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Christine Holzer

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KOMPLEMENTÄRE PFLEGEMETHODEN ZUR SCHLAF-<br />

FÖRDERUNG ALTER MENSCHEN IM RAHMEN DES<br />

KONZEPTES DER BASALEN STIMULATION ®<br />

Fachbereichsarbeit<br />

im Rahmen der Diplomprüfung<br />

an der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege<br />

am Landeskrankenhaus – Universitätsklinikum Graz<br />

8036 Graz, Auenbruggerplatz 24<br />

vorgelegt von:<br />

<strong>Christine</strong> <strong>Holzer</strong><br />

holzerchristine@hotmail.com<br />

Betreuerin:<br />

Frau Maria Pieber<br />

Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege<br />

Graz, im Mai 2007


1 EINLEITUNG.................................................................................................................... 3<br />

2 DER SCHLAF.................................................................................................................... 4<br />

2.1 SCHLAFREGULATION .................................................................................... 5<br />

2.2 SCHLAF IM ALTER......................................................................................... 5<br />

3 SCHLAFSTÖRUNGEN.................................................................................................... 6<br />

3.1 ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN................................................................ 7<br />

3.2 NICHT-ORGANISCHE SCHLAFSTÖRUNGEN..................................................... 8<br />

4 URSACHEN & BEEINFLUSSENDE FAKTOREN VON SCHLAFSTÖRUNGEN.. 9<br />

4.1 ÄUßERE URSACHEN VON SCHLAFSTÖRUNGEN .............................................. 9<br />

4.2 DAS WACHVERHALTEN ALS URSACHE VON SCHLAFSTÖRUNGEN ............... 10<br />

4.3 KÖRPERLICHE UND PSYCHISCHE PROBLEME ALS URSACHE ........................ 10<br />

5 SCHLAFFÖRDERUNG ALS PFLEGERISCHE AUFGABE.................................... 11<br />

6 SCHLAFFÖRDERUNG IM RAHMEN DER BASALEN STIMULATION ® ........... 12<br />

6.1 DIE BIOGRAFIE ALS FUNDAMENT DER BASALEN STIMULATION ® ............... 14<br />

6.2 DAS BETT ALS WESENTLICHER FAKTOR ZUR SCHLAFFÖRDERUNG.............. 15<br />

6.3 SPEZIELLE LAGERUNGEN............................................................................ 16<br />

6.4 WASCHUNGEN ............................................................................................ 17<br />

6.5 WASCHZUSÄTZE FÜR ZUSÄTZLICHE ENTSPANNUNG ................................... 20<br />

6.6 ATEMSTIMULIERENDE EINREIBUNG............................................................ 21<br />

7 ZUSAMMENFASSUNG................................................................................................. 28<br />

8 LITERATURVERZEICHNIS........................................................................................ 29<br />

9 ABBILDUNGSVERZEICHNIS..................................................................................... 29<br />

10 ERKLÄRUNG ................................................................................................................ 30<br />

2


1 EINLEITUNG<br />

Wenn es um Schwierigkeiten bei der Pflege alter Menschen in Langzeiteinrichtungen<br />

oder Krankenhäusern geht, dann werden Pflegepersonen immer wieder mit demsel-<br />

ben Pflegeproblem konfrontiert: Schlafstörungen, die Patienten massiv beeinträchti-<br />

gen können.<br />

Die Gründe dafür sind häufig chronische Erkrankungen, die Umstellung von zuhau-<br />

se, eine ungewohnte Umgebung oder auch störende Bettnachbarn. Im Nachtdienst<br />

sind Pflegepersonen die erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, Schlafproblemen<br />

entgegen zu wirken. Leider ist es oft so, dass dieser Zustand viel zu schnell zur Gabe<br />

von Schlafmitteln führt, die der Arzt schon präventiv in der Fieberkurve vermerkt<br />

hat.<br />

Den „normalen“ Schlaf eines (älteren) Menschen zu verstehen, Ursachen und Arten<br />

von Schlafstörungen zu erkennen und die Integration schlaffördernder Maßnahmen<br />

im Rahmen der Basalen Stimulation ® in die tägliche Pflege sind Inhalt meiner Ar-<br />

beit.<br />

In Rahmen meiner Ausbildung bin auch ich alten Menschen mit Schlafstörungen<br />

begegnet, weshalb ich mir die Frage gestellt habe, welche komplementären Pflege-<br />

methoden zur Schlafförderung im Rahmen der professionellen Pflege es gibt. Beson-<br />

ders mit dem Konzept der Basalen Stimulation ® machte ich persönlich gute Erfah-<br />

rungen, weshalb sich das Hauptaugenmerk meiner Arbeit auf komplementäre Me-<br />

thoden der Schlafförderung im Rahmen des Konzeptes der Basalen Stimulation ®<br />

legt. Unterstützt kann das Ganze durch Zugabe von ätherischen Ölen werden. Meiner<br />

Meinung nach wird die Basale Stimulation ® zur Schlafförderung im Pflegealltag viel<br />

zu selten angewendet. Als besonders erwähnenswert erweist sich die Atemstimulie-<br />

rende Einreibung, was die Frage aufkommen lässt, ob sich diese auch zur Schlafför-<br />

derung älterer Menschen eignet.<br />

Ziel meiner Arbeit ist es zu zeigen, wie man Schlafstörungen von älteren Menschen<br />

mit Hilfe der Basalen Stimulation ® entgegenwirken kann. Sie soll Anstoß dafür sein,<br />

die oftmals sinnlose Schlafmittelgabe bei älteren Menschen kritisch zu hinterfragen<br />

und sich dadurch im Rahmen des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches zu etab-<br />

lieren.<br />

3


DER SCHLAF<br />

„Ein treuer Freund, der allen frommt, gerufen oder nicht, er kommt.<br />

Gern mag er Elend, Sorge, Pein<br />

mit seinem sanften Schleier decken,<br />

und selbst das Glücke wiegt er ein,<br />

zu neuen Freuden er zu wecken.“<br />

Goethe: Was ist Schlaf?<br />

Definiert wird der Begriff Schlaf als regelmäßig wiederkehrender, physiologischer<br />

Erholungszustand mit Veränderung der Bewusstseinslage. Er ist als Aufbau- und<br />

Erholungsphase lebensnotwendig. 1<br />

Seit 1930 kann man Hirnströme mit Hilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG)<br />

aufzeichnen und dadurch verschiedene Schlaftiefen feststellen. Seit den Fünfziger-<br />

jahren ist es durch die Messung der Augenbewegungen möglich, den Schlaf in Sta-<br />

dien einzuteilen. Man unterscheidet dabei die Rapid-Eye-Movement Phase (REM-<br />

Schlaf) und die Non-Rapid-Eye-Movement Phase (NREM-Schlaf).<br />

Charakteristisch für den REM-Schlaf sind schnelle Augenbewegungen, tiefe Mus-<br />

kelentspannung, sowie ein Anstieg von Puls, Atemfrequenz, Blutdruck und Sauer-<br />

stoffbedarf. Er ist jene Phase, in der wir regelmäßig träumen. Zwei Drittel des Nacht-<br />

schlafes umfasst der NREM-Schlaf, der sich je nach Schlaftiefe in folgende vier Sta-<br />

dien einteilen lässt:<br />

• NREM Phase 1:<br />

In dieser Phase fällt man in einen Dämmerschlaf. Die Muskelspannung sinkt leicht<br />

ab, die Augen rollen langsam. Vor unserem inneren Auge tauchen verwaschene, sta-<br />

tische Bilder auf.<br />

• NREM Phase 2:<br />

Bereits zu Beginn fällt man in einen oberflächlichen Schlaf. Die Muskelspannung<br />

sinkt weiter, die Augen bewegen sich nicht mehr.<br />

• NREM Phase 3 und NREM Phase 4:<br />

Diese beiden Schlafstadien bilden den Tiefschlaf und werden auch als Slow-Wave-<br />

Sleep (SWS) bezeichnet. Dieser ist gekennzeichnet durch eine noch geringere Mus-<br />

kelspannung und dem Ausbleiben von Augenbewegungen.<br />

1 Pflege Heute, Lehrbuch für Pflegeberufe 3. Aufl., Elsevier Urban & Fischer Verlag, Jul.2004, S.170<br />

4


1.1 Schlafregulation<br />

Die Regulation des Schlafes erfolgt durch drei Prozesse: der homöostatischen, der<br />

ultradianen und der zirkadianen Schlafregulation.<br />

Der homöostatische Prozess bewirkt den Aufbau eines Schlafdefizits während des<br />

Wachseins. Dieses Defizit kann nur durch Schlaf wieder ausgeglichen werden.<br />

Die ultradianen Regulierung des Schlafes bezieht sich lediglich auf die Veränderun-<br />

gen in einer Nacht zwischen den REM und NREM-Phasen.<br />

Als „biologische Uhr“ wird der zirkadiane Prozess bezeichnet, welcher vom Hypo-<br />

thalamus gesteuert und durch Licht und Dunkelheit mit Hilfe von Sinneszellen der<br />

