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SEITE 6 | AUGUST 2012 AUSBILDUNG<br />
WennderFilialleiterdraußenbleibenmuss<br />
ErfolgreichesProjekt:16AzubisführenzumEndeihrerAusbildungszeiteineRegensburgerdm-FilialeinEigenregie<br />
VON CLAUDIA ROTHHAMMER<br />
REGENSBURG. Wer den dm-Markt im<br />
Regensburger Gewerbepark betritt,<br />
wirdvoneinemauffälligjungenTeam<br />
begrüßt und bedient. Der langjährige<br />
Filialleiter Lars Pietzuch und sein<br />
Team mussten den Markt schweren<br />
Herzensverlassenunddürfenihnvier<br />
Wochen lang nicht mehr betreten.<br />
NeueFilialleiterinseit2.JuliistRegina<br />
Männer, 20 Jahre jung. Ihre Mitarbeiter<br />
sind kaum älter als sie selbst. Außerdem<br />
sind alle noch in der Ausbildung.<br />
„Herrn Pietzuch ist der Abschied<br />
wirklich nicht leicht gefallen“, erinnertsichSvenjaZiegler,diewieReginaMännerund14anderejungeKolleginnenseitwenigenTagenimRegensburger<br />
Markt arbeiten. Seinen Nachfolgern<br />
hat er noch viele Tipps mit auf<br />
denWeggegeben,bevorerseinenEinsatzineineranderenFilialeangetreten<br />
hat. Regina Männer hat bislang in einem<br />
Amberger, Svenja Ziegler in einemLandshuterMarktgearbeitet.Die<br />
eine muss für den Einsatz in Regensburg<br />
ins Hotel ziehen, die andere pendelt<br />
jeden Morgen. Ihren 14 Kolleginnen<br />
ergeht es da nicht anders. Trotzdem:<br />
Die jungen Frauen haben den<br />
Einsatz und die damit verbundenen<br />
Unannehmlichkeiten regelrecht herbeigesehnt<br />
und genießen die Zeit in<br />
Regensburgsichtlich.<br />
Zum ersten Mal dürfen sie alleine<br />
einen Markt leiten und mitgestalten.<br />
SiedürfenDienstpläneschreiben,Waren<br />
bestellen und Aktionen durchführen,<br />
ohne einen Vorgesetzten fragen<br />
zu müssen. „Sie dürfen aber natürlich<br />
jederzeit anrufen“, sagt Pia Weinkötz.<br />
Sie betreut rund 80 dm-Azubis – und<br />
zwar in den Bezirken Oberpfalz, weitgehend<br />
Niederbayern und auch zum<br />
Teil Oberbayern. Die 16 jungen Kolleginnen,<br />
die den Regensburger Markt<br />
leiten, kennt sie vom ersten Ausbildungstagan.„Wasichbisherseheund<br />
höre, läuft es wirklich sehr gut. Die<br />
Mädchen haben alles im Griff und<br />
mankannihnenvollaufvertrauen.“<br />
Alle 16 befinden sich am Ende der<br />
dreijährigen Lehrzeit zur Drogistin<br />
FürvielederehemaligenSchlecker-MitarbeiterinBayerngehtesweiter.<br />
Foto:dpa<br />
NeueChanceimFreistaat<br />
Schlecker-FrauenhabeninBayerndiebestenJob-Chancen<br />
NÜRNBERG/ULM. Die mehr als 11000<br />
arbeitslosen ehemaligen Schlecker-<br />
Mitarbeiterinnen haben in Bayern die<br />
besten Jobchancen. Darauf weist der<br />
hohe Anteil der vermittelten Verkäuferinnen<br />
im Freistaat in den ersten<br />
fünfMonatendesJahres2012hin.<br />
Von den Arbeitslosen, die eineStelle<br />
als Verkäufer oder Verkäuferin<br />
suchten,hatjederZehnteeinenJobim<br />
Verkauf gefunden, geht aus einer der<br />
Nachrichtenagentur dpa vorliegenden<br />
Übersicht der Bundesagentur für Arbeit(BA)hervor.<br />
Für Frauen mit einer abgeschlossenen<br />
Verkäuferinnen-Ausbildung waren<br />
die Chancen inBayern sogar noch<br />
größer: Innerhalb der ersten fünf Monate<br />
fanden 12,3 Prozent einen Job im<br />
Handel.GutseiendieAussichtenauch<br />
in Baden-Württemberg: Hier fanden<br />
9,2 Prozent einen neuen Arbeitsplatz<br />
im Handel,inSchleswig-Holstein wa-<br />
Alle AufgabenwiezumBeispieldasrechtzeitige AuffüllenderWaremüssendieAzubisalleinebewältigen. Foto:xrc<br />
ren es 8,7 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern<br />
8,4 Prozent. Am<br />
schlechtesten sind die Chancen,<br />
schon bald wieder eine Stelle alsVerkäuferin<br />
zu finden, in Bremen (4,6<br />
