
Professor, allerdings zuvörderst unserem<br />
Freund, Jerzy Modrzynski, aber auch Hanno<br />
MüllerBothen und Marcus Kühling einen<br />
sehr herzlichen Dank für diesen Schritt in<br />
die gemeinsame Zukunft von DFV und PTL.<br />
Schützend und fördernd haben DFVPräsident<br />
Carsten Wilke und der Vorsitzende des<br />
NWDFV, Mark v. Busse, ihre Hände über diese<br />
Entwicklung gehalten.<br />
Unseren polnischen Freunden, die uns<br />
während unserer Zeit in ihrem schönen<br />
Land begleitet und betreut haben, sage ich<br />
ein herzliches<br />
Dziekujie bardzo und do widzenia!<br />
■<br />
Thies Völker<br />
Busunglück in<br />
Brandenburg<br />
Liebe Mitglieder,<br />
am 26.09. ereignete sich am Berliner Ring<br />
ein schweres Busunglück, bei dem 14 polnische<br />
Forstkollegen aus dem Forst amt<br />
Zlocieniec (ehemals Falkenburg) starben,<br />
23 wurden ver letzt. Der Nordwestdeutsche<br />
und der Brandenburgische <strong>Forstverein</strong>, die<br />
in engem Kontakt mit der Forstverwaltung<br />
in Szczecinek (Neustettin) stehen, möchten<br />
den betroffenen Familien helfen und haben<br />
dazu einen Spendenaufruf gestar tet. Die<br />
Bankverbindung lautet:<br />
Nordwestdeutscher <strong>Forstverein</strong><br />
KontoNr. 440 230 18, BLZ 262 500 01<br />
Kreissparkasse Northeim<br />
Stichwort »Busunglück«<br />
Bisher sind mehr als 11.000 EUR Spendenbeiträge<br />
eingegangen (viele kleinere Beträge,<br />
aber auch sehr großzügige Summen).<br />
Für diese beeindruckende Zwischenbilanz<br />
sagen wir allen Spendern sehr herzlichen<br />
Dank! Wir würden uns sehr freuen, wenn<br />
mit weiteren spürbaren Spenden die Verbundenheit<br />
mit unseren polnischen Kollegen<br />
nach diesem schrecklichen Unglück<br />
wirkungsvoll zum Ausdruck kommt.<br />
Marcus Kühling<br />
November | 2010 : proWald 25
Heimisches <strong>Holz</strong> – nachhaltig<br />
nutzbarer Energieträger mit<br />
wachsender Bedeutung<br />
Modellprojekt des Heiztechnikherstellers Viessmann<br />
Der nachwachsende heimische Rohstoff<br />
<strong>Holz</strong> spielt eine ganz wichtige Rolle bei der<br />
Energieversorgung des Stammwerks des<br />
Heiztechnikherstellers Viessmann im nordhessischen<br />
Allendorf (Eder). 50 Prozent<br />
des benötigten <strong>Holz</strong>bedarfs stammen von<br />
eigenen Kurzumtriebsplantagen. Auf derzeit<br />
über 160 Hektar werden Pappeln und<br />
Weiden angebaut, aus denen jährlich rund<br />
2.000 Tonnen <strong>Holz</strong>hackschnitzel gewonnen<br />
werden. Das ist rund die Hälfte des Eigenbedarfs.<br />
Geerntet wird im DreiJahresRhythmus.<br />
Der Ertrag pro Hektar und Jahr beläuft<br />
sich auf bis zu 10 Ton nen Trockenmasse<br />
(atro), was dem Energiegehalt von etwa<br />
5.000 Litern Heizöl entspricht. Mittelfristiges<br />
Ziel ist, den Bedarf nachhaltig komplett<br />
selbst abzudecken.<br />
Für die Eigenversorgung mit Biomasse<br />
gründete die Viessmann Werke GmbH unter<br />
anderem einen land und forstwirtschaftlichen<br />
Versuchs und Forschungsbetrieb,<br />
für den landwirtschaftliche Flächen in der<br />
EdertalRegion gekauft und mit schnellwüchsigen<br />
Pappeln bepflanzt wurden. Der<br />
26 proWald : November | 2010<br />
aus Der Wirtschaft<br />
Forschungsbetrieb arbeitet mit der lokalen<br />
Landwirtschaft zusammen, die zum Teil als<br />
Lohnunternehmer beteiligt sind. Um den<br />
Forderungen des Naturschutzes gerecht zu<br />
werden, gibt es einen regelmäßigen Austausch<br />
mit dem Naturschutz bund Deutschland<br />
(NABU).<br />
So bewerten die NABUExperten die<br />
Auswirkungen der Energiefelder auf die heimische<br />
Fauna positiv. Als »WildkatzenKorridor«<br />
zwischen Ederbergland und Burgwald<br />
helfen die Pappelfelder bei der Verbreitung<br />
dieser Tierart und dienen gleichzeitig als<br />
Jagdrevier für Greifvögel. Wichtig sind nach<br />
Einschätzung des NABU eine möglichst hohe<br />
Struktur und Artenvielfalt. Schwerpunkte<br />
legen die Naturschützer dabei auf den Erhalt<br />
von Biotopbäumen sowie auf Studien<br />
zum Wachst<strong>ums</strong>verhalten der Pflanzen und<br />
zu den VogelPopulationen. »Wir sehen<br />
Viessmann nicht nur auf einem guten Weg,<br />
sondern bundesweit in der Vorreiterrolle«,<br />
sagte Florian Schöne (NABU Deutschland).<br />
»Wichtig ist, diesen Weg konsequent weiterzugehen.«<br />
Effizienz Plus –<br />
Modellprojekt für Nachhaltigkeit<br />
Die Versorgung der Energiezentrale in Allendorf<br />
(Eder) mit nachwachsenden Rohstoffen<br />
ist Teil des umfassenden ViessmannProgramms<br />
»Effizienz Plus« mit einem Investitionsvolumen<br />
von rund 220 Millionen Euro,<br />
das 2006 gestartet wurde. Im Rahmen dieses<br />
Projekts wurde die Produktion im Stammwerk<br />
komplett neu aufgebaut, dadurch<br />
schlanker und damit effizienter gemacht.<br />
Die Produktivität konnte um 20 Prozent gesteigert<br />
werden, und dadurch konn ten der<br />
Standort Allendorf (Eder) und die Arbeitsplätze<br />
gesichert werden.<br />
Auch die Energie und Wärmeversorgung<br />
des Werkes wurde im Rahmen von<br />
»Effizienz Plus« grundlegend reformiert. So<br />
wurden die Werkshallen gedämmt, und die<br />
Abwärme wurde besser genutzt, um Energie<br />
zu sparen. Öl und Gas, die nach wie vor<br />
als Brennstoffe eingesetzt werden, kön nen<br />
nun außerdem deutlich effizienter als bisher<br />
verbrannt werden. Das gelingt insbesondere<br />
durch den Einsatz von neuer Brennwerttech
linke Seite, v.l.n.r.: Für die nachhaltige Energieversorgung<br />
wird heimisches <strong>Holz</strong> immer wichtiger.<br />
Energiezentrale des Viessmann Stammsitzes im nordhessischen<br />
Allendorf (Eder)<br />
oben: Viessmann-Produktionshalle<br />
nik mit Nutzungsgraden bis zu 98 Prozent in<br />
einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk.<br />
<strong>Holz</strong> als heimischer Energieträger<br />
Bei den erneuerbaren Energien, die zur<br />
Substitution fossiler Energieträger eingesetzt<br />
werden, bildet <strong>Holz</strong> den Schwerpunkt.<br />
Mit <strong>Holz</strong>hackschnitzeln wird nicht<br />
nur Wärme, sondern durch die KraftWärmeKopplung<br />
mithilfe einer Dampf turbine<br />
auch Strom erzeugt. Sämtliche in der Energiezentrale<br />
eingesetzten Wärmeerzeuger<br />
stammen – natürlich – aus der eigenen<br />
Produktion: Viessmann bietet <strong>Holz</strong>feuerungen<br />
von vier bis 13.000 Kilowatt an, die mit<br />
Scheitholz, Hackschnitzeln, Hölzern aus der<br />
Wald und Landschaftspflege, mit Sägespänen<br />
und Rinden, Altholz, Restholz bis hin<br />
