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PAN – PAN – PAN Emirates und Co. Fluglärm in Frankfurt Prof. Dr ...

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nicht selten mit Informationsentzug oder anderen Maßnahmen<br />

bestraft“ wird. Allerd<strong>in</strong>gs wurde von der Air Berl<strong>in</strong> <strong>–</strong><br />

Pressestelle klar gestellt, dass es gegenüber dem NDR ke<strong>in</strong>e<br />

Informationsverweigerung gebe. Wobei auch nicht verschwiegen<br />

wurde, dass die oben zitierte Äußerung durchaus<br />

so gefallen war. Aber sie richtete sich nicht gegen die Sendeanstalt<br />

generell, sondern lediglich gegen e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

Mitarbeiter. Offensicht hatte man mit jenem Kollegen besonders<br />

negative Erfahrungen gemacht.<br />

Luftfahrt <strong>–</strong> e<strong>in</strong> nicht ganz e<strong>in</strong>faches Gebiet für Journalisten<br />

Nun ist es zugegebenermaßen für „normale“ Journalisten<br />

nicht immer ganz e<strong>in</strong>fach, Zusammenhänge e<strong>in</strong>es speziellen<br />

Gebietes richtig e<strong>in</strong>zuordnen <strong>und</strong> dann auch noch substantiell<br />

darüber zu berichten. Und dass sich dann die Mitarbeiter<br />

von Pressestellen h<strong>in</strong>terher ordentlich ärgern, wenn sie <strong>in</strong><br />

der Presse dann etwas lesen bzw. hören müssen, was sie so<br />

nicht gesagt haben, ist durchaus verständlich. Gerade der<br />

Luftfahrtbereich sche<strong>in</strong>t für viele e<strong>in</strong> Buch mit sieben Siegeln<br />

zu se<strong>in</strong>. Luftfahrt macht dann entweder nur Lärm oder ist der<br />

größte Umweltschädl<strong>in</strong>g, der je das Licht der Welt erblickt<br />

hat. Oder es s<strong>in</strong>d irgendwelche Vorkommnisse oder Zwischenfälle,<br />

auf welche sich die Journaille (seriös recherchierende<br />

Kollegen mögen mir diesen Ausdruck ausnahmsweise<br />

e<strong>in</strong>mal nachsehen) dann stürzt <strong>und</strong> ihr Publikum bzw. ihre<br />

Leserschaft mit irgendwelchen Katastrophenmeldungen<br />

beglückt. Das steigert dann zum<strong>in</strong>dest die Aufl age bzw. die<br />

E<strong>in</strong>schaltzahlen. E<strong>in</strong> Kriterium, das offensichtlich <strong>in</strong> den<br />

Chefetagen, nachdem die Redaktionen aus betriebswirtschaftlichen<br />

Gründen von seriösen (<strong>und</strong> zu teuren) Journalisten<br />

gesäubert wurden, als Qualitätsmerkmal angesehen<br />

wird. Ke<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, dass sowohl die Mitarbeiter <strong>in</strong> den Pressestellen<br />

<strong>und</strong> die fachk<strong>und</strong>igen Luftfahrtjournalisten h<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> wieder ungläubig die Augen verdrehen. In diesem<br />

Zusammenhang sche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll zu se<strong>in</strong>, auf das Zwiegespräch<br />

der Pressesprecher Matthias Maas (GdF), <strong>und</strong><br />

Axel Raab (DFS) zu verweisen, das <strong>in</strong> der DFS-Postille „direct“<br />

abgedruckt wurde. Die Überschrift lautete übrigens:<br />

„Manchmal wird e<strong>in</strong>em das Wort im M<strong>und</strong> umgedreht“.<br />

