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proWALD10-6 Kampf ums Holz.pdf - Deutscher Forstverein

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<strong>Kampf</strong> <strong>ums</strong> <strong>Holz</strong>!<br />

Energetische und stoffliche Nutzung<br />

November | 2010


Ihre Juli/September-Ausgabe 2010<br />

»Öffentlich keitsarbeit« hat mich bewogen,<br />

meine »Giftmischerphilosophie« zu Papier<br />

zu bringen.<br />

Lobbying bei Politik und Politikern<br />

Vor und mind. 100 Tage nach den Wahlen<br />

bringt Lobbying nichts. Im Wahlkampf wird<br />

das Blaue vom Himmel versprochen, nach<br />

den Wahlen müssen sich die Gewählten zuerst<br />

zurechtfinden. In die Parlamente schaffen<br />

es nur wenige Vertreter von Wald und<br />

<strong>Holz</strong>. Sie brauchen aber in entscheidenden<br />

Abstimmungen die Mehrheit der Parlamentarier<br />

gleich welcher Parteifarbe und Interessenlage.<br />

Solche Mehrheiten können gefördert<br />

werden, wenn man per Post (nicht<br />

per E­Mail) regelmäßig, möglichst viele<br />

Parlamentarier (»graue Mäuse«) mit kurzen,<br />

prägnanten Artikeln/Brie fen informiert. Regelmäßig<br />

schreiben, damit sie den Absender<br />

kennen und seine Informationen wertschätzen.<br />

Die »grau en Mäuse« sollten unbedingt<br />

vor den »parlamentarischen Großmäulern,<br />

Meinungsdiktatoren usw.« bedient werden.<br />

Sie bekommen damit Wissensvorsprung,<br />

können sich eine eigene Meinung bilden<br />

und sind damit nicht mehr so leicht umzubiegen.<br />

In den Fraktionen gewinnt mit diesem<br />

Vorgehen die Sachfrage vor der Partei­<br />

Ideologie. Die Fraktionen werden gespalten.<br />

Die Parlamentarier und Politiker sind i. d. R.<br />

dankbar für kurze, prägnante, leicht lesbare<br />

Informationen. Dieses Lobbying auf breiter<br />

Front, so auch in den Forstrevieren, benötigt<br />

wenig Geld und mäßigen Auf wand, ist geräuschlos,<br />

der »Feind« bekommt wenig mit.<br />

Armin »James« Bont 007, CH-Frauenfeld<br />

Die Nummer Juli/September 2010 fand<br />

ich (wieder mal) ganz ausgezeichnet, einziger<br />

»Nachteil«: Man braucht lange zum<br />

Durchlesen …<br />

Dr. Gerrit Müller, Titisee-Neustadt<br />

Aufmachung und Auswahl der Beiträge<br />

in der proWALD sind hervorragend und<br />

vielfach auch so, dass sie zu munteren Diskussionen<br />

oder gar zum nützlichen Widerspruch<br />

anregen. Ich habe aber eine kleine<br />

Bitte: Alle Autoren sollten mit Namen, Tätigkeit/Funktion<br />

und Institution benannt werden.<br />

Der Leser kann dann leicht erkennen,<br />

aus welcher Sicht und mit welcher Erkenntnis<br />

die Autoren schreiben.<br />

Christoph Binnewies, Waake<br />

2 proWald : November | 2010<br />

leserbriefe<br />

Naturschutz und deutsche Forstwirtschaft:<br />

Absurdistan lässt grüßen<br />

Wenn man im Sessel des Ruheständlers die<br />

aktuelle Diskussion verfolgt, die sich mit<br />

den maßlosen Forderungen des meist ehrenamtlichen<br />

Naturschutzes an die Bewirtschaftung<br />

des deutschen Waldes befasst,<br />

lugt einem der alte Ben Akiba grinsend über<br />

die Schulter: »Alles schon dagewesen.«<br />

In den ersten zwei Nachkriegsjahrzehnten<br />

standen Arten­ und Biotopschutz im<br />

Vordergrund des Interesses, Naturschutzgebiete<br />

zum besseren Schutz einzelner Arten<br />

oder Le bensräume wurden ausgewiesen,<br />

Rote Listen wurden aufgestellt über scheinbar<br />

oder wirklich durch was auch immer<br />

gefährdete Pflanzen und Tiere. Übrigens<br />

waren die meisten aktiven Naturschützer in<br />

dieser Phase oft Forstleute. Weitere Betätigungsfelder<br />

mussten später her. Man entdeckte<br />

den Prozessschutz. Neues Ziel wurde<br />

die Aufgabe der Nutzung in möglichst vielen<br />

und großen Waldteilen.<br />

Die Forstleute und Waldbesitzer waren<br />

und sind der nachhal tigen Forstwirtschaft<br />

verpflichtet, d. h. auf derselben Fläche wird<br />

gleichzeitig <strong>Holz</strong> erzeugt und genutzt, das<br />

die Volkswirtschaft dringend benötigt, dabei<br />

werden Erträge erwirtschaftet, aber<br />

auch der ganze Rattenschwanz von Wohlfahrtswirkungen,<br />

zu denen eine intakte und<br />

vielseitige Natur gehört. Diese Selbstverpflichtung<br />

hat zu den vielseitigen, baumartenreichen<br />

Waldbildern geführt, um die uns<br />

die Welt beneidet und in denen Rote­Listen­<br />

Arten gerade deshalb vorhanden sind, weil<br />

über Jahrzehnte sorgsam und pfleglich gewirtschaftet<br />

wurde.<br />

Nur übereifrigen Naturschützern reicht<br />

dies offenbar nicht. Ihr unbändiges Bestreben<br />

ist es nun, auf möglichst großer Fläche<br />

eben nicht zu nutzen, sondern der Natur<br />

freien Lauf zu lassen. Dass dies ohne Not<br />

beträchtliche Einbußen für den Waldbesitzer<br />

mit sich bringt, interessiert sie nicht. Sie<br />

müs sen es ja nicht bezahlen!<br />

Nachgerade aus dem Außerirdischen<br />

stammt die Idee von solchen Leuten für Buchen­Wälder:<br />

Der Forstmann mag getrost<br />

über Jahrzehnte pflanzen, läutern, durchforsten,<br />

auf wendig pflegen und investieren,<br />

aber wenn der Bestand das Alter 130 oder<br />

einen Durchmesser von 30 cm erreicht hat,<br />

dann muss der Wald Käfern und Pilzen überlassen<br />

bleiben. Sind wir nicht alle ein bisschen<br />

balla­balla?<br />

Mäht ein Bauer kurz vor der Ährenreife<br />

sein Getreide ab, um es unterzupflügen?<br />

Da Förster friedliche und kompromissbereite<br />

Menschen sind, die die volks­ und<br />

betriebswirtschaftliche Notwendigkeit einer<br />

einträglichen Waldwirtschaft, ohne den Naturhaushalt<br />

zu belasten, offenbar allein vertreten,<br />

haben wir in der Vergangenheit oft<br />

die Verständigung mit den nicht immer uneinsichtigen<br />

Naturschützern gesucht. Auch<br />

der Deutsche <strong>Forstverein</strong> hat mit einigen<br />

Naturschutz­Ver bän den und offiziellen Instanzen<br />

wie Bundesamt für Naturschutz und<br />

Rat der Sachverständigen für Umweltfragen<br />

in ten sive Gespräche geführt und Papiere<br />

verabschiedet, z. B. die Berliner Erklärung<br />

1996. Erfahrung: In Workshops, Ta gungen,<br />

versuchten Aktions­Bündnissen und Gesprächen<br />

wird auch immer mal Harmonie<br />

gefunden, aber später werden die bekannten<br />

Marter­Instrumente wieder ausgepackt.<br />

Siehe oben.<br />

Trotz geäußerten Verständnisses wird<br />

stets wieder kreuzzug artig der Prozessschutz<br />

auf immer größerer Fläche zur Bedingung<br />

für Wohlverhalten gemacht. Dieses existenzielle<br />

Ringen interessiert die Öffentlichkeit<br />

nicht, Politiker gehen all zu gern auf solches<br />

Drängen ein, erhoffen sich allgemeine Zustimmung<br />

in Form von Wählerstimmen.<br />

Aus meinen Erfahrungen kann ich der<br />

Forstpartie und der Po litik nur raten, die<br />

naturnahe, pflegliche Forstwirtschaft als<br />

Standard festzuhalten und alles über diesen<br />

Zyklus (Verjüngung – Läuterung – Durchforstung<br />

– Durchhieb – Lichtung – zur Not<br />

Abtrieb, dazu Wegebau und Waldschutz) hinausgehend<br />

Einschränkende durch den bezahlen<br />

zu lassen, der es fordert.<br />

Nach 45 Jahren im Gefechtsfeld und<br />

vielfachen Annäherun gen und Harmonien<br />

mit der anderen Seite ist es traurig, dies so<br />

offen sagen zu müssen. Aber sonst versteht<br />

es keiner. Nach denklich stimmt mich, wenn<br />

Forstleute verblendet die Argumente der<br />

anderen Seite zu ihren machen, wie bei Hockenjos<br />

zu lesen.<br />

Nur eine geschlossene Gemeinschaft<br />

von Waldbesitzern und zu Recht selbstbewussten<br />

Forstleuten kann sich in der eminent<br />

wichtigen Frage Gehör verschaffen und<br />

mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit Politik,<br />

Presse und Bürger auf ihre Seite ziehen.<br />

Nie mag ein Gut ja,<br />

welches er in Händen hält,<br />

der Tor erkennen,<br />

bis es ihm entwunden ist.<br />

(Sophokles, Aias 919)<br />

Dr. Wolfgang Dertz, Eltville


iNhalt<br />

forstvereinstagung 2011 in aachen 5<br />

Diskussion<br />

<strong>Kampf</strong> um holz aus dem Wald 6<br />

Wilhelm stölb<br />

Produktion und Wachstum 14<br />

Kooperation mit Polen verstärkt 25<br />

KWf<br />

iNterforst 2010 –<br />

Neues bei Geräten und Werkzeugen 16<br />

bodenschutztage in Dierdorf 18<br />

DfWr<br />

stofflich oder energetisch?<br />

Die Diskussion um holzverwendung<br />

versachlichen! 20<br />

aus der Wirtschaft<br />

aus alt mach Neu – die renaissance<br />

der deutschen Zellstoff-industrie 22<br />

heimisches holz – nachhaltig nutzbarer<br />

energie träger mit wachsender bedeutung 26<br />

aus den ländern<br />

5. baden-Württembergischer Waldgipfel 28<br />

ehrenmitgliedschaft für Dr. anton hammer 28<br />

tag der Waldwirtschaft<br />

in villingen-schwenningen 29<br />

Jahrestagung des brandenburgischen<br />

forstvereins in rangsdorf 29<br />

stellungnahme zur Überarbeitung des Waldprogramms<br />

des landes brandenburg 30<br />

Jutta berg zum ehren mitglied ernannt 30<br />

tiroler forstverein in<br />

mecklenburg- vorpommern 31<br />

Neuer vorstand des forstvereins<br />

für sachsen-anhalt 31<br />

sachsen-anhalt: manfred lutscher<br />

verstorben 31<br />

leserbriefe 2<br />

veranstaltungen 32<br />

Göttinger tagebuch 33<br />

Kernbeißer 34<br />

impressum 35<br />

Zuletzt und aktuell 35<br />

eDitorial<br />

Liebe Mitglieder<br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s,<br />

nachhaltige Forstwirtschaft entstand in Deutschland, als das hölzerne Zeitalter<br />

in große Not geriet, weil das <strong>Holz</strong> knapp wurde. Der Wohlstand und<br />

der Reichtum, den einige Völker seither aufgebaut haben, und die riesige<br />

Zunahme der Weltbevölkerung insgesamt auf unserem Planeten sind auf<br />

der Basis von fossilen Energieträgern erreicht worden. Erdöl ist knapp, Kohle<br />

und Gas sind es demnächst auch.<br />

Die deutsche Forstwirtschaft hat restauriert, was das hölzerne Zeitalter<br />

ruiniert hatte. Die primären Wälder sind verschwunden, naturnahe sekundäre<br />

Wälder sind an ihre Stelle getreten. Im Zuge dieser Entwicklung wurde<br />

die Rohstoffproduktion kontinuierlich weiterverfolgt, und – von Kriegsunterbrechungen<br />

oder sozialistischer Planwirtschaft abgesehen – dennoch<br />

der Vorrat an <strong>Holz</strong>masse kontinuierlich gesteigert. Unser Wald ist wieder<br />

Wald und wirkt wie Wald in seinen Wechselwirkungen auf Klima, Boden,<br />

Flora und Fauna und die Menschen, die ihn besuchen und nutzen. Das Bundesforstministerium<br />

erarbeitet aktuell ein Positions­ und Strategiepapier<br />

2020. Der DFV unterstützt diese Arbeit, sie kommt zur richtigen Zeit, und sie<br />

muss Klarheit schaffen und Orientierung geben, wie unser Beitrag sein soll<br />

zur Vorsorge für Rohstoff, Energie, Klima, Einkommen, Arbeit, Flora, Fauna,<br />

die Menschen innerhalb der Forstpartie und die Bevölkerung, die bewusst,<br />

meist jedoch unbewusst, vom Wald profitiert.<br />

Erstaunlich ist der Inhalt eines Briefes von fünf Umweltschutzorganisationen<br />

an große Einzelhandelsunternehmen, die sich einseitig und unsachlich<br />

für eines der bei uns verbreiteten Waldzertifikate mit unverhohlenen<br />

Drohungen in Richtung der Adressaten einsetzen und das andere, viel weiter<br />

verbreitete Zertifikat herabwürdigen und verunglimpfen (siehe hierzu die<br />

Dokumentation folgende Seite). So etwas schadet der Zertifizierung an sich,<br />

es spaltet Förster<br />

und Waldbesitzer<br />

in FSC­gute und<br />

PEFC­böse. Das<br />

Schweigen von<br />

FSC­Deutschland<br />

zu diesem Ereignis<br />

ist beschämend.<br />

Die EU hat<br />

eine Forstpolitik,<br />

auch wenn es<br />

die Politik nicht<br />

wahrhaben will,<br />

aber es ist keine<br />

gute Politik, da<br />

sie sich nicht die<br />

Mühe macht, Forstpolitik ganzheitlich zu formulieren. Dass man der Forstwirtschaft<br />

viel zutrauen kann, wenn vernünftige Rahmenbedingungen gesetzt<br />

sind, zeigen die Ergebnisse, wie eingangs geschildert. In Europa muss<br />

Schluss sein mit einer bruchstückhaften verkürzten Politik für Wald und<br />

Forstwirtschaft. Eine Waldstrategie 2020 des Bundes ist nur ein erster Schritt,<br />

in Brüssel müssen weitere folgen. Die Ministerkonferenz zum Schutz der<br />

Wälder in Europa (MCPFE) ist ein wichtiger und vielversprechender Taktgeber<br />

auf diesem Weg.<br />

Ihr Carsten Wilke<br />

Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

November | 2010 : proWald 3


4 proWald : November | 2010<br />

seiteN Des forstvereiNs<br />

Auch Nötigungen kommen gelegentlich<br />

umweltschonend daher …<br />

Der hier abgedruckte Musterbrief<br />

wurde von den im im Briefkopf aufgeführtenführten<br />

Umweltschutzvereinen an fast<br />

100 100 große Unternehmen und Verlage<br />

geschickt. Der Text spricht spricht für sich<br />

selbst (siehe (siehe auch Editorial S. 3).


21.-25.09.2011, das Datum beginnt<br />

sich allmählich allen Beteiligten einzubrennen:<br />

10 Monate nur noch bis zur<br />

65. Jahrestagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

in Aachen. Das heißt, die Uhr<br />

tickt.<br />

Bereits seit August stellt der Landesbetrieb<br />

Wald und <strong>Holz</strong> NRW das Tagungsteam<br />

für die <strong>Forstverein</strong>stagung zur Verfügung.<br />

Es sind Jan Breithaupt und Sebastian Rabe,<br />

die seither an der organisatorischen Vorbereitung<br />

dieses Großereig nisses arbeiten.<br />

Beide absolvierten nach ihrem Studium der<br />

Forstwissenschaften in Freiburg das Referendariat<br />

in Nordrhein­Westfalen. Nach der<br />

bestandenen Großen Forstlichen Staatsprüfung<br />

im Sommer 2009 wurde Breithaupt<br />

innerhalb des Teams Abies mit der Implementierung<br />

der neuen <strong>Holz</strong>buchführungssoftware<br />

im Landesbetrieb betraut. Rabe<br />

leitete währenddessen das <strong>Holz</strong>kompetenz­<br />

Zentrum Rheinland in Nettersheim.<br />

Zum Tagungsort Aa chen muss man<br />

eigentlich nicht viel sa gen: Es ist eine Großstadt<br />

mit rund einer viertel Million Menschen,<br />

eine Bäderstadt, also eigentlich Bad<br />

Aa chen, eine Stadt mit langer ehrwürdiger<br />

Geschichte und mit Baudenkmälern (Dom,<br />

Rathaus usw.), die für sich schon eine Reise<br />

lohnen. Karl der Große jedenfalls machte die<br />

Stadt nicht nur zu seiner Lieblingsresidenz,<br />

sondern in den Aa chener Thermen kurierte<br />

er manches Zipperlein aus.<br />

Auch die Tagungsteilnehmer können<br />

durchaus einmal zwischendurch kuren.<br />

Das ist bereits gesichert. Die Vorbereitungen<br />

für die Tagung selbst laufen seit August<br />

auf Hochtouren. Mit dem Bezug der Büroräume<br />

in der Aa chener Innenstadt Anfang<br />

September ist das Tagungsteam direkt vor<br />

Ort, was unter anderem eine Kommunikation<br />

mit der Stadt Aa chen erleichtert. Dank<br />

freundlicher Unterstützung der Firma Subaru<br />

durch einen »Forester« ist auch die<br />

seiteN Des forstvereiNs<br />

Der countdown läuft<br />

Die <strong>Forstverein</strong>stagung 2011<br />

steckt mitten in der Vorbereitung<br />

Mobilität des Tagungsteams gewährleistet.<br />

Das Exkursionsprogramm der Veranstaltung<br />

ist so gut wie fertig (spätestens im Märzheft<br />

von proWALD werden wir darüber detailliert<br />

berichten). Nachdem zahlreiche Akteure<br />

angesprochen wurden, liegt nun eine große<br />

Anzahl hochwertiger Exkursionsvorschläge<br />

vor, sodass nur noch die<br />

endgültige Auswahl<br />

ge troffen werden muss.<br />

Eine große Baustelle ist zurzeit noch<br />

die Planung der Öffentlichkeitsarbeit. Der<br />

<strong>Forstverein</strong> will ja nach außen wirken. Gerade<br />

im Hinblick auf das Internationale Jahr<br />

der Wälder 2011 ist eine öffentliche Darstellung<br />

des Themas Wald in Aa chen unerlässlich.<br />

Die Gestaltung der Seminare nimmt<br />

dagegen mittlerweile deutlich konkretere<br />

Formen an, sodass eine Ansprache der Referenten<br />

und Moderatoren in den nächsten<br />

Wochen erfolgen kann.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt<br />

werden, dass die Vorbereitungen gut vorankommen<br />

und die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Deutschen <strong>Forstverein</strong> und<br />

dem Landesbetrieb Wald und <strong>Holz</strong> NRW<br />

reibungslos funktioniert. Es liegt im Detail<br />

jedoch noch ein weiter Weg vor den beiden<br />

Herren.<br />

■<br />

Sebastian Rabe und Jan Breithaupt,<br />

Tagungsteam Tagung Aachen 2011<br />

Foto: Stephan Schmied/pixelio.de<br />

November | 2010 : proWald 5


Der Rohstoff <strong>Holz</strong> droht, knapp<br />

und mithin teuer zu werden. Also<br />

ist Konkurrenz angesagt zwischen<br />

den Kunden des Forstes. Das kann<br />

der Forstwirtschaft nicht gleichgültig<br />

sein, denn beide Seiten,<br />

Forst- und <strong>Holz</strong>wirtschaft, leben<br />

vom Wald. Auf Einladung des<br />

Deutschen <strong>Forstverein</strong>s trafen sich<br />

Vertreter der <strong>Holz</strong>wirtschaft mit<br />

dem <strong>Forstverein</strong> zu einem Meinungsaustausch.<br />

Was erwarten<br />

die wichtigsten Partner des Forstes<br />

von ihrem Rohstofflieferanten?<br />

Carsten Wilke, Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s: Wir möchten mit diesem Gespräch unseren Mitgliedern und den Lesern von<br />

proWALD ein Bild davon verschaffen, wie die Kunden des Forstes denken. Ich bin der Ansicht, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft Forst<br />

und <strong>Holz</strong> sind. Und wir sollten uns vor dem Beginn des »Internationalen Jahres der Wälder 2011« darüber austauschen, wie wir gemeinsam<br />

auftreten können, ohne unsere Differenzen, die es sicherlich gibt, einzuebnen.<br />

In Eingangsstatements formulierten die Gäste ihre Position so:<br />

Lars Schmidt, Bundesverband Säge und <strong>Holz</strong>industrie<br />

Deutschland (BSHD): Wir haben zwei zentrale Fragestellungen.<br />

Einmal geht es uns um die Rohstoffsicherung und dann natürlich<br />

um den Absatz unserer Produkte. Beide The men betreffen auch<br />

das Verhältnis Forst und <strong>Holz</strong>. Wenn ich das Stichwort Rohstoffsicherung<br />

nenne, dann frage ich: Wie groß ist denn der Kuchen für<br />

alle insgesamt, und wie setzt er sich zusammen (was unter Naturschutz<br />

steht, kann nicht genutzt werden)? Und zweitens: Wie verteilen<br />

wir die Kuchenstücke? Stichwort: stoffliche, chemische und<br />

energetische Nutzung. Langfristig beobachten wir einen rückläufigen<br />

Massivholzverbrauch im Laubholz bei einem gleichzeitigen<br />

Versorgungsengpass mit Nadelholz. Wir schätzen, dass wir in den<br />

letzten 10 Jahren 3­5 % der Nadelholzflächen durch den Waldumbau<br />

in Richtung Laubholz verloren haben. Aus unserer Sicht fehlt eine<br />

marktgerechte Baumartenwahl. Das klingt zwar provokant, aber aus<br />

Sicht der Märk te können wir nur das verarbeiten, was die Märkte<br />

wollen. Und dabei lautet die Frage: Wie können wir einen entsprechenden<br />

Nadelholzanteil im Forst sichern? Und andererseits:<br />

Wir müssen uns um zukunftsfähige Laubholzprodukte kümmern,<br />

denn es liegt ja auch im Interesse der Forstbetriebe, dass das, was in<br />

den Wäldern heranwächst, auch einen hochwertigen Absatz findet.<br />

Drittens: Seit Jahren bin ich der Ansicht, dass unsere Landesforstverwaltungen<br />

und die Forststruktur in Deutschland im internationalen<br />

Vergleich ein absoluter Wettbewerbsvorteil sind. Doch mit Blick auf<br />

die Alterszusammensetzung der Forstbediensteten mache ich mir<br />

schon Sorgen über die tatsächliche Personalstruktur in den Landesforstverwaltungen.<br />

Reicht denn dieser Personalstand aus? Etwa für<br />

moderne Prozessketten für die <strong>Holz</strong>ernte, für die notwendige Betreuungsintensität<br />

für den Kleinprivatwald?<br />

6 proWald : November | 2010<br />

Dr. Peter Sauerwein, Verband der deutschen <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />

Ich fange jetzt einmal umgekehrt an: Von der personellen<br />

Seite her sind wir der Auffassung, dass es selbstverständlich notwendig<br />

ist, dass mehr Fachpersonal auf der Fläche bleibt, als das<br />

zurzeit in den Verwaltungen diskutiert wird. Diese Diskussion läuft<br />

ja nach dem Motto: Der Wald wächst von allein, wir brauchen nur<br />

noch Schutzgebiete, und dann brauch ich kein Forstpersonal mehr.<br />

Das ist mit Sicherheit der falsche Weg. Denn um den Wald zu schützen<br />

und zu bewirtschaften und um den Rohstoff <strong>Holz</strong> der Industrie<br />

zur Verfügung zu stellen, braucht es Fachpersonal. Da geht es nicht<br />

nur um unsere Industrien, letztendlich geht es um den Verbraucher.<br />

Und um der Umwelt und des Klimas wegen ist es wichtig, den<br />

stofflichen Verbrauch des <strong>Holz</strong>es zu steigern, schon wegen der Klimaschutzziele.<br />

Bekanntlich hängt an 100 m 3 <strong>Holz</strong> ein Arbeitsplatz.<br />

Dieser Zusammenhang müsste viel deutlicher gemacht werden. Die<br />

über 10.000 ha in Nordrhein­Westfalen, die neu geschützt werden<br />

sollen, entsprechen fast 1.000 Arbeitsplätzen, die dann wegfallen.<br />

Selbst die Bundesregierung kommt zu der Erkenntnis, dass wir eine<br />

riesige Versorgungslücke mit dem Rohstoff <strong>Holz</strong> vor uns haben. Deshalb<br />

haben wir auch kon krete Wünsche an den Forst. Etwa, dass<br />

die Baumartenwahl so getroffen wird, das möglichst viel Biomasse<br />

heranwächst, auch wenn wir flexibler als die Sägeindustrie sind, die<br />

ja mehr Nadelholz wünscht. Mehr Masse wünschen wir, und das<br />

kann z. B. erfolgen durch Vorwälder und Kurzumtriebsplantagen<br />

auf landwirtschaftlichen Flächen. Ein weiteres Thema ist die Reduzierung<br />

der Derbholzgrenze, um eben mehr Biomasse im Wald zu<br />

gewinnen. Wir wünschen uns also ein deutlich erhöhtes Angebot,<br />

um die Vorsorgungslücke, die vor uns klafft, zu schließen.


