Immobilienpreise steigen schneller als die Mieten - Wirtschaftszeitung
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SEITE 28 | NOVEMBER 2012<br />
BILDUNG WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />
ZurErfolgsgeschichtefehlennochKapitel<br />
UnisinRegensburgundPassausindmitBachelor-undMaster-Einführungzufrieden/KritikersehenzuwenigMaster-Stu<strong>die</strong>nplätze<br />
VON CLAUDIA ROTHHAMMER<br />
PASSAU/REGENSBURG. Die Universität<br />
Bologna wird <strong>als</strong> älteste Universität<br />
der Welt gehandelt. Schlagzeilen<br />
macht <strong>die</strong> vermutlich Ende des 11.<br />
Jahrhunderts gegründete Alma mater<br />
allerdings nicht wegen ihres Alters.<br />
Vielmehrrücktensieund<strong>die</strong>StadtBologna<br />
in den Fokus der Öffentlichkeit,<br />
weileuropäischeBildungsministeram<br />
19. Juni 1999 <strong>die</strong> Absichtserklärung<br />
unterzeichnet haben, den europäischenHochschulraumzuvereinheitlichen.<br />
Der „Bologna-Prozess“ brachte<br />
Bachelor und Master nach Bayern.<br />
Aberistdasnungutoderschlecht?Ein<br />
bayerisches Resümee nach zehn JahrenBologna-Erfahrung.<br />
„Allgemein ist der Bologna-Prozess<br />
<strong>als</strong>Erfolgsgeschichtezuwerten.Erhat<br />
europaweit vergleichbare LeistungsstandardsunddamitneueMöglichkeiten<br />
für eine internationale Mobilität<br />
der Stu<strong>die</strong>renden geschaffen“, resümiert<br />
Professor Thomas Strothotte,<br />
Rektor der Universität Regensburg.<br />
AuchdasbayerischeWissenschaftsministerium<br />
ist mit der Einführung des<br />
Bachelors und Masters sehr zufrieden,<br />
auch wenn aller Anfang schwer war.<br />
„DieUmstellungauf<strong>die</strong>neueStu<strong>die</strong>nstruktur<br />
hat anfangs deutschlandweit<br />
zu Problemen geführt“, gibt Pressesprecherin<br />
Susanne Raab zu. An der<br />
UniPassauerinnertmansichnochgut<br />
an <strong>die</strong> ersten Gehversuche mit Bachelor<br />
und Master. „Die Vorbereitungen<br />
für den Bachelor EuropeanStu<strong>die</strong>s begannen2001,zueinerZeit,<strong>als</strong>eskaum<br />
hinreichend Erfahrungswerte gab“,<br />
sagtUnisprecherinAnjaSchuster.„Die<br />
Kinderkrankheiten, <strong>die</strong> ein nie zuvor<br />
Prof.Dr.HaraldHruschka Foto:UR<br />
Starkinder<br />
Forschung<br />
PlatzfünffürProf.Hruschka<br />
REGENSBURG. Prof. Dr. Harald<br />
Hruschka von der Fakultät für<br />
Wirtschaftswissenschaften der Universität<br />
Regensburg gehört zu den<br />
forschungsstärksten Betriebswirtschaftlern<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum. Dies belegt das neue BWL-<br />
Ranking des Handelsblatts, das vor<br />
wenigen Tagen veröffentlicht wurde.<br />
In der Kategorie „Forschung Lebenswerk“,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> PublikationsleistungallerForscherseitihremKarrierebeginn<br />
misst, kommt der 58-jährigeRegensburgeraufeinenhervorragenden<br />
elften Platz. Unter den in<br />
Deutschland tätigen Betriebswirtschaftlern<br />
erreicht Hruschka sogar<br />
denfünftenPlatz.<br />
Das Handelsblatt-Ranking betrachtet<br />
Publikationen in Fachzeitschriften,<br />
deren unterschiedliche<br />
