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Bestimmung sehr schneller Übergangsraten in Markov-Prozessen ...

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<strong>Bestimmung</strong> <strong>sehr</strong> <strong>schneller</strong>Übergangsraten <strong>in</strong> <strong>Markov</strong>-<strong>Prozessen</strong>durch verbesserte Berücksichtigung derAmplitudenverteilung im direktenZeitreihenfitDiplomarbeit derMathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätder Christian-Albrechts-Universität zu Kielvorgelegt vonPhilipp Harlf<strong>in</strong>gerKiel, im Mai 2000


Inhaltsverzeichnis1. E<strong>in</strong>leitung .................................................................................................................... 12. Grundlagen .................................................................................................................. 32.1. Die gemessene Zeitreihe .......................................................................................... 32.2. Das Amplitudenhistogramm ................................................................................... 42.3. Rekonstruktion der orig<strong>in</strong>alen unverrauschten Zeitreihe ........................................ 52.4. Die Dwell-Time-Analyse ........................................................................................ 62.5. Der direkte Zeitreihenfit ........................................................................................ 73. Das Amplitudenhistogramm bei schnellem Schalten ............................................. 103.1. E<strong>in</strong>leitung ................................................................................................................ 103.2. Betaverteilungen ...................................................................................................... 133.3. Die Aufgabe dieser Arbeit ...................................................................................... 144. Betaverteilungen höherer Ordnung ......................................................................... 174.1. Das Problem der Filterung höherer Ordnung ...................................................... 174.2. Angleichen der Sprungantworten ........................................................................ 184.3. Vierpoliges Besselfilter ....................................................................................... 224.4. Zwei- und achtpoliges Besselfilter ......................................................................... 274.5. Versuch der direkten Optimierung des e<strong>in</strong>poligen Ersatzfilters .......................... 284.6. Folgerungen für Fitverfahren ................................................................................... 295. Testmethoden .......................................................................................................... 305.1. Vorgehensweise ..................................................................................................... 305.2. Simulation von Patch-Clamp-Zeitreihen ............................................................... 315.3. Rauschabhängigkeitstest ....................................................................................... 325.4. Reichweitentest ..................................................................................................... 336. Test des Betafits ......................................................................................................... 356.1. E<strong>in</strong>leitung ............................................................................................................... 356.2. Ergebnisse ............................................................................................................... 366.3. Diskussion ............................................................................................................... 377. Verbesserte Variante des Betafits ......................................................................... 397.1. Unterschiedliche Verteilungen <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Stromwert .......................... 397.2. Ergebnisse des Rauschabhängigkeitstests ............................................................... 417.3. Ergebnisse des Reichweitentests ............................................................................. 43


8. Der verbesserte Betafit mit anderen Gaußverteilungen ......................................... 468.1. Andere Normierung der Gaußverteilungen g i (y) aus Gleichung 7.2 ...................... 468.2. Verschiebung der Gaußverteilungen g i (y) aus Gleichung 7.2 ............................... 508.3. Folgerungen ........................................................................................................... 529. Der Prädiktionsfit ...................................................................................................... 5210. Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 ........................................ 5410.1. Rauschabhängigkeitstest ........................................................................................ 5410.2. Reichweitentest ...................................................................................................... 5510.3. Diskussion ............................................................................................................... 5610.4. Abhängigkeit der Ergebnisse von der Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit ................ 5610.5. Abhängigkeit der Ergebnisse von den Anfangswerten ........................................ 6010.6. Ergebnisse beim Fünf-Zustands-Modell ................................................................ 6111. Der Prädiktionsfit mit anderen Positionsfaktoren .................................................. 6411.1. E<strong>in</strong>führung ............................................................................................................... 6411.2. Reichweitentest ....................................................................................................... 6612. Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren .............................................. 6712.1. Analytische Beziehung zwischen Reichweite und Positionsfaktor ....................... 6712.2. Variable Positionsfaktoren bei e<strong>in</strong>polig gefilterten Zeitreihen ................................ 7212.3. Andere Abknickfrequenz des vierpoligen Filters ................................................... 7513. Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell 7713.1. E<strong>in</strong>leitung ............................................................................................................ 7713.2. Abhängigkeit der Ergebnisse von der Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit ............. 7813.3. Abhängigkeit der Ergebnisse von den Anfangswerten ..................................... 8213.4. Abhängigkeit der Ergebnisse vom Rauschen ................................................... 8513.5. Folgerung ............................................................................................................ 8914. Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Fünf-Zustands-Modell 9114.1. Vorgehensweise .................................................................................................. 9114.2. Positionierung der Sprungverteilungen nach Gleichungen 12.1/12.2 .................. 9114.3. R-γ-Gleichung beim Fünf-Zustands-Modell ........................................................ 9315. Fazit und Ausblick ....................................................................................................... 9616. Zusammenfassung ....................................................................................................... 99Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 101Danksagung ....................................................................................................................... 104Erklärung .......................................................................................................................... 105


1. E<strong>in</strong>leitungE<strong>in</strong> traditionsreiches und wichtiges Arbeitsgebiet der Biophysik ist die Erforschung vonTransportvorgängen <strong>in</strong> biologischen Membranen. Am weitesten vorangeschritten ist dieKenntnis solcher Transportmoleküle, deren Transport von Materie an den Transportelektrischer Ladung gekoppelt ist. Bei Ionenkanälen können mit der Patch-Clamp-Technik(Sakman und Neher, 1983) Ströme durch e<strong>in</strong>zelne oder Systeme von e<strong>in</strong>igen wenigenTransportmolekülen gemessen werden.Die Transportmoleküle schalten zwischen aktiven und <strong>in</strong>aktiven Zuständen. Wenn dieKanäle im aktiven Zustand s<strong>in</strong>d, vermitteln sie den Durchtritt von Ionen durch die Membranund ermöglichen so e<strong>in</strong>en <strong>sehr</strong> kle<strong>in</strong>en Strom, der sich im Pico-Ampere-Bereich bewegt.Stand der Forschung ist es, dass sich die Verhaltensweise der Ionenkanäle mit Hilfe vondiskreten <strong>Markov</strong>-Modellen beschreiben lässt (Neher und Stevens, 1977; Ball und Rice, 1992;Colquhoun und Hawkes, 1995). Da bei diesen Modellen nur relativ wenige Voraussetzungengemacht werden, lassen sie sich gut mathematisch behandeln (Colquhoun und Hawkes, 1977).Insbesondere hängt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass sich das System <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmtenZustand bef<strong>in</strong>det, nur vom direkt vorhergehenden Wert ab, während die weitereVorgeschichte ke<strong>in</strong>e Rolle spielt. Diese Eigenschaft ist der Grund dafür, dass bei den meistenFitalgorithmen der Rechenaufwand nur l<strong>in</strong>ear mit der Anzahl der Messpunkte ansteigt. Es hatVersuche gegeben, die Kanäle anders zu beschreiben, z.B. durch fraktale Modelle (Liebovitchet al., 1987). Bisher s<strong>in</strong>d aber ke<strong>in</strong>e experimentellen Ergebnisse bekannt, die den höherenmathematischen Aufwand rechtfertigen (Korn und Horn, 1988).Geht man also davon aus, dass die <strong>Markov</strong>-Modelle der richtige Ansatz s<strong>in</strong>d, die Funktionder Kanäle zu beschreiben, ist es e<strong>in</strong> wesentliches Problem, die Übergangsraten zwischen denverschiedenen Zuständen des Modells aus der gemessenen Zeitreihe des Stroms zu erhalten.Das klassische Verfahren zur <strong>Bestimmung</strong> der Übergangsraten ist die Auswertung derVerweildauerhistogramme (Sakman und Neher, 1983). Durch die Anpassung vonExponentialfunktionen an die Verweildauerhistogramme lassen sich die Zeitkonstanten unddaraus die Übergangsraten bestimmen (Blunck et al., 1998). Entscheidender Nachteil dieserMethode ist es, dass erst der rauschfreie Stromverlauf rekonstruiert werden muss, bevor dieVerweildauerhistogramme erzeugt werden können. Es gibt verschiedeneDetektionsalgorithmen, die aus der verrauschten Zeitreihe feststellen, <strong>in</strong> welchemStromzustand das System ist und wie lange es dar<strong>in</strong> verweilt (Schultze und Draber, 1993).Das Problem aller dieser Algorithmen ist es, dass sie schnelle Schaltereignisse, die über demAuflösungsvermögen des Detektors liegen, nicht erkennen.Die Nachteile des Sprungdetektors vermeidet der direkte Zeitreihenfit (Fredk<strong>in</strong> und Rice,1992; Kle<strong>in</strong> et al., 1997). Dieser vergleicht mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>-Schritt-Prädiktion dieWahrsche<strong>in</strong>lichkeiten der im nachfolgenden Schritt möglichen Zustände mit derWahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass der gemessene Stromwert zum jeweiligen Zustand gehört. Albertsen(1994, Albertsen und Hansen, 1994) erweiterte diese Methode auf Systeme mit mehrerenZuständen und Kanälen. Farokhi et al. (2000) fanden, dass bei schnellem Schalten, das an der


2 Kapitel 1: E<strong>in</strong>leitungGrenze des zeitlichen Auflösungsvermögen liegt, der direkte Zeitreihenfit dem Dwell-Time-Fit überlegen ist. So konnte mit dem Dwell-Time-Fit das schnelle Schalten des K + -Kanals vonChara, das beim anomalen Molfraktionseffekt (AMFE) <strong>in</strong> der Mischung aus K + und Tl +sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>e Reduktion des E<strong>in</strong>zelkanalstroms erzeugt, nicht entdeckt werden. Mit Hilfe desdirekten Zeitreihenfits konnte diese sche<strong>in</strong>bare Stromreduzierung auf die Mittelung überschnelle Schaltprozesse zurückgeführt werden.Auch der direkte Zeitreihenfit f<strong>in</strong>det aber Übergangsraten <strong>in</strong> der Größenordnung von 100kHz nicht zuverlässig. Er gibt zu niedrige Werte an, die mit Korrekturfaktoren ausSimulationen berichtigt werden müssen. Untersuchungen am AMFE (Farokhi et al., 2000)haben aber ergeben, dass an der Grenze des derzeitigen Auflösungsvermögens Prozesseexistieren, deren Erforschung weichenstellend für weitere Hypothesen über dieTransportprozesse im Kanalprote<strong>in</strong> se<strong>in</strong> könnten. Es ist deswegen erstrebenswert, die zeitlicheAuflösung der Auswerteverfahren zu verbessern.E<strong>in</strong> Verfahren, das speziell zum Erkennen <strong>schneller</strong> Schaltereignisse geeignet ist, hatFitzHugh (1983) e<strong>in</strong>geführt. Er wendete die e<strong>in</strong>stmals für Telegraphensignale entwickelteTheorie der Betaverteilungen auf die Amplitudenverteilungen von Kanalströmen an. DasVerfahren nutzt die Tatsache, dass das Tiefpassfilter auf Änderungen des Stromwerts immermit e<strong>in</strong>er gewissen Trägheit reagiert und so Informationen über das schnelle Schalten <strong>in</strong> dieVerteilung der Stromwerte überträgt. Rießner (1998) hat die Theorie der Betaverteilungen aufMehrkanal- und Mehrzustandsmodelle erweitert.E<strong>in</strong> Nachteil des Verfahrens liegt dar<strong>in</strong>, dass es ausschließlich auf die Verteilung derStromwerte Bezug nimmt. Die konkrete Abfolge der Werte <strong>in</strong> der Zeitreihe wird dagegennicht berücksichtigt. Es ist deswegen davon auszugehen, dass e<strong>in</strong> Großteil der <strong>in</strong> der Zeitreiheenthaltenen Information verloren geht. Wie <strong>in</strong> dieser Arbeit gezeigt wird, ist es e<strong>in</strong> weitererNachteil, dass das für Filter erster Ordnung entwickelte Verfahren nicht ohne weiteres aufSignale angewendet werden kann, die mit Filtern höherer Ordnung gefiltert wurden.Da <strong>in</strong> der bisherigen Form des direkten Zeitreihenfits (Albertsen und Hansen, 1994) derE<strong>in</strong>fluss des Tiefpassfilters auf das im Schätzalgorithmus benutzte Amplitudenhistogrammnicht berücksichtigt ist, stand am Anfang dieser Arbeit der Gedanke, den direktenZeitreihenfit mit der Theorie der Betaverteilungen zu verschmelzen. Es zeigt sich allerd<strong>in</strong>gs,dass sich das Zeitauflösungsvermögen des direkten Zeitreihenfits auf diese Weise nichterhöhen lässt.Im zweiten Teil der Arbeit wird deswegen e<strong>in</strong> anderer Ansatz verfolgt. Hier wird direkt <strong>in</strong>der E<strong>in</strong>-Schritt-Prädiktion die Zuordnung der Stromwerte zu den verschiedenen Zuständendes <strong>Markov</strong>-Modells davon abhängig gemacht, ob <strong>in</strong> der Prädiktion e<strong>in</strong> Zustandswechselangenommen wird oder nicht.


2. GrundlagenGrundsätzliches Ziel der Auswertung von Patch-Clamp-Messungen ist es, möglichst vieleInformationen über das der Zeitreihe zu Grunde liegende <strong>Markov</strong>-Modell zu erhalten.Interessant s<strong>in</strong>d z.B. Anzahl der Kanäle, Anzahl der Zustände pro Kanal, Stromniveaus derverschiedenen Zustände, Art des Rauschens und Signal-Rausch-Verhältnis. Dieses Kapitelsoll e<strong>in</strong>en Überblick über die bisher benutzten Auswerteverfahren geben. Insbesondere wirddie Funktionsweise des direkten Zeitreihenfits erklärt. Dadurch soll deutlich werden, anwelchem Punkt die Arbeit ansetzt.2.1. Die gemessene ZeitreiheAbbildung 2.1.1 zeigt den Zeitverlauf des Stroms durch den K + -Kanal des Plasmatropfensvon Chara (Farokhi et al., 2000).I/pA0 3,3 6,60,25 0,5Zeit/sAbbildung 2.1.1 Ausschnitt aus der Zeitreihe des K + -Kanals von Chara, Abtastrate 100 kHz,Abknickfrequenz des Tiefpasses 25 kHz, Membranspannung 80 mV. Die Badlösung enthält 230mM KNO 3 , 20 mM TlNO 3 , 5 mM Ca(NO 3 ) 2 , die Pipettenlösung 250 mM KNO 3 , 5 mM Ca(NO 3 ) 2 .


4 Kapitel 2: GrundlagenDer Darstellung der Zeitreihe können folgende für die Analyse wichtigen Aussagen sofortentnommen werden:1. Der Strom spr<strong>in</strong>gt zwischen diskreten Niveaus h<strong>in</strong> und her.2. Die Daten s<strong>in</strong>d mit starkem Rauschen überlagert.3. Die Schaltvorgänge s<strong>in</strong>d zum Teil <strong>sehr</strong> schnell.Nicht ohne weiteres können h<strong>in</strong>gegen Aussagen darüber gemacht werden, ob zu jedemStromniveau genau e<strong>in</strong> Zustand des Kanals gehört oder ob mehrere Zustände e<strong>in</strong>em Niveauzuzuordnen s<strong>in</strong>d. Insbesondere ist auch nicht zu erkennen, mit welchen Übergangsratenzwischen den Zuständen gewechselt wird.2.2. Das AmplitudenhistogrammDie erste Information, die aus e<strong>in</strong>er Messreihe wie <strong>in</strong> Abbildung 2.1.1 gewonnen wird, ist dasAmplitudenhistogramm. Das Amplitudenhistogramm enthält die Information, welcheStromwerte wie oft auftreten. Dazu zählt e<strong>in</strong> Programm, wie viele Messwerte im Zeit<strong>in</strong>tervall∆t im Bereich I bis I+∆I liegen, und trägt diese Zahl N über I auf. Bei nicht allzu starkverrauschten Daten ergibt sich e<strong>in</strong>e mehrgipflige Verteilung. Die Abszissenwerte der Maximadieser Verteilungen werden als die Niveaus der unverrauschten Zeitreihe angesehen.100001000N100100 3,3 6,6I/pAAbbildung 2.2.1: Amplitudenhistogramm der Zeitreihe aus Abbildung 2.1.1 durchGaußverteilungen angenähert; Nom<strong>in</strong>alniveaus: I c =0 pA, I o1 =3,3 pA, I o2 =6,6 pA, σ Rausch =1,8 pADie nom<strong>in</strong>ellen Ströme der Zustände des <strong>Markov</strong>-Prozesses s<strong>in</strong>d durch die senkrechtenL<strong>in</strong>ien gekennzeichnet. Ist die Messreihe mit gaußverteiltem Rauschen überlagert, kann dasAmplitudenhistogramm f ges (I) durch e<strong>in</strong>e Summe von Gaußfunktionen angenähert werden,deren Maxima gleich den Nom<strong>in</strong>alniveaus s<strong>in</strong>d.


Kapitel 2: Grundlagen 5∑2⎛⎟ ⎞⎜( I − I )k( 2.1)f ( I)= N expgesk2⎝ 2σkk ⎠Die I k s<strong>in</strong>d die nom<strong>in</strong>ellen Ströme, die σ k die zugehörigen Standardabweichungen desRauschens und die N k Normierungsfaktoren.Diese Näherung gilt jedoch nur für langsame, mit Gaußschem Rauschen überlagerteSchaltprozesse. Unten, <strong>in</strong> Kapitel 3, wird dieses Problem detaillierter besprochen.2.3. Rekonstruktion der orig<strong>in</strong>alen unverrauschtenZeitreiheBevor man versucht, die unverrauschte Zeitreihe wiederzugew<strong>in</strong>nen, also das Rauschen derMessapparatur zu elim<strong>in</strong>ieren, muss man sich darüber im Klaren se<strong>in</strong>, wie viel Rauschen imKanal selbst erzeugt wird.Als e<strong>in</strong>zige Rauschquelle des Stroms durch das Transportmolekül wird Poisson-Rauschenangenommen (Schottky, 1918, 1922; Läuger, 1980). E<strong>in</strong> Kanal von 3,2 pA Leitfähigkeit lässtbei 10 µs Öffnungszeit 200 Ionen h<strong>in</strong>durch. Der Effektivwert des Rauschens bei Annahmee<strong>in</strong>er Poisson-Verteilung berechnet sich dann als Quadratwurzel der durchgelassenen Ionenzu 14 Ionen und ist damit gegenüber dem Rauschen der Messapparatur vernachlässigbar. DerStrom durch das Transportprote<strong>in</strong> wird deswegen ab jetzt als unverrauscht vorausgesetzt.Um aus der verrauschten Zeitreihe <strong>in</strong> Abbildung 2.1.1 die Orig<strong>in</strong>alreihe zu gew<strong>in</strong>nen, musse<strong>in</strong> Detektor e<strong>in</strong>gesetzt werden, der erkennt, wann das Transportmolekül schaltet, also zuwelchen Zeitpunkten Sprünge <strong>in</strong> der Zeitreihe vorkommen. E<strong>in</strong> Ausschnitt der mit solche<strong>in</strong>em Sprungdetektor rekonstruierten Orig<strong>in</strong>alzeitreihe ist <strong>in</strong> Abbildung 2.3.1 dargestellt.I/pA0 3,3 6,63 6Zeit/msAbbildung 2.3.1: Ausschnitt aus der Rekonstruktion des orig<strong>in</strong>alen Verlaufs der Zeitreihe ausAbbildung 2.1.1


6 Kapitel 2: GrundlagenDerartige Sprungdetektoren haben immer e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gebauten Integrator. Das kann e<strong>in</strong>Tiefpassfilter se<strong>in</strong>, das für den nachfolgenden Schwellenwertschalter das Rauschen glättet,oder e<strong>in</strong> Summationsprozess, wie <strong>in</strong> dem von Schultze und Draber (1993) e<strong>in</strong>geführtenH<strong>in</strong>kley-Detektor.Dieser Integrator verh<strong>in</strong>dert aber die Detektion <strong>schneller</strong> Prozesse. Er führt zu sogenannten missed events, also zu Schaltereignissen, die nicht erkannt werden. Hierfür gibt esretrospektive Missed-Events-Korrekturen (Crouzy und Sigworth, 1990; Draber und Schultze,1994) und auch solche, die direkt <strong>in</strong> den Fitalgorithmus e<strong>in</strong>gebaut werden (Survivor-Funktionen: Ball und Sansom, 1989; Hawkes et al., 1990; Colquhoun et al., 1996).Untersuchungen von Farokhi et al. (2000) ergeben allerd<strong>in</strong>gs ger<strong>in</strong>ge Erfolgsaussichten fürdiese mathematisch <strong>sehr</strong> aufwändigen Verfahren. Bei der unten beschriebenen Dwell-Time-Analyse, deren Zeitauflösung vom benutzten Detektor abhängt, hat sich nämlich e<strong>in</strong>ehorizontale Abhängigkeit der Fitergebnisse von den <strong>in</strong> der Simulation benutztenÜbergangsraten ergeben. Aus e<strong>in</strong>er horizontalen L<strong>in</strong>ie lassen sich jedoch selbst mitkompliziertesten Verfahren ke<strong>in</strong>e Rückschlüsse auf die Abszissenwerte ziehen.2.4. Die Dwell-Time-AnalyseIn e<strong>in</strong>em Dwell-Time-Histogramm (Verweildauerhistogramm) ist die Information enthalten,wie oft das System für bestimmte Zeit<strong>in</strong>tervalle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zustand bleibt, ohne dass e<strong>in</strong>Sprung stattf<strong>in</strong>det. Das Histogramm entsteht, <strong>in</strong>dem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er rekonstruierten Zeitreihe wie <strong>in</strong>Abbildung 2.3.1 abgezählt wird, wie häufig der Strom für e<strong>in</strong>e Verweildauer zwischen τ undτ+∆t auf dem Stromniveau n verweilt. Diese Zahl N wird über τ aufgetragen.N/1000001 2 31 2τ/msAbbildung 2.4.1: Dwell-Time-Histogramm des Offen-Niveaus der Zeitreihe aus Abbildung 2.1.1Das Histogramm kann mit e<strong>in</strong>er Summe von Exponentialfunktionen angenähert werden. Hate<strong>in</strong> Kanal z.B. L Offen-Zustände ist das zugehörige Dwell-Time-Histogramm der Offen-Zustände gegeben durch:


Kapitel 2: Grundlagen 7yoffen=L∑i=1a ei−λ τi( 2.2)Es gibt zwei Möglichkeiten, aus den Dwell-Time-Histogrammen Rückschlüsse auf dieÜbergangsraten des <strong>Markov</strong>-Modells zu ziehen. Der Zeitkonstantenfit nach Gleichung 2.2nähert durch Variation der Zeitkonstanten der Exponentialfunktionen das theoretische Dwell-Time-Histogramm an das gemessene an. Nachdem der Fit die beste Übere<strong>in</strong>stimmungzwischen gemessenem und theoretischem Histogramm gefunden hat, werden dieÜbergangsraten des <strong>Markov</strong>-Modells aus den Zeitkonstanten berechnet. Der Zusammenhangzwischen Zeitkonstanten und Übergangsraten ist aber teilweise <strong>sehr</strong> kompliziert (Jackson,1997).Der Target-Fit h<strong>in</strong>gegen variiert direkt die Übergangsraten. Indem aus den Übergangsratendie Zeitkonstanten berechnet werden, kann auch hier die Abweichung zwischen gemessenemund theoretischem Dwell-Time-Histogramm m<strong>in</strong>imiert werden. Im allgeme<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d dieErgebnisse des Target-Fits besser als die des Zeitkonstantenfits (Blunck et al., 1998).Die M<strong>in</strong>imierung der Abweichung kann <strong>in</strong> beiden Fällen entweder nach der Methode derkle<strong>in</strong>sten Quadrate oder durch e<strong>in</strong>en Maximum-Likelihood-Fit durchgeführt werden(Kukulenz, 1997).2.5. Der direkte ZeitreihenfitDieses Verfahren wurde zuerst von Fredk<strong>in</strong> und Rice (1992) <strong>in</strong> die Patch-Clamp-Analysee<strong>in</strong>geführt. Albertsen und Hansen (1994) erweiterten es für die Mehrkanalanalyse.Bevor der unten zu besprechende direkte Zeitreihenfit angewendet werden kann, werdene<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>gangs<strong>in</strong>formationen benötigt, die mit den oben dargestellten Verfahren gewonnenwerden müssen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der folgenden Abbildung l<strong>in</strong>ks dargestellt.Anzahl derZustände pro KanalAnzahl der KanäleSignal-Rausch-VerhältnisStromniveausZeitreiheDirekterZeitreihenfitÜbergangsratenzwischen denZuständen desE<strong>in</strong>zelkanalsAbbildung 2.5.1: Funktionsweise des direkten ZeitreihenfitsAnzahl der Kanäle, Stromniveaus und Signal-Rausch-Verhältnis können dem <strong>in</strong> Kapitel 2.2e<strong>in</strong>geführten Amplitudenhistogramm entnommen werden. Die Anzahl der Zustände gew<strong>in</strong>nt


8 Kapitel 2: Grundlagenman mit Hilfe e<strong>in</strong>es Dwell-Time-Fits aus dem <strong>in</strong> Kapitel 2.4 vorgestellten Dwell-Time-Histogramm.Die grundsätzliche Idee, die h<strong>in</strong>ter dem Algorithmus steckt, wird durch die folgende E<strong>in</strong>-Schritt-Schätzgleichung (forward-probability; Huang et al., 1990) beschrieben.Lak( i)= ∑ak−1 ( j)pjifi(yk)(2.3)j=1Die a k-1 (j) geben die (rekursiv berechnete) Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit an, das Modell zum Zeitpunkt(k-1)∆t im Zustand j zu f<strong>in</strong>den. Durch die Übergangswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten p ji wird dieWahrsche<strong>in</strong>lichkeit angegeben, dass das System im Zeit<strong>in</strong>tervall zwischen (k-1)∆t und k∆tvom Zustand j <strong>in</strong> den Zustand i wechselt. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit a k (i), das System zumZeitpunkt k im Zustand i zu f<strong>in</strong>den, ist gleich der Summe der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten, dass vone<strong>in</strong>em Zustand j <strong>in</strong> den Zustand i gewechselt wurde.Der Vergleich zwischen gemessenem und vorhergesagtem Datenwert wird durch dieMultiplikation mit f i (y k ) realisiert. Die f i (y k ) stehen für die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass dergemessene Strom y k zum Zustand i gehört. Um die Verteilungen f i (y) zu erhalten, wird dasAmplitudenhistogramm f(y) (Abbildung 2.2.1) <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelhistogramme aufgespaltet:f ( y)= ∑f i( y)( 2.4)iAuf diese Aufspaltung wird <strong>in</strong> Kapitel 3 noch genauer e<strong>in</strong>gegangen.Für die <strong>Bestimmung</strong> der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit muss jede der Verteilungen f i auf 1 normiertwerden. f i (y k ) ist dann die Ord<strong>in</strong>ate des Stromwerts y k im i-ten Histogramm.Enthält das <strong>Markov</strong>-Modell mehrere Zustände gleicher Leitfähigkeit (Hidden-<strong>Markov</strong>-Modell), muss nicht jede e<strong>in</strong>zelne Verteilung auf 1 normiert werden, sondern die Summe derE<strong>in</strong>zelverteilungen, die auf diesem Niveau liegen. Formal heißt das:y∑maxm f ( y ) = 1 ( j = 1... N)( 2.5)jy=0jwobei die m j jeweils die Anzahl der Zustände gleicher Leitfähigkeit und N die Anzahl derverschiedenen Niveaus angeben.Das Produkt a k-1 (j)p ji f i (y k ) nimmt maximale Werte an, wenn der vorhergesagte Zustandder ist, der zu dem E<strong>in</strong>zelhistogramm f i (y) gehört, das für das gemessene y k den größten Wertannimmt. Das tritt e<strong>in</strong>, wenn der Strom des vorhergesagten Zustandes am besten mit demgemessenen Strom übere<strong>in</strong>stimmt.Diese Schätzung nach Gleichung 2.3 wird für jeden Zeitpunkt k der Zeitreihe durchgeführt.Aus allen Schätzungen wird die Likelihood L berechnet.= ∏∑k iL a ki)( ( 2.6)Beim Fit e<strong>in</strong>es neuen Datensatzes s<strong>in</strong>d die Anfangsverteilung der Zustände, also die a 0 (i),sowie die Übergangswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten p ji unbekannt.Die beste Schätzung für die a 0 (i) s<strong>in</strong>d die Steady-State-Werte, die sich als Intergral überdie aus dem Amplitudenhistogramm gewonnen E<strong>in</strong>zelverteilungen f i (y k ) ergeben. Auf dieWahl der a 0 (i) wird hier ke<strong>in</strong> besonderes Augenmerk gelegt, da ihr E<strong>in</strong>fluss auf dieLikelihood bei langen Zeitreihen <strong>sehr</strong> ger<strong>in</strong>g ist (Chung et al., 1991).


Kapitel 2: Grundlagen 9Die p ji werden mit Hilfe e<strong>in</strong>es Fitalgorithmus variiert, bis die Likelihood L <strong>in</strong> Gleichung2.6 e<strong>in</strong>en Maximalwert annimmt (Maximum-Likelihood-Verfahren). Diese Maximierung ist<strong>sehr</strong> zeitaufwendig und führte bei den Analysen von Farokhi et al. (2000) zu Rechenzeitenvon drei Tagen für e<strong>in</strong>e Messreihe von 20 s.Das Ziel der Kanalstrom-Analyse s<strong>in</strong>d aber nicht die <strong>in</strong> Gleichung 2.3 angegebenen p ji , diesich auf endliche Abtastraten beziehen, sondern die k ji , die die Übergangsraten <strong>in</strong><strong>in</strong>f<strong>in</strong>itesimal kurzer Zeit beschreiben. Nur die k ji haben nämlich e<strong>in</strong>e vom Messverfahrenunabhängige Bedeutung und erlauben die E<strong>in</strong>führung physikalischer Nebenbed<strong>in</strong>gungen.Die Matrix P der p ji erhält man aus der Matrix K der k ji durch Lösen der Kolmogorov-Gleichung:ddtP( K,∆t)= K * P(K,∆t)( 2.7)Die Lösung dieser Differentialgleichung ist gegeben durch (Albertsen, 1994):P( K , ∆t)= exp( K∆t)( 2.8)Durchgeführt wird diese mehrdimensionale Maximierungsaufgabe mit Hilfe des Downhill-Simplex-Algorithmus (Press et al., 1987). Da auch mit modernen PCs die Rechenzeit, die dieFitalgorithmen benötigen, nicht zu vernachlässigen ist, ist es e<strong>in</strong> wichtiger Vorteil desdirekten Zeitreihenfits, dass die Zahl der benötigten Rechenschritte nur l<strong>in</strong>ear mit der Anzahlder Datenpunkte steigt. Diese Eigenschaft wird dadurch erreicht, dass im Prädiktionsschritt(Gleichung 2.3) jeweils nur auf den direkt vorhergehenden Zeitpunkt Bezug genommen wird.Damit ist die Behandlung des Kanalschaltens als <strong>Markov</strong>-Prozess e<strong>in</strong>e wesentlicheVoraussetzung.


