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Verzweigte Polymere - OPUS-Datenbank - Friedrich-Alexander ...

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<strong>Verzweigte</strong> <strong>Polymere</strong>:<br />

Neue Absorbentien in der<br />

Thermischen Verfahrenstechnik<br />

Der Technischen Fakultät der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

zur Erlangung des Grades<br />

DOKTOR-INGENIEUR<br />

vorgelegt von<br />

Jörn Rolker<br />

aus Hannover<br />

Erlangen 2009


II<br />

Tag der Einreichung: 02.07. 2009<br />

Tag der Promotion: 13.10.2009<br />

Als Dissertation genehmigt<br />

von der Technischen Fakultät der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Dekan: Prof. Dr.-Ing. habil. Reinhard German<br />

Berichterstatter: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Arlt<br />

Prof. Dr.-Ing. Harald Klein


Danksagung<br />

Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Fachgebiet für Thermodynamik und Thermische Verfahrenstechnik an der TU Berlin und am<br />

Lehrstuhl für Thermische Verfahrenstechnik der <strong>Friedrich</strong>-<strong>Alexander</strong>-Universität Erlangen-<br />

Nürnberg von Mai 2004 bis April 2007.<br />

Meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Wolfgang Arlt möchte ich ganz besonders für die Überlassung<br />

des spannenden Themas danken, die stete großzügige Unterstützung sowie den kreativen<br />

und eigenverantwortlichen Freiraum. Die Zeit an seinem Institut war für mich sehr<br />

fruchtbar und lehrreich.<br />

Herzlicher Dank auch an Herrn Prof. Dr. Harald Klein von der TU München für die Übernahme<br />

des zweiten Gutachtens, Herrn Prof. Dr. Axel König für den Prüfungsvorsitz sowie<br />

Herrn Prof. Dr. Marcus Halik für die Teilnahme als fachfremdes Prüfungsmitglied.<br />

Ich danke Herrn Prof. Dr. Roland Span für die Bereitstellung der Daten zum betrachteten Referenzkraftwerk,<br />

Dr. Zhigang Lei für die Überlassung des Visual Basic Programms zur Berechnung<br />

der Volumenänderung der <strong>Polymere</strong> mittels der Sanchez-Lacombe Zustandsgleichung<br />

und für die kostenlose Bereitstellung von hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n möchte ich der<br />

BASF und Bo Häggman (Perstorp) meinen großen Dank aussprechen.<br />

Auch möchte ich Herrn Prof. Dr. Peter J. Jansens und seiner Mitarbeiterin Dr. Yohana Perez<br />

de Diego (damals beide Delft University of Technolgy) für die interessante und schöne Zeit in<br />

Delft danken, in der wir mit dem umfangreichen Equipment des API uns intensiv der Partikelherstellung<br />

mit überkritischen Gasen widmen konnten.<br />

Ein ganz besonderer Dank geht an meine Studien- und Diplomarbeitern, die mit ihrem großen<br />

Engagement auch zum Gelingen dieser Arbeit beitrugen: <strong>Alexander</strong> Buchele, Cristina Botero,<br />

Carsten Opitz und Johannes Völkl.<br />

Großer Dank gebührt darüber hinaus auch Dr. Liudmila Mokrushina und ihrer steten Diskussionsfreudigkeit<br />

zum Unifac-FV Modell sowie ihrer Unterstützung bei Konvergenzproblemen.<br />

In gleicher Weise möchte ich Dr. Matthias Seiler (Evonik) danken, der mich nicht nur<br />

mit vielversprechenden Absorbentien versorgte, sondern auch ein konstruktiver Diskutant<br />

war.<br />

Danken möchte ich allen Erlanger Kolleginnen und Kollegen, die nicht zuletzt für die angenehme<br />

Zeit am Institut in Erlangen verantwortlich waren und über den Weggang aus Berlin<br />

hinweg trösten konnten, besonders: Dirk-Uwe, <strong>Alexander</strong>, Matthias, Stefanie, Florian, Liudmila,<br />

Irina, Supakij sowie den unersätzlichen hilfreichen Händen aus Werkstatt und Analytik:<br />

Edelgard Schumann, Petra Kiefer, Hans Geus, Matthias Seidel und Wolfgang Gäckel. Stefanie<br />

möchte ich außerdem für die amüsante Zeit als Zimmergenossin danken.<br />

Meinen Eltern schulde ich ein riesiges Dankeschön für die permanente Unterstützung auf<br />

meinem Weg.<br />

Der größte Dank bleibt für Christina reserviert, für die wundervolle Zeit, die wir bisher hatten<br />

und die zusammen mit Matthis und Cord mein Leben unendlich bereichert.<br />

III


Inhaltsverzeichnis<br />

Danksagung .......................................................................................................................III<br />

Inhaltsverzeichnis.................................................................................................................V<br />

Nomenklatur......................................................................................................................VII<br />

Kurzfassung........................................................................................................................ XI<br />

Abstract..............................................................................................................................XII<br />

1 Einleitung ......................................................................................................................1<br />

2 Theoretische Grundlagen und Ableitung der Zielsetzung .............................................3<br />

2.1 <strong>Verzweigte</strong> <strong>Polymere</strong> ........................................................................................................... 3<br />

2.1.1 Synthese und Struktur ..................................................................................................................... 3<br />

2.1.2 Stoffeigenschaften........................................................................................................................... 5<br />

2.2 Gas-Flüssig Gleichgewichte................................................................................................. 6<br />

2.3 Thermodynamische Modelle............................................................................................. 10<br />

2.3.1 UNIFAC-FV ..................................................................................................................................10<br />

2.3.2 Sanchez-Lacombe Zustandsgleichung ...........................................................................................13<br />

2.3.3 PC-SAFT Zustandsgleichung.........................................................................................................15<br />

2.4 Absorptive Verfahren........................................................................................................ 17<br />

2.5 CO2-Absorption aus Rauchgasen ..................................................................................... 19<br />

2.6 Ableitung der Zielsetzung und Vorgehen ........................................................................ 24<br />

2.6.1 Kriterien für Lösungsmittel............................................................................................................24<br />

2.6.2 Prozesstechnische Kriterien ...........................................................................................................26<br />

2.6.3 Vorgehen........................................................................................................................................28<br />

3 Experimenteller Teil ....................................................................................................30<br />

3.1 Materialien.......................................................................................................................... 30<br />

3.1.1 <strong>Polymere</strong> ........................................................................................................................................30<br />

3.1.1.1 Polyether...............................................................................................................................30<br />

3.1.1.2 Polyester ...............................................................................................................................30<br />

3.1.1.3 Polyesteramide......................................................................................................................31<br />

3.1.1.4 OH-terminiertes Polyamidoamin..........................................................................................32<br />

3.1.1.5 Polyethylenimin....................................................................................................................32<br />

3.1.2 Lösungsmittel und Gase .................................................................................................................33<br />

3.2 Dichtemessung.................................................................................................................... 33<br />

3.2.1 Biegeschwinger Normaldruck........................................................................................................33<br />

3.2.2 Biegeschwinger Hochdruck ...........................................................................................................34<br />

3.2.3 Fehlerrechnung...............................................................................................................................36<br />

3.3 Gaslöslichkeitsmessungen bei niedrigem Druck ............................................................. 37<br />

3.3.1 Messapparatur und Versuchsdurchführung....................................................................................37<br />

3.3.2 Auswertung ....................................................................................................................................39<br />

3.3.3 Fehlerrechnung...............................................................................................................................42<br />

3.4 Gaslöslichkeitsmessungen bei hohem Druck................................................................... 43<br />

3.4.1 Messapparatur und Versuchsdurchführung....................................................................................43<br />

3.4.2 Auswertung ....................................................................................................................................45<br />

3.4.3 Fehlerrechnung...............................................................................................................................47<br />

4 Darstellung und Diskussion der Ergebnisse ................................................................50<br />

4.1 Experimentelle Phasengleichgewichtsmessungen ........................................................... 50<br />

4.1.1 Löslichkeiten von CO2, CH4 und N2 in verzweigten <strong>Polymere</strong>n bei niedrigem Druck..................50<br />

4.1.2 Löslichkeiten in wässrigen Polymerlösungen ................................................................................54<br />

4.1.3 Kapazität, Selektivität, Absorptionsenthalpie ................................................................................57<br />

4.1.4 CO 2-Löslichkeiten in verzweigten <strong>Polymere</strong>n bei hohem Druck...................................................62<br />

V


VI<br />

4.2 Vorausberechnung der Löslichkeit mit UNIFAC-FV .................................................... 65<br />

4.2.1 Polymerzerlegung ..........................................................................................................................66<br />

4.2.2 Binäre Systeme ohne Gaskomponente ...........................................................................................67<br />

4.2.3 Binäre Systeme mit Gaskomponente .............................................................................................69<br />

4.2.3.1 Anpassung neuer Wechselwirkungsparameter .....................................................................69<br />

4.2.3.2 Vorhersage der Gaslöslichkeit in verzweigten <strong>Polymere</strong>n ...................................................72<br />

4.2.4 Ternäre Systeme mit Gaskomponente............................................................................................76<br />

4.3 Modellierung der CO2-Löslichkeit mit PC-SAFT........................................................... 78<br />

4.4 Ergebnisse der stationären Prozesssimulation................................................................ 86<br />

4.4.1 Simulationsumgebung Aspen Plus.................................................................................................87<br />

4.4.2 Aufstellen des Modells für den Absorptionsprozess ......................................................................87<br />

4.4.2.1 Simulation und Optimierung des Basisfalls der Chemisorption ...........................................89<br />

4.4.3 Dampfkreislauf eines Kraftwerks...................................................................................................92<br />

4.4.4 Simulation von Absorptions- und Kraftwerksprozess....................................................................96<br />

4.4.4.1 Einflüsse der Absorption auf den Kraftwerksprozess...........................................................96<br />

4.4.4.2 Optimierung von Chemisorption und Dampfkreislauf .........................................................98<br />

4.4.4.3 Optimierung von Physisorption und Dampfkreislauf .........................................................101<br />

4.4.4.4 Vergleich beider Absorptionsprozesse ...............................................................................105<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick...............................................................................108<br />

6 Anhang ......................................................................................................................111<br />

6.1 Dichten .............................................................................................................................. 111<br />

6.1.1 Niederdruckdichten ......................................................................................................................111<br />

6.1.2 Hochdruckdichten ........................................................................................................................112<br />

6.2 Gaslöslichkeiten................................................................................................................ 116<br />

6.2.1 Gaslöslichkeitsapparatur ..............................................................................................................116<br />

6.2.2 Binäre Systeme Gas-Polymer.......................................................................................................117<br />

6.2.3 Ternäre Systeme Gas – Polymer - Wasser ...................................................................................118<br />

6.2.4 Messungen mit der Magnetschwebewaage ..................................................................................119<br />

6.3 Modellierung mit UNIFAC-FV....................................................................................... 121<br />

6.4 COSMO-RS für die Vorhersage der Gaslöslichkeit ..................................................... 124<br />

6.5 Aspen Plus Simulation..................................................................................................... 125<br />

6.5.1.1 Validierung des thermodynamischen Modells der Chemisorption.....................................125<br />

6.5.1.2 Validierung des Prozessmodells .........................................................................................127<br />

6.5.1.3 Validierung des thermodynamischen Modells....................................................................130<br />

6.5.1.4 Reinstoffdaten PAMAM.....................................................................................................131<br />

7 Literaturverzeichnis ...................................................................................................133


Nomenklatur<br />

Symbole Bedeutung Einheit<br />

lateinisch<br />

A Koeffizient im Dispersionsterm des PC-SAFT Modells [-]<br />

A Apparatekonstante des Biegeschwingers [kg/m 3 ⋅s 2 ]<br />

A Apparatekonstante des Biegeschwingers [-]<br />

A Van der Waals Gruppenoberfläche [cm 2 /mol]<br />

A Apparatekonstante des Biegeschwingers [-]<br />

A Aktivität [--]<br />

AD Anzahl der Datenpunkte [--]<br />

AS Anzahl der Systeme<br />

B Koeffizient im Dispersionsterm des PC-SAFT Modells [-]<br />

B Apparatekonstante des Biegeschwingers [kg/m 3 ]<br />

B Apparatekonstante des Biegeschwingers [-]<br />

B Apparatekonstante des Biegeschwingers [-]<br />

B Parameter in UNIFAC-FV [--]<br />

C Anzahl externer Freiheitsgrade eines Lösungsmittelmoleküls [--]<br />

C Federkonstante [kg/s 2 ]<br />

C Spezifische Wärmekapazität [J(kg*K)]<br />

C Konzentration [mol m -3 ]<br />

D temperaturabhängiger Segmentdurchmesser [Å]<br />

D Apparatekonstante des Biegeschwingers [-]<br />

D Dendritische <strong>Polymere</strong>inheit [--]<br />

D Durchmesser [m]<br />

DB „degree of branching“, Verzweigungsgrad<br />

E Apparatekonstante des Biegeschwingers [-]<br />

Err Abweichung im SL Modell [%]<br />

F Freie Energie [J]<br />

F Frequenz [s -1 ]<br />

F Apparatekonstante des Biegeschwingers [-]<br />

F Molare Freie Energie [J/mol]<br />

F Fugazität [bar]<br />

G Freie Gibbs´sche Energie [-]<br />

gij intermolekulare radiale Verteilungsfunktion für Segmente<br />

der Stoffe i und j<br />

[-]<br />

Hij Henry – Koeffizient von Komponente i in Komponente j [bar]<br />

I Integral im Dispersionsterm des PC-SAFT Modells [-]<br />

K Gleichgewichtskonstante der Reaktion [--]<br />

kij binärer Wechselwirkungsparameter [-]<br />

L Lineare <strong>Polymere</strong>inheit [--]<br />

M Zahl der assoziativen Bindungsstellen [-]<br />

M Molare Masse [g/mol]<br />

Mw Massenmittel der Molaren Masse [g/mol]<br />

Mn Zahlenmittel der Molaren Masse [g/mol]<br />

M,m Masse [kg]<br />

M Segmentzahl [-]<br />

N Anzahl der Messpunkte [-]<br />

N Anzahl der Gitterplätze in einem Gittermodell [-]<br />

N Komponenten [--]<br />

N Molmenge [mol]<br />

P Periodendauer [µs]<br />

P Druck [MPa]<br />

Q Oberflächenparameter (UNIFAC-FV) [--]<br />

VII


VIII<br />

R Abstand zweier Segmente oder Moleküle [m]<br />

r Segmentzahl in einem Gittermodell [-]<br />

r Radius [m]<br />

s Molare Entropie [J/mol K]<br />

S Selektivität [--]<br />

T Temperatur [K]<br />

T Terminale <strong>Polymere</strong>inheit [--]<br />

U Energiemaß für Wechselwirkungen [--[<br />

U(r) Potenzialfunktion [J]<br />

V Volumen [m 3 ]<br />

W Löslichkeit (Gas / Polymer) [kg/kg]<br />

W Massenbruch [kg/kg]<br />

X Molenbruch [mol/mol]<br />

Z Koordinationszahl [--]<br />

∆h Absorptionsenthalpie [kJ/mol]<br />

∆V Volumenzunahme, Swelling [--]<br />

griechisch<br />

α Trennfaktor [--]<br />

∆ Differenz [--]<br />

γ Aktivitätskoeffizient [--]<br />

η Dynamische Viskosität [Pa s]<br />

η Wirkungsgrad [--]<br />

ϕ Fugazitätskoeffizient [--]<br />

µ Chemisches Potential [J mol -1 ]<br />

ρ Dichte [kg m -3 ]<br />

Φ Volumenbruch [--]<br />

θ Oberflächenbruch [--]<br />

ν Anzahl funktioneller Gruppen im Molekül [--]<br />

Γ Residuelle Aktivität [--]<br />

Α Molare Beladung [mol/mol]<br />

Γ Aktivitätskoeffizient [-]<br />

∆ Bindungsstärke der Assoziation [Å 3 ]<br />

Ε Potentialtiefe [J]<br />

Ε Energieparameter<br />

Ζ Abkürzung im Kettenterm des PC-SAFT Modells<br />

[Å α-3 ]<br />

α={0,1,2,3}<br />

Η reduzierte Segmentzahldichte [-]<br />

Θ Oberflächenbruch [--]<br />

Κ reduziertes Wechselwirkungsvolumen [-]<br />

Λ dimensionslose Reichweite [-]<br />

Ν Molares Volumen [cm 3 /mol]<br />

Π Poynting Faktor [--]<br />

Ρ auf die Teilchenzahl bezogene Dichte [Å -3 ]<br />

Ρ Dichte [g/cm 3 ]<br />

Σ Segmentdurchmesser der harten Kugel (Temperaturabhängig) [Å]<br />

Τ Schwingungsdauer [µs]<br />

Υ molares Volumen [mol/m 3 ]<br />

Φ Volumenbruch, bzw. Segmentanteil [-]<br />

Φ Fugazitätskoeffizient [--]<br />

Φ Volumenanteil [-]<br />

Ψ Gruppenwechselwirkungsparameter [--]<br />

Ω Integral im Dispersionsterm des PC-SAFT Modells [-]<br />

Ω Massenbezogener Aktivitätskoeffizient [--]


Abkürzungen<br />

0,1 Bezogen auf die freien, bzw. belegten Gitterplätze<br />

AAD Mittlerer bezogener Fehler berechneter Größen Ωj,ber gegenüber<br />

den entsprechenden experimentellen Größen<br />

N<br />

1 Ω j,<br />

exp − Ω j,<br />

ber<br />

Ωj,exp AAD = ∑ N = Ω<br />

j 1 j,<br />

exp<br />

C-NMR Kernmagnetische Resonanzspektroskopie<br />

DB Verzweigungsgrad (degree of branching)<br />

DIPPR Design Institute for Physical Property Data<br />

eNRTL Electrolyte non-random two liquid Modell<br />

EO Ethylenoxid<br />

EoS Equation of State, Zustandsgleichung<br />

G Gasphase<br />

G Bezogen auf den Glasübergang<br />

H2004 Hyperverzweigter Polyester der Boltorn Serie von Perstorp<br />

HA 1690 Hyperverzweigtes Polyesteramid der Hybrane Serie von<br />

DSM<br />

HETP “Height Equivalent to a theoretical stage”, äquivalente Höhe<br />

einer theoretischen Stufe<br />

IPCC International Panel on Climate Change<br />

KS- Lösungsmittel von Mitsubishi Heavy Industries zur CO2solvent<br />

Abtrennung (sterisch gehindertes Amin)<br />

L Flüssigphase<br />

LL Gebiet mit flüssig – flüssig Entmischung<br />

LLE Flüssig-Flüssig Gleichgewicht<br />

Lupasol<br />

FG<br />

Hyperverzweigtes Polyethylenimin der BASF<br />

MDEA Methyldiethanolamin<br />

MEA Monoethanolamin<br />

MHI Mitsubishi Heavy Industries<br />

NIST National Institute of Standards and Technology<br />

NTS “number of theoretical stages”, Anzahl der theoretischen<br />

Trennstufen<br />

PAMAM Dendrimer Polyamidoamin von Dendritech<br />

PC-SAFT Perturbated Chain – Statistical Associating Fluid Theory<br />

PE1 <strong>Verzweigte</strong>r Polyether von Evonik Degussa<br />

PE2 Linearer Polyether von Evonik Degussa mit OH-Endgruppe<br />

PE3 Linearer Polyether von Evonik Degussa mit CH3-Endgruppe<br />

PO Propylenoxid<br />

PSR- Aminhaltiges Lösungsmittel zur CO2-Abtrennung [Tontisolventwachwuthikul<br />

und Chakma 1997]<br />

PTFE Polytetrafluorethylen<br />

S 1300 Hyperverzweigtes Polyesteramid der Hybrane Serie von<br />

DSM<br />

SL Sanchez- Lacombe<br />

TMPO Trimethylpropanoxetan<br />

U3000 Hyperverzweigter Polyester der Boltorn Serie von Perstorp<br />

VL Gebiet mit Dampf- und flüssiger Phase<br />

VLE Dampf-Flüssig Gleichgewicht<br />

[m]<br />

[-]<br />

IX


X<br />

Indizes hochgestellt<br />

0 Ausgangszustand<br />

A Bindungsstelle A des Moleküls i<br />

i<br />

A Wechselwirkung zwischen Bindungsstelle A des Moleküls i<br />

i j B<br />

und Bindungsstelle B des Moleküls j<br />

- Mittlere Größe<br />

* Referenzgröße für Reinstoffe im SL Modell<br />

~ Reduzierte Größe<br />

assoc Assoziative Anziehung<br />

disp Dispersion<br />

G auf die Gasphase bezogen<br />

hc harte Kette<br />

hs harte Kugel<br />

LV Gleichgewicht zwischen Dampf- und flüssiger Phase<br />

P auf die Polymerphase bezogen<br />

res residueller Anteil<br />

V Bezogen auf die Dampfphase<br />

Indizes tiefgestellt<br />

0 Reinstoffgröße<br />

0 Bezogen auf anfänglichen Wert<br />

cr Bezogen auf den Kritischen Punkt einer Komponente<br />

el Elektrisch<br />

G Bezogen auf den Glas-Zustand<br />

H Hot, Heiss<br />

I Komponente i<br />

J Komponente j<br />

K Komponente k<br />

M Bezogen auf die Mischung<br />

M Komponente m<br />

mix Gemisch<br />

N Komponente n<br />

N Bezogen auf die Molekülanzahl<br />

Konstanten<br />

R Universelle Gaskonstante; R=8,314 [J mol -1 K -1 ]<br />

K Boltzmann-Konstante k=1,38066⋅10 -23 [J/K]


Kurzfassung<br />

In dieser Arbeit werden experimentelle und theoretische Ergebnisse präsentiert, mit denen das<br />

Potenzial hyperverzweigter Poylmere diskutiert wird, um als neuartige und vorteilhafte Absorbentien<br />

zur Trennung von Gasgemischen, insbesondere der Abtrennung von Kohlendioxid<br />

aus Rauchgasen verwendet zu werden.<br />

Im experimentellen Teil werden in einer aufgebauten Gaslöslichkeitsapparatur Niederdruck<br />

Löslichkeiten von verschiedenen Gasen (CO2, N2, CH4) in unterschiedlichen linearen, verzweigten<br />

und hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n gemessen. Auf der Grundlage der vermessenen<br />

Daten werden thermodynamische Kenngrößen wie der Henry-Koeffizient und damit Kapazitäten<br />

der neuen Lösungsmittel sowie Selektivitäten und Absorptionsenthalpien bestimmt, um<br />

eine Evaluierung der <strong>Polymere</strong> vorzunehmen. Abgeleitet aus dem Löslichkeitsverhalten niedermolekularer<br />

Lösungsmittel werden lineare und verzweigte Polyether, hyperverzweigte<br />

Polyester mit langkettigen Alkanen als Endgruppen sowie unterschiedliche Polyamine (Polyesteramide,<br />

Polyamidoamin und Polyethylenimin) untersucht.<br />

Die verwendeten Polyether weisen vergleichbare Kapazitäten und Selektivitäten wie kommerziell<br />

verwendete Absorbentien auf, die zur Entfernung von CO2 aus Deponie-, Bio,- und<br />

Erdgasströmen verwendet werden, besitzen aber zu geringe Kapazitäten für einen Einsatz zur<br />

Reinigung von Kraftwerksgasen, die bei Normaldruck anfallen. Die Polyamine als Träger<br />

zahlreicher tertiärer Aminogruppen innerhalb des Moleküls (Polyamidoamin) und als funktionelle<br />

Endgruppen auf der Moleküloberfläche (Polyesteramid) besitzen ein hohes Lösungsvermögen<br />

für Kohlendioxid und erreichen auch große Selektivitäten bei moderaten Absorptionsenthalpien.<br />

Damit sind wesentliche Voraussetzungen für einen Einsatz als selektives<br />

Absorbens in einem Trennprozess gegeben.<br />

Die CO2-Löslichkeiten der linearen und verzweigten Polyether und des hyperverzweigten<br />

Polyesters können mit dem UNIFAC-FV Modell erfolgreich vorausgesagt werden. Dazu<br />

mussten zunächst die erforderlichen Wechselwirkungsparameter zwischen dem Gas und den<br />

weiteren UNIFAC Strukturgruppen auf der Grundlage von Gleichgewichtsdaten von CO2 und<br />

niedermolekularen Komponenten ermittelt werden. Die N2-Löslichkeiten können für die Polyether<br />

nur qualitativ vorausgesagt werden.<br />

Weiterhin wurden Löslichkeitsmessungen an einer Magnetschwebewaage bei hohem Druck<br />

vorgenommen und die Löslichkeiten mit Hilfe der Sanchez-Lacombe Zustandsgleichung unter<br />

Berücksichtigung der Volumenzunahme der Polymerprobe durch Einlösen des Gases abgeschätzt.<br />

Dazu mussten mit einer neu aufgebauten Hochdruckdichtezelle Dichtemessungen<br />

bei hohem Druck vorgenommen werden. Die gemessenen Löslichkeitsdaten können erfolgreich<br />

mit der PC-SAFT Zustandsgleichung modelliert werden, ohne weitere Modifikationen<br />

vorzunehmnen. Die verwendete Prozedur zur Bestimmung der Reinstoffparameter hat dabei<br />

keinen relevanten Einfluß auf die Modellierungsergebnisse.<br />

Im Simulationsteil der Arbeit wird ein vielversprechendes dendritisches Polymer als Modellpolymer<br />

ausgewählt, um mit einem Lösungsmittel des Stands der Technik (Monoethanolamin:<br />

MEA) energetisch verglichen zu werden. Dazu wurde der Absorptionsprozess für beide<br />

Absorbentien in Aspen Plus abgebildet und zusammen mit dem Dampfkreislauf eines Kohlekraftwerks<br />

simuliert und optimiert. Durch die integrative Prozesssimulation kann die Verkopplung<br />

des energietechnischen und des verfahrenstechnischen Prozesses mit einer Simulationssoftware<br />

erfolgreich abgebildet und die Auswirkungen des Trennprozesses auf den<br />

Kraftwerksprozess ermittelt werden. Zielgröße war die Ermittlung der jeweiligen Wirkungsgradeinbuße<br />

in Abhängigkeit des CO2-Abtrenngrades. Wegen der Dampfentnahme für den<br />

Regenerationsschritt des Lösungsmittels steht erheblich weniger Dampf in der Niederdruckturbine<br />

zur Verfügung, gleichzeitig wird das Kondensat bei deutlich höheren Temperaturen in<br />

den Speisewasserkreislauf zurückgegeben. Auf der Grundlage der Simulation können Aussagen<br />

über notwendige Änderungen am Kraftwerksprozess getroffen werden, wenn ein Absorptionsprozess<br />

hinzugefügt wird.<br />

Für einen CO2-Abtrenngrad zwischen 50 bis 90 % kann eine deutliche energetische Überlegenheit<br />

des Absorptionsprozesses mit der Polyamidoaminlösung im Vergleich zur MEA-<br />

Lösung hinsichtlich der aufzuwendenden Regenerationsenergie nachgewiesen werden.<br />

XI


XII<br />

Abstract<br />

In this work, experimental and theoretical results are presented to discuss the potential of hyperbranched<br />

polymers as new and promising absorbents in the field of gas absorption with<br />

special regard to the separation of carbon dioxide from flue gases from power plants.<br />

In the experimental section, an apparatus for the measurement of low pressure gas solubilities<br />

(CO2, N2, CH4) is built up and different linear, branched and hyperbranched polymers as solvents<br />

are evaluated. Based on the determined data, thermodynamical characteristics like Henry-coefficients<br />

for the solvent capacity, selectivities and enthalpies of absorption at infinite<br />

dilution are calculated to classify the new solvents. The different polymer types and structures<br />

are chosen due to the solubility behavior of low molecular compounds that are succesfully<br />

used to dissolve CO2. Therefore linear and branched polyethers, hyperbranched polyesters<br />

esterified with long-chain alkanes as end-groups as well as different polyamines (polyesteramide,<br />

polyamidoamine and polyethylenimine) are utilized. The polyethers exhibit sufficient<br />

capacities and selectivities for CO2, compared to commercial absorbents for the removal of<br />

CO2 from gas of dumping grounds, biogas or natural gas, but have not enough capacity to be<br />

used as solvents to remove CO2 from flue gases at ambient pressure. Polyamines with a large<br />

number of tertial aminogroups inside the molecule (polyamidoamin) and on its surface as<br />

functional groups (polyesteramide) offer high solubilities of carbon dioxide and high selectivities<br />

combined with average enthalpies of absorption. The latter properties are an important<br />

prerequisite and qualify the polymers as promising new selective absorbents for different<br />

tasks in the field of gas separations.<br />

The CO2-solubility in linear and branched polyethers can be successfully predicted with<br />

UNIFAC-FV. Therefore the necessary interaction parameters between CO2 or N2 and the<br />

UNIFAC structure group had to be determined with the help of equilibrium data from low<br />

molecular weight components. The N2-solubilities are only qualitatively predicted.<br />

A magnetic suspension balance was used to measure CO2-solubilities at high pressure in a<br />

branched polyether and in a hyperbranched polyester. The measured data was treated with the<br />

Sanchez-Lacombe equation of state to account for the „swelling“ of the sample at high solubilities.<br />

The pure component parameters were determined from high pressure densities that<br />

were measured with a newly built high pressure density apparatus. Furthermore the solubility<br />

data was successfully modelled with the PC-SAFT equation of state without implementing<br />

further modifications. The different procedures to determine the pure component parameters<br />

do not show an impact on the results.<br />

In the simulation section a promising dendritic polymer as a solvent is compared energetically<br />

with the state-of-the-art solvent (Monoethanolamine: MEA). The absorption process with<br />

both solvents was simulated and optimized in Aspen Plus and combined with a steam cycle of<br />

a coal-fired power plant. The sucessful integration of the power generation and absorption<br />

process into one flowsheet of a simulation software enables to visualize energetically the linkage<br />

between both processes and the effects of CO2 removal on the power generation process<br />

are best understood. The target of all optimization efforts was the determination of the loss in<br />

efficiency of the power plant due to the extent of CO2 removal. Due to the steam consumption<br />

of the desorption step, less steam can be used to produce electricity in the low pressure cylinder.<br />

At the same time, the condensate is returned at a much higher temperature to the condensate<br />

system. The simulation allows for the the determination of necessary changes of the<br />

steam cycle resulting from CO2 removal.<br />

In the region of 50 to 90 % CO2 removal, an absorption process with an aqueous solution of<br />

polyamidoamine is energetically superior compared to a process with the state-of-the-art solvent<br />

aqueous MEA solution whereas only the impact of energy demand of the regeneration<br />

procedure for both processes and thus on the loss of energy efficiency of the power plant is<br />

evaluated.


1 Einleitung<br />

Viele Klimaforscher machen den steigenden Anteil an Kohlendioxid in der Umgebungsluft<br />

für bestimmte Phänomene im Zusammenhang mit dem Klima (Erwärmung, Stürme, Überschwemmungen)<br />

verantwortlich, so dass weltweit nahezu ein Konsens darüber besteht, dass<br />

weitere Emissionen verhindert und sogar bestehende verringert werden müssen. So geschehen<br />

z.B. im Kyoto Protokoll von 1997, in dem festgelegt wurde, dass die CO2-Emission um 5 %,<br />

bezogen auf das Jahr 1990 bis 2008 / 2010 zu reduzieren ist.<br />

Nahezu 40 % der weltweiten Emissionen stammen aus Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung,<br />

dicht gefolgt vom Verkehr mit 24 % und der Indutrie, die für 18 % verantwortlich ist<br />

[Radgen et al. 2006]. Dabei wird im Bericht des International Panel on Climate Change<br />

(IPCC) die jährliche Freisetzung an Kohlendioxid aus verfahrens- und energietechnischen<br />

Anlagen mit 13.466 Millionen Tonnen angegeben [IPCC 2005]. Der große Vorteil bei der<br />

Strom- und Wärmeerzeugung besteht dabei im zentralen Anfall des Kohlendioxids im Abgasstrom<br />

der Kraftwerke sowie in der großen Menge während viele Millionen Automobile CO2<br />

dezentral in vergleichbar homöopatischen Dosen emittieren. Deswegen besteht ein wichtiger<br />

Ansatzpunkt in der Reduzierung der Kraftwerksemissionen.<br />

Die Forderung nach Verringerung der Emission wirft in erster Linie zwei Fragestellungen auf:<br />

Wie kann das CO2 effizient abgetrennt werden? Wohin mit den riesigen Mengen abgetrennten<br />

CO2?<br />

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der ersten Fragestellung.<br />

Drenckhahn et al. berichten, dass der weltweite Kraftwerkspark (ca. 3800 GW installierte<br />

Leistung) zu knapp einem Drittel aus kohlebefeuerten Anlagen bestehen, die den höchsten<br />

spezifischen CO2 Ausstoß besitzen [Drenckhahn et al. 2004]. Weiterhin befinden sich davon<br />

11 % am Ende ihrer Lebenszeit, so dass sie in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen.<br />

Schätzungen gehen davon aus, dass durch die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung im Jahr<br />

2020 29 bis 44 Gt CO2 jährlich emittiert werden [IPCC 2005].<br />

Wenn der Gehalt an Kohlendioxid in der Atmosphäre also reduziert oder zumindest konstant<br />

belassen werden soll, müssen geeignete Methoden zur Abtrennung und zur Speicherung bzw.<br />

Verwertung entwickelt werden. Bei den Methoden zur Abtrennung kommt die thermische<br />

Verfahrenstechnik ins Spiel, die unterschiedliche Prozesse wie Rektifikation, Adsorption,<br />

Absorption oder Membranverfahren zur Verfügung stellt, um Stoffgemische aufzutrennen.<br />

Die gegenwärtig verfügbaren Lösungsmittel des Stands der Technik (Alkanolamine) zur großtechnischen<br />

Abtrennung von Kohlendioxid besitzen den großen Nachteil, dass sie eine chemische<br />

Reaktion mit CO2 eingehen, so dass der Regenerationsschritt nur unter hohem Energieeinsatz<br />

erfolgen kann. Dadurch wird der Wirkungsgrad der Kraftwerke um ca. 10 %-Punkte<br />

erniedrigt [IPCC 2005].<br />

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Abtrennung von Kohlendioxid aus Gasgemischen am<br />

Beispiel des Rauchgases und untersucht das Potenzial einer neuen Stoffklasse von hochverzweigten<br />

<strong>Polymere</strong>n, die ein großes Einsparpotenzial hinsichtlich der eingesetzten Energie<br />

des Trennprozesses besitzen können.<br />

Die hyperverzweigten <strong>Polymere</strong> gehören neben lineraren, vernetzten und verzweigten <strong>Polymere</strong>n<br />

zur vierten Hauptklasse makromolekularer Komponenten, nämlich den dendritischen<br />

[Fréchet und Tomalia 2001]. Seit die Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der dendritischen<br />

<strong>Polymere</strong> gegen Mitte der 1990’iger Jahre einen exponentiellen Verlauf angenommen hat,<br />

überschlagen sich auch die diskutierten Anwendungsgebiete, die einen Bogen von einfachen<br />

Additiven zur Verbesserung der Fliessfähigkeit von Komponenten oder der Verwendung als<br />

Katalysatoren über Medikamententräger für die gezielte Freisetzung bis hin zum Zusatzstoff<br />

in der thermischen Verfahrenstechnik aufspannen [Seiler 2006]. Zahlreiche dieser Anwendungen<br />

aus den unterschiedlichsten Feldern gründen auf den besonderen Eigenschaften der<br />

<strong>Polymere</strong> wie einer niedrigen Schmelzviskosität und Glasstemperatur sowie eines guten Löslichkeitsverhaltens.<br />

Diese Stoffeigenschaften, die für lineare <strong>Polymere</strong> eher untypisch sind,


2<br />

lassen sich auf die hochverzweigte, häufig globulare Struktur und die große Art und Anzahl<br />

an funktionellen Gruppen im Molekül und an der Moleküloberfläche zurückführen. Ähnlich<br />

wie bei Ionischen Flüssigkeiten können bei hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n gezielt Stoffeigenschaften<br />

eingestellt werden, indem z.B. die Polarität der funktionellen Endgruppen variiert<br />

wird.<br />

Gegenwärtig werden dendritische <strong>Polymere</strong> von der Perstorp Gruppe (Perstorp, Schweden),<br />

DSM Fine Chemicals (Geleen, Niederlande) und der BASF AG (Ludwigshafen) im grosstechnischen<br />

Maßstab zu Preisen ≥ 4 €/kg hergestellt (Boltorn Produkte von Perstorp) und unterscheiden<br />

sich damit von hochpreisigen Designersolvents wie Ionischen Flüssigkeiten.<br />

Die Erläuterung der Zielsetzung dieser Arbeit und das Vorgehen schliesst sich an das zweite<br />

Kapitel an, in dem die theoretischen Grundlagen zu hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n, thermodynamische<br />

Modelle, Gas-Flüssig Gleichgewichte und der gegenwärtige Stand der Technik der<br />

CO2-Absorption aus Rauchgasen zusammengestellt sind.<br />

In Kapitel 3 werden dann die verwendeten Komponenten und die experimentellen Methoden<br />

und Apparate vorgestellt.<br />

Anschliessend folgt die Präsentation und Diskussion der Ergebnisse im Kapitel 4, das sich in<br />

einen experimentellen, theoretischen und einen Simulationsteil aufgliedert.


