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HerzSupplement - Pentalong von Actavis

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Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases 35. Jahrgang · Supplement II · März 2010 · ISSN 0946–1299<br />

Vasorelaxierende, protektive, antioxidative Eigenschaften<br />

<strong>von</strong> PETN im Vergleich zu anderen Nitraten –<br />

Forschungsergebnisse und ihre Bedeutung für die Praxis<br />

Symposium, Jena, 18. August 2009 unter der Leitung <strong>von</strong> Jochen Lehmann<br />

Bundesverband<br />

Niedergelassener<br />

Kardiologen e.V.<br />

Organ des<br />

Bundesverbandes<br />

Niedergelassener<br />

Kardiologen (BNK)<br />

ALDH<br />

S S<br />

TxA2<br />

Prot-SH<br />

Antioxidanzien<br />

Nitroglyzerin<br />

Liponsäure<br />

PETN<br />

www.herz-cardivascular-diseases.de<br />

ALDH<br />

HS SH<br />

TxA2<br />

Prot-SH<br />

Antioxidanzien<br />

Herausgeber<br />

Raimund Erbel<br />

Karl-Heinz Kuck<br />

Bernhard Maisch<br />

Otmar Pachinger<br />

Werner Rudolph


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Herausgeber/Editors<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Raimund Erbel,<br />

FAHA, FESC, FACC<br />

Professor für Innere Medizin<br />

und Kardiologie<br />

European Cardiologist<br />

Westdeutsches Herzzentrum Essen<br />

Klinik für Kardiologie<br />

Universitätsklinikum Essen<br />

Universität Duisburg-Essen<br />

Hufelandstraße 55<br />

D-45122 Essen<br />

E-Mail: erbel@uni-essen.de<br />

www.uni-essen.de/cardio<br />

Internationaler Wissenschaftlicher Beirat/<br />

International Editorial Board<br />

S. Achenbach, Erlangen<br />

D. Andresen, Berlin<br />

J.P. Bassand, Besançon<br />

G. Beller, Charlottesville<br />

C. Bode, Freiburg<br />

M. Böhm, Homburg<br />

M. Borggrefe, Mannheim<br />

H. Boudoulas, Athen<br />

G. Breithardt, Münster<br />

A.J. Buda, New Orleans<br />

P.G. Camici, London<br />

W.G. Daniel, Erlangen<br />

P. Dominiak, Lübeck<br />

E. Erdmann, Köln<br />

G. Ertl, Würzburg<br />

Herz Supplement II · 2010<br />

Beilage in Herz Nr. 2/2010<br />

Redaktion:<br />

Dr. Melanie Leshel<br />

Layout:<br />

Maren Krapp<br />

Titelbild: Wenzel et al. JPET 2009<br />

Prof. Dr. med. Karl-Heinz Kuck<br />

Ltd. Arzt der II. Medizinischen Abteilung<br />

Asklepios Klinikum St. Georg<br />

Lohmühlenstraße 5<br />

D-20099 Hamburg<br />

E-Mail: k.kuck@asklepios.com<br />

Prof. Dr. med. Bernhard Maisch,<br />

FESC, FACC<br />

European Cardiologist<br />

Direktor der Klinik für Innere Medizin –<br />

Kardiologie der Philipps-Universität<br />

Marburg, Baldingerstraße<br />

D-35043 Marburg<br />

E-Mail: maisch@mailer.uni-marburg.de<br />

E. Falk, Aarhus<br />

F. Fedele, Rom<br />

E. Fleck, Berlin<br />

T. Gerber, Knoxville<br />

G. Görge, Saarbrücken<br />

M.G. Gottwik, Nürnberg<br />

M. Halle, München<br />

R. Hambrecht, Bremen<br />

P. Hanrath, Aachen<br />

A. Haverich, Hannover<br />

J. Hermann, Rochester<br />

J. Hess, München<br />

R. Hoffmann, Aachen<br />

V. Hombach, Ulm<br />

G. Kamensk´y, Bratislava<br />

Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK)<br />

Verantwortlich für Cath Lab<br />

Hotline: Prof. Dr. med.<br />

Sigmund Silber (FACC, FESC)<br />

Kardiologische Praxis und<br />

Praxisklinik<br />

Am Isarkanal 36<br />

81379 München<br />

E-Mail: sigmund@silber.com<br />

www.sigmund-silber.com<br />

U. Keil, Münster<br />

H. Klein, Magdeburg<br />

P.E. Lange, Berlin<br />

M. Lengyel, Budapest<br />

G. Maurer, Wien<br />

W.J. McKenna, London<br />

T. Meinertz, Hamburg<br />

O. Pachinger, Innsbruck<br />

H.-G. Predel, Köln<br />

G. Riegger, Regensburg<br />

W. Rutsch, Berlin<br />

H. Schelbert, Los Angeles<br />

J.D. Schipke, Düsseldorf<br />

A. Schmermund, Frankfurt<br />

H.-P. Schultheiss, Berlin<br />

Verantwortlich für die<br />

BNK-Mitteilungen: Dr. med. Rolf Dörr<br />

Praxisklinik Herz und Gefäße<br />

Kardiologie, Angiologie, Radiologie, Nuklearmedizin<br />

Herzkatheterlabor und Nuklearkardiologie<br />

Heinrich-Cotta-Straße 12<br />

D-01324 Dresden<br />

E-Mail: doerr@praxisklinik-dresden.de<br />

www.praxisklinik-dresden.de<br />

Leitung Corporate Publishing München<br />

Dr. Ulrike Fortmüller (verantwortlich)<br />

Druck: KLIEMO Printing, Eupen,<br />

Belgien<br />

Auflage: 9000<br />

O. Univ.-Prof. Dr. Otmar Pachinger<br />

Medizinische Universität Innsbruck<br />

Univ.-Klinik für Innere Medizin III –<br />

Kardiologie<br />

Anichstr. 35<br />

A-6020 Innsbruck<br />

E-Mail: o.pachinger@i-med.ac.at<br />

Prof. Dr. med. Werner Rudolph,<br />

FESC, FACC<br />

Senior Editor<br />

Wurzerstraße 11<br />

D-80539 München<br />

E-Mail: c.w.rudolph@t-online.de<br />

B. Schwartzkopff, Düsseldorf<br />

H. Sievert, Frankfurt<br />

W. Siffert, Essen<br />

S. Silber, München<br />

R. Simon, Kiel<br />

A. Stang, Halle<br />

C. Stefanadis, Athen<br />

U. Tebbe, Detmold<br />

H. Tillmanns, Gießen<br />

D. Tschöpe, Bad Oeynhausen<br />

K. Werdan, Halle<br />

R. Zahn, Nürnberg<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

<strong>Actavis</strong> Deutschland GmbH & Co. KG,<br />

Langenfeld<br />

Springer Medizin,<br />

© Urban & Vogel GmbH München,<br />

März 2010<br />

Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass trotz sorgfältiger redaktioneller Bearbeitung bei Angaben über Dosis und Applikation <strong>von</strong><br />

Medikamenten Fehler auftreten können. Jeder Leser wird daher aufgefordert, diese Angaben in eigener Verantwortung zu überprüfen.<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


Vorwort<br />

PETN- und PETN-Verwandtes<br />

Im Mittelpunkt des <strong>von</strong> Jochen Lehmann<br />

am 18. August 2009 am Lehrstuhl für<br />

Pharmazeutische/Medizinische Chemie,<br />

Friedrich-Schiller-Universität Jena, organisierten<br />

Symposiums standen die protektiven,<br />

antioxidativen Eigenschaften <strong>von</strong><br />

Pentaerithrityltetranitrat (PETN), aber<br />

auch andere neuartige Nitrate sowie innovative<br />

Nitrat-Hybridmoleküle.<br />

Organische Nitrate sind keine homogene<br />

Wirkstoffklasse<br />

Beim Vergleich des Wirkprofils <strong>von</strong> PETN<br />

mit dem anderer Nitrate beobachteten<br />

mehrere Arbeitsgruppen signifikante Unterschiede.<br />

Schon dies legt nahe, dass die<br />

organischen Nitrate nicht als homogene, in<br />

sich austauschbare Wirkstoffklasse gesehen<br />

werden können, sondern eine beachtliche<br />

Diversität aufweisen. Neue Befunde vertiefen<br />

diesen Eindruck. So folgen Aminoalkylnitrate<br />

nicht den bisher für Nitrate postulierten<br />

Regeln. Statine wiederum zeigen<br />

nach der Kopplung mit einer Nitratgruppe<br />

zu einem Hybridmolekül neue Eigenschaften<br />

und Hinweise auf breitere Anwendbarkeit,<br />

z.B. für die Behandlung der<br />

Alzheimer’schen Krankheit. Daneben drehte<br />

sich das diesjährige Symposium um die<br />

Bioaktivierung <strong>von</strong> PETN an der isolierten<br />

ALDH-2, seine antioxidativen Eigenschaften<br />

in einem tierexperimentellen Diabetes-mellitus-(Typ<br />

1)-Modell sowie genregulatorischen<br />

Wirkungen <strong>von</strong> PETN.<br />

Weiterhin wurden die Anwendbarkeit <strong>von</strong><br />

PETN bei pulmonal arterieller Hypertonie<br />

diskutiert und neue Verfahren zur Erfassung<br />

des Nitrat-induzierten oxidativen<br />

Stresses vorgestellt. Im vorliegenden Supplement<br />

werden diese antioxidativen Eigenschaften<br />

<strong>von</strong> PETN weiter im Detail<br />

diskutiert, neue protektive Wirkmechanismen<br />

identifiziert und diese Forschungsergebnisse<br />

sowie deren klinische Relevanz<br />

als Übersicht vorgestellt.<br />

Wissenschaftliche Untersuchungen <strong>von</strong><br />

Nitraten in biologischen Systemen, im Besonderen<br />

In-vivo-Untersuchungen und klinische<br />

Studien stellen Anforderungen an die<br />

analytische Methodik, die über das Übliche<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

hinausgehen. Deshalb erschien es auch sinnvoll,<br />

hierzu zielführende methodische Weiterentwicklungen<br />

vorzustellen. Es ist außerordentlich<br />

problematisch, die geringen Mengen<br />

an Nitraten und die noch geringeren<br />

Mengen an nitrathaltigen Abbauprodukten<br />

– z.B. <strong>von</strong> PEtriN, PEdiN und PEmonoN<br />

nach Gabe <strong>von</strong> PETN – nachzuweisen oder<br />

gar zu quantifizieren. Die empfindliche Gaschromatografie<br />

scheitert an der grundsätzlichen<br />

thermischen Instabilität <strong>von</strong> Nitraten<br />

– immerhin sind es Explosivstoffe – bei normaler<br />

Flüssigkeitschromatografie (HPLC)<br />

oder auch Kapillarelektrophorese mit UV-<br />

Detektion ist die Nachweisempfindlichkeit<br />

viel zu gering, da die Nitratgruppe alleine<br />

kein sehr sensitiver Chromophor ist. Es<br />

konnte aber gezeigt werden, dass die HPLC,<br />

gekoppelt mit massenspektrometrischer Detektion<br />

(LC-MS), eine zwar aufwendige,<br />

aber geeignete Methode darstellt, auch sehr<br />

kleine Mengen an PETN-Metaboliten aus<br />

biologischen Proben zu erfassen (Brettschneider,<br />

Seeling, Lehmann, Jena).<br />

Hybridmoleküle als Chance für neue<br />

therapeutische Ansätze<br />

Interessante Aspekte bieten die Nitrate<br />

auch bei der Einführung als NO liefernde<br />

Gruppe in andere Arzneistoffe. Die daraus<br />

resultierenden Hybridmoleküle können<br />

bessere Verträglichkeit, aber auch ganz<br />

neue therapeutische Eigenschaften aufweisen.<br />

Beispiele in der Vergangenheit sind<br />

Nitroaspirin, das vor allem eine bessere Magenverträglichkeit<br />

besitzen soll oder Nicorandil,<br />

ein Kaliumkanalöffner mit Nitratfunktion.<br />

In einer kürzlich vorgestellten<br />

Studie konnten Lengfelder und Lehmann<br />

(Jena) zeigen, dass die Einführung einer<br />

Nitratgruppe in ein Statin dessen hemmende<br />

Wirkung auf die ß-Amyloid-Aggregation<br />

dramatisch steigert. Basierend auf<br />

diesen Befunden könnte dieses „Nitrostatin“<br />

ein grundsätzlich neuartiges Therapeutikum<br />

für die Alzheimer’sche Erkrankung<br />

darstellen. Es gibt derzeit zahlreiche Bestrebungen,<br />

um etablierte Medikamente<br />

durch die Kombination mit einer Nitratgruppe<br />

zu verbessern und sich die therapeu-<br />

Universitäts-Professor,<br />

Dr. rer.nat. et med.<br />

habil. Andreas Daiber,<br />

Mainz, Leiter des<br />

Labors für Molekulare<br />

Kardiologie<br />

Universitäts-Professor,<br />

Dr. rer. nat. Jochen<br />

Lehmann, Jena,<br />

Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische<br />

Chemie<br />

Vorwort


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

tischen Erfahrungen und Vorteile einer<br />

Freisetzung <strong>von</strong> Stickstoffmonoxid<br />

zunutze zu machen.<br />

Mit dem 2-Aminoethylnitrat wurde<br />

ein Mononitrat vorgestellt, das ähnlich<br />

potent wie Nitroglyzerin ist, aber<br />

dessen negativen Nebeneffekt wie die<br />

Induktion des oxidativen Stresses und<br />

der Nitrattoleranz nicht teilt (Roegler<br />

und Lehmann, Jena). Diese Substanz<br />

stellt eine Substruktur des Nitratteils<br />

im Nicorandil dar. Dagegen wurde ein<br />

niedrig potentes Trinitrat (Triethylamintrinitrat)<br />

synthetisiert, das eine<br />

vergleichbare Potenz wie ISDN aufweist,<br />

aber durch die ALDH-2 bioaktiviert<br />

wird sowie oxidativen Stress<br />

und Toleranz induziert. Diese Daten<br />

haben gezeigt, dass die bisherigen Kriterien<br />

für eine ALDH-2-abhängige<br />

Bioaktivierung nochmals überdacht<br />

werden müssen. Nachdem mit PETN<br />

bereits ein toleranzfreier Nitrovasodilatator<br />

in klinischer Verwendung ist,<br />

stellt sich andererseits die Frage, ob<br />

die Entwicklung <strong>von</strong> neuartigen organischen<br />

Nitraten noch attraktiv und<br />

sinnvoll ist. Zukünftige Studien werden<br />

zeigen, ob es klinisch-pharmakologische<br />

Gründe für die Neueinführung<br />

derartiger Substanzen gibt.<br />

ALDH- – valider Marker für die<br />

Nitrattoleranz ...<br />

Die antioxidativen Eigenschaften <strong>von</strong><br />

PETN wurden in der Vergangenheit<br />

durch eine Vielzahl <strong>von</strong> Zellkulturen<br />

und tierexperimentellen Studien untermauert.<br />

Daneben zeigen mehrere<br />

klinische Probandenstudien mit<br />

kleinem Kollektiv, dass PETN keine<br />

Toleranz induziert und die Spiegel der<br />

reaktiven Sauerstoffspezies nicht erhöht<br />

(meist gemessen anhand der<br />

Marker für oxidativen Stress wie Malondialdehyd<br />

oder Isoprostane). Eine<br />

erste modernen Maßstäben entsprechende<br />

klinische Studie (die PENTA-<br />

Studie unter der Leitung <strong>von</strong> Ascan<br />

Warnholtz, Mainz) zeigte, dass die<br />

chronische PETN-Therapie bei KHK-<br />

Patienten keine Verschlechterung der<br />

Endothelfunktion bewirkte und sogar<br />

die antiischämische Wirksamkeit <strong>von</strong><br />

Nitroglyzerin verbesserte. Aktuell konnte<br />

in einer Human-Studie mit einem<br />

kleinen Kollektiv Freiwilliger erstmals<br />

gezeigt werden, dass die ALDH-2-<br />

Aktivität in weißen Blutzellen ein valider<br />

Marker für die Nitrattoleranz ist<br />

und PETN im Gegensatz zu Nitroglyzerin<br />

nach einmaliger oraler Gabe<br />

keine akute Nitrattoleranz (Tachyphylaxie)<br />

induziert und die ALDH-2-<br />

Aktivität intakt lässt (Wenzel und<br />

Daiber, Mainz).<br />

... und zu erwartende ischämische<br />

Schäden nach Myokardinfarkt<br />

Aktuelle Studien an der isolierten, rekombinanten<br />

humanen ALDH-2 unterstützen<br />

diese In-vivo-Beobachtungen<br />

und deuten auf verschiedene Bioaktivierungsmechanismen<br />

für Nitroglyzerin<br />

und PETN am Enzym hin<br />

(Daiber und Kleinert, Mainz). So bewirkte<br />

Nitroglyzerin eine signifikante<br />

Inhibition der ALDH-2, wohingegen<br />

diese in Anwesenheit <strong>von</strong> PETN deutlich<br />

geringer ausfiel. Diese Befunde<br />

könnten vor dem Hintergrund einer<br />

letztes Jahr in Science erschienenen<br />

Arbeit <strong>von</strong> besonderem Interesse sein:<br />

Dort wurde gezeigt, dass die ALDH-<br />

2-Aktivität direkt mit den ischämischen<br />

Schäden (Infarkt-Fläche) in<br />

einem experimentellen Infarkt-Modell<br />

korreliert. Die Hemmung der<br />

ALDH-2-Aktivität durch Nitroglyzerin<br />

führte zu einer Zunahme der<br />

Infarkt-Fläche. Dementsprechend<br />

sollte PETN im Gegensatz zu Nitroglyzerin<br />

nicht zu einer Prognoseverschlechterung<br />

führen.<br />

Nachdem in einer früheren Studie<br />

gezeigt wurde, dass die Toleranz durch<br />

Induktion der Hämoxygenase-1 aufgehoben<br />

werden kann, stellte sich die<br />

Frage, ob die PETN-abhängige Induktion<br />

der Hämoxygenase-1 auch die<br />

vaskuläre Pathogenese der arteriellen<br />

Hypertonie bzw. des Diabetes mellitus<br />

(Typ 1) positiv beeinflussen kann.<br />

Wie die Daten einer gerade abgeschlossenen<br />

Studie eindrucksvoll belegten,<br />

führt die chronische PETN<br />

Therapie im Tiermodell der arteriellen<br />

Hypertonie zu einer Verbesserung<br />

der Endothelfunktion, zu einer Absenkung<br />

des oxidativen Stresses und<br />

einer positiven Beeinflussung der<br />

Funktionalität der NO-Synthase (Oelze<br />

und Daiber, Mainz). Dieser Befund<br />

ist <strong>von</strong> besonders großem Interesse,<br />

da er erstmalig zeigt, dass ein organisches<br />

Nitrat den prognostisch-bedeutsamen<br />

Parameter „Endothelfunktion“<br />

positiv beeinflusst. In einer Folgestudie<br />

wurden diese Parameter<br />

ebenfalls in einem tierexperimentellen<br />

Modell des Diabetes mellitus (Typ 1)<br />

verbessert. Da Diabetiker zur Hochrisikogruppe<br />

bzgl. kardiovaskulärer<br />

Ereignisse gehören, wäre die antiischämische<br />

Therapie mittels PETN sicher<br />

wünschenswert und hilfreich – vor<br />

allem wenn diese PETN-Therapie zusätzlich<br />

zu anderen kardiovaskulär<br />

wirksamen Medikamenten eine Verbesserung<br />

der Prognose bewirken<br />

würde. Auf diesem Hintergrund und<br />

unter Berücksichtigung der vielseitigen<br />

antioxidativen Eigenschaften<br />

<strong>von</strong> PETN wurde dessen Anwendbarkeit<br />

bei der pulmonal arteriellen Hypertonie<br />

(PAH) diskutiert (Daiber,<br />

Mainz). Experimentelle Befunde lassen<br />

vermuten, dass die Komplikationen<br />

der PAH sehr gut auf eine Induktion<br />

der Hämoxygenase-1 ansprechen.<br />

Nachdem die PETN Therapie eine<br />

vermehrte Expression der Hämoxygenase-1<br />

bewirkt, erscheint dieser Ansatz<br />

für die Therapie der PAH sehr<br />

attraktiv.<br />

Neues Verfahren zur Messung des<br />

nitratinduzierten oxidativen Stresses<br />

Basierend auf den Daten einer pharmakologischen<br />

Doktorarbeit konnte<br />

ein neues HPLC-basiertes Verfahren<br />

vorgestellt werden, um nitratinduzierten<br />

oxidativen Stress zu messen<br />

(Bauer und Rösen, Köln). Dihydrorhodamin<br />

(DHR) wurde als Fluoreszenzfarbstoff<br />

für die nitratinduzierte<br />

Bildung reaktiver Sauerstoff- und<br />

Stickstoffspezies in Endothelzellen<br />

validiert und speziell für die Verwendung<br />

in Mitochondrien getestet. Es<br />

konnte gezeigt werden, dass das Oxidationsprodukt<br />

<strong>von</strong> DHR, Rhodamin<br />

(Rh), nicht wie bisher postuliert als<br />

geladenes Molekül in den Mitochondrien<br />

bleibt, sondern dass Rh sowohl<br />

durch die mitochondriale Permeabilitäts-Transitions-Pore<br />

(mPTP), als<br />

auch durch den Transporter p-Glycoprotein<br />

aus der mitochondrialen Matrix<br />

ins Zytosol gelangen kann. Wenn<br />

diese Transportwege durch Cyclospo-<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


in A gehemmt wurden, dann fand<br />

kein Efflux des oxidierten Rh mehr<br />

statt und das oxidative Stresssignal<br />

nach Nitroglyzerin-Behandlung blieb<br />

stabil in den Mitochondrien. Für<br />

PETN wurde eine deutlich geringere<br />

mitochondriale reaktive Speziesbildung<br />

in den Mitochondrien beobachtet<br />

und für Isosorbiddinitrat (ISDN)<br />

wurde hauptsächlich zytosolisches Rh<br />

detektiert, ein Hinweis, dass ISDN-induzierter<br />

oxidativer Stress nicht mitochondrial<br />

lokalisiert ist.<br />

Nitratauswahl beeinflusst Expression<br />

kardioprotektiver Gene<br />

Das positive Wirkprofil <strong>von</strong> PETN<br />

wird durch seine genregulatorischen<br />

Eigenschaften unterstrichen, die weit<br />

über die Induktion der Hämoxygenase<br />

und des Ferritins hinausgehen. Einen<br />

interessanten Ansatz stellt die<br />

Analyse der totalgenomischen RNA<br />

mittels Microarrays dar (Kleinert und<br />

Pautz, Mainz). Eine erste Auswertung<br />

der Genexpressionsprofile zeigt, dass<br />

die Nitroglyzerin-Behandlung in der<br />

Erhöhung der Expression <strong>von</strong> Genen<br />

resultiert, die als Marker für kardiotoxische<br />

Prozesse angesehen werden.<br />

Weiterhin verringert die Nitroglyzerin-<br />

Behandlung die Expression <strong>von</strong> Genen,<br />

die als kardioprotektiv beschrieben<br />

wurden, wohingegen die PETN-<br />

Behandlung die Expression als kardioprotektiv<br />

beschriebener Gene erhöht.<br />

In einer Folgestudie in Endothelzellen<br />

konnte ein tiefer Einblick in die Mechanismen<br />

der Genregulation durch<br />

diese Nitrate gewonnen und erste<br />

Transkriptionsfaktoren identifiziert<br />

werden, die am differenziellen Genexpressionsprofil<br />

ursächlich beteiligt<br />

sind (Kleinert und Pautz, Mainz).<br />

Translation in die Klinik<br />

Es ist nun <strong>von</strong> großer Bedeutung, diese<br />

Befunde aus überwiegend zellbiologischen<br />

bzw. tierexperimentellen<br />

Untersuchungen in klinischen Studien<br />

zu verifizieren, um dann die durchweg<br />

positiven Beobachtungen für PETN in<br />

den klinischen Alltag zu translatieren.<br />

Die Weichen hierfür sind gestellt und<br />

die Vorbereitungen für die CAESAR<br />

und CLEOPATRA Studie laufen. Im<br />

Rahmen der randomisierten, kontrol-<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

lierten CAESAR-Studie („ClinicAl<br />

Efficacy Study of <strong>Pentalong</strong> ® for PulmonAry<br />

Hypertension in HeaRt Failure“<br />

wird die Wirksamkeit und Sicherheit<br />

<strong>von</strong> PETN bei Patienten mit<br />

chronischer Herzinsuffizienz und pulmonal<br />

venöser Hypertonie untersucht,<br />

der bei Weitem häufigsten Form <strong>von</strong><br />

Lungenhochdruck. An der Phase-II-<br />

Studie CAESAR werden sich voraussichtlich<br />

15 Universitätskliniken unter<br />

der Leitung <strong>von</strong> Erland Erdmann,<br />

Köln, beteiligen. Die CLEOPATRA-<br />

Studie („Clinical Efficacy Of <strong>Pentalong</strong><br />

® in stable Angina patients after<br />

Twelve weeks of Routine Administration“)<br />

soll den geänderten Anforderungen<br />

zum Nachweis der Wirksamkeit<br />

Rechnung tragen. Insbesondere<br />

wird heute <strong>von</strong> den Arzneimittelbehörden<br />

ein Nachweis für eine Besserung<br />

der Belastbarkeit und Lebensqualität<br />

des Patienten gefordert. Bei<br />

CLEOPATRA handelt es sich um eine<br />

multinationale, randomisierte, doppelblinde<br />

und placebokontrollierte<br />

Phase-III-Studie, bei der 778 Patienten<br />

mit stabiler Angina pectoris eingeschlossen<br />

werden sollen.<br />

Mainz und Jena, im Dezember 2009<br />

A. Daiber und J. Lehmann<br />

Vorwort


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Vasorelaxierende, protektive, antioxidative Eigenschaften<br />

<strong>von</strong> PETN im Vergleich zu anderen Nitraten –<br />

Forschungsergebnisse und ihre Bedeutung für die Praxis<br />

Vasorelaxant, protective, antioxidative properties of PETN – research results and their implications<br />

for clinical practice<br />

Symposium*, Jena, 18. August 2009 unter der Leitung <strong>von</strong> J. Lehmann<br />

Inhalt 7 Entwicklung einer LC-MS-Methode zur Quantifizierung <strong>von</strong> PETN<br />

und seinen vasodilatatorisch wirksamen Metaboliten<br />

Juliane Brettschneider, Katrin Erler, Bernd Luckas, Jochen Lehmann, Andreas Seeling, Jena<br />

12 Nitrat-Statin-Hybride – eine neue Option zur Therapie der Alzheimer‘schen Krankheit?<br />

Claudia Lengfelder1, Heidi Traber,Carolin Roegler, Khaled Abuzid, Martin Westermann,<br />

Markus Fändrich, Jochen Lehmann, Jena, Kairo und Halle<br />

18 Aminoalkylnitrate – eine neue Klasse <strong>von</strong> Nitraten?<br />

Carolin Roegler, Andreas König, Andreas Daiber, Jochen Lehmann, Jena und Mainz<br />

24 Neues zu antioxidativen Eigenschaften <strong>von</strong> PETN und zum Nitratmetabolismus<br />

an der isolierten ALDH-2<br />

Andreas Daiber, Matthias Oelze, Jens Kamuf, Richard Schell, Andrea Pautz, Philip Wenzel,<br />

Hartmut Kleinert, Mainz<br />

36 Vergleich der Wirkungen <strong>von</strong> PETN, ISMN und ISDN im experimentellen Diabetes mellitus Typ 1<br />

und in der arteriellen Hypertonie<br />

Matthias Oelze, Swenja Schuhmacher, Maike Knorr, Christian Otto, Tjebo Heeren, Jens Kamuf,<br />

Philip Wenzel, Dirk Stalleicken, Thomas Münzel, Andreas Daiber, Mainz und Langenfeld<br />

45 Pulmonale Hypertonie – ein weiteres Anwendungsgebiet für PETN?<br />

Matthias Oelze, Swenja Schuhmacher, Alexander Scholz, Sebastian Steven,<br />

Andreas Daiber, Mainz<br />

50 Vergleichende Untersuchung der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies durch organische Nitrate<br />

mit dem Indikator Dihydrorhodamin 123<br />

Tim Bauer, Renate Rösen, Köln<br />

56 Regulation der Genexpression durch organische Nitrate<br />

Andrea Pautz, Peter Rauschkolb, Julia Art, Cornelia Voss, Susanne Karbach, Philip Wenzel, Matthias<br />

Oelze, Ulrich Förstermann, Andreas Daiber, Hartmut Kleinert, Mainz<br />

* Das Symposium wurde ausgerichtet mit freundlicher Unterstützung<br />

der <strong>Actavis</strong> Deutschland GmbH & Co. KG, Langenfeld<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


Entwicklung einer LC-MS-Methode zur<br />

Quantifizierung <strong>von</strong> PETN und seinen vasodilatatorisch<br />

wirksamen Metaboliten<br />

Juliane Brettschneider 1 , Katrin Erler 2 , Bernd Luckas 2 , Jochen Lehmann 1 , Andreas Seeling 1<br />

Zusammenfassung: Pentaerythritoltetranitrat<br />

(PETN) ist ein hochpotentes organisches<br />

Nitrat mit vasodilatatorischer Wirkung<br />

an der glatten Gefäßmuskulatur und<br />

wird in der Therapie der Herzinsuffizienz<br />

bzw. der Anfallskupierung bei Angina pectoris<br />

eingesetzt. Die Bioaktivierung durch<br />

die mitochondriale Aldehyddehydrogenase<br />

(ALDH­2) und auch andere Abbauwege<br />

führen zu nitratärmeren Polyolen, die Anteil<br />

an der vasodilatatorischen Wirkung der<br />

Muttersubstanz haben. Die schrittweise<br />

Metabolisierung des PETN führt zu Pentaerythritoltrinitrat<br />

(PEtriN), Pentaerythritoldinitrat<br />

(PEdiN) und Pentaerythritolmononitrat<br />

(PEmonoN). Um eine Möglichkeit<br />

zu schaffen, die Compliance im Rahmen<br />

pharmakologischer Studien zu belegen<br />

und auch die bei der Inkubation des PETN<br />

mit Enzymen ablaufende Reaktionskinetik<br />

beurteilen zu können, muss eine sehr empfindliche<br />

Analytik, wie es sie bisher nicht<br />

gab, verfügbar sein. Unsere Arbeitsgruppe<br />

entwickelte nun eine RP­HPLC­ESI­MS­<br />

Methode unter Verwendung einer C18­<br />

Trennsäule auf der Basis des Wissens, das<br />

1. Geschichte der Analytik <strong>von</strong> PETN und<br />

PETN-Metaboliten<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden<br />

erste Bemühungen unternommen, in ihrer<br />

Zusammensetzung unbekannte Nitro­Explosivstoffgemische<br />

bezüglich ihrer Inhaltsstoffe<br />

zu charakterisieren. Zunächst bediente<br />

man sich einfacher analytischer Methoden<br />

wie der Papierchromatografie, dann<br />

der Dünnschichtchromatografie unter Verwendung<br />

nitratspezifischer Sprühreagenzien,<br />

wodurch bei ausreichenden Substanzmengen<br />

schon semiquantitative Aussagen<br />

möglich wurden.<br />

Durch Nutzung der durch die DC­<br />

Sprühreagenzien entwickelten Farbreaktionen<br />

wurden dann colorimetrische Assays<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

in vorangegangenen HPLC­UV­Messungen<br />

gewonnen worden war [1, 2]. Problematisch<br />

sind hier die sehr geringen Konzentrationen<br />

<strong>von</strong> PETN und seinen nitratärmeren Metaboliten<br />

in biologischen Proben. Um auch<br />

diese erfassen zu können, wurde die Bildung<br />

<strong>von</strong> stabilen Formiat­Addukten [3]<br />

zur Erhöhung der Empfindlichkeit genutzt,<br />

was zu LOD­(limit of detection­)Werten<br />

<strong>von</strong> maximal 10 ­8 M für PETN, PEtriN und<br />

PEdiN führte. Für diese Nitrate konnte dadurch<br />

über den gesamten Arbeitsbereich<br />

<strong>von</strong> 10 ­5 bis 10 ­8 M ein linearer Zusammenhang<br />

zwischen Nitratkonzentration und<br />

Signalintensität im HPLC­MS­Chromatogramm<br />

belegt werden. Lediglich die Empfindlichkeit<br />

der PEmonoN­Bestimmung<br />

reichte mit einer LOQ <strong>von</strong> 5 x 10 ­5 M nicht<br />

für eine Quantifizierung in biologischen<br />

Proben aus, was möglicherweise an der zu<br />

geringen Stabilität des PEmonoN­Formiat­<br />

Adduktes liegt.<br />

Schlüsselwörter: Organische Nitrate – Quantifizierung<br />

– Formiat­Addukt – LC­MS<br />

entwickelt. Doch diese zeigten, ebenso wie<br />

densitometrische und photometrische Methoden<br />

zur Gehaltsbestimmung organischer<br />

Nitrate, zu geringe Empfindlichkeiten<br />

und Selektivitäten, vor allem als in<br />

den 1960­er Jahren im Rahmen der kardiovaskulären<br />

Therapie vermehrt pharmakokinetische<br />

Fragestellungen aufkamen<br />

und die Quantifizierung <strong>von</strong> organischen<br />

Nitraten sowie deren Metaboliten beabsichtigt<br />

war. Auch alle nachfolgenden<br />

Analysemethoden bis hin zur Flüssigchromatografie<br />

(HPLC) mit UV­Detektion<br />

oder Gaschromatografie erreichten nie die<br />

für eine Gehaltsbestimmung <strong>von</strong> Nitraten<br />

in biologischen Proben erforderliche Sensitivität.<br />

Organische Nitrate<br />

1 Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische<br />

Chemie,<br />

Pharmazeutisches Institut<br />

der Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena, Deutschland<br />

2 Lehrstuhl für Lebensmittelchemie,<br />

Institut für Ernährungswissenschaften<br />

der<br />

Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena, Deutschland


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Eine Empfindlichkeitssteigerung sollte<br />

durch massenspektrometrische Detektion<br />

möglich werden, d.h. an das chromatographische<br />

Trennmodul wird ein Massenspektrometer<br />

angeschlossen, das die aus<br />

der chromatografischen Säule kommenden<br />

Moleküle selektiv und sensitiv erfasst. Aufgrund<br />

der bekannten Thermolabilität organischer<br />

Nitrate unter GC­MS­Bedingungen<br />

wandte sich unsere Arbeitsgruppe der<br />

schonenderen HPLC­MS­Analytik zu.<br />

2. HPLC-UV als Ausgangspunkt für die<br />

Entwicklung einer HPLC-MS-Analytik<br />

Zur Vorbereitung auf die HPLC­MS­Methode<br />

wurde zunächst die flüssigchromatografisches<br />

Trennung mit UV­Detektion<br />

bei 215 nm entwickelt [1, 2]. Verschiedene<br />

Reversed­Phase­Trennsäulen wurden in<br />

Kombination mit Fließmitteln unterschiedlicher<br />

Zusammensetzung, basierend<br />

auf Wasser­Methanol­ und Wasser­Aceto­<br />

Organische Nitrate<br />

Organisches Nitrat Molare Masse [g/mol] Molare Masse des Formiat-Adduktes [g/mol]<br />

PETN<br />

PEtriN<br />

PEdiN<br />

PEmonoN<br />

316,14<br />

271,14<br />

226,14<br />

181,14<br />

Tab. 1: Übersicht der molaren Massen <strong>von</strong> PETN und seinen Metaboliten sowie der molaren Massen<br />

entsprechender Formiat-Addukte. Die Differenz aus molarer Masse des organischen Nitrates und<br />

des aus ihm gebildeten Formiat-Adduktes ergibt in jedem Fall die molare Masse des Formiates<br />

(45,03 g/mol).<br />

Organisches<br />

Nitrat<br />

PETN<br />

PEtriN<br />

PEdiN<br />

PEmonoN<br />

Zeit des Scannens<br />

[msec]<br />

250<br />

250<br />

250<br />

250<br />

DP<br />

[Volt]<br />

Tab. 2: Darstellung experimentell ermittelter MS-Potenziale, die die maximale Signalintensität der<br />

Nitrat-Formiat-Addukte in den Massenspektren liefern. Die Abkürzungen der Potenziale stehen<br />

hierbei für: DP = Entclusterungspotenzial, FP = fokussierendes Potenzial, EP = Eingangspotenzial.<br />

Die Optimierung der Ionenspray-Spannung ergab für jedes organische Nitrat einen Wert <strong>von</strong><br />

–4000 V. Um die thermische Belastung der Nitrate so gering wie möglich zu halten, wurde mit einer<br />

für die Vernebelung minimal möglichen MS-Temperatur <strong>von</strong> 300 °C gearbeitet.<br />