zu Pellets betrieben werden können. Weitere<br />
regenerative Energiesysteme – thermische<br />
Solarsysteme zur Warmwasserbereitung,<br />
Heizungsunterstützung und Gebäudekühlung,<br />
Wärmepumpen sowie Fotovoltaikanlagen<br />
– ver vollständigen die Energieversorgung<br />
des Werkes in Allendorf (Eder).<br />
Eine im August 2010 in Betrieb gegangene<br />
Biogasanlage ver bessert die CO2Bilanz<br />
zusätzlich. Gebaut wurde das Kraftwerk von<br />
der Firma BIOFerm, einem zur Viessmann<br />
Group gehörenden Spezialanbieter für Biogasanlagen.<br />
In der neuen Anlage werden<br />
Reststoffe aus Landwirtschaft und Landschaftspflege<br />
zu Biogas vergoren, das in<br />
einem Blockheizkraftwerk zu 1,2 Millionen<br />
Kilowattstunden elektrischer und 1,5 Millionen<br />
Kilowattstunden thermischer Energie<br />
um gewandelt wird. Damit werden vier<br />
aus Der Wirtschaft<br />
Verleihung des »Efficiency Award« der Deutschen Energie<br />
Agentur auf der Hannover Messe 2010: v.l.n.r: Stefan<br />
Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen<br />
Energie Agentur; Manfred Greis, Generalbevollmächtigter<br />
der Viessmann Werke; Rainer Brüderle, Bundesminister<br />
für Wirtschaft und Technologie; S.E. Claudio Scajola, Wirtschaftsminister<br />
der Republik Italien; Dr. Werner Schnappauf,<br />
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Industrie e.V.<br />
Prozent des elektrischen und drei Prozent<br />
des thermischen Bedarfs des Werkes in Allendorf<br />
(Eder) gedeckt. Der Anteil der erneuerbaren<br />
Energien an der Versorgung des<br />
Standortes beträgt jetzt 23 Pro zent.<br />
Fazit<br />
Für sein Nachhaltigkeitsprogramm wurde<br />
Viessmann inzwischen mehrfach ausgezeichnet.<br />
So erhielt das Unternehmen den<br />
Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2009, und<br />
in diesem Jahr verlieh die Deutsche Energieagentur<br />
(dena) zusammen mit dem Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie,<br />
der Deutschen Messe und der DZ Bank AG<br />
dem Unternehmen den »Energy Efficiency<br />
Award«.<br />
Mit dem Modellprojekt »Effizient Plus«,<br />
bei dem <strong>Holz</strong> als wichtiger Energieträger<br />
eingesetzt wird, zeigt Viessmann, dass die<br />
energie und klimapolitischen Ziele (Reduzierung<br />
des Endenergiebedarfs um 20 Prozent,<br />
Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />
Energien am Endenergiebedarf auf 20 Prozent<br />
sowie Verringerung des CO2Ausstoßes<br />
um 40 Pro zent – bezogen auf die Werte von<br />
1990), die die Politik für 2020 gesetzt hat,<br />
bereits heute mit den vorhandenen Technologien<br />
erreicht werden können. Darüber<br />
hinaus beweist der Erfolg des Projektes, dass<br />
sich durch nachhaltiges Handeln Umweltschonung<br />
und Ressourceneffizienz mit wirtschaftlichem<br />
Erfolg und sozialer Verantwortung<br />
in Einklang bringen lassen.<br />
■<br />
Dipl.Forstwirt HansMoritz von Harling,<br />
Viessmann Werke GmbH<br />
Die neue Biogasanlage im Viessmann-Werk in Allendorf<br />
(Eder). Aus jährlich 4.500 Tonnen Substrat werden 1,2 Millionen<br />
Kilowattstunden elektrische Energie und 1,5 Millionen<br />
Kilowattstunden thermische Energie erzeugt.<br />
(Fotos: Viessmann)<br />
Viessmann – Heiztechnik für alle<br />
Energieträger und Anwendungen<br />
Die Viessmann Unternehmensgruppe<br />
ist einer der international führenden<br />
Hersteller von HeiztechnikSystemen.<br />
Das 1917 gegründete Familienunternehmen<br />
beschäftigt rund 8.900 Mitarbeiter<br />
in 16 Werken in Deutschland,<br />
Frankreich, Kanada, Polen, Ungarn,<br />
Österreich, der Schweiz und China.<br />
Dazu kommen Vertriebsorganisationen<br />
und Verkaufsniederlassungen<br />
weltweit, denn 54 Prozent des Umsatzes<br />
von ca. 1,6 Milliarden Euro werden<br />
im Ausland erwirtschaftet. Viessmann<br />
bietet Systemlösungen und ein Komplettprogramm<br />
zur Wärmeversorgung<br />
von Ein und Zweifamilienhäu sern,<br />
großen Wohngebäuden, Gewerbe und<br />
Industrie mit Gas und Öl sowie mit<br />
Blockheizkraftwerken für den Betrieb<br />
mit Erd oder Biogas. Das Angebot an<br />
regenerativen Energiesystemen umfasst<br />
Feuerungsanlagen für Scheitholz,<br />
Hackschnitzel und Pellets, Wärmepumpen,<br />
thermische Solaranlagen sowie<br />
Fotovoltaiksysteme. Daneben verfügt<br />
Viessmann über ein komplettes Angebot<br />
auf dem Gebiet der Biogastechnologie,<br />
von der Projektentwicklung über<br />
das Engineering bis hin zu Rohstoffmanagement<br />
und Betriebsführung.<br />
November | 2010 : proWald 27
Foto: Jehle<br />
Sind die Förster noch zu retten? – 5. Baden-Württembergischer Waldgipfel<br />
am 30.09.2010 in Villingen-Schwenningen<br />
Weit über 200 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer folgten<br />
am 30.09.2010 der Einladung der AG Wald<br />
BadenWürt tem berg* in VillingenSchwenningen,<br />
um beim 5. BadenWürttembergischen<br />
Waldgipfel der provokan ten Frage<br />
»Sind die Förster noch zu retten?« auf den<br />
Grund zu gehen.<br />
Um es vorwegzunehmen: Das Ergebnis<br />
war eindeutig. Sowohl die Teilnehmer/<br />
innen im Saal als auch die Redner auf dem<br />
Podium beantworteten diese Frage mit<br />
einem überzeugten »JA«.<br />
Unter der Moderation von Günter Heims<br />
vom SWR begrüß te Dietmar Hellmann als<br />
derzeitiger Vorsitzender der AG Wald die<br />
zahlreich angereisten Teilnehmer aus Politik<br />
und forstlicher Praxis. Zwei Vorträgen am<br />
Vormittag folgten am Nachmittag zwei Gesprächsrunden,<br />
die das Selbstverständnis<br />
der Försters sowie – von außen betrachtet –<br />
Strategien und Maßnahmen für die Zukunft<br />
in den Mittelpunkt stellten.<br />
Philipp Freiherr von und zu Guttenberg,<br />
Präsident der Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Deutscher</strong> Waldbesitzerverbände e.V.<br />
(AGDW), stellte in seinem aus der Eigentümersicht<br />
geprägten Vortrag »Was ist los<br />
mit unserem Waldland?« die Bedeutung<br />
der Waldnutzung unter Einbeziehung<br />
einer globalen Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt.<br />
In die neuen globalen wirtschaftlichen<br />
Berechnungen sind die Ressourcen Boden,<br />
Wald und Klima nicht einbezogen. Gerade<br />
hierin liegen aber die Herausforderungen<br />
der Zukunft, um die Existenz nachfolgender<br />
Generationen zu sichern. Zu Guttenberg<br />
fordert daher einen Paradigmenwechsel im<br />
wirtschaftlichen Handeln, einen ehrlichen<br />
Prozess der politischen Prioritätensetzung<br />
und die Erarbeitung einer Waldstrategie.<br />
Statische Schutzmaßnahmen mit immer<br />