2 Theoretische Grundlagen und Ableitung der Zielsetzung<br />

2.1 <strong>Verzweigte</strong> <strong>Polymere</strong><br />

2.1.1 Synthese und Struktur<br />

Gegenwärtig werden vier grundlegenden Klassen polymerer Spezies unterteilt. Neben linearen,<br />

vernetzten und leicht verzweigten <strong>Polymere</strong>n wie dem Polyethylen niedriger Dichte<br />

(LDPE) lassen sich als vierte Klasse die dendritischen <strong>Polymere</strong> unterscheiden [Fréchet und<br />

Tomalia 2001]. Seit den frühen 1980’er Jahren gibt es kontinuierlich steigende Forschungsaktivitäten<br />

auf dem Gebiet dieser Makromoleküle, so dass sich permanent neue Arten dendritischer<br />

<strong>Polymere</strong> wie „hypergrafted“ oder „dendronized“ <strong>Polymere</strong> ausdifferenzieren und unterschieden<br />

werden können [Gao und Yan 2004, Voit 2003]. In Abb. 1 sind einige <strong>Polymere</strong><br />

mit einer hoch verzweigten Struktur abgebildet, wobei in dieser Arbeit nur auf die hoch verzweigten<br />

und hyperverzweigten <strong>Polymere</strong> sowie die Dendrimere eingegangen wird.<br />

Hoch verzweigtes<br />

Polymer<br />

Hyperverzweigtes<br />

Polymer<br />

(M w/M n=2-10)*<br />

(DB=0,4-0,8)**<br />

Starpolymer<br />

3<br />

Dendrimer<br />

(M w/M n=1,0000-1,05)*<br />

(DB=1)**<br />

Abb. 1: Verschiedene Strukturen verzweigter Makromoleküle. Abbildung nach einer Vorlage<br />

von Prof. B. Voit aus Seiler 2006. DB=Verzweigungsgrad, (* Fréchet und Tomalia 2001;<br />

** Hölter et al. 1997)<br />

Die „klassischen“ dendritischen <strong>Polymere</strong> sind aus Monomeren vom Typ AB2 aufgebaut,<br />

wobei beide B-Funktionalitäten die gleiche Reaktivität besitzen und A nur mit B reagiert. In<br />

vielen Fällen liegen Polykondensations- oder auch Polyadditionsreaktionen zugrunde, wobei<br />

in den letzten zehn Jahren weitere Reaktionswege über die selbstkondensierende Vinylpolymerisation<br />

oder auch die selbstkondensierende Ringöffungspolymerisation erfolgreich durchgeführt<br />

wurden [Voit 2003, Gao und Yan 2004]. In den letzten beiden Fällen liegen die Monomere<br />

als sogenannte latente Monomere vom Typ AB2 vor, bei denen die Reaktivität der B-<br />

Gruppen zunächst noch aktiviert werden muss [Möck 2001]. Damit ergeben sich Möglichkeiten<br />

einer verbesserten Kontrolle der Polymersynthese, die eine engere Größenverteilung der<br />

Polymermoleküle erlaubt, so dass sich letzten Endes die Produkteigenschaften genauer einstellen<br />

lassen.<br />

Im Fall von Dendrimeren ergeben sich in mehrstufigen komplexen Reaktionsstufen monodisperse<br />

Makromoleküle, die nur aus dendritischen und terminalen Struktureinheiten aufgebaut<br />

sind, während die polydispersen hyperverzweigten <strong>Polymere</strong> in Einschrittsynthesen hergestellt<br />

werden und neben dendritischen und terminalen, auch lineare Einheiten aufweisen


4<br />

A<br />

B<br />

B<br />

Polymerisation<br />

A<br />

B B<br />

B<br />

Dendritische Lineare Terminale<br />

Einheit Einheit Einheit<br />

Abb. 2: Struktur eines hyperverzweigten Polymers auf der Basis von AB2 Monomeren mit<br />

den typischen Struktureinheiten (linear, dendritisch und terminal)<br />

Es ergeben sich in beiden Fällen hochverzweigte, kugelförmige Makromoleküle, die eine<br />

große Anzahl an funktionellen Gruppen auf der Moleküloberfläche tragen und sich im Wesentlichen<br />

über den Verzweigungsgrad unterscheiden lassen.<br />

In der Literatur finden sich zwei Definitionen des Verzweigungsgrades (DB):<br />

D + T<br />

DB = ( 2-1 )<br />

D + T + L<br />

In der Gleichung tauchen die drei typischen Struktureinheiten hyperverzweigter <strong>Polymere</strong> auf,<br />

lineare (L), dendritische (D) und terminale (T) Einheiten. Damit ergeben sich nach der Definition<br />

von Hawker und Fréchet Werte zwischen 0 für lineare <strong>Polymere</strong> bei einer Vernachlässigung<br />

der Endgruppen und 1 für perfekt verzweigte Dendrimere [Hawker und Fréchet 1991].<br />

Die hyperverzweigten <strong>Polymere</strong> liegen aufgrund der nur schlecht kontrollierbaren Reaktion<br />

und der daraus folgenden stochastischen Verteilung bei Werten zwischen 0,4 und 0,8. Hölter<br />

et al. weisen darauf hin, dass die Definition aus Gleichung ( 2-1 ) für dendritische <strong>Polymere</strong><br />

vom Typ AB2 beschränkt bleibt und formulieren ihrerseits einen Verzweigungsgrad (DB), der<br />

für Moleküle geringerer Molmasse genauere Ergebnisse liefert, weil der Einfluss der linearen<br />

Struktureinheiten nicht übergewichtet wird [Hölter et al. 1997].<br />

2D<br />

DB = ( 2-2 )<br />

2D<br />

+ L<br />

Zusammenfassend muss beachtet werden, dass hyperverzweigte <strong>Polymere</strong> aus vielen verschiedenen<br />

Isomeren bestehen, von der Struktur demnach sehr verschieden sein können und<br />

sich zusätzlich noch aufgrund der hohen Polydispersität in der Molmasse, der Form und dem<br />

Verzweigungsgrad wesentlich unterscheiden. So lassen sich zwar Verzweigungsgrade von<br />

nahezu 1 erzielen, aber dennoch liegt eine Vielzahl von Isomeren vor [Voit 2003].<br />

Weiterführende Einzelheiten sind den zahlreichen Reviews und Monographien auf dem Gebiet<br />

der dendritischen <strong>Polymere</strong> zu entnehmen [Voit 2003, Voit 2000, Gao und Yates 2004,<br />

Fréchet und Tomalia 2001, Jikei und Kakimoto 2001, Inoue 2000, Frey und Haag 2002,<br />

Froehling 2001, Sunder 2000a]. Im Folgenden sollen nur kurz einige wichtige Eigenschaften<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B


verzweigter Poylmere genannt werden, die diese Komponenten von den linearen <strong>Polymere</strong>n<br />

unterscheidet.<br />

2.1.2 Stoffeigenschaften<br />

Die Stoffeigenschaften hyperverzweigter <strong>Polymere</strong>, besonders im Vergleich zu ihren linearen<br />

Analoga und gleichfalls zu den perfekt verzweigten monodispersen Dendrimeren sind in den<br />

letzten 20 Jahren Gegenstand intensiver Forschung gewesen. Wenngleich nur in den seltensten<br />

Fällen lineare <strong>Polymere</strong> mit der gleichen Anzahl funktioneller Endgruppen wie ihre<br />

dendritischen Verwandten verwendet wurden [Wooley et al. 1994, Hawker et al. 1997].<br />

Wesentliche Stoffeigenschaften dendritischer <strong>Polymere</strong> wie die Glastemperatur, die Viskosität,<br />

die Viskosität in Lösung, aber auch die Löslichkeit hängen in erster Linie von den beiden<br />

Einflussgrößen Struktur der Monomere und Art der funktionellen Endgruppe ab. Darüber<br />

hinaus spielen weitere Parameter wie der Verzweigungsgrad, die Molmasse und die Polydispersität<br />

eine wichtige Rolle [Voit 2003]. Fréchet und Tomalia vergleichen in Tab. 1 lineare<br />

mit dendritischen <strong>Polymere</strong>n (Dendrons und Dendrimere) hinsichtlich wesentlicher Stoffeigenschaften.<br />

Die in Tab. 1 getroffenen Aussagen für dendritische <strong>Polymere</strong> gelten im Wesentlichen auch<br />

für Hyperverzweigte <strong>Polymere</strong>, wobei die Punkte 1, 4 und 5 nicht direkt übertragbar sind.<br />

Hyperverzweigte <strong>Polymere</strong> sind wegen ihrer hochverzweigten Struktur in den überwiegenden<br />

Fällen amorphe Materialien, was einen erheblichen Einfluss auf ihre Viskosität und das Löslichkeitsverhalten<br />

hat. Die für amorphe Komponenten wichtige Glastemperatur (Tg), die den<br />

Übergang in den hochelastischen Bereich markiert und aus dem heraus die <strong>Polymere</strong> in den<br />

Zustand des Fließens ohne weiteren Phasenübergang übergehen, hängt bei dendritischen <strong>Polymere</strong>n<br />

von der Art der Endgruppe, der Molmasse und der makromolekularen Struktur ab<br />

[Schmaljohann et al. 2000]. Vor allen Dingen der Einfluss der Art der Endgruppe wurde bereits<br />

für zahlreiche hyperverzweigte <strong>Polymere</strong> wie Polyester, Polyether, Polyamine oder Polyphenylene<br />

gezeigt [Voit 1995]. Schmaljohann et al. variieren die Polarität der funktionellen<br />

Endgruppen (von -OH zu unterschiedlichen Absättigungsgraden mit längerkettigen N-Alkyl-<br />

Acylchloriden) und verändern damit die Glastemperatur eines hyperverzweigten Polyesters<br />

im Bereich von 220°C bis -48°C. Dabei resultiert die Erniedrigung der Glastemperatur aus der<br />

Verringerung der intermolekularen Wechselwirkungen zwischen den Polymermolekülen<br />

[Schmaljohann et al. 2000]. Wooley et al. vergleichen Dendrimere, hyperverzweigte und lineare<br />

aromatische Polyester hinsichtlich ihrer Tg und stellen fest, dass der Einfluss der makromolekularen<br />

Struktur sehr gering ist, während Schmaljohann et al. darauf verweisen, dass der<br />

Einfluss intramolekularer Effekte auf die Tg bei der Variierung der Wiederholungseinheiten<br />

und gleicher Endgruppen deutlich wird [Wooley et al. 1994, Schmaljohann et al. 2000].<br />

Im Gegensatz zu linearen <strong>Polymere</strong>n besitzen verzweigte <strong>Polymere</strong> im flüssigen Zustand ein<br />

Newtonsches Fliessverhalten (Viskosität ist nicht abhängig von der aufgeprägten Scherrate).<br />

Auch diese Eigenschaft resultiert aus der makromolekularen Struktur, denn der hohe Verzweigungsgrad<br />

verhindert eine Verschlaufung, so dass sich insgesamt schlechte mechanische<br />

Eigenschaften ergeben und die <strong>Polymere</strong> keine Anwendungen im Bereich der Thermoplasten<br />

finden [Hult et al. 1999]. Allerdings lässt sich das Fliessverhalten eines Polymerblends stark<br />

beeinflussen, wenn verzweigte <strong>Polymere</strong> als rheologische Additive verwendet werden. Ihre et<br />

al. berichten zudem, dass durch Variation der Endgruppen, z.B. hinsichtlich ihrer Polarität die<br />

Schmelzviskosität eines hyperverzweigten Polymers über mehrere Größenordnungen verändert<br />

werden kann [Ihre et al. 1996]. Das Viskositätsverhalten ist in Abb. 3 dargestellt. Während<br />

für lineare <strong>Polymere</strong> die Schmelzviskosität ab einer bestimmten kritischen Molmasse<br />

schlagartig ansteigt, ist bei hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n kein derartiger Verschlaufungseinfluß<br />

zu erkennen. Folglich muss das verzweigte Polymermolekül eine eher globulare<br />

Form aufweisen.<br />

Weiterhin weisen hyperverzweigte <strong>Polymere</strong> infolge der verzweigten Struktur wesentlich<br />

höhere Löslichkeiten auf (auch der hochmolekularen <strong>Polymere</strong>) im Vergleich zu linearen<br />

Komponenten [Voit und Turner 1994, Hawker und Devonport 1996]. Dabei besitzen die<br />

Struktur und die Art der Endgruppen einen großen Einfluß auf die Löslichkeit [Hawker und<br />

5


6<br />

Frechet 1996]. So lassen sich z.B. verzweigte Polyphenylene durch eine Funktionalisierung<br />

mit polaren Endgruppen (z.B. Carboxylgruppe) sogar in Wasser lösen [Hult et al. 1999].<br />

Tab. 1: Vergleich wesentlicher Stoffeigenschaften linearer mit dendritischen <strong>Polymere</strong>n<br />

[Fréchet und Tomalia 2001]<br />

Lineares Polymer Dendritische <strong>Polymere</strong><br />

1. Regellose Anordnungen der Polymerkette 1. Voraussagbare Form, in Abhängigkeit der Molmasse<br />

und des Kerns (robustes Sphäroid, Verformbarkeit)<br />

2. Semi-kristalline/kristalline Material (hohe Glastemperaturen)<br />

2. Amorphe Materialien (niedrige Glastemperaturen)<br />

3. Schlechtere Löslichkeiten (Abnahme mit steigender 3. Höhere Löslichkeiten (Zunahme mit steigender<br />

Molmasse)<br />

4. Intrinsische Viskosität steigt mit steigender Molmasse<br />

5. Verschlaufung der Polymerkette bestimmt rheologisches<br />

Verhalten (Abhängigkeit von Scherrate)<br />

Log [melt viscosity]<br />

3000<br />

linear polymers<br />

4000<br />

Molmasse)<br />

4. Intrinsische Viskosität durchläuft Hochpunkt bei<br />

einer bestimmten Molmasse (geringere Werte der<br />

intrinsischen Viskosität)<br />

5. Newtonsches Fliessverhalten (keine Abhängigkeit<br />

von der Scherrate, niedrigere Viskositäten)<br />

Log M / a.m.u.<br />

5000<br />

dendritic polymers<br />

Abb. 3: Abhängigkeit der Schmelzviskosität von der Molmasse für lineare und hyperverzweigte<br />

<strong>Polymere</strong> [Hawker und Frechet 1996]<br />

2.2 Gas-Flüssig Gleichgewichte<br />

In dieser Arbeit müssen verschiedene Arten von Phasengleichgewichten betrachtet werden,<br />

denn es liegen nicht nur überkritische Komponenten vor, sondern auch hochmolekulare Komponenten,<br />

<strong>Polymere</strong>, die im Zusammenhang mit Lösungsmitteln bzw. Gasen zu einem besonderen<br />

Phasenverhalten führen. Gas-Flüssig-Gleichgewichte sind Sonderfälle von Dampf-<br />

Flüssig Gleichgewichten, denn mindestens eine Komponente im System liegt bei überkritischen<br />

Bedingungen vor. In Abb. 4a ist das typische Phasenverhalten eines solchen Systems<br />

dargestellt. In der lösungsmittelreichen Ecke treffen sich Siedelinie und Taulinie im Dampfdruck<br />

des Lösungsmittels auf der Druckachse bei x1=0. Die Gaskomponente liegt überkri-


tisch, also oberhalb des Dampfdrucks vor, so dass sich Siede- und Taulinie von der Druckachse<br />

abgelöst haben. Dieses Verhalten gilt wiederum nicht in Systemen, in denen <strong>Polymere</strong> vorhanden<br />

sind, die keinen messbaren Dampfdruck besitzen. In Abb. 4b ist das Phasenverhalten<br />

eines Polymer-Lösungsmittelsystems beschrieben für Temperaturen oberhalb und unterhalb<br />

der kritischen Temperatur des Lösungsmittels. Im polymerreichen Gebiet startet die Siedelinie<br />

vom Nullpunkt und mündet bei unterkritischen Temperaturen für das Lösungsmittel im<br />

Dampfdruck der Lösungsmittelkomponente. Die Taulinie schmiegt sich komplett an die<br />

Druckachse an, denn in der Dampfphase befinden sich nur Lösungsmittelmoleküle. Im lösungsmittelreichen<br />

Gebiet kann das Dampf-Flüssig (VL) Gleichgewicht von einer Flüssig-<br />

Flüssig (LL) Entmischung überlagert sein, so dass mit der Dampfphase insgesamt drei Phasen<br />

vorliegen. Bei höherem Druck verschwindet die Dampfphase und es liegen nur noch die beiden<br />

flüssigen Phasen vor. Dabei schmiegt sich die Phasengrenzlinie der lösungsmittelreichen<br />

Phase wieder an die Ordinate an. Das reale, aber nicht messbare Verhalten in der lösungsmittelreichen<br />

Ecke ist in dem Ausschnitt dargestellt. Die Polymerkonzentration in der lösungsmittelreichen<br />

Phase weist nur sehr kleine Werte auf.<br />

LV<br />

P 02<br />

P P<br />

a) b)<br />

Siedelinie<br />

G + L<br />

Taulinie<br />

x 1 � w 1 �<br />

LL<br />

VL<br />

L<br />

VL<br />

V<br />

VL<br />

Abb. 4: Gas-Flüssig-Gleichgewicht mit Gaskomponente (1) und Phasenverhalten von Po-<br />

LM<br />

lymer-Lösungsmittel mit Lösungsmittelkomponente (1). Durchgezogene Linie: T >> T ;<br />

LM<br />

Gestrichelte Linie: T


8<br />

Als alternativen Referenzzustand kann die unendlich verdünnte Komponente i im Lösungsmittel<br />

j verwendet werden. Dabei wird die Referenzfugazität über den Henry-Koeffizienten<br />

ausgedrückt, der auf den Dampfdruck des Lösungsmittels j bezogen und eine Funktion der<br />

Temperatur ist. Mit der Poynting Korrektur π∞i L wird die Druckkorrektur vom Lösungsmitteldampfdruck<br />

bis zum Systemdruck beschrieben, wobei das partielle molare Volumen der<br />

Komponente i bei unendlicher Verdünnung (v∞i L ) nahezu druckunabhängig ist.<br />

L LV ⎛ v ( ) ⎞<br />

∞ P − P<br />

0L<br />

L<br />

L<br />

i j<br />

f = = ⋅ = ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

i f∞i<br />

Hi<br />

, j π ∞i<br />

Hi<br />

, j exp<br />

⎜<br />

⎟<br />

( 2-5 )<br />

⎝ R ⋅T<br />

⎠<br />

Es lässt sich dann daraus die Gleichgewichtsbeziehung aufstellen, die gleichzeitig die allgemeine<br />

Formulierung des Henryschen Gesetzes darstellt und über den gesamten Konzentrationsbereich<br />

für über- und unterkritische Substanzen gilt.<br />

L LV ⎛ v ( ) ⎞<br />

∞ P − P<br />

G<br />

∗<br />

i j<br />

ϕ ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

i yi<br />

P γ i x Hi<br />

, j exp<br />

⎜<br />

⎟<br />

( 2-6 )<br />

⎝ R ⋅T<br />

⎠<br />

Dabei bildet γi * den asymmetrisch normierten Aktivitätskoeffizienten als Quotient aus dem<br />

symmetrisch normierten Aktivitätskoeffizienten (γi) und dem Grenzaktivitätskoeffizienten<br />

(γ∞i), der bei unendlicher Verdünnung dem Wert 1 zustrebt.<br />

γ<br />

γ i und<br />

∗<br />

γ = 1<br />

( 2-7 )<br />

∗<br />

i =<br />

γ ∞i<br />

lim<br />

xi →0<br />

i<br />

Die exakte Definition des Henry-Koeffizienten lässt sich aus der rechten Seite von Gleichung<br />

( 2-5 ) ableiten unter der Berücksichtigung, dass mäßige Lösungsmitteldampfdrücke vorliegen<br />

und der Zustand unendlicher Verdünnung erfüllt ist (γi* � 1, π∞i L � 1).<br />

L ⎛ f ⎞ i lim = Hi<br />

, j<br />

xi<br />

0 ⎜<br />

x ⎟<br />

( 2-8 )<br />

→<br />

⎝ i ⎠<br />

In Abb. 5 ist dieser Zusammenmhang im Fugazitäts - Konzentrationsdiagramm dargestellt. Im<br />

Bereich geringer Löslichkeiten, für xi < 0,03 beschreibt das Henrysche Gesetz den Verlauf der<br />

Gleichgewichtskurve [Prausnitz et al. 1999].<br />

f H i,j<br />

γ * i<br />

γ i<br />

x i ����<br />

Abb. 5: Henrysches Gesetz und Lewis-Randallsche Regel (γi � 1) im Fugazitäts – Konzentrationsdiagramm<br />

mit π0,i � 1 π∞i � 1.<br />

Der asymmetrisch normierte Aktivitätskoeffizient wirkt dabei als Korrekturfaktor zum realen<br />

Verlauf der Fugazität.<br />

f i<br />

f 0,i L


Aus den oben dargestellten Gleichungen lassen sich Formulierungen des Henryschen Gesetzes<br />

erhalten, die für unterschiedliche Bereiche Gültigkeit aufweisen und in Tab. 2 aufgeführt<br />

sind [Carroll 1991].<br />

Tab. 2: Verschiedene Formen des Henrxschen Gesetzes [Carroll 1991]<br />

Formulierung Henry – Gesetz<br />

L LV ⎛ v ( ) ⎞<br />

∞ P − P<br />

G<br />

∗<br />

i j<br />

ϕ ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

i yi<br />

P γ i x Hi<br />

, j exp<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝ R ⋅T<br />

⎠<br />

Gültigkeitsbereich<br />

Keine Einschränkung<br />

G<br />

∗<br />

ϕ i ⋅ y i ⋅ P = γ i ⋅ x ⋅ Hi,<br />

j ⋅<br />

L LV ⎛ v ( ) ⎞<br />

∞ P − P<br />

G<br />

i j<br />

ϕ ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

i yi<br />

P x Hi<br />

, j exp<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝ R ⋅T<br />

⎠<br />

G<br />

2<br />

L LV<br />

⎛ f ⎞ A(<br />

x ) ⎛ ( ) ⎞<br />

j −1<br />

v∞<br />

P − P<br />

i<br />

i j<br />

ln = + + ⎜<br />

⎟<br />

⎜<br />

⎟ ln Hi<br />

, j<br />

⋅ ⎜<br />

⎟<br />

⎝ xi<br />

⎠<br />

R T ⎝ R ⋅T<br />

⎠<br />

P < 10 bar<br />

xi < 0,03<br />

(Krichevsky – Henry-<br />

Gesetz)<br />

xi < 0,1<br />

(Krichevsky – Iliinskaya<br />

Gleichung)<br />

⋅ P = x ⋅ H<br />

xi < 0,03; P < 2 bar<br />

y i<br />

i,<br />

j<br />

In Abb. 6 ist der Verlauf der Gaslöslichkeit bei unendlicher Verdünnung abgebildet. Zunächst<br />

sinkt die Löslichkeit mit steigender Temperatur, durchläuft allerdings ein systemspezifisches<br />

Minimum und steigt dann wieder mit zunehmender Temperatur. Die dem Temperaturminimum<br />

zugeordnete Temperatur ist abhängig von der kritischen Temperatur des Gases (je kleiner<br />

Tc, desto kleiner TMinimum) und liegt meistens weit über der Raumtemperatur.<br />

x i (Solute) �<br />

Üblicher Messbereich<br />

Temperatur �<br />

Abb. 6: Typischer Verlauf der Löslichkeit eines Gases in einem Lösungsmittel für einen<br />

weiten Temperaturbereich[Prausnitz et al. 1999]<br />

Ab dem Temperaturminimum sind die stärkeren abstoßenden Wechselwirkungen der Gasmoleküle<br />

in der Gasphase für die höhere Löslichkeiten verantwortlich, während bei niedrigeren<br />

Temperaturen die anziehenden Wechselwirkungen überwiegen [Prausnitz et al. 1999].<br />

9


10<br />

Für Gas – Polymer bzw. Gas – Lösungsmittel - Polymersysteme lassen sich die oben aufgeführten<br />

Formulierungen der Gleichgewichte in derselben Weise anwenden, wobei die Konzentration<br />

in der flüssigen Phase sinnvoller Weise in Gewichtsanteilen (wi) ausgedrückt und<br />

folglich auch der massenbasierte asymmetrisch normierte Aktivitätskoeffizient (Ωi * ) verwendet<br />

wird. Es gelten dieselben Vereinfachungen hinsichtlich Druck und unendlicher Verdünnung<br />

[Maloney und Prausnitz 1976a].<br />

∫ ⎟ P L<br />

∗<br />

⎛ v ⎞<br />

∞i<br />

⋅ dP<br />

y ⋅ ⋅ = Ω ⋅ ⋅ ⋅<br />

⎜<br />

i ϕ i P i wi<br />

Hi<br />

j exp<br />

( 2-9 )<br />

,<br />

P ⎝ R ⋅T<br />

⎠<br />

L ⎛ f ⎞ i lim<br />

⎜ = H<br />

w ⎟<br />

⎝ i ⎠<br />

xi<br />

→0<br />

i,<br />

j<br />

Polymer<br />

( 2-10 )<br />

Angesichts des geringen (nicht messbaren) Dampfdrucks der Polymerkomponente taucht in<br />

der Poynting-Korrektur in Gleichung ( 2-9 ) lediglich der Systemdruck (P) auf, denn der<br />

Dampfdruck des Lösungsmittels (hier ein Polymer) geht gegen Null (PPolymer � 0).<br />

2.3 Thermodynamische Modelle<br />

Für die Berechnung der Fugazitäts- und Aktvitätskoeffizienten aus der Gleichgewichtsbeziehung<br />

stellt die Thermodynamik verschiedene Modelle zur Verfügung, die sich in Zustandsgleichungen<br />

und G E -Modelle (für Aktivitätskoeffizienten) einteilen lassen. Allerdings<br />

gibt es bisher nur wenige zuverlässige Zustandsgleichungen, mit denen Fugazitäten der flüssigen<br />

Phase unterschiedlicher Stoffklassen quantitativ zufriedenstellend beschrieben werden<br />

können. Deswegen werden für die Darstellung des nicht-idealen Verhaltens einer Lösung<br />

meistens Aktivitätskoeffizientenmodelle herangezogen. Diese Modelle lassen sich auch für<br />

Polymerlösungen nutzen und vermögen durch Erweiterungen, mit denen die Besonderheiten<br />

von <strong>Polymere</strong>n und Polymer-Lösungsmittelsystemen berücksichtigt werden, auch unterschiedlich<br />

gut Dampf- Flüssig und Flüssig-Flüssig Gleichgewichte berechnen.<br />

Die hyperverzweigten <strong>Polymere</strong> stellen wegen ihrer komplexen Molekülstruktur und den daraus<br />

resultierenden Unterschieden im Lösungsverhalten im Vergleich zu linearen Polymerlösungen<br />

zusätzliche Anforderungen an die verwendeten Modelle. Bisher wurde vor allem die<br />

Lattice Cluster Theorie angewandt und erweitert, um Einflüsse der Polymerstruktur auf das<br />

Phasenverhalten zu berücksichtigen [Dudowicz und Freed, 1991]. Lue und Prausnitz berechnen<br />

damit Lösungsmittelaktivitäten und Flüssig-Flüssig Gleichgewichte für homogene<br />

Dendrimerlösungen. Außerdem gibt es erste Ansätze, in denen der Einfluss der Endgruppen<br />

der terminalen <strong>Polymere</strong>inheiten auf die Thermodynamik von Lösungen modelliert wird<br />

[Jang et al., 2002, Jang und Bae, 2001]. Jang und Bae berechnen Flüssig-Flüssig Gleichgewichte<br />

und beziehen Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Lösungsmittelmolekülen und<br />

terminalen Dendrimereinheiten als zusätzlicher Beitrag zu den Wechselwirkungen mit ein.<br />

Ein Überblick zum Stand der Modellbildung für hyperverzweigte <strong>Polymere</strong> findet sich bei<br />

Seiler [Seiler 2006].<br />

2.3.1 UNIFAC-FV<br />

In dieser Arbeit wird das Modell UNIFAC-FV (UNIQUAC Functional-group Activity Coefficients-Free<br />

Volume) auf hyperverzweigte Polymerlösungen angewendet. Es handelt sich<br />

dabei um ein voraussagendes Modell, das auf Basis der molekularen Strukturgruppen und der<br />

Reinstoffdichten der Komponenten den Aktivitätskoeffizienten des Lösungsmittels und damit<br />

das Phasengleichgewicht vorausberechnen kann. Dieses Modell bietet sich immer dann an,<br />

wenn experimentelle Daten zum Phasenverhalten rar sind. Allerdings besitzt auch<br />

UNIFAC-FV keinen Parameter, der die Struktur der Moleküle berücksichtigt. Es lassen sich<br />

aber die Kenntnisse aus der Theorie über das Lösungsverhalten hyperverzweigter <strong>Polymere</strong><br />

im Modell umsetzen, so dass indirekt doch eine Verzweigung in die Modellierung des Phasenverhaltens<br />

einfließen kann (siehe Kapitel 4.2).