Dr. Klaus-D. Kibat, Verband deutscher Papierfabriken<br />

(VDP): Trotz der Finanzkrise definieren wir uns als Wachst<strong>ums</strong>branche.<br />

Und egal, wo in der Welt dieses Wachstum stattfindet, dafür<br />

müssen die entsprechenden Fasern zur Verfügung stehen. Heute<br />

haben wir im Fasermix weltweit ungefähr 50 % Altpapieranteil, das<br />

wird weiter wachsen, weil die Verpackungsindustrie stark wachsen<br />

wird. Aber auch der Zellstoffverbrauch wird ansteigen, wenngleich<br />

moderater. Und damit stellt sich für uns die Frage: Wo soll die Produktion<br />

für diese ganzen Papiermengen stattfinden? Noch haben<br />

wir Standortvorteile in Deutschland. Aber wie schaffen wir die Rohstoffversorgung<br />

der Zukunft, im Jahr 2020? Die genannten Restriktionen<br />

(etwa durch den Naturschutz, aber auch durch Zertifizierung<br />

und dadurch rückläufige Verbräuche) zeigen, dass wir bereits heute<br />

erhebliche Knappheiten insbesondere beim Nadelholz haben.<br />

Wir sind Nettoimporteur beim Nadelholz. Und wir wissen nicht,<br />

wie hoch das Defizit bis ins Jahr 2020 allein beim Nadelholz sein<br />

wird. Jedenfalls machen wir uns Gedanken über die Folgen dieser<br />

Untervorsorgung. Wir forschen über neue Baumarten, reduzierte<br />

Faseranteile im Papier usw. Aber wir glauben nicht, dass durch Mobilisierung<br />

im Kleinprivatwald noch erhebliche Mengen kommen<br />

könnten. Das stapelt sich längst an den Hauswänden in den Dörfern<br />

als Heizung für schlechte Zeiten. Und Kurzumtriebsplantagen im<br />

Wald? Ich weiß nicht, ob die Waldbesucher davon begeistert wären,<br />

und ob die Zertifizierungssysteme so etwas zulassen. Ich finde, wir<br />

sollten einen eigenständigen Energieholzmarkt aufbauen. Und wir<br />

sind nach wie vor der Meinung, dass die stoffliche Nutzung Vorrang<br />

haben sollte vor der energetischen, denn wir haben eine 8­mal<br />

höhere Wertschöpfung und 13­mal so viele Arbeitsplätze, die durch<br />

stoffliche Nutzung gesichert werden.<br />

erNeuerbare eNerGieN<br />

Martin Bentele, <strong>Deutscher</strong> Energieholz- und Pellet-Verband<br />

(DEPV): Wenn es um Anforderungen an die Forstwirtschaft geht,<br />

sollte sich die <strong>Holz</strong>wirtschaft generell einig sein, zuerst der Bevölkerung<br />

die Grundidee näher zu bringen, indem wir den Faktor Wirtschaftskraft<br />

von Forst und <strong>Holz</strong> propagieren. Aber ich habe da meine<br />

Befürchtungen, wenn ich sehe, wie anachronistisch die Verbändelandschaft<br />

strukturiert ist. Und wenn man sieht, wie die Förster, die<br />

doch eigentlich den Wald mobilisieren sollten, auf dem Rückzug<br />

sind, sind das alles Anzeichen dafür, dass genau das Gegenteil von<br />

dem geschieht, was man eigentlich machen sollte. Von der Forstwirtschaft<br />

würde ich mir ein besseres Verständnis der Energiewirtschaft<br />

wünschen. Wenn ein Ofenbesitzer sein <strong>Holz</strong> für den Ofen im Wald<br />

macht, ist er der King. Doch wenn er versucht, seine zwei Fichten ins<br />

Sägewerk zu bringen, ist er der Depp. Diesen Leuten, hinter denen<br />

14 Millionen Ofenbesitzer stehen, kann man doch nicht vorschreiben,<br />

dass sie erst einmal einen Schreibtisch aus ihrem <strong>Holz</strong> machen<br />

sollen, bevor sie es verfeuern. Das geht nicht. Und nebenbei: Das<br />

sind ja auch 14 Millionen Wähler. Das ist nicht die Gruppe, die der<br />

DEPV vertritt. Wir vertreten den Bereich kleine und mittlere Wärmegewinnung<br />

aus <strong>Holz</strong>, und damit einen Bereich, der auch in dieser<br />

Runde als effizient und vorbildlich gesehen werden müsste. Wenn<br />

man stofflich gegen energetisch kritisiert, müsste man doch einfach<br />

sagen: Dann legen wir doch einmal eine Meßlatte fest in Sachen<br />

Effizienz. Darunter sollte <strong>Holz</strong> nicht energetisch ge nutzt werden.<br />

Energetische Nutzung ist ein Türöffner, mit dessen Hilfe man das<br />

ganze Spektrum der <strong>Holz</strong>nutzung darstellen kann! Wer hat denn ermöglicht,<br />

dass Laubholzdurchforstungen heute Geld bringen und<br />

nicht mehr defizitär sind? Wer ermöglicht denn heute auf diese Weise,<br />

dass der Waldbau ein bisschen ökologischer wird? Das war die<br />

<strong>Holz</strong>energie! So könnte man das Thema auch strategisch nutzen.<br />

November | 2010 : proWald 7<br />

Foto: Angelika Lutz/pixelio.de


Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Wozu sind Ihrer Meinung<br />

nach die Förster eigentlich da? Forstwirtschaft<br />

ist ja kein Naturschutz studium. Für<br />

Naturschutz wurden und werden wir im Allgemeinen<br />

nicht angestellt: Wir sind dazu da,<br />

den Wald zu bewirtschaften.<br />

Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>stoffindustrie: Es gibt<br />

nirgends mehr Naturschutzgebiete auf der<br />

Welt als in Deutschland. Hier sind über 45 %<br />

Wald in irgendeine Schutzkategorie eingestuft,<br />

sei es Klima­, Boden­, Lärm­, Natur­,<br />

Landschaftsschutz usw. Trotzdem wird der<br />

Wald bewirtschaftet. Und nur deshalb, weil<br />

er bewirtschaftet wurde, steht er so einzigartig<br />

da. Und wenn jetzt der Naturschutz<br />

kommt und noch mehr Schutzflächen fordert,<br />

halte ich das in Sachen Klima­ und Umweltschutz<br />

für kontraproduktiv. Da müssen<br />

wir ge meinsam klarer sagen: Wir brauchen<br />

diesen Rohstoff <strong>Holz</strong>. Insofern sollte der<br />

Forstmann in seinem Selbstvertrauen auch<br />

stärker in Richtung Rohstoff <strong>Holz</strong> nach außen<br />

agieren als in Richtung Klima­ oder<br />

Naturschutz und sich nicht in diese Ecke<br />

drängen lassen.<br />

Dr. Kibat, Papierindustrie: Ich selbst bin<br />

kein Forstmann, sondern Volkswirt. Und mir<br />

ist oft aufgefallen, dass die Forst ausbildung<br />

ökonomische Fragen vernachlässigt. Ich<br />

glaube, es gibt auch kaum Vorlesungen wie<br />

»Umweltökonomie«. Wenn ich gelegentlich<br />

junge Förster im VDP für zwei oder drei Jahre<br />

beschäftige, dann muss ich erst einmal meine<br />

eigene Kurzvorlesung halten, damit die<br />

einen Einstieg finden in das Thema.<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Es gibt überall<br />

in Gesellschaft und Politik keine vernünftige<br />

Wissensbasis zu Forst und <strong>Holz</strong>. Deswegen<br />

halte ich mit Martin Bentele dafür,<br />

dass wir diese Diskussion stoffliche oder<br />

energetische Nutzung nicht in der Öffentlichkeit<br />

führen sollten. Wir treffen mit dieser<br />

Diskussion in Gesellschaft und Politik auf<br />

ein gefährliches Halbwissen. Und wenn wir<br />

uns nun öffentlich streiten, dann bleibt in<br />

Presse und Politik nur hängen, die brauchen<br />

alle viel mehr <strong>Holz</strong>, und deshalb gibt es bald<br />

keinen Wald mehr.<br />

Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Stattdessen?<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Wir müssten<br />

davon ausgehen: Wie groß ist der Kuchen<br />

insgesamt und wie verteilen wir dann die<br />

Kuchenstücke? Die Diskussion über die Kuchengröße<br />

müssen wir zwingend gemeinsam<br />

führen gegen NGO und Naturschutz.<br />

Deshalb sollten wir unsere Interessen zusammenwerfen<br />

und gemeinsam gegen die<br />

Feinde der nachhaltigen Forstwirtschaft auf­<br />

8 proWald : November | 2010<br />

erNeuerbare eNerGieN<br />

treten. Die Verteilung der Kuchenstücke ist<br />

eine »interne« Diskussion. Die Naturschutzverbände<br />

kämen niemals auf den Gedanken,<br />

eine solche Diskussion öffentlich zu führen<br />

und damit ihre Position zu schwächen.<br />

Bentele, <strong>Holz</strong>energie: Das finde ich auch.<br />

Wenn die Branche – wir alle – einstimmig<br />

sprechen würde, wäre der Wissensstand<br />

nicht so miserabel. Dann wüssten die Leute<br />

auch ein bisschen mehr über den Wirtschaftsfaktor<br />

<strong>Holz</strong>nutzung. Das ist das<br />

Grundproblem: Uns ist unser Marketinginstrument,<br />

der <strong>Holz</strong>absatzfonds, abhanden<br />

gekommen, Neues gibt es bisher kaum, das<br />

alles spricht nicht gerade für eine gute Zukunft.<br />

Dr. Kibat, Papierindustrie: Man sollte die<br />

Chancen nicht allzu negativ sehen. Vor drei<br />

Jahren haben wir die Plattform Forst und<br />

<strong>Holz</strong> gegründet, ein erster Schritt zu einer<br />

gemeinsamen Arbeit. Es gab auch erste Erfolge,<br />

zum Beispiel die gemeinsame Charta<br />

für <strong>Holz</strong>. Und wenn jetzt diese Gesamtstrategie<br />

Wald kommt, basiert die auch auf<br />

Ideen, die auf der Plattform Forst und <strong>Holz</strong><br />

kreiert wurden. Dazu gibt es auch die Zukunft<br />

<strong>Holz</strong> GmbH. Aber sie ist noch nicht in<br />

den Köpfen aller Unternehmer, die das Geld<br />

für sie zu geben hätten.<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Der HAF war<br />

auch deshalb bedeutend, weil er viele wichtige<br />

Studien finanzierte. Aber leider wurde<br />

das nicht ausreichend wahrgenommen. Jetzt<br />

be ob ach te ich (auch in unserem Verband)<br />

ein Umdenken Richtung Zukunft <strong>Holz</strong>. Es<br />

wird jedem klar, dass eine Lücke ent standen<br />

ist. Aber es muss jetzt schnell etwas geschehen,<br />

wir können nicht endlos zuwarten, bis<br />

genug Geld da ist. Man muss auch mit wenig<br />

Geld einmal anfangen. Image wer bung<br />

für <strong>Holz</strong> – das ist wichtig.<br />

Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />

Ich glaube nicht, dass es ein großes Problem<br />

ist, das weiterzuführen, was bisher der<br />

<strong>Holz</strong>absatzfonds in hervorragender Weise<br />

geleistet hat. Wir können das organisatorisch<br />

lösen.<br />

Bentele, <strong>Holz</strong>energie: Es ist ja gut und<br />

schön, was man sich mit der Plattform<br />

Forst und <strong>Holz</strong> vorgenommen hat – aber sie<br />

wird bisher nicht wahrgenommen. Es mag<br />

schon sein, dass man intern tätig ist, aber<br />

wir brauchen etwas, was bei den Bürgern<br />

wahrgenommen wird, was eine Außenwirkung<br />

hat. Das fehlt. Bisher fehlt einfach die<br />

Durchschlagskraft, um wahrgenommen zu<br />

werden.<br />

Wie können wir gemeinsam<br />

für uns werben?<br />

Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Was kann aus Sicht der<br />

<strong>Holz</strong>wirtschaft (durchaus auch auf einer regionalen<br />

und lokalen Ebene) ge schehen, um<br />

das Produkt <strong>Holz</strong> zu bewerben und so nach<br />

vorne zu bringen? Wenn wir uns alle nur zurücklehnen<br />

und uns auf den anderen verlas­


sen, sind wir verlassen. Was kann denn nun<br />

das lokale Sägewerk, was kann der Hersteller<br />

von Spanplatten tun? Was macht die Firma,<br />

die Pellets herstellt, auf ihrer Ebene mit den<br />

Akteuren im Forstbereich?<br />

Dr. Kibat, Papierindustrie: Beispielsweise<br />

machte UPM in Augsburg in diesem Jahr<br />

eine Riesenveranstaltung zum Jahr der biologischen<br />

Vielfalt. Die Resonanz bei der Bevölkerung<br />

war groß. Solche Dinge bieten wir<br />

an. Wir schulen dazu un sere Unternehmer.<br />

Wir fordern sie immer wieder auf, mit der<br />

lokalen Presse Kontakt zu halten, sie einzuladen,<br />

Tage der offenen Tür zu veranstalten.<br />

Was wir im Jahr der Wälder besonders anstreben:<br />

Wir möchten gerne mit der Forstwirtschaft<br />

zusammen bei regionalen Veranstaltungen<br />

gemeinsam das Jahr der Wälder<br />

vorstellen, und die Nutzung von <strong>Holz</strong> soll<br />

dabei natürlich im Vordergrund stehen.<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Die größeren Betriebe<br />

machen das viel zu selten, den Schuh<br />

ziehe ich mir selbst an. Ein Betrieb wie Pollmeier<br />

müsste stärker in die Öffentlichkeit.<br />

Aber die kleineren und mittleren Betriebe<br />

sind da mit Sicherheit personell überfordert.<br />

Deswegen haben wir im BSHD begonnen<br />

mit einem Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Gemeinsam mit einer PR­Agentur<br />

aus Hamburg wollen wir so eine kontinuierliche<br />

Pressearbeit leisten. Wir werden allen<br />

Betrieben Hilfe zur Selbsthilfe geben, indem<br />

wir sie mit vernünftigen Pressemitteilungen<br />

versorgen. Ziel sind die allgemeinen regio­<br />

erNeuerbare eNerGieN<br />

nalen und überregionalen Medien, und<br />

zwar mit positiv belegten Themen.<br />

Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Gleichwohl geht es<br />

doch darum, dass man auch gemeinsame<br />

Lobbyarbeit macht und quer über den Cluster<br />

Forst und <strong>Holz</strong> gemeinsam auftritt.<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Okay, wir haben<br />

mit dem BSHD ja gerade angefangen vor<br />

zwei Jahren. Nun wollen wir das Internationale<br />

Jahr der Wälder auch nutzen, um mehr<br />

in die Öffentlichkeit zu gehen. Dazu muss<br />

man natürlich pressefähige The men auch<br />

erst einmal finden. Da geht es nicht um Absatzförderung.<br />

Es geht um die Akzeptanz<br />

der <strong>Holz</strong>nutzung und darum, dass dann,<br />

wenn man das Kaminfeuer möchte (und da<br />

ist die energetische Nutzung von <strong>Holz</strong> auch<br />

ein wichtiges Thema), man erst einmal mit<br />

einer Motorsäge an den Baum muss. Und<br />

zweitens: Es macht Sinn, wenn man umweltschonend<br />

aus den heimischen Wäldern<br />

ernten kann. Diesen Zusammenhang muss<br />

man den Leuten in die Köpfe bringen.<br />

Dr. Kibat, Papierindustrie: Aber es geschieht<br />

ja genau andersrum. Da kloppen<br />

sich die Zertifizierungssysteme in aller Öffentlichkeit<br />

(siehe Seite 4 in diesem Heft)<br />

und schrei ben sich dann entsprechende<br />

Briefe. Und ich hab auch schon einmal auf<br />

einer Messe beobachtet, dass da Gartenmöbel<br />

aus Aluminium ausgestellt wurden mit<br />

einem Zettel dran: »Kaufen Sie Aluminium­<br />

Gartenmöbel, dann haben Sie keinen Ärger<br />

mit dem Wald.«<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Es gibt sogar<br />

eine Kampagne der großen Einzelhandelsketten,<br />

von der REWE­Group, da wird der<br />

<strong>Holz</strong>­Lkw als Negativsymbol für die Umweltzerstörung<br />

eingesetzt. Der Text sieht<br />

dann zwar anders aus, aber mit dem Bild<br />

vermittelt man zunächst die Botschaft, dass<br />

quasi die <strong>Holz</strong>wirtschaft den Wald zerstört.<br />

Wir sind sozusagen ein Symbol für Umweltzerstörung<br />

– auch wenn die Textaussage<br />

dann in eine andere Richtung geht: Hier<br />

spielen sich die großen Einzelhandelsketten<br />

zum »Retter« der Wälder auf und sorgen für<br />

»nachhaltige Waldbewirtschaftung«. Das ist<br />

aber unsere Kernkompetenz, die Leistung<br />

der deutschen Forst­ und <strong>Holz</strong>wirtschaft.<br />

Wir lassen uns hier die But ter vom Brot nehmen.<br />

Bentele, <strong>Holz</strong>energie: Wir lassen uns das<br />

alles gefallen. Man ist nicht kampagnenfähig.<br />

Man kann nicht schnell und nachhaltig<br />

reagieren. Vielleicht auch, weil Förster<br />

in Deutsch land immer sehr zögerlich sind<br />

und in Deutschland immer erst einmal al­<br />

le Bedenken ausgeräumt werden müssen.<br />

Und wenn man dann zu Potte kommt, ist<br />

die Messe halt gesungen.<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Es müsste doch<br />

möglich sein, gemeinsame Themen aus<br />

verschiedenen Richtungen und mit vielen<br />

Stimmen kontinuierlich zu kommunizieren<br />

und sie lange in der Öffentlichkeit präsent<br />

zu halten.<br />

Was könnte die<br />

gemeinsame Botschaft von<br />

Forst und <strong>Holz</strong> sein?<br />

Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Man müsste den Zusammenhang<br />

zwischen Wald und <strong>Holz</strong>, zwischen<br />

Forst und Brett, zwischen kleineren<br />

Zweigen und Pellets deutlich machen. Das<br />

ist den Menschen doch unklar: Wir reden<br />

vom Forst, die Leute ver stehen Wald, und<br />

Sie reden von den Produkten aus der Wald­<br />

November | 2010 : proWald 9


zerstörung, Produkten aus umgesägten Bäumen.<br />

Das heißt: Zunächst müsste man sich<br />

auf eine Botschaft einigen, bevor man über<br />

Kampagnen spricht. Bisher ist die Botschaft<br />

nicht kompatibel und wird draußen noch<br />

viel disparater wahrgenommen. Papier ist<br />

für die Leute keine schöne Blutbuche.<br />

Dr. Kibat, Papierindustrie: Doch! Wir waren<br />

diejenigen, die immer herausgegriffen<br />

wurden seit Jahrzehnten! Wir hatten doch<br />

die Kettensägenmassaker vor der Tür! Und<br />

»Donnerstag ist Kahlschlagtag«. Dann haben<br />

wir Druck bekommen von Kunden und<br />

Verlegern. Den Druck haben wir weitergegeben<br />

an die Förster, sie sollten endlich einmal<br />

ein vernünftiges Zertifizierungssystem<br />

auf die Beine stellen und nicht den Schwarzwälder<br />

Bollenhut präsentieren. Und das haben<br />

sie dann auch gemacht. Daraus haben<br />

wir gelernt, dass wir eben nicht allein in der<br />

10 proWald : November | 2010<br />

erNeuerbare eNerGieN<br />

Lage sind, diese Themen zu beherrschen.<br />

Und deswegen sind wir bei der Zukunft <strong>Holz</strong><br />

GmbH auch dabei. Wir alle nutzen <strong>Holz</strong> aus<br />

dem Wald. Das ist die Botschaft, die wir gelernt<br />

haben.<br />

Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />

Wir werden das Internationale Jahr der Wälder<br />

dazu nutzen, zur verantwortungsvollen<br />

Nutzung des Rohstoffes <strong>Holz</strong> aufzurufen. In<br />

einer GFK­Befragung hat auch die Bevölkerung<br />

ihre Überzeugung geäußert, dass das<br />

Verbrennen vor einer stofflichen Nutzung<br />

der falsche Weg ist. Und wenn wir wissen,<br />

dass wir inzwischen 50 % unseres Waldes verbrennen,<br />

dann reicht das! Wir sind im Frühjahr<br />

mit unserer Initiative gestartet, und nun<br />

bekommen wir mehr und mehr Partner und<br />

Unterstützer, vom Forst über Handwerk und<br />

Handel bis zur Möbelindustrie usw., weil alle<br />

merken, dass der Rohstoff <strong>Holz</strong> knapp wird.<br />

Wir werden im Frühjahr gemeinsam mit den<br />

Gewerkschaften zur verantwortungsvollen<br />

Nutzung von <strong>Holz</strong> aufrufen. Wir werden auf<br />

die Markplätze gehen, wir werden unsere<br />

Werke öffnen, um der Bevölkerung zu zeigen,<br />

mit den Förstern gemeinsam, wie der<br />

Rohstoff <strong>Holz</strong> verantwortungsvoll zu nutzen<br />

ist. So sieht unser Beitrag zum Internationalen<br />

Jahr der Wälder aus.<br />

Bentele, <strong>Holz</strong>energie: Na ja, da leistet der<br />

VHI dem Produkt <strong>Holz</strong> einen Bärendienst,<br />

weil er die Menschen verwirrt. Er haut mit<br />

der großen Klatsche drauf. Man überfordert<br />

den Verbraucher mit diesen Ängsten. Gleichwohl<br />

bin ich überzeugt, dass für uns daraus<br />

kein Schaden entstehen wird. Denn wir sehen:<br />

Erneuerbare Energien im Wärmesektor<br />

(hier werden in Deutschland 50 % der Endenergien<br />

verbraucht) werden zu rund 80 %<br />

aus <strong>Holz</strong> gemacht. Also sagt die Politik doch:<br />

Dieser verlässliche Rohstoff <strong>Holz</strong>energie<br />

muss auch weiterhin den Löwenanteil der<br />

erneuerbaren Ener giewärme liefern. Man<br />

könnte es nach Effizienzkriterien machen:<br />

Das wäre der differenzierte Weg, aber der<br />

wird aus verschiedenen Gründen eben nicht<br />

gegangen, hauptsächlich wohl deshalb, weil<br />

die Gegner gar kein Interesse daran haben.<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Ich bin bei Martin<br />

