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Getreideballaststoffe – Nur Ballast oder mehr? - BMELV-Forschung

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Proteinchemie<br />

Folien aus<br />

Weizeneiweiß<br />

Mit hydrostatischem Druck die<br />

Eigenschaften von Proteinen verändern<br />

Peter Köhler, Florian Schurer, Rolf Kieffer und Herbert Wieser (Garching)<br />

Neben dem Hauptinhaltsstoff Stärke bestehen Weizenkörner zu rund 10 % aus Eiweiß, dem so<br />

genannten Weizenkleber <strong>oder</strong> Gluten. Bei der industriellen Herstellung von Weizenstärke<br />

wird dieser Kleber in einem Nassprozess als schwerlösliche, elastische Masse von der Stärke<br />

abgetrennt, getrocknet und unter der Bezeichnung Vitalkleber auf den Markt gebracht. Forscher<br />

aus Garching bei München haben Verfahren entwickelt, mit denen sich dieses Nebenprodukt<br />

zu einem wertvollen Grundstoff für industrielle Erzeugnisse veredeln lässt.<br />

Weizenkleber<br />

Bei der industriellen Herstellung von Weizenstärke wird Weizenmehl<br />

durch Zusatz von Wasser und mechanische Bearbeitung fraktioniert,<br />

wobei die Stärke von den Nebenprodukten abgetrennt wird. Das<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung der Gliadine und Glutenine<br />

und ihre Anordnung im Weizenkleber. Die Glutenine<br />

sind für die Elastizität, die Gliadine für die Viskosität<br />

des Klebers verantwortlich.<br />

30<br />

wichtigste Nebenprodukt der Stärkeherstellung ist der Weizenkleber,<br />

ein Proteingemisch, dem das Weizenmehl seine einzigartige Backfähigkeit<br />

verdankt. Der bei der Stärkegewinnung anfallende Weizenkleber<br />

wird separat getrocknet, pulverisiert und unter der Bezeichnung<br />

Vitalkleber in den Handel gebracht. Bei der Trocknung büßt der<br />

Kleber einen Großteil seiner viskoelastischen Eigenschaften ein. EUweit<br />

fielen im Jahr 2005 rund 500.000 t Trockenkleber als Nebenprodukt<br />

der Stärkeherstellung an.<br />

Aber wohin mit dem vielen Weizenkleber? Die bisher wichtigsten<br />

Abnehmer sind die Bäckereien, die ihn zur Verbesserung des Mehls<br />

verwenden. Aufgrund seiner einzigartigen physikalischen Eigenschaften<br />

(u.a. Viskoelastizität, Wasserbindungs- und Filmbildungsvermögen)<br />

erhöht er die Teigqualität – der Teig lässt sich besser kneten<br />

und wird luftiger, sodass qualitativ hochwertige Backwaren entstehen.<br />

Als nachwachsender Rohstoff wird Weizenkleber auch zunehmend<br />

in m<strong>oder</strong>nen industriellen Prozessen eingesetzt, zum Beispiel<br />

zur Herstellung von biologisch abbaubaren Verpackungen,Tabletten,<br />

Papierüberzugsmassen, Wellpappen <strong>oder</strong> Kunststoffen.<br />

Wird Weizenkleber mit Wasser versetzt, so bildet er eine fließende und<br />

gleichzeitig elastische Masse. Im Teig bildet der Kleber ein dreidimensionales<br />

Netzwerk, in das die Stärkekörner des Mehls eingebettet sind<br />

und das für das Gashaltevermögen (also die Luftigkeit des Teigs) verantwortlich<br />

ist. Zwei Proteingruppen sind die wichtigsten Bestandteile<br />

von Weizenkleber: die Gliadine und die Glutenine. Glutenine sind hochmolekulare<br />

Proteinaggregate aus Bausteinen, die über Disulfidbindungen<br />

verknüpft sind (Abb. 1). Sie sind für die elastischen Eigenschaften<br />

FORSCHUNGSREPORT 2/2006

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