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WISSENSCHAFT VOR ORT Neuartiges Förderkonzept an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg AUTOR Prof. Dr. Horst Gischer ist Inhaber des neu konzipierten Lehrstuhls für Monetäre Ökonomie und öffentlichrechtliche Finanzwirtschaft an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Einrichtung eines Lehrstuhls für öffentlich-rechtliche Finanzwirtschaft Bei der Unterstützung von Wirtschaftsfakultäten an deutschen Hochschulen geht die Sparkassen-Finanzgruppe seit Beginn des Jahres neue Wege: Zum einen bei der Ausgestaltung der Förderung, zum anderen bei der inhaltlichen Ausrichtung. Seit dem 01. Januar 2012 gibt es an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg den deutschlandweit ersten Lehrstuhl für Monetäre Ökonomie und öffentlich-rechtliche Finanzwirtschaft. Haben in der Vergangenheit vornehmlich betriebswirtschaftlich ausgerichtete Professuren von Stiftungen der Sparkassen-Familie profi - tiert, kommt nunmehr ausdrücklich ein volkswirtschaftlicher Lehrstuhl in den Genuss einer fi nanziellen Förderung. Auch die Zuwendungsvariante ist neuartig. Bis dato haben Einrichtungen der Öffentlich- Rechtlichen vornehmlich Stiftungsprofessuren für ausgewählte Fakultäten und Hochschulen bereitgestellt. Diese wurden für eine vereinbarte Zeit vom Stiftungsgeber fi nanziert, um im Anschluss als „Dauerstelle“ von der Universität übernommen zu werden. Angesichts der nachhaltigen Mittelknappheit vieler Hochschulen wurde in der Vergangenheit nicht selten eine andere Hochschullehrerstelle der betreffenden Fakultät kompensatorisch gestrichen. Die Folge war häufi g eine strukturelle Veränderung der Zusammensetzung des Lehrkörpers. In Magdeburg setzt die Förderung an einer bereits vorhandenen Professur an. Das vor einigen Jahren novellierte Besoldungsrecht für Hochschullehrer erlaubt eine drittmittelfi nanzierte Aufstockung der Bezüge sowie eine ergänzende Sachmittelunterstützung unter der Vorgabe eines beidseitig vereinbarten Forschungskanons. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft und der Senat der Otto-von- Guericke-Universität stimmten zudem der Umwidmung der bisherigen „Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Geld und Kredit“ in die neue Denomination zu. Der Stelleninhaber, Prof. Dr. Horst Gischer, ist dem Sparkassensektor seit langen Jahren verbunden. Er hat bereits eine Reihe von Projekten für die Wissenschaftsförderung erfolgreich bearbeitet, wiederholt auf verbandsinternen Veranstaltungen als Referent fungiert und ist zudem Mitglied im Arbeitskreis für Sparkassengeschichte. Seit 2007 leitet er darüber hinaus als Geschäftsführender Direktor das von ihm mitbegründete Forschungszentrum für Sparkassenentwicklung e. V. an der Otto-von- Guericke-Universität. Erst jüngst hat er auf Empfehlung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) als Sachverständiger an einer Panel-Diskussion zum „Casino-Banking“ auf dem Weltkongress der Sparkassen in Marrakesch teilgenommen. Sein Team und er arbeiten derzeit u. a. an der Analyse und Evaluierung von systemischen Risiken in Finanzmärkten sowie an der Untersuchung der ökonomischen Performance internationaler Bankensysteme. Gemeinsam mit dem Bayreuther VWL-Professor Dr. Bernhard Herz leitet Professor Gischer ein aktuelles Projekt zur Untersuchung von Unterschieden „Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sieht sich durch die Einrichtung des Lehrstuhls Monetäre Ökonomie und öffentlich-rechtliche Finanzwirtschaft an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft in ihrem Bestreben gestärkt, grundlagenorientierte Forschung und praxisrelevante Anwendungen miteinander zu ver zahnen. Die öffent liche Wahrnehmung dieser Strategie wird durch die Zweckspende der Sparkassen- Finanzgruppe erkennbar ins Bild gerückt. Die fi nanzielle Förderung einer staat lichen Hochschule ist dabei eine wirk same Unterstützung.“ und Gemeinsamkeiten amerikanischer Regionalbanken im Vergleich zu den Verbundsystemen der deutschen Sparkassen und Kreditgenossenschaften. Die Förderung des umgewandelten Lehrstuhls erfolgt durch eine Zweckspende des DSGV sowie des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV). Die Betreuung und Abwicklung übernimmt der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Hervorzuheben ist die große Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten bei der Umsetzung der neuen Finanzierungsvariante. Insbesondere die Leitung und die Verwaltung der Otto-von-Guericke-Universität haben die Ideen der Stifter kompetent und effi zient umgesetzt. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft begrüßt die weitere Vertiefung der Zusammenarbeit mit der Sparkassen- Finanz gruppe und dem Stifterverband, auch die Universitätsleitung sieht sich in der Strategie gestärkt, wissenschaftlich hochwertige Forschung und praxisrelevante Anwendungen miteinander zu verzahnen. Ökonomen nennen eine solche Konstellation im besten Sinne des Wortes eine „Win-win- Situation“. Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, Rektor der Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg 4 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 73
