Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen ...

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Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen Wissenschaftliche Hausarbeit Thema: „Der Schulsport in der Grundschule im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und den Konsequenzen aus einer YHUlQGHUWHQ /HEHQVZHOW unserer Kinder“ Prüfungsfach: Ästhetische Erziehung mit Vergabe des Themas: 14.02.03 Schwerpunktfach Sport vorgelegt von: Svenja Waldschütz 1. Prüfer: Prof. Dr. K. Kramer 2. Prüfer: Dipl.-Sportlehrer M. Pfender

<strong>Erste</strong> <strong>Staatsprüfung</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Lehramt</strong> <strong>an</strong> <strong>Gr<strong>und</strong></strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Hauptschulen</strong><br />

Wissenschaftliche Hausarbeit<br />

Thema:<br />

„Der Schulsport in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule im Sp<strong>an</strong>nungsfeld zwischen<br />

gesellschaftlichen Erwartungen <strong>und</strong> den Konsequenzen aus einer<br />

YHUlQGHUWHQ /HEHQVZHOW unserer Kinder“<br />

Prüfungsfach: Ästhetische Erziehung mit<br />

Vergabe des Themas: 14.02.03<br />

Schwerpunktfach Sport<br />

vorgelegt von: Svenja Waldschütz<br />

1. Prüfer: Prof. Dr. K. Kramer<br />

2. Prüfer: Dipl.-Sportlehrer M. Pfender


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort......................................................................................... 4<br />

1. Einleitung............................................................................ 6<br />

2. Gesellschaftliche Erwartungen........................................... 7<br />

2.1 „Gesellschaftlich“: wer oder was ist <strong>das</strong>?................................ 7<br />

2.2 Was erwarten die verschiedenen Gruppen vom<br />

org<strong>an</strong>isierten Sport <strong>und</strong> vom Schulsport<br />

(in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule)?............................................................. 9<br />

2.2.1 Die Lobby des org<strong>an</strong>isierten Sports........................................ 9<br />

2.2.2 Die Interessenverbände..........................................................11<br />

2.3 Wie werden diese Erwartungen artikuliert<br />

<strong>und</strong> tr<strong>an</strong>sportiert?...................................................................16<br />

2.4 Zusammenfassung ............................................................... 20<br />

3. Die kindliche Lebenswelt...................................................21<br />

3.1 „Veränderte“ Lebenswelt – Fiktion oder Realität?................. 21<br />

3.2 Die „veränderte“ kindliche Lebenswelt...................................25<br />

3.2.1 Veränderungstendenzen in der psycho-sozialen<br />

Lebenswelt ............................................................................25<br />

3.2.2 Veränderungstendenzen in der physischen<br />

<strong>und</strong> inhaltlichen Lebenswelt ................................................. 26<br />

3.3 Zusammenfassung ............................................................... 31<br />

3.4 Die Funktion von Sport in der veränderten Lebenswelt......... 31<br />

3.4.1 K<strong>an</strong>n Sport unter <strong>an</strong>derem als „Entwicklungshilfe“<br />

verst<strong>an</strong>den werden?.............................................................. 31<br />

3.4.2 Ist der Begriff „Sport“ noch <strong>an</strong>gemessen?............................. 34<br />

3.4.3 Fazit....................................................................................... 37<br />

2


4. Zur Problematik des Sp<strong>an</strong>nungsfeldes............................. 38<br />

4.1 Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede.................................... 38<br />

4.2 Fazit...................................................................................... 40<br />

5. Vermittlungsversuche....................................................... 42<br />

5.1 Der aktuelle Bildungspl<strong>an</strong> der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule.......................... 42<br />

5.1.1 Zielsetzungen im Schulsport..................................................42<br />

5.1.2 Fazit....................................................................................... 43<br />

5.2 Wo sind Prioritäten zu setzen?.............................................. 44<br />

5.3 Wie können diese Ziele erreicht werden?..............................46<br />

5.3.1 Neue Konzepte <strong>für</strong> den Schulsport in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule........ 46<br />

5.3.2 Fazit....................................................................................... 50<br />

5.3.3 Probleme bei der Umsetzung ............................................... 51<br />

5.4 Orientierungsrahmen............................................................. 54<br />

5.4.1 Richtpunkte zur Orientierung <strong>für</strong> die Auswahl<br />

von Inhalten .......................................................................... 54<br />

5.4.2 Richtpunkte zur Orientierung <strong>für</strong> die methodische<br />

Gestaltung einer umfassenden Bewegungserziehung<br />

in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule.................................................................57<br />

5.4.3 Richtpunkte zur Orientierung <strong>für</strong> die Ausbildung<br />

der LehrerInnen..................................................................... 59<br />

6. Schlussbetrachtung.......................................................... 61<br />

Anh<strong>an</strong>g.......................................................................................62<br />

Abkürzungsverzeichnis..............................................................64<br />

Literaturverzeichnis....................................................................65<br />

3


Vorwort<br />

Betrachtet m<strong>an</strong> die Entwicklung der org<strong>an</strong>isierten Leibeserziehung durch die<br />

verschiedenen geschichtlichen Epochen hindurch, wird deutlich, <strong>das</strong>s<br />

vorwiegend militärische <strong>und</strong> wehrtechnische Motive Einfluss auf die<br />

Leibeserziehung der Jugend hatten (vgl. BOHUS 1986, EULER 1891, SAURBIER<br />

1978). So war beispielsweise <strong>das</strong> Christentum des Mittelalters mit seiner<br />

Jenseitsorientierung <strong>und</strong> scholastischen Bildungserziehung, der Gymnastik<br />

vollends abgeneigt. Einzig die Ritterburgen, welche die Knaben zum Ritter <strong>und</strong><br />

somit <strong>für</strong> den Kriegerst<strong>an</strong>d ausbildeten, stellten Bildungs<strong>an</strong>stalten dar, in denen<br />

körperliche Übungen stattf<strong>an</strong>den (vgl. EULER 1891, 10). Derartige Motive zur<br />

Begründung der Leibeserziehung lassen sich zum Beispiel auch während der<br />

Zeit der Deutschen Reichsgründung im Jahre 1871 <strong>und</strong> während des<br />

Nationalsozialismus feststellen (vgl. BOHUS 1986, KRÜGER 1993b). Durch die<br />

org<strong>an</strong>isierten Leibesübungen sollten dabei spezielle Tugenden <strong>und</strong> körperliche<br />

Fertigkeiten <strong>für</strong> kriegerische Tätigkeiten erworben werden. Auf die Kinder in<br />

ihrer Individualität <strong>und</strong> mit ihren kindlichen Bedürfnissen wurde dabei nicht<br />

weiter eingeg<strong>an</strong>gen.<br />

Die Begründung der Leibesübungen auf der Basis einer g<strong>an</strong>zheitlichen<br />

Erziehung, die auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht, findet in den Ansätzen<br />

der Hum<strong>an</strong>isten, Reformpädagogen, Aufklärer <strong>und</strong> Philosophen 1<br />

Berücksichtigung (vgl. BOHUS 1986, EULER 1891, KRÜGER 1993a, SAURBIER<br />

1978). So forderte beispielsweise Rousseau, als auch Pestalozzi, eine<br />

g<strong>an</strong>zheitliche, harmonische <strong>und</strong> naturgemäße Erziehung, in die Leib, Seele <strong>und</strong><br />

Vernunft zu gleichen Teilen aufgenommen sein sollten.<br />

In der Wende vom 19. zum 20. Jh. erhielt der Schulunterricht <strong>und</strong> somit auch<br />

der Turnunterricht reformpädagogische Anstöße, die sich gegen <strong>das</strong> starre,<br />

formale Turnen des 19. Jh. <strong>und</strong> die unerwünschten Negativfolgen der<br />

industriellen Revolution richteten. Nach dem ersten Weltkrieg entwickelten sich<br />

aus den reformpädagogischen Ansätzen neue Konzepte wie die „Erziehung<br />

vom Kinde aus³ <strong>und</strong> <strong>das</strong> „natürliche Turnen“ (vgl. BOHUS 1986, KRÜGER<br />

1993b).<br />

1 Beispielsweise bei Comenius, Rousseau, K<strong>an</strong>t, GuthsMuths <strong>und</strong> Pestalozzi.<br />

4


Damit sind die beiden Pole, zwischen denen sich die Motivation zur<br />

Leibeserziehung in verg<strong>an</strong>genen Zeiten bewegt hat, ben<strong>an</strong>nt:<br />

Auf der einen Seite stehen dabei die Ziele, die vor allem staatlichen Zwecken<br />

dienen sollten, in Form einer (vor-) militärischen Ausbildung <strong>und</strong> der Beihilfe der<br />

Leibeserziehung zur Repräsentationsfunktion des Sports.<br />

Auf der <strong>an</strong>deren Seite findet sich die Forderung nach einer g<strong>an</strong>zheitlichen <strong>und</strong><br />

kindgemäßen Erziehung <strong>und</strong> Bildung, in die neben geistigen <strong>und</strong> seelischen<br />

auch körperliche Aspekte aufgenommen sind (GRUPE 1980b, 216).<br />

Im weiteren Verlauf der Arbeit soll nun dargestellt werden, <strong>an</strong> welchem Punkt<br />

zwischen diesen beiden konträren Positionen sich Theorie <strong>und</strong> Praxis des<br />

heutigen Schulsports befinden.<br />

5


1. Einleitung<br />

Ä7KHRULH XQG 3UD[LV GHV 8QWHUULFKWV VLQG LQ GHU *UXQGVFKXOH<br />

JUXQGVlW]OLFK DXI ]HLWKLVWRULVFKH (QWZLFNOXQJHQ LQ GHU *HVHOOVFKDIW<br />

U FNEH]RJHQ ³ (HILDEBRANDT 1993, 260).<br />

Aus den zeithistorischen Entwicklungstendenzen ergeben sich Konsequenzen<br />

hinsichtlich der Möglichkeiten zur Erfüllung der kindlichen Bedürfnisse.<br />

Inwieweit die Erkenntnisse hierüber Eing<strong>an</strong>g in die Praxis des Schulsports der<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule finden, hängt jedoch zum Großteil von den unterschiedlichen<br />

Erwartungshaltungen <strong>und</strong> Einflussmöglichkeiten der gesellschaftlichen<br />

Gruppen, die <strong>an</strong> den Zielsetzungen des Schulsports interessiert sind, ab.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es daher, <strong>das</strong> Sp<strong>an</strong>nungsfeld darzustellen, in <strong>das</strong><br />

der Schulsport in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule beim Versuch all den Erwartungen <strong>und</strong><br />

Bedürfnissen gerecht zu werden geraten k<strong>an</strong>n, <strong>und</strong> die Konsequenzen <strong>und</strong><br />

Entwicklungstendenzen hieraus <strong>für</strong> den Schulsport der Zukunft zu diskutieren.<br />

Im ersten Teil der Arbeit werden daher die Erwartungen der verschiedenen<br />

gesellschaftlichen Gruppen <strong>an</strong> den Sport <strong>und</strong> Schulsport geklärt. In diesem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g wird auch auf die Artikulations- <strong>und</strong> Einflussmöglichkeiten<br />

dieser Gruppen eingeg<strong>an</strong>gen werden.<br />

Im zweiten Abschnitt werden die „Veränderungen“ in der kindlichen Lebenswelt<br />

diskutiert <strong>und</strong> dargestellt, sowie die Konsequenzen, die sich daraus in Hinblick<br />

auf die Funktionsweise von Bewegung <strong>und</strong> Sport <strong>und</strong> damit auch des<br />

Schulsports <strong>für</strong> Kinder ergeben.<br />

Der Vergleich daraus <strong>und</strong> somit die Thematisierung des Sp<strong>an</strong>nungsfeldes findet<br />

sich im nachfolgenden Abschnitt der Arbeit.<br />

Schließlich bleibt die Klärung der Prioritäten <strong>und</strong> der Versuch einer Vermittlung<br />

zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen <strong>und</strong> den<br />

kindlichen Bedürfnissen, was im letzten Teil der Arbeit erfolgen wird.<br />

6


*HVHOOVFKDIWOLFKH (UZDUWXQJHQ<br />

2.1 „Gesellschaftlich“: wer oder was ist <strong>das</strong>?<br />

Die Bezeichnung „gesellschaftlich“ ist so pauschal, <strong>das</strong>s sie sich ohne<br />

Differenzierung <strong>für</strong> eine weiterführende Betrachtung von Erwartungen <strong>an</strong> den<br />

Schulsport nicht eignet. Hier sollen mit „gesellschaftlich“ vor allem die Gruppen<br />

in der Gesellschaft erfasst sein, die aus unterschiedlichen Gründen ein<br />

Interesse dar<strong>an</strong> haben, Einfluss auf die Gestaltung <strong>und</strong> Zielsetzung des<br />

Schulsports auszuüben.<br />

STORK/LANGENFELD (1979, 303f.) unterscheiden zwei Hauptgruppen von<br />

H<strong>an</strong>dlungsträgern, die Einfluss auf die Gestaltung <strong>und</strong> Zielsetzung des<br />

Schulsports nehmen: die offiziellen, staatlichen Entscheidungsinst<strong>an</strong>zen<br />

einerseits, die über unmittelbare Möglichkeiten der Einflussnahme <strong>und</strong><br />

Durchsetzung von Interessen im schulischen Bereich verfügen.<br />

Davon unterscheiden sich die nichtstaatlichen „gesellschaftlichen“ Gruppen vor<br />

allen Dingen durch ihre Möglichkeiten bei der Durchsetzung ihrer Interessen,<br />

wobei sie von staatlichen Inst<strong>an</strong>zen abhängig sind 2 .<br />

DIETRICH hat die nichtstaatlichen „gesellschaftlichen“ Gruppen bereits<br />

1972 in seiner Dissertation aufgezählt <strong>und</strong> gegliedert. Die hierbei aufgezählten<br />

Gruppen verfolgen jeweils gesonderte Interessen, die sich <strong>an</strong> m<strong>an</strong>chen Stellen<br />

überschneiden können. Daher werden sie im Folgenden unter dem Begriff<br />

„Interessenverbände“ zusammengefasst. STORK/LANGENFELD (1979) spalten<br />

außerdem den org<strong>an</strong>isierten Sport von der Ebene der Interessengruppen ab<br />

<strong>und</strong> ergänzen die Gliederung damit um die Ebene der „Sportlobby“. Somit ergibt<br />

sich aus den Aufzählungen von DIETRICH (1972) <strong>und</strong> STORK/LANGENFELD<br />

(1979) eine Einteilung der „gesellschaftlichen“ Gruppen, die Einfluss auf die<br />

Gestaltung des Schulsports nehmen, wie folgt 3 :<br />

I a. Auf der Ebene des org<strong>an</strong>isierten Sports:<br />

Der Deutsche Sportb<strong>und</strong> als Dachverb<strong>an</strong>d aller Sportfachverbände mit<br />

all seinen Anschlussorg<strong>an</strong>isationen, sowie <strong>das</strong> Olympische Komitee <strong>und</strong><br />

die Olympische Gesellschaft.<br />

2 Siehe hierzu 2.3 in dieser Arbeit.<br />

3 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

7


I b. Auf der Ebene der Interessenverbände:<br />

Die Kr<strong>an</strong>kenkassen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsorg<strong>an</strong>isationen, die Kirche, die<br />

politischen Parteien, die Lehrerberufsverbände, der B<strong>und</strong>eselternrat, die<br />

Gewerkschaften <strong>und</strong> die Arbeitgebervertretung.<br />

II. Auf staatlicher Ebene:<br />

Die Initiativen, Einrichtungen <strong>und</strong> Inst<strong>an</strong>zen der B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong><br />

Länderregierungen, in Form von Gremien, Ministerien, darunter<br />

besonders die Kultusministerien <strong>und</strong> Kontaktkommissionen wie die<br />

Kultusministerkonferenz (KMK), die zur Abstimmung der schulpolitischen<br />

Entscheidungen zwischen den einzelnen B<strong>und</strong>esländern beitragen. Die<br />

politischen Parteien werden dabei zu den Interessenverbänden<br />

gerechnet, da ihre Formen der Einflussnahme durch die Artikulation ihrer<br />

Erwartungen ähnlich sind wie die der Interessenverbände oder<br />

<strong>an</strong>dernfalls nur über die Ministerien <strong>und</strong> Regierungssitze erfolgen k<strong>an</strong>n.<br />

Im Folgenden werden die Erwartungen, die diese gesellschaftlichen Gruppen<br />

<strong>an</strong> den org<strong>an</strong>isierten Sport <strong>und</strong> vor allen Dingen <strong>an</strong> den Schulsport in der<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule stellen, differenziert betrachtet werden. In diese Betrachtung<br />

werden die Forderungen auf staatlicher Ebene vorerst nicht miteinbezogen<br />

werden, da diese <strong>an</strong> späterer Stelle bei einem Blick in den aktuellen<br />

Bildungspl<strong>an</strong> der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule 4 gesondert betrachtet werden.<br />

4 Unter Punkt 5.1 in dieser Arbeit.<br />

8


2.2 Was erwarten die verschiedenen Gruppen vom org<strong>an</strong>isierten<br />

Sport <strong>und</strong> vom Schulsport (in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule)?<br />

2.2.1 Die Lobby des org<strong>an</strong>isierten Sports<br />

'HU 'HXWVFKH 6SRUWEXQG '6%<br />

Der DSB ist der Dachverb<strong>an</strong>d von 91 Sportfachverbänden mit insgesamt 87000<br />

Vereinen <strong>und</strong> 27 Mio. Mitglieder <strong>und</strong> ist somit eine der größten Personen-<br />

vereinigungen Deutschl<strong>an</strong>ds (DSB 2003). Der DSB unterhält mit vielen <strong>an</strong>deren<br />

der bereits gen<strong>an</strong>nten gesellschaftlichen Gruppen, die ein Interesse am Sport<br />

haben, Kontaktkommissionen oder institutionalisierte Partnerschaften wie mit<br />

der KMK, der Deutschen Sportjugend (DSJ) oder mit der Kirche durch die<br />

„Arbeitsgruppe Kirche <strong>und</strong> Sport“ <strong>und</strong> über die Deutsche Sportkonferenz (DSK)<br />

mit der B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Parteivertretern (DIETRICH 1972, 87). Der DSB<br />

kooperiert auch mit einigen dieser Partner in Hinblick auf die Verwirklichung<br />

präventiver Programme <strong>für</strong> Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, bei denen der Sport eine<br />

Rolle spielt 5 .<br />

Bei der Frage nach der Funktion des Sports aus Sicht des DSB stehen <strong>an</strong><br />

erster Stelle die Erfolge im Spitzensport. Die Erfolge im Spitzensport werden als<br />

Ausdruck der Leistungsfähigkeit der Gesellschaft betrachtet; der Spitzensport<br />

wird also Ä0LWWHO ]XU QDWLRQDOHQ 'DUVWHOOXQJ³ (DIETRICH 1972, 86). Daraus<br />

abgeleitet ergeben sich folgende Forderungen des DSB <strong>an</strong> den Schulsport:<br />

Der Schulsport soll Maßnahmen zur Leistungsförderung im Sportbereich<br />

unterstützen. Das vom DSB konzipierte Sportmodell, <strong>das</strong> vor allen Dingen auf<br />

den Leistungsaspekt beim Sporttreiben abzielt, soll daher über den Schulsport<br />

von den Schülern erlernt <strong>und</strong> verinnerlicht werden (MÜLLER 1988, 141). Über<br />

ein Angebot <strong>an</strong> Schulsportwettbewerben wie „Jugend trainiert <strong>für</strong> Olympia“ <strong>und</strong><br />

die „B<strong>und</strong>esjugendspiele“ soll außerdem die Talentsuche <strong>und</strong> –förderung durch<br />

den Schulsport gesichert werden (DIETRICH 1972, 86). Durch derartige<br />

Angebote soll auch die Zusammenarbeit von Schule <strong>und</strong> Vereinen gar<strong>an</strong>tiert<br />

werden <strong>und</strong> dadurch auch die Nachwuchsförderung <strong>und</strong> Mitgliedergewinnung<br />

<strong>für</strong> den DSB. Der Schulsport hat hier also in jedem Fall die Aufgabe, zu<br />

5<br />

Beispiele da<strong>für</strong> sind die Kampagne „Kinder stark machen“ des BzgA <strong>und</strong> die Kampagne „Sport gegen<br />

Drogen“, die unter <strong>an</strong>derem vom B<strong>und</strong>esinnenministerium unterstützt wird.<br />

9


lebensl<strong>an</strong>gem außerschulischen Sport <strong>an</strong>zuregen, ob nun im Spitzen-<br />

sportbereich oder im Bereich des Freizeit- <strong>und</strong> Breitensports. Durch den<br />

Schulsport sollen die Schüler im Sport h<strong>an</strong>dlungsfähig gemacht werden; es gilt<br />

folglich verschiedene Sportarten zu erlernen, wobei sowohl traditionelle als<br />

auch Trendsportarten berücksichtigt werden sollen (Kommission „Schulsport“<br />

1999, 2). Neben den leistungsbezogenen ergeben sich noch weitere<br />

Erwartungen <strong>an</strong> den Schulsport: Er soll eine Ges<strong>und</strong>heitsfunktion übernehmen,<br />

M<strong>an</strong>gelerscheinungen kompensieren <strong>und</strong> präventiv wirken, zu einer ges<strong>und</strong>en<br />

Lebensführung erziehen, die Entwicklung <strong>und</strong> besonders die physischen<br />

Anlagen fördern <strong>und</strong> eine Erziehungsfunktion ausüben (MÜLLER 1988, 140).<br />

Außerdem soll durch den Schulsport die Persönlichkeitsentwicklung gefördert<br />

werden, ein Basis<strong>an</strong>gebot <strong>an</strong> Bewegung <strong>für</strong> die Schüler gewährleistet sein <strong>und</strong><br />

er soll ÄDXI N QIWLJH +HUDXVIRUGHUXQJHQ YRUEHUHLWHQ³ (Kommission „Schulsport“<br />

1999, 5). Welche Herausforderungen damit im einzelnen gemeint sind <strong>und</strong> mit<br />

welchen spezifischen Methoden <strong>und</strong> Mitteln der Sportunterricht darauf<br />

vorbereiten soll, wird allerdings vom DSB nicht genauer spezifiziert.<br />

Die DSJ ist die Jugendorg<strong>an</strong>isation des DSB. In der „Resolution zum<br />

Schulsport in Deutschl<strong>an</strong>d“ von 1997 proklamiert die DSJ ihre Erwartungen <strong>an</strong><br />

den Schulsport. D<strong>an</strong>ach soll der Sportunterricht die Vermittlung von<br />

Bewegungs-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialkompetenzen übernehmen, präventiv<br />

wirken, einen Beitrag zur g<strong>an</strong>zheitlichen Erziehung <strong>und</strong> Persönlichkeits-<br />

entwicklung der Schüler leisten <strong>und</strong> Ä]X HLQHU NRPSHWHQWHQ XQG NULWLVFKHQ<br />

7HLOQDKPH DP 6SRUW KLQI KUHQ³ (DSJ 1997, 1). Auffallend dabei ist, <strong>das</strong>s die DSJ<br />

nicht in gleichen Maße wie der DSB <strong>für</strong> die Talentförderung <strong>und</strong><br />

Nachwuchssicherung durch den Schulsport plädiert, sondern die Kooperation<br />

zwischen Schulen <strong>und</strong> Sportvereinen eher unter dem Aspekt des ergänzenden<br />

Freizeit<strong>an</strong>gebots <strong>für</strong> die Schüler sieht (DSJ 1997, 2).<br />

Die Deutsche Sportkonferenz (DSK) setzt sich aus Vertretern des Sports<br />

<strong>und</strong> der Politik zusammen <strong>und</strong> hat die Aufgabe, Empfehlungen <strong>für</strong> den<br />

Schulsport auszuarbeiten, ohne <strong>das</strong>s jedoch schulische Vertreter in dieser<br />

Konferenz zugegen wären (DIETRICH 1972, 105). Dementsprechend sind die<br />

Empfehlungen, die sie herausgeben, sehr stark <strong>an</strong> den Interessen des DSB <strong>und</strong><br />

daher vor allem <strong>an</strong> der Talentsuche <strong>und</strong> –förderung durch den Schulsport,<br />

orientiert. Auch die <strong>an</strong>deren Anschlussorg<strong>an</strong>isationen des DSB, wie die<br />

Fachgruppe Leibeserzieher <strong>an</strong> Pädagogischen Hochschulen (FLPH) <strong>und</strong> die<br />