Prausnitz und Oishi haben das von Fredenslund et al. eingeführte G E -Modell UNIFAC<br />

(UNIQUAC Functional-group Activity Coefficients) zur Berechnung von Lösungsmittelaktivitäten<br />

auf Polymerlösungen erweitert, indem sie einen Term für das freie Volumen<br />

(Free-Volume: FV) aus der Flory-Zustandsgleichung hinzufügten [Fredenslund et al. 1975;<br />

Fredenslund et al. 1977; Oishi und Prausnitz 1978]. Auf diese Weise war es möglich, das unterschiedliche<br />

thermische Ausdehnungsverhalten von Lösungsmittel und Polymer in Abhängigkeit<br />

der Zusammensetzung und der Temperatur zu berücksichtigen und so bessere Voraussagen<br />

für das Phasenverhalten von Polymerlösungen treffen zu können.<br />

Das freie Volumen wird im Allgemeinen als jenes Volumen definiert, das für den Massenschwerpunkt<br />

eines sich bewegenden Moleküls zugänglich ist, wenn die anderen Moleküle des<br />

Systems fixiert sind. Wenn Komponenten mit unterschiedlichen freien Volumina gemischt<br />

werden, gehen diese Unterschiede in die Exzess-Funktionen der Mischung ein [Balashova et<br />

al. 1996].<br />

UNIFAC-FV ist ein voraussagendes Modell und zählt zu den Gruppenbeitragsmethoden. Das<br />

Verhalten der Lösung wird als resultierende Summe des Verhaltens bzw. der Wechselwirkungen<br />

der beteiligten Moleküle untereinander begriffen, die wiederum in definierte Strukturgruppen<br />

eingeteilt sind. Auf diese Weise kann eine Abschätzung des realen Verhaltens zahlreicher<br />

chemischer Komponenten qualitativ hochwertig erfolgen, die auf der Basis weniger<br />

UNIFAC Strukturgruppen abgebildet werden können.<br />

Das UNIFAC-FV Modell unterteilt die Lösungsmittelaktivität in einen kombinatorischen (c),<br />

residuellen (r) und einen freies-Volumen Beitrag:<br />

kombinatorisch<br />

residuell<br />

freiesVolumen<br />

ln( a l ) = ln( ai<br />

) + ln( ai<br />

) + ln( ai<br />

)<br />

( 2-11 )<br />

Der kombinatorische Term beschreibt Größe und Gestalt der Moleküle. Er wird direkt aus<br />

dem UNIQUAC-Modell (UNIversal Quasi-chemical Activity Coefficient) übernommen<br />

[Abrams und Prausnitz 1975].<br />

kombinatorisch<br />

Φ i z ⎛ Φ i Φ i ⎞<br />

ln( a = Φ + − −<br />

⎜ + −<br />

⎟<br />

i ) ln i 1 qi<br />

ln 1<br />

( 2-12 )<br />

θ i 2 ⎝ θ i θ i ⎠<br />

Der erste Teil der Gleichung bis zum Klammerprodukt stammt aus dem Flory-Huggins Modell<br />

und wurde für UNIQUAC mit der Guggenheim-Stavermann Korrektur erweitert, so dass<br />

Unterschiede in der Gestalt der Moleküle Berücksichtigung finden [Fredenslund et al. 1975;<br />

Kontogeorgis et al. 1994]. Die Koordinationszahl z wird zu 10 gesetzt. Der Volumenbruch Φi<br />

und der Oberflächenbruch θi werden aus den Volumen- bzw. Oberflächenparametern ri und qi<br />

berechnet,<br />

Φ<br />

i<br />

=<br />

∑<br />

j<br />

r w / M<br />

i<br />

j<br />

i<br />

r w<br />

j<br />

i<br />

/ M<br />

j<br />

und θ =<br />

i<br />

∑<br />

j<br />

q w / M<br />

i<br />

q<br />

j<br />

i<br />

w<br />

j<br />

i<br />

/ M<br />

j<br />

( 2-13 )<br />

mit den Massenbrüchen wi und den Molmassen der Komponenten Mi. In ri und qi, den Volumen-<br />

bzw. Oberflächenparametern der Komponenten, gehen wiederum die Gruppenparameter<br />

Rk und Qk ein, die nach Bondi mit Hilfe der van der Waals Gruppenvolumen und -oberflächen<br />

vwk und Awk gebildet werden. Die Gruppenparameter Rk und Qk sind tabelliert [Danner und<br />

High 1993; Poling et al. 2001].<br />

( i)<br />

( i)<br />

ri<br />

= ∑υ<br />

k Rk<br />

und qi<br />

= ∑υ<br />

k Qk<br />

( 2-14 )<br />

k<br />

k<br />

vwk<br />

Awk<br />

R k = und Q k =<br />

( 2-15 )<br />

9<br />

15,<br />

17 2, 5 ⋅10<br />

Dabei beschreibt νk (i) die Anzahl der funktionellen Gruppe (k) im Molekül (i). Die Normalisierungsfaktoren<br />

15,17 cm 3 /mol und 2,5*10 9 cm 2 /mol sind von Abrams und Prausnitz für eine<br />

11


12<br />

CH2 Einheit in einem Polyethylenmolekül angegeben worden und werden für jede Strukturgruppe<br />

benutzt [Bondi 1968; Abrams und Prausnitz 1975; Oishi und Prausnitz 1978].<br />

Der residuelle Beitrag beschreibt die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen (intermolekular<br />

zwischen den Komponenten und intermolekular zwischen Molekülen einer Komponente):<br />

residuell<br />

( i)<br />

( i)<br />

ln( a i ) = ∑υ<br />

k [ ln( Γk<br />

) − ln( Γk<br />

) ]<br />

( 2-16 )<br />

k<br />

Γk steht für die (residuelle) Aktivität der Gruppe (k) in der Mischung und Γk (i) für die (residuelle)<br />

Aktivität der Gruppe (k) im Standardzustand der reinen flüssigen Komponente (i). Durch<br />

den Differenzterm der Aktivitätskoeffizienten ist die Normalisierungsbedingung ai→1 für<br />

wi→1 erfüllt.<br />

Die Gruppenaktivität Γk bzw. Γk (i) lässt sich wie folgt berechnen:<br />

⎡<br />

⎤<br />

⎢ ⎛ ⎞ Θ mΨkm<br />

= Q<br />

⎥<br />

k 1 − ln<br />

−<br />

⎢<br />

⎜∑<br />

Θ mΨmk<br />

⎟<br />

Θ Ψ ⎥<br />

( 2-17 )<br />

⎢<br />

⎝ m ⎠ m n nm<br />

⎣<br />

n ⎥⎦<br />

Γk ∑<br />

∑<br />

Θm ist der Oberflächenbruch der Gruppe (m) (mit Qm als Gruppenoberflächenparameter nach<br />

Gleichung ( 2-15 )), wobei die Addition über alle definierten Gruppen ausgeführt wird und<br />

mit den Molenbrüchen Xm der einzelnen Gruppen in der Mischung, ähnlich wie θi, berechnet<br />

wird [Oishi und Prausnitz 1978]:<br />

Θ<br />

m<br />

=<br />

Q<br />

∑<br />

n<br />

m<br />

Q<br />

X<br />

n<br />

m<br />

X<br />

n<br />

mit<br />

∑<br />

j<br />

υ<br />

( i)<br />

m<br />

w<br />

X m =<br />

( j)<br />

υ<br />

∑ w j / M j∑<br />

j n<br />

j<br />

/ M<br />

j<br />

n<br />

( 2-18 )<br />

Mj ist die Molmasse von Gruppe (j) und wj der Massenbruch von Komponente (j) in der Mischung.<br />

Der Gruppenwechselwirkungsparameter Ψmn wird wie folgt berechnet:<br />

⎛ U mn −U<br />

nn ⎞ ⎛ amn<br />

⎞<br />

Ψmn<br />

= exp ⎜−<br />

⎟ = exp⎜−<br />

⎟ ( 2-19 )<br />

⎝ RT ⎠ ⎝ T ⎠<br />

Umn ist ein Energiemaß für die Wechselwirkungen zwischen den Gruppen (m) und (n). Die<br />

Gruppenwechselwirkungsparameter amn und anm (zwei Parameter pro Gruppenpaar) sind tabelliert<br />

und wurden durch die Anpassung an experimentelle Daten von Dampf-Flüssig<br />

Gleichgewichten erhalten. Es gilt zu beachten, dass amn die Einheit [K] besitzt und amn ≠ anm.<br />

Die für Polymerlösungen mit dem UNIFAC Modell berechneten Lösungsmittelaktivitäten<br />

weisen häufig zu kleine Werte auf. Zur Berücksichtigung des freien Volumens von Polymerlösungen<br />

wurde von Oishi und Prausnitz als dritter, positiver Beitrag zur Aktivität noch ein<br />

„freies-Volumen“ Beitrag hinzugefügt, der aus der Flory-Zustandsgleichung erhalten wird,<br />

indem der Wechselwirkungsparameter χ12 zu Null gesetzt wird<br />

−1<br />

⎡ ~ 1/<br />

3 ⎤ ⎡ ~ ⎛ ⎞⎛<br />

⎞ ⎤<br />

freiesVolumen<br />

⎢ ⎜ ⎟ ⎥<br />

( ) ⎢v<br />

i −1⎥<br />

⎜ vi<br />

⎟ 1<br />

ln a i = 3ci<br />

− c<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢<br />

⎜<br />

−<br />

⎜<br />

−<br />

⎢ 1/<br />

3 i 1<br />

~ ⎥ ~<br />

⎟<br />

1<br />

~ 1/<br />

3<br />

⎟<br />

( 2-20 )<br />

⎢⎣<br />

v M ⎥⎦<br />

⎣⎝<br />

v M ⎠⎝<br />

v i ⎠ ⎥<br />

⎦<br />

Die reduzierten Volumina des Lösungsmittels i und der Mischung M werden aus den spezifischen<br />

Volumina der Lösungsmittel und des Polymers vi berechnet und in [cm 3 /g] angegeben.<br />

Bei vwi handelt es sich um das van der Waals Volumen:<br />

v ~<br />

v ~


~<br />

v<br />

i<br />

vi<br />

⋅ M i vi<br />

⋅ M i<br />

= =<br />

b ⋅ v 15,<br />

17 ⋅b<br />

⋅ r<br />

wi<br />

i<br />

~<br />

v<br />

M<br />

=<br />

b<br />

∑<br />

i<br />

∑<br />

i<br />

w v<br />

i<br />

i<br />

i<br />

w v<br />

wi<br />

∑<br />

i<br />

∑<br />

=<br />

15,<br />

17b<br />

2 / 3<br />

i<br />

2 / 3<br />

j<br />

j<br />

i<br />

∑<br />

i<br />

w v<br />

i<br />

i<br />

i<br />

r w / M<br />

i<br />

i<br />

( 2-21 )<br />

Weiterhin werden die Massenbrüche der Komponenten wi, die Molmassen Mi und der berechnete<br />

Volumenparameter ri aus Gleichung ( 2-14 ) benötigt.<br />

Der Parameter ci kann nach Oishi und Prausnitz als Anzahl der externen Freiheitsgrade der<br />

Lösungsmittelmoleküle verstanden werden (Rotation, Translation und Vibration) und wird für<br />

sämtliche Lösungsmittel auf 1,1 gesetzt. Der Parameter b ist ein Proportionalitätsfaktor, der<br />

von Oishi und Prausnitz zu 1,28 bestimmt wurde.<br />

Ein wesentlicher Nachteil des UNIFAC Modells besteht in der oftmals qualitativ schlechten<br />

Beschreibung der Temperaturabhängigkeit des Aktivitätskoeffizienten. Aus diesem Grund<br />

wurden zahlreiche Erweiterungen entwickelt, in denen der Term der residuellen Aktivität<br />

durch zusätzliche Parameter variiert wurde [Larsen et al. 1987; Weidlich und Gmehling et al.<br />

1987; Gmehling et al. 1993]. Sowohl beim UNIFAC (Dortmund), als auch beim UNIFAC<br />

(Lyngby) Modell wurde der kombinatorische Term jeweils durch einen stärker empirischen<br />

Ansatz modifiziert (siehe Gleichung ( 2-22 )).<br />

kombinatorisch<br />

r<br />

ln( ai ) = ln Φ i + 1−<br />

Φ i mit Φ i = (Lyngby)<br />

r x<br />

( 2-22 )<br />

T0<br />

= amn,<br />

1 + amn,<br />

2 ⋅ ( T − T0<br />

) + a , 3 ⋅ ( T ⋅ ln + T − T0<br />

) (Lyngby) ( 2-23 )<br />

T<br />

amn mn<br />

In Gleichung ( 2-23 ) ist zu erkennen, dass in der modifizierten Lyngby Version dreimal zwei<br />

Gruppenwechselwirkungsparameter zur Beschreibung der Interaktion zwischen zwei Strukturgruppen<br />

benötigt werden.<br />

2.3.2 Sanchez-Lacombe Zustandsgleichung<br />

Ähnlich wie das g E -Modell UNIFAC-FV ist auch die Zustandsgleichung von Sanchez-<br />

Lacombe aus einem Gittermodell abgeleitet, genauer aus dem Gittergasmodell, das die Existenz<br />

freier Gitterplätze zulässt und auf diese Weise die Berechnung von Systemen mit Komponenten<br />

unterschiedlicher Dichten erlaubt [Sanchez und Lacombe 1976; Sanchez und Lacombe<br />

1978; Lacombe und Sanchez 1976]. In Abb. 7 wird dieser Ansatz durch die freien<br />

Gitterplätze deutlich. Komponenten mit hoher Dichte besetzen mehr Gitterplätze, während<br />

Komponenten mit niedrigeren Dichten mehr freie Plätze aufweisen. Im Gegensatz zu den g E -<br />

Modellen kann die Auswirkung des Systemdrucks auf die Systemdichte durch die Variation<br />

der Anzahl der freien Gitterplätze berücksichtigt werden, so dass die Zustandsgrößen Temperatur,<br />

Druck und Dichte direkt miteinander verknüpft sind und damit das Modell als Zustandsgleichung<br />

klassifiziert werden kann [Sadowski 2000].<br />

Abb. 7: Zweidimensionale Abbildung eines reinen Fluids auf der Basis der Gittertheorie<br />

mit besetzten und freien Gitterplätzen [Sanchez und Lacombe 1978]<br />

13


14<br />

Eine Änderung von Druck und/oder Temperatur führt in einem derartigen System zu einer<br />

Änderung der Anzahl der freien Gitterplätze, wobei das Volumen eines Gitterplatzes v* ein<br />

individueller Parameter ist und bei Mischungen durch geeignete Mischungsregeln dargestellt<br />

wird. Wenn in eine Formulierung der freien Energie (f) Ausdrücke der inneren Energie (u)<br />

und der Entropie (s), abgeleitet aus dem Flory-Huggins Modell 1 , eingesetzt werden, entsteht<br />

mit weiteren Annahmen der in Gleichung ( 2-25 ) abgebildete Zusammenhang von freien und<br />

belegten Gitterplätzen und den Zustandsgrößen Temperatur, Druck und Dichte [Sadowski<br />

2000].<br />

∆ f = ∆u<br />

− T∆s<br />

( 2-24 )<br />

∗<br />

∗<br />

Pv<br />

1 2 ε<br />

− = ln Φ0<br />

+ 1−<br />

+ Φ1<br />

⋅ mit<br />

RT<br />

r RT<br />

N0 N1 ⋅ r1<br />

Φ 0 = und Φ 1 =<br />

N<br />

N<br />

( 2-25 )<br />

Wobei Φ0 und Φ1 in diesem Fall die Segment- bzw. Volumenbrüche der freien (Indize 0)<br />

und belegten Gitterplätze (Indize 1) bedeuten (mit N als Gesamtzahl der Gitterplätze und ri als<br />

Segmentzahl). Zur Beschreibung einer reinen Komponente werden demnach die drei Parameter<br />

benötigt: Segmentvolumen v*, der Energieparameter ε* und Segmentzahl r.<br />

Die gewöhnliche Form der Zustandsgleichung von Sanchez-Lacombe wird mit der Darstel-<br />

lung reduzierter Größen erhalten:<br />

~ 2 ~ ~<br />

1<br />

ρ + P + T ⋅[ln(<br />

1−<br />

~ ρ ) + ( 1−<br />

) ⋅<br />

~ ρ ] = 0<br />

( 2-26 )<br />

r<br />

∗<br />

~ Texp<br />

∗ ε<br />

T = und T = ( 2-27 )<br />

*<br />

T<br />

R<br />

∗<br />

~ Pexp<br />

∗ ε<br />

P = und P = ( 2-28 )<br />

*<br />

∗<br />

P<br />

v<br />

~ ρexp<br />

v<br />

ρ = und =<br />

*<br />

∗<br />

ρ ρ v r<br />

~<br />

1<br />

( 2-29 )<br />

Die reduzierten Größen können durch die Anpassung an Flüssigdichten und/oder Dampfdrücke<br />

bestimmt werden, wobei im Fall von <strong>Polymere</strong>n wegen des fehlenden Dampfdrucks lediglich<br />

an Flüssigdichten angepasst wird.<br />

*<br />

Dabei nimmt die Referenzdichte ρ jenen Wert an, den das System besitzt, wenn alle Gitterplätze<br />

belegt sind, weist also den maximal größten Wert auf. Im Fall von Polymersystemen<br />

geht der Wert der Segmentzahl r bei großen Werten der Molmasse gegen unendlich und damit<br />

der Term 1/r gegen Null.<br />

Die in dieser Arbeit zugrunde gelegten Mischungsregeln zur Berechnung binärer Systeme von<br />

Gas und Polymer stammen von Sato et al. und sind im Folgenden dargestellt [Sato et. al<br />

2000].<br />

1 Ausgehend von der Berechnung der Wahrscheinlichkeit belegter Gitterplätze mit der „meanfield<br />

approximation“ (bereits im Gitter vorhandene Moleküle beeinflussen die Wahrscheinlichkeit<br />

eines belegten oder freien Platzes nicht, keine Berücksichtigung besonderer Wechselwirkungen<br />

wie z. B. Wasserstoffbrückenbindungen) und der der Boltzmann Beziehung<br />

unter der Verwendung der Stirling Näherung, ergibt sich ein Ausdruck für die Entropie.


P<br />

∑∑ i ⋅φ<br />

j ⋅ P<br />

*<br />

=<br />

i j<br />

φ mit ( ) ( ) 5 , 0<br />

*<br />

* *<br />

P − k ⋅ P ⋅ P<br />

*<br />

ij<br />

ij<br />

= 1 ij i j<br />

( 2-30 )<br />

∑ ⎟ *<br />

* * ⎛ 0 T ⎞ i<br />

T = P ⋅<br />

⎜<br />

⎜φ<br />

i ⋅ *<br />

i ⎝ Pi<br />

⎠<br />

( 2-31 )<br />

∑ ⎟ 0<br />

−1<br />

⎛φ<br />

⎞ i<br />

r =<br />

⎜<br />

0<br />

i ⎝ ri<br />

⎠<br />

( 2-32 )<br />

∑ ⎟ *<br />

0 ⎛ P ⎞ i φ<br />

⎜<br />

⎟<br />

i = φi<br />

⋅ *<br />

⎝ Ti<br />

⎠<br />

* ⎛ P ⎞ j ⎛<br />

⎜<br />

w ⎞ i<br />

φ ⋅<br />

⎜ j und φ<br />

*<br />

j ⎝ T<br />

⎜<br />

⎟<br />

i = *<br />

j ⎠ ⎝ ρi<br />

⎠<br />

⎛ w ⎞ j<br />

∑⎜ ⎟<br />

⎜ * ⎟<br />

j ⎝ ρ j ⎠<br />

( 2-33 )<br />

* * *<br />

Die Größen i , i , i P T ρ und i r beziehen sich dabei auf den Reinstoff, k ij bezeichnet den binären<br />

Wechselwirkungsparameter, φ i den Volumenanteil und w i den Massenanteil.<br />

2.3.3 PC-SAFT Zustandsgleichung<br />

Entgegen den beiden zuletzt beschriebenen Modelle, die sich aus der Gittertheorie ableiten<br />

lassen und damit die Moleküle aus der Perspektive des Feststoffs betrachten, gründet die Perturbed<br />

Chain - Statistical Associated Fluid Theory (PC-SAFT) Zustandsgleichung auf der<br />

Störungstheorie aus der statistischen Thermodynamik. Danach setzen sich die Moleküle als<br />

Ketten sich berührender Kugelelemente zusammen, und ihr Verhalten resultiert aus der Summe<br />

von einander unabhängigen Störungen vom Referenzzustand der harten Kugel bzw. harten<br />

Kette [Groß 2001].<br />

Die PC-SAFT Gleichung ist eine thermische Zustandsgleichung zur Beschreibung langkettiger<br />

Moleküle, die als modifizierte Form der 1988 von Chapman et al. entwickelten SAFT<br />

Gleichung von Groß entwickelt wurde [Chapman et al. 1988; Groß 2001].<br />

Das Verhalten der Moleküle wird auf der Basis repulsiver und attraktiver Wechselwirkungen<br />

beschrieben und über die residuelle Freie Energie (f) dargestellt.<br />

res hc disp assoc<br />

f f f f<br />

= + +<br />

( 2-34 )<br />

k ⋅T<br />

k ⋅T<br />

k ⋅T<br />

k ⋅T<br />

Die abstoßenden Wechselwirkungen finden im „harte Ketten“- Term (f hc ) Berücksichtigung,<br />

und die anziehenden Wechselwirkungen sind teilen sich in einen dispersiven (f disp ) und einen<br />

assoziierenden Anteil (f assoc ) auf.<br />

Es liegt die Vorstellung zugrunde, dass die einzelnen Moleküle als harte Ketten beschrieben<br />

werden können, wobei die harten Ketten aus Hartkugelsegmenten bestehen, die irreversibel<br />

miteinander verbunden sind.<br />

Für eine Kette harter Kugeln entwickelten Chapman et al. den Ausdruck für die freie Energie,<br />

der für Mischungen gültig ist.<br />

hc<br />

hs<br />

f f<br />

hs<br />

= m ⋅ − ∑ xi<br />

⋅ ( mi<br />

−1)<br />

⋅ ln g ii ( σ ii )<br />

k ⋅T<br />

k ⋅T<br />

i<br />

mit<br />

= ∑ i ⋅ i<br />

i<br />

m x m<br />

( 2-35 )<br />

hs<br />

Dabei bezeichnet m die mittlere Segmentzahl und gii ( σ ii ) die radiale Verteilungsfunktion,<br />

die die Wahrscheinlichkeit angibt, mit der sich ein Molekül im Abstand r von einem anderen<br />

Molekül aufhält. Groß verwendete die Barker-Henderson Störungstheorie zweiter Ordnung,<br />

um einen Term zu entwickeln, der die dispersiven Wechselwirkungen von Kettenmolekülen<br />

beschreibt. Das Referenzfluid ist hierbei das Harte-Ketten-Fluid. Mit Hilfe der von Barker<br />

und Henderson formulierten Störungstheorie kann das reale Abstoßungsverhalten von Mole-<br />

15


16<br />

külen mit einem temperaturabhängigen Segmentdurchmesser dargestellt werden, so dass auch<br />

Überlappungen der Molekülradien abgebildet [Groß und Sadowski 2001].<br />

⎡ ⎛ 3⋅<br />

ε ⎞⎤<br />

d(<br />

T ) = σ ⋅ ⎢1<br />

− 0.<br />

12 ⋅ exp⎜−<br />

⎟<br />

( 2-36 )<br />

⎥<br />

⎣ ⎝ k ⋅T<br />

⎠⎦<br />

Der in Gleichung ( 2-37 ) dargestellte Dispersionsterm basiert auf dem Referenzsystem harte<br />

Kette und vermag die nicht-sphärische Struktur der Moleküle darzustellen [Groß 2001].<br />

res hc<br />

f f<br />

⎛ ε ij ⎞ 3<br />

= − 2 ⋅π<br />

⋅ ρ ⋅ I ⋅∑∑<br />

⋅ ⋅ ⋅ ⋅<br />

⎜<br />

⎟<br />

1 ( m,<br />

η,<br />

T)<br />

xi<br />

x j mi<br />

m j ⋅σ<br />

ij −<br />

( 2-37 )<br />

k ⋅T<br />

k ⋅T<br />

i j<br />

⎝ k ⋅T<br />

⎠<br />

−1<br />

hc<br />

⎛ hc ∂Z<br />

⎞<br />

− π ⋅ ρ ⋅ m ⋅ ⎜<br />

⎜1+<br />

Z + ρ ⋅ ⎟ ⋅ I 2 ( m,<br />

η,<br />

T ) ⋅<br />

⎝<br />

∂ρ<br />

⎠<br />

⎛ ε ij ⎞ 3<br />

⋅∑∑ xi ⋅ x j ⋅ mi<br />

⋅ m j ⋅<br />

⎜ ⋅σ<br />

ij<br />

i j<br />

k T ⎟<br />

⎝ ⋅ ⎠<br />

hc<br />

Der obige Term ist bereits für eine Mischung formuliert. Z bezeichnet den dimensionslosen<br />

Kompressibilitätsfaktor und für die Parameter ungleicher Segmentpaarungen gelten die Kombinationsregeln<br />

nach Berthelot-Lorentz.<br />

ε ij = ε ii ⋅ε<br />

jj ⋅ ( 1−<br />

kij<br />

)<br />

( 2-38 )<br />

( σ σ )<br />

1<br />

σ ij = i +<br />

2<br />

j<br />

( 2-39 )<br />

Mit I1( m,<br />

η , T ) und I2 ( m,<br />

η , T ) werden zwei Integrale bezeichnet, die wegen der schwer zugänglichen<br />

Einflußgrößen nicht ohne weiteres analytisch gelöst werden können und deshalb<br />

durch Potenzreihen ersetzt werden.<br />

∞<br />

hc ⎛ σ ⎞ 2 2<br />

I1<br />

( m,<br />

η,<br />

T)<br />

= ∫ g ⋅ ⎜ x ⋅ ⎟<br />

⎟(<br />

u~<br />

( x)<br />

) ⋅ x dx<br />

( 2-40 )<br />

1 ⎝ d(<br />

T ) ⎠<br />

∞<br />

∂ ⎡<br />

⎤<br />

hc ⎛ σ ⎞ 2 2<br />

I 2 ( m,<br />

η,<br />

T ) = ⋅ ⎢ρ<br />

⋅ ⋅⎜<br />

⋅ ⎟(<br />

~ ) ⋅ ⎥<br />

∂ ∫ g x u ( x)<br />

x dx<br />

ρ ⎣ 1 ⎝ d(<br />

T ) ⎠<br />

⎦<br />

6<br />

∑<br />

i=<br />

0<br />

I ( η,<br />

m)<br />

= a ( ) ⋅η<br />

1<br />

mit<br />

=<br />

i m<br />

m −1<br />

+ ⋅<br />

m<br />

ai ( m)<br />

a0i<br />

a1i<br />

⋅ a2i<br />

6<br />

∑<br />

i=<br />

0<br />

I ( η,<br />

m)<br />

= b ( ) ⋅η<br />

2<br />

i m<br />

i<br />

i<br />

m −1<br />

m − 2<br />

+ ⋅<br />

m m<br />

mit<br />

( ) =<br />

m −1<br />

+ ⋅<br />

m<br />

m −1<br />

m − 2<br />

+ ⋅ ⋅<br />

m m<br />

bi m b0i<br />

b1i<br />

b2i<br />

( 2-41 )<br />

( 2-42 )<br />

( 2-43 )<br />

Hierbei ist u (x)<br />

das dimensionslose Paarpotenzial und η die dimensionslose Dichte (packing<br />

fraction)<br />

Die Parameter ai (m)<br />

und bi (m)<br />

sind an die homologe Reihe der Alkane angepasst worden<br />

und werden als universelle Modellkonstanten für alle Stoffe eingesetzt.<br />

Im Assoziationsterm der PC-SAFT Gleichung, der auf dem Assoziationsmodell von Wertheim<br />

beruht und unverändert von der SAFT Gleichung übernommen wurde, werden die asso-


ziierenden Wechselwirkungen zusammengefasst. Dazu muss die Anzahl möglicher Bindungsstellen<br />

eines Segments vorab festgelegt werden, denn nur an diesen Stellen tritt per definitionem<br />

Assoziation auf. In dieser Arbeit wurde ohne Assoziationsterm gerechnet, weitere Informationen<br />

zu diesem Term sind bei Groß zu finden [Groß 2001].<br />

Zur Charakterisierung der Reinstoffe sind jeweils drei Parameter notwendig, die im Fall niedermolekularer<br />

Stoffe an Flüssigdichten bzw. PvT - Daten (auf der Siedelinie) und Dampfdrücke<br />

oder Verdampfungsenthalpien angepasst werden.<br />

• Segmentzahl der Komponente i: mi [-]<br />

• Segmentdurchmesser der Komponente i: σ i [Å]<br />

ε i<br />

• Energieparameter der Komponente i: [K]<br />

k<br />

Für <strong>Polymere</strong> wird anstatt der Segmentzahl die auf die molare Masse bezogene Segmentzahl<br />

m i<br />

verwendet. Für die Beschreibung von Mischungen wird ein Wechselwirkungsparameter<br />

M i<br />

(kij) benötigt, der den Dispersionsparameter ungleichartiger Moleküle / Segmente korrigiert<br />

(siehe Gleichung ( 2-38 ).<br />

Bei <strong>Polymere</strong>n muss bei der Ermittlung der Reinstoffparameter auf Alternativen ausgewichen<br />

werden, denn wegen des nicht messbaren Dampfdrucks fehlen aussagekräftige experimentelle<br />

Daten für den energetischen Parameter der Komponente. Groß et al. beschreiben zwei Möglichkeiten<br />

zur Bestimmung von Polymerparametern [Groß et al. 2002].<br />

• Extrapolation der Parameter von niedermolekularen Komponenten (Parameter von n-<br />

Alkanen � extrapolierte Parameter für lineares Polyethylen), wobei diverse polymerspezifische<br />

Eigenschaften wie Verschlaufung, intramolekulare Wechselwirkungen oder Abschirmeffekte<br />

nicht berücksichtigt werden können. Abgesehen davon gibt es keine homologen<br />

niedermolekularen Analoga.<br />

• Gleichzeitiges Anpassen von Dichtedaten und Dampf-Flüssig Gleichgewichten von Gemischen.<br />

Es hat sich gezeigt, dass dieser pragmatische Ansatz gute Berechnungsergebnisse<br />

liefert und unterschiedliche Systeme mit den derart ermittelten Parametern ermittelt<br />

werden können, obwohl ein Reinstoffparameter aus Mischungsdaten stammt.<br />

Im Falle verzweigter <strong>Polymere</strong> sind sowohl experimentelle Daten, als auch niedermolekulare<br />

Homologe entweder noch nicht vorhanden oder überhaupt nicht existent, so dass alternative<br />

Methoden entwickelt werden müssen.<br />

In Kapitel 4.3 werden verschiedene Möglichkeiten der Parameterermittlung für den Fall diskutiert,<br />

dass weder Dampf-Flüssig Gleichgewichtsdaten vorliegen, noch Monomere der <strong>Polymere</strong><br />

verwendet werden können.<br />

2.4 Absorptive Verfahren<br />

Die Absorption ist eine thermische Grundoperation zur Aufreinigung von Gasströmen. Mittels<br />

eines geeigneten Lösungsmittels werden selektiv Komponenten aus einem Gasgemisch<br />

abgetrennt. In einer typischen Absorptionslage (Abb. 8) wird das Lösungsmittel im Kreis gefahren.<br />

Das Rohgas wird im Absorber im Gegenstrom zum regenerierten Lösungsmittel aufgebracht,<br />

das sich im Sumpf der Kolonne bis zu einem bestimmten Grad mit der abzutrennenden<br />

Gaskomponente (und zu möglichst geringen Anteilen mit den restlichen Komponenten)<br />

beladen hat. Die Regeneration des Lösungsmittels kann durch Druckabsenkung, Temperaturerhöhung<br />

oder mit einem Strippgas erfolgen. Dazu wird das beladene Lösungsmittel durch<br />

interne Wärmeübertragung mit dem regenerierten Lösungsmittelstrom vorgewärmt und am<br />

Kopf dem Desorber zugeführt. Oberhalb der Lösungsmittelzugabe kann noch ein Waschmit-<br />

17


18<br />

telrücklauf installiert sein, der Waschmittel zurückführt, das im Gasstrom gelöst ist und in<br />

einem Dephlegmator komdensiert wurde. Am Kopf des Desorbers fällt das abgetrennte Gas<br />

an, das regenerierte Lösungsmittel wird auf Absorbertemperatur abgekühlt und wieder am<br />

Kopf des Absorbers zugeführt.<br />

Rohgas<br />

Reingas<br />

Absorber<br />

Beladenes<br />

Absorptionsmittel<br />

Abb. 8: Typische Absorptionsanlage<br />

Abgetrenntes<br />

Gas<br />

Desorber<br />

Regeneriertes<br />

Absorptionsmittel<br />

Die Absorption findet bei Bedingungen statt, die eine hohe Löslichkeit der Gaskomponente<br />

ermöglichen (oft niedrige Temperatur, hoher Druck), während bei der Desorption ein Zustand<br />

gewählt wird, der einer geringeren Löslichkeiten (oft hohe Temperatur, niedriger Druck) entspricht.<br />

Prinzipiell wird zwischen physisorptiver und chemisorptiver Absorption unterschieden. Bei<br />

der Physisorption beruht die Löslichkeit des Gases allein auf physikalischen Wechselwirkungen<br />

zwischen Solute und Lösungsmittel (z.B. van der Waals Kräfte), während bei der Chemisorption<br />

eine chemische Reaktion ursächlich für die Bindung in der flüssigen Phase ist. Dementsprechend<br />

sind bei letzterem, Kinetik und Gleichgewichtslage der Reaktion von<br />

entscheidender Bedeutung.<br />

P Gas<br />

Chemische<br />

Absorption<br />

Physikalische<br />

Absorption<br />

x Gas<br />

Abb. 9: Qualitative Darstellung der Physisorption und Chemisorption im Druck – Konzentrationsdiagramm


Chemisch wirkende Lösungsmittel erlauben höhere Reinheiten und werden vor allem eingesetzt,<br />

wenn Ströme bei geringerem Druck vorliegen bzw. die abzutrennende Komponente<br />

einen geringen Partialdruck im Strom aufweist. In diesem Fall können höhere Beladungen des<br />

Lösungsmittels im Vergleich zur Physisorption erzielt werden. Allerdings ist der energetische<br />

Regenerationsaufwand für das Lösungsmittel häufig sehr groß, weil die bei der Absorption<br />

freiwerdende Reaktionsenthalpie zur Auftrennung der Verbindung zusätzlich aufgebracht<br />

werden muss [Kohl und Nielsen 1997].<br />

2.5 CO2-Absorption aus Rauchgasen<br />

In der Literatur werden unterschiedliche Trennoperationen zur CO2-Wäsche aus Kraftwerksrauchgasen<br />

diskutiert. Neben Adsorption, Membran- oder kryogenen Verfahren gilt die Absorption<br />

als favorisierter Prozess [IPCC 2005; Aaron und Tsouris 2005; White et. al 2003;<br />

Göttlicher 1999; Chapel et al. 1999; Herzog 1999], der als Stand der Technik zwar bekannt<br />

und verfügbar ist, allerdings noch nicht für den realen Kraftwerksfall (z.B. kohlestämmiges<br />

Rauchgas von 964 kg/s eines Kraftwerks mit 1000 MWelektr.) ausgelegt wurde (Übersicht zu<br />

den Verfahren siehe Abb. 10).<br />

CO 2 Abtrennung aus Abgasen des Kraftwerks im industriellen Maßstab<br />

Absorption Adsorption Kältetechnik Membranen<br />

Chemisorption:<br />

Econamine<br />

(MEA+Inhibitoren)<br />

Benfield (K 2CO 3)<br />

Aminoamide<br />

(KS- solvents, MHI)<br />

Physisorption:<br />

Rectisol<br />

Selexol<br />

Purisol<br />

Mischungen:<br />

Sulfinol<br />

Amisol<br />

PSR-Solvents<br />

Aktivierter Kohlenstoff<br />

Zeolithe Molekularsieb<br />

Aktiviertes Aluminium<br />

Koks<br />

PTFE + phys. oder chem .<br />

Lösungsmittel<br />

PTFE + Aminosäure<br />

(TNO)<br />

Polyphenylenoxid +<br />

Lösungsmittel<br />

Polydimethylsiloxan +<br />

Lösungsmittel<br />

Abb. 10: Diskutierte Prozesse für die Abtrennung von CO2 aus Kraftwerksrauchgasen<br />

Als favorisierter Prozess gilt die Absorption [IPCC 2005], denn absorptive Verfahren zur<br />

CO2-Wäsche sind seit langem bekannt, technisch verfügbar und werden kommerziell angeboten.<br />

Die Verfahren wurden zwar insbesondere für die saure Gaswäsche entwickelt, sind aber keinesfalls<br />

für den hier betrachteten Einsatzfall optimiert. Bislang existiert weltweit noch keine<br />

großtechnische Anlage, die aus einem Kohle- oder Erdgas - befeuertem Kraftwerk das bei der<br />

Verbrennung entstehende Klimagas Kohlendioxid abtrennt.<br />

19


20<br />

Bei den derzeit verfügbaren Verfahren handelt es sich um chemische Wäschen des CO2 in<br />

wässrige Monoethanolamin (MEA) Lösungen (plus Korrosions-Inhibitoren):<br />

• Econamine FG Prozess von Flour Daniel (weltweit mehr als 20 Anlagen gebaut mit 6 -<br />

1000 t CO2/d) [Chapel et al. 1999].<br />

• Prozess von Kerr-McGee/ABB Lummus Crest (4 Anlagen, 180-720 t CO2/d) [Chapel et<br />

al. 1999, Herzog 1999, Barchas und Davis 1992].<br />

Diese Anlagen waschen Kohlendioxid aus Rauchgasen nach der Gasverbrennung und verwenden<br />

das CO2 in der Erdölgewinnung (enhanced oil recovery, EOR) sowie in der Lebensmittel-<br />

und Getränkeindustrie. Für die großtechnische Abtrennung von Kohlendioxid aus<br />

Rauchgasen des Kraftwerks werden wegen der riesigen anfallenden Mengen die Speicherung<br />

im Ozean und die Lagerung in Gesteinsschichten im Boden untersucht. Weiterführende Literatur<br />

dazu findet sich in [Arlt 2003].<br />

Obwohl Kohlekraftwerke die höchste spezifische CO2-Emission aufweisen, weltweit knapp<br />

ein Drittel der installierten Leistung (1100 GW: [Drenckhahn et al. 2004]) ausmachen und<br />

damit erster Anknüpfpunkt für CO2-Reduzierungsmaßnahmen sind, liegen nur wenige Ergebnisse<br />

vor, die den Betrieb von Anlagen zur CO2-Abscheidung aus Kohlekraftwerken untersuchen.<br />

Die oben genannten Anlagen trennen das CO2 aus Rauchgasen ab, die aus der Verbrennung<br />

von Erdgas stammen. Wilson et al. zeigen in Testversuchen einer Pilotanlage auf, dass<br />

gerade die Art des Abgases einen wesentlichen Einfluss auf die Wirksamkeit des Verfahrens<br />

besitzt, z.B. hinsichtlich Degradation des Lösungsmittels, Schaumbildung, optimales Arbeitsverhältnis<br />

zwischen beladener und unbeladener Lösung [Wilson et al. 2004, Wilson et al.<br />

2004a]. Chapel et al. berichten von zwei Pilotanlagen mit dem Econamine FG Prozess (2 -<br />

4,5 t CO2/d), die Abgase aus der Kohleverbrennung waschen. Darüber hinaus existieren noch<br />

die Testanlage der Saks’s Power in Regina (Boundary Dam), Canada (Econamine FG:<br />

4 t CO2/d) [Wilson et al. 2004] und eine dänische Pilotanlage des CASTOR-Projekts für das<br />

Esbjerg Kraftwerk (1 t CO2/h) [Hasse et al. 2005]. In den Pilotanlagen werden u. a. die generelle<br />

Eignung des Absorptionsprozesses, der Einfluss des Regenerationsgrades auf die Trennleistung<br />

und die Kosten, die Deaktivierung des Lösungsmittels durch SOx, NOx und O2, sowie<br />

die Korrosion in der Anlage in Langzeitversuchen untersucht.<br />

In diesem Kapitel wird der Fokus auf die thermodynamische Einordnung der verschiedenen<br />

Lösungsmittel für die Abtrennung von CO2 aus Gasgemischen gelegt. Veawab et al. führen<br />

an, dass sich 70 - 80 % der Betriebskosten einer MEA-Absorption aus der energieintensiven<br />

Regeneration des Lösungsmittels ergeben [Veawab et al. 2001]. Damit kommt der Optimierung<br />

des Lösungsmittels bzw. der Auswahl des Lösungsmittels eine zentrale Bedeutung zu.<br />

Aus den aufgezeigten Zusammenhängen können grundlegende Anforderungen an die physikalischen<br />

und chemischen Stoffeigenschaften der zu verwendenden Lösungsmittel abgeleitet<br />

werden. Auch im Hinblick auf die stetig steigenden Möglichkeiten, Lösungsmitteleigenschaften<br />

vorauszuberechnen und diese Eigenschaften daraufhin maßzuschneidern, ist eine Evaluierung<br />

der Lösungsmitteleigenschaften eine wichtige Voraussetzung.<br />

Die Lösungsmittel für Absorptionsprozesse lassen sich im Wesentlichen in physisorptive und<br />

chemisorptive Waschflüssigkeiten einteilen sowie Mischungen beider Arten. Für den Bereich<br />

der Abgasreinigung bei konventionellen fossilen Kraftwerken stehen keine rein physikalischen<br />

Lösungsmittel zur Verfügung, die bei den besonderen Bedingungen der Kraftwerksabgase<br />

(niedriger CO2-Partialdruck) ökonomisch sinnvoll eingesetzt werden können. Der Rectisol-Prozess<br />

mit Methanol als Medium ist allerdings für die CO2-Brenngasreinigung<br />

zukünftiger Kohlevergasungs-Kraftwerke wegen des höheren Druckes interessant [Göttlicher<br />

1999].<br />

Der weitaus größte Teil der untersuchten Lösungsmittel entstammt dem Bereich der wässrigen<br />

Aminlösungen, die das Kohlendioxid chemisorptiv lösen, wobei die oben bereits erwähnten<br />

Prozesse, die Monoethanolamin und Inhibitoren verwenden, gegenwärtig erste Wahl sind.


