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PAN – PAN – PAN Emirates und Co. Fluglärm in Frankfurt Prof. Dr ...

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weit möglichst zurückzufahren sowie die europäischen Fluggesellschaften<br />

zu privatisieren. Dies ist, glaubt man den<br />

wirtschaftsliberalen Gurus, gut für den Wettbewerb <strong>und</strong> damit<br />

für das Wachstum. Dummerweise beteiligen sich an diesem<br />

liberalisierten Luftverkehrsmarkt auch Fluggesellschaften,<br />

die alles andere als privatisiert bezeichnet werden<br />

können, da <strong>in</strong> deren Heimatländern alles, was unter den Begriff<br />

der Luftfahrt fällt, von staatlicher Hand gelenkt <strong>und</strong> gefördert<br />

wird. Dies führt, so argumentiert die Lufthansa, zu<br />

e<strong>in</strong>em verzerrten Wettbewerb <strong>und</strong> fordert <strong>–</strong> durchaus nachvollziehbar<br />

<strong>–</strong> die europäischen <strong>Dr</strong>ehkreuze entsprechend zu<br />

schützen. Insbesondere die Golf-Airl<strong>in</strong>es, allen voran die<br />

stark expandierende <strong>Emirates</strong>, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Kritik der Lufthansa<br />

geraten. Das hat natürlich se<strong>in</strong>e Gründe. Unter anderem,<br />

weil <strong>Emirates</strong> sich nach der Lufthansa zum zweitgrößten Anbieter<br />

für Flüge nach Süd-/Ostafrika, Asien sowie dem Nahen<br />

<strong>und</strong> Mittleren Osten entwickelt hat. Und weil <strong>Emirates</strong> auch<br />

noch weiter wachsen möchte. Nicht nur <strong>in</strong> Deutschland, aber<br />

eben auch hier. So möchte die Fluggesellschaft neben den<br />

bisher <strong>in</strong> Deutschland angefl ogenen Zielen (Düsseldorf,<br />

<strong>Frankfurt</strong>, Hamburg <strong>und</strong> München) auch noch Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

Stuttgart <strong>in</strong> ihr Streckennetz aufnehmen. Was der Lufthansa<br />

nicht so besonders zu gefallen sche<strong>in</strong>t.<br />

Das Geschäftsmodell von <strong>Emirates</strong> <strong>und</strong> die „Benefi ts“ für<br />

ihre K<strong>und</strong>en<br />

Irgendwann wurde wohl den Scheichs am Persischen Golf<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere dem Herrscher von Dubai klar gemacht,<br />

dass ihre Erdölvorräte e<strong>in</strong>mal zu Neige gehen werden. Und da<br />

sie verh<strong>in</strong>dern wollen, dass sich ihre Emirate <strong>in</strong> bettelarme<br />

Staaten verwandeln, blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als<br />

ihr Geschäftsmodell zu ändern. Die Wirtschaftspolitik Dubais<br />

ist deshalb darauf ausgerichtet, die Infrastruktur für den Handel<br />

auszubauen, ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen an Land zu<br />

ziehen <strong>und</strong> die für e<strong>in</strong> weiteres Wachstum erforderlichen<br />

Fachkräfte zu gew<strong>in</strong>nen. Niedrige Steuern, unbürokratische<br />

Regeln bei der Jobsuche <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e gute Anb<strong>in</strong>dung an das globale<br />

Luftverkehrsnetz s<strong>in</strong>d dabei e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung.<br />

So wurde Dubai zu e<strong>in</strong>er Stadt mit e<strong>in</strong>em globalen<br />

„Hub“, über welchem der Austausch von Menschen sowie<br />

Gütern <strong>und</strong> Ideen ermöglicht wird. Die Wissenschaftler des<br />

Deutschen Zentrums für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt haben <strong>in</strong> ihrer<br />

Studie, auf welche noch zu kommen se<strong>in</strong> wird, dafür den Begriff<br />

der „Aerotropolis“ kreiert. Diese Politik ist durchaus erfolgreich,<br />

so dass andere Fluggesellschaften wie Etihad oder<br />

Qatar Airways dieses Modell für sich anwenden wollen. Auch<br />

das Star Alliance-Mitglied Turkish Airways verfährt nach diesem<br />

Modell: E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Netzwerks mit globaler Reichweite,<br />

wobei der Schwerpunkt speziell auf den Verkehrsströmen<br />

zwischen Europa, Asien <strong>und</strong> Afrika liegt.<br />

Bei der Entwicklung ihres Streckennetzes verfolgt <strong>Emirates</strong><br />

die Strategie, Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärfl ughäfen über ihr <strong>Dr</strong>ehkreuz<br />

<strong>in</strong> Dubai mit Sek<strong>und</strong>ärfl ughäfen <strong>in</strong> Afrika, Asien <strong>und</strong><br />

dem Mittleren Osten zu verb<strong>in</strong>den. Ab Dubai, wo ke<strong>in</strong>e nächtlichen<br />