mehr Stilllegungsflächen sind dabei nicht<br />
zielführend. Der Wald und der Rohstoff <strong>Holz</strong><br />
sind ein Schatz der Zukunft mit hoher volkswirtschaftlicher<br />
Rendite.<br />
Dr. Carsten Leßner, bis vor kurzem Geschäftsführer<br />
des Deutschen Forstwirtschaftrates,<br />
verknüpft seinem Vortrag »Gedanken<br />
über den Waldprofi von morgen«<br />
stark mit der Frage »Wie soll der Wald der<br />
Zukunft aussehen?«.<br />
Ernüchternd hierbei seine Erfahrungen<br />
auf politischer Ebene: Förster besitzen keine<br />
Lobby. Gleichzeitig fehlt es an professioneller<br />
Aufstellung der forstlichen Interessenvertreter.<br />
Das langfristige Denken in der<br />
Forstwirtschaft steht im Widerspruch zum<br />
Wahlperiodendenken der Politiker, oftmals<br />
widersprüchliche Interessen und Anforderungen<br />
an den Wald stehen im politischen<br />
Raum nebeneinander. Die berechtigten Interessen<br />
von Wald und Forstwirtschaft müssen<br />
viel aktiver in Politikzirkel eingebracht<br />
werden. Leßner sieht in der multifunktionalen<br />
Forstwirtschaft mit wissenschaftlich<br />
belegter Integration segregativer Elemente<br />
die Zukunft.<br />
Gleichzeitig appelliert Leßner an die<br />
forstlichen Interessenvertreter, Allianzen zu<br />
bilden und so gemeinsam der Botschaft der<br />
Ehrenmitgliedschaft für Dr. Anton Hammer<br />
Auf ihrer diesjährigen Jahrestagung verliehen<br />
die Mitglieder des BadenWürttembergischen<br />
<strong>Forstverein</strong>s ihrem langjährigen<br />
Vorsitzenden Dr. Anton Hammer (links) die<br />
Ehrenmitgliedschaft. Die Laudatio dazu<br />
hielt der Präsident des BadenWürttembergischen<br />
FV Ulrich Kienzler (rechts).<br />
Foto: Hannes Elster. �<br />
28 proWald : November | 2010<br />
aus DeN läNDerN<br />
multifunktionalen Forstwirtschaft Gehör zu<br />
verschaffen.<br />
In einer ersten Gesprächsrunde am Nachmittag<br />
stellten sich »Förster aus der Praxis«<br />
aus verschiedenen Arbeitsbereichen den<br />
Fragen der Teilnehmer nach dem Selbstverständnis<br />
und nach Lösungsmöglichkeiten.<br />
In unterschiedlicher Ausprägung sehen sich<br />
alle Diskussionsteilnehmer als Dienstleister<br />
für den Wald und sehen auch in Zukunft<br />
große Chancen für das Be rufsbild »Förster«.<br />
Förster vor Ort stehen im Spannungsfeld,<br />
bestehende Zielkonflikte auflösen zu müssen.<br />
Ein Gefühl der Überforderung, Demotivation<br />
und/oder »Flucht« in Aktivitäten,<br />
die man selber gerne macht, sind mögliche<br />
Reaktionen. Gewünscht von den Praktikern<br />
vor Ort werden eindeutige Ziel setzungen,<br />
klare Botschaften bzw. eine Priorisierung<br />
der derzeit nebeneinander stehenden bzw.<br />
konkurrierenden Ziele.<br />
In der zweiten Diskussionsrunde stellten<br />
sich der Unternehmensberater Klaus Suchan<br />
aus Freiburg, Susanne Roth vom Institut für<br />
Umweltkommunikation in Bonn sowie Dr.<br />
H.Peter Neitzke von ecolog, Hannover, den<br />
Fragen von Günter Heims und dem Auditorium.<br />
Neitzke stellte heraus, dass Förster<br />
nach Umfragen zu 90 % Glaubwürdigkeit<br />
haben, 50 % der Befragten wissen allerdings<br />
gar nicht, was ein Förster tut! Der kritischen<br />
Analyse – zentrale »FörsterBotschaften«<br />
kommen bisher weder in der breiten Öffentlichkeit<br />
noch bei der Politik an – folgten<br />
Anregungen für zukünftige Maßnah men<br />
und Strategien. In einer Verbesserung der<br />
Kommu ni kationsstrategie – welche Zielgruppe<br />
will ich mit welcher Botschaft erreichen?<br />
– sowie der Bildung schlagkräftiger<br />
forstlicher Allianzen sehen die Experten<br />
von außen Möglichkeiten, die Position der<br />
Förster zu stärken. Das Auditorium wurde<br />
aufgefordert, die Botschaft »Förster sind die<br />
Experten für multifunktionale Forstwirtschaft<br />
und Garant dafür, dass die vielfältigen<br />
Anforderungen an den Wald auch in Zukunft<br />
erfüllt werden« selbstbewusst nach außen<br />
und in die Politik hineinzutragen.<br />
Ulrich Kienzler, Vorsitzender FV BW �<br />
*In der AG Wald Baden-Württemberg sind derzeit die Forstlichen<br />
Verbände Baden-Württembergischer <strong>Forstverein</strong> e. V., Bund <strong>Deutscher</strong><br />
Forstleute, Verein für Forstliche Standortskunde und die<br />
Schutzgemeinschaft <strong>Deutscher</strong> Wald zusammengeschlossen.
Den forstlichen Schulterschluss demonstrierten<br />
im Anschluss an den 5. BadenWürttenbergischen<br />
Waldgipfel am 01.10.2010 die<br />
Verbände der AG Wald zusammen mit dem<br />
Forstamt der Stadt VillingenSchwenningen,<br />
dem Quellenlandkreis SchwarzwaldBaar,<br />
der Forstkammer und Forst BW auf der Landesgartenschau<br />
in VillingenSchwenningen.<br />
Rund um den eindrucksvollen forstlichen<br />
Beitrag auf der Landesgartenschau<br />
präsentierten sich Forstleute, Waldbesitzer,<br />
Vertreter forstlicher Verbände, forstliche<br />
Tag der Waldwirtschaft am 01.10.2010<br />
auf der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen<br />
Ausbildungsstätten, Waldpädagogen und<br />
viele andere Einrichtungen ei nen Tag lang<br />
den Besuchern der Landesgartenschau als<br />
kompetente Ansprechpartner für Wald und<br />
Forstwirtschaft und stellten ihre vielfältige<br />
Arbeit vor.<br />
Höhepunkt des Tages war der vormittägliche<br />
»WALD EVENT«. Zahlreiche<br />
Förster, Waldbesitzer, Waldarbeiter, Interessenvertreter<br />
des Waldes und am Wald<br />
Interessierte, kurz alle »Waldschaffenden«,<br />
waren der Einladung der Veranstalter gefolgt<br />
und nagelten in einer beeindruckenden<br />
Ge meinschaftsaktion aus Dachlatten den<br />
Schriftzug »WALD – Wir Alle Leben Dafür«<br />
zusammen und präsentierten ihn der Öffentlichkeit.<br />
�<br />
BADEN-WüRTTEMBERg<br />
Kontakt: inge hormel, etzbachstr. 10 in<br />
72108 rottenburg. tel.: 07457/931869,<br />
fax: 07457/931874, baden-wuerttemberg@forstverein.de<br />
Jahrestagung des Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s in Rangsdorf<br />
Dauerwald ist Dauerbrenner<br />
Mit der Jahrestagung zum Thema »Naturnahe<br />
Waldbewirtschaftung – Dauerwald<br />
heute?« beschloss der Brandenburgische<br />
<strong>Forstverein</strong> seine vielfachen Aktivitäten zum<br />
Gedenken an den 150. Geburtstag von Alfred<br />
Möller, dem Begründer der DauerwaldIdee.<br />
Rund 200 Mitglieder und Gäste waren am<br />
21. Oktober 2010 dazu nach Rangsdorf gekommen.<br />
»Die Strategie der naturnahen Waldbewirtschaftung<br />
erweist sich für alle Waldbesitzarten<br />
als zukunftsträchtig, ökologisch<br />