Prozent), Nordrhein-Westfalen und<br />
Berlin (jeweils 5,4 Prozent), Sachsen-<br />
AnhaltunddemSaarland(jeweils5,8<br />
Prozent).<br />
Insgesamt sei der Handel aber in<br />
Sachen Beschäftigung ein expandierender<br />
Wirtschaftsbereich, heißt es<br />
inderAnalysederBundesagentur.So<br />
seien im März deutschlandweit<br />
96000 mehr Menschen im Handel<br />
beschäftigt gewesen als im Jahr davor.<br />
Auch das Stellenangebot wachse<br />
derzeitnochweiter.<br />
Etwa 4000 der früheren Schlecker-Beschäftigten<br />
befinden sich in<br />
sogenannten arbeitsmarktpolitischen<br />
Maßnahmen wie Bewerbungstrainings.(wz)<br />
und werden übernommen. In der so<br />
genannten „Lehrlingsfiliale“ können<br />
sie vier Wochen lang ihr erworbenes<br />
Wissen zeigen, neue Ideen ausprobieren<br />
und herausfinden, wie sie Probleme<br />
selbstständig und im Team lösen.<br />
Die Zeit in Regensburg ist sozusagen<br />
für dm-Auszubildende das „Gesellenstück“.DanachkehrenFilialleiterLars<br />
PietzuchundseinTeamwiederinden<br />
Laden zurück. Gebietsverantwortlicher<br />
Torsten Müller ist ebenfalls ge-<br />
REGENSBURG. Michael Kerscher ist<br />
angehender Kfz-Mechatroniker im<br />
zweiten Ausbildungslehrjahr bei<br />
BMW. Er lernt im Regensburger<br />
Werk aber nicht nur, wie Autos gebautwerden,sondernauch,wieman<br />
Kuchen backt. Und gerade lernt er<br />
stricken. Michael Kerscher ist einer<br />
der ersten BMW-Volunteers, die sich<br />
freiwilligengagierenundsozialeVerantwortungübernehmen.<br />
Für zwei Wochen hat Michael<br />
Kerscher seinen Arbeitsplatz gegen<br />
einenimBRK-SeniorenzentrumNeutraubling<br />
eingetauscht. Dort hat er<br />
Frühstück zubereitet, Mittagessen<br />
aufgetischt, Gruppenstunden vorbereitet<br />
oder einfach Zeit mit den Bewohnern<br />
verbracht. Letzteres hat<br />
ihm am meisten Spaß gemacht,<br />
merkt man dem 21-Jährigen an. „Ein<br />
Bewohner hat mir seine Zeichnungen<br />
aus dem Zweiten Weltkrieg gezeigt,<br />
in dem er mit 19 Jahren ein<br />
Bein durch eine Granate verloren<br />
hat“,sagtMichaelKerscherundman<br />
spürt, wie sehr ihn dieser Mann beeindruckt<br />
hat. „Manchmal hat man<br />
ja einen schlechten Tag, wenn dies<br />
oder jenes nicht so läuft, aber wenn<br />
man erfährt, was die Bewohner hier<br />
alles mitgemacht haben in ihrem Leben,<br />
dann relativieren sich die eigenenProblemeziemlichschnell.“<br />
Michael Melcher, Leiter der BRK-<br />
Einrichtung, kann seinem neuen<br />
Mitarbeiter auf Zeit nur zustimmen.<br />
„Wir haben Bewohner, die beide<br />
Weltkriege erlebt haben und vom einen<br />
auf den anderen Tag alles verloren<br />
haben. Da muss man die Menschendafürbewundern,wiesiediese<br />
Situationengemeisterthaben.“<br />
Michael Kerscher verbringt gerne<br />
Zeit mit den Bewohnern im Seniorenzentrum.UndauchdieBewohner<br />
genießen es, wenn sich Michael zu<br />
ihnen setzt, zuhört oder aus der Zeitung<br />
vorliest. Das ist auch Leiter Michael<br />
Melcher wichtig: „Die BMW-<br />
spannt, wie es in Regensburg laufen<br />
wird, da die jungen Frauen noch nie<br />
miteinandergearbeitethabenundsich<br />
in einen für sie fremden Markt einarbeiten<br />
müssen. „Jeder Markt ist anders“,<br />
bestätigt auch Regina Männer.<br />
Svenja Ziegler erklärt warum. Beispielsweise<br />
werde hier die Ware erst<br />
nachmittags angeliefert, Stoßzeiten<br />
seien anders und es gebe hier viele<br />
Stammkunden, die man erst kennen<br />
lernen müsse. Gelegenheit dazu hat<br />
Volunteers sind keine Ersatzarbeitskräfte,sondernzusätzlicheHelfer.Das<br />
heißt, dass sie sich viel Zeit für die Bewohner<br />
nehmen können. Das tut unseren<br />
Bewohnern sehr gut.“ Nebenbei<br />