10


Arbeitsgemeinschaft der Direktoren der Institute <strong>für</strong> Leibesübungen (AID), sind<br />

in ihren Erwartungshaltungen gegenüber dem Schulsport von den Ziel-<br />

setzungen des DSB <strong>und</strong> deren Auswirkungen auf den Sportunterricht<br />

beeinflusst.<br />

1DWLRQDOHV 2O\PSLVFKHV .RPLWHH 12. 'HXWVFKH 2O\PSLVFKH *HVHOOVFKDIW<br />

'2*<br />

NOK <strong>und</strong> DOG sehen ebenfalls den Spitzensport als Modell <strong>für</strong> den Schulsport<br />

<strong>an</strong> (MÜLLER 1988, 266). Durch die Hilfe von Schulwettbewerben soll daher der<br />

Nachwuchs im Spitzensport sichergestellt <strong>und</strong> gefördert werden. Das NOK stellt<br />

zu diesem Zweck sogar Unterrichtsmaterialien <strong>für</strong> Schülerolympiaden <strong>und</strong><br />

<strong>an</strong>dere Talentsuchver<strong>an</strong>staltungen im weitesten Sinne zur Verfügung (NOK<br />

2002).<br />

2.2.2 Die Interessenverbände<br />

.UDQNHQNDVVHQ XQG *HVXQGKHLWVRUJDQLVDWLRQHQ<br />

Wie von SCHÖBEL (1995) in seinem Bericht Ä6SRUW XQG *HVXQGKHLW DXV 6LFKW<br />

HLQHU .UDQNHQNDVVH³ dargestellt wurde, plädieren die Kr<strong>an</strong>kenkassen <strong>für</strong> eine<br />

bessere Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> wollen Maßnahmen unterstützen, um ges<strong>und</strong>heits-<br />

schädlichem Verhalten entgegenzuwirken. So bemängelt die AOK unter<br />

<strong>an</strong>derem <strong>das</strong> zu l<strong>an</strong>ge Sitzen in der Schule <strong>und</strong> den fehlenden<br />

Bewegungsausgleich, weshalb sie sich <strong>für</strong> Präventions<strong>an</strong>gebote <strong>und</strong> mehr<br />

Bewegung in der Schule einzusetzen versucht. Unter diesem Aspekt hat die<br />

AOK Programme <strong>für</strong> den Sportunterricht <strong>an</strong> Schulen entwickelt, wie<br />

beispielsweise Schulsportwettbewerbe oder auch Rückenschulungen <strong>für</strong> Kinder<br />

(SCHÖBEL 1995, 74). Diese Programme, die eher auf die Förderung des<br />

Teamgeistes als des Leistungsged<strong>an</strong>kens ausgelegt sind, sollen neben einer<br />

präventiven Wirkungsweise auch die Schüler zum Sport motivieren <strong>und</strong> ihnen<br />

die Freude <strong>an</strong> der Bewegung vermitteln, in der Hoffnung damit den <strong>Gr<strong>und</strong></strong>stein<br />

zum lebensl<strong>an</strong>gen Sporttreiben <strong>und</strong> <strong>für</strong> einen besseren allgemeinen<br />

Ges<strong>und</strong>heitszust<strong>an</strong>d zu legen (vgl. SCHÖBEL 1995).<br />

11


Die „B<strong>und</strong>eszentrale <strong>für</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung“ (BzgA) spricht sich<br />

aufgr<strong>und</strong> des schlechten Ges<strong>und</strong>heitsst<strong>an</strong>des der Kinder ebenfalls <strong>für</strong> eine<br />

umfassendere Ges<strong>und</strong>heitserziehung in den Schulen aus (BzgA 2000, 8f.).<br />

Dabei weist sie darauf hin, <strong>das</strong>s der Sportunterricht sich als Fach zur<br />

Realisierung dieser Forderung besonders gut eignet.<br />

Es ist zu erkennen, <strong>das</strong>s die Erwartungen der Kr<strong>an</strong>kenkassen <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsorg<strong>an</strong>isationen gegenüber dem Sport <strong>und</strong> dem Schulsport,<br />

hauptsächlich auf dessen Ges<strong>und</strong>heitsaspekt <strong>und</strong> die sich daraus ergebenden<br />

Präventionsmöglichkeiten gerichtet sind.<br />

'LH .LUFKH<br />

Im „Arbeitskreis Kirche <strong>und</strong> Sport“ präsentiert sich ein institutionalisierter<br />

Kontakt zwischen dem DSB <strong>und</strong> Vertretern der Kirche. Obwohl diese beiden<br />

Einrichtungen unterschiedliche Ziele verfolgen, betonen sie auch die<br />

Gemeinsamkeit von Kirche <strong>und</strong> Sport: den von DIETRICH (1972, 93) erläuterten<br />

Ä'LHQVW DP 0HQVFKHQ³. Besonders <strong>für</strong> die Kirche stellt die Zusammenarbeit mit<br />

dem DSB <strong>und</strong> entsprechende sportliche Angebote in ihren eigenen<br />

Programmen ein wirkungsvolles Mittel dar, um auch die Jugend wieder enger<br />

<strong>an</strong> die Kirchengemeinde zu binden. Während sich die katholische Kirche klar <strong>für</strong><br />

den Leistungssport ausspricht, steht die ev<strong>an</strong>gelische Kirche dem kritischer<br />

gegenüber (DIETRICH 1972, 95). Daher sind die Erwartungen der katholischen<br />

Kirche <strong>an</strong> den Schulsport auch stärker wettkampf- <strong>und</strong> leistungsorientiert,<br />

wohingegen die ev<strong>an</strong>gelische Kirche ihre Erwartungen im Bezug auf den<br />

Schulsport stärker im Bereich des sozialen Lernens ver<strong>an</strong>kert sieht (MÜLLER<br />

1988, 233).<br />

Dass der Schulsport einen Beitrag zur g<strong>an</strong>zheitlichen Erziehung darstellt,<br />

darüber sind sich die beiden Kirchen weitestgehend einig. Nach Ansicht der<br />

Kirche besteht eine der Aufgaben des Schulsports darin, durch den Tr<strong>an</strong>sfer<br />

von Leistungen <strong>und</strong> Werten, die im Sport <strong>und</strong> Spiel erworben werden einen<br />

Beitrag zur Lebensbewältigung zu leisten. Dazu zählen beispielsweise der<br />

Abbau von psychischen Hemmungen, die Vermittlung von sensomotorischen<br />

Erfahrungen, ein Beitrag zur Persönlichkeitsbildung, die Freude <strong>an</strong> Sport <strong>und</strong><br />

Bewegung zu wecken <strong>und</strong> zu fördern <strong>und</strong> die Hinführung zum lebensl<strong>an</strong>gen<br />

Sporttreiben (MÜLLER 1988, 232). Gesellschaftliche Bezüge wie Ges<strong>und</strong>heit,<br />

12


Erziehung, Sittlichkeit <strong>und</strong> Gemeinschaftsbildung finden sich nach MÜLLER<br />

(1988, 233) auch in der Erwartungshaltung der Kirche gegenüber dem<br />

org<strong>an</strong>isierten Sport wieder.<br />

Durch Sport sollen nach Ansicht der Kirche außerdem auch christliche Werte<br />

vermittelt werden, womit er auch gleichzeitig immer ein Ä(QWVFKHLGXQJV XQG<br />

%HZlKUXQJVIHOG LP FKULVWOLFKHQ (U]LHKXQJVSUR]HVV³ darstellt (MÜLLER 1988,<br />

233).<br />

'LH SROLWLVFKHQ 3DUWHLHQ<br />

Die Parteien gehen bezüglich ihrer Zielvorstellungen im außerschulischen Sport<br />

<strong>und</strong> auch im Schulsport stark konform mit den Konzeptionen <strong>und</strong> <strong>Gr<strong>und</strong></strong>-<br />

vorstellungen des DSB. Ihre Erwartungen unterscheiden sich dabei nur<br />

unwesentlich vonein<strong>an</strong>der. Stellvertretend <strong>für</strong> die übrigen Parteien sollen daher<br />

deren Erwartungen <strong>an</strong> den Sport <strong>und</strong> Schulsport <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des Parteiprogramms<br />

der SPD dargestellt werden.<br />

In den Programmen der politischen Parteien wird der Leistungssport<br />

ebenfalls besonders betont, was durch ihre Bereitschaft zur Förderung des<br />

Sportstättenbaus <strong>für</strong> den Leistungssport <strong>und</strong> durch Aufbau- <strong>und</strong> Förder-<br />

programme zusätzlich zum Ausdruck gebracht wird (SPD 2002, 45). Die SPD<br />

erklärt die Verbesserung der Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den Spitzensport durch<br />

die Mithilfe des Breitensports bei Maßnahmen der Talentsuche <strong>und</strong> –förderung,<br />

zu ihrem wesentlichen politischen Ziel im Bereich der Sportpolitik (SPD 2003).<br />

Dieser Anspruch findet sich in den <strong>an</strong>deren Parteien in vergleichbarer Form<br />

wieder, da dem Sport staatspolitische Zwecke wie die Repräsentationsfunktion<br />

durch den Spitzensport zugeschrieben werden (MÜLLER 1988, 186). Ausgehend<br />

von gesellschaftlichen Problembereichen wie M<strong>an</strong>gelerscheinungen <strong>und</strong><br />

sozialen <strong>und</strong> körperlichen Fehlentwicklungen, stellt der Sport <strong>und</strong> besonders<br />

auch der Schulsport nach Ansicht der Parteien eine Möglichkeit zur<br />

Ges<strong>und</strong>erhaltung, zur Freizeitgestaltung, zum Erlernen von sozialem H<strong>an</strong>deln,<br />

zur Entwicklungsförderung, zur sozialen Integration <strong>und</strong> zur Förderung der<br />

Leistungsfähigkeit dar (SPD 2002, 45) 6 .<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der von allen Parteien einheitlich gefordert wird,<br />

ist die Zusammenarbeit von Schulen <strong>und</strong> Vereinen. Die Aufgabe des<br />

6 Vgl. DIETRICH (1972, 99).<br />

13


Schulsports besteht hierbei darin, den Schülern die Freude <strong>an</strong> der Bewegung<br />

zu vermitteln <strong>und</strong> dadurch zum außerschulischen, lebensl<strong>an</strong>gen Sport<br />

<strong>an</strong>zuregen.<br />

'LH /HKUHUEHUXIVYHUElQGH<br />

Ein Berufsverb<strong>an</strong>d, der sich speziell mit dem Thema Sport <strong>und</strong> Schulsport<br />

beschäftigt <strong>und</strong> demzufolge bestimmte Erwartungshaltungen gegenüber diesen<br />

Bereichen artikuliert, ist der Ausschuss Deutscher Leibeserzieher (ADL), der<br />

auch gleichzeitig der Dachverb<strong>an</strong>d des Deutschen Sportlehrerverb<strong>an</strong>des (DSLV)<br />

ist (MÜLLER 1988, 134). Bezüglich des Sportunterrichts <strong>an</strong> Schulen vertritt der<br />

ADL die Auffassung, <strong>das</strong>s der Schulsport in Abgrenzung zum außerschulischen<br />

Sport ein eigenes Aufgabenfeld besitzt (MÜLLER 1988, 141). Hierbei werden vor<br />

allen Dingen soziale Aspekte, wie die Förderung der Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Sozialfähigkeit sowie ges<strong>und</strong>heitspolitische Bezüge durch präventive<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> die Hinführung zu einer ges<strong>und</strong>en Lebensführung <strong>und</strong> dem<br />

Interesse <strong>an</strong> Sport <strong>und</strong> Bewegung betont (MÜLLER 1988, 265).<br />

Außerdem existieren neben den bereits gen<strong>an</strong>nten noch weitere<br />

Berufsverbände wie der B<strong>und</strong>esverb<strong>an</strong>d Deutscher Leibeserzieher (BVDL), der<br />

eine Anschlussorg<strong>an</strong>isation des DSB ist <strong>und</strong> auch die Vereinigung der Diplom-<br />

Sportlehrer e.V., die sich ebenfalls stark <strong>an</strong> den <strong>Gr<strong>und</strong></strong>zügen des DSB<br />

orientieren (DIETRICH 1972, 91). Da hier vor allen Dingen der Leistungssport<br />

<strong>und</strong> die internationalen sportlichen Erfolge im Vordergr<strong>und</strong> stehen, ergibt sich<br />

als Profil dieser beiden Org<strong>an</strong>isationen, <strong>das</strong>s ihre Erwartungen im<br />

Schulsportbereich durch die Leistungsorientierung <strong>und</strong> die Forderung nach der<br />

Talentsuche <strong>und</strong> Leistungsförderung im Sportunterricht gekennzeichnet sind.<br />

14


'HU %XQGHVHOWHUQUDW<br />

Im B<strong>und</strong>eselterrat (BER) sind die L<strong>an</strong>deselternvertretungen (LEV) der 16<br />

B<strong>und</strong>esländer zu einer Interessenvertretung zusammengeschlossen. Vom<br />

Schulsport erwartet der BER, <strong>das</strong>s er regelmäßig stattfindet, da er gegenüber<br />

den geisteswissenschaftlich orientierten Fächern eine Ausgleichsfunktion<br />

besitzt <strong>und</strong> die vielseitige <strong>und</strong> g<strong>an</strong>zheitliche Entwicklung der Kinder<br />

unterstützen k<strong>an</strong>n (BER 2000, 1f.). Aus Sicht des BER übernimmt der Schulsport<br />

eine Sozial- <strong>und</strong> Integrationsfunktion, fördert Gemeinschaftserfahrungen <strong>und</strong><br />

darf seine präventiven <strong>und</strong> kompensatorischen Möglichkeiten in sämtlichen<br />

Bereichen nicht außer Acht lassen (BER 2000, 1). Aufgabe des Schulsports ist<br />

es Bewegungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die Kinder zu schaffen, um ihrem<br />

Bewegungsdr<strong>an</strong>g nachzukommen <strong>und</strong> über die Vermittlung positiver<br />

Erfahrungen zur Freude <strong>an</strong> der Bewegung beizutragen (BER 2000, 2). Der<br />

Schulsport übernimmt damit auch eine Ges<strong>und</strong>heitsfunktion, sowohl über die<br />

Vermittlung von Wissen über eine ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> sichere Lebensführung als<br />

auch durch ausreichende Bewegungs<strong>an</strong>gebote, die sich präventiv auf die<br />

Ges<strong>und</strong>heit der Schüler auswirken (vgl. BER 2000, 2). Obwohl auch der BER in<br />

Kontakt mit dem DSB steht, spricht er sich <strong>für</strong> eine Kooperation von Schulen<br />

<strong>und</strong> Vereinen aus, die auf außerunterrichtliche Angebote beschränkt bleibt.<br />

Dem Schulsport fällt somit nicht die vom DSB geforderte Funktion der<br />

Unterstützung des Leistungssports durch die Talentfindung in der Schule zu.<br />

Stattdessen spricht sich der BER (2000, 3) klar gegen diese Funktion des<br />

Schulsports aus <strong>und</strong> plädiert <strong>für</strong> die qualitative <strong>und</strong> qu<strong>an</strong>titative Verbesserung<br />

des Schulsports durch die Einführung von zusätzlichen Bewegungs<strong>an</strong>geboten,<br />

was in Richtung der „Bewegten Schule“ 7 deutet.<br />

'LH $UEHLWJHEHUYHUWUHWXQJ<br />

Wie von MÜLLER (1988, 218) dargestellt, wird von Arbeitgeberseite als<br />

wesentlicher Aspekt im Verhältnis von Sport <strong>und</strong> Arbeit der Leistungsged<strong>an</strong>ke<br />

<strong>an</strong>gesehen. Auch der Aspekt der nationalen Repräsent<strong>an</strong>z der Gesellschaft<br />

durch den Spitzensport <strong>und</strong> damit der Talentförderung spielt hierbei eine nicht<br />

unwesentliche Rolle. Außerdem wird dem Sport allgemein <strong>und</strong> auch dem<br />

7 Diese Konzept wird unter Punkt 5.3.1 noch genauer erläutert werden<br />

15


Schulsport als einem Sport, der alle erreicht, eine ges<strong>und</strong>heitsfördernde, eine<br />

sozialpolitische, eine integrative <strong>und</strong> eine erzieherische Funktion zugesprochen<br />

(MÜLLER 1988, 218). Davon ausgehend wird auch hier die Erziehung zum<br />

lebensl<strong>an</strong>gen Sport zum Zwecke der Fortführung dieser Funktionen als<br />

wünschenswert <strong>an</strong>gesehen.<br />

'LH *HZHUNVFKDIWHQ<br />

Über die Gewerkschaft Erziehung <strong>und</strong> Wissenschaft (GEW) gehört der Bereich<br />

Sport <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>ntermaßen zum Aufgabenfeld des Deutschen Gewerkschafts-<br />

b<strong>und</strong>es (DGB). Da die Gewerkschaften vorr<strong>an</strong>gig <strong>an</strong> den gesellschaftlichen<br />

Funktionen des Sports interessiert sind, wie beispielsweise dem Erlernen von<br />

sozialen <strong>und</strong> kommunikativen Verhaltensweisen oder dem spielerischen Aspekt<br />

als Ausgleich zur Arbeitswelt, sind ihre Erwartungen gegenüber dem Schulsport<br />

auch eher am Freizeit- <strong>und</strong> Breitensport orientiert <strong>und</strong> weniger <strong>an</strong> leistungs-<br />

sportlichen Prinzipien. Allerdings beziehen sie sich damit eher auf den<br />

Berufsschulsport <strong>und</strong> nicht so sehr auf den Sportunterricht in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule.<br />

Die sich hierbei <strong>für</strong> den Schulsport ergebenden Erwartungen sind folgende: er<br />

soll eine Bildungs-, Erziehungs-, Kompensations- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsfunktion<br />

übernehmen, zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen sowie die körperliche<br />

Entwicklung unterstützen (MÜLLER 1988, 213). Außerdem fordern die<br />

Gewerkschaften die Erweiterung des Inhaltsk<strong>an</strong>ons im Schulsport um<br />

Sportarten <strong>und</strong> Inhalte Ä GLH ]XU %HZlOWLJXQJ GHU /HEHQVVLWXDWLRQ<br />

HUIRUGHUOLFKH 4XDOLILNDWLRQHQ YHUPLWWHOQ³ <strong>und</strong> <strong>das</strong> Sportinteresse der Schüler<br />

fördern (GEW 1981, zitiert nach MÜLLER 1988, 216).<br />

2.3 Wie werden diese Erwartungen artikuliert <strong>und</strong> tr<strong>an</strong>sportiert?<br />

Die entscheidende Größe bei der Untersuchung der gesellschaftlichen<br />

Erwartungen stellt ihr tatsächlicher Einfluss auf die Ausgestaltung des<br />

Sportunterrichts dar. Die Gestaltung des Unterrichts hängt von<br />

unterschiedlichen Faktoren ab, wie (Schul-) Gesetzen, Bildungsplänen,<br />

Erlassen 8 , org<strong>an</strong>isatorischen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Fin<strong>an</strong>zierungs-<br />

8 Aktionsprogramme <strong>für</strong> den Schulsport, Schulsportwettbewerbe („ Jugend trainiert <strong>für</strong> Olympia“ ) etc.<br />

16


aufwänden (STORK/LANGENFELD 1979, 303f.). Der Lehrer als zentrale Figur bei<br />

der Gestaltung des Schulsports k<strong>an</strong>n durch sein H<strong>an</strong>deln bis zu einem<br />

gewissen Grad Einfluss auf die Inhalte <strong>und</strong> damit auf die Ziele des Unterrichts<br />

nehmen, wodurch er den Bedürfnissen der Kinder in einer Weise nachkommen<br />

k<strong>an</strong>n, die er <strong>für</strong> <strong>an</strong>gemessen <strong>und</strong> notwendig hält (vgl. BRODTMANNN 1984a, 64).<br />

Dennoch ist er in seiner H<strong>an</strong>dlungsweise <strong>an</strong> den zu der jeweiligen Zeit gültigen<br />

Lehrpl<strong>an</strong> geb<strong>und</strong>en, in dem die Erwartungen über Inhalte <strong>und</strong> Ziele des<br />

Sportunterrichts ausformuliert sind. Der Lehrpl<strong>an</strong> wird von staatlichen<br />

Inst<strong>an</strong>zen 9 entwickelt <strong>und</strong> verabschiedet (STORK/LANGENFELD 1979, 303).<br />

Hier stellt sich nun allerdings die Frage, woher die staatlichen<br />

Entscheidungsträger ihr Wissen darüber beziehen, welche Inhalte im<br />

Schulsport vermittelt <strong>und</strong> welche Ziele damit erreicht werden sollen. Die Antwort<br />

auf diese Frage hängt eng mit der Artikulationsweise der Erwartungen der<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zusammen <strong>und</strong> mit den<br />

Möglichkeiten zur Einflussnahme, die sich daraus ergeben.<br />

Zunächst einmal ist zu sagen, <strong>das</strong>s H<strong>an</strong>dlungen auf staatlicher Ebene<br />

zumeist als Antwort auf die Forderungen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen<br />

<strong>und</strong> Lebensverhältnisse in der Gesellschaft zu betrachten sind. Dies trifft auch<br />

<strong>für</strong> den schulischen Bereich zu. Daher werden Vertreter gesellschaftlicher<br />

Gruppen von den staatlichen H<strong>an</strong>dlungsträgern zur Beratung über<br />

Lehrpl<strong>an</strong>entscheidungen her<strong>an</strong>gezogen, wodurch die Entscheidungen der<br />

unterschiedlich starken Einflussnahme der einzelnen Gruppen unterliegen<br />

(STORK/LANGENFELD 1979, 304). Die Forderungen bestimmter Gruppen, die<br />

über Kontaktkommissionen ihre Beraterfunktion gegenüber den staatlichen<br />

H<strong>an</strong>dlungsträgern direkt wahrnehmen, finden also eine weitaus höhere<br />

Beachtung als die Forderungen <strong>an</strong>derer Gruppen, die in weniger direktem<br />

Kontakt zu den Entscheidungsträgern stehen (STORK/LANGENFELD 1979,<br />

304) 10 . Ein besonders starker Einfluss in diesem Bereich wird von der<br />

Sportlobby, <strong>und</strong> hier hauptsächlich vom DSB ausgeübt, der mit nahezu allen<br />

<strong>an</strong>deren gesellschaftlichen Einflussgrößen in Kontakt steht <strong>und</strong> seine<br />

Forderungen dadurch von verschiedenen Seiten aus geltend machen k<strong>an</strong>n 11<br />

9<br />

Siehe 2.1<br />

10<br />

Vgl. DIETRICH (1972, 116).<br />

11<br />

Der DSB hat enge Kontakte zum KMK <strong>und</strong> zu <strong>an</strong>deren bildungspolitischen Gremien (<strong>das</strong> äußert sich<br />

beispielsweise im gemeinsamen Beschluss über die Aktionsprogramme <strong>für</strong> den Schulsport), zu den<br />

Regierungsinst<strong>an</strong>zen, zum BER, zu Kirche, Parteien, Berufsverbänden (vgl. DIETRICH 1972, 84).<br />

17


(MÜLLER 1988, 242). Daher werden Äußerungen zur Orientierung <strong>und</strong> zu<br />

Inhalten <strong>und</strong> Zielen des Schulsports großteils vom DSB <strong>an</strong>geregt <strong>und</strong> in<br />

Absprache mit seinen Vertretern entwickelt (DIETRICH 1972, 84). Über die<br />

„Kommission Schulsport“ artikuliert der DSB seine Erwartungen sogar in einem<br />

eigens verfassten Ä2ULHQWLHUXQJVUDKPHQ ]XP 6FKXOVSRUW³.<br />

Im Falle des Schulsports also hängt die Ausgestaltung des Bildungspl<strong>an</strong>s<br />

durch staatliche Entscheidungsträger <strong>und</strong> somit auch bis zu einem gewissen<br />

Grad die Gestaltung des Sportunterrichts von den jeweiligen Möglichkeiten der<br />

gesellschaftlichen Gruppen ab, ihre Erwartungen <strong>und</strong> Forderungen <strong>an</strong> den<br />

Schulsport zu artikulieren; denn nur über die öffentliche Formulierung dieser<br />

Erwartungen k<strong>an</strong>n Einfluss auf Bildungspl<strong>an</strong>entscheidungen <strong>und</strong> damit auf die<br />

Praxis des Schulsports genommen werden (STORK/LANGENFELD 1979, 303) 12 .<br />

Bei der Überlegung, wie die verschiedenen Forderungen tr<strong>an</strong>sportiert<br />