und effektiv«, sagte Klaus Höppner, Vorsitzender<br />
des Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s<br />
in seiner Begrüßung. »Wir erleben in diesem<br />
Zusammenhang jedoch, dass die Begriffe<br />
»Dauerwald« oder »dauerwaldartig« oftmals<br />
mit großer Beliebigkeit und ohne konkrete<br />
Vorstellung Verwendung finden. Deshalb ist<br />
es ein Anliegen der heutigen Jahrestagung,<br />
diese Begrifflichkeiten aus ihrer Historie<br />
und an Beispielen zu erläutern und die Bedeutung<br />
der DauerwaldIdee für die Zukunft<br />
zu diskutieren«, so Höppner weiter.<br />
Das Thema zeigt, »wie wichtig die Kombination<br />
aus Erfahrung und Wissenschaft<br />
ist«, so Hubertus Kraut, Direktor des Landesbetriebes<br />
Forst Brandenburg. Die natur<br />
aus DeN läNDerN<br />
nahe Waldbewirtschaftung erweise sich aus<br />
seiner Sicht als tragfähiges Konzept eines<br />
effektiv arbeitenden Landesforstbetriebes.<br />
Am Anfang von Möllers Idee stand die<br />
<strong>Holz</strong>not, und diese sei heute und in Zukunft<br />
weiter aktuell, so Kraut. Die Waldbaustrategie<br />
sei inzwischen angepasst, die Wildbestände<br />
– zu Möllers Zeit aufgrund geringer<br />
Wilddichten noch kein Thema – seien es<br />
vielfach noch nicht. Zur Umsetzung dieser<br />
Ziele müsse die Forstbranche aber auch eine<br />
»interessante Zielgruppe« für die Politik werden.<br />
Man brauche für die Zukunft nicht nur<br />
einen klimaplastischen, sondern auch einen<br />
»politikplastischen« Wald.<br />
Die Vorträge der Jahrestagung werden im<br />
Rahmen der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe<br />
publiziert und sind dann über das<br />
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde<br />
und die Geschäftstelle des Brandenburgischen<br />
<strong>Forstverein</strong>s e. V. erhältlich. Bereits<br />
festgelegt ist der Termin für die nächste<br />
Jahrestagung am 20. Oktober 2011 in Eberswalde,<br />
Thema: »Wald im Spannungsfeld der<br />
Gesellschaft – Wer will was vom Wald?«<br />
Jan Engel, Chorin<br />
Neuer Vorstand des<br />
Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s<br />
Klaus Höppner wurde als Vorsitzender bestätigt,<br />
Jan Engel ist neuer Geschäftsführer,<br />
Detlef Keil löst Jutta Berg als Schatzmeister<br />
ab. �<br />
Detlef Keil (Schatzmeister), Albrecht Graf von Wilamowitz-Moellendorff<br />
(stellvertr. Vorsitzender), Jan Engel<br />
(Geschäftsführer), Hans-Otto Vöcks, Britta Lolk, Prof. Dr.<br />
Klaus Höppner (Vorsitzender), Prof. Dr. Michael Müller,<br />
Hendrik Settekorn, Christoph Mertzig, Peter Polleschner,<br />
Dr. Carsten Leßner (nicht im Bild) (v. l. n. r.)<br />
Foto: J. Engel<br />
Foto: Jehle<br />
November | 2010 : proWald 29
Stellungnahme des Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s<br />
zur Überarbeitung des Waldprogramms des Landes Brandenburg<br />
Beitrag zur Auftaktveranstaltung am<br />
28.10.2010 im Ministerium für Infrastruktur<br />
und Landwirtschaft<br />
Seit Erarbeitung des Waldprogramms des<br />
Landes Brandenburg sind mittlerweile<br />
6 Jahre vergangen. In dieser Zeit haben sich<br />
die Nutzungsansprüche an den Wald zum<br />
Teil drastisch verändert. Die Bedeutung der<br />
Rohstoff, Beschäftigungs und Einkommensfunktion<br />
des Waldes hat aufgrund der<br />
<strong>Holz</strong>preisentwicklung und <strong>Holz</strong>nachfrage<br />
zugenommen, neue Nutzungsansprüche<br />
sind entstanden. Bei der anstehen den<br />
Überarbeitung des Waldprogramms müssen<br />
daher entsprechende Präzisierungen vorgenommen<br />
werden.<br />
Der Brandenburgische <strong>Forstverein</strong> mit<br />
seinen rund 700 Mit glie dern sieht sich als<br />
Sachwalter und Sachverständiger in Waldangelegenheiten<br />
und vertritt dazu eindeutige<br />
Positionen. Das soll beispielhaft an zwei<br />
Sachverhalten deutlich gemacht werden.<br />
Mit Sorge verfolgen wir, wie die ehrgeizigen<br />
Ziele der »Energiestrategie 2020«, u. a.<br />
mit einer geplanten Erweiterung der Windeignungsflächen<br />
von 370 auf 555 km², zunehmend<br />
zulasten des Waldes in Brandenburg<br />
erreicht werden sollen.<br />
Dabei wird einer Nutzung z. B. im Rahmen<br />
der Konversion von kontaminierten<br />
ehemaligen Militärliegenschaften durchaus<br />
zugestimmt. Es darf u. E. jedoch nicht sein,<br />
dass ein Freibrief ausgestellt wird zur Anlage<br />
von Windkraftanlagen in geschlossenen<br />
Wirtschaftswaldkomplexen. Auch macht es<br />
wenig Sinn, intakten Wald, sozusagen als<br />
natürliche grüne Biomassefabrik, abzuhol<br />
zen und dafür Sonnenkollektoren zur Erzeugung<br />
von Solarstrom aufzustellen, siehe Bestrebungen<br />
zur Erweiterung des Solarparks<br />
in der Lieberoser Heide. Das konterkariert<br />
u. E. die begrüßungswerten Aktivitäten zum<br />
Ausbau regenerierbarer Energien.<br />
Der <strong>Forstverein</strong> verweist in diesem Zusammenhang<br />
auf den § 1 des Bundeswaldgesetzes<br />
und der Waldgesetze der Länder,<br />
wonach es Zweck dieser Gesetze ist, den<br />
Wald wegen seines wirtschaftlichen Nutzens,<br />
seiner Bedeutung für die Umwelt und<br />
die Erholung der Bevölkerung zu erhalten<br />
und erforderlichenfalls zu mehren. Zudem<br />
fordert die von der Bundesregierung 2007<br />
beschlossene »Nationale Strategie zur biologischen<br />
Vielfalt« eine »Erhaltung großflächig<br />
unzerschnittener Waldgebiete«.<br />
Aufgabe der Forstpolitik als Wissenschaft<br />
von der Konfliktminimierung muss es sein,<br />
einen vertretbaren Interessenausgleich der<br />
Flächeninanspruchnahme, d. h. eines Waldverlustes,<br />
mit dem öffentlichen Belang der<br />
Walderhaltung zu gewährleisten.<br />
Ein zweites, für Wald und Forstwirtschaft<br />
im waldreichen Flächenland Brandenburg<br />
sich zuspitzendes Problem sind<br />
Bestrebungen, weitere Waldflächen aus der<br />
Nutzung zu nehmen. Auf der Wildniskonferenz<br />
am 17. Mai 2010 in Potsdam wurde u. a.<br />
die Forderung erhoben, die sogenannten<br />
Wildnisgebiete in Brandenburg um weitere<br />
60.000 ha zu erweitern. Dabei trifft die aufkeimende<br />
Wildnisdebatte auf Wälder und<br />
deren Eigentümer, die sich bereits vielfältigen<br />
Forderungen ausgesetzt sehen, z. B.<br />
durch Natura 2000 so wie die Umsetzung von<br />
Jutta Berg zum Ehren mitglied ernannt<br />
Für ihre 20jährige Vorstandstätigkeit als<br />
Schatzmeisterin erhielt Jutta Berg einstimmig<br />
die Ehrenmitgliedschaft des Brandenburgischen<br />
<strong>Forstverein</strong>s verliehen. Damit<br />
reiht sie sich, als erste Frau, in die Reihe<br />
so illustrer Ehrenmitglieder wie Bernhard<br />