Stiftungsprofessur und Stipendien Die Sparkasse Kleve engagiert sich für die Heimatregion Im Frühjahr 2008 rief die damalige NRW- Landesregierung zur Gründung neuer Hochschulen auf. Eine Chance, die der Kreis Kleve mit seiner Bewerbung für den Standort Kleve aufgriff. Dazu Rudi van Zoggel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kleve: „Wir haben sofort die großen Potenziale erkannt, die für die Stadt, die Region und ihre Menschen mit der Neugründung verbunden sind. Daher engagierten wir uns mit der Auslobung von Stipendien, mit dem Angebot von Praktikumsplätzen sowie einer dualen Ausbildung – und schließlich haben wir die Hochschule auch erfolgreich bei der Suche und Gestaltung eines Interims-Standortes unterstützt, damit die Hochschule Rhein-Waal bereits zum Winter semester 2009/2010 den Betrieb aufnehmen konnte. Daneben war von großer Bedeutung, dass wir durch die gezielte Ansprache von Unternehmen zur weiteren Unterstützung aus der Region beitragen konnten. Aushängeschild dieses gemeinsamen Engagements war schließlich die Initiierung einer Stiftungsprofessur – ein Einsatz der Wirtschaft, der mit dazu beigetragen hat, den Zuschlag für einen der neuen Hochschulstandorte zu erhalten.“ Zu Beginn des Sommersemesters 2011 konnte Dr.-Ing. Peter Kisters diese Stiftungsprofessur „Produktdesign im Maschinenbau“ im Fachbereich Technologie und Bionik antreten. Eine Professur, die von der Sparkasse Kleve und 12 Unternehmen aus der Region getragen wird – sie stellen für die Dauer von fünf Jahren jährlich 150.000 € für Personal- und Sachkosten zur Verfügung. Wichtig für alle beteiligten Partner ist die sich so eröffnende Gelegenheit zur engen Verzahnung mit der Hochschule. Daher war die Stiftergemeinschaft auch in der Berufungskommission vertreten. Rudi van Zoggel bei der Übergabe der Stiftungsurkunde: „Ziel ist es, junge Menschen für ein zukunftsträchtiges Studium in Kleve zu begeistern, den Unternehmen Forschungsmög- lichkeiten und damit zusätzliche Entwicklungschancen zu geben, sodass möglichst am Ende auch Wirtschaft und Arbeitsmarkt in der Region davon profi tieren – wir alle haben dazu einen großen Schritt getan.“ Nach dem ersten Jahr können die Beteiligten eine positive Zwischenbilanz ziehen: Prof. Dr. Kisters hält regelmäßig Kontakt zur Stiftergemeinschaft, Anforderungsprofi le der mittelständischen Wirtschaft fl ießen mit ein und der Praxisbezug in Forschung und Lehre wird von allen Beteiligten gelebt und eröffnet den Studierenden verschiedene Betätigungsfelder. Seit Gründung der Hochschule Rhein-Waal fördern die Sparkasse und ihre Stiftung durch die Auslobung von Stipendien auch den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Attraktivität des neuen Hochschulstandortes, der sich vor allem durch innovative Studiengänge und die internationale Ausrichtung – die meisten Studiengänge werden ausschließlich in engli- WISSENSCHAFT VOR ORT Stellvertretend für die Stiftergemeinschaft überreichte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Kleve, Rudi van Zoggel (r.), die Stiftungsurkunde an Prof. Dr. Peter Kisters und die Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Marie-Louise Klotz. scher Sprache angeboten – schnell einen Namen gemacht hat. Die Sparkassenstiftung Kleve hat ihr Stipendienprogramm inzwischen ausgeweitet. Rudi van Zoggel: „Von besonderer Bedeutung für die zukünftige Entwicklung Deutschlands sind die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) – hier besteht großer Nachwuchsmangel. Wir fördern daher Studierende aus unserer Region, die an einer inoder ausländischen Hochschule in einem dieser Fachgebiete studieren – vielleicht können wir so dazu beitragen, dass junge Leute sich verstärkt für diese Fächer interessieren, und natürlich hoffen wir auch, dass unsere Heimatregion davon profi tiert. Wir betrachten unser Engagement insoweit nicht nur als einen Beitrag zur Förderung von Bildung, Forschung und Lehre, sondern auch als gelebte Wirtschaftsförderung.“ Sparkasse Kleve Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 73 5
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