Qualität berücksichtigt wird.<br />
Hruschka ist seit 1992 Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Marketing am Institut<br />
für Betriebswirtschaftslehre der<br />
UR. Seine Forschungsinteressen<br />
konzentrierensichauf<strong>die</strong>Messung<br />
der Reaktionen von Konsumenten<br />
auf Direktwerbung, Methoden der<br />
Preispolitik und Warenkorbanalyse<br />
sowie auf <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Faktoren, <strong>die</strong> Kaufentscheidungen<br />
beeinflussen.(wz)<br />
Volle Hörsäle, aber zu wenige Masterstu<strong>die</strong>nplätze: Viele Studenten kritisieren den Mangel an weiterführenden<br />
Stu<strong>die</strong>nmöglichkeitennachdemBachelor-Abschluss. Foto:dpa<br />
getestetes Verfahren mit sich bringt,<br />
habenwirmiterlebt.“<br />
Laut Wissenschaftsministerium ist<br />
<strong>die</strong> Umstellung „mittlerweile weitgehend<br />
abgeschlossen“ und werde von<br />
der Wirtschaft akzeptiert. Auch Regensburg<br />
undPassau melden,alleStu<strong>die</strong>ngänge<br />
modularisiert zu haben –<br />
auch <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>ngänge, <strong>die</strong> weiterhin<br />
mitdemStaatsexamenabschließen.In<br />
Passau hingegen legt man <strong>die</strong> Bologna-Akten<br />
noch nicht ganz ad acta. „Es<br />
ist klar, dass laufend Optimierungen<br />
vorgenommen werden können und<br />
müssen“, meint Anja Schuster. Auch<br />
OSTBAYERN. Der Deutsche Industrieund<br />
Handelskammertag gibt dem<br />
achtjährigen Gymnasium <strong>die</strong> Note<br />
„Reifeprüfung bestanden, Note ausreichend“.<br />
Kultusstaatssekretär Bernd Sibler<br />
nahm zu der Notengebung der<br />
WirtschaftsvertreterStellung:<br />
IstfürBayern<strong>als</strong>MusterschülereineVier<br />
nichtsehrbitter?<br />
Sibler: Ich denke, dass wir mit den<br />
Nachbesserungen, <strong>die</strong> wir beim Gymnasium<br />
auf den Weg gebracht haben,<br />
in einer guten Situation sind. Wir haben<br />
an drei Punkten angesetzt: mehr<br />
Lehrer zur Vermeidung von Unterrichtsausfall,<br />
Flexibilisierung bei der<br />
Verweildauer und Überarbeitung des<br />
Lehrplans. Damit werden wir noch<br />
weiternachvornekommen.<br />
Durchdas„Flexibilisierungsjahr“,einem<br />
freiwilligenIntensivierungsjahr,können<br />
SchülerdasAbiturinBayernwiedernach<br />
neunstattachtJahrenablegen.Rudertdas<br />
Kultusministeriumzurückzualten<br />
Ufern?<br />
Sibler: Wir stehen eindeutig zum<br />
achtjährigen Gymnasium. Wenn es<br />
<strong>die</strong> individuelle Situation eines Schülersnötigmacht,eröffnenwirihmmitdemFlexibilisierungsjahr<strong>die</strong>Möglichkeit,<br />
ein Jahr zu intensivieren. Dabei<br />
kannerbereitsbestandeneFächerherausnehmen<br />
und bei Bedarf in seinen<br />
schwächeren Fächern mehr Stunden<br />
belegen. Das sind oft Hauptfächer wie<br />
Mathematik, Englisch oder Französisch.<br />
Somit leisten wir einen wichtigenBeitragzurIndividualisierung.<br />
DerIndustrie-undHandelskammertag<br />
beklagt,dassimGymnasiumzuvielfachlichesSpezialwissenstattfun<strong>die</strong>rtemAllgemeinwissenvermitteltwird.WannentrümpelnSiedenbayerischenLehrplan?<br />
Sibler: Ein Lehrplan ist kein Gerümpel,<br />