Bentele: Wir überfordern Verbraucher<br />

und Öffentlichkeit mit dieser Diskussion<br />

»stofflich gegen energetisch«. Dem Endverbraucher<br />

ist es im Endeffekt egal. Unter vorgehaltener<br />

Hand hat mir ein Politiker in Berlin<br />

bereits gesagt: »Ihr seid ja wahnsinnig,<br />

uns zur Positionierung in diesem Streit zu<br />

zwingen. Ich wer de mich als Politiker dahin<br />

positionieren, wo ich die höheren Sympa­<br />

thiewerte erwarte, und das ist nun einmal<br />

die klimafreundliche energetische Nutzung<br />

von <strong>Holz</strong>.« Es fehlt schlicht und ergreifend<br />

das Basiswissen in der Öffentlichkeit.<br />

Wie groß ist der Kuchen<br />

für alle?<br />

Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Ich möchte noch einmal<br />

auf den »Kuchen« zurückkommen: Wie groß<br />

schätzen wir eigentlich diesen Kuchen ein?<br />

Wie viel <strong>Holz</strong> steht insgesamt zur Verfügung?<br />

Ist der <strong>Holz</strong>einschlag wirklich steigerungsfähig<br />

aus Ihrer Sicht?<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Ich glaube, dass<br />

der Kuchen vergrößerbar ist. Es geht es ja<br />

bei der Mobilisierung (so wie wir sie begreifen)<br />

nicht mehr nur darum, kurzfristige<br />

Versorgungsengpässe mit <strong>Holz</strong> aus dem<br />

Kleinprivatwald zu überbrücken, sondern<br />

wir möchten, dass flächendeckend Strukturen<br />

entstehen und sich professionalisieren,<br />

die die dauerhafte Vorsorgung der Industrie<br />

mit <strong>Holz</strong> aus dem Kleinprivatwald möglich<br />

machen, z. B. Forstliche Zusammenschlüsse<br />

usw. Der Staat zeiht sich auch diesem Geschäftsfeld<br />

zurück. Hier entsteht eine Lücke<br />

zwischen der Industrie und dem Privatwaldbesitzer.<br />

Und hier ist doch die energetische<br />

Nutzung von <strong>Holz</strong> ein ganz wichtiger<br />

Faktor. Wir sagen dem kleinen Waldbesitzer:<br />

»Du kannst aus deinem Wald deinen Ofen<br />

speisen, aber in deinem Wald gibt es auch<br />

höherwertige Sor timente, die du mit Gewinn<br />

stofflich nutzen kannst.« Und das würde<br />

unter Umständen sogar die Aufarbeitung<br />

finanzieren.


Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />

Wir nutzen bereits heute 93 % unseres <strong>Holz</strong>aufkommens.<br />

So die Ergebnisse der Bundeswaldinventur.<br />

Und das lässt sich nicht einfach<br />

verdoppeln. Das kann man nur dann<br />

verdoppeln, wenn man anderswo etwas<br />

nimmt. Sinnvoll ist doch zunächst die stoffliche<br />

Nutzung, und zwar deshalb, weil sie<br />

Wertschöpfung und Arbeitsplätze schafft.<br />

Und alles andere kann nur nachgelagert<br />

sein. Das muss man der Politik klar machen,<br />

deshalb starten wir unsere Initiative<br />

mit breiter Unterstützung der Bevölkerung.<br />

Deswegen wollen und werden wir diesen<br />

Protest weitertragen.<br />

Dr. Kibat, Papierindustrie: Fest steht,<br />

dass wir die Klimaziele für 2020 nicht mit<br />

einheimischen Ressourcen aus unseren<br />

Wäldern erfüllen können. Wir brauchen also<br />

neben Ölscheichs auch noch Waldscheichs.<br />

Der nationale Aktionsplan für erneuerbare<br />

Energien hat im Szenario ausgewiesen, dass<br />

der <strong>Holz</strong>einschlag auf 100 Millionen Fm<br />

gesteigert werden soll. Andere beweisen,<br />

dass eben keine Mobilisierungsreserven im<br />

Kleinprivatwald liegen. Wir haben eine Lücke<br />

in Europa, geschätzt von Mc Kinsey für<br />

16 Länder auf 200 Millionen Fm. Ich weiß<br />

nicht, wie groß der Kuchen ist, ich weiß<br />

nur, dass er nicht ausreicht. Was wir an der<br />

Energie kritisieren, ist, dass die Zahlungsbereitschaft<br />

durch Förderungsmaßnahmen<br />

für die Energieseite erheblich höher ist, und<br />

dass sie so in der Lage ist, höhere Preise zu<br />

zahlen.<br />

Bentele, Energieholz: Also – das halte ich<br />

für ein Märchen! Im Wärmebereich gibt es<br />

keine Förderung, die den <strong>Holz</strong>einkäufer auf<br />

der Seite der Pelletproduktion begünstigt,<br />

erNeuerbare eNerGieN<br />

sich das <strong>Holz</strong> günstiger kaufen zu können<br />

als andere (Mehrwertsteuersätze hier außen<br />

vor). Hier geht es ja nur um das Marktanreizprogramm:<br />

Wenn die Oma 1.000 Euro<br />

bekommt für ei nen wasserführenden Pelletofen,<br />

der 12.000 Euro kostet, dann schlägt das<br />

in keiner Weise auf den Pelletproduzenten<br />

dahingehend durch, dass der sich irgendwo<br />

seinen Rohstoff billiger einkaufen kann.<br />

Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />

Das Problem ist, dass wir keinen freien<br />

Markt haben, weil Pellets politisch gewünscht<br />

sind und gefördert werden. Wir<br />

haben in Deutsch land rund 300 Millionen<br />

Euro pro Jahr, die in die energetische Nutzung<br />

von <strong>Holz</strong> gehen. Darin ist die Mehrwertsteuerbegünstigung<br />

enthalten (das soll<br />

durch die Koalition geändert werden). Es ist<br />

völliger Irrsinn, wenn man Brennholz aus<br />

dem Wald holt, dafür den ermäßigten Mehrwertsteuersatz<br />

zahlt, bei OBI aber 19 %. Das<br />

gehört alles auf gleiches Niveau: 19 %. Das<br />

sind rund 200 von den 300 Mil lionen Subvention<br />

für Brennholz. Dazu kommt noch<br />

das Thema Ökosteuer.<br />

Bentele, Energieholz: Aber sagen Sie doch<br />

bitte, wie sich dieses Marktanreizprogramm<br />

auf den <strong>Holz</strong>preis auswirkt? Ich glaube das<br />

nicht.<br />

Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />

Für uns ist der Markt aus den Fugen geraten,<br />

weil nämlich einseitig der Wunsch besteht,<br />

durch Bioenergie (auch aus <strong>Holz</strong>) Klima ziele<br />

zu erreichen. Wir können die <strong>Holz</strong>preise nur<br />

dann weitergeben, wenn der Kunde dazu<br />

bereit ist. Wir sitzen dabei in einer Zwickmühle:<br />

Wir haben als Abnehmer die Möbelindustrie,<br />

und die Möbelindustrie hat in aller<br />

Regel langfristige Lieferverträge mit ihren<br />

Abnehmern, dem Handel. Und wir hatten<br />

bereits diese Konstellation vor 3 Jahren, als<br />

der <strong>Holz</strong>preis quartalsweise um 30 bis 40 %<br />

Das Unternehmen<br />

Bayerische Staatsforsten<br />

ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Regensburg.<br />

Auf einer Fläche von über 800.000 ha Staatswald<br />

erwirtschaften wir mit unseren rund 50 Forstbetrieben<br />

und Sondereinrichtungen sowie ca. 3.000<br />

Mitarbeiter/-innen einen Jahres<strong>ums</strong>atz von über 340<br />

Mio. €. Mit einem jährlichen <strong>Holz</strong>einschlag von ca. 5<br />

Mio. Festmetern sind wir einer der größten Forstbetriebe<br />

Europas.<br />

Wir stellen ein<br />

Mitarbeiter/-innen mit<br />

forstlichem FH- oder<br />

Universitätsabschluss<br />

Im Rahmen einer umfangreichen Einarbeitung an mehreren<br />

Standorten und in unterschiedlichen Aufgabenbereichen<br />

lernen Sie unser Unternehmen aus verschiedenen<br />

Perspektiven kennen. Dabei werden Sie auf die<br />

anschließende Übernahme von verantwortungsvollen<br />

Tätigkeiten im Revier- und Leitungsdienst sowie für interessante<br />

Spezialaufgaben vorbereitet.<br />

Ihr Profil:<br />

• Erfolgreich abgeschlossenes Studium der Forstwirtschaft<br />

(Uni/FH bzw. Master/Bachelor)<br />

• Laufbahnprüfung für den höheren oder gehobenen<br />

Forstdienst mit überdurchschnittlichem Ergebnis; weitere<br />

berufliche Erfahrung wäre vorteilhaft<br />

• Ausgeprägte Sozialkompetenz und ausgezeichnete<br />

Teamorientierung<br />

• Überzeugendes persönliches Auftreten<br />

• Verantwortungsbereitschaft<br />

• Belastbar, flexibel und mobil<br />

• Gute EDV-Kenntnisse (MS Office)<br />

• Anwenderkenntnisse in SAP-R/3 sind vorteilhaft.<br />

Wir bieten:<br />

• spannende und breit gefächerte Aufgabengebiete im<br />

gesamten Tätigkeitsspektrum des Unternehmens<br />

• selbständiges Arbeiten mit breitem Gestaltungsspielraum<br />

• vielfältige Jagdmöglichkeiten<br />

• unbefristete Beschäftigungsverhältnisse<br />

• gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />

• leistungsgerechte Bezahlung nach dem TV-L und die<br />

Sozialleistungen des öffentlichen Dienstes<br />

Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit.<br />

Frauen mit Universitäts- oder FH-Abschluss sind im Unternehmen<br />

derzeit unterrepräsentiert. Deshalb werden<br />

Frauen ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben.<br />

Schwerbehinderte Bewerber/-innen werden bei gleicher<br />

Eignung bevorzugt berücksichtigt.<br />

Für Fragen oder weitere Informationen steht Ihnen Herr<br />

Weinzierl, Tel. 0941 6909-408, gerne zur Verfügung.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen<br />

Unterlagen bis spätestens 1. Dezember 2010. Prüfungsergebnisse<br />

aus Laufbahnprüfungen 2010 können<br />

bis zum 22.12.2010 nachgereicht werden.<br />

Bayerische Staatsforsten AöR<br />

Bereich Personal<br />

Tillystraße 2, 93053 Regensburg<br />

personal@baysf.de, www.baysf.de<br />

November | 2010 : proWald 11


anstieg. Da haben wir das weitergegeben,<br />

mit dem Ergebnis, dass in Deutschland<br />

150 Möbelwerke in die Pleite getrieben wurden.<br />

Nur deshalb, weil sie langfristige Verträge<br />

hatten. Das kann’s doch nicht sein? Wir<br />

können solche Preisanpassungen nur nach<br />

und nach durchsetzen. Und deshalb brauchen<br />

wir bei kontinuierlichem Wachstum<br />

auch gerne höhere <strong>Holz</strong>preise, da haben wir<br />

überhaupt nichts dagegen. Das werden wir<br />

auch <strong>ums</strong>etzen, nur geht das nicht von heute<br />

auf morgen.<br />

Welche Baumarten braucht<br />

die Industrie?<br />

Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Darf ich einmal aus Sicht<br />

des einfachen Waldmenschen fragen: Nadelholz<br />

ist hoch begehrt, es ist, wie wir alle<br />

wissen, sehr knapp geworden. Dieser Trend<br />

wird sich fortsetzen. Laubholz könnte nach<br />

allen Zahlen, die wir haben, deutlich mehr<br />

nachgefragt werden. Das ist aus meiner<br />

Sicht auch ein wenig ein Widerspruch in<br />

der Zusammenarbeit von uns untereinander.<br />

Wie können wir hier Verbesserungen<br />

erreichen?<br />

12 proWald : November | 2010<br />

erNeuerbare eNerGieN<br />

Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />

Im Augenblick kann ich nur sagen: Die Industrien,<br />

die wir vertreten, setzen auch auf<br />

Laubholz. Wir haben sehr starke Furnierwerke<br />

im Westfälischen, die brauchen Laubholz.<br />

Auch woanders, et wa bei der Spanplatte,<br />

setzen wir bis zu etwa 40 % Laub holz ein.<br />

Vielleicht geht noch mehr, aber da sind wir<br />

erst am Anfang. Wir sind also durchaus in<br />

der Lage, Laubholz aufzunehmen.<br />

Wilke, <strong>Forstverein</strong>: Also mehr Laubholz<br />

im Wald ist aus Ihrer Sicht unproblematisch?<br />

Dr. Sauerwein, <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie:<br />

Nicht unproblematisch, aber es ist für uns<br />

nicht ganz so kritisch wie für Pellets, Sägewerke<br />

und die Papierindustrie.<br />

Schmidt, Sägeindustrie: Für uns ist es<br />

aber ein Problem. Mit der Verschiebung der<br />

<strong>Holz</strong>artenanteile können wir nicht so einfach<br />

unsere Produktion ändern. Bei uns<br />

sind die <strong>Holz</strong> arten untereinander nicht so<br />

einfach austauschbar. Und das ist weniger<br />

eine Frage der Technologie, sondern eine<br />

der Märkte: Wir werden zukünftig mehr<br />

Nadelholz benötigen. Aber auch die aktuelle<br />

Entwicklung im Laubholz ist meines<br />

Erachtens sehr gefährlich. Der rückläufige<br />

Massivholzver brauch nimmt uns nicht nur<br />

den Markt, sondern auch unser wichtigs­<br />

tes Argument hinsichtlich Nutzung. Also<br />

könnte man doch argumentieren: Was soll’s,<br />

wir legen die Buche still, wenn sie auf dem<br />

Markt nicht mehr so nachgefragt wird. Das<br />

ist schon ein Problem.<br />

Dr. Kibat, Papierindustrie: Das sehe ich<br />

genauso bei der Buche (sie wird für das Sulfitverfahren<br />

eingesetzt, und Sulfitzellstoff ist<br />

sehr stark rückläufig). Vielleicht müssen wir<br />

warten, bis wir eines Tages hierzulande Eukalyptus<br />

anpflanzen können, dann sind wir<br />

wieder alle froh.<br />

Bentele, Energieholz: Im Pelletbereich<br />

brauchen wir Nadelholz und weniger Laubholz,<br />

weil der Ligninanteil die Form der<br />

Pellets ermöglicht. Zum Kuchen allgemein<br />

wollte ich noch sagen: Für die nahe Zukunft<br />

sehen wir den mittleren osteuropäischen<br />

Raum als Erweiterungsmöglichkeit an.<br />

Wenn die Pellets dort qualitativ halten, was<br />

wir nach unserem neuen Zertifizierungssystem<br />

verlangen, und wenn das <strong>Holz</strong> aus<br />

nachhaltiger Waltwirtschaft stammt, habe<br />

ich kein Problem. Beim heutigen Pelletpreis<br />

ist es allerdings nicht rentabel.<br />

■<br />

Fotos: DFV, HAF, Ponsse, Landesforsten RLP, VDP,<br />

pixelio.de, Verband der dt. <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie


Das Weihnachtsgeschenk<br />

des DFV:<br />

Der Postkarten-<br />

Kalender 2011<br />

Anlässlich des Internationalen Jahres der Wälder 2011 hat<br />

der Deutsche <strong>Forstverein</strong> einen Postkartenkalender erstellt.<br />

Im Rahmen eines Fotowettbewerbs, zu dem wir per<br />

e-mail aufgerufen hatten, sandten zahlreiche Mitglieder<br />

ihre Lieblingsmotive ein, die Fotografen der ausgewählten<br />

Bilder erhalten nun jeweils fünf Kalender sowie einen<br />

Gutschein bei der ID Wald GmbH.<br />

Die Gewinner sind: Andreas Niepagen, Eberhard Piest,<br />

Frederike Plato, Rüdiger Blome, Christian Naffin, Jörg Beckmann,<br />

Thorsten Wiehle, Ursula Rüping, Anne Hollstein, Raymar<br />

Heller und Anton Schmidt (2 Motive). Wir danken allen<br />

Einsendern für ihre freundliche Unterstützung!<br />

Diesen schönen Kalender verkauft der Deutsche <strong>Forstverein</strong><br />

für einen Unkostenbeitrag in Höhe von 5 EUR zzgl.<br />

1,50 EUR Versandkosten.<br />

Sie können ihn bestellen unter: Tel: 0551/3796265 oder<br />

info@forstverein.de.<br />

Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001: 2000 / 14001<br />

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Umgang mit wasser-<br />

gefährdenden Stoffen<br />

Hermann Bantleon GmbH . Blaubeurer Str. 32<br />

89077 Ulm/Donau . Tel. 0731.39 90-0 . Fax -10<br />

info@bantleon.de . www.bantleon.de


»Weit und breit keine Steckdose, und<br />

die Produktion läuft trotzdem auf<br />

Hochtouren« – ein flotter Werbespruch.<br />

»Produktion auf Hochtouren«<br />

ist anerkannt in unserer Gesellschaft,<br />

zumal wenn ein »umwelt freund licher<br />

Rohstoff« herauskommt. Und die<br />

Forstwirt schaft genießt es, nach Jahrzehnten<br />

im Schatten der Groß in dus trie<br />

endlich wieder richtig mitzumischen<br />

beim Brut toinlandsprodukt.<br />

Völlig unproduktiv erscheint da die<br />

Frage, wer denn hier ei gentlich produziert:<br />

Waldbesitzer? Förster? Harvester fahrer? Müßige<br />

Gedanken?! Auch im anderen großen<br />

Zweig der Pri mär produktion, der Landwirtschaft,<br />

spricht man schließlich von Produzenten.<br />

Und niemand lacht über »Ferkelerzeuger«.<br />

So was darf man eben nicht<br />

wörtlich nehmen. Entscheidend ist die Verfügungsgewalt<br />

über die Produkti ons mittel,<br />

ein gutes Ressourcenmanagement und vor<br />

allem, dass Geld herauskommt.<br />

14 proWald : November | 2010<br />

erNeuerbare eNerGieN<br />

Nachdenkliches zum nachwachsenden Rohstoff<br />

Vielleicht stecke ich zu wenig im Produktionsprozess,<br />

dass mich solche Fragen<br />

beschäftigen. Auch schaue ich gerne Bäume<br />

an, bleibe mal eine Zeit davor stehen<br />

oder setze mich gar zu ihnen. Sie waren es<br />

schließlich, die mich in den Beruf führten.<br />

Zwar mag ich ebenso das <strong>Holz</strong> und spüre<br />

ge legentlich durchaus die Faszination großer<br />

Forstma schi nen: dieses kraftvolle Zupacken,<br />

die Leichtigkeit, mit der sie über Stock<br />

und Stein gehen. Die Schnelligkeit, mit der<br />

sie aus einem Baum <strong>Holz</strong> machen.<br />

Aber dann sehe ich wieder die Bäume.<br />

Es sind einfach schö ne Wesen. So lange gestanden,<br />

im stillen Wald. Einfach gewachsen,<br />

von selbst. Wachstum ist etwas anderes<br />

als Pro duziertwerden. Richtiges Wachstum<br />

meine ich, nicht das Wirtschaftswachstum,<br />

von dem unsere Zeitungen und Nach richten<br />

in letzter Zeit so überquellen, dass man meinen<br />

könnte, die Wirtschaft hätte das Wort erfunden.<br />

Des halb würde ich lieber von Wachsen<br />

sprechen als vom Wachs tum.<br />

Alles <strong>Holz</strong> ist im Grunde Baum. Es ist<br />

eine Frage der Sichtweise: lebendiges, hoch<br />

entwickeltes, kraftvolles Wesen mit Wurzeln,<br />

Stamm, grünen Blättern, Nadeln und<br />

Krone? – Oder Rohstoff, Ware, rohe Masse,<br />

die der menschlichen Verwendung, der<br />

»Veredelung« oder Energieerzeugung zugeführt<br />

wird? Unser Fokus liegt auf dem<br />

Rohstoff. Aber ist so ein Baum nicht edler<br />

als das Klopapier, zu dem er »ver edelt« wird?<br />

Gewiss ist das Produkt unentbehrlich, aber<br />

der Baum hat ihm voraus, dass er lebendig<br />

ist. Dies, scheint mir, vergessen wir zunehmend.<br />

Bis vor ein paar Jahren sahen Forstleute<br />

noch Baum und <strong>Holz</strong>. Der Baum hatte<br />

dabei einen gewissen Vorrang – das unterschied<br />

uns von den <strong>Holz</strong>verarbeitern. Vor<br />

allem der <strong>Holz</strong>hauer schaute einen Baum<br />

genau an, wählte die Fäll richtung, achtete<br />

auf die Rückweiche – denn so ein Baum fordert<br />

Respekt. Dann kniete er nieder, setzte<br />

die Säge an, schnitt den Fallkerb, schnitt


weiter und rief: »Ooobacht, Baum fällt!« Ein Erlebnis, das man<br />

nicht vergisst.<br />

Geht man noch ein paar Jahre zurück, in die 1950er­ und<br />

1960er­Jahre, da war es noch großartiger, wenn ein Baum fiel.<br />

Hatte man doch mit der Handsäge oft Stunden ge braucht, um<br />

einen starken Stamm vom Stock zu lösen. War der Riese gefallen,<br />

so hielt man erst einmal inne, nicht nur zum Verschnaufen.<br />

Im Bayerischen Wald zum Beispiel nah men die Männer den<br />

Hut ab und beteten ein Vaterunser. Mancher ältere Kollege hat<br />

das noch miterlebt. Für diese Leute war es keine Frage, wer<br />

hier produziert.<br />

Und heute? Es knien nur noch wenige nieder, zum Fällen.<br />

Und niemand nimmt den Hut ab, nach dem Fällen. Und erst<br />

recht keiner betet. Wer es täte, würde wohl bald für verrückt<br />

erklärt. Zumindest in den größeren Betrieben ist keine Zeit für<br />

Besinnung. Der Prozessor macht kurzen Pro zess. Unser Blick<br />

ist starr auf das »Produkt« gerichtet, die Gedanken kreisen um<br />

Masse und Erlös. Rohstoffindustrie. Ein Fleischerzeuger schaut<br />

seinen Schnitzelträgern ja auch nicht persönlich in die Augen.<br />

Die Förster, die sich einmal selbst als Naturmenschen<br />

fühl ten, als Sonderlinge, die ihre Bäume liebten, ebenso wie<br />

die Tiere, denen sie Heimat geben, sie scheinen weitgehend<br />

aus gestorben. Stattdessen trifft man <strong>Holz</strong>manager. Haben die<br />

noch Zeit, Bäume zu sehen? Ich fürchte, nein. Sie wären sonst<br />

wohl öfter traurig über den rüden Umgang mit ihnen. Oder<br />

wütend. Aber von solchen Gefühlsregungen ist nichts (mehr)<br />

zu hören. Die Betriebe funktionieren.<br />

Eine Kleinprivatwaldbesitzerin traf ich einmal in der<br />

Eifel, eine Frau vom alten Schlag, etwas eigensinnig und skeptisch<br />

gegenüber den neuen Entwicklungen. »Rohstoff, Energieträger,<br />

Hackschnitzel …«, sagte sie, »man hört heute nichts<br />

anderes mehr. Alle wollen nur unser <strong>Holz</strong>. Aber ich lasse die<br />