Netzhaut und der Sehnerven sowie durch hormonelle Steuerung (z.B. Melatonin)<br />

beeinflusst wird. (vgl. Schiff, Schlafförderung durch Atemstimulierende Einreibung bei älteren<br />

Menschen, 2006 zitiert nach Georg 2003:20)<br />

1.2 Schlaf im Alter<br />

Obwohl die Schlafgewohnheiten jedes Menschen unterschiedlich sein können, wei-<br />

sen bestimmte Altersgruppen typische Schlafmuster auf.<br />

Während Säuglinge 16 bis 18 Stunden Schlaf benötigen, genügt einem 10 Jahre alten<br />

Kind bereits eine Schlafzeit von 10 Stunden. Ein Erwachsener kommt mit sieben bis<br />

neun Stunden Schlaf am Tag aus. Im Alter kommt es zu einer Abnahme der Schlaf-<br />

tiefe und häufigerer Unterbrechungen durch Wachphasen.<br />

Abb. 1: Vergleich geschlafene Stunden junger/alter Mensch<br />

5


Bei älteren Menschen nimmt die Fähigkeit ab, durchgehend zu schlafen. Es kommt<br />

zur Veränderung des zirkadianen Rhythmus und nicht zur Veränderung der gesamten<br />

Schlafzeit. Aufgrund des leichten Schlafes sind alte Menschen „störungsanfälliger“,<br />

da ihre auditive Aufwachschwelle niedriger ist als bei Erwachsenen. Daher versucht<br />

die ältere Generation diesen Schlafverlust zu kompensieren. Dies tut sie anhand von<br />

einer Umverteilung ihres Schlafes, das heißt sie schlafen auch tagsüber ein bis zwei<br />

Stunden.<br />

2 SCHLAFSTÖRUNGEN<br />

Probleme im Zusammenhang mit der Schlafqualität und –quantität sowie bestimmte<br />

Bedingungen, die eng in Verbindung mit dem Schlafzyklus oder den physiologischen<br />

Mechanismen des Schlafs stehen, werden heute allgemein als Schlafstörungen bezeichnet.<br />

2<br />

Seit der Einführung von diversen Untersuchungen im Schlaflabor hat sich die<br />

Schlafmedizin enorm weiterentwickelt. Laut heutiger Kenntnis ist es möglich drei<br />

diagnostische Hauptklassen von Schlafstörungen zu unterscheiden, welche sich ex-<br />

plizit in 88 verschiedene Schlaf-Wach-Störungen einteilen lassen.<br />

Da gerade aufgrund ihrer Häufigkeit Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien) bei<br />

älteren Menschen eine große Rolle spielen, wird auf diese Form in dieser Arbeit nä-<br />

her eingegangen. Gegenwärtig lässt sich die Insomnie in drei diagnostischen Syste-<br />

men ausdrücklich beschreiben, die sich in den meisten Punkten auch ähneln. Aus<br />

pflegerischer Sicht werden Schlafstörungen im Pflegediagnosenbuch der Nordameri-<br />

kanischen Pflegediagnosenvereinigung (NANDA) beschrieben. In meiner Arbeit<br />

möchte ich genauer auf die Internationale Klassifikation der Krankheiten 10. Auflage<br />

(ICD 10) eingehen.<br />

Die Diagnose Insomnie nach der Internationalen Klassifikation der Krankhei-<br />

ten (ICD 10):<br />

Generell unterteilt die ICD 10 Schlafstörungen in organisch bedingte und nicht-<br />

organisch bedingte Schlafstörungen.<br />

2 Kevin Morgan, S.José Closs: Schlaf-Schlafstörungen-Schlafförderung, 1.Aufl., Hans Huber Verlag<br />

2000, S. 23<br />

6


Organisch bedingter Schlafstörungen liegen körperliche Ursachen zugrunde und<br />

werden in der ICD 10 auch unter Erkrankungen des Nervensystems angeführt.<br />

Bei Schlafstörungen nicht organischer Ursache wird die emotionale Komponente als<br />

Hauptursache beschrieben. Es kann jedoch eine körperliche Ursache als Auslöser<br />

herangezogen werden.<br />

2.1 Organische Schlafstörungen<br />

Zu den organischen Schlafstörungen zählen:<br />

2.1.1 Insomnien<br />

Diese Art der Schlafstörung wird definiert als Zustand einer nicht zufriedenstellen-<br />

den Schlafquantität und/oder –qualität, die eine bestimmte Zeitperiode andauert. 3<br />

Als Ursache wird in der ICD 10 eine erkennbare körperliche Erkrankung bezeichnet.<br />

2.1.2 Hypersomnien<br />

Hypersomnien äußern sich einerseits als übermäßige Tagesmüdigkeit bzw. Schlafan-<br />

fällen tagsüber oder als verlängerter Übergang bis zum vollständigen Aufwachen.<br />

2.1.3 Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus<br />

Definiert werden Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus in der ICD 10 als mangel-<br />

hafte Synchronität zwischen dem individuellen und dem in der Umgebung erwünsch-<br />

ten Schlaf-Wach-Rhythmus. 4<br />

2.1.4 Schlafapnoe<br />

Als Schlafapnoe wird eine vorübergehende Unterbrechung der Atmung während des<br />

Schlafes bezeichnet. Zugrunde liegt meist eine Obstruktion der oberen Atemwege<br />

(obstruktive Schlafapnoe) oder ein Verlust der Atemtätigkeit (zentrale Schlafapnoe).<br />

Sind beide Ursachen erkennbar, spricht man von einer gemischten Form der Schla-<br />

fapnoe.<br />

3 Kevin Morgan, S.José Closs: Schlaf-Schlafstörungen-Schlafförderung, 1.Aufl., Hans Huber Verlag<br />

2000, S. 26<br />

4 Kevin Morgan, S.José Closs: Schlaf-Schlafstörungen-Schlafförderung, 1.Aufl., Hans Huber Verlag<br />

2000, S. 27<br />

7


2.1.5 Narkolepsie<br />

Hierbei handelt es sich um ein neurologisches Syndrom, charakterisiert durch eine<br />

unübliche unwiderstehliche Neigung zum Schlaf.<br />

2.2 Nicht-organische Schlafstörungen<br />

Schlafstörungen, denen eine emotionale Komponente als Auslöser zugrunde liegt,<br />

werden als nicht-organische Schlafstörungen bezeichnet und lassen sich in Dyssom-<br />

nien und Parasomnien unterteilen.<br />

2.2.1 Dyssomnien<br />

In der ICD 10 wird diese Form der nicht-organischen Schlafstörung als primär psy-<br />

chogene Erkrankung definiert, deren dominierende Störung sich auf den Umfang, die<br />

Qualität und zeitliche Einteilung des Schlafs bezieht. 5<br />

Dazu zählen:<br />

• Nicht-organische Insomnie<br />

• Nicht-organische Hypersomnie<br />

• Nicht-organische Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus<br />

2.2.2 Parasomnien<br />

Treten während des Schlafes unübliche episodische Ereignisse auf, spricht man in<br />

der ICD 10 von einer Parasomnie. Bei Erwachsenen ist diese Form der Schlafstörung<br />

psychogener Natur. Zu den Parasomnien zählen unter anderen:<br />

• Schlafwandeln<br />

• Nachtangst<br />

• Alpträume<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass im Allgemeinen Kategorisierungen selten<br />

angewandt werden. Es ist daher wichtig seine Erfahrung als Pflegeperson mit einzu-<br />

beziehen und das Thema Schlafstörung mit wachsamem Auge zu beobachten. Die<br />

genannten Klassifikationen sollen als Überblick und Informationsquelle dienen.<br />

5 Kevin Morgan, S.José Closs: Schlaf-Schlafstörungen-Schlafförderung, 1.Aufl., Hans Huber Verlag<br />

2000, S. 26<br />

8


3 URSACHEN UND BEEINFLUSSENDE FAKTOREN VON<br />

SCHLAFSTÖRUNGEN<br />

Nicht nur die Beobachtung des jeweiligen Schlafverhaltens ist für Pflegepersonen<br />

von Bedeutung. Vielmehr ist das Augenmerk auch auf die mögliche Ursache zu le-<br />

gen, die unterschiedlicher Natur sein kann. Nicht immer ist es Pflegepersonen mög-<br />

lich, die Ätiologie zu beeinflussen.<br />

3.1 Äußere Ursachen von Schlafstörungen<br />

Insbesondere bei Insomnien, die durch die Umgebung verursacht werden, können<br />

Pflegepersonen hilfreich einschreiten. Oft sind es Kleinigkeiten, die neben einem<br />

ungewohnten Umfeld zu einem gestörten Schlaf führen. Einige wichtige Faktoren,<br />

die dabei maßgebend eine Rolle spielen, sind:<br />

3.1.1 Lärm<br />

Lärm ist eine der Hauptursachen für eine nicht zufriedenstellende Schlafqualität oder<br />

