mädchen in mathematischen, naturwissenschaftlichen und ...
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Pädagogische Hochschule Freiburg Gleichstellungsbeauftragte ANJA NARR | GISELA JAKOB mathe | physik | informatik | chemie | technik | MÄDCHEN IN MATHEMATISCHEN, NATURWISSENSCHAFTLICHEN UND TECHNISCHEN UNTERRICHTSFÄCHERN
- Seite 2 und 3: Inhalt Vorwort 4 1 Einleitung 5 2 M
- Seite 4 und 5: 12 sich auf PISA-Daten bei den 15-j
Pädagogische Hochschule Freiburg<br />
Gleichstellungsbeauftragte ANJA NARR | GISELA JAKOB<br />
mathe | physik | <strong>in</strong>formatik | chemie | technik |<br />
MÄDCHEN<br />
IN MATHEMATISCHEN, NATURWISSENSCHAFTLICHEN<br />
UND TECHNISCHEN UNTERRICHTSFÄCHERN
Inhalt<br />
Vorwort 4<br />
1 E<strong>in</strong>leitung 5<br />
2 Mädchen <strong>und</strong> der MINT-Bereich 6<br />
2.1 Fakten <strong>und</strong> Daten (Ausgangslage) 6<br />
2.2 E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Erklärungsansätze 8<br />
2.3 Folgerungen 10<br />
3 Situation der Mädchen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen MINT-Fächern 10<br />
3.1 Mathematik 11<br />
3.2 Physik 13<br />
3.3 Chemie 14<br />
3.4 Informatik 15<br />
3.5 Technik 17<br />
4 Erfahrungen <strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungen aus der Praxis 18<br />
5 Mädchenförderung <strong>in</strong> den MINT-Fächern 20<br />
5.1 MINT-Projekte zur Mädchenförderung 20<br />
5.2 Mädchenförderung im MINT-Unterricht 22<br />
5.3 Wie man Mädchen <strong>und</strong> Jungen <strong>in</strong> den<br />
<strong>naturwissenschaftlichen</strong> Unterricht e<strong>in</strong>beziehen kann 24<br />
5.3.1 Mathematikunterricht 25<br />
5.3.2 Physikunterricht 26<br />
5.3.3 Chemieunterricht 26<br />
5.3.4 Informatikunterricht 27<br />
5.3.5 Technikunterricht 28<br />
6 Glossar 29<br />
7 Literatur 31
Desweiteren s<strong>in</strong>d die Sozialisations<strong>in</strong>stanzen „Familie <strong>und</strong> Schule“ (externale<br />
Faktoren) sowie Persönlichkeitsmerkmale (<strong>in</strong>ternale Faktoren) von großer Bedeutung.<br />
Naturwissenschaftliche Interessen werden gerade auch <strong>in</strong> der Familie<br />
geweckt, so die PISA-Untersuchungen 2006. Die Ergebnisse weisen darüber<br />
h<strong>in</strong>aus darauf h<strong>in</strong>, dass häufiges Experimentieren <strong>und</strong> ausgeprägte Anwendungsbezüge<br />
tendenziell zu höherem Interesse führen. Jungen s<strong>in</strong>d hier im<br />
Vorteil, da sie eher entsprechendes „Spielzeug“ benutzen bzw. die genannten<br />
Verhaltensweisen vom Elternhaus unterstützt werden. E<strong>in</strong>e retrospektive<br />
Befragung (UPDATE Projekt) bei Student<strong>in</strong>nen technischer Studiengänge<br />
weist darauf h<strong>in</strong>, dass diese schon<br />
als Mädchen technisches Interesse<br />
zeigten, was auch von Mutter <strong>und</strong>/<br />
oder Vater unterstützt wurde (vgl.<br />
Endepohls-Ulpe u. a. 2010) <strong>und</strong> so<br />
das „Begabungsselbstkonzept“ gestärkt<br />
hat.<br />
In Familie wie Schule gibt es Modellrolleneffekte.<br />
Mädchen, deren Mütter<br />
berufstätig s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>teressieren sich<br />
eher für technische Fächer als Mädchen,<br />
deren Mütter nicht berufstätig<br />
s<strong>in</strong>d. Auch <strong>in</strong> der Schule fehlen (immer<br />
noch) effektive Rollenmodelle <strong>in</strong><br />