­–­8<br />

–­40<br />

–­20<br />

–­40<br />

361,17<br />

316,17<br />

271,17<br />

226,17<br />

FP<br />

[Volt]<br />

–­90<br />

–­50<br />

–­100<br />

–­50<br />

EP<br />

[Volt]<br />

nitril­Gemischen, im isokratischen Modus<br />

getestet. Die beste Auftrennung <strong>von</strong> PETN<br />

und seinen nitratärmeren Metaboliten<br />

wurde durch eine C18­Trennsäule (Phenomenex<br />

® Gemini 5u C18 110A, 250 x 4,60<br />

mm) sowie das Fließmittelgemisch Acetonitril<br />

: Wasser im Verhältnis 60 : 40 (V/V)<br />

erzielt.<br />

Ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt<br />

konnte der Publikation <strong>von</strong> Zhao und Yinon<br />

entnommen werden, die die Bildung<br />

<strong>von</strong> Addukten kurzkettiger organischer<br />

Säuren mit den untersuchten Nitraten beschreibt<br />

[3]. Tatsächlich erzeugten die Formiate,<br />

Acetate und Propionate der Nitrate<br />

die entsprechenden Molpeaks, welche bei<br />

den reinen Nitraten in der Regel wegen ihrer<br />

Instabilität fehlen. Dementsprechend<br />

wurde den beiden Fließmittel­Komponenten,<br />

aus denen der eigentliche Eluent binär<br />

gemischt wurde, ein Ameisensäure­Ammoniumformiat­Puffer<br />

zugesetzt, um die<br />

–­2<br />

–­4<br />

–­4<br />

–­3<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


Bildung <strong>von</strong> Formiat­Addukten zu gewährleisten.<br />

Die wässrige Fließmittel­Komponente<br />

A beinhaltete Konzentrationen an<br />

Ameisensäure und Ammoniumformiat <strong>von</strong><br />

je 10 mM, während Fließmittel­Komponente<br />

B ein Gemisch an Acetonitril und<br />

Wasser im Verhältnis 80:20 (V/V) darstellt<br />

und 2 mM Ameisensäure sowie 5 mM Ammoniumformiat<br />

enthielt.<br />

Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die<br />

molaren Massen der untersuchten organischen<br />

Nitrate sowie ihrer zugehörigen<br />

Formiat­Addukte, deren Bildung unter<br />

den angegebenen Bedingungen erwartet<br />

wurde. Die Differenz der molaren Massen<br />

<strong>von</strong> organischem Nitrat und korrelierendem<br />

Formiat­Addukt entspricht in jedem<br />

Fall der molaren Masse des Formiat­<br />

Anions (45,03 g/mol).<br />

Um die Bildung der postulierten Formiat­Addukte<br />

zu untersuchen, wurde an dem<br />

Single­Quadrupol­Massenspektrometer<br />

API 165TM für jedes organische Nitrat unter<br />

Verwendung der beschriebenen Ameisensäure­Ammoniumformiat­Puffer<br />

das<br />

Massenspektrum im negativen Ionenmodus<br />

aufgenommen. Alle Massenspektren<br />

zeigten beständig bei der Massenzahl des<br />

entsprechenden Nitrat­Formiat­Adduktes<br />

sogar einen Basispeak (stärkster Peak im<br />

Spektrum), was die Bildung sehr stabiler<br />

Formiat­Addukte belegt. Um die Intensität<br />

des jeweiligen Addukt­Peaks weiter zu<br />

erhöhen, wurden für jedes der organischen<br />

Nitrate optimale Werte für Eingangs­ und<br />

Entclusterungspotenzial sowie für das fokussierende<br />

Potenzial gesucht und gefunden.<br />

In Tabelle 2 sind diese drei optimierten<br />

Potenziale für jedes der organischen<br />

Nitrate wiedergegeben.<br />

3. Entwicklung und Optimierung der<br />

HPLC-MS-Methode<br />

Die optimierten MS­Potenziale wurden<br />

ebenso wie die zu erwartenden molaren<br />

Massen der Nitrat­Formiat­Addukte in die<br />

Messmethodik der MS­Komponente übernommen.<br />

Unter den optimierten Bedingungen<br />

wurde für jede fixierte Massenzahl<br />

(Massenchromatogramm) das HPLC­MS­<br />

Chromatogramm aufgezeichnet. Abbildung<br />

1 zeigt das HPLC­MS­Chromatogramm mit<br />

der entsprechenden Massenzahl des PETN­<br />

Formiat­Adduktes <strong>von</strong> 361,17 g/mol. PETN<br />

hatte die längste Verweildauer auf der<br />

RP­Säule mit einer Retentionszeit <strong>von</strong> 27,70<br />

min (Abb. 1). Seine nitratärmeren Metabo­<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

Intensität<br />

Intensität<br />

2e+6<br />

2e+6<br />

1e+6<br />

8e+5<br />

4e+5<br />

0<br />

3e+6<br />

3e+6<br />

2e+6<br />

2e+6<br />

1e+6<br />

5e+5<br />

0<br />

PETN<br />

m/z 361,17 amu<br />

Rt 27,70 min<br />

Organische Nitrate<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Zeit [min]<br />

Abb. 1: HPLC-MS-Chromatogramm der Massenzahl 361,17 amu. Durch Aufnahme<br />

<strong>von</strong> Massenspektren kann die Massenzahl eindeutig auf eine Addukt-Bildung <strong>von</strong><br />

PETN und Formiatanion zurückgeführt werden. Wie dem Chromatogramm zu<br />

entnehmen ist, eluiert das PETN-Formiat-Addukt bei 27,70 min (Konzentration der<br />

PETN-Standardlösung: 10 -4 M).<br />

Intensität<br />

Intensität<br />

2e+6<br />

2e+6<br />

1e+6<br />

8e+5<br />

4e+5<br />

0<br />

1e+5<br />

8e+4<br />

6e+4<br />

4e+4<br />

2e+4<br />

0<br />

PEtriN<br />

m/z 316,17 amu<br />

Rt 25,47 min<br />

0 5 10 15 20<br />

Zeit [min]<br />

25 30 35 40<br />

PEdiN<br />

m/z 271,17 amu<br />

Rt 16,72 min<br />

0 5 10 15 20<br />

Zeit [min]<br />

25 30 35 40<br />

PEmonoN<br />

m/z 226,17 amu<br />

Rt 5,15 min<br />

0 5 10 15 20<br />

Zeit [min]<br />

25 30 35 40<br />

Abb. 2: HPLC-MS-Chromatogramme der Massenzahlen der Formiat-Addukte <strong>von</strong><br />

PEtriN, PEdiN und PEmonoN. Die Chromatogramme bestätigen das in den HPLC-<br />

UV-Messungen beobachtete Retentionsverhalten der PETN-Metaboliten (Konzentration<br />

der Standardlösungen: je 10 -4 M).


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Tab. 3: Übersicht über die prozentualen Gehalte des Fließmittels an Komponente A<br />

bzw. B in Abhängigkeit des zeitlichen Verlaufs einer chromatografischen Messung<br />

(Zusammensetzung Komponente A: 100 % Wasser, 10 mM Ameisensäure,<br />

10 mM Ammoniumformiat; Zusammensetzung Komponente B: Acetonitril : Wasser<br />

80:20 (V/V), 2 mM Ameisensäure, 5 mM Ammoniumformiat).<br />

10<br />

Anteil der Komponenten [%]<br />

Zeit<br />

[min]<br />

5<br />

8<br />

18<br />

20<br />

29<br />

30<br />

40<br />

Flussrate<br />

[µl/min]<br />

200<br />

200<br />

200<br />

200<br />

200<br />

200<br />

200<br />

Zeit [min]<br />

Anteil A<br />

[%]<br />

95<br />

55<br />

55<br />

0<br />

0<br />

95<br />

95<br />

Anteil B<br />

[%]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

Komponente A<br />

10<br />

0<br />

Komponente B<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Abb. 3: Grafische Darstellung der veränderten Zumischung der Fließmittel-Komponenten<br />

A und B während eines chromatografischen Laufes. Im Vergleich verschiedener<br />

Methoden mit binärem Gradienten zeichnete sich die ausgewählte durch<br />

eine gute Trennung der Analyten und eine frühe Retention des zuletzt eluierenden<br />

PETN aus. Die Methode wurde im Folgenden für die Entwicklung einer Methode<br />

zur Quantifizierung <strong>von</strong> PETN und seinen Metaboliten verwendet.<br />

liten sollten aufgrund höherer Hydrophilie<br />

zu früheren Zeiten eluieren, PEmonoN aufgrund<br />

seines geringsten Nitratgehaltes als<br />

Erstes, gefolgt <strong>von</strong> PEdiN und schließlich<br />

PEtriN. Diese Überlegung wurde im Experiment<br />

(HPLC­MS­Chromatogramme, Abb.<br />

2) bestätigt. Für alle Chromatogramme wurde<br />

ein optimierter binärer Gradient beider<br />

Fließmittel­Komponenten benutzt. Die im<br />

Vergleich verschiedener Methoden ermit­<br />

5<br />

45<br />

45<br />

100<br />

100<br />

5<br />

5<br />

Organische Nitrate<br />

telte optimale Zufuhr der Fließmittel­Komponenten<br />

A und B ist tabellarisch (Tab. 3)<br />

wiedergegeben. Die entsprechende grafische<br />

Darstellung findet sich in Abbildung<br />

3. Für die Wahl der Methode war entscheidend,<br />

dass die Trennung <strong>von</strong> PETN und seinen<br />

nitratärmeren Metaboliten gut gelingt<br />

und für das zuletzt eluierende PETN eine<br />

vergleichsweise niedrige Retentionszeit<br />

möglich wird.<br />

Die ermittelten MS­Bedingungen, die<br />

Bildung <strong>von</strong> Nitrat­Formiat­Addukten sowie<br />

der gefundene Fließmittelgradient<br />

wurden im Folgenden bei der Entwicklung<br />

einer Methode zur Quantifizierung <strong>von</strong><br />

PETN und seinen nitratärmeren Metaboliten<br />

zusammengeführt. Die Kalibrierung<br />

mithilfe <strong>von</strong> Standardlösungen im Konzentrationsbereich<br />

<strong>von</strong> 10 ­5 bis 10 ­8 M verdeutlichte<br />

den linearen Zusammenhang<br />

<strong>von</strong> Nitratkonzentration und Signalintensität<br />

im HPLC­MS­Chromatogramm über<br />

den gesamten Arbeitsbereich. Ein Beispiel­<br />

Chromatogramm der Kalibrierung ist in<br />

Abbildung 4 für ein Gemisch <strong>von</strong> PETN<br />

und PETN­Metaboliten mit einer jeweiligen<br />

Konzentration <strong>von</strong> 10 ­6 M dargestellt.<br />

Während PETN, PEtriN und PEdiN in<br />

der vorliegenden Konzentration deutliche<br />

Signale zeigen, ist der PEmonoN­Peak leider<br />

nur undeutlich erkennbar. Es könnte<br />

sein, dass nur eine Nitratgruppe für die Bildung<br />

eines Formiat­Adduktes unzureichend<br />

ist oder zu einer geringeren Stabilität<br />

des Adduktes führt.<br />

Die ermittelten Werte für die jeweiligen<br />

Nachweis­ und Bestimmungsgrenzen sind<br />

in Tabelle 4 gegenübergestellt. Während<br />

die niedrigsten quantifizierbaren Konzentrationen<br />

für PETN, PEtriN und PEdiN bei<br />

maximal 5 x 10 ­8 M liegen, ist die LOQ <strong>von</strong><br />

PEmonoN mit einem Wert <strong>von</strong> 5 x 10 ­5 M<br />

für eine Quantifizierung in biologischen<br />

Proben nicht brauchbar. Dessen ungeachtet<br />

konnte die entwickelte HPLC­MS­<br />

Quantifizierungsmethode bereits erfolgreich<br />

zur Bestimmung der Gehalte <strong>von</strong><br />

PETN und PETN­Metaboliten nach Extraktion<br />

aus Humanplasma und Vollblut<br />

sowie im Rahmen kinetischer Untersuchungen<br />

nach der Inkubation der Nitrate<br />

mit ALDH­2 eingesetzt werden. Ebenso<br />

lassen die Nachweisgrenzen <strong>von</strong> PETN,<br />

PEtriN und PEdiN die Gehaltsbestimmung<br />

der Nitrate im Vollblut <strong>von</strong> Probanden<br />

nach oraler Gabe <strong>von</strong> PETN zu, was letztlich<br />

das Ziel unserer Bemühungen war. n<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


Summary<br />

Pentaerythritol tetranitrate (PETN) is a<br />

high potency nitrovasodilator and is used in<br />

the treatment of cardiomyopathy and angina<br />

pectoris. Bioactivation via mitochondrial<br />

aldehyde dehydrogenase (ALDH­2)<br />

and other biodegradations go along with a<br />

stepwise loss of the 4 nitrate functions and<br />

result in pentaerythritol trinitrate (PEtriN),<br />

pentaerythritol dinitrate (PEdiN) and pentaerythritol<br />

mononitrate (PEmonoN). All<br />

of them contribute to the vasodilatory action.<br />

In order to confirm compliance in the<br />

field of pharmacological studies and also in<br />

order to monitor reactions of PETN with<br />

regard to enzyme kinetics, a highly sensitive<br />

analytical method, which has not been<br />

available so far has to be found. Based on<br />

previous investigations via HPLC­UV [1,<br />

2], we developed a RP­HPLC­ESI­MS (reversed<br />

phase high performance liquid chromatography<br />

electrospray ionization mass<br />

spectrometry) method using a C18 column,<br />

which showed to be sensitive enough to determine<br />

the concentrations of PETN and its<br />

denitrated metabolites in biological samples.<br />

The formation of stable formiate adducts<br />

[3] further increased sensitivity and<br />

lead to LOD (limit of detection) of 10 ­8 M<br />

in maximum for PETN, PEtriN and PEdiN.<br />

Linearity could be shown within the whole<br />

working range for concentrations from 10 ­5<br />

till 10 ­8 M. But a comparable detection of<br />

PEmonoN could not be achieved by this<br />

protocol.<br />

Key Words: organic nitrate – quantification<br />

– formiate adduct – LC­MS<br />

Danksagung<br />

Ein herzliches Dankeschön soll an dieser<br />

Stelle dem Kollegium des Lehrstuhls für<br />

Lebensmittelchemie, Institut für Ernährungswissenschaften<br />

der Friedrich­Schiller­<br />

Universität Jena ausgesprochen werden,<br />

welches das für die Messungen verwendete<br />

LC­MS­Gerät zur Verfügung stellte und<br />

stets hilfsbereit bei der Beantwortung technischer<br />

Fragen war.<br />

Darüber hinaus ist zu danken Katrin Fischer<br />

sowie Monika Listing, Kolleginnen<br />

des Lehrstuhls für Pharmazeutische/Medizinische<br />

Chemie an dem Institut für Pharmazie<br />

der Friedrich­Schiller­Universität<br />

Jena, für die Synthese der verwendeten<br />

Standards PEtriN, PEdiN und PEmonoN.<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

Organisches Nitrat<br />

PETN<br />

PEtriN<br />

PEdiN<br />

PEmonoN<br />

Retentionszeit<br />

[min]<br />

27,70<br />

25,47<br />

16,72<br />

5,15<br />

Literatur<br />

1. Cavazzutti C, Gagliardi L, Amato A, Gattavecchia E,<br />

Tonelli D. Separation and quantitation of polynitrate<br />

esters in pharmaceutical preparations by reversedphase<br />

high-performance liquid chromatography.<br />

J Chromatogr 1982;244:391–395<br />

2. Seeling A, Lehmann J. NO-donors, part X [1]: Investigations<br />

on the stability of pentaerythrityl tetranitrate<br />

(PETN) by HPLC-chemoluminescence-N-detection<br />

(CLND) versus UV-detection in HPLC. J Pharm Biomed<br />

Anal 2006;40:1131–1136<br />

3. Zhao X, Yinon J. Identification of nitrate ester explosives<br />

by liquid chromatography-electrospray ionization<br />

and atmospheric pressure chemical ionization mass<br />

spectrometry. J Chromatogr 2002; A 977:59–68<br />

LOD<br />

[mol/l]<br />

1­x­10 -8<br />

7,5­x­10 -9<br />

1­x­10 -8<br />

1­x­10 -6<br />

Organische Nitrate<br />

LOQ<br />

[mol/l]<br />

5­x­10 -8<br />

2­x­10 -8<br />

5­x­10 -8<br />

5­x­10 -5<br />

Tab. 4: Übersicht der experimentell ermittelten Nachweis- und Bestimmungsgrenzen<br />

für PETN und seine Metaboliten. Der angegebenen LOD liegt ein Signal-<br />

Rausch-Verhältnis mit einem Mindestwert <strong>von</strong> 3 zugrunde, während die LOQ ein<br />

Signal-Rausch-Verhältnis <strong>von</strong> mindestens 10 erfordert (LOD = „limit of detection“,<br />

Nachweisgrenze; LOQ = „limit of quantification“, minimale quantifizierbare Konzentration<br />

des Analyten).<br />

Intensität<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

PEmonoN<br />

PEdiN<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Zeit [min]<br />

PEtriN<br />

PETN<br />

Abb. 4: HPLC-MS-Chromatogramm eines Gemisches der Standardlösungen <strong>von</strong><br />

PETN, PEtriN, PEdiN und PEmonoN. Während PETN, PEtriN und PEdiN deutliche<br />

Peaks hoher Intensität zeigen, ist das PEmonoN-Signal wesentlich schwächer<br />

ausgeprägt, was ggf. auf eine geringere Stabilität des Formiat-Adduktes zurückgeführt<br />

werden kann und die Empfindlichkeit im Rahmen der Quantifizierung<br />

deutlich mindert (Konzentration der Analyten: je 10 -6 M).<br />

Für die Verfasser:<br />

Jochen Lehmann<br />

Pharmazeutisches Institut<br />

der Friedrich-Schiller-<br />

Universität Jena<br />

Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische<br />

Chemie<br />

Philosophenweg 12<br />

07747 Jena, Germany<br />

Tel.: +49 (0)3641 949825<br />

Fax: +49 (0)3641 949802<br />

E-Mail: juliane.<br />

brettschneider@uni-jena.de<br />

oder: j.lehmann@uni-jena.de<br />

11


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

1 Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische<br />

Chemie<br />

Pharmazeutisches Institut der<br />

Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena<br />

2 Lehrstuhl für Pharmazeutische<br />

Chemie, Ain Shams Universität,<br />

Abbasia-Kairo, Ägypten<br />

3 Elektronenmikroskopisches<br />

Zentrum am Universitätsklinikum<br />

Jena<br />

4 Max-Planck-Forschungsstelle<br />

„Enzymologie der Proteinfaltung“,<br />

Halle<br />

12<br />

Nitrat-Statin-Hybride – eine neue Option zur<br />

Therapie der Alzheimer‘schen Krankheit?<br />

Claudia Lengfelder 1 , Heidi Traber 1 ,Carolin Roegler 1 , Khaled Abuzid 2 ,<br />

Martin Westermann 3 , Markus Fändrich 4 , Jochen Lehmann 1<br />

Zusammenfassung: Statine werden klassisch<br />

für die Behandlung und zur Vorbeugung<br />

der Hypercholesterinämie eingesetzt<br />

aufgrund ihrer Eigenschaft, die Cholesterinsynthese<br />

zu reduzieren. Sie wirken durch<br />

eine Blockierung der HMG­CoA­Reduktase,<br />

welche das geschwindigkeitsbestimmende<br />

Enzym bei der Cholesterinsynthese ist. Allerdings<br />

lassen einige Studien vermuten, dass<br />

Statine auch für die Behandlung der<br />

Alzheimer’schen Krankheit günstig sein<br />

können. Neben ihrer HMG­CoA­Reduktase­inhibierenden<br />

Wirkung wurden noch einige<br />

weitere Mechanismen in den Raum gestellt.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass Statine<br />

die Freisetzung des β­Amyloid­Peptids beeinflussen,<br />

das durch Aggregation die sogenannten<br />

senilen Plaques bildet, das pathologische<br />

Charakteristikum der Alzheimer’schen<br />

Krankheit. Obwohl der exakte Mechanismus<br />

noch nicht aufgeklärt wurde, könnte<br />

diese Wirkung auf verringerte Cholesterin­<br />

Die Alzheimer’sche Krankheit (Alzheimer’s<br />

disease = AD), eine zu den Demenzen<br />

zählende neurodegenerativen Erkrankung,<br />

tritt weltweit bei ca. 15 Millionen<br />

Menschen auf. Aufgrund der stetig steigenden<br />

Lebenserwartung wird allein in<br />

Deutschland für das Jahr 2010 eine Zahl <strong>von</strong><br />

etwa 1,8 Millionen Erkrankungen prognostiziert.<br />

Bei den Betroffenen führt AD zu einem<br />

langsam fortschreitenden Abbau <strong>von</strong> Nervenzellen<br />

und Nervenkontakten im Gehirn.<br />

Charakteristischerweise kommt es zum Auftreten<br />

<strong>von</strong> intrazellulären neurofibrillären<br />

Bündeln aus Proteinen, neuronalen Degenerationen<br />

und extrazellulären β­Amyloidablagerungen<br />

(senile Plaques), wobei Letztere<br />

Spaltprodukte des Amyloid­Precursor­Proteins<br />

(APP) sind und als wesentliches pathologisches<br />

Merkmal der AD gelten. Aktuelle<br />

Bestrebungen bei der Suche nach neuen Medikamenten<br />

zielen darauf hin, die Bildung<br />

<strong>von</strong> β­Amyloid­Plaques zu verhindern, indem<br />

spiegel zurückgeführt werden oder auch auf<br />

eine verringerte Isoprenoid­Biosynthese, die<br />

die Prozessierung des β­Amyloidvorläuferproteins<br />

APP beeinflusst. Wir haben den<br />

direkten Effekt verschiedener Statinderivate<br />

auf die Amyloidaggregation gestestet, als<br />

einen weiteren Weg, wie Statine die<br />

Alzheimer’schen Krankheit positiv beeinflussen<br />

könnten. Vor allem haben wir untersucht,<br />

ob die chemische Modifizierung der<br />

freien Lacton­Hydroxy­Gruppe der Statine<br />

zu Verbindungen führen könnte, die eine<br />

direkte Wirkung auf die Amyloidaggregation<br />

aufweisen und so die Plaquebildung unterdrücken.<br />

Erstaunlicherweise zeigten die<br />

Resultate, dass ein Nitro­Acetyl­Statinderivat<br />

(LE­CL11) die Amyloidaggregation potent<br />

reduziert (auf 35% der Kontrolle).<br />

Schlüsselwörter: Statine – organische<br />

Nitrate – Statin­Nitrat­Hybridmolekül –<br />

Alzheimer’sche Krankheit<br />

die Enzyme (Sekretasen) moduliert werden,<br />

welche den ungünstigen Abbau des Amyloid­<br />

Prekursor­Proteins (APP) zu den Polypeptiden<br />

Aβ40­42 katalysieren, aus denen durch<br />

Aggregation die β­Amyloid­Plaques entstehen.<br />

Die Spaltung des integralen Membranproteins<br />

APP kann durch unterschiedliche<br />

Sekretasen erfolgen, wobei die Spaltung<br />

durch die a­Sekretase lediglich lösliche, nicht<br />

pathogene Abbauprodukte freisetzt. Durch<br />

Spaltung <strong>von</strong> APP durch die β­Sekretase entsteht<br />

pathogenes Aβ(1­40) und Aβ(1­42), welche<br />

dann zu unlöslichen Fibrillen und den senilen<br />

Plaques aggregieren.<br />

Statine als Therapeutika bei der<br />

Alzheimer’schen Demenz?<br />

Weitere Studien belegen, dass es eine direkte<br />

Verbindung zwischen Störungen im Lipidund<br />

Cholesterolstoffwechsel und der Entwicklung<br />

der Alzheimerischen Erkrankung<br />

gibt, was zur Diskussion über die Relevanz<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


<strong>von</strong> Cholesterolsynthesehemmern (Statinen)<br />

für die Alzheimer­Therapie führte [1]. Es<br />

wurde gezeigt, dass die Reduktion <strong>von</strong> zellulärem<br />

Cholesterol zu einer erhöhten Aktivität<br />

der a­Sekretase führt, wodurch der nicht<br />

amyloidogene a­Sektrase­Abbau <strong>von</strong> APP<br />

bevorzugt wird. Zum anderen hemmen die<br />

Statine die De­novo­Isoprenoid­Biosynthese.<br />

Die daraus entstehenden Isoprenoide (z.<br />

B. Farnesylpyrophosphat) sind essenziell für<br />

die Dimerisierung <strong>von</strong> BACE, welches erst<br />

als Dimer die β­Sekretase aktiviert und somit<br />

den amyloidogenen Abbau <strong>von</strong> APP bedingt.<br />

Die Inhibition der Isoprenoid­Biosynthese<br />

führt daher zu einer Akkumulation <strong>von</strong> APP<br />

in der Zelle, jedoch zu einer verringerten<br />

Freisetzung <strong>von</strong> Aβ, was die Bildung <strong>von</strong> senilen<br />

Aβ­Plaques verhindern könnte [2, 3].<br />

Generell lässt sich sagen, dass die bisher<br />

eingesetzten Antidementiva vor allem symptomatisch­kompensatorisch<br />

wirken und<br />

nicht gezielt in die Alzheimer­Pathogenese<br />

eingreifen. Sowohl durch die Modulation<br />

der an der APP­Spaltung beteiligten Sekretasen<br />

als auch durch die direkte Inhibition<br />

der Aβ­Aggregation ließe sich die Ablagerung<br />

<strong>von</strong> senilen Plaques vermindern.<br />

Lovastatin zeigte bei früheren Untersuchungen<br />

in einem Zell­Assay [4] eine direkte<br />

Inhibition der Aβ40­Aggregation (senile<br />

Plaques) <strong>von</strong> 35%. Dies ist bemerkenswert,<br />

wobei allerdings der hier angewandte Makrophagen­Zell­Assay<br />

sicher gut geeignet<br />

ist, um im Screening Leitstrukturen zu identifizieren,<br />

aber nicht unbedingt einen Rückschluss<br />

zur humanen In­vivo­Situation erlaubt.<br />

Bei der Durchführung des Assays<br />

wurde lösliches Aβ mit Monozyten inkubiert<br />

und die sich dabei bildenden Aβ­Plaques<br />

mithilfe <strong>von</strong> Kongorot in einem Polarisationsmikroskop<br />

detektiert.<br />

Zusammenfassend kann man spekulieren,<br />

dass Statine über unterschiedliche, bisher<br />

noch nicht umfassend geklärte Mechanismen<br />

Effekte in der Alzheimer­Therapie zeigen<br />

könnten. Die direkte Hemmung der Aβ­Aggregation<br />

ist ein neuer Ansatz, mögliche Alzheimer­Therapeutika<br />

zu entwickeln.<br />

Es wurde ein „reines Aβ40“­Assay etabliert,<br />

um Statine und vor allem neue Statinderivate<br />

auf eine direkte Wirkung auf die<br />

Bildung <strong>von</strong> aggregiertem ß­Amyloid zu testen.<br />

Unter Verwendung <strong>von</strong> Thioflavin T<br />

(spezifischer Aβ­Fibrillen Marker) lässt sich<br />

über die zunehmende Fluoreszenzintensität,<br />

die mit der Aggregation einhergeht, letztere<br />

zeitlich verfolgen.<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

Aggregation [%]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Auf diese Weise konnte zunächst für Lovastatin<br />

eine nur sehr mäßige Aggregationsinhibition<br />

<strong>von</strong> 15% nachgewiesen werden,<br />

andere getestete Statine zeigten jedoch keine<br />

Wirkung auf die Aβ­Aggregation (Abb. 1).<br />

Mit dem Ziel, Statine chemisch­strukturell<br />

so zu modifizieren, dass sie potentere<br />

Aβ­Aggregationshemmer sind, wurde die<br />

Struktur des Lovastatins abgewandelt. Unter<br />

Bewahrung des „Grundgerüstes“ wurde<br />

im ersten Versuchsansatz Lovastatin durch<br />

Hydrolyse zum Dihydroxyheptansäurederivat<br />

entacyliert, an der reaktiveren Hydroxylgruppe<br />

vorübergehend geschützt und danach<br />

reacyliert.<br />

Organische Nitrate<br />

Kontrolle Lovastatin Pravastatin Simvastatin Atorvastatin<br />

Abb. 1: Maximale Aβ-Aggregation nach 96 h unter dem Einfluss verschiedener<br />

Statine.<br />

Relaxation [%]<br />

0<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

Nitratopivalinsäure<br />

CL L 10<br />

–6 –5 –4 –3<br />

Konzentration [logM]<br />

Abb. 2: Vasorelaxierende Effekte der Nitratopivalinsäure und des Nitrato-Simvastatin-Derivats<br />

LE-CL10 (in vitro) an PGF2 vorkontrahierten Pulmonalarterien des<br />

Schweins.<br />

13


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Vorrangig wurde das nitrooxylierte Simvastatin­Derivat<br />

LE-CL10 synthetisiert, also<br />

ein Simvastation­NO­Donor­Hybridmolekül.<br />

Das heißt, dem Statin wurde mit einem<br />

organischen Nitrat eine zweite bioaktive,<br />

die NO/sGC/cGMP­Signaltransduktion regulierende<br />

Struktur im Molekül zur Seite<br />

gestellt.<br />

Erwartungsgemäß zeigte dieses Hybridmolekül<br />

einen vasodilatatorischen Effekt.<br />

An isolierten Pulmonalarterien des Schweins<br />

(Organbadexperimente) zeigten wir, dass<br />

die vasodilatatorische Wirkstärke des organischen<br />

Nitrates durch die Einführung des<br />

großen organischen Statingerüstes nicht gemindert<br />

wird. Die Nitratopivalinsäure allein<br />

und das Simvastatin­Nitrat­Hybrid zeigen<br />

beide eine ähnliche, moderate vasodilatatorische<br />

Wirkung (Abb. 2). Eine ausgeprägte<br />

Inhibition der Amyloidaggregation konnten<br />

wir jedoch nicht feststellen.<br />

Fluoreszenzintensität [%]<br />

35000<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

Obwohl für die Substanzklasse der Statine<br />

strukturell eher untypisch wurde dann<br />

eine Nitratoacylierung an der Hydroxygruppe<br />

des Lovastatin­Lactonringes durchgeführt.<br />

Erfreulicher­ und überraschenderweise<br />

zeigte dieses Statin­Nitrat­Hybrid<br />

LE­CL11 nun eine inhibitorische Wirkung<br />

<strong>von</strong> bemerkenswerten 65% auf die direkte<br />

Aβ­Aggregation über einen Zeitraum <strong>von</strong><br />

über 96 h (Abb. 3). Die Kurvenscharen in<br />

Abbildung 3 demonstrieren die Qualität<br />

dieses Befundes eindrucksvoll.<br />

Dieses Ergebnis gab Anlass zur Synthese<br />

weiterer Statin­ und Nitrato­Statin­Derivate<br />

der allgemeinen Formel (I) (Abb. 4).<br />

Alle weiteren nitratoacylierten Substanzen<br />

zeigten eine inhibitorische Wirkung<br />

auf die direkte Aβ­Aggregation, jedoch<br />

konnte keine der getesteten Substanzen<br />

in ihrer Wirksamkeit an die Verbindung<br />

LE­CL11 heranreichen (Abb. 5).<br />

Kontrolle<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95<br />

Zeit [h]<br />

Abb. 3: Gehemmte Aβ-Aggregation (rot) unter dem Einfluss <strong>von</strong> LE-CL11.<br />

O<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HO<br />

COOH<br />

OH<br />

R1<br />

O<br />

O O<br />

O<br />

O<br />

OH<br />

O<br />

Lovastatin (I)<br />

Abb. 4: Syntheseschema der acylierten und nitratoacylierten Statinderivate, wobei R1, bzw. R2 Acyl-<br />

und/oder Nitratoacyl-Reste sein können.<br />

14 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

R2<br />

O 2 N


Aggregation [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

A-β Lovastatin CL10 CL59 CL11<br />

Um den Einfluss des organischen Nitrates<br />

zu erkennen, wurde nun ein strukturell<br />

analoges Derivat ohne organisches<br />

Nitrat, nämlich LE-CL66, synthetisiert und<br />

getestet. Diese Substanz zeigte tatsächlich<br />

eine deutlich geringere antiaggregatorische<br />

Potenz als das Nitrato­Statin­Hybrid<br />

LE-CL11.<br />

Dies lässt einen positiv­kooperierenden<br />

Einfluss des organischen Nitrates vermuten,<br />

der sich leider durch die Einführung<br />

einer zweiten organischen Nitratgruppe<br />

nicht weiter verbessern ließ. So inhibiert<br />

das Dinitrat LE-CL59 nur auf 56,4% der<br />

Kontrolle und das zu LE-CL59 strukturell<br />

analoge Statinderivat LE-CL 67a ohne organisches<br />

Nitrat zeigt sogar eine stärkere<br />

Inhibition der Aggregation auf 49,8%.<br />

Dies legt nahe, dass die inhibitorische Wirkung<br />

nicht allein <strong>von</strong> der Anzahl der im<br />

Molekül vorhandenen Nitratgruppen, sondern<br />

stark <strong>von</strong> der Gesamtstruktur abhängt,<br />

die dann auch ein organisches Nitrat<br />

tragen kann.<br />

Allerdings konnte durch die Einführung<br />

der zweiten Nitratgruppe eine zu erwartende<br />

verstärkte vasodilatatorische Wirkung<br />

bei den In­vitro­Messungen an isolierten<br />

Pulmonalarterien des Schweins demonstriert<br />

werden (Abb. 6).<br />

Grundsätzlich scheinen alle O­acylierten<br />

Verbindungen auch ohne organisches Nitrat<br />

eine hemmende Wirkung auf die Aβ­Aggregation<br />

zu haben, jedoch konnte letztlich keine<br />

der Substanzen an die Wirkpotenz <strong>von</strong><br />

LE-CL11 heranreichen (Abb. 7).<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

Um zu erhärten, dass die Fluoreszenzveränderungen<br />

durch die Syntheseprodukte<br />

wirklich der verminderten Aggregation<br />

geschuldet sind, wurden Kontrollversuche<br />

durchgeführt, in denen nur der Fluoreszenzindikator<br />

und die zu untersuchenden<br />

Inhibitorsubstanzen zusammen vermessen<br />

wurden. Es zeigten sich hierbei<br />

keine Veränderungen der Fluoreszenzintensitäten,<br />

eine Interaktion lediglich zwischen<br />

Inhibitor und Indikator ist also ausgeschlossen.<br />

Organische Nitrate<br />

Verbindung Rest R1 Rest R2 Aggregation [%]<br />

LE-CL10<br />

LE-CL11<br />

LE-CL59<br />

Abb. 5: Minderung der Aβ-Aggregation unter dem Einfluss verschiedener Nitrato-Statin-Hybridmoleküle.<br />

Relaxation [%]<br />

0<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

Nitratopivalinsäure<br />

LE-CL11<br />

LE-CL59<br />

0<br />

0<br />

H<br />

O2NO<br />

O2NO<br />

0<br />

0<br />

0<br />

O2NO<br />

O2NO<br />

97,3<br />

34,6<br />

56,4<br />

–8 –7 –6<br />

Konzentration [logM]<br />

–5 –4 –3<br />

Abb. 6: Vasorelaxierende Effekte der Nitratopivalinsäure und der Nitrato-Simvastatin-Hybride<br />

LE-CL11 und LE-CL59 (in vitro) an PGF2a vorkontrahierten Pulmonalarterien<br />

des Schweins.<br />

15


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Aggregation [%]<br />

120<br />

110<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

A-β CL63 CL66 CL67b CL64b CL67a<br />

Verbindung Rest R1 Rest R2 Aggregation [%]<br />

16 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

LE-CL63<br />

LE-CL64b<br />

LE-CL66<br />

LE-CL67a<br />

LE-CL67b<br />

Abb. 7: Vergleich der maximalen Aβ-Aggregation unter dem Einfluss verschiedener Statinderivate.<br />

a b c<br />

d e f<br />

Abb. 8: Elektronenmikroskopische Aufnahmen ohne Inhibitor und mit Inhibitor LE-CL11.<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0<br />