12 Kapitel 3: Das Amplitudenhistogramm bei schnellem SchaltenA) B)NC)0 I/pA 3,30 I/pA 3,3NN0 I/pA 3,3Abbildung 3.1.2: Unverrauschte Amplitudenhistogramme des E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells mitk OC =k CO =100kHz, A) Ungefiltertes Signal, B) Abknickfrequenz des Filters erster Ordnung 100kHz, C) Abknickfrequenz des Filters erster Ordnung 10 kHzIn Abbildung 3.1.2.A liegen alle Stromwerte auf den Nom<strong>in</strong>alniveaus und die Verteilungbesteht nur aus zwei Deltapeaks. E<strong>in</strong>e derartige Verteilung kommt jedoch bei Messungen nievor, weil zu jeder Aufnahmeanlage notwendigerweise e<strong>in</strong> Tiefpass gehört. Dieser kann e<strong>in</strong>erÄnderung des Stroms aber nicht <strong>in</strong>stantan folgen, sondern er nähert sich immer exponentiellan das neue Niveau an. Das führt dazu, dass bei jedem Sprung e<strong>in</strong>ige Messwerte zwischenden Niveaus entstehen. Das nur aus den Peaks bestehende Amplitudenhistogramm <strong>in</strong>Abbildung 3.1.2.A kann als Näherung verwendet werden, wenn die Übergangsraten e<strong>in</strong>es<strong>Markov</strong>-Modells kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d im Vergleich zur Abknickfrequenz des Filters. Dann gibt esnämlich so wenige Sprünge, dass die Zwischenwerte im Vergleich zu den Peaks nicht <strong>in</strong>sGewicht fallen.


Kapitel 3: Das Amplitudenhistogramm bei schnellem Schalten 13In Abbildung 3.1.2.B s<strong>in</strong>d die Übergangsraten gleich der Abknickfrequenz des Filters. Esf<strong>in</strong>den dann schon so viele Sprünge statt, dass e<strong>in</strong>ige Werte neben den Nom<strong>in</strong>alniveausliegen. Mit größer werdenden Übergangsraten liegen immer mehr Werte zwischen denNiveaus, bis im Extremfall e<strong>in</strong> Gleichstrom entsteht und das Amplitudenhistogramm nur nochaus e<strong>in</strong>em Deltapeak <strong>in</strong> der Mitte besteht. Abbildung 3.1.2.C zeigt dasAmplitudenhistogramm, wenn die Übergangsraten beim Zehnfachen der Abknickfrequenzliegen. Die Peaks auf den Nom<strong>in</strong>alniveaus s<strong>in</strong>d schon völlig verschwunden, und es bleibt nurnoch e<strong>in</strong> Hügel <strong>in</strong> der Mitte.Unverrauschte Verteilungen wie <strong>in</strong> Abbildung 3.1.2 s<strong>in</strong>d jedoch bei Patch-Clamp-Messungen nie gegeben. Die Tatsache, dass der Filterausgangswert u sich mit demRauschwert (y-u) auf verschiedene Weise zum Messwert y zusammensetzen kann, wirdmittels e<strong>in</strong>es Faltungs<strong>in</strong>tegrals der zugehörigen Verteilungen f, a und r berücksichtigt.f y)= ∫ a(u)*r(y − u)du( (3.1)Die verrauschten Amplitudenhistogramme der Verteilungen <strong>in</strong> Abbildung 3.1.2 erhält manalso durch Faltung mit dem Gaußhügel. Es ergibt aber gerade die Faltung des Deltapeaks mitder Gaußverteilung wieder e<strong>in</strong>e Gaußverteilung. Wenn man also wie <strong>in</strong> Abbildung 2.2.1davon ausgeht, dass sich das Amplitudenhistogramm <strong>in</strong> Gaußverteilungen aufspalten lässt, istdar<strong>in</strong> gleichzeitig die Annahme enthalten, das unverrauschte Amplitudenhistogramm bestehenur aus Deltapeaks auf den Nom<strong>in</strong>alniveaus. Abbildung 3.1.2 zeigt jedoch, dass dieseNäherung nur legitim ist, wenn die Übergangsraten kle<strong>in</strong> im Vergleich zur Abknickfrequenzdes Filters s<strong>in</strong>d.Obwohl man <strong>in</strong> Abbildung 3.1.2.B, <strong>in</strong> der die Übergangsraten gleich der Abknickfrequenzs<strong>in</strong>d, den E<strong>in</strong>druck hat, dass die Zwischenwerte im Vergleich zu den Peaks kaum <strong>in</strong>s Gewichtfallen, zeigt Abbildung 3.1.1, dass diese Abweichungen von den Deltapeaks schon e<strong>in</strong>endeutlichen E<strong>in</strong>fluss auf das verrauschte Amplitudenhistogramm haben. Abbildung 3.1.1.Bzeigt nämlich gerade das Amplitudenhistogramm e<strong>in</strong>er verrauschten Zeitreihe, bei dem dieÜbergangsraten gleich der Abknickfrequenz s<strong>in</strong>d. Wenn also die Abweichungen vonDeltapeaks <strong>in</strong> Abbildung 3.1.2.B vernachlässigbar wären, dürfte ke<strong>in</strong> Unterschied zwischenAbbildung 3.1.1.B und Abbildung 3.1.1.A zu sehen se<strong>in</strong>.Durch die Aufspaltung des Amplitudenhistogramms <strong>in</strong> Gaußverteilungen wird zwar dieVerbreiterung der Nom<strong>in</strong>alniveaus durch Rauschen berücksichtigt, nicht jedoch die, die durchschnelles Schalten entsteht. Abbildung 3.1.1 zeigt aber deutlich, dass dieser E<strong>in</strong>fluss nichtvernachlässigbar ist. Im folgenden Abschnitt wird die Theorie der Betaverteilungenvorgestellt, mit der die Veränderung des Amplitudenhistogramms durch schnelles Schaltenberechnet werden kann.3.2. BetaverteilungenDie mathematische Behandlung der Auswirkung schnellen Schaltens auf dasAmplitudenhistogramm geht auf FitzHugh (1983) zurück. Mit Hilfe e<strong>in</strong>er Theorie zurBehandlung von Telegraphensignalen (Theorie der Betaverteilungen, Pawula 1970) konnte erdas Amplitudenhistogramm des E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells berechnen. Rießner (1994, 1998)entwickelte die Theorie der erweiterten Betaverteilungen, die die Berechnung desAmplitudenhistogramms allgeme<strong>in</strong>er Mehrzustands- und Mehrkanalmodelle ermöglicht. Die


14 Kapitel 3: Das Amplitudenhistogramm bei schnellem Schaltengesamte Theorie der Betaverteilungen ist allerd<strong>in</strong>gs beschränkt auf Signale, die mit e<strong>in</strong>emFilter erster Ordnung gefiltert s<strong>in</strong>d.Zur Berechnung der Betaverteilung werden sowohl der Kanal als auch das Filter als<strong>Markov</strong>-Prozess betrachtet. Für jeden Übergang vom Zustand i <strong>in</strong> den Zustand j, der im Kanalmöglich ist, wird dann e<strong>in</strong>e eigene Dichtefunktion f ij (I) für den Stromwert I am Ausgang desFilters berechnet. Die Dichtefunktion des Zustands j ergibt sich als Summe derDichtefunktionen der e<strong>in</strong>zelnen Übergänge nach j über alle vorherigen Zustände i.fj( I)= ∑ fij( I)(3.2)iUm die absolute Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zu f<strong>in</strong>den, e<strong>in</strong>en bestimmten Stromwert I amFilterausgang zu messen, muss die Dichtefunktion f j noch mit derBesetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit q j des Zustandes j multipliziert werden. Berechnet wird dieDichtefunktion q j f j (I) des Zustandes j nach folgender Differentialgleichung:qjf/j( I)=( ujj−1)*qjf ( I)−jI − I∑≠ i jjuij* q f ( I)ii(3.3)I j ist das Stromniveau des Zustandes j. Die u ij s<strong>in</strong>d das Produkt der Übergangsraten k ij vomZustand i <strong>in</strong> den Zustand j mit der Zeitkonstante τ des Filters.uij= k ij*τ(3.4)Das Lösen der Differentialgleichung 3.3 für alle Zustände j liefert dann alleE<strong>in</strong>zelverteilungen des Amplitudenhistogramms. E<strong>in</strong>e Erweiterung dieser Theorie auf Filterhöherer Ordnung ist nicht ohne weiteres möglich, weil sich nur Filter erster Ordnung e<strong>in</strong>fachals <strong>Markov</strong>-Prozess darstellen lassen.3.3. Die Aufgabe dieser ArbeitDer <strong>in</strong> Kapitel 2.5 beschriebene Algorithmus des direkten Zeitreihenfits berücksichtigt dieWirkung des Filters auf die Zeitreihe nicht. Es s<strong>in</strong>d zwei Möglichkeiten denkbar, hier e<strong>in</strong>eVerbesserung e<strong>in</strong>zuführen.1. Aufspaltung des Amplitudenhistogramms <strong>in</strong> Betaverteilungen anstatt <strong>in</strong>Gaußverteilungen2. E<strong>in</strong>bau des Filters <strong>in</strong> den VorhersagealgorithmusZu 1:Die folgende Abbildung zeigt, dass bei Vorliegen schnellen Schaltens die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitder Zuordnung e<strong>in</strong>es Stroms zu e<strong>in</strong>em bestimmten Niveau sich erheblich ändert, wenn manvon Gauß- auf Betaverteilungen übergeht. Bei schnellem Schalten könnte also dieVerwendung von Gauß- anstatt von Betaverteilungen zu Fehlern <strong>in</strong> der Prädiktionsgleichung2.3 und damit zu Fehle<strong>in</strong>schätzungen der Parameter führen.


Kapitel 3: Das Amplitudenhistogramm bei schnellem Schalten 15A) B)Beta IcBeta IoGauss IcGauss IoAmpl-HistogrammBeta-SummeGauß-SummeNN0 I/pA 3,30 I/pA 3,3Abbildung 3.3.1: A) Gauß- und Beta-E<strong>in</strong>zelverteilungen e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells mitÜbergangsraten bei der fünffachen Abknickfrequenz (I O , I C : Nom<strong>in</strong>alniveaus von Offen- undGeschlossen-Zustand), B) Summe der E<strong>in</strong>zelverteilungen aus Abbildung A) im Vergleich mitdem wahren AmplitudenhistogrammAbbildung 3.3.1.A zeigt die Gauß- und Beta-E<strong>in</strong>zelverteilungen e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells, bei dem beide Übergangsraten bei der fünffachen Abknickfrequenz liegen. InAbbildung 3.3.1.B s<strong>in</strong>d die Summen der E<strong>in</strong>zelverteilungen aus Abbildung 3.3.1.A imVergleich mit dem tatsächlichen Amplitudenhistogramm dargestellt.Abbildung 3.3.1.B stellt <strong>sehr</strong> anschaulich die Idee dar. Die Summe der Gaußverteilungenweicht deutlich vom wahren Amplitudenhistogramm ab, während die Summe derBetaverteilungen gut mit ihm übere<strong>in</strong>stimmt. Dass mit Hilfe dieser E<strong>in</strong>zelverteilungenPrädiktion und Messwert verglichen werden, ist aber die e<strong>in</strong>zige Kopplung, die der direkteZeitreihenfit zur Messreihe hat. Da nun das Amplitudenhistogramm durch die Aufspaltung <strong>in</strong>Beta-E<strong>in</strong>zelverteilungen wesentlich besser repräsentiert wird als durch die Aufspaltung <strong>in</strong>Gauß-E<strong>in</strong>zelverteilungen, ist es e<strong>in</strong>e sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>leuchtende Maßnahme, im direktenZeitreihenfit Beta- anstatt von Gaußverteilungen für die Zuordnung der Stromwerte zuverwenden.Probleme bei der Verwendung von Betaverteilungen anstatt von Gaußverteilungen könntenauftreten, wenn e<strong>in</strong>e Messreihe schnelles und langsames Schalten enthält. Für die langsamenBereiche müsste man Gaußverteilungen nehmen, für die schnellen Betaverteilungen. Eskönnte also se<strong>in</strong>, dass sich die Leistungsfähigkeit des Verfahrens verbessern lässt, wenn manversucht, aus der Abfolge der Messwerte Informationen über das Schalten zu gew<strong>in</strong>nen, und<strong>in</strong> Abhängigkeit davon Gauß- oder Betaverteilungen zum E<strong>in</strong>satz br<strong>in</strong>gt.


16 Kapitel 3: Das Amplitudenhistogramm bei schnellem SchaltenZu 2:E<strong>in</strong> von Betaverteilungen völlig unabhängiger Ansatz wird im zweiten Teil verfolgt. Dortwerden <strong>in</strong> Prädiktionsgleichung 2.3 unterschiedliche Verteilungen f i (y) <strong>in</strong> Abhängigkeitdavon gewählt, ob die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong>en Sprung oder für e<strong>in</strong> Verbleiben imZustand während des letzten Abtast<strong>in</strong>tervalls bestimmt wird. Formal heißt das:L⎧ g (y ) für i = j⎪ i kak( i)= ∑ak−1( j)pji*(3.5)⎨j=1 ⎪gv(y ) für i ≠ j⎩ i kFür i=j werden wie bisher Gaußverteilungen g i (y) verwendet, deren Maxima auf denNom<strong>in</strong>alniveaus liegen. F<strong>in</strong>det jedoch e<strong>in</strong> Sprung statt (i≠j), werden verschobeneGaußverteilungen g i v (y) e<strong>in</strong>gesetzt, deren Maxima vom Nom<strong>in</strong>alniveau des Zielzustandes <strong>in</strong>Richtung des Quellzustandes verschoben s<strong>in</strong>d.


4. Betaverteilungen höherer Ordnung4.1. Das Problem der Filterung höherer OrdnungUm im direkten Zeitreihenfit die Gaußverteilungen durch Betaverteilungen ersetzen zukönnen, ist es notwendige Voraussetzung, dass die Betaverteilungen überhaupt berechnetwerden können. In Kapitel 3.2 hatte ich die Theorie der Betaverteilungen dargestellt. Diesegilt aber nur für mit Filtern erster Ordnung gefilterte Signale. In Aufzeichnungsanlagenwerden aber wegen des günstigeren Frequenzganges (steiler Übergang vom Durchlass- zumDämpfungsbereich) im allgeme<strong>in</strong>en Filter höherer Ordnung verwendet. Die Messungenunserer Arbeitsgruppe z.B. s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em vierpoligen Tiefpass gefiltert. Es muss also zuerstüberprüft werden, wie <strong>sehr</strong> sich das Amplitudenhistogramm der e<strong>in</strong>polig gefiltertenMessreihe von dem der vierpolig gefilterten unterscheidet. Um vorhandene Unterschiedebesser erkennen zu können, s<strong>in</strong>d alle Amplitudenhistogramme dieses Kapitels unverrauscht.Dass nicht ohne weiteres vernachlässigt werden kann, mit Filtern welcher Ordnung dieZeitreihe gefiltert wurde, zeigt Abbildung 4.1.1. Dargestellt ist zweimal dasAmplitudenhistogramm e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells mit k CO =k OC =100 kHz. E<strong>in</strong>mal wurdedie Zeitreihe durch e<strong>in</strong> Filter erster Ordnung mit e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 20 kHz gefiltertund e<strong>in</strong>mal durch e<strong>in</strong> Filter vierter Ordnung mit e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 20 kHz. DieAbtastrate lag bei 200 kHz.Bessel 4, 20kHzBessel 1, 20khzN0 I/pA 3,3Abbildung 4.1.1: Amplitudenhistogramme e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells mit k CO =k OC =100 kHz,Zeitreihe e<strong>in</strong>mal mit e<strong>in</strong>poligem und e<strong>in</strong>mal mit vierpoligem Tiefpass der Abknickfrequenz 20kHz gefiltert


18 Kapitel 4: Betaverteilungen höherer OrdnungEs ist gut zu sehen, dass die Filterung mit dem vierpoligen Filter dazu führt, dass die Wertewesentlich stärker <strong>in</strong> der Mitte konzentriert s<strong>in</strong>d und dass dafür die Peaks auf denNom<strong>in</strong>alniveaus weniger ausgeprägt s<strong>in</strong>d.Um die Theorie der Betaverteilungen von Filtern erster Ordnung dennoch auf Filterhöherer Ordnung anwenden zu können, hat Yellen (1984) e<strong>in</strong>en Skalierungsfaktor für dieAbknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Tiefpasses e<strong>in</strong>geführt. Er g<strong>in</strong>g davon aus, dass durch denKorrekturfaktor für die Abknickfrequenz die Amplitudenhistogramme ane<strong>in</strong>anderangeglichen werden. Dieser Ansatz soll hier anhand von Simulationen überprüft werden.Dazu werden folgende Untersuchungen durchgeführt.4.2. Angleichen der SprungantwortenAls erster Ansatz soll versucht werden, die Unterschiede der Amplitudenhistogrammedadurch zu m<strong>in</strong>imieren, dass durch Korrekturfaktoren für die Abknickfrequenzen dieSprungantworten der verschiedenen Filter e<strong>in</strong>ander angenähert werden.Die Sprungantwort lässt sich aus der Übertragungsfunktion des Filters berechnen.Gleichung 4.1 gibt die Übertragungsfunktion F(p) e<strong>in</strong>es Tiefpassfilters n-ter Ordnung an.aF(p)=n(4.1)( p − p0)Durch die Konstanten <strong>in</strong> Gleichung 4.1 werden die Eigenschaften des Filters festgelegt. DieAntwort des Filters auf die Anregung mit e<strong>in</strong>em δ-Impuls erhält man durch Laplace-Transformation der Übertragungsfunktion des Filters. Gleichung 4.2 gibt die ImpulsantwortI(t) für die verschiedenen Ordnungen n des Filters an.It=An−1−Bt( ) *(4.2)A und B s<strong>in</strong>d von der Art des Filters abhängige Konstanten. Durch Faltung der Impulsantwortmit der Stufenfunktion nach Gleichung 3.1 lässt sich daraus die Sprungantwort S(t)bestimmen:teS(t)= 1−P ( t)* e( n−1)−Bt(4.3)P (n-1) ist e<strong>in</strong> alternierendes Polynom vom Grade n-1.Die Gleichungen 4.1 – 4.3 beziehen sich auf das e<strong>in</strong>fache Tiefpassfilter. In der Praxiswerden jedoch Besselfilter benutzt, <strong>in</strong> deren Übertragungsfunktionen nicht alle Pole auf dergleichen Stelle liegen. Die Übertragungsfunktionen der Besselfilter verschiedener Ordnungkönnen der gängigen Filterliteratur (z.B. Tietze und Schenk, 1971) entnommen werden unddaraus die Sprungantworten auf die <strong>in</strong> Gleichungen 4.1 – 4.3 beschriebene Weise berechnetwerden. Da die Gleichungen des Besselfilters <strong>sehr</strong> unanschaulich s<strong>in</strong>d, habe ich hier davonabgesehen, sie anzugeben, zumal die Struktur der Sprungantworten anhand von Gleichung 4.3besser zu erkennen ist. Ich beschränke mich auf die graphische Darstellung derSprungantworten der verschiedenen Besselfilter <strong>in</strong> Abbildung 4.2.1. Berechnung undDarstellung dieser Sprungantworten wurden mit dem Programm „Matlab for W<strong>in</strong>dows,Version 4.2.1“ durchgeführt.


Kapitel 4: Betaverteilungen höherer Ordnung 191.210.80.60.40.20Bessel 1Bessel 2Bessel 4Bessel 80 1 2 3 4t/10e-04sAbbildung 4.2.1: Sprungantworten von e<strong>in</strong>-, zwei-, vier- und achtpoligem Besselfilter bei e<strong>in</strong>erAbknickfrequenz von 5 kHzJe mehr Pole das Filter hat, desto mehr Verzögerung erfährt das Signal und desto wenigersteil ist der Anstieg. Da bei der Simulation der Zeitreihen das Filter nur <strong>in</strong> Form dieserSprungantworten e<strong>in</strong>geht, ist es e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Ansatz, zu versuchen, die Form der Antwortene<strong>in</strong>ander möglichst gut anzunähern. Dazu habe ich zunächst festgestellt, dass es ke<strong>in</strong>enE<strong>in</strong>fluss auf das Amplitudenhistogramm hat, wenn man die Sprungantworten auf derZeitachse parallel verschiebt. Wenn die Sprungantworten, wie bei uns, <strong>in</strong> digitaler Formvorliegen, kann das e<strong>in</strong>fach dadurch geschehen, dass vor die eigentliche Antwort e<strong>in</strong>ebeliebige Zahl von Nullen gesetzt wird.Die Sprungantwort des e<strong>in</strong>poligen Filters kann also soweit nach rechts verschoben werden,dass der Anstieg genauso spät erfolgt wie beim vierpoligen Filter (Abbildung 4.2.2.A). E<strong>in</strong>eweitere Annäherung kann nun dadurch erreicht werden, dass die Zeitachse des vierpoligenFilters neu skaliert wird und damit die Steigung des vierpoligen Filters an die des e<strong>in</strong>poligenangepasst wird. Die Umskalierung der Zeitachse entspricht aber e<strong>in</strong>er Änderung derAbknickfrequenz des Filters. Staucht man die Sprungantwort z.B. auf die halbe Zeitzusammen, erhöht man damit die Abknickfrequenz auf das Doppelte.Mit Hilfe e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>imierungs-Algorithmus habe ich die Abknickfrequenzen von zwei-,vier- und achtpoligem Filter so variiert, dass die Sprungantworten optimal an die dese<strong>in</strong>poligen Filters angenähert s<strong>in</strong>d. Da die Sprungantworten <strong>in</strong> digitaler Form vorliegen,konnte die M<strong>in</strong>imierung so vollzogen werden, dass für jeden Punkt i die Differenz zwischene<strong>in</strong>poliger Sprungantwort S 1 und mehrpoliger Sprungantwort S M berechnet wurde und dieSumme der quadrierten Differenzen durch Variation der Abknickfrequenz der Filter höhererOrdnung m<strong>in</strong>imiert wurde.∑i2( S1 ( i)− SM( i))→ M<strong>in</strong>.(4.4)Das Ergebnis dieser M<strong>in</strong>imierungen zeigen die Abbildungen 4.2.2.B-D. Dargestellt s<strong>in</strong>djeweils die angepassten Sprungantworten der Filter höherer Ordnung sowie die e<strong>in</strong>poligeAntwort.


20 Kapitel 4: Betaverteilungen höherer OrdnungA) B)1.21.2110.80.80.60.60.40.40.2Bessel 1, verschoben0.2Bessel 10Bessel 40Bessel 2, optimal0 t/10e-04s50 t/10e-04 s3C) D)1.21.2110.80.80.60.60.40.40.2Bessel 10.2Bessel 10Bessel 4, optimal0Bessel 8, optimal0 t/10e-04s50 t/10e-04s5Abbildung 4.2.2: A) Sprungantwort des e<strong>in</strong>poligen Filters gegenüber der des vierpoligenzeitverschoben, B) Abknickfrequenz des zweipoligen Filters um den Faktor 1,10 erhöht, C)Abknickfrequenz des vierpoligen Filters um den Faktor 1,35 erhöht, D) Abknickfrequenz desachtpoligen Filters um den Faktor 1,69 erhöhtFür e<strong>in</strong>e optimale Annäherung der Sprungantworten muss also die Abknickfrequenz desvierpoligen Filters um den Faktor 1,35 höher se<strong>in</strong> als die Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligenFilters. Beim zweipoligen Besselfilter beträgt dieser Faktor 1,1, beim achtpoligen 1,69.Der Faktor, den Yellen (1984) durch Simulationen für das achtpolige Besselfilter gefundenhatte, liegt zum Vergleich bei 1,43.


Kapitel 4: Betaverteilungen höherer Ordnung 214.3. Vierpoliges BesselfilterDurch Simulationen muss jetzt gezeigt werden, dass die Anpassung der e<strong>in</strong>poligen an diemehrpoligen Filterantworten tatsächlich den gewünschten Effekt, nämlich möglichst ger<strong>in</strong>geAbweichungen zwischen den mit verschiedenen Filtern erzeugten Amplitudenhistogrammen,br<strong>in</strong>gt. Zuerst soll das e<strong>in</strong>polige mit dem vierpoligen Filter verglichen werden. Ich habe dazue<strong>in</strong>e Testreihe mit den drei <strong>in</strong> Abbildung 4.3.1 dargestellten E<strong>in</strong>kanal-C/O-Modellendurchgeführt.Modell 1: Modell 2:100 kHzC100 kHzModell 3:OC50 kHz100 kHzOC10 kHz100 kHzOAbbildung 4.3.1: E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle mit den Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten 1:1, 1:2 und1:10Die Übergangsrate k CO beträgt bei allen drei Modellen 100 kHz. Die Raten k OC s<strong>in</strong>d sogewählt, dass sich Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten von 1:1, 1:2 und 1:10 ergeben. Durch dieBesetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es Zustandes wird die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit angegeben, dasssich das System zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt <strong>in</strong> diesem Zustand bef<strong>in</strong>det. Bei den hierbehandelten <strong>Markov</strong>-Modellen ist das Besetzungsverhältnis der beiden Zustände gleich demKehrwert des Verhältnisses der Übergangsraten.Für die Modelle aus Abbildung 4.3.1 wurden jeweils mit sieben verschiedenenAbknickfrequenzen e<strong>in</strong>- und vierpoliger Filter Zeitreihen erzeugt. Diese Abknickfrequenzenwaren 100 kHz, 50 kHz, 30 kHz, 20 kHz, 15 kHz, 10 kHz und 5 kHz, die Abtastrate war 200kHz. Außerdem wurden Zeitreihen mit e<strong>in</strong>er um den <strong>in</strong> Abschnitt 4.2 gefundenenKorrekturfaktor 1,35 erhöhten Abknickfrequenz des vierpoligen Filters erzeugt. Im folgendensollen die aus diesen Zeitreihen gewonnenen Amplitudenhistogramme verglichen werden.Schon <strong>in</strong> Abbildung 4.1.1 wurde gezeigt, dass sich die Amplitudenhistogramme von e<strong>in</strong>undvierpolig gefilterter Zeitreihe deutlich unterscheiden, wenn beide Filter die gleicheAbknickfrequenz haben. Die erste Aussage, die nach dem Vergleich der vierpoligenAmplitudenhistogramme mit und ohne Korrekturfaktor getroffen werden kann, ist die, dassfür alle Modelle und alle Abknickfrequenzen durch den Korrekturfaktor tatsächlich e<strong>in</strong>eAnnäherung an das e<strong>in</strong>polige Amplitudenhistogramm erreicht wird. Beispielhaft dazu nur diefolgende Abbildung:


22 Kapitel 4: Betaverteilungen höherer OrdnungBessel 4, 20kHzBessel 1, 20khzBessel 4, korrigiertN0 I/pA 3,3Abbildung 4.3.2: Amplitudenhistogramme des Modells 1 (100/100 kHz), Abknickfrequenz desFilters erster und vierter Ordnung 20 kHz im Vergleich mit korrigierter Abknickfrequenz desFilters vierter Ordnung (27 kHz)Die Amplitudenhistogramme von Modell 1 (100/100 kHz) mit e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 20kHz der Filter erster und vierter Ordnung, die <strong>in</strong> Abbildung 4.3.2 zu sehen s<strong>in</strong>d, waren <strong>in</strong>Abbildung 4.1.1 schon e<strong>in</strong>mal dargestellt. Hier ist zusätzlich das Amplitudenhistogramm desFilters vierter Ordnung mit korrigierter Abknickfrequenz (20 kHz*1,35=27 kHz) abgebildet.Man sieht, dass durch den Korrekturfaktor e<strong>in</strong>e deutliche Annäherung an das e<strong>in</strong>poligeAmplitudenhistogramm stattgefunden hat. Die Peaks haben jetzt die gleiche Höhe, und auchim Mittelbereich s<strong>in</strong>d sich die Histogramme ähnlicher geworden. E<strong>in</strong>e völligeÜbere<strong>in</strong>stimmung im Mittelbereich wurde durch den Korrekturfaktor aber nicht erreicht.Im folgenden werden nur noch das e<strong>in</strong>polige Amplitudenhistogramm und das vierpoligemit Korrekturfaktor betrachtet, denn es muss die Frage beantwortet werden, ob dieAnnäherung, die durch den Korrekturfaktor <strong>in</strong> allen Fällen erreicht wird, für den hierverfolgten Zweck ausreichend ist.In Abbildung 4.3.3 s<strong>in</strong>d die Amplitudenhistogramme aller drei Modelle für e<strong>in</strong>eAbknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Filters von 100 kHz und e<strong>in</strong>e korrigierte Abknickfrequenzdes vierpoligen Filters von 135 kHz dargestellt.


Kapitel 4: Betaverteilungen höherer Ordnung 23A) B)Bessel 4, korrigiertBessel 1, 100kHzBessel 4, korrigiertBessel 1, 100kHZNN0 I/pA 3,30 I/pA 3,3C)Bessel 4, korrigiertBessel 1, 100kHzN0 I/pA 3,3Abbildung 4.3.3: Amplitudenhistogramme der Modelle 1 – 3 bei Abknickfrequenz dese<strong>in</strong>poligen Tiefpasses von 100 kHz und des korrigierten vierpoligen Filters von 135 kHz, A)Modell 1 (100/100 kHz), B) Modell 2 (100/50 kHz), C) Modell 3 (100/10 kHz)In allen drei Diagrammen haben die Peaks beider Amplitudenhistogramme die gleiche Höhe.Zwischen den Nom<strong>in</strong>alniveaus liegen so wenige Werte, dass nur ger<strong>in</strong>ge Unterschiedezwischen e<strong>in</strong>polig und vierpolig erzeugtem Amplitudenhistogramm zu erkennen s<strong>in</strong>d.Die Beobachtung, dass die Peaks der Amplitudenhistogramme immer die gleiche Höhehaben, macht man für alle Abknickfrequenzen bis h<strong>in</strong>unter zu 20 kHz. Mit abnehmenderAbknickfrequenz werden die Peaks allerd<strong>in</strong>gs immer weniger ausgeprägt, und mehr Wertes<strong>in</strong>d zwischen den Niveaus verstreut. Dabei führt das korrigierte vierpolige Filter eher zuWerten, die <strong>in</strong> der Mitte zwischen den Niveaus liegen, während sich beim e<strong>in</strong>poligen e<strong>in</strong>Großteil der Werte <strong>in</strong> direkter Umgebung der Nom<strong>in</strong>alniveaus bef<strong>in</strong>det.Abbildung 4.3.4 zeigt die Amplitudenhistogramme der drei Modelle nochmals für e<strong>in</strong>eAbknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Filters von 20 kHz.