und wenn ich Kompetenzen<br />
erwerben will, wieVertreter der Wirt-<br />
Professor Thomas Strothotte sieht das<br />
so: „Auf nationaler Ebene sollte man<br />
freilich nicht vergessen, dass <strong>die</strong> Einführung<br />
der Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngänge<br />
eine der größten Reformen<br />
des deutschen Universitätssystems aller<br />
Zeiten darstellt. Es überrascht daher<br />
nicht, dass in einigen Bereichen<br />
nachjustiertwerdenmuss.“<br />
Oberstes Ziel des Bologna-Prozesses<br />
war es, international vergleichbare<br />
Stu<strong>die</strong>nabschlüsse zu schaffen. Die<br />
LeitungbeiderUniversitätensieht<strong>die</strong>ses<br />
Ziel <strong>als</strong> erreicht an. Dennoch verstummen<br />
<strong>die</strong> kritischen Stimmen<br />
schaftfordern,danngehtdasnurüber<br />
Inhalte.AmLehrplanderKlassenfünf<br />
bis zehn haben wir bereits 2008 gearbeitet.<br />
In einem weiteren Schritt haben<br />
wir uns nun <strong>die</strong> Klassen zehn bis<br />
zwölf vorgenommen. In elf von 25 Fächern<br />
haben wir, basierend auf den<br />
Rückmeldungen von Lehrkräften,<br />
Kürzungenvorgenommen.<br />
nicht, <strong>die</strong> besagen, international vergleichbare<br />
Stu<strong>die</strong>nabschlüsse seien<br />
zwargut,aberwaswürdensienützen,<br />
wenn man nicht einmal innerhalb<br />
Deutschlands den einen Bachelorstu<strong>die</strong>ngang<br />
mit dem anderen vergleichen<br />
könne? „Sicher sind <strong>die</strong> Namen<br />
der Stu<strong>die</strong>ngänge und ihrer Module<br />
nicht überall identisch“, gibt Anja<br />
Schuster zu. „Man muss deshalb anstellederNamen<strong>die</strong>InhaltederStu<strong>die</strong>nangeboteund<strong>die</strong>erworbenenKompetenzen<br />
vergleichen“, rät sie. „Verschiedene<br />
Bachelorstu<strong>die</strong>ngänge an<br />
unterschiedlichen Standorten müssen<br />
DasSechs-Länder-Abiturkommt:Bayern<br />
undfünfweitereBundesländerwollenihre<br />
Abituraufgabenmiteinanderabgleichen.<br />
VergibtBayerndamitnichtseinenguten<br />
Abitur-Ruf?<br />
Sibler:UnserZielistes,dasssich<strong>die</strong><br />
anderen Bundesländer dem bayerischen<br />
Niveau annähern. Es ist in der<br />
auchnichteinszueinsidentischsein“,<br />
kommt Zustimmung aus Regensburg.<br />
„Die Idee hinter dem neuen zweistufigen<br />
System von Stu<strong>die</strong>nabschlüssen<br />
waresja,einegrößtmöglicheFlexibilität<br />
zwischen den Bachelor- und Masterstu<strong>die</strong>ngängen<br />
zu ermöglichen“, erklärtProfessorThomasStrothotte.Der<br />
Vorteil sei: Jetzt könne ein Absolvent<br />
eines Bachelorstu<strong>die</strong>ngangs „Geschichte“<br />
genauso wie ein Bachelorabsolvent<br />
der „Politikwissenschaft“ den<br />
Masterstu<strong>die</strong>ngang „Interkulturelle<br />
Europa-Stu<strong>die</strong>n“inRegensburgstu<strong>die</strong>ren.<br />
„Das ist im Sinne der Erfinder“,<br />
zieht er Bilanz. Aber beklagen denn<br />
nichtauch<strong>die</strong>Kritiker,esgäbezuwenige<br />
Masterstu<strong>die</strong>nplätze? In Regensburg<br />
habe man für <strong>die</strong> kommenden<br />
Jahre„sicherlichin den meisten Bereichen<br />