H<br />

H<br />

67,7<br />

52,8<br />

58,3<br />

49,8<br />

57,4


Der durch Fluoreszenzmessungen erkannte<br />

Einfluss der Substanzen auf die<br />

Amyloidaggregation wurde schließlich<br />

auch durch elektronenmikroskopische<br />

Aufnahmen mit Negativkontrastierung bestätigt,<br />

welche es ermöglichten, die Struktur<br />

und Form der gebildeten β­Amyloid­<br />

Fibrillen zu sehen. Hierbei wurde den Proben<br />

kein Fluoreszenzindikator zugesetzt.<br />

Auch hier wiesen Proben, die 90 Stunden<br />

mit dem Inhibitor LE-CL11 (Abb. 8 a, b, c)<br />

behandelt waren, eine im Vergleich zu unbehandelten<br />

Kontrollproben (Abb. 8 d, e,<br />

f) veränderte und stark reduzierte Aβ40­<br />

Aggregation auf, was wiederum eine verminderte<br />

Plaquebildung in Aussicht stellt.<br />

Resümee<br />

Es ist gelungen, Statine chemisch so zu verändern,<br />

dass diese neuen Substanzen die<br />

Aggregation <strong>von</strong> amyloidogenem Aß­Polypeptid<br />

signifikant inhibieren. Vor allem<br />

resultierte aus der Nitratoacylierung zu<br />

einem Simvastatin­Nitrat­Hybrid ein besonders<br />

potenter Inhibitor. Der Vergleich<br />

aller getesteten Substanzen lässt bisher keine<br />

deutliche Struktur­Wirkungs­Beziehung<br />

erkennen. Auch bleibt bislang ungeklärt,<br />

ob und gegebenenfalls welchen Einfluss das<br />

organische Nitrat auf die Inhibition der<br />

direkten Aß­Aggregation ausübt.<br />

Eine erste Antwort auf die Frage, ob die<br />

neuen Statinderivate auch klinisch erfolgreiche,<br />

neuartige Alzheimer­Therapeutika<br />

sein können, soll nun durch In­vivo­Untersuchungen<br />

an transgenen Tieren gegeben<br />

werden. n<br />

Summary<br />

Statins are classically used in the treatment<br />

and prevention of hypercholesterolaemia<br />

due to their ability to reduce cholesterol<br />

synthesis. They act by blocking the HMG­<br />

CoA reductase, which is the rate limiting<br />

enzyme in cholesterol synthesis. However,<br />

some studies have suggested the possible<br />

use of statins as potential therapeutics in<br />

the treatment of Alzheimer’s disease. Different<br />

pathways apart from their inhibitory<br />

activity on HMG­CoA reductase have been<br />

explored. It has been shown that statins in­<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

fluence the release of β­amyloid, which aggregates<br />

to senile plaques, a pathological<br />

hallmark of AD. Although the exact mechanism<br />

still remains unknown, this has been<br />

attributed to decreased cholesterol levels,<br />

as well as decreased isoprenoid biosynthesis,<br />

which directly influences APP processing.<br />

We have tested statin derivatives direct<br />

effect on amyloid­aggregation as another<br />

possible pathway of their mode of action.<br />

Moreover we explored the possibility that<br />

modifying chemically the statins at their<br />

free lactonic­hydroxy­group could lead to<br />

compounds with inhibitory potency on direct<br />

Aβ­aggregation and hence prevent<br />

plaque formation. Surprisingly, results<br />

showed that a nitratoacylated­statin derivative<br />

(LE­CL11) potently reduces amyloid<br />

aggregation down to 35% of untreated control.<br />

Keywords: statins – organic nitrates – statin<br />

nitrate hybride molecule – Alzheimer’s<br />

disease<br />

Literatur<br />

1. Jick H, Zornberg GL, Seshadri S, Drachman DA. Statins<br />

and the risk of dementia. The Lancet 2000;356:<br />

1627–31<br />

2. Parson RB, Farrant JK, Price GC, Subramaniam D,<br />

Austen BM. Regulation of the lipodation of β-secretase<br />

by statins. Biochem Soc Trans 2007;35(3):577–582<br />

3. Ostrowski SM, Wilkinson BJ, Golde TE, Landreth G.<br />

Statins reduce Amyloid-β production through inhibition<br />

of protein isoprenylation. J Biol Chem 2007;<br />

282(37):26832–44<br />

4. Gellermann G, Ullrich K, Tannert A, Unger C, Habicht<br />

G, Sauter S, Hortschansky P, Horn U, Möllmann U, Decker<br />

M, Lehmann J, Fändrich M. Alzheimer-like plaque<br />

formation by human macrophages is reduced by<br />

fibrillation inhibitors and lovastatin. J Mol Biol<br />

2006;360:251–257<br />

Für die Verfasser:<br />

Jochen Lehmann<br />

Pharmazeutisches Institut der Friedrich-Schiller-<br />

Universität Jena<br />

Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische<br />

Chemie<br />

Philosophenweg 12<br />

07747 Jena, Germany<br />

Tel.: +49 (0) 3641 949825<br />

Fax: +49 (0) 3641 949802<br />

E-Mail: j.lehmann@uni-jena.de<br />

Organische Nitrate<br />

17


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

1 Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische<br />

Chemie,<br />

Friedrich-Schiller-Universität,<br />

Jena<br />

2 Universitätsmedizin,<br />

II. Medizinische Klinik, Labor<br />

für Molekulare Kardiologie,<br />

Johannes-Gutenberg-<br />

Universität Mainz<br />

18<br />

Aminoalkylnitrate –<br />

Eine neue Klasse <strong>von</strong> Nitraten?<br />

Carolin Roegler 1 , Andreas König 1 , Andreas Daiber 2 und Jochen Lehmann 1<br />

Zusammenfassung: Im Mittelpunkt dieser<br />

Studie lagen die Aminoalkylnitrate (kurz:<br />

Aminonitrate), die sich durch die zusätzliche<br />

Aminogruppe chemisch sehr <strong>von</strong> den gebräuchlichen<br />

Alkylnitraten (Pentaerithrityltetranitrat<br />

[PETN], Nitroglyzerin [GTN],<br />

Isosorbiddinitrat [ISDN] und Isosorbid-5mononitrat<br />

[ISMN]) unterscheiden. Die vasodilatatorische<br />

Potenz dieser Substanzen<br />

korreliert nicht länger mit der Anzahl der<br />

Nitratgruppen im Molekül, wie für die Alkylnitrate<br />

beschrieben. Ein einfach gebautes<br />

Mononitrat wie Aminethylnitrat (AEN)<br />

zeigte erstaunlicherweise eine sehr hohe vasodilatatorische<br />

Potenz, wohingegen ein<br />

Aminotrinitrat (TEAN) eine deutlich geringere<br />

Potenz zeigte als AEN oder GTN. Daneben<br />

hing die Art und Weise der Nitrat-Bioaktivierung<br />

und die Entwicklung der In-<br />

vitro-Toleranz nicht wie üblicherweise<br />

(bei Alkylnitraten) <strong>von</strong> der Potenz der<br />

Nitrate ab. Die Bioaktivierung des hoch<br />

potenten AEN verlief unabhängig <strong>von</strong> der<br />

mitochondrialen Aldehyddehydrogenase<br />

(ALDH-2), wohingegen das niedrig potente<br />

TEAN in Abhängigkeit <strong>von</strong> der ALDH-2<br />

Organische Nitrate werden vielfältig in<br />

der Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

eingesetzt. Leider können Nebenwirkungen<br />

wie Nitrattoleranz und oxidativer<br />

Stress die Anwendung dieser Medikamente<br />

limitieren. Sowohl die vasodilatatorische<br />

Potenz als auch die Entwicklung<br />

einer Nitrattoleranz korrelierten bei den<br />

bisher untersuchten Nitraten immer mit<br />

der Anzahl der Nitratgruppen im Molekül<br />

[1, 2]. So ist z.B. Glyceroltrinitrat (GTN)<br />

hochpotent, führt im Verlauf der Therapie<br />

aber zu endothelialer und vaskulärer Dysfunktion<br />

und damit zur Toleranz. Von<br />

PETN – in vitro ebenfalls hochpotent – ist<br />

anzunehmen, dass es klinisch nur deshalb<br />

nicht zu Toleranz führt, weil systemisch nur<br />

bioaktiviert wurde. Daneben zeigte das hoch<br />

potente Mononitrat AEN im Gegensatz zu<br />

den hoch potenten Alkylnitraten (PETN<br />

und GTN) keine Tendenz, eine Tachyphylaxie<br />

zu entwickeln. Obwohl dies typisch für<br />

ein Mononitrat ist, wurde dies bisher nicht<br />

für ein hoch potentes Nitrat beobachtet. Erstaunlicherweise<br />

zeigte das niedrig potente<br />

TEAN eine vergleichbare Entwicklung der<br />

Tachyphylaxie, wie es normalerweise nur für<br />

die hoch potenten Alkylnitrate beobachtet<br />

wurde. Zusammenfassend konnten wir zeigen,<br />

dass die Affinität und Reaktivität gegenüber<br />

endogenen nitratbioaktivierenden<br />

Enzymen sowie die daraus resultierende vasodilatatorische<br />

Potenz signifikant durch die<br />

Einführung einer Aminogruppe in Alkylnitrate<br />

moduliert wird. Demnach sollten Aminoalkylnitrate<br />

als eigenständige Klasse der<br />

Nitrovasodilatatoren angesehen werden.<br />

Schlüsselwörter: Aminoalkylnitrate – Bioaktivierung<br />

– mitochondriale Aldehyddehydrogenase<br />

– mitochondrialer oxidativer<br />

Stress – Struktur-Wirkungs-Beziehung –<br />

vaskuläre Funktion<br />

die niederpotenten, „toleranzfreien“ Metabolite<br />

PEdiN und PEmonoN zur Verfügung<br />

stehen bzw. endogene Schutzsysteme<br />

wie die Hämoxygenase-1 und viele weitere<br />

aktiviert werden. Kürzlich jedoch fanden<br />

wir mit 2-Aminoethylnitrat (AEN) einen<br />

Vasodilatator, der trotz nur einer Nitratgruppe<br />

hochpotent ist (pD2 = 7,52) und<br />

trotz seiner Mononitratstruktur sogar an<br />

die Potenz des Trinitrats GTN (pD2 = 7,44)<br />

heranreicht und zudem nicht zur Toleranz<br />

führt [3].<br />

Es stellt sich die Frage, ob für Aminoalkylnitrate<br />

die bisher bei allen Alkylnitraten<br />

gefundenen Gesetzmäßigkeiten keine<br />

Gültigkeit haben, ob sie also nicht nur chemisch,<br />

sondern auch pharmakologisch eine<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


eigene Klasse <strong>von</strong> Nitrovasodilatatoren<br />

darstellen. Dazu sollten durch In-vitro-Untersuchungen<br />

die Struktur-Wirkungs-Beziehungen<br />

bei Aminoalkylnitraten an isolierten<br />

Pulmonalarterien vom Schwein<br />

(Organbadexperimente) ermittelt werden<br />

und z.B. geklärt werden, welchen Einfluss<br />

die Aminogruppe auf die Wirkstärke <strong>von</strong><br />

Nitraten generell hat und ob für Aminoalkylnitrate<br />

andere Gesetzmäßigkeiten als<br />

für die üblichen Alkylnitrate gelten. Neben<br />

verschiedenen Aminoalkylmononitraten<br />

wurden auch Aminoalkyldi- und -trinitrate<br />

getestet. Keine dieser Substanzen, auch<br />

nicht solche, die mehrere Nitratfunktionen<br />

besitzen, reichte jedoch an die hohe Potenz<br />

des Aminoethylnitrates (AEN) heran.<br />

Neben dem hochwirksamen Mononitrat<br />

AEN wurde ein überraschenderweise ungewöhnlich<br />

schwach wirksames organisches<br />

Trinitrat unter den Aminonitraten identifiziert,<br />

nämlich das Triethylaminotrinitrat<br />

(TEAN) (Tab. 1).<br />

Vergleich AEN und TEAN<br />

In Kooperation mit dem Arbeitskreis <strong>von</strong><br />

Andreas Daiber, Mainz, wurden mit dem<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

hochpotenten Mononitrat AEN und dem<br />

niedrigpotenten Trinitrat TEAN Untersuchungen<br />

zur In-vitro- und In-vivo-Toleranzentwicklung,<br />

zur Induktion <strong>von</strong> oxidativem<br />

Stress und zur Bioaktivierung durchgeführt<br />

[4]. Die wichtigsten Ergebnisse sind hier<br />

noch einmal zusammengefasst.<br />

Bioaktivierung<br />

Zur Analyse der Bioaktivierung wurden<br />

die Gefäße vor der Relaxationsmessung im<br />

Organbad mit verschiedenen Inhibitoren<br />

inkubiert (Abb. 1). NS2028 ist ein Blocker<br />

der löslichen Guanylatcyclase (sGC). Bei<br />

PTIO handelt es sich um einen NO Scavenger.<br />

Da beide Substanzen bei der Behandlung<br />

mit AEN einen signifikanten Effekt<br />

ausüben, ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass die<br />

Relaxation NO- und cGMP-(sGC-)vermittelt<br />

ist. Erstaunlicherweise scheinen weder<br />

P450- noch ALDH-Enzyme das AEN zu<br />

bioaktivieren, da weder eine Vorbehandlung<br />

mit Miconazol noch mit Benomyl einen<br />

Einfluss auf die Vasodilatation hatte.<br />

Auch eine AEN-induzierte Aktivierung<br />

der eNOS als möglicher Mechanismus für<br />

die Vasodilatation konnte ausgeschlossen<br />

Organische Nitrate<br />

Struktur pD2 EC 50 [M] Struktur pD2<br />

EC 50 [M]<br />

O2NO<br />

O2NO<br />

O2NO<br />

O2NO<br />

-<br />

+ NO3<br />

H3N<br />

ONO2<br />

O2NO<br />

O2NO<br />

+<br />

NH<br />

+<br />

NH3<br />

ONO2<br />

+ NH3<br />

ONO2<br />

N<br />

+<br />

N<br />

H2<br />

+<br />

NH3<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

7,54<br />

(± 0,01)<br />

7,10<br />

(± 0,02)<br />

7,02<br />

(± 0,02)<br />

6,82<br />

(± 0,03)<br />

6,09<br />

(± 0,03)<br />

6,02<br />

(± 0,02)<br />

5,82<br />

(± 0,02)<br />

7,37<br />

(± 0,03)<br />

2,86 • 10 –8<br />

8,01 • 10 –8<br />

9,49 • 10 –8<br />

1,51 • 10 –7<br />

8,08 • 10 –7<br />

9,45 • 10 –7<br />

1,52 • 10 –6<br />

4,24 • 10 –8<br />

O2NO<br />

O2NO<br />

O2NO<br />

+<br />

N3H<br />

HO<br />

+<br />

NH3<br />

+<br />

NH3 O<br />

O2NO<br />

OH<br />

+<br />

NH3<br />

+<br />

NH2<br />

ONO2<br />

O<br />

ONO2<br />

+<br />

NH3<br />

Tab. 1: Strukturen und in vitro vasodilatatorische Effekte (pD2- und EC50-Werte) der Aminoalkylnitrate<br />

an PGF2α-vorkontrahierten Pulmonalarterien des Schweins. pD2 sind Mittelwerte ± SEM.<br />

+<br />

N<br />

H2<br />

O<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

5,63<br />

(± 0,03)<br />

5,61<br />

(± 0,04)<br />

5,45<br />

(± 0,06)<br />

5,31<br />

(± 0,02)<br />

4,86<br />

(± 0,04)<br />

4,71<br />

(± 0,03)<br />

4,52<br />

(± 0,05)<br />

4,48<br />

(± 0,03)<br />

2,37 • 10 –6<br />

2,48 • 10 –6<br />

3,52 • 10 –6<br />

4,90 • 10 –6<br />

1,38 • 10 –5<br />

1,97 • 10 –5<br />

3,00 • 10 –5<br />

3,32 • 10 –5<br />

19


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

a b<br />

0<br />

Relaxation [%]<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

60<br />

70 Kontrolle<br />

80 NS2028<br />

90<br />

100<br />

PTIO<br />

Miconazol<br />

–10 –8 –6 –4<br />

Log (AEN) [M]<br />

Relaxation [%]<br />

70 Kontrolle<br />

80 Benomyl<br />

90<br />

100<br />

L-Name<br />

Allopurinol<br />

–10 –8 –6 –4<br />

Log (AEN) [M]<br />

Abb. 1: Effekte verschiedener Inhibitoren auf den vasodilatatorischen Effekt <strong>von</strong> AEN.<br />

L-012-Chemilumineszenz [Rate/min]<br />

4–10 4<br />

2–10 4<br />

0–10 4<br />

Kontrolle<br />

H3N +<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

60<br />

O2NO<br />

ONO2<br />

ONO2<br />

werden, da der NOS-Inhibitor L-NAME<br />

keinen Effekt hatte. Wohl aber kam es nach<br />

der Inkubation mit Allopurinol zu einer<br />

signifikanten Rechtsverschiebung der Kurve,<br />

sodass möglicherweise die Xanthinoxidoreduktase<br />

an der Bioaktivierung beteiligt<br />

sein könnte.<br />

Oxidativer Stress<br />

Untersuchungen zum oxidativen Stress (gemessen<br />

mittels L-012 (Luminol-Analogon)<br />

Chemilumineszenz) in isolierten Mitochondrien<br />

zeigten, dass im Gegensatz zu<br />

anderen hochpotenten Nitraten wie GTN<br />

und PETN durch hochpotentes AEN keine<br />

Bildung reaktiver Sauerstoffspezies indu-<br />

N<br />

AEN TEAN<br />

1000 µM<br />

Abb. 2: Bildung reaktiver Sauerstoffspezies nach Behandlung mit AEN bzw. TEAN.<br />

*<br />

ziert wird. Das schwach wirksame Trinitrat<br />

TEAN hingegen zeigte nach der Inkubation<br />

der Mitochondrien mit 1000 μM Substanz<br />

eine deutliche Erhöhung der Lumineszenz<br />

im Vergleich zur Kontrolle, induziert<br />

also mitochondrialen oxidativen Stress<br />

(Abb. 2).<br />

In-vivo-Toleranz<br />

Erstaunlicherweise zeigt hochpotentes<br />

AEN weder eine Kreuztoleranz zu Acetylcholin<br />

noch zu GTN. Allerdings tritt nach<br />

Vorbehandlung der Versuchstiere mit AEN<br />

eine signifikante Verschiebung der Konzentrations-Wirkungs-Kurve<br />

auf, was einer<br />

In-vivo-Toleranz gegen sich selbst entspricht<br />

(nicht gezeigt). Die gleichen Versuche<br />

wurden auch mit TEAN durchgeführt.<br />

Bisher galt die Regel, dass niedrigpotente<br />

Nitrate, wie z.B. PEdiN und<br />

PEmonoN keine oder kaum Toleranz entwickeln.<br />

Trotz seiner für ein Trinitrat niedrigen<br />

Potenz kam es mit TEAN sowohl zur<br />

Entwicklung einer In-vitro- als auch Invivo-Toleranz,<br />

einer Kreuztoleranz gegenüber<br />

Acetylcholin und – s. o. – zur Induktion<br />

<strong>von</strong> oxidativem Stress. Dies war überraschend,<br />

da diese Eigenschaften bislang<br />

den hochpotenten Substanzen zugeschrieben<br />

wurden. Auch scheint die Bioaktivierung<br />

des TEAN wie bei den hochwirksamen<br />

Nitraten ALDH-2-vermittelt zu sein, wie<br />

Versuche mit ALDH-2-Knock-out-Mäusen<br />

bestätigten. AEN zeigt also für eine hochpotente<br />

Substanz ein völlig neues Wirkprofil,<br />

da weder In-vitro-Toleranz noch oxidativer<br />

Stress hervorgerufen werden. Um zu<br />

prüfen, ob sich dieses neue Wirkprofil auf<br />

weitere Aminoalkylnitrate übertragen lässt,<br />

wurde zunächst die In-vitro-Toleranz verschiedener<br />

Aminoalkylnitrate untersucht.<br />

In-vitro-Toleranz<br />

AEN (1) erzeugte auch in unseren Untersuchungen<br />

(wiederholte Relaxation an einem<br />

Gefäß) keine Tachyphylaxie (In-vitro-Toleranz)<br />

(Abb. 3). Zwei N-methylierte Analoga,<br />

die ebenfalls getestet wurden, zeigten<br />

unterschiedliche Eigenschaften (Abb. 3a).<br />

Während die höher potente Substanz (das<br />

N,N-Dimethylaminoethylnitrat, 2) keine Invitro-Toleranz<br />

zeigte, induzierte der moderatere<br />

Vasodilatator (das N-Methylaminoethylnitrat,<br />

3) eine signifikante Rechtsverschiebung<br />

der Konzentrations-Wirkungs-<br />

Kurve (Abb. 3a), also Toleranz. Die Methylierung<br />

der Alkylkette im Sinne einer Ket-<br />

20 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

*<br />

ONO2


tenverzweigung führte zu abgeschwächter<br />

vasodilatatorischer Potenz, bei unterschiedlicher<br />

Entwicklung <strong>von</strong> Tachyphylaxie (Abb.<br />

3b). Die Methylierung neben der organischen<br />

Nitratfunktion ergab ein in vitro toleranzfreies<br />

Produkt (4), das Aminonitrat,<br />

mit einer der Aminogruppe benachbarten<br />

Methylgruppe (5) zeigte bei der Versuchswiederholung<br />

eine verringerte gefäßrelaxierende<br />

Potenz (Abb. 3b), also In-vitro-Toleranz.<br />

In der Gruppe der Aminoalkyldinitrate<br />

induzierten die beiden Glyzeryldinitrat-<br />

Analoga 6 und 7 keine signifikante In-vitro-<br />

Toleranz. Das Aminodiethyldinitrat 8, eine<br />

Art Dimer <strong>von</strong> AEN, zeigte wiederum Tachyphylaxie<br />

(Abb. 3c). Erneut stehen diese<br />

Resultate in Kontrast zu früheren Ergebnissen,<br />

da normalerweise die weniger potenten<br />

Nitrate keine Tachyphylaxie induzieren und<br />

nur bei den hochpotenten Nitraten bei mehrmaliger<br />

Gabe eine deutliche In-vitro-Toleranz<br />

beobachtet wurde.<br />

Nachhaltigkeit der Vasorelaxation<br />

Bislang wenig fokussiert wurde in bisherigen<br />

pharmakologischen Untersuchungen<br />

<strong>von</strong> Nitraten die „Nachhaltigkeit“ der Vasorelaxation,<br />

die Frage also, wie lange eine<br />

herbeigeführte Gefäßdilatation ohne weitere<br />

Nitratgabe anhält bzw. wie rasch die<br />

Wiederkontraktion, gewissermaßen die<br />

„Erholung“ des Gefäßes, erfolgt. Bei den<br />

diesbezüglichen Organbadexperimenten<br />

gaben wir jeweils einen einmaligen Nitratbolus<br />

zu der mit PGF2α-vorkontrahierten<br />

Schweinelungenarterie. Gemessen wurden<br />

dann sowohl die maximale Relaxation als<br />

auch die noch verbleibende Relaxation<br />

nach 20 min. Um eine Abhängigkeit der<br />

„Erholung“ der Gefäße <strong>von</strong> der zugegebenen<br />

Substanzkonzentration zu erkennen,<br />

wurden Bolusgaben in unterschiedlichen<br />

Konzentrationen eingesetzt.<br />

Bei AEN zeigte sich eine deutliche Abhängigkeit<br />

der Wiedererlangung der Kontraktion<br />

<strong>von</strong> der zugesetzten Substanzkonzentration.<br />

Nach einer kleinen Konzentrationszugabe<br />

befand sich das Gefäß nach<br />

20 Minuten wieder in der Ausgangssitua-<br />

Abb. 3a–3c: Vasorelaxierende Effekte verschiedener<br />

organischer Aminoalkylnitrate an<br />

PGF2α-vorkontrahierten Pulmonalarterien des<br />

Schweins. Die gestrichelte Kurve zeigt die<br />

Konzentrations-Relaxations-Beziehung für<br />

die zweite Behandlung zur Untersuchung der<br />

In-vitro-Toleranz.<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Relaxation [%]<br />

Relaxation [%]<br />

Relaxation [%]<br />

0<br />

25<br />

50<br />

75<br />

100<br />

H 3N +<br />

H 3C _ NH H 3C _ +<br />

N H2<br />

CH 1 2 3<br />

3<br />

+<br />

ONO2 ONO2 ONO2<br />

1 4 5<br />

H 3N<br />

CH 3<br />

ONO2<br />

O 2NO<br />

+<br />

NH3<br />

O 2NO<br />

*<br />

+<br />

0<br />

25<br />

50<br />

75<br />

100<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

Organische Nitrate<br />

–9 –8 –7 –6 –5 –4 –3<br />

Konzentration [logM]<br />

6 7 8<br />

+<br />

O2NO NH3<br />

ONO2<br />

O2NO<br />

ON O2<br />

+<br />

NH3<br />

O2NO<br />

0<br />

25<br />

50<br />

75<br />

100<br />

*<br />

*<br />

+ NH3<br />

–9 –8 –7 –6 –5 –4 –3<br />

Konzentration [logM]<br />

+<br />

N<br />

H 2<br />

*<br />

CH 3<br />

*<br />

*<br />

ONO2<br />

–9 –7 –6<br />

Konzentration [logM]<br />

–5 –4<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

21


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Konzentration<br />

[M]<br />

1·10 -8<br />

3·10 -8<br />

1·10 -7<br />

3·10 -7<br />

1·10 -6<br />

3·10 -6<br />

H 3N +<br />

Maximale<br />

Relaxation [%]<br />

30,7<br />

48,2<br />

75,9<br />

87,2<br />

93,9<br />

96,0<br />

ONO 2<br />

Relaxation,<br />

20 min [%]<br />

17,8<br />

26,2<br />

54,3<br />

79,2<br />

91,0<br />

97,9<br />

tion. Eine Nitratwirkung war nicht mehr zu<br />

erkennen. Gab man allerdings eine Konzentration<br />

hinzu, die dem EC100 entsprach,<br />

blieb das Gefäß auch noch 20 Minuten nach<br />

der Zugabe vollständig relaxiert. Mit steigender<br />

Konzentration <strong>von</strong> AEN sinkt also<br />

die Fähigkeit zur Rekontraktion (Tab. 2).<br />

Bei identischen Versuchen mit einem anderen<br />

Aminoalkylnitrat, dem N-Methylaminoethylnitrat<br />

(3), konnte diese Abhängigkeit<br />

der Rekontraktion <strong>von</strong> der applizierten<br />

Nitratmenge nicht festgestellt werden. Sowohl<br />

bei kleinen Konzentrationen als auch<br />

nach vollständiger Relaxation durch entsprechend<br />

hohe Dosierung kam es zu einer<br />

ähnlich raschen Rekontraktion (Tab. 2).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Erholung der<br />

Gefäße [%]<br />

42,0<br />

45,8<br />

28,5<br />

9,2<br />

3,1<br />

0,0<br />

Konzentration<br />

[M]<br />

Gegenstand der Untersuchungen waren<br />

Aminoalkylnitrate (kurz: Aminonitrate).<br />

Bei diesen korreliert die vasodilatatorische<br />

Potenz nicht mehr mit der Anzahl der<br />

Nitratgruppen. Ein Mononitrat wie AEN<br />

kann hochpotent sein, und wir fanden ein<br />

Trinitrat, das vergleichsweise, z.B. zu<br />

GTN, schwach wirkte. Auch Bioaktivierung<br />

und In-vitro-Toleranz sind nicht automatisch<br />

abhängig <strong>von</strong> der Wirkstärke eines<br />

Nitrates, wie dies bei den Alkylnitraten ohne<br />

Aminogruppe der Fall ist. Die Bioaktivierung<br />

des hochwirksamen AEN ist unabhängig<br />

<strong>von</strong> der ALDH-2, während das<br />

schwach wirksame TEAN über ALDH-2<br />

bioaktiviert wird. Außerdem ruft das Mononitrat<br />

keine Tachyphylaxie hervor, was<br />

zwar charakteristisch für Mononitrate, allerdings<br />

ungewöhnlich für ein Nitrat dieser<br />

Maximale<br />

Relaxation [%]<br />

Relaxation,<br />

20 min [%]<br />

Erholung der<br />

Gefäße [%]<br />

Wirkstärke ist. Das Aminoalkyltrinitrat<br />

hingegen zeigt die typische Tachyphylaxie<br />

der organischen Polynitrate, die aber wiederum<br />

das TEAN in der Wirkstärke deutlich<br />

übertreffen.<br />

Die Untersuchungsergebnisse zur Invitro-Toleranz<br />

durch Aminoalkylnitrate<br />

sind unterschiedlich. Es wurde keine Abhängigkeit<br />

zwischen Tachyphylaxie und<br />

Wirkstärke festgestellt. Sowohl Mononitrate<br />

als auch Dinitrate induzieren eine<br />

Tachyphylaxie, wobei es überraschenderweise<br />

eher bei schwächer wirksamen Nitraten<br />

zu einer In-vitro-Toleranz kommt als<br />

bei den stärker wirksamen. Erste orientierende<br />

Versuche weisen darauf hin, dass die<br />

Nachhaltigkeit einer nitratinduzierten Relaxation<br />

nach Beendigung der Nitratzufuhr<br />

konzentrationsabhängig ist.<br />

Abschließend kann man sagen, dass es<br />

sich bei den Aminoalkylnitraten um eine<br />

neue Klasse <strong>von</strong> organischen Nitraten handelt,<br />

die individuelle Eigenschaften und<br />

Struktur-Wirkungs-Beziehungen aufweist.<br />

Die hier präsentierten Resultate über<br />

Aminoalkylnitrate ergänzen die Paradigmenwechsel,<br />

welchen die Bewertung der<br />

organischen Nitrate in den vergangenen<br />

Jahren unterlag. Diese lassen sich verkürzt<br />

wie folgt darstellen:<br />

Vor 1988: Organische Nitrate relaxieren<br />

Blutgefäße, der Wirkmechanismus ist nicht<br />

bekannt. Ein Nitratrezeptor ist anzunehmen.<br />

1988: Stickstoffmonoxid (NO) stimuliert<br />

die lösliche Guanylatzyklase und ist der natürliche<br />

endogene Vasodilatator. Orga-<br />

22 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

1·10 -6<br />

3·10 -6<br />

1·10 -5<br />

3·10 -5<br />

1·10 -4<br />

3·10 -4<br />

H3C _ +<br />

NH2 13,7<br />

40,3<br />

67,3<br />

78,3<br />

85,7<br />

85,0<br />

O NO 2<br />

Tab. 2: Relaxationsdaten nach Bolusgabe an PGF2α-vorkontrahierten Pulmonalarterien des Schweins.<br />

Erholung der Gefäße ist das Verhältnis der Relaxation nach 20 min zur maximalen Relaxation.<br />

6,2<br />

13,4<br />

21,7<br />

21,7<br />

35,6<br />

26,6<br />

54,8<br />

66,8<br />

68,8<br />

72,3<br />

58,5<br />

68,8


nische Nitrate wirken, weil aus ihrer Nitrogruppe,<br />

sehr wahrscheinlich nicht enzymatisch<br />

durch Reaktion mit Thiolen, NO gebildet<br />

wird. Thiolmangel führt zu Toleranz.<br />

Die Struktur des nitrattragenden organisch<br />

chemischen Restes ist eher bedeutungslos,<br />

d.h. alle Nitrate sind grundsätzlich gleich,<br />

alle Nitrate führen zu Toleranz, weil NO zu<br />

Toleranz führt.<br />

Ab 1990: Nicht alle NO-Donoren und auch<br />

nicht alle Nitrate führen zu Toleranz, sind<br />

also unterschiedlich. Bei einer Behandlung<br />

mit PETN bleibt die Toleranzentwicklung<br />

aus.<br />

Ab 2005: Die Bioaktivierung <strong>von</strong> Nitraten<br />

ist grundsätzlich ein enzymatischer Prozess.<br />

Hochpotente Alkylnitrate werden durch<br />

die mitochondriale Aldehyddehydrogenase<br />

(ALDH-2) bioaktiviert, niedrig potente<br />

durch andere Enzyme. In der ALDH-2-vermittelten<br />

Bioaktivierung liegt der Schlüssel<br />

zur Nitrattoleranz.<br />

Ab 2007: Nitrate sind nicht gleich, erste<br />

Struktur-Wirkungs-Beziehungen werden<br />

gefunden: Die vasodilatatorische Potenz<br />

wie auch die Entwicklung <strong>von</strong> Toleranz<br />

steigen mit der Anzahl der Nitratgruppen<br />

im Molekül, z.B. PEmonoN < PEdiN < PEtriN<br />

< PETN. Das günstige toleranzarme<br />

klinische Wirkprofil <strong>von</strong> PETN resultiert<br />

nicht aus systemisch verfügbarem PETN,<br />

sondern aus dem langsamen, sukzessiven<br />

Anfluten der noch nitrathaltigen Metabolite.<br />

Ab 2009: Die Struktur des nitrattragenden<br />

Restmolekül ist doch <strong>von</strong> hoher Bedeutung.<br />

Die Einführung einer zusätzlichen Aminogruppe<br />

in Alkylnitrate ändert die Eigenschaften<br />

besonders dramatisch: Eines der<br />

Aminoalkylmononitrate (AEN) ist so aktiv<br />

wie GTN, aber sehr viel aktiver als ein Aminoalkyltrinitrat<br />

(TEAN). Die bisher für<br />

Alkylnitrate gefundenen Struktur-Wirkungs-Beziehungen<br />

hinsichtlich Potenz,<br />

Tachyphylaxie und Bioaktivierung gelten<br />

für Aminoalkylnitrate nicht. n<br />

Summary<br />

In the focus of this study were aminoalkylnitrates<br />

(short: aminonitrates), which differ<br />

chemically from the usual alkylnitrates (pentaerithrityl<br />

tetranitrate [PETN], nitroglycerin<br />

[GTN], isosorbide dinitrate [ISDN],<br />

isosorbide-5-mononitrate [ISMN]) by having<br />

an additional amino group. The vasorelaxant<br />

potency of those substances no longer<br />

correlates with the number of nitrate groups<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

in the molecules as it was found for the alkylnitrates.<br />

A simple mononitrate like aminoethylnitrate<br />

(AEN) showed surprisingly high<br />

vasodilator potency and on the other hand<br />

an aminotrinitrate (TEAN) had much lower<br />

potency than AEN or GTN. Furthermore,<br />

the mode of nitrate bioactivation and development<br />

of in vitro tolerance do not depend<br />

as usual (alkylnitrates) on the potency of the<br />

nitrate. Bioactivation of the highly potent<br />

AEN is independent from ALDH-2 while<br />

the low potent TEAN is bioactivated by<br />

ALDH-2. Besides, in contrast to high potency<br />

alkylnitrates, the very potent mononitrate<br />

AEN does not induce tachyphylaxis.<br />

Though this is typical for a mononitrate, it<br />

has not been found yet for a high potency<br />

organic nitrate. However, the low potency<br />

aminoalkyltrinitrate TEAN shows the same<br />

development of tachyphylaxis which is typical<br />

for the high potency alkyltrinitrate GTN.<br />

In conclusion we showed, that the affinities<br />

and reactivities towards endogenous nitratebioactivating<br />

enzymes and subsequently the<br />

vasodilator properties are modulated significantly<br />

by adding an amino group to the<br />

alkylnitrate template. Thus, aminoalkylnitrates<br />

have to be considered as an own individual<br />

class of nitrovasodilators.<br />

Keywords: aminoalkyl nitrates – bioactivation<br />

– mitochondrial aldehyde dehydrogenase<br />

– mitochondrial oxidative stress – vascular<br />

function – structure-property-relationship<br />

Literatur<br />

1. Lange K, Koenig A, Roegler C, Seeling A, Lehmann J.<br />

Bioorg Med Chem Lett 2009;19(11):3141–44<br />

2. Koenig A, Lange K, Konter J, Daiber A, Stalleicken D,<br />

Glusa E, Lehmann J. J Cardiovasc Pharmacol<br />

2007;50:68–74<br />

3. Koenig A, Roegler C, Lange K, Daiber A, Glusa E,<br />

Lehmann J. Bioorg Med Chem Lett 2007;17:5881–85<br />

4. Schuhmacher S, Schulz E, Oelze M, König A, Roegler<br />

C, Lange K, Sydow L, Kawamoto T, Wenzel P,<br />

Münzel T, Lehmann J, Daiber A. Br J Pharmacol<br />

2009;158(2):510–520<br />

Für die Verfasser:<br />

Jochen Lehmann<br />

Pharmazeutisches Institut der Friedrich-Schiller-<br />

Universität Jena<br />

Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische<br />

Chemie<br />

Philosophenweg 12<br />

07747 Jena, Germany<br />

Tel.: +49 (0)3641 949825<br />

Fax: +49 (0)3641 949802<br />

E-Mail: j.lehmann@uni-jena.de<br />

Organische Nitrate<br />

23


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

II. Medizinische Klinik, Labor<br />

für Molekulare Kardiologie<br />

und Institut für Pharmakologie<br />

Universitätsmedizin der<br />

Johannes�Gutenberg�Universi�<br />

tät, Mainz, Deutschland<br />

24<br />

Neues zu antioxidativen Eigenschaften<br />

<strong>von</strong> PETN und zum Nitratmetabolismus an der<br />

isolierten ALDH�2<br />

Andreas Daiber, Matthias Oelze, Jens Kamuf, Richard Schell, Andrea Pautz, Philip Wenzel,<br />