Maschinen nicht rein in meinen Wald. Ich mache Scheiter, die<br />

ich in die Hand nehmen kann und in den Ofen schieben. Ein<br />

Stück Natur, aus meinem Wald. Das lass ich mir nicht nehmen!«<br />

Rückständig? Sicher. Wenn wir lauter solche hätten, was<br />

wä re dann mit dem Wachstum? Aber vielleicht würden wir<br />

stattdessen das Wachsen wieder besser wahrnehmen: den<br />

Wald, der uns das <strong>Holz</strong> schenkt. Und eben das <strong>Holz</strong> selbst,<br />

nicht den »Rohstoff«. Erinnern Sie sich, wann Sie zuletzt ein<br />

<strong>Holz</strong>scheit in die Hand genommen haben? Ein richtiges <strong>Holz</strong>scheit,<br />

das Sie vielleicht selbst mit der Axt gespalten hatten?<br />

Ich meine nicht den prüfenden Blick auf Gewicht, Gesundheit<br />

oder Feuchtigkeit. Es geht überhaupt nicht um den prüfenden<br />

Blick, sondern um ein anderes Sehen, von dem Antoine de<br />

Saint Exupery schrieb: »Man sieht nur mit dem Herzen gut, das<br />

Wesentliche ist für die Augen un sicht bar.«<br />

Ein <strong>Holz</strong>scheit mit dem Herzen sehen? Vielleicht finden<br />

Sie doch mal Zeit dazu: <strong>Holz</strong> in aller Ruhe anzufassen, aufzuheben<br />

und zu spüren sich zu trauen. Hinriechen, mit der<br />

Hand darüber streichen. Die Jahrringe, eine Harztasche dazwischen,<br />

außen Rinde, darin winzige Löcher – Baum und <strong>Holz</strong><br />

sind auch Wohnung, für kleine Tierchen, lebendige. Ein Ast, gut<br />

eingewachsen, die Jahrringe legten sich schön da rum …<br />

erNeuerbare eNerGieN<br />

Bei diesem einfachen Berühren kommen wir der Ausgangs frage<br />

vielleicht näher: Wer produziert hier eigentlich? Ne ben Licht und<br />

Luft, Boden und Wasser wirkt da offenbar eine innere Kraft. Dieselbe<br />

Kraft, die eben auch jenes We sen »produziert« hat, welches<br />

gerade das <strong>Holz</strong>scheit in sei ner Hand hält, mich selbst. Nennen wir<br />

es »Natur«? Das kann kitschig wirken, vor allem wenn noch »Mutter«<br />

dabei steht. Oder »Gott«? Oh Gott, über diesen wird in aller Welt so<br />

viel gestritten.<br />

Aber irgendwie spüren wir etwas. »Etwas«? Ja. Es hat keinen<br />

Namen. Am weisesten hat es für mich der alte Lao­Tse <strong>ums</strong>chrieben:<br />

»Ein Etwas gibt es, aus dem Chaos ge wor den, früher als Himmel und<br />

Erde entstanden, ein ein sam­stilles, endlos­weites in sich allein, unwandelbar<br />

krei send, nie sich erschöpfend; des Alls Urmutter könnte<br />

man es nennen; ich kenne seinen Namen nicht, ich nenne es Tao …«<br />

Wie immer wir dieses Etwas auch nennen. Wich tig ist, dass wir es<br />

spüren, ahnen. In diesem Ahnen kann etwas wach sen, in uns. Etwas<br />

Großes, Ruhiges, das alle Hektik von unten her auflöst. Ein Gewahrsein<br />

unser selbst und al ler anderen Wesen um uns. Wahrscheinlich<br />

macht dieses den Menschen aus, viel mehr als alles Produzieren. Wir<br />

dür fen es nicht vergessen, wenn wir Mensch bleiben wollen.<br />

■<br />

Text und Foto von Wilhelm Stölb<br />

Kunst kalender »Im Wald« 2011<br />

Die Schönheit des<br />

heimischen Waldes ins<br />

Haus bringen möchte der<br />

Kalender »Im Wald«<br />

von Wilhelm Stölb, Forstmann<br />

aus Landshut / Bayern.<br />

Diesmal enthält<br />

er 12 liebevoll gemalte<br />

Waldbilder mit<br />

kurzen, besinnlichen Begleittexten,<br />

die zum stillen<br />

Betrachten einladen.<br />

Ein ganz persönliches<br />

Geschenk, das im<br />

Handel nichts vergleichbares<br />

� ndet.<br />

Erschienen ist der Kalender im Selbstverlag in zwei Formaten:<br />

30 x 42 cm zum Preis von 22,90 € und 21 x 30 cm zum Preis von 12,90 €<br />

jeweils inklusive Inlandsversand. Ab 2 Stück Rabatt.<br />

Ansicht und Info im Internet unter www.waldundmensch.de.<br />

Bestellung auch direkt beim Autor:<br />

W. Stölb, Lunastraße 16, 84032 Altdorf.<br />

November | 2010 : proWald 15


INTERFoRST 2010 –<br />

Neues bei geräten und Werkzeugen<br />

Akkubetriebene Motorsägen von Dolmar und Stihl<br />

(Foto: KWF)<br />

Automatisches Kettenschärf-System von Dolmar<br />

(Foto: Günther Weise)<br />

16 proWald : November | 2010<br />

seiteN Des KWf<br />

Motorsägen<br />

Der sich bei Heckenscheren, Blasgeräten<br />

und Trimmern seit einiger Zeit herauskristallisierende<br />

Trend hin zu akkubetriebe nen<br />

Geräten wurde auf der Interforst 2010 weiter<br />

bestätigt. Dass die Geräte tauglich sind, hat<br />

sich bereits in der Praxis gezeigt. Wurden bei<br />

den letzten Messen noch ab gas reduzierte<br />

Motorsägen als Neuheit gefeiert, überraschten<br />

diesmal Dolmar und Stihl erstmals auch<br />

mit akkubetriebenen Motorsägen. Diese<br />

sind mehr als nur eine Ergänzung der bestehenden<br />

Produktpalette. Mit diesen Sägen<br />

kann »richtig gearbeitet« werden, und das<br />

ohne Abgase mit dem Komfort moderner<br />

Kettensägen. Damit wurde eine Ent wicklung<br />

eingeschlagen, die sicher noch für weitere<br />

Über raschungen sorgen wird.<br />

HUSQVARNA hat mit dem Trio­Brake­<br />

Bremssystem ein zusätzliches Sicherheitselement<br />

marktreif eingeführt. Wie sich zeigt,<br />

war die große Skepsis bei der Modelleinführung<br />

unbegründet, wie sich auch im Verlauf<br />

der KWF­Prüfung bestätigte. Im Gegenteil!<br />

Die Verkaufszahlen gehen ständig nach<br />

oben und belegen damit, dass diese Technik<br />

von den Käufern angenommen wird.<br />

Von der Firma Blount GmbH wurde<br />

erstmals ein neues automatisches Kettenschärf­System<br />

vorgestellt. Dieses erspart<br />

Hobby­ und semiprofessionellen Anwendern<br />

die sonst regelmäßig anfallenden und<br />

für sie aufwendigen Feilarbeiten. Hierfür<br />

wurde eigens eine neuartige Kette entwickelt.<br />

Laut Vertreiberangaben hat sich das<br />

System in den USA bereits in der Praxis<br />

bewährt. Man darf gespannt sein, ob sich<br />

geringes Rückschlagverhalten sowie das<br />

wenig aggressive Verhalten bei der Schnittschutzprüfung<br />

auf den Prüfständen bestätigen<br />

werden.


Säge- und Spalttechnik<br />

Die beiden eindeutigen Trends der Interforst<br />

im Bereich Säge­ und Spalttechnik sind zum<br />

einen Mobilität, zum anderen Sicherheit.<br />

AMR und BGU präsentierten neue Spaltgeräte<br />

mit einfahrbaren Fahrwerken. Sie erlauben<br />

es dem Anwender, auch mit kleinem<br />

Antriebsgerät relativ starke Spalttechnik zu<br />

transportieren.<br />

Die aktuellen Diskussionen, die Sicherheit<br />

beim Spalten von <strong>Holz</strong> mittels <strong>Holz</strong>spalter<br />

zu erhöhen, haben eine neue Spaltervariante<br />

hervorgerufen. Das erste GS­geprüfte<br />

Gerät wur de von der Firma Posch präsentiert.<br />

Mit modifiziertem Spaltkeil, welcher<br />

krumm gewachsenes <strong>Holz</strong> zusätzlich fixieren<br />

soll, stellt das Gerät einen Ansatz zu<br />

mehr Sicherheit beim Spalten dar. Die Lösung<br />

bildet einen Kompromiss zur Variante<br />

der »trennenden Schutzeinrichtung«. Sie<br />

wird eigentlich von aktuellen Gesetzesvorgaben<br />

verlangt, ist jedoch nach aktuellem<br />

Technikstand bei <strong>Holz</strong>spaltern nicht praktikabel.<br />

Auf dem Messestand des LSV wurden<br />

neu konzipierte Tischsägen vorgeführt,<br />

bei denen der Eingriff in den Sägebereich<br />

währende des Sägens nicht mehr möglich<br />

ist. Da die beiden greifenden Normen für<br />

die Sicherheit von Spaltern und Kreissägen<br />

noch nicht verabschiedet sind, bleibt es abzuwarten,<br />

ob die vorgestellten Lösungen<br />

nach deren Verabschiedung in der Serie umgesetzt<br />

werden können.<br />

seiteN Des KWf<br />

Werkzeuge<br />

Die Firma Dako vervollständigt ihre Spaltwerkzeuge<br />

weiter mit dem »Rotband Stielschoner«.<br />

Beim Spalten kommen häufig<br />

Beschädigungen am Stiel vor, wenn dieser<br />

an das zu spaltende <strong>Holz</strong> anschlägt. Mit der<br />

patentierten Stahlhülse können diese Beschädigungen<br />

weitestgehend verhindert<br />

werden. Weiterhin führt sie zu einem Gewinn<br />

an Sicherheit und Wirtschaftlichkeit,<br />

weil Stiele deutlich weniger zerbrechen oder<br />

ausgetauscht werden müssen.<br />

Die Firma Keller hat mit der Kombination<br />

von zwei Kunststoffkeilen einen Keil mit<br />

großer Hubwirkung vorgestellt, welcher eine<br />

interessante Neuentwicklung darstellt.<br />

Bei dem Duo­Fällkeil können beide Keile<br />

auch einzeln verwendet werden. Zusammengehalten<br />

werden die Keile formschlüssig.<br />

Das System ist vielversprechend, muss<br />

aber noch seine Tauglichkeit in der Praxis<br />

unter Beweis stellen.<br />

■<br />

Patrick Müßig und Dietmar Ruppert,<br />

KWF Groß­Umstadt<br />

Spalter von Posch mit modifiziertem<br />

Spaltkeil, welcher<br />

krumm gewachsenes <strong>Holz</strong><br />

zusätzlich fixieren soll<br />

(Foto: KWF)<br />

Durch Kombination von zwei Kunststoffkeilen der Firma<br />

Keller entsteht ein Keil mit großer Hubwirkung (Foto: KWF)<br />

Neues<br />

KWF-Merkblatt<br />

Die Vorkalkulation von Forstmaschinen<br />

(Merkblatt Nr. 17)<br />

Das erstmals 1994 erschienene KWF­Merkblatt<br />

»Die Vorkalkulation von Unternehmermaschinen«<br />

wurde für eine 2. Auflage überarbeitet.<br />

In dem aktualisierten KWF­Merkblatt wird für<br />

den Praktiker die Vorkalkulation der Maschinenkosten<br />

Schritt für Schritt anhand eines für<br />

jeden Betrieb und jede Maschine nachvollziehbaren<br />

Schemas erläutert. Die Ausführungen<br />

wenden sich in erster Linie an diejenigen<br />

Betreiber von Forstmaschinen, die ihre Kostenrechnungs­<br />

und Buchführungskenntnisse<br />

vertiefen wollen.<br />

28 Seiten; Preis: 4 EUR<br />

(KWF­Mitglieder 2 EUR)<br />

Das KWF-Merkblatt kann ab sofort beim KWF<br />

bestellt werden.<br />

E­Mail: info@kwf­online.de<br />

Internet: www.kwf­shop.de<br />

November | 2010 : proWald 17


Bodenschutztage in Dierdorf –<br />

Treffen für Fachleute und Politik<br />

18 proWald : November | 2010<br />

seiteN Des KWf<br />

Stofflich versus energetisch – dieses<br />

Spannungsfeld zeigt sich bei der Diskussion<br />

über eine optimale Verwendung<br />

des <strong>Holz</strong>es. Tatsächlich aber<br />

heißt es bei vielen Nutzungsmaßnahmen:<br />

sowohl stofflich als auch energetisch<br />

– also die geeigneten Sortimente<br />

an die geeigneten Abnehmer! Was aber<br />

bedeutet das für die Organisation der<br />

Nutzungsmaßnahmen? Nimmt die Befahrung<br />

in den Wäldern und damit die<br />

Bodenbelastung weiter zu?<br />

Für Forstwissenschaft und Forstpraxis hat es<br />

schon eine lange Tradition, sich mit Fragen<br />

des Erhalts der Produktionskraft von Wald­<br />

böden zu befassen. Denn schließlich kommt<br />

dem Boden bei der forstlichen Produktion<br />

eine entscheidende Rolle zu. Doch während<br />

zu Beginn der Mechanisierung, als noch<br />

kleinere Traktoren beim Rücken direkt durch<br />

die Bestände gefahren sind, die Anforderungen<br />

des Bodenschutzes beim Forstmaschineneinsatz<br />

darauf beschränkt blieben, den<br />

produktiven Waldboden zu schonen und<br />

stattdessen alle Fahrbewegungen auf sogenannte<br />

Rückelinien zu konzentrieren – und<br />

zwar auf Dauer! –, stellt sich heute die Frage,<br />

wie bei einer derartigen Konzentration der<br />

Befahrungen ein Erhalt der Rückegassen erreicht<br />

werden kann.<br />

Die Parlamentarische Staatssekretärin aus dem<br />

BMELV, Julia Klöckner, eröffnet die 1. KWF-<br />

Thementage. Neben ihr (links) der KWF-<br />

Vorsitzende Ministerialdirigent Peter Wenzel.<br />

(Foto: Katja Büchler, KWF)


Was ist für die Erhaltung einer Rückegasse<br />

zu tun?<br />

Forstseitig gibt es hierzu zahlreiche Lösungsansätze<br />

z. B. zur sogenannten Armierung der<br />

Rückegassen (»Knüppeldamm«, Kronenmaterial,<br />

autochthones Gestein etc.). Doch wird<br />

bei diesem Thema gerne auf die technischen<br />

Entwicklungen verwiesen, wie breitere Reifen,<br />

kontinuierliche Anpassung des Reifendrucks,<br />

reduziertes Maschinengewicht etc.,<br />

oder auch an die Unternehmer appelliert,<br />

die die Maßnahmen durchführen: Aufziehen<br />

von Bändern, Unterbrechung der <strong>Holz</strong>erntemaßnahme<br />

etc.<br />

Dierdorf setzte Zeichen –<br />

auch politisch<br />

In der Vorbereitung der 1. KWF­Thementage<br />

zum Thema »Bodenschonung bei der <strong>Holz</strong>ernte«<br />

in Dierdorf hat das KWF »den Stier bei<br />

den Hörnern« gepackt und alle Akteure aus<br />

der Forst­<strong>Holz</strong>­Kette an einen Tisch geholt,<br />

um gemeinsam zu diskutieren, was jeder<br />

einzelne in seinem Zuständigkeitsbereich<br />

zur Verbesserung des Bodenschutzes beitragen<br />

kann. Es geht also nicht darum, den<br />

»Schwarzen Peter Bodenschutz« von einem<br />

Akteur zum anderen zu schieben, sondern<br />

darum, die Anforderungen des Bodenschutzes<br />

als gemeinsame Anliegen in der Forst­<br />

<strong>Holz</strong>­Kette zu verankern. In Dierdorf wurden<br />

dazu technische und organisatorische Maßnahmen<br />

gezeigt und erörtert. Ergänzend boten<br />

die Foren Gelegenheit, mit den Podi<strong>ums</strong>teilnehmern<br />

offene Fragen zu diskutieren.<br />

Dierdorf wurde aber nicht nur ein Treffpunkt<br />

der rund 1.500 Fachleute aus dem<br />

ganzen Bundesgebiet, vielmehr ging von<br />

Dierdorf auch ein Signal an die Politik.<br />

Frau Staatssekretärin Julia Klöckner aus<br />

dem BMELV hat am Morgen des 29. Septembers<br />

den Startschuss zu den Bodenschutztagen<br />

in Dierdorf gegeben. Sie verwies<br />

in ihrem Grußwort darauf, wie wichtig<br />

es sei, dass der Cluster Forst & <strong>Holz</strong> das<br />

Thema Bodenschutz offensiv angehe und<br />

nach eigenen Lösungen suche, denn längst<br />

sei dieses Thema zu einer Imagefrage der<br />

Forstwirtschaft geworden und werde auch<br />

an die Politiker herangetragen. Zusätzlich<br />

zu dem in Deutschland bereits bestehenden<br />

nationalen Bodenschutzrecht werde seit einiger<br />

Zeit eine europäische Bodenschutzrichtlinie<br />

diskutiert. Dies könne für die<br />

Forstwirtschaft jedoch die Gefahr bergen,<br />

dass weitere Restriktionen formuliert würden.<br />

Frau Klöckner nutzte die Gelegenheit,<br />

sich über die von Forst­ und <strong>Holz</strong>wirtschaft<br />

seiteN Des KWf<br />

unternommenen Aktivitäten vor Ort zu informieren.<br />

Am Nachmittag nahm sich Frau Staatssekretärin<br />

Jaqueline Kraege aus dem Umweltministerium<br />

Rheinland­Pfalz die Zeit,<br />

um sich im Rahmen eines Rundgangs über<br />

die aktuellen Entwicklungen beim Thema<br />

forstlicher Bodenschutz zu informieren. Sie<br />

äußerte große Anerkennung z. B. für die von<br />

den rheinland­pfälzischen Landesforsten<br />

vorgestellten Verfahren zum nachvollziehbaren<br />

Wiederauffinden der Rückegassen<br />

mittels GPS. Dies sei gerade nach Sturmkatastrophen,<br />

wie sie das Land in dem letzten<br />

Jahrzehnt mit Kyrill, Gertrud und anderen<br />

lokalen Stürmen erleben musste, von zentraler<br />

Bedeutung. Natürlich sei Bodenschutz<br />

nicht <strong>ums</strong>onst zu haben, und es müsste zwischen<br />

den Akteuren der Forst­<strong>Holz</strong>­Kette<br />

diskutiert werden, wie die zusätzlichen Kosten<br />

finanziert werden könnten.<br />

Staatssekretärin Kraege stellte sich den<br />

Fragen im Rahmen des forstpolitischen For<strong>ums</strong><br />

und eröffnete die Abendveranstaltung,<br />

bei der zahlreiche Gelegenheiten für einen<br />

fachlichen Austausch bestanden.<br />

Jacqueline Kraege, Staatssekretärin im Umweltministerium<br />

Rheinland-Pfalz, bei ihrer Rede im voll<br />

besetzten Forenzelt (Foto: Katja Büchler, KWF)<br />

Besucher, Aussteller und Vorführer waren<br />

mit dieser Veranstaltung, die das KWF<br />

federführend mit den Landesforsten Rheinland­Pfalz<br />

und Unterstützung aus weiteren<br />

Ländern durchgeführt hatte, sehr zufrieden<br />

und zeigten sich einig: In Dierdorf wurde in<br />

Sachen Bodenschutz ein Stein ins Wasser geworfen,<br />

der weitere Kreise ziehen wird!<br />

■<br />

Ute Seeling, KWF Groß­Umstadt<br />

Auch eine Möglichkeit zur Bodenschonung: Panzerlaufwerk mit Gummipolstern und beweglichen Laufrollen<br />