Technik <strong>und</strong> Naturwissenschaften als<br />
Vorbilder, <strong>in</strong>sbesondere kompetente<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen.<br />
Auch die unterschiedliche Bewertung<br />
der Leistungen <strong>in</strong> der Schule<br />
durch Eltern <strong>und</strong> Lehrkräfte ist von Bedeutung (vgl. Bekermann 2009). Eltern<br />
bewerten Leistungserfolge von Söhnen oft bevorzugt mit Kompetenz, die der<br />
Töchter dagegen mit Fleiß <strong>und</strong> Anstrengung. Jungen erfahren so mehr Unterstützung<br />
durch das Elternhaus, u. a. deshalb, da Eltern die Relevanz z. B. von<br />
Mathematik für ihre Söhne höher e<strong>in</strong>schätzen als für die Töchter. Diese unterschiedliche<br />
Ursachenzuschreibung von Leistungen (Attributionstheorie) durch<br />
die Eltern hat auf das Begabungsselbstkonzept der Mädchen für MINT-Fächer<br />
e<strong>in</strong>en wesentlichen E<strong>in</strong>fluss.<br />
Auch Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer verhalten sich vielfach ähnlich wie Eltern: Jun-<br />
gen werden eher als begabter für MINT-Fächer angesehen <strong>und</strong> für gute Leistungen<br />
gelobt. Mädchen wird weniger Interesse an diesen Fächern unterstellt,<br />
Lob erhalten sie vor allem für Fleiß <strong>und</strong> Sorgfalt. Wie die Eltern auch,<br />
haben Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer häufig unbewusst noch e<strong>in</strong> von typisierten<br />
Geschlechterrollen geprägtes Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Bewertungsverhalten<br />
(vgl. Schuster u. a. 2004).<br />
Die Rolle der Lehrkräfte bei der „Tradierung oder Veränderung von Geschlechterstereotypen“<br />
(Budde 2009, S. 46) ist bedeutsam. E<strong>in</strong> wichtiges<br />
Element zur Sensibilisierung von Lehrkräften für Geschlechterfragen können<br />
entsprechende Sem<strong>in</strong>are/Gendertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
(vgl. Jungwirth u. Stadler<br />
2005) se<strong>in</strong>.<br />
Schließlich zeigt die Forschungslage,<br />
dass auch Unterrichtsformen<br />
<strong>und</strong> Unterrichtsmethoden das<br />
technische <strong>und</strong> naturwissenschaftliche<br />
Interesse positiv <strong>und</strong> negativ<br />
bee<strong>in</strong>flussen können. In Kapitel 5<br />
wird darauf näher e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Zusammengefasst lässt sich vermuten,<br />
dass wesentliche Ursachen<br />
dafür, dass Mädchen weniger Interesse<br />
an Naturwissenschaften<br />
<strong>und</strong> Technik zeigen, die immer<br />
noch existierenden Geschlechterrollenzuschreibungen<br />
<strong>und</strong> die damit<br />
verb<strong>und</strong>enen (<strong>in</strong>dividuellen)<br />
Kompetenzzuschreibungen sowie auch die unzureichende gezielte Förderung<br />
von Mädchen s<strong>in</strong>d.<br />
„Leistungserfahrungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> zentraler Faktor für die Persönlichkeitsentwicklung,<br />
hier<strong>in</strong> liegt e<strong>in</strong> wesentliches sozialisatorisches Moment von Schule.<br />
Mädchen wie Jungen wünschen sich gute Noten, Erfolg <strong>und</strong> Lob. Jungen allerd<strong>in</strong>gs<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Selbstentwicklung unabhängiger von der Realisierung<br />
entsprechender Wünsche. Für Mädchen gibt es e<strong>in</strong>en deutlich engeren Zusammenhang<br />