Hartmut Kleinert<br />

Zusammenfassung: Die hämodynamischen<br />

und antiischämischen Effekte <strong>von</strong> Nitroglyzerin<br />

(GTN) gehen inlolge einer rasch<br />

einsetzenden Nitrattoleranz verloren. Aktuelle<br />

Arbeiten konnten neue Toleranzmechanismen<br />

identifizieren wie die Hemmung<br />

des nitratbioaktivierenden Enzyms,<br />

die Aldehyddehydrogenase (ALDH­2)<br />

sowie die Bildung reaktiver Sauerstoff­<br />

und Stickstoffspezies (RONS) in Mitochondrien,<br />

die die Bioaktivierung <strong>von</strong> GTN<br />

hemmen. Damit vereint sich erstmals das<br />

Konzept des nitratinduzierten oxidativen<br />

Stresses mit dem Konzept der Desensitivierung<br />

(Inhibition) der Nitratbioaktivierung<br />

auf der Ebene der ALDH­2. Aktuelle tierexperimentelle<br />

Studien legen nahe, dass<br />

reduzierte Liponsäure die oxidative Inhibition<br />

des nitratbioaktivierenden Enzyms,<br />

der mitochondrialen ALDH­2, verhindert<br />

und dass Pentaerithrityltetranitrat (<strong>Pentalong</strong><br />

® , PETN) aufgrund seiner intrinsischen<br />

antioxidativen Eigenschaften (Induktion<br />

der Hämoxygenase­1 [HO­1] und des Ferritins)<br />

keine Nitrattoleranz induziert. Die<br />

Tatsache, dass PETN die ALDH­2 Aktivi­<br />

1. Klinische Nitrattoleranz<br />

Organische Nitrate gehören zur Substanzklasse<br />

der Nitrovasodilatatoren und sie finden<br />

auch in heutiger Zeit eine breite klinische<br />

Anwendung bei der Behandlung der<br />

stabilen und instabilen Angina pectoris.<br />

Daneben werden organische Nitrate zur<br />

Dauertherapie der chronischen Herzinsuffizienz<br />

eingesetzt (Isosorbiddinitrat<br />

(ISDN)/Hydralazin und Pentaerithrityltetranitrat<br />

(PETN)), wo sie durch die Senkung<br />

der Vorlast einen positiven Effekt auf<br />

die Morbidität sowie die Lebensqualität<br />

der Patienten zeigen. Ihr Wirkprinzip basiert<br />

auf einer durch Bioaktivierung induzierten<br />

NO­Freisetzung, die durch Aktivie­<br />

tät intakt lässt, ist umso bedeutsamer, als<br />

neben GTN auch PETN und sein Trinitratmetabolit<br />

PETriN durch die ALDH­2 bioaktiviert<br />

werden. In einer gerade abgeschlossenen<br />

Studie zeigte sich, dass PETN<br />

auch an der isolierten humanen ALDH­2<br />

qualitativ anders wirkt als GTN. Interessanterweise<br />

bewirkte GTN eine beachtliche<br />

konzentrationsabhängige Abnahme der<br />

ALDH­2­Aktivität und Zunahme der<br />

RONS (direkt durch die ALDH­2 gebildet),<br />

wohingegen PETN hier nur einen<br />

leichten Effekt zeigte. Detaillierte Studien<br />

zeigten, dass die reaktive Spezies, die hauptsächlich<br />

durch die ALDH­2 gebildet wird,<br />

vermutlich Peroxynitrit ist, das unter anderem<br />

für die Entkopplung der endothelialen<br />

NO­Synthase und damit für die endotheliale<br />

Dysfunktion verantwortlich gemacht<br />

wird.<br />

Schlüsselwörter: Organische Nitrate – Bioaktivierung<br />

– Superoxid – Peroxynitrit –<br />

mitochondriale Aldehyddehydrogenase –<br />

mitochondrialer oxidativer Stress – vaskuläre<br />

Funktion<br />

rung der löslichen Guanylatzyklase (sGC)<br />

und Erhöhung der cGMP­Spiegel zu einer<br />

Verringerung des peripheren Gefäßwiderstandes<br />

führt. Nitroglyzerin (Glyzerintrinitrat,<br />

GTN) wird seit über 100 Jahren aufgrund<br />

seiner potenten antiischämischen<br />

Eigenschaften erfolgreich zur Behandlung<br />

der Anginasymptome eingesetzt [1]. Im<br />

Jahr 1888 wurde <strong>von</strong> Stewart und Mitarbeitern<br />

erstmals das Phänomen der Nitrattoleranz<br />

beschrieben, das sich in einer<br />

Wirkungsabschwächung des organischen<br />

Nitrats bei Patienten nach einer Dauertherapie<br />

äußerte [2].<br />

Die Entwicklung der Nitrattoleranz<br />

stellt eine maßgebliche therapeutische Li­<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


mitierung der organischen Nitrate dar, die<br />

bei der chronischen Anwendung dieser<br />

Substanzen auftritt. Eine Übersicht bieten<br />

[3] und [4]. Die Mechanismen, die der<br />

Nitrattoleranz zugrunde liegen, sind nur<br />

unzulänglich aufgeklärt und involvieren<br />

eine Vielzahl verschiedener Faktoren.<br />

Für die nitroglyzerininduzierte Toleranz<br />

scheint ein Mechanismus auf der verringerten<br />

Bioaktivierung des organischen Nitrats<br />

zu beruhen [5]. Andere Mechanismen beinhalten<br />

vermutlich neurohumorale Adaptionen<br />

wie z. B. Erhöhung des Plasmavolumens<br />

[6], Aktivierung des Renin­<br />

Angiotensin­Aldosteron­Systems [7] und<br />

gesteigerte Plasmaspiegel <strong>von</strong> Vasopressin<br />

und Katecholaminen [8]. Die extravaskulären<br />

Effekte dienen der Kompensation<br />

der vasodilatierenden Wirkung <strong>von</strong> Nitroglyzerin<br />

und der kardialen Vorlastsenkung<br />

durch diese Substanzen. Ein Phänomen,<br />

das mit der nitroglyzerininduzierten Toleranz<br />

assoziiert ist, stellt die Kreuztoleranz<br />

gegenüber anderen Nitrovasodilatatoren,<br />

aber auch endothelabhängigen Vasodilatatoren<br />

(= endotheliale Dysfunktion) dar.<br />

Dies wurde vor allem dann beobachtet,<br />

wenn Nitroglyzerin chronisch in vivo verabreicht<br />

wurde [9, 10], und wird in der Regel<br />

nicht beobachtet, wenn eine Toleranz<br />

(Tachyphylaxie) durch kurzzeitige Bolusinkubation<br />

mit Nitroglyzerin in vitro induziert<br />

wird [11]. Diese letzteren experimentellen<br />

Bedingungen können kritisiert werden,<br />

da sie meist auf suprapharmakologischen<br />

Konzentrationen des Wirkstoffs<br />

beruhen und nicht die chronische Behandlung<br />

in der Klinik widerspiegeln. Die<br />

Kreuztoleranz zu anderen Vasodilatatoren<br />

könnte zum Teil auf Änderungen in der<br />

Aktivität der löslichen Guanylatzyklase<br />

beruhen, die das Zielmolekül für die vasodilatierende<br />

Wirkung <strong>von</strong> NO darstellt.<br />

Daneben könnten Aktivitätsunterschiede<br />

der cGMP abbauenden Phosphodiesterasen<br />

zur Kreuztoleranz beitragen [9, 10]. Die<br />

Prozesse, die zur Nitrattoleranz und endothelialen<br />

Dysfunktion führen, sind in einem<br />

Übersichtsartikel dargestellt [12].<br />

2. Antioxidative Effekte <strong>von</strong><br />

Pentaerithrityltetranitrat (PETN) –<br />

chronische Behandlung<br />

Über die chronische PETN­Behandlung ist<br />

bekannt, dass sie keine Entkopplung der<br />

mitochondrialen Atmungskette bewirkt<br />

[13, 14], keine oder kaum vaskuläre<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

NADPH­Oxidasen aktiviert [15–17] und<br />

langfristig Schutzmechanismen in Form der<br />

Hämoxygenase­1 und Ferritin stimuliert<br />

[14, 18, 19]. Dies hat zur Folge, dass es nicht<br />

zu einer messbaren Freisetzung reaktiver<br />

Sauerstoffspezies [13, 14] oder zu einer Inaktivierung<br />

der mitochondrialen Aldehyddehydrogenase<br />

(ALDH­2) kommt [13, 14],<br />

was zur Vermeidung einer Nitrattoleranz<br />

beiträgt [13, 14]. Daneben induziert die<br />

chronische PETN­Therapie keine endotheliale<br />

Dysfunktion [13, 14], wie sie bei Patienten<br />

mit Bluthochdruck, Atherosklerose<br />

oder schwerem Diabetes beobachtet wird<br />

[12, 20].<br />

Zur PETN­vermittelten toleranzfreien<br />

Therapie, die keinen oxidativen Stress induziert,<br />

gibt es bereits eine Vielzahl klinischer<br />

Studien. Eine Studie aus Kanada zeigte,<br />

dass die PETN­Therapie durch keinen Wirkungsverlust<br />

und fehlende Ausbildung <strong>von</strong><br />

oxidativen Stressmarkern (Isoprostane) gekennzeichnet<br />

ist [21]. Vielleicht klinisch und<br />

prognostisch <strong>von</strong> weit größerem Interesse<br />

zeigte die PETN­Therapie in Probanden<br />

keine Induktion einer endothelialen Dysfunktion<br />

(Abb. 1) [22]. In einer weiteren aus<br />

Kanada stammenden Studie konnte gezeigt<br />

werden, dass die mittels Plethysmografie<br />

gemessene acetylcholininduzierte (sprich<br />

endothelabhängige) Steigerung des Unter­<br />

Blutfluss im Unterarm<br />

(Verhältnis zwischen infundiertem und<br />

nicht infundiertem Arm)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

NaCI<br />

p < 0,05<br />

7,5<br />

15<br />

Acetylcholin<br />

Organische Nitrate<br />

PETN<br />

(240 mg/d über sechs Tage)<br />

30 µg/min<br />

GTN<br />

(0,6 mg/h<br />

über<br />

sechs Tage)<br />

Abb. 1: Basaler Unterarm�Blutfluss und Acetylcholin�(ACh�)Antworten nach stei�<br />

gender ACh�Infusionsdosis gemessen mit der Unterarm�Plethysmografie. Diese<br />

Messmethode kann als Indikator für die Endothelfunktion angesehen werden, und<br />

eine abgeschwächte ACh�Antwort bzw. paradoxe Vasokonstriktion zeigen eine<br />

endotheliale Dysfunktion an. Die ACh�Antworten waren in der PETN�behandelten<br />

Gruppe deutlich ausgeprägter. Der Blutfluss ist als Verhältnis zwischen infundiertem<br />

und nicht infundiertem Arm dargestellt (GTN [hellblau] und PETN [blau]).<br />

25<br />

Nach Gori et al [22]


Nach Wenzel et al [30]<br />

Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

B<br />

Abnahme der<br />

Nitratbioaktivierung [%]<br />

0<br />

–10<br />

–20<br />

–30<br />

A<br />

*<br />

ALDH-Aktivität<br />

[µM 2H3N-BA/mg Protein]<br />

800<br />

#<br />

GTN GTN/LA PETN<br />

0<br />

armblutflusses durch eine chronische GTN­<br />

Behandlung abgeschwächt wurde, wohingegen<br />

die langfristige PETN­Therapie keinen<br />

signifikanten Effekt auf diesen Parameter<br />

zeigte. Dies ist <strong>von</strong> besonders<br />

großem Stellenwert, da neben GTN auch<br />

andere Nitrate (ISDN und ISMN) unter<br />

chronischer Therapie im Patienten/Probanden<br />

eine endotheliale Dysfunktion induzierten<br />

[23, 24]. Eine präklinische Studie<br />

aus der Gruppe um E. Bassenge zeigte sehr<br />

eindrucksvoll, dass GTN in chronisch instrumentierten<br />

Hunden eine Toleranz induzierte,<br />

die durch hoch dosierte Vitamin­C­<br />

Co­Administration komplett und durch<br />

ASS teilweise aufgehoben wurde [16]. Dagegen<br />

zeigte PETN über den gesamten<br />

Verlauf der fünftägigen Behandlung keinerlei<br />

Anzeichen für eine Toleranz.<br />

In einer weiteren tierexperimentellen<br />

Studie zeigte PETN und sein Trinitrat<br />

PETriN, nicht aber ISDN, einen protektiven<br />

Effekt auf die endothelialen Progenitorzellen<br />

(EPC) in einem Infarktmodell [25]. Dabei<br />

steigerte PETN nicht nur die Zahl der<br />

EPCs, sondern verbesserte auch deren<br />

Funktion (Migrationsfähigkeit). Für GTN<br />

wurde ein negativer Effekt auf die EPCs beschrieben<br />

[26]. In einer derzeit im Druck<br />

befindlichen Studie aus unserem Arbeitskreis<br />

konnte gezeigt werden, dass PETN die<br />

durch Angiotensin­II­Behandlung indu­<br />

0000 000000 0 00000 0 00 00<br />

*<br />

Kontrolle GTN GTN/LA PETN<br />

C D<br />

#<br />

80<br />

10<br />

60<br />

Abnahme der antioxidativen<br />

Kapazität des Serums [%]<br />

0000 0 0 00000 0<br />

zierte endotheliale (ACh) und glattmuskuläre<br />

(GTN) Dysfunktion im Rattenmodell<br />

partiell aufheben konnte [26a]. Ähnliche<br />

Beobachtungen wurden bezüglich der Wirkung<br />

<strong>von</strong> PETN, nicht aber <strong>von</strong> ISMN, in<br />

einem experimentellen Diabetesmodell gemacht.<br />

Dies wäre der erste Befund, dass ein<br />

organisches Nitrat die Endothelfunktion<br />

positiv beeinflusst und damit zu einer Verbesserung<br />

der Prognose beitragen könnte.<br />

Am Patienten wurde diese Hypothese am<br />

Klinikum der Universität Mainz im Rahmen<br />

der PENTA­Studie verifiziert [26b]. Dagegen<br />

zeigte die Co­Therapie mit ISMN keine<br />

Verbesserung, sondern eher eine Verschlechterung<br />

der Angiotensin­II­induzierten<br />

vaskulären Dysfunktion (nicht gezeigt)<br />

[26a]. Aufgrund der Tragweite dieser<br />

Befunde müssen diese Daten im Diabetes­<br />

Modell erst durch eine Erhöhung der untersuchten<br />

Tierzahlen bestätigt werden. Eine<br />

vor Kurzem veröffentlichte Studie <strong>von</strong><br />

Kleinert und Mitarbeitern zeigte eindrucksvoll,<br />

dass die PETN­In­vivo­Therapie bei<br />

Ratten kardioprotektive Gene aktivierte,<br />

wohingegen die Behandlung mit Nitroglyzerin<br />

eher kardiotoxische Gene induzierte<br />

[27]. Aktuell konnten Kojda und Mitarbeiter<br />

zeigen, dass PETN ein essenzielles<br />

Schutzenzym, die Superoxiddismutase<br />

(SOD), auf Proteinebene hochreguliert<br />

und so nachhaltig zum Abbau toxischer re­<br />

Abb. 2: Effekt einer einmaligen oralen Gabe <strong>von</strong> Nitroglyzerin (GTN), Nitroglyzerin und Liponsäure (LA)<br />

sowie Pentaerithrityltetranitrat (PETN) auf die ALDH�2�Aktivität in weißen Blutzellen (A), die Nitrat�<br />

bioaktivierungskapazität (B), die antioxidative Kapazität des Serums (C) und die Thromboxanspiegel<br />

im Serum (D).<br />

–10<br />

–30<br />

26 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

0 00000 0<br />

#<br />

#<br />

GTN GTN/LA PETN<br />

0 0 00000 0000 0 0 0<br />

Zunahme des<br />

Serumthromboxans [%]<br />

40<br />

20<br />

0<br />

#<br />

*<br />

#<br />

GTN GTN/LA PETN


A 5,5<br />

p = 0,427<br />

B<br />

C<br />

Durchmesser der<br />

A. brachialis [mm]<br />

Veränderung des<br />

Blutdrucks [mmHg]<br />

oder Veränderung der<br />

Herzfrequenz [bpm]<br />

5<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

10<br />

5<br />

0<br />

–5<br />

–10<br />

–15<br />

aktiver Sauerstoffspezies beiträgt [28]. Ähnliche<br />

Befunde bzgl. der PETN­Therapie und<br />

SOD­Expression wurden in einer aktuellen<br />

Studie in spontan hypertensiven Ratten gemacht<br />

[29]. Die Befunde unterstreichen mit<br />

Nachdruck die Sonderstellung <strong>von</strong> PETN<br />

unter den organischen Nitraten.<br />

3. Antioxidative Effekte <strong>von</strong> PETN –<br />

akute Gabe<br />

Basal 2h 6h 12h 24h 5min 30min<br />

p = 0,209<br />

Vor Kurzem konnten wir eine Studie abschließen,<br />

deren Hauptergebnis war, dass<br />

die einmalige orale Gabe <strong>von</strong> GTN im Gegensatz<br />

zu PETN ein Absinken der<br />

ALDH­2­Aktivität in weißen Blutzellen<br />

bewirkt sowie die Thromboxanbildung erhöht,<br />

die Nitratbioaktivierungskapazität<br />

einschränkt und die antioxidative Kapazität<br />

des Serums verringert (Abb. 2) [30].<br />

Wichtig war vor allem, identische hämodynamische<br />

Effekte für beide Nitrate zu gewährleisten.<br />

So führten GTN und PETN 30<br />

bzw. 120 min nach oraler Gabe zu vergleichbaren<br />

Absenkungen des Blutdrucks bzw.<br />

Zunahmen der Herzfrequenz (Abb. 3).<br />

Interessanterweise konnten die negativen<br />

Effekte der GTN­Verabreichung<br />

durch gleichzeitige Behandlung mit Liponsäure,<br />

dem essenziellen Kofaktor der<br />

ALDH­2, aufgehoben werden und PETN<br />

zeigte per se keinerlei negative Wirkungen.<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

*<br />

Nach PETN<br />

Sys Dia HR<br />

PETN<br />

*<br />

*<br />

p = 0,113<br />

p = 0,412<br />

*<br />

*<br />

Nach GTN<br />

Sys Dia HR<br />

Abb. 3: Hämodynamische Effekte einer GTN� bzw. PETN�Gabe, 30 bzw. 120 min nach oraler Verabrei�<br />

chung des Nitrats gemessen anhand der Weitung der Arteria brachialis (Ultraschall�Methode) (A und<br />

B) sowie der Blutdrucksenkung bzw. Herzfrequenzerhöhung (C).<br />

GTN<br />

Diese humanen Daten, die in einer Studie<br />

mit freiwilligen Probanden gewonnen wurden,<br />

konnten in einer experimentellen Studie<br />

in Ratten bestätigt und mechanistisch<br />

vertieft werden. Diese Befunde sind im<br />

Schema in Abbildung 4 zusammengefasst.<br />

Vermutlich basiert das positive Wirkungsprofil<br />

<strong>von</strong> PETN zumindest teilweise auf<br />

dem langsamen Anfluten bei oraler Verabreichung<br />

[31], da in früheren Studien gezeigt<br />

werden konnte, dass eine Bolusverabreichung<br />

<strong>von</strong> PETN sowohl intravenös als<br />

auch an isolierten Mitochondrien bzw.<br />

Aorten annähernd ähnlich negative Wirkungen<br />

hervorbrachte wie Nitroglyzerin<br />

[16, 32]. Dies legt nahe, das auch PETN bei<br />

zu hoher Konzentration am Wirkort (was<br />

bei oraler Verabreichung im Rahmen der<br />

klinischen Dosierung nicht vorkommen<br />

kann) eine ähnliche „Überlastung“ des zellulären<br />

antioxidativen Schutzsystems bewirken<br />

kann wie Nitroglyzerin und dadurch<br />

die Induktion <strong>von</strong> oxidativem Stress und<br />

Inaktivierung des Nitratbioaktivierungswegs<br />

nach sich zieht. Dennoch bleibt auch<br />

unter diesen Bedingungen einer „erzwungenen“<br />

Überdosierung eine partielle Überlegenheit<br />

<strong>von</strong> PETN erhalten, die nur anhand<br />

der Wechselwirkungen auf molekularer<br />

Ebene erklärt werden können (siehe<br />

dazu die nachfolgenden Kapitel).<br />

Organische Nitrate<br />

Vor GTN Nach GTN<br />

Vor PETN Nach PETN<br />

27<br />

Nach Wenzel et al [30]


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Abb. 4: Charakterisierung der<br />

nitratinduzierten Tachyphyla�<br />

xie anhand verschiedener<br />

Blutparameter (vorgeschla�<br />

gener Mechanismus): Die<br />

einmalige orale Gabe <strong>von</strong><br />

Nitroglyzerin (GTN, 0,8 mg)<br />

induziert eine akute Abnahme<br />

der ALDH�2�Aktivität in weißen<br />

Blutzellen, aber auch in Gefäß�<br />

gewebe <strong>von</strong> Aorten und kardia�<br />

len Mitochondrien. Zusätzlich<br />

wurden im Serum die Throm�<br />

boxanspiegel erhöht und die<br />

antioxidative Kapazität verrin�<br />

gert. Diese Parameter charak�<br />

terisieren die nitroglyzerinin�<br />

duzierte Tachyphylaxie (rote<br />

Stoffwechselwege) und die<br />

negativen Effekte der Nitro�<br />

glyzeringabe konnten nahezu<br />

komplett durch eine Co�The�<br />

rapie mit Liponsäure (600 mg)<br />

aufgehoben werden (blaue<br />

Stoffwechselwege). Im Gegen�<br />

satz zu Nitroglyzerin bewirkte<br />

die einmalige orale Behand�<br />

lung mit PETN (80 mg) weder<br />

eine Abnahme der ALDH�2�<br />

Aktivität noch eine signifikante [30]<br />

al<br />

Zunahme der Thromboxan� et<br />

spiegel oder eine Abnahme der<br />

antioxidativen Kapazität im<br />

Wenzel<br />

Serum (grüne Stoffwechsel�<br />

wege). Nach<br />

4. Wechselwirkung organischer Nitrate<br />

mit isolierter humaner mitochondrialer<br />

Aldehyddehydrogenase (ALDH�2)<br />

Aktuelle Studien belegen, dass die Langzeitanwendung<br />

<strong>von</strong> Mono­ und Dinitraten<br />

bei Patienten mit koronaren Herzkrankheiten<br />

nicht unproblematisch ist und sogar<br />

schädliche Nebenwirkungen haben könnte<br />

[23, 33]. Obwohl die Mechanismen, die der<br />

Nitrattoleranz zugrunde liegen, multifaktoriell<br />

sind, zeigen aktuelle Studien, dass vor<br />

allem zwei Mechanismen, die Stimulie­<br />

rung vaskulärer reaktiver Sauerstoffspezies<br />

(ROS) und die Inhibition des GTN­bioaktivierenden<br />

Enzyms (ALDH­2), als Hauptursache<br />

für die Nitrattoleranz angesehen werden<br />

können [34, 35]. Die Rolle der ALDH­2<br />

als Marker bzw. Verursacher der Nitrattoleranz<br />

wurde in zwei aktuellen Übersichtsartikeln<br />

ausführlich diskutiert [36–38]. Die bisher<br />

postulierte Umsetzung <strong>von</strong> Nitroglyzerin<br />

durch die ALDH­2 zu Nitrit und 1,2­Glyzeryldinitrat<br />

als essenziellem Mechanismus für<br />

die nitroglyzerinvermittelte Vasodilatation<br />

ALDH<br />

S S<br />

TxA2<br />

Prot-SH<br />

Antioxidanzien<br />

Nitroglyzerin<br />

Liponsäure<br />

wurde durch Mayer und Mitarbeiter hinterfragt.<br />

In ihrer aktuellen Studie zeigen die<br />

Autoren, dass die nitroglyzerinabhängige<br />

Aktivierung der löslichen Guanylatzyklase<br />

(sGC) in einem In­vitro­System aus isolierten<br />

Mitochondrien und aufgereinigter sGC<br />

nicht nitritabhängig abläuft [39]. Nitrit induzierte<br />

zwar auch eine Aktivierung der sGC,<br />

konnte aber direkt durch Inhibitoren der<br />

mitochondrialen Atmungskette blockiert<br />

werden, wohingegen die nitroglyzerinabhängige<br />

sGC­Aktivierung durch diese Inhibitoren<br />

nicht unterdrückt wurde. In einer<br />

aktuellen Studie wurde die Bioaktivierung<br />

eines neuartigen organischen Mononitrats<br />

(Aminoethylnitrat) untersucht, das eine<br />

ähnliche Potenz wie Nitroglyzerin zeigt, aber<br />

nicht über die ALDH­2 bioaktiviert wird<br />

[40]. Auch wurde die Bioaktivierung <strong>von</strong><br />

Nitroglyzerin durch die Glutathion­S­Transferase<br />

und ALDH­2 verglichen [41].<br />

Im letzten Teil dieses Übersichtsartikels<br />

wird auf die Wechselwirkung zwischen organischen<br />

Nitraten und der isolierten ALDH­2<br />

28 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

PETN<br />

ALDH<br />

HS SH<br />

TxA2<br />

Prot-SH<br />

Antioxidanzien


fokussiert. Wir konnten in älteren Arbeiten<br />

zeigen, dass die ALDH­2 in isolierten Mitochondrien<br />

durch Nitroglyzerin oder mitochondriale<br />

reaktive Sauerstoff­ und Stickstoffspezies<br />

(e.g. Peroxynitrit und Superoxid)<br />

oxidativ inaktiviert wird [42]. Ellman’s Reagenz,<br />

eine Thiol oxidierende Substanz zur<br />

Quantifizierung <strong>von</strong> Thiolgruppen, bewirkte<br />

eine Inaktivierung des Enzyms – ein Hinweis<br />

auf die Beteiligung <strong>von</strong> Thiolgruppen am<br />

Katalysezyklus [42]. 2008 wurde erstmals an<br />

gereinigter, isolierter, rekombinanter, humaner<br />

ALDH­2 gezeigt, dass dieses Enzym<br />

eindeutig eine Bioaktivierung <strong>von</strong> GTN katalysiert<br />

[43]. Die Autoren verwendeten als<br />

Nachweissystem für die direkte Bioaktivierung<br />

<strong>von</strong> GTN durch die ALDH­2 die gereinigte<br />

lösliche Guanylatzyklase (sGC): Der<br />

durch die ALDH­2 und GTN gebildete Vasodilatator<br />

(NO oder eine NO­ähnliche Spezies)<br />

aktiviert die sGC und damit die Bildung<br />

<strong>von</strong> cGMP – ein elegantes Testsystem. Hier<br />

wurde auch erstmals gezeigt, dass die gereinigte<br />

zytosolische ALDH­1­Isoform ebenfalls<br />

eine Bioaktivierung <strong>von</strong> GTN bewirkt,<br />

allerdings ist sie um den Faktor 33 weniger<br />

potent als ALDH­2 (Abb. 5) [43].<br />

B<br />

ALDH2-Aktivität<br />

[µM 2-Hydroxy-3-Nitrobenzolsäure]<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

+ 0,1 mM LA<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

*<br />

A<br />

A340 [a.u.]<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

Ethanol in vivo GTN in vivo<br />

Aus der gleichen Gruppe wurde vor<br />

Kurzem eine Arbeit publiziert, die zeigte,<br />

dass GTN eine teils irreversible Inaktivierung<br />

des isolierten ALDH­2­Enzyms be­<br />

µmol cGMP × min –1 × mg –1<br />

ALDH<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

GTN<br />

ALDH-1<br />

ALDH-2<br />

BSA<br />

DTT<br />

0<br />

0 400 800 1200 1600<br />

Zeit [s]<br />

C 120<br />

100<br />

80<br />

* #<br />

60<br />

*<br />

40<br />

20<br />

0<br />

+ 0,1 mM LA<br />

ALDH2-Aktivität<br />

[%]<br />

Kontrolle + 0<br />

Organische Nitrate<br />

10 –8 10 –7 10 –6 10 –5 10 –4 10 –3<br />

GTN [M]<br />

Abb. 5: Die Nitroglyzerin�(GTN�)Bioaktivierung durch gereinigte, isolierte, rekombi�<br />

nante, humane ALDH�1 (50 µg) und ALDH�2 (25 µg) wurde anhand der Aktivierung<br />

einer im System befindlichen löslichen Guanylatzyklase und der daraus resultie�<br />

renden cGMP�Bildung gemessen. Als negative Kontrolle wurde mit dem Effekt <strong>von</strong><br />

bovinem Serumalbumin verglichen.<br />

*<br />

*<br />

+ 100<br />

+ 10 µg/ml AA + LA [µM]<br />

Abb. 6a: Messung der ALDH�2�Dehydrogenase�Aktivität (Umwandlung Acetaldehyd) im isolierten Enzym mittels NADH�Bildung bei 340<br />

nm. Nach Beretta et al [44].<br />

Abb. 6b: Messung der ALDH�2�Aktivität in isolierten Mitochondrien mittels HPLC�basierter Methode nach Placebo (Ethanol) bzw. Nitro�<br />

glycerin�(GTN�)In�vivo�Behandlung und Wiederherstellung der ALDH�2�Aktivität durch 100 µM reduzierte Liponsäure (LA). Nach Wenzel et<br />

al [42].<br />

Abb. 6c: Inaktivierung der ALDH�2 in isolierten Mitochondrien durch Ex�vivo�Behandlung mit Antimycin A (AA) und partielle Wiederher�<br />

stellung durch reduzierte Liponsäure (LA). Nach Wenzel et al [42].<br />

29<br />

Nach Beretta et al. [45]


NachWenzel et al [42].<br />

Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Reduktase<br />

NADPH<br />

Oxidierte Liponsäure<br />

S<br />

R<br />

R<br />

Reduzierte Liponsäure<br />

S<br />

ROS<br />

wirkt [44]: Wenn die Umwandlung <strong>von</strong><br />

Acetaldehyd anhand der NADH­Bildung<br />

gemessen und GTN zugesetzt wird, so<br />

kommt die Dehydrogenaseaktivität zum Erliegen<br />

(Abb. 6a). Nach Zugabe des<br />

Dithiol­Reagenz (DTT) kommt es zu einer<br />

Reaktivierung (rescue), die allerdings weit<br />

hinter der Aktivität vor der GTN­Gabe zurückbleibt.<br />

Das heißt, dass es eine irreversible<br />

Inaktivierung geben muss. Wir konnten<br />

bereits 2007 zeigen, dass die GTN­<br />

In­ vivo­Behandlung zu einer teils irreversiblen<br />

Inaktivierung der ALDH­2 in<br />

Mitochondrien führt, die nur bedingt durch<br />

die Zugabe <strong>von</strong> reduzierter Liponsäure wiederhergestellt<br />

werden konnte (Abb. 6b).<br />

Auch Antimycin­A­induzierter oxidativer<br />

Stress bewirkte eine teils irreversible Inaktivierung<br />

der ALDH­2 in isolierten Mito­<br />

R<br />

Gemischtes<br />

Disulfid<br />

S<br />

H<br />

S S<br />

ALDH-2<br />

ALDH-2<br />

chondrien, die durch reduzierte Liponsäure<br />

nicht zurückgeführt werden konnte (Abb.<br />

6c). Das Konzept des durch Liponsäure vermittelten<br />

Schutzes konnten wir auch in einer<br />

Humanstudie verifizieren [30]. Basierend auf<br />

diesen Befunden postulierten wir die Redoxregulation<br />

der ALDH­2 durch GTN und<br />

reaktive Sauerstoff­ und Stickstoffspezies<br />

(RONS) sowie eine irreversible Inhibition<br />

durch Bildung einer Sulfonsäuregruppe<br />

durch oxidierende Spezies (Abb. 7).<br />

Aktuellen Befunden zufolge bildet das<br />

isolierte Enzym selbst freie Radikale, die<br />

besonders gehäuft entstehen, wenn GTN<br />

anwesend ist [45]. Für diese Radikalproduktion<br />

spielt eine Konformationsänderung<br />

durch die Bindung <strong>von</strong> NAD + eine wesentliche<br />

Rolle, da durch eine Änderung der<br />

Bindungsaffinität <strong>von</strong> NAD + mittels Muta­<br />

Intermediäres<br />

Thionitrat<br />

Weitere<br />

Bioaktivierung<br />

Relaxation<br />

30 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

ROS<br />

S S<br />

ALDH-2<br />

SO3H<br />

ALDH-2<br />

GTN<br />

O–NO2<br />

O–NO2<br />

NAD +<br />

ALDH-2<br />

NO2<br />

NOx<br />

cGMP<br />

cGK-I<br />

O–NO2<br />

O–NO2<br />

O–H<br />

1,2 GDN<br />

Abb. 7: Nach unseren und anderen Daten postulieren wir die folgende Sequenz <strong>von</strong> Ereignissen für den Metabolismus organischer<br />

Nitrate durch die ALDH�2: Zwei benachbarte Cystein�Thiol�Gruppen sind essenziell für die Nitratbioaktivierung. In einem ersten Schritt<br />

wird eine dieser Thiolgruppen den Stickstoff des sterisch am besten zugänglichen (und am stärksten aktivierten) Salpetersäureesters<br />

nukleophil angreifen und dabei ein Thionitrat�Intermediat bilden sowie den denitrierten Metaboliten (1,2�GDN). Durch Angriff des<br />

zweiten Thiols an diesem Thionitrat wird eine Disulfidbrücke und Nitrit als die Abgangsgruppe gebildet. Das Disulfid kann auch durch<br />

direkte Oxidation der Thiole durch reaktive Sauerstoff� oder Stickstoffspezies entstehen. Dabei könnten sogar höhere Oxidationen zur<br />

Sulfonsäure (–SO3H) auftreten und eine irreversible Hemmung der ALDH�2 bewirken. Die Wiederherstellung der enzymatischen Aktivi�<br />

tät involviert die Dithiol�Verbindung Dihydroliponsäure, die in Mitochondrien vorkommt und initial ein gemischtes Disulfid bildet.<br />

Nach intramolekularem nukleophilem Angriff dissoziiert dieses gemischte Disulfid zu oxidierter Liponsäure und reaktivierter (redu�<br />

zierter) ALDH�2. Die oxidierte Liponsäure wird durch spezielle Lipoamidreduktasen in Mitochondrien bzw. Glutathionreduktasen im<br />

Zytosol reduziert. Auch dieser letzte Schritt kann Angriffspunkt für eine oxidative Schädigung in der Nitrattoleranz sein. Das anorga�<br />

nische Nitrit, das während des katalytischen Zyklus gebildet wurde, benötigt eine weitere Bioaktivierung, um eine vasodilatierende<br />

Spezies hervorzubringen. Eventuell findet am isolierten Enzym auch direkt eine NO�Freisetzung statt.