lernt auch Michael Kerscher noch einigesdazu.DieMännerredenmitihm<br />
gerne über Autos, Technik und wie<br />
früher die Ausbildung in technischen<br />
Berufen war. Die Frauen hingegen haben<br />
dem 21-Jährigen schon beigebracht,<br />
wie man Kuchen backt. „Jetzt<br />
lerne ich, wie man strickt“, sagt der<br />
BMW-Azubi und hält sein Strickzeug<br />
hoch. Die ersten Maschen hat er dank<br />
einer geduldigen Bewohnerin erfolgreichzustandegebracht.<br />
„Corporate Volunteering“heißt das<br />
BMW-Projekt,dasAzubiswieMichael<br />
Kerscher seit März 2012 erlaubt, sich<br />
für ein paar Wochen eine Auszeit bei<br />
BMW zunehmenund sichfürdieGesellschaft<br />
einzusetzen. Der Einsatz ist<br />
freiwillig, wird vom Unternehmen<br />
sehr gerne gesehen und gefördert, da<br />
der Lohn weitergezahlt wird. „Unsere<br />
Auszubildenden sollen nicht nur viel<br />
WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />
das junge Team bei Aktionen, die sie<br />
sichfürdieKundenausgedachthaben:<br />
Fotoshooting, Cocktail-Stunde,<br />
Schminkaktion und Männer-Stunde,<br />
in dermännlicheKundenihrFußball-<br />
Talent am Kickerkasten zeigen können.<br />
„Dasist ja eine ganze Menge“,freut<br />
sichTorstenMüller,alservondenPlänenerfährt.„Ihrdürftabergernenoch<br />
mehr Aktionen auf die Beine stellen<br />
oder spontan sein. Ihr habt da freie<br />
Hand.“AucherwirdwiePiaWeinkötz<br />
die Lehrlingsfiliale für die nächsten<br />
vier Wochen so gut wie kaum besuchen.„Dasistjaauchwichtig,dennsie<br />
sollen ausprobieren können. Und<br />
wennmaletwasschiefgeht,umsobesser.<br />
Erst dadurch kann man sich entwickeln.“Außerdemkönneeseinetolle<br />
Erfahrung sein, ein Problem gemeinsam<br />
zu lösen. „Im Unternehmen<br />
sprechenwirübrigensnichtvonLehrlingen“,<br />
betont Torsten Müller. „SondernvonLernlingen,dennbeiunssollen<br />
die jungen Menschen lernen und<br />
nicht belehrt werden. Dazu gehört<br />
auch,sichselbstauszuprobieren.“<br />
Ausprobieren ist ein gutes Stichwort.<br />
Auch Filialleiter Lars Pietzuch<br />
hatzumerstenMalausprobiert,wiees<br />
ist, seinen Markt für vier Wochen aus<br />
derHandzugeben.„Dasist,alswürde<br />
man fürvierWochenseineWohnung<br />
einem anderen überlassen und der<br />
könne damit machen, was er will“,<br />
zieht Torsten Müller den Vergleich.<br />
„Aber Filialleiter und Team eines<br />
Standortes,diesichfürdieLehrlingsfilialezurVerfügungstellen,profitieren<br />
auchdavon.UnsereLernlingebringen<br />
neue Ideen ein, die oft übernommen<br />
werden.“<br />
SozialeVerantwortungübernehmen<br />
„CorporateVolunteering“:BMW-AzubisengagierensichinsozialenEinrichtungen<br />
überTechniklernen.Wirwollenauch,<br />
dass sie zu verantwortungsvollen<br />
Menschen werden“, sagt BMW-Sprecher<br />
Walter Huber. Mit dem Projekt<br />
will man dazu beitragen. Wer Interesse<br />
an sozialer Arbeit hat, kann unter<br />
mehreren Einsatzorten wählen. GemeinsammitMichaelKerscherhaben<br />
sich dreiweiterejungeMänner ins Seniorenheimgetraut.<br />
Trauen ist in diesem Zusammenhang<br />
das richtige Wort. „Manche<br />
konnten gar nicht glauben, dass ich<br />
das machen will“, berichtet Michael<br />
Kerscherundgibtzu,dassdieersteBegegnung<br />
mit einem Demenzerkrankten<br />
nicht einfach war. „Aber ich weiß<br />
jetzt, wie ich mit den Betroffenen umgehenmuss.“ÜbrigensauchseineKollegen.<br />
Denn Michael Kerscher ist<br />
durch seine Erfahrungen im Altenheim<br />
ein gefragter Gesprächspartner<br />
im BMW-Werk geworden. Michael<br />
Melcher freut es, haben doch Viele<br />
VorurteilegegenüberSenioreneinrichtungen.„Diekönnensoabgebautwerden.“(xrc)<br />
BMW-Azubi Michael Kerscher hat viel Zeit mit den Bewohnern des SeniorenzentrumsNeutraublingverbracht.<br />
Foto:xrc