Danckelmann, Otto Dittmar oder Norbert<br />
Kohlstock ein. In ihrer Amtszeit wurden die<br />
Finanzen korrekt und nachhaltig geführt,<br />
und die Mitgliederzahl stieg von 120 auf nahezu<br />
700. (Foto: FV Bbg) �<br />
30 proWald : November | 2010<br />
aus DeN läNDerN<br />
Arten und Biotopschutzprogrammen.<br />
Der <strong>Forstverein</strong> bekennt sich zum gesetzlich<br />
formulierten multifunktionalen<br />
Ansatz bei gleichrangiger Bedeutung und<br />
nachhaltiger Sicherung von Nutz, Schutz<br />
und Erholungsfunktionen des Waldes. Das<br />
bedeutet aus unserer Sicht im Regelfall Integration<br />
statt Segregation. Das Konzept<br />
der na turnahen Waldbewirtschaftung, das<br />
grundsätzlich von allen Waldbesitzarten im<br />
Land Brandenburg als zielführend betrachtet<br />
wird, trägt dem Rechnung.<br />
Zudem ist bereits heute eine zunehmende<br />
Verknappung der Ressource Rohholz in<br />
Deutschland erkennbar. In Erinnerung gebracht<br />
wird die Bedeutung des Clusters<br />
Forst & <strong>Holz</strong> im Land Brandenburg, insbesondere<br />
zur Beschäftigungssicherung im<br />
ländlichen Raum (23.000 Be schäftigte; 4,1 %<br />
Anteil am BIP).<br />
Aus Sicht des <strong>Forstverein</strong>s sollte es vermieden<br />
werden, weitere Waldflächen, insbesondere<br />
der Eigent<strong>ums</strong>art »Landeswald«,<br />
aus der Nutzung zu nehmen. Hingewiesen<br />
wird in diesem Zusammenhang darauf,<br />
dass unserer Kenntnis nach bisher bei den<br />
im Rahmen des Nationalen Naturerbes<br />
übergebenen Waldflächen an Naturschutzstiftungen<br />
und ver bän de in der Regel noch<br />
keine rechtsförmliche Sicherung dieser<br />
Waldflächen zu Naturschutzzwecken erfolgt<br />
ist. Hier wird ein Flächenpotenzial zur Erreichung<br />
von Naturschutzzielen gesehen.<br />
Der <strong>Forstverein</strong> fordert eine Versachlichung<br />
der »Wildnisdebatte« und eine gesamtgesellschaftliche<br />
Abwägung der Ansprüche<br />
an den Wald, insbesondere der<br />
Naturschutz und der Wirtschaftsinteressen.<br />
Prof. Dr. Klaus Höppner, Vorsitzender des<br />
Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s e. V. �<br />
BRANDENBuRg<br />
Kontakt:Jan engel, Neue Klosterallee<br />
4a, 16230 chorin, tel.: 03334/65203,<br />
fax: 03334/65201, email: brandenburg@<br />
forstverein.de
Die jährlich veranstaltete Studienreise<br />
führte den Tiroler <strong>Forstverein</strong> vom 2. bis<br />
9. September 2010 nach MecklenburgVorpommern.<br />
Eine Gruppe von 35 Forstleuten<br />
und Freunden des Waldes unter Leitung des<br />
Vizepräsidenten DI Dr. Bernhard Delong<br />
reiste entlang der Ostseeküste von Lübeck<br />
bis Rügen und über die Seenplatte bis Berlin.<br />
Das kulturelle Programm war geprägt<br />
durch die BacksteinGotik der alten Hansestädte.<br />
Ein forstlich orientiertes Natur<br />
und Landschaftsprogramm hatte Herr Dr.<br />
Schorcht, Vorsitzender des <strong>Forstverein</strong>s für<br />
MecklenburgVorpom mern, organisiert.<br />
Dieses begann mit einem Kontrasterlebnis<br />
im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft<br />
auf dem Darß, wo die Hochgebirgler<br />
im Dünensand watend die Neuwaldbildung<br />
auf Schwemmland studieren<br />
konnten. Im Nationalpark Jasmund auf der<br />
Insel Rügen durchwanderte die Gruppe den<br />
größten zusammenhängenden Buchenwald<br />
an der Ostseeküste, mit Staunen und Respekt<br />
über die Außernutzungstellung dieses<br />
ertragreichen Wirtschaftswaldgebietes. Den<br />
Neuer Vorstand des<br />
<strong>Forstverein</strong>s für<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Anlässlich der letzten Jahrestagung des<br />
LFV S.A., am 28. August 2010 in Winterfeld –<br />
Altmark – wurde auf der sich anschließenden<br />
Jahrestagung der Vorstand neu gewählt.<br />
Neuer Vorsitzender des <strong>Forstverein</strong>s ist<br />
HansChristian Schattenberg aus Beetzendorf.<br />
Neuer und alter Geschäftsführer ist Jörg<br />
Borchardt, Schatzmeister ist Ralf Krumm. Im<br />
Vorstand arbeiten außerdem Karin Klinghardt,<br />
Hans Joachim Lüdecke, Hubertus<br />
Hlawatsch und Heiko Schmidt mit.<br />
HansChristian Schattenberg, geb. 1960<br />
im niedersächsischen Südharz, hat in Göttingen<br />
studiert, sein Referendariat in Hessen<br />
absolviert und anschließend in Rheinland<br />
Pfalz und NordrheinWestfalen gearbeitet.<br />
Seit 1992 ist er in SachsenAnhalt tätig, war<br />
bis Ende 2005 Forstamtsleiter in verschiedenen<br />
Forstämtern der Altmark und ist seit<br />
2006 Sachgebietsleiter Finanzen im Landesforstbetrieb<br />
SachsenAnhalt. Herr Schattenberg<br />
ist verheiratet und hat drei Söhne. �<br />
aus DeN läNDerN<br />
Tiroler <strong>Forstverein</strong> in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Abschluss des Naturprogramms bildete der<br />
Be such des MüritzNationalparks im Gebiet<br />
von Speck, wo die riesigen Hudeeichen aus<br />
der Zeit der Weidewirtschaft, die großflächigen<br />
Kiefernwälder nach Kahlflächen aus der<br />
Nach kriegszeit und Erlenbruchwälder aus<br />
der Niederwaldwirtschaft beeindruckten.<br />
Beim Besuch des Forstamtes Nos sentiner<br />
Heide stand die Umwandlung einschichtiger<br />
Kiefernbestände in Mischwald durch<br />
Voranbau mit Laubbaumarten im Zentrum.<br />
Als besonderes exotisches Erlebnis präsentierten<br />
sich zum Abschluss die Wisente auf<br />
dem Damerower Werder.<br />
Ein Zufall: Vor genau 100 Jahren hatte<br />
der Verein Mecklen burgischer Forstwirte<br />
Österreich besucht. Den ersten Kontakt<br />
seither konnte nun der Tiroler <strong>Forstverein</strong><br />
herstellen.<br />
Herzlichen Dank den Kollegen für die<br />
freundliche Betreuung und die interessante<br />
Programmgestaltung.<br />
DI Dr. Bernhard Delong,<br />
Vizepräsident, Tiroler <strong>Forstverein</strong> �<br />
Manfred Lutscher, geb. am 12.06.1939 in<br />
Rade, Kreis Herzberg, war engagierter Forstmann<br />
mit Leidenschaft. Er be gann seine<br />
Laufbahn als Revierleiter, wurde Abteilungsleiter<br />
Rohholzbereitstellung und später<br />
Fachdirektor für Produktion. Nach der Wende<br />
bis zum Eintritt in den Ruhestand war<br />
er Dezernatsleiter für Forstwirtschaft beim<br />
Regierungspräsidium Magdeburg.<br />
Das Leben Manfred Lutschers vollzog<br />
sich in einem einzigartigen Zusammenwirken<br />
von Forstwirtschaft, Kultur und Ehrenamt.<br />
Nach der Wende engagierte sich<br />
Herr Lutscher zusätzlich sehr intensiv auf<br />
forstpolitischem Gebiet. Als Gründungsmitglied<br />
des Landesforstvereins SachsenAnhalt<br />