(Foto: Peter Harbauer, KWF)<br />

November | 2010 : proWald 19


Foto: Eberhard Piest<br />

20 proWald : November | 2010<br />

seiteN Des DfWr<br />

Stofflich oder energetisch?<br />

Die Diskussion um <strong>Holz</strong>verwendung versachlichen!<br />

Dieser Beitrag entstand einen Tag<br />

nach der »Wald-Klima-Konferenz« des<br />

BMELV, einen Tag nach dem Protesttag<br />

der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie gegen<br />

die energetische Verwendung von <strong>Holz</strong><br />

und zwei Tage nach Verabschiedung<br />

des Energiekonzeptes durch den Deutschen<br />

Bundestag. Kurz zuvor hatte<br />

die FAZ über die Hunsrück-Gemeinde<br />

Morbach als innovative Kom mune auf<br />

dem Weg zur autarken Energieversorgung<br />

berichtet. <strong>Holz</strong> war dabei einer<br />

von vielen Bausteinen im zukunftsfähigen<br />

Energiemix.<br />

Die wenigen Beispiele zeigen: Das Thema<br />

Energie zählt mit den Aspekten Versorgungssicherheit,<br />

Unabhängigkeit von<br />

Energieimporten und der Atomenergie,<br />

Klimarelevanz und Ausbau erneuerbarer<br />

Energien zu den Topthemen in Medi en und


Gesellschaft. Dies ist längst kein deutsches<br />

Phänomen, sondern es wird europäisch und<br />

weltweit diskutiert. Kein Wunder, angesichts<br />

weiter drastisch wachsender Weltbevölkerung,<br />

des absehbaren Endes fossiler Energiequellen<br />

und der nur noch von wenigen<br />

hartnäckigen Kritikern bezweifelten Auswirkungen<br />

des Klimawandels auf Mensch und<br />

Umwelt.<br />

Allein diese »Treiber« machen mehr<br />

als deutlich, dass die Nachfrage nach Biomasse<br />

als einer der wichtigen erneuerbaren<br />

Energien deutlich zunehmen wird. Gleichzeitig<br />

müsste jedoch jedem klar sein, dass<br />

auch bei den nachwachsenden Rohstoffen<br />

allein bezogen auf die nachhaltig nutzbare<br />

Fläche die Potenziale nicht unerschöpflich<br />

sind. Dies gilt uneingeschränkt auch für den<br />

deutschen Wald und Deutschlands bedeutendsten<br />

nachwachsenden Rohstoff, das<br />

<strong>Holz</strong>. Begrenzte Güter und steigende Nachfrage<br />

bewirken Wettbewerb. Zunehmender<br />

Wettbewerb bewirkt steigende Preise. Beides<br />

führt in aller Regel aber auch zu verstärkten<br />

Anstren gungen in Forschung und<br />

Entwicklung und lässt Innovationen und<br />

marktfähige Lösungen bspw. im Bereich des<br />

effizi enten Rohstoffeinsatzes oder neuer<br />

Werkstoffe erwarten.<br />

Die aktuelle Diskussion um die stoffliche<br />

und energetische Nutzung von<br />

<strong>Holz</strong> spielt sich genau vor dieser Kulisse ab.<br />

Im Marktsegment der stofflichen Nutzer<br />

von <strong>Holz</strong> treffen mit der Papier­ und <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie<br />

zwei »Big Player«, die<br />

über Jahrzehnte den Markt beherrschten,<br />

auf eine deutlich gestiegene Nachfrage auf<br />

Seiten der <strong>Holz</strong>energie. Höhere Preise sind<br />

die logische Folge. Für die Forst wirtschaft<br />

eine erfreuliche Entwicklung, erzielt sie in<br />

diesem Segment wieder Preise, die endlich<br />

den Wert und die Wertschätzung des<br />

Rohstoffes widerspiegeln und seit Langem<br />

wieder Deckungsbeiträge und Gewinne für<br />

Forstbetriebe und unzählige Waldbesitzer<br />

versprechen.<br />

Betrachtet man im Kontext der allgemeinen<br />

positiven Wirtschaftsdaten und Prognosen<br />

für 2010 die aktuellen Wirtschaftszahlen<br />

der Forst­ und <strong>Holz</strong>wirtschaft, so lässt sich<br />

zunächst feststellen: Die deutsche Forst­<br />

und <strong>Holz</strong>wirtschaft ist auf einem guten Weg.<br />

Und gerade angesichts dieser Entwicklung,<br />

in der eine gesicherte Rohstoffversorgung<br />

mit zu den zentralen Erfolgsfaktoren für die<br />

<strong>Holz</strong>industrie zählt, ist es wichtig, damit<br />

verbundene Herausforderungen sachlich<br />

seiteN Des DfWr<br />

zu bewerten und in die Diskussion mit den<br />

Partnern einzubringen. Dies gilt auch für<br />

Fragen der energetischen Verwer tung von<br />

<strong>Holz</strong>.<br />

Die zahlreichen Vorteile der sogenannten<br />

Kaskadennutzung von <strong>Holz</strong> führten<br />

auch am Ende der Wald­Klima­Konferenz<br />

des BMELV zu der These: Stoffliche Verwertung<br />

vor energetischer Verwertung – Energetische<br />

Verwertung vor Nichtnutzung!<br />

Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass<br />

auch die <strong>Holz</strong>energie ihren Stellenwert im<br />

Energie mix hat und haben wird. Die energetische<br />

Verwertung von <strong>Holz</strong> war immer<br />

schon ein Standbein im Einkommen unzähliger<br />

Waldbesitzer. Dies wird sich grundsätzlich<br />

nicht ändern, zumal sich auch hier<br />

interessante zusätzliche Produktionsmöglichkeiten<br />

beispielsweise über die gezielte<br />

Nutzung von Rückegassenflächen oder die<br />

Nutzung von Energie­Vorwald abzeichnen.<br />

Grundsätzlich aber folgt der Weg des<br />

<strong>Holz</strong>es dem Weg der Nachfrage bzw. des<br />

besten Angebots. So dürfte für die Forstwirtschaft<br />

bei entsprechender Ertragslage auch<br />

die stoffliche Verwertung im Sinne einer<br />

Kaskadennutzung und mit Blick auf die CO2­<br />

Einsparung und Wertschöpfungspotenziale<br />

die erste Option sein. Die wünschenswerte<br />

Kaskadennutzung wird sich daher insbesondere<br />

dann einstellen, wenn die Märkte für<br />

die stoffliche Verwertung, wie etwa der <strong>Holz</strong>bau,<br />

hierfür klare Impulse geben. Nur dann<br />

lassen sich die Potenziale von <strong>Holz</strong> in betriebswirtschaftlicher,<br />

volkswirtschaftlicher,<br />

ökologischer und klimapolitischer Hinsicht<br />

voll ausspielen. Die Wertschöpfung kommt<br />

dann auch wieder beim Waldbesitzer an und<br />

motiviert gleichzeitig die bisher Zögerlichen<br />

ihre bislang ungenutzten <strong>Holz</strong>ressourcen im<br />

Rahmen einer nachhaltigen Bewirtschaftung<br />

auf den Markt zu bringen.<br />

»Nachhaltige Forstwirtschaft« ist an<br />

dieser Stelle einmal mehr der Schlüsselbegriff.<br />

Wer glaubt, dass die Forstwirtschaft<br />

im Stillen wirkt, abgeschottet von der Zivilisation,<br />

von den Medien und von der kritischen<br />

Betrachtung der Menschen, der irrt.<br />

Die Forst­ und <strong>Holz</strong>wirtschaft tun gut daran,<br />

die Menschen mitzunehmen und nicht<br />

nachzulassen, die Vorteile nachhaltiger<br />

Waldbewirtschaftung und einer verstärkten<br />

<strong>Holz</strong>verwendung dauerhaft und auf Fakten<br />

basiert zu kommunizieren. Dank guter und<br />

über viele Jahre auf allen Ebenen erfolgreich<br />

praktizierter Informations­ und Öffentlich­<br />

keitsarbeit hat die Forstwirtschaft ein gutes<br />

Image, es darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.<br />

Gerade in Zei ten, in denen sich Forstwirtschaft<br />

wieder lohnt, ist es entscheidend,<br />

dass die Menschen den Forstleuten und<br />

Wald besitzern Vertrauen schenken und verstehen,<br />

dass Schützen und Nutzen im Rahmen<br />

einer nachhaltigen, multifunktionalen<br />

Forstwirtschaft keinen Widerspruch darstellen.<br />

Die Akzeptanz der Waldbewirtschaftung<br />

in Gesellschaft und Politik ist nicht nur eine<br />

wesentliche Voraussetzung für das Handeln<br />

in der Forstwirtschaft. Sie ist auch Grundvoraussetzung<br />

für eine nachhaltige Versorgung<br />

der <strong>Holz</strong>wirtschaft und deren wirtschaftlichen<br />

Erfolg.<br />

Kontraproduktiv und unverständlich<br />

wirkt vor diesem Hintergrund die hausgemachte<br />

Verunsicherung der Verbraucher,<br />

wie sie mit dem Protesttag der Europäischen<br />

<strong>Holz</strong> werkstoffindustrie betrieben wurde.<br />

Man kann und sollte sich sachlich und kritisch<br />

– so wie es andere Sparten der <strong>Holz</strong>wirtschaft<br />

tun – mit den Aspekten der stofflichen<br />

und energetischen Verwendung von<br />

<strong>Holz</strong> auseinander setzen. Wer aber glaubt,<br />

seine Interessen durch Verunsicherung<br />

der Bevölkerung und zu Lasten des Images<br />

der Forstwirtschaft mit Schreckensbildern<br />

von brennenden <strong>Holz</strong>transportern und<br />

Aussagen wie »zuviel deutscher Wald wird<br />

verbrannt« oder »Schluss mit der Brandrodung<br />

im deutschen Wald« zu erreichen, ist<br />

schlecht beraten. Diese Art von PR ist Effekthascherei<br />

und greift zu kurz. Mehr noch:<br />

Sie zerstört das Vertrauen und nachweisbar<br />

gute Image der deutschen Forstwirtschaft.<br />

Dieses Image gilt es zu stärken statt zu gefährden.<br />

Forst­ und <strong>Holz</strong>wirtschaft sollten<br />

sich in diesem Punkt einig sein!<br />

■<br />

Kommentar von Dirk Alfter,<br />

<strong>Deutscher</strong> Forstwirtschaftsrat, Berlin<br />

November | 2010 : proWald 21


Aus Alt mach Neu – die Renaissance<br />

Die modernste Zellstoff-Fabrik<br />

Europas steht auf dem Gelände<br />

eines ehemaligen Kernkraftwerks.<br />

Weiße Wasserdampfwolken umwabern den<br />

grau­grünen Turm der Kraftanlage des Zellstoffwerks<br />

in Arneburg nahe der Elbe in<br />

Sachsen­Anhalt an einem sonnigen, aber<br />

schon frostigen Herbsttag. Ganz oben rechts<br />

prangt das Unternehmenslogo, ein stilisiertes<br />

weißes »ZS« auf blauem Grund als Abkürzung<br />

für den Firmennamen »Zellstoff<br />

Stendal«. Das moderne Biomasse­Kraftwerk<br />

versorgt die Fabrik nicht nur mit der<br />

wichtigen Wärme und dem Dampf für die<br />

Trocknung des Zellstoffs, sondern erzeugt<br />

auch noch elektrische Energie – und zwar<br />

sehr viel mehr, als der Betrieb selbst braucht.<br />

Etwa 40 Prozent dieses »grünen« Stroms<br />

werden als erneuerbare Energie in das öffentliche<br />

Netz eingespeist. Mit dieser Menge<br />

können gut 100.000 Privathaushalte versorgt<br />

werden. Die Stromerzeugung aus Biomasse<br />

vermeidet außerdem eine Emission von ca.<br />

670.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Direkt neben<br />

22 proWald : November | 2010<br />

aus Der Wirtschaft<br />

dem Kraftwerk die modernen, blitzblanken<br />

Produktionsanlagen, auf denen pro Jahr<br />

über 600.000 Tonnen Zellulose hergestellt<br />

werden.<br />

Doch nur wenige hundert Meter weiter<br />

ein ganz anderes Bild: Zerbröselnder<br />

Beton, zugewucherte alte Überreste eines<br />

Kernkraftwerks, eine Industriebrache. Ein<br />

Atomreaktor und ein Kühlturm sind bis<br />

auf die Grundmauern geschleift. Eigentlich<br />

sollte hier einmal eines der größten Kernkraftwerke<br />

Europas entstehen. Die ersten<br />

Anlagen waren schon gebaut, als 1990 das<br />

Ende der DDR und damit auch des riesigen<br />

Atomkraftwerks etwa zwanzig Kilometer<br />

nördlich der Hansestadt Stendal kam. Die<br />

geplanten Reaktoren sowjetischer Bauart<br />

schienen zu unsicher. Deshalb wurde im<br />

deutsch­ deutschen Einigungsvertrag festgeschrieben,<br />

dass der Bau der Kernkraftwerke<br />

bei Arneburg gestoppt und die bereits bestehenden<br />

Anlagen zurückgebaut werden.<br />

Rund ein Jahrzehnt lag danach das bereits<br />

erschlossene Industrieareal im Dornröschenschlaf,<br />

bevor es durch die ameri­<br />

kanisch­kanadische Mercer Group, einem<br />

weltweit führenden Hersteller im Segment<br />

des langfaserigen Marktzellstoffs, wieder erweckt<br />

wurde. Innerhalb von nur 23 Monaten<br />

von August 2002 bis Juli 2004 zog der Konzern<br />

hier das moderne Zellstoffwerk Stendal<br />

hoch, um damit den Zellstoffmarkt in<br />

Deutschland gründlich aufzumischen.<br />

Mehr als 20 Jahre lang ging zuvor die<br />

Zellstoffproduktion in Deutschland zurück,<br />

man sprach schon lange von einer<br />

sterbenden Industrie. Zwar war Deutschland<br />

bereits damals bei der Papierherstellung<br />

europaweit führend. In fünf Zellstoffwerken<br />

wurden bei uns 1990 jedoch nur<br />

noch 850.000 Tonnen pro Jahr hergestellt;<br />

der Zellstoffverbrauch lag jedoch bei etwa<br />

4,5 Millionen Tonnen. Riesige Mengen<br />

mussten also aus dem Ausland importiert<br />

werden.<br />

Start in den neuen Bundesländern<br />

In diesen Markt drang 1994 die Mercer<br />

Group ein, als sie von der ostdeutschen Treuhand­Gesellschaft<br />

das bereits 1883 gebaute


Zellstoffwerk Rosenthal in Blankenstein an<br />

der Saale erwarb. Die veraltete Anlage an<br />

der bayerisch­thüringischen Grenze wurde<br />

nach und nach bis 1999 stillgelegt und<br />

parallel ab 1997 für mehr als 400 Millionen<br />

Euro eine komplett neue Zellstoffproduktion<br />

auf dem Gelände aufgebaut. Rosenthal<br />

war das erste Zellstoffwerk in Deutschland,<br />

das den Zellstoff aus dem <strong>Holz</strong> mithilfe einer<br />

sehr modernen, umweltschonenden Sulfat­<br />

Technologie herauslöst. Das Verfahren wird<br />

zwar in vielen Ländern seit Jahrzehnten zur<br />

Zellstoffproduktion angewendet, jedoch<br />

hat Mercer mit diesem Werk in Deutschland<br />

neue internationale Umweltstandards für<br />

die Zellstoffindustrie gesetzt.<br />

Aufgrund dieser Erfahrungen entschloss<br />

sich die Mercer Group dann, mehr als eine<br />

Milliarde Euro in das neue Zellstoffwerk in<br />

Sachsen­Anhalt zu investieren und die modernste<br />

und größte Anlage für Zellstoffproduktion<br />

in Mitteleuropa aufzubauen. Heute<br />

arbeiten für das Werk mehr als 600 Mitarbeiter.<br />

Nur in Skandinavien gibt es vergleichbare<br />

Anlagen.<br />

aus Der Wirtschaft<br />

der deutschen Zellstoff-Industrie<br />

Der <strong>Kampf</strong> um den Rohstoff<br />

Schon in der Bauphase lief die Organisation<br />

der Rohstoffversorgung für das neue<br />

Werk an. »Dieses Zellstoffwerk ging mit<br />

einer Nachfrage nach drei Millionen Festmetern<br />

<strong>Holz</strong> pro Jahr auf einen Schlag an<br />

den Markt,« erklärt Martin Stöhr, Leiter<br />

des Rundholzeinkaufs. »Damals kam sehr<br />

schnell die Frage auf, wie diese riesige Nachfrage<br />

befriedigt werden kann, denn der benötigte<br />

<strong>Holz</strong>bedarf entspricht der jährlichen<br />

Arbeitsleistung von rund 300 einschichtig<br />

betriebenen Harvestern.«<br />

Um aktiv in diesen Markt einzugreifen,<br />

gründete die Zellstoff Stendal die Tochtergesellschaft<br />

ZS <strong>Holz</strong> GmbH, die für die<br />

Rohstoffbeschaffung und den Transport<br />

des Rohmaterials ins Werk nach Arneburg<br />

zuständig ist. Von Anfang an betrieb die<br />

ZS <strong>Holz</strong> eigene Teams mit Harvestern und<br />

Rückezügen, um das Nadelholz bei Privatwaldbesitzern<br />

und im Staatswald selbst zu<br />

ernten.<br />

Heute ist ZS <strong>Holz</strong> mit acht Ernteteams<br />

sowie sechzehn Kran­ und Sattelzug­Lkw<br />

Zellstoffwerk in Arneburg in Sachsen-Anhalt<br />

nördlich von Stendal. (Foto: ZS <strong>Holz</strong>)<br />

in zwei Schichten im Einsatz, um <strong>Holz</strong> im<br />

Nahbereich zum Werk einzuschlagen und<br />

nach Arneburg zu fahren. Zwischen vier<br />

und sieben Uhr morgens rücken die LKW<br />

aus, kommen mittags mit dem Rundholz zurück,<br />

laden ab und übergeben die Fahrzeuge<br />

an die nächste Schicht. Etwa zehn Prozent<br />

ihres <strong>Holz</strong>bedarfs kauft die Firma auf dem<br />

Stock und arbeitet es mit eigenen Kapazitäten<br />

auf. So können auch Schwankungen<br />

ausgeglichen werden, denn die Logistiker<br />

der Zellstoff­Fabrik können selbst entscheiden,<br />

wann sie das <strong>Holz</strong> aus dem Wald abholen<br />

wollen. Martin Stöhr: »Der Waldbesitzer<br />

braucht sich nicht mehr um das Einschlagen<br />

zu kümmern. Der Stockkauf hat für uns<br />

den Vorteil, dass wir die <strong>Holz</strong>belieferung bei<br />

Bedarf etwas steigern können, wenn wir es<br />

brauchen. In Absprache mit den Waldbesitzern<br />

haben wir in bestimmten Mengen die<br />

Möglichkeit, das zu puffern.« Das war auch<br />

wichtig, als vor fast vier Jahren der Sturm Kyrill<br />

riesige Waldflächen in Westdeutschland<br />

schädigte und ein großes Sturmholzangebot<br />

hinterließ.<br />

November | 2010 : proWald 23


Die Zellstoff Stendal <strong>Holz</strong> GmbH setzt im Nahbereich um<br />

das Werk eigene LKW zur <strong>Holz</strong>abfuhr ein. (ZS <strong>Holz</strong>)<br />

Die Zellstoff Stendal <strong>Holz</strong> GmbH hat Eisenbahn-Güterwagen<br />

angemietet, um damit auf der Schiene Rundholz<br />

ins Werk zu befördern. (Foto: Wolfgang Brauer)<br />

Ein großer Teil des <strong>Holz</strong>es für die Zellstofffabrik wird mit der<br />

Bahn nach Arneburg ins Werk transportiert. (Foto ZS <strong>Holz</strong>)<br />

Fertig produzierte Zellstoffblätter verlassen gestapelt die<br />

Produktionsanlage. (Foto: ZS <strong>Holz</strong>)<br />

24 proWald : November | 2010<br />

aus Der Wirtschaft<br />

ZS setzt auf die Bahn<br />

Die Zellstoff Stendal <strong>Holz</strong> GmbH bezieht<br />

ihre Rohstoffe, überwiegend Kiefer und<br />

Fichte, aus dem gesamten Bundesgebiet mit<br />

Schwerpunkt in den neuen Bundesländern<br />

sowie aus dem angrenzenden Ausland. Im<br />

Nahbereich setzt die firmeneigene Logistik<br />

auf den Lkw, ab etwa 200 Kilometer wird der<br />

Bahntransport in Ganzzügen geprüft. Das<br />

heißt, komplette Rundholz­Züge mit bis zu<br />

20 Spezialwaggons, die vor Ort in den Waldregionen<br />

beladen und dann direkt zum Zellstoffwerk<br />

gefahren werden.<br />

Für den Transport beauftragt die ZS <strong>Holz</strong><br />

private Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

(EVUs), die wiederum auf dem Gleisnetz der<br />

DB fahren. Für die <strong>Holz</strong>verladung auf die<br />

Bahn nutzt das Unternehmen öffentliche<br />

und private Verlademöglichkeiten.<br />

Etwa vier bis fünf Ganzzüge mit Rundholz<br />

treffen pro Tag auf dem eigenen Gleisanschluss<br />

auf dem Werksgelände ein. Auf<br />

einen Ganzzug passen fast zweitausend<br />

Raummeter. Um die riesige Menge Rundholz<br />

und Hackschnitzel zum Werk zu transportieren,<br />

hat ZS <strong>Holz</strong> eigenes Waggonmaterial<br />

langfristig angemietet. Insgesamt<br />

werden mehr als 50 Prozent des bei Zellstoff<br />

Stendal benötigten Rohholzes per Bahn angefahren.<br />

Moderne Produktion<br />

Die Hackschnitzel werden auf dem riesigen<br />

Werksgelände in Arneburg auf Halden gelagert,<br />

bevor sie in die Produktion gehen.<br />

Das Rundholz wird auf eigenen Ladegleisen<br />

ebenfalls bis aufs Firmengelände gefahren,<br />

von den Bahn­Rungenwagen mit Stackern,<br />

das sind Fahrzeuge mit riesigen Greifarmen,<br />

abgeladen und zwischengelagert, bevor es<br />

in die Hackerei wandert. In zwei identischen<br />

Produktionslinien wird das Rundholz in großen<br />

Trommeln entrindet, gewaschen und<br />

dann zerkleinert, bevor das Material in die<br />

Zellstoffproduktion wandert.<br />

In der Produktionshalle wird das <strong>Holz</strong> bei<br />

ca. 165 Grad Celsius zusammen mit der Lauge<br />

gekocht. Dabei lösen sich die <strong>Holz</strong>zellen<br />

aus ihrem Verbund mit den anderen <strong>Holz</strong>bestandteilen.<br />

Der Kochprozess dauert etwa<br />

vier Stunden. Nach dem Kochen werden die<br />

Zellulosefasern von den in Lösung übergegangenen<br />

<strong>Holz</strong>bestandteilen getrennt. Die<br />

Zellulose wird sortiert und geblichen. Die<br />

Schwarzlauge mit dem energiereichen Lignin<br />

wird im Kraftwerk verbrannt und dient<br />

dort der Erzeugung von Strom und Dampf.<br />

Nebenprodukte des Zellstoffwerkes, wie<br />

Tallöl, Methanol, Terpentine, werden aufgefangen<br />

und ebenfalls vermarktet. Sie gehen<br />

in die chemische Industrie.<br />

Aus fünf Festmetern <strong>Holz</strong> wird am Ende<br />

etwa eine Tonne Zellstoff.<br />

Am Ende der Produktionsstraße verlässt<br />

der weiße Zellstoff die Anlage in langen,<br />

7,20 Meter breiten Bahnen. Sie werden<br />

in Bögen geschnitten, die zu Ballen gestapelt<br />

werden. Jeder Ballen ist 250 Kilogramm<br />

schwer. Jeweils acht dieser Ballen werden<br />

fest mit Draht verschnürt und bilden zusammen<br />

eine »Unit« – das ist für die Zellstoffbranche<br />

ein Standardmaß wie ein<br />

Barrel für die Ölindustrie. Die Units gehen<br />

dann in Bahn­Güterwagen, Lkw oder Binnenschiffe<br />

verladen zu den Endkunden:<br />

Diese sind Papierfabriken in Deutschland<br />

und im Ausland ohne eigene Zellstoff­Produktion.<br />

Dort ist das Produkt aus Stendal besonders<br />

begehrt, erklärt Martin Stöhr, Leiter der<br />

Abteilung Rundholzeinkauf: »Unser Zellstoff<br />

hat beim Papier die gleiche Funktion wie der<br />

Stahl im Beton. Er bringt die Reißfestigkeit<br />

in die Papierbahn. Das ist besonders bei<br />

langen Papierrollen wichtig, denn wenn die<br />

in der Druckmaschine reißen, bedeutet das<br />

immer einen Produktionsstopp für die Druckerei.«<br />

Rohstoff-Frage existenziell<br />

Mit neuesten Standards in Produktion und<br />

Umweltschutz ist es Mercer mit seinen Werken<br />

Stendal in Arneburg in Sachsen­Anhalt<br />

und Rosenthal in Blankeinstein (Thüringen)<br />

offenbar gelungen, den in Deutschland<br />

schon totgesagten Industriezweig Zellstoffproduktion<br />

wieder neu zu beleben. Besonders<br />

wichtig dabei war, die entsprechenden<br />

Rohstoffmengen in einem schon verteilten<br />

Markt neu zu gewinnen. Und dieser Rohstoff­Strom<br />

darf auch niemals abreißen,<br />

denn im Werk wird rund um die Uhr an<br />

sieben Tagen in der Woche und etwa 355<br />

Tage im Jahr gearbeitet. Wenn die Zellstoff­<br />

Herstellung doch einmal gestoppt werden<br />

muss, kostet jede Stunde Produktionsausfall<br />

einen fünfstelligen Euro­Betrag. Auch<br />

deshalb wird die Rohstoff­Frage in Zukunft<br />

existenziell für die Zellstoff­Industrie in<br />

Deutschland bleiben »Die <strong>Holz</strong>versorgung<br />

für unsere beiden Zellstoffwerke in Zukunft<br />

sicherzustellen, ist deshalb eine herausfordernde<br />

Aufgabe,« so Michael Funk, Geschäftsführer<br />

der ZS <strong>Holz</strong> GmbH.<br />


Kooperation zwischen PTL<br />

und DFV auf neuer Basis<br />

Die neue Vereinbarung zwischen der Polnischen<br />

Forstgesellschaft (PTL) und dem DFV<br />

wurde am 15.09.2010 im Rahmen der PTL­<br />

Tagung in Polańczyk feierlich unterzeichnet.<br />

links: Carsten Wilke (Präsident DFV) und<br />

rechts: Prof. Andrzej Grzywacz (Präsident<br />

PTL). Foto: Gapinski<br />

Der folgende Beitrag wurde für den Bericht<br />

über die forstliche Studienreise von 16 <strong>Forstverein</strong>s-Mitgliedern<br />