<strong>und</strong> artikuliert werden, ist die Darstellung von Erwartungen der verschiedenen<br />

gesellschaftlichen Gruppen durch die Massenmedien zu nennen. Auch durch<br />

die Mitarbeit in Fachkonferenzen, Kommissionen, Org<strong>an</strong>isationen zum Erlass<br />

von Plänen <strong>und</strong> Programmen im Bereich des Schulsports <strong>und</strong> durch die<br />

Wahlmöglichkeit einer bestimmten Schulpolitik können Erwartungen artikuliert<br />

werden (STORK/LANGENFELD 1979, 304) 13 .<br />

Im Folgenden werden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer kurzen exemplarischen Analyse die<br />

Artikulationsmöglichkeiten, die sich über die Massenmedien ergeben, <strong>und</strong> die<br />

Konsequenzen, die daraus <strong>für</strong> den Schulsport folgern, dargestellt.<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>sätzlich ist dabei <strong>an</strong>zumerken, <strong>das</strong>s über die Medien wie<br />

R<strong>und</strong>funk, Fernsehen, Tageszeitungen <strong>und</strong> Magazine die Sportbericht-<br />

erstattung im Bereich des Spitzensports vor<strong>an</strong>getrieben wird (HORN 2002, 89).<br />

Durch die öffentliche Darstellung der Ergebnisse aus dem Spitzensportbereich<br />

werden Erwartungen bestimmter Gruppen, die beispielsweise ein nationales<br />

Prestigebedürfnis durch den Sport befriedigt sehen wollen, erfüllt. Ein Beispiel<br />

hier<strong>für</strong> ist die Forderung der SPD (2002, 45) nach der Übertragung<br />

spitzensportlicher Ereignisse durch die Massenmedien. Die Unterhaltungs-<br />

medien prägen somit ein recht enges Bild des Sports, in dem vor allen Dingen<br />

12 Vgl. KURZ (2000, 37).<br />

13 Vgl. DIETRICH (1972, 116).<br />

18


leistungssportliche Sinngebungen, wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Interessen<br />

dominieren (HORN 2002, 95).<br />

Daraus abgeleitet ergeben sich Erwartungen <strong>an</strong> den Schulsport. Zwar werden<br />

von den Schülern im Schulsport nicht dieselben Ergebnisse erwartet wie von<br />

Spitzensportlern; dennoch wird schon alleine durch <strong>das</strong> Ausmaß der Sendezeit<br />

deutlich, welchen Stellenwert der Sport in der Gesellschaft einnimmt <strong>und</strong> <strong>das</strong>s<br />

Ziele wie Talent- <strong>und</strong> Nachwuchsförderung durch den org<strong>an</strong>isierten Sport <strong>und</strong><br />

den Schulsport durchaus als legitim <strong>an</strong>gesehen werden (HORN 2002, 94). Der<br />

Schulsport selber findet sich in diesen Medien nur selten dargestellt. Wenn<br />

überhaupt, findet er in Form von eher kurzen Beiträgen Erwähnung, die kaum<br />

ausreichen dürften, um <strong>das</strong> Problembewusstsein der breiten Öffentlichkeit im<br />

Bezug auf die Zielsetzungen des Schulsports zu schärfen (HORN 2002, 94).<br />

Den Schulsportbereich betreffend wird ein Großteil der Erwartungen über<br />

Printmedien tr<strong>an</strong>sportiert. An erster Stelle sind hierbei offizielle Niederschriften,<br />

in Form von Bildungsplänen, Empfehlungen <strong>und</strong> Erlassen zu nennen.<br />

Außerdem veröffentlichen Zeitschriften wie etwa der „Spiegel“, aber vor allen<br />

Dingen auch Fachzeitschriften („Sportpädagogik“, „Sportunterricht“ u.a.)<br />

Untersuchungen, speziell auch zum Thema Sportunterricht <strong>an</strong> Schulen, deren<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e auf die Zielsetzungen <strong>und</strong> Erwartungen <strong>an</strong> den<br />

Schulsport einwirken. Die Fachzeitschriften bieten zudem ein Diskussionsforum<br />

<strong>für</strong> schulsportliche Fragen <strong>und</strong> Anregungen, wodurch ebenfalls Erwartungen<br />

artikuliert werden können.<br />

Das Internet besitzt im Gegensatz zu R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen<br />

hauptsächlich eine Archivfunktion, da es im Zusammenh<strong>an</strong>g mit sport- <strong>und</strong><br />

schulpolitischen Zwecken nicht als Unterhaltungsmedium betrachtet werden<br />

k<strong>an</strong>n. Stattdessen werden hier Protokolle, Artikel, Stellungnahmen, Meldungen<br />

<strong>und</strong> die Satzungen sportpolitischer Programme 14 aufbewahrt, die d<strong>an</strong>n als<br />

Downloads über die jeweiligen Internetseiten, zum Beispiel des DSB, DSJ <strong>und</strong><br />

<strong>an</strong>derer Org<strong>an</strong>isationen, heruntergeladen werden können.<br />

14 Zum Beispiel <strong>das</strong> „ Zweite Aktionsprogramm <strong>für</strong> den Schulsport“ <strong>und</strong> der „ Orientierungsrahmen des<br />

Deutschen Sportb<strong>und</strong>es zum Schulsport“ .<br />

19


2.4 Zusammenfassung<br />

Die Antworten auf die Frage nach den Zielen des Schulsports aus<br />

gesellschaftlicher Sicht trennen sich in zwei Hauptgruppen (GRUPE 1984, 108).<br />

GRUPE spricht in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g auch von einem ÄGRSSHOWHQ 6LQQ³.<br />

Der Schulsport wird dabei einerseits als Mittel zur Durchsetzung von<br />

Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungs<strong>an</strong>forderungen betrachtet, zu denen allgemeine<br />

gesellschafts-, schul- <strong>und</strong> entwicklungsbezogene Perspektiven gerechnet<br />

werden <strong>und</strong> die daher in keinem direktem Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Sport<br />

stehen 15 .<br />

Andererseits wird der Schulsport auch zum Ansatzpunkt <strong>für</strong> sportbezogene<br />

Zielsetzungen, zu denen sowohl unmittelbar körperlich-motorische<br />

Entwicklungsperspektiven als auch die Ausbildung sportmotorischer Fertig-<br />

keiten zur Qualifizierung der Schüler zum außerschulischen Sport zählen<br />

(GRUPE 1984, 108).<br />

Betrachtet m<strong>an</strong> die Liste der Forderungen der gesellschaftlichen Gruppen, so<br />

drängt sich also die Frage auf, ob die gesellschaftlichen Erwartungshaltungen<br />

zwar nicht ausschließlich, aber überwiegend von Interessen geleitet werden, die<br />

mit den realen Bedürfnissen der Kinder nicht allzu viel gemeinsam haben.<br />

Daher soll zunächst untersucht werden, welches die Bedürfnisse der Kinder<br />

sind, die sich als Konsequenz aus deren Lebenswelt ergeben.<br />

15 Vgl. MIETHLING (1996).<br />

20


'LH NLQGOLFKH /HEHQVZHOW<br />

In der fachwissenschaftlichen Literatur wird bereits seit einiger Zeit immer<br />

wieder über „Veränderungen“ in der kindlichen Lebenswelt <strong>und</strong> deren<br />

Konsequenzen <strong>für</strong> die kindliche Entwicklung in Hinblick auf psycho-soziale <strong>und</strong><br />

physische Aspekte berichtet.<br />

Hierbei muss <strong>an</strong>gemerkt werden, <strong>das</strong>s die in der Fachwissenschaft<br />

gewonnenen Erkenntnisse Einfluss nehmen auf die öffentliche Meinungsbildung<br />

<strong>und</strong> damit auch auf die Erwartungshaltungen der gesellschaftlichen Gruppen<br />

<strong>und</strong> H<strong>an</strong>dlungsträger. Die Sportwissenschaft nimmt somit eine Sonderstellung<br />

gegenüber den gesellschaftlichen Gruppen ein, da die Ergebnisse ihrer<br />

Forschungen Orientierungspunkte <strong>für</strong> weitere Diskussionen der verschiedenen<br />

Gruppen zum Thema Sport <strong>und</strong> Schulsport <strong>für</strong> Kinder bieten (GRUPE 1980a,<br />

18).<br />

3.1 „Veränderte“ Lebenswelt – Fiktion oder Realität?<br />

Als Hauptmerkmale der lebensweltlichen „Veränderungen“ werden Faktoren<br />

wie Modernisierungs- <strong>und</strong> Technisierungsprozesse, ökologische Probleme,<br />

Veränderungen in der räumlichen Umwelt <strong>und</strong> im Freizeitbereich, eine<br />

zunehmende Medien- <strong>und</strong> Konsumorientierung, Veränderungen in der<br />

Familienstruktur <strong>und</strong> in der Art der zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

<strong>an</strong>geführt (vgl. BÖS 1999, BRINKHOFF 2000, DIETRICH 1996, HILDEBRANDT 1993,<br />

SCHMIDT 1997, WOPP 2001, ZIMMER 1997 et al.). Außerdem zeichnet sich ein<br />

Wertew<strong>an</strong>del in der Gesellschaft <strong>und</strong> somit auch in der Erziehung ab, einerseits<br />

hin zur Individualisierung, zum Leistungs-, Erfolgs-, <strong>und</strong> Karrieredenken (vgl.<br />

DEUTSCHE SHELL 2002, SCHMIDT 1997 et al.), <strong>an</strong>dererseits in Richtung einer<br />

zunehmenden Spaßorientierung <strong>und</strong> abnehmenden Anstrengungsbereitschaft<br />

der Her<strong>an</strong>wachsenden (vgl. BRETTSCHNEIDER 1999, BRINKHOFF 2000 et al.).<br />

In der Literatur zu diesem Thema finden sich allerdings auch Warnhinweise<br />

gegenüber pauschalisierten Trendaussagen, dramatisierten Darstellungsweisen<br />

<strong>und</strong> übertriebenen Negativdarstellung der heutigen Kindheit im öffentlichen<br />

Diskurs, die im Sinne einer versteckten Kulturkritik fungieren (vgl. BRINKHOFF<br />

1996, MANSEL 1996, THIELE 1999). D<strong>an</strong>ach darf nicht versucht werden, die<br />

21


Qualität der heutigen kindlichen Lebenswelt <strong>an</strong> früher gültigen Maßstäben zu<br />

messen <strong>und</strong> ihre Erziehung dar<strong>an</strong> auszurichten. KIPHARD (1997, 48) merkt <strong>an</strong>,<br />

<strong>das</strong>s sich die Erziehung <strong>an</strong> der bestehenden Lebenswelt orientieren <strong>und</strong> sich<br />

ihren Herausforderungen stellen muss 16 .<br />

Zweifel <strong>an</strong> der empirischen Erkenntnisgewinnung in diesem Bereich<br />

zeigen sich ebenfalls bei RUSCH/WEINECK (1998, 18) <strong>und</strong> bei KLEINE (1997,<br />

487). Sie stellen fest, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Bild, <strong>das</strong> von der Lebenssituation heutiger<br />

Kinder besteht, vielfach von Vereinfachungen, Absolutsetzungen <strong>und</strong><br />

Pauschalisierungen geprägt ist <strong>und</strong> teilweise auf Ergebnissen nicht-<br />

repräsentativer Studien begründet ist. Empirische Studien in diesem Bereich<br />

sind oftmals nicht differenziert genug <strong>und</strong> <strong>an</strong>scheinend auch nicht hinreichend<br />

abgesichert, da sich sehr unterschiedliche Zahlen <strong>und</strong> Ergebnisse finden<br />

lassen. Die Einschätzungen <strong>und</strong> Interpretationen schw<strong>an</strong>ken folglich zwischen<br />

einem „.LQGKHLWVRSWLPLVPXV³ <strong>und</strong> Ä.LQGKHLWVSHVVLPLVPXV³ (KLEINE 1997, 487).<br />

Der Hinweis darauf, <strong>das</strong>s deshalb <strong>an</strong>stelle von Pauschalurteilen,<br />

vorschnellen Schuldzuweisungen 17 <strong>und</strong> Interpretationen nicht-repräsentativer<br />

Studien differenzierte Analysen treten müssen, um eine realistische<br />

Einschätzung der kindlichen Lebenswelt zu erhalten, findet sich in diesem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g bei BRINKHOFF (1996), KLEINE (1997), MANSEL (1996),<br />

RUSCH/WEINECK (1998), SCHMIDT (1998), THIELE (1999), WOPP (2001) <strong>und</strong><br />

einigen <strong>an</strong>deren Autoren.<br />

Nach wie vor stellt sich also die Frage, inwieweit sich in den verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahren 18 tatsächlich Veränderungen in der kindlichen Lebenswelt ergeben<br />

haben, wie sie sich auf diese auswirken <strong>und</strong> mit welcher Berechtigung die<br />

„Veränderungen“ oftmals als Verschlechterung gegenüber früheren Zeiten<br />

dargestellt werden.<br />

16 Vgl. WOPP (2001).<br />

17 THIELE (1999, 145) macht darauf aufmerksam, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Bewegungsm<strong>an</strong>gelsyndrom oftmals vorschnell<br />

als Ursache <strong>für</strong> vielerlei negative Symptome in der kindlichen Lebenswelt ver<strong>an</strong>twortlich gemacht wird.<br />

18 SCHMIDT (1997) bezieht sich auf die verg<strong>an</strong>genen 50 Jahre, BRINKHOFF (2000) auf die verg<strong>an</strong>genen 30<br />

Jahre.<br />

22


'UHL 3URJUDPPH I U GHQ 6FKXOVSRUW<br />

Objektiv lässt sich durch einen Vergleich der drei Programme <strong>für</strong> den<br />

Schulsport 19 nachweisen, <strong>das</strong>s es in den verg<strong>an</strong>genen 47 Jahren Ver-<br />

änderungen in den Rahmenbedingungen des Schulsports gegeben hat. Ob die<br />

Gründe hier<strong>für</strong> in signifik<strong>an</strong>ter Verbindung zu der viel diskutierten „Veränderung<br />

der kindlichen Lebenswelt“ stehen können, lässt sich hier nicht abschließend<br />

beurteilen.<br />

Die beiden Programme von 1972 <strong>und</strong> 1985 ersetzten bei ihrem Inkrafttreten <strong>das</strong><br />

jeweils vorausgeg<strong>an</strong>gene Programm. Beide entst<strong>an</strong>den je aus der Forderung<br />

heraus nach einer Neuorientierung <strong>und</strong> inhaltlichen Neubestimmung des<br />

Schulsports, mit dem Ziel <strong>an</strong> die kindlichen Bedürfnisse <strong>an</strong>zuknüpfen. Als<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong> <strong>für</strong> diese Forderung wurden Veränderungen in der Bildungspolitik <strong>und</strong><br />

ÄQHXH GLGDNWLVFKH (LQVLFKWHQ“ gen<strong>an</strong>nt (Zweites Aktionsprogramm 1985,1).<br />

Während in den „Empfehlungen zur Leibeserziehung“ (1956, 1) die<br />

Leibeserziehung allgemeinen unter dem Aspekt der Ges<strong>und</strong>erhaltung der<br />

Kinder betrachtet wurde <strong>und</strong> sie einen Beitrag zur g<strong>an</strong>zheitlichen Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Bildung leisten sollte, wurde die Funktion des Schulsports 1972 primär mit<br />

seiner Möglichkeit zur kompensatorischen Wirkungsweise gegenüber den<br />

negativen Auswirkungen der zunehmend technisierten Welt begründet (vgl.<br />

<strong>Erste</strong>s Aktionsprogramm 1972, 2). 1985 wurde schließlich verstärkt auf die<br />

Gefahren, die sich aus der technischen Welt ergeben können, hingewiesen 20<br />

(vgl. Zweites Aktionsprogramm 1985, 2). Die bereits 1972 erkennbaren<br />

Tendenzen zur Kompensation <strong>und</strong> Prävention durch den Schulsport blieben<br />

daher bestehen <strong>und</strong> wurden nachdrücklich betont.<br />

Auch eine Verschiebung der Prioritäten im Bezug auf die Relev<strong>an</strong>z der<br />

verschiedenen Unterrichtsfächer scheint stattgef<strong>und</strong>en zu haben: Den zeitlichen<br />

Umf<strong>an</strong>g betreffend war im Programm von 1956 vorgesehen, <strong>das</strong>s in der<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule eine tägliche Turn- <strong>und</strong> Spielzeit stattfinden sollte (Empfehlungen<br />

zur Leibeserziehung 1956, 1). Von dieser Forderung wurde im Programm von<br />

19<br />

„ Empfehlungen zur Förderung der Leibeserziehung“ von 1956, „ 1. Aktionsprogramm <strong>für</strong> den Schulsport“<br />

von 1972 <strong>und</strong> „ 2. Aktionsprogramm <strong>für</strong> den Schulsport“ von 1985.<br />

20<br />

Dazu wurden ges<strong>und</strong>heitliche Beeinträchtigungen des physischen <strong>und</strong> psychischen Bereichs <strong>und</strong><br />

soziale Störungen gerechnet, die als Resultat eines allgemeinen Bewegungsm<strong>an</strong>gels <strong>und</strong> einseitigen<br />

Belastungsformen gesehen wurden.<br />

23


1972 abgewichen. Für die Primarstufe waren nun nur noch drei<br />

Wochenst<strong>und</strong>en Sportunterricht festgesetzt (<strong>Erste</strong>s Aktionsprogramm 1972, 4).<br />

1985 wurde beschlossen, <strong>das</strong>s diese St<strong>und</strong>enzahl im Schulsport erhalten<br />

werden sollte. Allerdings f<strong>an</strong>d sich hier besonders <strong>für</strong> die Primarstufe der<br />

Ged<strong>an</strong>ke von zusätzlichen Bewegungszeiten mehr betont als dies im <strong>Erste</strong>n<br />

Aktionsprogramm von 1972 der Fall gewesen war.<br />

Was den Sportstättenbau betrifft, gingen die Tendenzen von einer<br />

großzügigen Pl<strong>an</strong>ung aus dem Jahre 1956 über die Forderung von 1972 nach<br />

vielseitig nutzbaren Anlagen hin zu ÄIOlFKHQVSDUHQGHQ³ Lösungen im Jahre<br />

1985 (Zweites Aktionsprogramm 1985, 22), was bereits ein Hinweis auf <strong>das</strong><br />

Problem des aufkommenden Platzm<strong>an</strong>gels war.<br />

Auch die über die Jahre immer deutlicher gewordene Einbeziehung<br />

außerschulischer Zielsetzungen in den Schulsport lässt einen Wertew<strong>an</strong>del<br />

erkennen: Sollten 1956 noch die Sportvereine die Arbeit des Schulsports<br />

ergänzen (Empfehlungen zur Leibeserziehung 1956, 8), so steht der Schulsport<br />

1985 eher im Dienste der Vereine durch eine Mithilfe bei der Talentsichtung <strong>und</strong><br />

-förderung (Zweites Aktionsprogramm 1985, 23).<br />

Wie am Beispiel der räumlichen Bedingungen zu sehen ist, zeichnen sich aus<br />

diesem Vergleich einige Veränderungstendenzen der gesellschaftlichen<br />

Lebensverhältnisse in den verg<strong>an</strong>genen Jahren ab.<br />

Allerdings stellen MÜLLER/VOLKMER (1996, 120) fest, <strong>das</strong>s viele dieser als<br />

„Veränderungen“ bezeichneten Lebensverhältnisse, wie beispielsweise die<br />

Negativfolgen der Technisierung in Form von Bewegungsverarmung, nicht<br />

tatsächlich neu sind, sondern bereits seit 1940 in der fachwissenschaftlichen<br />

Literatur die Tendenz zur Diagnose der körperlichen Degeneration der Jugend<br />

als negative Konsequenz aus den „Veränderungen“ in der Lebenswelt<br />

beobachtet werden k<strong>an</strong>n (THIELE 1999, 145). Derartige Argumentationen<br />

müssen deshalb von einem relativierten St<strong>an</strong>dpunkt aus betrachtet werden.<br />

Allerdings werden die Konsequenzen aus der Entwicklungstendenzen in der<br />

Gesellschaft durch zunehmend komplexere Zusammenhänge <strong>und</strong> W<strong>an</strong>dlungs-<br />

prozesse in der kindlichen Lebenswelt verstärkt <strong>und</strong> sind nach<br />

MÜLLER/VOLKMER (1996, 120) daher ÄDNXWHU GHQQ MH³ 21 .<br />

21 Vgl. hierzu auch ASCHEBROCK (1996, 133).<br />

24


3.2 Die „veränderte“ kindliche Lebenswelt<br />

3.2.1 Veränderungstendenzen in der psycho-sozialen Lebenswelt<br />

Die psychischen <strong>und</strong> kognitiven Anforderungen, beispielsweise in Form von<br />

„veränderten“ komplexen H<strong>an</strong>dlungskompetenzen, die zur Bewältigung der<br />

Aufgaben in der heutigen Lebenswelt von den Kindern erworben werden<br />

müssen, sind nach Ansicht der oben gen<strong>an</strong>nten Autoren 22 vielfältig.<br />

Die Veränderungen, die sich auf die psychische Befindlichkeit <strong>und</strong> die<br />

sozialen Verhaltensweisen der Kinder auswirken, umfassen d<strong>an</strong>ach<br />

Veränderungen in den familiären Strukturen hin zu einer geringeren Kinderzahl<br />

<strong>und</strong> mehr Ein-Kind- <strong>und</strong> Ein-Eltern-Familien. Dadurch entfällt die Möglichkeit <strong>für</strong><br />

die Kinder Erfahrungen mit Gleichaltrigen <strong>und</strong> Geschwistern zu sammeln immer<br />

mehr. Eine Sozialisation über die Peer-Group hin zum gesellschaftlich<br />

akzeptierten Verhalten wird dadurch immer seltener. Die hohen<br />

Scheidungsquoten sind oftmals große psychische Belastungen <strong>für</strong> die Kinder.<br />

Außerdem stellt die Berufstätigkeit vieler alleinerziehender Mütter hohe<br />

Anforderungen <strong>an</strong> die Kinder (SCHMIDT 1997) 23 .<br />

Des weiteren führen ein erhöhter Leistungs- <strong>und</strong> Qualifikationsdruck,<br />

zunehmende Individualisierungstendenzen <strong>und</strong> der allmähliche Verlust eines<br />

allgemeingültigen Wertesystems zugunsten eines Wertepluralismus, nicht<br />

selten zur Überforderung der kindlichen Kapazitäten <strong>und</strong> damit zur<br />

Orientierungslosigkeit (vgl. BRETTSCHNEIDER 1999, BRINKHOFF 2000,<br />

DEUTSCHE SHELL 2002, HOHLMEIER 1995, KURZ 1993, MANSEL 1996). Trotz<br />

verbesserter sozioökonomischer Lebensbedingungen wie beispielsweise<br />

flexibleren Denkweisen <strong>und</strong> einem erhöhten Bildungsdurchschnitt <strong>und</strong> Lebens-<br />

st<strong>an</strong>dard, aus denen sich auch m<strong>an</strong>cherlei Erleichterungen <strong>für</strong> die Kinder<br />

ergeben haben, gestalten sich die Voraussetzungen <strong>für</strong> ein erfülltes Leben<br />

zunehmend schwieriger. Derartige Veränderungen werden daher oftmals als<br />

Ursache <strong>für</strong> psychische Probleme ben<strong>an</strong>nt, zu denen emotionale Störungen wie<br />

Ängste, Depressionen, Selbstwertprobleme, eine geringe Frustrationstoler<strong>an</strong>z<br />

<strong>und</strong> Unsicherheit gerechnet werden <strong>und</strong> die sich nicht selten auf <strong>das</strong><br />

Bewegungsverhalten der Kinder auswirken, beispielsweise in Form von<br />

22 Siehe Punkt 3.1<br />

23 Vgl. ZIMMER (1997) et al.<br />

25


Bewegungshemmungen oder Hyperaktivität (vgl. BRINKHOFF 2000, DEUTSCHE<br />

SHELL 2002, SCHMIDT 1997, ZIMMER 1997).<br />

Auch Probleme im sozialen Bereich wie Integrationskonflikte,<br />

Kontaktstörungen, Gewaltzunahme, Rücksichtslosigkeit, Selbstzentrierung,<br />

Frühreife <strong>und</strong> die Abnahme der Leistungsbereitschaft werden von den Autoren<br />

in der fachwissenschaftlichen Diskussion auf die Veränderungen in der psycho-<br />

sozialen Lebenswelt zurückgeführt (vgl. BRETTSCHNEIDER 1999, BRINKHOFF<br />

2000, GRÖßING 2002; ZIMMER 1997); ebenso werden psycho-somatische<br />

Störungen in Form von Schlafstörungen, Nervosität, chronischen Kopf- <strong>und</strong><br />