–quantität. Gerade ältere Menschen sind aufgrund ihrer höheren Geräuschempfind-<br />

lichkeit betroffen.<br />

3.1.2 Temperatur<br />

Von Bedeutung ist hier die Umgebungstemperatur, aber auch die eigene Körpertem-<br />

peratur. Vor allem beeinflussen Veränderungen der Temperatur (z.B. Fieber) das<br />

Durchschlafen, erhöhen die Wach- und die Schlafphasen<br />

3.1.3 Licht<br />

Licht gilt als eine wichtige Größe in der Regulation des zirkadianen Rhythmus. Die<br />

Produktion von Melatonin wird gehemmt und der Körper bekommt durch den Wech-<br />

sel von Licht und Dunkelheit ein Signal, ob es Nacht oder Tag ist.<br />

3.1.4 Schlafposition<br />

Die Schlafposition kann vorübergehend aber in manchen Fällen auch längerfristig zu<br />

Schlafstörungen führen, da Betroffene aus unterschiedlichen Gründen nicht im Lie-<br />

gen schlafen können.<br />

9


3.2 Das Wachverhalten als Ursache von Schlafstörungen<br />

Was man isst, welche Medikamente man einnimmt, welche Genussmittel oder gar<br />

Drogen man sich zu führt oder wie viel körperliche Aktivität man tagsüber ausübt –<br />

all das beeinflusst den Schlaf und gewinnt somit auch als pflegerischer Aspekt an<br />

Bedeutung. Genussmittel wie Nikotin, Alkohol oder Koffein können eine erhebliche<br />

Beeinträchtigung auf den Schlaf haben. Bei vielen Menschen führt der Genuss von<br />

Alkohol zu Entspannung und in weiterer Folge zu einer Beschleunigung des Schlaf-<br />

beginnes. Koffein stimuliert das Zentralnervensystem, obwohl sich individuelle Un-<br />

terschiede in der Sensibilität auf die Substanz erkennen lassen. Enthalten ist das Ge-<br />

nussmittel in Kaffee, Tee, Cola und anderen alkoholfreien Getränken. Ebenfalls<br />

Auswirkung auf den Schlaf haben Medikamente, deren Substanzen eine Wirkung auf<br />

das ZNS haben. Dazu zählen unter anderem: Hypnotika, Sedativa, Tranquilizer, An-<br />

tikonvulsiva, Antihistaminika , Betablocker, Kortikosteroide, Kalziumantagonisten,<br />

Thyroxin, MAO-Hemmer, Bronchodilatatoren, Amphetamine, Benzodiazepine usw.<br />

(vgl. Morgan/Closs: Schlaf-Schlafstörungen-Schlafförderung, 1. Aufl. 2000, Hans Huber Verlag;<br />

S.62-66)<br />

3.3 Körperliche und psychische Probleme als Ursache<br />

Schmerz ist im Krankenhausalltag und gerade bei der Pflege älterer Menschen einer<br />

der Hauptursachen von Schlafstörungen. Besonders bei jenen, die unter chronischen<br />

Schmerzen z.B. Polyneuropathien, rheumatische Arthritis, Kreuzschmerzen, Ge-<br />

lenksschmerzen usw. leiden, kommt es häufig zu Insomnien.<br />

Menschen, die unter Angstzuständen, ständiger Nervosität oder Unruhe leiden, lei-<br />

den folglich auch häufig an Schlafstörungen. Auch Depressionen gehen oft mit<br />

Angstzuständen einher und haben daher einen nachhaltigen Effekt auf die Schlafqua-<br />

lität und –quantität. Depressive Menschen leiden häufig an Einschlafproblemen, wa-<br />

chen nachts öfters und am Morgen zu früh wieder auf.<br />

10


4 SCHLAFFÖRDERUNG ALS PFLEGERISCHE AUFGABE<br />

Im Stationsalltag begegnet man zahlreichen Menschen mit Schlafstörungen. Betrof-<br />

fen sind alle Altersgruppen, wobei jedoch ältere Menschen am häufigsten damit zu<br />

kämpfen haben. Besonders in Altenheimen scheitert der physiologische Schlaf meist<br />

an den „Heimritualen“ wie z.B. das Abendessen zwischen 16 und 17 Uhr, das Ab-<br />

drehen des Lichts um 18 Uhr oder das Einschlafen um 19 Uhr. Oft sind die Men-<br />

schen einen völlig anderen Tagesablauf von zuhause gewöhnt und sind meist noch<br />

nicht müde, da sie noch vom Nachmittagsschläfchen ausgeruht sind. Auch im Kli-<br />

nikalltag zeigt sich, dass ältere Menschen sich dem Stationsleben nicht ganz anpas-<br />

sen können. In beiden Fällen wird dann zur Abhilfe immer dieselbe Methode ange-<br />

wandt: man greift zu einem Schlafmittel, um den alten Menschen einen erholsamen<br />

Schlaf zu bescheren. In den meisten Fällen scheut die Ärzteschaft auch nicht davor<br />

zurück sogar zu Benzodiazepine zu verordnen, obwohl Ihnen bekannt ist, dass diese<br />

nach längerer Einnahme zu enormen Nebenwirkungen führt. Atem- und Gleichge-<br />

wichtsprobleme, nächtliche Verwirrtheitszustände, vermehrte Schläfrigkeit am Tag<br />

usw. sind nur einige der Probleme, die dabei auftreten können. Spannt man den Bo-<br />

gen sogar weiter und nimmt sich nur mal das Beispiel der Gleichgewichtsstörung zur<br />

Hand, dann kann man logisch daraus folgern, dass es zu einer Erhöhung der Sturzge-<br />

fahr bei älteren Menschen kommt und dies wiederum kann zu einer höheren Rate<br />

von Hüftfrakturen führen.<br />

Nicht zu unterschätzen ist auch der Rebound-Effekt, d.h. ein zu plötzliches Absetzen<br />

des Schlafmittels oder eine zu schnelle Dosisreduzierung führt zu einer Verstärkung<br />

der Schlafstörungen. Warum nicht häufiger zu pflanzlichen Mitteln gegriffen wird,<br />

ist eine gute Frage, die leider an dieser Stelle nicht beantwortet werden kann.<br />

Man soll sich nicht nur über die Ärzteschaft wundern, nein, auch über diplomiertes<br />

Pflegepersonal darf der Kopf geschüttelt werden. Denn schließlich sind sie es, die<br />

den Ärzten die Bitte zukommen lassen, man möge dem Patienten ein Schlafmittel<br />

verschreiben. Vielleicht liegt es (gerade in Altenheimen) am Stress oder an mangeln-<br />

der Motivation ihrerseits, dass wir gar nicht erst versuchen, den Schlaf des Patien-<br />

ten/Klienten oder Bewohners durch einfache Maßnahmen zu fördern. Im Rahmen<br />

dieser Arbeit stellte sich bei mir deshalb die Frage, welche Pflegemaßnahmen schlaf-<br />

fördernde Wirkung auf unser „Klientel“ haben. Vor allem sollte man als Pflegeper-<br />

son bewusst sein, was man selbst und was der Patient tun kann, um einen besseren<br />

11


Schlaf zu erreichen. Schlaf ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen und sollte<br />

daher im best möglichen Maß gefördert werden. Man sollte verstehen, dass Schlaf-<br />

förderung eines der Eckpfeiler einer fachlichen pflegerischen Betreuung ist und dass<br />

das Pflegepersonal es sich oft zu leicht macht und den Arzt schlicht ein Medikament<br />

aufschreiben lässt. Viel zu oft werden auch die persönlichen Rituale der Patienten<br />

übersehen. Da Berührung und Körperkontakt sich als ein sehr wichtiger Aspekt bei<br />

schlaffördernden Maßnahmen darstellt, wird hier besonders auf Maßnahmen einge-<br />

gangen, die aufgrund von Entspannung, Berührung zum Schlaf führen. Hierfür eignet<br />

sich besonders gut das Konzept der Basalen Stimulation ® .<br />

5 SCHLAFFÖRDERUNG IM RAHMEN DER BASALEN STIMU-<br />

LATION ®<br />

Neben vielen anderen Methoden zur Schlafförderung, wie z.B. das Autogene Trai-<br />

ning, die Progressive Muskelentspannung usw. ist die Basale Stimulation ® , meiner<br />

Meinung nach, eine der besten Möglichkeiten auf Schlafstörungen älterer Menschen<br />

einzugehen. Pflege im Rahmen der Basalen Stimulation sollte ein Zeichen der beruf-<br />

lichen Qualifikation sein und ist von jeder Pflegeperson anwendbar.<br />

Das Konzept selbst entstand vor über 30 Jahren im Rahmen eines Schulversuches an<br />

schwerst behinderten Kindern und Jugendlichen. Geleitet wurde dieser von einem<br />