in den Bereich der Regionaldirektion<br />

Bialystok vom 22. bis 28. August<br />

2010 geschrieben. Er gibt eine guten Einblick,<br />

inwieweit die Kooperation mit Leben erfüllt<br />

wird.<br />

Ein Integrationstreffen<br />

in Polen!<br />

So der offizielle Tagesordnungspunkt für<br />

den 25. August 2010 von 18.00 bis 20.00 Uhr:<br />

Abendbrot am Lagerfeuer, verbunden<br />

mit einem Integrationstreffen der deutschen<br />

und polnischen Forstleute. Durchzuführen<br />

in Ruciane in der Oberförsterei<br />

Maskulinskie.<br />

Bei dem derzeitigen Reizwort Integration<br />

fallen einem angesichts der aktuellen<br />

Diskussion alle Furchtbarkeiten menschlichen<br />

Miteinanders ein. Es sei denn, man ist<br />

oder war gerade in Polen. Dort ist es anders!<br />

Dort verbinden Integration, Gast­/Freundschaft,<br />

Offenheit und Herzlichkeit Besucher<br />

und Besuchte, Polen und Deutsche, Forstfrauen<br />

und Forstmänner. Und allen Betei­<br />

seiteN Des forstvereiNs<br />

Kooperation mit Polen verstärkt<br />

ligten an dem Integrationstreffen war klar,<br />

dass wir uns nicht an das Programmende<br />

20 Uhr halten würden. Somit war dieser<br />

Abend ausgelassener und spontaner Fröhlichkeit<br />

geradezu exemp larisch für die gesamte<br />

Reise. Zeitweise entstand zudem der<br />

Eindruck eines deutsch­polnischen Sängerwettstreits,<br />

gefördert von Selbstgebranntem<br />

und jeder Menge Gegrilltem.<br />

Und so können wir festhalten, dass es<br />

kein Integrationsproblem oder ähnlich<br />

Schwieriges mit unseren polnischen Freunden<br />

gibt! Ganz im Gegenteil: Die Exkursionswoche<br />

war geleitet von fachlicher Offenheit<br />

(mithin auch der Benennung von Problemen),<br />

waldbaulich Spannendem, historisch<br />

Aufklärendem und kulturell Anregendem.<br />

Und wieder einmal kamen wir nicht an<br />

deutscher Vergangenheit vorbei, die uns die<br />

polnischen Freunde erfreulich entspannt<br />

und unverkrampft nahebrachten. Auch dafür<br />

gilt ihnen allen unser aufrichtiger Dank!<br />

Im 26. Jahr der deutsch­polnischen<br />

Freundschaft auf Ebene des Nordwestdeutschen<br />

<strong>Forstverein</strong>s (NWDFV) und der Polnischen<br />

Forstgesellschaft (PTL) bahnte sich<br />

nun bereits eine neue Ära an. Nicht unbemerkt<br />

zog sich mit wichtiger Miene, Unterlagen<br />

und seinem Blackberry unser Mitreisender<br />

Marcus Kühling, Geschäftsführer<br />

des DFV, immer wieder zurück. Gegen Ende<br />

unserer Reise verkündete er dann, dass<br />

in Fortsetzung, aber auch Erweiterung der<br />

ehedem von Karl Möhring initiierten Vereinbarung<br />

zwischen NWDFV und PTL nun die<br />

deutsch­polnische »Forstfreundschaft« auf<br />

deutscher Seite vom DFV getragen wird. Damit<br />

kommen wir einerseits dem polnischen<br />

Wunsch nach, den forstlichen Horizont auf<br />

ganz Deutschland zu erweitern, andererseits<br />

wurden die Beziehungen inhaltlich auf<br />

eine breitere Basis gestellt. Wir können alle<br />

davon überzeugt sein, dass die Möhringsche<br />

Idee damit Früchte getragen hat und weiter<br />

tragen wird, denn diese Entwicklung und<br />

die neue Vereinbarung sind Beweis des guten<br />

Geistes auf beiden Seiten von Oder und<br />

Neiße! An dieser Stelle sage ich »unserem«<br />

Professor, allerdings zuvörderst unserem<br />

Freund, Jerzy Modrzynski, aber auch Hanno<br />

Müller­Bothen und Marcus Kühling einen<br />

sehr herzlichen Dank für diesen Schritt in<br />

die gemeinsame Zukunft von DFV und PTL.<br />

Schützend und fördernd haben DFV­Präsident<br />

Carsten Wilke und der Vorsitzende des<br />

NWDFV, Mark v. Busse, ihre Hände über diese<br />

Entwicklung gehalten.<br />

Unseren polnischen Freunden, die uns<br />

während unserer Zeit in ihrem schönen<br />

Land begleitet und betreut haben, sage ich<br />

ein herzliches<br />

Dziekujie bardzo und do widzenia!<br />

■<br />

Thies Völker<br />

Busunglück in<br />

Brandenburg<br />

Liebe Mitglieder,<br />

am 26.09. ereignete sich am Berliner Ring<br />

ein schweres Busunglück, bei dem 14 polnische<br />

Forstkollegen aus dem Forst amt<br />

Zlocieniec (ehemals Falkenburg) starben,<br />

23 wurden ver letzt. Der Nordwestdeutsche<br />

und der Brandenburgische <strong>Forstverein</strong>, die<br />

in engem Kontakt mit der Forstverwaltung<br />

in Szczecinek (Neustettin) stehen, möchten<br />

den betroffenen Familien helfen und haben<br />

dazu einen Spendenaufruf gestar tet. Die<br />

Bankverbindung lautet:<br />

Nordwestdeutscher <strong>Forstverein</strong><br />

Konto­Nr. 440 230 18, BLZ 262 500 01<br />

Kreissparkasse Northeim<br />

Stichwort »Busunglück«<br />

Bisher sind mehr als 11.000 EUR Spendenbeiträge<br />

eingegangen (viele kleinere Beträge,<br />

aber auch sehr großzügige Summen).<br />

Für diese beeindruckende Zwischenbilanz<br />

sagen wir allen Spendern sehr herzlichen<br />

Dank! Wir würden uns sehr freuen, wenn<br />

mit weiteren spürbaren Spenden die Verbundenheit<br />

mit unseren polnischen Kollegen<br />

nach diesem schrecklichen Unglück<br />

wirkungsvoll zum Ausdruck kommt.<br />

Marcus Kühling<br />

November | 2010 : proWald 25


Heimisches <strong>Holz</strong> – nachhaltig<br />

nutzbarer Energieträger mit<br />

wachsender Bedeutung<br />

Modellprojekt des Heiztechnikherstellers Viessmann<br />

Der nachwachsende heimische Rohstoff<br />

<strong>Holz</strong> spielt eine ganz wichtige Rolle bei der<br />

Energieversorgung des Stammwerks des<br />

Heiztechnikherstellers Viessmann im nordhessischen<br />

Allendorf (Eder). 50 Prozent<br />

des benötigten <strong>Holz</strong>bedarfs stammen von<br />

eigenen Kurzumtriebsplantagen. Auf derzeit<br />

über 160 Hektar werden Pappeln und<br />

Weiden angebaut, aus denen jährlich rund<br />

2.000 Tonnen <strong>Holz</strong>hackschnitzel gewonnen<br />

werden. Das ist rund die Hälfte des Eigenbedarfs.<br />

Geerntet wird im Drei­Jahres­Rhythmus.<br />

Der Ertrag pro Hektar und Jahr beläuft<br />

sich auf bis zu 10 Ton nen Trockenmasse<br />

(atro), was dem Energiegehalt von etwa<br />

5.000 Litern Heizöl entspricht. Mittelfristiges<br />

Ziel ist, den Bedarf nachhaltig komplett<br />

selbst abzudecken.<br />

Für die Eigenversorgung mit Biomasse<br />

gründete die Viessmann Werke GmbH unter<br />

anderem einen land­ und forstwirtschaftlichen<br />

Versuchs­ und Forschungsbetrieb,<br />

für den landwirtschaftliche Flächen in der<br />

Edertal­Region gekauft und mit schnellwüchsigen<br />

Pappeln bepflanzt wurden. Der<br />

26 proWald : November | 2010<br />

aus Der Wirtschaft<br />

Forschungsbetrieb arbeitet mit der lokalen<br />

Landwirtschaft zusammen, die zum Teil als<br />

Lohnunternehmer beteiligt sind. Um den<br />

Forderungen des Naturschutzes gerecht zu<br />

werden, gibt es einen regelmäßigen Austausch<br />

mit dem Naturschutz bund Deutschland<br />

(NABU).<br />

So bewerten die NABU­Experten die<br />

Auswirkungen der Energiefelder auf die heimische<br />

Fauna positiv. Als »Wildkatzen­Korridor«<br />

zwischen Ederbergland und Burgwald<br />

helfen die Pappelfelder bei der Verbreitung<br />

dieser Tierart und dienen gleichzeitig als<br />

Jagdrevier für Greifvögel. Wichtig sind nach<br />

Einschätzung des NABU eine möglichst hohe<br />

Struktur­ und Artenvielfalt. Schwerpunkte<br />

legen die Naturschützer dabei auf den Erhalt<br />

von Biotopbäumen sowie auf Studien<br />

zum Wachst<strong>ums</strong>verhalten der Pflanzen und<br />

zu den Vogel­Populationen. »Wir sehen<br />

Viessmann nicht nur auf einem guten Weg,<br />

sondern bundesweit in der Vorreiterrolle«,<br />

sagte Florian Schöne (NABU Deutschland).<br />

»Wichtig ist, diesen Weg konsequent weiterzugehen.«<br />

Effizienz Plus –<br />

Modellprojekt für Nachhaltigkeit<br />

Die Versorgung der Energiezentrale in Allendorf<br />

(Eder) mit nachwachsenden Rohstoffen<br />

ist Teil des umfassenden Viessmann­Programms<br />

»Effizienz Plus« mit einem Investitionsvolumen<br />

von rund 220 Millionen Euro,<br />

das 2006 gestartet wurde. Im Rahmen dieses<br />

Projekts wurde die Produktion im Stammwerk<br />

komplett neu aufgebaut, dadurch<br />

schlanker und damit effizienter gemacht.<br />

Die Produktivität konnte um 20 Prozent gesteigert<br />

werden, und dadurch konn ten der<br />

Standort Allendorf (Eder) und die Arbeitsplätze<br />

gesichert werden.<br />

Auch die Energie­ und Wärmeversorgung<br />

des Werkes wurde im Rahmen von<br />

»Effizienz Plus« grundlegend reformiert. So<br />

wurden die Werkshallen gedämmt, und die<br />

Abwärme wurde besser genutzt, um Energie<br />

zu sparen. Öl und Gas, die nach wie vor<br />

als Brennstoffe eingesetzt werden, kön nen<br />

nun außerdem deutlich effizienter als bisher<br />

verbrannt werden. Das gelingt insbesondere<br />

durch den Einsatz von neuer Brennwerttech­


linke Seite, v.l.n.r.: Für die nachhaltige Energieversorgung<br />

wird heimisches <strong>Holz</strong> immer wichtiger.<br />

Energiezentrale des Viessmann Stammsitzes im nordhessischen<br />

Allendorf (Eder)<br />

oben: Viessmann-Produktionshalle<br />

nik mit Nutzungsgraden bis zu 98 Prozent in<br />

einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk.<br />

<strong>Holz</strong> als heimischer Energieträger<br />

Bei den erneuerbaren Energien, die zur<br />

Substitution fossiler Energieträger eingesetzt<br />

werden, bildet <strong>Holz</strong> den Schwerpunkt.<br />

Mit <strong>Holz</strong>hackschnitzeln wird nicht<br />

nur Wärme, sondern durch die Kraft­Wärme­Kopplung<br />

mithilfe einer Dampf turbine<br />

auch Strom erzeugt. Sämtliche in der Energiezentrale<br />

eingesetzten Wärmeerzeuger<br />

stammen – natürlich – aus der eigenen<br />

Produktion: Viessmann bietet <strong>Holz</strong>feuerungen<br />

von vier bis 13.000 Kilowatt an, die mit<br />

Scheitholz, Hackschnitzeln, Hölzern aus der<br />

Wald­ und Landschaftspflege, mit Sägespänen<br />

und Rinden, Altholz, Restholz bis hin<br />

zu Pellets betrieben werden können. Weitere<br />

regenerative Energiesysteme – thermische<br />

Solarsysteme zur Warmwasserbereitung,<br />

Heizungsunterstützung und Gebäudekühlung,<br />

Wärmepumpen sowie Fotovoltaikanlagen<br />

– ver vollständigen die Energieversorgung<br />

des Werkes in Allendorf (Eder).<br />

Eine im August 2010 in Betrieb gegangene<br />

Biogasanlage ver bessert die CO2­Bilanz<br />

zusätzlich. Gebaut wurde das Kraftwerk von<br />

der Firma BIOFerm, einem zur Viessmann<br />

Group gehörenden Spezialanbieter für Biogasanlagen.<br />

In der neuen Anlage werden<br />

Reststoffe aus Landwirtschaft und Landschaftspflege<br />

zu Biogas vergoren, das in<br />

einem Blockheizkraftwerk zu 1,2 Millionen<br />

Kilowattstunden elektrischer und 1,5 Millionen<br />

Kilowattstunden thermischer Energie<br />

um gewandelt wird. Damit werden vier<br />

aus Der Wirtschaft<br />

Verleihung des »Efficiency Award« der Deutschen Energie<br />

Agentur auf der Hannover Messe 2010: v.l.n.r: Stefan<br />

Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen<br />

Energie Agentur; Manfred Greis, Generalbevollmächtigter<br />

der Viessmann Werke; Rainer Brüderle, Bundesminister<br />

für Wirtschaft und Technologie; S.E. Claudio Scajola, Wirtschaftsminister<br />

der Republik Italien; Dr. Werner Schnappauf,<br />

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen<br />

Industrie e.V.<br />

Prozent des elektrischen und drei Prozent<br />

des thermischen Bedarfs des Werkes in Allendorf<br />

(Eder) gedeckt. Der Anteil der erneuerbaren<br />

Energien an der Versorgung des<br />

Standortes beträgt jetzt 23 Pro zent.<br />

Fazit<br />

Für sein Nachhaltigkeitsprogramm wurde<br />

Viessmann inzwischen mehrfach ausgezeichnet.<br />

So erhielt das Unternehmen den<br />

Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2009, und<br />

in diesem Jahr verlieh die Deutsche Energieagentur<br />

(dena) zusammen mit dem Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie,<br />

der Deutschen Messe und der DZ Bank AG<br />

dem Unternehmen den »Energy Efficiency<br />

Award«.<br />

Mit dem Modellprojekt »Effizient Plus«,<br />

bei dem <strong>Holz</strong> als wichtiger Energieträger<br />

eingesetzt wird, zeigt Viessmann, dass die<br />

energie­ und klimapolitischen Ziele (Reduzierung<br />

des Endenergiebedarfs um 20 Prozent,<br />

Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />

Energien am Endenergiebedarf auf 20 Prozent<br />

sowie Verringerung des CO2­Ausstoßes<br />

um 40 Pro zent – bezogen auf die Werte von<br />

1990), die die Politik für 2020 gesetzt hat,<br />

bereits heute mit den vorhandenen Technologien<br />

erreicht werden können. Darüber<br />

hinaus beweist der Erfolg des Projektes, dass<br />

sich durch nachhaltiges Handeln Umweltschonung<br />

und Ressourceneffizienz mit wirtschaftlichem<br />

Erfolg und sozialer Verantwortung<br />

in Einklang bringen lassen.<br />

■<br />

Dipl.­Forstwirt Hans­Moritz von Harling,<br />

Viessmann Werke GmbH<br />

Die neue Biogasanlage im Viessmann-Werk in Allendorf<br />

(Eder). Aus jährlich 4.500 Tonnen Substrat werden 1,2 Millionen<br />

Kilowattstunden elektrische Energie und 1,5 Millionen<br />

Kilowattstunden thermische Energie erzeugt.<br />

(Fotos: Viessmann)<br />

Viessmann – Heiztechnik für alle<br />

Energieträger und Anwendungen<br />

Die Viessmann Unternehmensgruppe<br />

ist einer der international führenden<br />

Hersteller von Heiztechnik­Systemen.<br />

Das 1917 gegründete Familienunternehmen<br />

beschäftigt rund 8.900 Mitarbeiter<br />

in 16 Werken in Deutschland,<br />

Frankreich, Kanada, Polen, Ungarn,<br />

Österreich, der Schweiz und China.<br />

Dazu kommen Vertriebsorganisationen<br />

und Verkaufsniederlassungen<br />

weltweit, denn 54 Prozent des Umsatzes<br />

von ca. 1,6 Milliarden Euro werden<br />

im Ausland erwirtschaftet. Viessmann<br />

bietet Systemlösungen und ein Komplettprogramm<br />

zur Wärmeversorgung<br />

von Ein­ und Zweifamilienhäu sern,<br />

großen Wohngebäuden, Gewerbe und<br />

Industrie mit Gas und Öl sowie mit<br />

Blockheizkraftwerken für den Betrieb<br />

mit Erd­ oder Biogas. Das Angebot an<br />

regenerativen Energiesystemen umfasst<br />

Feuerungsanlagen für Scheitholz,<br />

Hackschnitzel und Pellets, Wärmepumpen,<br />

thermische Solaranlagen sowie<br />

Fotovoltaiksysteme. Daneben verfügt<br />

Viessmann über ein komplettes Angebot<br />

auf dem Gebiet der Biogastechnologie,<br />

von der Projektentwicklung über<br />

das Engineering bis hin zu Rohstoffmanagement<br />

und Betriebsführung.<br />

November | 2010 : proWald 27


Foto: Jehle<br />

Sind die Förster noch zu retten? – 5. Baden-Württembergischer Waldgipfel<br />

am 30.09.2010 in Villingen-Schwenningen<br />

Weit über 200 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer folgten<br />

am 30.09.2010 der Einladung der AG Wald<br />

Baden­Würt tem berg* in Villingen­Schwenningen,<br />

um beim 5. Baden­Württembergischen<br />

Waldgipfel der provokan ten Frage<br />

»Sind die Förster noch zu retten?« auf den<br />

Grund zu gehen.<br />

Um es vorwegzunehmen: Das Ergebnis<br />

war eindeutig. Sowohl die Teilnehmer/<br />

innen im Saal als auch die Redner auf dem<br />

Podium beantworteten diese Frage mit<br />

einem überzeugten »JA«.<br />

Unter der Moderation von Günter Heims<br />

vom SWR begrüß te Dietmar Hellmann als<br />

derzeitiger Vorsitzender der AG Wald die<br />

zahlreich angereisten Teilnehmer aus Politik<br />

und forstlicher Praxis. Zwei Vorträgen am<br />

Vormittag folgten am Nachmittag zwei Gesprächsrunden,<br />

die das Selbstverständnis<br />

der Försters sowie – von außen betrachtet –<br />

Strategien und Maßnahmen für die Zukunft<br />

in den Mittelpunkt stellten.<br />

Philipp Freiherr von und zu Guttenberg,<br />

Präsident der Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>Deutscher</strong> Waldbesitzerverbände e.V.<br />

(AGDW), stellte in seinem aus der Eigentümersicht<br />

geprägten Vortrag »Was ist los<br />

mit unserem Waldland?« die Bedeutung<br />

der Waldnutzung unter Einbeziehung<br />

einer globalen Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt.<br />

In die neuen globalen wirtschaftlichen<br />

Berechnungen sind die Ressourcen Boden,<br />

Wald und Klima nicht einbezogen. Gerade<br />

hierin liegen aber die Herausforderungen<br />

der Zukunft, um die Existenz nachfolgender<br />

Generationen zu sichern. Zu Guttenberg<br />

fordert daher einen Paradigmenwechsel im<br />

wirtschaftlichen Handeln, einen ehrlichen<br />

Prozess der politischen Prioritätensetzung<br />

und die Erarbeitung einer Waldstrategie.<br />

Statische Schutzmaßnahmen mit immer<br />

mehr Stilllegungsflächen sind dabei nicht<br />

zielführend. Der Wald und der Rohstoff <strong>Holz</strong><br />

sind ein Schatz der Zukunft mit hoher volkswirtschaftlicher<br />

Rendite.<br />

Dr. Carsten Leßner, bis vor kurzem Geschäftsführer<br />

des Deutschen Forstwirtschaftrates,<br />

verknüpft seinem Vortrag »Gedanken<br />

über den Waldprofi von morgen«<br />

stark mit der Frage »Wie soll der Wald der<br />

Zukunft aussehen?«.<br />

Ernüchternd hierbei seine Erfahrungen<br />

auf politischer Ebene: Förster besitzen keine<br />

Lobby. Gleichzeitig fehlt es an professioneller<br />

Aufstellung der forstlichen Interessenvertreter.<br />

Das langfristige Denken in der<br />

Forstwirtschaft steht im Widerspruch zum<br />

Wahlperiodendenken der Politiker, oftmals<br />

widersprüchliche Interessen und Anforderungen<br />

an den Wald stehen im politischen<br />

Raum nebeneinander. Die berechtigten Interessen<br />

von Wald und Forstwirtschaft müssen<br />

viel aktiver in Politikzirkel eingebracht<br />

werden. Leßner sieht in der multifunktionalen<br />

Forstwirtschaft mit wissenschaftlich<br />

belegter Integration segregativer Elemente<br />

die Zukunft.<br />

Gleichzeitig appelliert Leßner an die<br />

forstlichen Interessenvertreter, Allianzen zu<br />

bilden und so gemeinsam der Botschaft der<br />

Ehrenmitgliedschaft für Dr. Anton Hammer<br />

Auf ihrer diesjährigen Jahrestagung verliehen<br />

die Mitglieder des Baden­Württembergischen<br />

<strong>Forstverein</strong>s ihrem langjährigen<br />

Vorsitzenden Dr. Anton Hammer (links) die<br />

Ehrenmitgliedschaft. Die Laudatio dazu<br />

hielt der Präsident des Baden­Württembergischen<br />

FV Ulrich Kienzler (rechts).<br />

Foto: Hannes Elster. �<br />

28 proWald : November | 2010<br />

aus DeN läNDerN<br />

multifunktionalen Forstwirtschaft Gehör zu<br />

verschaffen.<br />

In einer ersten Gesprächsrunde am Nachmittag<br />

stellten sich »Förster aus der Praxis«<br />

aus verschiedenen Arbeitsbereichen den<br />

Fragen der Teilnehmer nach dem Selbstverständnis<br />

und nach Lösungsmöglichkeiten.<br />

In unterschiedlicher Ausprägung sehen sich<br />

alle Diskussionsteilnehmer als Dienstleister<br />

für den Wald und sehen auch in Zukunft<br />

große Chancen für das Be rufsbild »Förster«.<br />

Förster vor Ort stehen im Spannungsfeld,<br />

bestehende Zielkonflikte auflösen zu müssen.<br />

Ein Gefühl der Überforderung, Demotivation<br />

und/oder »Flucht« in Aktivitäten,<br />

die man selber gerne macht, sind mögliche<br />

Reaktionen. Gewünscht von den Praktikern<br />

vor Ort werden eindeutige Ziel setzungen,<br />

klare Botschaften bzw. eine Priorisierung<br />

der derzeit nebeneinander stehenden bzw.<br />

konkurrierenden Ziele.<br />

In der zweiten Diskussionsrunde stellten<br />

sich der Unternehmensberater Klaus Suchan<br />

aus Freiburg, Susanne Roth vom Institut für<br />

Umweltkommunikation in Bonn sowie Dr.<br />

H.­Peter Neitzke von ecolog, Hannover, den<br />

Fragen von Günter Heims und dem Auditorium.<br />

Neitzke stellte heraus, dass Förster<br />

nach Umfragen zu 90 % Glaubwürdigkeit<br />

haben, 50 % der Befragten wissen allerdings<br />

gar nicht, was ein Förster tut! Der kritischen<br />

Analyse – zentrale »Förster­Botschaften«<br />

kommen bisher weder in der breiten Öffentlichkeit<br />

noch bei der Politik an – folgten<br />

Anregungen für zukünftige Maßnah men<br />

und Strategien. In einer Verbesserung der<br />

Kommu ni kationsstrategie – welche Zielgruppe<br />

will ich mit welcher Botschaft erreichen?<br />

– sowie der Bildung schlagkräftiger<br />

forstlicher Allianzen sehen die Experten<br />

von außen Möglichkeiten, die Position der<br />

Förster zu stärken. Das Auditorium wurde<br />

aufgefordert, die Botschaft »Förster sind die<br />

Experten für multifunktionale Forstwirtschaft<br />

und Garant dafür, dass die vielfältigen<br />

Anforderungen an den Wald auch in Zukunft<br />

erfüllt werden« selbstbewusst nach außen<br />

und in die Politik hineinzutragen.<br />

Ulrich Kienzler, Vorsitzender FV BW �<br />

*In der AG Wald Baden-Württemberg sind derzeit die Forstlichen<br />

Verbände Baden-Württembergischer <strong>Forstverein</strong> e. V., Bund <strong>Deutscher</strong><br />

Forstleute, Verein für Forstliche Standortskunde und die<br />

Schutzgemeinschaft <strong>Deutscher</strong> Wald zusammengeschlossen.


