01.12.2012 Aufrufe

zertifizierung - Wirtschaftszeitung

zertifizierung - Wirtschaftszeitung

zertifizierung - Wirtschaftszeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●<br />

SEITE 6 | AUGUST 2012 AUSBILDUNG<br />

WennderFilialleiterdraußenbleibenmuss<br />

ErfolgreichesProjekt:16AzubisführenzumEndeihrerAusbildungszeiteineRegensburgerdm-FilialeinEigenregie<br />

VON CLAUDIA ROTHHAMMER<br />

REGENSBURG. Wer den dm-Markt im<br />

Regensburger Gewerbepark betritt,<br />

wirdvoneinemauffälligjungenTeam<br />

begrüßt und bedient. Der langjährige<br />

Filialleiter Lars Pietzuch und sein<br />

Team mussten den Markt schweren<br />

Herzensverlassenunddürfenihnvier<br />

Wochen lang nicht mehr betreten.<br />

NeueFilialleiterinseit2.JuliistRegina<br />

Männer, 20 Jahre jung. Ihre Mitarbeiter<br />

sind kaum älter als sie selbst. Außerdem<br />

sind alle noch in der Ausbildung.<br />

„Herrn Pietzuch ist der Abschied<br />

wirklich nicht leicht gefallen“, erinnertsichSvenjaZiegler,diewieReginaMännerund14anderejungeKolleginnenseitwenigenTagenimRegensburger<br />

Markt arbeiten. Seinen Nachfolgern<br />

hat er noch viele Tipps mit auf<br />

denWeggegeben,bevorerseinenEinsatzineineranderenFilialeangetreten<br />

hat. Regina Männer hat bislang in einem<br />

Amberger, Svenja Ziegler in einemLandshuterMarktgearbeitet.Die<br />

eine muss für den Einsatz in Regensburg<br />

ins Hotel ziehen, die andere pendelt<br />

jeden Morgen. Ihren 14 Kolleginnen<br />

ergeht es da nicht anders. Trotzdem:<br />

Die jungen Frauen haben den<br />

Einsatz und die damit verbundenen<br />

Unannehmlichkeiten regelrecht herbeigesehnt<br />

und genießen die Zeit in<br />

Regensburgsichtlich.<br />

Zum ersten Mal dürfen sie alleine<br />

einen Markt leiten und mitgestalten.<br />

SiedürfenDienstpläneschreiben,Waren<br />

bestellen und Aktionen durchführen,<br />

ohne einen Vorgesetzten fragen<br />

zu müssen. „Sie dürfen aber natürlich<br />

jederzeit anrufen“, sagt Pia Weinkötz.<br />

Sie betreut rund 80 dm-Azubis – und<br />

zwar in den Bezirken Oberpfalz, weitgehend<br />

Niederbayern und auch zum<br />

Teil Oberbayern. Die 16 jungen Kolleginnen,<br />

die den Regensburger Markt<br />

leiten, kennt sie vom ersten Ausbildungstagan.„Wasichbisherseheund<br />

höre, läuft es wirklich sehr gut. Die<br />

Mädchen haben alles im Griff und<br />

mankannihnenvollaufvertrauen.“<br />

Alle 16 befinden sich am Ende der<br />

dreijährigen Lehrzeit zur Drogistin<br />

FürvielederehemaligenSchlecker-MitarbeiterinBayerngehtesweiter.<br />

Foto:dpa<br />

NeueChanceimFreistaat<br />

Schlecker-FrauenhabeninBayerndiebestenJob-Chancen<br />

NÜRNBERG/ULM. Die mehr als 11000<br />

arbeitslosen ehemaligen Schlecker-<br />

Mitarbeiterinnen haben in Bayern die<br />

besten Jobchancen. Darauf weist der<br />

hohe Anteil der vermittelten Verkäuferinnen<br />

im Freistaat in den ersten<br />

fünfMonatendesJahres2012hin.<br />

Von den Arbeitslosen, die eineStelle<br />

als Verkäufer oder Verkäuferin<br />

suchten,hatjederZehnteeinenJobim<br />

Verkauf gefunden, geht aus einer der<br />

Nachrichtenagentur dpa vorliegenden<br />

Übersicht der Bundesagentur für Arbeit(BA)hervor.<br />

Für Frauen mit einer abgeschlossenen<br />

Verkäuferinnen-Ausbildung waren<br />

die Chancen inBayern sogar noch<br />

größer: Innerhalb der ersten fünf Monate<br />

fanden 12,3 Prozent einen Job im<br />

Handel.GutseiendieAussichtenauch<br />

in Baden-Württemberg: Hier fanden<br />

9,2 Prozent einen neuen Arbeitsplatz<br />

im Handel,inSchleswig-Holstein wa-<br />

Alle AufgabenwiezumBeispieldasrechtzeitige AuffüllenderWaremüssendieAzubisalleinebewältigen. Foto:xrc<br />