zwischen schulischen Noten <strong>und</strong> der Begabungsselbste<strong>in</strong>schätzung“<br />
(Faulstich-Wieland 2004, S. 7).<br />
9
12<br />
sich auf PISA-Daten bei den 15-jährigen Mädchen <strong>und</strong> Jungen stützt, weist<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass im Bereich „allgeme<strong>in</strong>e Problemlösung“ die Mädchen ähnlich<br />
gut abschneiden wie die Jungen. Beim Lösen mathematischer Probleme<br />
liegen die 15-jährigen Mädchen jedoch h<strong>in</strong>ter den Jungen. Die OECD sieht als<br />
Ursache die Gestaltung des Unterrichtkontexts, aber auch Zweifel der Mädchen<br />
an ihren Fähigkeiten <strong>in</strong> Mathematik.<br />
Nach Rustemeyer u. Fischer (2007) können Erwartungen der Lehrkräfte, die<br />
von Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern wahrgenommen werden, mitverursachend<br />
für den Leistungsabfall se<strong>in</strong>, ausgelöst durch das ger<strong>in</strong>gere Selbstkonzept bei<br />
den Mädchen.<br />
Laut OECD (2009) sche<strong>in</strong>en Geschlechterstereotype von Mädchen <strong>und</strong> Jungen auch<br />
die Berufs- <strong>und</strong> Studienwahl zu bee<strong>in</strong>flussen. Budde (2009) kommt zu dem<br />
Schluss, dass Jungen im Vergleich zu Mädchen <strong>in</strong> stärkerem Maß e<strong>in</strong>e Beschäftigung<br />
mit Mathematik als beruflich wichtig <strong>und</strong> persönlich nützlich bewerten.<br />
Wesentlich sche<strong>in</strong>en die verfestigten Geschlechterstereotype für Alltagstheorien<br />
der Mädchen (vgl. Hollerbach 2009) <strong>und</strong> für ihr „mathematisches Selbstkonzept“<br />
zu se<strong>in</strong>. Denn Mädchen schätzen ihre <strong>mathematischen</strong> Fähigkeiten<br />
bei objektiv gleichen Leistungen weniger gut e<strong>in</strong> als Jungen <strong>und</strong> erwarten<br />
<strong>in</strong>sgesamt schlechtere Leistungsergebnisse. Gute Leistungen begründen sie<br />
seltener mit eigenen Fähigkeiten; Misserfolge dagegen erklären sie häufiger<br />
als Jungen mit ger<strong>in</strong>gen Fähigkeiten <strong>und</strong> tendenziell weniger mit fehlender<br />
Anstrengung.<br />
Obwohl Mädchen nach wie vor leistungsmäßig <strong>in</strong> den höheren Klassen im Vergleich<br />
mit den Jungen zurückfallen <strong>und</strong> vielfache „Vorbehalte“ gegen Mathematik<br />
haben, wird das Fach doch zunehmend auch von Mädchen <strong>und</strong> Frauen<br />
angenommen. So ist die Hälfte der Studienanfänger <strong>in</strong> Mathematik weiblich.<br />
Mathematik wird – so neuere Zahlen – bei 25 % der Mädchen am Ende der<br />
Sek<strong>und</strong>arstufe 1 (<strong>in</strong>zwischen) als Liebl<strong>in</strong>gsfach e<strong>in</strong>gestuft (Euler 2008, S. 81).<br />
Lösungsansätze <strong>und</strong> Interventionsmöglichkeiten<br />
Unstrittig ist, dass vor allem am niedrigen Selbstkonzept der Mädchen angesetzt<br />
werden muss. Das Selbstkonzept sollte gestärkt sowie Interesse <strong>und</strong> Motivation<br />
geweckt werden. Hilfreich zur Selbstkonzeptbearbeitung kann nach<br />
Budde (2009, S. 57) e<strong>in</strong> Reattributionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g se<strong>in</strong>.<br />
Auch Lehrkräfte sollten daran arbeiten, ihre Erwartungshaltungen zu reflektieren.<br />
„Schüler<strong>in</strong>nen sollten motivational <strong>und</strong> leistungsmäßig von Lehrkräften<br />