Dies zu behaupten, ist für die Etablierten der „vierten Gewalt“<br />

natürlich starker Tobak. Aber um diese Aussage zu untermauern,<br />

sei die Berichterstattung von<br />

zwei Ereignissen angeführt, wel-<br />

✈ Wegen Erschöpfung der<br />

<strong>Co</strong>ckpitcrew um Vorrang gebeten <strong>–</strong><br />

Air Berl<strong>in</strong> A330, hier beim Start<br />

<strong>in</strong> Stuttgart<br />

Photo: Peter Ludl<br />

Safety<br />

che die Frage aufkommen lässt, ob der Begriff der „gründlichen<br />

Recherche“ bei so manchem zu e<strong>in</strong>em Fremdwort geworden<br />

ist.<br />

Im März berichteten sowohl bild.de als auch stern.de von e<strong>in</strong>er<br />

angeblichen Notlandung e<strong>in</strong>es A340 der Air France auf<br />

den Azoren Der Airbus war von Paris nach Bogota unterwegs<br />

gewesen <strong>und</strong> hatte auf der Insel Terceira e<strong>in</strong>e Sicherheitslandung<br />

durchgeführt. „Wir dachten, wir würden sterben“ titelte<br />

bild.de über den Zwischenfall <strong>und</strong> stern.de me<strong>in</strong>te: „Air<br />

France-Passagiere <strong>in</strong> Todesangst“. Von Rauch <strong>und</strong> totaler<br />

Panik <strong>in</strong> der Kab<strong>in</strong>e war die Rede. Auslöser dieser dramatischen<br />

Berichte waren offenbar der norwegische Fernsehsender<br />

TV2 <strong>und</strong> die britische Zeitung „The Guardian“. Die Kab<strong>in</strong>encrew<br />

hätte gebrüllt <strong>und</strong> geschwitzt, die Passagiere<br />

gewe<strong>in</strong>t <strong>und</strong> gebetet <strong>und</strong> der Kapitän habe nur auf französisch<br />

gestammelt. Spiegel onl<strong>in</strong>e sowie die Internetseiten<br />

der Süddeutschen <strong>und</strong> des Focus haben die Meldung übernommen.<br />

Das Handelsblatt berichtete von e<strong>in</strong>er „mysteriösen<br />

Notlandung“ <strong>und</strong> natürlich fehlte auch nicht der H<strong>in</strong>weis,<br />

dass die Air France <strong>–</strong> Aktie gesunken wäre.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs befand sich e<strong>in</strong> Absolvent der Münchner Journalistenschule<br />

<strong>und</strong> Praktikant der Badischen Zeitung an Bord,<br />

der dann bei „se<strong>in</strong>er“ Zeitung schilderte, dass von all dem an<br />

Bord nichts zu spüren gewesen war (www.badische-zeitung.<br />

de/pressedrama-ueber-dem-atlantik). Vielmehr war r<strong>und</strong><br />

zweie<strong>in</strong>halb St<strong>und</strong>en nach dem Abfl ug Rauchalarm auf e<strong>in</strong>er<br />

Toilette ausgelöst worden, worauf e<strong>in</strong> Steward sich mit e<strong>in</strong>em<br />

Feuerlöscher zu dieser Toilette begab. Dort war jedoch<br />

ke<strong>in</strong> Rauch zu sehen. Kurze Zeit später bat der Kapitän die<br />

Passagiere, Ruhe zu bewahren <strong>und</strong> erklärte, er werde auf<br />

den Azoren landen <strong>und</strong> dort die Angelegenheit überprüfen<br />

lassen. Da das Flugzeug noch zu schwer wäre, würde vorher<br />

noch Treibstoff abgelassen. Es war ke<strong>in</strong> Rauch <strong>in</strong> der Kab<strong>in</strong>e<br />

<strong>und</strong> es roch auch nicht danach. Nur e<strong>in</strong> wenig nach Pilzrisotto.<br />

„Es gab ke<strong>in</strong>erlei Rauchentwicklung, es gab ke<strong>in</strong>en plötzlichen<br />

Höhenverlust der Masch<strong>in</strong>e oder panische Bewegungen“,<br />

erklärte h<strong>in</strong>terher e<strong>in</strong> Air France <strong>–</strong> Sprecher. Aber das<br />

wäre eben ke<strong>in</strong>e Top-Meldung gewesen. E<strong>in</strong> Bericht über e<strong>in</strong>en<br />

LKW, der auf der Standspur der Autobahn angehalten<br />

hätte, um e<strong>in</strong>en Reifen zu wechseln, hätte ja auch ke<strong>in</strong>en<br />

Menschen h<strong>in</strong>ter dem Ofen vorgelockt. Und schon gar nicht<br />

die Aufl age erhöht.<br />

der fl ugleiter 2012/04<br />

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