ren es 8,7 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern<br />

8,4 Prozent. Am<br />

schlechtesten sind die Chancen,<br />

schon bald wieder eine Stelle alsVerkäuferin<br />

zu finden, in Bremen (4,6<br />

Prozent), Nordrhein-Westfalen und<br />

Berlin (jeweils 5,4 Prozent), Sachsen-<br />

AnhaltunddemSaarland(jeweils5,8<br />

Prozent).<br />

Insgesamt sei der Handel aber in<br />

Sachen Beschäftigung ein expandierender<br />

Wirtschaftsbereich, heißt es<br />

inderAnalysederBundesagentur.So<br />

seien im März deutschlandweit<br />

96000 mehr Menschen im Handel<br />

beschäftigt gewesen als im Jahr davor.<br />

Auch das Stellenangebot wachse<br />

derzeitnochweiter.<br />

Etwa 4000 der früheren Schlecker-Beschäftigten<br />

befinden sich in<br />

sogenannten arbeitsmarktpolitischen<br />

Maßnahmen wie Bewerbungstrainings.(wz)<br />

und werden übernommen. In der so<br />

genannten „Lehrlingsfiliale“ können<br />

sie vier Wochen lang ihr erworbenes<br />

Wissen zeigen, neue Ideen ausprobieren<br />

und herausfinden, wie sie Probleme<br />

selbstständig und im Team lösen.<br />

Die Zeit in Regensburg ist sozusagen<br />

für dm-Auszubildende das „Gesellenstück“.DanachkehrenFilialleiterLars<br />

PietzuchundseinTeamwiederinden<br />

Laden zurück. Gebietsverantwortlicher<br />

Torsten Müller ist ebenfalls ge-<br />

REGENSBURG. Michael Kerscher ist<br />

angehender Kfz-Mechatroniker im<br />

zweiten Ausbildungslehrjahr bei<br />

BMW. Er lernt im Regensburger<br />

Werk aber nicht nur, wie Autos gebautwerden,sondernauch,wieman<br />

Kuchen backt. Und gerade lernt er<br />

stricken. Michael Kerscher ist einer<br />

der ersten BMW-Volunteers, die sich<br />

freiwilligengagierenundsozialeVerantwortungübernehmen.<br />

Für zwei Wochen hat Michael<br />

Kerscher seinen Arbeitsplatz gegen<br />

einenimBRK-SeniorenzentrumNeutraubling<br />

eingetauscht. Dort hat er<br />

Frühstück zubereitet, Mittagessen<br />

aufgetischt, Gruppenstunden vorbereitet<br />

oder einfach Zeit mit den Bewohnern<br />

verbracht. Letzteres hat<br />

ihm am meisten Spaß gemacht,<br />

merkt man dem 21-Jährigen an. „Ein<br />

Bewohner hat mir seine Zeichnungen<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg gezeigt,<br />