Nach Daiber et al. In Vorbereitung<br />

Relative ALDH-2-Aktivität<br />

17,5<br />

15,0<br />

12,5<br />

10,0<br />

7,5<br />

5,0<br />

2,5<br />

0<br />

0 0,033 0,1 0,33 1 10 100<br />

Organische Nitrate [µM]<br />

tion einer Glutaminsäure in der NAD +<br />

Bindungstasche (E268Q) deutlich weniger<br />

Radikale gebildet werden, ohne dass die<br />

Nitratreduktase­Aktivität merklich verändert<br />

wird [45]. So konnte im Wildtypenzym<br />

erst eine NO­Produktion in Anwesenheit<br />

<strong>von</strong> GTN gemessen werden, wenn Superoxiddismutase<br />

(SOD) zugegeben wurde<br />

(ein Anzeichen für Abbau des NO durch<br />

Superoxid). Dagegen zeigte die E268Q­<br />

Mutante bereits ohne SOD eine messbare<br />

NO­Produktion, die durch SOD­Zugabe<br />

weiter gesteigert wurde. Die Dehydrogenase­<br />

und Esteraseaktivität der ALDH­2 sind<br />

in der E268Q­Mutante nahezu abwesend,<br />

wohingegen die basale Nitratreduktase­<br />

Aktivität kaum verändert wird. Lediglich<br />

die etwa siebenfache Steigerung durch<br />

NAD + im Wildtypenzym entfällt in der<br />

E268Q­Mutante aufgrund der geänderten<br />

NAD + ­Affinität [45]. Die Ersetzung einer<br />

Cysteingruppe im aktiven Zentrum durch<br />

eine Seringruppe (C302S) führte dagegen<br />

zum Verlust <strong>von</strong> allen drei enzymatischen<br />

Aktivitäten und einem Verlust der<br />

1,2­GDN­ und NO­Bildung aus GTN [45].<br />

Die weitverbreitete ostasiatische Variante<br />

der ALDH­2 (ALDH­2*2) mit der Punktmutation<br />

E487K zeigt eine ähnliche Änderung<br />

der NAD + ­Bindungsaffinität wie die<br />

E268Q­Mutante [46]. Daneben zeigt die<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

GTN<br />

PETN<br />

Abb. 8: Bestimmung der ALDH�2�Dehydrogenase�Aktivität mittels<br />

HPLC�basierter Messung der Umwandlung <strong>von</strong> 2�Hydroxy�3�Nitro�<br />

benzaldehyd zum Benzoesäureprodukt. Die Inaktivierung durch stei�<br />

gende GTN�Konzentrationen ist deutlich effektiver als die durch PETN.<br />

RONS-Bildung mittels L-012 ECL [RLU]<br />

2,5 × 10 5<br />

2,0 × 10 5<br />

1,5 × 10 5<br />

1,0 × 10 5<br />

0,5 × 10 5<br />

0 × 10 5<br />

GTN<br />

PETN<br />

ALDH­2*2­Variante eine deutlich verringerte<br />

Dehydrogenase­ und Esteraseaktivität<br />

[46] sowie eine abgeschwächte<br />

GTN­Bioaktivierung [47]. Damit geht eine<br />

geringere vasodilatatorische Potenz des<br />

GTN in asiatischen Probanden mit dieser<br />

ALDH­2­Modifikation bzw. gesunden<br />

Freiwilligen nach Behandlung mit dem<br />

ALDH­Inhibitor Disulfiram einher [48]. In<br />

einer gerade publizierten Arbeit konnte<br />

gezeigt werden, dass die isolierte, gereinigte<br />

ALDH­2*2­Variante eine deutlich geringere<br />

Dehydrogenase­, Esterase­ sowie<br />

Nitratreduktaseaktivität im Vergleich zum<br />

Wildtypenzym (ALDH­2*1) aufweist [49].<br />

Dementsprechend führte die ALDH­2*2­<br />

Variante auch mit GTN zu einer deutlich<br />

abgeschwächten 1,2­GDN­ Bildung, NO­<br />

Freisetzung und sGC­Aktivierung. Interessanterweise<br />

bewirkte der kürzlich beschriebene<br />

ALDH­Aktivator Alda­1 [50] nur<br />

eine marginale Steigerung der Dehydrogenase­Aktivität<br />

im Wildtypenzym, wohingegen<br />

die Dehydroge­nase­Aktivität in der<br />

ALDH­2*2­Variante um einen Faktor 4<br />

gesteigert wurde [49]. Der Effekt <strong>von</strong> Alda­1<br />

auf die Esteraseaktivität war im<br />

ALDH­2*1­Enzym moderat, aber die Esterase­Aktivität<br />

der ALDH­2*2­Variante<br />

wurde achtfach erhöht. Alda­1 hatte lei­<br />

Organische Nitrate<br />

0 0,01 0,1 1 10<br />

Organische Nitrate [µM]<br />

Abb. 9: Die RONS�Produktion aus isolierter ALDH�2 und GTN<br />

bzw. PETN wurde anhand der L�012�Chemilumineszenz gemessen.<br />

Die RONS�Bildung mit PETN ist deutlich geringer als mit GTN.<br />

31<br />

Nach Daiber et al. In Vorbereitung


Nach Wenzel et al [52]<br />

Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Relative RONS-Bildung mittels L-012 ECL [%]<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

WT = Wildtyp<br />

WT EtOH -/- EtOH WT GTN<br />

(10 µg/h)<br />

*<br />

-/- GTN<br />

(10 µg/h)<br />

WT GTN<br />

(50 µg/h)<br />

-/- GTN<br />

(50 µg/h)<br />

der keinen steigernden Effekt auf die<br />

GTN­Bioaktivierung und daraus resultierende<br />

sGC­Aktivierung und kann daher<br />

offensichtlich nicht in Kombination mit<br />

GTN verwendet werden, um dessen vasodilatatorische<br />

Potenz zu steigern.<br />

In einer gerade abgeschlossenen Studie<br />

aus unserem Labor konnten wir an der isolierten<br />

ALDH­2 zeigen, dass diese sehr effizient<br />

durch GTN, aber deutlich geringer<br />

durch PETN inhibiert wird (Abb. 8). Dieser<br />

Befund könnte neben der Induktion der<br />

Hämoxygenase­1 durch PETN unter chronischer<br />

Therapie [14, 18, 19] und dem kontrollierten<br />

Anfluten mit schonender Aufnahme<br />

bei oraler Gabe [30, 31] eine weitere<br />

Erklärung für die protektiven Effekte <strong>von</strong><br />

PETN darstellen. Wenn PETN wirklich<br />

sein Bioaktivierungssystem, die ALDH­2,<br />

intakt lässt, könnte dies die fehlende Toleranzentwicklung<br />

durch PETN erklären.<br />

Wie erwartet war auch die RONS­Bildung<br />

durch die ALDH­2 im Beisein <strong>von</strong> PETN<br />

deutlich geringer als mit GTN (Abb. 9).<br />

Basierend auf diesen Befunden stellt<br />

sich die Frage, ob die ALDH­2 selbst in der<br />

GTN­induzierten Nitrattoleranz eine signifikante<br />

RONS­Quelle darstellen könnte,<br />

wie <strong>von</strong> Mayer und Mitarbeitern spekuliert<br />

wird [45]. Dieser Schlussfolgerung widersprechen<br />

zahlreiche ältere Befunde aus<br />

unserem Arbeitskreis. So konnte in Koo­<br />

WT GTN<br />

(100 µg/h)<br />

-/- GTN<br />

(100 µg/h)<br />

WT GTN<br />

(100 µg/h)<br />

Rotenone<br />

-/- GTN<br />

(100 µg/h)<br />

Rotenone<br />

Abb. 10: Messung der mitochondrialen RONS�Bildung in isolierten Mitochondrien <strong>von</strong> Wildtyp�(WT�) und ALDH�2�Knock�out�Mäusen (�/�)<br />

nach GTN�In�vivo�Behandlung mittels L�012�Chemilumineszenz.<br />

peration mit Szöcs et al. gezeigt werden,<br />

dass die ALDH eher als Radikalfänger<br />

fungiert, den oxidativen Abbau <strong>von</strong> NO<br />

verhindert und im zellulären System die<br />

Hemmung der ALDH durch Benomyl<br />

einen Anstieg der RONS bewirkt [51]. In<br />

einer nachfolgenden Studie konnten wir<br />

zeigen, dass die In­vivo­Behandlung mit<br />

GTN in ALDH­2­Knock­out­Mäusen zu<br />

höheren RONS­Bildungsraten führt, d.h.<br />

die Wegnahme der ALDH­2 führte zu<br />

einer verringerten antioxidativen Kapazität<br />

und zur vermehrten GTN­induzierten<br />

RONS­Bildung (Abb. 10) [52]. Auch die<br />

akute Verabreichung <strong>von</strong> GTN zeigte eher<br />

keine signifikanten Unterschiede in Wildtyp­<br />

versus ALDH­2­Knock­out­Tieren<br />

(Abb. 11) [40]. Zusammen mit dem Befund,<br />

dass die ALDH­2 ein wichtiges antioxidatives<br />

Schutzenzym beim Alterungsprozess<br />

darstellt [53] und dass seine pharmakologische<br />

Inhibition die RONS­Produktion<br />

nach Inkubation isolierter Mitochondrien<br />

mit GTN eher erhöhte als verringerte<br />

[54], spricht gegen eine essenzielle<br />

Rolle der ALDH­2 als Quelle für oxidativen<br />

Stress in der Nitrattoleranz und anderen<br />

Komplikationen. Demnach handelt es<br />

sich vermutlich bei der RONS­Bildung<br />

durch die isolierte ALDH­2 eher um ein<br />

Artefakt aufgrund eines fehlenden<br />

Co­Faktors, Schutzsystems etc. Die unter­<br />

32 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

*<br />

*<br />

*


L-012-Chemilumineszenz [min]<br />

1,2 × 10 5<br />

0,8 × 10 5<br />

0,4 × 10 5<br />

0 × 10 5<br />

WT = Wildtyp<br />

B6 WT<br />

schiedliche Wirkung <strong>von</strong> GTN und PETN<br />

ist jedoch hochinteressant und wird vermutlich<br />

demnächst durch Mayer und Mitarbeiter<br />

aufgeklärt, die eine Konformationsänderung<br />

im Enzym für das unterschiedliche<br />

Verhalten <strong>von</strong> GTN und PETN<br />

hinsichtlich der Inaktivierung und RONS­<br />

Bildung verantwortlich machen. n<br />

Summary<br />

The hemodynamic and anti­ischemic effects<br />

of nitroglycerin (GTN) are blunted due to<br />

the rapid development of a nitrate tolerance.<br />

Recent studies could identify new tolerance<br />

mechanisms such as the inhibition of the<br />

nitrate­bioactivating enzyme, the mitochondrial<br />

aldehyde dehydrogenase (AL­<br />

DH­2) as well as the formation of mitochondrial<br />

reactive oxygen and nitrogen species<br />

(RONS) leading to inhibition of GTN<br />

bioactivation. Based on these findings there<br />

is a direct link between nitrate­induced oxidative<br />

stress and the concept of desensitization<br />

(inhibition) of the nitrate bioactivation<br />

at the level of ALDH­2. Recent animal studies<br />

suggest that reduced lipoic acid prevents<br />

oxidative inactivation of ALDH­2 and that<br />

pentaerithrityl tetranitrate (<strong>Pentalong</strong> ® ,<br />

PETN) is devoid of nitrate tolerance induction<br />

due to intrinsic antioxidant properties<br />

(e.g. induction of heme oxygenase­1 and ferritin).<br />

The fact that PETN prevents ALDH­2<br />

inhibition is even more important since besides<br />

GTN also PETN and its trinitrate metabolite<br />

PETriN is bioactivated by ALDH­2.<br />

A just completed study from our laboratory<br />

showed that PETN, in comparison with<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

*<br />

GTN – ALDH -/- GTN<br />

Abb. 11: Messung der mitochondrialen RONS�Bildung in isolierten Mitochondrien <strong>von</strong> Wildtyp� und<br />

ALDH�2�knockout�Mäusen nach GTN�Inkubation mittels L�012�Chemilumineszenz.<br />

GTN, also acts qualitatively different with<br />

the purified human ALDH­2. Interestingly,<br />

GTN caused a severe concentration­dependent<br />

inactivation of the ALDH­2 activity<br />

and an increase in RONS formation (directly<br />

formed by ALDH­2), whereas PETN only<br />

showed a moderate effect on these parameters.<br />

Detailed studies revealed that the reactive<br />

species formed by ALDH­2 in the presence<br />

of GTN is most probably identical to<br />

peroxynitrite, which is responsible for uncoupling<br />

of endothelial NO synthase and<br />

subsequent endothelial dysfunction.<br />

Keywords: organic nitrates – bioactivation;<br />

superoxide – peroxynitrite – mitochondrial<br />

aldehyde dehydrogenase – mitochondrial<br />

oxidative stress – vascular function<br />

Danksagung<br />

Wir danken der Johannes Gutenberg­<br />

Universität für die finanzielle Unterstützung<br />

durch MAIFOR und Förderfonds<br />

Beihilfen (A.D.) und der <strong>Actavis</strong> Deutschland<br />

GmbH für ihre fortwährende Unterstützung<br />

(A.D.).<br />

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34 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


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Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

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Wojnowski L, Kleinert H, Munzel T, Daiber A.<br />

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J, Hortmann M, Oelze M, Schulz E, Treiber N,<br />

Kawamoto T, Scharffetter�Kochanek K, Mun�<br />

zel T, Burkle A, Bachschmid MM, Daiber A.<br />

Manganese superoxide dismutase and alde�<br />

hyde dehydrogenase deficiency increase mi�<br />

tochondrial oxidative stress and aggravate<br />

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54. Gori T, Daiber A, Di Stolfo G, Sicuro S, Dragoni<br />

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oxygen species production: in vitro mechani�<br />

stic insights. Can J Cardiol 2007;23(12):<br />

990–992<br />

Für die Verfasser:<br />

Prof. Dr. Andreas Daiber<br />

Universitätsmedizin der Johannes<br />

Gutenberg�Universität Mainz<br />

II. Medizinische Klinik – Labor für Moleku�<br />

lare Kardiologie<br />

Obere Zahlbacher Str. 63<br />

55101 Mainz, Germany<br />

Tel.: +49 (0)6131 17 9722<br />

Fax: +49 (0)6131 17 9723<br />

E�Mail: daiber@uni�mainz.de<br />

35


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

1 Universitätsmedizin der<br />

Johannes Gutenberg-<br />

Universität, II. Med. Klinik<br />

und Poliklinik, Molekulare<br />

Kardiologie, Mainz<br />

2 <strong>Actavis</strong> Deutschland GmbH,<br />

Langenfeld<br />

36<br />

Vergleich der Wirkungen <strong>von</strong> PETN, ISMN<br />

und ISDN im experimentellen Diabetes<br />

mellitus Typ 1 und in der arteriellen Hypertonie<br />

Matthias Oelze 1 , Swenja Schuhmacher 1 , Maike Knorr 1 , Christian Otto 1 , Tjebo Heeren 1 ,<br />

Jens Kamuf 1 , Philip Wenzel 1 , Dirk Stalleicken 2 , Thomas Münzel 1 und Andreas Daiber 1<br />

Zusammenfassung: Vorangegangene Studien<br />

haben gezeigt, dass eine chronische<br />

Behandlung mit Pentaerythrityltetranitrat<br />

(PETN) im Gegensatz zu anderen organischen<br />

Nitraten keine Nitrattoleranz als<br />

auch Cross-Toleranz induziert. Dies ist in<br />

erster Linie auf die Aktivierung <strong>von</strong> antioxidativen<br />

Mechanismen wie Hämoxygenase-1<br />

(HO-1) und Ferritin zurückzuführen.<br />

In der aktuellen Studie wurden die Effekte<br />

einer Co-Therapie mit PETN im Vergleich<br />

zu Isosorbid-5-mononitrat (ISMN) im<br />

Krankheitsbild der Angiotensin-II-(AT-<br />

II-)induzierten Hypertonie und in spontan<br />

hypertensiven Ratten (SHR) untersucht.<br />

Des Weiteren wurden die Eigenschaften<br />

<strong>von</strong> PETN in einer Co-Behandlung auf die<br />

Auswirkungen eines durch Streptozotocin<br />

(STZ) induzierten Diabetes mellitus Typ 1<br />

untersucht und mit einer Isosorbiddinitrat-<br />

(ISDN-) und Isosorbid-5-mononitrat-<br />

(ISMN-)Co-Behandlung verglichen. Eine<br />

Hypertonie wurde im Rattenmodell zum<br />

einen pharmakologisch über die Behandlung<br />

mit AT-II und zum anderen genetisch<br />

durch Verwendung <strong>von</strong> SHR erhalten.<br />

PETN oder ISMN wurde in diesen Tiermodellen<br />

für sieben Tage subkutan verabreicht.<br />

Diabetes wurde in männlichen Wistar-Ratten<br />

über eine einmalige i.v. Injektion<br />

STZ (60 mg/kg) induziert. PETN,<br />

ISDN bzw. ISMN wurden ab dem siebten<br />

Tag nach der STZ-Injektion verabreicht.<br />

Nach acht Wochen wurden die Tiere untersucht<br />

und Diabetes anhand eines drei- bis<br />

vierfachen Anstiegs des Blutzuckerspiegels<br />

und einer dramatisch reduzierten Gewichtszunahme<br />

diagnostiziert. Zusätzlich wurde<br />

ein kleines Kollektiv <strong>von</strong> STZ-Ratten mit<br />

Insulin co-behandelt. Die Gefäßfunktion<br />

wurde über isometrische Spannungsmessungen<br />

und reaktive Sauerstoffspezies über<br />

Chemilumineszenz, HPLC und/oder Dihydroethidin-Fluoreszenzmikroskopiede-<br />

tektiert. Western Blotting und RT-PCR-<br />

Analysen wurden zur Messung <strong>von</strong> Protein-<br />

und mRNA-Expression verwendet.<br />

Wie erwartet zeigte sich bei hypertensiven<br />

Ratten in isometrischen Spannungsmessungen<br />

eine ausgeprägte endotheliale und<br />

glattmuskuläre Dysfunktion, die mit der<br />

Ausbildung <strong>von</strong> oxidativem Stress in Aorta,<br />

Herz-Membranfraktion und Mitochondrien<br />

verknüpft war. Im Gegensatz zu ISMN<br />

zeigte eine Co-Behandlung mit PETN für<br />

alle Messparameter eine Verbesserung, was<br />

vermutlich durch eine Induktion der antioxidativ<br />

wirksamen HO-1- und Tetrahydrobiopterin<br />

synthetisierenden Enzymen<br />

wie GTP-Cyclohydrolase und Dihydrofolat-Reduktase,<br />

welche einer Entkopplung<br />

der NO-Synthase entgegenwirken, ausgelöst<br />

wird.<br />

Im Tiermodell des STZ-induzierten Diabetes<br />

mellitus verbesserte PETN alle gemessenen<br />

Parameter effizienter als ISDN mit<br />

Ausnahme der Endothel- und Gefäßmuskelfunktion,<br />

bei der beide Nitrate gleich<br />

positive Eigenschaften aufzeigten. Im Gegensatz<br />

dazu hatte ISMN keine protektiven<br />

Effekte.<br />

Eine Insulinbehandlung normalisierte alle<br />

gemessenen Parameter vollständig und<br />

schließt damit unspezifisch toxische Nebenwirkungen<br />

<strong>von</strong> STZ aus. Es zeigte sich in<br />

dieser Studie zum ersten Mal, dass ein organisches<br />

Nitrat bei chronischer Verabreichung<br />

in verschiedenen Tiermodellen mit<br />

kardiovaskulären Beeinträchtigungen einer<br />

endothelialen Dysfunktion und oxidativem<br />

Stress entgegenwirkt.<br />

Diese durchweg positiven tierexperimentellen<br />

Befunde weisen darauf hin, dass auch<br />

Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

(vor allem koronarer Herzkrankheit) <strong>von</strong><br />

einer Medikation mit PETN (für die antiischämische<br />

Therapie) profitieren könnten,<br />

indem die endotheliale Dysfunktion verbessert<br />

wird und so die Progression einer Arte-<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


iosklerose verlangsamt werden könnte. Die<br />

kommenden großen klinischen PETN-Studien<br />

werden zeigen, ob die durchweg positiven<br />

Befunde vom Tiermodell in die Klinik<br />

übertragen werden können.<br />

Hintergrund<br />

Eine arterielle Hypertonie ist assoziiert mit<br />

einer Aktivierung des zirkulierenden und<br />

lokalen Renin-Angiotensin-Systems und<br />

gesteigertem oxidativem Stress in den Gefäßwänden<br />

[1, 2]. Eine Behandlung mit Angiotensin-II<br />

(AT-II) induziert eine endotheliale<br />

Dysfunktion, die vornehmlich<br />

durch einen Anstieg reaktiver Sauerstoffspezies<br />

(ROS) ausgelöst wird [3, 4]. Hierfür<br />

bekannte ROS-Quellen sind die NADPH-<br />

Oxidasen [3], eine entkoppelte endotheliale<br />

NO-Synthase (eNOS) [4] als auch eine<br />

mitochondriale Superoxidproduktion [5].<br />

Die Rolle der NADPH-Oxidasen als ausschlaggebende<br />

Superoxid-Quellen konnte<br />

in Experimenten gezeigt werden, in denen<br />

bei einer AT-II-induzierten Hypertonie<br />

zum einen eine Nox1-Überexpression die<br />

negativen Effekte steigerte [6] und zum anderen<br />

durch eine Nox1-Defizienz der Blutdruck<br />

gesenkt wurde [7]. Interessanterweise<br />

sind eine gesteigerte vaskuläre ROS-<br />

Produktion und eine endotheliale Dysfunktion<br />

mit einem Anstieg der eNOS-Expression<br />

verbunden, wobei allerdings die NO-<br />

Produktion reduziert ist [8]. Dieses Phänomen<br />

scheint zumindest teilweise auf einer<br />

verstärkten Aktivierung der Proteinkinase<br />

C (PKC) zu beruhen, da die Inhibition einer<br />

gesteigerten vaskulären PKC-Aktivität<br />

partiell die Superoxidproduktion reduziert<br />

und die NO/cGMP-Signaltransduktion verbessert<br />

[4]. Vorangegangene Studien konnten<br />

zeigen, dass kardiovaskuläre Komplikationen<br />

bei Diabetes mellitus ebenfalls mit<br />

der Ausbildung <strong>von</strong> oxidativem Stress verknüpft<br />

sind. Unsere Arbeitsgruppe konnte<br />

kürzlich in einem tierexperimentellen Modell<br />

für Diabetes mellitus demonstrieren,<br />

dass eine pharmakologische Intervention<br />

mit einem Statin oder einem AT1-Rezeptorblocker<br />

eine vaskuläre Dysfunktion und<br />

die Ausbildung <strong>von</strong> oxidativem Stress unterdrückt<br />

[9, 10]. Ferner konnte eine verringerte<br />

Expression <strong>von</strong> Tetrahydrobiopterin<br />

(BH4) synthetisierenden Enzymen, GTP-<br />

Cyclohydrolase (GCH-I) und Dihydro-<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

Schlüsselwörter: Angiotensin-II – Diabetes<br />

mellitus – oxidativer Stress, endotheliale<br />

Dysfunktion – Isosorbid-5-mononitrat –<br />

Isosorbiddinitrat – Pentaerythrityltetranitrat<br />

– Insulin<br />

folat-Reduktase (DHFR) als ein Schlüsselereignis<br />

für die Entstehung einer endothelialen<br />

Dysfunktion mit entkoppelter eNOS<br />

identifiziert werden [8].<br />

Organische Nitrate wirken als endothelunabhängige<br />

Vasodilatatoren auf das Gefäßsystem.<br />

Nitroglyzerin (Glyceroltrinitrat,<br />

GTN) ist eines der am meisten benutzten<br />

antiischämischen Medikamente seit mehr<br />

als hundert Jahren. Organische Nitrate eignen<br />

sich hervorragend zur akuten Behandlung<br />

verschiedenster kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

wie des akuten Koronarsyndroms,<br />

der stabilen koronaren Herzerkrankung<br />

sowie der akuten und chronischen<br />

Herzinsuffizienz. Trotz nachweislich guter<br />

antiischämischer Wirkung bei akuter Gabe<br />

ist die chronische Therapie mit organischen<br />

Nitraten durch zwei Nebenwirkungen limitiert:<br />

die Entwicklung einer Nitrattoleranz<br />

und die endotheliale Dysfunktion. Neuere<br />

Daten zeigen, dass dem eine GTN-induzierte,<br />

gesteigerte ROS-Produktion zugrunde<br />

liegt, da sich diese Phänomene<br />

durch den Einsatz <strong>von</strong> Antioxidanzien unterdrücken<br />

ließen [11, 12]. Eine chronische<br />

Behandlung mit Mono- und Dinitraten<br />

führt ebenfalls zur Ausbildung einer Toleranz<br />

und endothelialen Dysfunktion [13],<br />

obwohl diese Nitratgruppen nachweislich<br />

nicht über die mitochondriale Aldehyddehydrogenase<br />

(ALDH-2) bioaktiviert<br />

werden [14]. Diese Ergebnisse könnten die<br />

gesteigerte Mortalitätsrate einer Meta-Studie<br />

erklären, in der Myokardinfarktpatienten<br />

mit Mono- und Dinitraten behandelt<br />

wurden [15]. Zu den medizinisch<br />

am meisten verwendeten organischen Nitraten<br />

gehören GTN, Pentaerythrityltetranitrat<br />

(PETN, in Deutschland), Isosorbiddinitrat<br />

(ISDN) und Isosorbid-5-mononitrat<br />

(ISMN, in den USA).<br />

Sowohl unsere als auch andere Arbeitsgruppen<br />

konnten zeigen, dass verschiedene<br />

organische Nitrate unterschiedliche pharmakologische<br />

Effekte haben bezüglich ihrer<br />

Bioaktivierung und ihrer Kapazität, die<br />

vaskuläre Superoxidproduktion zu stimu-<br />

Organische Nitrate<br />

37


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

A B<br />

Relaxation [%]<br />

Anteil Kontrolle/DMSO [%]<br />

0<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

ACh-Relaxation GTN-Relaxation<br />

0<br />

Relaxation [%]<br />

100<br />

100<br />

–9,0 –8,5 –8,0 –7,5 –7,0 –6,5 –6,0 –5,5 –9,0 8,5 –8,0 –7,5 –7,0 –6,5 –6,0 –5,5 –5,0 –4,5<br />

Log M (ACh) Log M (GTN)<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Kontrolle/DSMO<br />

lieren. Beispielsweise induziert PETN, obwohl<br />

über die ALDH-2 bioaktiviert, keine<br />

Toleranz und keine vaskuläre Superoxidproduktion<br />

[12]. Während GTN eine über<br />

oxidativen Stress mediierte Inhibition der<br />

ALDH-2 auslöst, induziert PETN eine Expressionserhöhung<br />

des antioxidativ wirksamen<br />

Enzyms Hämoxygenase-1 (HO-1)<br />

und erhält damit die ALDH-2-Aktivität.<br />

Diese experimentellen Daten aus Tierstudien<br />

werden unterstützt <strong>von</strong> klinischen Befunden<br />

an Patienten, die zeigen, dass PETN<br />

keine Toleranz [16] und keine endotheliale<br />

Dysfunktion [17] verursacht.<br />

Anhand dieser Betrachtungen sollten in<br />

der aktuellen Studie die Effekte <strong>von</strong> verschiedenen<br />

organischen Nitraten wie PETN<br />

und ISMN im Krankheitsbild der Angiotensin-II-induzierten<br />

Hypertonie, in spontan<br />

hypertensiven Ratten (SHR) sowie in<br />

STZ-induziertem Diabetes mellitus Typ 1<br />

im Hinblick auf die Entstehung <strong>von</strong> oxidativem<br />

Stress, endothelialer und vaskulärer<br />

Dysfunktion untersucht werden. Im letzte-<br />

38 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

Kontrolle/DMSO<br />

Ang-II/DMSO<br />

Ang-II+PETN<br />

Ang-II+ISMN<br />

Abb. 1a, 1b: Effekte einer In-vivo-PETN- und ISMN-Therapie auf die Gefäßfunktion in Aortenringen <strong>von</strong><br />

AT-II-behandelten Ratten: Relaxation gegenüber steigenden Konzentrationen des endothelabhängigen<br />

Vasodilatators Acetylcholin (A) (ACh: endotheliale Dysfunktion) und des endothelunabhängigen<br />

Vasodilatators Glyceroltrinitrat (B) (GTN: glattmuskuläre Dysfunktion).<br />

ROS-Produktion in der Aorta<br />

* #<br />

*<br />

NADPH-Oxidase-Aktivität Mitochondriale ROS (Herz)<br />

* #<br />

* #<br />

* #<br />

AT-II / DMSO AT-II + ISMN AT-II + PETN<br />

Abb. 2: Effekte einer In-vivo-PETN- und -ISMN-Therapie auf die ROS-Produktion bei AT-II behandelten<br />

Ratten in Herz, Aorta und Mitochondrien: basale Superoxidproduktion in Aorten (Luzigenin-[5 µM]-<br />

Chemilumineszenz, weiß), NADPH-Oxidase-Aktivität in Herz-Membranfraktionen (Luzigenin-[5 µM]-<br />

Chemilumineszenz, schwarz) und mitochondriale Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (L-012-[100<br />

µM]-Chemilumineszenz, grau); p < 0,05: * vs. Kontrolle/DMSO; # vs. AT-II+PETN.<br />

* #<br />

*<br />

*<br />

Nach Schuhmacher et al. Hypertension 2010<br />

(DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.109.149542)<br />

Nach Schuhmacher et al. Hypertension 2010<br />

(DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.109.149542)


L-NAME Puffer<br />

Nicht bestimmte Einheiten [IOD]<br />

Kontrolle/DSMO AT-II / DMSO AT-II + PETN<br />

AT-II + ISMN<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

ren Tiermodell sollten zusätzlich ISDN, als<br />

Vergleich zu seinem Mononitrat-Derivat<br />

ISMN, und Insulin, um eventuelle toxische<br />

Nebeneffekte des STZ zu analysieren, als<br />

Co-Therapie in die Untersuchungen mit<br />

einbezogen werden.<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

0<br />

Für die Versuchsdurchführung wurden<br />

Wistar-Ratten (230-250 g) mit je zwei osmotischen<br />

Minipumpen behandelt, die zum<br />

einen mit AT-II (1 mg/kg/d) und zum anderen<br />

entweder mit PETN (15 mg/kg/d) oder<br />

ISMN (75 mg/kg/d) befüllt waren. Kontrolltiere<br />

erhielten in gleicher Form die entsprechenden<br />

Lösungsmittel (DMSO für die<br />

Nitrate bzw. 0,9% NaCl für AT-II). SHR<br />

wurden in gleicher Form mit entsprechender<br />

Dosis PETN oder ISMN behandelt.<br />

Nach einer Behandlungsdauer <strong>von</strong> sieben<br />

Tagen zeigten sich bereits äußerlich<br />

durch einen deutlich geringeren Gewichtsverlust<br />

positive Effekte in der AT-<br />

II+PETN-Gruppe (keine Gewichtsveränderung<br />

nach sieben Tagen (1±6% Gewichtszunahme))<br />

gegenüber den AT-II/<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

*<br />

* #<br />

* *<br />

Kontrolle/DSMO AT-II / DMSO AT-II + PETN AT-II + ISMN<br />

Abb. 3: Effekte einer In-vivo-PETN- und ISMN-Therapie auf die eNOS-abhängige ROS-Produktion bei<br />

AT-II-behandelten Ratten in der Aorta. Oben: Dihydroethidin-gefärbte Kryoschnitte zeigen die ROS-<br />

Produktion in den Aorten als rote Fluoreszenz (grün = Autofluoreszenz der Lamina, E = Endothelium).<br />

Um den Einfluss <strong>von</strong> PETN und ISMN auf eine Entkoppelung der NO-Synthase zu analysieren, wurden<br />

die Aortenringe mit dem NO-Synthase-Inhibitor L-NAME [500 µM] inkubiert. Unten: Densitometrische<br />

Quantifizierung der endothelabhängigen ROS-Produktion (schwarz: ohne L-NAME; weiß: mit L-NAME);<br />

p < 0,05: * vs. ohne L-NAME + vs. Kontrolle/DMSO; # vs. AT-II+PETN.<br />

DMSO-Tieren (24±7% Gewichtsverlust<br />

gegenüber Ctr/DMSO mit ca. 20±2% Gewichtszunahme).<br />

In diesem Fall zeigte allerdings<br />

auch eine Co-Behandlung mit<br />

ISMN bei den mit AT-II behandelten Tieren<br />

eine leichte Verbesserung, die allerdings<br />

nicht stark ausgeprägt war (5±8%<br />

Gewichtsverlust). Nachfolgende Untersuchungen<br />

an Herz und Aorta bestätigten<br />

dann einen eher negativen Einfluss einer<br />

Langzeittherapie mit ISMN gegenüber<br />

dem mit PETN: In den Aorten der mit AT-<br />

II/DMSO behandelten Tiere zeigte sich in<br />

isometrischen Spannungsmessungen erwartungsgemäß<br />

eine ausgeprägte endotheliale<br />

Dysfunktion (= Verschlechterung der<br />

konzentrationsabhängigen Relaxation gegenüber<br />

Acetylcholin) sowie eine deutlich<br />

reduzierte, endothelunabhängige Relaxation<br />

gegenüber GTN, die mit der Ausbildung<br />

<strong>von</strong> vaskulärem oxidativem Stress, einer<br />

stark gesteigerten NADPH-Oxidase-<br />

Aktivität und einer erhöhten ROS-Produktion<br />

in kardialen Mitochondrien verknüpft<br />

war (Chemilumineszenz: Luzigenin<br />

[5 µM], L-012 [100 µM]; Fluoreszenzmikroskopie:<br />

Dihydroethidin-Färbung (DHE,<br />

* #<br />

Organische Nitrate<br />

w/o L-NAME<br />

L-NAME [500 µM]<br />

39<br />

Nach Schuhmacher et al. Hypertension 2010<br />

(DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.109.149542)


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

A<br />

B<br />

mRNA-Expression<br />

(Fold Change)<br />

Anteil<br />

Kontrolle/DMSO [%]<br />

3,0<br />

1,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

3,0<br />

1,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

α-Actinin -<br />

HO-1 -<br />

Kontrolle/<br />

DMSO<br />

Kontrolle/<br />

DMSO<br />

*<br />

AT-II/<br />

DMSO<br />

*<br />

AT-II/<br />

DMSO<br />

HO-1<br />

*<br />

AT-II<br />

+ PETN<br />

HO-1-Protein<br />

*<br />

AT-II<br />

+ PETN<br />

1 µM) an Kryoschnitten, HPLC: 2-Hydroxyethidium)<br />

[18]. Eine Co-Behandlung mit<br />

PETN zeigte eine Verbesserung der Endothelfunktion<br />

(Abb. 1a), eine nahezu vollständig<br />

wiederhergestellte Relaxation gegenüber<br />

GTN (Abb. 1b) und eine signifikante<br />

Reduktion der Superoxidproduktion in der<br />

Aorta, der NADPH-Oxidase-Aktivität und<br />

den mitochondrialen ROS (Abb. 2).<br />

Um den Einfluss <strong>von</strong> PETN und ISMN<br />

auf eine entkoppelte NO-Synthase zu analysieren,<br />

wurden Aortenringe mit dem NO-<br />

Synthase-Inhibitor N G -Nitro-L-Arginin<br />

Methylester (L-NAME, 500 µM) inkubiert<br />

und mittels Fluoreszenzmikroskopie<br />

(DHE) untersucht (Abb. 3). L-NAME erhöht<br />

in Aorten <strong>von</strong> Kontrolltieren die<br />

DHE-Fluoreszenz ausschließlich innerhalb<br />

des Endothels (E in Abb. 3), was auf eine<br />

basale Superoxidproduktion zurückgeführt<br />

werden kann, der durch die Inhibition der<br />

eNOS nicht mehr durch NO entgegengewirkt<br />

werden kann. Demgegenüber nimmt<br />

die Fluoreszenz in Aorten <strong>von</strong> AT-II-behandelten<br />

Tieren durch eine NOS-Inhibi-<br />

#<br />

AT-II<br />

+ ISMN<br />

* #<br />

AT-II<br />

+ ISMN<br />

tion ab, was die eNOS als ROS-Quelle<br />

identifiziert. In der AT-II+PETN-Gruppe<br />

erhöht L-NAME die DHE-Fluoreszenz im<br />

Endothel vergleichbar mit den Ergebnissen<br />

der Kontrollgruppe und zeigt damit,<br />

dass durch PETN eine eNOS-Entkopplung<br />

unterdrückt werden kann. In Aorten <strong>von</strong><br />

AT-II+ISMN-behandelten Tieren zeigte<br />

sich kein Unterschied zur AT-II-Gruppe,<br />

woraus deutlich wird, dass ISMN im Gegensatz<br />

zu PETN einer Entkopplung der<br />

eNOS nicht entgegenwirken kann.<br />

In Expressionsuntersuchungen konnte<br />

auf Protein- und mRNA-Ebene ein Anstieg<br />

der HO-1 in der AT-II/DMSO-Gruppe<br />

gemessen werden [19], der durch PETN<br />

tendenziell gesteigert und durch ISMN verringert<br />

wurde (Abb. 4a u. 4b). Weiterhin<br />

konnte, wie in vorangegangenen Untersuchungen,<br />

ein Anstieg der eNOS in AT-IIbehandelten<br />

Tieren gemessen werden [4].<br />

Dieser wurde weder durch PETN noch<br />

durch ISMN beeinflusst (Abb. 4c), wobei<br />

aber zu berücksichtigen wäre, dass in der<br />

AT-II+PETN-Gruppe eine funktionelle<br />

40 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

C<br />

Anteil<br />

Kontrolle/DMSO [%]<br />

D<br />

Anteil<br />

Kontrolle/DMSO [%]<br />

E<br />

Anteil<br />

Kontrolle/DMSO [%]<br />

250<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

250<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

250<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

eNOS-Protein<br />

*<br />

*<br />

Kontrolle AT-II + PETN + ISMN<br />

GCH-1-Protein<br />

#<br />

Kontrolle AT-II + PETN + ISMN<br />

#<br />

*<br />

DHFR-Protein<br />

*<br />

Kontrolle AT-II + PETN + ISMN<br />

Abb. 4: Effekte einer In-vivo-PETN- und ISMN-Therapie auf die Expression der HO-1, eNOS, GCH-I und<br />

DHFR bei AT-II-behandelten Ratten in der Aorta; p < 0,05: * vs. Kontrolle/DMSO; # vs. AT-II+PETN.<br />