Bauchschmerzen, die <strong>an</strong>scheinend zunehmend häufiger bei Kindern auftreten,<br />

teilweise damit begründet (vgl. ZIMMER 1997, 27).<br />

3.2.2 Veränderungstendenzen in der physischen <strong>und</strong> inhaltlichen<br />

Lebenswelt<br />

Veränderungen in der physischen <strong>und</strong> inhaltlichen Lebenswelt wie sie vorr<strong>an</strong>gig<br />

durch Modernisierungs- <strong>und</strong> Technisierungsprozesse, eine zunehmende<br />

Medien- <strong>und</strong> Konsumorientierung, die Folgen des gesellschaftlichen Werte-<br />

w<strong>an</strong>dels <strong>und</strong> die Veränderungen in der räumlichen Umwelt entstehen,<br />

bestimmen nach Meinung einiger Autoren <strong>das</strong> Bild von der heutigen kindlichen<br />

Lebenswelt entscheidend mit (vgl. BRINKHOFF 2000, DIETRICH 1996, GRÖßING<br />

2002, HILDEBRANDT 1993, HOHLMEIER 1995, KIPHARD 1997, SCHMIDT 1997,<br />

ZIMMER 1997).<br />

Aus den Veränderungen in der räumlichen Umwelt wie Verstädterung,<br />

räumliche Spezialisierung <strong>und</strong> Funktionalisierung, Verhäuslichung, Institutionali-<br />

sierungs- <strong>und</strong> Verinselungstendenzen 24 ergeben sich Konsequenzen in Hinblick<br />

auf Bewegungs<strong>an</strong>reize <strong>und</strong> Bewegungsintensität <strong>für</strong> die Kinder. Gemeinsam mit<br />

veränderten Inhalten, die besonders durch die Mediatisierung <strong>und</strong> die<br />

Konsumfreudigkeit, sowie durch die körperlichen Entlastungen im Alltag als<br />

Folge des technischen Fortschritts hervorgerufen werden, können derartige<br />

Entwicklungen in der räumlichen Umwelt schließlich zum Verlust von Spiel- <strong>und</strong><br />

Bewegungsräumen <strong>und</strong> dadurch auch zum Verlust der Spieltraditionen in der<br />

kindlichen Lebenswelt führen (vgl. DIETRICH 1996, KIPHARD 1997, SCHMIDT<br />

24 Modell zur „ verinselten Lebenswelt“ siehe Abbildung 1) im Anh<strong>an</strong>g.<br />

26


1997, ZIMMER 1997). Im Hinblick auf die physische Lebenswelt beeinflussen die<br />

räumlichen Veränderungen <strong>das</strong> Bewegungsverhalten der Kinder im Alltag, was<br />

in Form einer allgemeinen Bewegungsreduktion deutlich zum Ausdruck kommt<br />

<strong>und</strong> zur Reduktion von primären Sinnes- <strong>und</strong> Körpererfahrungen <strong>und</strong><br />

geringeren motorischen Kompetenzen führen k<strong>an</strong>n. Der Verlust von<br />

Primärerfahrungen <strong>und</strong> Formen des sozialen Mitein<strong>an</strong>ders im Spiel k<strong>an</strong>n eine<br />

Beeinträchtigung der kindlichen Gesamtentwicklung bewirken (vgl. AYRES 2002,<br />

GRÖßING 1993, HILDEBRANDT 1993, SCHMIDT 1997, ZIMMER 1997).<br />

Eine verbreitete Argumentationsweise in fachwissenschaftlichen Kreisen in<br />

diesem Zusammenh<strong>an</strong>g ist die „Defizithypothese“, nach der sich die<br />

Negativwirkungen der lebensweltlichen Bedingungen in diesem Bereich in<br />

psycho-physischen Stresssymptomen, Degenerationserscheinungen <strong>und</strong><br />

vielfältigen funktionellen Beeinträchtigungen bemerkbar machen. Dazu zählen<br />

Unter- <strong>und</strong> Fehlentwicklungen der Org<strong>an</strong>e, Knochen <strong>und</strong> Muskeln,<br />

Übergewicht, B<strong>an</strong>dscheibenbeschwerden, Wirbelsäulenschäden, Rücken-<br />

schmerzen, Immunschwäche, Allergien, Stoffwechselprobleme, chronische<br />

Erkr<strong>an</strong>kungen, körperliche Dysbal<strong>an</strong>cen, die zu Haltungsschäden führen<br />

können, motorische Leistungsschwächen im konditionellen <strong>und</strong> koordinativen<br />

Bereich <strong>und</strong> eine m<strong>an</strong>gelnde Körperkontrolle, was aufgr<strong>und</strong> von schlecht<br />

ausgebildeten Reflexen zu einem erhöhten Unfallrisiko führen k<strong>an</strong>n (vgl. BÖS<br />

1999, GRÖßING 2002, HOHLMEIER 1995, KIPHARD 1997, ZIMMER 1997).<br />

Auch Wahrnehmungsprobleme können die Folge sein, die sich beispielsweise<br />

in Form eines eingeschränkten räumlichen Wahrnehmungsvermögens äußern 25<br />

(ZIMMER 1997, 27). Der Bewegungsm<strong>an</strong>gel <strong>und</strong> der fehlende Ausgleich zum<br />

l<strong>an</strong>gen Sitzen im Kindesalter können <strong>Gr<strong>und</strong></strong> sein <strong>für</strong> m<strong>an</strong>gelnde<br />

Bewegungskompetenzen der Kinder, was schließlich zu Bewegungsunruhen,<br />

hyperaktivem Verhalten, zur erhöhten Ablenkbarkeit <strong>und</strong> Reizbarkeit <strong>und</strong> zu<br />

Konzentrationsschwächen führen k<strong>an</strong>n. Diese Auswirkungen können weitere<br />

Einbußen in <strong>an</strong>deren Kompetenzbereichen nach sich ziehen 26 , da die<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> den Aufbau bestimmter Fertigkeiten oftmals fehlen (vgl.<br />

BÖS 1999, GRÖßING 2002, ZIMMER 1997).<br />

25<br />

Das k<strong>an</strong>n zum Beispiel wiederum Lese-, Rechtschreib- <strong>und</strong> Rechenschwächen nach sich ziehen, wenn<br />

die Kinder dadurch nicht imst<strong>an</strong>de sind, die Lage eines Körpers (Zahlen, Buchstaben, geometrische<br />

Figuren u.a.) im Raum sicher zu erkennen (vgl. AYRES 2002, ZIMMER 1993).<br />

26<br />

Zum Beispiel Lernschwächen, Sprachstörungen etc.<br />

27


Zur Verdeutlichung sei noch <strong>an</strong>zumerken, <strong>das</strong>s laut BER (2000, 2)<br />

Untersuchungen der Uni Mainz ergeben haben, <strong>das</strong>s bereits 60% aller Kinder<br />

im <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulalter unter Haltungsschwächen wie beispielsweise einer<br />

Hyperlordose leiden, 40% unter Koordinationsproblemen, 25% <strong>an</strong> Herz-<br />

Kreislaufschwächen, 20% <strong>an</strong> Übergewicht leiden; des weiteren zeigen 25%<br />

aller <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulkinder Anzeichen von Hyperaktivität <strong>und</strong> weitere 15%<br />

Auffälligkeiten im psycho-sozialen Bereich. Auch Wahrnehmungsprobleme in<br />

allen sinnlichen Bereichen <strong>und</strong> Probleme in der Grob- <strong>und</strong> Feinmotorik wurden<br />

diagnostiziert 27 .<br />

Andererseits können gerade auch im physisch-inhaltlichen Bereich erfolgreiche<br />

Anpassungsleistungen der Kinder <strong>an</strong> die veränderten Bedingungen des<br />

Aufwachsens beobachtet werden, wie neue kreative Nutzungsformen der<br />

räumlichen Umwelt, ein erweitertes Sportverständnis <strong>und</strong> neue Sinngebungen<br />

im Bewegungsverhalten (vgl. BRETTSCHNEIDER 1999, MANSEL 1996, SCHWIER<br />

1996, THIELE 1999, WOPP 2001). Die Konsequenzen daraus sind in einer<br />

enormen Vergrößerung des Sport<strong>an</strong>gebots zu sehen, sowohl in qu<strong>an</strong>titativer<br />

Hinsicht in Form von neuen Sportarten <strong>und</strong> Trendsportarten 28 als auch in<br />

qualitativ veränderten Sinngebungen (vgl. BAUR 1989, SCHMIDT 1997).<br />

Aufgr<strong>und</strong> der räumlichen Veränderungen treten neben die traditionellen<br />

Sportarten besonders neuere Trendsportarten wie Streetball <strong>und</strong> Skateboard<br />

fahren, die <strong>an</strong> die veränderten Umweltbedingungen <strong>an</strong>gepasst sind (vgl. THIELE<br />

1999, 146f.) 29 . Der <strong>an</strong>fängliche Enthusiasmus k<strong>an</strong>n allerdings gerade bei<br />

einigen dieser Sportarten schnell nachlassen <strong>und</strong> sie geraten d<strong>an</strong>n in<br />

Vergessenheit oder werden durch <strong>an</strong>dere Trends ersetzt. Einige, wie<br />

Snowboard fahren, schaffen hingegen den dauerhaften Sprung in den Freizeit-<br />

<strong>und</strong> Leistungssport <strong>und</strong> erweitern somit <strong>das</strong> Sportverständnis der Kinder;<br />

wieder <strong>an</strong>dere, wie Skateboard fahren, stellen den Kerninhalt bestimmter<br />

(Kinder- <strong>und</strong>) Jugendkulturen <strong>und</strong> -szenen dar (BALZ/BRINKHOFF/WEGNER 1994,<br />

20).<br />

27<br />

Vgl. dazu auch WEINECK (1997, 45). Selbst, wenn davon ausgeg<strong>an</strong>gen muss, <strong>das</strong>s die konkreten Zahlen<br />

je nach Untersuchung etwas schw<strong>an</strong>ken, ist eine Tendenz erkennbar, die Anlass gibt, die Auswirkungen<br />

der gesellschaftlichen Entwicklungen <strong>und</strong> Veränderungen auf die kindliche Lebenswelt nicht zu unterschätzen.<br />

28<br />

Siehe BALZ/BRINKHOFF/WEGNER (1994, 20) zu einem Ordnungsversuch der Sportarten, die unter<br />

diesem Begriff zusammengefasst sind.<br />

29<br />

Vgl. BALZ/BRINKHOFF/WEGNER (1994), BRETTSCHNEIDER (1999), WOPP (2001).<br />

28


Den Erweiterungen im Sport- <strong>und</strong> Bewegungsbereich der kindlichen<br />

Lebenswelt stehen allerdings auch Einschränkungen des spont<strong>an</strong>en <strong>und</strong> des<br />

natürlichen Bewegungsinteresses der Kinder gegenüber (GRÖßING 1993, 121);<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong>, obwohl nach Auffassung einiger Autoren die Gegenwartsbedürfnisse<br />

der Kinder, die sich in Form eines allgemeinen Bewegungsdr<strong>an</strong>gs <strong>und</strong> dem<br />

Wunsch nach F<strong>an</strong>tasie <strong>und</strong> aktiver Selbsttätigkeit äußern, in den verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahrzehnten unverändert geblieben sind (KLEINE 1997, 492). Sie bleiben jedoch<br />

aufgr<strong>und</strong> einer sinnes- <strong>und</strong> bewegungsfeindlichen Umwelt zunehmend<br />

unberücksichtigt, woraus sich Gefährdungen <strong>für</strong> <strong>das</strong> kindliche Bewegungs-<br />

verhalten ergeben können (ZIMMER 1992, 27) 30 .<br />

In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g beschreibt GRÖßING (1993, 126) einige Merkmale<br />

des ÄYHUlQGHUWHQ³ kindlichen Bewegungsh<strong>an</strong>delns:<br />

¾ die Ä5HGX]LHUXQJ XQG 9HUHLQVHLWLJXQJ³ des kindlichen Bewegungsh<strong>an</strong>delns;<br />

¾ die Versportlichung durch die Übernahme eines fertigen Bewegungs-<br />

<strong>an</strong>gebots;<br />

¾ die M<strong>an</strong>ipulation durch mediengesteuerte Bewegungsmoden <strong>an</strong>stelle von<br />

Spieltraditionen;<br />

¾ die Verlagerung vom spont<strong>an</strong>en, selbstgesteuerten Kinderspiel zur<br />

Teilnahme <strong>an</strong> institutionellen fremdbestimmten Angeboten;<br />

¾ einen W<strong>an</strong>del der sozialen Strukturierung bei Bewegungstätigkeiten von<br />

Cliquen hin zu Vereinsgruppen;<br />

¾ eine Vermeidung l<strong>an</strong>ger Lern- <strong>und</strong> Übungszeiten, die jedoch zur Ausbildung<br />

bestimmter Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen notwendig sind 31 ;<br />

¾ demgegenüber steht die Vorverlagerung des Wettkamptrainings im Bereich<br />

des Leistungssports in die mittlere Kindheit 32 .<br />

GRÖßING hält zwar zur vollständigen Analyse der Lebensweltbeschreibung <strong>und</strong><br />

des Bewegungsverhaltens von Kindern eine differenzierte Analyse <strong>für</strong><br />

notwendig, vertritt aber dennoch die Auffassung, <strong>das</strong>s die Rahmenbedingungen<br />

des Aufwachsens, die sich in unterschiedlicher Ausprägung auf <strong>das</strong><br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Körperverhalten aller Kinder auswirken, gemeinsame<br />

Tendenzen zur Folge haben:<br />

30 Vgl auch KLEINE (1997).<br />

31 Vgl. ZIMMER (1997).<br />

32 Vgl. SCHMIDT (1993), ZIMMER (1998).<br />

29


Ä'LH KHXWLJHQ .LQGHU VLQG PDQQLJIDFKHQ 9HUORFNXQJHQ ]XU<br />

%HZHJXQJVDUPXW DXVJHOLHIHUW XQG XQWHUOLHJHQ LKQHQ ]XQHKPHQG<br />

KlXILJHU³ (GRÖßING 2002, 13).<br />

Weitere inhaltliche W<strong>an</strong>dlungen in der kindlichen Lebenswelt zeigen sich in der<br />

Veränderung der Spielkultur, die bedingt werden durch technische Neuerungen<br />

wie Computer, DVDs <strong>und</strong> Fernsehen 33 . Das von einigen Autoren beschriebene<br />

freie Kinder- <strong>und</strong> Straßenspiel, wie es beispielsweise in der Nachkriegszeit der<br />

Fall war, wird dadurch immer mehr ersetzt (vgl. GRÖßING 1993, KIPHARD 1997,<br />

SCHMIDT 1997, ZIMMER 1997). Die Ausstattung mit modernen elektronischen<br />

Medien führt bei vielen Kindern zusätzlich zu einem Verlust <strong>an</strong> aktivem H<strong>an</strong>deln<br />

<strong>und</strong> ebenfalls zur Reduzierung <strong>und</strong> Vereinseitigung der Sinneserfahrungen<br />

(ZIMMER 1997, 21) 34 . Das Resultat einer solchen Verringerung des aktiven<br />

körperlichen Einsatzes <strong>und</strong> die stetige Zunahme <strong>an</strong> fiktiven Erfahrungen <strong>und</strong><br />

vorgefertigten Spielinhalten <strong>an</strong>stelle von sinnlichen Primärerfahrungen<br />

beschreibt ZIMMER (1997, 23) als Ä(QWIUHPGXQJ GHU :HOW³ in Hinsicht auf Zeit-,<br />

Dist<strong>an</strong>z-, Material- <strong>und</strong> Raumerfahrungen, einhergehend mit einer Reduzierung<br />

der aktiven Selbständigkeit:<br />

ÄhEHU &RPSXWHUVSLHOH XQG )HUQVHKHQ GULQJW HLQH :HOW LQ LKUHQ<br />

.RSI GLH VLH PLW LKUHQ +lQGHQ QLHPDOV EHJUHLIHQ XQG PLW LKUHQ<br />

) ‰HQ QLHPDOV EHWUHWHQ ZHUGHQ³ (ZIMMER 1995b, zitiert nach<br />

KIPHARD 1997, 48).<br />

Aus den aufregenden <strong>und</strong> abenteuerlichen Erfahrungen in fiktiven Welten,<br />

ergeben sich daher nach ZIMMER (1997, 26) hohe Ansprüche der Kinder <strong>an</strong> ihre<br />

reale Lebenswelt.<br />

Dass der hohe Medienkonsum heutiger Kinder eine Ruhigstellung des<br />

Körpers bewirkt, bestätigen auch <strong>an</strong>dere Autoren (vgl. KLEINE 1997, WOPP<br />

2001 et al.). Aussagen darüber, inwieweit dieser Sachverhalt allerdings <strong>für</strong><br />

Bewegungsprobleme ver<strong>an</strong>twortlich gemacht werden k<strong>an</strong>n, weisen einige<br />

33<br />

Die Tabelle aus dem Jahr 1993 (in: ZIMMER 1997, 23), welche den Anstieg in der Ausstattung der<br />

Kinder mit elektronischen Medien innerhalb der letzten Jahre zeigt, k<strong>an</strong>n zwischenzeitlich bereits um<br />

einige weitere Konsumartikel wie beispielsweise DVD-Spieler, Play-Station ergänzt werden.<br />

34<br />

Vgl. BRINKHOFF (2000), HILDEBRANDT (1993).<br />

30


zugunsten einer differenzierten Betrachtungsweise gegen derartige Vorwürfe<br />

zurück.<br />

3.3 Zusammenfassung<br />

Anh<strong>an</strong>d der dargestellten Positionen <strong>und</strong> Vergleiche wird deutlich, <strong>das</strong>s<br />

historische, gesellschaftliche <strong>und</strong> sozio-ökologische Bedingungen zu<br />

spezifischen Kindheitserfahrungen beitragen, die auf die kindliche Gesamt-<br />

entwicklung, <strong>das</strong> Bewegungs- <strong>und</strong> Sozialverhalten <strong>und</strong> die psychische<br />

Befindlichkeit einwirken können. Dabei werden Entwicklungstendenzen in der<br />

Lebenswelt in Richtung einer Bewegungsreduktion im Alltag von allen hier<br />

aufgeführten Autoren <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt oder zumindest nicht bestritten, sol<strong>an</strong>ge sie als<br />

Tendenzen <strong>und</strong> nicht als absolute Ergebnisse gewertet werden<br />

(RUSCH/WEINECK 1998, 20) 35 .<br />

Dennoch ergibt sich aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Sichtweisen teilweise<br />

eine konträre Beurteilung ein <strong>und</strong> derselben Kindheit (KLEINE 1997, 487) 36 .<br />

Auch können ambivalente Entwicklungen wie beispielsweise eine<br />

Ausdifferenzierung des institutionalisierten Sport- <strong>und</strong> Bewegungs<strong>an</strong>gebots <strong>und</strong><br />

der Trend zur Bewegungsreduktion im Alltag parallel verlaufen (THIELE 1999,<br />

146). Daher stellen <strong>und</strong>ifferenzierte Analysen <strong>und</strong> Aussagen, die aufgr<strong>und</strong><br />

pauschalisierter Sichtweisen gemacht werden, ein Risiko dar, da sie die<br />

kindliche Lebenswelt <strong>und</strong> ihre Konsequenzen oftmals zu einseitig <strong>und</strong> negativ<br />

wiederspiegeln.<br />

3.4 Die Funktion von Sport in der veränderten Lebenswelt<br />

3.4.1 K<strong>an</strong>n Sport unter <strong>an</strong>derem als „Entwicklungshilfe“ verst<strong>an</strong>den<br />

werden?<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Ergebnisse der Lebenswelt-Analyse von Kindern<br />

heutzutage ist die Frage nach der Bedeutung von Bewegung <strong>und</strong> körperlicher<br />

Aktivität <strong>für</strong> die Gesamtentwicklung <strong>und</strong> die Frage nach der Tr<strong>an</strong>sferierbarkeit<br />

von Lerneffekten aus dem motorischen Bereich auf <strong>an</strong>dere Lernbereiche<br />

35 Vgl. KLEINE (1997).<br />

36 Vgl. hierzu beispielsweise die Darstellungen von SCHMIDT (1997) <strong>und</strong> THIELE (1999).<br />

31


tatsächlich ein wichtiger Punkt in der wissenschaftlichen Diskussion um die<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele des Sports. Dabei spielt besonders der Schulsport eine<br />

wichtige Rolle, da mit dem Eintritt in die Schule alle Kinder vom Schulsport<br />

erreicht werden.<br />

Im Rahmen einer empirischen Studie stellt ZIMMER (1996, 138) fest, <strong>das</strong>s<br />

zwischen der Entwicklung der Motorik <strong>und</strong> der Gesamt- <strong>und</strong><br />

Persönlichkeitsentwicklung, die auch kognitive, affektive <strong>und</strong> psycho-soziale<br />

Aspekte umfasst, bei Kindern ein Zusammenh<strong>an</strong>g besteht 37 . Durch die<br />

körperlich-sinnliche Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit der Umwelt <strong>und</strong> die Verarbeitung<br />

der sinnlichen Wahrnehmungen machen Kinder Erfahrungen mit sich selbst,<br />

ihren Kompetenzen, den Auswirkungen ihres Verhaltens <strong>und</strong> mit ihrer Umwelt<br />

(ZIMMER 1998, 19). Auch GRÖßING stellt fest: Ä'LH 3HUV|QOLFKNHLWVHQWZLFNOXQJ<br />

LVW HLQ JDQ]KHLWOLFKHU 3UR]HVV EHL GHU GLH %HZHJXQJ DEHU HLQH QLFKW ]X<br />

XQWHUVFKlW]HQGH 5ROOH VSLHOW³ (GRÖßING 2002, 68). Welche Rolle der Bewegung<br />

im Entwicklungsprozess zukommt, soll nun genauer dargestellt werden.<br />

GRUPE (1984) weist darauf hin, <strong>das</strong>s Kinder die Welt um sich herum<br />

wesentlich stärker als erwachsene Menschen in einer g<strong>an</strong>zheitlichen Weise<br />

wahrnehmen, in der körperliche <strong>und</strong> geistige Tätigkeiten noch nicht getrennt<br />

vonein<strong>an</strong>der ablaufen 38 . Sie haben daher ein gr<strong>und</strong>legendes, naturgegebenes<br />

Bedürfnis nach Bewegung <strong>und</strong> Möglichkeiten zum Körpereinsatz.<br />

„G<strong>an</strong>zheitliche“ Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich nach HOTZ (1996, 24)<br />

in Lernsituationen, die den g<strong>an</strong>zen Menschen <strong>an</strong>sprechen <strong>und</strong> dadurch ein<br />

verst<strong>an</strong>desmäßiges, gefühlsbezogenes <strong>und</strong> praxisrelev<strong>an</strong>tes Lernen zugleich<br />

ermöglichen 39 . Die körperliche Erziehung k<strong>an</strong>n also im Sinne des<br />

G<strong>an</strong>zheitsaspekts zur ausgewogenen Entwicklung aller Kräfte beitragen, die im<br />

Menschen wirken. Für Kinder ist daher die Möglichkeit zu vielfältigen<br />

körperlichen Erfahrungen <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dlungen von enormer Wichtigkeit, da durch<br />

die Bewegung ein wichtiger Sinnesbereich im Menschen <strong>an</strong>gesprochen wird<br />

(vgl. MÜLLER 1999, ZIMMER 1992 et al.). Die Aufteilung der Lernbereiche in der<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule in geistige <strong>und</strong> musische Fächer, zu denen auch der Schulsport<br />

gerechnet wird, bezeichnet GRUPE (1984, 109) daher als unnatürlich.<br />

37 Vgl. AYRES (2002).<br />

38 Vgl. AYRES (2002), ZIMMER (1998).<br />

39 Im Sinne des von Pestalozzi geprägten Verständnisses: Ä/HUQHQ PLW .RSI +HU] XQG +DQG³ (HOTZ<br />

1996).<br />

32


Aufgr<strong>und</strong> der sensiblen Phasen, die im Kindesalter in vielen<br />

Lernbereichen auftreten, wird diese Zeit auch als <strong>das</strong> beste motorische<br />

Lernalter bezeichnet.<br />

Im Kindesalter ist die Entwicklung des Zentralnervensystems, <strong>das</strong> bei der<br />