unterstützte er diesen aktiv auf vielen<br />
Veranstaltungen und darüber hi naus im<br />
Vereinsleben. Im »Aktionsbündnis Wald«,<br />
einer zeitweiligen Vereinigung aller größeren<br />
Umweltverbände des Landes, fungierte<br />
er als Sprecher. Überragende Verdienste hat<br />
sich Herr Lutscher bei der Entstehung des<br />
»Haus des Waldes« im Schloss Hundisburg<br />
er worben. Manfred Lutschers ehrenamtli<br />
Forstamtsleiter Thomas Kelterbom leitete die Fachexkursion<br />
in der Nossentiner Heide. Foto: FV MV<br />
MEcKLENBuRg-VoRPoMMERN<br />
Kontakt: axel stein, c/o lu, Paulshöher<br />
Weg 1 in 19061 schwerin. tel.: 0385/588-<br />
6221, fax: -6024, email: a.stein@lu.<br />
mv-regierung.de<br />
Sachsen-Anhalt: Manfred Lutscher verstorben<br />
ches Engagement währte über 53 Jahre. Er<br />
widmete ihm nicht nur einen großen Teil<br />
seiner Freizeit, sondern leistete selbst einen<br />
hohen persönlichen finanziellen Beitrag.<br />
Am 11. September erlag er seiner schwe ren<br />
Erkrankung. Für sein ehrenamtliches Engagement<br />
wurde ihm posthum die Ehrennadel<br />
des Landes SachsenAnhalt vom Ministerpräsidenten<br />
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer verliehen<br />
und vom Landwirtschaftsmi nis ter<br />
Dr. HermannOnko Aeikens im Anschluss<br />
an seine Beisetzung seiner Frau überreicht.<br />
Der <strong>Forstverein</strong> wird sein Andenken in großer<br />
Dank barkeit bewahren.<br />
Landesforstverein SachsenAnhalt �<br />
SAcHSEN-ANHALT<br />
Kontakt: Jörg borchardt, hauptstr. 1<br />
in 06543 friesdorf ot rammelburg.<br />
tel.: 034775/811-11, fax: -29, email:<br />
sachsen-anhalt@forstverein.de<br />
November | 2010 : proWald 31
November<br />
19.11. reviergang zur verabschiedung von<br />
herrn herbert fuchs aus seinem forstdienst.<br />
treffpunkt: forstamt radelübbe,<br />
09.30 uhr. Kontakt: regionalgruppe hagenow<br />
des fv mv, Dr. m. schorcht (tel.:<br />
038854/265)<br />
21.11. NhN-tagung: sicherung der Nadelrohholzversorgung,<br />
in Göttingen. www.<br />
kompetenznetz-holz.de<br />
24.11. Waldwasser-tagung: Wälder ohne<br />
Wasser? Wasser ohne Wälder? im congresscentrum<br />
hannover. www.waldwasser.de<br />
24.11. »bauen mit holz für Kommunen«.<br />
tagung des 3N-Kompetenzzentr<strong>ums</strong> im<br />
Klima center Werlte. www.3-n.info<br />
Dezember<br />
16.12. tagung der regionalgruppe harz.<br />
thema: »für den deutschen Wald«. haltung<br />
und handeln für bewahrung, Pflege<br />
und Nachhaltigkeit des Waldes. Zeit: 09.30<br />
uhr bis ca. 15.00 uhr. anmeldung bis 29.11.<br />
unter: 03944/3661821, jwh-lindenberg@<br />
gmx.de, ort: Kursaal ehemaliges rathaus,<br />
am markt 12, 38899 hasselfelde<br />
2011<br />
Januar<br />
19.01.-03.02. Dfv-reise nach costa rica.<br />
Kosten: 2.875 eur. Die reise ist weitgehend<br />
ausgebucht. aktuelle informationen<br />
bei herrn Gerd Gatzen unter tel.:<br />
0261/15245 oder ggatzen@rz-online.de<br />
20.01. mitgliederversammlung des DfWr<br />
von 14-17 uhr in berlin<br />
21.-30.01. internationale Grüne Woche in<br />
berlin. www.gruenewoche.de<br />
27.-28.01. 31. freiburger Winterkolloquium.<br />
Die zweite Welle im Waldnaturschutz?<br />
Wildnis in Deutschland: eine<br />
herausforderung für die forst- und holzwirtschaft.<br />
ww.fobawi.uni-freiburg.de<br />
februar<br />
08.-09.02. 6. internationaler Kongress<br />
der säge- und holzindustrie in rosenheim.<br />
www.saegewerkskongress.de<br />
November<br />
44. 45. 46. 47. 48.<br />
mo 1 8 15 22 29<br />
di 2 9 16 23 30<br />
mi 3 10 17 24<br />
do 4 11 18 25<br />
fr 5 12 19 26<br />
sa 6 13 20 27<br />
so 7 14 21 28<br />
Dezember<br />
49. 50. 51. 52.<br />
mo 6 13 20 27<br />
di 7 14 21 28<br />
mi 1 8 15 22 29<br />
do 2 9 16 23 30<br />
fr 3 10 17 24 31<br />
sa 4 11 18 25<br />
so 5 12 19 26<br />
32 proWald : November | 2010<br />
veraNstaltuNGeN<br />
10.-12.02. ceP® clean energy & passivehouse<br />
2011, landesmesse stuttgart,<br />
internationale fachmesse für erneuerbare<br />
energien und Passivhaus.www.cepexpo.de<br />
22.02.-09.03. Namibia-reise des sächsischen<br />
forstvereins. Kosten: 2.720 eur<br />
(zzgl. eZ-Zuschlag 295 eur und Zuschlag<br />
für Nichtvereinsmitglieder 50 eur). Weitere<br />
informationen sind erhältlich über<br />
die Geschäftsstelle des sfv e. v.: tel./fax:<br />
0351/6415982.<br />
mai<br />
14.05. Waldbereisung des bbg. fv zum<br />
thema »auf den spuren der exkursion des<br />
märkischen forstvereins 1911 in Gadow –<br />
aktuelle fragen der Waldbewirtschaftung<br />
2011«; obf. Gadow<br />
15.-28.05. forstliche lehrfahrt des bbg.<br />
fv in den Westen der usa, u. a. redwood-<br />
Nationalpark. Preis p. P. im DZ: 2725 eur.<br />
anmeldung: schriftlich oder per e-mail<br />
lessnerc@aol.com an Dr. c. leßner,<br />
schweizer str. 10, 14548 Wildpark-West<br />
26.05./08.06. Jahres- und fortbildungstagung<br />
des fv mv und der landesforstverwaltung<br />
zum thema: »Zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />
der forstwirtschaft in<br />
mv – verantwortung für die Zukunft«. ort:<br />
ludwigslust. ansprechpartner: Dr. m.<br />
schorcht (tel. 038854/265; e-mail: manfred.schorcht@gmx.de)<br />
30.05.-03.06. messe ligna in hannover.<br />
www.ligna.de<br />
Juni<br />
15.-17.06. fachtagung »200 Jahre forstwissenschaften<br />
in tharandt«. www.forst.<br />
tu-dresden.de<br />
15.-17.06. Österreichische forsttagung,<br />
gemeinsam mit dem forstverein Niederösterreich<br />
und Wien im stift altenburg in<br />
Niederösterreich<br />
18.06.-26.06 exkursion des fv rheinland-Pfalz<br />
– saarland: »besuch bei unseren<br />
Nachbarn in Österreich«. Nationalpark<br />
hohe tauern – forstamt mittersill – sägewerk<br />
binderholz im Zillertal – bayerisches<br />
saalforstamt lofer – rückgang der Glet-<br />
Januar 2011<br />
1. 2. 3. 4. 5.<br />
mo 3 10 17 24 31<br />
di 4 11 18 25<br />
mi 5 12 19 26<br />
do 6 13 20 27<br />
fr 7 14 21 28<br />
sa 1 8 15 22 29<br />
so 2 9 16 23 30<br />
Februar 6. 7. 8. 9.<br />
mo 7 14 21 28<br />
di 1 8 15 22<br />
mi 2 9 16 23<br />
do 3 10 17 24<br />
fr 4 11 18 25<br />
sa 5 12 19 26<br />
so 6 13 20 27<br />
scher am Großvenediger – skischaukel-<br />
Großbaustelle – Klausenbesichtigung und<br />
v. a. unterkunft: hotel Gasthof bräurup in<br />
mittersill. Kosten: circa 600 eur. Nähere<br />
informationen bei eberhard Glatz – tel.:<br />
0261/92177-0 oder 0175/2237574. email:<br />
eberhard.glatz@wald-rlp.de<br />
19.-21.06. DfWr-Jahrestagung und mitgliederversammlung<br />
in erfurt<br />
29.06.-02.07. exkursion des fv sachsenanhalt<br />