Beschränkungen gelten, bietet die Fluggesellschaft<br />

Verb<strong>in</strong>dungen zu 103 Zielen (Stand Dezember 2011); rechnet<br />

man die Nurfrachterverb<strong>in</strong>dungen dazu, s<strong>in</strong>d es 116. Abgese-<br />

Airl<strong>in</strong>es<br />

AIRLINES<br />

hen von jenen Passagieren, die an e<strong>in</strong>em europäischen Hub<br />

(z.B. <strong>Frankfurt</strong>, München, London oder Amsterdam) ihre Reise<br />

antreten, bietet dies Vorteile. Um e<strong>in</strong> Beispiel zu nennen: e<strong>in</strong><br />

Passagier, der vom „Sek<strong>und</strong>ärfl ughafen“ Hamburg zum „Sek<strong>und</strong>ärfl<br />

ughafen“ Perth <strong>in</strong> Australien fl iegen möchte, schafft<br />

das mit <strong>Emirates</strong> mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>maligen Umsteigen. Fliegt er<br />

mit der Lufthansa, so muss er m<strong>in</strong>destens zweimal umsteigen.<br />

E<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> oder München sowie <strong>in</strong> Bangkok oder<br />

<strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur. <strong>Emirates</strong> hat also durch die geographisch günstige<br />

Lage ihres Hubs bestimmte Vorteile. Dazu kommen niedrigere<br />

Steuern sowie die absolute Unterstützung durch die Regierung<br />

als Bestandteil ihrer Wirtschaftspolitik.<br />

Die volkswirtschaftliche Bedeutung <strong>Emirates</strong> für Deutschland<br />

Diese Rahmenbed<strong>in</strong>gungen stellen für <strong>Emirates</strong> natürlich e<strong>in</strong>en<br />

Wettbewerbsvorteil dar, der die europäischen Fluggesellschaften<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>sbesondere die Lufthansa massiv<br />

benachteiligt, so dass diese nach Me<strong>in</strong>ung der Vere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Co</strong>ckpit ohne entsprechende Gegenmaßnahmen ke<strong>in</strong>e Überlebenschancen<br />

haben. Doch stimmt dies wirklich so? S<strong>in</strong>d die<br />

Golf-Airl<strong>in</strong>es also wirklich die „bösen Buben“, welche die europäischen<br />

Fluggesellschaften an die Wand drücken <strong>und</strong> ihnen<br />

ke<strong>in</strong>e Luft zum Atmen lassen? Oder ist diese Darstellung durch<br />

die Lufthansa <strong>und</strong> ihre publizistischen Hilfstruppen eventuell<br />

etwas e<strong>in</strong>seitig geraten? Und gibt es, wenn man über den<br />

Schreibtischrand des Lufthansa-, wahlweise des British Airways-<br />

oder KLM-Vorstands h<strong>in</strong>ausblickt, auch positive Aspekte<br />

der Geschäftstätigkeit von <strong>Emirates</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>? Zum Beispiel e<strong>in</strong>en<br />

volkswirtschaftlichen Nutzen für Deutschland?<br />

Das DLR, genauer dessen Institut für Flughafenwesen <strong>und</strong><br />

Luftverkehr, hat die volkswirtschaftlichen Effekte, die sich<br />

durch die Tätigkeit <strong>Emirates</strong>‘ <strong>in</strong> Deutschland ergeben, genauer<br />

untersucht <strong>und</strong> sie im Mai 2012 veröffentlicht. Die Studie<br />

trägt den Namen „<strong>Emirates</strong> Airl<strong>in</strong>es <strong>und</strong> Deutschland <strong>–</strong><br />

Der volkswirtschaftliche Nutzen für Deutschland aus der<br />

Geschäftstätigkeit von <strong>Emirates</strong>“ <strong>und</strong> zeigt erstaunliche Ergebnisse.<br />

Bevor auf die wichtigsten Ergebnisse dieser 149 Seiten umfassenden<br />

Arbeit e<strong>in</strong>gegangen werden soll, darf nicht unerwähnt<br />

bleiben, dass es sich dabei um e<strong>in</strong>e Auftragsarbeit<br />

von <strong>Emirates</strong> handelt. Was natürlich den geneigten Leser<br />

dazu verleiten könnte, dieses Gutachten als e<strong>in</strong> getürktes zu<br />

bezeichnen. Denn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht ger<strong>in</strong>gen Anzahl derartigen<br />

Studien steht genau das dr<strong>in</strong>, was der Auftraggeber gerne<br />

lesen möchte. Schließlich zahlt er ja auch dafür. Auf der anderen<br />

Seite handelt es sich beim DLR um das nationale Forschungszentrum<br />

für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt, das es sich, will es<br />

se<strong>in</strong>en guten Ruf nicht verlieren, gar nicht leisten kann, e<strong>in</strong><br />

Gefälligkeitsgutachten abzuliefern. Und letztlich dürfte e<strong>in</strong>em<br />

Wissenschaftler se<strong>in</strong> guter Ruf wichtiger se<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>e<br />

Menge „Petrodollars“ vom Persischen Golf.<br />

der fl ugleiter 2012/04<br />

# #<br />

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