24 Kapitel 4: Betaverteilungen höherer OrdnungA) B)Bessel 4, korrigiertBessel 1, 20khzBessel 4,korrigiertBessel 1, 20khz0 I/pA 3,3C)Bessel 4, korrigiertBessel 1, 20kHzNNN0 I/pA 3,30 I/pA 3,3Abbildung 4.3.4: Amplitudenhistogramme der Modelle 1 – 3 bei Abknickfrequenz dese<strong>in</strong>poligen Tiefpasses von 20 kHz und des korrigierten vierpoligen Filters von 27 kHz, A) Modell1 (100/100 kHz), B) Modell 2 (100/50 kHz), C) Modell 3 (100/10 kHz)Bei weiterer Absenkung der Abknickfrequenzen kommt man <strong>in</strong> den Übergangsbereich, <strong>in</strong>dem die Peaks <strong>sehr</strong> schnell kle<strong>in</strong>er werden und alle Werte nur noch im Mittelbereich liegen.Die um den Faktor 1,35 höhere Abknickfrequenz des vierpoligen Filters führt dazu, dass imAmplitudenhistogramm noch deutliche Peaks zu sehen s<strong>in</strong>d, während dasAmplitudenhistogramm des e<strong>in</strong>poligen Filters nur noch e<strong>in</strong>e gleichmäßige Verteilungzwischen den beiden Niveaus ist. Deutlich zu erkennen ist dieser Effekt <strong>in</strong> Abbildung 4.3.5.B,dem Amplitudenhistogramm des Modells 1 (100/100 kHz) bei e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 15kHz (vierpolig korrigiert: 20,25 kHz).Bei e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 10 kHz (vierpolig korrigiert: 13,5 kHz) <strong>in</strong> Abbildung4.3.5.A hat auch das Amplitudenhistogramm des vierpoligen Filters ke<strong>in</strong>e Peaks mehr. Es


Kapitel 4: Betaverteilungen höherer Ordnung 25setzt sich hier fort, was auch bei höheren Abknickfrequenzen schon zu beobachten war. Dasvierpolige Filter führt zu e<strong>in</strong>er starken Konzentration der Werte um die Mittellage, währenddie Verteilung des e<strong>in</strong>poligen breiter und flacher ist.A) B)NNBessel 4,korrigiertBessel 1, 10 kHz0 I/pA 3,3Bessel 4, korrigiertBessel 1, 15kHz0 I/pA 3,3Abbildung 4.3.5: A) Amplitudenhistogramm des Modells 1 (100/100 kHz) bei Abknickfrequenzdes e<strong>in</strong>poligen Tiefpasses von 10 kHz und des korrigierten vierpoligen Filters von 13,5 kHz, B)Amplitudenhistogramm des Modells 1 (100/100 kHz) bei Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligenTiefpasses von 15 kHz und des korrigierten vierpoligen Filters von 20,25 kHzFestzuhalten ist also, dass durch die Anpassung der e<strong>in</strong>poligen an die vierpoligeSprungantwort erreicht wird, dass mit beiden Filtern die Peaks auf den Nom<strong>in</strong>alniveaus gleichhoch s<strong>in</strong>d, solange die schnellste Übergangsrate die fünffache Abknickfrequenz dese<strong>in</strong>poligen Filters nicht überschreitet. E<strong>in</strong>e Angleichung der Amplitudenhistogrammezwischen den Niveaus gel<strong>in</strong>gt dagegen nicht. Das vierpolige Filter führt zu e<strong>in</strong>erKonzentration der Werte <strong>in</strong> der Mitte, während das e<strong>in</strong>polige Filter eher Werte <strong>in</strong> direkterUmgebung der Nom<strong>in</strong>alniveaus erzeugt.Werden die Übergangsraten größer als die fünffache Abknickfrequenz, werden die Peaksauf den Niveaus <strong>sehr</strong> schnell kle<strong>in</strong>er, und alle Stromwerte liegen im Mittelbereich. Auch jetztist die vom vierpoligen Filter erzeugte Verteilung stark <strong>in</strong> der Mitte konzentriert, während dievom e<strong>in</strong>poligen erzeugte breiter und flacher ist.Das Amplitudenhistogramm e<strong>in</strong>es ungefilterten Signals, das gar nichts über die Größe derÜbergangsraten aussagt, besteht nur aus Peaks auf den Nom<strong>in</strong>alniveaus. Gerade der Bereichzwischen den Niveaus, <strong>in</strong> dem es nicht gelungen ist, das Amplitudenhistogramm desvierpoligen Filters an das des e<strong>in</strong>poligen anzunähern, ist also der, der Informationen über dieÜbergangsraten enthält.


26 Kapitel 4: Betaverteilungen höherer Ordnung4.4. Zwei- und achtpoliges BesselfilterDer Vollständigkeit halber sollen die Aussagen, die <strong>in</strong> Kapitel 4.3 für das vierpolige Filtergetroffen wurden, hier auf das zwei- und achtpolige Filter erweitert werden. Dafür wurden dieAmplitudenhistogramme der Modelle 1 – 3 aus Abbildung 4.3.1 mit zwei- und achtpoligenFiltern, deren Abknickfrequenzen bei 100 kHz, 50 kHz, 30 kHz, 20 kHz, 15 kHz, 10 kHz und5 kHz lagen, erzeugt. Für das zweipolige Filter hatte ich <strong>in</strong> Kapitel 4.2 festgestellt, dass dieSprungantwort optimal an die des e<strong>in</strong>poligen Filters angenähert ist, wenn dieAbknickfrequenz des zweipoligen um den Faktor 1,10 höher liegt als die des e<strong>in</strong>poligenFilters. Beim achtpoligen Filter beträgt dieser Faktor 1,69.Alle Aussagen aus Kapitel 4.3 lassen sich auf das zwei- und achtpolige Filter übertragen.Auch hier haben die Peaks die gleiche Höhe, wenn die Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligenFilters nicht kle<strong>in</strong>er wird als 20 kHz, und die mehrpoligen Filter führen zu e<strong>in</strong>er stärkerenKonzentration der Messwerte <strong>in</strong> der Mitte. Die Messwerte s<strong>in</strong>d desto konzentrierter, je mehrPole das Filter hat.Als Beispiel s<strong>in</strong>d auch hier wieder die Amplitudenhistogramme des Modells 1 (100/100kHz) bei e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 20 kHz dargestellt.A) B)Bessel 2, 20kHzBessel 1, 20khzBessel 2, korrigiertBessel 8, 20kHzBessel 1, 20khzBessel 8, korrigiertNN0 I/pA 3,30 I/pA 3,3Abbildung 4.4.1: A) Amplitudenhistogramme des Modells 1 (100/100 kHz) bei e<strong>in</strong>erAbknickfrequenz des e<strong>in</strong>- und zweipoligen Filters von 20 kHz sowie der korrigiertenAbknickfrequenz des zweipoligen Filters von 22 kHz, B) Amplitudenhistogramme des Modells 1(100/100 kHz) bei e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>- und achtpoligen Filters von 20 kHz sowie derkorrigierten Abknickfrequenz des achtpoligen Filters von 33,8 kHzDie um nur 10% erhöhte Abknickfrequenz des korrigierten Filters zweiter Ordnung führt imMittelbereich zu ke<strong>in</strong>er großen Änderung gegenüber dem nicht korrigierten Filter. Erreichtwird durch die Korrektur aber, dass die Peaks die gleiche Höhe haben wie beim e<strong>in</strong>poligenFilter.E<strong>in</strong>en wesentlich größeren Unterschied verursacht der Korrekturfaktor beim achtpoligenFilter. Bei e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 20 kHz s<strong>in</strong>d fast ke<strong>in</strong>e Peaks mehr zu erkennen,während die Peaks nach der Korrektur die gleiche Höhe haben wie im


Kapitel 4: Betaverteilungen höherer Ordnung 27Amplitudenhistogramm des Filters erster Ordnung. Dennoch unterscheiden sich auch hiertrotz Korrektur die Histogramme im Mittelbereich deutlich.Allgeme<strong>in</strong> hat sich gezeigt, dass das M<strong>in</strong>imum des e<strong>in</strong>poligen Amplitudenhistogramms <strong>in</strong>der Mitte zwischen den Nom<strong>in</strong>alniveaus liegt, wenn das Amplitudenhistogramm Peaks aufden Nom<strong>in</strong>alniveaus hat. Dagegen enthalten die mehrpoligen Amplitudenhistogramme <strong>in</strong> derMitte e<strong>in</strong> weiteres Maximum. Dieser Unterschied kann durch e<strong>in</strong>en Korrekturfaktor für dieAbknickfrequenz nicht ausgeglichen werden.Ob e<strong>in</strong>e Angleichung im Mittelbereich grundsätzlich möglich ist, soll im nächstenAbschnitt am Beispiel des Filters vierter Ordnung geklärt werden.4.5. Versuch der direkten Optimierung des e<strong>in</strong>poligenErsatzfiltersBereits <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>fachen Beispiel des E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells ist es also nicht gelungen, dasvierpolige Filter durch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>poliges zu ersetzen, <strong>in</strong>dem die Abknickfrequenz desErsatzfilters nach dem Kriterium möglichst ähnlicher Sprungantworten gewählt wurde. DieFrage ist, ob daraus pr<strong>in</strong>zipiell der Schluss gezogen werden kann, dass mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>poligenFilter ke<strong>in</strong>e Amplitudenhistogramme erzeugt werden können, die dem vierpolig erzeugtenentsprechen, oder ob nur die Frequenzbestimmung für das Ersatzfilter nicht optimal war.Die folgenden Simulationen zeigen, dass e<strong>in</strong>e solche Übere<strong>in</strong>stimmung grundsätzlich nichtgefunden werden kann. Dazu wurde das Amplitudenhistogramm des Modells 1 (100/100kHz) mit e<strong>in</strong>em vierpoligen und verschiedenen e<strong>in</strong>poligen Filtern erzeugt. DieAmplitudenhistogramme s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der folgenden Abbildung dargestellt.A) B)5 kHz 10 kHz20kHz50 kHzNNBessel 4, 20kHz0 I/pA 3,30 I/pA 3,3Abbildung 4.5.1: A) Amplitudenhistogramm des Modells 1 (100/100 kHz), Abknickfrequenz desvierpoligen Filters 20 kHz, B) Amplitudenhistogramm des Modells 1 (100/100 kHz) mitverschiedenen Abknickfrequenzen des e<strong>in</strong>poligen FiltersAbbildung 4.5.1.A zeigt das Amplitudenhistogramm des Modells 1 bei e<strong>in</strong>erAbknickfrequenz des vierpoligen Filters von 20 kHz. Im Vergleich dazu sieht man <strong>in</strong>Abbildung 4.5.1.B die Amplitudenhistogramme des gleichen Modells, dieses Mal aber mit


28 Kapitel 4: Betaverteilungen höherer Ordnunge<strong>in</strong>poligen Filtern mit Abknickfrequenzen von 5 kHz, 10 kHz, 20 kHz und 50 kHz gefiltert. Inke<strong>in</strong>em Fall gel<strong>in</strong>gt es, den Hügel, den das vierpolige Amplitudenhistogramm <strong>in</strong> der Mittehat, auch mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>poligen Filter zu erzeugen. Solange das e<strong>in</strong>polige Filter noch Peaksauf den Systemniveaus hervorruft, liegt das M<strong>in</strong>imum des Amplitudenhistogramms immergenau <strong>in</strong> der Mitte zwischen den beiden Peaks. Nur wenn die Abknickfrequenz des Filters imVergleich zu den Übergangsraten so kle<strong>in</strong> ist, dass gar ke<strong>in</strong>e Peaks mehr erzeugt werden,entsteht e<strong>in</strong> Maximum <strong>in</strong> der Mitte. Für diesen Fall zeigt aber schon Abbildung 4.3.5, dasssich die Amplitudenhistogramme von e<strong>in</strong>- und mehrpolig gefilterten Zeitreihen deutlichunterscheiden.Dass das vierpolige Filter <strong>in</strong> der Mitte des Amplitudenhistogramms e<strong>in</strong> Maximum erzeugt,kann man sich anhand des Spektrums des Filtere<strong>in</strong>gangssignals, das aus der Grundwelle undden höheren harmonischen besteht, klar machen. E<strong>in</strong>e wichtiger Vorzug des Frequenzgangesvon Besselfiltern höherer Ordnung ist der steile Übergang vom Durchlass- <strong>in</strong> denDämpfungsbereich (Tietze und Schenk, 1971). Dieser führt dazu, dass nur die Grundwelle dasFilter höherer Ordnung ungeh<strong>in</strong>dert passieren kann, woh<strong>in</strong>gegen die höheren harmonischenstark gedämpft werden. Durch den Wegfall der Oberwellen wird der Mittelbereich langsamdurchlaufen und viele Werte liegen <strong>in</strong> diesem Bereich.Nach den Untersuchungen dieses Abschnitts ist es folglich nicht möglich, dieAmplitudenhistogramme von e<strong>in</strong>- und vierpolig gefilterten Signalen alle<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>enKorrekturfaktor für die Abknickfrequenz e<strong>in</strong>es Filters so ane<strong>in</strong>ander anzugleichen, dass dieForm der Histogramme auch zwischen den Nom<strong>in</strong>alniveaus übere<strong>in</strong>stimmt.4.6. Folgerungen für FitverfahrenObige Untersuchungen haben Auswirkungen auf zwei verschiedene Fitverfahren:1. Rießner (1994, 1998) wollte die Übergangsraten e<strong>in</strong>es <strong>Markov</strong>-Prozesses aus derAmplitudenverteilung gew<strong>in</strong>nen. Dazu werden die Übergangsraten variiert, bis das mit diesenRaten erzeugte Amplitudenhistogramm das gemessene möglichst exakt annähert. Bisherkönnen die Amplitudenhistogramme aber nur für e<strong>in</strong>polig gefilterte Signale berechnetwerden.Dieses Kapitel hat gezeigt, dass die mit Filtern höherer Ordnung erzeugtenAmplitudenhistogramme sich deutlich von e<strong>in</strong>polig gefilterten unterscheiden und dass durche<strong>in</strong>en Korrekturfaktor für die Abknickfrequenz auch ke<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Annäherung derAmplitudenhistogramme erreicht werden kann.Mit diesem Verfahren können also ke<strong>in</strong>e Zeitreihen gefittet werden, die mit Filtern höhererOrdnung gefiltert wurden.2. Auch für die hier vorgesehene Erweiterung des direkten Zeitreihenfits wird e<strong>in</strong>ezuverlässige Theorie zur Berechnung von Betaverteilungen benötigt, um die gemessenenStromwerte <strong>in</strong> Prädiktionsgleichung 2.3 den jeweiligen Niveaus zuordnen zu können. Fürreale Zeitreihen mit Filtern höherer Ordnung existiert diese Theorie wegen Kapitel 4.5 abergerade nicht.Der Ausweg ist <strong>in</strong> beiden Fällen der gleiche: Die Anpassung e<strong>in</strong>es Modells an die gemesseneAmplitudenverteilung kann nur über Simulationen realisiert werden. Es muss also mit dem<strong>Markov</strong>-Modell e<strong>in</strong>e Zeitreihe erzeugt werden, aus der dann das Amplitudenhistogrammgewonnen wird. Die Ratenkonstanten werden solange variiert, bis gemessenes und simuliertes


Kapitel 4: Betaverteilungen höherer Ordnung 29Amplitudenhistogramm übere<strong>in</strong>stimmen. Dieser Weg ist allerd<strong>in</strong>gs umständlich und führt zue<strong>in</strong>er Vervielfachung der Rechenzeit, weil die Simulation e<strong>in</strong>er Zeitreihe um e<strong>in</strong> Vielfacheslänger dauert als die Berechnung der Likelihood nach Gleichung 2.6.Dieses Problem hat aber, wie die Untersuchungen der folgenden Kapitel zeigen, ke<strong>in</strong>eschwerwiegenden Folgen, weil der geplante Weg, das Amplitudenhistogramm <strong>in</strong>Betaverteilungen anstatt <strong>in</strong> Gaußverteilungen aufzuspalten, sowieso nicht zum Erfolg führt.


5. TestmethodenE<strong>in</strong> Großteil der weiteren Arbeit wird sich damit beschäftigen, die Leistungsfähigkeit der hiervorgeschlagenen Fitverfahren zu untersuchen. Im Mittelpunkt werden dabei die Fragenstehen, wie <strong>sehr</strong> die Fitergebnisse von der Stärke des Rauschens abhängen und ob e<strong>in</strong>eVerbesserung des Zeitauflösungsvermögens (Reichweite) erreicht wird. Speziell ist es immervon Interesse, ob das neue Verfahren Vorteile gegenüber dem ursprünglichen direktenZeitreihenfit aufweist. Um e<strong>in</strong>e möglichst gute Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu erreichen,werden alle Verfahren den <strong>in</strong> diesem Kapitel beschriebenen Tests unterzogen.5.1. VorgehensweiseAm Anfang steht immer e<strong>in</strong> <strong>Markov</strong>-Modell, von dem alle Übergangsraten bekannt s<strong>in</strong>d. Mitdiesem Modell wird e<strong>in</strong>e Zeitreihe simuliert, die vom Fitprogramm e<strong>in</strong>gelesen wird. DasProgramm soll dann die Übergangsraten des zu Grunde liegenden <strong>Markov</strong>-Modells aus derZeitreihe wiedergew<strong>in</strong>nen.In Abbildung 5.1.1 ist diese Vorgehensweise graphisch dargestellt.<strong>Markov</strong>-ModellSimulationder ZeitreiheAlter FitNeuer FitÜbergangsratenÜbergangsratenVergleichAbbildung 5.1.1: Vorgehensweise zum Vergleich der FitsEntscheidender Schritt ist immer der Vergleich der Ergebnisse und die Aussage darüber, obdas neue Verfahren besser ist als das alte.5.2. Simulation von Patch-Clamp-ZeitreihenUm Zeitreihen fitten zu können, wird zuerst e<strong>in</strong> Programm benötigt, das diese Zeitreihenerstellt. In der Arbeitsgruppe ist e<strong>in</strong> Simulationsprogramm, das auch Zeitreihen e<strong>in</strong>es Kanalsmit schnellen Übergangsraten zeitkont<strong>in</strong>uierlich erzeugen kann, vorhanden (Rießner, 1994;


Kapitel 5: Testmethoden 31Blunck et al., 1998). Es erlaubt also nicht nur Sprünge zu den Abtastzeitpunkten, sondernauch beliebig häufige Zustandswechsel zwischen zwei Messpunkten.Die simulierten Zeitreihen werden folgendermaßen erzeugt. Per Zufallsgenerator wird e<strong>in</strong>Zustand bestimmt, <strong>in</strong> dem das System startet. Dann werden zwei weitere zwischen 0 und 1gleichverteilte Zufallszahlen n 1 und n 2 benötigt. Aus der ersten wird die Länge desAufenthalts t <strong>in</strong> dem Anfangszustand bestimmt. Die Verteilung y r (t) der Aufenthaltslängen(dwell-time distribution) e<strong>in</strong>es Zustandes R r ist gegeben durch:y−λrtmitr( t)= e− krr= λr= ∑ k (5.1)rss≠rDie k rs stehen für die Übergangsraten vom Zustand R r <strong>in</strong> alle möglichen Zustände R s .Für die <strong>Bestimmung</strong> der Aufenthaltslänge t wird <strong>in</strong> Gleichung 5.1 y r (t) gleich der Zufallszahln 1 gesetzt und die Gleichung nach t aufgelöst.Aus der zweiten Zufallszahl wird der Zielzustand des nächsten Sprungs bestimmt. Dazuwird das Intervall [0;1] <strong>in</strong> Abschnitte der Länge k rs /λ unterteilt. Als Zielzustand R s wirdderjenige ausgewählt, <strong>in</strong> dessen Abschnitt die Zufallszahl n 2 fällt. Nach dem Sprung startetder Algorithmus von neuem mit der Erzeugung zweier Zufallszahlen.Die Antwort des Filters, die separat gespeichert ist, folgt auf jeden Sprung. Die Abfolgevon Sprüngen, die mit dem Zufallsgenerator erzeugt wurde, führt also zu e<strong>in</strong>er Summe vonzeitlich verzögerten Sprungantworten des Filters. Die Antworten der e<strong>in</strong>zelnen Sprüngewerden so lange <strong>in</strong> der Summe berücksichtigt, bis sie auf e<strong>in</strong>en Wert abgeklungen s<strong>in</strong>d, derkle<strong>in</strong>er ist als 1 Bit des D/A-Wandlers.Gegenüber e<strong>in</strong>em alternativen Algorithmus, der zu jedem Zeitpunkt entscheidet, ob undwoh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Sprung stattf<strong>in</strong>det, wird so e<strong>in</strong>e deutliche Verm<strong>in</strong>derung der benötigten Rechenzeiterreicht.Im Programm besteht die Möglichkeit, das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR, signal-tonoise-ratio)frei zu wählen. Def<strong>in</strong>iert ist das SNR als Quadrat des Verhältnisses derStromstärke e<strong>in</strong>es Kanals im Offen-Zustand I o zur Standardabweichung des Rauschens σ.⎛ Io= ⎜⎝ σDas Rauschen wird e<strong>in</strong>mal von e<strong>in</strong>em zusätzlichen Programm, mit dem es auch beliebiggefiltert werden kann, erzeugt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er separaten Datei gespeichert. Es wird dann vomSimulationsprogramm e<strong>in</strong>gelesen und der frisch erzeugten Zeitreihe mit dem gewählten SNRüberlagert.Ist die gewünschte Anzahl von Datenpunkten berechnet, wird die gesamte Zeitreihe <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em b<strong>in</strong>ären File abgelegt, dessen Format genau demjenigen entspricht, das <strong>in</strong> derArbeitsgruppe zur Speicherung gemessener Daten verwendet wird.⎞⎟⎠2SNR(5.2)


32 Kapitel 5: Testmethoden5.3. RauschabhängigkeitstestEs ist bei allen Patch-Clamp-Messungen das entscheidende Problem, dasH<strong>in</strong>tergrundrauschen so weit zu reduzieren, dass nicht die kle<strong>in</strong>en Änderungen im Kanalstromvöllig von ihm überlagert werden (Keunecke, 1995). Dennoch bleibt immer e<strong>in</strong>unvermeidbares Restrauschen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es natürlich erstrebenswert, dassdie Auswertungsprogramme trotz schlechten Signal-Rausch-Verhältnisses die richtigenErgebnisse liefern. Deswegen wird mit allen Verfahren der im folgenden beschriebeneRauschabhängigkeitstest durchgeführt, der Aussagen darüber liefern soll, wie schlecht dasSignal-Rausch-Verhältnis werden darf, bevor die Konvergenz des Fitalgorithmus sichverschlechtert.Für diesen Test werden die neun <strong>in</strong> der folgenden Abbildung dargestellten E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle verwendet, die alle die gleiche Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit der beiden Zuständevon 1:2 haben.Modell 1:Modell 2:C0,5 kHz1 kHzOC1 kHz2 kHzOModell 3:Modell 4:C2 kHz4 kHzOC5 kHz10 kHzOModell 5:Modell 6:C10 kHz20 kHzOC20 kHz40 kHzOModell 7:Modell 8:C50 kHz100 kHzOC100 kHz200 kHzO


Kapitel 5: Testmethoden 33Modell 9:C200 kHz400 kHzAbbildung 5.3.1: E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle des RauschabhängigkeitstestsOVon jedem der neun Modelle werden 135 Zeitreihen gefittet, wobei jede dieser Zeitreihen mite<strong>in</strong>em anderen Signal-Rausch-Verhältnis erzeugt wird. Das geschieht so, dass durchVeränderung des Abstandes zwischen den beiden Nom<strong>in</strong>alniveaus das Signal-Rausch-Verhältnis <strong>in</strong> 135 Schritten von 0,0225 auf 12,25 erhöht wird. Für jeden mit allen neun<strong>Markov</strong>-Modellen durchgeführten Rauschabhängigkeitstest werden also 1215 Zeitreihengefittet.Die Zeitreihen von jeweils 1 Million Datenpunkten werden mit dem im letzten Abschnittbeschriebenen Simulationsprogramm erzeugt. Bei e<strong>in</strong>er Abtastrate von 200 kHz liegt dieAbknickfrequenz des Filters bei 50 kHz.Als Anfangswerte für den Fit werden die tatsächlichen Raten verwendet. In dieser H<strong>in</strong>sichtf<strong>in</strong>det der Test also unter idealisierten Bed<strong>in</strong>gungen statt. Diese Vorgehensweise ist abers<strong>in</strong>nvoll, weil dadurch Verfahren, die schon unter günstigsten Umständen nicht die richtigenÜbergangsraten f<strong>in</strong>den, verworfen werden können. Bei Verfahren, die unter diesenVoraussetzungen gute Ergebnisse liefern, werden <strong>in</strong> den Kapiteln 10.5 und 13.3 auch Testsmit anderen Anfangswerten durchgeführt.5.4. ReichweitentestDie zweite Frage, die im Mittelpunkt steht, ist die, wie gut das Zeitauflösungsvermögen desVerfahrens ist, wie groß also die Übergangsraten zwischen den verschiedenen Zuständen des<strong>Markov</strong>-Modells se<strong>in</strong> dürfen, damit sie vom Fitverfahren noch richtig erkannt werden. Umdas festzustellen, wird der Reichweitentest durchgeführt. Bei ihm werden nur dieÜbergangsraten verändert und alle übrigen Parameter konstant gehalten. Gefittet werden die<strong>in</strong> Abbildung 5.4.1 dargestellten E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle. Die Übergangsraten werden <strong>in</strong> 250Schritten von 1 kHz /2 kHz auf 250 kHz /500 kHz erhöht. Damit haben alle Modelle e<strong>in</strong>eBesetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 1:2.Cn * 1 kHzn * 2 kHzOAbbildung 5.4.1: E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle des Reichweitentests (n=1...250)Auch hier bestehen die Zeitreihen aus 1 Million Punkten, die Abtastrate liegt bei 200 kHz, dieAbknickfrequenz des Besselfilters bei 50 kHz.Um die Reichweite unabhängig von den teilweise bei schlechtem Signal-Rausch-Verhältnis auftretenden Schwierigkeiten bestimmen zu können, wird bei allen Zeitreihen e<strong>in</strong>SNR von 12,25 gewählt. Dieser Wert ist der höchste beim Rauschabhängigkeitstestvorkommende.


34 Kapitel 5: TestmethodenAuch hier startet der Fit mit der gleichen Begründung wie <strong>in</strong> Abschnitt 5.3 mit dentatsächlichen Raten. Hat sich e<strong>in</strong> Verfahren sowohl beim Rauschabhängigkeits- als auch beimReichweitentest bewährt, muss es natürlich weiteren Tests unterzogen werden, bevorendgültige Aussagen getroffen werden können.


6. Test des Betafits6.1. E<strong>in</strong>leitungE<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>bar unmittelbar e<strong>in</strong>sichtiger Vorschlag zur Verbesserung desZeitauflösungsvermögens des direkten Zeitreihenfits stand am Anfang dieser Arbeit und ist <strong>in</strong>Kapitel 3.3 ausführlich beschrieben. Es ist der, das Amplitudenhistogramm f(y) <strong>in</strong> Gleichung2.1 durch Betaverteilungen anstatt durch Gaußverteilungen anzupassen. Umgesetzt wirddieser Ansatz durch folgende Änderung <strong>in</strong> der Prädiktionsgleichung:aki)=L∑= j 1k−1 ( )ji i(k)Es werden also e<strong>in</strong>fach die Gaußverteilungen f i (y) der Zustände i durch die nach Gleichung3.3 berechneten Betaverteilungen b i (y) ersetzt. Bei der ursprünglichen Aufspaltung desAmplitudenhistogramms <strong>in</strong> Gaußverteilungen wird nur die Niveauverbreiterung durchRauschen berücksichtigt, nicht aber die durch schnelles Schalten. Die nach Gleichung 2.4erhaltenen E<strong>in</strong>zelverteilungen f i (y) geben deswegen die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit der Zuordnunge<strong>in</strong>es gemessenen Stroms zu den Niveaus nicht exakt wieder. Wie Abbildung 3.3.1 zeigt,wird das Amplitudenhistogramm durch e<strong>in</strong>e Summe von Betaverteilungen wesentlich besserrepräsentiert. Die Fitstrategie, bei der anstatt <strong>in</strong> Gaußverteilungen <strong>in</strong> Betaverteilungenaufgespaltet wird, soll im folgenden abgekürzt als Betafit bezeichnet werden. Im Gegensatzdazu wird der ursprüngliche direkte Zeitreihenfit Gaußfit genannt.Die Fits dieses Kapitels bauen auf Voraussetzungen auf, die bei gemessenen Zeitreihennicht gegeben s<strong>in</strong>d: Erstens wird e<strong>in</strong>e Filterung erster Ordnung angenommen, und zweitenswird bei der Erstellung der Betaverteilungen davon ausgegangen, dass die Übergangsratenbereits bekannt seien. Nur unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen können die Betaverteilungen nach demAlgorithmus von Rießner (1998) berechnet werden. Bei simulierten Daten s<strong>in</strong>d dieseVoraussetzungen erfüllt, weil die wahren Übergangsraten bekannt se<strong>in</strong> müssen, um denErfolg des Verfahrens überprüfen zu können. Bei realen Messungen h<strong>in</strong>gegen ist es ja geradedas Ziel des Fitverfahrens, die vorher unbekannten Ratenkonstanten herauszuf<strong>in</strong>den. Für dieAnwendung dieses Verfahrens auf echte Messreihen muss also e<strong>in</strong>e andere Lösung zurBerechnung der Betaverteilungen gefunden werden.Trotzdem ist e<strong>in</strong> solches Vorgehen als erster Test des Verfahrens s<strong>in</strong>nvoll. Ergebennämlich, wie es hier der Fall ist, die Untersuchungen, dass das Verfahren schon unteridealisierten Bed<strong>in</strong>gungen nicht die erhofften Ergebnisse br<strong>in</strong>gt, braucht man sich um dieajpby((6.1)


36 Kapitel 6: Test des Betafitsweitere praktische Umsetzung ke<strong>in</strong>e Gedanken mehr zu machen, weil die Ergebnisse unterrealen Umständen noch schlechter wären.Bei der folgenden Untersuchung wird auf die <strong>in</strong> Kapitel 5.4 beschriebene Weisevorgegangen. Der Reichweitentest wird aber <strong>in</strong> etwas vere<strong>in</strong>fachter Form durchgeführt, weilschon so gezeigt werden kann, dass der Betafit die <strong>in</strong> ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt.Anstatt e<strong>in</strong>es Besetzungsverhältnisses von 1:2 wird e<strong>in</strong>es von 1:1 gewählt. Es werden also250 E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle gefittet mit den Übergangsraten:k CO =k OC =n*1 kHz( n=1...250)6.2. ErgebnisseIn Abbildung 6.2.1 s<strong>in</strong>d die Fitergebnisse des Betafits für Rate k CO im Vergleich mit denErgebnissen des Gaußfits und den tatsächlichen Übergangsraten dargestellt. Für Rate k OCergaben sich analoge Resultate.Fitergebnis k /kHz25020015010050GaußfitBetafitSollergebnis00 50 100 150 200 250kCO/kHzAbbildung 6.2.1: Ergebnisse von Gauß- und Betafit für Rate k CO von E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modellenmit k CO =k OC <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Größe der Übergangsraten, Abtastrate 200 kHz,Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50 kHz, SNR 12,25, Sollergebnis k CO =n*1 kHz(n=1...250)Bei kle<strong>in</strong>en k CO stimmen beide Fitverfahren gut mit den Sollergebnissen übere<strong>in</strong>. Je größeraber die Raten werden, desto weiter entfernen sich beide Verfahren von der Wahrheit. BeiÜbergangsraten von 150 kHz liefert der Betafit Ergebnisse im Bereich von 60 kHz, alsoschon e<strong>in</strong>e erhebliche Abweichung. Wenn die Raten noch <strong>schneller</strong> werden, ändern sich dieErgebnisse des Betafits nicht mehr.Der Gaußfit liefert auch zu langsame Übergangsraten. Bei ihm ist es aber nicht so, dassman für k CO zwischen 150 kHz und 250 kHz immer das gleiche Ergebnis bekommt, sonderndie Fitergebnisse steigen über den gesamten Bereich mit den tatsächlichen Raten an. BeiÜbergangsraten von 250 kHz liegen die Ergebnisse des Gaußfits immer noch <strong>in</strong> derGrößenordnung von 50% der tatsächlichen Raten, im Gegensatz zum Betafit, dessenResultate bei nur 25% liegen.