ausreichend Kapazitäten“, verspricht<br />
der Rektor, gibt aber auch zu:<br />
„Freilich gibt es auch hier fachspezifischeUnterschiede.Werabersehrgute<br />
Notenhat,kannessichaussuchen,wo<br />
undwassieodererstu<strong>die</strong>renmöchte.“<br />
Auch Passau meldet Ähnliches. „Es<br />
gibt an allen Universitäten Masterstu<strong>die</strong>ngänge,<br />
<strong>die</strong> stärker nachgefragt<br />
sind <strong>als</strong> andere. Da <strong>die</strong> Kapazitäten in<br />
der Regel nicht ausreichend sind, um<br />
alle Bewerber zu berücksichtigen, gibt<br />
es für <strong>die</strong>se dann Auswahlverfahren.“<br />
Um flächendeckend Masterstu<strong>die</strong>nplätzefüralleBachelorabsolventenanbieten<br />
zu können, müsste erheblich<br />
stärker in <strong>die</strong> Universitäten investiert<br />
werden, sagt Anja Schuster. Das Wissenschaftsministerium<br />
verspricht:<br />
„Wir werden <strong>die</strong> Situation in Bayern<br />
beobachten und umgehend geeignete<br />
Schritte prüfen, sobald ein tatsächlicherBedarfentstehensollte.“<br />
WirtschaftsbossegebenG8<strong>die</strong>Note4<br />
StaatssekretärBerndSiblerverteidigtdasbayerischeGymnasium:„SindmitNachbesserungeninguterSituation“<br />
Kultur-StaatssekretärBerndSibler Foto:Rothhammer<br />
Tat so, dass wir ein hohes Qualitätsniveauhaben,wasmanauchbeidenErfolgsquoten<br />
bei Hochschulabschlüssen<br />
sieht. Wir setzen in Bayern auf<br />
Qualität und werden das bei allen Bemühungen<br />
um ein einheitliches LänderabiturindenMittelpunktrücken.<br />
WaswareigentlichsoschlimmamG9,<br />
dasswirdasG8eingeführthaben?<br />
Sibler: Das hat vor allem <strong>die</strong> Wirtschaft<br />
gefordert und beklagt, <strong>die</strong> deutschenHochschulabsolventenseienim<br />
internationalen Vergleich schlichtweg<br />
zualt,wennsie<strong>die</strong>Hochschuleverlassen,<br />
und außerdem seien <strong>die</strong> Schüler<br />
zu lange am Gymnasium. Darauf habenwirreagiert.<br />
DerIndustrie-undHandelskammertag<br />
wünschtsich–auch,umdemFachkräftemangelentgegenzuwirken–einnaturwissenschaftlichesFach<strong>als</strong>verpflichtendes<br />
Abi-Prüfungsfach.WiefindenSiedas?<br />
Sibler: Wir sind uns einig, dass wir<br />
<strong>die</strong>MINT-FächerwieMathematikund<br />
Technik dringend weiter stärken wollen.ZumBeispielhabenwirdeshalbinBayern19000zusätzlicheStu<strong>die</strong>nplätzeimMINT-Bereichausgewiesen–<strong>die</strong><br />
dann auch belegt worden sind. Das<br />
stimmtmichoptimistisch.<br />
BeiderEinführungdesG8hatman<br />
auch das Abitur umgestellt: Neben<br />
Deutsch und einer Fremdsprache ist<br />
Mathematik verpflichtendes Prüfungsfach<br />
– und Mathematik ist ja <strong>die</strong><br />
Sprache der Naturwissenschaften. Die<br />
naturwissenschaftlichen Fächer finden<br />
zudem großen Zuspruch in den<br />
neu eingerichteten W- und P-Seminaren.<br />
(Anm. d. Red.: W-Seminar = Wissenschaftspropädeutische<br />
Seminar, P-<br />
Seminar = Projekt-Seminar zur Stu<strong>die</strong>n-<br />
und Berufsorientierung; beides<br />
erst in der Oberstufe, <strong>als</strong>o Q11 und<br />
Q12,möglich)<br />
Interview:ClaudiaRothhammer