Ausbildung aller Körperfunktionen eine erheblich Rolle spielt, besonders günstig<br />

zu beeinflussen (WEINECK 1997, 43). Untersuchungen haben ergeben, <strong>das</strong>s die<br />

motorische Rinde im Gehirn dort am besten ausgebildet ist, wo die höchsten<br />

Leistungen gefordert werden 40 . Motorische Bewegung stimuliert <strong>das</strong> Gehirn<br />

(WEINECK 1997, 43) 41 . Daher k<strong>an</strong>n durch gezielte Bewegungsaufgaben <strong>und</strong><br />

Förderreize die Synapsenbildung des Gehirns positiv beeinflusst werden. Wenn<br />

derartige Förderreize nicht geboten werden, k<strong>an</strong>n es umgekehrt zu einer<br />

geringeren funktionellen Ausreifung der neuronalen Vernetzungsstrukturen<br />

kommen <strong>und</strong> damit zu einer schlechteren neuro-muskulären Koordination<br />

(WEINECK 1997, 44) 42 . Die Ausreifung der neuronalen Vernetzungen im Gehirn<br />

stellt auch die <strong>Gr<strong>und</strong></strong>lage <strong>für</strong> die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten dar<br />

(AYRES 2002, 136).<br />

Durch motorische Reize wird außerdem die optimale Entwicklung der<br />

Sinneswahrnehmungen gefördert (ZIMMER 1998, 17) 43 . Diese wiederum sind<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> eine gut ausgebildete Körperwahrnehmung <strong>und</strong> damit <strong>für</strong><br />

ein späteres qualifiziertes Bewegungsh<strong>an</strong>deln (FUNKE-WIENEKE 1992, 22).<br />

In seiner Analyse stellt WEINECK (1997, 42) weitere positive<br />

Einflussmöglichkeiten von Bewegung auf den kindlichen Entwicklungsprozess<br />

dar. D<strong>an</strong>ach können durch vielfältige motorische Belastungsreize <strong>und</strong><br />

Bewegungsbe<strong>an</strong>spruchungen sowohl der aktive als auch der passive<br />

Bewegungsapparat Entwicklungs<strong>an</strong>reize 44 erhalten, ebenso wie <strong>das</strong> Herz-<br />

Kreislauf-System, <strong>das</strong> Org<strong>an</strong>system <strong>und</strong> der Gesamtorg<strong>an</strong>ismus.<br />

Aufgr<strong>und</strong> hormoneller Veränderungen, die durch körperliche Aktivität<br />

bedingt werden, k<strong>an</strong>n außerdem ein positiver Einfluss auf <strong>das</strong> psychische<br />

Befinden eines Kindes ausgeübt werden. Dies k<strong>an</strong>n zur allgemeinen<br />

Leistungssteigerung, zur erhöhten Aufmerksamkeit <strong>und</strong> zum gesamtheitlichen<br />

Wohlbefinden beitragen (WEINECK 1997, 48).<br />

40 WEINECK (1997) nennt als Beispiel: die H<strong>an</strong>d.<br />

41 Vgl. AYRES (2002, 11).<br />

42 Vgl. DORDEL (1993, 109).<br />

43 Vgl. vgl. AYRES (2002).<br />

44 Aufbau von Muskulatur; größere Festigkeit des passiven Bewegungsapparates durch Förderung des<br />

Knochenwachstums.<br />

33


Für die soziale Entwicklung eines Kindes sind Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen<br />

wie Gemeinschaftsspiele zu beachten, die als Erprobungsfeld <strong>für</strong> <strong>das</strong> soziale<br />

Verhalten <strong>und</strong> die soziale Stellung des Kindes in einer Gruppe dienen können<br />

(GRÖßING 2002, 71).<br />

Auch der Einfluss der motorischen Entwicklung auf die emotionale<br />

Entwicklung <strong>und</strong> damit auf die Ausbildung von Selbstvertrauen, Eigenaktivität<br />

<strong>und</strong> Beziehungen zu <strong>an</strong>deren Menschen, wurde während des<br />

Versuchszeitraums von den Betreuern der Gruppen in der empirischen<br />

Untersuchung beobachtet (ZIMMER 1996, 131), obwohl dies nicht durch die<br />

Auswertung der Untersuchungen wissenschaftlich abgesichert werden konnte.<br />

In ähnlicher Weise beschreiben auch AYRES (2002, 132ff.) <strong>und</strong> MÜLLER (1999,<br />

23ff.) den Einfluss von Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen <strong>und</strong> der motorischen<br />

Entwicklung auf emotionale <strong>und</strong> soziale Lernbereiche.<br />

D<strong>an</strong>eben leisten viele <strong>an</strong>dere Reize aus unterschiedlichen Lernbereichen ihren<br />

Beitrag zur Gesamtentwicklung eines Menschen. Dennoch darf der mögliche<br />

Beitrag von motorischen Reizen <strong>und</strong> Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen zur Gesamt-<br />

entwicklung keinesfalls verk<strong>an</strong>nt werden.<br />

Für den schulischen Bereich zeichnet sich damit die Frage nach der<br />

<strong>an</strong>gemessenen Bewegungsgestaltung zur Unterstützung der Gesamt-<br />

entwicklung eines Kindes durch Bewegung ab.<br />

3.4.2 Ist der Begriff „Sport“ noch <strong>an</strong>gemessen?<br />

Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der <strong>an</strong>gemessenen Bewegungsgestaltung stellt BÖS die<br />

Frage: Ä:LH VSRUWOLFK PXVV %HZHJXQJ VHLQ"³ (BÖS 1999, 29). Damit gibt er zu<br />

erkennen, <strong>das</strong>s der Begriff „Bewegung“ nicht unbedingt mit dem Begriff „Sport“<br />

gleichgesetzt werden k<strong>an</strong>n.<br />

Doch w<strong>an</strong>n wird Bewegung zum Sport?<br />

ZIMMER (1992, 28) beschreibt den Überg<strong>an</strong>g als fließend, wenn nämlich eine<br />

spont<strong>an</strong>e Bewegungsh<strong>an</strong>dlung feste Regeln <strong>und</strong> Strukturen bekommt, ÄVR GDVV<br />

VLH EHOLHELJ RIW XQG XQWHU YHUJOHLFKEDUHQ %HGLQJXQJHQ ZLHGHUKROEDU XQG PLW GHU<br />

/HLVWXQJ DQGHUHU YHUJOHLFKEDU ZLUG³.<br />

Das Wörterbuch Sportwissenschaft definiert den Begriff „Sport“ als<br />

34


Ä.|USHUOLFKH $NWLYLWlW I U GLH HLQ KRKHU 6WUXNWXULHUXQJVJUDG<br />

GHXWOLFKH =LHOULFKWXQJ XQG 'XUFKI KUXQJ DXI GHU *UXQGODJH HLQHV<br />

GLIIHUHQ]LHUWHQ 5HJHOZHUNHV FKDUDNWHULVWLVFK VLQG JHNHQQ]HLFKQHW<br />

GXUFK :HWWEHZHUE PLW VLFK VHOEVW RGHU PLW DQGHUHQ DEHU DXFK<br />

GXUFK VSLHOHULVFKH (OHPHQWH ³ (KENT 1998, 391).<br />

Die beiden Definitionen des Begriffs „Sport“ von ZIMMER <strong>und</strong> KENT lassen eine<br />

eher kompetitive <strong>und</strong> teilweise in Ansätzen leistungsorientierte Sinngebung<br />

erkennen, in deren Mittelpunkt Regeln <strong>und</strong> messbare Ergebnisse stehen.<br />

Nach GRÖßING (1993, 24) ist die Ä%HZHJXQJVNXOWXU³ ein Aspekt unserer<br />

Kultur, welche sich aus der Spiel-, Sport-, Ausdrucks- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitskultur<br />

zusammensetzt. Sport ist also in jedem Fall nur eine mögliche Form der<br />

Realisation von Bewegung.<br />

Auch BAUR (1989, 65ff.) macht die Abgrenzung des Begriffs „Bewegung“<br />

vom Begriff „Sport“ deutlich. Die Ä.|USHU XQG %HZHJXQJVNDUULHUH³ beschreibt er<br />

als einen weitgefassten Begriff, der die gesamte körperliche Entwicklung, die<br />

Entwicklung von Bewegungskönnen <strong>und</strong> Bewegungsgewohnheiten <strong>und</strong> den<br />

Aufbau eines bewegungsbezogenen Selbstkonzepts beinhaltet. Während die<br />

Ä.|USHU XQG %HZHJXQJVNDUULHUH³ also den gesamten Lebenslauf durchzieht,<br />

trifft dies <strong>für</strong> die Ä6SRUWNDUULHUH³ nicht unbedingt zu. Als Ä6SRUWNDUULHUH³<br />

beschreibt er ebenfalls ein engeres Konzept, <strong>das</strong> sich auf die sportbezogene<br />

Entwicklung bezieht, also Bewegungstätigkeiten <strong>und</strong> -formen umfasst, die von<br />

gesellschaftlicher Seite als „Sport“ definiert sind. Der „Sport“ unterscheidet sich<br />

folglich von der „Bewegung“ dadurch, <strong>das</strong>s er im Gegensatz zu ihr als von der<br />

Gesellschaft konstruiert <strong>und</strong> nicht als naturgegeben wahrgenommen werden<br />

muss.<br />

Welche Art von Bewegung brauchen nun aber Kinder?<br />

Wie bereits in Kapitel 3.4.1 herausgestellt wurde, können die Entwicklung der<br />

Motorik <strong>und</strong> Möglichkeiten zu körperlich-sinnlichen Erfahrungen die<br />

Gesamtentwicklung eines Kindes unterstützen. Da m<strong>an</strong>che Kinder heute jedoch<br />

in bewegungsarmen Verhältnissen aufwachsen 45 , k<strong>an</strong>n dieser Beitrag nicht<br />

mehr immer als gesichert <strong>an</strong>genommen werden. Diesem M<strong>an</strong>gel k<strong>an</strong>n durch<br />

eine vielseitige Bewegungserziehung in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule noch teilweise<br />

entgegengewirkt werden.<br />

45 Vgl. hierzu 3.2.2 <strong>und</strong> 3.3<br />

35


Da ohne die entsprechenden Bewegungsgr<strong>und</strong>voraussetzungen 46 außerdem<br />

keine weiterführende Sporterziehung stattfinden k<strong>an</strong>n, müssen im<br />

Bewegungsunterricht der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule vor allen Dingen auch die <strong>Gr<strong>und</strong></strong>steine in<br />

Form von sportartunspezifischen Bewegungsgr<strong>und</strong>erfahrungen gelegt werden,<br />

um eine spätere Hinwendung zu spezifischeren Sportformen überhaupt möglich<br />

zu machen.<br />

Es muss also überlegt werden, ob der Begriff „Sport“ im frühen<br />

Schulkindalter <strong>und</strong> somit im Hinblick auf die <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule der Begriff<br />

„Schulsport“, im Zusammenh<strong>an</strong>g mit motorischen Förderreizen zur kindlichen<br />

Entwicklung überhaupt <strong>an</strong>gemessen ist. Dazu muss auch beachtet werden,<br />

unter welcher Zielsetzung <strong>und</strong> vor welchem Hintergr<strong>und</strong> der Begriff „Schulsport“<br />

überhaupt entst<strong>an</strong>den ist. Im Zuge des Konzepts der verstärkten Fach- <strong>und</strong><br />

Lernzielorientierung löste er zu Beginn der 70er Jahre den Begriff<br />

„Leibeserziehung“ ab, mit dem Ziel den Schülern ausgewählte Sportarten zu<br />

vermitteln <strong>und</strong> sie dadurch im Sport h<strong>an</strong>dlungsfähig zu machen (ASCHEBROCK<br />

1996, 131). Er umfasst die Gesamtheit aller Formen des Sporttreibens, die ÄLP<br />

|UWOLFKHQ 5DKPHQ GHU 6FKXOH DEODXIHQ³ (RÖTHIG 1992, 397f.). Neben<br />

unterrichtlichen Formen wie dem Sportunterricht, beinhaltet er also auch<br />

außerunterrichtliche, freiwillige Formen wie Sportfeste <strong>und</strong> W<strong>an</strong>dertage.<br />

Schulsport unter der Zielsetzung der verstärkten Fachorientierung <strong>und</strong> eines<br />

eher engen Sportbegriffs trägt jedoch zur Spezialisierung bei <strong>und</strong> nicht zu der<br />

g<strong>an</strong>zheitlichen Erziehung, die im Bezug auf <strong>das</strong> <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulalter oft gefordert<br />

wird (vgl. GRÖßING 1993, ZIMMER 1997). Im Hinblick auf die kindliche<br />

Gesamtentwicklung im <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulalter ist dieser Sportbegriff also zu eng<br />

gefasst <strong>und</strong> zu einseitig.<br />

Demgegenüber steht ein weites Sportverständnis, <strong>das</strong> auch meist dem<br />

kindlichen Sportverständnis zugr<strong>und</strong>e liegt <strong>und</strong> in <strong>das</strong> neben traditionellen<br />

Sportarten vielfältige Bewegungsformen, Trendsportarten, neue Spielformen<br />

<strong>und</strong> vielfältige Sinngebungen 47 aufgenommen sind (WOPP 2001, 69). Ein<br />

Unterricht auf der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>lage dieses weiten Sportverständnisses schließt die<br />

Beschränkung auf den traditionellen Sport als Lerngegenst<strong>an</strong>d im Kindesalter<br />

aus (GRÖßING 1993, 92).<br />

46<br />

Das Bewegungsrepertoire, <strong>das</strong> elementare Bewegungsfertigkeiten umfasst.<br />

47<br />

Nach BAUR (1989, 67) sind adaptive, explorative, spielerische, instrumentelle, expressive, impressive,<br />

kommunikative, kompetitive Sinngebungen sind möglich (vgl. KUHN/MEDICK/DUDEK 2000, 69).<br />

36


3.4.3 Fazit<br />

Abschließend k<strong>an</strong>n hierzu gesagt werden, <strong>das</strong>s es bei der Begriffsklärung auf<br />

die Ausg<strong>an</strong>gssituation <strong>und</strong> <strong>das</strong> zugr<strong>und</strong>e liegende didaktische Modell <strong>an</strong>kommt.<br />

Geht m<strong>an</strong> von einem engen Sportbegriff aus, so erscheint es sinnvoll, den<br />

Begriff „Schulsport“ in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule gegen den Begriff „Bewegungs-<br />

erziehung“ oder „Bewegungsunterricht“ einzutauschen (FUNKE-WIENEKE 2001,<br />

51). Der Unterricht würde sich damit auch von seiner Begrifflichkeit her <strong>für</strong> eine<br />

vielfältigere Sinngebung öffnen <strong>und</strong> nicht nur auf die traditionellen Inhalte, die<br />

von der Gesellschaft als „Sport“ definiert werden, verweisen. Stattdessen würde<br />

die Sporterziehung <strong>und</strong> der Aufbau eines sportbezogenen Bewegungs-<br />

repertoires lediglich als ein (weiterführender) Aspekt in die „Bewegungs-<br />

erziehung“ mitaufgenommen (HILDEBRANDT 1993, 263).<br />

Geht m<strong>an</strong> hingegen von einem weiten Sportverständnis aus, k<strong>an</strong>n der<br />

Begriff „Schulsport“ durchaus bestehen bleiben, da vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

auch sportbezogene Bewegungserfahrungen (eben im weitesten Sinn) in<br />

kindgemäßer Form in den Unterricht integriert werden können (MÜLLER 1999,<br />

34). Allerdings muss der Schulsport hierbei eventuell in <strong>das</strong> Konzept einer<br />

fächerübergreifenden Bewegungserziehung, wie etwa im Sinne der „Bewegten<br />

(<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ nach MÜLLER (1999) 48 , eingebettet werden, um den kindlichen<br />

Bedürfnissen gerecht zu werden.<br />

Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, <strong>das</strong>s Veränderungen im<br />

Bereich des Schulsports, die auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, nicht<br />

vorr<strong>an</strong>gig über eine veränderte Begrifflichkeit, sondern vor allen Dingen über<br />

die Realisation entsprechender didaktischer Konzepte in der Praxis erreicht<br />

werden können (HECKER 1995, zitiert nach MÜLLER/VOLKMER 1996, 123).<br />

48 Gründe da<strong>für</strong> <strong>und</strong> Erläuterungen zu diesem Konzept finden sich unter Punkt 5.3.1 <strong>und</strong> in der Abbildung<br />

2) im Anh<strong>an</strong>g dieser Arbeit.<br />

37


=XU 3UREOHPDWLN GHV 6SDQQXQJVIHOGHV<br />

Fachwissenschaftlich gibt es zwischenzeitlich einen Konsens über die Realität<br />

einer YHUlQGHUWHQ /HEHQVZHOW XQVHUHU .LQGHU In welchem Maße <strong>und</strong> mit<br />

welchen messbaren Auswirkungen ist allerdings noch weitgehend in der<br />

Diskussion. Auch der hiermit begründete <strong>und</strong> oft beklagte Bewegungsm<strong>an</strong>gel<br />

unserer Kinder in Freizeit <strong>und</strong> Schule ist als alleiniger Verursacher von<br />

körperlichen Defiziten noch umstritten (vgl. 3.3). Gleichwohl fühlt sich die<br />

Fachwissenschaft in die Pflicht genommen. Durch ihre Initiative in der Frage<br />

des Bewegungsdefizits der Kinder <strong>und</strong> den sich hieraus ergebenden<br />

Konsequenzen zeichnet sich eine Umgestaltung des Schulsports ab (vgl.<br />

HENTIG 1972, HORN 2002, MÜLLER 1999 et al.). Die <strong>an</strong>gedachte<br />

Neupositionierung der Grenzen des Schulsports hin zu einer umfassenderen<br />

Bewegungserziehung in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule, rufen die unterschiedlichsten, am<br />

Sport interessierten gesellschaftlichen Gruppen auf den Pl<strong>an</strong>.<br />

Innerhalb der gesellschaftlichen Gruppen gibt es konträre Positionen, die<br />

wegen inhaltlicher Unterschiede, aber auch wegen unterschiedlichster<br />

Möglichkeiten der Einflussnahme <strong>und</strong> damit auch der Durchsetzungsfähigkeit<br />

ihrer Interessen bei Kultusverwaltungen <strong>und</strong> Bildungspolitikern zu internen<br />

Sp<strong>an</strong>nungen führen können (vgl. MÜLLER 1988, 242 ff.). Naturgemäß beinhaltet<br />

diese Art von Sp<strong>an</strong>nungsfeld weniger positives Entwicklungspotential im Sinne<br />

einer Verbesserung der Lebenswelt unserer Kinder.<br />

4.1 Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede<br />

Bei einer genaueren Betrachtung der Erwartungshaltungen der gesell-<br />

schaftlichen Gruppen <strong>und</strong> der Zielsetzungen des Schulsports, die sich als<br />

Resultat aus der veränderten kindlichen Lebenswelt ergeben, lassen sich<br />

sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede ausmachen, was sich bereits<br />

aus der heterogenen Struktur der gesellschaftlichen Gruppen in Hinblick auf<br />

deren Erwartungen ergibt.<br />

Dabei stimmen die Erwartungshaltungen derjenigen Gruppen mit den<br />

Bedürfnissen der Kinder überein, die vorr<strong>an</strong>gig Bewegungsmöglichkeiten <strong>für</strong> sie<br />

schaffen wollen, um ihnen dadurch körperlich-sinnliche <strong>und</strong> motorische<br />

38


Erfahrungen zu ermöglichen, welche in erster Linie <strong>für</strong> ihre körperliche<br />

Entwicklung <strong>und</strong> ihre Gesamtentwicklung von großer Bedeutung sind.<br />

Ein Beispiel hier<strong>für</strong> wäre die Zielsetzung, über den Schulsport die<br />

Gesamtentwicklung der Kinder zu fördern <strong>und</strong> ihren gegenwärtigen<br />

Bedürfnissen nach allgemeiner Bewegung, Erlebnismöglichkeiten <strong>und</strong><br />

g<strong>an</strong>zheitlichen Erfahrungen gerecht zu werden, um dadurch die<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> ein freudvolles Bewegungsh<strong>an</strong>deln zu schaffen; diese<br />

Zielsetzung wird beispielsweise vom BER <strong>und</strong> vom ADL unterstützt 49 .<br />

Unterschiede hingegen ergeben sich zu den gesellschaftlichen Gruppen,<br />

die sich vordergründig zwar ebenfalls <strong>für</strong> ein möglichst umf<strong>an</strong>greiches<br />

Bewegungs<strong>an</strong>gebot aussprechen, dies jedoch in einer sehr spezialisierten<br />

Form. Diese Gruppen wollen dadurch zumeist spezifische Interessen befriedigt<br />

wissen, die mit den Bedürfnissen der Kinder nicht viel gemeinsam haben. Dazu<br />

zählen beispielsweise die Zielsetzungen des DSB, des NOK <strong>und</strong> DOG <strong>und</strong> der<br />

politischen Parteien, eine gezielte systematische Talentsuche im Schulsport zu<br />

betreiben, um dadurch den Nachwuchs <strong>für</strong> den Spitzensportbereich<br />

sicherzustellen.<br />

Die Rechtfertigung des Schulsports zum Erwerb bestimmter Fähigkeiten, die<br />

auf <strong>an</strong>dere Lebensbereiche tr<strong>an</strong>sferiert werden <strong>und</strong> der Bewältigung zukünftiger<br />

Lebensaufgaben dienen sollen, wie sie beispielsweise die Kirche <strong>und</strong> der BDA<br />

fordern, stellt eine Überforderung des Schulsports dar, wenn er sich zugleich <strong>an</strong><br />

den Bedürfnissen der Kinder orientieren soll (vgl. FUNKE-WIENEKE 2001).<br />

Demgegenüber stehen Forderungen von fachwissenschaftlicher Seite,<br />

die Authentizität des Sports auch in der Schule zu wahren <strong>und</strong> den Kindern ein<br />

zweckfreies H<strong>an</strong>deln zu ermöglichen (vgl. DIETZ 1997, FRIEDRICH 1994, HENTIG<br />

1972, NEUBER 2000, VOLKAMER 1987). FRIEDRICH (1994, 101) macht jedoch<br />

auch darauf aufmerksam, <strong>das</strong>s Sport <strong>und</strong> Bewegung im Rahmen der Schule<br />

nicht völlig ohne pädagogische Zielsetzungen auskommen können 50 ; denn<br />

aufgr<strong>und</strong> der Funktion, welche die Schule als Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungs-<br />

einrichtung übernimmt, beruht die Auswahl der Inhalte, welche Eing<strong>an</strong>g in die<br />

Schule finden, immer bis zu einem gewissen Grad auf der möglichen Relev<strong>an</strong>z<br />

dieser Inhalte <strong>für</strong> die Erziehung, Bildung <strong>und</strong> Entwicklung der Kinder.<br />

49 Vgl. Punkt 2.2.2 in dieser Arbeit.<br />

50 Vgl. BECKERS (2000, 27), HENTIG (1972, 247).<br />

39


Da die wirkungsvollsten Instrumente zur Durchsetzung schulpolitischer<br />

Interessen allerdings in den Händen offizieller staatlicher Inst<strong>an</strong>zen liegen,<br />

finden die Forderungen politisch einflussarmer Interessengruppen <strong>an</strong> den<br />

Schulsport wenig Beachtung (STORK/LANGENFELD 1979, 304). Das k<strong>an</strong>n zu<br />

einer einseitigen Zielsetzung im Schulsport führen, die vorr<strong>an</strong>gig <strong>an</strong> den<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Interessen der politisch einflussreichen<br />

Gruppen orientiert ist <strong>und</strong> auf die kindlichen Bedürfnisse kaum Rücksicht<br />

nimmt 51 (vgl. MÜLLER 1988, 242).<br />

4.2 Fazit<br />

Die möglichen Konsequenzen aus der veränderten Lebenswelt der Kinder<br />

heute, vor allem in Hinblick auf <strong>das</strong> Bewegungsdefizit <strong>und</strong> der daraus<br />

resultierenden Folgen <strong>für</strong> die kindliche Entwicklung, erfordern von Seiten der<br />

Lehrerschaft einerseits die Akzept<strong>an</strong>z neuer Konzepte <strong>für</strong> den Schulsport (vgl.<br />

ASCHEBROCK 1996, MÜLLER 1999 et al.); <strong>an</strong>dererseits aber ergibt sich eine<br />

Verschiebung der Prioritäten der Realisierung von Erwartungen der<br />

Gesellschaft <strong>an</strong> den Schulsport. Ein Teil dieser gesellschaftlichen Erwartungen,<br />

die sich teils komplementär, teils konträr zuein<strong>an</strong>der verhalten, haben keine<br />