Aus der Gruppe der Amine stehen zahlreiche mögliche Komponenten zur Verfügung. Neben<br />

dem primären Amin Monoethanolamin, sind auch sekundäre und tertiäre Amine mögliche<br />

Komponenten zur CO2-Wäsche. Die Vor- und Nachteile dieser Aminarten sind in Abb. 11<br />

zusammengefasst. Der Vorteil des primären Amins liegt vor allen Dingen in der wesentlich<br />

höheren Reaktionsgeschwindigkeit, die im Vergleich zu einem tertiären Amin fast drei Zehnerpotenzen<br />

umfasst [Chakma 1997]. Nachteilig wirken sich allerdings die hohen Energiekosten<br />

der Regeneration aus (hohe Reaktionsenthalpie, hohe Verdampfungsenthalpie der Aminlösung).<br />

2 Außerdem weist das primäre Amin auch relativ hohe Degradationsraten auf. Dieser<br />

Eigenschaft kommt insbesondere bei den großen Volumenströmen des Rauchgases eine nicht<br />

unerhebliche Bedeutung zu (Preis/Verluste siehe Tab. 3).<br />

Amin<br />

primär sekundär tertiär<br />

MEA DEA TEA, MDEA<br />

Reaktionsenthalpie<br />

hoch niedrig<br />

Verdampfungsenthalpie<br />

hoch niedrig<br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

hoch niedrig<br />

Korrosion<br />

hoch niedrig<br />

Abb. 11: Qualitative Charakterisierung der Stoffeigenschaften der Amine [Chakma 1997]<br />

Dabei beeinflussen die Reinheiten der vorgeschalteten Entstickung und Entschwefelung maßgeblich<br />

auch die MEA-Verluste (neben den Verdampfungsverlusten, die durch Waschsektionen<br />

minimiert werden können). Entsprechend der gefahrenen MEA-Konzentration ergeben<br />

sich unterschiedliche Grenzen für die zulässige SO2-Konzentration. Die Kosten für MEA-<br />

Verluste müssen den Kosten der Entschwefelung gegenübergestellt werden. Chapel et al. geben<br />

für den Econamine FG-Prozess eine obere Grenze von 10 ppm an, die durch eine Sprühwäsche<br />

mit aktiven Alkalimetallverbindungen erreicht werden kann [Chapel et al. 1999]. Wilson<br />

et al. berichten von der Boundary Dam Pilotanlage, dass der Feed mit einer SO2–<br />

Konzentration von 2 ppm dem Absorber zugeführt wird und nach 10 Tagen im Lösungsmittel<br />

ein Salzgehalt von 0,5 Ma% erreicht wird [Wilson et al. 2004]. Barchas und Davis stellen für<br />

die Kerr-McGee/ABB Lummus Crest Technologie fest, dass der ökonomische Aufwand für<br />

2<br />

Wenngleich in die Verdampfungsenthalpie der wässrigen Aminlösung (30 Ma% MEA =<br />

11,6 Mol% MEA) die Verdampfungsenthalpie des Wassers als wesentliche Größe eingeht.<br />

LV<br />

LV<br />

LV<br />

Vereinfachend gilt: =<br />

x ⋅ h + x ⋅ h<br />

hGemisch H 2O<br />

H 2O<br />

Amin<br />

Amin<br />

21


22<br />

eine Entschwefelung unter 50 ppm SO2 nicht mehr gerechtfertigt ist [Barchas und Davis<br />

1992].<br />

Eine besondere Bedeutung in prozesstechnischer Hinsicht kommt auch dem Arbeitsverhältnis<br />

zwischen beladenem und unbeladenem Lösungsmittel zu. Durch mehrfache Dampfeinspritzung<br />

in den Desorber lässt sich dieses Verhältnis steigern, was eine Minimierung der Lösungsmittelumlaufmenge<br />

zur Folge hat [Chakma 1995]. Andererseits steigt damit der Energieeintrag<br />

in den Prozess. Auch durch die Verringerung der Wasserkonzentration lassen sich<br />

enorme Einsparpotenziale erzielen. Das Verfahren von Kerr-McGee/ABB Lummus Crest<br />

verwendete Lösungen mit 15 Ma% MEA. Barchas und Davis berichten von 40 % Energieeinsparungen<br />

durch eine Erhöhung der MEA-Konzentration von 15 auf 20 Ma% [Barchas und<br />

Davis 1992]. Durch die höheren Beladungen reduziert sich auch der zirkulierende Lösungsmittelmassenstrom.<br />

Der Econamine FG Prozess arbeitet mit 30 Ma%-iger MEA-Lösung und<br />

gibt damit das vorläufige Optimum vor. In der Boundary Dam Anlage führte die Erhöhung<br />

der MEA-Konzentration auf ca. 40 Ma% zu einer Verringerung der Verdampferleistung um<br />

13 %, gleichzeitig scheint die Aminkonzentration nicht signifikant zur Lösungsmitteldegradation<br />

beizutragen [Wilson et al. 2004a].<br />

Tab. 3: Zusammenstellung einiger Lösungsmittel und deren Charakteristika [Rolker und<br />

Arlt 2006]<br />

Lösungsmittel<br />

Chemisorption<br />

MEA (2,5 Mol/l<br />

@ 40 °C), [A]<br />

Beladenes /<br />

Unbeladenes<br />

Lsgm.<br />

[mol/mol]<br />

Absorptionsenthalpie<br />

Temperatur<br />

der Regeneration <br />

Regenerationsenergie<br />

(normiert auf<br />

MEA-Lösung)<br />

0,31 1844 kJ/kg* 120 °C 1<br />

Preis /<br />

Verluste<br />

1,25 $/kg<br />

0,5-2 kg/t<br />

CO2<br />

MDEA, [B] 0,44 1285 kJ/kg* ca. 120 °C --- ---<br />

Physisorption +<br />

Chemisorption<br />

PSR-Solvents,<br />

[C]<br />

sterisch gehindertes<br />

Amin<br />

KS-1, [D] ca. 0,45<br />

0,54 -- 110 °C 0,8<br />

ca. 85% von<br />

MEA<br />

110 °C 0,8<br />

--<br />

0,65 kg/t<br />

CO2<br />

ca. 6,5<br />

$/kg<br />

0,35 kg/t<br />

CO2<br />

*integrale Absorptionsenthalpien, Mittelwerte für kommerziell übliche Aminkonzentrationen<br />

@ 37,8 °C, 0 - 0.4 mol of CO2/mol Amin aus [Kohl und Nielsen 1997]<br />

[A]: White et al. 2003, Chapel et al. 1999, Wilson et al. 2004, Veawab et al. 2001, Abanades<br />

et al. 2004<br />

[B]:White et al. 2003, Veawab et al. 2001<br />

[C]: Veawab et al. 2001, Chakma 1995<br />

[D]: Mimura et al. 1995, Iijima et al. 2004<br />

Chakma weist auf die Möglichkeit der Reduzierung der Regenerationsenergie im Prozess um<br />

30 % gegenüber MEA-Prozessen durch Mischen unterschiedlicher Amine hin [Chakma<br />

1995]. Die so genannten PSR-Solvents nutzen neben den verbesserten Eigenschaften des<br />

Blends verschiedener Amine auch ein physikalisches Lösungsmittel, so dass anforderungsspezifische<br />

Lösungsmitteleigenschaften erreicht werden können. Auf diese Weise können<br />

niedrigere Lösungsmittelströme (auch durch Ausnutzen eines größeren Arbeitsverhältnisses


von beladenem zu unbeladenem Lösungsmittel), eine geringere Regenerationstemperatur sowie<br />

langsamere Degradationsraten und weniger Korrosion im Vergleich zum Prozess mit<br />

MEA erzielt werden. Veawab et al. geben dafür Energieeinsparungen von bis zu 40 % im<br />

Vergleich zum konventionellen MEA-Prozess an [Veawab et al. 2001]. Gerade im Hinblick<br />

auf den Kraftwerksprozess können sich große Einsparpotenziale ergeben, wenn das Lösungsmittel<br />

bei geringeren Temperaturen regeneriert werden kann. Je geringer das Druckniveau des<br />

Dampfes ist, der dem Verdampfer zugeführt wird, desto größer ist die Ausbeute durch die<br />

Entspannung des Dampfes in der Turbine, so dass die Wirkungsgraderniedrigung des Kraftwerks<br />

geringer ausfällt.<br />

Hasse et al. untersuchen im Rahmen des CASTOR Projekts die Abtrennung von CO2 aus<br />

Rauchgasen und erzielen viel versprechende Ergebnisse mit einer Mischung aus tertiären<br />

Aminen und Aktivatoren. Im Vergleich mit einer 30 Ma% MEA-Lösung können sie den minimalen<br />

Lösungsmittelstrom deutlich reduzieren sowie den benötigten Dampfstrom zur Regeneration<br />

senken [Hasse et al. 2005].<br />

Großes Potenzial wird auch den sterisch gehinderten Aminen zugeschrieben. Nach Sartori<br />

und Savage stellt ein sterisch gehindertes Amin entweder ein primäres Amin dar, das mit einem<br />

tertiären C-Atom oder ein sekundäres Amin, das mit einem tertiäten oder einem sekundäres<br />

C-Atom verbunden ist [Sartori und Savage 1983]. Die Aminogruppe wird durch das Anhängen<br />

eines sperrigen Molekülrests entweder daran gehindert, die typische<br />

Karbamatreaktion einzugehen, oder bildet ein Karbamat mit nur schwacher Bindung aus.<br />

Durch Hydrolyse der Karbamatverbindung kommt es zur verstärkten Bikarbonatbildung<br />

(HCO3 - ). Dadurch steht mehr Amin für CO2 zur Verfügung, so dass mit sterisch gehinderten<br />

Aminen höhere theoretische Beladungen (1 Mol CO2/Mol gehindertes Amin im Gegensatz zu<br />

0,5 Mol CO2/Mol ungehindertes Amin) möglich sind, was zu geringeren Lösungsmittelumlaufraten<br />

führt [Sartori und Savage 1983]. Gleichzeitig ergeben sich geringere Reaktionsenthalpien.<br />

Dadurch reduziert sich die notwendige Regenerationsenergie [Sartori und Savage<br />

1983]. Ähnlich wie bei tertiären Aminen, die auch keine Karbamate mit CO2 bilden, weist die<br />

Absorptionskinetik kleine Werte auf.<br />

Karbamatreaktion von Monoethanolamin mit CO2<br />

+ −<br />

2 RNH 2 + CO2<br />

⇔ RNH 3 + RNHCOO (1)<br />

Hauptreaktion eines tertiären Amins mit CO2<br />

+ −<br />

R R R N H O + CO ⇔ R R R NH + HCO (2)<br />

1<br />

2<br />

3<br />

+ 2<br />

2 1 2 3<br />

3<br />

Hydrolyse der Karbamatverbindung für sterisch gehindertes<br />

sekundäres Amin<br />

−<br />

−<br />

R NCOO H O ⇔ R NH + HCO (3)<br />

2<br />

+ 2<br />

2<br />

3<br />

Aroonwilas et al. zeigen, dass durch die Verwendung optimierter struktureller Packungen<br />

erhebliche Verbesserungen des Stoffübergangs für wässrige Lösungen von 2-Amino-2-<br />

Methyl-1-Propanol (AMP) erreicht werden können, so dass Ansatzpunkte gegeben sind, um<br />

der Limitierung des Stoffübergangs durch die geringere Reaktionsgeschwindigkeit der gehinderten<br />

Amine entgegenzuwirken [Aroonwilas und Tontiwachwuthikul 1997].<br />

Ein weiteres sehr viel versprechendes gehindertes Amin wurde von Mimura et al. vorgestellt<br />

und für die Kansai Electric Power Company von Mitsubishi Heavy Industries entwickelt<br />

[Mimura et al. 1995]. Diese so genannten KS-Solvents lassen höhere Arbeitsverhältnisse zwischen<br />

beladener und unbeladener Aminlösung im Vergleich zu Monoethanolamin zu, so dass<br />

sich der Lösungsmittelumlauf reduziert [Mimura et al. 1995, Iijima et al. 2004]. Die Regeneration<br />

kann bei geringeren Temperaturen durchgeführt werden (110 °C) und die Reaktionsenthalpie<br />

mit CO2 ist entsprechend geringer. Verglichen mit MEA werden Energieeinsparungen<br />

von 20% berichtet. In ersten Pilotanlagenversuchen wurden ebenfalls neue optimierte<br />

Strukturpackungen eingesetzt, um den Stofftransport zu verbessern. In Malaysia wäscht seit<br />

1999 eine Anlage 160 t CO2/d aus Rauchgasen zur Harnstofferzeugung mit KS - 1 als Lösungsmittel.<br />

23


24<br />

2.6 Ableitung der Zielsetzung und Vorgehen<br />

2.6.1 Kriterien für Lösungsmittel<br />

Für die Aufreinigung von Gasgemischen, insbesondere für die Abtrennung eines Sauergases<br />

wie Kohlendioxid in einem Absorptionsprozess steht eine Vielzahl von Lösungsmitteln zur<br />

Verfügung, die mehr oder weniger selektiv das Kohlendioxid auswaschen [Kohl und Nielsen<br />

1997]. Die Anforderungen an ein Lösungsmittel zur Abtrennung von CO2 aus Rauchgasen<br />

werden zunächst einmal von den Eigenschaften des zu reinigenden Rohgases festgelegt. In<br />

Tab. 4 sind typische Rauchgaszusammensetzungen für Kohle- und Gaskraftwerke aufgelistet.<br />

Tab. 4: Typische Rauchgaszusammensetzungen [White et al. 2003, Göttlicher 1999]<br />

Vol-%<br />

N2 CO2 O2 H2O NOx SO2 Asche<br />

Kohlekraftwerk 70-75 12-16 3-4 6-7 500 ppm 500-1500 ppm < 30 ppm<br />

Gasturbinenkraftwerk 70-75 3-5 10-14 7-10


Tab. 5: Beladungskapazitäten unterschiedlicher Lösungsmittel für CO2. Daten aus [Hochgesand<br />

1970]<br />

Gleichgewichtsbeladung<br />

Nm 3 CO2/m 3 Solvent Temperatur<br />

Solvent<br />

P=10 bar P=1 bar<br />

Physisorption<br />

Purisol (NMP) 35°C 32 3<br />

Rectisol<br />

-10°C 100 8<br />

(Methanol)<br />

Chemisorption<br />

-30°C 270 15<br />

MEA-Lösung (2,5 mol/l) 40°C 50 39<br />

Heisse Pottaschewäsche<br />

(1,9 mol/l)<br />

110°C 40 26<br />

Der Dampfdruck des Lösungsmittels muss niedrig sein, um die Verluste durch Verdampfung<br />

gering zu halten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wirkung von Wasser auf die Waschfähigkeit.<br />

Wenn bei niedrigen Temperaturen (um 40 °C) absorbiert wird, wird Wasser aus dem<br />

Rauchgas auskondensieren oder wird auswaschen. Bei wässrigen Aminlösungen ist dieser<br />

Umstand nicht von Interesse, denn Wasser ist bereits im Lösungsmittel enthalten, so dass der<br />

Einfluß auf das thermodynamische Phasengleichgewicht und die Absorptionskinetik nicht<br />

wesentlich ist. Wenn sich aber eine zweite flüssige Phase ausbildet, ändern sich auch Phasengleichgewicht<br />

und Stoffübergang. Letzteres ist Gegenstand aktueller Forschungsprojekte,<br />

insbesondere der Stoffübergang in Packungskolonnen, die auch wegen des geringen Druckverlusts<br />

bei der CO2-Absorption von Interesse sind. Daraus folgend kann als Anforderung<br />

formuliert werden, dass das Lösungsmittel gegenüber Wasser chemisch stabil sein muss und<br />

sich die Lösungsmittelkapazität nicht verringern darf.<br />

Die Viskosität des Lösungsmittels hat großen Einfluss auf die Absorptionskinetik, wobei bei<br />

der Chemisorption vor allem die Reaktionsgeschwindigkeit ausschlaggebend ist. Weiterhin<br />

sollte das Lösungsmittel, beladen und unbeladen, nicht-korrosiv sein und in der Kolonne nicht<br />

zur Schaumbildung neigen.<br />

Neben diesen primär thermodynamischen Anforderungen müssen auch Preis, Toxizität und<br />

Verfügbarkeit des Lösungsmittels in Betracht gezogen werden.<br />

Eine neuartige Gruppe von Lösungsmitteln, die als potentielle Kandidaten für die CO2-<br />

Absorption aus Rauchgasen diskutiert werden, sind Ionische Flüssigkeiten (IL). Einige ihrer<br />

Eigenschaften wie der nicht messbare Dampfdruck und die Möglichkeit, Löslichkeitseigenschaften<br />

durch Variation/Modifikation von Kation und Anion einzustellen [Jork et al. 2005],<br />

machen diese Lösungsmittel zu einem potentiellen Kandidaten für die CO2-Wäsche. Die Forschungsgruppe<br />

um J.F. Brennecke gibt in mehreren Publikationen erste Selektivitätsmessungen<br />

für die Löslichkeit von Kohlendioxid und anderen Gasen in verschiedenen Ionischen<br />

Flüssigkeiten an [Anthony et al. 2002, Anthony et al. 2005]. Dabei sind die Löslichkeiten von<br />

CO2 verglichen mit anderen Kraftwerksgasen wie Stickstoff, Sauerstoff oder Kohlenmonoxid<br />

generell hoch. Es ergeben sich molenbasierte Henry-Koeffizienten, die im Bereich um<br />

HCO2,IL = 30 bar liegen. Gleichzeitig liegen die Absorptionsenthalpien um den Faktor 5,8<br />

niedriger im Vergleich zu MEA.<br />

Während Anthony et al. darauf abzielen, durch Anionvariation die CO2-Löslichkeiten einzustellen<br />

[Anthony et al. 2005], entwickelten Bates et al. eine IL für die CO2-Wäsche über die<br />

Optimierung des Kations durch Anfügen einer primären Aminogruppe [Bates et al. 2002].<br />

Damit erzielen sie molare CO2-Beladungen der IL, die im Bereich von Monoethanolaminlösungen<br />

liegen.<br />

Eine Gruppe um Radosz synthetisiert <strong>Polymere</strong> aus den Monomeren der IL und erzielt höhere<br />

Löslichkeiten von CO2 als in den entsprechenden IL. Auch die Kinetik der Absorption weist<br />

25


26<br />

sehr gute Werte auf, 90 % des Endwerts der Löslichkeit sind bereits nach 4 min erreicht [Tang<br />

et al. 2005].<br />

Ein großer Nachteil ionischer Flüssigkeiten besteht weiterhin in den hohen Herstellkosten (für<br />

MEA ca. 1,25 $/kg, siehe Tab. 3) sowie in der starken Abhängigkeit der Stoffeigenschaften<br />

von Verunreinigungen, insbesondere auch von Wasser. Außerdem liegen die Löslichkeiten<br />

noch nicht in einem Bereich, der IL mit MEA konkurrieren lässt. Aus diesen Gründen wären<br />

IL des derzeitigen Stands der Technik keine ökonomisch sinnvolle Lösung.<br />

2.6.2 Prozesstechnische Kriterien<br />

Abb. 12 zeigt ein vereinfachtes Fliessbild für einen Aminprozess (z.B. für Monoethanolamin)<br />

zur Abtrennung von Kohlendioxid aus Kraftwerksgasen. Vor dem Absorbereintritt muss das<br />

Druckniveau des Rauchgases geringfügig angehoben werden. Angesichts der großen Volumenströme<br />

machen die Betriebskosten für den Verdichter einen Großteil der benötigten elektrischen<br />

Leistung aus [Chapel et al. 1999]. Dies mindert die Nettoleistung der Turbine bzw.<br />

des Generators. Eine Verbesserung der Kolonneneinbauten hätte einen niedrigeren Druckverlust<br />

bei besserem Stoffaustausch (dadurch auch geringere Bauhöhen) zur Folge. Das gereinigte<br />

Rauchgas verlässt den Absorber, wobei hier die notwendige Waschsektion zur Minimierung<br />

der Aminverluste im Dampf nicht eingezeichnet ist. Im Gegenstrom zum Gas wird das<br />

Lösungsmittel geführt, das sich in der Kolonne mit Kohlendioxid chemisorptiv belädt. Vor<br />

dem Regenerationsschritt wird das beladene Lösungsmittel durch einen Wärmeübertrager<br />

gepumpt und auf die höhere Regenerationstemperatur gebracht. Am Kopf des Desorbers<br />

(Stripper) wird das Lösungsmittel zugeführt und durchläuft im Gegenstrom zum Stripp-<br />

Dampf die Kolonne. Im Dephlegmator werden kondensierbare Dämpfe zurückgehalten und<br />

als Rücklauf zurückgegeben. Das Kohlendioxid (mit Resten der Dämpfe) kann als Gas entnommen<br />

werden und zur weiteren Behandlung z.B. druckverflüssigt werden.<br />

Der Verdampfer stellt den notwendigen Stripp-Dampf zur Verfügung und wird mit Niederdruckdampf<br />

(3,5 bar), der einer Turbine entzogen wird, geheizt. Nach dem Verdampfer wird<br />

die notwendige Regeneration des verwendeten Amins (wärmebeständige Salze) bei höheren<br />

Temperaturen im Reclaimer durchgeführt. Diese Aktivierung des Amins ist notwendig, weil<br />

sich die weiteren Rauchgasbestandteile (Sauerstoff, Stickstoff- und Schwefeloxide) zu Aminsalzen<br />

umsetzen. Diese Regeneration läuft bei höheren Temperaturen unter Zugabe von Natriumcarbonat<br />

ab und benötigt ebenfalls aus der Turbine ausgeschleusten Dampf. Für den Econamine<br />

FG Prozess geben Chapel et al. einen Spielraum des Dampfniveaus von 310-510 kPa<br />

im Reclaimer an [Chapel et al. 1999].<br />

Der Prozess ist an drei wesentlichen Stellen verstärkter Korrosion ausgesetzt. Im Absorbersumpf<br />

und im Desorberkopf (nasse Sauergaskorrosion), wo wenig reines Amin, aber die angesäuerte<br />

wässrige Lösung vorliegt. Außerdem im Sumpf/Verdampfer des Desorbers inklusive<br />

des Reclaimers, in denen die konzentrierte Aminlösung bei hohen Temperaturen auftritt<br />

[Kohl und Nielsen 1997]. Aus diesen Gründen müssen zuverlässige Korrosionsinhibitoren<br />

verwendet werden.<br />

Die in Abb. 12 gestrichelten Units und Ströme sind wesentliche Berührungspunkte des Absorptionsprozesses<br />

mit dem Kraftwerksprozess. Zum einen wird dem Kraftwerksprozess<br />

elektrische Leistung (Pumpen und Verdichter) zum anderen Wasserdampf aus der Turbine<br />

entzogen (Verdampfer und Reclaimer). Es liegt auf der Hand, dass beide Prozesse zusammen<br />

energetisch optimiert werden müssen und nicht nur jeweils der Einzelprozess im Vordergrund<br />

stehen darf. So ließen sich Synergieeffekte zwischen beiden Prozessen nutzen. Würde z.B. ein<br />

Lösungsmittel gefunden werden, das sich bei Temperaturen um 80 – 100 °C regenerieren ließe,<br />

würde der Turbine niederwertiger Dampf entzogen werden und der Wirkungsgradverlust<br />

des Kraftwerks wäre weniger stark gemindert. Bei einer prozesstechnischen Verschaltung des<br />

Absorptionsprozesses mit dem Kraftwerk ist es denkbar, dass der Verdampfer durch die direkte<br />

Nutzung des Dampfes aus der Turbine eingespart werden kann. Damit würde auch eine<br />

korrosionsanfällige Einheit wegfallen. Weitere synergetische Effekte mit dem Kraftwerksprozess<br />

sind denkbar.


Abb. 12: Vereinfachtes Prozessfliessbild eines MEA-Absorptionsprozesses zur Abtrennung<br />

von CO2 aus Rauchgasen. Die gestrichelten Units und Ströme stellen wesentliche Berührungspunkte<br />

des Absorptionsprozesses mit dem Kraftwerksprozess dar.<br />

Der Einfluss des Lösungsmittels auf die Ausführung des Prozesses ist evident. Bei einer größeren<br />

Lösungsmittelkapazität würde sich die Umlaufrate erniedrigen, damit die Baugröße der<br />

Einzelunits abnehmen und ebenso der Verbrauch an elektrischer Leistung, z.B. der Pumpen<br />

abnehmen. Abhängig vom Lösungsmittel ist auch der Energieeinsatz bei der Regeneration,<br />

bzw. die Art der Regeneration.<br />

Generell ist auch zu klären, nach welcher Zielvorgabe optimiert bzw. ausgelegt werden soll.<br />

In diesem Zusammenhang sind umweltpolitische Vorgaben denkbar, die anlagenspezifisch<br />

eine CO2-Emission festlegen, woraus sich dann ein Abscheidegrad ergeben würde (gegenwärtige<br />

Studien gehen von 80 – 95 % aus). Göttlicher hat in seiner ausführlichen „Energetik der<br />

Kohlendioxidrückhaltung in Kraftwerken“ technisch-wirtschaftliche Kriterien wie die spezifische<br />

CO2-Emission der Kraftwerke, die Wirkungsgrade (mit und ohne CO2-Rückhaltung),<br />

den spezifischen Energieaufwand zur CO2-Rückhaltung, die Erhöhung der Stromgestehungskosten<br />

durch die CO2-Rückhaltung sowie die CO2-Vermeidungskosten vorgeschlagen, um<br />

unterschiedliche Verfahren miteinander zu vergleichen [Göttlicher 1999]. Dabei wurden allerdings<br />

nur Literaturstudien zum Vergleich herangezogen, die den energetischen Aufwand<br />

des Waschverfahrens beschreiben, um dann durch Rückrechnung auf das Kraftwerk die Einbußen<br />

(finanziell und energetisch) zu ermitteln. Vergleich und Bewertung der in der Literatur<br />

genannten Zahlen ist häufig schwierig und scheitert an fehlenden Informationen oder Unklarheiten<br />

über die in der Kalkulation verwendeten technischen und finanziellen Grundlagen (z.B.<br />

ob weitere Kosten nach der Abtrennung wie Verflüssigung, Transport und Lagerung berücksichtigt<br />

wurden). Ein weiterer Nachteil ergibt sich daraus, dass für sämtliche Studien keine<br />

Basisdaten bestehender Anlagen vorliegen.<br />

27


28<br />

Eine Zielgröße bei der ökonomischen Betrachtung des Kraftwerks mit integriertem CO2-<br />

Absorptionsprozess wird in der Literatur im Wert „Kosten pro Tonne abgetrenntes CO2“ angegeben<br />

(CO2-Vermeidungskosten, die sich auf ein Referenzkraftwerk gleicher elektrischer<br />

Leistung beziehen, jedoch ohne CO2-Rückhaltung. Sie enthalten sämtliche Kosten, die während<br />

der Planungs-, Bau- und Betriebszeit einer Anlage anfallen [Göttlicher 1999]). Gegenwärtig<br />

liegen für die oben genannten Verfahren (30 Ma% MEA-Lösung) die veranschlagten<br />

Kosten bei 30 - 40 €/tCO2, wobei die Netto-Wirkungsgraderniedrigung des Kraftwerks mit<br />

Werten um 10 % (absolut) angegeben wird [White et al. 2003, Göttlicher 1999]. Siemens Power<br />

Generation veranschlagt eine Kostengrenze von 20 - 25 €/tCO2, um wettbewerbsfähig zu<br />

bleiben [Haupt 2005].<br />

2.6.3 Vorgehen<br />

Bei der Verwendung des Stands der Technik, also Aminlösungen (wässrige Monoethanolaminlösung)<br />

zur Abtrennung von CO2 aus Rauchgasen würde sich bei einem Abtrenngrad von<br />

80 bis 90 % der Wirkungsgrad des Kraftwerks um ca. 10 absolute Prozentpunkte erniedrigen.<br />

Damit wäre der harte Kampf der Energietechnik um Wirkungsgradoptimierungen der letzten<br />

20 Jahre ad absurdum geführt [IPCC 2005].<br />

Aus den oben ausgeführten thermodynamischen und prozesstechnischen Kriterien lassen sich<br />

konkrete Anforderungen an ein geeignetes Lösungsmittel zur Abtrennung von CO2 aus<br />

Rauchgasen formulieren. Angesichts der geringen treibenden thermodynamischen Kräfte bei<br />

der Absorption (niedriger Partialdruck) scheinen physikalisch wirkende Lösungsmittel auszuscheiden.<br />

Andererseits besitzen chemisorptive Absorbentien den immanenten Nachteil der<br />

energieintensiven Regeneration. Einen Ausweg böten Waschmittel, deren Regeneration auf<br />

niedrigerem energetischem Niveau möglich wäre, also bei schwächeren Bindungskräften und<br />

gleichzeitig guter Absorptionskinetik.<br />

Daneben lassen sich die zentralen geforderten Lösungsmitteleigenschaften mit hoher Selektivität<br />

und Kapazität zusammenfassen. Durch eine hohe Selektivität, chemische Unempfindlichkeit<br />

gegenüber Stickstoff- und Schwefelverbindungen sowie Sauerstoff und einen geringen<br />

Dampfdruck könnten die daraus resultierenden geringeren Verluste und kleineren Makeup-Ströme<br />

mögliche höhere Produktionskosten des Lösungsmittels kompensieren. Durch hohe<br />

Beladungen reduzieren sich die Lösungsmittelumlaufraten und damit der Input an Verdichter-<br />

und Pumpenleistung. Weiterhin muss das Lösungsmittel gegen Wasser nicht nur chemisch<br />

stabil sein, sondern auch von den Kapazitäten her nicht beeinträchtigt werden.<br />

Außerdem bestehen noch zahlreiche prozesstechnische Anforderungen z.B. hinsichtlich<br />

Schaumbildung und Korrosion oder auch Toxizität, die eine effiziente Prozessführung beeinflussen.<br />

In dieser Arbeit liegt deswegen der Fokus auf verzweigten <strong>Polymere</strong>n, die eine Vielzahl der<br />

oben formulierten Voraussetzungen an ein optimiertes Lösungsmittel erfüllen. Die größenteils<br />

amorphen Komponenten liegen bei den Prozessbedingungen flüssig und mit geringer Viskosität<br />

vor. Darüberhinaus sind zahlreiche <strong>Polymere</strong> gegenüber Wasser verträglich (hydrolysestabil)<br />

und vermögen sich wegen der zahlreichen funktionellen Gruppen sogar in Wasser zu lösen,<br />

so dass auch ein Einsatz in wässriger Lösung möglich ist. Angesichts des nichtmessbaren<br />

Dampfdruckes wäre mit nahezu keinen Verlusten durch Verdampfung im Vergleich<br />

zu den Aminen zu rechnen. Gleichzeitig weisen verzweigte <strong>Polymere</strong> geringe Viskositäten<br />

auf, sind also fließfähig und besitzen in wässriger Lösung ein Newtonsches Fliessverhalten.<br />

Eine besondere Bedeutung kommt dem Löslichkeitsverhalten zu. Hyperverzweigte<br />

<strong>Polymere</strong> sind Träger zahlreicher funktioneller Gruppen, die gezielt für eine Solvatisierung<br />

entsprechender Gase (z.B. CO2) ausgewählt und synthetisiert werden können. Dabei darf der<br />

Löslichkeitseffekt nicht zu einer zu starken chemischen Bindung führen, wie etwa die Karbamatreaktion<br />

im Falle flüchtiger Amine, gefordert sind also niedrige Absorptionsenthalpien.<br />

Bei den verzweigten <strong>Polymere</strong>n handelt es sich zweckmässigerweise um kommerziell erhältliche<br />

Komponenten, die im Tonnenmaßstab hergestellt werden und preislich im Bereich


5 € / kg liegen. Darüber hinaus wurden die hyperverzweigten <strong>Polymere</strong> auf der Grundlage<br />

von Lösungsmitteln zur CO2-Abtrennung ausgewählt. Es ist bekannt, dass Lösungsmittel mit<br />

Ethergruppen sowie mit den verschiedenen Aminogruppen ein gutes Lösungsvermögen besitzen.<br />

Deswegen wurden <strong>Polymere</strong> mit entsprechend funktionalisierten Endgruppen (z. B. primäre<br />

oder tertiäre Aminogruppen) sowie entsprechenden Wiederholungs- und Verzweigungseinheiten<br />

im Molekül (z. B. Ethergruppen oder tertiäre Aminogruppen) verwendet.<br />

Im ersten Teil dieser Arbeit werden experimentelle Gaslöslichkeiten verschiedener Gase<br />

(CO2, N2 und CH4) in verschiedenen verzweigten <strong>Polymere</strong>n mittels einer neu aufgebauten<br />

Niederdrucklöslichkeitsapparatur vermessen. Auf der Grundlage der vermessenen Löslichkeiten<br />

wird als thermodynamische Kenngröße zur Einordnung der Ergebnisse der Henry-<br />

Koeffizient bestimmt.<br />

Auf Basis der gemessenen thermodynamischen Daten kann eine erste Evaluierung vorgenommen<br />

werden. Wichtige weitere Kenngrößen wie die Selektivität zu anderen Gaskomponenten,<br />

sowie die Absorptionsenthalpie lassen sich aus den gemessenen Löslichkeitsdaten<br />

ermitteln.<br />

Zusätzlich werden Gaslöslichkeiten bei hohem Druck mit einer Magnetschwebewaage vermessen,<br />

um weitere Daten für die Modellierung von Systemen mit hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n<br />

zur Verfügung zu stellen. Bisher gibt es kaum Ansätze, die die Besonderheiten der <strong>Polymere</strong><br />

wie Verzweigung und und große Anzahl an funktionellen Gruppen explizit<br />

berücksichtigen.<br />

Im Theorieteil der Arbeit werden verschiedene thermodynamische Modelle zur Modellierung<br />

bzw. Voraussage von Gaslöslichkeiten angewendet. Derzeit gibt es keine Standardmethode,<br />

um Löslichkeiten und weitere Stoffdaten vorherzusagen. Deswegen wird parallel geprüft, ob<br />

das UNIFAC-FV Modell bei der Anwendung auf Systeme mit überkritischen Komponenten<br />

zur Voraussage der Gaslöslichkeiten angewendet werden kann. Weiterhin soll überprüft werden,<br />

ob die PC-SAFT Zustandsgleichung ohne neue Modifikationen zur Modellierung der<br />

Löslichkeiten verwendet werden kann.<br />

Im dritten Teil der Arbeit wird in einer Simulationsstudie auf der Basis der gemessenen thermodynamischen<br />

Daten eine umfangreiche Untersuchung der energetischen Kopplung von<br />

Absorptions- und Kraftwerksprozess angestrebt. Denn neben der grundlegenden Optimierung<br />

des Absorptionsprozesses, vor allem im Hinblick auf das zu verwendende Lösungsmittel, liegen<br />

weitere wichtige Optimierungsaufgaben in einer gemeinsamen energetischen Betrachtung<br />

von Kraftwerksprozess und Absorptionsverfahren, um synergetische Effekte ausnutzen zu<br />

können. Die bisherigen Untersuchungen betrachten und optimieren nur einzeln den Kraftwerks-<br />

und den Trennprozess.<br />

Dazu müssen die Absorption und die Dampfkreislauf eines Kraftwerks in einer verfahrenstechnischen<br />

Simulationssoftware (wie z.B. Aspen Plus®) abgebildet werden. Für den optimalen<br />

Betrieb eines Kraftwerks mit CO2 Abtrennung muss das Zusammenwirken beider Prozesse<br />

verstanden worden sein, so dass eine Integration beider Prozesse erfolgen kann und der<br />

verfahrenstechnische Prozess nicht nur hinzugefügt wird. Die Bereitstellung eines derartigen<br />

Simulationstools bildet die Grundlage für die Ermittlung eines sinnvollen und machbaren<br />

CO2-Abtrenngrads für Kohlekraftwerke. Denn die willkürlich festgelegten und diskutierten<br />

Werte von 80 – 90 % bei 10 %-Punkten Wirkungsgradeinbuße gehen in volks- und in betriebswirtschaftlicher<br />

Hinsicht in einen Grenzbereich, der finanziell nicht zu verwirklichen ist.<br />

29


30<br />

3 Experimenteller Teil<br />

3.1 Materialien<br />

3.1.1 <strong>Polymere</strong><br />

3.1.1.1 Polyether<br />

Die verwendeten Polyether wurden von der Degussa GmbH bzw. Goldschmidt GmbH hergestellt,<br />

charakterisiert und bezogen. Neben den in Abb. 13 dargestellten verzweigten Polyether,<br />

PE1, wurden weiterhin die linearen Polyether PE2 und PE3 verwendet, die als Startermolekül<br />

aus einer Allylgruppe mit Ethylenoxid als Wiederholungseinheit synthetisiert wurden und<br />

unterschiedliche funktionelle Endgruppen besitzen. Im verzweigten Polyether bildet 3-Ethyl-<br />

3-Hydroxymethyl Oxetan (CAS: 3047-32-3) die Verzweigungseinheit, der sich Wiederholungseinheiten<br />

aus Exthylenoxid (EO) und Propylenoxideinheiten (PO) anschließen. Das<br />

Verhältnis EO/PO kann mit 1,33/1 angegeben werden. In Tab. 6 sind wesentliche charakteristische<br />

Stoffeigenschaften der Polyether zusammengefasst. Sämtliche Polyether sind bei<br />

Raumtemperatur flüssig.<br />

Tab. 6: Eigenschaften der verwendeten Polyether [Degussa 2006]<br />

Polymer Molmasse<br />

(Mn)<br />

[g/mol]<br />

PE1, ver-<br />

zweigt<br />

M w/M n<br />

Funktionelle Gruppe<br />

/ Anzahl funkt. Gruppen<br />

2187 1,26 OH / 6 n.b.<br />

PE2, linear 501 1,09 OH / 1 60<br />

PE3, linear 561 1,09 CH3 / 1 37<br />

Viskosität @<br />

25°C<br />

[mPas]<br />

Abb. 13: Schematische Molekülstruktur des verzweigten Polyethers PE1 (Degussa)<br />

3.1.1.2 Polyester<br />

Die hyperverzweigten Polyester entstammen der Boltorn®-Serie von hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n<br />

der Perstorp Specialty Chemicals (Schweden) und werden aus Dimethylol Propionsäure<br />

(CAS: 4767-03-7) mit einem Polyalkohol (Pentaerythrit, CAS: 30599-15-6) als Kern<br />

synthetisiert. Das H2004 Molekül wurde nach weiterer Modifizierung eines Boltorn-Polymers<br />

der 2. Generation (H20) erhalten, während für U3000 ein Boltorn®-Polymer der dritten Generation<br />

(H30) als Startermolekül diente. Die ursprünglichen Hydroxylfunktionalitäten der <strong>Polymere</strong><br />

wurden durch eine anteilige Veresterung mit mittellangkettigen aliphatischen Fettsäuren<br />

(60% bei H2004) sowie langkettigen aliphatischen C16-18-Fettsäuren auf der Basis von<br />

Sonnenblumenöl (90% bei U3000) funktionalisiert. In Tab. 7 sind einige charakteristische<br />

Stoffdaten zu den verwendeten hyperverzweigten Polyestern aufgeführt. Weitere Charakterisierungen<br />

der <strong>Polymere</strong> wie z.B. die experimentell ermittelten Molmassen, vor allem der klassischen<br />

Bolton-<strong>Polymere</strong> finden sich in der Literatur [Mackay und Carmezini 2002, Žagar<br />

und Žigon 2002].