Sonderschullehrer – Prof. Dr. Andreas Fröhlich- der erstmals versuchte, schwer be-<br />

hinderte Kinder zu unterrichten. Es entstand ein Unterrichts- und Förderkonzept, das<br />

1977 mit dem Namen „Basale Stimulation“ tituliert wurde.<br />

Basal (lat: die Basis bildend) meint, dass man sich einfachster elementarer Metho-<br />

den bedienen kann, um einen Menschen zu erreichen.<br />

Stimulation (anregen, ermuntern) meint Menschen durch positive Handlungen so zu<br />

motivieren, dass dieser mit seiner Umwelt in Kontakt tritt.<br />

(vgl. Internationaler Förderverein Basale Stimulation e.V.: “Entstehungsgeschichte“. URL:<br />

http://www.basale-stimulation.de/Allgemein/index.php?lang=at (Stand 16. März 2007)<br />

Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Konzept immer weiter bis Mitte der 80er<br />

Jahre die Dipl. Pädagogin und Krankenschwester Christel Bienstein darauf aufmerk-<br />

12


sam wurde und das Konzept zusammen mit Prof. Dr. Andreas Fröhlich auf den klini-<br />

schen Alltag von schwer kranken Menschen übertrug. Es zeigte sich, dass die Basale<br />

Stimulation auch bei erwachsen schwer kranken Menschen (insbesondere bei Appa-<br />

likern und komatösen Patienten) erfolgreich angewendet werden kann. Auch ältere<br />

Menschen, Demenzkranke, Alzheimerpatienten usw. eigenen sich besonders für das<br />

Konzept. Die Basale Stimulation ® legt großen Wert auf die Selbstbestimmung des<br />

Patienten und ist ein prozessorientiertes Pflegekonzept. Es bedeutet nicht unbedingt<br />

einen Mehraufwand an Zeit, sondern eine Umorganisation der Pflege.<br />

Basale Stimulation ® in der Pflege nimmt Beziehung zum Patienten über somatische,<br />

vestibuläre und vibratorische Anregung auf, hinzu können dann orale-auditivetaktil/haptische-olfaktorische<br />

und visuelle Angebote kommen, die dem Patienten helfen<br />

ein elementares Körperselbstbild, eine elementare Raum-Zeit-Orientierung aufzubauen<br />

und Beziehung zu seiner Umwelt aufzunehmen. 6<br />

Ziele der Basalen Stimulation ® :<br />

Zentrales Ziel der Basalen Stimulation ® ist es, den Patienten bei seinem Tun zu un-<br />

terstützen bzw. die Vorraussetzungen dafür zu schaffen. Im Mittelpunkt steht dabei<br />

die Selbstbestimmung. Es handelt sich hierbei nicht um ein Stufenmodell, wo immer<br />

nur ein Ziel nach dem anderen erreicht werden kann, jedoch lässt sich eine gewisse<br />

Ordnung erkennen. Die Basale Stimulation ® zeichnet sich durch folgende Einzelziele<br />

aus:<br />

o Leben erhalten, Entwicklung erfahren<br />

o Das eigene Leben spüren<br />

o Sicherheit erleben und Vertrauen aufbauen<br />

o Den eigenen Rhythmus entwickeln<br />

o Die Außenwelt erfahren<br />

o Beziehungen aufnehmen und Begegnungen gestalten<br />

o Sinn und Bedeutung geben<br />

o Sein Leben gestalten<br />

o Autonomie und Verantwortung leben 7<br />

Das Konzept unterscheidet sich dadurch von anderen Pflegemodellen, dass nicht<br />

unsere Vorstellung leitend ist, sondern dass wir auf Wunsch des Patienten handeln<br />

und dadurch als Begleiter einen Zugang zum alten Menschen finden können. Da sich<br />

6 J. Rannegger: Was ist Basale Stimulation in der Pflege?; URL:<br />

http://www.basale.at/system/anypage/index.php?opnparams=DTVbawZnC2o (Stand 16.03. 2007)<br />

7 T. Schürenberg/A. Buchholz: Lebensbegleitung alter Menschen: Basale Stimulation in der Pflege<br />

alter Menschen, 2. Aufl. ;Hans Huber Verlag Bern, 2005, S. 16-17<br />

13


viele alte Menschen sich nicht mehr selbst mitteilen können ist in vielen Fällen eine<br />

Biografie eine große Hilfe.<br />

5.1 Die Biografie als Fundament der Basalen Stimulation<br />

Um speziell auf den Patienten eingehen zu können und seine Wahrnehmung zu för-<br />

dern eignet sich besonders in Langzeiteinrichtungen die Erstellung einer Biografie<br />

des Patienten. Ist der alte Mensch nicht mehr in der Lage sich ausreichend mitzutei-<br />

len, kann ein „Biografieerhebungsbogen“ erstellt werden, der dann von den Angehö-<br />

rigen ausgefüllt werden kann. Dieser sollte möglichst alle Lebensaktivitäten betref-<br />

fen und eignet sich somit auch zur Erhebung der Schlafgewohnheiten eines Patien-<br />

ten. Konkret könnte der Fragebogen folgende Punkte enthalten:<br />

Lagerung:<br />

Beim Schlafen möchte er/sie den Oberkörper � hoch oder � flach gelagert haben<br />

Er/sie liegt lieber auf der � rechten oder � linken Seite<br />

Er/sie liegt gerne auf dem � Rücken oder auf dem � Bauch<br />

Dauer des Schlafes<br />

In der Regel schläft mein Angehöriger _____ Stunden � mit Unterbrechungen<br />

Er/sie geht um ca. __________ Uhr zu Bett.<br />

Schlaf tagsüber<br />

Mein Angehöriger hält einen Mittagsschlaf<br />

� nein � ja, für die Dauer von ___<br />

Hat er/sie ein spezielles Kissen oder Decken oder ähnliches?<br />

____________________________________________________________________<br />

Was trägt mein Angehöriger beim Schlafen?<br />

____________________________________________________________________<br />

Auf zu wenig Schlaf reagiert er/sie mit<br />

____________________________________________________________________<br />

Einschlafrituale<br />

� Wärmeflasche<br />

� Schlafmedikation<br />

� Fernsehen � Musik � Lesen<br />

� Ein Glas _______________________________<br />

Er/sie hat es gerne � warm oder � kühl im Zimmer<br />

Er/sie hat das Fenster beim Schlafen � geöffnet oder � geschlossen<br />

Mein Angehöriger benötigt � ein oder � kein kleines Licht beim Einschlafen<br />

14


5.2 Das Bett als wesentlicher Faktor zur Schlafförderung<br />

Das Bett stellt im Leben eines Menschen eine Art Schutzraum dar, es ist Teil der<br />

Intimsphäre und für Βesucher nicht zugänglich. Es bietet einen Raum des Rückzugs,<br />

der Sicherheit und der Geborgenheit. Es sollte mit dem restlichen Raum in Bezie-<br />

hung und möglichst am gleichen Ort wie zuhause stehen. Der gewohnte Platz alleine<br />

kann schon Geborgenheit schenken. Dieses Gefühl wird durch eine passende Matrat-<br />

ze, gewohntes Bettzeug oder Bekleidung noch unterstützt. Da ein bestimmtes Mate-<br />

rial immer ein Körpergefühl vermittelt, sollte man hier an die Biografie anknüpfen.<br />

Zum Wohlfühlen im Bett gehört natürlich auch die dementsprechende gewohnte La-<br />

gerung bzw. Lagerungshilfsmittel, was ebenfalls biografisch erhoben werden kann.<br />

Zusätzlich bewähren sich Deckenrollen, Rollen oder Stillkissen, die in unterschiedli-<br />

cher Form an den Körper angepasst werden und somit die Wahrnehmung der Kör-<br />

perbegrenzung fördern, aber dadurch auch zu Geborgenheit führen. Da diese Rollen<br />

durch ihre umschließende Form an Buchstaben erinnern, nennt man die Rollen auch<br />

A, II, U, L oder Ω - Rollen. (vgl. T. Schürenberg/A. Buchholz: Lebensbegleitung alter Men-<br />

schen: Basale Stimulation in der Pflege alter Menschen, 2. Aufl. ;Hans Huber Verlag Bern, 2005, S.<br />

151)<br />

Abb. 2: Verschiede Arten der Deckenrollen nach dem Konzept der Basalen Stimulation ®<br />

15


5.3 Spezielle Lagerungen<br />

Im Rahmen der Basalen Stimulation ® eignen sich zur Schlafförderung jene Lagerun-<br />

gen, die die Körperwahrnehmung verstärken und dadurch auch Wohlbefinden för-<br />

dern. Die passende Position führt zu Entspannung des Patienten, welche weiters zur<br />