Aussicht auf eine vollständige Realisierung, da sie berechtigterweise von<br />

Medizinern <strong>und</strong> Fachwissenschaftlern als nicht-kindgerecht abgelehnt werden<br />

(vgl. FUNKE-WIENEKE 2001, VOLKAMER 1987, ZIMMER 1992 et al.).<br />

In der Zusammenarbeit <strong>und</strong> der Diskussion mit den interessierten<br />

Gesellschaftsgruppen wird dieses nicht vollständig neu entst<strong>an</strong>dene aber doch<br />

neu positionierte Sp<strong>an</strong>nungsfeld zwar nicht beseitigt, jedoch mit der<br />

notwendigen Kompromissbereitschaft beider Pole zum Nutzen der Kinder<br />

stabilisiert werden können (vgl. MÜLLER 1999 et al.).<br />

Das 6SDQQXQJVIHOG ]ZLVFKHQ GHQ JHVHOOVFKDIWOLFKHQ (UZDUWXQJHQ XQG<br />

GHQ .RQVHTXHQ]HQ DXV HLQHU YHUlQGHUWHQ /HEHQVZHOW XQVHUHU .LQGHU, in dem<br />

sich der Schulsport in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule befindet, ist also nicht nur<br />

Sp<strong>an</strong>nungsfeld mit systemimm<strong>an</strong>enten Konflikten, sondern auch Kraftfeld <strong>und</strong><br />

Motor einer Entwicklung, die bestehende, aber deswegen keineswegs zw<strong>an</strong>gs-<br />

51 Vgl. hierzu auch Punkt 2.3 in dieser Arbeit.<br />

40


läufig auch unter dieser neuen Fragestellung geeignete Strukturen, Curricula<br />

<strong>und</strong> Prioritäten hinterfragt <strong>und</strong> neu bewertet.<br />

Daher stellt sich <strong>an</strong> dieser Stelle unter Beachtung der unterschiedlich<br />

starken Einflussmöglichkeiten der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen<br />

die Frage, ob <strong>und</strong> welche Möglichkeiten denkbar wären, um diejenigen<br />

Forderungen der verschiedenen Gruppen (eventuell in modifizierter Form) im<br />

Schulsport der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule zu berücksichtigen, durch die der Schulsport<br />

zugleich den kindlichen Bedürfnissen am ehesten gerecht werden k<strong>an</strong>n.<br />

41


9HUPLWWOXQJVYHUVXFKH<br />

5.1 Der aktuelle Bildungspl<strong>an</strong> der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule<br />

Betrachtet m<strong>an</strong> den Bildungspl<strong>an</strong> der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule, erscheint dieser auf den<br />

ersten Blick als eine mögliche Vermittlung zwischen den unterschiedlichen<br />

Interessen <strong>und</strong> Erwartungshaltungen der gesellschaftlichen Gruppen <strong>und</strong> den<br />

Bedürfnissen der Kinder, da er sehr viele unterschiedliche Aspekte in seinen<br />

Formulierungen zu den Zielsetzungen der Schule allgemein <strong>und</strong> des<br />

Schulsports berücksichtigt.<br />

Laut dem gültigen Bildungspl<strong>an</strong> besteht die Hauptaufgabe der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule<br />

darin, Ä:LVVHQ )lKLJNHLWHQ XQG )HUWLJNHLWHQ ]X YHUPLWWHOQ XQG GLH .LQGHU ]X<br />

HU]LHKHQ³ (BP 1994, 9), wobei inhaltliche, sozialerzieherische, integrative,<br />

sittliche, religiöse, gestalterische, kognitive <strong>und</strong> entwicklungsbedingte Aspekte<br />

eine Rolle spielen (BP 1994, 10). Außerdem ist gerade im Anf<strong>an</strong>gsunterricht die<br />

Ä)|UGHUXQJ GHU *HVDPWSHUV|QOLFKNHLW³ eine wichtige Zielsetzung (BP 1994, 35).<br />

Demnach lautet <strong>das</strong> oberste Ziel der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule, einen Beitrag zur Erziehung<br />

<strong>und</strong> Bildung der Kinder zu leisten <strong>und</strong> ihre Gesamtentwicklung zu unterstützen.<br />

Sie hat also die Aufgabe, Wissen <strong>und</strong> Können zu vermitteln, sowie die<br />

individuelle Entfaltung der Kinder zu ermöglichen (BP 1994, 10). Auf den<br />

Leitged<strong>an</strong>ken, aus dem diese drei gr<strong>und</strong>legenden Zielsetzungen resultieren,<br />

weist BRODTMANN (1984a, 43) hin: Ä GDV KHUDQZDFKVHQGH ,QGLYLGXXP ]XP<br />

P|JOLFKVW VHOEVWlQGLJHQ VHOEVWEHVWLPPWHQ XQG NRPSHWHQWHQ +DQGHOQ ]X<br />

EHIlKLJHQ³<br />

Dem stimmen auch <strong>an</strong>dere Autoren zu (vgl. BECKERS 2000, KURZ 2000,<br />

SCHMIDT 1998, ZIMMER 1997).<br />

Doch welchen Stellenwert nimmt hierbei der Schulsport ein?<br />

5.1.1 Zielsetzungen im Schulsport<br />

Sport, Spiel <strong>und</strong> Bewegung in der Schule werden im Bildungspl<strong>an</strong> als<br />

ÄXQYHU]LFKWEDUH %HVWDQGWHLOH HLQHU JDQ]KHLWOLFKHQ %LOGXQJ XQG (U]LHKXQJ GHU<br />

.LQGHU³ ausgewiesen (BP 1994, 27). Der Bildungspl<strong>an</strong> verweist in diesem<br />

42


Zusammenh<strong>an</strong>g auf zahlreiche Teilziele, die durch den Schulsport mitgetragen<br />

werden sollen, wie die Möglichkeit zu vielfältigen Körper-, Bewegungs- <strong>und</strong><br />

Sozial-, Material- <strong>und</strong> Personalerfahrungen zu schaffen, die Unterstützung der<br />

körperlichen <strong>und</strong> geistigen Entwicklung der Kinder, <strong>das</strong> Erlernen sozialer <strong>und</strong><br />

integrativer Verhaltensweisen, die Förderung der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Umwelterziehung, <strong>das</strong> Erlernen von sozialen Regeln des Zusammenlebens <strong>und</strong><br />

die Werteerziehung. Des weiteren soll laut Bildungspl<strong>an</strong> die Freude <strong>an</strong> Sport<br />

<strong>und</strong> Bewegung vermittelt werden, die Steigerung des Wohlbefindens durch<br />

Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen <strong>und</strong> Spielmöglichkeiten unterstützt werden,<br />

unterschiedliche Sinngebungen des H<strong>an</strong>delns im Sport erlernt <strong>und</strong> erfahren<br />

werden <strong>und</strong> nicht zuletzt sportartbezogene Erfahrungen ermöglicht werden, um<br />

dadurch die Kinder im Sport h<strong>an</strong>dlungsfähig zu machen <strong>und</strong> sie zum<br />

lebensl<strong>an</strong>gen außerschulischen Sport hinzuführen (BP 1994, 27f.). Die<br />

Zusammenarbeit mit Vereinen <strong>und</strong> die Einbeziehung sportlicher Wettbewerbe<br />

im schulischen <strong>und</strong> außerschulischen Zusammenh<strong>an</strong>g 52 werden vom<br />

Bildungspl<strong>an</strong> sogar schon <strong>für</strong> den <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulbereich gefordert (vgl. BP 1994,<br />

28).<br />

5.1.2 Fazit<br />

Bereits <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d dieser kurzen Zusammenfassung der Zielsetzungen im Bereich<br />

des Sports lässt sich neben der Frage nach der Berechtigung all dieser Ziele <strong>für</strong><br />

den <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulbereich ein weiteres entscheidendes Problem erkennen: Der<br />

Bildungspl<strong>an</strong> verfolgt zu viele Interessen auf einmal, um alle daraus<br />

resultierenden Ziele mit den vorgegebenen Rahmenbedingungen von lediglich<br />

drei Wochenst<strong>und</strong>en Sportunterricht in einer Vormittagsschule erreichen zu<br />

können 53 . Obwohl der Schulsport zu einem ÄZHVHQWOLFKHQ (OHPHQW EHL GHU<br />

*HVWDOWXQJ GHV 6FKXOOHEHQV³ (BP 1994, 28) erklärt wird, enthält der<br />

Bildungspl<strong>an</strong> zu wenige <strong>und</strong> zu unkonkrete Ausführungen, um Lehrern ohne<br />

Ausbildung im Bereich Sport <strong>und</strong> Bewegungserziehung die Realisierung dieses<br />

Prinzips zu ermöglichen. Somit ist keine <strong>Gr<strong>und</strong></strong>lage <strong>für</strong> die Durchsetzung einer<br />

52 Als Beispiele werden im Bildungspl<strong>an</strong> (1994, 28) die B<strong>und</strong>esjugendspiele <strong>und</strong> der Wettbewerb „ Jugend<br />

trainiert <strong>für</strong> Olympia“ <strong>an</strong>gegeben.<br />

53 Vgl. auch BRODTMANN (1984a, 81).<br />

43


fächerübergreifenden Bewegungserziehung als gr<strong>und</strong>legendem Prinzip in der<br />

Schule gegeben.<br />

Um die Möglichkeiten des Sports, die aus seiner ursprünglichen<br />

Zweckfreiheit resultieren, in der Schule nicht vollkommen durch die<br />

Überfrachtung mit pädagogischen Zielsetzungen <strong>und</strong> falschen Ansprüchen zu<br />

zerstören, müssen diese auf ein sinnvolles Höchstmaß reduziert bleiben<br />

(FUNKE-WIENEKE 2001, 48) 54 .<br />

5.2 Wo sind Prioritäten zu setzen?<br />

Aus der unter Punkt 3.4.1 dargestellten Bedeutung der Bewegung <strong>für</strong> die<br />

kindliche Entwicklung, ergeben sich Ansprüche <strong>an</strong> die Lebenswirklichkeit<br />

hinsichtlich der Bewegungsmöglichkeiten, die in ihr geboten werden müssen,<br />

um eine optimale Entwicklung der Kinder zu fördern oder ihr zumindest nicht im<br />

Wege zu stehen. Denn nur wenn ein Kind in seiner Lebenswelt vielfältige <strong>und</strong><br />

attraktive Bedingungen zum Bewegungsh<strong>an</strong>deln vorfindet, können die positiven<br />

Auswirkungen, die sich daraus <strong>für</strong> die kindliche Gesamtentwicklung ergeben<br />

können, auch tatsächlich zum Tragen kommen (vgl. SCHMIDT 1998, 241) 55 . Da<br />

jedoch die realen Bedingungen in der kindlichen Lebenswelt tendenziell eher zu<br />

einer Reduzierung des Bewegungsverhaltens beitragen 56 , müssen weitere<br />

Möglichkeiten gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wahrgenommen werden, die den Kindern einen<br />

stärkeren Einbezug von Bewegung in ihren Alltag erlauben (vgl. BRODTMANN<br />

1984a, MÜLLER 1999, ZIMMER 1997 et al.). Diese Erkenntnis muss folglich auch<br />

innerhalb der schulischen Lebenswelt, die einen wichtigen Best<strong>an</strong>dteil der<br />

kindlichen Lebenswelt darstellt, Beachtung finden.<br />

Das Haupt<strong>an</strong>liegen der Bewegungs- <strong>und</strong> Sporterziehung in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule<br />

muss es also sein, durch gezielt gesetzte Bewegungsreize die kindliche<br />

Entwicklung in Hinsicht auf körperlich-motorische <strong>und</strong> g<strong>an</strong>zheitliche Aspekte zu<br />

unterstützen <strong>und</strong> darüber hinaus den Kindern positive, freudvolle <strong>und</strong> vielfältige<br />

Bewegungserfahrungen zu ermöglichen <strong>und</strong> ihre Selbständigkeit <strong>und</strong><br />

Kompetenz im Bewegungs- <strong>und</strong> Sportbereich zu fördern (MÜLLER 1999, 40) 57 .<br />

54<br />

Vgl. BRODTMANN (1984a), HENTIG (1972), NEUBER (2000), VOLKAMER (1987).<br />

55<br />

Vgl. auch HILDEBRANDT (1993) et al.<br />

56<br />

Vgl. Punkt 3.2.2 in dieser Arbeit.<br />

57<br />

Vgl. auch HOTZ (1996, 21), KURZ (2000, 46), ZIMMER (1992, 30f.) et al.<br />

44


Die wenigen Sportst<strong>und</strong>en in der Schule reichen jedoch nicht aus, dieses<br />

Anliegen vollständig umzusetzen; daher muss immer auch der Bezug zur<br />

außerschulischen Lebens- <strong>und</strong> Bewegungswelt hergestellt werden, nicht zuletzt<br />

um dadurch die Voraussetzungen <strong>für</strong> eine mögliche Teilnahme <strong>an</strong> außer-<br />

schulischen Bewegungs- <strong>und</strong> Sport<strong>an</strong>geboten zu schaffen (vgl. MÜLLER 1999,<br />

40) 58 . <strong>Gr<strong>und</strong></strong>voraussetzung hier<strong>für</strong> ist die Ausbildung von Bewegungs-<br />

gewohnheiten <strong>und</strong> die Qualifizierung der Bewegungsfähigkeit in Hinsicht auf<br />

eine optimale Ausbildung der individuellen motorischen Fähigkeiten <strong>und</strong> des<br />

Erwerbs eines umfassenden <strong>und</strong> variablen Repertoires von Bewegungsmustern<br />

zum weiteren spezifischen Bewegungslernen (vgl. FREY/HILDENBRANDT 1995,<br />

139) 59 .<br />

Dabei dürfen allerdings die Möglichkeiten des Schulsports in Hinsicht auf eine<br />

solche Zielsetzung nicht überschätzt werden. Obwohl der Schulsport jedoch nur<br />

einen begrenzten Einfluss auf die Hinführung der Schüler zum Freizeitsport <strong>und</strong><br />

zur Teilnahme <strong>an</strong> außerschulischen Bewegungstätigkeiten haben k<strong>an</strong>n,<br />

müssen die sich bietenden Möglichkeiten dazu gleichwohl wahrgenommen<br />

werden (BRODTMANN 1984a, 97).<br />

Da die jeweilige Zielsetzung Einfluss auf die Gestaltung <strong>und</strong><br />

Inhaltsauswahl im Schulsportbereich nimmt, dürfen die Haupt<strong>an</strong>liegen der<br />

Bewegungserziehung in der Schule keinesfalls unter politischen oder<br />

wirtschaftlichen Aspekten betrachtet <strong>und</strong> forciert werden (vgl. FUNKE-WIENEKE<br />

2001), sondern können nur als Möglichkeit erachtet werden, die positiven<br />

Auswirkungen, die sich aus dem Bewegungsh<strong>an</strong>deln <strong>für</strong> die Menschen <strong>und</strong><br />

besonders <strong>für</strong> ein Kind ergeben 60 , in einem möglichst hohen Maße zur Geltung<br />

kommen zu lassen.<br />

Allgemeine erzieherische Ziele, wie beispielsweise Fairness <strong>und</strong><br />

Teamfähigkeit, bilden dabei die Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>das</strong> Zust<strong>an</strong>dekommen<br />

dauerhafter Sport- <strong>und</strong> Spielsituationen; sie werden daher in zahlreichen<br />

Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen im Rahmen des Sportunterrichts ohnehin bis zu einem<br />

gewissen Maß mitvermittelt (vgl. GRUPE 1984, 150ff.) 61 . Daher macht es Sinn<br />

bei der Überlegung zu den Zielsetzungen der schulischen Bewegungs- <strong>und</strong><br />

Sporterziehung eher vom sachimm<strong>an</strong>enten Sinn des Sports <strong>und</strong> Spiels<br />

58 Vgl. auch BRODTMANN (1984a, 43), KURZ (2000, 46) et al.<br />

59 Vgl. auch MÜLLER (1999, 42).<br />

60 Vgl. Punkt 3.4.1 in dieser Arbeit.<br />

61 Vgl. auch DIETZ (1997, 6), VOLKAMER (1987, 23).<br />

45


auszugehen <strong>und</strong> weitere Erziehungsmöglichkeiten auszuschöpfen, sol<strong>an</strong>ge sie<br />

als Nebeneffekte erreicht werden können ohne den Schulsport mit<br />

pädagogischen Zielsetzungen zu überfrachten <strong>und</strong> zu überfordern (vgl. HENTIG<br />

1972, 255).<br />

5.3 Wie können diese Ziele erreicht werden?<br />

5.3.1 Neue Konzepte <strong>für</strong> den Schulsport in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule<br />

Da es dem Schulsport mit den räumlich, zeitlich, fin<strong>an</strong>ziell <strong>und</strong> personell<br />

beschränkten Kapazitäten, die ihm <strong>an</strong> den meisten <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulen zur<br />

Verfügung stehen, alleine nicht möglich ist, die wesentlichen Aspekte in<br />

ausreichender Form zu realisieren, muss nach alternativen Erziehungs-<br />

konzepten <strong>für</strong> die <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule im Bereich der Bewegungserziehung gesucht<br />

werden. HENTIG (1972, 250) verweist allerdings darauf, <strong>das</strong>s beim Versuch die<br />

schulische Bewegungserziehung umzustrukturieren, nicht gr<strong>und</strong>legend alles<br />

umgestaltet werden sollte, sondern lediglich Spielräume geschaffen werden<br />

müssen, in denen sinnvolle Veränderungen möglich sind.<br />

In der sportpädagogischen Diskussion um die Ziele des Schulsports <strong>und</strong><br />

der schulischen Bewegungserziehung werden daher immer wieder<br />

Forderungen laut, nach einer umfassenderen Bewegungserziehung <strong>für</strong> Kinder,<br />

die vielfältige Erfahrungs- <strong>und</strong> Entwicklungsmöglichkeiten bietet <strong>und</strong> eine<br />

stärkere Integration der Bewegung in den kindlichen Alltag <strong>und</strong> damit auch in<br />

den gesamten Schulalltag vorsieht. Daher dürfen Bewegungstätigkeiten nicht<br />

auf die wenigen St<strong>und</strong>en Sportunterricht <strong>und</strong> nicht auf <strong>das</strong> Erlernen<br />

sportmotorischer Fertigkeiten beschränkt bleiben, sondern müssen, wie es der<br />

Bildungspl<strong>an</strong> der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule bereits fordert, als fächerübergreifendes<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>prinzip in den Schulalltag der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule einbezogen werden (vgl.<br />

BRODTMANN 1984a, DIETZ 1997, HILDEBRANDT 1993, HORN 2002, HOTZ 1996,<br />

MÜLLER/VOLKMER 1996, RUSCH/WEINECK 1998, ZIMMER 1997 et al.).<br />

Als eine konkrete Möglichkeit zur Realisierung einer umfassenden schulischen<br />

Bewegungserziehung bietet sich <strong>das</strong> Konzept der „Bewegten (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“,<br />

<strong>an</strong>. Unter dieser Bezeichnung werden in der fachwissenschaftlichen Diskussion<br />

seit einigen Jahren Lösungs<strong>an</strong>sätze zusammengetragen, mit denen versucht<br />

46


wird, <strong>das</strong> Schulleben bewegungsreicher zu gestalten 62 (HORN 2002, 182).<br />

Dieses Konzept findet sich bei MÜLLER (1999) sehr ausführlich beschrieben.<br />

In der „Bewegten (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ ergeben sich über den Sportunterricht<br />

hinaus drei weitere Großbereiche, über welche die Bewegung stärker in den<br />

schulischen Alltag der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule integriert wird. Zu diesen drei Bereichen<br />

zählen „Bewegte Pausen“, „Bewegter Unterricht“ <strong>und</strong> „Bewegtes Schulleben“ 63 .<br />

Über die Ausdehnung der Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen auf <strong>das</strong> gesamte Schulleben<br />

wird eine Rhythmisierung des Schulalltags durch regelmäßige Wechsel<br />

zwischen Sp<strong>an</strong>nungs- <strong>und</strong> Entsp<strong>an</strong>nungsphasen bewirkt (vgl. ASCHEBROCK<br />

1996, 131) 64 .<br />

MÜLLER (1999, 40) fordert außerdem, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Bewegungsverhalten in der<br />

„Bewegten (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ mehr von den Schülern als von den Lehrern<br />

geprägt wird <strong>und</strong> somit eine stärkere individuelle Ausprägung erfährt. Aufgr<strong>und</strong><br />

m<strong>an</strong>gelnder Erfahrungen <strong>und</strong> Einsichten, müssen die Schüler im<br />

Anf<strong>an</strong>gsunterricht bei der Entwicklung individueller H<strong>an</strong>dlungskompetenzen im<br />

Bereich Körpereinsatz <strong>und</strong> Bewegung noch relativ stark vom Lehrer unterstützt<br />

<strong>und</strong> geleitet werden. Im Laufe der Zeit erwerben sie dadurch Kompetenzen, die<br />

im besten Falle soweit reichen, <strong>das</strong>s sie als Bewältigungsstrategien in<br />

unterschiedlichen Lern- (<strong>und</strong> Lebens-) Situationen, die mit Bewegung in einem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g stehen, individuell eingesetzt werden können.<br />

Macht m<strong>an</strong> die Bewegungserziehung allerdings zu einem pädagogischen<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>prinzip in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule, wie im Konzept der „Bewegten (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-)<br />

Schule“, wird sie damit zur Aufgabe eines jeden Lehrers (MÜLLER/VOLKMER<br />

1996, 124). Deshalb darf die „Bewegte (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ aber keinesfalls, wie<br />

von einigen Sportlehrern be<strong>für</strong>chtet, als Ersatzprogramm <strong>für</strong> den Sportunterricht<br />

ausgelegt werden, sondern k<strong>an</strong>n lediglich als Ergänzung zum Sportunterricht<br />

betrachtet werden, um den Bedürfnissen der Kinder nach g<strong>an</strong>zheitlichen<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Lernmöglichkeiten, in die auch körperlich-sinnliche Aspekte<br />

62 Dieses Konzept vereint unterschiedliche Lösungs<strong>an</strong>sätze in sich wie beispielsweise die „ Schule als<br />

Bewegungsbaustelle“ (siehe LANDAU/SOBCZYK 1996, 139ff.), <strong>das</strong> Konzept der Lerngymnastik („ Edu-<br />

Kinestetik“ ) (siehe GRÖßING 2002, 15), den Einbezug von Bewegungsl<strong>an</strong>dschaften, da durch sie die<br />

Möglichkeit zu einem verstärkt selbstbestimmten Lernen geboten werden k<strong>an</strong>n, <strong>das</strong> Konzept der täglichen<br />

Bewegungszeiten in der Schule ( siehe hierzu ASCHEBROCK 1996) oder <strong>das</strong> bewegte Lernen in Form der<br />

„ Chefst<strong>und</strong>e“ (KÖCKENBERGER 2000).<br />

63 Siehe Abbildung 2) im Anh<strong>an</strong>g zur Verdeutlichung der Konzeption <strong>und</strong> Konkretisierung von Inhalten<br />

nach MÜLLER/VOLKMER (1996, 126ff.).<br />

64 Vgl. auch MÜLLER (1999).<br />

47


miteinbezogen sind, nachzukommen <strong>und</strong> die Ausbildung von Bewegungs-<br />

gewohnheiten zu unterstützen (MÜLLER/VOLKMER 1996, 121).<br />

Der Sportunterricht, als <strong>Gr<strong>und</strong></strong>lage <strong>für</strong> eine „Bewegte Schule“ wie es<br />

MÜLLER (1999, 225) fordert, muss dabei auch weiterhin von Fachlehrern des<br />

Bereichs Sport erteilt werden.<br />

Innerhalb eines fächerübergreifenden Erziehungsprinzips behält der<br />

Sportunterricht zwar seinen fachspezifischen <strong>Gr<strong>und</strong></strong>charakter 65 , wird jedoch<br />

nicht auf einen engen Sportbegriff reduziert. Stattdessen kommt ihm in der<br />

fächerübergreifenden Bewegungserziehung eine Sonderrolle zu, da er vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> eines weiten Sportverständnisses, Möglichkeiten zu<br />

sportbezogenen Bewegungserfahrungen <strong>und</strong> –gestaltungen bieten k<strong>an</strong>n, die in<br />

<strong>an</strong>deren Fächern aufgr<strong>und</strong> fehlender räumlicher <strong>und</strong> materieller Voraus-<br />

setzungen <strong>und</strong> einer unzureichenden Qualifikation der fachfremden Lehrer im<br />