Kapitel 6: Test des Betafits 37Dem Betafit gel<strong>in</strong>gt es <strong>in</strong> dieser Versuchsreihe <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall, bessere Resultate zuerzielen als der Gaußfit. Stichprobenartige Untersuchungen mit anderenBesetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten, mehr Zuständen pro Kanal und e<strong>in</strong>er größeren Anzahl vonKanälen haben gezeigt, dass die Ergebnisse des Betafits im Vergleich zu denen des Gaußfitsje schlechter werden, desto komplizierter das der Zeitreihe zugrunde liegende <strong>Markov</strong>-Modellist. Darüber h<strong>in</strong>aus wird auch noch die Konvergenz des Betafits schlechter als die desGaußfits.Der Gaußfit liefert also e<strong>in</strong>deutig bessere Ergebnisse als der Betafit. Zu fragen ist aber, biszu welcher Größe der Übergangsraten die Ergebnisse des Gaußfits h<strong>in</strong>reichend genau s<strong>in</strong>d.Bei k CO =50 kHz erhält man e<strong>in</strong> Ergebnis von 40 kHz, also schon e<strong>in</strong>e Abweichung von 20 %.Mit <strong>schneller</strong>en k CO wird die relative Abweichung immer größer. Da die Fitergebnisse bisk CO =250 kHz mit den tatsächlichen Raten ansteigen, kann man zwar versuchen, den Fehlerper Korrekturfaktor herauszurechnen (Draber und Schultze, 1994), der S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>esFitverfahrens ist es aber, direkt die richtigen Ergebnisse zu liefern. In dieser H<strong>in</strong>sicht s<strong>in</strong>dAbweichungen von mehr als 20 % nicht tragbar. Zusätzlich ist zu bedenken, dass diegenannten Abweichungen beim E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell mit zwei gleichen Übergangsraten,also dem denkbar e<strong>in</strong>fachsten Modell, auftraten. Bei komplizierteren Modellen ist mit nochgrößeren Abweichungen zu rechnen. Es kann also festgehalten werden, dass Übergangsraten,die größer als 50 kHz s<strong>in</strong>d, vom Gaußfit nicht mehr sicher detektiert werden. Das Ziel dieserArbeit wäre damit erreicht, wenn es gelänge e<strong>in</strong> Verfahren zu entwickeln, das Übergangsratenvon mehr als 50 kHz noch richtig bestimmt.6.3. DiskussionIm folgenden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige simulierte und berechnete Amplitudenhistogramme undE<strong>in</strong>zelverteilungen dargestellt, anhand derer ich versuchen will, obige Beobachtungen zuerklären.A) B)gauss1beta1gauss2beta2Beta 1 Gauss 1Beta 2 Gauss 2NN0 I/pA 3,30 I/pA 3,3Abbildung 6.3.1: Gauß- und Beta-E<strong>in</strong>zelverteilungen des E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells bei e<strong>in</strong>erAbknickfrequenz des Besselfilters erster Ordnung von 50 kHz A) k OC =k CO =1 kHz, B) k OC =k CO =250 kHz


38 Kapitel 6: Test des BetafitsDas Beste, was man mit dem Betafit schafft, s<strong>in</strong>d Ergebnisse bei kle<strong>in</strong>en Übergangsraten, diegenauso gut wie die des Gaußfits s<strong>in</strong>d. Dass Gauß- und Betafit <strong>in</strong> diesem Bereich die gleichenErgebnisse erzielen, wird unmittelbar e<strong>in</strong>sichtig, wenn man <strong>in</strong> Abbildung 6.3.1.A dieVerteilungen des E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells mit k CO =k OC =1 kHz betrachtet. Übergangsraten von1 kHz s<strong>in</strong>d im Vergleich zur Abknickfrequenz des Filters von 50 kHz so langsam, dass dieTrägheit des Filters kaum e<strong>in</strong>e Rolle spielt. Gauß- und Betaverteilung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Bereichalso praktisch gleich und Gauß- und Betafit damit äquivalent.Anders liegen die D<strong>in</strong>ge dagegen beim E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell mit k CO =k OC =250 kHz,dessen auf e<strong>in</strong>s normierte E<strong>in</strong>zelverteilungen <strong>in</strong> Abbildung 6.3.1.B zu sehen s<strong>in</strong>d. DieBetaverteilung unterscheidet sich von der Gaußverteilung dadurch, dass das Maximum <strong>in</strong>Richtung der anderen Verteilung verschoben ist und die auf dieser Seite liegende Flanke starkabgeflacht ist.Um zu erkennen, was das für den Fitalgorithmus bedeutet, betrachten wir dieRekursionsgleichungen 2.3 für die Berechnung der Maximum-Likelihood <strong>in</strong> der auf das E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell zugeschnittenen Form.aakk( O)= a( C)= ak−1k−1( O)p( O)pOOOCffOC( y( ykk) + a) + ak−1k−1( C)p( C)pCOCCffOC( y( ykk))(6.2)Erfolgt vor dem Abtastpunkt k e<strong>in</strong> Sprung von O nach C, ist der Kanal im Zustand C. Damitdie Prädiktion richtig liegt, sollte also jetzt a k (C) groß und a k (O) kle<strong>in</strong> werden. AmFilterausgang liegt jedoch wegen der Trägheit des Filters noch nicht der zum Zustand Cgehörige Strom an, sondern e<strong>in</strong> Wert, der sich erst wenig von O <strong>in</strong> Richtung C bewegt hat.Wie <strong>in</strong> Abbildung 6.3.1.B zu sehen ist, s<strong>in</strong>kt die Betaverteilung b O (y k ) für diese Werte jedochnicht ab, sondern steigt sogar noch an. Es passiert also genau das Gegenteil, von dem waspassieren sollte. Obwohl das System längst im Zustand C ist, wächst <strong>in</strong> der Prädiktion dieWahrsche<strong>in</strong>lichkeit noch an, das System im Zustand O zu f<strong>in</strong>den. Sprünge werden also zuspät oder gar nicht erkannt, und die ermittelten Übergangsraten liegen zu niedrig. Genau dasist <strong>in</strong> Abbildung 6.2.1 zu beobachten.Bei der Gaußverteilung f O (y k ) <strong>in</strong> Abbildung 6.3.1.B h<strong>in</strong>gegen liegt das Maximum auf demNom<strong>in</strong>alwert des O-Zustandes. Bewegt sich der Stromwert am Filterausgang nur leicht <strong>in</strong>Richtung von Zustand C, bekommt man <strong>in</strong> der Prädiktion zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Abnahme derWahrsche<strong>in</strong>lichkeit a k (O), das System im Zustand O zu f<strong>in</strong>den, und e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Zunahme derWahrsche<strong>in</strong>lichkeit a k (C), dass das System <strong>in</strong> Zustand C ist.Auf Grund des beschriebenen Mechanismus enthalten die Gaußverteilungen mehrbrauchbare Information als die Betaverteilungen, und es ist erklärlich, dass der Gaußfit <strong>in</strong>weiten Bereichen besser konvergiert als der Betafit.


7. Verbesserte Variante des Betafits7.1. Unterschiedliche Verteilungen <strong>in</strong> Abhängigkeit von derÄnderung des StromwertesIm letzten Abschnitt hat sich gezeigt, dass durch e<strong>in</strong>faches E<strong>in</strong>setzen der über alle Zeitpunktegemittelten Betaverteilungen anstatt der Gaußverteilungen nicht die gewünschten Ergebnisseerzielt werden. Das Amplitudenhistogramm wird zwar durch die Summe der Betaverteilungenwesentlich besser angenähert als durch die Summe der Gaußverteilungen. Offensichtlichwerden die Betaverteilungen aber durch die Mittelung der Tatsache nicht gerecht, dass dasSystem zwischenzeitlich auch über e<strong>in</strong>e größere Anzahl von Zeitpunkten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zustandbleibt, während es <strong>in</strong> anderen Zeiträumen wesentlich häufiger zwischen den Zuständenspr<strong>in</strong>gt, als die Betaverteilung es wiedergibt.Solange sich das System auf e<strong>in</strong>em Leitfähigkeitsniveau bef<strong>in</strong>det, können sich dieMesswerte nur <strong>in</strong>nerhalb des durch das Rauschen verursachten Bereichs bewegen. Das heißt,die Messwerte liegen gaußverteilt um dieses Nom<strong>in</strong>alniveau. Erst wenn das System vondiesem Zustand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen spr<strong>in</strong>gt, beobachtet man den Effekt, der die Betaverteilungerzeugt: Zum nächsten Zeitpunkt wird wegen der Trägheit des Filters e<strong>in</strong> Wert gemessen, derzwischen den beiden Nom<strong>in</strong>alniveaus liegt, obwohl sich das System schon längst <strong>in</strong> demneuen Zustand aufhält. Um Sprünge möglichst sicher zu entdecken, muss versucht werden,diese Zwischenwerte dem Zielzustand des Sprungs zuzuordnen.Die Schwierigkeit bei dieser Zuordnung liegt dar<strong>in</strong>, dass Messwerte zwischen denNom<strong>in</strong>alniveaus der Zustände nicht nur durch Wechsel von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> den anderen Zustandsondern auch durch Rauschen erzeugt werden. Um herauszuf<strong>in</strong>den, welchen von diesenZwischenwerten e<strong>in</strong> Zustandswechsel zuzuordnen ist, müsste e<strong>in</strong> Sprungdetektor angewendetwerden. Bei Sprungdetektoren treten jedoch Probleme auf, die durch den direktenZeitreihenfit gerade umgangen werden sollen (missed events, Schultze und Draber, 1993).Hier wird deswegen e<strong>in</strong> <strong>sehr</strong> e<strong>in</strong>faches Kriterium zur Zuordnung der Messwerteherangezogen, das sich nur auf die Änderung des Stromwerts vom letzten zu diesemAbtastzeitpunkt bezieht. Für alle Zustände i wird ausgewertet, ob sich der Stromwert<strong>in</strong>nerhalb des Abtast<strong>in</strong>tervalls (k-1)∆t bis k∆t dem Nom<strong>in</strong>alniveau Y(i) des Zustandes iangenähert hat. Hat er sich angenähert, so ist dies e<strong>in</strong> Anhaltspunkt dafür, dass das System zudiesem Zustand h<strong>in</strong>gesprungen se<strong>in</strong> könnte. In der Prädiktion wird deswegen der Stromwerty k den Zuständen i, deren Nom<strong>in</strong>alniveaus sich der Stromwert angenähert hat, mit denBetaverteilungen b i (y) zugeordnet. In allen anderen Fällen erfolgt die Zuordnung wie beimursprünglichen direkten Zeitreihenfit mit Gaußverteilungen.Das Kriterium der Annäherung des Stromwerts an die Nom<strong>in</strong>alniveaus ist natürlich nicht<strong>sehr</strong> aussagekräftig, weil die Annäherung genauso gut vom Rauschen wie von e<strong>in</strong>em Sprung


40 Kapitel 7: Verbesserte Variante des Betafitsdes Systems verursacht worden se<strong>in</strong> kann. Es könnte aber se<strong>in</strong>, dass sich der E<strong>in</strong>fluss desRauschens im statistischen Mittel weghebt und dass mit dem Kriterium deswegen dochbessere Fitergebnisse erzielt werden.In der Prädiktionsgleichung 2.3 führt die Berücksichtigung der Annäherung zu folgenderÄnderung:a ( i)=La⎧ g⎪( j)p * ⎨(y )i k∀i:y | − | Y(i)- y| Y(i)-kk −1ji∑= ⎪b ∀−


Kapitel 7: Verbesserte Variante des Betafits 417.2. Ergebnisse des RauschabhängigkeitstestsZuerst wird der Rauschabhängigkeitstest aus Kapitel 5.3 mit den dort beschriebenen E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modellen durchgeführt, die alle e<strong>in</strong>e Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit der beidenZustände von 1:2 haben. Sie unterscheiden sich nur <strong>in</strong> der Größe der Übergangsraten. InAbbildung 5.3.1 s<strong>in</strong>d alle Modelle graphisch dargestellt. Um jedoch e<strong>in</strong> dauerndesNachschlagen zu verh<strong>in</strong>dern, s<strong>in</strong>d hier h<strong>in</strong>ter allen Modellen die Übergangsraten <strong>in</strong>Klammern angegeben.Die wesentliche Erkenntnis, die durch den Rauschabhängigkeitstest gewonnen wird, istdie, dass der Gaußfit wesentlich unempf<strong>in</strong>dlicher gegenüber e<strong>in</strong>em schlechten Signal-Rausch-Verhältnis ist als der Betafit. Die Ergebnisse des Gaußfits ändern sich zwischen SNR 0,5 und12,25 praktisch gar nicht. Der Betafit h<strong>in</strong>gegen braucht mit <strong>schneller</strong> werdendenÜbergangsraten e<strong>in</strong> immer besseres Signal-Rausch-Verhältnis, um die richtigen Ergebnisse zuerzielen.Im e<strong>in</strong>zelnen werde ich die Ergebnisse anhand der Modelle 3 (2/4 kHz) und 7 (50/100kHz) beschreiben. Bei Modell 3 liegt die höchste Übergangsrate des Modells bei weniger als10% der Abknickfrequenz des Tiefpassfilters. Es ist also, ähnlich wie <strong>in</strong> Abbildung 6.3.1.A,noch ke<strong>in</strong>e Abweichung zwischen Gauß- und Betaverteilung zu erkennen. Es ist folglich zuerwarten, dass die Resultate von Gauß- und Betafit übere<strong>in</strong>stimmen. Solange nämlich GaußundBetaverteilungen gleich s<strong>in</strong>d, besteht ke<strong>in</strong> Unterschied zwischen den Verfahren. InAbbildung 7.2.1 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse des Betafits für Modell 3 (2/4 kHz) im Vergleich mitdenen des Gaußfits dargestellt.4BetafitGaußfit8BetafitGaußfitFitergebnisse koc/kHz2Fitergebnisse kco/kHz400 5 SNR 10 15A) B)Abbildung 7.2.1: Ergebnisse von Gauß- und Betafit für Modell 3 <strong>in</strong> Abhängigkeit vom SNR,Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50 kHz A) Sollergebnis Ratek OC : 2 kHz, B) Sollergebnis Rate k CO : 4 kHzTatsächlich ist sowohl bei Rate k OC als auch bei Rate k CO die Abweichung der gefittetenRaten beider Verfahren von den Sollergebnissen mit unter 5% kle<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>zige Ausnahme ist00 5 SNR 10 15


42 Kapitel 7: Verbesserte Variante des BetafitsRate k OC bei schlechtem Signal-Rausch-Verhältnis: Hier weicht der Betafit deutlich mehr vonden Sollergebnissen ab als der Gaußfit.Wesentlich stärker wird diese Abhängigkeit des Betafits vom Signal-Rausch-Verhältnis,wenn <strong>in</strong> der Zeitreihe schnelles Schalten vorkommt. Die Beobachtungen für <strong>schneller</strong>eÜbergangsraten werden anhand des Modells 7 (50/100 kHz) erläutert.A) B)100BetafitGaußfit200BetafitGaußfitFitergebnisse koc/kHz50Fitergebnisse kco/kHz10000 5 SNR 10 1500 5 SNR 10 15Abbildung 7.2.2: Ergebnisse von Gauß- und Betafit für Modell 7 <strong>in</strong> Abhängigkeit vom SNR,Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50 kHz A) Sollergebnis Ratek OC : 50 kHz, B) Sollergebnis Rate k CO : 100 kHzDie Ergebnisse des Gaußfits hängen hier ebenfalls nur wenig vom Signal-Rausch-Verhältnisab. Sie stimmen allerd<strong>in</strong>gs nicht mehr wie bei langsameren Übergangsraten exakt mit denSollergebnissen übere<strong>in</strong>, sondern liegen um 20% zu niedrig. Positiv fällt auf, dass dieErgebnisse auch bei e<strong>in</strong>em Signal-Rausch-Verhältnis von weniger als 1 nicht schlechterwerden.Das ist nämlich beim Betafit der Fall. Dort s<strong>in</strong>d die Fitergebnisse erst ab e<strong>in</strong>em SNR von 4annähernd konstant, unter SNR 2 liegen sie völlig falsch. Dafür s<strong>in</strong>d die Ergebnisse, solangedas Signal-Rausch-Verhältnis gut genug ist, wesentlich näher an den Sollergebnissen.


Kapitel 7: Verbesserte Variante des Betafits 43Um diese Abhängigkeit des Betafits vom Signal-Rausch-Verhältnis zu erklären, s<strong>in</strong>dnachfolgend die Gaußverteilungen und die Betaverteilungen des Modells 7 (50/100 kHz)dargestellt.GaußverteilungenBetaverteilungenN0 I/pA 3,3Abbildung 7.2.3: Gaußverteilungen und Betaverteilungen des Modells 7 (50/100 kHz) bei e<strong>in</strong>emSNR von 1In Abbildung 7.1.1, <strong>in</strong> der Gauß- und Betaverteilungen sich deutlich unterscheiden, liegt dasSignal-Rausch-Verhältnis bei 25. E<strong>in</strong> derartig gutes Signal-Rausch-Verhältnis ist jedoch beiMessungen nicht zu erreichen. Wie die Verteilungen bei schlechterem SNR aussehen ist <strong>in</strong>Abbildung 7.2.3 am Beispiel der Gauß- und Betaverteilungen des Modells 7 (50/100 kHz) beie<strong>in</strong>em SNR von 1 zu sehen. Die Maxima der Betaverteilungen s<strong>in</strong>d zwar immer nochgegenüber den Nom<strong>in</strong>alniveaus verschoben, die Abflachung der Flanken ist aber nicht mehrzu erkennen. Abgesehen von der Verschiebung haben Gauß- und Betaverteilungen alsopraktisch die gleiche Form.Damit tritt bei e<strong>in</strong>em schlechten Signal-Rausch-Verhältnis aber das Charakteristische desBetafits, nämlich der deutliche Unterschied zwischen Gauß- und Betaverteilungen, <strong>in</strong> denH<strong>in</strong>tergrund. Erst wenn das SNR besser wird, unterscheiden sich die Verteilungen deutlich.Dann liefert der Betafit, wie Abbildung 7.2.2 zeigt, aber auch bessere Ergebnisse als derGaußfit.Im nächsten Abschnitt sollen nun Aussagen über das Zeitauflösungsvermögen des Betafitsgetroffen werden.7.3. Ergebnisse des ReichweitentestsDie Leistungsfähigkeit des Verfahrens bei schnellem Schalten wird mit dem <strong>in</strong> Kapitel 5.4beschriebenen Reichweitentest überprüft. Es werden also 250 E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle mitden Übergangsraten k OC =n*1 kHz und k CO =n*2 kHz (n=1...250) gefittet. In Abbildung 7.3.1s<strong>in</strong>d die Ergebnisse von Gauß- und Betafit im Vergleich mit den Sollergebnissen dargestellt.Abbildung 7.3.2 zeigt noch e<strong>in</strong>mal die Ergebnisse beider Fits sowie die tatsächlichenRaten. Um Abweichungen bei kle<strong>in</strong>en Übergangsraten besser erkennen zu können, ist dieseDarstellung jedoch auf den Bereich beschränkt, <strong>in</strong> dem auch der Betafit noch nah an derWahrheit liegt.


44 Kapitel 7: Verbesserte Variante des BetafitsA) B)Fitergebnis koc/kHz1200900600300BetafitGaußfitSollergebnisFitergebnis kco/kHz200015001000500BetafitGaußfitSollergebnis000 50 100 150 200 250koc/kHz0 100 200 300 400 500kco/kHzAbbildung 7.3.1: Ergebnisse von Gauß- und Betafit <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Größe derÜbergangsraten, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50 kHz,SNR 12,25 A) Sollergebnis Rate k OC = n*1 kHz, B) Sollergebnis Rate k CO =n*2 kHz (n=1...250)A) B)160Betafit280BetafitGaußfitGaußfitFitergebnis koc/kHz1208040SollergebnisFitergebnis kco/kHz21014070Sollergebnis00 50 100koc/kHz00 100 200kco/kHzAbbildung 7.3.2: Ergebnisse von Gauß- und Betafit <strong>in</strong> Abhängigkeit von den Übergangsraten ,Ausschnitt aus Abbildung 7.3.1, A) Rate k OC , B) Rate k CODer Gaußfit bestätigt <strong>in</strong> Abbildung 7.3.1 die Ergebnisse aus Abbildung 6.2.1. Je größer k OCund k CO werden, desto weiter bewegt er sich vom gesuchten Wert weg, bis er bei denschnellsten Raten von 500 kHz ungefähr 250 kHz also 50% liefert. Der Abstand zwischentatsächlicher und gefitteter Rate wird zwar immer größer, zum<strong>in</strong>dest steigen die Fitergebnisseaber kont<strong>in</strong>uierlich mit den tatsächlichen Raten an.Der Betafit h<strong>in</strong>gegen liegt, wie Abbildung 7.3.2 zeigt, wesentlich näher bei denSollergebnissen als der Gaußfit, solange die Übergangsraten nicht zu groß werden (k OC


Kapitel 7: Verbesserte Variante des Betafits 45(k OC >150 kHz, k CO >300 kHz), so brechen, wie <strong>in</strong> Abbildung 7.3.1 zu sehen ist, dieErgebnisse <strong>sehr</strong> abrupt nach oben aus und liegen im Bereich zwischen 1 und 2 GHz. E<strong>in</strong>Zusammenhang zwischen den tatsächlichen Raten und den Ergebnissen ist nicht mehr zuerkennen. Es tritt hier e<strong>in</strong> Effekt e<strong>in</strong>, auf den <strong>in</strong> Kapitel 10.3 genauer e<strong>in</strong>gegangen wird: Fastalle Werte liegen zwischen den Nom<strong>in</strong>alniveaus, also im Bereich der Betaverteilungen.Dadurch wird allen Zeitpunkten e<strong>in</strong> Sprung zugeordnet und man erhält viel zu hoheErgebnisse.Es hat sich also gezeigt, dass mit dem neuen Betafit Übergangsraten bis 200 kHz bessererkannt werden als mit dem Gaußfit, sofern das Signal-Rausch-Verhältnis gut genug ist. Imfolgenden Kapitel soll überprüft werden, ob sich die Ergebnisse durch Wahl e<strong>in</strong>er anderenGaußverteilung g i (y) noch weiter verbessern lassen.


8. Der verbesserte Betafit mit anderenGaußverteilungen8.1. Andere Normierung der Gaußverteilungen g i (y) ausGleichung 7.28.1.1. E<strong>in</strong>leitungIn Abbildung 7.3.2 hat sich gezeigt, dass der Betafit zwar wesentlich näher an denSollergebnissen liegt als der Gaußfit, wenn die Übergangsraten kle<strong>in</strong>er als 200 kHz s<strong>in</strong>d.Trotzdem ist es so, dass auch der Betafit die Übergangsraten teilweise um mehr als 10 %unterschätzt. Wenn aber die Übergangsraten unterschätzt werden, liegt das daran, dass e<strong>in</strong>Teil der Sprünge <strong>in</strong> der Zeitreihe nicht erkannt wird. Um zu erkennen, wie dementgegengewirkt werden kann, muss nochmals Gleichung 7.1 betrachtet werden. Der S<strong>in</strong>ndieser Gleichung ist es, dass die Messwerte, bei denen e<strong>in</strong> Sprung stattf<strong>in</strong>det, mit denBetaverteilungen b i (y) dem Zielzustand des Sprungs zugeordnet werden. Nun zeigt aber e<strong>in</strong>Blick <strong>in</strong> Abbildung 7.1.1, dass das Maximum der Gaußverteilung g i (y) wesentlich größer istals das Maximum der Betaverteilung b i (y). Die Betaverteilungen s<strong>in</strong>d also im Vergleich zuden Gaußverteilungen untergewichtet, und es ist erklärlich, dass nicht alle Sprünge erkanntwerden. In diesem Abschnitt soll untersucht werden, ob sich die Ergebnisse des Betafitsverbessern, wenn die Gaußverteilungen g i (y) so normiert werden, dass die Maxima mit denMaxima der Betaverteilungen b i (y) übere<strong>in</strong>stimmen.Es werden also jetzt <strong>in</strong> Gleichung 7.1 anstatt der Gaußverteilungen g i (y) aus Gleichung 7.2folgende Gaußverteilungen g i N (y) verwendet:2F ⎛N( y − Y ( i))⎞gi( y)= exp⎜⎟mit F =222π σ ⎝ σi ⎠imax( b ( y))max( gii( y))(8.1)Zur Veranschaulichung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 8.1.1 die Gaußverteilungen g i N (y) und dieBetaverteilungen b i (y) e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells graphisch dargestellt.


Kapitel 8: Der verbesserte Betafit mit anderen Gaußverteilungen 47GaußverteilungenBetaverteilungenN0 I/pA 3,3Abbildung 8.1.1: Gaußverteilungen g i N nach Gleichung 8.1 und Betaverteilungen b i des E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells mit k OC =k CO =250 kHz, Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50 kHz,SNR 25Ob die Verwendung der Gaußverteilungen g i N (y) tatsächlich Vorteile br<strong>in</strong>gt, soll mit Hilfe desReichweitentests festgestellt werden.Fitergebnis koc/kHz8.1.2. Ergebnisse des ReichweitentestsEs werden wieder die 250 E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle des Reichweitentests aus Kapitel 5.4 mitden Übergangsraten k OC =n*1 kHz und k CO =n*2 kHz (n=1...250) gefittet. Abbildung 8.1.2 undAbbildung 8.1.3 zeigen die Ergebnisse beider Betafits.Abbildung 8.1.3 ist e<strong>in</strong> Ausschnitt aus Abbildung 8.1.2 und ist beschränkt auf kle<strong>in</strong>eÜbergangsraten.A) B)16001200800400Betafit nach Gl. 7.2Betafit nach Gl. 8.1SollergebnisFitergebnis kco/kHz200015001000500Betafit nach Gl. 7.2Betafit nach Gl. 8.1Sollergebnis00 50 100 150 200 250koc/kHz00 100 200 300 400 500kco/kHzAbbildung 8.1.2: Ergebnisse von Betafit nach Gl. 7.2 und Betafit nach Gleichung 8.1 <strong>in</strong>Abhängigkeit von der Größe der Übergangsraten, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz dese<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis k OC = n*1 kHz, B) Sollergebnisk CO =n*2 kHz (n=1...250)


48 Kapitel 8: Der verbesserte Betafit mit anderen GaußverteilungenA) B)160Betafit nach Gl. 7.2Betafit nach Gl. 8.1Sollergebnis280Betafit nach Gl. 7.2Betafit nach Gl. 8.1SollergebnisFitergebnis koc/kHz1208040Fitergebnis kco/kHz2101407000 50 100koc/kHz00 100 200kco/kHzAbbildung 8.1.3: Ergebnisse von Betafit nach Gl. 7.2 und Betafit nach Gl. 8.1, Ausschnitt ausAbbildung 8.1.2, A) Rate k OC , B) Rate k COAbbildung 8.1.3 zeigt, dass der gewünschte Effekt bei kle<strong>in</strong>en Übergangsraten (k OC


Kapitel 8: Der verbesserte Betafit mit anderen Gaußverteilungen 498.2. Verschiebung der Gaußverteilungen g i (y) ausGleichung 7.28.2.1. E<strong>in</strong>leitungDas wesentlich größere Problem als die Abweichungen bei kle<strong>in</strong>en Übergangsraten, denen imletzten Abschnitt durch e<strong>in</strong>e andere Normierung der Gaußverteilungen g i (y) aus Gleichung7.2 entgegengesteuert werden sollte, ist das Ausbrechen der Ergebnisse, das sich <strong>in</strong> denAbbildungen 7.3.1 und 8.1.2 bei großen Übergangsraten gezeigt hat. Dieses Ausbrechen rührtdaher, dass bei schnellem Schalten durch die Trägheit des Filters die Nom<strong>in</strong>alniveaus nichtmehr erreicht werden, sondern alle Werte im Bereich zwischen den Niveaus liegen. Beidiesen Zwischenwerten wird aber <strong>in</strong> Gleichung 7.1 durch die Betaverteilungen b i (y) mitbesonders großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong> Sprung angenommen. Dadurch s<strong>in</strong>d bei schnellenRaten die Betaverteilungen b i (y) gegenüber den Gaußverteilungen g i (y) übergewichtet und dieÜbergangsraten werden zu hoch e<strong>in</strong>geschätzt. Diese Übergewichtung soll hier dadurchvermieden werden, dass die Gaußverteilung g i (y) so verschoben werden, dass das Maximumder verschobenen Verteilung g v i (y) auf dem Stromwert y max (b i ) des Maximums derBetaverteilung b i (y) liegt. Es werden also die folgenden Verteilungen g v i (y) <strong>in</strong> Gleichung 7.1e<strong>in</strong>gesetzt:21 ⎛ ( ( )) ⎞vy − y bmax ig ( y)= exp⎜⎟(8.2)i222π σ ⎝ σi ⎠iAuch diese Gaußverteilungen g i v (y) s<strong>in</strong>d im Vergleich mit den Betaverteilungen b i (y) <strong>in</strong> derfolgenden Abbildung dargestellt.GaußverteilungenBetaverteilungenN0 I/pA 3,3Abbildung 8.2.1: Gaußverteilungen g i v nach Gleichung 8.2 und Betaverteilungen b i des E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells mit k OC =k CO =250 kHz, Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50 kHz,SNR 25


50 Kapitel 8: Der verbesserte Betafit mit anderen GaußverteilungenOb durch diese Maßnahme das Zeitauflösungsvermögen des Betafits erhöht wird, zeigt erneutder Reichweitentest.Fitergebnis koc/kHz8.2.2. Ergebnisse des ReichweitentestsAbbildung 8.2.2 zeigt die Ergebnisse des Reichweitentests des Betafits mit denGaußverteilungen g i v (y) nach Gleichung 8.2 und des Betafits mit den Gaußverteilungen g i (y)nach Gleichung 7.2. Zum Vergleich s<strong>in</strong>d auch die Resultate des Gaußfits noch e<strong>in</strong>maldargestellt.A) B)28021014070Betafit nach Gl. 7.2GaußfitSollergebnisBetafit nach Gl. 8.2Fitergebnis kco/kHz520390260130Betafit nach Gl. 7.2GaußfitSollergebnisBetafit nach Gl. 8.200 50 100 150 200 250koc/kHz00 100 200 300 400 500kco/kHzAbbildung 8.2.2: Ergebnisse von Betafit nach Gl. 7.2, Betafit nach Gl. 8.2 und Gaußfit <strong>in</strong>Abhängigkeit von der Größe der Übergangsraten, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz dese<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis Rate k OC = n*1 kHz, B) SollergebnisRate k CO =n*2 kHz (n=1...250)Es ist also durch das Verschieben der Gaußverteilungen tatsächlich gelungen, das Ausbrechender Ergebnisse zu verh<strong>in</strong>dern, wie <strong>in</strong> Abbildung 8.2.2 zu sehen ist. Dafür liegen dieErgebnisse jetzt aber viel zu tief. Bei Rate k OC s<strong>in</strong>d sie etwas und bei Rate k CO sogar deutlichschlechter als die Ergebnisse des Gaußfits. Offensichtlich ist das Verschieben derGaußverteilungen also ke<strong>in</strong> probates Mittel, um den Betafit zu verbessern.Der Grund für dieses Scheitern ist der gleiche wie der für das Scheitern des Betafits <strong>in</strong>Kapitel 6. Die Maxima von sowohl Gauß- als auch Betaverteilung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Richtung desanderen Nom<strong>in</strong>alniveaus verschoben. Spr<strong>in</strong>gt das System nun von O nach C, sollte dieWahrsche<strong>in</strong>lichkeit a k (C), das System im Zustand C zu f<strong>in</strong>den, steigen. Zuerst wächst jedochnoch a k (O). Es passiert also genau das Falsche und e<strong>in</strong> großer Teil der Sprünge wirddeswegen nicht erkannt. Genauer ist auf dieses Problem <strong>in</strong> Kapitel 6.3 e<strong>in</strong>gegangen.