Schlafförderung dient. Konkret handelt es sich hierbei um folgende spezielle Lage-<br />

rungen.<br />

5.3.1 Nestlagerung<br />

Diese Lagerung hat ihren Ursprung in der Neonatologie und hat sich auch besonders<br />

bei Menschen bewährt, die über einen längeren Zeitraum liegen müssen. Deshalb ist<br />

diese Lagerung besonders für ältere pflegebedürftige Menschen geeignet.<br />

Bei der Nestlagerung unterscheidet man zwei Arten:<br />

• Offene Nestlagerung:<br />

Der Patient befindet sich in Rückenlage, wobei der Körper mit einer Deckenrolle bis<br />

zu den Waden nachgeformt wird. In Höhe des unteren Drittels der Waden wird das<br />

Deckenende nach innen gelegt. Die Füße bleiben bei dieser Art der speziellen Lage-<br />

rung frei.<br />

• Geschlossene Nestlagerung:<br />

Hier sind auch die Füße des Patienten in die Lagerung miteinbezogen, was bedeutet,<br />

dass der gesamte Körper nachmodelliert wird. Auch zwischen den Beinen kann zur<br />

Körperbegrenzung ein Kissen eingesetzt werden. (vgl. J. Ranneger: Lagerungen: URL:<br />

http://www.basale.at/system/anypage/index.php?opnparams=BT0CMlIzUTM ,Stand 19.03.2007)<br />

5.3.2 Nussschalen Lagerung<br />

Sinn der Nussschalen Lagerung ist es, dem Patienten Sicherheit zu vermitteln, sein<br />

Wohlbefinden zu fördern, Körperstabilität zu vermitteln und weiterer Folge zu Ent-<br />

spannung und zum Schlaf zu führen. Diese Art der Lagerung wurde entwickelt, da es<br />

immer wieder zu Problemen mit der Körperwahrnehmung bei Patienten kam, die<br />

kurz oder für länger Zeit weich gelagert werden mussten. Betroffene bekamen durch<br />

den Orientierungsverlust einen enormen Bewegungsdrang, der mit Medikamenten<br />

behandelt wurde. Um das zu verhindern, wurde diese Lagerung im Rahmen der Ba-<br />

salen Stimulation ® entwickelt. (vgl. J. Ranneger: Lagerungen: URL:<br />

http://www.basale.at/system/anypage/index.php?opnparams=BT0CMlIzUTM ,Stand 19.03.2007)<br />

16


Durchführung der Nussschalenlagerung:<br />

Es werden zwei Decken zu Rollen geformt und "UNTER" den Laken (Leintuch)des<br />

Bettes gegeben. Man beginnt am Kopfende. Die Rolle wird an der Seite des Patienten,<br />

bis zu den Fußsohlen entlang gegeben. Zu einer besseren Stabilisierung der Decke,<br />

soll das Leintuch mit der Zweiten Hand angespannt werden. Es wird die Rolle<br />

"fest" zum Körper des Patienten gepresst. Damit erreicht man eine bessere<br />

Körperform. In Höhe der Kniekehle wird die Rolle weiter nach innen geschoben,<br />

damit das Bein in Höhe des Knies gebeugt wird. Was zu einer besseren Entspannung<br />

beiträgt. Das Ende der Decke wird am fußende nach innen geschlagen, um die Körperwahrnehmung<br />

weiter zu verbessern. Die zweite Decke wird an der anderen Körperseite,<br />

in derselben Form angebracht. Auch hier wird in Höhe der Kniekehle die<br />

Deckenrolle nach innen geschoben, was eine leichte Erhöhung des Beines im Kniebereich<br />

bewirkt. Es hat sich bewährt, wen zum Abschluss ein Handtuch oder ein anderer<br />

Lacken zwischen den Beinen gelegt wird, um die Wahrnehmung der einzelnen<br />

Beine zu verbessern. 8<br />

5.4 Waschungen<br />

Im Rahmen der Basalen Stimulation zählen die Waschungen zum Grundelement der<br />

somatischen Stimulation über die Haut. Zur Schlafförderung alter Menschen eignet<br />

sich die beruhigende Ganzkörperwäsche, wobei zur Entspannungsförderung oftmals<br />

auch eine Teilwäsche genügt. Hier sollte auf Gewohnheiten bzw. Rituale des Patien-<br />

ten geachtet werden. Angewendet wird die beruhigende Ganzkörperwaschung vor<br />

allem bei Patienten, die aufgrund ihrer Muskelspannung als vegetative Begleiter-<br />

scheinung Unruhe, Angst und Schlafstörungen aufweisen.<br />

8 J. Ranneger: Lagerungen:<br />

URL: http://www.basale.at/system/anypage/index.php?opnparams=BT0CMlIzUTM (Stand<br />

19.03.2007)<br />

Abb. 3: vereinfachte Darstellung der Haarwuchsrichtungen des Menschen<br />

17


Bei der Ganzkörperwaschung im Rahmen der Basalen Stimulation ® stehen die Kör-<br />

perhaare im Mittelpunkt, da diese elektrische Impulse zum Gehirn weiterleiten und<br />

so wichtige Wahrnehmungskanäle darstellen. Angenehm und entspannend empfin-<br />

den Patienten eine Berührung in Haarwuchsrichtung, ein Streichen gegen die Haar-<br />

wuchsrichtung wirkt jedoch anregend. Daher wird die beruhigende Ganzkörperwä-<br />

sche als Methode der Schlafförderung in Haarwuchsrichtung durchgeführt. Weiters<br />

ist die Haut eines jeden Menschen mit Drucksensoren ausgestattet, die hier einen<br />

weiteren Signalsender ins Hirn darstellen. Zusätzlich spielen bei der Ganzkörperwä-<br />

sche Thermorezeptoren eine Rolle, die wiederum Wärme und somit Wohlbefinden<br />

und Entspannung an das Gehirn weiterleiten. Daher ist es besonders wichtig bei der<br />

beruhigenden Körperwäsche auf die richtige Temperatur des Wassers zu achten, da<br />

sich nur dann der Patient auch wirklich entspannen kann. Man sollte daher während<br />

der Durchführung immer wieder die Wassertemperatur kontrollieren um eine plötzli-<br />

che Anspannung durch zu kaltes Wasser zu vermeiden. Eine besonders empfindliche<br />

Region ist hierbei der Rücken, wo es bei zu kaltem Waschwasser zu einer extremen<br />

inneren Anspannung kommen kann. Wenn man eine beruhigende Ganzkörperwäsche<br />

durchführt, sollte man auf folgende Punkte achten:<br />

• Gewaschen wird wie bereits erwähnt in Haarwuchsrichtung mit zwei Wasch-<br />

lappen (keine Einmalwaschlappen), wobei ein leichter Druck ausgeübt wer-<br />

den sollte, um die Sensoren zu stimulieren.<br />

• Das Ganze sollte symmetrisch erfolgen.<br />

• Der gesamte Körper des Patienten soll dabei nachmodelliert werden.<br />

• Stattfinden sollte die Waschung in einer ruhigen, entspannenden Atmosphäre.<br />

• Alle Tätigkeiten sollten dabei zwei- bis dreimal wiederholt werden.<br />

Durchführung der beruhigenden Ganzkörperwaschung<br />

Zu Beginn wird der Patient über die Pflegemaßnahme informiert. Es erfolgt zuerst<br />

eine Initialberührung, danach wird die Hand des Patienten in das Waschwasser ge-<br />

taucht, um die Thermorezeptoren der Handinnenfläche zu aktivieren.<br />

Begonnen wird an der Schulter, wobei an den Armen zwei Waschlappen in Haar-<br />

wuchsrichtung bis zu den Fingern geführt werden. Wie erwähnt sollte man die Tätig-<br />

keit zwei bis dreimal wiederholen. Als nächstes wird das Gesicht des Patienten ent-<br />

weder geführt oder mit zwei Waschlappen - beide Gesichtshälften gleichzeitig von<br />

18


oben nach unten – gewaschen. Dann folgen der Brustkorb und der Bauch, wobei die<br />

Waschlappen wie folgt geführt werden:<br />

• vom Schlüsselbein zur Schulter<br />

• von der Achsel zur Brust und<br />

• von der Außenseite des Stammes sternförmig in Richtung Nabel<br />

Die unteren Extremitäten werden von der Darmbeinkante bis zur Kniekehle gewa-<br />

schen an der Vorderseite des Beines gewaschen. Ab dem Knie wird dann das gesam-<br />

te Bein umfasst und bis zu den Zehen hin gewaschen. Nach dem Drehen des Patien-<br />

ten, das am besten mit Hilfe einer zweiten Pflegeperson erfolgen sollte, werden die<br />

Waschlappen am Rücken von der Außenseite des Stammes in Richtung Wirbelsäule,<br />

von oben nach unten (vom Schulter- zum Lendenwirbelbereich) symmetrisch ge-<br />

führt. Ganz am Ende wird noch die Rückseite der Oberschenkel vom Knie in Rich-<br />

tung Analbereich gewaschen.<br />

Das Abtrocknen erfolgt immer in die Haarwuchsrichtung und sollte ebenfalls zwei<br />

bis dreimal wiederholt werden. Es sollte auch mit einem aussagekräftigen Druck und<br />

symmetrisch durchgeführt werden. Der Genital- und Analpflege sollte nicht im<br />