Bereich Sport nicht in derselben Weise möglich sind (MÜLLER 1999, 34). So<br />

können im Sportunterricht, unter den entsprechenden Rahmenbedingungen,<br />

weiträumige Spiel-, Sport-, Bewegungs- <strong>und</strong> Gestaltungsformen ermöglicht<br />

werden, intensivere Belastungs- <strong>und</strong> spezifisch motorische Entwicklungs<strong>an</strong>reize<br />

im koordinativen oder konditionellen Entwicklungsbereich gesetzt werden <strong>und</strong><br />

nicht-alltägliche Körpererfahrungen vom Sportlehrer in die Pl<strong>an</strong>ung einbezogen<br />

werden, beispielsweise in Form von verschiedenen Körperlagen im Raum (vgl.<br />

ASCHEBROCK 1996, MÜLLER 1999). Außerdem muss es nach MÜLLER (1999,<br />

232) auch <strong>das</strong> Ziel des Sportunterrichts innerhalb einer umfassenden<br />

Bewegungserziehung sein, spezifische Inhalte des Kulturphänomens Sport den<br />

Kindern exemplarisch zu vermitteln.<br />

MÜLLER (1999, 232) schlägt daher vor, im Sportunterricht der beiden<br />

ersten Jahrg<strong>an</strong>gsstufen der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule fachimm<strong>an</strong>ente Ziele zu verfolgen, in<br />

Form eines altersgemäßen Könnenserwerbs <strong>und</strong> der Sicherung von<br />

Bewegungsgr<strong>und</strong>formen als Voraussetzung <strong>für</strong> den Aufbau eines vielseitigen<br />

sportlichen Könnens <strong>und</strong> die Entwicklung von H<strong>an</strong>dlungsfähigkeit in Spiel, Sport<br />

<strong>und</strong> Bewegung. Dazu muss den Schülern die Möglichkeit gegeben werden,<br />

durch kindgerechte Spiel- <strong>und</strong> Bewegungssituationen <strong>und</strong> den Einsatz<br />

unterschiedlicher Geräte, Sozialformen <strong>und</strong> Sinngebungen, vielfältige <strong>und</strong><br />

positive Erfahrungen im Bereich Sport <strong>und</strong> Bewegung zu sammeln.<br />

65 Dies natürlich immer unter dem Aspekt der Alters<strong>an</strong>gemessenheit.<br />

48


Als sinnvolle Weiterführung ergibt sich daraus <strong>für</strong> die Klassenstufen 3 <strong>und</strong> 4 die<br />

stärkere Orientierung <strong>an</strong> sportspezifischen Inhalten <strong>und</strong> die Aneignung von<br />

sportlichen <strong>Gr<strong>und</strong></strong>formen <strong>und</strong> spezifischen Fertigkeiten, wobei allerdings immer<br />

von einem weiten Sportbegriff ausgeg<strong>an</strong>gen werden muss (MÜLLER 1999, 233).<br />

Das Konzept „Bewegte (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ unterscheidet sich auf den ersten Blick<br />

nur wenig von dem geltenden Konzept des „Schulsports“, in <strong>das</strong> nach RÖTHIGs<br />

Definition (1992, 297) ebenfalls die Gesamtheit aller schulischen Formen des<br />

Sporttreibens eingerechnet wird, also sowohl obligatorische Ver<strong>an</strong>staltungen in<br />

Form des Sportunterrichts als auch (freiwillige) außerunterrichtliche<br />

Bewegungs<strong>an</strong>gebote in Form von Sportfesten <strong>und</strong> W<strong>an</strong>dertagen. Der<br />

Hauptunterschied zwischen den beiden Konzepten äußert sich vorr<strong>an</strong>gig in der<br />

unterschiedlichen Wirkungsweise, die sich aus der Ausdehnung des<br />

Bewegungsprinzips ergibt. Da im herkömmlichen Schulkonzept die Bewegungs-<br />

erziehung in ein einzelnes Fach verwiesen wird, k<strong>an</strong>n Bewegung nicht zu einem<br />

selbstverständlichen Prinzip werden. Die Kinder lernen hierbei nicht den<br />

selbständigen Umg<strong>an</strong>g mit der Bewegung in alltäglichen Situationen, sondern<br />

Bewegung bleibt ein fremdgesteuertes Phänomen in der schulischen<br />

Lebenswelt, <strong>das</strong> auf bestimmte Zeiten <strong>und</strong> Situationen reduziert bleibt (MÜLLER<br />

1999, 33). Im Gegensatz dazu ist die Bewegungserziehung in der „Bewegten<br />

(<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ ein gr<strong>und</strong>legendes, allgegenwärtiges Prinzip <strong>und</strong> Erziehungs-<br />

ziel neben <strong>an</strong>deren Erziehungszielen in der Schule 66 <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n daher besser zur<br />

Ausbildung von Bewegungsgewohnheiten bei Kindern im Sinne einer<br />

„Bewegten Freizeit“ beitragen (MÜLLER/VOLKMER 1996, 122).<br />

Der Schulsport in der „Bewegten (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ wird daher zum F<strong>und</strong>ament<br />

<strong>für</strong> eine umfassende Bewegungserziehung, in die jedoch noch weitere<br />

Elemente einbezogen werden, wie beispielsweise die fächerübergreifende<br />

Bewegungserziehung <strong>und</strong> die Ausweitung des Bewegungsprinzips auf den<br />

gesamten schulischen Alltag durch die drei Großbereiche in denen Bewegungs-<br />

h<strong>an</strong>dlungen in der Schule zusätzlich stattfinden können 67 .<br />

Zusätzlich fordern einige Autoren die Kooperation mit außerschulischen<br />

Sozialisationsinst<strong>an</strong>zen zum Zweck der Ergänzung der schulischen Körper- <strong>und</strong><br />

66<br />

MÜLLER/VOLKMER (1996) nennen hier die Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Umwelterziehung, was allerdings noch<br />

um weitere Punkte ergänzt werden k<strong>an</strong>n, wie beispielsweise die Sexualerziehung u.a.<br />

67<br />

Vgl. hierzu Abbildung 2) im Anh<strong>an</strong>g.<br />

49


Bewegungserziehung. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g findet sich auch die<br />

Zusammenarbeit mit den Eltern in MÜLLERs Konzept (1999, 241) wieder. Den<br />

Eltern der Schüler muss gerade im Bereich der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule die Bedeutung der<br />

Bewegung <strong>für</strong> die kindliche Entwicklung klargemacht werden. Um die<br />

Bewegungserziehung als ein <strong>Gr<strong>und</strong></strong>prinzip in der kindlichen Entwicklung auch in<br />

den außerschulischen Bereich weiterzutragen, muss den Eltern auch im<br />

Bereich der Bewegungserziehung <strong>das</strong> Konzept der jeweiligen Schule erläutert<br />

werden, um eine eventuelle Zusammenarbeit zu ermöglichen (MÜLLER 1999,<br />

241). Dies k<strong>an</strong>n über die Thematisierung bei Elternabenden, R<strong>und</strong>briefe,<br />

Schulberichte <strong>und</strong> die Einbeziehung der Eltern in fächerübergreifende<br />

Schulprojekte, in denen der Bewegungsaspekt vertreten ist, erreicht werden.<br />

Des weiteren schlägt HORN (2002, 184) vor, in Freist<strong>und</strong>en den Kinder<br />

die aktive Teilnahme <strong>an</strong> Bewegungs<strong>an</strong>geboten zu ermöglichen 68 .<br />

5.3.2 Fazit<br />

Ein solch umfassendes Konzept zur Bewegungserziehung, wie es die „Bewegte<br />

(<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ darstellt, k<strong>an</strong>n einen Beitrag zur Verringerung des<br />

Sp<strong>an</strong>nungsverhältnisses hinsichtlich der Bedeutung von Bewegungs-<br />

h<strong>an</strong>dlungen <strong>für</strong> die kindliche Entwicklung <strong>und</strong> des tatsächlichen kindlichen<br />

Bewegungsverhaltens leisten (MÜLLER 1999). MÜLLER (1999, 45) merkt jedoch<br />

<strong>an</strong>, <strong>das</strong>s es keinesfalls als Lösung <strong>für</strong> <strong>das</strong> zugr<strong>und</strong>eliegende gesamt-<br />

gesellschaftliche Problem der Bewegungsreduktion im Alltag betrachtet werden<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Das Konzept „Bewegte (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ hat gr<strong>und</strong>sätzlich eine Aussicht<br />

auf Realisierung in der Praxis 69 , da es neben der Tatsache, <strong>das</strong>s es den<br />

Bedürfnissen der Kinder zu einem Großteil gerecht werden k<strong>an</strong>n auch <strong>für</strong> die<br />

beteiligten gesellschaftlichen Gruppen eine diskussions- <strong>und</strong> konsensfähige<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>lage bietet <strong>und</strong> somit zur Verringerung des Sp<strong>an</strong>nungsfeldes, in <strong>das</strong> der<br />

Schulsport geraten k<strong>an</strong>n, beiträgt. Das Konzept der „Bewegten Schule“ stellt<br />

also einen möglichen Vermittlungs<strong>an</strong>satz dar.<br />

68<br />

Dieser Vorschlag ließe sich auch auf R<strong>an</strong>dst<strong>und</strong>en im Rahmen der „ verlässlichen <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule“<br />

ausweiten.<br />

69<br />

Dazu ist <strong>an</strong>zumerken, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Konzept „ Bewegte (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ in Bayern bereits Eing<strong>an</strong>g in die<br />

Schulen in Form eines Projekts gef<strong>und</strong>en hat (KÖßLER/NEUMANN 2000, 89).<br />

50


Aufgr<strong>und</strong> der umf<strong>an</strong>greichen Möglichkeiten zum Bewegungsh<strong>an</strong>deln, zu<br />

körperlichen-sinnlichen Erfahrungen <strong>und</strong> zur Ausbildung von Bewegungs-<br />

gewohnheiten, die sich aus dem fächerübergreifenden Prinzip ergeben, werden<br />

die Interessen derjenigen Gruppen berücksichtigt, die sich vorr<strong>an</strong>gig <strong>an</strong> den<br />

Gegenwartsbedürfnissen der Kinder <strong>und</strong> auch teilweise deren zukünftigen<br />

Bedürfnissen 70 orientieren.<br />

Der eher fachspezifisch orientierte Schulsport, der in der „Bewegten<br />

(<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ <strong>das</strong> F<strong>und</strong>ament <strong>für</strong> eine umfassende fächerübergreifende<br />

Bewegungserziehung darstellt, hat unter <strong>an</strong>derem die Möglichkeit, die<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> eine Teilnahme am außerschulischen Sport bei den<br />

Kindern zu schaffen <strong>und</strong> sie zur bewegungsreichen Freizeitgestaltung zu<br />

motivieren. Obgleich hierbei präventive, kompensatorische <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

zur g<strong>an</strong>zheitlichen Entfaltung den Hinterged<strong>an</strong>ken zu dieser Zielsetzung bilden,<br />

k<strong>an</strong>n <strong>das</strong> Konzept durch die Schaffung der spezifischen Bewegungs-<br />

gr<strong>und</strong>voraussetzungen auch den Erwartungen der Gruppen teilweise gerecht<br />

werden, die wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Interessen verfolgen, beispielsweise<br />

im Sinne einer Hinwendung einzelner Schüler zum Leistungssport.<br />

Was ist aber der <strong>Gr<strong>und</strong></strong> da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s derartige Ansätze nicht unmittelbaren<br />

Eing<strong>an</strong>g in die Praxis des Schulsportbereichs finden?<br />

5.3.3 Probleme bei der Umsetzung<br />

Da der Lehrer nicht unabhängig h<strong>an</strong>deln k<strong>an</strong>n, sondern den Sportunterricht in<br />

Abhängigkeit vom Bildungspl<strong>an</strong> gestalten muss, wirkt sich die oftmals<br />

unbewegliche Schulbehörde negativ <strong>und</strong> verzögernd auf die Umsetzung neuer<br />

Ansätze im Bereich des Schulsports aus (MÜLLER 1999, 257). Die Rolle, welche<br />

die Bewegung in der kindlichen Entwicklung spielt, wird auf administrativer<br />

Ebene oftmals unterbewertet. Dadurch werden die Voraussetzungen <strong>für</strong> einen<br />

qualitativ hochstehenden Schulsport noch weiter erschwert (MÜLLER/VOLKMER<br />

1996, 121). Daher werden Forderungen nach einer größeren Gestaltungs-<br />

freiheit der einzelnen Schulen verlautbar (ASCHEBROCK 1996, 135).<br />

70 Die zukünftigen Bedürfnisse beispielsweise in Form von Präventions- <strong>und</strong> Kompensations-<br />

möglichkeiten durch Bewegung.<br />

51


Das konservative Denken <strong>und</strong> <strong>das</strong> traditionelle Unterrichts- <strong>und</strong><br />

Sportverständnis m<strong>an</strong>cher Lehrerkollegen, die Angst vor Disziplinverlusten <strong>und</strong><br />

vor der Nicht-Erfüllung des Lehrpl<strong>an</strong>s verhindern die Durchsetzung von<br />

Konzeptionen zur umfassenden Bewegungserziehung, wie beispielsweise der<br />

„Bewegten (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“, <strong>für</strong> deren Gelingen die Beteiligung möglichst aller<br />

Lehrer Voraussetzung ist (MÜLLER/VOLKMER 1996, 120). Diesen Be<strong>für</strong>chtungen<br />

stehen Untersuchungsergebnisse von MÜLLER (2000, 63) entgegen, die<br />

besagen, <strong>das</strong>s zusätzliche zielgerichtete Bewegungszeiten im Kernfach-<br />

unterricht keine zeitlichen Verluste <strong>für</strong> <strong>das</strong> kognitive Lernen ergeben.<br />

Stattdessen wird die „verlorengeg<strong>an</strong>gene“ Zeit durch ein <strong>an</strong>schließend<br />

konzentrierteres <strong>und</strong> dadurch schnelleres Arbeiten der Schüler wieder<br />

aufgeholt.<br />

Als weiteres Hindernis <strong>für</strong> den Sportunterricht beklagt der BER (2000, 1)<br />

die Ä3ULRULWlWHQYHUVFKLHEXQJ“, die aus dem schlechten Abschneiden<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds in Hinblick auf die geistigen Lernfächer bei internationalen<br />

Schulvergleichstests wie beispielsweise der „PISA-Studie“ resultierte 71 .<br />

Daraufhin wurde die Forderung nach einer stärkeren Betonung der Kernfächer,<br />

in denen geistige Arbeit vor motorischen <strong>und</strong> bewegungs- <strong>und</strong> körperbildenden<br />

Inhalten <strong>und</strong> Zielen steht, laut. Derartige Forderungen können eine<br />

Verschlechterung der Situation des Schulsports zur Folge haben, in Form von<br />

St<strong>und</strong>enkürzungen im motorischen Lernbereich zugunsten kognitiver<br />

Lernbereiche. Vergleicht m<strong>an</strong> jedoch die ohnehin schon geringe St<strong>und</strong>enzahl,<br />

die <strong>für</strong> den Sportunterricht <strong>an</strong> <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulen mit der relativ hohen St<strong>und</strong>enzahl,<br />

die <strong>für</strong> die Kernfächern vorgesehen ist 72 , ist zu erkennen, <strong>das</strong>s sich aus einer<br />

St<strong>und</strong>enkürzung im Bereich des Schulsports ein noch größeres Ungleich-<br />

gewicht der motorischen zu den körperlichen Lernfächern <strong>und</strong> somit eventuell<br />

weitere negative Konsequenzen ergeben können.<br />

Des weiteren stehen den meisten <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulen nur relativ begrenzte<br />

fin<strong>an</strong>zielle Mittel zur Verfügung (MÜLLER/VOLKMER 1996, 121). Die Materialien,<br />

71<br />

Die <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule wurde <strong>für</strong> <strong>das</strong> schlechte Abschneiden der Schüler in der PISA-Studie<br />

mitver<strong>an</strong>twortlich gemacht. In Hinsicht auf die <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule allerdings wurden die Ergebnisse der PISA-<br />

Studie zwischenzeitlich durch den internationalen IGLU-<strong>Gr<strong>und</strong></strong>schultest relativiert (vgl. UniSPIEGEL/<br />

Studium 2003). Um also die tatsächlichen (negativen) Auswirkungen der Vergleichstests, etwa in Form<br />

von „ Prioritätenverschiebungen“ , auf den Sportunterricht in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule feststellen zu können, wäre<br />

<strong>an</strong> dieser Stelle eine differenzierte Betrachtung notwendig, die hier nicht geleistet werden k<strong>an</strong>n, da sie zu<br />

weit führen würde.<br />

72<br />

Sogar <strong>für</strong> die Klassenstufe 1sind laut Bildungspl<strong>an</strong> 13 Wochenst<strong>und</strong>en Unterricht in den Kernfächern<br />

vorgesehen, in denen vorr<strong>an</strong>gig geistig gearbeitet wird, <strong>und</strong> lediglich drei Wochenst<strong>und</strong>en Sportunterricht<br />

(vgl. BP 1994).<br />

52


die von der Schule <strong>für</strong> den Sportunterricht <strong>an</strong>geschafft werden, unterliegen<br />

daher vor allem dem Preiskriterium <strong>und</strong> dem Kriterium der vielseitigen<br />

Verwendungsmöglichkeit. Hier zeichnet sich ein Problem vieler neuer<br />

Sportarten ab, was mitunter ein <strong>Gr<strong>und</strong></strong> da<strong>für</strong> sein k<strong>an</strong>n, <strong>das</strong>s sie den Weg in<br />

den schulischen Sportunterricht nicht schaffen: Um sie ausführen zu können,<br />

werden oft teure Geräte benötigt, nicht selten sogar g<strong>an</strong>ze Klassensätze eines<br />

Gerätes, wenn sinnvolle Einsatzmöglichkeiten gar<strong>an</strong>tiert werden sollen<br />

(SCHREITTER-SCHWARZENFELD 1994, 255). Noch dazu sind einige dieser<br />

Geräte nur sehr einseitig <strong>für</strong> spezielle Inhalte nutzbar. Eine Vielfalt k<strong>an</strong>n hier<br />

höchstens über unterschiedliche Sinngebungen erreicht werden. So wird<br />

beispielsweise die Möglichkeit des Kletterns zur Unterstützung einiger Aspekte<br />

in der motorischen Entwicklung 73 von kaum jem<strong>an</strong>dem bezweifelt werden; die<br />

Frage nach den vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten einer Kletterw<strong>an</strong>d <strong>und</strong><br />

damit die Frage nach ihrer Anschaffung stellt sich allerdings schon eher.<br />

M<strong>an</strong>che Sportarten benötigen außerdem Räumlichkeiten, die den<br />

meisten (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schulen nicht zur Verfügung stehen, wie beispielsweise eine<br />

Schwimmhalle. Die l<strong>an</strong>gen Anfahrtswege zu solchen Anlagen verhindern die<br />

Ausschöpfung der ohnehin knapp bemessenen zeitlichen Vorgaben von 45<br />

oder höchstens 90 Minuten <strong>für</strong> den Sportunterricht. Daher werden Aktivitäten,<br />

die besondere räumliche Gegebenheiten benötigen, welche der Schule nicht<br />

unmittelbar zur Verfügung stehen, entweder g<strong>an</strong>z ausgespart oder auf <strong>das</strong><br />

erforderliche, durch den Lehrpl<strong>an</strong> festgesetzte, Mindestmaß <strong>an</strong> St<strong>und</strong>en<br />

reduziert (vgl. BRODTMANN 1984a, 81).<br />

In Benutzungsregelungen <strong>für</strong> die Sportstätten werden Vereine bevorzugt.<br />

Das bedeutet <strong>für</strong> die Schulen, <strong>das</strong>s ihnen die Sporthallen <strong>und</strong> <strong>an</strong>dere<br />

Räumlichkeiten nach Ablauf des Schulvormittags kaum noch zur Verfügung<br />

stehen <strong>für</strong> freiwillige Aktivitäten <strong>und</strong> Angebote schulischer Sportgruppen<br />

(BRODTMANN 1984a, 84). BRODTMANN macht auch darauf aufmerksam, <strong>das</strong>s<br />

sich die Ausstattung der Räumlichkeiten ebenfalls stärker nach den<br />

Bedürfnissen der Vereine richtet. So findet sich beispielsweise in jeder<br />

öffentlichen Sportstätte eine Ausrüstung <strong>für</strong> geräteturnerische Zwecke, jedoch<br />

nur sehr selten Materialien <strong>für</strong> kleine Spiele, neue Sportarten oder <strong>für</strong><br />

verhältnismäßig unpopuläre Sportarten, obwohl einige dieser Inhalte im<br />

73<br />

Zum Beispiel <strong>für</strong> die Koordinationsfähigkeit <strong>und</strong> die Kraftentwicklung (obwohl diese im<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulalter noch weniger gefördert werden k<strong>an</strong>n, als zu späteren Zeitpunkten).<br />

53


Schulsport durchaus ihre Berechtigung haben. Hier wären demnach<br />

Veränderungen <strong>an</strong>gebracht, der Gestalt, <strong>das</strong>s die Nutzung <strong>und</strong> Ausstattung der<br />

Sportstätten auch <strong>für</strong> schulische Zwecke mehr Beachtung finden muss.<br />

Der Sportunterricht, den fachfremde Lehrer erteilen, muss häufig als<br />

qualitativ niedriger eingestuft werden, aufgr<strong>und</strong> von fehlendem Wissen über die<br />

motorischen Entwicklungsphasen eines Kindes, Unsicherheiten betreffend die<br />

eigenen motorischen <strong>und</strong> sportspezifischen Fähigkeiten <strong>und</strong> betreffend<br />

Sicherheitsaspekte <strong>und</strong> einem m<strong>an</strong>gelnden Problembewusstsein bezüglich der<br />

Konsequenzen, die sich aus der Lebenswelt der Kinder <strong>für</strong> ihr<br />

Bewegungsverhalten <strong>und</strong> damit auch <strong>für</strong> ihre motorische Entwicklung ergeben<br />

können. Daher ist es nach MÜLLER (1999, 225) notwendig, <strong>das</strong>s der<br />

Sportunterricht von fachlich qualifizierten Lehrkräften erteilt wird. Der M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong><br />

ausgebildeten Fachlehrern im Bereich Sport <strong>an</strong> vielen <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulen, k<strong>an</strong>n<br />

daher ebenfalls negative Folgen haben. Der Einsatz ausgebildeter Sportlehrer<br />

im <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulbereich ist somit eine <strong>Gr<strong>und</strong></strong>voraussetzung <strong>für</strong> die Realisierung<br />

neuer <strong>und</strong> qualitativ hochwertiger Konzepte im Schulsportbereich.<br />

5.4 Orientierungsrahmen<br />

5.4.1 Richtpunkte zur Orientierung <strong>für</strong> die Auswahl von Inhalten<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>sätzlich muss sich der Lehrer bei der Auswahl der Inhalte <strong>an</strong> der Frage<br />

nach dem Nutzen der möglichen Inhalte <strong>für</strong> die Entwicklung der Kinder<br />

orientieren. Das bedeutet, <strong>das</strong>s Formen von Sport, Spiel <strong>und</strong> Bewegung auf<br />

ihren pädagogischen Wert in Hinsicht auf die kindlichen Bedürfnisse geprüft<br />

werden müssen. Mit dem „pädagogischen Wert“ ist hier also die Frage gemeint,<br />

was durch den Einsatz eines Inhaltes gelernt werden k<strong>an</strong>n, welche Fähigkeiten<br />

er fördert <strong>und</strong> welche (körperlichen) Erfahrungen dadurch gemacht werden<br />

können (vgl. BECKERS 2000, 42).<br />

Bei der Auswahl der Inhalte ist es daher sinnvoll, auch Mängel im kindlichen<br />

Bewegungsverhalten mitzubeachten, die sich unter Umständen aus den<br />

Lebensbedingungen der Kinder ergeben können.<br />

54


Außerdem muss sich die Inhaltsauswahl <strong>an</strong> den Haupt<strong>an</strong>liegen der<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Sporterziehung 74 wie der Qualifizierung der Bewegungs-<br />

fähigkeit als Voraussetzung <strong>für</strong> eine mögliche Teilnahme <strong>an</strong> außerschulischen<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Sport<strong>an</strong>geboten orientieren. Dazu müssen nach BRODTMANN<br />

(1984b, 13) Inhalte gewählt werden, durch welche die Schüler exemplarische<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>erfahrungen machen können <strong>und</strong> Zug<strong>an</strong>gsqualifikationen <strong>für</strong> sportliche<br />