ins thüringische forstamt oberhof<br />
zur fichtenbewirtschaftung in Kammlagen<br />
Juni/Juli: exkursion des fv rlp-s nach<br />
ostpreußen<br />
august<br />
Ende August: 4-tägige Wochenendreise<br />
des forstvereins mecklenburg-vorpommern<br />
nach Österreich zur erkundung von<br />
Wald, landschaft und Kultur. Nähere informationen:<br />
frau Dr. u. rüping (lu, tel.:<br />
0385/588-6217, e-mail: u.rueping@lu.mvregierung.de)<br />
september<br />
21.-25.09.<br />
65. Jahrestagung<br />
des Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong>s in<br />
Aachen/NRW<br />
oktober<br />
05.-06.10. Deutsch-polnische Konferenz<br />
»Gefährdung und schutz der Wälder im<br />
grenznahen raum« mit PomeraNia e. v.,<br />
ibl Warschau, regionalforstdirektion<br />
szczecin und landesforst mecklenburgvorpommern;<br />
eberswalde<br />
20.10. Jahrestagung 2011 des bbg. fv<br />
als vortragsveranstaltung mit Podi<strong>ums</strong>diskussion<br />
zum thema »Wer will was vom<br />
Wald? – Wald im spannungsfeld gesellschaftlicher<br />
ansprüche«; eberswalde<br />
März<br />
10. 11. 12. 13.<br />
mo 7 14 21 28<br />
di 1 8 15 22 29<br />
mi 2 9 16 23 30<br />
do 3 10 17 24 31<br />
fr 4 11 18 25<br />
sa 5 12 19 26<br />
so 6 13 20 27<br />
April<br />
14. 15. 16. 17.<br />
mo 4 11 18 25<br />
di 5 12 19 26<br />
mi 6 13 20 27<br />
do 7 14 21 28<br />
fr 1 8 15 22 29<br />
sa 2 9 16 23 30<br />
so 3 10 17 24
göttinger Tagebuch<br />
von Marcus Kühling,<br />
Geschäftsführer des DFV<br />
Internationales Jahr der Wälder:<br />
Eine ganze Reihe von Terminen<br />
für die Göttinger Geschäftstelle<br />
drehte sich um dieses Großereignis.<br />
Das Logo ist fertig, Kampagnen<br />
werden erarbeitet, und im November<br />
soll die Internetseite (www.<br />
wald2011.de) mitsamt einer umfassendenVeranstaltungsdatenbank<br />
online gehen.<br />
Treffen mit den Bayerischen Staatsforsten: Präsident, Vizepräsidentin<br />
und Geschäftsführer führten am 03. Sep tem ber ein ausführliches<br />
Gespräch mit Dr. Rudolf Freidhager, Vorstand der Bayerischen<br />
Staatsforsten. Als Fazit lässt sich festhalten, dass Dr. Freidhager die<br />
Tätigkeiten des <strong>Forstverein</strong>s sehr aufmerksam verfolgt und dass das<br />
Ausmaß der Ge meinsamkeiten sehr groß ist – keine seltene Erfahrung,<br />
wenn sich Forstleute begegnen.<br />
Der Tag in Bayern fand seinen gelungenen Abschluss durch die<br />
Teilnahme an der Freitagsexkursion des Bayerischen Forst vereins in<br />
Wildthurn im Privatwald der Familie Lermer.<br />
Auch Georg Windisch (Leiter der Bayerischen Forstverwaltung)<br />
konnte begrüßt werden. Schwerpunktthema der Exkursion war die<br />
Problematik großer Aufforstungsflächen.<br />
Auf Einladung der Polnischen Forstgesellschaft nahm der<br />
Präsident im Zeitraum vom 15. bis 17. September an der Jahrestagung<br />
teil. Höhepunkte waren die feierliche Unterzeichnung eines<br />
Partnerschaftsabkommens sowie die Exkur sionen (siehe unten), die<br />
in den äußersten südöstlichen Landesteil Polens führten mit eindrucksvollen<br />
Laub/Nadelwäldern. Die polnische Forstwirtschaft ist<br />
auf einem beachtlichen Wachst<strong>ums</strong>kurs, und die Kollegen zeichnen<br />
sich durch großes Selbst bewusstsein, durch Traditionspflege, Sachkompetenz<br />
und überwältigende Gastfreundschaft aus.<br />
GÖttiNGer taGebuch<br />
Meeting in Kroatien (siehe oben): Vom 23. bis 25.09. traf sich in<br />
Zagreb das Netzwerk der europäischen <strong>Forstverein</strong>e (EFN). Ver treter<br />
aus Estland, Kroatien, Österreich, Schottland und erstmals auch Slowenien<br />
berichteten von ihren Tätigkeiten in ihren Heimatländern.<br />
Bei einem Exkursionstag in die kroatischen Wälder konnten sich die<br />
Teilnehmer sowohl von deren Schönheit als auch von der professionellen<br />
Forstwirtschaft und der forstlichen Öffentlichkeitsarbeit<br />
überzeugen. Die 29. Weltmeisterschaft der Waldarbeiter rundete<br />
den Besuch ab.<br />
PAWS-med-Schulung in Gmunden: Christine Blohm und die<br />
neue Mitarbeiterin der Geschäftsstelle, Katharina Reffelt, fuhren für<br />
das WaldpädagogikProjekt PAWSmed vom 20. bis zum 23. Oktober<br />
ins österreichische Gmunden. Bei Albert Botka wurden 16 mediterrane<br />
Förster und künftige Multiplikatoren eine Woche lang in praktischer<br />
Waldpädagogik draußen geschult. Dazu muss man sagen:<br />
Waldpädagogik findet im südlichen Europa eher im FrontalUnterricht<br />
im Klassenzimmer als draußen im Wald bei Wind und Wetter<br />
statt. Als Evaluator des Projektes war der DFV bei allen Treffen dabei.<br />
www.pawseurope.org<br />
VDN-Tagung in der Eifel: Die jährliche Tagung des Verbands<br />
<strong>Deutscher</strong> Naturparke fand vom 07. bis zum 09.10. in der Eifel statt.<br />
Höhepunkt war die Festveranstaltung zum 50jährigen Bestehen<br />
des gastgebenden Naturparks Nordeifel. Der DFV ist institutionelles<br />
Mitglied und unterstützt die Arbeit des VDN, der für eine Vereinbarkeit<br />
zwischen Natur und Kulturlandschaft eintritt.<br />
Besuch bei PEFC: Am 14.10. trafen sich in Stuttgart der PEFC<br />
Geschäftsführer Dirk Tegelbeckers und Marcus Kühling. Sie vereinbarten<br />
eine engere Zusammenarbeit.<br />
Waldklimakonferenz Berlin: Vom 28. bis zum 29.10. diskutierten<br />
in Berlin auf Einladung des BMELV 140 Experten aus Wirtschaft,<br />
Politik, Wissenschaft und Verwaltung über Folgen der Klimaveränderung<br />
auf den Wald und über Konzepte zur Verbesserung der Wald<br />
KlimaWirkungen. Waldbauliche Anpassungen und eine effizientere<br />
<strong>Holz</strong>verwendung stellen dabei die SchwerpunktHerausforderungen<br />
dar.<br />
Fotos: Marcus Kühling<br />
November | 2010 : proWald 33
Bovists energetische Nutzung<br />
Bovist, mein Lieblingsförster, liebt seinen<br />
Stammtisch, doch in letzter Zeit geht es<br />
dort im Ochsen hoch her. Und je länger die<br />
Abende dauern, <strong>ums</strong>o wilder wird gestritten.<br />
Neulich wurde das Feuer sozusagen<br />
mehrfach angefacht, als Heini, der Wirt, mit<br />
einem großen Korb Scheitholz in die Wirtsstube<br />
trat und <strong>Holz</strong> im Kachelofen nachlegte.<br />
»Gemütlich ist das«, seufzt Pfarrer Knobloch<br />
wohlig.<br />
»Ein Unsinn ist das«, schreit Zimmermann<br />
Jansen, »ein <strong>Holz</strong> verbrechen!«<br />
»Und warum soll das ein Unsinn sein?«<br />
»Weil Du den Wald in Deinen Ofen<br />
steckst.« Jansen klopft mit dem Zeigefinger<br />
auf den Tisch.<br />
»Ich steck keinen Wald in den Ofen, sondern<br />
meinen Kirschbaum.«<br />
»Unsinn«, der Zimmermann haut mit<br />