*<br />

#<br />

#<br />

Nach Schuhmacher et al. Hypertension 2010<br />

(DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.109.149542)


Nach Schuhmacher et al. Hypertension 2010<br />

(DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.109.149542<br />

A<br />

Relaxation [%]<br />

C<br />

0<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

NO-Synthase in ihrer Expression erhöht<br />

ist. Durch die AT-II-Behandlung wurde<br />

die Expression <strong>von</strong> BH4 synthetisierenden<br />

Enzymen GCH-I und DHFR tendenziell<br />

erniedrigt bzw. signifikant reduziert (Abb.<br />

4d u. 4e). Eine PETN-Co-Therapie erhöht<br />

die Expression beider Enzyme über den<br />

Wert in Kontrolltieren hinaus, woraus sich<br />

eine weitere Eigenschaft <strong>von</strong> PETN zeigt,<br />

die zu einer Aufrechterhaltung der NO-<br />

Produktion durch eine nicht entkoppelte<br />

eNOS beiträgt. Diese Effekte <strong>von</strong> PETN<br />

auf die BH4-Synthase (GCH-I) und die<br />

BH2-Reduktase (DHFR) konnten bei<br />

ISMN nicht beobachtet werden.<br />

Die Ergebnisse, die <strong>von</strong> SHR stammen,<br />

gehen im Wesentlichen einher mit denen<br />

der AT-II-behandelten Tiere. Bei SHR<br />

zeigte sich in isometrischen Spannungsmessungen<br />

gegenüber ihren entsprechenden<br />

Kontrollen (Wistar-Kyoto-Ratten) eine<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

ACh-Relaxation<br />

0<br />

GTN-Relaxation<br />

SHR-Kontrolle , n = 12<br />

B<br />

Relaxation [%]<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

stark ausgeprägte endotheliale Dysfunktion<br />

sowie eine reduzierte, endothelunabhängige<br />

Relaxation gegenüber GTN. Durch eine<br />

Behandlung der Tiere mit PETN konnten<br />

zwar tendenziell nur leichte Verbesserungen<br />

der Endothel- und Gefäßfunktion erreicht<br />

werden, welche im Gegensatz dazu aber<br />

durch ISMN deutlich weiter verschlechtert<br />

wurden (Abb. 5a u. 5b). Über Luzigenin-<br />

[5µM]-Chemilumineszenz-Messungen als<br />

auch über die DHE-Fluoreszenz konnte in<br />

Aorten <strong>von</strong> SHR ein signifikanter Anstieg<br />

der ROS-Produktion gemessen werden,<br />

der durch eine PETN-Behandlung, nicht<br />

aber durch ISMN reduziert wurde (Abb.<br />

5c).<br />

Diabetes wurde in männlichen Wistar-<br />

Ratten (250–300 g) über eine einmalige<br />

i.v. Injektion STZ (60 mg/kg) induziert.<br />

Ab dem siebten Tag nach STZ-Injektion<br />

wurden PETN bzw. ISDN als Futterbeimi-<br />

Organische Nitrate<br />

SHR-Kontrolle, n = 12<br />

SHR + PETN, n = 12<br />

SHR + ISMS, n = 12<br />

WKY-Kontrolle, n = 8<br />

100<br />

100<br />

– 9,0 – 8,5 – 8,0 – 7,5 – 7,0 – 6,5 – 6,0 – 5,5 – 9,0 – 8,5 – 8,0 – 7,5 – 7,0 – 6,5 – 6,0 – 5,5 – 5,0 – 4,5<br />

Log M (ACh) Log M (GTN)<br />

Anteil<br />

Kontrollle WKY [%]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

SHR + PETN, n = 12<br />

SHR + ISMS, n = 12<br />

WKY-Kontrolle, n = 7<br />

WKY- Kontrolle SHR-Kontrolle<br />

DHE-Fluoreszenz<br />

Luzigenin [5 µM]<br />

Abb. 5: Gefäßfunktion und ROS-Produktion in Aorten <strong>von</strong> spontan hypertensiven Ratten (SHR).<br />

A + B: Relaxation <strong>von</strong> Aortenringen gegenüber steigenden Konzentrationen des endothelabhängigen<br />

Vasodilatators Acetylcholin (A) (ACh: endotheliale Dysfunktion) und des endothelunabhängigen<br />

Vasodilatators Glyceroltrinitrat (B) (GTN: glattmuskuläre Dysfunktion). C: ROS-Produktion<br />

gemessen mittels Luzigenin-[5 µM]-Chemilumineszenz und Dihydroethidin-Färbung (DHE, 1 µM) an<br />

Kryoschnitten; p < 0,05: * vs. WKY/Kontrolle; # vs. SHR + PETN.<br />

* #<br />

* #<br />

* #<br />

* #<br />

SHR + PETN SHR + ISMN<br />

41


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Anteil Kontrollle [%]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Herz: NADPH-Oxidase-Aktivität<br />

(Luzigenin [5 µM] ECL)<br />

Kontrolle<br />

*<br />

*<br />

* #<br />

* #<br />

*<br />

Aorta: Superoxid-Produktion<br />

(DHE-Kryoschnitte)<br />

* #<br />

STZ + PETN + ISDN + ISMN + Ins<br />

schung (15 bzw. 10 mg/kg/d) und ISMN<br />

über Trinkwasser (75 mg/kg/d) verabreicht.<br />

Nach acht Wochen wurden die<br />

Tiere untersucht und Diabetes anhand<br />

eines drei- bis vierfachen Anstiegs des<br />

Blutzuckerspiegels und einer dramatisch<br />

reduzierten Gewichtszunahme diagnostiziert.<br />

Zusätzlich wurde ein kleines Kollektiv<br />

<strong>von</strong> STZ-Ratten mit Insulin (2,5 U/d<br />

für zwei Wochen über osmotische Minipumpen)<br />

behandelt. Reaktive Sauerstoffspezies<br />

(ROS) wurden über Chemilumineszenz,<br />

HPLC und Fluoreszenzmikroskopie<br />

<strong>von</strong> Dihydroethidin-(DHE-)gefärbten<br />

Kryoschnitten detektiert. Die Proteinexpression<br />

wurde über Westernblot ermittelt<br />

und für Endothel- und Gefäßmuskelfunktion<br />

wurden isometrische Spannungsmessungen<br />

durchgeführt. Zusätzlich wurde<br />

die antioxidative Kapazität im Blutserum<br />

über die Reduktion des DPP-Radikals<br />

photometrisch bei 517 nm bestimmt. Nach<br />

acht Wochen zeigte sich bei den STZ-behandelten<br />

Ratten eine dramatische Steigerung<br />

des Blutzuckerspiegels, eine reduzierte<br />

Gewichtszunahme, ein Erhöhung<br />

der vaskulären und kardialen ROS-Produktion<br />

(Mitochondrien und NADPH-<br />

Oxidase), ein annähernd kompletter Verlust<br />

der antioxidativen Kapazität des Serums<br />

und eine gestörte Endothel- und<br />

*+<br />

* +<br />

Gefäßmuskelfunktion. PETN verbesserte<br />

alle gemessenen Parameter effizienter als<br />

ISDN mit Ausnahme der Endothel- und<br />

Gefäßmuskelfunktion, bei der beide Nitrate<br />

die gleichen positiven Eigenschaften<br />

aufzeigten. Im Gegensatz dazu und in<br />

Übereinstimmung mit den vorangegangenen<br />

Untersuchungen im Hypertoniemodell<br />

hatte ISMN, was als Vergleich zu seinem<br />

Dinitrat-Derivat ISDN in die Untersuchungen<br />

einbezogen wurde, keine protektiven<br />

Effekte. Eine Insulinbehandlung<br />

über die letzten zwei Wochen vor Versuchsbeginn<br />

normalisierte alle gemessenen<br />

Parameter vollständig (Abb. 6).<br />

Somit konnte in der aktuellen Studie<br />

zum ersten Mal gezeigt werden, dass ein<br />

organisches Nitrat wie PETN in einer<br />

Langzeittherapie bei gut etablierten Modellen<br />

für oxidativen Stress die Endothelfunktion<br />

verbessern und den oxidativen<br />

Stress reduzieren kann, anstatt über die<br />

Ausbildung einer Toleranz den Zustand zu<br />

verschlechtern. Obwohl ISMN als Mononitrat<br />

nachweislich nicht über die mitochondriale<br />

Aldehyddehydrogenase biotransformiert<br />

wird [14], was eines der entscheidenden<br />

Kriterien der GTN-induzierten<br />

Toleranz ist [20], kommt es unter<br />

ISMN-Langzeittherapie zur Ausbildung<br />

einer Nitrattoleranz. Ebenso wie bei GTN<br />

ist diese Toleranz verknüpft mit der Ausbildung<br />

<strong>von</strong> oxidativem Stress [13], der<br />

hierbei vermutlich als maßgebende Ursache<br />

der Toleranz- und Kreuztoleranz anzusehen<br />

ist und den negativen Befund bei<br />

AT-II-induzierter Hypertonie erklären<br />

könnte. Wie wir schon in einer früheren<br />

Arbeit zeigen konnten, spielt die antioxidative<br />

Kapazität der HO-1 eine Schlüsselrolle<br />

bei der Unterdrückung einer durch<br />

organische Nitrate ausgelösten Toleranz<br />

[21]. Somit lassen sich die vorwiegend positiven<br />

Ergebnisse einer PETN-Co-Therapie<br />

zum einen mit der Aktivierung <strong>von</strong><br />

antioxidativen Mechanismen wie HO-1 sowie<br />

der damit verknüpften Aufrechterhaltung<br />

der vasodilatatorischen Nitratwirkung<br />

erklären und zum anderen mit der Induktion<br />

<strong>von</strong> BH4-synthetisierenden Enzymen<br />

GCH-I und DHFR, die einer eNOS-Entkopplung<br />

entgegenwirken.<br />

Da die Entstehung einer Arteriosklerose<br />

im Wesentlichen mit kardiovaskulärem oxidativem<br />

Stress sowie einer eNOS-Entkopplung<br />

verknüpft ist [22, 23], deutet sich an,<br />

dass sich PETN aufgrund seines anti-<br />

42 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

# #<br />

Abb. 6: Effekte einer In-vivo-PETN-, ISDN-, ISMN- und Insulin-Therapie auf die ROS-<br />

Produktion bei mit Streptozotocin (STZ) behandelten Ratten in Herz und Aorta:<br />

NADPH-Oxidase-Aktivität in Herz-Membranfraktionen (Luzigenin-[5 µM]-Chemilumineszenz,<br />

weiß) und basale Superoxidproduktion in Aorten (dihydroethidingefärbte<br />

Kryoschnitte, schwarz); p < 0,05: * vs. Kontrolle; # vs. STZ; + vs. STZ+PETN;<br />

^ vs. STZ+ISDN.<br />

Vorläufige Daten, unveröffentlicht


oxidativen Spektrums nicht nur ausschließlich<br />

zur Behandlung <strong>von</strong> symptomatischen<br />

Erkrankungen der Koronararterien einsetzen<br />

lässt, sondern auch in Form einer zusätzlichen<br />

Medikation als Prävention gegen<br />

Arteriosklerose verwendet werden könnte.<br />

Des Weiteren zeigt die Normalisierung aller<br />

gemessenen Parameter im Tiermodell des<br />

STZ-induzierten Diabetes mellitus Typ 1<br />

mittels Insulin, dass eine STZ-bedingte vaskuläre<br />

Dysfunktion abhängig <strong>von</strong> der Insulinproduktion<br />

ist und nicht über unspezifisch<br />

toxische Nebenwirkungen des Präparates<br />

ausgelöst wird, womit letztendlich<br />

auch die klinische Relevanz dieses Tiermodells<br />

hervorgehoben werden konnte. n<br />

Summary<br />

In contrast to other organic nitrates pentaerithrityl<br />

tetranitrate (PETN)-treatment in<br />

Wistar rats induces neither nitrate tolerance<br />

nor cross-tolerance, what can be explained<br />

by induction of antioxidant mechanisms<br />

like heme oxygenase-1 (HO-1) and<br />

ferritin. With the present studies we tested<br />

in an animal model of angiotensin-II (AT-<br />

II) induced hypertension, whether chronic<br />

treatment with PETN will preserve it’s beneficial<br />

effects compared to effects of chronic<br />

treatment with isosorbide-5-mononitrate<br />

(ISMN). Additionally we tested in a<br />

rat model of streptozotocin (STZ) induced<br />

diabetes mellitus, whether chronic treatment<br />

with PETN, isosorbide dinitrate<br />

(ISDN) or ISMN improves diabetesassociated<br />

vascular oxidative stress and<br />

dysfunction. Therefore male Wistar rats<br />

(230–250 g) were treated with AT-II (1 mg/<br />

kg/d) alone or together with PETN (15 mg/<br />

kg/d) or ISMN (75 mg/kg/d) via subcutaneous<br />

osmotic minipumps for 7 days. Control<br />

pumps were applied with the solving<br />

reagent, respectively. Diabetes was induced<br />

by a single i.v. injection of STZ (60 mg/kg)<br />

in male wistar rats (220–250 g). PETN,<br />

ISMN and ISDN therapy started 7 d after<br />

STZ-Injection (dose: 15 mg/kg/d, 75 mg/kg/<br />

d and 10 mg/kg/d, respectively). The rats<br />

were sacrificed after 8 weeks. A small collective<br />

of STZ-rats was treated with insulin<br />

(2.5 U/d) for the 2 weeks before sacrifice.<br />

Reactive oxygen species (ROS) were<br />

detected by chemiluminescence, HPLC or<br />

fluorescent microtopography, protein expression<br />

was measured by Western blotting<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

and vascular function was assessed by isometric<br />

tension studies. Additionally the antioxidative<br />

capacity of blood serum was<br />

measured photometrically by reduction of<br />

the DPP-radical. Ang-II infusion caused<br />

endothelial dysfunction and reduced endothelial<br />

independent relaxation, indicated by<br />

a decreased vasodilator potency of acetylcholine<br />

and nitroglycerin in isolated aortic<br />

rings, an increase of reactive superoxide<br />

species (ROS) in aortic vessels and in<br />

NADPH oxidase activity in heart membrane<br />

fractions, as detected by lucigenin (5µM)<br />

derived chemiluminescence (LDCL). Staining<br />

of aortic sections and HPLC-derived<br />

measurements with the fluorescent dye dihydroethidine<br />

showed O2-formation<br />

throughout the vessel wall. In addition, expression<br />

of HO-1 was increased in aorta. In<br />

contrast to ISMN, co-treatment with PETN<br />

normalized in part vascular function and<br />

ROS-formation. Furthermore, HO-1 expression<br />

was further enhanced by PETN,<br />

not by ISMN. STZ-treated rats showed a<br />

dramatically increase in blood glucose levels,<br />

decrease in weight gain, increased vascular<br />

and cardiac ROS production (mitochondria,<br />

NADPH oxidase activity), decreased<br />

antioxidative capacity of serum and<br />

impaired endothelial and smooth muscle<br />

function. PETN therapy improved almost<br />

all parameters more efficiently than ISDN,<br />

except endothelial and smooth muscle function,<br />

where both nitrates showed identical<br />

beneficial effects. ISMN, which was used to<br />

examine differences to its dinitrate derivative<br />

ISDN, had no protective effects. Insulin<br />

normalized all parameters completely.<br />

Thus, the beneficial effects of PETN on<br />

AT-II induced hypertension may be also<br />

explained by induction of antioxidant mechanisms<br />

and thereby it’s preserved nitrovasodilatory<br />

action. The study shows for the<br />

first time that chronic treatment with an organic<br />

nitrate can improve endothelial dysfunction<br />

and oxidative stress in different<br />

diseased animal models. Insulin completely<br />

normalized all tested parameters in STZinduced<br />

diabetes and thereby identified the<br />

underlying mechanism of cardiovascular<br />

dysfunction to strictly depend on insulin levels<br />

highlighting the clinical importance of<br />

this experimental animal model. In summary,<br />

these so far completely positive animal<br />

experimental data point towards potential<br />

beneficial effects for patients as well. Patients<br />

with coronary artery disease could take<br />

Organische Nitrate<br />

43


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

44<br />

profite from anti-ischemic PETN therapy<br />

by normalizing endothelial dysfunction in<br />

these patients and thereby slowing down<br />

the progression of atherosclerosis. The upcoming<br />

big clinical PETN trials will demonstrate<br />

whether these completely positive<br />

animal experimental data may be translated<br />

to the clinics.<br />

Keywords: angiotensin-II – diabetes mellitus<br />

– oxidative stress – endothelial dysfunction<br />

– isosorbide-5-mononitrate – isosorbide<br />

dinitrate – pentaerythrityl tetranitrate – insulin<br />

Literatur<br />

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mechanism. J Am Coll Cardiol<br />

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J Am Coll Cardiol 2001;38:854–9<br />

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in response to organic nitrates. Arterioscler<br />

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as a sensitive monitor of defective nitric Oxide/<br />

cGMP signaling and endothelial dysfunction. Circ Res<br />

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23. Warnholtz A, Nickenig G, Schulz E et al. Increased<br />

NADH-oxidase-mediated superoxide production in<br />

the early stages of atherosclerosis: evidence for involvement<br />

of the renin-angiotensin system. Circulation.<br />

1999 Apr 20;99(15):2027–33<br />

Für die Verfasser:<br />

Dr. M. Oelze<br />

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-<br />

Universität<br />

II. Med. Klinik und Poliklinik, Molekulare<br />

Kardiologie<br />

Obere Zahlbacher Str. 63<br />

55101 Mainz, Germany<br />

Tel.: +49 (0)6131 17 9722<br />

Fax: +49 (0)6131 17 9723<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


Pulmonale Hypertonie – ein weiteres<br />

Anwendungsgebiet für PETN?<br />

Matthias Oelze, Swenja Schuhmacher, Alexander Scholz, Sebastian Steven,<br />

Andreas Daiber<br />

Zusammenfassung: In früheren zellkulturbasierten,<br />

tierexperimentellen und klinischen<br />

Studien konnte gezeigt werden,<br />

dass sich Pentaerithrityltetranitrat (PETN)<br />

<strong>von</strong> anderen organischen Nitraten unterscheidet:<br />

Es ist frei <strong>von</strong> jeglichen Toleranzerscheinungen<br />

unter chronischer Therapie<br />

und ist gekennzeichnet durch seine pleiotropen<br />

antioxidativen Eigenschaften. Hier<br />

wurde diskutiert, ob die pulmonale arterielle<br />

Hypertonie (PAH) ein weiteres Indikationsgebiet<br />

für PETN darstellen könnte.<br />

Vor allem die gute Beeinflussbarkeit der<br />

PAH durch die Induktion des körpereigenen<br />

Schutzenzyms, der Hämoxygenase­1<br />

(HO­1), spricht für einen erfolgreichen<br />

Einsatz <strong>von</strong> PETN bei der PAH. Es wird<br />

da<strong>von</strong> ausgegangen, dass ein Großteil der<br />

protektiven Wirkungen <strong>von</strong> PETN auf der<br />

1. Sonderstellung <strong>von</strong> PETN<br />

unter den organischen Nitraten<br />

Das Tetranitrat PETN (<strong>Pentalong</strong> ® ) wurde<br />

als toleranzfreies organisches Nitrat beschrieben,<br />

das im Gegensatz zu Nitroglyzerin<br />

(GTN) keinen oxidativen Stress<br />

induziert [1–7]. Die protektive Wirkung<br />

wird dabei hauptsächlich der Induktion der<br />

beiden protektiven Proteine Hämoxygenase­1<br />

und Ferritin zugeschrieben [8, 9]. Die<br />

protektiven Eigenschaften <strong>von</strong> PETN gehen<br />

sogar so weit, dass eine bereits manifeste<br />

Atherosklerose positiv beeinflusst und<br />

die Endothelfunktion aufrechterhalten<br />

wird [10]. In einer gerade abgeschlossenen<br />

Kooperation konnte gezeigt werden, dass<br />

PETN und PETriN, nicht aber ISDN die<br />

Funktion und Anzahl der endothelialen<br />

Progenitorzellen steigert [11]. In zurückliegenden<br />

Studien konnte unsere Gruppe zeigen,<br />

dass die Nitrattoleranz maßgeblich<br />

durch vaskulären [12], speziell mitochondrialen<br />

oxidativen Stress induziert wird (Beweis<br />

auf molekularer Ebene gelang in Mn­<br />

SOD +/­ ­Mäusen – einem genetischen Tier­<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

Induktion der HO­1 beruhen. Weiterhin<br />

normalisierte PETN in verschiedenen Tiermodellen<br />

für kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

(z. B. Diabetes, arterielle Hypertonie)<br />

die endotheliale Dysfunktion und den<br />

vaskulären oxidativen Stress, was ebenfalls<br />

für einen erfolgreichen Einsatz bei der<br />

PAH spricht, da auch diese durch dysfunktionelle<br />

Lungengefäße und erhöhten pulmonalen<br />

oxidativen Stress charakterisiert<br />

ist. Aufgrund dieser Betrachtungen erscheint<br />

die Therapie der PAH durch PETN<br />

sehr vielversprechend.<br />

Schlüsselwörter: Organische Nitrate – Pentaerithyltetranitrat<br />

– Monocrotalin – pulmonale<br />

arterielle Hypertonie – oxidativer Stress<br />

– vaskuläre Funktion<br />

modell für mitochondrialen oxidativen<br />

Stress) [13–15, 19]. Wir konnten weiterhin<br />

zeigen, dass PETN wie andere hochpotente<br />

Nitrate durch die mitochondriale Aldehyddehydrogenase<br />

(ALDH­2) bioaktiviert<br />

wird, in vitro weniger oxidativen Stress als<br />

GTN macht und die ALDH­2 weniger inaktiviert<br />

als GTN [7, 13, 16]. In einer gerade<br />

publizierten Arbeit wurde überzeugend gezeigt,<br />

dass eine akute Bolus­Behandlung<br />

<strong>von</strong> isolierten Aorten­Ringsegmenten mit<br />

PETN oder PETriN wie bei GTN in einer<br />

In­vitro­Toleranz bzw. Tachyphylaxie resultierte<br />

[17]. Es war dabei unerheblich, ob<br />

die Gefäße mit 300 µM Bolus, der EC90 oder<br />

EC100 behandelt wurden. Diese Befunde<br />

bestätigen unsere früheren Beobachtungen,<br />

dass PETN als Bolus Radikale und In­vitro­<br />

Toleranz induziert (wenn auch weniger als<br />

GTN), aber zu einer signifikanten Erhöhung<br />

des oxidativen Stresses an isolierten<br />

Mitochondrien führte [13]. Basierend auf<br />

diesen Ergebnissen haben wir uns in einer<br />

zurückliegenden Studie mit der Fragestellung<br />

beschäftigt, ob PETN auch bei einma­<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

II. Medizinische Klinik, Labor für<br />

Molekulare Kardiologie, Universitätsmedizin<br />

der Johannes-<br />

Gutenberg-Universität, Mainz,<br />

Deutschland<br />

45


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Proteinexpression [%]<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

*<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

*<br />

Kontrolle GTN Kontrolle PETN Kontrolle GTN Kontrolle PETN<br />

kDa<br />

52 -<br />

ALDH-2<br />

HO-1<br />

kDa<br />

- 32<br />

liger akuter Gabe in humanen Probanden<br />

protektive Eigenschaften besitzt oder eine<br />

Tachyphylaxie induziert, und vergleichen<br />

die Wirkung <strong>von</strong> PETN mit der <strong>von</strong> GTN.<br />

Dies ist eine interessante Fragestellung, da<br />

bei einer akuten, kurzzeitigen Behandlung<br />

die Hämoxygenase­1­ und Ferritin­vermittelten,<br />

schützenden Effekte <strong>von</strong> PETN<br />

nicht aktiv sind. Die Induktion dieser<br />

Schutzenzyme beginnt erst nach mindestens<br />

sechsstündiger Behandlung.<br />

Im Gegensatz zu Nitroglyzerin induzierte<br />

eine In­vivo­Behandlung mit PETN<br />

(verabreicht durch osmotische Minipumpe<br />

oder Schlundfütterung) in Wistar­Ratten<br />

keine Nitrattoleranz oder Kreuztoleranz.<br />

Daneben wurde keine signifikante Erhöhung<br />

des mitochondrialen und vaskulären<br />

oxidativen Stress und auch keine vermehrte<br />

Inaktivierung des GTN/PETN­bioaktivie­<br />

renden Enzyms ALDH­2 beobachtet. Eine<br />

mögliche Erklärung der antioxidativen/protektiven<br />

Effekte <strong>von</strong> PETN könnte in der<br />

verstärkten Expression der HO­1 sowie <strong>von</strong><br />

Ferritin bestehen. Unsere Befunde zu diesem<br />

Thema sind in den folgenden Diagrammen<br />

dargestellt (Abb. 1) und wurden 2007<br />

publiziert [18]. Auch in Endothelzellen war<br />

die HO­1­mRNA­Expression unter PETN­<br />

Therapie erhöht (Abb. 2). Daneben konnten<br />

wir zeigen, dass PETN sogar in Mäusen<br />

mit partieller Mangan­Superoxiddismutase­Defizienz<br />

(Mn­SOD +/­ ­Mäuse) keine Toleranz<br />

induziert, obwohl diese Mäuse aufgrund<br />

ihrer erhöhten mitochondria­<br />

len Superoxidspiegel anfälliger für die<br />

Entwicklung einer Nitrattoleranz sind<br />

[19]. Auch die endotheliale Dysfunktion<br />

wurde unter PETN­Therapie in diesen<br />

Mn­SOD +/­ ­Mäusen nicht beobachtet.<br />

46 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

mRNA-Expression [%]<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

*<br />

Kontrolle GTN Kontrolle PETN Kontrolle GTN Kontrolle PETN<br />

HO-1 Ferritin<br />

Abb. 1: Effekt einer In-vivo-Behandlung mit PETN (in DMSO) bzw. mit GTN (in Ethanol) auf die vaskuläre<br />

Proteinexpression der ALDH-2 und HO-1 (links) und HO-1 sowie Ferritin mRNA-Expression rechts).<br />

HO-1 mRNA-Expression [%]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Kontrolle 10 µM PETN 50 µM PETN<br />

Abb. 2: Induktion der HO-1-mRNA-Expression in Endothelzellen (EA.hy 926) durch PETN.<br />

*<br />

*<br />

Nach Wenzel et al [18]<br />

Nach Mollnau et al [19]


2. Pulmonale Hypertonie –<br />

klinische Aspekte<br />

Die pulmonale Hypertonie wird in fünf<br />

Hauptgruppen eingeteilt: pulmonale Hypertonie<br />

bei Linksherzerkrankung, pulmonale<br />

Hypertonie assoziiert mit Hypoxie (COPD),<br />

pulmonale Hypertonie aufgrund chronischer<br />

thrombotischer und/oder embolischer Erkrankungen,<br />

sonstige Ursachen (Sarkoidose)<br />

und die pulmonal arterielle Hypertonie<br />

(IPAH, PVOD). Unter dem Begriff einer<br />

pulmonal arteriellen Hypertonie (PAH) fasst<br />

man verschiedene Formen eines Lungengefäßhochdruckes<br />

zusammen, die entweder<br />

ohne bekannte Ursache (wie die idiopathische<br />

pulmonal arterielle Hypertonie –<br />

IPAH) auftreten oder aber sich im Rahmen<br />

einer anderen Erkrankung wie z. B. einer Leberzirrhose,<br />

einer Bindegewebserkrankung,<br />

einer HIV­Infektion oder bestimmter angeborener<br />

Herzerkrankungen manifestieren. In<br />

den letztgenannten Situationen spricht man<br />

<strong>von</strong> einer assoziierten pulmonal arteriellen<br />

Hypertonie (APAH). Die PAH ist letztlich<br />

eine Erkrankung unbekannter Ätio logie.<br />

Durch eine zunehmende Obliteration (Verengung)<br />

der Lungenstrombahn kommt es zu<br />

einer progredienten Belastung des rechten<br />

Herzens, die schlussendlich zu einem Rechtsherzversagen<br />

führen kann. Während es für<br />

die PAH noch vor wenigen Jahren außer der<br />

Lungentransplantation keine Behandlungsmöglichkeit<br />

gab, können die meisten Patienten<br />

heute mit Endothelinantagonisten<br />

(Bosentan, Tracleer ® , Ambrisentan, Volibris<br />

® oder Sitaxentan, Thelin ® ), Phosphodiesterase­Inhibitoren<br />

(Sildenafil, Revatio ®<br />

sowie in Zukunft auch Tadalafil, Adcirca ® )<br />

und/oder Prostanoiden (z.B. Iloprost) wirksam<br />

behandelt werden. Die hohe Sterblichkeit<br />

bei PAH ist vor allem durch das Herzversagen<br />

bedingt. Bis zu 90% der Patienten mit<br />

chronischen obstruktiven Lungenerkrankungen<br />

(laut Hochrechnungen weltweit die<br />

dritthäufigste Todesursache bis zum Jahr<br />

2020) haben eine moderate bis bedenkliche<br />

PH. Im Hinblick auf die öffentliche Gesundheit<br />

ist die PAH eine wichtige Herausforderung<br />

aufgrund der späten Diagnose und der<br />

lediglich symptomatischen Therapie, die keine<br />

dauerhafte Heilung verspricht [20].<br />

3. Pulmonale Hypertonie –<br />

experimentelle Modelle<br />

Experimentell kann die pulmonal arterielle<br />

Hypertonie neben chronischer Haltung der<br />

Tiere unter hypoxischen Bedingungen [21,<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

22] auch durch Injektion <strong>von</strong> Monocrotalin<br />

(MCT) induziert werden, einem hoch toxischen<br />

Alkaloid aus Crotalaria spectabilis.<br />

Die Symptome entsprechen denen der klinischen<br />

PH: Die MCT­Behandlung bewirkt<br />

eine Verdickung der pulmonalen Arterienwand<br />

mit stark erhöhtem rechtsventrikulärem<br />

Druck in Kombination mit pulmonaler<br />

Entzündung (detektiert durch erhöhte<br />

Expression des Tumor­Nekrose­Faktors<br />

und vermehrte Infiltration <strong>von</strong> Neutrophilen<br />

im Lungengewebe) [23]. Diese negativen<br />

Effekte konnten durch eine HO­1­<br />

Induktion normalisiert werden [23]. Dies<br />

stellt einen interessanten Ansatzpunkt für<br />

die Co­Therapie mit dem HO­1 induzierenden<br />

Nitrat PETN dar. Aufgrund der<br />

inflammatorischen Natur der MCT­induzierten<br />

PAH spielt oxidativer Stress (iNOS,<br />

NADPH­Oxidasen) eine wichtige Rolle in<br />

der Pathogenese der Krankheit. Die PAH<br />

ist eine häufige Begleiterscheinung beim<br />

Diabetes mellitus [24]. Auch die Pathogenese<br />

der chronisch hypoxischen PAH wird<br />

maßgeblich durch oxidativen Stress bestimmt<br />

und konnte durch endogene Hochregulation<br />

der HO­1 deutlich verbessert<br />

werden [21, 22]. Für die experimentelle<br />

PAH in Lämmern konnte eine Schlüsselrolle<br />

der NADPH­Oxidase gezeigt werden<br />

[25]. Es wurde weiterhin gezeigt, dass die<br />

BH4­Defizienz mit der Entwicklung einer<br />

PAH assoziiert ist und durch das Fehlen<br />

dieses wichtigen Co­Faktors der eNOS eine<br />

endotheliale Dysfunktion induziert wird<br />

[26]. Daher ist zu erwarten, dass eine antioxidative<br />

Co­Therapie jeglicher Art (z. B.<br />

durch PETN­induzierte HO­1­Expression)<br />

den Verlauf der Krankheit positiv beeinflusst<br />

und sich die Wiederherstellung der<br />

vaskulären BH4­Spiegel (z. B. durch PETNinduzierte<br />

GTP­CH­1 Expression) besonders<br />

positiv auswirkt. Es bleibt zu bemerken,<br />

dass es sich bei der MCT­induzierten<br />

PAH um ein sehr gut etabliertes Tiermodell<br />

handelt, das den chronischen Verlauf und<br />

die Langzeitauswirkungen der PAH sehr<br />

zuverlässig im Zeitraffer abbildet. Binnen<br />

vier bis sechs Wochen können die schweren<br />

Begleiterscheinungen einer PAH beobachtet<br />

werden (Abb. 3). Ein ähnliches Bild<br />

bzgl. der Protein­Tyrosin­Nitrierung wie in<br />

den Pulmonalarterien ergab sich auch in<br />

Lungengewebe (nicht gezeigt), wohingegen<br />

kein systemischer oxidativer Stress in der<br />

thorakalen Aorta bzw. im Herzmuskel beobachtet<br />

werden konnte (nicht gezeigt). Zu<br />

Organische Nitrate<br />

47


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Relaxation [%]<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

60<br />

70<br />

80<br />

90<br />

100<br />

MCT-Kontrolle<br />

MCT, 2 Wochen<br />

MCT, 4 Wochen<br />

MCT, 6 Wochen<br />

– 9 – 8 – 7<br />

log (ACh) [M]<br />

– 6<br />

den Suchworten „monocrotaline“ und „pulmonary<br />

hypertension“ findet man über 660<br />

Treffer in PubMed.<br />

4. Pulmonale Hypertonie und PETN<br />

Die Rationale für die Therapie der PAH<br />

mit PETN liegt klar auf der Hand. Aufgrund<br />

des guten Ansprechens der PAH­Begleiterscheinungen<br />

auf eine vermehrte HO­<br />

1­Induktion [21–23] erscheint eine Therapie<br />

mit PETN sehr vielversprechend. Für<br />

PETN wurde wiederholt gezeigt, dass dieses<br />

Nitrat die HO­1 und das Ferritin sowohl in<br />

Zellkultur als auch in Ratten unter chronischer<br />

Behandlung hochreguliert [8, 9, 18,<br />

19, 27]. Daneben besitzt PETN die bereits<br />

oben beschriebenen potenten antioxidativen<br />

Eigenschaften, die höchstwahrscheinlich<br />

der endothelialen Dysfunktion und<br />

dem oxidativen Stress in der PAH entgegenwirken<br />

würden. Basierend auf diesen<br />

Überlegungen erscheint der Therapieansatz<br />

der PAH mit PETN naheliegend. n<br />

Summary<br />

Previous cell culture­based, animal experimental<br />

or clinical studies have demonstrated<br />

that pentaerithrityl tetranitrate (PETN)<br />

is different from other organic nitrates in<br />

many aspects: PETN is devoid of tolerance<br />

development under chronic therapy and is<br />

characterized by its pleiotropic antioxidant<br />

properties. We here discussed whether the<br />

pulmonary arterial hypertension (PAH)<br />

could be another indication for PETN<br />

therapy. Especially the highly reliable responsiveness<br />

of the PAH to the induction of<br />

the intrinsic antioxidant enzymatic system,<br />

the heme oxygenase­1 (HO­1), argues for a<br />

successful therapy of the PAH by PETN.<br />

It was assumed that an appreciable part<br />

of the protective effects of PETN is based<br />

on the induction of HO­1 and ferritin. Moreover,<br />

PETN normalized endothelial dysfunction<br />

and vascular oxidative stress in<br />

several animal models of cardiovascular disease<br />

(e.g. Diabetes, arterial hypertension),<br />

also pointing to an effective treatment of<br />

PAH by PETN. PAH is also characterized<br />

by dysfunctional pulmonary vessels and increased<br />

pulmonary oxidative stress. Based<br />

on these considerations, the therapy of PAH<br />

with PETN looks very promising and represents<br />

a straightforward concept.<br />

Keywords: organic nitrates – pentaerithrityl<br />

tetranitrate – monocrotaline – pulmonary<br />

arterial hypertension – oxidative stress –<br />

vascular function<br />

Danksagung<br />

Wir danken der Johannes Gutenberg­Universität<br />

für die finanzielle Unterstützung<br />

durch MAIFOR und Förderfonds Beihilfen<br />

(A.D.) und der <strong>Actavis</strong> Deutschland GmbH<br />

für die fortwährende Unterstützung.<br />

48 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

3-Nitrotyrosin-Gehalt [%]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Kontrolle MCT<br />

Abb. 3: Die Manifestation der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) wurde anhand der endothelabhängigen<br />

(ACh-induzierten) Relaxation isolierter Pulmonalarterien nach einer zwei-, vier- und<br />

sechswöchigen Behandlung mit Monocrotalin (MCT) gemessen (links). Die Manifestation des MCTinduzierten<br />

oxidativen Stresses wurde anhand der Protein-Tyrosinnitrierung in Pulmonalarterien<br />

nach vierwöchiger Behandlung erfasst (rechts).<br />

Nach Oelze und Daiber, nicht publizierte Daten


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a powerful inhibitor of peroxynitrite formation as a<br />

possible explanation for its beneficial effects on prognosis<br />

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Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

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18 Wenzel P, Oelze M, Coldewey M, Hortmann M, Seeling<br />