Kapitel 8: Der verbesserte Betafit mit anderen Gaußverteilungen 518.3. FolgerungenDieses Kapitel hat gezeigt, dass es weder durch Verschieben noch durch e<strong>in</strong>e neueNormierung der Gaußverteilungen g i (y) aus Gleichung 7.2 gelungen ist, dieLeistungsfähigkeit des Betafits aus Kapitel 7 zu erhöhen. Der verbesserte Betafit aus Kapitel7 ist damit das Beste was bisher erreicht wurde. Beantwortet werden muss jedoch noch dieFrage, ob dieser Betafit aus Kapitel 7 überhaupt e<strong>in</strong>en Fortschritt gegenüber dem Gaußfitdarstellt.Der Reichweitentest <strong>in</strong> Abbildung 7.3.2 hat gezeigt, dass die Ergebnisse des Betafits <strong>in</strong>weiten Bereichen näher an der Wahrheit liegen als die des Gaußfits. Allerd<strong>in</strong>gs hat derRauschabhängigkeitstest ergeben, dass diese Vorteile des Betafits nur dann vorliegen, wenndas Signal-Rausch-Verhältnis gut genug ist. So musste das SNR bei m<strong>in</strong>destens 3 liegen,damit die Betafits Übergangsraten von 50 kHz und 100 kHz erkennen (Abbildung 7.2.2). BeiModellen mit k CO =200 kHz, wurde schon e<strong>in</strong> SNR von 5 benötigt.Nun ist e<strong>in</strong> Signal-Rausch-Verhältnis von 5 <strong>in</strong> Patch-Clamp-Messungen durchausmachbar, und mit e<strong>in</strong>er Reichweite von 200 kHz wäre das Zeitauflösungsvermögengegenüber der <strong>in</strong> Kapitel 6.2 festgestellten Reichweite des Gaußfits von 50 kHz schon um denFaktor 4 erhöht. Zu bedenken ist aber, dass die Untersuchungen des Kapitels sich nur auf dasE<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell bezogen. Stichprobenartige Untersuchungen bei komplizierterenModellen haben gezeigt, dass die Abhängigkeit vom Signal-Rausch-Verhältnis starkzunimmt. So muss z.B. bei e<strong>in</strong>em Fünf-Zustands-Modell das SNR schon bei m<strong>in</strong>destens 10liegen, damit der Betafit bessere Ergebnisse f<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong> so gutes Signal-Rausch-Verhältnis istjedoch bei Messungen nicht mehr ohne weiteres zu erreichen.Damit ist der Bereich, <strong>in</strong> dem der Betafit bei e<strong>in</strong>em vertretbaren Signal-Rausch-Verhältnisbessere Ergebnisse liefert, auf das Zwei-Zustands-Modell beschränkt. Zusätzlich liefen dieFits noch unter idealisierten Bed<strong>in</strong>gungen ab, weil bei der Berechnung der Betaverteilungendavon ausgegangen wurde, dass die Übergangsraten bereits bekannt seien. Dies ist aber nurbei simulierten Zeitreihen gegeben. Es ist folglich davon auszugehen, dass die Ergebnisse beiechten Messreihen noch schlechter würden.E<strong>in</strong> Verfahren, das e<strong>in</strong>en so e<strong>in</strong>geschränkten E<strong>in</strong>satzbereich hat, ist aber von wenigInteresse. Der Ansatz, die Gaußverteilungen e<strong>in</strong>fach durch Betaverteilungen zu ersetzen, wirddeswegen jetzt aufgegeben. Letztlich liegt der Haken wohl dar<strong>in</strong>, dass im direktenZeitreihenfit e<strong>in</strong>e Vorhersage von diesem Zeitpunkt auf den nächsten benötigt wird, dieBetaverteilung aber nur e<strong>in</strong>e über alle Zeitpunkte gemittelte Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit angebenkann.Im nächsten Kapitel wird versucht, den E<strong>in</strong>fluss des Filters an e<strong>in</strong>er anderen Stelle derPrädiktionsgleichung zu berücksichtigen.


9. Der PrädiktionsfitIn Kapitel 8 wurde für jeden e<strong>in</strong>zelnen Punkt der Zeitreihe ausgewertet, ob der aktuelleStrommesswert sich im Vergleich zum vorhergehenden dem Nom<strong>in</strong>alniveau e<strong>in</strong>es Zustandesangenähert hat, um das als H<strong>in</strong>weis darauf zu werten, dass das System zu diesem Zustandh<strong>in</strong>gesprungen se<strong>in</strong> könnte. Der Nachteil dieses Verfahrens liegt dar<strong>in</strong>, dass Änderungen desStrommesswerts sowohl durch Änderungen des Kanalstroms als auch durch Rauschenverursacht werden und diese beiden Ursachen <strong>in</strong>sbesondere bei schlechtem Signal-Rausch-Verhältnis nur schlecht ause<strong>in</strong>andergehalten werden können.Hier soll jetzt die Auswahl der Verteilung an die Prädiktion gekoppelt werden. Auf diePrädiktionsgleichung 2.3 hat das folgende Auswirkungen:⎧Lg (y ) für i = j⎪ i k(9.1)a ( i)= a ( j)p *kk −1ji ⎨∑= j 1⎪gv(y ) für i ≠ j⎩ ji kWird die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit p ii für e<strong>in</strong>en Verbleib des Systems im Zustand i bestimmt,kommt wie beim ursprünglichen Gaußfit die auf e<strong>in</strong>s normierte Gaußverteilung g i (y), derenMaximum auf dem Nom<strong>in</strong>alniveau Y(i) des Zustandes i liegt, zum E<strong>in</strong>satz.g ( y)i1⎛ 1exp⎜−⎝ 2( y − Y ( i))σ=22π σii2⎞⎟⎠(9.2)Durch σ i wird der Effektivwert des Rauschens des Zustandes i angegeben.Bei der Berechnung der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit p ji , dass das System vom Zustand j <strong>in</strong> denZustand i wechselt, wird h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e verschobene Gaußverteilung g ji v (y) verwendet. Imfolgenden soll diese verschobene Gaußverteilung Sprungverteilung genannt werden. Auch dieSprungverteilung g ji v (y) ist auf e<strong>in</strong>s normiert, problematisch ist aber die Frage, wo dasMaximum liegen soll.Bei jedem Sprung des Systems erzeugt die Trägheit des Filters e<strong>in</strong>ige Stromwerte, diezwischen den Nom<strong>in</strong>alniveaus der Zustände j und i liegen, obwohl das System sich schon imZustand i bef<strong>in</strong>det. Damit Sprünge besser erkannt werden, ist es das Ziel, dieseZwischenwerte schon dem neuen Zustand i zuzuordnen.


Kapitel 9: Der Prädiktionsfit 53Die Position S ji des Maximums der Sprungverteilung, die <strong>in</strong> Gleichung 9.3 <strong>in</strong> Abhängigkeitvon dem Positionsfaktor γ angegeben ist, muss also irgendwo zwischen dem Nom<strong>in</strong>alniveauY(j) des alten Zustandes und dem Nom<strong>in</strong>alniveau Y(i) des neuen Zustandes se<strong>in</strong>:S ji( γ ) = Y ( j)+ γ *( Y ( i)− Y ( j))mit 0 ≤ γ ≤ 1(9.3)Für jeden Übergang vom Zustand j <strong>in</strong> den Zustand i kommt also e<strong>in</strong>e eigene Sprungverteilungg ji v (y) zum E<strong>in</strong>satz, die durch folgende Gleichung beschrieben wird:gvji( y)1⎛ ( y − S ( γji))exp⎜−⎝ 2σi=22π σi2⎞⎟⎠(9.4)Nach Gleichung 9.3 gilt S ji (γ)=Y(i) für γ=1. Die Sprungverteilung g ji v (y) (Gleichung 9.4) gehtdann <strong>in</strong> g i (y) (Gleichung 9.2) über. Durch den Grenzfall γ=1 wird also genau derursprüngliche direkte Zeitreihenfit beschrieben, bei dem auch die Sprungverteilungen auf denNom<strong>in</strong>alniveaus liegen.Die geeignete <strong>Bestimmung</strong> des Positionsfaktors γ <strong>in</strong> Gleichung 9.3 wird uns im weiterenausführlich beschäftigen. Im folgenden Kapitel wird als erstes die naheliegende Möglichkeitgetestet, den Positionsfaktor γ= 1 / 2 zu setzen.Die Variante des direkten Zeitreihenfits, bei der die Verteilungen nach Gleichung 9.1gewählt werden, heißt ab jetzt Prädiktionsfit. Im Gegensatz dazu wird der ursprünglichedirekte Zeitreihenfit weiterh<strong>in</strong> Gaußfit genannt.


10. Test des Prädiktionsfits mit demPositionsfaktor γ= 1 / 2Bei allen Tests dieses Kapitels werden die E<strong>in</strong>zelverteilungen des Prädiktionsfits nachGleichung 9.1 gewählt. Die Positionen der Sprungverteilungen g ji v (y) (Gleichung 9.4) werdenmit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 nach Gleichung 9.3 bestimmt.10.1. RauschabhängigkeitstestZuerst wird der <strong>in</strong> Kapitel 5.3 beschriebene Rauschabhängigkeitstest durchgeführt. Mitdiesem Test soll e<strong>in</strong>e Aussage darüber herbeigeführt werden, ob der Prädiktionsfit ebenfallsdie starke Abhängigkeit vom Signal-Rausch-Verhältnis zeigt, die beim Betafit negativaufgefallen war (Abbildung 7.2.2). Für die folgenden Tests werden Zeitreihen verwendet, diemit e<strong>in</strong>em Besselfilter vierter Ordnung gefiltert wurden.Erfreuliches Ergebnis des Rauschabhängigkeitstests ist es, dass diese Abhängigkeit beiallen Modellen verschwunden ist. Durchgängig ist die Abhängigkeit vom Signal-Rausch-Verhältnis beim Prädiktionsfit genau so ger<strong>in</strong>g wie beim Gaußfit. Beispielhaft s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>Abbildung 10.1.1 nur die Ergebnisse für das Modell 6 (20/40 kHz) im Vergleich mit denErgebnissen des Gaußfits dargestellt.A) B)40PrädiktionsfitGaußfit80PrädiktionsfitGaußfitFitergebnisse koc/kHZ20Fitergebnisse kco/kHZ4000 5 10 1500 5 10 15SNRSNRAbbildung 10.1.1: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit mit Positionsfaktor γ= 1 / 2 für Modell6 <strong>in</strong> Abhängigkeit vom SNR, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters50 kHz, A) Sollergebnis Rate k OC : 20 kHz, B) Sollergebnis Rate k CO : 40 kHz


Kapitel 10: Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 55Ab e<strong>in</strong>em SNR von 0,25 liefert der Prädiktionsfit praktisch konstante Ergebnisse. DieErgebnisse stimmen zudem <strong>sehr</strong> exakt mit den tatsächlichen Übergangsraten übere<strong>in</strong>. DieAbhängigkeit des Gaußfits vom Signal-Rausch-Verhältnis ist bekanntermaßen (s.Abbildungen 7.2.1 und 7.2.2) ebenfalls ger<strong>in</strong>g. Die Ergebnisse des Gaußfits liegen aber zutief.Alle diese Aussagen gelten <strong>in</strong> gleicher Form für die Resultate der anderen Modelle.Ausnahme s<strong>in</strong>d nur die Ergebnisse für Modell 9 mit schnellen Übergangsraten (200/400 kHz).Bei derartig schnellen Raten brechen die Ergebnisse, wie der Reichweitentest <strong>in</strong> Abschnitt10.2 zeigt, aus und liegen im Gigahertzbereich.10.2. ReichweitentestUm e<strong>in</strong>e Aussage darüber machen zu können, wie groß die Übergangsraten se<strong>in</strong> dürfen, damitsie vom Prädiktionsfit noch korrekt erkannt werden, wird jetzt der <strong>in</strong> Kapitel 5.4 beschriebeneReichweitentest durchgeführt.Das Zeitauflösungsvermögen des Prädiktionsfits ist, wie Abbildung 10.2.1 zeigt,beschränkt.A) B)Fitergebnisse koc/kHz15001200900600300PrädiktionsfitSollergebnisFitergebnisse kco/kHz30002500200015001000500PrädiktionsfitSollergebnis00 100 200 300koc/kHz00 200 400 600kco/kHzAbbildung 10.2.1: Ergebnisse des Prädiktionsfits mit γ= 1 / 2 beim Reichweitentest , Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis Ratek OC =n*1 kHz , B) Sollergebnis Rate k CO =n*2 kHz (n=1...250)Der Bereich, <strong>in</strong> dem die Resultate <strong>sehr</strong> exakt stimmen, endet für Rate k OC bei 50 kHz, fürRate k CO bei 100 kHz. Bei größer werdenden Raten liegen die Fitergebnisse etwas zu hoch.Werden die Übergangsraten größer als 100 kHz bzw. 200 kHz, ist das gleiche zu beobachten,was auch schon beim Betafit passierte. Die Fitergebnisse brechen <strong>sehr</strong> abrupt nach oben ausund liegen im Bereich von 1 GHz – 2 GHz. E<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen Ergebnis undtatsächlicher Rate ist hier nicht mehr zu erkennen.


56 Kapitel 10: Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 210.3. DiskussionFür das Ausbrechen der Ergebnisse sche<strong>in</strong>t mir die folgende Erklärung e<strong>in</strong>leuchtend zu se<strong>in</strong>.Je <strong>schneller</strong> die Übergangsraten des <strong>Markov</strong>-Modells gewählt werden, desto mehrMesspunkte liegen zwischen den Niveaus. Die Sprünge des Systems s<strong>in</strong>d dann so häufig, dassdie Messwerte durch die Trägheit des Filters nur noch um die Mittellage h<strong>in</strong>- und herpendeln.Durch die Positionierung der Sprungverteilung genau <strong>in</strong> der Mitte zwischen den beiden amSprung beteiligten Nom<strong>in</strong>alniveaus für i≠j wird aber gerade diesen mittleren Werten mit <strong>sehr</strong>großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong> Sprung zugeordnet. Liegen also im Extremfall alle Punkte derZeitreihe <strong>in</strong> diesem mittleren Bereich, so hat das Modell die größte Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dase<strong>in</strong>fach jedem Zeitpunkt e<strong>in</strong>en Sprung zuordnet. Bei e<strong>in</strong>er Abtastrate von 200 kHz wird alsoalle 10 -5 s e<strong>in</strong> Sprung angenommen.Um zu sehen, was das für die Übergangsraten bedeutet, muss nochmals das Dwell-Time-Histogramm (Abbildung 2.4.1) betrachtet werden. Beim E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell, das nure<strong>in</strong>en Zustand pro Nom<strong>in</strong>alniveau hat, lässt sich das Dwell-Time-Histogramm nachGleichung 2.2 durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Exponentialfunktion annähern.−λτy offen( τ ) = ae(10.1)Durch die Funktion y offen wird die Verteilung der Aufenthaltslängen τ im Offen-Zustandbeschrieben. Wenn zu jedem Abtastzeitpunkt e<strong>in</strong> Sprung angenommen wird, so reicht esnicht, wenn die durchschnittliche Aufenthaltslänge τ=10 -5 s beträgt – das würde zuÜbergangsraten von 200 kHz führen – sondern das System darf nie länger als 10 -5 s imgleichen Zustand verweilen. Für Gleichung 10.1 bedeutet das:− 5y offen(10.2)(10s)< 1Die Bed<strong>in</strong>gung 10.2 ist aber für die dann auftretenden Werte von a=10 5 - 10 6 nur erfüllt, wenndie Zeitkonstante λ <strong>in</strong> Gleichung 10.1 so groß ist, dass sich Ratenkonstanten imGigahertzbereich ergeben.10.4. Abhängigkeit der Ergebnisse von derBesetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeitDer Prädiktionsfit mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 hat sowohl beim Rauschabhängigkeits- alsauch beim Reichweitentest (Abschnitte 10.1 und 10.2) brauchbare Ergebnisse geliefert. Füre<strong>in</strong>e begründete Beurteilung der Leistungsfähigkeit müssen aber noch weitere Testsdurchgeführt werden. In diesem Abschnitt soll festgestellt werden, ob es e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss aufdie Ergebnisse hat, wenn die Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit nicht, wie <strong>in</strong> allen Fällen bisher,bei konstant 1:2 liegt, sondern andere Werte annimmt. Die folgenden Abschnitte werden sichmit der Abhängigkeit von den Anfangswerten und e<strong>in</strong>em Mehrzustandsmodell beschäftigen.Da <strong>in</strong> Abbildung 10.2.1 der Bereich, <strong>in</strong> dem die Fitergebnisse exakt stimmen, bei 100 kHzendet, werden sich die Untersuchungen dieses Abschnitts auf Ratenkonstanten aus demBereich bis 100 kHz beschränken. Sollte dieser Bereich komplett abgedeckt werden können,wäre gegenüber dem Gaußfit (Reichweite 50 kHz, s. Kapitel 6.2) e<strong>in</strong>e Verbesserung desZeitauflösungsvermögens um den Faktor zwei erreicht. Abbildung 10.4.1 zeigt die E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle, die <strong>in</strong> diesem Abschnitt gefittet werden. Rate k CO wird jeweils konstant


Kapitel 10: Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 57gehalten und Rate k OC <strong>in</strong> 50 Schritten von 2 kHz auf 100 kHz erhöht. k CO nimmt die Werte 1kHz, 5 kHz, 10 kHz, 50 kHz und 100 kHz an.Im e<strong>in</strong>zelnen werden also die folgenden <strong>Markov</strong>-Modell gefittet:Modell 1Modell 2Cn*2 kHzOCn*2 kHzO1 kHz5 kHzModell 3 Modell 4Cn*2 kHzOCn*2 kHzO10 kHz50 kHzModell 5n*2 kHzCO100 kHzAbbildung 10.4.1: Fünf E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle, die <strong>in</strong> diesem Abschnitt gefittet werden (n=1 ...50).Die folgenden fünf Abbildungen zeigen die Ergebnisse dieser Versuchsreihen.A) B)Fitergebnisse kco/kHz21PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse koc/khz10050PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis000 50 100koc/kHz0 50 100koc/kHzAbbildung 10.4.2: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 1 <strong>in</strong> Abhängigkeit vonRate k OC , γ= 1 / 2 , Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR12,25, A) Sollergebnis Rate k CO : 1 kHz, B) Sollergebnis Rate k OC =n*2 kHz (n=1...50)


58 Kapitel 10: Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2A) B)Fitergebnisse kco/kHz105PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse koc/kHz10050PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis000 50 100koc/kHz0 50 100koc/kHzAbbildung 10.4.3: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 2 <strong>in</strong> Abhängigkeit vonRate k OC , γ= 1 / 2 , Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR12,25, A) Sollergebnis Rate k CO : 5 kHz, B) Sollergebnis Rate k OC =n*2 kHz (n=1...50)A) B)Fitergebnisse kco/kHz2010PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse koc/kHz10050PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis00 50 100koc/kHz00 50 100koc/kHzAbbildung 10.4.4: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 3 <strong>in</strong> Abhängigkeit vonRate k OC , γ= 1 / 2 , Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR12,25, Sollergebnis Rate k CO : 10 kHz, Sollergebnis Rate k OC =n*2 kHz (n=1...50)A) B)Fitergebnisse kco/kHz10050PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse koc/kHz10050PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis00 50 100koc/kHz00 50 100koc/kHzAbbildung 10.4.5: Fitergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 4 <strong>in</strong> Abhängigkeit vonRate k OC , γ= 1 / 2 , Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR12,25, A) Sollergebnis Rate k CO : 50 kHz, B) Sollergebnis Rate k OC =n*2 kHz (n=1...50)


Kapitel 10: Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 59A) B)Fitergebnisse kco/kHz200100PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse koc/kHz12060PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis000 50 100koc/kHz0 50 100koc/kHzAbbildung 10.4.6: Fitergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 5 <strong>in</strong> Abhängigkeit vonRate k OC , γ= 1 / 2 , Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR12,25, A) Sollergebnis Rate k CO : 100 kHz, B) Sollergebnis Rate k OC =n*2 kHz (n=1...50)In den Abbildungen 10.4.2 – 4 s<strong>in</strong>d die konstanten Raten k CO mit 1 kHz, 5 kHz und 10 kHzkle<strong>in</strong> im Vergleich zur Abknickfrequenz des Tiefpasses. Ausnahmslos liegen die Ergebnissebeider Raten sowohl von Gauß- als auch von Prädiktionsfit zu niedrig. Mit <strong>schneller</strong>werdender Rate k OC entfernen sich die Ergebnisse beider Fits weiter von den Sollergebnissen.Ferner beobachtet man aber auch genau das, was man beobachten wollte, nämlich, dass derGaußfit durchgehend mehr als doppelt so viel von den tatsächlichen Raten abweicht wie derPrädiktionsfit.In Abbildung 10.4.5 ist Rate k CO genauso, <strong>in</strong> Abbildung 10.4.6 doppelt so groß wie dieAbknickfrequenz des Besselfilters. Das führt dazu, dass der Prädiktionsfit etwas zu hoheErgebnisse liefert, wenn k OC <strong>in</strong> die Nähe von 100 kHz kommt. Die maximale Abweichungnach oben zeigt Abbildung 10.4.6, wenn beide Raten bei 100 kHz liegen. Das Sollergebniswird dann um 20 % überschritten. Damit ist der Prädiktionsfit aber immer noch wesentlichbesser als der Gaußfit, dessen Ergebnisse um fast 50 % zu niedrig liegen.Diese Überschreitung des Sollergebnis um 20 % beim Prädiktionsfit deutet darauf h<strong>in</strong>, dassdie Grenze der Reichweite tatsächlich erreicht ist. Betrachtet man nämlich dieReichweitentests <strong>in</strong> Kapitel 10.2, sieht man, dass e<strong>in</strong>e weitere Erhöhung der Übergangsraten,obwohl die Ergebnisse schon um 20 % zu hoch liegen, <strong>sehr</strong> bald zu abruptem Ausbrechen derErgebnisse führt.Für den Fall des E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modells, bei dem die Übergangsraten 100 kHz, also diedoppelte Abknickfrequenz der Tiefpasses, nicht überschreiten, kann also das folgendefestgehalten werden: Der Prädiktionsfit mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 liefert ausnahmslosbessere Ergebnisse als der Gaußfit. E<strong>in</strong>e weitere Erhöhung der Übergangsraten würde jedochschnell zu e<strong>in</strong>em Ausbrechen der Ergebnisse des Prädiktionsfits führen.


60 Kapitel 10: Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 210.5. Abhängigkeit der Ergebnisse von den AnfangswertenBei den bisherigen Versuchsreihen war es so, dass als Startwerte für den Fit immer die Wertegewählt wurden, die auch als Ergebnis herauskommen sollten. Das war s<strong>in</strong>nvoll, um dasVersagen von Verfahren zu zeigen, ohne die Aussage durch das Argument angreifbar zumachen, das Unvermögen hätte nur an der unglücklichen Wahl der Startwerte gelegen. Indiesem Abschnitt soll beim Prädiktionsfit, der bei den bisherigen Tests gute Ergebnissegeliefert hat, überprüft werden, wie stark sich die Ergebnisse <strong>in</strong> Abhängigkeit von denStartwerten des Fits ändern.Dazu werden wieder die Modelle 1–9 aus Kapitel 5.3, die alle e<strong>in</strong>eBesetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 1 zu 2 haben, gefittet. Für jedes Modell wird e<strong>in</strong>eZeitreihe erzeugt, die immer wieder mit verschiedenen Anfangswerten gefittet wird. DieAnfangswerte werden jeweils <strong>in</strong> 250 Schritten von 1 kHz/2 kHz auf 250 kHz/500kHz erhöht.Bei e<strong>in</strong>er Abtastrate von 200 kHz liegt die Abknickfrequenz des vierpoligen Filters bei 50kHz. Das Signal-Rausch-Verhältnis beträgt 12,25.In der folgenden Abbildung s<strong>in</strong>d die Ergebnisse am Beispiel des Modells 7 (50/100 kHz)dargestellt. Die l<strong>in</strong>ke Abbildung zeigt Rate k OC , die rechte Rate k CO .A) B)100SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit200SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnis koc/kHz50Fitergebnis kco/kHz10000 100 200 300Anfangswert koc/kHz00 200 400 600Anfangswert kco/kHzAbbildung 10.5.1: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 7 <strong>in</strong> Abhängigkeit vonden Anfangswerten, γ= 1 / 2 , Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz 50 kHz, SNR 12,25,Sollergebnis Rate k OC : 50 kHz, Sollergebnis Rate k CO =100 kHz, A) Anfangswerte Rate k OC =n*1kHz, B) Anfangswerte Rate k CO =n*2 kHz (n=1...250)In Abbildung 10.5.1 macht man die positive Beobachtung, dass sich sowohl beim Gauß- alsauch beim Prädiktionsfit die Ergebnisse kaum <strong>in</strong> Abhängigkeit von den Anfangswertenändern. Obwohl die Anfangswerte bei beiden Raten im Bereich von 1/50 bis zum Fünffachender Übergangsrate variiert werden, liefert der Gaußfit durchgehend ca. 60 % des wahrenWertes, während der Prädiktionsfit ihn fast trifft.Die gleiche Unabhängigkeit von den Anfangswerten zeigt sich auch bei allen anderenModellen. Nach diesem Abschnitt kann also festgestellt werden, dass beide Fitverfahren <strong>in</strong>


Kapitel 10: Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 61der Lage s<strong>in</strong>d, ihre Aufgabe – nämlich das Herausf<strong>in</strong>den von Übergangsraten, die vorherunbekannt s<strong>in</strong>d – zu erfüllen.Bei allen bisherigen Untersuchungen am E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell im Bereich bis 100 kHzhat der Prädiktionsfit bessere Ergebnisse geliefert als der Gaußfit. Man kann also anfangen,zu hoffen, dass tatsächlich e<strong>in</strong> Fortschritt erzielt wurde. Vorher muss jedoch noch überprüftwerden, ob diese guten Ergebnisse auch bei komplizierteren Modellen erzielt werden. Dies istdas Thema des folgenden Abschnitts.10.6. Ergebnisse beim Fünf-Zustands-ModellFarokhi et al. (2000) haben gezeigt, dass der K + -Kanal von Chara mit dem <strong>in</strong> der folgendenAbbildung dargestellten Fünf-Zustands-Modell beschrieben werden kann.1400 HzA O G C600 Hz46700 Hz63200 Hz3400 Hz3800 Hz340 Hz160 HzZAbbildung 10.6.1: <strong>Markov</strong>-Modell des K + -Kanals von Chara (Farokhi et al. 2000)Dabei s<strong>in</strong>d A und O Offen-Zustände, G, C und Z Geschlossen-Zustände. Untersuchungen andiesem <strong>Markov</strong>-Modell haben ergeben, dass viele <strong>in</strong>teressante Prozesse an der Grenze desZeitauflösungsvermögens der bisherigen Fitverfahren stattf<strong>in</strong>den.Ich werde deswegen die Reichweite des Prädiktionsfits bei komplizierteren <strong>Markov</strong>-<strong>Prozessen</strong> anhand dieses Modells untersuchen. E<strong>in</strong> Übergang zwischen verschiedenenStromniveaus f<strong>in</strong>det nur zwischen den Zuständen O und G statt. Alle anderen Übergänge s<strong>in</strong>dnur solche zwischen verschiedenen Zuständen der gleichen Leitfähigkeit.E<strong>in</strong> Unterschied zwischen Gauß- und Prädiktionsfit besteht jedoch nur, wenn beimWechsel von e<strong>in</strong>em Zustand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen auch e<strong>in</strong> anderes Stromniveau angenommenwird. Besonderes Augenmerk wird deswegen bei den folgenden Untersuchungen auf dieÜbergangsraten k OG von O nach G und k GO von G nach O gelegt. k GO wird <strong>in</strong> 50 Schrittenvon 2 kHz auf 100 kHz erhöht und k OG bei 70 kHz konstant gehalten. Alle anderen Ratenwerden ebenfalls bei den <strong>in</strong> Abbildung 10.6.1 angegebenen Werten konstant gehalten. Ime<strong>in</strong>zelnen werden also die folgenden 50 <strong>Markov</strong>-Modelle gefittet.1,5 kHzn*2 kHz3,5 kHzA O G C0,5 kHz70 kHz4 kHz0,5 kHz0,2 kHzZAbbildung 10.6.2: Fünf-Zustands-Modelle, die <strong>in</strong> diesem Abschnitt gefittet werden (n=1 ... 50)Wie immer beträgt die Abtastrate 200 kHz und die Abknickfrequenz des vierpoligenBesselfilters 50 kHz. Das Signal-Rausch-Verhältnis liegt bei 4 und ist damit <strong>in</strong> dem Bereich,der auch bei den Messungen am K + -Kanal von Chara erreicht wurde.Abbildungen 10.6.3.A und B zeigen die Raten k OG und k GO . Von den übrigen Raten, beidenen der Zustand wechselt, ohne dass sich am Stromwert, etwas ändert, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung10.6.3.C exemplarisch die Ergebnisse von Rate k ZC dargestellt. Abbildung 10.6.3.D vergleicht