Tab. 7: Eigenschaften der verwendeten hyperverzweigten Polyester [Perstorp 2004a,b]<br />

Polymer Theoretische Molmasse (Mw)<br />

[g/mol]<br />

Mw/Mn<br />

Funktionelle Gruppe<br />

/ Anzahl funkt. Gruppen<br />

H2004 3200 -- OH / 6<br />

C8-12-Fettsäuren / 10<br />

U3000 6500 1,5 OH / 2<br />

C16-18-Fettsäuren / 14<br />

Viskosität @<br />

25°C<br />

[Pas]<br />

15<br />

3.1.1.3 Polyesteramide<br />

Die hyperverzweigten Polyesteramide der Hybrane® Serie von DSM (Geleen, Niederlande)<br />

werden wie die Boltorn <strong>Polymere</strong> im Tonnenmaßstab hergestellt. Die Synthese verläuft über<br />

eine Reaktion zyklischer Anhydride (z.B. Phthalsäureanhydrid oder Bernsteinsäureanhydrid)<br />

mit Diisopropanolamin zu einem Ausgangsmonomer vom Typ AB2, das dann weiter zu einer<br />

hyperverzweigten Struktur polymerisiert [Froehling 2004, Froehling und Brackman 2000]. In<br />

dieser Arbeit wurden die beiden wasserlöslichen Polyesteramide S1200 und HA 1690 verwendet,<br />

deren Molekülstruktur in Abb. 14 wiedergegeben ist. Beide <strong>Polymere</strong> sind wasserlöslich<br />

und besitzen zahlreiche Ester- und Amidgruppen, wobei das Hybrane S 1200 Molekül<br />

(Abb. 14a) Hydroxyl-Endgruppen trägt und Hybrane HA 1690 (Abb. 14b) mit tertiären Aminogruppen<br />

funktionalisiert ist.<br />

Malmstroem und Hult führen aus, dass sich die Stoffeigenschaften der Hybrane® <strong>Polymere</strong><br />

durch die gezielte Wahl der jeweiligen Anhydridkomponente verändern lassen [Malmstroem<br />

und Hult 2001].<br />

Abb. 14: Molekülstruktur der hyperverzweigten Polyesteramide von Hybrane®; a) HA<br />

1690; b) S1200<br />

Wesentliche Stoffeigenschaften der verwendeten Hybrane <strong>Polymere</strong> sind in Tab. 8 zusammengefasst.<br />

1,5<br />

31


32<br />

Tab. 8: Eigenschaften der verwendeten hyperverzweigten Polyesteramide [DSM 2002, Seiler<br />

2004]<br />

Polymer Theoretische Molmasse (Mn)<br />

[g/mol]<br />

Mw/Mn<br />

Funktionelle Gruppe<br />

/ Anzahl funkt. Grup-<br />

pen<br />

Temperatur des<br />

Glasübergangs<br />

[K]<br />

S 1200 1200 ≈5 OH / ≈8 313…323<br />

HA 1690 1600 -- Tertiäres Amin / ≈8


Abb. 16: Molekülstruktur der Polyethylenimine [Seiler 2004]<br />

3.1.2 Lösungsmittel und Gase<br />

Für die Kalibrierung des Hochdruck-Biegeschwingers und die Gaslöslichkeitsmessungen in<br />

wässrigen Polymerlösungen wurde deionisiertes Wasser (Deionisat) verwendet. Das Wasser<br />

wurde vorab mit zwei anderen Wässern, HPLC-W und Millipore-W hinsichtlich Ionengehalt<br />

und Leitfähigkeit verglichen.<br />

Für die Kalibrierung wurde weiterhin hochreines Methanol (LiChrosolv ® ) von Merck verwendet<br />

mit den folgenden Spezifikationen: Reinheit >99,9%, Wassergehalt


34<br />

Als weitere Größen sind die Federkonstante (c) und das Volumen (V) des leeren Schwingers<br />

in Gleichung ( 3-1 ) enthalten. Die Konstanten in der Gleichung lassen sich in den beiden Apparatekonstanten<br />

A und B zusammenfassen, die über die bekannten Dichten von Referenzfluiden,<br />

hier Wasser und Luft, ermittelt werden können, im Biegeschwinger hinterlegt sind und<br />

durch eine Justierung neu bestimmt werden können.<br />

Die in dieser Arbeit verwendeten flüssigen <strong>Polymere</strong> und Ionischen Flüssigkeiten wurden vor<br />

der Dichtemessung über zwei Tage unter Vakuum bei erhöhten Temperaturen getrocknet, bis<br />

keine Gewichtsabnahme mehr zu beobachten war, so dass flüchtige Bestandteile entfernt<br />

werden konnten. Je Substanz wurden mindestens zwei unabhängige Messungen durchgeführt<br />

mit jeweils vier bis fünf Wiederholungsmessungen bei jeder Temperatur. Vor jeder Messreihe<br />

wurde die ordnungsgemäße Funktion der Apparatur durch eine Testmessung der Dichte mit<br />

Wasser bei 20°C bestätigt. In der Messzelle sind unterschiedliche Auswertungsroutinen hinterlegt,<br />

die eine entsprechende Viskositätskorrektur bei der Bestimmung der Dichte berücksichtigen<br />

(500mPas) und gleichzeitig ausgegeben werden können.<br />

Da es sich bei den verwendeten Substanzen nicht um monodisperse Reinstoffe handelt, unterliegt<br />

die gemessene Dichte Schwankungen, die von Substanz zu Substanz unterschiedlich<br />

ausgeprägt sind. Für die unterschiedlichen Komponenten ergaben sich die in Tab. 10 aufgeführten<br />

Genauigkeiten, wobei die Reproduzierbarkeit der Dichte während einer Messung jeweils<br />

der Herstellerangabe von 10 -5 g/cm 3 entsprach.<br />

Tab. 10: Genauigkeit der vermessenen Polymerdichten und Dichten der wässrigen Polymerlösungen<br />

Komponente Dichte, Genauigkeit [g/cm 3 ]<br />

Lineare und verzweigte Polyether 0,00006<br />

Hyperverzweigtes Polyethylenimin 0,00006<br />

Hyperverzweigte Polyester 0,0005<br />

Wässrige Polyetherlösungen (PE1 u. PE3) 0,0001<br />

Wässrige Polyetherlösung (PE2) 0,00007<br />

Wässrige PAMAMlösung 0,0002<br />

Wässrige Polyesteramidlösungen 0,0002<br />

3.2.2 Biegeschwinger Hochdruck<br />

Zur Ermittlung der charakteristischen Parameter für die Zustandsgleichungen Sanchez-<br />

Lacombe und PC-SAFT können Hochdruckdichtedaten (P,ρ,T) verwendet werden. Zu diesem<br />

Zweck wurde eine Apparatur zur Ermittlung der Dichten der <strong>Polymere</strong> bei hohem Druck und<br />

hoher Temperatur aufgebaut, die im Wesentlichen aus dem Prototyp einer Biegeschwingermesszelle<br />

(DMA-HDT) von Anton Paar (bzw. „Labor für Messtechnik Dr. Hans Staudinger”,<br />

beide Graz, Österreich) besteht. Die Zelle kann bei Temperaturen bis zu 623,15K und einem<br />

maximalen Druck von 70MPa (bei 293,15K) betrieben werden. Eine ähnliche Apparatur wurde<br />

bereits von Ihmels et al. beschrieben [Ihmels 1999, 2002]. In Abb. 17 ist der schematische<br />

Aufbau der Apparatur dargestellt.


8<br />

1<br />

3<br />

2<br />

PI<br />

6<br />

2a<br />

2<br />

7<br />

4<br />

5<br />

DMA-HDT<br />

Regeleinheit<br />

DMA-HDT Messzelle<br />

- Biegeschwinger<br />

- Temperatursensor<br />

- Thermostat<br />

- Anreger- und Abnehmerspule<br />

mit Permanentmagnet<br />

Abb. 17: Fliessbild des aufgebauten Hochdruck- und Hochtemperatur Biegeschwingers<br />

Die Probensubstanz wird in den Vorlagebehälter (1) eingefüllt und kann bei Bedarf aufgeschmolzen<br />

sowie über eine Vakuumpumpe (8) entgast werden. Über die Handspindelpresse<br />

(Sitec 759.1100-HMEL, 1000bar) (3) wird die flüssige Probe aus der Vorlage in die Messzelle<br />

(Prototyp DMA-HDT) (4) eingesaugt. An der Sichtzelle (7) kann die vollständige Befüllung<br />

der Messzelle (4) kontrolliert werden. Innerhalb der Messzelle (4) befinden sich der Biegeschwinger<br />

mit Anreger- und Abnehmerspule, über die die Schwingungsdauer des U-Rohres<br />

ermittelt wird sowie ein Thermostat mit Wasserkühlung und zwei Temperatursensoren. Bevor<br />

im Messbereich die Probe mit der Spindelpresse auf den gewünschten Druck komprimiert<br />

wird, muss die jeweilige Messtemperatur eingestellt werden. Der Messbereich wird von zwei<br />

Hochdruckventilen (2) begrenzt, wobei hinter der Spindelpresse noch ein Ventil (2a) angebracht<br />

ist, um den Druck im System konstant zu halten. Der Druck wird über einen Drucksensor<br />

(WIKA, S10) (6) ermittelt. Auf diese Weise kann bei konstanter Temperatur ein kompletter<br />

Druckbereich vermessen werden, bevor die nächste Temperatur eingestellt wird. Mit einer<br />

Zahnradpumpe (10) kann Lösungsmittel aus einem Reservoirbehälter (9) zur Reinigung des<br />

kompletten Systems umgepumpt werden. Die technischen Daten der beim Biegeschwinger<br />

verwendeten Messgeräte finden sich in Tab. 11.<br />

Tab. 11: Messbereich, Auflösung und Genauigkeit der beim Hochdruck Biegeschwinger<br />

eingesetzten Messgeräte<br />

Messgröße Messgerät, Firma Messbereich Auflösung Genauigkeit<br />

Druck Drucksensor S10, WIKA 0…400bar 0.1bar ±1.0bar<br />

Temperatur Widerstandsthermometer, Anton Paar 73.15…773.15K 0.001K ±0.05K<br />

Schwingungsdauer Biegeschwinger, Anton Paar 0…3000 µs 0.001 µs ±0.01 µs<br />

Das Messprinzip des Hochdruck-Biegeschwingers ist analog dem des Niederdruck-<br />

Biegeschwinger, der in Kap 3.2.1 beschrieben wurde, allerdings müssen die beiden Apparatekonstanten<br />

A und B aus Gleichung ( 3-1 ) noch durch Kalibrierung mit mindestens zwei Fluiden<br />

bestimmt werden und durch einen Polynomansatz temperatur- und druckabhängig ausgedrückt<br />

werden. In der Literatur finden sich unterschiedliche Polynome, in dieser Arbeit wurde<br />

der von Ihmels vorgeschlagene Ansatz verwendet [Ihmels et al. 1999].<br />

9<br />

10<br />

35


36<br />

i<br />

j<br />

∑ ai<br />

⋅ ( T / K)<br />

+ ∑b j ⋅ ( P / MPa)<br />

+ c ⋅ ( T / K)<br />

⋅<br />

A ( P / MPa)<br />

= i j<br />

mit i=0,1,2,3 und j=1,2<br />

i<br />

j<br />

∑d i ⋅(<br />

T / K)<br />

+ ∑e j ⋅(<br />

P / MPa)<br />

+ f ⋅(<br />

T / K)<br />

⋅<br />

B ( P / MPa)<br />

= i j<br />

mit i=0,1,2,3 und j=1,2<br />

( 3-2 )<br />

( 3-3 )<br />

Die Apparatur wurde mit entionisiertem Wasser und Methanol im Temperaturbereich zwischen<br />

298,15K und 423,15K und im Druckbereich zwischen 0,1 und 40 MPa kalibriert. Die<br />

Kalibrierungsdichten lagen im Bereich von 0,67 bis 1,02g/cm 3 . Die Referenzdichten wurden<br />

mit der kommerziellen Stoffdatensoftware Fluidcal von Wagner/Span berechnet, in dem<br />

hochgenaue Zustandsgleichungen für die einzelnen Komponenten hinterlegt sind (Wasser:<br />

Wagner und Pruß 2002 (IAPWS-Standard); Methanol: Reuck und Craven 1993 (anerkannter<br />

IUPAC-Standard)). Die ermittelten temperatur- und druckabhängigen Apparatekonstanten<br />

sind im Anhang 6.1 aufgeführt. Vor der Vermessung der unbekannten Dichten der hyperverzweigten<br />

<strong>Polymere</strong>, wurde die Apparatur mit einem Fluid bekannter Dichte, nämlich Toluol,<br />

getestet. Es ergaben sich Abweichungen der experimentell ermittelten Dichte zu den mit der<br />

Zustandsgleichung von Lemmon und Span berechneten Werten von 0,01%. Eine ausführliche<br />

Beschreibung der Apparatur und der Inbetriebnahme findet sich bei Buchele [Buchele 2006].<br />

3.2.3 Fehlerrechnung<br />

Die Genauigkeit der gemessenen Dichtewerte hängt von verschiedenen Einflussgrößen ab,<br />

vor allem von der Genauigkeit der gemessenen Werte von Druck, Temperatur und der<br />

Schwingungsdauer sowie von der Reinheit und den bereits existierenden experimentellen<br />

Dichtewerten der verwendeten Kalibrierungsmedien ab, also in diesem Fall den Genauigkeiten<br />

der verwendeten Zustandsgleichungen.<br />

Die Reinheiten der Kalibriermedien sind Kapitel 3.1.2 zu entnehmen. Über eine Formulierung<br />

des linearen Fehlerfortpflanzungsgesetzes lassen sich die maximalen Unsicherheiten der Messung<br />

ermitteln. Für die Dichtemessung mit dem Biegeschwinger ist in Gleichung ( 3-4 ) die<br />

maximale Unsicherheit der gemessenen Dichte (dρ) als Summation der Unsicherheiten der<br />

einzelnen Einflussgrößen Temperatur (T), Schwingungsdauer (τ) und Druck (P) gegeben.<br />

∂ρ<br />

∂ρ<br />

∂ρ<br />

∆ρ<br />

= ⋅ ∆T<br />

+ ⋅ ∆τ<br />

+ ⋅ ∆P<br />

( 3-4 )<br />

∂T<br />

∂τ<br />

∂P<br />

Die Einzelfehler sind in den folgenden Gleichungen gegeben. Dazu muss Gleichung ( 3-1 )<br />

mit den eingesetzten Polynomen für A und B nach den einzelnen Einflussgrößen abgeleitet<br />

werden.<br />

∂ρ 2<br />

2<br />

2<br />

= ( a1<br />

+ 2a2T + 3a3T<br />

+ cP)<br />

⋅τ<br />

+ d1<br />

+ 2d<br />

2T<br />

+ 3d3T<br />

+ fP<br />

( 3-5 )<br />

∂T<br />

∂ρ<br />

=<br />

∂P<br />

2<br />

( b + 2b P + cT ) ⋅τ<br />

+ e + 2e<br />

P + fT<br />

1<br />

2<br />

2 3<br />

2<br />

( + a T + a T + a T + b P + b P + cTP)<br />

⋅ 2τ<br />

1<br />

2<br />

( 3-6 )<br />

∂ρ<br />

= a ( 3-7 )<br />

0 1 2 3 1 2<br />

∂τ<br />

Die Auswertung der Fehlerrechnung für alle Einflussgrößen der Dichtemessung zeigt, dass<br />

der Fehler der gemessenen Dichten im Bereich von 0,01% liegt. Darüber hinaus müssen noch<br />

die Fehler der zur Berechnung der Dichten verwendeten Zustandsgleichungen berücksichtigt<br />

werden. Für Wasser geben Wagner und Pruß den maximalen Fehler im hier vermessenen Be-


eich zu 0,03% an [Wagner und Pruß 2002]. Für Methanol sind keine Werte für die Fehler<br />

verfügbar. Die Abweichung der Anpassung ist jedoch mit 0,051% im Mittel und 0,18% im<br />

Maximum wesentlich größer als die über die Fehlerfortpflanzung berechneten Unsicherheiten<br />

und kann somit als gesamter Messfehler verwendet werden. Die zu erwartenden maximalen<br />

Abweichungen der Dichte liegen also bei 0,18% vom Messwert, während die Abweichung im<br />

Mittel bei 0,051% liegt und bei einer gemessenen Dichte von 1,0g/cm³ ±0,5⋅10 -3 g/cm³ beträgt.<br />

Die zur Bestimmung der Dichten verwendeten Parameter sind im Anhang 6.1 tabelliert.<br />

3.3 Gaslöslichkeitsmessungen bei niedrigem Druck<br />

In der Literatur werden verschiedene Methoden und Apparaturen beschrieben, um Gaslöslichkeiten<br />

experimentell zu ermitteln [Battino und Clever 1966, Reichl 1996]. Generell wird<br />

zwischen Absorptions- und Desorptionsmethoden unterschieden, wobei entweder die gelöste<br />

(absorbierte) Gasmenge im Gleichgewicht oder die im Lösungsmittel gelöste Gasmenge im<br />

Gleichgewicht nach Entgasen (Desorbieren) bestimmt wird. Weiterhin lässt sich in manometrisch-volumetrische<br />

und chemisch-analytische Methoden unterteilen. Letztere greifen<br />

nach der Probeentnahme im Gleichgewicht auf entsprechende Analysemethoden zurück<br />

(Gaschromatographie, Massenspektroskopie) oder bestimmen die Gasmenge durch chemische<br />

Reaktion [Reichl 1996].<br />

In dieser Arbeit wurde eine Gaslöslichkeitsapparatur aufgebaut, die nach der manometrischvolumetrischen<br />

Absorptionsmethode bei konstantem Volumen über den Druckabfall die Löslichkeit<br />

bestimmt und bereits bei Reichl und Maaßen beschrieben wurde [Reichl 1996; Maaßen<br />

et al. 1993]. Dabei wird die Menge an gelöstem Gas über eine PVT-Messung bei konstanter<br />

Temperatur ermittelt.<br />

3.3.1 Messapparatur und Versuchsdurchführung<br />

In Abb. 18 ist die in dieser Arbeit aufgebaute Gaslöslichkeitsapparatur schematisch dargestellt.<br />

Die Apparatur ist für einen maximalen Druck von P=10bar bei einer Temperatur von<br />

Tmax=373,15K ausgelegt.<br />

Die Gleichgewichtszelle (7) ist mit einem Magnetrührer (8) ausgestattet und befindet sich in<br />

einem Luftthermostaten (Heräeus) (6). Die Temperatur in der Messzelle wird mit einem Widerstandsthermometer<br />

(Pt100) ermittelt, das über eine Tauchhülse in das Zellenvolumen stößt.<br />

Die Messzelle wird über ein Ventil und eine Schnellkupplung mit dem Gasreservoir (3) verbunden.<br />

Auch das Gasreservoir (3) ist in einem Luftthermostaten (2) angeordnet. Zur Temperierung<br />

wird mit einen Ventilator (5) Luft durch eine elektrische Heizspirale (4) gedrückt. Die<br />

Temperatur im Luftthermostaten kann geregelt werden und wird mit einem weiteren Widerstandsthermometer<br />

gemessen. Weiterhin wird der Druck im gesamten System über einen<br />

Drucksensor (WIKA, P10) gemessen. Messzelle und Gasreservoir können über eine Vakuumpumpe<br />

(9) evakuiert werden. Das Gasreservoir ist über ein Ventil mit einer Gasversorgung<br />

(CO2, N2, CH4) verbunden. Die Messsignale der beiden Widerstandsthermometer und des<br />

Drucksensors werden über ein Multimeter (10) (Keithley 2700/E) auf einen PC übertragen.<br />

Mittels eines Biegeschwinger (11) kann die Dichte des begasten Lösungsmittels bzw. in Vorversuchen<br />

die Dichte des reinen Lösungsmittels bestimmt werden.<br />

37


38<br />

Abb. 18: Gaslöslichkeitsapparatur<br />

Zur Durchführung eines Versuches wurde das flüssige Polymer in der gewogenen Messzelle<br />

unter Rühren entgast und anschließend auf die erste Messtemperatur (TZ1) eingestellt. Wahlweise<br />

kann auch ein entgastes weiteres Lösungsmittel zugeführt werden. Die evakuierte<br />

Messzelle wird über das Ventil vom Gasreservoir getrennt und das Gas in das Gasreservoir<br />

gefüllt. Dort nimmt es innerhalb einer Stunde einen Gleichgewichtsdruck (P1) und eine<br />

Gleichgewichtstemperatur (TR1) an. Schließlich strömt das Gas nach Öffnen des Ventils zwischen<br />

Gleichgewichtszelle und Gasreservoir in die Messzelle und der Absorptionsvorgang<br />

beginnt, indem der Druck im System abfällt und einen konstanten Gleichgewichtsdruck<br />

(P2


Das Zellenvolumen wurde mittels mehrfachen Ausliterns mit Wasser mit Hilfe einer Entgasungsapparatur<br />

wie bei Reichl beschrieben über Differenzwägung und Temperaturmessung<br />

mit anschließender Berechnung der Dichte bei der gemessenen Temperatur zu<br />

118,2 cm 3 ± 0,1 cm 3 ermittelt. Das Volumen des Gasraumes konnte daraufhin bei bekanntem<br />

Volumen der Gleichgewichtszelle über isotherme Entspannungsmessungen zu<br />

291,8 cm 3 ± 0,2 cm 3 bestimmt werden. Dazu wird zunächst das gesamte System inklusive<br />

Messzelle evakuiert und die Messzelle über das Ventil abgetrennt. Messzelle und Gasreservoir<br />

müssen die gleiche Temperatur aufweisen. Dann wird ein Gas z.B. Luft mit P < 1 bar in<br />

das Volumen des Gasreservoirs V G gefüllt und der Gleichgewichtsdruck P A notiert. Über isotherme<br />

Entspannung in das evakuierte Zellenvolumen V Z und den neuen Gleichgewichtsdruck<br />

P E lässt sich das Volumen des Gasraumes V G über die Zustandsgleichung des idealen Gases<br />

ermitteln.<br />

A G E G Z<br />

P ⋅ V = P ⋅ ( V + V )<br />

( 3-8 )<br />

Die Reproduzierbarkeit der Messungen wurde mittels mehrerer Wiederholungsversuche gewährleistet.<br />

Die Polymerproben wurden mehrmals verwendet und zur Regeneration im Vakuumofen<br />

bei ca. 80 °C getrocknet. Die wässrigen Polymerlösungen wurden vorher bei Normaldruck<br />

und 100 °C vorgetrocknet.<br />

Zur Validierung der Gaslöslichkeitsapparatur wurde die Löslichkeit von Kohlendioxid in<br />

Wasser gemessen (siehe Kapitel 6.2.1) und eine gute Übereinstimmung der Messwerte mit<br />

den Literaturwerten gefunden.<br />

3.3.2 Auswertung<br />

Die Menge des gelösten Gases kann iterativ über PVT-Berechnungen und das Lösen der Massenbilanz<br />

bestimmt werden (siehe auch Reichl 1996 und Clausen 2000 für jeweils untersuchte<br />

Systeme).<br />

Für den Fall binärer Gas-Polymer Systeme wird die in der Flüssigkeit gelöste Gasmenge<br />

L<br />

(<br />

n Gas,<br />

Zelle ) bei konstanter Zellentemperatur (TZ1) über Gleichung ( 3-9 ) unter der Annahme<br />

bestimmt, dass sich kein Polymer in der Dampfphase befindet.<br />

L<br />

⎛ mPolymer<br />

+ M Gas ⋅ n<br />

⎜VZelle<br />

−<br />

L<br />

⎜<br />

ρ<br />

L<br />

Gasreservoir<br />

Gasreservoir<br />

Gas+<br />

Polymer<br />

nGas,<br />

Zelle = nGas,<br />

1 − nGas,<br />

2 − ⎜<br />

G<br />

⎜<br />

vGas,<br />

Zelle<br />

⎜<br />

⎝<br />

( )<br />

Gas,<br />

Zelle<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3-9 )<br />

Die Differenz der Mole an Gas im Gasreservoir zu Beginn der Messung ⎟ ⎛ System VGasreservoir<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎜nGas<br />

, 1 =<br />

⎝ υ(<br />

TR1,<br />

P1<br />

) ⎠<br />

und im Gleichgewicht ⎟ ⎛ System VGasreservoir<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎜nGas<br />

, 2 =<br />

bei konstantem Druck können über eine Zu-<br />

⎝ υ(<br />

TR2<br />

, P2<br />

) ⎠<br />

standsgleichung bei bekanntem Gasreservoirvolumen berechnet werden. In dieser Arbeit<br />

wurde die Soave-Redlich-Kwong (SRK) Gleichung benutzt. Damit wird die Molmenge an<br />

Gas in der Messzelle erhalten und es muss noch die Molmenge an Gas im Dampfraum der<br />

Messzelle ( G<br />

n , ) abgezogen werden.<br />

n<br />

G<br />

Gas,<br />

Zelle<br />

=<br />

V<br />

Gas Zelle<br />

Zelle<br />

−<br />

L<br />

( m + M ⋅ n )<br />

Polymer<br />

v<br />

ρ<br />

L<br />

Gas+<br />

Polymer<br />

G<br />

Gas,<br />

Zelle<br />

Gas<br />

Gas,<br />

Zelle<br />

( 3-10 )<br />

39


40<br />

Dazu wird vom bekannten Zellenvolumen (VZelle) das Volumen der flüssigen Phase in der<br />

Zelle ( V ) abgezogen und durch das molare Volumen der Gasphase in der Zelle<br />

L<br />

Zelle<br />

G<br />

( vGas , Zelle = f ( TZ1,<br />

P2<br />

) geteilt, das über die SRK-Gleichung bestimmt wird.<br />

V<br />

G<br />

Zelle<br />

= V<br />

Zelle<br />

−V<br />

L<br />

Zelle<br />

= V<br />

Zelle<br />

−<br />

L<br />

( m + M ⋅ n )<br />

Polymer<br />

ρ<br />

Gas<br />

L<br />

Gas+<br />

Polymer<br />

Gas,<br />

Zelle<br />

( 3-11 )<br />

Das Volumen der flüssigen Phase in der Zelle kann dabei als Summe der Massen von Polymer<br />

(mPolymer) und gelöstem Gas ( ⋅<br />

L<br />

) dividiert durch die Dichte der flüssigen Pha-<br />

Gas Gas Zelle n M ,<br />

se ausgedrückt werden. Mit der Molmenge des gelösten Gases (<br />

L<br />

n Gas,<br />

Zelle ) wird eine Iterati-<br />

onsgleichung erhalten.<br />

Es konnte experimentell überprüft werden, dass sich die Dichte des begasten Gemisches in<br />

den Gleichungen ( 3-9 ), ( 3-10 ) und ( 3-11 ) nicht signifikant von der Dichte des reinen Polymers<br />

unterscheidet (


Der Fugazitätskoeffizient des Gases in der Gasphase (φGas) in Gleichung ( 3-13 ) wird zum<br />

Fugazitätskoeffizienten der reinen Gaskomponente (φ0,Gas) im Falle des binären Gas-Polymer<br />

Systems und kann mit der SRK-Gleichung berechnet werden.<br />

Es ergibt sich dann für die Berechnung des Henrykoeffizienten mit yCO2=1:<br />

yco<br />

2 ⋅ϕ<br />

0,<br />

CO2<br />

⋅ P<br />

H Gas,<br />

Polymer =<br />

( 3-15 )<br />

w<br />

CO2<br />

Aus dem Henrykoeffizienten kann über das Gleichsetzen der Fugazitäten der flüssigen Phase<br />

der Aktivitätskoeffizient bei unendlicher Verdünnung angegeben werden.<br />

∗<br />

w i ⋅ HGas,<br />

Polymer ⋅π<br />

∞Gas<br />

⋅ Ωi<br />

= wi<br />

⋅ Ω∞Gas<br />

⋅ f0,<br />

Gas<br />

( 3-16 )<br />

Mit den gleichen Vereinfachungen wie bereits oben diskutiert ergibt sich:<br />

HGas,<br />

Polymer<br />

Ω∞ Gas =<br />

( 3-17 )<br />

f<br />

0,<br />

Gas<br />

Bei der Berechnung von Gaslöslichkeiten in binären Lösungsmitteln (wässrige Polymerlösungen)<br />

muss der Anteil des flüchtigen Lösungsmittels (Wasser) in der Gasphase berücksichtigt<br />

werden. Dazu muss Gleichung ( 3-13 ) entsprechend angepasst werden, so dass das Volumen<br />

der flüssigen Phase in der Messzelle berechnet werden kann. Die Dichten der<br />

wässrigen Polymerlösungen wurden in Abhängigkeit der Temperatur vermessen. Der Einfluss<br />

des gelösten Gases auf die Dichte wurde wieder vernachlässigt.<br />

L<br />

⎛ m + m + M ⋅ n ⎞<br />

n<br />

L<br />

Gas,<br />

Zelle<br />

= n<br />

Gasreservoir<br />

Gas,<br />

1<br />

− n<br />

Gasreservoir<br />

Gas,<br />

2<br />

⎜V<br />

⎜<br />

− ⎜<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎝<br />

Zelle<br />

−<br />

( )<br />

H 2O<br />

v<br />

ρ<br />

Polymer<br />

L<br />

Gas+<br />

Polymerlösung<br />

G<br />

Gas+<br />

H 2O,<br />

Zelle<br />

Gas<br />

Gas,<br />

Zelle<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3-18 )<br />

Das molare Volumen der Gasphase in der Messzelle wurde mit der SRK-Gleichung berechnet.<br />

Nach der Berechnung der Konzentration in der flüssigen Phase müssen in einer weiteren Iteration<br />

die Konzentrationen in der Gasphase bestimmt werden.<br />

y<br />

H 2O<br />

=<br />

w<br />

H 2O<br />

⋅ Ω<br />

yCO 2 1− yH<br />

2O<br />

H 2O<br />

⋅ϕ<br />

LV<br />

0,<br />

H 2O<br />

⋅ P<br />

LV<br />

0,<br />

H 2O<br />

P<br />

2<br />

⎛ν<br />

⋅ exp⎜<br />

⎜<br />

⎝<br />

⋅ϕ<br />

H 2O<br />

L<br />

0,<br />

H 2O<br />

LV ( P − P )<br />

2<br />

R ⋅T<br />

Z1<br />

0,<br />

H 2O<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3-19 )<br />

= ( 3-20 )<br />

Für die Werte des Aktivitätskoeffizienten sind dabei nur Wechselwirkungen zwischen den<br />