A, Hink U, Mollnau H, Stalleicken D, Weiner H, Lehmann<br />

J, Li H, Forstermann U, Munzel T, Daiber A. Heme<br />

oxygenase-1: a novel key player in the development<br />

of tolerance in response to organic nitrates. Arterioscler<br />

Thromb Vasc Biol 2007;27:1729–1735<br />

19. Mollnau H, Wenzel P, Oelze M, Treiber N, Pautz A,<br />

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Scharffetter-Kochanek K, Kleinert H, Munzel T, Daiber<br />

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Thromb Vasc Biol 2007;27:1955–1959<br />

Für die Verfasser:<br />

Prof. Dr. Andreas Daiber<br />

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-<br />

Universität Mainz<br />

II. Medizinische Klinik – Labor für Molekulare<br />

Kardiologie<br />

Obere Zahlbacher Str. 63<br />

55101 Mainz, Germany<br />

Tel.: +49 (0)6131 17 9722<br />

Fax: +49 (0)6131 17 97 23<br />

E-Mail: daiber@uni-mainz.de<br />

Organische Nitrate<br />

49


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Institut für Pharmakologie,<br />

Uniklinik Köln, Köln,<br />

Deutschland<br />

50<br />

Vergleichende Untersuchung der Bildung<br />

reaktiver Sauerstoffspezies durch organische<br />

Nitrate mit dem Indikator Dihydrorhodamin 123<br />

Tim Bauer und Renate Rösen<br />

Zusammenfassung: Die potente und rasche<br />

antianginöse Wirkung der organischen<br />

Nitrate macht diese zur wichtigsten Substanzklasse<br />

zur Kupierung des akuten Angina­pectoris­Anfalls.<br />

Die Langzeittherapie<br />

wird allerdings durch eine schnell eintretende<br />

Toleranzentwicklung gegenüber dieser<br />

Gruppe <strong>von</strong> Vasodilatatoren limitiert.<br />

Der Zusammenhang zwischen der Toleranzentwicklung<br />

und der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies,<br />

die u. a. in der Lage sind, das<br />

metabolisierende Enzym, die mitochondriale<br />

Aldehyddehydrogenase (ALDH­2),<br />

zu inhibieren, gilt heute als gesichert.<br />

Um Ursachen für die unterschiedlich ausgeprägte<br />

Toleranzentwicklung gegenüber<br />

verschiedenen organischen Nitraten zu untersuchen,<br />

haben wir deren Einfluss<br />

auf die Bildung reaktiver Sauerstoffspe­<br />

zies (ROS) in humanen Endothelzellen<br />

(EA.hy.926) und isolierten Mitochondrien<br />

mit dem Indikator Dihydrorhodamin 123<br />

(DHR123) untersucht. Dieser wird zum<br />

fluoreszierenden Rhodamin 123 (R123)<br />

oxidiert, welches intrazellulär akkumuliert.<br />

Im Fall der Inkubation humaner Endothelzellen<br />

mit Glyceroltrinitrat (GTN) wurde<br />

mittels Fluoreszenzfotografie mit steigender<br />

Inkubationszeit allerdings eine Abnahme<br />

der intrazellulären Rhodaminfluoreszenz<br />

beobacht, sodass R123 in folgenden<br />

Experimenten intra­ und extrazellulär<br />

quantifiziert werden musste, um die ge­<br />

Die organischen Nitrate sind bereits seit<br />

über 150 Jahren Bestandteil der symptomatischen<br />

Therapie <strong>von</strong> Koronarerkrankungen.<br />

Es handelt sich bei diesen Substanzen,<br />

deren wohl bekanntester Vertreter Glyceroltrinitrat<br />

(GTN) ist, um Ester der Salpetersäure,<br />

aus denen reduktiv NO abgespalten<br />

wird. Die durch NO induzierte<br />

samte Stoffmenge des gebildeten Rhodamins<br />

zu erfassen. Das bedeutet, dass bei<br />

der Verwendung <strong>von</strong> DHR123 als Indikator<br />

für ROS ein verändertes Fluoreszenzsignal<br />

nicht ausschließlich auf eine Verschiebung<br />

des intrazellulären Redoxgleichgewichts<br />

zurückgeführt werden kann, sondern<br />

auch Prozesse wie aktiver Transport<br />

oder die Öffnung der Transitionsporen der<br />

Mitochondrien eine Rolle spielen können.<br />

Mit DHR123 als Indikator konnte gezeigt<br />

werden, dass Isosorbitdinitrat, Glyceroltrinitrat<br />

und Pentaerithrityltetranitrat die<br />

Bildung reaktiver Sauerstoffspezies in<br />

EA.hy.926 und isolierten Mitochondrien in<br />

unterschiedlichem Ausmaß beeinflussen.<br />

Da die Inhibition der ALDH­2 mit Benomyl<br />

bzw. Chloralhydrat sowie die Inkubation<br />

isolierter Mitochondrien mit einem Aldehyd<br />

ebenfalls zu einer gesteigerten Bildung<br />

reaktiver Sauerstoffspezies führte,<br />

kann die nach GTN­Inkubation beobachtete<br />

starke ROS­Bildung durch dessen inhibitorischen<br />

Effekt auf die ALDH­2­Aktivität<br />

erklärt werden, sodass die Entstehung reaktiver<br />

Sauerstoffspezies in direktem Zusammenhang<br />

mit der ALDH­2­Aktivität zu<br />

stehen scheint.<br />

Schlüsselwörter: Organische Nitrate – reaktive<br />

Sauerstoffspezies – Dihydrorhodamin<br />

123 – mitochondriale Aldehyddehydroge­<br />

nase<br />

Signalkaskade resultiert in einer Dilatation<br />

der glatten Muskulatur und somit der Gefäße.<br />

Besonders über die so erreichte Vorlastsenkung<br />

wird der Sauerstoffbedarf am<br />

Herzen vermindert.<br />

Der den Wirkungsmechanismus betreffenden<br />

Homologie stehen allerdings verschiedene<br />

heterologe Eigenschaften dieser<br />

Substanzklasse gegenüber:<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


Klinisch <strong>von</strong> Bedeutung sind vor allem eine<br />

sich rasch entwickelnde Tachyphylaxie, die<br />

die Anwendung der organischen Nitrate in<br />

der Dauertherapie limitiert und in Verbindung<br />

damit die Verschiebung des Redoxgleichgewichts,<br />

d.h. die Bildung reaktiver<br />

Sauerstoffspezies. Erste Hinweise auf einen<br />

Zusammenhang zwischen der Bildung reaktiver<br />

Sauerstoffspezies und der Toleranzentstehung<br />

wurden 1995 <strong>von</strong> Münzel<br />

und Kollegen veröffentlicht [1]. Heute gibt<br />

es zahlreiche Publikationen, die das Modell<br />

des oxidativen Stresses in Bezug auf die Toleranzentstehung<br />

stützen [2, 3].<br />

In den vergangenen Jahrzehnten wurden<br />

verschiedene – nicht enzymatische und<br />

enzymatische – Wege zur Bioaktivierung<br />

der organischen Nitrate diskutiert, aber<br />

nachdem 2002 Chen et al. die mitochondriale<br />

Aldehyddehydrogenase (ALDH­2)<br />

als Glyceroltrinitrat (GTN) metabolisierendes<br />

Enzym identifizierten, gibt es mehrere<br />

Publikationen, die einen klaren Zusammenhang<br />

zwischen dem Metabolismus<br />

der organischen Nitrate und diesem Enzym<br />

aufzeigen [4]. Die ALDH­2 weist im katalytischen<br />

Zentrum Cysteinreste auf, die in<br />

vitro nach Exposition isolierter Mitochondrien<br />

mit verschiedenen reaktiven Sauerstoffspezies<br />

(ROS) oxidiert werden konnten,<br />

was in einer Inaktivierung der ALDH­2<br />

resultierte [5]. Basierend auf diesen Erkenntnissen<br />

findet sich ein Erklärungsansatz<br />

für die Entstehung der mechanismusbasierten<br />

Toleranz, sodass wir GTN als<br />

Leitsubstanz der organischen Nitrate im<br />

Vergleich zu Pentaerithrityltetranitrat<br />

(PETN) sowie Isosorbitdinitrat (ISDN) bezüglich<br />

ihrer Wirkung auf die Bildung reaktiver<br />

Sauerstoffspezies nach Inkubation<br />

<strong>von</strong> u.a. humanen Endothelzellen sowie<br />

isolierten Mitochondrien getestet haben.<br />

Als Indikator für den Nachweis reaktiver<br />

Sauerstoffspezies wurde dazu Dihydrorhodamin<br />

123 (DHR123) verwendet,<br />

das im ungeladenen Zustand über die Zellmembran<br />

diffundiert und in der Zelle mit<br />

reaktiven Sauerstoffspezies zum fluoreszierenden<br />

Rhodamin 123 (Rh123) abreagiert<br />

[6]. Die positive Ladung sowie die<br />

Akkumulation <strong>von</strong> Rhodamin in Mitochondrien<br />

[7] lassen erwarten, dass Rh123<br />

intrazellulär verbleibt. Der Literatur zufolge<br />

bleibt das Signal eine Stunde stabil. Eine<br />

Abnahme der Fluoreszenz, die auf diffusionskontrollierte<br />

Prozesse zurückzuführen<br />

ist, sollte in einem zeitlichen Rahmen<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

ablaufen, der größer ist als die <strong>von</strong> uns gewählten<br />

Inkubationszeiten [6].<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

nach GTN­Inkubation wurde bereits in verschiedenen<br />

Geweben nachgewiesen [8–11].<br />

Daher haben wir zunächst untersucht, ob<br />

dieser Effekt auch auf die humane Endothelzelllinie<br />

EA.hy.926 übertragbar ist. Diese<br />

Zellen wurden gewählt, da das Endothel<br />

eine bedeutende Rolle bei der pathophysiologischen<br />

Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

spielt [1, 12].<br />

Die Quantifizierung der intrazellulären<br />

Fluoreszenz erfolgte dabei zunächst an<br />

Hand <strong>von</strong> Fluoreszenzfärbungen und Mikroskopiebildern<br />

[13, 14]. Abbildung 1A<br />

zeigt, dass nach GTN­Inkubation der<br />

EA.hy.926­Zellen die erwartete Zunahme<br />

der detektierten Fluoreszenz im Vergleich<br />

zu unbehandelten Zellen beobachtet wer­<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

50 µM<br />

5 10<br />

Zeit [Minuten]<br />

Organische Nitrate<br />

Abb. 1: Determination reaktiver Sauerstoffspezies mittels Fluoreszenzmikroskopie.<br />

Dargestellt ist die relative Änderung der 123-Rhodaminfluoreszenz in EA.<br />

hy.926 Zellen in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Inkubationsdauer nach Stimulation mit 50<br />

und 500 μmol/l GTN (A) sowie nach 60 min Inkubation mit 2 μmol/l Cyclosporin A<br />

bzw. 500 μmol/l GTN allein oder zusammen (B). Dargestellt sind die Δ%-Werte<br />

bezogen auf unstimulierte Zellen (*: signifikant gegenüber unstimulierten Zellen).<br />

a<br />

B<br />

132-Rhodaminfluoreszenz<br />

∆% zu unstimulierten Zellen<br />

132-Rhodaminfluoreszenz<br />

∆% zu unstimulierten Zellen<br />

*<br />

*<br />

Cyclo A<br />

*<br />

500 µM<br />

20 5 10 20<br />

*<br />

GTN<br />

*<br />

*<br />

* #<br />

*<br />

Cyclo A + GTN<br />

51


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Abb. 2: Funktioneller Nachweis<br />

eines spezifischen<br />

Rh123-Transportes mittels<br />

Durchflusszytometrie. Die<br />

Auswertung der Daten erfolgte<br />

über den geometrischen<br />

Mittelwert der Histogramme.<br />

Dargestellt sind die<br />

prozentualen Unterschiede<br />

bezogen auf die Kontrolle<br />

(*: signifikant gegenüber<br />

unstimulierten Zellen;<br />

#: signifikant gegenüber<br />

Efflux).<br />

Abb. 3: Die Determination<br />

reaktiver Sauerstoffspezies<br />

mittels HPLC. EA.hy.926-<br />

Zellen wurde 60 min mit 500<br />

μmol/l GTN ± 2 μmol/l Cyclosporin<br />

inkubiert. Rh123<br />

wurde aus dem Zelllysat (A)<br />

und dem Inkubationsüberstand<br />

(B) extrahiert und die<br />

Fluoreszenz nach chromatografischer<br />

Trennung quantifiziert<br />

(*: signifikant gegenüber<br />

unstimulierten Zellen;<br />

#: signifikant im Vergleich zu<br />

mit GTN-stimulierten Zellen).<br />

Abb. 4: EA.hy.926-Zellen wurden<br />

30 min mit 10 μmol/l des<br />

jeweiligen Nitrats inkubiert.<br />

Nach der Extraktion aus<br />

Zelllysat (A) und Inkubationsüberstand<br />

(B) wurde Rh123<br />

mittels HPLC quantifiziert<br />

(*: signifikant gegenüber<br />

unstimulierten Zellen).<br />

∆% zur Kontrolle<br />

0<br />

–10<br />

–20<br />

–30<br />

–40<br />

–50<br />

–60<br />

* *#<br />

Efflux CycloA<br />

den konnte. Der Unterschied war nach fünf<br />

Minuten am stärksten ausgeprägt. Nach<br />

zehn und 20 Minuten war zwar ebenfalls<br />

ein Anstieg der Fluoreszenz nachweisbar,<br />

jedoch nahm das detektierte Signal überraschenderweise<br />

mit steigender Inkubationszeit<br />

ab.<br />

Da Rh123 als Substrat für p­Glycoprotein<br />

und andere Transporter der ABC­Familie<br />

beschrieben worden ist [15, 16], ka­<br />

a<br />

123-Rhodaminfluoreszenz<br />

∆% zu unstimulierten Zellen<br />

a<br />

123 Rhodaminfluoreszenz<br />

∆% zu unstimulierten Zellen<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

men Zweifel bezüglich der diffusionskontrollierten<br />

Stabilität des Fluoreszenzsignals<br />

auf, sodass EA.hy.926­Zellen mittels<br />

Durchflusszytometrie auf einen Rhodamin­Efflux<br />

untersucht wurden. Die in<br />

Abbildung 2 dargestellten Ergebnisse zeigen,<br />

dass ein solcher nachgewiesen und<br />

dieser wie in der Literatur beschrieben<br />

durch Cyclosporin A gehemmt werden<br />

konnte [17]. Eine weitere Ursache für die<br />

Abnahme der intrazellulären Fluoreszenz<br />

könnte der in der Literatur beschriebene<br />

Einfluss <strong>von</strong> GTN auf die Öffnung der mitochondrialen<br />

Transitionsporen sein, die<br />

ebenfalls zu einer Abnahme der intrazellulären<br />

Rhodaminkonzentration beitragen<br />

könnte [18, 19]. Die Öffnung der Poren<br />

kann ebenfalls durch Cyclosporin A inhibiert<br />

werden [20].<br />

Dementsprechend führte die Stimulation<br />

der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

mit GTN bei gleichzeitiger Inkubation<br />

mit Cyclosporin A dazu, dass das intrazelluläre<br />

Fluoreszenzsignal auch nach<br />

60­minütiger Inkubation mit GTN iden­<br />

–40<br />

Cyclo A GTN Cyclo A + GTN<br />

Cyclo A GTN Cyclo A + GTN<br />

52 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

* #<br />

B<br />

123-Rhodaminfluoreszenz<br />

∆% zu unstimulierten Zellen<br />

B<br />

123 Rhodaminfluoreszenz<br />

∆% zu unstimulierten Zellen<br />

0<br />

ISDN GTN PETN<br />

ISDN GTN PETN<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

–20<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

*<br />

*


a<br />

123-Rhodaminfluoreszenz<br />

∆% zu unstimulierten Zellen<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0<br />

ISDN GTN PETN<br />

Beno Ch<br />

PA<br />

tisch mit dem für nach fünfminütiger Inkubation<br />

war (Abb. 1b). Aus diesen Ergebnissen<br />

kann gefolgert werden, dass erstens<br />

ein Rh123­Efflux aus EA.hy.926­Zellen<br />

stattfindet und zweitens, dass dieser Prozess<br />

durch Cyclosporin A gehemmt werden<br />

kann. Aus Letzterem ergibt sich, dass wenn<br />

Dihydrorhodamin 123 als Indikator für reaktive<br />

Sauerstoffspezies verwendet wird,<br />

bedacht werden muss, dass eine Veränderung<br />

der intrazellulären Fluoreszenz nicht<br />

nur auf die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

zurückzuführen sein muss, sondern<br />

auch durch weitere Prozesse wie einen<br />

Auswärtstransport oder einen veränderten<br />

funktionellen Zustand <strong>von</strong> Mitochondrien<br />

begründet werden kann.<br />

Um die gezeigten Ergebnisse zu verifizieren<br />

und zu gewährleisten, dass die gesamte<br />

durch Oxidation entstandene Rhodaminkonzentration<br />

erfasst wird, d. h. auch<br />

die aus den Zellen heraustransportierte,<br />

war es notwendig, eine Methode zu etablieren,<br />

die es ermöglicht, Rhodamin zusätzlich<br />

im Inkubationsüberstand zu quantifizieren,<br />

was im Fall der Fluoreszenzaufnahmen<br />

nicht möglich war. Rh123 wurde dazu<br />

mittels einer organischen Phase sowohl aus<br />

Zelllysat als auch aus dem Inkubationsmedium<br />

extrahiert und die Fluoreszenz nach<br />

chromatografischer Trennung ermittelt.<br />

Die Abbildungen 3a und 3b zeigen, dass<br />

Cyclosporin A die Rh123­Fluoreszenz verändert.<br />

Nach 60­minütiger Inkubation der<br />

Zellen mit 500 µmol/l GTN wurde die intrazelluläre<br />

Rh123­Fluoreszenz gesteigert<br />

(Abb. 3a), wobei, wie Abbildung 3b zeigt,<br />

die extrazelluläre Konzentration anstieg<br />

und zwar stärker als intrazellulär. In Gegenwart<br />

<strong>von</strong> Cyclosporin A war der intrazelluläre<br />

Anstieg der Rh123­Bildung signi­<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

*<br />

B<br />

123-Rhodaminfluoreszenz<br />

∆% zu unstimulierten Zellen<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

*<br />

fikant gegenüber dem ungehemmten Efflux<br />

gesteigert. Dementsprechend wurde<br />

extrazellulär weniger Rh123 gegenüber ungehemmtem<br />

Efflux detektiert. Die Tatsache,<br />

dass nach der Inkubation der Zellen<br />

mit GTN und Cyclosporin extrazellulär eine<br />

höhere Konzentration als unter Kontrollbedingungen<br />

gefunden wurde, muss<br />

nicht bedeuten, dass der Efflux nicht vollständig<br />

inhibiert war, sondern lässt sich<br />

dadurch erklären, dass verschiedene Prozesse<br />

an der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

durch GTN beteiligt sind und diese<br />

<strong>von</strong> membranständigen Proteinen auch<br />

nach extrazellulär abgegeben werden können<br />

[21–23]. Durch solche Prozesse veränderte<br />

extrazelluläre Rh123­Konzentrationen<br />

können im Fall der Fluoreszenzaufnahmen<br />

nicht detektiert werden [13, 14].<br />

Zum Vergleich der Wirkung verschiedener<br />

organischer Nitrate wurden EA.<br />

hy.926 30 min mit 10 µmol/l ISDN, GTN<br />

bzw. PETN inkubiert. ISDN und GTN<br />

führten sowohl extra­ als auch intrazellulär<br />

zu einer verstärkten Bildung <strong>von</strong> Rh123<br />

(Abb. 4), wobei signifikante Ergebnisse<br />

nur für die Extraktionen aus dem Überstand<br />

erhalten wurden. Im Gegensatz dazu<br />

war durch PETN keine signifikante Induktion<br />

der Rh123­Bildung nachweisbar.<br />

Die für GTN gezeigte initiale Zunahme<br />

der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

legt den Schluss nahe, dass ein direkter Zusammenhang<br />

mit der Metabolisierung besteht<br />

(Abb. 1). Daher wurde die oxidative<br />

Wirkung der organischen Nitrate im Folgenden<br />

ebenfalls mit isolierten Mitochondrien<br />

untersucht, deren Beteiligung an der<br />

gesteigerten Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

in mehreren Arbeiten gezeigt werden<br />

konnte [8, 11, 24].<br />

*<br />

*<br />

Organische Nitrate<br />

Abb. 5: Nachweis der Bildung<br />

reaktiver Sauerstoffspezies<br />

in Mitochondrien. Dargestellt<br />

sind der Anstieg der<br />

Oxidation <strong>von</strong> DHR zu Rh123<br />

in Rattenlebermitochondrien<br />

nach 30 min Inkubation mit<br />

10 μmol/l des jeweiligen<br />

organischen Nitrates (A)<br />

sowie die Rhodaminbildung<br />

nach Inkubation mit 10<br />

μmol/l Benomyl, 1 mmol/l<br />

Chloralhydrat bzw. 5 mmol/l<br />

Propionaldehyd (B) (*: signifikant<br />

gegenüber unstimulierten<br />

Zellen).<br />

53


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Ein signifikanter Anstieg der Rhodaminfluoreszenz<br />

konnte dabei nur nach<br />

GTN­Inkubation beobachtet werden (Abb.<br />

5), während in der Literatur eine gesteigerte<br />

Bildung reaktiver Sauerstoffspezies auch<br />

nach Mitochondrieninkubation mit ISMN,<br />

ISDN und PETN beschrieben ist [11]. Die<br />

dabei <strong>von</strong> den Autoren verwendeten Konzentrationen<br />

der organischen Nitrate lagen<br />

allerdings um den Faktor 5–500 höher als<br />

die für unsere Arbeiten verwendeten Konzentrationen,<br />

<strong>von</strong> denen unter unseren<br />

Versuchsbedingungen nur GTN eine<br />

inhibitorische Wirkung auf die ALDH­2­<br />

Aktivität aufweist. Dementsprechend resultierte<br />

auch die Inkubation isolierter Mitochondrien<br />

mit den ALDH­Inhibitoren<br />

Benomyl und Chloralhydrat sowie die<br />

Zugabe eines Aldehyds in einer signifikanten<br />

Steigerung der Rhodaminbildung<br />

(Abb. 5).<br />

Diese Ergebnisse zeigen, dass eine<br />

Hemmung der Aldehyddetoxifizierung<br />

durch Hemmung oder Überlastung der<br />

ALDH­2 zu einer vermehrten Rhodaminbildung<br />

führt. Im Einklang damit bewirkte<br />

GTN nach Überexpression der ALDH­2<br />

eine verminderte Rhodaminbildung (Daten<br />

nicht gezeigt). Dies erlaubt den Schluss,<br />

dass die vorhandene ALDH­2­Aktivität<br />

entscheidend die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

beeinflusst.<br />

Damit konnte gezeigt werden, dass GTN<br />

<strong>von</strong> den getesteten organischen Nitraten<br />

die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies am<br />

stärksten steigert, wohingegen PETN unter<br />

unseren Versuchsbedingungen weder nach<br />

Inkubation <strong>von</strong> Zellen noch nach Inkubation<br />

isolierter Mitochondrien zu einer signifikanten<br />

Zunahme der Rhodaminbildung<br />

im Vergleich zu unbehandelten Kontrollen<br />

führte. Diese Beobachtung liefert eine Erklärung<br />

für die unter GTN­Therapie beobachtete<br />

starke Toleranzentwicklung, die im<br />

Fall <strong>von</strong> PETN so gut wie gar nicht beobachtet<br />

wird [4]. Hierbei scheint im Besonderen<br />

die mitochondriale Bildung reaktiver<br />

Sauerstoffspezies <strong>von</strong> Bedeutung zu sein,<br />

die durch die starke Inhibition der ALDH­<br />

2­Dehydrogenaseaktivität durch GTN begünstigt<br />

zu werden scheint. Reaktive Sauerstoffspezies<br />

könnten durch die Peroxidation<br />

<strong>von</strong> Lipiden (LPO) intrazellulär zur<br />

Akkumulation toxischer Aldehyde führen,<br />

die zum einen kompetitiv die Aktivierung<br />

der organischen Nitrate inhibieren und<br />

zum anderen selbst zu einer weiteren Stei­<br />

gerung der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />

beitragen [25, 26], sodass diese Veränderung<br />

des Redoxgleichgewichts zur<br />

Oxidation des enzymatischen Zentrums<br />

der ALDH2 führt und diese so inhibiert<br />

wird [5]. Gestützt wird diese Theorie durch<br />

die Arbeit <strong>von</strong> Jurt et al, in der gezeigt wurde,<br />

dass es im Plasma <strong>von</strong> gesunden Patienten<br />

zu einem Konzentrationsanstieg <strong>von</strong><br />

toxischen Aldehyden kommt, wenn diesen<br />

über einen Zeitraum <strong>von</strong> sieben Tagen<br />

eine Dosis <strong>von</strong> 0,6 mg/h GTN appliziert<br />

wurde [27]. n<br />

Summary<br />

Organic nitrates are very potent antianginal<br />

pharmaceuticals in the treatment of acute<br />

angina pectoris, but long­term therapy is<br />

limited due to the development of nitrate<br />

tolerance. Tachyphylaxis is associated with<br />

an increased formation of reactive oxygen<br />

species (ROS). The observation that the<br />

metabolizing enzyme of organic nitrates,<br />

the mitochondrial aldehyde dehydrogenase<br />

(ALDH2), is inhibited by oxidation links<br />

mechanism­based tolerance to the oxidative<br />

stress concept.<br />

In order to explain the difference in the<br />

tolerance to distinct nitrates, we measured<br />

their ability to induce ROS formation in<br />

endothelial cells (EA.hy.926) and mitochondrial<br />

preparations, using dihydrorhodamine<br />

123 (DHR123) as indicator.<br />

DHR123 is oxidized by ROS to the fluorescent<br />

dye rhodamine 123 (R123), which was<br />

reported to accumulate intracellularly.<br />

We found that increasing incubation<br />

time led to a decrease in the fluorescence<br />

intensity of cells exposed to glycerol trinitrate<br />

and we decided therefore to measure<br />

the extracellular concentration of R123 to<br />

exclude diffusion of the dye. The detection<br />

of R123 outside of the cells suggests that<br />

results must be interpreted carefully when<br />

using R123 intracellular concentrations as<br />

an indicator of ROS formation, because<br />

processes like active transport or opening<br />

of mitochondrial permeability transition<br />

pores can influence the localization of the<br />

dye. With this method we could show that<br />

isosorbide dinitrate, glycerol trinitrate and<br />

pentaerythrityl tetranitrate affect ROS formation<br />

to a different extent in EA.hy.926<br />

and mitochondria. Since ALDH2 inhibition<br />

with benomyl and chloral hydrate or<br />

incubation with an aldehyde leads to increased<br />

ROS formation in mitochondria,<br />

54 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


we speculate that GTN affects ROS formation<br />

more than other nitrates due to its<br />

strong inhibitory effect on ALDH2­dehydrogenase<br />

activity.<br />

Keywords: organic nitrates – reactive oxygen<br />

species – dihydrorhodamine 123 –<br />

mitochondrial aldehyde dehydrogenase<br />

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Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

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Mol Biol 2009;568:261–79<br />

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17. Qadir M et al. Cyclosporin A is a broad-spectrum multidrug<br />

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23. Munzel T et al. Hydralazine prevents nitroglycerin<br />

tolerance by inhibiting activation of a membranebound<br />

NADH oxidase. A new action for an old drug. J<br />

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approach to assess the role of oxidative stress for the<br />

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tolerance and evidence of lipid peroxidation: a human<br />

in vivo study. J Am Coll Cardiol 2001;38(3):854–9<br />

Für die Verfasser:<br />

Dr. Tim Bauer<br />

Uniklinik Köln, Institut für Pharmakologie<br />

Gleueler Straße 24<br />

50931 Köln, Germany<br />

Tel.: +49 (0) 221 4786038<br />

Fax: +49 (0) 221 4785022<br />

E-Mail: tim.bauer@uk-koeln.de<br />

Organische Nitrate<br />

55


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

1 Institut für Pharmakologie,<br />

Universitätsmedizin der<br />

Johannes Gutenberg-<br />

Univer-sität, Mainz,<br />

Deutschland<br />

2 II. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin<br />

der Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz,<br />

Deutschland<br />

56<br />

Regulation der Genexpression<br />

durch organische Nitrate<br />

Andrea Pautz 1 , Peter Rauschkolb 1 , Julia Art 1 , Cornelia Voss 1 , Susanne Karbach 1 ,<br />

Philip Wenzel 2 , Matthias Oelze 2 , Ulrich Förstermann 1 , Andreas Daiber 2 , Hartmut Kleinert 1<br />

Zusammenfassung: Stickstoffmonoxid<br />

(NO) hat weitreichende Effekte auf die<br />

Genexpression. Dabei werden Wirkungen<br />

auf die Aktivität <strong>von</strong> Genpromotoren<br />

(Transkription) sowie die Stabilität und<br />

Translatierbarkeit <strong>von</strong> mRNAs und die<br />

Stabilität <strong>von</strong> Proteinen (posttranskriptionelle<br />

Effekte) beschrieben. Auch die Induktion/Änderung<br />

posttranslationaler Modifikationen<br />

<strong>von</strong> Proteinen durch NO ist<br />

bekannt.<br />

Seit mehr als 100 Jahren werden organische<br />

Nitrate (wie Nitroglycerin, NTG und Pentaerithrityltetranitrat,<br />

PETN) als Therapeutika<br />

zur Behandlung der Angina pectoris, des<br />

Herzinfarkts und der Herzinsuffizienz eingesetzt.<br />

Organische Nitrate werden als (indirekte)<br />

Donoren für NO angesehen und<br />

ihre kardiovaskulären Effekte werden der<br />

NO-Freisetzung zugeschrieben.<br />

Es gibt nur wenig Berichte der expressionellen<br />

Effekte <strong>von</strong> organischen Nitraten,<br />

wobei zumeist die Wirkungen <strong>von</strong> NTG<br />

analysiert wurden. Neuere Daten zeigen,<br />

dass unterschiedliche Nitrate (wie z.B.<br />

NTG oder PETN) unterschiedliche Wirkungen<br />

auf die Genexpression haben können.<br />

So erhöht PETN z.B. die Expression<br />

Ebene der Regulation der Genexpression<br />

Alle Informationen, die zur Ausbildung<br />

und Aufrechterhaltung eines Organismus<br />

notwendig sind, finden sich in der DNA (in<br />

den Genen), die bei tierischen Zellen im<br />

Zellkern zu finden ist (Ausnahme mitochondriale<br />

DNA). Die Regulation der Expression<br />

der Gene bestimmt daher das Aussehen<br />

und die Fähigkeiten jeder einzelnen<br />

Zelle und mithin des Gesamtorganismus.<br />

Dabei kann die Genexpression auf verschiedenen<br />

Ebenen reguliert werden (Abb.<br />

1). Ein wichtiger Schritt ist die Regulation<br />

der Aktivität der DNA-Abschnitte, die als<br />

Promotoren über die Transkription der<br />

nachfolgenden Gensequenzen entscheiden.<br />

der antioxidativ wirkenden Hämoxygenase<br />

I (HO-1) oder der schweren Kette des Ferritins<br />

(FeHc) in Endothelzellen, während<br />

NTG dies nicht vermag.<br />

Unsere Analysen der durch NTG bzw.<br />

PETN bewirkten Veränderungen der totalgenomischen<br />

Expressionsprofile im Rattenherz<br />

zeigen deutliche Unterschiede der<br />

Effekte, die durch diese beiden Nitrate induziert<br />

werden. Eine genaue Auswertung<br />

dieser Genexpressionsprofile legt nahe,<br />

dass eine NTG-Behandlung die Induktion<br />

kardiotoxischer Expressionsnetzwerke bedingt,<br />

die zur Aktivierung pathophysiologischer<br />

Prozesse führen. Dagegen scheint<br />

eine PETN-Behandlung Expressionsnetzwerke<br />

zu induzieren, die eine kardioprotektive<br />

Funktion haben.<br />

Diese Daten erklären vielleicht teilweise<br />

den Befund, dass Langzeit-Behandlung mit<br />

NTG anscheinend mit einem erhöhten kardiovaskulären<br />

Todesfallrisiko verbunden<br />

ist.<br />

Schlüsselwörter: Nitroglyzerin (NTG) –<br />

Pentaerithrityltetranitrat (PETN) – Genexpression<br />

– totalgenomische Expressionsprofile<br />

– Microarray-Technik – Kardiotoxizität<br />

Dabei hat neben dem Verpackungsgrad der<br />

DNA (Histonmodifikationen etc.) auch die<br />

An- bzw. Abwesenheit <strong>von</strong> Transkriptionsfaktoren<br />

(TF), die an diese Promotorsequenzen<br />

binden, eine zentrale Bedeutung<br />

[1]. Die Transkription ergibt dann eine<br />

Vorläufer-RNA (hnRNA), die durch komplexe<br />

und z.T. stark regulierte Reifungsschritte<br />

(Capping, Splicing, Polyadenylierung)<br />

eine reife Boten-RNA (mRNA) ergibt.<br />

Dabei wird die hnRNA in Protein/<br />

RNA-Komplexe verpackt, die für die Prozessierungsschritte<br />

eine wichtige Rolle<br />

spielen. Schon im Zellkern kann auch die<br />

Stabilität der mRNA reguliert werden. Die<br />

reife mRNA muss nun in das Zytoplasma<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


der Zellen exportiert werden. Auch die Lokalisation<br />

<strong>von</strong> mRNAs (Kern/Zytoplasma)<br />

kann die Expression der kodierten Proteine<br />

beeinflussen. Im Zytoplasma kann nun die<br />

Stabilität sowie die Translatierbarkeit der<br />

mRNA eine Regulation unterliegen, wobei<br />

an spezifische RNA-Sequenzen binden<br />

RNA-bindende Proteine (RNA-BP) eine<br />

zentrale Rolle spielen [2]. Diese posttranskriptionellen<br />

Prozesse spielen z.B. bei<br />

der Regulation der Expression vieler immunmodulatorischer<br />

Proteine eine sehr<br />

wichtige Rolle. Die entstehenden Proteine<br />

unterliegen hinsichtlich ihrer Stabilität und<br />

Lokalisation in der Zelle auch vielfachen<br />

Kontrollmechanismen.<br />

Regulation der Genexpression<br />

durch Stickstoffmonoxid (NO)<br />

In der Literatur finden sich viele Beispiele<br />

für eine Modulation der Genexpression<br />

durch NO [3, 4] (Abb. 2). Dabei sind sowohl<br />

transkriptionelle wie posttranskriptionelle<br />

NO-abhängige Mechanismen beschrieben<br />

worden. Einmal kann NO über dieAktivierung<br />

der löslichen Guanylatcyclase<br />

(sGC) die Menge an zyklischem Guanosinmonophosphat<br />

(cGMP) erhöhen und damit<br />

über die Aktivierung der cGMP-abhängigen<br />

Proteinkinasen (PKGs) in die Regulation<br />

der Genexpression eingreifen. Die<br />

PKGs können dann posttranslationale<br />

Modifizierungen <strong>von</strong> für die Regulation der<br />

Expression wichtigen Proteinen wie TF<br />

oder an die RNA-BP induzieren. Es wurden<br />

aber auch cGMP-unabhängige Effekte<br />

<strong>von</strong> NO auf die Genexpression beschrieben.<br />

Hier führt NO direkt zu einer posttranslationalen<br />

Modifizierung der TF und RNA-<br />

BP, wobei Nitrierungen und S-Nitrosylierungen<br />

dieser Proteine beschrieben wurden.<br />

Die transkriptionelle Regulation NOregulierter<br />

Gene beruht einmal auf der<br />

cGMP-mediierten Modulation der Aktivität<br />

<strong>von</strong> TF wie z.B. CREB (cAMP-response<br />

element binding protein) oder NFAT (nuclear<br />

factor of activated T cells) [5]. Zum<br />

anderen kann NO auch cGMP-unabhängig<br />

die Aktivität verschiedener TF wie NF-πB<br />

(nuclear factor-πB), AP-1 (activating protein<br />

1), NRF2 (NF-E2-related factor 2)<br />

oder Egr-1 (early growth response 1) [6]<br />

beeinflussen. Neben der Regulation der<br />

Promotoraktivität sind aber auch posttranskriptionelle<br />

Mechanismen für die<br />

NO-modulierte Genexpression <strong>von</strong> ent-<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