Den forstlichen Schulterschluss demonstrierten<br />

im Anschluss an den 5. Baden­Württenbergischen<br />

Waldgipfel am 01.10.2010 die<br />

Verbände der AG Wald zusammen mit dem<br />

Forstamt der Stadt Villingen­Schwenningen,<br />

dem Quellenlandkreis Schwarzwald­Baar,<br />

der Forstkammer und Forst BW auf der Landesgartenschau<br />

in Villingen­Schwenningen.<br />

Rund um den eindrucksvollen forstlichen<br />

Beitrag auf der Landesgartenschau<br />

präsentierten sich Forstleute, Waldbesitzer,<br />

Vertreter forstlicher Verbände, forstliche<br />

Tag der Waldwirtschaft am 01.10.2010<br />

auf der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen<br />

Ausbildungsstätten, Waldpädagogen und<br />

viele andere Einrichtungen ei nen Tag lang<br />

den Besuchern der Landesgartenschau als<br />

kompetente Ansprechpartner für Wald und<br />

Forstwirtschaft und stellten ihre vielfältige<br />

Arbeit vor.<br />

Höhepunkt des Tages war der vormittägliche<br />

»WALD EVENT«. Zahlreiche<br />

Förster, Waldbesitzer, Waldarbeiter, Interessenvertreter<br />

des Waldes und am Wald<br />

Interessierte, kurz alle »Waldschaffenden«,<br />

waren der Einladung der Veranstalter gefolgt<br />

und nagelten in einer beeindruckenden<br />

Ge meinschaftsaktion aus Dachlatten den<br />

Schriftzug »WALD – Wir Alle Leben Dafür«<br />

zusammen und präsentierten ihn der Öffentlichkeit.<br />

�<br />

BADEN-WüRTTEMBERg<br />

Kontakt: inge hormel, etzbachstr. 10 in<br />

72108 rottenburg. tel.: 07457/931869,<br />

fax: 07457/931874, baden-wuerttemberg@forstverein.de<br />

Jahrestagung des Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s in Rangsdorf<br />

Dauerwald ist Dauerbrenner<br />

Mit der Jahrestagung zum Thema »Naturnahe<br />

Waldbewirtschaftung – Dauerwald<br />

heute?« beschloss der Brandenburgische<br />

<strong>Forstverein</strong> seine vielfachen Aktivitäten zum<br />

Gedenken an den 150. Geburtstag von Alfred<br />

Möller, dem Begründer der Dauerwald­Idee.<br />

Rund 200 Mitglieder und Gäste waren am<br />

21. Oktober 2010 dazu nach Rangsdorf gekommen.<br />

»Die Strategie der naturnahen Waldbewirtschaftung<br />

erweist sich für alle Waldbesitzarten<br />

als zukunftsträchtig, ökologisch<br />

und effektiv«, sagte Klaus Höppner, Vorsitzender<br />

des Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s<br />

in seiner Begrüßung. »Wir erleben in diesem<br />

Zusammenhang jedoch, dass die Begriffe<br />

»Dauerwald« oder »dauerwaldartig« oftmals<br />

mit großer Beliebigkeit und ohne konkrete<br />

Vorstellung Verwendung finden. Deshalb ist<br />

es ein Anliegen der heutigen Jahrestagung,<br />

diese Begrifflichkeiten aus ihrer Historie<br />

und an Beispielen zu erläutern und die Bedeutung<br />

der Dauerwald­Idee für die Zukunft<br />

zu diskutieren«, so Höppner weiter.<br />

Das Thema zeigt, »wie wichtig die Kombination<br />

aus Erfahrung und Wissenschaft<br />

ist«, so Hubertus Kraut, Direktor des Landesbetriebes<br />

Forst Brandenburg. Die natur­<br />

aus DeN läNDerN<br />

nahe Waldbewirtschaftung erweise sich aus<br />

seiner Sicht als tragfähiges Konzept eines<br />

effektiv arbeitenden Landesforstbetriebes.<br />

Am Anfang von Möllers Idee stand die<br />

<strong>Holz</strong>not, und diese sei heute und in Zukunft<br />

weiter aktuell, so Kraut. Die Waldbaustrategie<br />

sei inzwischen angepasst, die Wildbestände<br />

– zu Möllers Zeit aufgrund geringer<br />

Wilddichten noch kein Thema – seien es<br />

vielfach noch nicht. Zur Umsetzung dieser<br />

Ziele müsse die Forstbranche aber auch eine<br />

»interessante Zielgruppe« für die Politik werden.<br />

Man brauche für die Zukunft nicht nur<br />

einen klimaplastischen, sondern auch einen<br />

»politikplastischen« Wald.<br />

Die Vorträge der Jahrestagung werden im<br />

Rahmen der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe<br />

publiziert und sind dann über das<br />

Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde<br />

und die Geschäftstelle des Brandenburgischen<br />

<strong>Forstverein</strong>s e. V. erhältlich. Bereits<br />

festgelegt ist der Termin für die nächste<br />

Jahrestagung am 20. Oktober 2011 in Eberswalde,<br />

Thema: »Wald im Spannungsfeld der<br />

Gesellschaft – Wer will was vom Wald?«<br />

Jan Engel, Chorin<br />

Neuer Vorstand des<br />

Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s<br />

Klaus Höppner wurde als Vorsitzender bestätigt,<br />

Jan Engel ist neuer Geschäftsführer,<br />

Detlef Keil löst Jutta Berg als Schatzmeister<br />

ab. �<br />

Detlef Keil (Schatzmeister), Albrecht Graf von Wilamowitz-Moellendorff<br />

(stellvertr. Vorsitzender), Jan Engel<br />

(Geschäftsführer), Hans-Otto Vöcks, Britta Lolk, Prof. Dr.<br />

Klaus Höppner (Vorsitzender), Prof. Dr. Michael Müller,<br />

Hendrik Settekorn, Christoph Mertzig, Peter Polleschner,<br />

Dr. Carsten Leßner (nicht im Bild) (v. l. n. r.)<br />

Foto: J. Engel<br />

Foto: Jehle<br />

November | 2010 : proWald 29


Stellungnahme des Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s<br />

zur Überarbeitung des Waldprogramms des Landes Brandenburg<br />

Beitrag zur Auftaktveranstaltung am<br />

28.10.2010 im Ministerium für Infrastruktur<br />

und Landwirtschaft<br />

Seit Erarbeitung des Waldprogramms des<br />

Landes Brandenburg sind mittlerweile<br />

6 Jahre vergangen. In dieser Zeit haben sich<br />

die Nutzungsansprüche an den Wald zum<br />

Teil drastisch verändert. Die Bedeutung der<br />

Rohstoff­, Beschäftigungs­ und Einkommensfunktion<br />

des Waldes hat aufgrund der<br />

<strong>Holz</strong>preisentwicklung und <strong>Holz</strong>nachfrage<br />

zugenommen, neue Nutzungsansprüche<br />

sind entstanden. Bei der anstehen den<br />

Überarbeitung des Waldprogramms müssen<br />

daher entsprechende Präzisierungen vorgenommen<br />

werden.<br />

Der Brandenburgische <strong>Forstverein</strong> mit<br />

seinen rund 700 Mit glie dern sieht sich als<br />

Sachwalter und Sachverständiger in Waldangelegenheiten<br />

und vertritt dazu eindeutige<br />

Positionen. Das soll beispielhaft an zwei<br />

Sachverhalten deutlich gemacht werden.<br />

Mit Sorge verfolgen wir, wie die ehrgeizigen<br />

Ziele der »Energiestrategie 2020«, u. a.<br />

mit einer geplanten Erweiterung der Windeignungsflächen<br />

von 370 auf 555 km², zunehmend<br />

zulasten des Waldes in Brandenburg<br />

erreicht werden sollen.<br />

Dabei wird einer Nutzung z. B. im Rahmen<br />

der Konversion von kontaminierten<br />

ehemaligen Militärliegenschaften durchaus<br />

zugestimmt. Es darf u. E. jedoch nicht sein,<br />

dass ein Freibrief ausgestellt wird zur Anlage<br />

von Windkraftanlagen in geschlossenen<br />

Wirtschaftswaldkomplexen. Auch macht es<br />

wenig Sinn, intakten Wald, sozusagen als<br />

natürliche grüne Biomassefabrik, abzuhol­<br />

zen und dafür Sonnenkollektoren zur Erzeugung<br />

von Solarstrom aufzustellen, siehe Bestrebungen<br />

zur Erweiterung des Solarparks<br />

in der Lieberoser Heide. Das konterkariert<br />

u. E. die begrüßungswerten Aktivitäten zum<br />

Ausbau regenerierbarer Energien.<br />

Der <strong>Forstverein</strong> verweist in diesem Zusammenhang<br />

auf den § 1 des Bundeswaldgesetzes<br />

und der Waldgesetze der Länder,<br />

wonach es Zweck dieser Gesetze ist, den<br />

Wald wegen seines wirtschaftlichen Nutzens,<br />

seiner Bedeutung für die Umwelt und<br />

die Erholung der Bevölkerung zu erhalten<br />

und erforderlichenfalls zu mehren. Zudem<br />

fordert die von der Bundesregierung 2007<br />

beschlossene »Nationale Strategie zur biologischen<br />

Vielfalt« eine »Erhaltung großflächig<br />

unzerschnittener Waldgebiete«.<br />

Aufgabe der Forstpolitik als Wissenschaft<br />

von der Konfliktminimierung muss es sein,<br />

einen vertretbaren Interessenausgleich der<br />

Flächeninanspruchnahme, d. h. eines Waldverlustes,<br />

mit dem öffentlichen Belang der<br />

Walderhaltung zu gewährleisten.<br />

Ein zweites, für Wald und Forstwirtschaft<br />

im waldreichen Flächenland Brandenburg<br />

sich zuspitzendes Problem sind<br />

Bestrebungen, weitere Waldflächen aus der<br />

Nutzung zu nehmen. Auf der Wildniskonferenz<br />

am 17. Mai 2010 in Potsdam wurde u. a.<br />

die Forderung erhoben, die sogenannten<br />

Wildnisgebiete in Brandenburg um weitere<br />

60.000 ha zu erweitern. Dabei trifft die aufkeimende<br />

Wildnisdebatte auf Wälder und<br />

deren Eigentümer, die sich bereits vielfältigen<br />

Forderungen ausgesetzt sehen, z. B.<br />

durch Natura 2000 so wie die Umsetzung von<br />

Jutta Berg zum Ehren mitglied ernannt<br />

Für ihre 20­jährige Vorstandstätigkeit als<br />

Schatzmeisterin erhielt Jutta Berg einstimmig<br />

die Ehrenmitgliedschaft des Brandenburgischen<br />

<strong>Forstverein</strong>s verliehen. Damit<br />

reiht sie sich, als erste Frau, in die Reihe<br />

so illustrer Ehrenmitglieder wie Bernhard<br />

Danckelmann, Otto Dittmar oder Norbert<br />

Kohlstock ein. In ihrer Amtszeit wurden die<br />

Finanzen korrekt und nachhaltig geführt,<br />

und die Mitgliederzahl stieg von 120 auf nahezu<br />

700. (Foto: FV Bbg) �<br />

30 proWald : November | 2010<br />

aus DeN läNDerN<br />

Arten­ und Biotopschutzprogrammen.<br />

Der <strong>Forstverein</strong> bekennt sich zum gesetzlich<br />

formulierten multifunktionalen<br />

Ansatz bei gleichrangiger Bedeutung und<br />

nachhaltiger Sicherung von Nutz­, Schutz­<br />

und Erholungsfunktionen des Waldes. Das<br />

bedeutet aus unserer Sicht im Regelfall Integration<br />

statt Segregation. Das Konzept<br />

der na turnahen Waldbewirtschaftung, das<br />

grundsätzlich von allen Waldbesitzarten im<br />

Land Brandenburg als zielführend betrachtet<br />

wird, trägt dem Rechnung.<br />

Zudem ist bereits heute eine zunehmende<br />

Verknappung der Ressource Rohholz in<br />

Deutschland erkennbar. In Erinnerung gebracht<br />

wird die Bedeutung des Clusters<br />

Forst & <strong>Holz</strong> im Land Brandenburg, insbesondere<br />

zur Beschäftigungssicherung im<br />

ländlichen Raum (23.000 Be schäftigte; 4,1 %<br />

Anteil am BIP).<br />

Aus Sicht des <strong>Forstverein</strong>s sollte es vermieden<br />

werden, weitere Waldflächen, insbesondere<br />

der Eigent<strong>ums</strong>art »Landeswald«,<br />

aus der Nutzung zu nehmen. Hingewiesen<br />

wird in diesem Zusammenhang darauf,<br />

dass unserer Kenntnis nach bisher bei den<br />

im Rahmen des Nationalen Naturerbes<br />

übergebenen Waldflächen an Naturschutzstiftungen<br />

und ­ver bän de in der Regel noch<br />

keine rechtsförmliche Sicherung dieser<br />

Waldflächen zu Naturschutzzwecken erfolgt<br />

ist. Hier wird ein Flächenpotenzial zur Erreichung<br />

von Naturschutzzielen gesehen.<br />

Der <strong>Forstverein</strong> fordert eine Versachlichung<br />

der »Wildnisdebatte« und eine gesamtgesellschaftliche<br />

Abwägung der Ansprüche<br />

an den Wald, insbesondere der<br />

Naturschutz­ und der Wirtschaftsinteressen.<br />

Prof. Dr. Klaus Höppner, Vorsitzender des<br />

Brandenburgischen <strong>Forstverein</strong>s e. V. �<br />

BRANDENBuRg<br />

Kontakt:Jan engel, Neue Klosterallee<br />

4a, 16230 chorin, tel.: 03334/65203,<br />

fax: 03334/65201, email: brandenburg@<br />

forstverein.de


Die jährlich veranstaltete Studienreise<br />

führte den Tiroler <strong>Forstverein</strong> vom 2. bis<br />

9. September 2010 nach Mecklenburg­Vorpommern.<br />

Eine Gruppe von 35 Forstleuten<br />

und Freunden des Waldes unter Leitung des<br />

Vizepräsidenten DI Dr. Bernhard Delong<br />

reiste entlang der Ostseeküste von Lübeck<br />

bis Rügen und über die Seenplatte bis Berlin.<br />

Das kulturelle Programm war geprägt<br />

durch die Backstein­Gotik der alten Hansestädte.<br />

Ein forstlich orientiertes Natur­<br />

und Landschaftsprogramm hatte Herr Dr.<br />

Schorcht, Vorsitzender des <strong>Forstverein</strong>s für<br />

Mecklenburg­Vorpom mern, organisiert.<br />

Dieses begann mit einem Kontrasterlebnis<br />

im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft<br />

auf dem Darß, wo die Hochgebirgler<br />

im Dünensand watend die Neuwaldbildung<br />

auf Schwemmland studieren<br />

konnten. Im Nationalpark Jasmund auf der<br />

Insel Rügen durchwanderte die Gruppe den<br />

größten zusammenhängenden Buchenwald<br />

an der Ostseeküste, mit Staunen und Respekt<br />

über die Außernutzungstellung dieses<br />

ertragreichen Wirtschaftswaldgebietes. Den<br />

Neuer Vorstand des<br />

<strong>Forstverein</strong>s für<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Anlässlich der letzten Jahrestagung des<br />

LFV S.­A., am 28. August 2010 in Winterfeld –<br />

Altmark – wurde auf der sich anschließenden<br />

Jahrestagung der Vorstand neu gewählt.<br />

Neuer Vorsitzender des <strong>Forstverein</strong>s ist<br />

Hans­Christian Schattenberg aus Beetzendorf.<br />

Neuer und alter Geschäftsführer ist Jörg<br />

Borchardt, Schatzmeister ist Ralf Krumm. Im<br />

Vorstand arbeiten außerdem Karin Klinghardt,<br />

Hans Joachim Lüdecke, Hubertus<br />

Hlawatsch und Heiko Schmidt mit.<br />

Hans­Christian Schattenberg, geb. 1960<br />

im niedersächsischen Südharz, hat in Göttingen<br />

studiert, sein Referendariat in Hessen<br />

absolviert und anschließend in Rheinland­<br />

Pfalz und Nordrhein­Westfalen gearbeitet.<br />

Seit 1992 ist er in Sachsen­Anhalt tätig, war<br />

bis Ende 2005 Forstamtsleiter in verschiedenen<br />

Forstämtern der Altmark und ist seit<br />

2006 Sachgebietsleiter Finanzen im Landesforstbetrieb<br />

Sachsen­Anhalt. Herr Schattenberg<br />

ist verheiratet und hat drei Söhne. �<br />

aus DeN läNDerN<br />

Tiroler <strong>Forstverein</strong> in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Abschluss des Naturprogramms bildete der<br />