profitieren, die an Mädchen <strong>und</strong> Jungen gleich hohe Erwartungen bezüglich<br />
der Mathematikleistungen stellen“ (Rustemeyer u. Fischer 2007, S. 97).<br />
Mädchenfördernder Mathematikunterricht<br />
„Es gibt ke<strong>in</strong>en Königsweg, um mehr Mädchen (<strong>und</strong> Jungen)<br />
für Mathematik zu <strong>in</strong>teressieren. S<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d vielschichtige<br />
Angebote, die dauerhaft angelegt s<strong>in</strong>d.“<br />
(Budde 2009, S. 64)<br />
In der Tendenz s<strong>in</strong>d sich Mädchen ihrer Leistungen nicht sicher, haben mehr<br />
Ängste <strong>und</strong> legen Wert auf Erklärungen, auf gutes Verstehen, auf nachvollziehbare<br />
Bezüge zur Lebenswelt <strong>und</strong> verweilen gerne länger bei e<strong>in</strong>em Thema.<br />
Die meisten Jungen dagegen wollen schnell weiterkommen, sich nicht<br />
langweilen <strong>und</strong> herausgefordert werden.<br />
Nach Jahnke-Kle<strong>in</strong> (2001) können Unterrichts-Sett<strong>in</strong>gs, die lebensweltbezogen<br />
<strong>und</strong> „s<strong>in</strong>nstiftend“ s<strong>in</strong>d (die alle Dimensionen von Mathematik lebendig werden<br />
lassen), die kooperative Arbeitsweisen be<strong>in</strong>halten <strong>und</strong> die e<strong>in</strong> angenehmes<br />
Unterrichtsklima ermöglichen, selbstkonzeptstärkend <strong>und</strong> motivierend se<strong>in</strong>. Ergänzend<br />
s<strong>in</strong>d außerschulische Projekte (siehe Kapitel 5) zu empfehlen.
Es zeigen sich jedoch auch positive Entwicklungsmöglichkeiten zugunsten der<br />
Mädchen. Nach W<strong>in</strong>heller (2007a) sche<strong>in</strong>en <strong>in</strong>sbesondere das Unterrichtssett<strong>in</strong>g<br />
(siehe Kapitel 5) <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>stellung der Lehrkräfte wichtige Faktoren für<br />
die Lernmotivation der Mädchen zu se<strong>in</strong>. Mädchen reagieren nach W<strong>in</strong>heller<br />
(2007b) besonders sensibel auf Kontextänderungen im Unterricht. Die Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>er positiven Haltung der Mädchen gegenüber Chemie führt W<strong>in</strong>heller<br />
<strong>in</strong> ihrer Untersuchung auf die speziell konzipierte Unterrichtsreihe mit<br />
verstärkter Schülerorientierung <strong>und</strong> Inhalten mit Lebensweltbezug zurück.<br />
Zudem zeigte sich, dass Mädchen h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Selbstwirksamkeit mehr<br />
vom „lehrergelenkten“ Unterricht profitierten als von kooperativen Unterrichtsformen.<br />
Als Ursache wird Kompetenzunterstützung durch die Lehrkräfte<br />
angenommen, die bei Gruppenarbeiten etc. durch „Ordnungshüter-Funktionen“<br />
von Mädchen kompensiert werden (W<strong>in</strong>heller 2007b, S. 114).<br />
E<strong>in</strong> weiterer H<strong>in</strong>weis auf geschlechtsspezifische Wirkungen im Chemieunterricht<br />
deutet sich bei den Repräsentationen der Geschlechter <strong>in</strong> verwendetem<br />
Bild- <strong>und</strong> Schulbuchmaterial an. Prechtl u. Re<strong>in</strong>ers weisen darauf h<strong>in</strong>,<br />
dass Geschlechterstereotype <strong>in</strong> chemiedidaktischen Publikationen „… an der<br />
Konstruktion bzw. Aufrechterhaltung von Geschlechterdifferenzen <strong>und</strong> -ordnungen<br />