Polymer- und Lösungsmittelmolekülen berücksichtigt worden. Die Aktivitätskoeffizienten<br />

wurden experimentell bestimmt (siehe Anhang, Kapitel 6.2.1).<br />

exp.<br />

PH<br />

2O<br />

⋅ϕ<br />

0,<br />

H 2O<br />

Ω H 2O<br />

=<br />

( 3-21 )<br />

LV exp.<br />

w ⋅ P ( T )<br />

H 2O<br />

0,<br />

H 2O<br />

Die Poyntingkorrektur in Gleichung ( 3-21 ) wurde angesichts des geringen Drucks<br />

(


42<br />

Aus den Henrykoeffizienten lassen sich weitere kalorische Größen wie die Lösungsenthalpie<br />

der Solute bei unendlicher Verdünnung oder die Lösungsentropie bei unendlicher Verdünnung<br />

über die Gibbs-Helmholtz-Gleichung und die Gleichheit der chemischen Potenziale von<br />

Solute in Gas- und Flüssigphase ermitteln [Reichl 1996].<br />

⎛ ∂ ln Hi<br />

, SV ⎞ L G GL<br />

R ⋅⎜ ⎟ = h∞i<br />

− h0i<br />

= ∆h∞i<br />

( 3-23 )<br />

⎝ ∂(<br />

1/<br />

T ) ⎠<br />

R<br />

T<br />

i,<br />

SV L G<br />

⋅ = s∞i<br />

− s0i<br />

P<br />

⎛ ∂ln<br />

H ⎞<br />

⎜<br />

⎝ ∂(<br />

1/<br />

T )<br />

⎟<br />

⎠<br />

P<br />

= ∆s<br />

GL<br />

∞i<br />

( 3-24 )<br />

Zur Ermittlung der Absorptionsenthalpie wird der logarithmierte Henrykoeffizient über der<br />

inversen Temperatur aufgetragen und die Steigung einer Ausgleichsgerade bestimmt.<br />

3.3.3 Fehlerrechnung<br />

Die in der Auswertung bestimmten Henrykoeffizienten hängen von zahlreichen primären<br />

Messdaten ab, die jeweils in den Gesamtfehler der Messung eingehen.<br />

H H m P , P , T , T , T , V , V , ρ<br />

( )<br />

Gas,<br />

Polymer = Gas,<br />

Polymer Polymer , 1 2 Z1<br />

R1<br />

R2<br />

Zelle Gasreservoir<br />

Polymer ( 3-25 )<br />

Mithilfe des quadratischen Fehlerfortpflanzungsgesetzes lassen sich die wahrscheinlichen<br />

Messunsicherheiten bestimmen.<br />

∆H<br />

G,<br />

P<br />

=<br />

⎛ ∂H<br />

⎜<br />

⎝ ∂m<br />

⎛ ∂H<br />

⎜<br />

⎝ ∂T<br />

⎛ ∂H<br />

⎜<br />

⎝ ∂V<br />

G,<br />

P<br />

Polymer<br />

G,<br />

P<br />

Z1<br />

G,<br />

P<br />

Zelle<br />

2<br />

2<br />

2<br />

⎞<br />

⎟ ⋅ ∆m<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟ ⋅ ∆T<br />

⎠<br />

2<br />

Z1<br />

⎞<br />

⎟ ⋅ ∆V<br />

⎠<br />

2<br />

Zelle<br />

2<br />

Polymer<br />

⎛ ∂H<br />

+ ⎜<br />

⎝ ∂T<br />

G,<br />

P<br />

R1<br />

⎛ ∂H<br />

+<br />

⎜<br />

⎝ ∂V<br />

⎛ ∂H<br />

+ ⎜<br />

⎝ ∂P1<br />

2<br />

G,<br />

P<br />

G,<br />

P<br />

⎞<br />

⎟ ⋅ ∆T<br />

⎠<br />

Re servoir<br />

2<br />

R1<br />

2<br />

2<br />

⎞ 2 ⎛ ∂H<br />

G,<br />

P ⎞ 2<br />

⎟ ⋅ ∆P1<br />

+ ⎜ ⋅ ∆P1<br />

+<br />

P ⎟<br />

⎠ ⎝ ∂ 1 ⎠<br />

⎞<br />

⎟ ⋅ ∆V<br />

⎠<br />

⎛ ∂H<br />

+ ⎜<br />

⎝ ∂T<br />

G,<br />

P<br />

R2<br />

2<br />

Re servoir<br />

2<br />

2<br />

⎞<br />

⎟ ⋅ ∆T<br />

⎠<br />

2<br />

R2<br />

⎛ ∂H<br />

+ ⎜<br />

⎝ ∂ρ<br />

+<br />

G,<br />

P<br />

Polymer<br />

2<br />

⎞<br />

⎟ ⋅ ∆ρ<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

Polymer<br />

( 3-26 )<br />

Die in Gleichung ( 3-26 ) auftretenden partiellen Ableitungen lassen sich analytisch oder über<br />

Differenzenquotienten berechnen. Für eine vergleichbare Gaslöslichkeitsapparatur hat bereits<br />

Zheng eine analytische Berechnung der partiellen Ableitungen vorgenommen, allerdings mit<br />

zahlreichen Annahmen und Vereinfachungen [Zheng 1993]. In dieser Arbeit wird dem Vorgehen<br />

von Reichl und Clausen gefolgt, die sukzessive alle Einflussgrößen variieren und daraus<br />

die vorwärts genommenen Differenzenquotienten berechnen, die anstelle der Differentialquotienten<br />

in das Fehlerfortpflanzungsgesetz eingesetzt werden [Reichl 1996, Clausen 2000].<br />

In Tab. 13 sind die maximalen Unsicherheiten der einzelnen Einflussgrößen aufgeführt.<br />

Tab. 13: Unsicherheiten der Messgrößen bei der Berechnung des Henrykoeffizienten.<br />

Messgröße Unsicherheit<br />

Eingewogene Lösungsmittelmasse, m ±0,1 g<br />

Druck im Gasreservoir zu Beginn der Messung, P1 (Wika 1,6 bar)<br />

±1,6 mbar<br />

Druck im Gasreservoir zu Beginn der Messung, P1 (Wika 10 bar)<br />

±10 mbar<br />

Druck im Gleichgewichtszustand, P2 (Wika 1,6 bar)<br />

±1,6 mbar<br />

Druck im Gleichgewichtszustand, , P2 (Wika 10 bar)<br />

±10 mbar<br />

Temperatur im Gasreservoir zu Beginn der Messung, TR1<br />

±0,1 K<br />

Temperatur im Gasreservoir im Gleichgewichtszustand, TR2 ±0,1 K<br />

Temperatur in der Messzelle im Gleichgewichtszustand, TZ1<br />

Volumen der Messzelle, VZelle<br />

±0,1 K<br />

±0,1 cm 3<br />

Volumen des Gasreservoirs, VGasreservoir<br />

±0,2 cm 3<br />

Lösungsmitteldichte, ρPolymer ±0,0005 g/cm 3


Aus den Arbeiten von Reichl und Clausen ist bekannt, wie die Anteile der einzelnen Messgrößen<br />

in den Gesamtfehler eingehen. Die Drücke zu Beginn der Messung und im Gleichgewichtszustand<br />

machen zu 70% des Gesamtfehlers aus, gefolgt von den Volumina der Messzelle<br />

und des Gasreservoirs mit ca. 20%. Dementsprechend sind Ansätze zur Minimierung des<br />

Fehlers bei der Genauigkeit der Druckmessung bzw. bei der Genauigkeit der Volumenbestimmung<br />

für die Apparatur zu suchen.<br />

Bei den im Rahmen dieser Arbeit vermessenen Systemen lagen die berechneten Messfehler<br />

für die binären Systeme mit Kohlendioxid im Bereich von 1 bis 2%. Die binären Systeme mit<br />

Methan konnten mit einer Genauigkeit von 3 bis 4% angegeben werden, bei Gleichgewichtsdrücken<br />

von 1,4 bar und Löslichkeiten von wCH4=0,00018. Die Stickstofflöslichkeit in allen<br />

<strong>Polymere</strong>n war sehr gering, so dass die Ungenauigkeiten hohe Werte annahmen. Der Messfehler<br />

lag zwischen 14 und 20%. Zur Minimierung des Fehlers wurden Messungen bei einem<br />

höheren Gleichgewichtsdruck durchgeführt (1,4bar �4,6bar). Der Verbesserungseffekt durch<br />

die größere Menge gelösten Gases wurde jedoch durch die größere Ungenauigkeit bei der<br />

Druckmessung kompensiert.<br />

Die Genauigkeiten der wässrigen Polymerlösungen können mit Ungenauigkeiten von 1 bis<br />

5% angegeben werden.<br />

Im Anhang 6.2.1 sind die Tabellen der gemessenen Henrykoeffizienten abgebildet mit den<br />

berechneten Messungenauigkeiten.<br />

3.4 Gaslöslichkeitsmessungen bei hohem Druck<br />

Die Löslichkeitsmessungen von Kohlendioxid in verschiedenen <strong>Polymere</strong>n bei hohem Druck<br />

wurden an einer Magnetschwebewaage (MSW) durchgeführt. Durch das berührungslose<br />

Messprinzip können hohe Temperatur- und Druckbereiche angefahren werden. Prinzipiell<br />

können neben Löslichkeiten auch noch physikalische Größen wie Dichte, Viskosität oder<br />

Oberflächenspannung bestimmt werden.<br />

Das Messprinzip der MSW ist in der Literatur bereits hinreichend beschrieben worden, deswegen<br />

wird an dieser Stelle nur eine kurze Erläuterung gegeben [Areerat et al. 2002, Sato et<br />

al. 2002].<br />

3.4.1 Messapparatur und Versuchsdurchführung<br />

Der Aufbau der Messapparatur ist in Abb. 19 dargestellt. Die Magnetschwebewaage der Firma<br />

Rubotherm deckt einen Messbereich von 0 bis 150 bar bei Temperaturen bis 200°C ab.<br />

Das Herzstück der Apparatur bildet die berührungsfreie Messung der Masse der Probe im<br />

Probekorb. Die Probe hängt an einem Schwebemagneten, der aus einem Permanentmagnet,<br />

einem Sensorkern und einer Messlastabkopplung besteht.<br />

Der Schwebemagnet wird über eine Regeleinrichtung von einem an der Waage aufgehängten<br />

Elektromagneten in einem freien Schwebezustand gehalten. Der Regelkreis steuert die am<br />

Elektromagneten anliegende Spannung, so dass eine konstante vertikale Position des Schwebemagneten<br />

realisiert wird. Über eine überlagerte Sollwertregelung lassen sich verschiedene<br />

Anfahrpositionen ermöglichen. Auf diese Weise wird die zu messende Kraft über die Magnetschwebekupplung<br />

berührungsfrei aus dem Messraum auf die außerhalb, unter Laborbedingungen<br />

angeordnete Analysenwaage übertragen [Rubotherm]. Im Betrieb der Waage kann<br />

über zwei Betriebszustände der Waage die Masse der Probe ermittelt werden. Bei der Nullpunktsmessung<br />

wird der Probenkorb über die Messlastabkopplung abgelegt und vom Schwebeteil<br />

entkoppelt. Bei Erreichen einer konstanten Position des Schwebemagneten wird ein<br />

Nullpunkt aufgenommen. Ein Messpunkt wird bei gekoppelter Messlast aufgenommen. Die<br />

Masse der Probe kann dann als Differenz beider Werte bei Kenntnis der Masse des Probekorbs<br />

und der Aufhängung ermittelt werden.<br />

43


44<br />

Abb. 19: Fliessbild der Magnetschwebewaage<br />

Die Thermostatisierung des Messbereichs erfolgt über zwei getrennte Thermostate (TT1 und<br />

TT2), so dass im oberen Bereich der Messzelle (TT2) eine leicht höhere Temperatur zur Verhinderung<br />

von Kondensation eingestellt werden kann. Die Temperatur der Probe wird über<br />

ein Widerstandsthermometer (Pt100) gemessen, das unterhalb des Korbs angebracht ist. Der<br />

Druck wird außerhalb der Messzelle von einem Drucksensor (GE-Druck) bestimmt. Der<br />

Messraum kann mit einer Vakuumpumpe evakuiert werden. Über eine Gasversorgung können<br />

das Messgas (CO2) oder Helium in das System eingeleitet werden. Mit einem Pickelmodul<br />

(PM, PM 101 NWA) kann das CO2 zu höheren Drücken verdichtet werden.<br />

Bevor eine Löslichkeitsmessung durchgeführt werden kann, muss in zwei Schritten zunächst<br />

die Polymerprobe bei höheren Temperaturen unter Vakuum (


kann die Dauer eines Messpunktes bis zu zwei Tagen betragen. Im Gegensatz zu den Messungen<br />

an der Gaslöslichkeitsapparatur kann die Probenmasse nicht gerührt werden, so dass<br />

der Lösungsvorgang durch den Stofftransport limitiert ist. Im Verlauf der Messung muss die<br />

Temperatur am Thermostaten nachreguliert werden, da sich die Wärmeleitfähigkeit in Abhängigkeit<br />

von der Dichte von Kohlenstoffdioxid verändert. Eine detaillierte Beschreibung<br />

der Versuchsdurchführung, im Besonderen der Volumenbestimmung über die Heliummessung<br />

ist bei Buchele zu finden [Buchele 2006]. Je vermessener Löslichkeitsisotherme wurden<br />

mindestens zwei unabhängige Messreihen bei unterschiedlichen Drücken durchgeführt.<br />

Abb. 20: Aufzeichnung des Messprogramms der Magnetschwebewaage bei einer CO2-<br />

Löslichkeitsmessung (gepunktete Linie: Temperatur; gestrichelte Linie: Druck; durchgezogene,<br />

gekrümmte Linie: Massendifferenz der Probe)<br />

3.4.2 Auswertung<br />

Bei der Auswertung der Messdaten wird mit Hilfe eines Matlab-Programmes im Gleichgewichtszustand<br />

jeweils ein Mittelwert für Druck, Temperatur und Probenmasse bestimmt. Die<br />

Masse an gelöstem Gas kann aus einer Kräftebilanz um den Probekorb gewonnen werden und<br />

ergibt sich aus der Gewichtskraft und der entgegen wirkenden Auftriebskraft der Probe in der<br />

umgebenden Gasatmosphäre.<br />

mCO 2 = m1(<br />

P,<br />

T ) − m0<br />

( P = 0,<br />

T ) + ρ CO2<br />

( P,<br />

T ) ⋅ ( VKorb<br />

+ VPolymer<br />

( P,<br />

T ) )<br />

( 3-27 )<br />

Von der Masse der Probe bei Versuchsbedingungen (m1(P,T)) wird die im Vakuum ermittelte<br />

Masse (m0(P=0,T)) abgezogen und die Auftriebskorrektur addiert. Letztere ergibt sich aus der<br />

Multiplikation der Dichte des umgebenden Messgases mit der Summe der Volumina von<br />

Korb und Probe. Die Volumina von Korb und Probe gehen aus der Messung mit Helium hervor<br />

und die Dichte wird mit der Zustandsgleichung von Span und Wagner berechnet [Span<br />

und Wagner]. Gleichung ( 3-27 ) gilt jedoch nur bei niedrigem Druck, denn sobald die Menge<br />

an eingelöstem Gas (CO2) mit höheren Drücken (bei den hier untersuchten <strong>Polymere</strong>n ca. 20<br />

bar) stark zunimmt, ändert sich auch das Volumen der Probe und damit auch der Auftrieb, den<br />

die Probe erfährt. In der englischsprachigen Literatur wird der im Deutschen missverständli-<br />

45


46<br />

che Begriff des „Swelling“ 3 für dieses physikalische Verhalten (Löslichkeit des Gases im Polymer)<br />

verwendet. In Gleichung ( 3-28 ) wird diese Volumenzunahme (∆V) berücksichtigt,<br />

wobei ∆V dimensionslos ist, wie aus Gleichung ( 3-29 ) ersichtlich ist.<br />

mCO2 = m1(<br />

P,<br />

T ) − m0<br />

( P = 0,<br />

T ) + ρCO<br />

2 ( P,<br />

T ) ⋅ ( VKorb<br />

+ VPolymer<br />

( P,<br />

T)<br />

⋅ ( 1+<br />

∆V<br />

( P,<br />

T)<br />

) ) ( 3-28 )<br />

Die Probenmasse bei Versuchsbedingungen (m1(P,T)) und im Vakuum (m0(P=0,T)) werden<br />

im Experiment ermittelt, die Dichte von CO2 (ρ(T,P)) kann wieder über die Zustandsgleichung<br />

von Span und Wagner berechnet werden, das Volumen des Probekorbs wurde einmal<br />

für alle Experimente ermittelt und das Volumen des Polymers in Abhängigkeit von Druck und<br />

Temperatur konnte aus den Messungen des Biegeschwingers bei Hochdruck erhalten werden.<br />

Lediglich die Volumenzunahme kann nicht direkt über die MSW gemessen werden, so dass<br />

eine Abschätzung oder zusätzliche Experimente notwendig sind. In der Literatur existieren<br />

verschiedene Ansätze, um dieses Phänomen zu berücksichtigen. In experimentell aufwendigen<br />

Experimenten wird die Volumenzunahme der Polymerprobe bei Rajendran et al. und Pantoula<br />

et al. in einer zusätzlichen Hochdrucksichtzelle vermessen (beide für das System CO2-<br />

PMMA) [Rajendran et al. 2005, Pantoula et al. 2007], wobei Rajendran et al. ein Modell<br />

(„Two-Density-Method“) entwickeln, um über eine rein gravimetrische Versuchsanordnung<br />

in zwei Schritten über die Zugabe eines Inertgases sowohl die Löslichkeit, als auch die Volumenzunahme<br />

zu messen. Keller et al. verwenden ebenfalls eine erweiterte Apparatur, die ein<br />

mit Polymer beladenes Drehpendel enthält und über dynamische Messungen der Kreisfrequenz<br />

und deren Abfall bei einer leicht gedämpften Schwingung die Volumenzunahme<br />

bestimmen [Keller et al. 1999]. Eine weitere Möglichkeit der Berücksichtigung der Volumenzunahme<br />

besteht in Voraussage des Volumenverhaltens der Mischung (Gas und Polymer)<br />

mittels einer Zustandsgleichung.<br />

In der Literatur hat sich in erster Linie die Gleichung von Sanchez-Lacombe (SL) für Polymersysteme<br />

durchgesetzt [Sanchez und Lacombe 1976, 1978, Lacombe und Sanchez 1976,<br />

Areerat et al. 2002, Sato et al. 2002, Li et al. 2002, Li et al. 2007]. Dabei werden die von der<br />

Waage gemessenen Löslichkeiten ohne Berücksichtigung der Volumenzunahme (scheinbare<br />

Löslichkeit) in einem weiteren Schritt mit der SL-ZGL korrigiert, indem die Volumenzunahme<br />

(∆V) berechnet wird.<br />

( 1+<br />

W ) ⋅ν<br />

Polymer ( P,<br />

T,<br />

W )<br />

∆V<br />

=<br />

−1<br />

( 3-29 )<br />

ν ( P,<br />

T,<br />

0)<br />

Polymer<br />

In Gleichung ( 3-29 ) steht W für die Löslichkeit des Gases im Polymer und ν für das spezifische<br />

molare Volumen des begasten und des unbegasten Polymers. In dieser Arbeit wurde nur<br />

das molare Volumen der begasten Polymerprobe mit SL berechnet, denn die Dichten der reinen<br />

Polymerprobe wurden mit dem Hochdruckbiegeschwinger sehr genau vermessen. Die<br />

charakteristischen Parameter der SL-ZGL wurden mit den Dichtedaten aus der Hochdruckdichtemessung<br />

angepasst. Zur Ermittlung der charakteristischen SL-Parameter der <strong>Polymere</strong><br />

finden sich bei Buchele weiterführende Angaben [Buchele 2006].<br />

3 „Swelling“ [Deutsch: Quellung]; Quellung meint eine durch chemische Wechselwirkungen<br />

mit einem Lösungsmittel (Wasser) induzierte Volumenzunahme, indem durch die hydratisierende<br />

Wirkung des Lösungsmittels (Wasser) Wasserstoffbrückenbindungen aufgebaut werden.


Durch die Verwendung der SL-ZGL mit den in Kapitel 2.3.2 aufgeführten Mischungsregeln<br />

kommt mit dem binären Wechselwirkungsparameter kij eine weitere Unbekannte hinzu, so<br />

dass eine weitere Gleichung zur Lösbarkeit des Systems erforderlich ist. Dazu wird die Pha-<br />

P<br />

sengleichgewichtsbeziehung für CO2 formuliert mit φ 1 als dichtest gepacktem Volumenanteil<br />

von CO2 in der Polymerphase.<br />

P<br />

P G<br />

µ 1 ( T,<br />

P,<br />

φ1<br />

) = µ 1 ( T,<br />

P)<br />

( 3-30 )<br />

Die chemischen Potenziale von CO2 in der Polymerphase und der Gasphase können unter<br />

Verwendung der Mischungsregeln aus Kapitel 2.3.2 aufgestellt werden [Sato et al. 2002].<br />

Insgesamt ergibt sich ein Satz von 3 Gleichungen (( 3-28 )( 3-29 )( 3-30 )) und drei Unbekannten<br />

(kij, ∆V, W), die iterativ gelöst werden müssen.<br />

* * *<br />

1<br />

1 ⎛ 1 ⎞<br />

0 1 + 2 − 12 2<br />

= + ⎜ − ⎟<br />

1 ⋅ 2 + 1 ⋅ ⋅<br />

⋅ 2 +<br />

* ~<br />

⋅<br />

⎝ 2 ⎠<br />

( 1 ⋅ 1 )<br />

2<br />

P<br />

P<br />

µ ( T,<br />

P,<br />

φ )<br />

r<br />

lnφ<br />

1 φ ~ P P P<br />

r ρ<br />

φ<br />

R T<br />

r<br />

P T<br />

⎛ ~ ~<br />

⎞<br />

0 ⎜<br />

ρ P<br />

⎛ ⎞<br />

1 ⎛ 1 ⎞<br />

1<br />

+ r ⋅ − + + ⎜ ⎟ ⋅ ( −<br />

~ ρ ) + ⋅ ( ) ⎟<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎟ ~<br />

1 ~ ~ ~ ln 1<br />

ln ρ<br />

⎟<br />

⎝ ρ ⋅<br />

~<br />

0<br />

T ⎝ ρ −1<br />

1 T1<br />

⎠ ⎝ r1<br />

⎠ ⎠<br />

G<br />

⎛<br />

~<br />

µ<br />

⎛ ⎞ ⎞<br />

1 ( T,<br />

P)<br />

~<br />

0 ρ<br />

⎜ 1 P1<br />

⎛ 1 ⎞<br />

1<br />

= r ⋅ − + + ⋅ ( − ) + ⋅ ( ) ⎟<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎟ ~<br />

⎜<br />

⎟ ~<br />

1 ~<br />

ln 1 1 ln 0<br />

1<br />

⋅<br />

~ ~<br />

⎟<br />

⎝ ⋅<br />

~<br />

ρ<br />

ρ<br />

R T<br />

T ⎝ ρ1<br />

−1<br />

1 ρ1<br />

T1<br />

⎠<br />

⎝ r1<br />

⎠ ⎠<br />

( 3-31 )<br />

( 3-32 )<br />

Es ist offensichtlich, dass bei dieser Art der Auswertung die ermittelte Löslichkeit sehr stark<br />

von der Fähigkeit der Zustandsgleichung abhängt, das unbekannte Mischungsverhalten korrekt<br />

zu beschreiben. In der Literatur finden sich nur wenige Vergleiche zwischen verschiedenen<br />

Zustandsgleichungen. Li et al. vergleichen die Sanchez-Lacombe mit der Simha-<br />

Somcynsky Gleichung und stellen Unterschiede bei der berechneten CO2-Löslichkeit in Polylaktid<br />

(PLA) von 20% fest [Li et al. 2006]. In einer weiteren Untersuchung wird zusätzlich zu<br />

den beiden, aus den Gittergastheorie („Lattice Fluid Theory“) stammenden Modellen auch<br />

noch die PC-SAFT Gleichung getestet [Li et al. 2005]. Die Ergebnisse bestätigen den großen<br />

Einfluss der verwendeten Zustandsgleichung auf den Wert der gemessenen Löslichkeit. In<br />

diesem Zusammenhang muss auch berücksichtigt werden, dass die Modellierungsansätze für<br />

Systeme mit verzweigten <strong>Polymere</strong>n noch in einem sehr heterogenen Stadium sind und verschiedenste<br />

Theorien miteinander koppeln, um den Einfluss der hyperverzweigten Struktur<br />

und der Endgruppen auf das Gleichgewicht zu berücksichtigen. Da die SL-ZGL sich bereits<br />

als robustes Werkzeug für lineare <strong>Polymere</strong> bewährt hat, wurde in dieser Arbeit darauf zurückgegriffen.<br />

Eine exaktere Ermittlung der Löslichkeit ist nur durch eine weitere experimentelle Untersuchung<br />

der Volumenzunahme möglich und damit mit erheblichem Aufwand verbunden.<br />

Schließlich kann mit Gleichung ( 3-33 ) der Massenbruch des gelösten CO2 bestimmt werden.<br />

mCO2<br />

wCO<br />

=<br />

( 3-33 )<br />

2 m + m<br />

CO2<br />

Polymer<br />

3.4.3 Fehlerrechnung<br />

Zur Berechnung der maximalen Unsicherheit der Löslichkeit nach dem linearen Fehlerfortpflanzungsgesetz<br />

muss die Bestimmungsgleichung des Massenbruchs nach den einzelnen<br />

Einflussgrößen abgeleitet werden. Es wurde darauf verzichtet den Fehler zu quantifizieren,<br />

der durch die Abschätzung der Volumenzunahme entsteht. Dann ergibt sich als Gleichung für<br />

den Massenbruch:<br />

m1<br />

− m0<br />

+ ρCO<br />

2 ⋅VKorb<br />

+ Polymer<br />

wCO<br />

=<br />

( 3-34 )<br />

m − m + ⋅V<br />

+ m<br />

2<br />

1 0 ρCO<br />

2<br />

Korb+<br />

Polymer<br />

Polymer<br />

47


48<br />

Die gemessenen Größen von Druck und Temperatur gehen vor allem in die mit der Zustandsgleichung<br />

von Span und Wagner berechnete Dichte des Kohlendioxids ein und wurden<br />

in der entsprechenden Angabe der Messunsicherheit berücksichtigt. Im Vergleich zu dem<br />

nicht quantifizierten Fehlers, der bei der Abschätzung der Volumenzunahme erfolgt, ist der<br />

Fehler bei der Berechnung der CO2 Dichte eher gering.<br />

∂w<br />

ρ<br />

CO2<br />

CO2<br />

⋅ mPolymer<br />

=<br />

( 3-35 )<br />

∂V<br />

m − m + ρ ⋅V<br />

+ m<br />

∂w<br />

∂ρ<br />

∂w<br />

Polymer<br />

CO2<br />

CO2<br />

CO2<br />

∂m<br />

1<br />

∂w<br />

∂m<br />

∂m<br />

CO2<br />

0<br />

∂w<br />

=<br />

=<br />

=<br />

( ) 2<br />

1<br />

0<br />

CO2<br />

Korb+<br />

Polymer<br />

Polymer<br />

( ) 2<br />

m − m + ρ ⋅V<br />

+ m<br />

1<br />

0<br />

V<br />

Korb+<br />

Polymer<br />

CO2<br />

⋅ m<br />

Polymer<br />

Korb+<br />

Polymer<br />

Polymer<br />

( ) 2<br />

m − m + ρ ⋅V<br />

+ m<br />

1<br />

0<br />

CO2<br />

m<br />

− m<br />

Polymer<br />

Korb+<br />

Polymer<br />

Polymer<br />

Polymer<br />

( ) 2<br />

m1<br />

− m0<br />

+ ρCO<br />

2 ⋅VKorb<br />

+ Polymer + mPolymer<br />

( )<br />

( ) 2<br />

− m1<br />

− m0<br />

+ VKorb+<br />

Polymer ⋅ ρCO<br />

=<br />

m − m + ρ ⋅V<br />

+ m<br />

CO2<br />

2<br />

Polymer<br />

1<br />

0<br />

CO2<br />

Korb+<br />

Polymer<br />

Polymer<br />

( 3-36 )<br />

( 3-37 )<br />

( 3-38 )<br />

( 3-39 )<br />

Der Gesamtfehler ergibt sich aus der Addition der Einzelfehler und wird in den Wertetabellen<br />

im Anhang in Kapitel 6.2 angegeben.<br />

∂wCO<br />

∂w<br />

∂<br />

2<br />

CO<br />

w<br />

2<br />

CO2<br />

∆wCO = ⋅ ∆ρ<br />

+ ⋅ ∆V<br />

+ ⋅ ∆m1<br />

+<br />

2<br />

CO2<br />

Polymer<br />

∂ρ<br />

∂V<br />

∂m<br />

∂w<br />

+<br />

∂m<br />

CO2<br />

0<br />

CO2<br />

⋅ ∆m<br />

0<br />

∂w<br />

+<br />

∂m<br />

CO2<br />

Polymer<br />

Polymer<br />

⋅ ∆m<br />

Polymer<br />

1<br />

( 3-40 )<br />

Für die Massen ∆m1, ∆m0 und ∆mPolymer wird jeweils die Messungenauigkeit der Waage angesetzt<br />

(siehe Tab. 14). Für den Volumenfehler werden ∆VPolymer =10 -3 cm³ angesetzt, für den<br />

Dichtefehler ∆ρCO2= 5⋅10 -4 g/cm³. Bei der Angabe der realen Löslichkeit muss noch der Fehler<br />

durch die Abschätzung der Volumenzunahme berücksichtigt werden. Dazu wird eine konservativ<br />

abgeschätzte Unsicherheit von 10% auf die angegebenen Löslichkeitswerte veranschlagt.<br />

Es ist zu betonen, dass eine genauere Angabe der Unsicherheiten und auch der gemessenen<br />

Löslichkeitsdaten erfolgen kann, sobald die Methode zur Bestimmung der<br />

Volumenzunahme verbessert wird, denn die Rohdaten der MSW zu den scheinbaren Löslichkeiten<br />

können weiterhin für zukünftige Auswertungen verwendet werden. Im Rahmen dieser<br />

Arbeit wird noch zu erläutern sein, inwiefern die PC-SAFT Gleichung zur Berechnung der<br />

CO2-Löslichkeit in verzweigten <strong>Polymere</strong>n eingesetzt werden kann.<br />

Bei beiden hyperverzweigten Polyester Boltorn U3000 und dem verzweigten Polyether PE1<br />

sind die Unsicherheiten beim Massenbruch ab einem Druck von 20 bar


Tab. 14: Eingesetzte Messtechnik an der Magnetschwebewaage<br />

Messgröße<br />

Symbol<br />

Einheit<br />

Masse<br />

m<br />

[g]<br />

Temperatur<br />

T<br />

[K]<br />

Druck<br />

P<br />

[bar]<br />

Messgerät<br />

Hersteller<br />

Waage<br />

Rubotherm<br />

Pt100<br />

ThermoCox<br />

Drucksensor<br />

GE Druck<br />

Auflösung<br />

Maximale Ungenauigkeit<br />

Messbereich<br />

0,00001<br />

0,0005<br />

0 – 25<br />

0,1<br />

0,5<br />

73,15 – 773,15<br />

0,01<br />

0,16<br />

0 – 200<br />

49


50<br />

4 Darstellung und Diskussion der Ergebnisse<br />

4.1 Experimentelle Phasengleichgewichtsmessungen<br />

In diesem Kapitel sind die Ergebnisse der experimentellen Löslichkeitsuntersuchungen der<br />

verwendeten verzweigten <strong>Polymere</strong> dargestellt. In einem ersten Schritt wurden die binären<br />

Systeme Gas-Polymer untersucht, um die für Absorptionsprozesse wichtigen Größen wie Kapazität<br />

und Selektivität für die abzutrennende Gaskomponente zu ermitteln. Wegen des Wasseranteils<br />

der Kraftwerksrauchgase ist es wichtig, den Einfluss dieser Komponente auf das<br />

CO2-Lösungsverhalten zu kennen. Außerdem waren ein Polyamin (PAMAM) sowie die hyperverzweigten<br />

Polyesteramide (S 1200 und HA 1690) zu viskos für eine Reinstoffmessung,<br />

so dass die Löslichkeit in wässrigen Systemen vermessen werden musste. Diese Untersuchungen<br />

bildeten die Grundlage für die in Kapitel 4.4 durchgeführte Prozesssimulation.<br />

Weiterhin wurde die CO2-Löslichkeit in einigen verzweigten <strong>Polymere</strong>n bei hohem Druck<br />

vermessen. Hochdruckdaten gelöster Gase in <strong>Polymere</strong>n sind neben anderen thermodynamischen<br />

Daten eine wichtige Voraussetzung bei der Entwicklung und dem Test neuer thermodynamischer<br />

Modelle. Im Bereich der hyperverzweigten <strong>Polymere</strong> fehlen noch Modelle, die<br />

eine ausreichende Berücksichtigung des Einflusses der verzweigten Struktur und der großen<br />

Zahl funktioneller Gruppen auf das Phasengleichgewicht explizit berücksichtigen.<br />

4.1.1 Löslichkeiten von CO2, CH4 und N2 in verzweigten <strong>Polymere</strong>n bei<br />

niedrigem Druck<br />

In Abb. 21 sind die mit der Gaslöslichkeitsapparatur experimentell bestimmten Henrykoeffizienten<br />

von CO2 in verschiedenen linearen und verzweigten <strong>Polymere</strong>n in Abhängigkeit der<br />

Temperatur dargestellt. Bei sämtlichen Systemen nimmt die Löslichkeit mit steigender Temperatur<br />

in einem linearen Verhältnis ab. Die hyperverzweigten Polyester H2004 und U3000<br />

besitzen die geringsten Löslichkeiten, bei den Polyethern steigt die Löslichkeit in der folgenden<br />

Reihenfolge: PE1 < PE2 < PE3. Die strukturgleichen linearen Polyether PE2 und PE3<br />

unterscheiden sich lediglich mit ihren Endgruppen. Die Modifizierung von OH (PE2) zu CH3<br />

(PE3) erhöht die Löslichkeit von CO2 um 15%. Eine Modifizierung der Endgruppen des verzweigten<br />

PE1 zu unpolaren CH3 -Gruppen könnte eine ähnliche Löslichkeitserhöhung zur<br />

Folge haben. Ein möglicher Grund der schlechteren Löslichkeit in den OH-terminierten Polyethern<br />

kann in der Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen begründet liegen, so dass<br />

beim verzweigten PE1 und beim linearen PE2 die Zugänglichkeit für das CO2 zu den Ethylenoxideinheiten<br />

im Vergleich zum linearen PE3 mit unpolarer CH3-Endgruppe gemindert ist.<br />

Der Polyether PE3 hat eine vergleichbare Kapazität für CO2 wie das kommerzielle Lösungsmittel<br />

Selexol®, das zur Abtrennung von CO2 aus Erdgas- oder Synthesegasströmen verwendet<br />

wird. Angesichts der ähnlichen Molekülstrukturen, Selexol ist ein Gemisch aus Homologen<br />

des Polyethylenglykols mit einer Molmasse um 280g/mol, überrascht dieses Ergebnis<br />

nicht [Xu et al. 1992]. Im Hinblick auf eine Anwendung in der Rauchgaswäsche lässt sich für<br />

die Polyether damit schließen, dass die CO2-Löslichkeit zu gering ist.