62 Kapitel 10: Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2den Rechenaufwand von Gauß- und Prädiktionsfit. Aufgetragen ist jeweils die Anzahl derIterationen des Simplex pro Fit.A) B)100120100PrädiktionsfitGaußfitFitergebnisse kOG/kHzPrädiktionsfitGaußfitFitergebnisse kGO/kHz80604020Sollergebnis0Sollergebnis0 50 100kGO/kHz00 50 100kGO/kHz1C) D)500PrädiktionsfitGaußfitFitergebnisse kZC/kHz0.5PrädiktionsfitNäherungsschritte250Gaußfit0Sollergebnis0 50 100kGO/kHz00 50 100kGO/kHzAbbildung 10.6.3: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für die Fünf-Zustands-Modelle ausAbbildung 10.6.2 <strong>in</strong> Abhängigkeit von Rate k GO , γ= 1 / 2 , Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz desvierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR 4, A) Sollergebnis Rate k OG =70 kHz, B) Sollergebnis Ratek GO =n*2 kHz (n=1..50), C) Sollergebnis Rate k ZC =0,5 kHz, D) Anzahl der IterationsschritteDie Ergebnisse des Gaußfits für k GO <strong>in</strong> Abbildung 10.6.3.B entsprechen denen desReichweitentests beim E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell (Abbildung 7.3.2). Sie steigen l<strong>in</strong>ear mit dentatsächlichen Übergangsraten an, liegen aber um 40 % zu niedrig. Die Ergebnisse desPrädiktionsfits s<strong>in</strong>d im gesamten Bereich näher an der Wahrheit. Bis 80 kHz s<strong>in</strong>d dieErgebnisse etwas zu niedrig, darüber etwas zu hoch. Dass sich die Fitergebnisse, wenn sichdie tatsächlichen Raten an 100 kHz annähern, mit steigender Geschw<strong>in</strong>digkeit nach oben


Kapitel 10: Test des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 63entfernen, deutet darauf h<strong>in</strong>, dass auch hier bei 100 kHz die obere Grenze der Reichweiteerreicht ist.Etwas anders stehen die D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Abbildung 10.6.3.A, die die Ergebnisse von Rate k OGzeigt. Die tatsächliche Übergangsrate ist hier konstant bei 70 kHz. Der Gaußfit liegt wiederum die obligatorischen 25 % zu tief, er gibt aber unabhängig von der Größe von Rate k GOdurchgehend Werte um 50 kHz aus. Die Abweichungen des Prädiktionsfits s<strong>in</strong>d zwar<strong>in</strong>sgesamt kle<strong>in</strong>er, dafür steigen die Ergebnisse aber mit der Größe von k GO an. Ist also k GOkle<strong>in</strong>, gibt der Prädiktionsfit zu kle<strong>in</strong>e Ergebnisse für k OG , ist k GO groß, s<strong>in</strong>d die Ergebnissefür k OG zu groß.Wenig Unterschiede zwischen Gauß- und Prädiktionsfit zeigen sich <strong>in</strong> den Ergebnissen derübrigen Raten. Alle Raten werden von beiden Verfahren im gesamten Bereich gut erkannt.Beispielhaft s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 10.6.3.C nur die Ergebnisse für k ZC dargestellt.Weiterh<strong>in</strong> ist es natürlich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Frage, wie sich der Rechenaufwand verändert,wenn man den Prädiktionsfit anstatt des Gaußfits benutzt. Da die Fits auf verschiedenenProzessoren durchgeführt wurden, ist die aufgewendete Rechenzeit ke<strong>in</strong> aussagekräftigesKriterium. Anstatt dessen ist die Anzahl der benötigten Iterationsschritte, bis die Konvergenzerreicht ist, aufgetragen. Auch diese lässt ke<strong>in</strong>en ganz direkten Vergleich zu, weil imPrädiktionsfit <strong>in</strong> jedem Prädiktionsschritt die zusätzliche Abfrage durchgeführt wird, ob e<strong>in</strong>Sprung stattf<strong>in</strong>det oder nicht. Diese Abfrage fällt aber im Vergleich zur gesamten Anzahl derOperationen pro Prädiktionsschritt nicht <strong>in</strong>s Gewicht. Versuche auf dem gleichen Rechnerhaben deswegen ergeben, dass <strong>in</strong> der Rechenzeit pro Iterationsschritt ke<strong>in</strong> Unterschiedzwischen Gauß- und Prädiktionsfit zu bemerken ist. Aus der Zahl der Iterationsschritte imSimplex-Algorithmus können also Rückschlüsse auf die Rechenzeit gezogen werden. InAbbildung 10.6.3.D zeigen sich aber ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede zwischen Gauß- undPrädiktionsfit. Der Rechenaufwand ändert sich praktisch nicht <strong>in</strong> Abhängigkeit von Rate k GO .In der Summe über alle Fits benötigt der Prädiktionsfit 10 % mehr Schritte als der Gaußfit.Als Ergebnis dieses Kapitels kann festgehalten werden, dass der Prädiktionsfit mitPositionsfaktor γ= 1 / 2 bis zur doppelten Abknickfrequenz des Tiefpassfilters durchgehend diebesseren Ergebnisse liefert als der Gaußfit. Diese Aussage gilt sowohl für das E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell als auch für das Fünf-Zustands-Modell des K + -Kanals von Chara. Übergangsraten,die über der doppelten Abknickfrequenz liegen, können mit diesem Verfahren nicht mehrgefittet werden, weil die Ergebnisse dann ausbrechen. Wenn die Ergebnisse ausbrechen, kannaber zum<strong>in</strong>dest noch die Aussage getroffen werden, dass die Übergangsraten größer s<strong>in</strong>d alsdie doppelte Abknickfrequenz.Bei Übergangsraten, die die doppelte Abknickfrequenz nicht überschreiten, kann alsogrundsätzlich anstatt des bisherigen Gaußfits der Prädiktionsfit mit γ= 1 / 2 Anwendung f<strong>in</strong>den.


11. Der Prädiktionsfit mit anderenPositionsfaktoren11.1. E<strong>in</strong>führungDas vorige Kapitel hat gezeigt, dass sowohl Zwei-Zustands- als auch Fünf-Zustands-Modellmit dem Prädiktionsfit, bei dem die Positionen der Sprungverteilungen mit demPositionsfaktor γ= 1 / 2 nach Gleichung 9.3 bestimmt werden, gut gefittet werden, wenn dieÜbergangsraten kle<strong>in</strong>er als die doppelte Abknickfrequenz des Filters s<strong>in</strong>d. Damit ist zwargegenüber dem Gaußfit schon e<strong>in</strong>e Verdoppelung des Zeitauflösungsvermögens erreichtworden, möglicherweise kann es aber durch geeignete Wahl der Sprungverteilungen g ji v (y) <strong>in</strong>Gleichung 9.1 noch weiter gesteigert werdenUm dem Ausbrechen entgegenzusteuern, muss erreicht werden, dass bei <strong>sehr</strong> schnellenRaten, den Zwischenwerten mit ger<strong>in</strong>gerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong> Sprung zugeordnet wird.Grundsätzlich bieten sich hierfür zwei Verfahren an.Erstens könnte man für schnelle Raten die Sprungverteilung auf z.B. 0,8 anstatt auf 1normieren. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass <strong>in</strong> der Prädiktion e<strong>in</strong> Sprung angenommen wird,wäre dann um 20% gem<strong>in</strong>dert. Tatsächlich haben Probeläufe dieses Verfahrens gezeigt, dasssich die Grenze, ab der die Ergebnisse nach oben ausbrechen, erhöhen lässt. Erkauft werdenmuss dieser Vorteil aber mit e<strong>in</strong>er stärkeren Abhängigkeit vom Signal-Rausch-Verhältnis.Ähnlich wie <strong>in</strong> Kapitel 7 beim Betafit braucht man e<strong>in</strong> SNR zwischen 2 und 6, bevor manbrauchbare Ergebnisse erlangt. Diese Idee wird hier deswegen nicht weiter verfolgt.Die andere Möglichkeit besteht dar<strong>in</strong>, die Normierung der Gaußhügel so zu belassen, wiesie ist, dafür aber ihre Position zwischen den beiden Niveaus zu verändern. Bis jetzt wurdedie Position der Sprungverteilungen durch den Positionsfaktor γ= 1 / 2 <strong>in</strong> Gleichung 9.3festgelegt. Mit dieser Positionierung wurden <strong>in</strong> Kapitel 10 Raten, die größer als 100 kHzwaren, stark überschätzt. Andererseits werden vom Gaußfit – e<strong>in</strong>em Prädiktionsfit mitPositionsfaktor γ=1 – schnelle Übergangsraten deutlich unterschätzt. Es könnte folglich se<strong>in</strong>,dass mit e<strong>in</strong>em anderen Positionsfaktor mit 1 / 2


Kapitel 11: Der Prädiktionsfit mit anderen Positionsfaktoren 65Der Rauschabhängigkeitstest ergab, dass die Abhängigkeit vom Signal-Rausch-Verhältnisbei allen Modellen und allen Positionsfaktoren so ger<strong>in</strong>g ist wie <strong>in</strong> Abbildung 10.1.l. DieErgebnisse s<strong>in</strong>d hier deswegen nicht noch e<strong>in</strong>mal graphisch dargestellt.


66 Kapitel 11: Der Prädiktionsfit mit anderen Positionsfaktoren11.2. ReichweitentestInteressanter ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang, ob das Zeitauflösungsvermögen des Fits durch dieE<strong>in</strong>führung anderer Positionsfaktoren erweitert wurde. In Abbildung 11.2.1 s<strong>in</strong>d dieErgebnisse des Reichweitentests für Rate k CO mit Positionsfaktoren von γ= 5 / 6 und γ= 9 / 10dargestellt.A) B)30002500PrädiktionsfitSollergebnis600500PrädiktionsfitSollergebnisFitergebnisse kco/kHz200015001000500Fitergebnisse kco/kHz40030020010000 200 400 600kco/kHz00 200 400 600kco/kHzAbbildung 11.2.1: Ergebnisse des Prädiktionsfits für Rate k CO beim Reichweitentest,Sollergebnis k CO =n*2 kHz (n=1...250), Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligenBesselfilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Positionsfaktor γ= 5 / 6 , B) Positionsfaktor γ= 9 / 10Man sieht, dass das Ausbrechen der Ergebnisse im Vergleich zu Abbildung 10.2.1 zu deutlichhöheren Raten verschoben ist. In Abbildung 11.2.1.A gibt es erst ab Raten von 250 kHz zuhohe Ergebnisse, <strong>in</strong> Abbildung 11.2.1.B sogar erst ab 450 kHz. Das Ausbrechen der Rate k OCwurde im Vergleich zu Abbildung 10.2.1 um e<strong>in</strong>en ähnlichen Faktor nach oben verschoben.Erkauft wird das größere Zeitauflösungsvermögen aber mit schlechteren Ergebnissen fürlangsame Raten. In Abbildung 11.2.2 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse noch e<strong>in</strong>mal für k CO


Kapitel 11: Der Prädiktionsfit mit anderen Positionsfaktoren 67A) B)100Prädiktionsfit100PrädiktionsfitFitergebnisse kco/kHz80604020SollergebnisFitergebnisse kco/kHz80604020Sollergebnis00 20 40 60 80 100kco/kHz00 20 40 60 80 100kco/kHzAbbildung 11.2.2: Ergebnisse des Reichweitentests (E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle mit k OC =n*1 kHz,k CO =n*2 kHz, n=1...250) für Rate k CO , Bereich bis 100 kHz, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenzdes vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Positionsfaktor γ= 1 / 2 , B) Positionsfaktorγ= 9 / 10In Abbildung 11.2.2.A sieht man, dass sich die Fitergebnisse für k CO bei e<strong>in</strong>emPositionsfaktor von γ= 1 / 2 bis zu Raten von 70 kHz praktisch mit den tatsächlichen Ratendecken. Bei <strong>schneller</strong>en Raten entfernt sich der Fit langsam von den Sollergebnissen nachoben. Der <strong>in</strong> Abbildung 11.2.2.B dargestellte Fit mit Positionsfaktor γ= 9 / 10 liefert ab 20 kHzzu niedrige Ergebnisse. Mit <strong>schneller</strong> werdender Rate k CO entfernt er sich weiter nach untenvon den tatsächlichen Raten.Analoge Beobachtungen macht man für die anderen Positionen der Sprungverteilungen. Jegrößer der Positionsfaktor, desto später brechen die Ergebnisse nach oben aus, desto größers<strong>in</strong>d aber auch die Abweichungen bei niedrigen Raten.Andersherum betrachtet gibt es für jede Übergangsrate e<strong>in</strong>en Positionsfaktor, durch den dieRate richtig entdeckt wird. Es könnte also se<strong>in</strong>, dass alle Übergangsraten bis 500 kHzdetektiert werden, wenn man nur den Positionsfaktor geeignet wählt. Diese Idee wird imnächsten Kapitel verfolgt.


12. Der Prädiktionsfit mit variablenPositionsfaktoren12.1. Analytische Beziehung zwischen Reichweite desPrädiktionsfits und PositionsfaktorZiel soll es nun se<strong>in</strong>, die Vorteile aus den Abbildungen 11.2.1 und 11.2.2.A mite<strong>in</strong>ander zuverknüpfen: die exakten Ergebnisse bei niedrigen Raten, die mit γ= 1 / 2 erreicht wurden,e<strong>in</strong>erseits und die große Reichweite für schnelle Raten, die sich mit γ= 5 / 6 und γ= 9 / 10 ergab.E<strong>in</strong>e Möglichkeit wäre es, mit anderen Mitteln die ungefähre Größe der Übergangsratenfestzustellen und dann den Positionsfaktor γ manuell anzupassen. Anhand von Gleichung 9.3müsste für jede Übergangsrate aus dem Positionsfaktor γ die Position der zugehörigenSprungverteilung bestimmt werden. Wesentlich angenehmer wäre es natürlich, wenn sich dasProgramm automatisch e<strong>in</strong>stellen würde. Das soll <strong>in</strong> diesem Kapitel versucht werden.Damit das Programm die Positionsfaktoren <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Größe derÜbergangsraten festlegen kann, ist es notwendig, e<strong>in</strong>e analytische Beziehung zwischenReichweite des Fits und Positionsfaktor zu f<strong>in</strong>den. In den Kapiteln 10.2 und 11.2 hatte ich mitdem Prädiktionsfit den Reichweitentest für γ= 1 / 2 , 2 / 3 , 3 / 4 , 4 / 5 , 5 / 6 , 9 / 10 und 19 / 20 durchgeführt.Wie groß die schnellste Übergangsrate des <strong>Markov</strong>-Modells se<strong>in</strong> darf, bevor die Ergebnisseausbrechen, zeigen die Darstellungen der Ergebnisse <strong>in</strong> den Abbildungen 10.2.1 und 11.2.1.In Abbildung 11.2.1 sieht man z.B., dass mit γ= 5 / 6 die Ergebnisse anfangen auszubrechen,wenn die <strong>schneller</strong>e Übergangsrate k CO größer als 250 kHz wird, und mit γ= 9 / 10 , wenn k CO450 kHz überschreitet. Die folgende Tabelle zeigt die zu allen Positionsfaktoren gehörendenReichweiten, die sich bei den Simulationen <strong>in</strong> den Kapiteln 10.2 und 11.2 ergeben haben. Mitγ= 19 / 20 liefert der Prädiktionsfit im gesamten Bereich bis 500 kHz zu niedrige Ergebnisse. Eskann deswegen ke<strong>in</strong>e Reichweite angegeben werden.Positionsfaktor γ1 / 2 2 / 3 3 / 4 4 / 5 5 / 6 9 / 10 19 / 20Reichweite/kHz 65 100 140 190 250 450 -Abbildung 12.1.1: Zusammenstellung der Reichweiten des Prädiktionsfits mit verschiedenenPositionsfaktoren, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, Abtastfrequenz 200kHzIn Abbildung 12.1.2 s<strong>in</strong>d die Reichweiten <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Positionsfaktor noche<strong>in</strong>mal graphisch dargestellt.


68 Kapitel 12: Der Prädiktionsfit mit variablen PositionsfaktorenReichweite/kHz700600500400300200100ReichweitenHyperbel00.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1PositionsfaktorAbbildung 12.1.2: Reichweiten des Prädiktionsfits <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Positionsfaktor γ durchdie Hyperbel 12.1 angenähertDurch diese Punkte soll nun e<strong>in</strong>e Kurve gelegt werden, anhand derer das Fitprogramm diePosition der Sprungverteilungen bestimmen kann. Da γ auch bei <strong>sehr</strong> großen Übergangsratennicht größer als 1 werden darf, ist es s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong>e Hyperbel durch die Punkte zu legen. Dienach der Methode der kle<strong>in</strong>sten Quadrate optimal an die Punkte angenäherte Hyperbel, die <strong>in</strong>Gleichung 12.1 angegeben ist, ist <strong>in</strong> Abbildung 12.1.2 ebenfalls dargestellt.R=280001 − 1,06(12.1)R ist die Reichweite des Prädiktionsfits <strong>in</strong> Hertz, γ der Positionsfaktor, durch den mitGleichung 9.3 die Position der Sprungverteilung bestimmt wird. Um γ als Funktion von R zuerhalten, wie es für Gleichung 12.2 erforderlich ist, muss Gleichung 12.1 nach γ aufgelöstwerden.Ideal wäre es jetzt, wenn bei jeder Berechnung des Simplex für jede e<strong>in</strong>zelneÜbergangsrate die Position der Sprungverteilung anhand von Gleichung 12.1 festgelegtwerden könnte. Das ist aber leider nicht möglich. Jede Umpositionierung derSprungverteilungen verursacht nämlich gleichzeitig e<strong>in</strong>e Neunormierung der Likelihood. E<strong>in</strong>es<strong>in</strong>nvolle Maximierung der Likelihood kann aber nur stattf<strong>in</strong>den, wenn jeder e<strong>in</strong>zelne Punktdes Simplex gleich normiert ist.Gleichung 12.1 wird deswegen auf folgende Weise im Prädiktionsfit berücksichtigt. Ausdem Satz k ji der Startwerte des Fits, aus denen die p ji für die Prädiktionsgleichung 2.3 durchLösen der Kolmogorov-Gleichung 2.7 bestimmt werden, wird für jede e<strong>in</strong>zelneÜbergangsrate k ji der zugehörige Positionsfaktor γ ji nach folgender Gleichung bestimmt:γγji⎧γ(k ) nach Gleichung12.1, für kji ji⎪= ⎨1⎪ , für kji≤ 65kHz⎩ 2ji> 65 kHz(12.2)


Kapitel 12: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren 69Dass γ ji = 1 / 2 gesetzt wird für k ji ≤65 kHz erklärt sich aus Abbildung 11.2.2.A. FürÜbergangsraten bis 65 kHz stimmen die Ergebnisse mit γ= 1 / 2 exakt. Das Ausbrechen derErgebnisse, dem hier durch die Verlagerung der Sprungverteilungen entgegengewirkt werdensoll, beg<strong>in</strong>nt erst bei k ji >65 kHz.Für große Übergangsraten werden die Positionsfaktoren nach Gleichung 12.1 bestimmt.Für alle Positionsfaktoren γ ji werden dann nach Gleichung 9.4 die zugehörigenSprungverteilungen g ji v (y) berechnet. Mit den so gewonnenen Sprungverteilungen startet derMaximum-Likelihood-Fit. Nach jeder Berechnung e<strong>in</strong>er Likelihood nach Gleichung 2.6 wirdüberprüft, ob die Gefahr des Ausbrechens besteht. Das ist dann der Fall, wenn <strong>in</strong> dem Satzvon Übergangsraten, für den bis zu diesem Zeitpunkt die größte Likelihood L berechnetwurde, e<strong>in</strong>e Übergangsrate k ji nach Gleichung 12.1 größer ist als die Reichweite deszugehörigen Positionsfaktors γ ji :k ji280001−1.06γ> (12.3)Tritt die Bed<strong>in</strong>gung aus Gleichung 12.3 e<strong>in</strong>, wird für die Übergangsrate k ji nach Gleichung12.1 e<strong>in</strong> neuer Positionsfaktor γ ji (k ji ) und daraus nach Gleichungen 9.3 und 9.4 e<strong>in</strong>e neueSprungverteilung g ji v (y) berechnet. Wegen der neuen Normierung, die durch dieseSprungverteilung verursacht wird, muss jetzt für alle Sätze von Übergangsraten dieLikelihood L neu bestimmt werden. Danach läuft der Fit normal weiter.Während e<strong>in</strong>es Durchlaufs des Fits werden die Positionsfaktoren also nur vergrößert, dannaber nicht mehr verkle<strong>in</strong>ert. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Problem kann also auftreten, wenn die Startwerte fürden Simplex wesentlich höher gewählt werden als die tatsächlichen Raten. DiePositionsfaktoren s<strong>in</strong>d dann größer als sie für die tatsächlichen Raten se<strong>in</strong> müssten, und eskann passieren, dass man zu niedrige Ergebnisse bekommt. Man muss also, wenn dieFitergebnisse wesentlich niedriger liegen als die Startwerte, den Fit noch e<strong>in</strong>mal mit neuenStartwerten laufen lassen.ji


70 Kapitel 12: Der Prädiktionsfit mit variablen PositionsfaktorenFitergebnisse koc/kHz12.1.1. ReichweitentestIch habe für dieses Verfahren, bei dem die Positionen der Sprungverteilungen auf die <strong>in</strong> denGleichungen 12.1 – 12.3 beschriebene Weise gewählt werden, den aus Kapitel 5.4 bekanntenReichweitentest durchgeführt. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d im Vergleich mit denen des Gaußfits <strong>in</strong>Abbildung 12.1.3 dargestellt.A) B)25020015010050PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse kco/kHz500400300200100PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis00 50 100 150 200 250koc/kHz00 100 200 300 400 500kco/kHzAbbildung 12.1.3: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit beim Reichweitentest <strong>in</strong>Abhängigkeit von der Größe der Übergangsraten, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nachGleichung 12.1/12.2, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz,SNR 12,25 A) Sollergebnis Rate k OC =n*1 kHz, B) Sollergebnis Rate k CO =n*2 kHz (n=1...250)Bis 100 kHz wird Rate k OC <strong>in</strong> Abbildung 12.1.3.A mit e<strong>in</strong>er Genauigkeit von 10 % gefittet.Zwischen 100 kHz und 250 kHz s<strong>in</strong>d die Fitergebnisse für k OC durchgängig kle<strong>in</strong>er als dietatsächlichen Raten. Der Unterschied ist aber nie größer als 25%. Die Abweichungen bei Ratek CO s<strong>in</strong>d im gesamten Bereich kle<strong>in</strong>er als 10%.Mit der Positionierung der Sprungverteilungen nach Gleichungen 12.1 und 12.2 ist alsotatsächlich e<strong>in</strong>e erhebliche Verbesserung des Zeitauflösungsvermögens erreicht worden. BeiRate k CO konnten Werte bis zu 500 kHz entdeckt werden, was e<strong>in</strong>e Verzehnfachung desZeitauflösungsvermögens gegenüber der <strong>in</strong> Kapitel 6.2 festgestellten Reichweite des Gaußfitsvon 50 kHz bedeutet.Festzustellen ist nun, ob dieser Erfolg auch bei anderen <strong>Markov</strong>-<strong>Prozessen</strong> zu erreichen istoder ob er e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall ist.


Kapitel 12: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren 7112.2. Variable Positionsfaktoren bei e<strong>in</strong>polig gefiltertenZeitreihen12.2.1. Anwendbarkeit von Gleichungen 12.1/12.2In diesem Abschnitt wird überprüft, ob ähnlich gute Ergebnisse wie im letzten Abschnitt beivierpolig gefilterten Zeitreihen auch für e<strong>in</strong>polig gefilterte Zeitreihen erreicht werden können.Dass e<strong>in</strong>e <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren anhand von Gleichung 12.1 wie bei vierpoliggefilterten Zeitreihen für e<strong>in</strong>polig gefilterte Zeitreihen nicht s<strong>in</strong>nvoll ist, zeigt schonAbbildung 12.2.1. Dort s<strong>in</strong>d die Ergebnisse des Prädiktionsfits mit Positionsfaktor γ= 1 / 2 beimReichweitentest zu sehen. Aufgetragen s<strong>in</strong>d die Ergebnisse für Raten k OC und k CO von e<strong>in</strong>undvierpolig gefilterten Zeitreihen.A) B)1600SollergebnisVierpoliges Filter3600SollergebnisVierpoliges FilterFitergebnisse koc/kHz1200800400E<strong>in</strong>poliges FilterFitergebnisse kco/kHz27001800900E<strong>in</strong>poliges Filter00 100 200 300koc/kHz00 200 400 600kco/kHzAbbildung 12.2.1: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit beim Reichweitentest <strong>in</strong>Abhängigkeit von der Größe der Übergangsraten, Positionsfaktor γ= 1 / 2 , Abtastrate 200 kHz,Abknickfrequenz von e<strong>in</strong>- und vierpoligem Besselfilter 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis Ratek OC =n*1 kHz, B) Sollergebnis Rate k CO =n*2 kHz (n=1...250)Deutlich zu erkennen ist, dass für beide Raten die Ergebnisse bei e<strong>in</strong>polig gefiltertenZeitreihen später ausbrechen als bei vierpolig gefilterten. Bei Rate k OC erfolgt das Ausbrechenbei 125 kHz anstatt bei 100 kHz und bei k CO bei 250 kHz anstatt bei 200 kHz.Da diese Reichweiten des Fits bei verschiedenen Positionen der Sprungverteilungen geradedie Grundlage für Gleichung 12.1 bilden, die ich für den Zusammenhang zwischenReichweite und Position der Sprungverteilung bei vierpolig gefilterten Zeitreihen gefundenhatte, ist klar, dass Gleichung 12.1 so nicht auf e<strong>in</strong>polig gefilterte Zeitreihen angewendetwerden kann.12.2.2. DiskussionWie kommt es zu diesem früheren Ausbrechen bei vierpolig gefilterten Zeitreihen? DerEffekt, den ich als Ausbrechen bezeichne, ist der, dass man unabhängig davon, wie groß die


72 Kapitel 12: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktorentatsächlichen Übergangsraten s<strong>in</strong>d, immer Fitergebnisse um 2 GHz erhält. Ich hatte <strong>in</strong> Kapitel10.3 angeführt, dass diese Ersche<strong>in</strong>ung daher rührt, dass irgendwann so viele Werte imMittelbereich zwischen den Niveaus konzentriert s<strong>in</strong>d, dass der Fit praktisch jedemMesspunkt e<strong>in</strong>en Sprung zuordnet.Nun haben aber die Untersuchungen zum E<strong>in</strong>fluss der Filterung höherer Ordnung auf dasAmplitudenhistogramm <strong>in</strong> Kapitel 4 ergeben, dass das vierpolige Filter bei ansonsten gleichenVoraussetzungen zu e<strong>in</strong>er wesentlich stärkeren Konzentration von Messwerten <strong>in</strong> der Mitteführt als das e<strong>in</strong>polige. Es ist deswegen e<strong>in</strong>sichtig, dass bei vierpolig gefilterten Zeitreihenschon mit niedrigeren Übergangsraten die Konzentration der Messwerte <strong>in</strong> der Mitte so starkist, dass die Ergebnisse ausbrechen.12.2.3. Beziehung zwischen Positionsfaktor und Reichweite für e<strong>in</strong>poliggefilterte ZeitreihenMit Hilfe der <strong>in</strong> Kapitel 12.1 beschriebenen Methode wird nun e<strong>in</strong>e Beziehung gesucht, dieReichweite und Position der Sprungverteilungen für e<strong>in</strong>polig gefilterte Zeitreihen richtigmite<strong>in</strong>ander verknüpft. Die dazu gefundenen Reichweiten mit den Positionsfaktoren γ= 1 / 2 , 2 / 3 ,4 / 5 , 5 / 6 , 9 / 10 und 19 / 20 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der folgenden Tabelle zusammengestellt.Positionsfaktor γ1 / 2 2 / 3 3 / 4 4 / 5 5 / 6 9 / 10 19 / 20Reichweite/kHz 70 110 150 200 280 580 -Abbildung 12.2.2: Zusammenstellung der Reichweiten des Prädiktionsfits mit verschiedenenPositionsfaktoren, Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50 kHz, Abtastfrequenz 200kHzDie Hyperbel, die die <strong>in</strong> der Tabelle zusammengestellten Fitreichweiten am besten annähert,ist <strong>in</strong> Gleichung 12.4 angegeben.32000R =1 − 1,05γ(12.4)R ist hier wieder die Reichweite des Fits <strong>in</strong> Hz und γ der Positionsfaktor.Die Sprungverteilungen des Prädiktionsfits werden bei den folgenden Untersuchungenwieder auf die <strong>in</strong> Abschnitt 12.1 beschriebene Weise variabel gewählt. Die dazu notwendigenPositionsfaktoren werden nach Gleichung 12.5 berechnet:⎧γ(k ) nach Gleichung12.4, für k > 70 kHzji jiji⎪γji= ⎨1⎪ , für kji≤ 70 kHz⎩ 2Abbildung 12.2.3 zeigt die Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit.(12.5)


Kapitel 12: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren 73A) B)250Prädiktionsfit600PrädiktionsfitFitergebnisse koc/kHz20015010050GaußfitSollergebnisFitergebnisse kco/kHz500400300200100GaußfitSollergebnis00 50 100 150 200 250koc/kHz00 100 200 300 400 500kco/kHzAbbildung 12.2.3: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit beim Reichweitentest <strong>in</strong>Abhängigkeit von der Größe der Übergangsraten, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nachGleichungen 12.4/12.5, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des e<strong>in</strong>poligen Besselfilters 50kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis Rate k OC =n*1 kHz, B) Sollergebnis Rate k CO =n*2 kHz (n=1...250)Für die Rate k CO (Abbildung 12.2.3.B) s<strong>in</strong>d bis zu e<strong>in</strong>er Frequenz von 450 kHz praktischke<strong>in</strong>e Abweichungen von Fitergebnissen zu tatsächlichen Raten zu erkennen. Erst im darüberliegenden Bereich fangen die Ergebnisse für Rate k CO an, sich nach oben zu entfernen. Etwasschlechter wird k OC detektiert. Bis zu Raten von 150 kHz gibt es Abweichungen von 10%.Zwischen 150 kHz und 250 kHz treten Abweichungen von bis zu 25% auf. Positiv ist esjedenfalls, dass auch hier die Ergebnisse durchgehend wesentlich besser s<strong>in</strong>d als die desGaußfits.Auffällig ist, dass es beim Gaußfit ke<strong>in</strong>en Unterschied macht, ob e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>- oder vierpoliggefilterte Zeitreihe gefittet wird. Die stärkere Konzentration von Werten im Mittelbereich, diedas vierpolige Filter verursacht, macht sich nur ger<strong>in</strong>gfügig bemerkbar, weil diese„unsicheren“ Werte nur mit e<strong>in</strong>em <strong>sehr</strong> kle<strong>in</strong>en Bewertungsfaktor berücksichtigt werden.


