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Getreideballaststoffe – Nur Ballast oder mehr? - BMELV-Forschung

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Lebensmittelqualität<br />

<strong>Getreideballaststoffe</strong> –<br />

Vollkornbrot gilt in vielerlei Hinsicht als gesund. Neben<br />

Nährstoffen wie Stärke, Proteinen, ungesättigten Fettsäuren<br />

und Vitaminen enthalten Getreideprodukte – vor allem die aus Vollkorn<br />

– einen hohen Anteil an <strong>Ballast</strong>stoffen. Gerade diese Stoffe spielen für die Gesundheitsprävention<br />

eine bedeutende Rolle. So können sie unter anderem dazu beitragen, vor Dickdarmkrebs<br />

zu schützen, wie Forscher der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Bundesforschungsanstalt<br />

für Ernährung und Lebensmittel (BfEL) jetzt in einem Gemeinschaftsprojekt<br />

herausfanden.<br />

Aus heutiger Sicht verdienen <strong>Ballast</strong>stoffe ihren Namen zu Unrecht:<br />

Auch wenn sie nicht als Nährstoffe vom Organismus aufgenommen<br />

werden, sind sie doch kein unnützer <strong>Ballast</strong>. Seit langem ist bekannt,<br />

dass sie unter anderem die Verdauung unterstützen. Regelmäßig<br />

und in ausreichenden Mengen verzehrt, können sie auch das Risiko<br />

senken, an Herzkreislauf-Erkrankungen <strong>oder</strong> Erkrankungen des Verdauungstraktes<br />

zu leiden. Eine ballaststoffreiche Ernährung wird daher<br />

empfohlen.<br />

Ob bestimmte <strong>Ballast</strong>stoffe auch vor Dickdarmkrebs schützen, wird<br />

seit geraumer Zeit kontrovers diskutiert. Einige große epidemiologische<br />

Studien und neue Erkenntnisse über die biochemische Wirkung<br />

von <strong>Getreideballaststoffe</strong>n im Dickdarm, über die hier berichtet wird,<br />

sprechen aber dafür.<br />

Dickdarmkrebs ist in Deutschland bei beiden Geschlechtern die<br />

zweithäufigste Krebserkrankung und damit der wichtigste Krebs im<br />

Magen-Darmtrakt. Etwa 70 % aller Darmkrebsfälle gelten als ernährungsbedingt<br />

und könnten somit durch eine bewusste Gestaltung<br />

der Ernährung verhindert werden. Auch hier scheinen ballaststoffhaltige<br />

Lebensmittel eine wichtige Rolle zu spielen.<br />

10<br />

<strong>Nur</strong> <strong>Ballast</strong><br />

<strong>oder</strong> <strong>mehr</strong>?<br />

Wie <strong>Getreideballaststoffe</strong> vor<br />

Darmkrebs schützen können<br />

Jürgen Hollmann und<br />

Meinolf G. Lindhauer (Detmold),<br />

Michael Glei und Beatrice Pool-Zobel (Jena)<br />

Was sind <strong>Ballast</strong>stoffe?<br />

Die American Association of Cereal Chemists hat den Begriff <strong>Ballast</strong>stoffe<br />

2001 wie folgt definiert: „<strong>Ballast</strong>stoffe sind die essbaren Bestandteile<br />

von Pflanzen <strong>oder</strong> vergleichbare Kohlenhydrate, die im<br />

menschlichen Dünndarm nicht verdaulich und nicht resorbierbar, aber<br />

vollständig <strong>oder</strong> teilweise im Dickdarm fermentierbar sind. Sie umfassen<br />

Substanzen wie Polysaccharide, Oligosaccharide, Lignin und assoziierte<br />

Substanzen. <strong>Ballast</strong>stoffe haben günstige Wirkungen einschließlich<br />

Laxation (= Abführen) und/<strong>oder</strong> Normalisierung der Cholesterinund<br />

Glucosespiegel im Blut“.<br />

<strong>Ballast</strong>stoffe sind damit pflanzliche Inhaltsstoffe, die den menschlichen<br />

Dünndarm passieren und durch die Peristaltik des Darms unverdaut in<br />

den Dickdarm gelangen. Dort werden sie von der mikrobiellen Darmflora<br />

bei Abwesenheit von Sauerstoff ganz <strong>oder</strong> teilweise abgebaut. Bei<br />

diesen Vorgängen entstehen kurzkettige Fettsäuren wie Acetat, Propionat<br />

und Butyrat. Butyrat dient der Ernährung der Darmwandzellen und<br />

vermag, zumindest in Zellkultur, das Wachstum von Darmtumorzellen<br />

zu hemmen und solche Zellen durch Einleitung des programmierten<br />

FORSCHUNGSREPORT 2/2006

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