H CO2,Polymer [bar]<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

298 318 338 358 378<br />

T [K]<br />

Abb. 21: Temperaturabhängigkeit der massenbasierten Henrykoeffizienten von CO2 in verschiedenen<br />

verzweigten und linearen <strong>Polymere</strong>n und in Selexol®: (+) H-2004; (x) B-U3000;<br />

(∆) PE1; (□) PE2; (◊) PE3; (▲) Lupasol-FG; (●) Selexol® mit Daten von Xu et al. 1992; Die<br />

gestrichelten Linien dienen nur einer deutlicheren Darstellung. Die Fehler der Einzelmessungen<br />

zwischen 1-2%.<br />

Die höchsten CO2-Löslichkeiten wurden mit Lupasol-FG gemessen. Das Polyethylenimin<br />

besteht aus zahlreichen Aminogruppen (primäre, sekundäre und tertiäre Aminogruppen im<br />

Verhältnis 1:1:1). Während der Experimente stieg beim Beginn des Absorptionsvorgangs die<br />

Messzellentemperatur um 2 bis 4K, so dass aufgrund der starken Mischungseffekte und auch<br />

vor dem Hintergrund der –NH2 Gruppen als Funktionalität der Endgruppen ein chemischer<br />

Lösungsprozess naheliegt. Weitere Untersuchungen müssten klären, ob es zur Carbamatbildung<br />

kommt. Die Polyethylenimine können ein interessanter Ausgangspunkt auf der Grundlage<br />

von molekularen Modifikationen sein. Zahlreiche Forschungsgruppen untersuchen Polyamine<br />

oder gehinderte Amine als Alternative zu den bekannten Alkanolaminen [De Filippis et<br />

al. 2000; Sartori und Savage 1993; Chakraborty et al. 1986; Mimura et al. 1995]. Die Amine<br />

in diesen Molekülen können, vergleichbar zu tertiären Aminen, nicht direkt mit CO2 zu den<br />

stabilen Carbamatverbindungen reagieren. Während tertiäre Amine in Anwesenheit von Wasser<br />

im Vergleich zu MEA zwar höhere CO2 Beladungen von 1 mol/mol erlauben, ist die Reaktionskinetik<br />

limitierend. Sartori und Savage berichten von gehinderten Aminen, die zwar<br />

Carbamate bilden, deren Stabilität aber 125-fach geringer ist als die MEA-Carbamate bei vergleichbaren<br />

Reaktionskinetiken[Sartori und Savage 1993]. So ergäben sich größere thermodynamische<br />

Beladungsverhältnisse und eine Reduzierung der Energie zur Lösungsmittelregeneration.<br />

In die gleiche Richtung weisen die gehinderten Amine der KS-Serie, mit denen<br />

Mimura et al. geringere Absorptionsenthalpien, größere Beladungsverhältnisse und geringere<br />

Regenerationstemperaturen realisiert [Mimura et al. 1995]. Dieser Weg ließe sich bei entspre-<br />

51


52<br />

chenden Modifizierungen mit den hyperverzweigten Polyethyleniminen fortsetzen, denn wegen<br />

der sterischen Hinderung in der makromolekularen Struktur bzw. bei der gezielten Synthese<br />

sterisch gehinderter hyperverzweigter Polyamine sind gleiche Effekte wahrscheinlich.<br />

Diaf und Beckman synthetisieren hochmolekulare lineare und vernetzte Copolymere 4 auf Styrolbasis<br />

mit verschiedenen Aminen, so dass <strong>Polymere</strong> mit funktionalisierten Aminogruppen<br />

(primäre, sekundäre und tertiäre Aminogruppen) entstehen [Diaf et al. 1993, Diaf et al. 1994,<br />

Diaf und Beckman 1995]. Bei ihren CO2-Sorptionsversuchen vermuten sie die Bildung eines<br />

polymergebundenen Zwitterions, das sowohl zwischen primären, sekundären als auch tertiären<br />

Aminogruppen und CO2 entsteht und vollkommen reversibel 5 ist [Diaf et al. 1993].<br />

Insgesamt lässt sich, wie in Abb. 21 deutlich wird, der gesamte Löslichkeitsbereich mit hyperverzweigten<br />

<strong>Polymere</strong>n abbilden.<br />

Eine wichtige Voraussetzung bei der Abtrennung von CO2 aus Rauchgasen oder anderen Gasströmen<br />

ist die Selektivität gegenüber den anderen Gasen in der Mischung. Im Rahmen dieser<br />

Arbeit wurden deswegen noch die Löslichkeiten von Stickstoff und Methan in den verzweigten<br />

<strong>Polymere</strong>n vermessen. Im Fall der Kraftwerksrauchgase liegt im Wesentlichen eine<br />

CO2/N2 Trennung vor, während viele Anwendungen auch im Bereich der CO2/CH4 Abtrennung<br />

liegen, z.B. zur Aufreinigung von Erdgasströmen oder Deponiegasen [Kohl und Nielsen<br />

1997].<br />

In Abb. 22 sind die temperaturabhängigen Henrykoeffizienten von Stickstoff in einigen verzweigten<br />

und linearen <strong>Polymere</strong>n aufgetragen. Im Vergleich zu CO2 löst sich N2 deutlich<br />

schlechter in den <strong>Polymere</strong>n. Die Löslichkeiten liegen bei Gleichgewichtsdrücken von jeweils<br />

~1,5bar bei 0,000093 bis 0,0001 (U3000) und 0,00009 bis 0,000068 (PE1, PE2, PE3). Angesichts<br />

der geringen Löslichkeiten lassen sich die Henrykoeffizienten nur mit großen Unsicherheiten<br />

angeben, die im Bereich von 10 bis 20% liegen. Auch die Verwendung eines anderen<br />

Drucksensors für den Bereich bis 10 bar führte zu keiner Verbesserung, wegen der damit<br />

verbundenen höheren Ungenauigkeit in der Druckmessung.<br />

Bei den Polyethern nimmt die Löslichkeit mit steigender Temperatur zu, wobei für PE1 und<br />

PE3 die Temperaturabhängigkeit nur schwach ausgeprägt ist. Dieses Verhalten ist bekannt für<br />

Solute, die eine niedrige kritische Temperatur besitzen. Wie in Kapitel 2.2 beschrieben durchläuft<br />

die temperaturabhängige Löslichkeitskurve ein Minimum, dessen Lage von der kritischen<br />

Temperatur der Solute abhängt. Die Systeme N2-Polyether befinden sich bei den hier<br />

vermessenen Temperaturen rechts vom Minimum. Dieses Verhalten ist auch für Gaslöslichkeiten<br />

von O2 und Argon in verschiedenen Ionischen Flüssigkeiten bekannt sowie für die N2-<br />

Löslichkeit in Polyethylenglykolen [Anthony et al. 2005, Husson-Borg et al. 2003, Wiesmet<br />

et al. 2000]. Der hyperverzweigte Polyester U3000 zeigt eine geringfügig höhere N2-<br />

Löslichkeit als die Polyether mit dem typischen Verlauf bei einer sehr geringen Temperaturabhängigkeit.<br />

4 Mw=98000-130000g/mol; Mw/Mn=2,5 - 3,2.<br />

5 Die Regenerationstemperaturen liegen zwischen 70 und 160°C.


H N2,Polymer [MPa]<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

298 328 358 388<br />

T [K]<br />

Abb. 22: Temperaturabhängigkeit der massenbasierten Henrykoeffizienten von N2 in verschiedenen<br />

verzweigten und linearen <strong>Polymere</strong>n: (O) B-U3000; (∆) PE1; (□) PE2; (◊) PE3;<br />

(x) PAMAM, 61 Ma% H2O; Die gestrichelten Linien dienen nur einer deutlicheren Darstellung.<br />

Die Fehler der Einzelmessungen liegen bei 10-20%.<br />

Die CH4-Löslichkeiten in einigen verzweigten und linearen <strong>Polymere</strong>n sind in Abb. 23 dargestellt.<br />

Wieder besitzen die Polyether die geringste Löslichkeit, die nur schwach von der Temperatur<br />

abhängig ist. Es lassen sich ähnliche Phänomene vermuten wie bereits im Zusammenhang<br />

mit der N2-Löslichkeit erläutert wurde. Der hyperverzweigte Polyester löst deutlich<br />

mehr CH4, was mit den langkettigen Alkanendgruppen zusammenhängen kann, die die Methanmoleküle<br />

besser lösen können als die Ethylenoxidgruppen.<br />

H CH4,Polymer [MPa]<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

298 328 358 388<br />

T [K]<br />

Abb. 23: Temperaturabhängigkeit der massenbasierten Henrykoeffizienten von CH4 in verschiedenen<br />

verzweigten und linearen <strong>Polymere</strong>n: (●) B-U3000; (▲) PE1; (♦) PE3. Die Werte<br />

für die wässrige PAMAM – lösung können nur mit großem Fehler angegeben werden und<br />

finden sich im Anhang (siehe 6.2.3). Die gestrichelten Linien dienen nur einer deutlicheren<br />

Darstellung. Die Fehler der Einzelmessungen liegen bei


54<br />

Eine weitere Diskussion dieser Ergebnisse im Hinblick auf die Rauchgasabsorption findet<br />

sich in Kapitel 4.1.3. Die Tabellen mit den Messwerten und weiteren Angaben finden sich im<br />

Anhang in Kapitel 6.2.2.<br />

4.1.2 Löslichkeiten in wässrigen Polymerlösungen<br />

Wasser ist eine weitere Komponente des Rauchgases, so dass deren Einfluss auf die CO2-<br />

Löslichkeit in den <strong>Polymere</strong>n eine wichtige Rolle spielt. Außerdem sind einige der Polyesteramide<br />

sowie das Polyamidoamin zu viskos, um als Reinstoffe vermessen zu werden. In diesen<br />

Fällen bietet sich Wasser als Lösungsmittel an, weil es bereits im Rauchgasstrom enthalten<br />

ist, die meisten anderen Gaskomponenten geringe Löslichkeiten in Wasser aufweisen und die<br />

hier verwendeten <strong>Polymere</strong> bei den untersuchten Konzentrationen homogen löslich in Wasser<br />

sind, abgesehen von den hyperverzweigten Polyestern.<br />

In Abb. 24 sind die massenbasierten Henrykonstanten von CO2 in wässrigen Lösungen des<br />

verzweigten Polyethers PE1 abgebildet. Mit steigender Wasserkonzentration nimmt die CO2-<br />

Löslichkeit ab. Dieses Verhalten war zu erwarten, weil die Löslichkeit in Wasser wie aus<br />

Abb. 24 hervorgeht deutlich geringer ist.<br />

H CO2,H2O+PE1 [bar]<br />

1800<br />

1500<br />

1200<br />

900<br />

600<br />

300<br />

300 315 330 345 360<br />

T [K]<br />

Abb. 24: Temperaturabhängigkeit der massenbasierten Henrykoeffizienten von CO2 in<br />

wässrigen Lösungen des verzweigten Polyethers PE1 und reinem Wasser; (─) 100 Ma% H2O;<br />

(▲) 15,4 Ma% H2O; (♦) 6,6 Ma% H2O; (□) 0 Ma% H2O; Kurve für 100 Ma% H2O nach Korrelation<br />

von Carroll et al. 1991. Die gestrichelten Linien dienen nur einer deutlicheren Darstellung.<br />

In gleicher Weise verhalten sich die Löslichkeiten von CO2 in den beiden linearen Polyethern<br />

wie in Abb. 25 deutlich wird. Bereits geringere Wasseranteile von 3 bis 4Ma% erniedrigen<br />

die Löslichkeit von CO2 um 10%. Für die vermessenen Wasserkonzentrationen und über den<br />

Temperaturbereich waren die Polymerlösungen einphasig. In einem Absorptionsprozess würde<br />

sich dampfförmiges Wasser aus dem Gasstrom in das Lösungsmittel einlösen und nicht nur<br />

das Lösungsvermögen erniedrigen, sondern auch zusätzliche Prozessschritte notwendig machen,<br />

um wieder ausgeschleust zu werden.


H CO2,H2O+PE2 [bar]<br />

710<br />

650<br />

590<br />

530<br />

470<br />

410<br />

350<br />

290<br />

650<br />

a) b)<br />

300 320 340 360<br />

T [K]<br />

H CO2,H2O+PE3 [bar]<br />

575<br />

500<br />

425<br />

350<br />

275<br />

305 315 325 335 345 355<br />

T [K]<br />

Abb. 25: Temperaturabhängigkeit der massenbasierten Henrykoeffizienten von CO2 in<br />

wässrigen Lösungen der linearen Polyether PE2 und PE3; a) [PE2-Wasser: (▲) 6,1 Ma%<br />

H2O; (♦) 3,2 Ma% H2O; (□) 0 Ma% H2O]; b) [PE3-Wasser: (▲) 9,7 Ma% H2O; (♦) 4,2 Ma%<br />

H2O; (□) 0 Ma% H2O]; Die gestrichelten Linien dienen nur einer deutlicheren Darstellung<br />

Die starke Abhängigkeit der Löslichkeit vom Wasseranteil wie auch die generell zu geringe<br />

CO2-Löslichkeit in den Polyethern deuten an, dass diese <strong>Polymere</strong> nicht geeignet sind, um als<br />

Absorbentien bei einem Rauchgasfeed eingesetzt zu werden. Allerdings sind Anwendungen in<br />

methanhaltigen Gasströmen denkbar wie noch in Kapitel 4.1.3 erläutert wird.<br />

Zur Auswertung der Löslichkeiten in den wässrigen Lösungen wurden die binären Dampf-<br />

Flüssig Gleichgewichte Polymer-Lösungsmittel vermessen. Die Ergebnisse dazu, zusammen<br />

mit den Tabellen der Messwerte der CO2-Löslichkeitsmessungen und weiteren Angaben finden<br />

sich im Anhang in Kapitel 6.2.2..<br />

Die in dieser Arbeit verwendeten hyperverzweigten Polyesteramide sowie das Polyamidoamin<br />

liegen zwar bei Raumtemperatur oberhalb ihrer Glastemperatur vor (abgesehen von<br />

S1200 TG=313…323 K), sind aber nicht fließfähig und damit zum einen in der Gaslöslichkeitsapparatur<br />

nicht messbar und zum anderen nicht als Reinstoffe für einen Absorptionsprozess<br />

geeignet. Aus diesem Grund wurden wässrige Lösungen dieser <strong>Polymere</strong> bei 61 Ma%<br />

H2O vermessen. Bei diesen hohen Wassergehalten ist der Partialdruck des Wassers nahezu<br />

gleich dem Dampfdruck des reinen Wassers, so dass in der Auswertung beide gleichgesetzt<br />

werden konnten (siehe Kapitel 3.3.2). Außerdem ergaben sich dadurch niedrige Viskositäten<br />

der Lösungen. Die wässrige PAMAM-Lösung (61 Ma% H2O) hat eine Viskosität von<br />

9,5 mPas bei 25 °C, die unabhängig von der aufgeprägten Scherrate ist (Newtonsches Verhalten),<br />

siehe dazu auch die Ergebnisse in Kapitel 4.4.4.3.<br />

Abb. 26 zeigt die CO2-Löslichkeitsergebnisse der beiden wässrigen hyperverzweigten Polyesteramidlösungen<br />

und der wässrigen Polyamidoaminlösung. Mit dem Polyesteramid<br />

HA1690 ergeben sich die höchsten CO2-Löslichkeiten. Die Henrygerade für CO2-PAMAM<br />

startet im niederen Temperaturbereich bei gleichen Henrykoeffizienten wie HA1690, steigt<br />

aber steiler an und für das Polyesteramid S1200 ergeben sich die niedrigsten CO2-Löslichkeiten<br />

von allen vermessenen <strong>Polymere</strong>n und Polymerlösungen. Die beiden Polyesteramide<br />

sind sehr ähnlich aufgebaut, S1200 mit Diisopropanolamin als Monomereinheit und HA 1690<br />

mit einer Wiederholungseinheit aus einem Diisopropanolamin-Phthalsäureanhydrid Reaktionsprodukt.<br />

Obwohl die Struktur beider Polyesteramide nicht vollkommen identisch ist, unterscheiden<br />

sich die <strong>Polymere</strong> im Wesentlichen durch ihre funktionellen Endgruppen. S1200<br />

trägt OH-Gruppen und HA1690 tertiäre Aminogruppen. Die hohen Löslichkeiten in HA 1690<br />

55


56<br />

sind eher auf die Anwesenheit der tertiären Aminogruppen zurückzuführen, während die<br />

Amidogruppen in S1200 keinen Einfluss auf die Löslichkeit besitzen.<br />

H CO2,H2O+Polymer [bar]<br />

2000<br />

1600<br />

1200<br />

800<br />

400<br />

200<br />

160<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

300 320 340 360 380<br />

0<br />

305 330<br />

T [K]<br />

355 380<br />

Abb. 26: Temperaturabhängigkeit der massenbasierten Henrykoeffizienten von CO2 in<br />

wässrigen Lösungen der hyperverzweigten Polyesteramide S1200 und HA1690 und des Polyamidoamins<br />

PAMAM; (O) S1200, 61 Ma% H2O; (x) PAMAM, 61 Ma% H2O; (□) HA 1690,<br />

61 Ma% H2O; Die gestrichelten Linien dienen nur einer deutlicheren Darstellung.<br />

Aus der Literatur ist bekannt, dass niedermolekulare Komponenten, die tertiäre Aminogruppen<br />

tragen in Wasser mit CO2 zur Bildung des Bikarbonats führen [Sartori und Savage 1983].<br />

H 2O<br />

− +<br />

CO2<br />

+ R1R2<br />

R3N<br />

⇔ HCO3<br />

+ R1R2<br />

R3N<br />

H<br />

( 4-1 )<br />

Für die polymeren Komponenten können ähnliche Mechanismen vermutet werden. In Abb. 27<br />

sind für verschiedene wässrige Lösungen des PAMAMs die massenbasierten Henrykoeffizienten<br />

von CO2 aufgetragen. Mit steigendem Polymergehalt steigt auch die Löslichkeit von<br />

CO2 in der Lösung. Allerdings nur bis zu einem Polymermassengehalt von 59 Ma%. Die Henrygerade<br />

für 69 Ma% PAMAM ist zu geringeren Löslichkeiten verschoben und liegt oberhalb<br />

der Gerade für 39 Ma% PAMAM (61 Ma% H2O).<br />

Obwohl das PAMAM Molekül eine größere Anzahl tertiärer Amingruppen als das Polyesteramid<br />

aufweist (PAMAM: 14; HA 1690: 8), sind die CO2-Löslichkeiten in HA 1690 höher.<br />

Dieser Umstand kann in der Struktur der verzweigten <strong>Polymere</strong> begründet liegen, denn<br />

PAMAM trägt die Amingruppen nicht als funktionelle Endgruppen an der Moleküloberfläche,<br />

sondern als Verzweigungseinheiten im Inneren des Moleküls. Zusätzlich können Abschirmungseffekte<br />

auftreten, bedingt durch intra- und inter molekulare Wasserstoffbrückenbindungen<br />

der OH-Gruppen des Moleküls und mit dem Lösungsmittel Wasser. In diese<br />

Richtung weisen auch die Ergebnisse von Seiler et al. bei der Berechnung des Dampf-Flüssig-<br />

Gleichgewichts für PAMAM-Wasser mit der Gruppenbeitragsmethode UNIFAC-FV [Seiler<br />

et al. 2004]. Die besten Übereinstimmungen mit den experimentellen Daten werden erzielt,<br />

wenn nur die terminalen Polymerstruktureinheiten bei der Berechnung der Wechselwirkungen<br />

(residueller Term) berücksichtigt werden, so dass 6 der 14 tertiären Aminogruppen gar nicht<br />

berücksichtigt werden (siehe auch UNIFAC-FV Berechnungen in dieser Arbeit in Kapitel<br />

4.2.2). Diese Überlegungen werden durch einen Vergleich der pH-Werte der wässrigen unbe-


gasten Polymerlösungen bestärkt. Bei 23°C liegt der pH-Wert der wässrigen HA 1690 Lösung<br />

(61 Ma% H2O) bei einem höheren Wert (pH=9,7) im Vergleich zur wässrigen PAMAM-<br />

Lösung (61 Ma% H2O, pH= 9,3). Diese Werte spiegeln einerseits den typischen Bereich tertiärer<br />

Aminlösungen wider und könnten andererseits die höhere CO2-Löslichkeit in der HA<br />

1690 Lösung erklären. Ähnlich wie bei dem tertiären Amin Methyldiethanolamin (MDEA)<br />

könnten die verzweigten <strong>Polymere</strong> eine Katalysatorfunktion zur CO2-Hydratation übernehmen<br />

[Savage und Sartori 1984]. An dieser Stelle sind weitere experimentelle Untersuchungen<br />

angebracht, um die Lösungsmechanismen besser zu klären.<br />

H CO2,H2O+Polymer [bar]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

305 330 355 380<br />

T [K]<br />

Abb. 27: Temperaturabhängigkeit der massenbasierten Henrykoeffizienten von CO2 in<br />

wässrigen Lösungen des Polyamidoamins PAMAM; (♦) 31 Ma% H2O (□) 41Ma% H2O;<br />

(x) 61 Ma% H2O; (∆) 75 Ma% H2O; Die gestrichelten Linien dienen nur einer deutlicheren<br />

Darstellung.<br />

4.1.3 Kapazität, Selektivität, Absorptionsenthalpie<br />

Um die Ergebnisse aus Kapitel 4.1.2 besser bewerten zu können, vor allem hinsichtlich des<br />

Potenzials der verzweigten <strong>Polymere</strong> als neue Absorbentien, werden die in Kapitel 2.6 aufgestellten<br />

Kriterien für neue Lösungsmittel wie CO2-Kapazität, CO2-Selektivität oder die Absorptionsenthalpie<br />

diskutiert.<br />

In Abb. 28 sind die Beladungen der verzweigten und linearen <strong>Polymere</strong> mit CO2 bei 40°C als<br />

Funktion des Drucks dargestellt. Die Kurven für alle <strong>Polymere</strong> folgen einem physikalischen<br />

Lösungsverhalten wie z.B. bei Selexol und die Beladung nimmt proportional zum CO2-<br />

Partialdruck zu. Wie bereits in Kapitel 4.1.1 geschildert, liegen die Löslichkeiten in den Polyethern<br />

im Bereich konventioneller Lösungsmittel.<br />

57


58<br />

P CO2 [bar]<br />

100<br />

10<br />

1<br />

0.1<br />

0.01<br />

0.001<br />

10<br />

a) b)<br />

40°C<br />

0.0 0.7 1.4 2.1 2.8<br />

Beladung [Mol CO 2 / Mol Solvent]<br />

P CO2 [bar]<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

40°C<br />

0 3 6 9 12 15 18<br />

Beladung [Mol CO 2 / kg Solvent]<br />

Abb. 28: CO2-Kapazitäten der verschiedenen verzweigten <strong>Polymere</strong> sowie von Selexol<br />

und einer 30 Ma% MEA-Lösung bei 40°C. Die Löslichkeiten sind immer auf das reine Polymer<br />

bezogen, bei wässrigen Lösungen ist der Wasseranteil nicht enthalten. Als Berechnungsgrundlage<br />

dienen die vermessenen Henrykoeffizienten. a) [CO2 Beladung in Mol Gas/Mol<br />

Lösungsmittel]; b) [CO2 Beladung in Mol Gas/kg Lösungsmittel]; (▲) HA 1690; (■)<br />

PAMAM; (●) MEA, Jou et al. 1994; (o) verzweigtes PE1; (◊) lineares PE3; (─) Selexol, Xu<br />

et al. 1992; graue Linie: CO2-Partialdruck im Rauchgas (Kohle). Alle Linien dienen nur der<br />

besseren Übersichtlichkeit.<br />

Aus der Literatur ist bekannt, dass die CO2-Löslichkeit mit der Anzahl der Ethereinheiten im<br />

Molekül ansteigt [Fogg 1992]. Dieser Zusammenhang ist ebenfalls aus Abb. 28 a) zu entnehmen.<br />

Ein Vergleich der Anzahl der Ethylenoxideinheiten in den Komponenten mit weiteren<br />

Literaturdaten ergibt einen proportionalen Anstieg der molaren CO2-Beladung mit der Anzahl<br />

der C-O-C Verbindungen. Dabei ist kein wesentlicher Einfluss der verzweigten Struktur des<br />

Polyethers PE1 in Abb. 29 zu erkennen.<br />

Die linearen Polyether PE2 und PE3 sind von gleicher Struktur, lediglich die Funktionalitäten<br />

der Endgruppen unterscheiden sich (OH und CH3). Die Unterschiede in den Beladungen von<br />

30% sind nicht nur auf die geringfügig unterschiedliche Anzahl an Ethylenoxideinheiten zurückzuführen,<br />

was einen Unterschied von 15% ergäbe. Die größeren Abweichungen legen den<br />

bereits in Kapitel 4.1.1 erwähnten Einfluss von Wasserstoffbrückenbindungen im OHterminierten<br />

Polymer nahe, die die Zugänglichkeit der Ethylenoxideinheiten für das CO2 limitieren.


Beladung [Mol CO2 / Mol Polymer]<br />

0.20<br />

0.16<br />

0.12<br />

0.08<br />

0.04<br />

0.00<br />

PE3 (C-O-C: 11-12)<br />

CH 2CHCH 2(OCH 2CH 2) 11OCH 3<br />

PE2 (C-O-C:10)<br />

CH 2CHCH 2(OCH 2CH 2) 10OH<br />

0 10 20 30 40<br />

Anzahl der C-O-C Verbindungen<br />

PE1 (C-O-C: 37)<br />

<strong>Verzweigte</strong> Struktur<br />

Abb. 29: Abhängigkeit der molaren CO2-Beladung von der Anzahl der Ethylenoxideinheiten<br />

im Molekül bei T=20°C und PCO2=1,013bar. (♦) Werte aus Fogg et al. 1992; (■) Selexol,<br />

Wert berechnet mit Angaben aus Xu et al. 1992 und Kohl und Nielsen 1997; (∆) diese Arbeit<br />

Aus den CO2-Kapazitäten des Polyamidoamins und des hyperverzweigten Polyesteramids in<br />

Abb. 28 wird deutlich, dass diese <strong>Polymere</strong> bereits bei moderatem bis niedrigem Druck, wie<br />

im Fall der Rauchgaswäsche vorliegend, hohe Lösungsmittelbeladungen ermöglichen. Dabei<br />

sind sogar höhere Beladungen möglich als bei der stöchiometrisch limitierten Chemisorption<br />

mit Monoethanolamin, deren Maximalwert nach dem Reaktionsschema bei 0,5 Mol CO2 pro<br />

Mol MEA liegt. Dieses Verhalten resultiert aus der hyperverzweigten Struktur der <strong>Polymere</strong>,<br />

die zahlreiche tertiäre Aminogruppen trägt, so dass bei niedrigem Druck pro Polymermolekül<br />

mehrere CO2 Moleküle gebunden werden können. Diese Besonderheit der hyperverzweigten<br />

<strong>Polymere</strong> kann für die CO2-Absorption ausgenutzt werden. Gleichwohl gilt zu beachten, dass<br />

wegen der höheren Molmassen der <strong>Polymere</strong> auch größere Stoffströme anfallen. In Abb. 28<br />

b) sind die CO2-Beladungen auf die Lösungsmittelmassen bezogen, ohne Berücksichtigung<br />

des wässrigen Anteils. Die Kurven von Chemisorption (MEA) und Physisorption (Selexol,<br />

Polyether) schmiegen sich den unterschiedlichen Achsen an. Die Kurven der wässrigen Polyesteramid<br />

und Polyamidoaminlösung liegen zwischen beiden extremen Fällen. Diese Darstellung<br />

berücksichtigt die Molmassen der Komponenten und es wird deutlich, dass die Lösungsmittelmassenströme<br />

im Prozess größere Werte im Vergleich zur MEA-Lösung besitzen<br />

müssen.<br />

Eine weitere wichtige Voraussetzung für das Absorptionsmittel bildet die Selektivität des Lösungsmittels<br />

gegenüber der abzutrennenden Komponente. Im Fall der Rauchgase ist die Trennung<br />

CO2/N2 wesentlich, in zahlreichen anderen Trennoperationen fallen Gemische mit unterschiedlicher<br />

Zusammensetzung von Methan und CO2 an, so dass die Trennung CO2/CH4 als<br />

eine weitere technisch relevante Trennaufgabe identifiziert werden kann. Im Folgenden werden<br />

die Selektivitäten auf Basis der Henrykoeffizienten unter Gewichtung der Konzentration<br />

im Feedgasstrom ermittelt [Seider et al. 1999].<br />

Feed<br />

H Gas2,<br />

Solvent ⋅ PGas1<br />

SGas1<br />

/ Gas2<br />

= Feed<br />

( 4-2 )<br />

H ⋅ P<br />

Gas1,<br />

Solvent<br />

Gas2<br />

59


60<br />

Die Ergebnisse sind in Tab. 15 abgebildet. Als heuristische Annahme ist bekannt, dass für<br />

eine scharfe Abtrennung eine Selektivität von > 4 notwendig ist [Seider et al. 1999]. Dieses<br />

Kriterium wird von den Polyethern und dem Polyamidoamin für CO2/N2 und CO2/CH4 erfüllt.<br />

Die CH4-Löslichkeiten in der wässrigen PAMAM-Lösung sind sehr gering<br />

(wCH4=0,00009…0,00012 bei T = 40 - 85 °C und P ≈ 3,6 bar) und können nur mit großen<br />

Fehlern bestimmt werden, so dass in Tab. 15 nur ein minimaler Schätzwert angegeben werden<br />

kann.<br />

Tab. 15: Selektivitäten CO2/N2 und CO2/CH4 von verschiedenen verzweigten und linearen<br />

<strong>Polymere</strong>n bei 40 °C. Annahme Rauchgas: PN2 = 0,7 bar und PCO2 = 0,12 bar bei Pgesamt=1 bar.<br />

Annahme Deponiegas: PCH4 = 6,1 bar und PCO2 = 8,0 bar bei Pgesamt = 15 bar. (Die Berechnung für<br />

Selexol erfolgt lediglich auf der Basis von Löslichkeitsdaten ohne Gewichtung durch die Feedgaszusammensetzung).<br />

Polymer S CO2<br />

/ N 2 S CO2<br />

/ CH 4<br />

Hyperverzweigter Polyester U3000 3 17<br />

<strong>Verzweigte</strong>r Polyether PE1 7 25<br />

Linearer Polyether PE2 12 --<br />

Linearer Polyether PE3 12 36<br />

Polyamidoamin PAMAM (61 Ma% H2O) 81 >100<br />

Selexol [Kohl und Nielsen 1997] 50 15<br />

Für CO2/CH4 Gemische, die in Deponiegasen oder bei der Erdgasförderung anfallen, ist das<br />

Verhältnis der beiden Komponenten zueinander entscheidend wie auch aus Abb. 30 hervorgeht.<br />

Mit den Polyethern sind ausreichende Selektivitäten ab einem Verhältnis CO2/CH4 im<br />

Feed von 0,12 bis 0,22 und für den hyperverzweigten Polyester ab 0,31 gegeben. Typische<br />

Werte für die Zusammensetzung von Deponiegasen und Erdgasgemischen werden in der Literatur<br />

mit 0,4 bis 0,76 (Deponiegas) und 0,027 bis 0,4 (Erdgas) angegeben [Kohl und Nielsen<br />

1997, Albus und Burmeister 2004]. Die oben erwähnten Gasgemische fallen bei höherem<br />

Druck an, so dass sich ausreichende CO2-Beladungen einstellen lassen und die Polyether<br />

wichtige Voraussetzungen für eine Verwendung als Absorbentien erfüllen. Auch den Vergleich<br />

mit dem kommerziellen Lösungsmittel Selexol hinsichtlich Selektivität bestehen die<br />

Polyether und das Polyamidoamin (siehe Tab. 15).<br />

Selektivität [-]<br />

11<br />

9<br />

7<br />

5<br />

3<br />

1<br />

40°C<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5<br />

Verhältnis yCO2 / yCH4 im Feedgas [-]<br />

Abb. 30: Abhängigkeit der Selektivität bei der Trennung CO2/CH4 vom Verhältnis<br />

CO2/CH4 im Feed bei 40°C. (─) U3000; (--) PE1; (···) PE3; graue Linie: S=4, scharfe Trennung<br />

möglich.