in dem er mit 19 Jahren ein<br />

Bein durch eine Granate verloren<br />

hat“,sagtMichaelKerscherundman<br />

spürt, wie sehr ihn dieser Mann beeindruckt<br />

hat. „Manchmal hat man<br />

ja einen schlechten Tag, wenn dies<br />

oder jenes nicht so läuft, aber wenn<br />

man erfährt, was die Bewohner hier<br />

alles mitgemacht haben in ihrem Leben,<br />

dann relativieren sich die eigenenProblemeziemlichschnell.“<br />

Michael Melcher, Leiter der BRK-<br />

Einrichtung, kann seinem neuen<br />

Mitarbeiter auf Zeit nur zustimmen.<br />

„Wir haben Bewohner, die beide<br />

Weltkriege erlebt haben und vom einen<br />

auf den anderen Tag alles verloren<br />

haben. Da muss man die Menschendafürbewundern,wiesiediese<br />

Situationengemeisterthaben.“<br />

Michael Kerscher verbringt gerne<br />

Zeit mit den Bewohnern im Seniorenzentrum.UndauchdieBewohner<br />

genießen es, wenn sich Michael zu<br />

ihnen setzt, zuhört oder aus der Zeitung<br />

vorliest. Das ist auch Leiter Michael<br />

Melcher wichtig: „Die BMW-<br />

spannt, wie es in Regensburg laufen<br />

wird, da die jungen Frauen noch nie<br />

miteinandergearbeitethabenundsich<br />

in einen für sie fremden Markt einarbeiten<br />

müssen. „Jeder Markt ist anders“,<br />

bestätigt auch Regina Männer.<br />

Svenja Ziegler erklärt warum. Beispielsweise<br />

werde hier die Ware erst<br />

nachmittags angeliefert, Stoßzeiten<br />

seien anders und es gebe hier viele<br />

Stammkunden, die man erst kennen<br />

lernen müsse. Gelegenheit dazu hat<br />

Volunteers sind keine Ersatzarbeitskräfte,sondernzusätzlicheHelfer.Das<br />

heißt, dass sie sich viel Zeit für die Bewohner<br />

nehmen können. Das tut unseren<br />

Bewohnern sehr gut.“ Nebenbei<br />

lernt auch Michael Kerscher noch einigesdazu.DieMännerredenmitihm<br />

gerne über Autos, Technik und wie<br />

früher die Ausbildung in technischen<br />

Berufen war. Die Frauen hingegen haben<br />

dem 21-Jährigen schon beigebracht,<br />

wie man Kuchen backt. „Jetzt<br />

lerne ich, wie man strickt“, sagt der<br />

BMW-Azubi und hält sein Strickzeug<br />

hoch. Die ersten Maschen hat er dank<br />

einer geduldigen Bewohnerin erfolgreichzustandegebracht.<br />

„Corporate Volunteering“heißt das<br />

BMW-Projekt,dasAzubiswieMichael<br />

Kerscher seit März 2012 erlaubt, sich<br />

für ein paar Wochen eine Auszeit bei<br />

BMW zunehmenund sichfürdieGesellschaft<br />

einzusetzen. Der Einsatz ist<br />

freiwillig, wird vom Unternehmen<br />

sehr gerne gesehen und gefördert, da<br />

der Lohn weitergezahlt wird. „Unsere<br />

Auszubildenden sollen nicht nur viel<br />

WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />

das junge Team bei Aktionen, die sie<br />

sichfürdieKundenausgedachthaben:<br />

Fotoshooting, Cocktail-Stunde,<br />

Schminkaktion und Männer-Stunde,<br />

in dermännlicheKundenihrFußball-<br />

Talent am Kickerkasten zeigen können.<br />

„Dasist ja eine ganze Menge“,freut<br />

sichTorstenMüller,alservondenPlänenerfährt.„Ihrdürftabergernenoch<br />

mehr Aktionen auf die Beine stellen<br />

oder spontan sein. Ihr habt da freie<br />

Hand.“AucherwirdwiePiaWeinkötz<br />

die Lehrlingsfiliale für die nächsten<br />

vier Wochen so gut wie kaum besuchen.„Dasistjaauchwichtig,dennsie<br />

sollen ausprobieren können. Und<br />

wennmaletwasschiefgeht,umsobesser.<br />

Erst dadurch kann man sich entwickeln.“Außerdemkönneeseinetolle<br />

Erfahrung sein, ein Problem gemeinsam<br />

zu lösen. „Im Unternehmen<br />

sprechenwirübrigensnichtvonLehrlingen“,<br />

betont Torsten Müller. „SondernvonLernlingen,dennbeiunssollen<br />

die jungen Menschen lernen und<br />

nicht belehrt werden. Dazu gehört<br />

auch,sichselbstauszuprobieren.“<br />

Ausprobieren ist ein gutes Stichwort.<br />

Auch Filialleiter Lars Pietzuch<br />

hatzumerstenMalausprobiert,wiees<br />

ist, seinen Markt für vier Wochen aus<br />

derHandzugeben.„Dasist,alswürde<br />

man fürvierWochenseineWohnung<br />

einem anderen überlassen und der<br />

könne damit machen, was er will“,<br />

zieht Torsten Müller den Vergleich.<br />

„Aber Filialleiter und Team eines<br />

Standortes,diesichfürdieLehrlingsfilialezurVerfügungstellen,profitieren<br />

auchdavon.UnsereLernlingebringen<br />

neue Ideen ein, die oft übernommen<br />

werden.“<br />

SozialeVerantwortungübernehmen<br />

„CorporateVolunteering“:BMW-AzubisengagierensichinsozialenEinrichtungen<br />

überTechniklernen.Wirwollenauch,<br />

dass sie zu verantwortungsvollen<br />

Menschen werden“, sagt BMW-Sprecher<br />

Walter Huber. Mit dem Projekt<br />

will man dazu beitragen. Wer Interesse<br />

an sozialer Arbeit hat, kann unter<br />

mehreren Einsatzorten wählen. GemeinsammitMichaelKerscherhaben<br />

sich dreiweiterejungeMänner ins Seniorenheimgetraut.<br />

Trauen ist in diesem Zusammenhang<br />

das richtige Wort. „Manche<br />

konnten gar nicht glauben, dass ich<br />

das machen will“, berichtet Michael<br />

Kerscherundgibtzu,dassdieersteBegegnung<br />

mit einem Demenzerkrankten<br />

nicht einfach war. „Aber ich weiß<br />

jetzt, wie ich mit den Betroffenen umgehenmuss.“ÜbrigensauchseineKollegen.<br />

Denn Michael Kerscher ist<br />

durch seine Erfahrungen im Altenheim<br />

ein gefragter Gesprächspartner<br />

im BMW-Werk geworden. Michael<br />

Melcher freut es, haben doch Viele<br />

VorurteilegegenüberSenioreneinrichtungen.„Diekönnensoabgebautwerden.“(xrc)<br />

BMW-Azubi Michael Kerscher hat viel Zeit mit den Bewohnern des SeniorenzentrumsNeutraublingverbracht.<br />

Foto:xrc

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!