Rahmen der beruhigenden Körperwäsche durchgeführt werden, da es hierbei wieder<br />

zu einer Anspannung des Patienten kommen kann. Bei der beruhigenden Wäsche<br />

steht nicht das Reinigen selbst, sondern die Körperwahrnehmung und die Entspan-<br />

nung im Mittelpunkt.<br />

Abb. 4: Schematische Darstellung der beruhigenden Ganzkörperwäsche<br />

(in Haarwuchsrichtung)<br />

19


Die von Christel Bienstein entwickelte beruhigende Waschung eignet sich genauso<br />

gut als Ausstreichung mit einer Creme/Lotion, mit anderen Materialen oder über die<br />

Kleidung und kann somit ideal als schlaffördernde Maßnahme eingesetzt werden.<br />

(vgl. T. Schürenberg/A. Buchholz: Lebensbegleitung alter Menschen: Basale Stimulation in der Pfle-<br />

ge alter Menschen, 2. Aufl. ;Hans Huber Verlag Bern, 2005, S. 67-70)<br />

5.5 Waschzusätze für zusätzliche Entspannung<br />

Um eine entspannende und beruhigende Wäsche noch zu unterstützen, kann zusätz-<br />

lich mit verschiedenen Zusätzen gearbeitet werden. Dabei sollte jedoch auf die Bio-<br />

grafie des Patienten geachtet werden, um eine Abneigung gegen bestimmte Düfte zu<br />

vermeiden. Besonders wertvoll sind hierbei ätherische Öle, die in kleinsten Mengen<br />

mit einem Emulgator (Milch, Honig, Sahne oder Salz) dem Waschwasser zugegeben<br />

werden sollen. Folgende ätherische Öle fördern die Entspannung und eignen sich<br />

daher auch zur Anwendung gegen Schlaflosigkeit:<br />

• Lavendel (auch bei Nervosität und Anspannung, sollte sehr gering dosiert<br />

werden)<br />

• Hopfen (wirkt sedativ und nervlich ausgleichend)<br />

• Melisse<br />

• Rosengeranie<br />

• Sandelholz<br />

• Mandarine (gegen Stress und nervöser Anspannung)<br />

• Kamille (kann in zu hohen Dosen hautreizend wirken)<br />

• Fenchel (ausgleichende Wirkung auf das Zentrale Nervensystem)<br />

• Angelika(wurzel)<br />

• Koriander (wird auch bei Angstzuständen, Stress etc angewendet)<br />

• Majoran<br />

Oft eignen sich für eine entspannende Wirkung auch Mischungen verschiedener Düf-<br />

te, welche zum Beispiel nachfolgend beschrieben wird:<br />

Beruhigende und entspannende Grundmischung:<br />

Die Mischung wird mit 250 g Meersalz vermischt. Zum Waschen reicht ein halber<br />

Teelöffel des beträufelten Salzes als Zusatz.<br />

10 gtt Bergamotte (zur Unterstützung bei depressiven Patienten)<br />

10 gtt Lavendel<br />

20


5 gtt Sandelholz<br />

5 gtt Zeder (wirkt zusätzlich angstlösend) 9<br />

Ätherische Badezusätze eignen sich weiters zur äußerlichen Anwendung als<br />

• Fußbad (2 bis 3 gtt ätherisches Öl vermischt mit Honig oder Meersalz ins<br />

Wasser geben)<br />

• Warme Kompresse (Lavendel- oder Melissenöl 1%ig in Olivenöl auf den<br />

Brustkorb oder Oberbauch legen) oder als<br />

• kühle Wadenwickel (z.B. getränkt mit Lavendel-Bademilch).<br />

5.6 Atemstimulierende Einreibung<br />

Abschließend möchte ich noch eine wichtige Pflegemaßnahme im Rahmen der Basa-<br />

len Stimulation ® erwähnen, die für mich in der Praxis immer wieder ihre Wirksam-<br />

keit bewies. Es handelt sich hierbei um die Atemstimulierende Einreibung (ASE).<br />

Sie ist für mich die einfachste, effektivste und schönste Methode des Konzeptes der<br />

Basalen Stimulation ® , da die Anwendung mit sehr viel Einfühlvermögen und Kör-<br />

perkontakt einhergeht. Ich denke, dass gerade beim Thema Schlaflosigkeit die liebe-<br />

volle Berührung eines Menschen eine bedeutsame Rolle spielt. Berührt zu werden ist<br />

ein Bedürfnis eines jeden Menschen, was einem von Anfang des Lebens begleitet.<br />

Auch in der Pflege hat die Berührung einen hohen Stellenwert. Berührungen können<br />

zufällig oder gezielt erfolgen. Bei der Atemstimulierenden Einreibung steht die Be-<br />

rührung selbst im Mittelpunkt der pflegerischen Handlung. Besonders bei älteren<br />

Menschen ist das Berührt werden oft die einzige zwischenmenschliche Kommunika-<br />

tionsmöglichkeit. Oft leiden alte Menschen in Langzeiteinrichtungen an „Berüh-<br />

rungsmangel“ und verschließen sich, was in weiterer Folge zu depressiven Zuständen<br />

führen kann. Bei der ASE ist es von besonderer Wichtigkeit, sich Zeit für den Patien-<br />

ten zu nehmen und eine angenehme und entspannende Atmosphäre zu schaffen. Ent-<br />

spannung ist eine Grundvoraussetzung für Schlaf, was bei der ASE durch das Mit-<br />

wirken der richtigen Atmung noch verstärkt wird.<br />

Entspannung kann man als einen Zustand der relativen Freiheit von Angst und von<br />

der Spannung der Skelettmuskulatur definieren. 10<br />

9 M. Gimplinger: Aromapflege im Altenheim-Einführung Schritt für Schritt, In: FORUM für Aromatherapie<br />

und Aromapflege:; Heft 25/2007, S. 29<br />

10 Andrea Schiff: Schlafförderung durch Atemstimulierende Einreibung bei älteren Menschen, 2006<br />

zitiert nach McCaffery et al. 1997:253<br />

21


Durch die Atemstimulierende Einreibung wird das Einschlafen erleichtert, die<br />

Schlafqualität verbessert und die Wiedereinschlafphase beim Aufwachen in der<br />

Nacht deutlich verkürzt. Pflegenden sollte diese verantwortungsvolle Aufgabe be-<br />

wusst sein, da wir mit der ASE den Menschen selbst in seinem tiefen Inneren anspre-<br />

chen, unterstützen und sogar beeinflussen können.<br />

Abb. 5: Durchführung der Atemstimulierenden Einreibung (ASE)<br />

Für die Atemstimulierende Einreibung sollte man sich fünf bis zehn Minuten Zeit<br />

nehmen. Es wäre daher empfehlenswert, sich in dieser Zeit nicht von anderen (Kol-<br />

legen, Glocke etc.) stören zu lassen, um für eine entspannende, ruhige und somit<br />

schlaffördernde Umgebung zu schaffen. Die Pflegeperson sollte Zugang zum Rücken<br />

des Patienten haben, was entweder im Sitzen erfolgen kann, bei älteren Menschen<br />

hingegen aber seltener vorkommen wird. Hier eignet sich die liegende Position im<br />

Bett, wie z.B. die 135 ° Bauchlagerung oder eine 90 °-Seitenlage. Es sollte unbedingt<br />

darauf geachtet werden, warme Hände zu haben. Zum Einreiben eignet sich eine<br />

Wasser-in-Öl-Lotion, die Raumtemperatur haben soll. Als Zusatz können auch hier<br />

sehr gut ätherische Öle, die entspannungsfördernd oder schlaffördernd wirken, ver-<br />

wendet werden. Jedoch sollten diese nur von Pflegepersonen verwendet werden, die<br />

auch wirklich Kenntnisse in der Aromapflege aufweisen oder wenn Standards auf der<br />

Station/im Heim vorliegen. Als ätherischer Zusatz eignet sich z.B. Lavendel- oder<br />

Wildrosenöl, Bergamotte, Römische Kamille, Rose, Mimose, Melisse, Geranie, Ze-<br />

22


der, Sandelholz, Orange, Mandarine, Honig, Tonka, Vanille, Opoponax, oder eine<br />

ASE-Mischung, die sich z.B. aus folgenden Bestandsteilen zusammensetzen kann:<br />

10 gtt Lavendel fein<br />

3 gtt Pfefferminze<br />

2 gtt Rosmarin<br />

auf 50 ml Olivenöl 11<br />

Zuerst wird die Creme symmetrisch in<br />

überlappenden Streifen auf den Rücken und den<br />

Flanken aufgetragen. Der weitere Kontakt sollte<br />

nicht unterbrochen werden. Nun versucht die<br />

Pflegeperson die Atmung des Patienten zu<br />

erspüren, um diesen Rhythmus für die weitere<br />

Einreibung zu übernehmen und sie synchron zur<br />

Atmung durchzuführen. Die ASE erfolgt von den Schultern ausgehend in kreisenden<br />