H<strong>an</strong>dlungsbereiche erwerben können.<br />

Da bei Kindern im <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulalter die Fertigkeits- <strong>und</strong> Technikschulung<br />

aufgr<strong>und</strong> der biophysischen Voraussetzungen nur bedingt möglich ist, gewinnt<br />

diese Aufgabe erst in den höheren Jahrg<strong>an</strong>gsstufen zunehmend <strong>an</strong> Bedeutung.<br />

Auch die Ausbildung der konditionellen Fähigkeiten beläuft sich im<br />

Schulkindalter vorr<strong>an</strong>gig auf die Beweglichkeitsschulung <strong>und</strong> die aerobe<br />

<strong>Gr<strong>und</strong></strong>lagenausdauer, sowie die Verbesserung der Schnelligkeitsfähigkeit (vgl.<br />

MARTIN 1999, 152) 75 .<br />

Aufgr<strong>und</strong> neuromuskulärer <strong>und</strong> psychisch-kognitiver Voraussetzungen der<br />

Kinder besteht jedoch im frühen (<strong>und</strong> späten) Schulkindalter eine Phase zur<br />

günstigen Trainierbarkeit der koordinativen Fähigkeiten (MARTIN 1999, 152). Da<br />

eine verbesserte Bewegungskoordination zur Optimierung von<br />

Bewegungsabläufen führt, stellt sie somit die Voraussetzung <strong>für</strong> die Ausbildung<br />

eines vielfältigen <strong>und</strong> variablen Bewegungsrepertoires <strong>und</strong> <strong>für</strong> die<br />

Ausdifferenzierung der Bewegungsgr<strong>und</strong>formen dar (vgl. MARTIN 1999, 82) 76 .<br />

Im frühen Schulkindalter muss daher besonderes Gewicht auf die Ausbildung<br />

der koordinativen Fähigkeiten gelegt werden.<br />

Da einer umfassenden Bewegungserziehung in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule<br />

verschiedene Funktionsweisen von Bewegung zugr<strong>und</strong>e liegen, müssen diese<br />

bei der Auswahl der Inhalte ebenfalls Beachtung finden 77 .<br />

In Hinsicht auf eine fächerübergreifende Bewegungserziehung muss die<br />

Hauptfunktion von Bewegungstätigkeiten außerhalb des Sportunterrichts in der<br />

Möglichkeit zum kindgerechten Lernen <strong>und</strong> H<strong>an</strong>deln im schulischen Kontext<br />

<strong>und</strong> in der Ausbildung von individuellen Kompetenzen <strong>und</strong> Gewohnheiten im<br />

Bewegungsbereich bestehen. Dazu müssen Möglichkeiten zum g<strong>an</strong>zheitlichen<br />

74<br />

Vgl. Punkt 5.2 in dieser Arbeit.<br />

75<br />

Vgl. dazu auch FREY/HILDENBRANDT (1995).<br />

76<br />

Vgl. auch MARTIN/ELLERMANN (1998, 16f.).<br />

77<br />

Vgl. Funktionsweisen <strong>und</strong> Sinngebungen bei BAUR (1989, 67), BRODTMANN (1984a, 63), FUNKE-<br />

WIENEKE (2001, 50), HOTZ (1996, 21), KRETSCHMER (1997, 28).<br />

55


H<strong>an</strong>deln durch die Einbeziehung des Bewegungssinns in den Unterricht<br />

gegeben werden; außerdem muss ein regelmäßiger Wechsel von Sp<strong>an</strong>nungs-<br />

<strong>und</strong> Entsp<strong>an</strong>nungsphasen stattfinden (MÜLLER 1999, 40f.). In der Bewegungs-<br />

erziehung im fächerübergreifenden Unterricht überwiegt demnach eine eher<br />

erk<strong>und</strong>ende <strong>und</strong> erziehende Funktionsweise. Daher müssen hier vor allen<br />

Dingen praktische Anwendungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen<br />

beispielsweise in Form von schulischen Projekten <strong>und</strong> Aufführungen<br />

einbezogen werden <strong>und</strong> Inhalte gewählt werden, die über die Schule<br />

hinausreichen <strong>und</strong> Modifizierungsmöglichkeiten <strong>für</strong> den Freizeitbereich<br />

zulassen (vgl. HENTIG 1972, HILDEBRANDT 1993, MÜLLER 1999, NEUBER 2000).<br />

Der fachspezifische Sportunterricht hat nach MÜLLER (1999, 232)<br />

besonders die Qualifikation der Bewegungsfähigkeit <strong>und</strong> die Vermittlung von<br />

positiven Bewegungserlebnissen als Basis <strong>für</strong> die Teilnahme <strong>an</strong><br />

weiterführenden Spiel- <strong>und</strong> Sportformen zum Ziel. Daher obliegt ihm eine<br />

unmittelbar motorische Funktion, die auch bei der Inhaltsauswahl berück-<br />

sichtigt werden muss.<br />

D<strong>an</strong>eben kommen ihm noch weitere Funktionen zu, wie beispielsweise der<br />

Einsatz von Bewegung als Kommunikations- <strong>und</strong> Ausdrucksmittel <strong>und</strong><br />

impressive <strong>und</strong> erk<strong>und</strong>ende Funktion.<br />

Unter Berücksichtigung der gen<strong>an</strong>nten Kriterien finden Vorstufen zu<br />

traditionellen Sportinhalten eine Berechtigung im Schulsport der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule,<br />

da die Ausbildung der gr<strong>und</strong>legenden motorischen Fähigkeiten durch sie<br />

ermöglicht wird; allerdings muss deren Vermittlung in einer kindgemäßen <strong>und</strong><br />

vielseitigen Weise geschehen, in welche motivierende Sinngebungen<br />

miteinbezogen sind, um den Kindern dadurch positive, freudvolle Erfahrungen<br />

im Bereich des Bewegungsh<strong>an</strong>delns zu ermöglichen (vgl. GRÖßING 2002,<br />

FUNKE- WIENEKE 1992, VOLKAMER 1987 et al.).<br />

Wenn der Schulsport in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule vielseitig orientiert bleiben soll,<br />

müssen vor dem Hintergr<strong>und</strong> eines erweiterten Sportbegriffs neben<br />

traditionellen Inhalten auch neue <strong>und</strong> alternative Sport- <strong>und</strong> Bewegungsformen<br />

einbezogen werden, wo sich diese als lohnend in Hinsicht auf die oben<br />

gen<strong>an</strong>nten Auswahlkriterien <strong>für</strong> <strong>das</strong> Erreichen der Zielsetzungen des<br />

Schulsports erweisen (BALZ/BRINKHOFF/WEGNER 1994, 21). Derartige<br />

Bewegungstätigkeiten können motivierend auf die Kinder wirken, da einige<br />

56


unter ihnen eher einen Bezug zur außerschulischen Lebenswelt der Kinder<br />

herstellen können als dies traditionelle Inhalte vermögen<br />

(BALZ/BRINKHOFF/WEGNER 1994, 19) 78 .<br />

Unter Beachtung der oben gen<strong>an</strong>nten Kriterien zur Inhaltsauswahl im<br />

Schulsport eignen sich folglich vor allen Dingen Elemente aus dem<br />

Fitnessbereich, traditionelle <strong>und</strong> neue Sportarten mit koordinativen<br />

Schwerpunkten, Vorläufer zu den traditionellen <strong>und</strong> neuen Sportspielen,<br />

expressive Bewegungsformen, wie <strong>das</strong> Bewegungstheater, <strong>das</strong> darstellende<br />

Spiel, Improvisation, T<strong>an</strong>z <strong>und</strong> Bewegungsgeschichten 79 <strong>und</strong> - in Hinsicht auf<br />

eine fächerübergreifende Bewegungserziehung - eventuell Bewegungs-<br />

techniken aus den meditativen Sportbereichen, zum Einsatz in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule<br />

(BALZ/BRINKHOFF/WEGNER 1994, 23).<br />

Außerdem dürfen alle Sport- <strong>und</strong> Spielformen nur d<strong>an</strong>n in der Schule<br />

eingesetzt werden, wenn sie allen Kindern einer Klasse in relativ gleichem<br />

Maße zugänglich sind 80 <strong>und</strong> wenn die notwendigen Rahmenbedingungen in<br />

Form von Sicherheitsvorkehrungen, qualifiziertem Fachpersonal <strong>und</strong><br />

entsprechenden Räumlichkeiten gegeben sind. Risiko- <strong>und</strong> Natursportarten <strong>und</strong><br />

auch einige <strong>an</strong>dere Sportarten lassen sich deshalb in allen Schulformen nur im<br />

Rahmen einer <strong>an</strong>gemessenen org<strong>an</strong>isatorischen Gestaltung durchführen wie<br />

beispielsweise in Form von Projekttagen, Schnupperkursen, Einführungs-<br />

kursen, Wahlkursen, AGs <strong>und</strong> können dadurch höchstens eine<br />

Anregungsfunktion übernehmen (BALZ/BRINKHOFF/WEGNER 1994, 23).<br />

5.4.2 Richtpunkte zur Orientierung <strong>für</strong> die methodische Gestaltung einer<br />

umfassenden Bewegungserziehung in der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule<br />

Da <strong>das</strong> Motiv der Lebensbewältigung <strong>und</strong> die Vorbereitung auf zukünftige<br />

Lebenssituationen <strong>für</strong> Kinder keinen Anreiz zum H<strong>an</strong>deln darstellen, müssen<br />

Situationen in der fächerübergreifenden Bewegungserziehung <strong>und</strong> im<br />

Schulsport in einer Weise gestaltet werden, durch welche die Kinder zur<br />

78<br />

Vgl. auch GRÖßING (2002, 51).<br />

79<br />

Vgl. Konzept der „ kreativen Bewegungserziehung“ bei NEUBER (2000).<br />

80<br />

Betreffend sowohl den Materialaufw<strong>an</strong>d, der in einigen (Individual-) Sportarten so groß ist, <strong>das</strong>s ihn<br />

sich die Schulen nicht leisten können, als auch die Möglichkeiten zur Differenzierung, um dadurch die<br />

unterschiedlichen psychischen Voraussetzungen der Kinder auszugleichen.<br />

57


Bewegung ÄYHUI KUW³ werden (HENTIG 1972, 255) <strong>und</strong> die von ihnen als reizvoll<br />

wahrgenommen werden, da sie ihnen die Erfüllung ihrer Bedürfnisse in der<br />

Gegenwart gar<strong>an</strong>tieren (vgl. ZIMMER 1992, 30) 81 . Das ist der Fall, wenn Kinder<br />

sich unmittelbar mit einer Aufgabenstellung identifizieren können (vgl.<br />

FREY/HILDENBRANDT 1995, HILDEBRANDT 1993, VOLKAMER 1987, ZIMMER<br />

1993). Dadurch werden die Kinder zur aktiven Teilnahme am Geschehen<br />

motiviert, wodurch ein Arbeitsklima geschaffen werden k<strong>an</strong>n, <strong>das</strong> die Basis zur<br />

Erreichung sportlicher <strong>und</strong> pädagogischer Zielsetzungen bildet (vgl.<br />

FREY/HILDENBRANDT 1995, MÜLLER 1999, VOLKAMER 1987, ZIMMER 1993).<br />

Konkret bedeutet dies, <strong>das</strong>s der Lehrer Aufgaben formulieren muss,<br />

welche den Kindern die Möglichkeit zur individuellen Differenzierung bietet <strong>und</strong><br />

dadurch ein Gleichgewicht zwischen der Herausforderung <strong>und</strong> den individuellen<br />

Fähigkeiten der einzelnen Kinder zust<strong>an</strong>de kommen k<strong>an</strong>n (vgl. BRÄUTIGAM<br />

1994, 241).<br />

BRODTMANN (1984b, 13) schlägt daher vor, zu den ursprünglichen<br />

Problemstellungen, aus denen sich die jeweiligen sportlichen Erscheinungs-<br />

formen gebildet haben, zurückzukehren, um den Schülern dadurch ein<br />

kreatives, entdeckendes <strong>und</strong> selbstbestimmtes Bewegungsverhalten zu<br />

ermöglichen 82 , <strong>das</strong> ihrem kindlichen Wesen eher entspricht als <strong>das</strong> Erlernen<br />

vorgefertigter Bewegungsabläufe (vgl. ZIMMER 1997). Die Inhalte des<br />

Sportunterrichts müssen dabei in einer Form gewählt werden, die eine<br />

vielseitige Be<strong>an</strong>spruchung <strong>und</strong> abwechslungsreiche, motivierende Sinn-<br />

gebungen 83 ermöglichen.<br />

Die Vermittlung spezifischer Bewegungsabläufe muss kindgerecht <strong>und</strong><br />

damit also spielerisch geschehen. Durch <strong>das</strong> Einbeziehen rhythmischer<br />

Aspekte in den Sportunterricht, wie beispielsweise die Bewegungsbegleitung<br />

durch Musik, Stimmen oder Körperinstrumente, k<strong>an</strong>n den Kindern <strong>das</strong> Erlernen<br />

spezieller Bewegungsabläufe erheblich erleichtert werden <strong>und</strong> dadurch<br />

unterstützend wirken. Außerdem haben derartige begleitende Maßnahmen<br />

oftmals eine motivierende Funktion. Diese Möglichkeit muss genutzt werden,<br />

wo immer dies Sinn macht, da Kinder Bewegungsabläufe vorr<strong>an</strong>gig g<strong>an</strong>zheitlich<br />

81<br />

Vgl. auch VOLKAMER (1987, 125).<br />

82<br />

Zum Beispiel durch die Eing<strong>an</strong>gsfrage zu einem Problem: „ Wer k<strong>an</strong>n...?“ oder „ Wie k<strong>an</strong>n...?“<br />

83<br />

Bevorzugte Sinnperspektiven bei Kindern sind nach KUHN/MEDICK/DUDEK (2000, 73): Spielen,<br />

Können/ Leisten, Wetteifern, Wagnis, Eindruck/ Erfahrung.<br />

58


erfassen <strong>und</strong> nicht über eine <strong>an</strong>alytisch genaue Darstellungsweise erlernen<br />

(MARTIN/ELLERMANN 1998, 47).<br />

Die eingesetzten Materialien müssen vielfältige, altersgerechte<br />

Verwendungsmöglichkeiten zulassen, die auch eine selbständige H<strong>an</strong>dhabung<br />

ermöglichen ohne dabei eine Überforderung <strong>für</strong> die Kinder darzustellen. Dabei<br />

können unter Umständen auch unfertige Materialien aus dem Alltag<br />

Verwendung finden, da sie oftmals einen besonderen Aufforderungscharakter<br />

haben, wodurch die Kreativität der Kinder <strong>an</strong>geregt <strong>und</strong> gefördert werden k<strong>an</strong>n<br />

(ZIMMER 1993, 206). Sie stellen außerdem eine Verbindung zur<br />

außerschulischen Lebenswelt dar <strong>und</strong> haben daher eine besondere<br />

Berechtigung in der Bewegungserziehung der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule. Gerade<br />

Alltagsmaterialien müssen jedoch vom Lehrer im Vorfeld sehr genau auf ihren<br />

Wert <strong>für</strong> den Einsatz im Sportunterricht geprüft werden.<br />

5.4.3 Richtpunkte zur Orientierung <strong>für</strong> die Ausbildung der LehrerInnen<br />

Oberstes Ziel der Sportlehrerausbildung muss es sein, die Studierenden <strong>für</strong> ihre<br />

Tätigkeit im Lehrbereich <strong>an</strong> Schulen in einer Weise zu qualifizieren, <strong>das</strong>s sie<br />

ver<strong>an</strong>twortlich <strong>und</strong> selbständig in Hinblick auf die geltenden Richtlinien im<br />

Schulsport h<strong>an</strong>deln können (BECKERS 2000, 31).<br />

Doch was bedeutet <strong>das</strong> konkret?<br />

GRUPE (1980a, 11) beschreibt drei gr<strong>und</strong>legende Elemente, aus denen sich die<br />

Lehrerausbildung seiner Auffassung nach zusammensetzen muss. Dazu gehört<br />

die Vermittlung eines f<strong>und</strong>ierten Fachwissens, <strong>das</strong> sich aus Erkenntnissen aus<br />

den Teildisziplinen der Sportwissenschaft zusammensetzt. Des weiteren<br />

müssen nach GRUPE pädagogisch-methodische Qualifikationen erl<strong>an</strong>gt werden.<br />

Außerdem muss ausreichend Möglichkeit zu eigenen Erfahrungen im<br />

praktischen <strong>und</strong> sportspezifischen Bereich geboten werden.<br />

Zukünftige Sportlehrer müssen daher noch stärker auf die Bedeutung<br />

von Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen <strong>und</strong> damit auch von Sport <strong>für</strong> die kindliche<br />

Entwicklung im <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schulalter aufmerksam gemacht werden (MÜLLER 1999,<br />

269).<br />

In Hinsicht auf die Durchsetzung eines Konzepts, <strong>das</strong> die Bewegungs-<br />

erziehung als gr<strong>und</strong>legendes Erziehungsprinzip in der Schule vorsieht, wie<br />

59


eispielsweise die „Bewegte (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“, ist es notwendig die Lehrer aller<br />

Fachrichtungen <strong>für</strong> die Bedeutung von Bewegungsh<strong>an</strong>dlungen <strong>für</strong> Kinder zu<br />

sensibilisieren (MÜLLER/VOLKMER 1996, 120). Auch müssen d<strong>an</strong>n nicht nur den<br />

Sportstudierenden, sondern den Studierenden aller Fachbereiche in der<br />

Ausbildungsphase praktisch-methodische Kurse <strong>an</strong>geboten werden, um eigene<br />

positive Körper- <strong>und</strong> Bewegungserfahrungen machen können 84 (BECKERS<br />

2000, 48). Dies k<strong>an</strong>n mit Hilfe des erziehungswissenschaftlichen Fachbereichs<br />

realisiert werden (MÜLLER/VOLKMER 1996, 125).<br />

Zusätzlich müssen die Studierenden des Fachbereichs Sport in Hinblick<br />

auf eine umfassende fächerübergreifende Bewegungserziehung zusätzlich auf<br />

ihre besondere Rolle als Ansprechpartner, Berater <strong>und</strong> „Impulsgeber“ im<br />

Bereich der Bewegungserziehung <strong>und</strong> als Fürsprecher <strong>für</strong> den Schulsport<br />

vorbereitet werden (MÜLLER 1999, 269).<br />

Um ihre Vorbildfunktion in hinreichender Form erfüllen zu können,<br />

fordern MÜLLER/VOLKMER (1996, 25), die H<strong>an</strong>dlungsfähigkeit der Sportlehrer im<br />

sportlichen Bereich auch während der Ausübung ihres Berufs mit Hilfe von<br />

Fortbildungsver<strong>an</strong>staltungen immer wieder aufzufrischen <strong>und</strong> zu erweitern.<br />

84<br />

Beispielsweise mittels fächerübergreifender Projekte <strong>und</strong> Exkursionen, die im sport- <strong>und</strong><br />

erziehungswissenschaftlichen Bereich <strong>an</strong>geboten werden. Über eine eventuell verpflichtende Teilnahme,<br />

wie sie auch in <strong>an</strong>deren Lernbereichen besteht (Religion, Sprecherziehung u.a.), k<strong>an</strong>n dabei nachgedacht<br />

werden.<br />

60


6. Schlussbetrachtung<br />

Wie ich in der vorliegenden Arbeit versucht habe aufzuzeigen, steht der<br />

Schulsport immer in einem sich im Laufe der Zeit ändernden Sp<strong>an</strong>nungsfeld<br />

verschiedener am Sport <strong>und</strong> Schulsport interessierter gesellschaftlicher<br />

Gruppen <strong>und</strong> den Konsequenzen aus einer sich verändernden Lebenswelt<br />

unserer Kinder. Einerseits sollen beispielsweise die <strong>Gr<strong>und</strong></strong>lagen <strong>für</strong> den<br />

Spitzensport bereits im Schulsport der <strong>Gr<strong>und</strong></strong>schule gelegt werden;<br />

<strong>an</strong>dererseits wird erwartet, <strong>das</strong>s der Schulsport körperliche <strong>und</strong><br />

verhaltensmäßige Defizite beheben soll, die durch die veränderte Lebenswelt<br />

unserer Kinder zum Teil mitverursacht wurden. Über den Umf<strong>an</strong>g <strong>und</strong> Grad der<br />

Defizite ist sich die Fachwelt nicht einig. Dementsprechend gibt es auch keine<br />

verbindlichen Lösungsvorschläge der Fachwelt zur Behebung dieser Defizite.<br />

Allerdings ist in der Fachwelt ein Trend zu mehr Bewegung unserer Kinder in<br />

der Schule (<strong>und</strong> auch außerhalb der Schule) erkennbar.<br />

Eine konsensfähige Lösung bietet eine umfassendere Bewegungserziehung,<br />

wie sie im Konzept der „Bewegten (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“ dargestellt ist, die im<br />

wesentlichen den klassischen Sportunterricht erhält, gleichzeitig aber den<br />

sonstigen Unterricht <strong>und</strong> die sonstigen Elemente der Schule „bewegt“ machen<br />

will <strong>und</strong> damit die Defizite unserer Kinder beheben will.<br />

Selbst aus einer neutralen Position scheinen die Bewegungsdefizite <strong>und</strong> die<br />

damit einhergehenden intellektuellen <strong>und</strong> verhaltensmäßigen Defizite<br />

zwischenzeitlich zumindest so bedenklich zu sein, <strong>das</strong>s es wünschenswert<br />

wäre, <strong>das</strong>s alle beteiligten gesellschaftlichen Gruppen ihre Erwartungen dem<br />

ausschließlichen Wohl <strong>und</strong> der ges<strong>und</strong>en Entwicklung unserer Kinder<br />

unterordnen würden.<br />

61


Anh<strong>an</strong>g<br />

Abbildung 1)<br />

Modell zur „verinselten Lebenswelt“, in der die H<strong>an</strong>dlungsbereiche der<br />

Kinder oftmals völlig getrennt vonein<strong>an</strong>der bestehen (nach SCHMIDT<br />

1998, 89).<br />

Urlaubsreisen<br />

Verw<strong>an</strong>dte<br />

Einkaufen<br />

Wohninsel<br />

Kurse<br />

Kindergarten<br />

Sportverein Ballettschule<br />

Schule<br />

Fre<strong>und</strong>e<br />

Malschule<br />

Sonstige<br />

62


Abbildung 2)<br />

Modell zur „Bewegten (<strong>Gr<strong>und</strong></strong>-) Schule“(nach MÜLLER 1999, 48).<br />

63


Abkürzungsverzeichnis<br />

ADL Ausschuss Deutscher Leibeserzieher<br />

AOK Allgemeine Ortskr<strong>an</strong>kenkasse<br />

BER B<strong>und</strong>eselternrat<br />

BP Bildungspl<strong>an</strong><br />

BVDL B<strong>und</strong>esverb<strong>an</strong>d Deutscher Leibeserzieher<br />

BzgA B<strong>und</strong>eszentrale <strong>für</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung<br />

DGB Deutscher Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

DOG Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

DSB Deutscher Sportb<strong>und</strong><br />

DSJ Deutsche Sportjugend<br />

DSK Deutsche Sportkonferenz<br />

DSLV Deutscher Sportlehrerverb<strong>an</strong>d<br />

Dvs Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> Sportwissenschaft<br />

GEW Gewerkschaft Erziehung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

KMK Kultusministerkonferenz<br />

NOK Nationales Olympisches Komitee<br />

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(QWZLFNOXQJ. –2. durchges. <strong>und</strong> verb. Auflage– (Beiträge zur Lehre <strong>und</strong><br />

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Zimmer, R. (1997): Bewegte Kindheit. In: Zimmer, R. (Hrsg.): %HZHJWH .LQGKHLW<br />

Kongressbericht; Osnarbrück, 29.2. – 2.3.1996 (20-29). Schorndorf:<br />

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Aachen: Meyer & Meyer Verlag.<br />

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XQG 9RUWUDJ. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.<br />

75


„Ich versichere, <strong>das</strong>s ich die Arbeit selbstständig <strong>und</strong> nur mit den <strong>an</strong>gegebenen<br />

Quellen <strong>und</strong> Hilfsmitteln <strong>an</strong>gefertigt <strong>und</strong> <strong>das</strong>s ich alle Stellen der Arbeit, die aus<br />

<strong>an</strong>deren Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, kenntlich<br />

gemacht habe.“<br />

„Im Falle der Aufbewahrung meiner Arbeit im Staatsarchiv erkläre ich mein<br />

Einverständnis, <strong>das</strong>s die Arbeit Benutzern zugänglich gemacht wird.“<br />

Svenja Waldschütz<br />

76

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