Be such des Müritz­Nationalparks im Gebiet<br />

von Speck, wo die riesigen Hudeeichen aus<br />

der Zeit der Weidewirtschaft, die großflächigen<br />

Kiefernwälder nach Kahlflächen aus der<br />

Nach kriegszeit und Erlenbruchwälder aus<br />

der Niederwaldwirtschaft beeindruckten.<br />

Beim Besuch des Forstamtes Nos sentiner<br />

Heide stand die Umwandlung einschichtiger<br />

Kiefernbestände in Mischwald durch<br />

Voranbau mit Laubbaumarten im Zentrum.<br />

Als besonderes exotisches Erlebnis präsentierten<br />

sich zum Abschluss die Wisente auf<br />

dem Damerower Werder.<br />

Ein Zufall: Vor genau 100 Jahren hatte<br />

der Verein Mecklen burgischer Forstwirte<br />

Österreich besucht. Den ersten Kontakt<br />

seither konnte nun der Tiroler <strong>Forstverein</strong><br />

herstellen.<br />

Herzlichen Dank den Kollegen für die<br />

freundliche Betreuung und die interessante<br />

Programmgestaltung.<br />

DI Dr. Bernhard Delong,<br />

Vizepräsident, Tiroler <strong>Forstverein</strong> �<br />

Manfred Lutscher, geb. am 12.06.1939 in<br />

Rade, Kreis Herzberg, war engagierter Forstmann<br />

mit Leidenschaft. Er be gann seine<br />

Laufbahn als Revierleiter, wurde Abteilungsleiter<br />

Rohholzbereitstellung und später<br />

Fachdirektor für Produktion. Nach der Wende<br />

bis zum Eintritt in den Ruhestand war<br />

er Dezernatsleiter für Forstwirtschaft beim<br />

Regierungspräsidium Magdeburg.<br />

Das Leben Manfred Lutschers vollzog<br />

sich in einem einzigartigen Zusammenwirken<br />

von Forstwirtschaft, Kultur und Ehrenamt.<br />

Nach der Wende engagierte sich<br />

Herr Lutscher zusätzlich sehr intensiv auf<br />

forstpolitischem Gebiet. Als Gründungsmitglied<br />

des Landesforstvereins Sachsen­Anhalt<br />

unterstützte er diesen aktiv auf vielen<br />

Veranstaltungen und darüber hi naus im<br />

Vereinsleben. Im »Aktionsbündnis Wald«,<br />

einer zeitweiligen Vereinigung aller größeren<br />

Umweltverbände des Landes, fungierte<br />

er als Sprecher. Überragende Verdienste hat<br />

sich Herr Lutscher bei der Entstehung des<br />

»Haus des Waldes« im Schloss Hundisburg<br />

er worben. Manfred Lutschers ehrenamtli­<br />

Forstamtsleiter Thomas Kelterbom leitete die Fachexkursion<br />

in der Nossentiner Heide. Foto: FV MV<br />

MEcKLENBuRg-VoRPoMMERN<br />

Kontakt: axel stein, c/o lu, Paulshöher<br />

Weg 1 in 19061 schwerin. tel.: 0385/588-<br />

6221, fax: -6024, email: a.stein@lu.<br />

mv-regierung.de<br />

Sachsen-Anhalt: Manfred Lutscher verstorben<br />

ches Engagement währte über 53 Jahre. Er<br />

widmete ihm nicht nur einen großen Teil<br />

seiner Freizeit, sondern leistete selbst einen<br />

hohen persönlichen finanziellen Beitrag.<br />

Am 11. September erlag er seiner schwe ren<br />

Erkrankung. Für sein ehrenamtliches Engagement<br />

wurde ihm posthum die Ehrennadel<br />

des Landes Sachsen­Anhalt vom Ministerpräsidenten<br />

Prof. Dr. Wolfgang Böhmer verliehen<br />

und vom Landwirtschaftsmi nis ter<br />

Dr. Hermann­Onko Aeikens im Anschluss<br />

an seine Beisetzung seiner Frau überreicht.<br />

Der <strong>Forstverein</strong> wird sein Andenken in großer<br />

Dank barkeit bewahren.<br />

Landesforstverein Sachsen­Anhalt �<br />

SAcHSEN-ANHALT<br />

Kontakt: Jörg borchardt, hauptstr. 1<br />

in 06543 friesdorf ot rammelburg.<br />

tel.: 034775/811-11, fax: -29, email:<br />

sachsen-anhalt@forstverein.de<br />

November | 2010 : proWald 31


November<br />

19.11. reviergang zur verabschiedung von<br />

herrn herbert fuchs aus seinem forstdienst.<br />

treffpunkt: forstamt radelübbe,<br />

09.30 uhr. Kontakt: regionalgruppe hagenow<br />

des fv mv, Dr. m. schorcht (tel.:<br />

038854/265)<br />

21.11. NhN-tagung: sicherung der Nadelrohholzversorgung,<br />

in Göttingen. www.<br />

kompetenznetz-holz.de<br />

24.11. Waldwasser-tagung: Wälder ohne<br />

Wasser? Wasser ohne Wälder? im congresscentrum<br />

hannover. www.waldwasser.de<br />

24.11. »bauen mit holz für Kommunen«.<br />

tagung des 3N-Kompetenzzentr<strong>ums</strong> im<br />

Klima center Werlte. www.3-n.info<br />

Dezember<br />

16.12. tagung der regionalgruppe harz.<br />

thema: »für den deutschen Wald«. haltung<br />

und handeln für bewahrung, Pflege<br />

und Nachhaltigkeit des Waldes. Zeit: 09.30<br />

uhr bis ca. 15.00 uhr. anmeldung bis 29.11.<br />

unter: 03944/3661821, jwh-lindenberg@<br />

gmx.de, ort: Kursaal ehemaliges rathaus,<br />

am markt 12, 38899 hasselfelde<br />

2011<br />

Januar<br />

19.01.-03.02. Dfv-reise nach costa rica.<br />

Kosten: 2.875 eur. Die reise ist weitgehend<br />

ausgebucht. aktuelle informationen<br />

bei herrn Gerd Gatzen unter tel.:<br />

0261/15245 oder ggatzen@rz-online.de<br />

20.01. mitgliederversammlung des DfWr<br />

von 14-17 uhr in berlin<br />

21.-30.01. internationale Grüne Woche in<br />

berlin. www.gruenewoche.de<br />

27.-28.01. 31. freiburger Winterkolloquium.<br />

Die zweite Welle im Waldnaturschutz?<br />

Wildnis in Deutschland: eine<br />

herausforderung für die forst- und holzwirtschaft.<br />

ww.fobawi.uni-freiburg.de<br />

februar<br />

08.-09.02. 6. internationaler Kongress<br />

der säge- und holzindustrie in rosenheim.<br />

www.saegewerkskongress.de<br />

November<br />

44. 45. 46. 47. 48.<br />

mo 1 8 15 22 29<br />

di 2 9 16 23 30<br />

mi 3 10 17 24<br />

do 4 11 18 25<br />

fr 5 12 19 26<br />

sa 6 13 20 27<br />

so 7 14 21 28<br />

Dezember<br />

49. 50. 51. 52.<br />

mo 6 13 20 27<br />

di 7 14 21 28<br />

mi 1 8 15 22 29<br />

do 2 9 16 23 30<br />

fr 3 10 17 24 31<br />

sa 4 11 18 25<br />

so 5 12 19 26<br />

32 proWald : November | 2010<br />

veraNstaltuNGeN<br />

10.-12.02. ceP® clean energy & passivehouse<br />

2011, landesmesse stuttgart,<br />

internationale fachmesse für erneuerbare<br />

energien und Passivhaus.www.cepexpo.de<br />

22.02.-09.03. Namibia-reise des sächsischen<br />

forstvereins. Kosten: 2.720 eur<br />

(zzgl. eZ-Zuschlag 295 eur und Zuschlag<br />

für Nichtvereinsmitglieder 50 eur). Weitere<br />

informationen sind erhältlich über<br />

die Geschäftsstelle des sfv e. v.: tel./fax:<br />

0351/6415982.<br />

mai<br />

14.05. Waldbereisung des bbg. fv zum<br />

thema »auf den spuren der exkursion des<br />

märkischen forstvereins 1911 in Gadow –<br />

aktuelle fragen der Waldbewirtschaftung<br />

2011«; obf. Gadow<br />

15.-28.05. forstliche lehrfahrt des bbg.<br />

fv in den Westen der usa, u. a. redwood-<br />

Nationalpark. Preis p. P. im DZ: 2725 eur.<br />

anmeldung: schriftlich oder per e-mail<br />

lessnerc@aol.com an Dr. c. leßner,<br />

schweizer str. 10, 14548 Wildpark-West<br />

26.05./08.06. Jahres- und fortbildungstagung<br />

des fv mv und der landesforstverwaltung<br />

zum thema: »Zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

der forstwirtschaft in<br />

mv – verantwortung für die Zukunft«. ort:<br />

ludwigslust. ansprechpartner: Dr. m.<br />

schorcht (tel. 038854/265; e-mail: manfred.schorcht@gmx.de)<br />

30.05.-03.06. messe ligna in hannover.<br />

www.ligna.de<br />

Juni<br />

15.-17.06. fachtagung »200 Jahre forstwissenschaften<br />

in tharandt«. www.forst.<br />

tu-dresden.de<br />

15.-17.06. Österreichische forsttagung,<br />

gemeinsam mit dem forstverein Niederösterreich<br />

und Wien im stift altenburg in<br />

Niederösterreich<br />

18.06.-26.06 exkursion des fv rheinland-Pfalz<br />

– saarland: »besuch bei unseren<br />

Nachbarn in Österreich«. Nationalpark<br />

hohe tauern – forstamt mittersill – sägewerk<br />

binderholz im Zillertal – bayerisches<br />

saalforstamt lofer – rückgang der Glet-<br />

Januar 2011<br />

1. 2. 3. 4. 5.<br />

mo 3 10 17 24 31<br />

di 4 11 18 25<br />

mi 5 12 19 26<br />

do 6 13 20 27<br />

fr 7 14 21 28<br />

sa 1 8 15 22 29<br />

so 2 9 16 23 30<br />

Februar 6. 7. 8. 9.<br />

mo 7 14 21 28<br />

di 1 8 15 22<br />

mi 2 9 16 23<br />

do 3 10 17 24<br />

fr 4 11 18 25<br />

sa 5 12 19 26<br />

so 6 13 20 27<br />

scher am Großvenediger – skischaukel-<br />

Großbaustelle – Klausenbesichtigung und<br />

v. a. unterkunft: hotel Gasthof bräurup in<br />

mittersill. Kosten: circa 600 eur. Nähere<br />

informationen bei eberhard Glatz – tel.:<br />

0261/92177-0 oder 0175/2237574. email:<br />

eberhard.glatz@wald-rlp.de<br />

19.-21.06. DfWr-Jahrestagung und mitgliederversammlung<br />

in erfurt<br />

29.06.-02.07. exkursion des fv sachsenanhalt<br />

ins thüringische forstamt oberhof<br />

zur fichtenbewirtschaftung in Kammlagen<br />

Juni/Juli: exkursion des fv rlp-s nach<br />

ostpreußen<br />

august<br />

Ende August: 4-tägige Wochenendreise<br />

des forstvereins mecklenburg-vorpommern<br />

nach Österreich zur erkundung von<br />

Wald, landschaft und Kultur. Nähere informationen:<br />

frau Dr. u. rüping (lu, tel.:<br />

0385/588-6217, e-mail: u.rueping@lu.mvregierung.de)<br />

september<br />

21.-25.09.<br />

65. Jahrestagung<br />

des Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong>s in<br />

Aachen/NRW<br />

oktober<br />

05.-06.10. Deutsch-polnische Konferenz<br />

»Gefährdung und schutz der Wälder im<br />

grenznahen raum« mit PomeraNia e. v.,<br />

ibl Warschau, regionalforstdirektion<br />

szczecin und landesforst mecklenburgvorpommern;<br />

eberswalde<br />

20.10. Jahrestagung 2011 des bbg. fv<br />

als vortragsveranstaltung mit Podi<strong>ums</strong>diskussion<br />

zum thema »Wer will was vom<br />

Wald? – Wald im spannungsfeld gesellschaftlicher<br />

ansprüche«; eberswalde<br />

März<br />

10. 11. 12. 13.<br />

mo 7 14 21 28<br />

di 1 8 15 22 29<br />

mi 2 9 16 23 30<br />

do 3 10 17 24 31<br />

fr 4 11 18 25<br />

sa 5 12 19 26<br />

so 6 13 20 27<br />

April<br />

14. 15. 16. 17.<br />

mo 4 11 18 25<br />

di 5 12 19 26<br />

mi 6 13 20 27<br />

do 7 14 21 28<br />

fr 1 8 15 22 29<br />

sa 2 9 16 23 30<br />

so 3 10 17 24


göttinger Tagebuch<br />

von Marcus Kühling,<br />

Geschäftsführer des DFV<br />

Internationales Jahr der Wälder:<br />

Eine ganze Reihe von Terminen<br />

für die Göttinger Geschäftstelle<br />

drehte sich um dieses Großereignis.<br />

Das Logo ist fertig, Kampagnen<br />

werden erarbeitet, und im November<br />

soll die Internetseite (www.<br />

wald2011.de) mitsamt einer umfassendenVeranstaltungsdatenbank<br />

online gehen.<br />

Treffen mit den Bayerischen Staatsforsten: Präsident, Vizepräsidentin<br />

und Geschäftsführer führten am 03. Sep tem ber ein ausführliches<br />

Gespräch mit Dr. Rudolf Freidhager, Vorstand der Bayerischen<br />

Staatsforsten. Als Fazit lässt sich festhalten, dass Dr. Freidhager die<br />

Tätigkeiten des <strong>Forstverein</strong>s sehr aufmerksam verfolgt und dass das<br />

Ausmaß der Ge meinsamkeiten sehr groß ist – keine seltene Erfahrung,<br />

wenn sich Forstleute begegnen.<br />

Der Tag in Bayern fand seinen gelungenen Abschluss durch die<br />

Teilnahme an der Freitagsexkursion des Bayerischen Forst vereins in<br />

Wildthurn im Privatwald der Familie Lermer.<br />

Auch Georg Windisch (Leiter der Bayerischen Forstverwaltung)<br />

konnte begrüßt werden. Schwerpunktthema der Exkursion war die<br />

Problematik großer Aufforstungsflächen.<br />

Auf Einladung der Polnischen Forstgesellschaft nahm der<br />

Präsident im Zeitraum vom 15. bis 17. September an der Jahrestagung<br />

teil. Höhepunkte waren die feierliche Unterzeichnung eines<br />

Partnerschaftsabkommens sowie die Exkur sionen (siehe unten), die<br />

in den äußersten südöstlichen Landesteil Polens führten mit eindrucksvollen<br />

Laub­/Nadelwäldern. Die polnische Forstwirtschaft ist<br />

auf einem beachtlichen Wachst<strong>ums</strong>kurs, und die Kollegen zeichnen<br />

sich durch großes Selbst bewusstsein, durch Traditionspflege, Sachkompetenz<br />

und überwältigende Gastfreundschaft aus.<br />

GÖttiNGer taGebuch<br />

Meeting in Kroatien (siehe oben): Vom 23. bis 25.09. traf sich in<br />

Zagreb das Netzwerk der europäischen <strong>Forstverein</strong>e (EFN). Ver treter<br />

aus Estland, Kroatien, Österreich, Schottland und erstmals auch Slowenien<br />

berichteten von ihren Tätigkeiten in ihren Heimatländern.<br />

Bei einem Exkursionstag in die kroatischen Wälder konnten sich die<br />

Teilnehmer sowohl von deren Schönheit als auch von der professionellen<br />

Forstwirtschaft und der forstlichen Öffentlichkeitsarbeit<br />

überzeugen. Die 29. Weltmeisterschaft der Waldarbeiter rundete<br />

den Besuch ab.<br />

PAWS-med-Schulung in Gmunden: Christine Blohm und die<br />

neue Mitarbeiterin der Geschäftsstelle, Katharina Reffelt, fuhren für<br />

das Waldpädagogik­Projekt PAWS­med vom 20. bis zum 23. Oktober<br />

ins österreichische Gmunden. Bei Albert Botka wurden 16 mediterrane<br />

Förster und künftige Multiplikatoren eine Woche lang in praktischer<br />

Waldpädagogik draußen geschult. Dazu muss man sagen:<br />

Waldpädagogik findet im südlichen Europa eher im Frontal­Unterricht<br />

im Klassenzimmer als draußen im Wald bei Wind und Wetter<br />

statt. Als Evaluator des Projektes war der DFV bei allen Treffen dabei.<br />

www.paws­europe.org<br />

VDN-Tagung in der Eifel: Die jährliche Tagung des Verbands<br />

<strong>Deutscher</strong> Naturparke fand vom 07. bis zum 09.10. in der Eifel statt.<br />

Höhepunkt war die Festveranstaltung zum 50­jährigen Bestehen<br />

des gastgebenden Naturparks Nordeifel. Der DFV ist institutionelles<br />

Mitglied und unterstützt die Arbeit des VDN, der für eine Vereinbarkeit<br />

zwischen Natur­ und Kulturlandschaft eintritt.<br />

Besuch bei PEFC: Am 14.10. trafen sich in Stuttgart der PEFC­<br />

Geschäftsführer Dirk Tegelbeckers und Marcus Kühling. Sie vereinbarten<br />

eine engere Zusammenarbeit.<br />

Waldklimakonferenz Berlin: Vom 28. bis zum 29.10. diskutierten<br />

in Berlin auf Einladung des BMELV 140 Experten aus Wirtschaft,<br />

Politik, Wissenschaft und Verwaltung über Folgen der Klimaveränderung<br />

auf den Wald und über Konzepte zur Verbesserung der Wald­<br />

Klima­Wirkungen. Waldbauliche Anpassungen und eine effizientere<br />

<strong>Holz</strong>verwendung stellen dabei die Schwerpunkt­Herausforderungen<br />

dar.<br />

Fotos: Marcus Kühling<br />

November | 2010 : proWald 33


Bovists energetische Nutzung<br />

Bovist, mein Lieblingsförster, liebt seinen<br />

Stammtisch, doch in letzter Zeit geht es<br />

dort im Ochsen hoch her. Und je länger die<br />

Abende dauern, <strong>ums</strong>o wilder wird gestritten.<br />

Neulich wurde das Feuer sozusagen<br />

mehrfach angefacht, als Heini, der Wirt, mit<br />

einem großen Korb Scheitholz in die Wirtsstube<br />

trat und <strong>Holz</strong> im Kachelofen nachlegte.<br />

»Gemütlich ist das«, seufzt Pfarrer Knobloch<br />

wohlig.<br />

»Ein Unsinn ist das«, schreit Zimmermann<br />

Jansen, »ein <strong>Holz</strong> verbrechen!«<br />

»Und warum soll das ein Unsinn sein?«<br />

»Weil Du den Wald in Deinen Ofen<br />

steckst.« Jansen klopft mit dem Zeigefinger<br />

auf den Tisch.<br />

»Ich steck keinen Wald in den Ofen, sondern<br />

meinen Kirschbaum.«<br />

»Unsinn«, der Zimmermann haut mit<br />

der Faust auf den Tisch. Und weil’s so schön<br />

donnert und klirrt, haut er noch mal drauf,<br />

dass die Bierkrüge fliegen.<br />

»Der Herr möge Deine Knöchel schützen«,<br />

säuselt Pfarrer Knobloch.<br />

»Er meint«, versucht Bovist seine Freunde<br />

zu beruhigen und breitet die Arme aus,<br />

damit sich die anderen ein wenig beruhigen,<br />

»er meint, dass wir <strong>Holz</strong> nicht sinnlos verfeuern<br />

sollten.«<br />

»Ich lass den Ofen ausgehen, dann merkt<br />

Ihr, wie sinnlos das ist«, schreit Heini­Ochsenwirt.<br />

»Also«, schrillt der kleine Schreiner Lohr<br />

dazwischen, »<strong>Holz</strong> ist kostbare Biomasse.<br />

Wir sollten <strong>Holz</strong> zunächst stofflich nutzen,<br />

bevor wir es energetisch vernichten.«<br />

»So ist es«, schreit Bovist.<br />

»Erst mal was Gutes aus dem Baum<br />

schreinern, danach spä ter das gebrauchte<br />

Möbel verbrennen.«<br />

»Kaskadennutzung«, belehrt mein Förster<br />

Bovist seine Freun de und nimmt einen<br />

guten Schluck Bier zu sich.<br />

»Mein Kirschbaum ist keine Kaskadennutzung<br />

und den steck ich dorthin, wo ich<br />

will«, beharrt Heini.<br />

»Falsch!«, brüllt Bovist, und der Zimmermann<br />

donnert noch mal auf den Tisch, »wir<br />

alle müssen mit den Früchten des Waldes<br />

sparsam umgehen, Du auch!«<br />

»Du kannst Dir Deine Früchte des Wal­<br />

34 proWald : November | 2010<br />

KerNbeisser<br />

des sonst wo hinste cken, ich<br />

mach mit meinen Obstbäumen,<br />

was ich will.«<br />

Aber die Runde ist nicht mehr<br />

zu beruhigen: »Umweltschänder«,<br />

»Verschwender«, »Naturplünderer«,<br />

»Waldrüpel«, bis<br />

schließlich Heini seine Gäste<br />

der Sperrstunde wegen vor die<br />

Tür setzt.<br />

Bovist träumt warm in dieser<br />

Nacht. Er sitzt auf einem lodernd<br />

brennenden Polter im Wald, seine<br />

Freunde gestikulierend um<br />

ihn rum, sie fachen das Polterfeuer<br />

an. »Ich hau Dir erst mal<br />

den Prügel über den Schädel<br />

und verbrenn ihn danach, das<br />

ist Kaskadennutzung!«, schreit<br />

der geträumte Zimmermann, und<br />

Pfarrer Knobloch beruhigt sanft und<br />

schaut in den Himmel: »Sieh Herr,<br />

alle möchten es warm, so ist das Leben.<br />

Doch am Ende werden sie in der<br />

Hölle energetisch genutzt.«<br />

Euer Kernbeißer*<br />

* In jeder Ausgabe von proWALD wird der Kernbeißer<br />

seinen Kropf leeren, nicht ohne das eine<br />

oder andere Nüsschen zu knacken oder der Sache<br />

auf den Kern gekommen zu sein.<br />

Foto: Hannes Elster


Die Elsbeere ist der<br />

Baum des Jahres 2011<br />

»wertvoll, aber kaum bekannt«<br />

Dr. Silvius Wodarz, Präsident der<br />

Stiftung Baum des Jahres, hat am<br />

28.10.1010 die vom Kuratorium Baum<br />

des Jahres gewählte Elsbeere (Sorbus<br />

torminalis) zum Baum des Jahres 2011<br />

ausgerufen.<br />

Vom Kaukasus bis nach Südengland,<br />

von Marokko bis nach Polen reicht das Verbreitungsgebiet<br />

der Elsbeere. Schwerpunkte<br />

des natürlichen Vorkommens finden sich in<br />

Frankreich und auf dem Balkan. In Deutschland<br />

ist die Elsbeere selten geworden, seitdem<br />

man sie nicht mehr als Brennholz nutzt.<br />

Heute fristet die Elsbeere im wahrsten Sinne<br />

in unseren Wäldern nur noch ein Schattendasein.<br />

Es gibt vier Gründe für die Seltenheit<br />

der Elsbeere: wenig alte Bäume aufgrund<br />

der nicht mehr üblichen Nieder­ und<br />

Mittelwaldbewirtschaftung, wenige Früchte<br />

(die zudem nach dem Abfallen auch gerne<br />

von Mäusen gefressen werden) sowie aufgrund<br />

der Seltenheit starker Verbiss der wenigen<br />

aufwachsenden Sämlinge erst durch<br />

Mäuse und dann durch Hasen und Rehe.<br />

Viertens gibt es die Tendenz, Landschaften<br />

»auszuräumen«, um an landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen beschattende Bäume zu<br />

entfernen.<br />

ISSN: 1868-1247<br />

proWald<br />

Magazin des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

ZuletZt uND aKtuell<br />

Edle Früchte<br />

»Sorbus torminalis« nennt man die Elsbeere<br />

wissenschaftlich – tormina, »Bauchgrimmen«<br />

–, also die Frucht gegen Bauchschmerzen,<br />

gegen »weichen Leib«, wie man<br />

Durchfallerkrankungen früher bezeichnete.<br />

Sie wurde auch gegen Cholera und Ruhr<br />

verwendet und wird deshalb regional auch<br />

»Ruhrbirne« genannt.<br />

Im September, manchmal auch erst im<br />

Oktober sind die ca. einen Zentimeter großen<br />

Früchte reif. Anfangs sind sie gelblich,<br />

verfärben sich aber dann rötlich und in der<br />

Vollreife braun mit heller Punktierung. Sie<br />

sind anfangs hart, werden eine Woche nach<br />

der Ernte teigig und schmecken recht trocken,<br />

mehlig und säuerlich.<br />

Die Ernte ist äußerst zeitaufwendig und<br />

anstrengend, da die Früchte nicht abfallen,<br />

sondern von langen Leitern aus hoch im<br />

Baum geerntet werden müssen. Elsbeeren<br />

lassen sich auch als Marmelade verarbeiten,<br />

und man kann getrocknete Früchte im Müsli<br />

essen.<br />

www.baum­des­jahres.de<br />

� proWALD wird herausgeben vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> e. V. und von der ID Wald GmbH verlegt, Geschäftsführer Marcus Kühling.<br />

� Redaktion: Christine Blohm, Hannes Elster (V.i.S.d.P.), Dr. Andreas Forbrig, KWF (verantwortlich für die Seiten des KWF).<br />

� Anzeigen: Ewald Rangk, Schlossstr. 35, 76593 Gernsbach, Tel.: 07224/2076, RangkVB@t­online.de<br />

� Lektorat und Korrektur: Ilse Bechtold.<br />

� Anschrift von Verlag und Redaktion:<br />

ID Wald GmbH, Büsgenweg 1, 37077 Göttingen, Tel.: 0551/379 62 65, Fax: 0551/379 62 37, Email: info@idwald.de, www.idwald.de<br />

� Satz und Layout: Sigrun Bönold, Jasmin Ay.<br />

� Herstellung: Verlag Die Werkstatt, Lotzestr. 22a, 37083 Göttingen.<br />

� Erscheinungsweise: zweimonatlich.<br />

� Bezugsweise: Die Mitglieder des DFV erhalten proWALD kostenlos. Der Preis für ein Einzelheft beträgt 5 Euro einschließlich Versand.<br />

Jahresabonnement 30 Euro.<br />

� Leserbriefe sind erwünscht, sie geben allerdings die Meinung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe abzudrucken und falls<br />

notwendig zu kürzen.<br />

� Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Ansicht des <strong>Forstverein</strong>s wieder.<br />

Redaktionsschluss der Januar­Ausgabe: 10. Dezember 2010. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2. Titelbild: Marcus Kühling.<br />

Bitte beachten Sie die regional unterschiedlichen Beilagen von Firmen und <strong>Forstverein</strong>en.<br />

Foto: Andreas Roloff<br />

November | 2010 : proWald 35


<strong>Forstverein</strong>s-Mitglieder<br />

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ID Wald gmbH · Büsgenweg 1 · 37077 göttingen · Tel: 0551/37962-65 · Fax: -37 · info@forstverein.de · www.idwald.de

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