Bewegungen Richtung Flanken. Man bewegt die Handfläche dabei entlang der Wir-<br />

belsäule und den Rippen, um auf den Thorax Druck auszuüben und dadurch das<br />

Ausatmen zu unterstützen. Die Finger werden in Richtung Wirbelsäule gedreht, um<br />

den Rippen den Impuls zu vermitteln sich zu heben. Die Bewegung nach unten zu<br />

den Flanken dauert ca. 5-6 kreisende Bewegungen lang. Ist die Pflegeperson am un-<br />

teren Rippenbogen angelangt, wir nur eine Hand wieder auf die Schulter gelegt. Die<br />

andere Hand wird erst gehoben, wenn die zweite an den Schultern angekommen ist.<br />

So ermöglicht man den ständigen Körperkontakt zum Patienten. Die gesamte Bewe-<br />

gung sollte drei- bis fünfmal wiederholt werden. Beendet wird die Atemstimulieren-<br />

de Einreibung durch dreimaliges überlappendes Ausstreichen von den Schultern in<br />

Richtung Flanken. Während der ASE sollen die Hände einen gleichmäßigen, deutli-<br />

chen Druck ausüben. Die Hände passen sich in Haarwuchsrichtung dem Rücken des<br />

Patienten an, wobei keine Hohlhand gebildet werden soll.<br />

Abb. 6: Phasen der Druckverteilung<br />

während der ASE<br />

Entwickelt wurde die ASE von Christel Bienstein aus den Grundlagen der Basalen<br />

Stimulation, die dabei mehrere verschiedene Konzepte darin verbindet. Die spezifi-<br />

schen spiralförmigen Bewegungen der Hände erinnert an die rhythmische Massage<br />

11 J. Trott-Tscheppe: Ätherische Öle in der Pflege-Ein Forschungsprojekt, In: FORUM für Aromatherapie<br />

und Aromapflege: Heft 25/2007, S. 30<br />

23


von I. Wegmann. Das „Erfahrbar machen“ der Atmung stammt von I. Middendorf.<br />

Die Aktivierung der Atemregulation durch verstärkten Druck der Hände parallel zu<br />

Wirbelsäule ist an die japanische Shiatsu-Massage angelehnt. Die Atemstimulierende<br />

Einreibung im Rahmen der Basalen Stimulation eignet sich nicht nur zur Schlafför-<br />

derung älterer Menschen, sondern auch bei depressiven Zuständen, bei Schmerzen,<br />

vor operativen Eingriffen, bei wahrnehmungsgestörten Patienten wie z.B. Mb. Alz-<br />

heimer – all diese „Indikationen“ können einzeln auftreten, aber auch als Auslöser<br />

einer Schlafstörung vorkommen. Wichtigstes Element der Atemstimulierenden Ein-<br />

reibung ist die Berührung. Diese führt zu einer Entspannung des Patienten und in<br />

weiterer Folge zum Einschlafen. Wichtigster Baustein der ASE sind wir als Pflege-<br />

personen. Es liegt in unserer Hand, dass die Atemstimulierende Einreibung auch sei-<br />

ne Wirkung erzielt.<br />

5.6.1 Die Atemstimulierende Einreibung und die Forschung<br />

Die ASE gehört zu jenen pflegerischen Maßnahmen die sich in den letzten Jahren<br />

rasch verbreitet hat. Daher wurde sie in mehreren kleineren, teilweise jedoch unver-<br />

öffentlichten, Forschungsarbeiten untersucht und zählt dadurch zu den am meisten<br />

beforschten Intervention in der deutschen Pflegepraxis. Auch die Wirkung der ASE<br />

auf Entspannung und Schlaf wurde in mehreren Studien beforscht (siehe nachfolgen-<br />

de Übersichtstabelle).<br />

24


Abb. 7: Studienübersicht über die Atemstimulierende Einreibung<br />

Behandelt wurde dieses Thema in Bezug auf depressive Patienten im Bereich der<br />

Psychiatrie von Schürenberg (1993 und 1995) und Peinsold (1999 und 2001).<br />

Unter Beteiligung von Krankenpflegeschülern im Rahmen von Unterrichtsprojekten<br />

fanden 1995/96 in Leoben und 2001 von Naserlack umfangreiche Studien über die<br />

ASE und deren Wirkung unter anderem auf den Schlaf statt. In beiden Studien zur<br />

Schlafförderung wurde angegeben, dass auch der Verbrauch von Schlafmitteln redu-<br />

ziert werden konnte. Alle (in der Tabelle genannten) Studien kamen zum Ergebnis,<br />

dass eine Atemstimulierende Einreibung eine sinnvolle Intervention sei, die unter<br />

anderem zu Entspannung, Wohlbefinden und Schlafförderung führe. Unklar bleibt in<br />

den bisher durchgeführten Studien aber die Auswirkung der ASE auf einzelne Fakto-<br />

ren des Schlafes wie z.B. Einschlaflatenz, Schlafunterbrechungen und frühes Erwa-<br />

chen. In den meisten Studien waren keine Kontrollgruppen vorhanden. Nicht be-<br />

schrieben wurde die Auswirkung der Umgebungsfaktoren. Unklar ist weiters, ob<br />

nicht nur das Vorhandensein einer Berührung der Pflegeperson und nicht die Inter-<br />

vention selbst der Grund der Entspannung und des Schlafes sein kann. In Anbetracht<br />

dieser Tatsache kann man sagen, dass die ASE bisher in ihrer Wirkung noch nicht<br />

ausreichend erforscht wurde. (vgl. Andrea Schiff: Schlafförderung durch Atemstimulierende<br />

Einreibung bei älteren Menschen, Verlag Hans Huber 1. Aufl. 2006 , S 61-66)<br />

25


Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die ASE zu einem Wohlbefinden, Ent-<br />

spannung und weiter zu einer besseren Schlafqualität führt. Zu einer Verbesserung<br />

der Atmung und in weiterer Folge der peripheren Sauerstoffsättigung kann es durch<br />

eine Anwendung der Atemstimulierenden Einreibung nicht führen.<br />

5.6.2 Meine eigenen Erfahrungen mit der ASE im Pflegealltag<br />

Bereits am Anfang meiner Ausbildung machte ich meine erste Erfahrung mit der<br />

Atemstimulierenden Einreibung. Es handelte sich dabei um einen psychiatrischen<br />

Patienten auf einer geriatrischen Abteilung, der ständig aggressiv und ablehnend auf<br />

Pflegepersonen reagierte. Dieser Umstand war es, was täglich die Körperpflege bei<br />

ihm erschwerte und manchmal zu einem richtigen Kraftakt werden ließ. Einen spon-<br />

tanen Einfall eines Krankenpflegers, kann ich es verdanken, dass ich hier am prakti-<br />

schen Beispiel die Wirkung der ASE beobachten konnte. Während der Körperpflege<br />

führte ich bei diesem Patienten mit der Körperlotion die ASE durch und konnte fest-<br />

stellen, wie dessen Körper von mal zu mal entspannter und beruhigter wurde. An-<br />

hand der Gestik des Patienten konnte ich bemerken, dass es ihm Wohlbefinden<br />

schenkte und weiters auch umgänglicher im Rahmen der Körperpflege wurde.<br />

Bei meinem letzten Praktikum auf einer internistischen Abteilung machte ich Be-<br />

kanntschaft mit einer Krebspatientin. Sie war unheilbar an einem Bronchialkarzinom<br />

erkrankt und war aufgrund einer Verschlechterung ihres Zustandes, der durch einen<br />

Verlust eines Lungenflügels verursacht wurde, in Behandlung. Ich lernte sie, beson-<br />

ders bei ihrem zweiten Aufenthalt im Rahmen meines Praktikums, als sehr ängstliche<br />

und psychisch unausgeglichen kennen. Den Pflegepersonen gegenüber verhielt sie<br />

sich jedoch stets kooperativ und freundlich, dass man das Gefühl bekam, sie ist auf<br />

der Station bereits lieber als zuhause. Wie gesagt, die Patientin bekam ständig Angst-<br />

und Panikattacken, da sie bereits bei jeder kleinen Bewegung unter Atemnot litt.<br />

Nachts führte diese Angst sogar so weit, dass sie nur bei offener Zimmertür schlafen<br />

wollte. Sie läutete öfters und bat bei ihr zu bleiben oder sie am Rücken zu massieren.<br />

Tagsüber verlangte sie oftmals nach einer Schwester, wenn sie wieder an ihrer A-<br />

temnot litt. Dabei wünschte sie sich lediglich, dass man ihr den Rücken streichelt und<br />

sie konnte sich dadurch wieder etwas zu beruhigen. Das brachte mich auf die Idee,<br />

nicht nur den Rücken „zu streicheln“, sondern gleich eine ASE bei ihr durchzufüh-<br />

ren. Ich bat sie, sich mit erhöhtem Oberkörper auf die Seite zu legen oder sitzen zu<br />