Transkriptionsfaktoren<br />

Promotor<br />

Nukleus<br />

Zytoplasma<br />

hnRNA<br />

Cap<br />

Genomische DNA<br />

I 1 I 2 I 3 I 4<br />

Translation<br />

(Initiation, Elongation)<br />

Capping, poly A<br />

Protein<br />

RNA Splicing<br />

scheidender Bedeutung [3]. So reguliert<br />

NO die Gen-Expression (zumindest teilweise)<br />

auf der Ebene der mRNA-Stabilität<br />

wie z.B. die Expression der Matrixmetalloproteinase<br />

9 (MMP9 [7]) oder der Hämoxygenase-1<br />

(HO-1 [8]). Daneben wurde<br />

auch eine NO-abhängige Regulation der<br />

Translation beschrieben wie z.B. bei der<br />

Translation der mRNA für die schwere<br />

Kette des Ferritins (FeHc [9]). Diese Regu-<br />

E 1<br />

E 2 E 3 E 4 E 5<br />

RNA Export<br />

mRNA AAAAA<br />

Translation RNA<br />

Initiation, Elongation bindende<br />

Proteine<br />

Ubiquitinligasen<br />

Proteasom<br />

Organische Nitrate<br />

poly A<br />

AAAAA<br />

Degradation<br />

Degradation<br />

Degradation<br />

Abb. 1: Ebene der Regulation der Genexpression bei Eukaryoten. Dargestellt sind<br />

die verschiedenen Ebenen, auf denen die Genexpression in eukaryoten Zellen<br />

reguliert werden kann.<br />

Enzyme<br />

sGC<br />

Mitochondriale<br />

Funktion<br />

mRNA-Stabilität<br />

HO1<br />

MMP9<br />

TfR<br />

NF-κB<br />

AP1<br />

Zinkfinger-TF<br />

NO Transkription<br />

Translation<br />

FeHc<br />

NRF2<br />

Membranproteine<br />

Transporter, Kanäle<br />

Hemmung<br />

Aktivierung<br />

Abb. 2: Regulation der Genexpression durch NO. NO kann über die Aktivierung der<br />

sGC und damit folgend durch Erhöhung der cGMP-Konzentration oder direkt<br />

durch Wechselwirkungen mit vielfältigen Proteinen (Enzyme, Kanäle, Transporter,<br />

Transkriptionsfaktoren, RNA bindende Proteine) verschiedene zelluläre Prozesse<br />

wie auch die Genexpression beeinflussen.<br />

57


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

A<br />

% mRNA in der Aorta <strong>von</strong><br />

mit EtOH behandelten Tieren<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

FeHc<br />

ns<br />

HO-1<br />

ns<br />

EtOH NTG EtOH NTG<br />

% mRNA in der Aorta <strong>von</strong><br />

mit DMSO behandelten Tieren<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

FeHc<br />

DMSO PETN DMSO PETN<br />

Abb. 3: Die Wirkung <strong>von</strong> NTG bzw. PETN auf die Expression der Hämoxygenase I<br />

(HO-1) und der schweren Kette des Ferritins (FeHc) in Aorten <strong>von</strong> Ratten. Männliche<br />

Wistar-Ratten wurden für vier Tage mithilfe <strong>von</strong> mikroosmotischen Pumpen<br />

(Alznet) mit NTG (6,6 μg/kg/min) oder PETN (10,5 μg/kg/min; bzw. den zugehörigen<br />

Lösungsmitteln EtOH oder DMSO) behandelt. Dann wurden die Tiere getötet<br />

und Organe (Aorta, Herz etc.) entnommen. Die RNA wurde aus den Organen<br />

isoliert und für DNA-Microarray-Analysen oder qRT-PCR-Untersuchungen eingesetzt.<br />

Gezeigt sind Ergebnisse der qRT-PCR-Analysen mit RNA aus den Aorten.<br />

Dabei wurde die mRNA-Expression der Hämoxygenase I (HO-1) bzw. der schweren<br />

Kette des Ferritin (FeHc) auf die Expression des Haushaltsgens GAPDH bezogen<br />

(*: p < 0,05, ns: nicht signifikant verschieden vs. mit Lösungsmittel behandelte<br />

Tiere).<br />

B<br />

lation der mRNA-Stabilität bzw. -Translation<br />

erfolgt dabei über Modulation der<br />

Aktivität/Expression <strong>von</strong> RNA-BP wie<br />

HuR (human antigen R) oder dem IRP-1<br />

(iron responsive element binding protein-<br />

1). Schließlich kann NO auch die Stabilität<br />

<strong>von</strong> Proteinen regulieren, wie am Beispiel<br />

des Hypoxie-induzierten Faktors-1 (HIF-<br />

1) beschrieben wird [10].<br />

Wirkungen <strong>von</strong> organischen Nitraten<br />

auf die Genexpression<br />

Organische Nitrate werden als indirekte<br />

NO-Donatoren angesehen. Daher ist es<br />

sehr wahrscheinlich, dass auch organische<br />

Nitrate (zumindest bei längerer Anwendung)<br />

Effekte auf die Expression multipler<br />

Gene haben (Tab. 1). So wurde gezeigt, dass<br />

NTG z. B. die c-fos-, COX-2-, Bcl2- und<br />

nNOS-Expression im Gehirn und der eNOS<br />

in Aorten <strong>von</strong> Ratten erhöht. Mithilfe <strong>von</strong><br />

DNA-Microarray-Analysen zeigten Wang<br />

et al eine NTG-abhängige Regulation der<br />

Expression <strong>von</strong> 290 Genen in Aorten <strong>von</strong><br />

NTG-behandelten Ratten [11].<br />

Es gibt auch einige Analysen zu den expressionellen<br />

Wirkungen des organischen<br />

Nitrats PETN (Tab. 1). PETN, aber nicht<br />

NTG, erhöht in humanen Endothelzellen<br />

und Aorten <strong>von</strong> Schweinen die Expression<br />

*<br />

<strong>von</strong> antioxidativ wirkenden Proteinen wie<br />

HO-1 und FeHc [12]. Auch in den Aorten<br />

<strong>von</strong> Ratten konnte dieser Unterschied der<br />

beiden organischen Nitrate auf die FeHc-<br />

bzw. HO-1-Expression <strong>von</strong> den Autoren<br />

beobachtet werden (Abb. 3). Diese Unterschiede<br />

in der Wirkung <strong>von</strong> PETN bzw.<br />

NTG auf die Expression antioxidativer<br />

Proteine könnte die Unterschiede in der<br />

Produktion reaktiver Sauerstoffspezies<br />

(ROS) durch diese organischen Nitrate zumindest<br />

zum Teil erklären.<br />

Die molekularen Mechanismen, die<br />

hinter diesen unterschiedlichen Effekten<br />

stehen, sind noch nicht vollständig klar.<br />

Vergleicht man die DNA-Sequenzen der<br />

5’-flankierenden genomischen Bereiche<br />

(die Promotoren; 10 kb) des HO-1-Gens in<br />

verschiedenen Spezies (Ratte, Maus, Rhesus-Affe,<br />

Schimpanse und Mensch), so<br />

erkennt man Sequenzbereiche, die zwischen<br />

diesen Spezies hoch konserviert sind<br />

(Abb. 4). Solche Sequenzbereiche sind mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit an der Regulation<br />

der HO-1-Promotoraktivität beteiligt.<br />

So findet sich in einem solchen Homologiebereich<br />

auch die Konsensussequenz für die<br />

Bindung des TF NRF2. So konnte z. B.<br />

gezeigt werden, dass die Erhöhung der<br />

HO-1-Expression in humanen SH-Sy5y-<br />

Neuroblastom-Zellen durch Behandlung<br />

mit dem NO-Donor DETA-NO <strong>von</strong> der<br />

Anwesenheit des Transkriptionsfaktors<br />

NRF2 abhängt [13].<br />

Neben diesen transkriptionellen Wirkungen<br />

<strong>von</strong> NO auf die HO-1-Expression, sind<br />

auch posttranskriptionelle Prozesse<br />

(mRNA-Stabilität und -Translatierbarkeit)<br />

an der NO-abhängigen Regulation der HO-<br />

1-Expression beteiligt. Die posttranskriptionale<br />

Regulation der Genexpression ist häufig<br />

<strong>von</strong> DNA- bzw. RNA-Sequenzen abhängig,<br />

die sich in der 3’-untranslatierten Region<br />

(3’-UTR) der mRNAs befinden [14,<br />

15]. Vergleicht man nun die 3’-UTR-Sequenzen<br />

der HO-1-mRNA verschiedener<br />

Spezies (Abb. 5a), so findet man auch hier<br />

Sequenzbereiche mit hoher Homologie. Bildet<br />

man nun aus diesen Sequenzen eine<br />

Konsensus-Sequenz, so erkennt man die<br />

hohe Konservierung <strong>von</strong> AU-reichen Elementen<br />

(ARE) in der 3’-UTR-Sequenz der<br />

HO-1-mRNA (Abb. 5b). An solche ARE<br />

können verschiedene RNA-BP (dann ARE-<br />

BP genannt) wie HuR binden, die die Stabilität<br />

und Translatierbarkeit <strong>von</strong> mRNAs<br />

regulieren. So fanden Kuwano et al. eine<br />

58 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

HO-1<br />

*


A<br />

B NRF2<br />

HuR-abhängige Stabilisierung der HO-1<br />

mRNA in humanen und murinen Fibroblasten<br />

nach Inkubation der Zellen mit dem<br />

NO-Donor SperNO. [8].<br />

In Transfektionsexperimenten mit humanen<br />

Endothelzellen konnten die Autoren<br />

zeigen (Abb. 6), dass die 3’-UTR der<br />

humanen HO-1-mRNA einen destabilisierenden<br />

Effekt auf ein Reportergen ausübt.<br />

Somit scheint die HO-1-mRNA-Stabilität<br />

in humanen Zellen <strong>von</strong> der 3’-UTR-Sequenz<br />

negativ reguliert zu werden. Wurden<br />

die Endothelzellen nach der Transfektion<br />

mit PETN behandelt, ergab sich eine Stabilisierung<br />

der Reporter-mRNA. Diesen<br />

Effekt zeigte die Behandlung mit NTG<br />

nicht. Somit scheint die PETN-induzierte<br />

Erhöhung der HO-1-Expression in Endothelzellen<br />

mindestens zum Teil durch post<br />

transkriptionelle Erhöhung der mRNA-<br />

Stabilität bedingt zu sein.<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

DNA-Microarray-Analysen zur Analyse<br />

der Wirkungen <strong>von</strong> NTG bzw. PETN<br />

auf die Genexpression in Rattenherzen<br />

Um die expressionellen Wirkungen <strong>von</strong><br />

NTG und PETN näher zu analysieren, wurden<br />

DNA-Microarray-Analysen durchgeführt<br />

[16]. Mithilfe dieser Technik kann die<br />

Expression aller mRNAs, die <strong>von</strong> einer<br />

Zelle bzw. einem Gewebe/Organ gebildet<br />

werden können (Expressionsprofile), analysiert<br />

werden (Abb. 7).<br />

Zur Bestimmung der Effekte <strong>von</strong> NTG<br />

bzw. PETN auf das Expressionsprofil in<br />

Rattenherzen wurden Ratten für vier Tage<br />

mit NTG oder PETN behandelt, die Herzen<br />

entnommen, die RNA präpariert und<br />

diese RNA für die Experimente eingesetzt.<br />

Wie diese DNA-Microarray-Analysen zeigen,<br />

führte die NTG-Behandlung zur<br />

Veränderung der Expression <strong>von</strong> mehr als<br />

530 Genen. Bei der PETN-Behandlung<br />

Organische Nitrate<br />

Abb. 4: Vergleich der Promotorsequenzen des HO-1-Gens in verschiedenen Spezies. A: Mit Hilfe des Programms ECR-Browser (http://<br />

ecrbrowser.dcode.org/) wurde die 5’-flankierenden Sequenzen (10 kb) des HO-1-Gens des Menschen mit denen der Maus, der Ratte,<br />

des Rhesus-Affen und des Schimpansen (Schimp) verglichen. Als Spannbreite des Suchrasters wurden 10 bp vorgegeben und als minimale<br />

Homologie 90%. Die Höhe der Kurven (50% < x < 100%) zeigt die Homologie an. Die Farbmarkierung ist folgende: rot = intergenische<br />

Bereiche; grün = einfache Sequenzwiederholungen („repeats“); gelb = UTR (untranslatierte Bereiche der mRNA); blau = kodierende<br />

Exons; lachsfarben = Intronsequenzen; rosa = evolutionär konservierte Regionen (ECR; jeweils oberhalb der Sequenzen). Es sind<br />

deutlich Sequenzbereiche mit hohen Homologien zu erkennen. B: Darstellung der Bindungsstellen für Transkriptionsfaktoren im<br />

humanen HO-1-Promotor (10 kb). Die rot markierten Namen stehen für Transkriptionsfaktoren, deren Bedeutung für die HO-1-Expression<br />

schon experimentell bestätigt wurde.<br />

Ratte<br />

Maus<br />

Rhesus<br />

Schimp<br />

59


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

wurde die Modulation der Expression <strong>von</strong><br />

über 1200 Genen beobachtet. Interessanterweise<br />

wurden nur etwa 70 Gene in<br />

ihre Expression sowohl <strong>von</strong> NTG als auch<br />

<strong>von</strong> PETN moduliert [16]. Diese geringe<br />

Zahl der <strong>von</strong> beiden organischen Nitraten<br />

regulierten Gene zeigt schon an, dass<br />

PETN und NTG sehr unterschiedliche Effekte<br />

auf die Genexpression vermitteln.<br />

Effekte <strong>von</strong> NTG bzw. PETN<br />

auf die Expression <strong>von</strong> Markergenen<br />

für kardiotoxische Prozesse<br />

Eine genauere Auswertung der erhaltenen<br />

Genexpressionsprofile zeigt (Abb. 8), dass<br />

die NTG- (aber nicht die PETN-)Behandlung<br />

die Expression <strong>von</strong> (Marker-)Genen<br />

verstärkt, deren Expression bei kardiovaskulären<br />

Erkrankungen erhöht ist (z.B.<br />

HuR<br />

Abb. 5: Vergleich der Sequenzen des 3’-UTR der HO-1 mRNA in verschiedenen Spezies. A: Mithilfe des Programms ECR-Browser wurde<br />

die 3’-untranslatierte Region (3’-UTR) der humanen HO-1-mRNA mit der der Maus, der Ratte, des Rhesus-Affen und des Schimpansen<br />

(Schimp) verglichen. Als Spannbreite des Suchrasters wurden 10 bp vorgegeben und als minimale Homologie 90%. Die Höhe der Kurven<br />

(50% < X < 100%) zeigt die Homologie an. B: Mithilfe des Programms RNAlogo (http://rnalogo.mbc.nctu.edu.tw/createlogo.html)<br />

wurde eine Konsensus-Sequenz für die 3’-UTR der HO-1-mRNA des Menschen, der Maus, der Ratte, des Rhesus-Affen und des Schimpansen<br />

erstellt. Dabei gibt die Größe der Buchstaben die Häufigkeit des Auftretens der spezifischen Base an. AU-reiche Bereiche sind<br />

rot umrandet. Eine putative Bindungsstelle für das RNA-BP HuR ist markiert.<br />

ANP; Literatur siehe [16]). Ebenso reduziert<br />

die NTG-, aber nicht die PETN-Behandlung<br />

die Expression <strong>von</strong> Genen, die als<br />

kardioprotektive Gene publiziert wurden.<br />

PETN induziert dagegen die Erhöhung der<br />

Expression <strong>von</strong> Genen, die als Schutzfaktoren<br />

gegen pathologische Veränderungen<br />

im Herzen beschrieben wurden, und senkt<br />

die Expression <strong>von</strong> Genen, die als negative<br />

Faktoren der Pathogenese verschiedener<br />

Herzerkrankungen beschrieben wurden.<br />

Analysiert man nun z. B. die Promotorsequenz<br />

des ANP-Gens in verschiedenen<br />

Spezies (Abb. 9), so finden sich wieder Sequenzbereiche,<br />

die zwischen den Spezies<br />

hoch konserviert sind und so wahrscheinlich<br />

an der Regulation der Aktivität des ANP-<br />

Promotors beteiligt sind. In diesen Sequenzbereichen<br />

finden sich so auch die Konsen-<br />

60 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

Ratte<br />

Maus<br />

Rhesus<br />

Schimp<br />

A<br />

B


a<br />

Relative Luciferaseaktivität<br />

[% <strong>von</strong> Kontrolle]<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Kontrolle/EtOH<br />

Kontrolle/DMSO<br />

* **<br />

3UTR/EtOH<br />

3UTR/DMSO<br />

Oligonukleotide (ODN),<br />

die zu allen möglichen<br />

Transkripten homolog sind<br />

Annotation<br />

der Gene<br />

(Panther)<br />

SAM-Analyse<br />

(Tiger-MEV)<br />

Aufbringen der<br />

ODN auf<br />

Glasträger<br />

„Heat-Map“<br />

Behandelt<br />

Intensitätsverteilung<br />

Unbehandelt<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

b<br />

Relative Luciferaseaktivität<br />

[% <strong>von</strong> EtOH bzw. DMSO]<br />

1200<br />

800<br />

100<br />

0<br />

EtOH<br />

RNA <strong>von</strong><br />

unbehandelten<br />

Kontrollen<br />

Alexa<br />

546<br />

ns<br />

0 300 600 800 1200 1600 1800 2400 2600 2800 3000<br />

3200 3600 3800 4000 4200 4800 5000 5400<br />

SV40 late poly(A) signal<br />

NTG<br />

Alexa 546 Alexa 647<br />

Normalisierung<br />

(TIGR-MIDAS)<br />

RNA <strong>von</strong><br />

behandelten<br />

Proben<br />

Fuoreszenz-<br />

Markierung in der<br />

RT-Reaktion<br />

Pseudocoloured<br />

Alexa<br />

647<br />

DMSO<br />

Mischen und<br />

Hybridisierung<br />

*<br />

PETN<br />

Auslesen der<br />

Fluoreszenz-Signale<br />

(Scanarray-Express)<br />

Organische Nitrate<br />

Abb. 6: Posttranskriptionelle<br />

Regulation der humanen HO-<br />

1-Expression. A: Humane EA.<br />

hy926-Endothel-Zellen wurden<br />

mit einem Konstrukt<br />

transfiziert, das den 3’-UTR<br />

der humanen HO-1-mRNA<br />

kloniert hinter ein Luciferase-<br />

Reportergen enthält (3’-UTR;<br />

siehe Darstellung des Konstruktes<br />

in B). Als Kontrolle<br />

erfolgte die Transfektion der<br />

Zellen mit einem Reportergen-Konstrukt<br />

ohne HO-1-3’-<br />

UTR (Control). Die Zellen<br />

wurden dann 24 h nach der<br />

Transfektion mit den Lösungsmitteln<br />

der organischen<br />

Nitrate (EtOH bzw.<br />

DMSO; wieder 24 h) behandelt<br />

(** = p < 0,01; * = p < 0,05<br />

vs. mit Control transfizierten<br />

Zellen). Wie die Analyse der<br />

durch die Konstrukte in den<br />

Zellen induzierte Luciferase-<br />

Aktivität zeigt, hat der 3’-UTR<br />

der humanen HO-1-mRNA<br />

einen negativen Einfluss auf<br />

die Luciferase-Expression<br />

(wahrscheinlich durch Destabilisierung<br />

der mRNA).<br />

B: EA.hy926-Zellen wurden<br />

mit dem 3’-UTR-Konstrukt<br />

transfiziert und nach 24 h<br />

mit EtOH, DMSO, NTG oder<br />

PETN (wieder 24 h) behandelt.<br />

Wie die Analyse der<br />

Luciferase-Aktivität der<br />

Zellen zeigt, ändert NTG die<br />

Expression des Reportergens<br />

nicht. PETN erhöht dagegen<br />

die Luciferase-Expression um<br />

etwa das Zehnfache. Somit<br />

scheint PETN abhängig <strong>von</strong><br />

der 3’-UTR der humanen<br />

HO-1-mRNA die Stabilisierung<br />

der Reporter-mRNA zu<br />

induzieren.<br />

Abb. 7: DNA-Microarray-Technik zur Analyse <strong>von</strong> Expressionsprofilen. Zur Bestimmung der Expression aller in einer Zelle (oder Organ/<br />

Gewebe) exprimierten mRNAs wird die DNA-Microarray-Technik eingesetzt [17]. Bei dieser Methodik werden aus Zellen (bzw. Organen<br />

oder Geweben) Total-RNA-Proben gewonnen. Diese RNAs werden dann unter Verwendung des Enzyms Reverse Transkriptase (RT-<br />

Reaktion) in sogenannte komplementäre DNA (cDNA) umgeschrieben. Dabei werden für die RT-Reaktion mit den RNA-Proben unterschiedliche<br />

Fluoreszenz-markierte Desoxyribonukleotide (dNTPs) eingesetzt. Somit erhält man zwei unterschiedlich markierte cDNAs,<br />

die zu allen in den Zellen (Organen/Geweben) vorhandenen mRNAs komplementär sind. Diese markierten cDNAs werden dann mit<br />

einem Glasträger (der Chip) inkubiert (Hybridisierung), auf den DNA-Oligonukleotide (etwa 30 000) aufgebracht wurden, die jeweils<br />

zu einem Protein-kodierenden Gen des Organismus homolog sind. Somit erfasst dieser DNA-Chip die Expression aller Protein-kodierenden<br />

mRNAs eines Organismus. Nach der Hybridisierung werden überflüssige cDNAs abgewaschen und dann der Glasträger<br />

mithilfe eines „Microarray-Readers“ ausgelesen. Dieser „Microarray-Reader“ ist in der Lage, die Fluoreszenz der beiden eingesetzten<br />

Farbstoffe anzuregen und die Intensität der Signale für jedes aufgebrachte Oligonukleotid (der „Spot“) zu bestimmen. Da die Intensität<br />

der Fluoreszenz der eingebrachten cDNA-Menge und mithin der in der Zelle (Organ/Gewebe) exprimierten mRNA direkt proportional<br />

ist, kann somit auf einem „Chip“ das Transkriptom der unbehandelten Zellen (Organ/Gewebe) mit dem der behandelten Zellen<br />

(Organ/Gewebe) direkt verglichen werden. Durch statistische und bioinformatische Methoden können die Signale verschiedener<br />

Experimente normiert und verglichen werden. Schlussendlich erhält man Listen <strong>von</strong> Genen, deren mRNA-Expression sich durch die<br />

Behandlung ändert. Diese Listen können dann durch weitere Bioinformatik-Softwarepakete analysiert werden (Annotation der Gene,<br />

Bezug der Daten zur vorhandenen Literatur).<br />

61


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Abb. 8: Effekte der organischen<br />

Nitrate auf die Expression<br />

<strong>von</strong> Markergenen<br />

für kardioprotektive bzw.<br />

kardiotoxische Prozesse.<br />

Gezeigt sind die Wirkungen<br />

<strong>von</strong> NTG bzw. PETN auf die<br />

Expression <strong>von</strong> Genen, die<br />

als Markergene für die kardiovaskulärenPathogeneseprozesse<br />

beschrieben wurden<br />

( = kardioprotektiv, =<br />

kardiotoxisch, = erhöhte<br />

Expression, = erniedrigte<br />

Expression, = keine Änderung).<br />

Abb. 9: Vergleich der Promotorsequenzen<br />

des ANP-Gens<br />

in verschiedenen Spezies.<br />

Mithilfe des im Internet frei<br />

zugänglichen Programms<br />

ECR-Browser (http://ecrbrowser.dcode.org/)<br />

wurden<br />

die 5’-flankierenden Sequenzen<br />

(10 kb) des ANP-Gens des<br />

Menschen mit denen der<br />

Maus, der Ratte, des Rhesus-<br />

Affen und des Schimpansen<br />

(Schimp) verglichen. Als<br />

Spannbreite des Suchrasters<br />

wurden 10 bp vorgegeben<br />

und als minimale Homologie<br />

90%. Die Höhe der Kurven<br />

(50% < x < 100%) zeigt die<br />

Homologie an. Es sind deutlich<br />

Sequenzbereiche mit<br />

hohen Homologien zu erkennen.<br />

sussequenzen für die Bindungsstellen der<br />

TF CREB, NF-κB, Evi-1, Nkx2-5, NRF-2,<br />

RORα1 und STAT. Insbesondere CREB,<br />

NF-κB und STAT sind an inflammatorischen<br />

Prozessen beteiligte Transkriptionsfaktoren<br />

und NF-πB und STAT scheinen<br />

die ANP-Expression zu beeinflussen [18,<br />

19]. Inwieweit diese Faktoren an der NTGinduzierten<br />

Erhöhung der ANP-Expression<br />

beteiligt sind muss noch erforscht werden.<br />

Analysiert man nun die 3`-UTR-Sequenzen<br />

der ANP-mRNA in verschiedenen<br />

Spezies (Abb. 10), so fallen auch ihre Bereiche<br />

hoher Homologie auf. Hier finden<br />

sich AREs, die als putative Bindungsstel-<br />

len für RNA-BP dienen könnten, die die<br />

Stabilität bzw. Translatierbarkeit der ANPmRNA<br />

steuern. Inwieweit die NTG-induzierte<br />

Erhöhung der ANP-Expression auf<br />

posttranskriptionellen Prozessen beruht,<br />

bei denen diese RNA-BP eine Rolle spielen,<br />

muss noch untersucht werden.<br />

Effekte <strong>von</strong> NTG bzw. PETN<br />

auf die Expression <strong>von</strong><br />

Transkriptionsfaktoren im Rattenherz<br />

Auch die Analyse der Expression <strong>von</strong> TF<br />

(Abb. 11) zeigt, dass die Behandlung mit<br />

NTG, nicht aber die Therapie mit PETN zu<br />

der Induktion der Expression <strong>von</strong> TF führt,<br />

Kardioprotektiv Kardiotoxisch<br />

62 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

Ratte<br />

Maus<br />

Rhesus<br />

Schimp


die nach Literaturangaben (siehe [16]) in<br />

kardiotoxische Prozesse beim Herzversagen<br />

involviert sind. Zusätzlich vermindert<br />

NTG, aber nicht PETN, die Expression <strong>von</strong><br />

„kardioprotektiven“ TF. Im Gegensatz dazu<br />

führte die PETN-Behandlung zu der Erhöhung<br />

der Expression verschiedener TF,<br />

die in kardioprotektiven Expressionsnetzwerken<br />

eine wichtige Rolle spielen.<br />

Bioinformatische Analyse der Promotoren<br />

der in ihrer Expression durch NTG oder<br />

PETN regulierten Gene<br />

Ein Ansatz, die unterschiedlichen Effekte<br />

<strong>von</strong> NTG und PETN auf die Genexpression<br />

zu erklären, liegt in der Vermutung, dass diese<br />

organischen Nitrate die Aktivität <strong>von</strong><br />

Transkriptionsfaktoren unterschiedlich beeinflussen<br />

könnten. Daher wurde eine bioinformatische<br />

Analyse der Promotoren der<br />

Gene, die durch NTG- bzw. PETN in ihrer<br />

Expression im Rattenherz verändert wurden,<br />

durchgeführt. Dabei wurden die Gene<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

HuR, KSRP ?<br />

analysiert, die laut Literatur eine kardioprotektive<br />

oder kardiotoxische Funktion bei der<br />

Pathogenese <strong>von</strong> kardiovaskulären Erkrankungen<br />

zeigen (21 Gene bei PETN und 18<br />

Gene bei NTG). Wie Abbildung 12 darstellt,<br />

führt diese bioinformatische Analyse zur<br />

Identifizierung <strong>von</strong> 26 TF, die putative Bindungsstellen<br />

in den Promotoren aller entweder<br />

durch NTG oder PETN regulierten<br />

Gene zeigen. Zusätzlich finden sich vier TF<br />

(Elk-1, IRF-2, MEF-2A und XFD-3), die<br />

putative Bindungsstellen in den Promotoren<br />

<strong>von</strong> allen Genen zeigen, die <strong>von</strong> NTG reguliert<br />

wurden. Die Faktoren zeigen dagegen<br />

keine Bindungsstellen in den Promotoren<br />

der durch PETN regulierten Gene. In der<br />

Literatur gibt es Hinweise, dass diese<br />

Transkriptionsfaktoren an pathologischen<br />

Prozessen bei Erkrankungen des Herzens<br />

beteiligt sind [20, 21]. Ob dieser Unterschied<br />

die deutlichen Diskrepanzen zwischen den<br />

Expressionseffekten <strong>von</strong> NTG bzw. PETN<br />

erklärt, müssen weitere Analysen zeigen.<br />

Organische Nitrate<br />

Abb. 10: Vergleich der 3’-UTR-Sequenzen der ANP-mRNA in verschiedenen Spezies. A: ECR-Browser-Analyse der 3’-untranslatierten Region<br />

(3’-UTR) der ANP-mRNA des Menschen, der Maus, der Ratte, des Rhesus-Affen und des Schimpansen (Schimp). Als Spannbreite des Suchrasters<br />

wurden 10 bp vorgegeben und als minimale Homologie 90%. Die Höhe der Kurven (50% < x < 100%) zeigt die Homolgie an. B: Erstellung<br />

einer Konsensussequenz 3’-UTR der ANP-mRNA des Menschen, der Maus, der Ratte, des Rhesus-Affen und des Chimpansen mithilfe des<br />

Programms RNAlogo. AU-reiche Bereiche sind rot umrandet. Die putative Bindungsstelle für die RNA-BP HuR und KSRP ist markiert.<br />

Ratte<br />

Maus<br />

Rhesus<br />

Schimp<br />

A<br />

B<br />

63


Herz Supplement<br />

Cardiovascular Diseases<br />

Abb. 11: Effekte der organischen<br />

Nitrate auf die Expression<br />

<strong>von</strong> Transkriptionsfaktoren.<br />

Gezeigt sind die<br />

Wirkungen <strong>von</strong> NTG bzw.<br />

PETN auf die Expression <strong>von</strong><br />

für kardiovaskuläre Pathogeneseprozesse<br />

relevanten<br />

Transkriptionsfaktoren ( =<br />

kardioprotektiv, = kardiotoxisch,<br />

= erhöhte Expression,<br />

= erniedrigte Expression,<br />

= keine Änderung<br />

der Expression; Erläuterungen<br />

der Abkürzungen und<br />

relevante Literatur in [16]).<br />

Kardioprotektiv Kardiotoxisch<br />

Abb. 12: Bioinformatische Analyse der Promotoren der durch NTG bzw. PETN regulierten „kardioprotektiven“ bzw. „kardiotoxischen“ Gene.<br />

Aus der ENSEMBL-Datenbank (http://www.ensembl.org/index.html) wurden mithilfe der Toucan-Software (http://homes.esat.kuleuven.<br />

be/~saerts/software/toucan.php; [22]) die 5’-flankierenden genomischen Sequenzen der Gene (Promotoren, jeweils etwa 10 000 Basenpaare<br />

Sequenz; jeweils Mensch, Ratte, Maus, Rhesus-Affe und Schimpanse) extrahiert, die durch NTG bzw. PETN reguliert wurden und für die eine<br />

Relevanz bei pathologischen Prozessen des Herzens publiziert war. Dann wurde das Vorhandensein <strong>von</strong> TF-Bindungsstellen in diesen Promotoren<br />

mithilfe der P-Match-Software (http://www.gene-regulation.com; core similarity 0,9; matrix similarity 0,9; [23]) analysiert. Nur Bindungsstellen,<br />

die in den Promotorsequenzen eines spezifischen Gens bei allen untersuchten Spezies zu finden waren, wurden herausgefiltert.<br />

Gezeigt sind die TF, für die in den Promotoren der durch NTG regulierten Gene putative Bindungsstellen zu finden sind.<br />

64 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel


Unterschiede in den freigesetzten NO-<br />

Spezies erklären vielleicht die unterschiedlichen<br />

expressionellen Wirkungen<br />

<strong>von</strong> NTG und PETN<br />

Eine mögliche Erklärung für die starken<br />

Unterschiede der Effekte <strong>von</strong> NTG und<br />

PETN auf die Genexpression könnte sein,<br />

dass aus beiden Nitraten unterschiedliche<br />

Vasodilatatoren freigesetzt werden. Es gibt<br />

Publikationen, die zeigen, dass NTG in klinisch<br />

relevanten Dosen (< 1 µM) gar kein<br />

authentisches NO freisetzt. Weiterhin zeigen<br />

diese Daten, dass die bei hohen suprapharmakologischen<br />

Dosen <strong>von</strong> NTG messbare<br />

NO-Freisetzung nicht mit der Relaxation<br />

<strong>von</strong> Gefäßen korreliert [24, 25]. In allen<br />

Publikationen, die eine NTG-abhängige<br />

NO-Freisetzung beschreiben, werden hohe,<br />

suprapharmakologische NTG-Konzentrationen<br />

(>10 µM) verwendet (siehe [26]).<br />

Dagegen ist aber klar gezeigt worden, dass<br />

die NTG-vermittelte Vasodilatation <strong>von</strong><br />

der sGC abhängt [27]. Es gibt gute Belege,<br />

dass NTG eine S-Nitros(yl)ierung <strong>von</strong> Proteinen<br />

im Blut und Geweben induziert [28].<br />

Somit könnte NTG entweder eine direkte<br />

Bildung <strong>von</strong> S-Nitrothiolen oder die Entstehung<br />

<strong>von</strong> einer bis jetzt nicht genauer<br />

definierten Häm-NO-Spezies induzieren.<br />

PETN scheint dagegen direkt authentische<br />

NO freizusetzen [29]. Da NO (wie oben<br />

dargestellt) die Aktivität/Expression verschiedener<br />

TF und RNA-BP modifiziert,<br />

könnte dies die Unterschiede in den gefundenen<br />

Expressionsprofilen erklären.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Daten der Expressionsstudie mithilfe der<br />

DNA-Microarray-Technik legen den Schluss<br />

nahe, dass eine NTG-Behandlung im Herzen<br />

ein Netzwerk <strong>von</strong> TF aktiviert/induziert, das<br />

kardiotoxische Prozesse begünstigt. Diese<br />

Daten erklären vielleicht teilweise den Befund,<br />

dass Langzeit-Behandlung mit NTG<br />

mit einem erhöhten kardiovaskulären Todesfallrisiko<br />

verbunden ist [30].<br />

Eine PETN-Behandlung scheint dagegen<br />

kein kardiotoxisches, sondern eher ein<br />

kardioprotektives TF-Netzwerk zu aktivieren/induzieren.<br />

Somit müsste die Prognose<br />

<strong>von</strong> Patienten, die für längere Zeit mit<br />

PETN behandelt werden, besser als im Fall<br />

einer NTG-Behandlung sein. n<br />

Summary<br />

Nitric oxide (NO) has been described to<br />

have multiple effects on gene expression.<br />

Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel<br />

NO regulates gene expression by modulating<br />

the activity of transcription factors and<br />

thereby the activity of the promoters of<br />

NO-regulated genes. In addition, also posttranscriptional<br />

effects of NO (mRNA-stability,<br />

-translatability, -localization) and<br />

also post-translational effects (Protein-stability,<br />

-localization) have been described.<br />

Organic nitrates like nitroglycerin (NTG)<br />

and pentaerithrityl tetranitrate (PETN) are<br />

used in the treatment of angina pectoris,<br />

myocardial infarction, and congestive heart<br />

failure. Organic nitrates are believed to be<br />

donors for nitric oxide (NO) and their cardiovascular<br />

effects are attributed to this<br />

NO.<br />

There are also reports showing effects of<br />

organic nitrates (mostly NTG) on gene expression.<br />

However, recent data show<br />

marked differences in the effects of NTG<br />

and PETN on expression of genes. For example,<br />

in endothelial cells PETN but not<br />

NTG enhances the expression of the antioxidative<br />

protein heme oxygenase-I (HO-<br />

1) or the heavy chain of ferritin (FeHc).<br />

Analyses of the effects of NTG or PETN<br />

on the total genomic expression profiles in<br />

rat hearts indicate marked differences in<br />

the expressional effects of these organic<br />

nitrates. A close analysis of the expression<br />

profiles induced by NTG or PETN indicate<br />

that NTG-treatment results in the induction<br />

of cardiotoxic gene expression networks<br />

leading to an activation of mechanisms,<br />

which result in pathologic changes in<br />

cardiomyocytes. In contrast, PETN-treatment<br />

seems to activate gene expression<br />

networks, which result in cardioprotective<br />

effects. These data may explain the described<br />

adverse cardiovascular effect associated<br />

with long-term NTG-treatment.<br />

Keywords: Nitroglycerin (NTG) – pentaerithrityl<br />

tetranitrate (PETN) – gene expression<br />

– genomic expression profiles –<br />

DNA microarrays – cardiotoxicity<br />

Literatur<br />

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Für die Verfasser:<br />

Prof. Dr. Hartmut Kleinert<br />

Institut für Pharmakologie, Universitätsmedizin<br />

der Johannes Gutenberg-<br />

Universität, Obere Zahlbacher Str. 63<br />

55101 Mainz, Germany<br />

Tel.: +49 (0) 6131 17 9276<br />

Fax: +49 (0) 6131 17 9042<br />

66 Herz 35 · 2010 · Supplement II © Urban & Vogel

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