74 Kapitel 12: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren12.3. Andere Abknickfrequenz des vierpoligen Filters12.3.1. Anwendbarkeit von Gleichung 12.1/12.2Gleichungen 12.1/12.2 liefern ebenfalls nicht die korrekten Werte für die Positionsfaktoren,wenn für das vierpolige Filter e<strong>in</strong>e andere Abknickfrequenz gewählt wird. In Abbildung12.3.1 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse des Reichweitentests für Rate k CO bei γ= 1 / 2 und γ= 5 / 6 dargestellt.Die Abknickfrequenz des vierpoligen Tiefpasses liegt hier bei 15 kHz. Zum Vergleich s<strong>in</strong>ddie Ergebnisse bei e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 50 kHz aufgetragen.A) B)Fitergebnisse kco/kHz6000450030001500SollergebnisAbknickfrequenz, 50 kHzAbknickfrequenz, 15 kHzFitergebnisse kco/kHz4000300020001000SollergebnisAbknickfrequenz, 50 kHzAbknickfrequenz, 15 kHz00 200 400 600kco/kHz00 200 400 600kco/kHzAbbildung 12.3.1: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit beim Reichweitentest <strong>in</strong>Abhängigkeit von k CO , Sollergebnis k CO =n*2 kHz (n=1...250), Abknickfrequenz des vierpoligenBesselfilters 15 kHz und 50 kHz, Abtastrate 200 kHz, SNR 12,25 A) Positionsfaktor γ= 1 / 2 , B)Positionsfaktor γ= 5 / 6Da, wie <strong>in</strong> Kapitel 4 gezeigt, e<strong>in</strong>e niedrige Abknickfrequenz des Tiefpassfilters zu e<strong>in</strong>erstärkeren Konzentration der Messwerte <strong>in</strong> der Mitte führt, war zu erwarten, dass dieErgebnisse schon wesentlich früher ausbrechen, wenn die Abknickfrequenz bei nur 15 kHzliegt. Genau das passiert auch.So erfolgt z.B. das Ausbrechen von Rate k CO mit γ= 5 / 6 bei e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 50kHz erst bei 400 kHz, bei e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 15 kHz dagegen schon bei 200 kHz.Mit γ= 1 / 2 bricht k CO bei 50 kHz anstatt bei 200 kHz aus. Nicht unerwartet hat dieAbknickfrequenz des Filters also e<strong>in</strong>en <strong>sehr</strong> deutlichen E<strong>in</strong>fluss auf die Reichweite desPrädiktionsfits.12.3.2. Beziehung zwischen Positionsfaktor und Reichweite bei e<strong>in</strong>erAbknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters von 15 kHzAuch für e<strong>in</strong>e Abknickfrequenz von 15 kHz lässt sich jedoch mit dem schon <strong>in</strong> denAbschnitten 12.1 und 12.2 angewendeten Verfahren e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen Reichweite Rund Positionsfaktor γ f<strong>in</strong>den, mit der der Bereich bis 500 kHz abgedeckt werden kann. Dazu


Kapitel 12: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren 75wurden wieder die Reichweiten des Prädiktionsfits mit γ= 1 / 2 , 2 / 3 , 4 / 5 , 5 / 6 , 9 / 10 und 19 / 20festgestellt. In der folgenden Tabelle s<strong>in</strong>d die Reichweiten zusammengestellt.Positionsfaktor γ1 / 2 2 / 3 3 / 4 4 / 5 5 / 6 9 / 10 19 / 20Reichweite/kHz 10 16 24 32 43 110 -Abbildung 12.3.2: : Zusammenstellung der Reichweiten des Prädiktionsfits mit verschiedenenPositionsfaktoren, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 15 kHz, Abtastfrequenz 200kHzDie Annäherung dieser Punkte wie <strong>in</strong> Abbildung 12.1.2 ergibt die folgende Hyperbel:R=50001 − 1,05 γ(12.6)Im folgenden werden die Positionsfaktoren also nach Gleichung 12.7 bestimmt. In Abbildung12.3.2 ist zu sehen, dass die Ergebnisse des Prädiktionsfits mit γ= 1 / 2 schon anfangenauszubrechen, wenn die Übergangsraten 10 kHz überschreiten. Das führt dazu, dass schon ab10 kHz angefangen werden muss, die Positionsfaktoren variabel zu wählen.γji⎧γ(k ) nach Gleichung12.6, für kji ji⎪= ⎨1⎪ , für k ≤10kHzji⎩ 2ji> 10 kHz(12.7)Auch mit diesem Verfahren wurde e<strong>in</strong> Reichweitentest durchgeführt, dessen Ergebnisse, <strong>in</strong>Abbildung 12.3.3 dargestellt s<strong>in</strong>d.


76 Kapitel 12: Der Prädiktionsfit mit variablen PositionsfaktorenA) B)250Prädiktionsfit600PrädiktionsfitFitergebnisse koc/kHz20015010050SollergebnisFitergebnisse kco/kHz500400300200100Sollergebnis00 50 100 150 200 250koc/kHz00 100 200 300 400 500kco/kHzAbbildung 12.3.3: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit beim Reichweitentest <strong>in</strong>Abhängigkeit von der Größe der Übergangsraten, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nachGleichungen 12.6/12.7, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 15kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis Rate k OC =n*1 kHz, B) Sollergebnis Rate k CO =n*2 kHz (n=1...250)Für die Rate k OC werden durchgängig zu niedrige Ergebnisse gefittet. Die Abweichungenwerden je größer, desto <strong>schneller</strong> die Übergangsraten s<strong>in</strong>d. Anstatt der tatsächlichen Rate von250 kHz liefert der Fit zum Beispiel e<strong>in</strong> Ergebnis von knapp 150 kHz. Für k CO h<strong>in</strong>gegenwerden wieder im gesamten Bereich die tatsächlichen Raten <strong>sehr</strong> exakt herausgefunden.Die Ergebnisse dieses Abschnitts s<strong>in</strong>d <strong>sehr</strong> bemerkenswert, denn immerh<strong>in</strong> werden hierÜbergangsraten erkannt, die beim mehr als 30-fachen der Abknickfrequenz des Tiefpassesliegen.Bisher hat sich also herausgestellt, dass sowohl der Übergang vom e<strong>in</strong>- zum vierpoligenFilter als auch der Übergang von Abknickfrequenz 50 kHz zu Abknickfrequenz 15 kHz e<strong>in</strong>eAnpassung der Beziehung zwischen Reichweite R und Positionsfaktor γ (Gleichungen 12.1,12.4 und 12.6) erforderlich macht. Mit den Gleichungen 12.1, 12.4 und 12.6 gelang es aber <strong>in</strong>allen Fällen, den Bereich bis 500 kHz abzudecken. Allerd<strong>in</strong>gs waren die bisherigenUntersuchungen auf das E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell mit Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit 1:2 beigutem Signal-Rausch-Verhältnis beschränkt. Im folgenden Kapitel soll untersucht werden, obdie hier gefundenen Ergebnisse auch allgeme<strong>in</strong> gelten.


13. Der Prädiktionsfit mit variablenPositionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell13.1. E<strong>in</strong>leitungIm letzten Kapitel wurden passende Beziehungen zwischen Reichweite des Fits undPositionsfaktor für verschiedene äußere Bed<strong>in</strong>gungen gefunden. Die gesamten dazunotwendigen Fits wurden ausschließlich mit E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modellen mitBesetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit 1 zu 2 bei gutem Signal-Rausch-Verhältnis durchgeführt. Zuzeigen ist nun, dass der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren auch bei anderen<strong>Markov</strong>-Modellen funktioniert.In diesem Kapitel wird weiterh<strong>in</strong> das E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell behandelt, dessen Zeitreihenmit e<strong>in</strong>em vierpoligen Filter mit e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 50 kHz gefiltert s<strong>in</strong>d. Es sollfestgestellt werden, wie <strong>sehr</strong> die Leistungsfähigkeit des Fits vom Rauschen, von denAnfangswerten und von der Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit zwischen den beiden Zuständenabhängt. Bei den Untersuchungen wird der Bereich von Übergangsraten bis 500 kHzabgedeckt.Die Positionsfaktoren γ ji werden im gesamten Kapitel anhand von Gleichungen 12.1 und12.2, die sich für das vierpolige Filter mit e<strong>in</strong>er Abknickfrequenz von 50 kHz als idealerwiesen haben, bestimmt. Mit Hilfe der Positionsfaktoren werden auf die <strong>in</strong> Kapitel 12.1beschriebene Weise die Sprungverteilungen g ji v (y) bestimmt.


78 Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell13.2. Abhängigkeit der Ergebnisse von der Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeitIn den nächsten sechs Versuchsreihen wird jeweils Rate k CO bei den Werten 1 kHz, 5 kHz, 10kHz, 50 kHz, 100kHz und 500 kHz konstant gehalten. k OC wird <strong>in</strong> 250 Schritten von 2 kHzauf 500 kHz erhöht. In Abbildung 13.2.1 s<strong>in</strong>d die Modelle graphisch dargestellt.Modell 1Cn*2 kHz1 kHzModell 2OCModell 3 Modell 4n*2 kHz5 kHzOCn*2 kHzOCn*2 kHzO10 kHz50 kHzModell 5Modell 6Cn*2 kHzOCn*2 kHzO100 kHz500 kHzAbbildung 13.2.1: Sechs E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modelle, die <strong>in</strong> diesem Abschnitt gefittet werden (n=1 ...250).Als Anfangswerte für den Fit werden die tatsächlichen Raten verwendet. Bei e<strong>in</strong>er Abtastratevon 200 kHz liegt die Abknickfrequenz des vierpoligen Filters bei 50 kHz. Es wird weißesRauschen verwendet. Das SNR beträgt 12,25.In den folgenden sechs Abbildungen s<strong>in</strong>d die Ergebnisse dargestellt.A) B)Fitergebnisse kco/kHz1.61.20.80.4SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnisse koc/kHz800600400200SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit00 200 400 600Rate koc/kHz00 200 400 600Rate koc/kHzAbbildung 13.2.2: Ergebnisse von Prädiktionsfit und Gaußfit für Modell 1, <strong>Bestimmung</strong> derPositionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligenBesselfilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis Rate k CO =1 kHz, B) Sollergebnis Rate k OC = n*2kHz (n=1...250)


Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell 79Fitergebnisse kco/kHz8642A) B)SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnisse koc/kHz800600400200SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit00 200 400 600koc/kHz00 200 400 600koc/kHzAbbildung 13.2.3: Ergebnisse von Prädiktionsfit und Gaußfit für Modell 2, <strong>Bestimmung</strong> derPositionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligenFilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis k CO =5 kHz, B) Sollergebnis k OC = n*2 kHz (n=1...250)Fitergebnisse kco/kHz1612840A) B)SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit0 200 400 600koc/kHzFitergebnisse koc/kHzAbbildung 13.2.4: Ergebnisse von Prädiktionsfit und Gaußfit für Modell 3, <strong>Bestimmung</strong> derPositionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligenFilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis k CO =10 kHz, B) Sollergebnis k OC = n*2 kHz (n=1...250)600450300150A) B)0SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit0 200 400 600koc/kHzFitergebnisse kco/kHz80604020SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnisse koc/kHz600450300150SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit00 200 400 600koc/kHz00 200 400 600koc/kHzAbbildung 13.2.5: Ergebnisse von Prädiktionsfit und Gaußfit für Modell 4, <strong>Bestimmung</strong> derPositionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligenFilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis k CO =50 kHz, B) Sollergebnis k OC = n*2 kHz (n=1...250)


80 Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-ModellFitergebnisse kco/kHz1601208040A) B)SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnisse koc/kHz600450300150SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit00 200 400 600koc/kHz00 200 400 600koc/kHzAbbildung 13.2.6: Ergebnisse von Prädiktionsfit und Gaußfit für Modell 5, <strong>Bestimmung</strong> derPositionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligenFilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis k CO =100 kHz, B) Sollergebnis k OC = n*2 kHz (n=1...250)Fitergebnisse kco/kHz1000750500250A) B)SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnisse koc/kHz600450300150SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit00 200 400 600koc/kHz00 200 400 600koc/kHzAbbildung 13.2.7: Ergebnisse von Prädiktionsfit und Gaußfit für Modell 6, <strong>Bestimmung</strong> derPositionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligenFilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis k CO =500 kHz, B) Sollergebnis k OC = n*2 kHz (n=1...250)In Abbildung 13.2.2 liegt Rate k CO konstant bei 1 kHz, Rate k OC wird <strong>in</strong> 250 Schritten von 2kHz auf 500 kHz erhöht. Die Schwierigkeit bei dieser Testreihe ist der am Ende <strong>sehr</strong> großeUnterschied <strong>in</strong> den Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten zwischen den beiden Zuständen. Ist k OCgleich 500 kHz, ergibt sich e<strong>in</strong>e Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 1:500. In Abbildung13.2.2.A sieht man, dass die langsame Rate k CO je schlechter erkannt wird, desto größer derUnterschied <strong>in</strong> der Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit ist. Beim Prädiktionsfit werden dieAbweichungen aber nicht größer als 40 %, während der Gaußfit Werte zwischen 10 Hz und50 Hz anstatt 1000 Hz ausgibt. Rate k OC wird im Vergleich besser erkannt. DieAbweichungen des Gaußfits liegen bei 50%, die des Prädiktionsfits unter 20%. Weiterh<strong>in</strong> istes beim Prädiktionsfit positiv, dass die Ergebnisse um die tatsächlichen Raten schwanken, imGegensatz zum Gaußfit, der <strong>in</strong>sgesamt zu niedrige Ergebnisse liefert.Diese Beobachtungen setzen sich <strong>in</strong> den Abbildungen 13.2.3-4 fort. Durchgängig gibt esmit dem Gaußfit erhebliche Probleme beim Erkennen von Rate k CO . Mit steigendemUnterschied <strong>in</strong> der Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit werden die Fitergebnisse für k CO immerkle<strong>in</strong>er. Dem Prädiktionsfit gel<strong>in</strong>gt das Erkennen wesentlich besser. Nur <strong>in</strong> Abbildung 13.2.5


Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell 81s<strong>in</strong>ken die Ergebnisse für k CO gegen Ende ab. Immer noch liefert der Prädiktionsfit aber 20kHz anstatt 50 kHz, der Gaußfit h<strong>in</strong>gegen nur 5 kHz.Auch Rate k OC wird vom Gaußfit immer zu niedrig geschätzt. Die Ergebnisse desPrädiktionsfit weichen um nicht mehr als 20% von den wahren Werten ab. Kle<strong>in</strong>erAusrutscher ist ebenfalls die Rate k OC <strong>in</strong> Abbildung 13.2.5. Hier liegen die Ergebnisse amEnde um 30% zu tief.In den Abbildungen 13.2.6 und 7 ist Rate k CO mit 100 kHz und 500 kHz so schnell, dassstark unterschiedliche Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten entstehen, wenn k OC langsam ist.Auch hier erkennt der Gaußfit k CO mit <strong>schneller</strong> werdender Rate k OC schlechter. Dass Ratek OC ebenfalls schlecht erkannt wird, wenn sie kle<strong>in</strong> ist, stimmt mit den Beobachtungen ausAbbildung 13.2.2.A übere<strong>in</strong>. In der Skalierung, die <strong>in</strong> Abbildungen 13.2.6.B und 7.B gewähltwurde, lässt es sich aber schlecht direkt erkennen. In beiden Fällen schlägt sich jedenfalls derPrädiktionsfit besser als der Gaußfit. Insbesondere ist es bemerkenswert, wie gut die 500 kHzschnelle Rate k CO <strong>in</strong> Abbildung 13.2.7.A im gesamten Bereich erkannt wird.Der Vollständigkeit halber s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 13.2.8 noch die Ergebnisse für den Fallk CO =k OC =n*2 kHz (n=1...250) dargestellt.A) B)Fitergebnisse kco/kHz600450300150SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnisse koc/kHz600450300150SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit000 200 400 600kco/kHz0 200 400 600koc/kHzAbbildung 13.2.8: Ergebnisse von Prädiktionsfit und Gaußfit, <strong>Bestimmung</strong> derPositionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligenFilters 50 kHz, SNR 12,25 A) Sollergebnis Rate k CO =n*2 kHz, B) Sollergebnis Rate k OC = n*2 kHz(n=1...250)Wenig überraschend erhält man für k CO und k OC die gleichen Ergebnisse. Der Prädiktionsfitentdeckt das schnelle Schalten hier ebenfalls erkennbar besser als der Gaußfit.Die <strong>in</strong> allen Fällen unabhängig von der Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>sehr</strong> gutenErgebnisse des Prädiktionsfits können als Bestätigung dafür gewertet werden, dass Gleichung12.1 unabhängig von der Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit die richtige Beziehung zwischenPositionsfaktor und Reichweite angibt.


82 Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell13.3. Abhängigkeit der Ergebnisse von den AnfangswertenIn diesem Abschnitt soll überprüft werden, wie stark sich die Ergebnisse <strong>in</strong> Abhängigkeit vonden Startwerten des Fits ändern. Dazu werden wieder die Modelle 1–9 aus Kapitel 5.3, diealle e<strong>in</strong>e Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 1 zu 2 haben, gefittet. Für jedes Modell wird e<strong>in</strong>eZeitreihe erzeugt, die immer wieder mit verschiedenen Anfangswerten gefittet wird. DieAnfangswerte s<strong>in</strong>d für k OC =n*1 kHz und für k CO =n*2 kHz (n=1...250). Bei e<strong>in</strong>er Abtastratevon 200 kHz liegt die Abknickfrequenz des vierpoligen Filters bei 50 kHz. Das Signal-Rausch-Verhältnis beträgt bei weißem Rauschen 12,25.In den folgenden Abbildungen s<strong>in</strong>d die Ergebnisse exemplarisch dargestellt. Die l<strong>in</strong>kenAbbildungen zeigen Rate k OC , die rechten k CO .Fitergebnisse koc/kHz42A) B)SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnisse kco/kHz84SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit00 100 200 300Anfangswert/kHz00 200 400 600Anfangswert/kHzAbbildung 13.3.1: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 3 (2/4 kHz) <strong>in</strong>Abhängigkeit von den Anfangswerten, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2,Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR 12,25, A)Anfangswerte Rate k OC =n*1 kHz, B) Anfangswerte k CO =n*2 kHz (n=1...250)


Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell 83Fitergebnisse koc/kHz10050A) B)SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnisse kco/kHz200100SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit00 100 200 300Anfangswert/kHz00 200 400 600Anfangswert/kHzFitergebnisse koc/kHzAbbildung 13.3.2: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 7 (50/100 kHz) <strong>in</strong>Abhängigkeit von den Anfangswerten, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2,Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR 12,25, A)Anfangswerte Rate k OC =n*1 kHz, B) Anfangswerte k CO =n*2 kHz (n=1...250)200100A) B)SollergebnisGaußfitPrädiktionsfitFitergebnisse kco/kHz400200SollergebnisGaußfitPrädiktionsfit00 100 200 300Anfangswert/kHz00 200 400 600Anfangswert/kHzAbbildung 13.3.3: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 8 (100/200 kHz) <strong>in</strong>Abhängigkeit von den Anfangswerten, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2,Abtastrate 200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR 12,25, A)Anfangswerte Rate k OC =n*1 kHz, B) Anfangswerte k CO =n*2 kHz (n=1...250)Anhand von Abbildung 13.3.1, <strong>in</strong> der die Ergebnisse für Modell 3 (2/4 kHz) dargestellt s<strong>in</strong>d,will ich die Ergebnisse der Modelle 1 – 3 beschreiben. Bei beiden Raten zeigt sich sowohl fürden Gauß- als auch für den Prädiktionsfit ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit von den Anfangswerten. BeideFits f<strong>in</strong>den zudem die richtigen Werte von 2 kHz und 4 kHz heraus. WesentlicheUnterschiede zwischen den beiden Verfahren s<strong>in</strong>d nicht zu erkennen. Gleiches gilt für die


84 Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-ModellModelle 1 (0,5/1 kHz) und 2 (1/2 kHz), bei denen ebenfalls von beiden Verfahren die Raten<strong>sehr</strong> gut erkannt werden.Bei den Modellen 4–7 s<strong>in</strong>d die Übergangsraten schon so groß, dass e<strong>in</strong>ige schnelleSchaltereignisse vom Gaußfit nicht mehr erkannt werden. In Abbildung 13.3.2, <strong>in</strong> der dieErgebnisse für Modell 7 (50/100 kHz) zu sehen s<strong>in</strong>d, macht man folgende Beobachtungen.Nach wie vor liefert der Gaußfit unabhängig von den Anfangswerten immer das gleicheErgebnis. Für beide Raten liegt dieses Ergebnis aber um mehr als e<strong>in</strong> Drittel unter dengesuchten Werten von 50 kHz und 100 kHz. Genau das ist der Mangel des Gaußfits, der mitdem Prädiktionsfit ausgeglichen werden sollte.Solange die Anfangswerte kle<strong>in</strong>er als die gesuchten Werte s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>det der Prädiktionsfitdie Raten auch gut heraus. Die Abweichungen bei Rate k OC liegen im Bereich von 10%, beiRate k CO s<strong>in</strong>d sie nicht nennenswert. Werden die Anfangswerte um mehr als 10% größer alsdie tatsächlichen Raten, s<strong>in</strong>ken die Fitergebnisse ungefähr l<strong>in</strong>ear mit den Anfangswerten ab.Bis zum Ende s<strong>in</strong>d die Ergebnisse aber immer noch besser als die des Gaußfits. DieseFeststellung bestätigt nur die Bemerkung, die ich schon <strong>in</strong> Kapitel 12.1 gemacht hatte.Gleichung 12.1 für die Positionsfaktoren greift erst e<strong>in</strong>, wenn im wahrsche<strong>in</strong>lichsten Satz vonÜbergangsraten im Simplex e<strong>in</strong>e Rate größer als 65 kHz ist. Dann führt sie dazu, dass der zudieser Rate gehörige Positionsfaktor γ größer wird und der Prädiktionsfit sich immer mehr anden Gaußfit annähert. Wenn nun schon die Anfangswerte größer als die gesuchten Raten s<strong>in</strong>d,ist im Simplex auch automatisch e<strong>in</strong> zu großer Wert der wahrsche<strong>in</strong>lichste. Je größer dieAnfangswerte s<strong>in</strong>d, desto größer s<strong>in</strong>d die Positionsfaktoren und desto niedriger s<strong>in</strong>d dieFitergebnisse, die man erhält. Das Abfallen der Ergebnisse mit den Anfangswerten für großeAnfangswerte lässt sich so erklären. E<strong>in</strong>e große E<strong>in</strong>schränkung für die Anwendbarkeit desVerfahrens ergibt sich daraus nicht. Denn man kann, sobald die Fitergebnisse wesentlichniedriger s<strong>in</strong>d als die Startwerte, den Prädiktionsfit e<strong>in</strong>fach mit neuen Startwerten noche<strong>in</strong>mal laufen lassen.Werden die Übergangsraten, wie <strong>in</strong> den Modellen 8 (100/200 kHz) und 9 (200/400 kHz)noch <strong>schneller</strong>, kommt als weitere Schwierigkeit h<strong>in</strong>zu, dass der Fit große Übergangsratenerkennen soll, obwohl er mit <strong>sehr</strong> kle<strong>in</strong>en Startwerten angefangen hat. Abbildung 13.3.3 zeigtdie Ergebnisse für Modell 8 (100/200 kHz). Auch hier zeigt der Gaußfit ke<strong>in</strong>e Abhängigkeitvon den Anfangswerten. Für beide Raten liegen die Ergebnisse aber um über die Hälfte zutief. Ebenso wie bei Modell 7 (50/100 kHz) fangen die Ergebnisse des Prädiktionsfits an, mitden Anfangswerten zu fallen, sobald die Anfangswerte die gesuchten Raten um mehr als 10%übersteigen. Auch wenn die Anfangswerte zu kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, bekommt man zu niedrigeErgebnisse. Der Prädiktionsfit schafft es also auch nicht, von kle<strong>in</strong>en Anfangswerten aufschnelle Übergangsraten zu schließen. Mit 30% bei Rate k OC und 20% bei Rate k CO s<strong>in</strong>d dieAbweichungen aber immer noch kle<strong>in</strong> im Vergleich zu denen des Gaußfits.Insgesamt bleibt also festzuhalten, dass es beim Gaußfit von wesentlich ger<strong>in</strong>gererBedeutung als beim Prädiktionsfit ist, mit welchen Anfangswerten der Fit gestartet wird. Inweiten Bereichen hängen die Ergebnisse kaum von der Wahl der Anfangswerte ab. Ebenfallsunabhängig von den Anfangswerten liefert aber der Prädiktionsfit stets die besseren Resultate.Beim Prädiktionsfit können die Ergebnisse jedoch durch geschickte Wahl der Anfangswertenochmals erheblich verbessert werden.E<strong>in</strong> Nachteil des Prädiktionsfits zeigt sich jedoch <strong>in</strong> Abbildung 13.3.3. Dass es nichtgel<strong>in</strong>gt, Raten von k OC =100 kHz und k CO =200 kHz herauszuf<strong>in</strong>den, wenn die Anfangswertezu kle<strong>in</strong> gewählt werden, deutet darauf h<strong>in</strong>, dass sich das Konvergenzverhalten verschlechterthat. Der Prädiktionsfit bleibt dann <strong>in</strong> lokalen Maxima des Simplex hängen, bevor der diewahren Übergangsraten herausf<strong>in</strong>det.


Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell 8513.4. Abhängigkeit der Ergebnisse vom RauschenE<strong>in</strong>fluss auf die Resultate haben e<strong>in</strong>erseits der Effektivwert des Rauschens und andererseitsdie Art des Rauschens. E<strong>in</strong>fachster Fall ist es, dass man weißes Rauschen hat. Im weißenRauschen haben alle Frequenzen die gleiche Spektraldichte. Bei Patch-Clamp-Messungen hatman aber <strong>in</strong> der Regel blaues Rauschen (Sigworth, 1983). Bei diesem steigt die Spektraldichtebeg<strong>in</strong>nend mit 1 kHz l<strong>in</strong>ear bis zur Abknickfrequenz des Filters an (Schultze und Draber,1993). Dadurch, dass beim blauen Rauschen die großen Frequenzen mit e<strong>in</strong>er hohen Intensitätvorhanden s<strong>in</strong>d, ist es problematischer, schnelle Übergangsraten <strong>in</strong> Zeitreihen zu f<strong>in</strong>den, diemit blauem Rauschen überlagert s<strong>in</strong>d, als <strong>in</strong> solchen mit weißem Rauschen.Um die Wirkung des Rauschens auf die Ergebnisse herauszuf<strong>in</strong>den, wird derRauschabhängigkeitstest aus Kapitel 5.3. für weißes und für das <strong>in</strong> Abschnitt 13.4.2beschriebene blaue Rauschen durchgeführt. Die Anfangswerte s<strong>in</strong>d jetzt wieder gleich dentatsächlichen Übergangsraten.13.4.1. Weißes RauschenIn den Abbildungen 13.4.1 – 3 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse für weißes Rauschen anhand der Modelle3 (2/4 kHz), 6 (20/40 kHz) und 9 (200/400 kHz) dargestellt. Die l<strong>in</strong>ke Abbildung zeigt jeweilsdie Rate k OC , die rechte Rate k CO .A) B)4Prädiktionsfit8PrädiktionsfitGaußfitGaußfitFitergebnisse koc/kHz2SollergebnisFitergebnisse kco/kHz4Sollergebnis000 5 10 15SNR0 5 10 15SNRAbbildung 13.4.1: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 3 <strong>in</strong> Abhängigkeit vomSNR bei weißem Rauschen, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Filters 50 kHz, A) Sollergebnis k OC : 2 kHz, B)Sollergebnis k CO : 4 kHz


86 Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-ModellA) B)40PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis80PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse koc/kHz20Fitergebnisse kco/kHz4000 5 10 15SNR00 5 10 15SNRAbbildung 13.4.2: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 6 <strong>in</strong> Abhängigkeit vomSNR bei weißem Rauschen, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, A) Sollergebnis Rate k OC : 20kHz, B) Sollergebnis Rate k CO : 40 kHzA) B)400PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis800PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse koc/kHz200Fitergebnisse kco/kHz400000 5 10 15SNR0 5 10 15SNRAbbildung 13.4.3: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 9 <strong>in</strong> Abhängigkeit vomSNR bei weißem Rauschen, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, A) Sollergebnis Rate k OC : 200kHz, B) Sollergebnis Rate k CO : 400 kHzBei den Modellen 1 –3 f<strong>in</strong>den sowohl Gauß- als auch Prädiktionsfit die gesuchten Raten gutheraus. Ab e<strong>in</strong>em SNR von 1 ändert sich nichts mehr an den Ergebnissen. Dargestellt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>Abbildung 13.4.1 die Ergebnisse für Modell 3 (2/4 kHz). Die Diagramme von Modell 1 (0,5/1kHz) und 2 (1/2 kHz) sehen analog aus.Auch bei den Modellen 4 –6 zeigt sich noch ke<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit der Ergebnisse vomSignal-Rausch-Verhältnis. In Abbildung 13.4.2 s<strong>in</strong>d die Resultate des Modells 6 (20/40 kHz)


Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell 87zu sehen. Der Gaußfit liefert Raten, die um 20% zu niedrig s<strong>in</strong>d, die des Prädiktionsfits liegenum etwas über 10% unter den tatsächlichen Raten.Wesentlich größer s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen Gaußfit und Prädiktionsfiterwartungsgemäß bei <strong>schneller</strong>en Raten. Exemplarisch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 13.4.3 dieErgebnisse beider Fits für Modell 9 (200/400 kHz) gezeigt. Der Gaußfit liegt hier um 50% zuniedrig. Die Schwankung <strong>in</strong> den Ergebnissen ist aber <strong>sehr</strong> kle<strong>in</strong>. Die Ergebnisse desPrädiktionsfit schwanken stärker, dafür liegen sie aber im Mittel <strong>sehr</strong> nah an den tatsächlichenRaten. Nach wie vor hängen die Resultate kaum vom Signal-Rausch-Verhältnis ab.13.4.2. Blaues RauschenBei Patch-Clamp-Messungen hat man jedoch nicht, wie bisher bei allen Simulationenangenommen, weißes Rauschen, <strong>in</strong> dem alle Frequenzen gleich stark s<strong>in</strong>d, sondern blauesRauschen, bei dem die Intensität mit der Frequenz ansteigt. Dass bei Patch-Clamp-Messungenblaues Rauschen entsteht, soll kurz anhand der bekannten Verstärkungsformel desgegengekoppelten Operationsverstärkers (z.B. Tietze und Schenk, 1971) erklärt werden. DieE<strong>in</strong>gangsspannung U e – hier das Rauschen der Emitter-Basis-Strecke des ersten Transistors –wird bei bekanntem E<strong>in</strong>gangswiderstand R e und Ausgangswiderstand R a folgendermaßen zurAusgangsspannung U a verstärkt:Ua=RBei Patch-Clamp-Messungen besteht der E<strong>in</strong>gangswiderstand hauptsächlich aus dem durchdie Kapazität C der Pipette bestimmten Widerstand R e =1/jωC (Keunecke, 1995). DieVerstärkerformel 13.1 nimmt für große Frequenzen ω also folgende Form an:a+ RReeUe(13.1)R + 1/ jωC= U ≈ jωRC U(13.2)e1/ jωCaUaea*Das weiße Rauschen der E<strong>in</strong>gangsstufe des Operationsverstärkers wird also proportional derFrequenz ω verstärkt und ergibt damit im Ausgangssignal blaues Rauschen.