beteiligt“ s<strong>in</strong>d (Prechtl u. Re<strong>in</strong>ers 2007, S. 24) <strong>und</strong> Lehrkräfte für das<br />
„Do<strong>in</strong>g Gender“ sensibilisiert werden müssen.<br />
„Nun ist es gerade <strong>in</strong> Anbetracht des Anspruchs, Chancengleichheit für Mädchen<br />
<strong>und</strong> Jungen im Chemieunterricht herzustellen, unabd<strong>in</strong>glich, stereotype<br />
Vorstellungen <strong>und</strong> maskul<strong>in</strong> konnotierte Bildungs<strong>in</strong>halte zu revidieren. Dieses<br />
zentrale Anliegen stellt sich ‚als vorrangig fachdidaktische Herausforderung‘<br />
dar“ (ebd., S. 22).<br />
Weitere genderorientierte Forschung im Schul- <strong>und</strong> Wissenschaftsfach Chemie<br />
wird als dr<strong>in</strong>gend nötig erachtet (vgl. W<strong>in</strong>heller 2007a, Bauer 2010, Weller 2010).<br />
Nach wie vor gehört Chemie nicht zu den Liebl<strong>in</strong>gsfächern – das Schulfach steht<br />
<strong>in</strong> der Beliebtheitsskala geschlechts- <strong>und</strong> altersübergreifend im letzten Drittel der<br />
Fächerliste (vgl. Uni Bayreuth/Didaktik der Chemie 2011), ist aber – dem widersprechend<br />
– als Studienfach auch bei Student<strong>in</strong>nen öfters „gefragt“ – bei Frauen<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Spezialbereichen wie Bio- <strong>und</strong> Lebensmittelchemie.<br />
Dr<strong>in</strong>gender Forschungsbedarf besteht im H<strong>in</strong>blick auf die Frage, warum das<br />
Interesse von Frauen im Chemiestudium so häufig nachlässt, sowie im H<strong>in</strong>blick<br />
auf Ansätze e<strong>in</strong>er genderorientierten Didaktik im Chemieunterricht.<br />
Ideen zur Gestaltung des Unterrichts f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> Kapitel 5.<br />
3.4 Informatik<br />
„Anfangs war Informatik nicht geschlechtsspezifisch besetzt …“<br />
(Wurm 2004, S. 69)<br />
Seit ca. 20 Jahren gibt es Aktivitäten zur Frauen <strong>und</strong> Geschlechterforschung<br />
im Bereich der Informatik (vgl. Bath u. a. 2010). Und es gibt auch vielfache<br />
Förderungen – so war z. B. das siebte Wissenschaftsjahr 2006 des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) ganz der Informatik gewidmet.<br />
Dennoch s<strong>in</strong>d Frauen <strong>in</strong> „… sämtlichen Zweigen der Informatik, im schulischen<br />
Informatikunterricht, im Studium, <strong>in</strong> der Forschung <strong>und</strong> im Beruf …“<br />
sehr ger<strong>in</strong>g vertreten (Bath u.a. 2010, S. 830). Das Geschlechterverhältnis <strong>in</strong><br />
der Informatik ist 5:1 (vgl. Schulte u. Knobelsdorf 2006).<br />
Im ‚Informatik-Jahr‘ 2006 wählten b<strong>und</strong>esweit nur 12 % der Mädchen <strong>in</strong> der<br />
Oberstufe Leistungskurse/Profilfächer <strong>in</strong> Informatik, ebenfalls nur 12 % waren<br />
Auszubildende <strong>in</strong> IT-Berufen, <strong>und</strong> der Anteil der <strong>in</strong> der IT-Branche beschäftigten<br />
Frauen betrug lediglich 20 %. 17 % der StudienanfängerInnen <strong>in</strong> Informatik<br />
waren weiblich (nach Kompetenzzentrum 2006). Im Studienjahr 2010<br />
betrug die Zahl der Studienanfänger<strong>in</strong>nen 19,4 % (Kompetenzzentrum 2011).<br />
Die JIM-Studie 2010 ergab, dass 79 % der 12- bis 19-Jährigen <strong>in</strong> Deutschland<br />
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