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Getreideballaststoffe – Nur Ballast oder mehr? - BMELV-Forschung

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Proteinchemie<br />

Abb. 2: Durch den Zusatz der Aminosäure Cystein vor der Hochdruckbehandlung wird ein Thiol-/Disulfidaustausch<br />

induziert, der zum Einbau von Gliadinen in die Glutenine führt.<br />

des Klebers verantwortlich. Die Gliadine liegen als einzelne Proteine im<br />

Kleber vor. Beim Kneten ordnen sie sich zwischen den Glutenin-Aggregaten<br />

an und sorgen dafür, dass diese leichter aneinander vorbeigleiten<br />

können (Abb. 1). Daher sind die Gliadine für die viskosen Eigenschaften<br />

des Klebers verantwortlich.<br />

Veränderungen von Proteinen<br />

Die Struktur und damit die funktionellen Eigenschaften von Proteinen<br />

können durch Temperatur und Druck nachhaltig verändert werden.<br />

Das Braten von Spiegeleiern zum Beispiel ist nichts anderes als<br />

das thermische Denaturieren von Proteinen. Dass auch durch Druckanwendung<br />

Proteineigenschaften modifiziert werden können, wurde<br />

bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gezeigt. Unter hohem hydrostatischem<br />

Druck sind dabei Werte zwischen 100 und 1.000 MPa<br />

(1.000–10.000-facher Atmosphärendruck) zu verstehen. Untersuchungen<br />

mit Eiklar und Eigelb, Muskelfleisch, Milchproteinen und<br />

anderen Eiweißen haben gezeigt, dass diese Proteine bei einem<br />

Druck von 300–400 MPa schon bei Raumtemperatur denaturieren<br />

und Gele bilden können. Aufgrund ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung<br />

innerhalb der Nahrungsproteine haben sich die meisten<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen bislang auf Milchproteine konzentriert.<br />

Über druckinduzierte Veränderungen von Getreideproteinen<br />

liegen nur wenige Informationen vor.<br />

Ziele<br />

Diese Wissenslücken haben Forscher der Deutschen <strong>Forschung</strong>sanstalt<br />

für Lebensmittelchemie (DFA) und des Hans-Dieter-Belitz-Instituts<br />

für Mehl und Eiweißforschung in Garching bei München bewogen,<br />

sich eingehender mit der Hochdruckbehandlung von Weizenkleber<br />

zu befassen. Ihr Ziel war es, systematisch zu untersuchen, wie<br />

sich Weizenkleber in seinen Eigenschaften ändert, wenn er bei verschiedenen<br />

Temperaturen unterschiedlich lange hohem Druck ausgesetzt<br />

ist. Bei ihren Untersuchungen verwendeten sie eine Anlage,<br />

mit der sie hydrostatische Drücke von bis zu 800 MPa (8.000-facher<br />

Atmosphärendruck) erzeugen konnten.<br />

Hochdruckbehandlung von<br />

Weizenkleber<br />

Kleber der Weizensorten Astron (gute Backfähigkeit) und Contra<br />

(schlechte Backfähigkeit) wurden bei Temperaturen von 30 bis 80 °C<br />

fünf bis dreißig Minuten lang unterschiedlichen Druckverhältnissen<br />

(0,1–800 MPa) ausgesetzt. Im Vergleich zu einem unter Atmosphärendruck<br />

untersuchten Kontrollkleber wurde ein bei 200 MPa und<br />

niedriger Temperatur (30–40 °C) behandelter Kleber weicher und<br />

dehnbarer, bei Erhöhung des Drucks und der Temperatur wurde er<br />

dann fester und weniger dehnbar. Bei hohem Druck (z.B. 600 MPa)<br />

2/2006 FORSCHUNGSREPORT 31

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