88 Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-ModellDie folgenden Untersuchungen ergeben, dass sich die Abhängigkeit vom Signal-Rausch-Verhältnis deutlich verstärkt, wenn blaues anstatt von weißem Rauschen verwendet wird.Abbildungen 13.4.4 – 6 zeigen die Ergebnisse des Rauschabhängigkeitstests für blauesRauschen. Auch hier wird der Fit wieder mit den tatsächlichen Übergangsraten gestartet.A) B)4Prädiktionsfit8PrädiktionsfitFitergebnisse koc/kHz2GaußfitSollergebnisFitergebnisse kco/kHz4GaußfitSollergebnis00 5 10 15SNR00 5 10 15SNRAbbildung 13.4.4: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 3 <strong>in</strong> Abhängigkeit vomSNR bei blauem Rauschen, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, A) Sollergebnis Rate k OC : 2 kHz,B) Sollergebnis Rate k CO : 4 kHzA) B)Fitergebnisse koc/kHz4020PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse kco/kHz8040PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis00 5 10 15SNR00 5 10 15SNRAbbildung 13.4.5: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 6 <strong>in</strong> Abhängigkeit vomSNR bei blauem Rauschen, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, A) Sollergebnis Rate k OC : 20kHz, B) Sollergebnis Rate k CO : 40 kHz


Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-Modell 89Fitergebnisse koc/kHz400200A) B)PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse kco/kHz800400PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis00 5 10 15SNR00 5 10 15SNRAbbildung 13.4.6: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für Modell 9 <strong>in</strong> Abhängigkeit vomSNR bei blauem Rauschen, <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, A) Sollergebnis Rate k OC : 200kHz, B) Sollergebnis Rate k CO : 400 kHzSchon bei Modell 3 (2/4 kHz) wird e<strong>in</strong> Signal-Rausch-Verhältnis von m<strong>in</strong>destens 2 benötigt,um die richtigen Ergebnisse zu erhalten (Abbildung 13.4.4). Gauß- und Prädiktionsfit habenaber exakt die gleiche Abhängigkeit vom SNR. E<strong>in</strong> Signal-Rausch-Verhältnis von 2 reicht biszu Modell 5 (10/20 kHz) aus, um vernünftige Resultate zu erhalten. Bei größeren Raten wirddann schon e<strong>in</strong> SNR von 4 benötigt: so z.B. bei Modell 6 (20/40 kHz) <strong>in</strong> Abbildung 13.4.5und bei Modell 9 (200/400 kHz) <strong>in</strong> Abbildung 13.4.6.Das wichtige Ergebnis dieses Abschnitts ist es, dass die Abhängigkeit des Prädiktionsfitsvom Signal-Rausch-Verhältnis auch bei schwierigeren Verhältnissen nicht größer ist als beimGaußfit. Wichtig ist das deswegen, weil beim Test des Betafits <strong>in</strong> Kapitel 8 gerade die starkeAbhängigkeit vom Signal-Rausch-Verhältnis das entscheidende Argument war, die Idee nichtweiter zu verfolgen. Der Prädiktionsfit h<strong>in</strong>gegen ist dem Gaußfit <strong>in</strong> diesem Punkt ebenbürtig.13.5. FolgerungBei den umfangreichen Untersuchungen dieses Kapitels, die klären sollten, wie sich dieErgebnisse <strong>in</strong> Abhängigkeit von Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit, Anfangswerten und Rauschenändern, hat sich ke<strong>in</strong> Fall ergeben, <strong>in</strong> dem der Gaußfit Vorteile gegenüber dem Prädiktionsfithatte. Beim E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell und den hier gewählten äußeren Bed<strong>in</strong>gungen (Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Filters 50 kHz) kann also der Gaußfit komplettdurch den Prädiktionsfit, bei dem die Positionsfaktoren nach Gleichungen 12.1/12.2 bestimmtwerden, ersetzt werden. Man erreicht dadurch e<strong>in</strong>e Verbesserung desZeitauflösungsvermögens um den Faktor zehn gegenüber der <strong>in</strong> Kapitel 6.2 festgestelltenReichweite des Gaußfits von 50 kHz. Insbesondere bei Modellen mit stark unterschiedlichenBesetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten der beiden Zustände kann der Prädiktionsfit se<strong>in</strong>e Vorzügeausspielen.


90 Kapitel 13: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Zwei-Zustands-ModellFraglich ist, ob diese Aussage auch auf kompliziertere Modelle übertragen werden kann.Klar ist <strong>in</strong> jedem Falle, dass die Untersuchungen für schwierige Modelle wesentlich wenigerumfassend ausfallen müssen. Beim E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell habe ich über 100.000 Fitsdurchgeführt, um mir e<strong>in</strong> Bild über die Leistungsfähigkeit des Verfahrens machen zu können.Bei e<strong>in</strong>em 4-Kanal-Modell mit jeweils 3 Zuständen pro Kanal z.B. nimmt schon e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigerFit mehrere Tage Rechenzeit <strong>in</strong> Anspruch. Es können also allenfalls stichprobenartige Testsdurchgeführt werden.


14. Der Prädiktionsfit mit variablenPositionsfaktoren beim Fünf-Zustands-Modell14.1. VorgehensweiseZu zeigen ist nun, dass der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren auch beiMehrzustandsmodellen Vorteile gegenüber dem Gaußfit hat. Es wird dazu wieder das Fünf-Zustands-Modell aus Kapitel 10.6 betrachtet. Wieder wird Rate k OG bei 70 kHz konstantgehalten. Rate k GO wird <strong>in</strong> 150 Schritten von 2 kHz auf 300 kHz erhöht. Es werden also die<strong>in</strong> der folgenden Abbildung dargestellten <strong>Markov</strong>-Modell gefittet.1,5 kHzA O G C0,5 kHzn*2 kHz70 kHz3,5 kHz4 kHz0,5 kHz0,2 kHzAbbildung 14.1.1: Fünf-Zustands-Modelle, die <strong>in</strong> diesem Kapitel gefittet werden (n=1...150)ZAbtastrate und Abknickfrequenz des vierpoligen Tiefpasses bleiben unverändert bei 200 kHzund 50 kHz. Es wird weißes Rauschen mit e<strong>in</strong>em SNR von 4 verwendet.14.2. Positionierung der Sprungverteilungen nachGleichungen 12.1/12.2Die Frage dieses Absatzes ist es, ob die Gleichungen 12.1/12.2, mit denen im letzten Kapitelbeim E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell, dessen Zeitreihen mit e<strong>in</strong>em vierpoligen Filter gefiltert waren,durchgehend <strong>sehr</strong> gute Ergebnisse erzielt wurden, beim Fünf-Zustands-Modell die gleichenErfolge br<strong>in</strong>gen.Die Ergebnisse des Prädiktionsfits für die Übergangsraten k OG und k GO bei <strong>Bestimmung</strong>der Positionsfaktoren anhand von Gleichungen 12.1/12.2 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 14.2.1 imVergleich mit den Ergebnissen des Gaußfits dargestellt.


92 Kapitel 14: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Fünf-Zustands-ModellA) B)Fitergebnisse kOG/kHz20015010050PrädiktionsfitGaußfitSollergebnisFitergebnisse kGO/kHz800600400200PrädiktionsfitGaußfitSollergebnis00 100 200 300kGO/kHz00 100 200 300kGO/kHzAbbildung 14.2.1: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für das Fünf-Zustands-Modell <strong>in</strong>Abhängigkeit von Rate k GO , <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 12.1/12.2, Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR 4, A) Sollergebnis Ratek OG = 70 kHz , B) Sollergebnis Rate k GO =n*2 kHz (n=1...150)Schon die Darstellung dieser beiden Raten zeigt, dass das angestrebte Ziel nicht erreichtwurde. Für k OG sollte konstant e<strong>in</strong> Ergebnis von 70 kHz herauskommen, der Prädiktionsfitliefert jedoch <strong>in</strong> Abhängigkeit von k GO Werte zwischen 35 kHz und 200 kHz. Beim Gaußfitist diese Abhängigkeit nicht zu beobachten. Er liegt zwar wie gewohnt zu niedrig mit se<strong>in</strong>enErgebnissen, liefert aber unabhängig von der Größe der anderen Rate immer Werte zwischen40 kHz und 50 kHz.Die Rate k GO erkennt der Prädiktionsfit bis zu Werten von 100 kHz. Darüber liegen se<strong>in</strong>eErgebnisse zu hoch. Wie schon beim E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell fangen auch hier die Ergebnissean auszubrechen, weil die Positionsfaktoren zu langsam größer werden. Die Ergebnisse desGaußfits für Rate k GO liegen <strong>in</strong>sgesamt zu niedrig. Sie steigen aber bis zum Ende noch fastl<strong>in</strong>ear mit den tatsächlichen Raten an.In Kapitel 12 hatte sich gezeigt, dass sowohl der Übergang vom Filter vierter Ordnungzum Filter erster Ordnung als auch die Änderung der Abknickfrequenz des Filters vierterOrdnung e<strong>in</strong>e Anpassung der Beziehung zwischen Reichweite und Positionsfaktorerforderlich gemacht hat. Das Ergebnis dieses Abschnitts ist es, dass auch die Anwendung desPrädiktionsfits auf das Fünf-Zustands-Modell anstatt das E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell e<strong>in</strong>e neue R-γ-Gleichung voraussetzt. Es wird wohl nicht gel<strong>in</strong>gen, die Abhängigkeit von allen diesenParametern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geschlossene Formel zu br<strong>in</strong>gen. Man kommt also nicht umh<strong>in</strong>, denPrädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren durch F<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>er geeigneten R-γ-Gleichungan die jeweiligen äußeren Bed<strong>in</strong>gungen anzupassen. Diese <strong>in</strong> Kapitel 12.1 ausführlichbeschriebene Eichung ist aber mit überschaubarem Aufwand durchzuführen.Im nächsten Abschnitt wird die Eichung für das Fünf-Zustands-Modell vorgenommen unddie Leistungsfähigkeit getestet.


Kapitel 14: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Fünf-Zustands-Modell 9314.3. R-γ-Gleichung beim Fünf-Zustands-ModellUm die geeignete Beziehung zwischen Reichweite des Prädiktionsfits und Position derSprungverteilungen herauszuf<strong>in</strong>den, wird zuerst die Reichweite mit den konstantenPositionsfaktoren γ= 1 / 2 , 2 / 3 , 3 / 4 , 4 / 5 , 5 / 6 , 9 / 10 und 19 / 20 festgestellt. In Abbildung 14.3.1 s<strong>in</strong>d dieErgebnisse zusammengestellt.Positionsfaktor γ1 / 2 2 / 3 3 / 4 4 / 5 5 / 6 9 / 10 19 / 20Reichweite/kHz 56 85 112 140 180 280 -Abbildung 14.3.1: Zusammenstellung der Reichweiten des Prädiktionsfits mit verschiedenenPositionsfaktoren beim Fünf-Zustands-Modell, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters50 kHz, Abtastfrequenz 200 kHzGleichung 14.1 gibt die Hyperbel an, die diese Punkte optimal annähert:28000R =1 − γ(14.1)Beim Fünf-Zustands-Modell werden mit dem konstanten Positionsfaktor γ= 1 / 2 bis zuÜbergangsraten von 56 kHz die richtigen Ergebnisse erzielt. Die Verlagerung derSprungverteilungen beg<strong>in</strong>nt also erst bei k ji >56 kHz:γji⎧γ(k )kji j<strong>in</strong>ach Gleichung14.1, für⎪= ⎨1⎪ , für k ≤ kHzji56⎩ 2ji> 56 kHz(14.2)Mit dem Prädiktionsfit, der die Positionsfaktoren nach Gleichungen 14.1/14.2 benutzt,werden jetzt erneut Fits mit den <strong>Markov</strong>-Modellen aus Abbildung 14.1.1 durchgeführt.Interessant s<strong>in</strong>d wiederum die Raten k OG und k GO , bei denen die Sprünge von Offen nachGeschlossen und umgekehrt stattf<strong>in</strong>den. Von den übrigen Raten, bei denen der Zustandwechselt, ohne dass sich am Stromwert etwas ändert, s<strong>in</strong>d exemplarisch die Ergebnisse derRate k ZC dargestellt. Die letzte Abbildung vergleicht den Rechenaufwand von Gauß- undPrädiktionsfit. Aufgetragen ist jeweils die Anzahl der Iterationen des Simplex pro Fit.


94 Kapitel 14: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Fünf-Zustands-ModellA) B)160PrädiktionsfitGaußfit400PrädiktionsfitGaußfitFitergebnisse kOG/kHz1208040SollergebnisFitergebnisse kGO/kHz300200100Sollergebnis000 100 200 300kGO/kHz0 100 200 300kGO/kHzC) D)2Prädiktionsfit500GaußfitFitergebnisse kZC/kHz1.510.5SollergebnisNäherungsschritte250Prädiktionsfit00 100 200 300kGO/kHz0Gaußfit0 100 200 300kGO/kHzAbbildung 14.3.2: Ergebnisse von Gauß- und Prädiktionsfit für das Fünf-Zustands-Modell <strong>in</strong>Abhängigkeit von Rate k GO , <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren nach Gl. 14.1/14.2, Abtastrate200 kHz, Abknickfrequenz des vierpoligen Besselfilters 50 kHz, SNR 4, A) Sollergebnis Ratek OG = 70 kHz , B) Sollergebnis Rate k GO =n*2 kHz (n=1...150), C) Sollergebnis Rate k ZC =0,5 kHz, D)Zahl der IterationsschritteDie Ergebnisse des Gaußfits <strong>in</strong> Abbildung 14.3.2.A für Rate k OG s<strong>in</strong>d hier wieder die gleichenwie <strong>in</strong> Abbildung 14.2.1.A. Bei e<strong>in</strong>em Sollergebnis von 70 kHz liegen die Fitraten zwischen40 kHz und 50 kHz. Beim Prädiktionsfit schwanken die Ergebnisse für Rate k OG mit Wertenzwischen 50 kHz und 100 kHz stärker. Dafür liegen sie aber im Mittel näher am gesuchtenWert von 70 kHz.Auch bei Rate k GO <strong>in</strong> Abbildung 14.3.2.B s<strong>in</strong>d die Resultate des Gaußfits die gleichen wie<strong>in</strong> Abbildung 14.2.1.B. Sie liegen im gesamten Bereich um 30% -40% zu tief. Die Ergebnissedes Prädiktionsfits schwanken bei dieser Rate ebenfalls stärker. Im Mittel liegen sie aber


Kapitel 14: Der Prädiktionsfit mit variablen Positionsfaktoren beim Fünf-Zustands-Modell 95genau auf den Sollergebnissen, und auch der schlechteste Wert weicht um nicht mehr als 20%von der tatsächlichen Rate ab.Bei allen übrigen Raten zeigt sich ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied zwischen Gauß- undPrädiktionsfit. Alle Übergangsraten werden im gesamten Bereich gut detektiert. Als Beispiels<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 14.3.2.C die Ergebnisse für Rate k ZC dargestellt. Die Fitergebnisse beiderVerfahren bewegen sich <strong>in</strong> unmittelbarer Umgebung des Sollwerts von 0,5 kHz.Wie Abbildung 10.6.3.D zeigt Abbildung 14.3.2.D die Anzahl der Iterationsschritte bis zurKonvergenz. Wieder ergeben sich ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede zwischen Gauß- undPrädiktionsfit. Der Rechenaufwand ändert sich praktisch nicht <strong>in</strong> Abhängigkeit von k GO . Inder Summe über alle Fits benötigt dieses Mal der Gaußfit knapp 10 % mehr Schritte als derPrädiktionsfit. Es ist also e<strong>in</strong>e naheliegende Vermutung, dass ke<strong>in</strong>e grundsätzlichenUnterschiede im Rechenaufwand zwischen Gaußfit und Prädiktionsfit bestehen.Mit der <strong>in</strong> Gleichung 14.1 angegebenen Beziehung zwischen Position und Reichweitelassen sich beim Fünf-Zustands-Modell also Übergangsraten bis 300 kHz fitten. Der Bereichzwischen 300 kHz und 500 kHz kann aber im Gegensatz zum E<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell nichtmehr abgedeckt werden. Mit Gleichung 14.1 erreicht man es zwar, dass die Sollergebnisse imMittel herausgefunden werden, die Schwankungen werden aber so groß, dass aus denErgebnissen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Fits ke<strong>in</strong>e Rückschlüsse mehr gezogen werden können. Liegt dietatsächliche Rate z.B. bei 400 kHz, erhält man Fitergebnisse zwischen 200 kHz und 700 kHz.Auch beim Fünf-Zustands-Modell gel<strong>in</strong>gt es also, die Zeitauflösung durch geeignete Wahlder Abhängigkeit der Positionsfaktoren von der Größe der Übergangsraten erheblich zuverbessern. Mit e<strong>in</strong>er Reichweite von 300 kHz wird die Reichweite von 500 kHz wie beimE<strong>in</strong>-Kanal-C/O-Modell zwar nicht erreicht, gegenüber dem Gaußfit hat man aber immerh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>e Verbesserung um den Faktor 6.


15. Fazit und AusblickDas Ziel, das Zeitauflösungsvermögen des von Albertsen (1994; Albertsen und Hansen, 1994)e<strong>in</strong>geführten direkten Zeitreihenfits zu erweitern, ist erreicht worden. Der anfänglich verfolgteAnsatz, das Amplitudenhistogramm <strong>in</strong> Betaverteilungen anstatt <strong>in</strong> Gaußverteilungenaufzuspalten (Betafit, Kapitel 6 – 8), hat den erhofften Fortschritt nicht erbracht. Derentscheidende Schritt vorwärts wurde gemacht durch die Verwendung unterschiedlicherGaußverteilungen <strong>in</strong> Abhängigkeit davon, ob <strong>in</strong> der Prädiktion e<strong>in</strong> Sprung angenommen wirdoder nicht (Prädiktionsfit, Gleichung 9.1). Wird von e<strong>in</strong>em Verbleib des Systems <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emZustand ausgegangen, kommen wie beim ursprünglichen direkten ZeitreihenfitGaußverteilungen zum E<strong>in</strong>satz, deren Maxima auf den Nom<strong>in</strong>alniveaus liegen (Gleichung9.2). Dagegen wird e<strong>in</strong>e Gaußverteilung zwischen Start- und Zielniveau verwendet, wenn <strong>in</strong>der Prädiktion e<strong>in</strong> Sprung angenommen wird. Von der geeigneten Wahl dieserSprungverteilungen hängt die Leistungsfähigkeit des Verfahrens <strong>in</strong> erheblichem Maße ab.In der folgenden Tabelle s<strong>in</strong>d die Ergebnisse zusammengestellt, die der Vergleich vonBetafit und Prädiktionsfit mit dem ursprünglichen direkten Zeitreihenfit ergeben hat.Reichweite beimZwei-Zustands-ModellReichweite beimFünf-Zustands-ModellAbhängigkeit vomSNRAbhängigkeit vonder Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeitAbhängigkeit vondenAnfangswertenUrsprünglicherdirekterZeitreihenfitBetafitVerbesserterBetafitPrädiktionsfitmit γ= 1 / 2Prädiktionsfitmitvariablen γ50 kHz


Kapitel 15: Fazit und Ausblick 97Der ursprüngliche direkte Zeitreihenfit erkennt sowohl beim Zwei-Zustands- als auch beimFünf-Zustands-Modell Übergangsraten bis 50 kHz. Die Ergebnisse verschlechtern sich nurger<strong>in</strong>gfügig, wenn das Signal-Rausch-Verhältnis kle<strong>in</strong>er wird und wenn die Anfangswerte desFits von den tatsächlichen Raten stärker abweichen. Schwierigkeiten gibt es dagegen, wennÜbergangsraten von <strong>Markov</strong>-Modellen, deren Zustände deutlich unterschiedlicheBesetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten haben, erkannt werden sollen.Mit dem e<strong>in</strong>fachen Betafit aus Kapitel 6 gel<strong>in</strong>gt es <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall, schnelle Übergangsratenzu erkennen. Der verbesserte Betafit (Kapitel 7) detektiert zwar Raten bis zur vierfachenAbknickfrequenz des Filters, es ist aber e<strong>in</strong> so gutes Signal-Rausch-Verhältnis erforderlich,dass dieses Verfahren nicht auf Patch-Clamp-Messungen angewendet werden kann. Mit denBetafits wurden deswegen ke<strong>in</strong>e weiteren Untersuchungen durchgeführt.In Kapitel 10 werden Tests des Prädiktionsfits mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 (Gleichung9.3), durch den das Maximum der Sprungverteilung genau <strong>in</strong> die Mitte zwischen den beidenam Sprung beteiligten Nom<strong>in</strong>alniveaus gelegt wird, durchgeführt. Es zeigt sich, dass mitdiesem Verfahren das Zeitauflösungsvermögen gegenüber der <strong>in</strong> Kapitel 6.2 festgestelltenReichweite des ursprünglichen direkten Zeitreihenfits von 50 kHz um den Faktor 2 erhöhtwird. Bei den umfangreichen Untersuchungen am Zwei-Zustands- und am Fünf-Zustands-Modell hat der Prädiktionsfit Übergangsraten bis 100 kHz <strong>in</strong> allen Fällen richtig detektiert.Ob sich das Verfahren auch bei anderen <strong>Markov</strong>-Modellen bewährt, muss der praktischeE<strong>in</strong>satz im Laboralltag zeigen. Nach den bisherigen Untersuchungen gilt jedenfalls, dass derPrädiktionsfit mit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 dem ursprünglichen direkten Zeitreihenfit imZeitauflösungsvermögen überlegen und <strong>in</strong> allen anderen Kriterien zum<strong>in</strong>dest ebenbürtig ist.Weiterh<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong> Kapitel 11 gezeigt, dass sich das Zeitauflösungsvermögen desPrädiktionsfits durch Wahl e<strong>in</strong>es anderen Positionsfaktors mit 1 / 2


98 Kapitel 15: Fazit und AusblickDas wichtigste Ergebnis ist jedoch, dass Wege aufgezeigt werden, über die man zuÜbergangsraten kommen kann, die weit über der Grenzfrequenz des Filters liegen. Damit istgezeigt, dass es sich lohnt, auf diesem Gebiet weiter zu arbeiten. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d mehrereAnsätze denkbar. E<strong>in</strong> relativ e<strong>in</strong>facher Weg besteht dar<strong>in</strong>, direkt auf dieser Arbeit aufzubauenund das Verfahren zur <strong>Bestimmung</strong> der Positionsfaktoren <strong>in</strong> Abhängigkeit von derReichweite zu verbessern. Man könnte auch dazu übergehen, bei der Festlegung derVerteilungsfunktion mehrere zurückliegende Werte zu berücksichtigen. DieLeistungsfähigkeit heutiger PCs wäre damit zwar überschritten, bei der derzeitigenGeschw<strong>in</strong>digkeit der Computerentwicklung können aber auch solche Überlegungen bei derFortführung der Arbeit e<strong>in</strong>fließen.Durch das Erkennen von Übergangsraten <strong>in</strong> der Größenordnung der zehnfachenAbknickfrequenz des Tiefpassfilters ist der direkte Zeitreihenfit deutlich <strong>in</strong> den Bereichvorgestoßen, der bisher der Analyse mit Betaverteilungen vorbehalten war (Rießner, 1998).Ob der direkte Zeitreihenfit der Betaverteilungsanalyse auch <strong>in</strong> diesem Bereich überlegen ist,kann bisher nicht entschieden werden.Grundsätzlicher Vorteil des direkten Zeitreihenfits ist es jedenfalls, dass er sowohl denE<strong>in</strong>fluss des Tiefpassfilters auf die Amplitudenverteilung als auch die Abfolge der e<strong>in</strong>zelnenStromwerte aufe<strong>in</strong>ander berücksichtigt. Die Betaverteilungsanalyse bezieht sich h<strong>in</strong>gegen nurauf die über alle Zeitpunkte gemittelte Amplitudenverteilung. Aus dieser lassen sich jedochpr<strong>in</strong>zipiell nur schlecht Informationen über langsame Übergangsraten entnehmen. Alle<strong>in</strong> mitder Betaverteilungsanalyse wird es deswegen wohl nicht gel<strong>in</strong>gen, den gesamten Bereichmöglicher Übergangsraten abzudecken.


16. ZusammenfassungDer direkte Zeitreihenfit hatte sich <strong>in</strong> der Vergangenheit als effektives Werkzeug zur<strong>Bestimmung</strong> der Übergangsraten von <strong>Markov</strong>-Modellen aus gemessenen Zeitreihen erwiesen.Hier wird untersucht, ob se<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit durch e<strong>in</strong>e verbesserte Berücksichtigungder Amplitudenverteilung weiter erhöht werden kann.Im ursprünglichen Verfahren wird das Amplitudenhistogramm <strong>in</strong> Gaußverteilungenaufgespaltet. Das ist gleichbedeutend mit der Annahme, dass bei e<strong>in</strong>er unverrauschtenMessung immer der Strom am E<strong>in</strong>gang des A/D-Wandlers ersche<strong>in</strong>t, der auch gerade durchden Kanal fließt. Bei dieser Annahme bleibt aber unberücksichtigt, dass die Trägheit desunvermeidbaren Tiefpassfilters dazu führt, dass bei jeder Änderung des Kanalstroms e<strong>in</strong>igeWerte zwischen altem und neuem Stromniveau erzeugt werden.Der erste Teil der Arbeit verfolgt den Ansatz, das Amplitudenhistogramm mitBetaverteilungen anstatt mit Gaußverteilungen aufzuspalten. Die Theorie derBetaverteilungen ermöglicht es, die Verteilung der Stromwerte e<strong>in</strong>es tiefpassgefiltertenSignals zu berechnen. Wegen dieser Berücksichtigung des Filters gibt die Summe derBetaverteilungen das tatsächliche Amplitudenhistogramm wesentlich besser wieder als dieSumme der Gaußverteilungen.Das erste Ergebnis dieser Arbeit ist es, dass die bestehende Theorie der Betaverteilungenfür Filter erster Ordnung nicht, wie bisher häufig vermutet, durch e<strong>in</strong>en Korrekturfaktor aufFilter höherer Ordnung erweitert werden kann. Als e<strong>in</strong>ziges Werkzeug zur <strong>Bestimmung</strong> vonAmplitudenhistogrammen höherer Ordnung bleiben also nur Simulationen.Als Zweites ergibt sich, dass auch der E<strong>in</strong>satz von richtig bestimmten Betaverteilungen imdirekten Zeitreihenfit nicht die gewünschte Verbesserung erbr<strong>in</strong>gt. Schnelle Übergangsratenwerden noch wesentlich schlechter erkannt als mit Gaußverteilungen. Auch der Versuch, dasVerfahren dadurch zu verbessern, dass <strong>in</strong> Abhängigkeit davon, ob sich der Strommesswertdem Nom<strong>in</strong>alniveau angenähert hat oder nicht, unterschiedliche Verteilungen verwendetwerden, br<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>en Durchbruch. Zwar werden Übergangsraten bis zur vierfachenAbknickfrequenz des Filters erkannt, das Signal-Rausch-Verhältnis muss dafür aber besserse<strong>in</strong>, als es bei Patch-Clamp-Messungen zu erreichen ist.Im zweiten Teil der Arbeit werden unterschiedliche Gaußverteilungen <strong>in</strong> Abhängigkeitdavon gewählt, ob <strong>in</strong> der Prädiktion e<strong>in</strong> Sprung angenommen wird oder nicht (Prädiktionsfit).Bleibt das System <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zustand, kommen wie beim ursprünglichen direkten ZeitreihenfitGaußverteilungen zum E<strong>in</strong>satz, die auf 1 normiert s<strong>in</strong>d und deren Maxima auf denNom<strong>in</strong>alniveaus des Systems liegen. F<strong>in</strong>det dagegen e<strong>in</strong> Sprung statt, ist es das Ziel, diedurch die Trägheit des Filters erzeugten Zwischenwerte, schon dem neuen Zustandzuzuordnen. Es muss also e<strong>in</strong>e Gaußverteilung e<strong>in</strong>gesetzt werden, deren Maximum zwischendem Nom<strong>in</strong>alniveau des Quellzustandes und dem des Zielzustandes liegt. Die genaue<strong>Bestimmung</strong> des Positionsfaktors, und damit der Position der Gaußverteilung, bereitetallerd<strong>in</strong>gs erhebliche Probleme.


100 Kapitel 16: ZusammenfassungMit dem Positionsfaktor γ= 1 / 2 , durch den die Gaußverteilung genau auf die Mitte zwischenden beiden am Sprung beteiligten Nom<strong>in</strong>alniveaus gelegt wird, wird sowohl beim Zwei-Zustands- als auch beim Fünf-Zustands-Modell des K + -Kanals von Chara e<strong>in</strong>e Erhöhung derReichweite auf 100 kHz und damit e<strong>in</strong>e Verbesserung gegenüber dem ursprünglichenVerfahren um den Faktor 2 erreicht. Dabei ist der Prädiktionsfit <strong>in</strong> genauso ger<strong>in</strong>gem Maßevom Signal-Rausch-Verhältnis und der Wahl der Anfangswerte abhängig wie derursprüngliche direkte Zeitreihenfit. Bei stark unterschiedlicher Besetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeitder Zustände des <strong>Markov</strong>-Modells werden die Vorzüge des neuen Verfahrens besondersdeutlich.Weiterh<strong>in</strong> wird gezeigt, dass durch die Wahl anderer Positionsfaktoren mit 1 / 2


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DanksagungIch danke Oliver Radomski für die geduldige Unterstützung bei me<strong>in</strong>en anfänglichenComputerproblemen sowie Felix Woelk für das Beheben e<strong>in</strong>iger kle<strong>in</strong>er aber entscheidenderFehler im Simulationsprogramm.Besonders aber danke ich Prof. Dr. Ulf-Peter Hansen für die hervorragende Betreuung derArbeit. Er gab mir e<strong>in</strong> Thema, das mich das gesamte Jahr h<strong>in</strong>durch ausfüllte undherausforderte, und ließ mir <strong>sehr</strong> weitgehende Freiheiten bei der Bearbeitung. Andererseitsnahm er sich immer Zeit, Lösungsansätze und aufgetretene Probleme ausführlich mit mir zubesprechen.


ErklärungHiermit versichere ich an Eides Statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig undnur mit Hilfe me<strong>in</strong>er akademischen Lehrer sowie der angegebenen Literatur angefertigt habe.Kiel, 23. Mai 2000Philipp Harlf<strong>in</strong>ger

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