der Faust auf den Tisch. Und weil’s so schön<br />
donnert und klirrt, haut er noch mal drauf,<br />
dass die Bierkrüge fliegen.<br />
»Der Herr möge Deine Knöchel schützen«,<br />
säuselt Pfarrer Knobloch.<br />
»Er meint«, versucht Bovist seine Freunde<br />
zu beruhigen und breitet die Arme aus,<br />
damit sich die anderen ein wenig beruhigen,<br />
»er meint, dass wir <strong>Holz</strong> nicht sinnlos verfeuern<br />
sollten.«<br />
»Ich lass den Ofen ausgehen, dann merkt<br />
Ihr, wie sinnlos das ist«, schreit HeiniOchsenwirt.<br />
»Also«, schrillt der kleine Schreiner Lohr<br />
dazwischen, »<strong>Holz</strong> ist kostbare Biomasse.<br />
Wir sollten <strong>Holz</strong> zunächst stofflich nutzen,<br />
bevor wir es energetisch vernichten.«<br />
»So ist es«, schreit Bovist.<br />
»Erst mal was Gutes aus dem Baum<br />
schreinern, danach spä ter das gebrauchte<br />
Möbel verbrennen.«<br />
»Kaskadennutzung«, belehrt mein Förster<br />
Bovist seine Freun de und nimmt einen<br />
guten Schluck Bier zu sich.<br />
»Mein Kirschbaum ist keine Kaskadennutzung<br />
und den steck ich dorthin, wo ich<br />
will«, beharrt Heini.<br />
»Falsch!«, brüllt Bovist, und der Zimmermann<br />
donnert noch mal auf den Tisch, »wir<br />
alle müssen mit den Früchten des Waldes<br />
sparsam umgehen, Du auch!«<br />
»Du kannst Dir Deine Früchte des Wal<br />
34 proWald : November | 2010<br />
KerNbeisser<br />
des sonst wo hinste cken, ich<br />
mach mit meinen Obstbäumen,<br />
was ich will.«<br />
Aber die Runde ist nicht mehr<br />
zu beruhigen: »Umweltschänder«,<br />
»Verschwender«, »Naturplünderer«,<br />
»Waldrüpel«, bis<br />
schließlich Heini seine Gäste<br />
der Sperrstunde wegen vor die<br />
Tür setzt.<br />
Bovist träumt warm in dieser<br />
Nacht. Er sitzt auf einem lodernd<br />
brennenden Polter im Wald, seine<br />
Freunde gestikulierend um<br />
ihn rum, sie fachen das Polterfeuer<br />
an. »Ich hau Dir erst mal<br />
den Prügel über den Schädel<br />
und verbrenn ihn danach, das<br />
ist Kaskadennutzung!«, schreit<br />
der geträumte Zimmermann, und<br />
Pfarrer Knobloch beruhigt sanft und<br />
schaut in den Himmel: »Sieh Herr,<br />
alle möchten es warm, so ist das Leben.<br />
Doch am Ende werden sie in der<br />
Hölle energetisch genutzt.«<br />
Euer Kernbeißer*<br />
* In jeder Ausgabe von proWALD wird der Kernbeißer<br />
seinen Kropf leeren, nicht ohne das eine<br />
oder andere Nüsschen zu knacken oder der Sache<br />
auf den Kern gekommen zu sein.<br />
Foto: Hannes Elster
Die Elsbeere ist der<br />
Baum des Jahres 2011<br />
»wertvoll, aber kaum bekannt«<br />
Dr. Silvius Wodarz, Präsident der<br />
Stiftung Baum des Jahres, hat am<br />
28.10.1010 die vom Kuratorium Baum<br />
des Jahres gewählte Elsbeere (Sorbus<br />
torminalis) zum Baum des Jahres 2011<br />
ausgerufen.<br />
Vom Kaukasus bis nach Südengland,<br />
von Marokko bis nach Polen reicht das Verbreitungsgebiet<br />
der Elsbeere. Schwerpunkte<br />
des natürlichen Vorkommens finden sich in<br />
Frankreich und auf dem Balkan. In Deutschland<br />
ist die Elsbeere selten geworden, seitdem<br />
man sie nicht mehr als Brennholz nutzt.<br />
Heute fristet die Elsbeere im wahrsten Sinne<br />
in unseren Wäldern nur noch ein Schattendasein.<br />
Es gibt vier Gründe für die Seltenheit<br />
der Elsbeere: wenig alte Bäume aufgrund<br />
der nicht mehr üblichen Nieder und<br />
Mittelwaldbewirtschaftung, wenige Früchte<br />
(die zudem nach dem Abfallen auch gerne<br />
von Mäusen gefressen werden) sowie aufgrund<br />
der Seltenheit starker Verbiss der wenigen<br />
aufwachsenden Sämlinge erst durch<br />
Mäuse und dann durch Hasen und Rehe.<br />
Viertens gibt es die Tendenz, Landschaften<br />
»auszuräumen«, um an landwirtschaftlich<br />
genutzten Flächen beschattende Bäume zu<br />
entfernen.<br />
ISSN: 1868-1247<br />
proWald<br />
Magazin des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
ZuletZt uND aKtuell<br />
Edle Früchte<br />
»Sorbus torminalis« nennt man die Elsbeere<br />
wissenschaftlich – tormina, »Bauchgrimmen«<br />
–, also die Frucht gegen Bauchschmerzen,<br />
gegen »weichen Leib«, wie man<br />
Durchfallerkrankungen früher bezeichnete.<br />
Sie wurde auch gegen Cholera und Ruhr<br />
verwendet und wird deshalb regional auch<br />
»Ruhrbirne« genannt.<br />
Im September, manchmal auch erst im<br />
Oktober sind die ca. einen Zentimeter großen<br />
Früchte reif. Anfangs sind sie gelblich,<br />
verfärben sich aber dann rötlich und in der<br />
Vollreife braun mit heller Punktierung. Sie<br />
sind anfangs hart, werden eine Woche nach<br />
der Ernte teigig und schmecken recht trocken,<br />
mehlig und säuerlich.<br />
Die Ernte ist äußerst zeitaufwendig und<br />
anstrengend, da die Früchte nicht abfallen,<br />
sondern von langen Leitern aus hoch im<br />
Baum geerntet werden müssen. Elsbeeren<br />
lassen sich auch als Marmelade verarbeiten,<br />
und man kann getrocknete Früchte im Müsli<br />
essen.<br />
www.baumdesjahres.de<br />
� proWALD wird herausgeben vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. und von der ID Wald GmbH verlegt, Geschäftsführer Marcus Kühling.<br />
� Redaktion: Christine Blohm, Hannes Elster (V.i.S.d.P.), Dr. Andreas Forbrig, KWF (verantwortlich für die Seiten des KWF).<br />
� Anzeigen: Ewald Rangk, Schlossstr. 35, 76593 Gernsbach, Tel.: 07224/2076, RangkVB@tonline.de<br />
� Lektorat und Korrektur: Ilse Bechtold.<br />
� Anschrift von Verlag und Redaktion:<br />
ID Wald GmbH, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen, Tel.: 0551/379 62 65, Fax: 0551/379 62 37, Email: info@idwald.de, www.idwald.de<br />
� Satz und Layout: Sigrun Bönold, Jasmin Ay.<br />
� Herstellung: Verlag Die Werkstatt, Lotzestr. 22a, 37083 Göttingen.<br />
� Erscheinungsweise: zweimonatlich.<br />
� Bezugsweise: Die Mitglieder des DFV erhalten proWALD kostenlos. Der Preis für ein Einzelheft beträgt 5 Euro einschließlich Versand.<br />
Jahresabonnement 30 Euro.<br />
� Leserbriefe sind erwünscht, sie geben allerdings die Meinung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe abzudrucken und falls<br />
notwendig zu kürzen.<br />
� Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Ansicht des <strong>Forstverein</strong>s wieder.<br />
Redaktionsschluss der JanuarAusgabe: 10. Dezember 2010. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2. Titelbild: Marcus Kühling.<br />
Bitte beachten Sie die regional unterschiedlichen Beilagen von Firmen und <strong>Forstverein</strong>en.<br />
Foto: Andreas Roloff<br />
November | 2010 : proWald 35
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