26


leiben und setze mich zu ihr ins Bett. Ich konnte feststellen, dass sich die Patientin<br />

bereits nach kurzer Zeit zu entspannen begann. Sie konnte wieder ruhiger atmen und<br />

ihre Angst begann sich langsam zu lösen. Nachts im Nachtdienst konnte ich beo-<br />

bachten, dass die Patientin leichter einschlafen konnte, als sonst. Meiner Meinung<br />

nach war die ASE effektiver wie das bloße Streicheln ihres Rückens. Auch als sie<br />

mich während der Körperpflege am Waschbecken bat, sie am Rücken zu massieren,<br />

wendete ich kurzerhand die ASE an. Ich hatte dabei das Gefühl, sie würde einmal<br />

nicht an ihre Atmung denken und gab sich einfach dem entspannten Gefühl hin. Ich<br />

habe die ASE während meiner Ausbildung schon oft bei Patienten angewendet, aber<br />

keine Erfahrung damit hat mich so sehr geprägt wie jene mit der Krebspatientin. An<br />

der Atemstimulierenden Einreibung mag ich besonders deren Einfachheit und deren<br />

Wirkung. Man benötigt nicht allerlei Pflegeutensilien dafür, muss nicht stundenlang<br />

alles vorbereiten, sich nicht lange endlose Erklärungen durchlesen und sich tagelang<br />

darauf vorbereiten. Alles was man dazu braucht ist Zeit und die Einstellung etwas<br />

sehr gutes für den Patienten tun zu wollen. Besonders bei dieser Patienten war ich als<br />

Pflegeperson stolz auf mich, weil ich wusste, dass ich ihr in ihren letzten schweren<br />

Lebensabschnitt, der von der bösartigen Erkrankung geprägt war, noch etwas Wohl-<br />

befinden, Nähe und Zuwendung schenken konnte. Wenn die Medizin nicht mehr<br />

helfen kann, so können wenigstens wir als Pflegepersonen etwas dazu beitragen, z.B.<br />

durch die Atemstimulierende Einreibung Entspannung und Schlaf zu fördern.<br />

27


6 ZUSAMMENFASSUNG<br />

Im Pflegealltag begegnen wir im Rahmen unserer beruflichen Laufbahn immer wie-<br />

der Patienten mit Schlafstörungen. Besonders ältere Patienten sind hiervon betroffen,<br />

da die Schlafdauer und – qualität im Alter abnimmt. Schlafstörungen lassen sich ge-<br />

nerell in organisch bedingte und nicht-organisch bedingte Schlafstörungen einteilen.<br />

Egal um welche Form es sich handelt werden im Krankenhaus oder Pflegeheim lei-<br />

der oft Schlafmittel eingesetzt ohne komplementäre Methoden je ausprobiert zu ha-<br />

ben. Gründe für Schlaflosigkeit können weit gefächert sein. Häufig leiden alte Men-<br />

schen an der veränderten Umgebung, an starken Schmerzen, Verwirrtheit oder de-<br />

pressiven Zuständen. Eine der Hauptgründe sind jedoch die Angst und der Mangel<br />

von Berührung, was zu Einschlafproblemen führen kann.<br />

Die Basale Stimulation ® dient im Rahmen pflegerischen Handelns als wichtige Me-<br />

thode zur Schlafförderung alter Menschen. Sie enthält Elemente, die eine entspan-<br />

nungsfördernde Wirkung aufweisen und eignet sich daher hervorragend als komple-<br />

mentäre Pflegemethode zur Schlafförderung. Um älteren Menschen zum Schlaf zu<br />

verhelfen kann eine spezielle Lagerung (z.B. Nestlagerungen und Nusschalenlage-<br />

rung) oder eine beruhigende Ganzkörper- und Teilkörperwäsche eventuell unterstützt<br />

von ätherischen Ölen (z.B. Lavendel, Melisse, Mandarine, usw.), sowie Fußbäder,<br />

Dampfkompressen und Wadenwickel angeboten werden. Als besonders entspannend<br />

und schlaffördernd erwies sich die Atemstimulierende Einreibung (ASE), die auch in<br />

mehreren Studien im Rahmen der Pflegeforschung untersucht wurde.<br />

Basierend auf der Biografieerhebung ist die Basale Stimulation ® eine besonders effi-<br />

ziente und wirksame Methode bei älteren Menschen, die aufgrund verschiedenster<br />

Faktoren unter Schlafstörungen leiden, deren Schlaf zu fördern. Wichtig ist dabei<br />

immer auf den Patienten einzugehen und mit ihm als Pflegeperson tätig zu sein.<br />

Im Rahmen meiner Recherche und praktischer Erfahrung eignet sich besonders die<br />

Atemstimulierende Einreibung hierzu und sollte als fester Bestandteil der Pflege an-<br />

erkannt werden. Meine Erfahrungen lassen mich zu dem Schluss kommen, dass die<br />

ASE und andere komplementäre Pflegemethoden heutzutage im Allgemeinen und<br />

zur Schlafförderung noch viel zu wenig eingesetzt werden.<br />

28


7 LITERATURVERZEICHNIS<br />

T. Buchholz/A. Schürenberg: Lebensbegleitung alter Menschen; Basale Stimulation in der<br />

Pflege alter Menschen: Verlag Hans Huber, 2. Aufl. 2005<br />

K. Morgan, S. J. Closs: Schlaf – Schlafstörungen - Schlafförderung; Ein Handbuch für die<br />

Pflegepraxis; Verlag Hans Huber, 1. Aufl. 2000<br />

Pflege Heute, Lehrbuch für Pflegeberufe, Elsevier Urban & Fischer Verlag, 3. Aufl.<br />

Jul.2004<br />

S. u. L. Price: Aromatherapie- Praxishandbuch für Pflege- und Gesundheitsberufe, Verlag<br />

Hans Huber, 1. Aufl. 2003<br />

A. Schiff: Schlafförderung durch Atemstimulierende Einreibung bei älteren Menschen:<br />

Eine pflegewissenschaftliche Interventionsstudie; Verlag Hans Huber, 1. Aufl. 2006<br />

A. Sonn/U. Bühring: Heilpflanzen in der Pflege; Verlag Hans Huber, 1. Aufl. 2004<br />

Verein für Förderung, Schutz und Verbreitung der Aromatherapie und Aromapflege: FO-<br />

RUM für Aromatherapie und Aromapflege: Heft 25/2007<br />

Internationaler Förderverein Basale Stimulation ® e.V.: URL: http://www.basalestimulation.de/<br />

(Stand März 2007)<br />

J. Rannegger – DGKP und Praxisbegleiter zur Ausbildung der Basalen Stimulation ® : URL:<br />

http://www.basale.at/ (Stand März 2007)<br />

8 ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abb. 1 : K. Morgan, S. J. Closs: Schlaf – Schlafstörungen - Schlafförderung; Ein Handbuch<br />

für die Pflegepraxis; Verlag Hans Huber, 1. Aufl. 2000, S. 24<br />

Abb. 2: eigene Skizze: vgl. T. Schürenberg/A. Buchholz: Lebensbegleitung alter Menschen;<br />

Basale Stimulation in der Pflege alter Menschen: Verlag Hans Huber, 2. Aufl. 2005, S. 151<br />

Abb. 3: T. Schürenberg/A. Buchholz: Lebensbegleitung alter Menschen; Basale Stimulation<br />

in der Pflege alter Menschen: Verlag Hans Huber, 2. Aufl. 2005, S. 67<br />

Abb. 4: T. Schürenberg/A. Buchholz: Lebensbegleitung alter Menschen; Basale Stimulation<br />

in der Pflege alter Menschen: Verlag Hans Huber, 2. Aufl. 2005, S. 68<br />

Abb. 5: T. Schürenberg/A. Buchholz: Lebensbegleitung alter Menschen; Basale Stimulation<br />

in der Pflege alter Menschen: Verlag Hans Huber, 2. Aufl. 2005, S. 135<br />

Abb. 6: T. Schürenberg/A. Buchholz: Lebensbegleitung alter Menschen; Basale Stimulation<br />

in der Pflege alter Menschen: Verlag Hans Huber, 2. Aufl. 2005, S. 136<br />

Abb. 7: A. Schiff: Schlafförderung durch Atemstimulierende Einreibung bei älteren Menschen:<br />

Eine pflegewissenschaftliche Interventionsstudie; Verlag Hans Huber, 1. Aufl. 2006,<br />

S. 56/57<br />

29


9 ERKLÄRUNG<br />

Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Fachbereichsarbeit selbstständig<br />

und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel<br />

nicht benutzt und die benutzten Quellen als solche kenntlich gemacht habe.<br />

______________ __________________________<br />

Datum Unterschrift<br />

30

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