Wie in Kapitel 3.3.2 ausgeführt, lassen sich die Absorptionsenthalpien von Kohlendioxid bei<br />

unendlicher Verdünnung in den polymeren Lösungsmitteln aus den Henrykoeffizienten<br />

bestimmen. Die Ergebnisse sind in Tab. 16 abgebildet. 6 Im Vergleich zur hohen Reaktionsenthalpie<br />

von CO2 in wässriger MEA-Lösung sind die Werte für CO2 in den hyperverzweigten<br />

Polyestern und den linearen und verzweigtem Polyether ungefähr um 85% geringer.<br />

Die Polyamine, hyperverzweigte Polyesteramide und das Polyamidoamin, besitzen Absorptionsenthalpien,<br />

die ungefähr 1/3 der von MEA entsprechen. Bei beiden experimentellen<br />

Absorptionsvorgängen sind leichte Temperatureffekte zu beobachten. Angesichts des oben<br />

beschriebenen vermuteten Lösungsmechanismus des CO2 in den polyaminen <strong>Polymere</strong>n sind<br />

höhere Absorptionsenthalpien eine folgerichtige Konsequenz.<br />

Tab. 16: CO2-Absorptionsenthalpien bei unendlicher Verdünnung in den <strong>Polymere</strong>n und<br />

wässrigen Polymerlösungen. *Anthony et al. 2004<br />

GL<br />

Absorptionsenthalpie, ∆<br />

Polymer<br />

[kJ/mol]<br />

Hyperverzweigter Polyester H2004 -10,2<br />

Hyperverzweigter Polyester U3000 -10,4<br />

<strong>Verzweigte</strong>r Polyether PE1 -12,1<br />

Linearer Polyether PE2 -13,3<br />

Linearer Polyether PE3 -13,5<br />

Dendritisches Polyamidoamin PAMAM, 61 Ma% H2O -31,8<br />

Hyperverzweigtes Polyesteramid HA 1690, 61 Ma% H2O -31,0<br />

Monoethanolamin, 70 Ma% H2O -85,0*<br />

h∞CO 2<br />

Bei der Verwendung hyperverzweigter <strong>Polymere</strong> oder deren wässriger Lösungen als Gasabsorbentien<br />

werden demnach, wie erwartet für überwiegend physisorptive Lösungsvorgänge,<br />

geringere Lösungsenthalpien frei. Dieses Verhalten stellt eine weitere wichtige Voraussetzung<br />

für den ökonomischen Einsatz der verzweigten <strong>Polymere</strong> in Absorptionsprozessen dar, denn<br />

je geringer die bei der Absorption freiwerdende Energie ist, desto weniger Energie muss auch<br />

bei der Regeneration des Lösungsmittels aufgewendet werden.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass verzweigte <strong>Polymere</strong> ein großes Potenzial<br />

besitzen, um als neue Absorbentien zur Trennung von Gasgemischen eingesetzt zu werden.<br />

Am Beispiel von CO2 konnte gezeigt werden, dass wichtige thermodynamische Kriterien wie<br />

die Kapazität für eine Solute sowie die Selektivität gegenüber anderen Komponenten wie N2<br />

oder CH4 bei überwiegend physisorptiven Lösungsvorgängen ausreichend erfüllt sind. Dabei<br />

ist es wichtig zu beachten, dass das große Maßschneiderungspotenzial dieser Makromoleküle<br />

noch komplett ungenutzt gelassen wurde. Weitere experimentelle Untersuchungen zum Absorptionsvorgang<br />

hinsichtlich eines tieferen Verständnisses der Lösungsmechanismus sowie<br />

der Kinetik, des Einflusses der weiteren Rauchgaskomponenten wie O2, SO2 und NOx auf die<br />

Stabilität der <strong>Polymere</strong> oder auch eine Absorption aus dem Gasgemisch sind notwendig, um<br />

das Potenzial der verzweigten <strong>Polymere</strong> noch besser einschätzen zu können.<br />

6 Die abgebildeten Absorptionsenthalpien sind aus den Henry-Koeffizienten bestimmt, berücksichtigen<br />

also nur physikalische Lösungseffekte. Im Fall der <strong>Polymere</strong> mit Aminogruppen,<br />

besonders beim Polyesteramid HA 1690 können zusätzlich noch chemische Beiträge<br />

vorliegen.<br />

61


62<br />

4.1.4 CO2-Löslichkeiten in verzweigten <strong>Polymere</strong>n bei hohem Druck<br />

In den Abbildungen Abb. 31 und Abb. 32 sind die mit der Magnetschwebewaage (MSW)<br />

gemessenen CO2-Löslichkeiten bei hohem Druck aufgetragen. Mit höherem Druck und niedrigeren<br />

Temperaturen nimmt die Löslichkeit von CO2 in den <strong>Polymere</strong>n zu. In einer ersten<br />

Auswertungsprozedur wird dabei die Löslichkeit unter Vernachlässigung der Volumenzunahme<br />

der Probe durch das gelöste CO2 ermittelt. Für beide <strong>Polymere</strong> ergeben sich die aus<br />

der Literatur für lineare <strong>Polymere</strong> bereits bekannten Verläufe bei Messungen mit der Magnetschwebewaage<br />

[Areerat et al. 2002, Sato et al. 2002, Li et al. 2002, Li et al. 2007, Lei et al.<br />

2007]. Dieser Effekt ist besonders bei niedrigen Temperaturen (41°C) deutlich ausgeprägt,<br />

scheinbar nimmt der gelöste CO2-Anteil mit steigendem Druck wieder ab. Die mit der Waage<br />

aufgezeichnete Abnahme der gemessenen Probenmenge ab einer bestimmten Menge an eingelöstem<br />

CO2, ergibt sich aus dem dominierenden Einfluss der Auftriebskraft der Probe über<br />

der von ihr erfahrenen Gewichtskraft. Der in der ersten Auswertungsprozedur erfasste Auftrieb<br />

der Probe berücksichtigt nicht die Volumenausdehnung der Probe infolge des eingelösten<br />

CO2, sondern nur das Volumen bei wCO2=0Ma%.<br />

14<br />

Druck [MPa]<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

41°C ohne Volumenzunahme<br />

50°C ohne Volumenzunahme<br />

75°C ohne Volumenzunahme<br />

41°C mit S-L abgeschätzt k(ij)=-0,0461<br />

50°C mit S-L abgeschätzt k(ij)=-0,0479<br />

75°C mit S-L abgeschätzt k(ij)=-0,0598<br />

0.00 0.05 0.10 0.15 0.20 0.25 0.30 0.35 0.40 0.45<br />

w CO2 [g/g]<br />

Abb. 31: CO2-Löslichkeitsisothermen im verzweigten Polyether PE1 ohne Berücksichtigung<br />

der Volumenzunahme der Polymerprobe sowie Abschätzung der Löslichkeit mit der<br />

ZGL Sanchez-Lacombe [Buchele 2006, Rolker et al. 2007]. Alle Linien dienen nur der Übersichtlichkeit<br />

Die Volumenzunahme der Probe kann wie in Kapitel 3.4 bereits ausgeführt, nicht direkt mit<br />

der MSW erfasst werden und muss entweder mit einem anderen Verfahren gemessen oder<br />

kann mit einer adäquaten Zustandsgleichung abgeschätzt werden [Rajendran et al. 2005, Pantoula<br />

et al. 2007, Sato et al. 2002, Li et al. 2007]. In dieser Arbeit wurde die für lineare <strong>Polymere</strong><br />

bereits bewährte Zustandsgleichung von Sanchez-Lacombe verwendet [Areerat et al.<br />

2002, Sato et al. 2002, Li et al. 2002, Li et al. 2007, Lei et al. 2007]. An den großen Abweichungen<br />

der korrigierten Löslichkeitswerten von den nicht korrigierten Werten bei hohem<br />

Druck und damit einem großen gelösten CO2-Massenanteil wird der erhebliche Einfluss der<br />

Volumenzunahme auf das Ergebnis deutlich und damit auch der Einfluß der Abschätzmethode.


Druck [MPa]<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

41°C ohne Volumenzunahme<br />

100°C ohne Volumenzunahme<br />

41°C Volumenzunahme mit S-L k(ij)=-0,0217<br />

100°C Volumenzunahame mit S-L k(ij)=-0,0595<br />

0.00 0.05 0.10 0.15 0.20 0.25 0.30 0.35<br />

w CO2 [g/g]<br />

Abb. 32: CO2-Löslichkeitsisothermen im hyperverzweigten Polyester U3000 ohne Berücksichtigung<br />

der Volumenzunahme der Polymerprobe sowie Abschätzung der Löslichkeit mit<br />

der ZGL Sanchez-Lacombe [Buchele 2006, Rolker et al. 2007]. Alle Linien dienen nur der<br />

Übersichtlichkeit<br />

In Abb. 33 ist die Volumenzunahme der Polymerproben über dem CO2-Druck aufgetragen.<br />

Mit steigendem Druck nimmt auch das Volumen der Polymerprobe zu. Es zeigt sich ein deutlicher<br />

Einfluss der Volumenzunahme von der Gleichgewichtstemperatur. Dieses Verhalten<br />

spiegelt die starke Temperaturabhängigkeit der Löslichkeit und die hohen absoluten Löslichkeiten<br />

wider. Im Vergleich dazu bestimmen Lei et al. und Li et al. für die Schmelzen von linearem<br />

Polypropylen und leicht verzweigtem Ethen/Okten Copolymer bei geringen absoluten<br />

Löslichkeiten (bei 100 bar um 7 Ma%) keinen wesentlichen Einfluss der Temperatur auf die<br />

Volumenzunahme [Lei et al. 2007, Li et al. 2006].<br />

Volumenzunahme [%]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

CO 2-PE1 2-PE1<br />

41°C<br />

50°C<br />

75°C<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Druck [MPa]<br />

Volumenzunahme [%] [%]<br />

40<br />

36<br />

32<br />

28<br />

24<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

CO CO2-U3000 2-U3000<br />

41°C<br />

100 °C<br />

0 5 10 15<br />

Druck [MPa]<br />

Abb. 33: Volumenzunahme der Polymerprobe in Abhängigkeit des CO2-Drucks, berechnet<br />

mit der Sanchez-Lacombe Gleichung.<br />

63


64<br />

Bei der Verwendung der Sanchez-Lacombe ZGL müssen die Referenzparameter der Reinstoffkomponenten<br />

bekannt sein (siehe Tab. 17). Diese werden im Allgemeinen aus Hochdruckdichtedaten<br />

der <strong>Polymere</strong> angepasst, was auch für andere ZGL üblich ist. Zu diesem<br />

Zweck wurden mit der in Kapitel 3.2.2 beschriebenen Hochdruck Biegeschwingerapparatur<br />

Hochdruckdichten vermessen und die Parameter angepasst. Eine ausführliche Beschreibung<br />

der Ermittlung der Reinstoffparameter auf Basis der Polymerreinstoffdichten ist bei Buchele<br />

zu finden [Buchele 2006].<br />

Tab. 17: Referenzdaten der Reinstoffparameter der Sanchez-Lacombe ZGL für CO2 und<br />

die vermessenen <strong>Polymere</strong> PE1 und U3000.<br />

P* ρ*<br />

Komponente [MPa] [kg/m 3 T*<br />

] [K] Referenz<br />

PE1 401,5 1143 594,0<br />

Buchele 2006,<br />

U3000 423,0 1064 585,6<br />

Rolker et al. 2007<br />

CO2 369,1 1253 *<br />

TCO −4<br />

= −7.<br />

56 ⋅10<br />

T + 0.<br />

459 ⋅T<br />

+ 208.<br />

9 Sato et al. 2000<br />

2<br />

In Abb. 34 sind die vermessenen Hochdruckdichten der verzweigten <strong>Polymere</strong> abgebildet. Es<br />

ergibt sich das typische Verhalten polymerer Flüssigdichten, die mit steigender Temperatur ab<br />

und mit steigendem Druck zunehmen.<br />

Druck [MPa]<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

25°C 50°C 75°C<br />

100°C 125°C SL<br />

45<br />

a) b)<br />

Druck [MPa]<br />

0.98 1.00 1.02 1.04 1.06 1.08 1.10<br />

Dichte [g/cm³]<br />

36<br />

27<br />

18<br />

9<br />

0<br />

25°C 50°C 75°C<br />

100°C 125°C SL<br />

0.91 0.94 0.97 1.00 1.03<br />

Dichte [g/cm³]<br />

Abb. 34: Experimentell ermittelte isotherme Hochdruckdichtedaten für a) <strong>Verzweigte</strong>n Polyether<br />

PE1 und b) Hyperverzweigten Polyester U3000; Die Linien sind die mit der Sanchez-<br />

Lacombe ZGL angepassten Dichten auf Basis der Reinstoffparameter in Tab. 17.<br />

Die Abweichungen der Dichteanpassung mit der Sanchez-Lacombe ZGL sind in Tab. 18 aufgeführt.<br />

Es ergeben sich gute Übereinstimmungen. Im Bereich höherer Temperaturen und bei<br />

hohem Druck sind die Abweichungen am größten.<br />

Tab. 18: Abweichungen der Dichteanpassung mit der Sanchez-Lacombe ZGL von den gemessenen<br />

Werten.<br />

Durchschnittlicher Maximaler<br />

Fehler<br />

Fehler<br />

U3000 0,2% 0,8%<br />

PE1 0,2% 0,7%


Insgesamt bleibt festzuhalten, dass für die bestimmten Löslichkeiten eine Unsicherheit hinsichtlich<br />

der Genauigkeit bestehen bleibt, die nicht genau quantifiziert werden kann, weil die<br />

Genauigkeit in der Bestimmung der Volumenzunahme nicht exakt angegeben werden kann.<br />

Hier können nur Vergleiche mit unterschiedlichen Messmethoden Aufschluss geben.<br />

4.2 Vorausberechnung der Löslichkeit mit UNIFAC-FV<br />

Das Gruppenbeitragsmodell UNIFAC-FV wurde bereits vielfach erfolgreich angewendet, um<br />

das Phasenverhalten von Systemen mit hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n zu beschreiben, wobei<br />

bisher vor allem Dampf-Flüssig Gleichgewichte untersucht wurden [Kouskoumvekaki et al.<br />

2002, Tande et al. 2002, Seiler et al. 2004]. Die molekularen Besonderheiten dendritischer<br />

<strong>Polymere</strong> wie die verzweigte Struktur und der große Anteil funktioneller Gruppen besitzen<br />

einen Einfluss auf das Phasenverhalten und müssen dementsprechend in der Modellierung<br />

abgebildet sein. Obwohl UNIFAC-FV die polymere Struktur nicht direkt beschreiben kann,<br />

denn sämtliche Parameter des kombinatorischen und des residuellen Beitrags gehen in das<br />

Modell wegen des strukturinterpolierenden Ansatzes nur additiv ein, kann der Einfluss der<br />

Struktur und der funktionellen Gruppen indirekt durch die unterschiedlichen Beiträge zur Aktivität<br />

berücksichtigt werden. Seiler et al. betrachteten den residuellen Beitrag und ließen bei<br />

der Berechnung des Dampf-Flüssig Gleichgewichts die Beobachtung einfliessen, dass unterschiedliche<br />

Struktureinheiten der <strong>Polymere</strong> (lineare, dendritische und terminale Einheiten) die<br />

Wechselwirkungen zwischen Polymer- und Lösungsmittelmolekülen dominieren. Bei OH<br />

terminierten hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n in guten polaren Lösungsmitteln wurde wegen der<br />

Ausbildung verhältnismäßig großer hydrodynamischer Radien angenommen, dass alle polymeren<br />

Einheiten an den Wechselwirkungen teilnehmen. Die Lösungsmittelmoleküle sind<br />

nicht durch sterische Effekte gehindert, in das Polymermolekül zu penetrieren [Seiler et al.<br />

2004]. Tande et al. manipulierten den b-Parameter des Freie-Volumen Beitrags, um eine Penetration<br />

der Lösungsmittelmoleküle in das hyperverzweigte Polymermolekül besser beschreiben<br />

zu können [Tande et al. 2002].<br />

In dieser Arbeit ist das UNIFAC Modell von Interesse, weil es Lösungsmittelaktivitäten und<br />

damit das unbekannte Löslichkeitsverhalten in den <strong>Polymere</strong>n auf der Basis des bekannten<br />

Lösungsverhaltens niedermolekularer Komponenten vorausberechnen kann. Auf diese Weise<br />

könnten vor dem Hintergrund einer Maßschneiderung der hyperverzweigten <strong>Polymere</strong> in einem<br />

ersten Schritt UNIFAC Strukturgruppen vorausgesagt werden, die für die CO2 Absorption<br />

günstig sind. Ein großer Vorteil von UNIFAC besteht in der Möglichkeit, Vorausberechnungen<br />

komplexer Systeme mit polaren und unpolaren Komponenten auszuführen, ohne dass<br />

experimentelle Daten des gesuchten Systems zur Parameteranpassung zu Verfügung stehen<br />

müssen.<br />

Eine weitere Berechnungsmethode besteht in der Verwendung von apriori - Modellen wie<br />

z.B. des COSMO-RS Modells 7 , das auf der Basis einer Molekülstruktur und der Kombination<br />

quantenmechanischer Berechnungen mit der statistischen Thermodynamik Stoffdaten und das<br />

thermodynamische Verhalten voraussagen kann. Im Anhang in Kapitel 6.4 ist das Ergebnis<br />

einer ersten Testrechnung für den linearen Polyether PE 2 dokumentiert.<br />

7 Conductor –like Screening Model for Real Solvents (COSMO-RS) [Klamt 1995, Klamt und<br />

Eckert 2000]<br />

65


66<br />

4.2.1 Polymerzerlegung<br />

Im ersten Schritt müssen die Polymermoleküle in UNIFAC Strukturgruppen zerlegt werden.<br />

Für die Polyether waren die Strukturen der <strong>Polymere</strong>, sowohl der linearen als auch der verzweigten<br />

Komponenten aus C 13 -NMR bekannt, so dass im Fall der linearen Polyether auf<br />

Basis der Molmassen nur noch die Anzahl der Wiederholungseinheiten bestimmt werden<br />

musste. Für den verzweigten Polyether konnte über die Kenntnis der Anzahl der OH-Gruppen<br />

die Anzahl der Verzweigungseinheiten ermittelt werden und aus dem vom Hersteller gemessenen<br />

Verhältnis von Ethylenoxid zu Propylenoxideinheiten die Länge der Ethylenoxidketten<br />

im Molekül berechnet werden (siehe Kapitel 3.1.1.1).<br />

Bei der Zerlegung des hyperverzweigten Polyesters U3000 musste auf Literaturdaten und<br />

einige Annahmen zurückgegriffen werden, weil die Polymerstruktur nicht genau bekannt ist.<br />

Auf der Grundlage der Arbeiten von Žagar und Žigon, die den Verzweigungsgrad für das hyperverzweigte<br />

Boltorn H40 (4. Generation) untersucht haben und von Mackay und Carmezini,<br />

die die theoretische Molmassenangabe für das Boltorn H30 Molekül der Hersteller von<br />

3500g/mol auf 1320 g/mol korrigieren sowie der Herstellerinformation, dass Boltorn H30 das<br />

Startermolekül für U3000 abgibt, wurde die Zerlegung durchgeführt [Žagar und Žigon 2002,<br />

Mackay und Carmezini 2002]. 8 Gemäß der Veresterung von 90% der OH-Gruppen mit den<br />

Fettsäuren des Sonnenblumenöls (zu 94% aus C18 Fettsäuren bestehend, mit Molmassen um<br />

280 g/mol) ergibt sich eine Molmasse von 5250g/mol für das U3000 Molekül. In Tab. 19 sind<br />

die UNIFAC Gruppen nach der Polymerzerlegung aufgeführt.<br />

Tab. 19: Zerlegung der verzweigten und linearen <strong>Polymere</strong> in UNIFAC Strukturgruppen<br />

UNIFAC Gruppen<br />

<strong>Polymere</strong> CH3 CH2 CH C OH CH2O CCOO CH2COO<br />

Polyether PE 1 17 36 13 4 6 37 0 0<br />

Polyether PE2 0 12 1 0 1 10 0 0<br />

Polyether PE3 1 14 1 0 0 12 0 0<br />

Polyester U3000 29 185 56 0 2 0 15 14<br />

Die Polyether lassen sich mit den Hauptgruppen der Alkane CH2, der Hydroxylgruppe OH<br />

sowie der Ethergruppe CH2O beschreiben, für den hyperverzweigten Polyester kommt noch<br />

die Estergruppe CCOO hinzu.<br />

Verwendete Stoffdaten und Parameter<br />

Die Dichten der <strong>Polymere</strong> waren aus experimentellen Untersuchungen mit dem Biegeschwinger<br />

bekannt, die Wasserdichten wurden nach einer von Wagner und Pruß entwickelten Zustandsgleichung<br />

berechnet [Wagner und Pruß 2002]. Sämtliche UNIFAC Parameter stammen<br />

aus [Poling et al. 2001].<br />

Im Folgenden werden zunächst die Ergebnisse der Berechnung der beiden binären Systeme<br />

Wasser-Polymer und Gas-Polymer vorgestellt und dann wird auf die Beschreibung der ternären<br />

Systeme Gas-Wasser-Polymer eingegangen.<br />

8 Žagar und Žigon ermitteln folgende Verteilung: Lineare Einheiten: 57%, dendritische Einheiten:<br />

16,5%, terminale Einheiten: 26,5%


4.2.2 Binäre Systeme ohne Gaskomponente<br />

In Abb. 35 sind die UNIFAC Ergebnisse für die wässrigen Polyetherlösungen bei unterschiedlichen<br />

Temperaturen abgebildet. Da wässrige Systeme eher schwache Freie-Volumen<br />

Effekte aufweisen, wird häufig ohne den Freie Volumen Beitrag gerechnet [Lindvig et al.<br />

2002, Elbro et al. 1990]. Dieses Verhalten trifft auch auf die hier untersuchten Systeme zu.<br />

Partialdruck Partialdruck H H 2O 2O 2O [mbar]<br />

2O [mbar]<br />

2O [mbar]<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

500<br />

400<br />

a) b) c)<br />

0<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4<br />

Massenbruch H H2O 2O 2O<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4<br />

Massenbruch H H2O 2O 2O<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4<br />

Massenbruch H H2O 2O 2O<br />

Abb. 35: UNIFAC Ergebnisse für die wässrigen Polyethersysteme bei unterschiedlichen<br />

Temperaturen. (─) UNIFAC-FV mit b=1, c=1,1; (--) UNIFAC; (─) UNIFAC mit Wechselwirkungsparametern<br />

und QH2O=0,865 von Rasmussen und Rasmussen 1989 . Experimentelle<br />

Daten: Diese Arbeit. a) [H2O-PE2 (♦) 42,9°C; (▲) 72,7°C]; b) [H2O-PE3 (♦) 39,0°C; (▲)<br />

70,2°C]; c) [H2O-PE1 (♦) 40,0°C; (▲) 70,0°C]<br />

Bei einer Berücksichtigung des Freie Volumen Beitrags muss der b-Parameter mit b=1 gewählt<br />

werden, denn bei Verwendung des Standardwerts b=1,28 ist keine Berechnung möglich.<br />

Lindvig et al. weisen darauf hin, dass bei großen Werten der Polymerdichte das „harte<br />

Kugel“ Volumen des Polymers (v=1,28 *vvdW) größer sein kann als das reale molare Polymervolumen<br />

[Lindvig et al. 2002].<br />

Eine Verbesserung der Übereinstimmung von experimentellen und berechneten Werten beim<br />

originalen UNIFAC Modell ist noch möglich, wenn die von Rasmussen und Rasmussen bestimmten<br />

neuen Wechselwirkungsparameter verwendet werden, die den besonderen Konformationen<br />

der Ethylenoxidgruppen in wässrigen Lösungen Rechnung tragen [Rasmussen und<br />

Rasmussen 1989]. 9 Danach treten die CH2 Gruppen nicht besonders stark in Wechselwirkung<br />

mit den Wassermolekülen, was durch die Erweiterung der CH2O Gruppe zur CH2-CH2O<br />

Gruppe bei der Parameteranpassung berücksichtigt wird. Das Dampf-Flüssig Gleichgewicht<br />

des verzweigten Polyethers PE1 kann nicht so gut beschrieben werden. Die Ursache könnte in<br />

der mangelhaften Beschreibung der Wechselwirkungen des Wassers mit den verschiedenen<br />

Ethylenoxidzweigen begründet liegen, bei denen durch sterische Effekte oder Wasserstoff-<br />

9 Rasmussen und Rasmussen bestimmen aH2O,CH2-CH2O=-28,53K und aCH2-CH2O,H2O=705,9K<br />

und rechnen mit QH2O=0,865 [Rasmussen und Rasmussen 1989].<br />

67


68<br />

brückenbindungen die Zugänglichkeit der Wassermoleküle zu den CH2-CH2O Gruppen beschränkt<br />

ist.<br />

In Abb. 36 sind die UNIFAC Ergebnisse der wässrigen Polyamidoaminlösung für unterschiedliche<br />

Temperaturen abgebildet. Die Ergebnisse von Seiler et al. werden bestätigt, wonach<br />

die Beschreibung des Dampf-Flüssig Gleichgewichts der PAMAM-Lösung besser gelingt,<br />

wenn nur die terminalen <strong>Polymere</strong>inheiten in den residuellen Beitrag der Aktivität<br />

eingehen, was mit der dendritischen Struktur zusammenhängt [Seiler et al. 2004]. Dabei werden<br />

die dendritischen <strong>Polymere</strong>inheiten zu Pseudo-UNIFAC Strukturgruppen erklärt, deren<br />

Wechselwirkungsparameter mit Wasser zu Null gesetzt werden. Der kombinatorische Anteil<br />

bleibt unverändert. Die in Generationen synthetisierten Dendrimere ab Generation vier sind<br />

dicht gepackte harte kugelförmige Makromoleküle, so dass die Lösungsmittelmoleküle nur<br />

schwer in das Molekül penetrieren können und mit den inneren dendritischen Moleküleinheiten<br />

in Wechselwirkung treten. Dieses Verhalten ist beim OH terminierten PAMAM als<br />

dendritischem Polymer zweiter Generation wahrscheinlich schwächer ausgeprägt. Jang und<br />

Bae bestätigen, dass der Einfluss der Wechselwirkungen zwischen Lösungsmittel und polymeren<br />

Endgruppen das Dampf-Flüssig Phasenverhalten dominieren [Jang und Bae 2001].<br />

In Abb. 36 wurde neben dem originalen UNIFAC Modell auch die Modifizierung aus Lyngby<br />

(UNIFAC Lyngby) getestet. Im Vergleich zum originalen UNIFAC ergeben sich in beiden<br />

Fällen (mit und ohne Berücksichtigung der dendritischen Einheiten in der residuellen Aktivität)<br />

gute Übereinstimmungen mit den experimentellen Werten. Dabei wird der eigentliche<br />

Vorteil des Lyngby Modells, der in der besseren Beschreibung der Temperaturabhängigkeit<br />

der Aktivitätskoeffizienten liegt, zum originalen UNIFAC deutlich. Die quantitative Beschreibung<br />

der experimentellen Daten erfolgt nicht zufriedenstellend.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass UNIFAC die wässrigen verzweigten und dendritischen<br />

Polymerlösungen mit einigen Modifizierungen, um der verzweigten Struktur bzw.<br />

deren Einfluss auf das Phasenverhalten Rechnung zu tragen, zufriedenstellend beschreiben<br />

kann.<br />

Partiladruck Partialdruck Partiladruck Partialdruck H H 2O [mbar]<br />

2O 2O [mbar] [mbar]<br />

2O [mbar]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

350<br />

a) b)<br />

0 0.2 0.4 0.6<br />

Massenbruch H 2O 2O<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6<br />

Massenbruch H H2O 2O<br />

Abb. 36: UNIFAC Ergebnisse für die wässrige Polyamidoaminlösung bei unterschiedlichen<br />

Temperaturen. Darstellung des Dampf-Flüssig Gleichgewichts (♦) 70,1°C; (▲) 52,1°C;<br />

(■) 30,2°C; (─) UNIFAC; (···) UNIFAC Lyngby; Experimentelle Daten: Diese Arbeit. a)<br />

[H2O-PAMAM, Berücksichtigung der dendritischen und terminalen <strong>Polymere</strong>inheiten]; b)<br />

[H2O-PAMAM, Berücksichtigung der terminalen <strong>Polymere</strong>inheiten]


4.2.3 Binäre Systeme mit Gaskomponente<br />

Das UNIFAC-FV Modell berechnet den Lösungsmittelaktivitätskoeffizienten. Für den hier<br />

untersuchten Fall der Gaslöslichkeit werden infolgedessen die Aktivitäten der gelösten flüssigen<br />

Gaskomponente bestimmt.<br />

Es wurden nur die Gaslöslichkeiten im hyperverzweigten Polyester U3000 und in den linearen<br />

und verzweigten Polyethern betrachtet, weil das Polyamidoamin und das hyperverzweigte<br />

Polyesteramid tertiäre Aminogruppen besitzen und der Lösungsmechanismus des CO2 wahrscheinlich<br />

über die Bildung des Bikarbonats in wässriger Lösung abläuft. Die Berücksichtigung<br />

einer möglichen Reaktion in Zusammenhang mit dem UNIFAC Modell ist möglich und<br />

wurde bereits in der Literatur beschrieben, jedoch noch nicht für dissoziierende Systeme für<br />

die eine Vielzahl neuer Wechselwirkungsparameterpaare hinzukommen [Lo und Paulaitis<br />

1981, Oost und Hofmann 1996, Albert et al. 2005]. Außerdem müssten Informationen zum<br />

Reaktionsgleichgewicht zusätzlich vorhanden sein. Ein Ansatz unter Verwendung des Reaktionsgleichgewichts<br />

mit zahlreichen Vereinfachungen und Annahmen käme wahrscheinlich nur<br />

leidlich über eine Korrelation hinaus und hätte keinen vorausberechnenden Charakter mehr.<br />

4.2.3.1 Anpassung neuer Wechselwirkungsparameter<br />

Nocon et al. und Sander et al. verwendeten bereits UNIFAC-FV bzw. UNIFAC zur Berechnung<br />

von Gaslöslichkeiten in niedermolekularen Lösungsmitteln wie Alkanen, Alkoholen und<br />

Ketonen [Nocon et al. 1983, Nocon et al. 1983a, Sandler et al. 1983]. Nocon et al. erhielten<br />

bessere Ergebnisse, wenn die fehlenden Wechselwirkungsparameter zwischen der Gaskomponente<br />

und der UNIFAC Strukturgruppe an alle drei Beiträge zur Aktivität angepasst wurden<br />

und nicht wie gewöhnlich üblich nur an die kombinatorische und die residuelle Aktivität. Dieser<br />

Ansatz wurde auch in dieser Arbeit verfolgt. Dazu werden die Gaskomponenten als neue<br />

Strukturgruppen definiert. Die fehlenden Wechselwirkungsparameter wurden an Literaturdaten<br />

zu Gaslöslichkeiten in Alkanen, Alkoholen, Ethern und Ketonen bei P=1,013 bar mittels<br />

der Marquardt Methode und durch Minimierung der folgenden Zielfunktion (F) angepasst.<br />

1<br />

F =<br />

AD<br />

2<br />

, exp ,<br />

∑ ∑<br />

⎟<br />

, exp<br />

⎟<br />

AS AD ⎛ γ − ⎞<br />

ij γ ij ber<br />

⎜<br />

i j γ ij<br />

⎝<br />

⎠<br />

( 4-3 )<br />

Mit AD=Anzahl der Datenpunkte, AS=Anzahl der Systeme und γij,exp, γij,ber =experimentell<br />

ermittelter und berechneter Aktivitätskoeffizient (auf molarer Basis).<br />

Die experimentellen Aktivitätskoeffizienten wurden angesichts des geringen Drucks unter<br />

Vernachlässigung der Poyntingkorrektur bei idealer Gasphase berechnet.<br />

PGas<br />

γ Gas =<br />

0<br />

( 4-4 )<br />

x ⋅ f<br />

Gas,<br />

exp Gas<br />

Mit f 0 Gas wird in diesem Fall die Fugazität einer hypothetischen Flüssigkeit bezeichnet, weil<br />

die Gaskomponenten bei einigen untersuchten Temperaturen bereits bei überkritischen Drücken<br />

vorliegen. In der Literatur werden verschiedene Prozeduren vorgeschlagen, um die Standardfugazität<br />

dieser hypothetischen Flüssigkeit zu bestimmen. Prausnitz und Shair geben eine<br />

universale Funktion für verschiedene Gase an, die sie aus der Theorie korrespondierender<br />

Zustände ableiten und Nocon et al. extrapolieren die Fugazität der Gaskomponenten in der<br />

flüssigen Phase in den Bereich überkritischer Temperaturen, indem sie in einem Diagramm<br />

S S S<br />

log fCO 2 ( = φ CO2<br />

⋅ PCO<br />

2 ) gegen 1/T auftragen [Prausnitz und Shair 1961, Nocon et al. 1983]. In<br />

Abb. 37 sind beide Methoden über der reduzierten Temperatur aufgetragen. Im Temperaturbereich<br />

bis Treduziert=1,1 ergeben sich ganz ähnliche Funktionsverläufe, wobei die Funktion<br />

von Prausnitz/Shair größere Werte für die Standardfugazität berechnet. Die extrapolierten<br />

Funktionen durchlaufen einen Hochpunkt bei Treduziert=1,3, während die Funktion von Prausnitz/Shair<br />

kontinuierlich ansteigt und erst bei Treduziert=2,1 in einen konstanten Wert einläuft<br />

69


70<br />

(nicht im Diagramm dargestellt). In dieser Arbeit wurde die Standardfugazität der Gase als<br />

hypothetische Flüssigkeiten extrapoliert, die im hier betrachteten Temperaturbereich<br />

Treduziert=1,26 gut mit der von Nocon et al. bestimmten übereinstimmt.<br />

Für Systeme mit Stickstoff wurde auf die von Prausnitz und Shair vorgeschlagene Funktion<br />

zurückgegriffen, weil damit bessere Anpassungen an die niedermolekularen Löslichkeiten<br />

erzielen ließen (vgl. auch Abb. 63 im Anhang in Kapitel 6.3). Die N2-Systeme liegen bei erheblich<br />

höheren reduzierten Temperaturen vor.<br />

F(0,i) [bar]<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

CO2 (Prausnitz und Shair)<br />

CO2 (Extrapolation Nocon)<br />

CO2: (Extrapolation diese Arbeit)<br />

0.6 0.9 1.2 1.5 1.8<br />

reduzierte Temperatur [K/K]<br />

Abb. 37: Verschiedene Funktionen für die CO2-Standardfugazität als hypothetische Flüssigkeit<br />

bei P=1,013 bar.<br />

Im Gegensatz zu Nocon et al. wurden bei der Anpassung neuer Wechselwirkungsparameter<br />

und bei der Berechnung der Aktivitätskoeffizienten die Standardwerte der b- und c-Parameter<br />

im Freie-Volumen Beitrag von b = 1,28 und c = 1,1 verwendet, um den vorausberechnenden<br />

Charakter des Modells zu bewahren. Die verwendeten Oberflächen- (q) und Volumenparameter<br />

(r) für CO2 wurden wie bei Nocon et al. zu rCO2 = 1,3 and qCO2 = 1,12 spezifiziert. Die<br />

Dampfdrücke und die Lösungsmitteldichten wurden auf der Grundlage empirischer Gleichungen<br />

aus der DIPPR <strong>Datenbank</strong> oder der Yen-Woods Gleichung bestimmt [Daubert und Danner<br />

1985]. Alle weiteren UNIFAC Wechselwirkungsparameter sind aus Poling et al. entnommen<br />

und im Anhang in Kapitel 6.3 hinterlegt [Poling et al. 2001]. Die molaren Volumina der<br />

gelösten Gase wurden nach einer bei Zellner et al. beschriebenen Methode abgeschätzt [Zellner<br />

et al. 1970]. Die neuen Wechselwirkungsparameter für CO2 sind in Tab. 20 abgebildet<br />

und wurden mit den in Abb. 38 dargestellten experimentellen Gaslöslichkeitsdaten angepasst.<br />

Ein Großteil der in der Literatur vorhandenen Gaslöslichkeitsdaten in niedermolekularen Lösungsmitteln<br />

liegen bei PCO2=1,013 bar vor und oder wurden zu diesem Druck extrapoliert. Es<br />

wurde zunächst der Wechselwirkungsparameter CO2-CH2 bestimmt, um dann darauf aufbauend<br />

die Parameter für CO2-OH, CO2-CH2O und CO2-CCOO anzupassen.


Tab. 20: Neue UNIFAC-FV Wechselwirkungsparameter mit CO2 und N2 als neuen Hauptgruppen<br />

mit F als Wert der Zielfunktion.<br />

Molenbruch CO 2 -Molenbruch CO CO 2 [-] [-]<br />

0.031<br />

0.025<br />

0.019<br />

0.013<br />

UNIFAC-FV F UNIFAC-FV F<br />

Parameter<br />

Parameter<br />

aCO2,CH2 -305,3<br />

aCH2,CO2 893,4 0,0029<br />

aN2,CH2 598,57<br />

aCH2,N2 -51,52 0,01<br />

aCO2,OH aOH,CO2 aN2,OH aOH,N2<br />

5134 305,4 0,0077 5500,3 -43,67 0,04<br />

aCO2,CH2O aCH2O,CO2 aN2,CH2O aCH2O,N2<br />

-83,75 443,47 0,0026 134,07 310,01 0,0003<br />

aCO2,CCOO aCCOO,CO2 aN2,CCOO aCCOO,N2<br />

0,73857 32,61 0,0020 283,91 211,76 0,00002<br />

a)<br />

exp. CO2-Ethylester<br />

exp. CO2-Pentylester<br />

exp. CO2-C7H16<br />

exp. CO2-C8H18<br />

exp. CO2-C10H22<br />

exp. CO2-C12H26<br />

0.035<br />

b)<br />

exp. CO2-C14H30<br />

exp. CO2-C16H34<br />

─ UNIFAC-FV<br />

0.025<br />

C16H34<br />

C14H30<br />

C12H26<br />

C10H22<br />

C8H18<br />

C7H16<br />

Molenbruch CO 2 -Molenbruch CO [-] 2 [-]<br />

0.015<br />

exp. CO2- Diethylether<br />

exp. CO2- N-Butylether<br />

exp. CO2- C5H11OH<br />

exp. CO2- C8H17OH<br />

exp. CO2- C10H21OH<br />

─ UNIFAC-FV<br />

C10H21OH<br />

C8H17OH<br />

C5H11OH<br />

0.007<br />

0.005<br />

280 310 340 370 270 300 330 360 390 420<br />

Temperatur [K] T Temperatur [K] [K]<br />

Abb. 38: Abhängigkeit der Löslichkeit von der Temperatur von CO2 in verschiedenen Lösungsmitteln<br />

bei PCO2 = 1,013 bar. UNIFAC-FV mit b = 1,28 und c = 1,1. Die Referenzen zu<br />

den experimentellen Daten sind im Anhang in Kapitel 6.3 in Tab. 52 zu finden; a) [CO2-Ester<br />

und CO2-Alkane]; b) [CO2-Ether und CO2-Alkohole]<br />

Die gefundenen Messdaten sind nicht immer konsistent und es gibt nur wenige Angaben zur<br />

Genauigkeit der Daten. Je nach System ergeben sich unterschiedliche Abweichungen zwischen<br />

den experimentellen und den angepassten Daten. Bei den Alkanen ist insgesamt nur<br />

eine schlechte Übereinstimmung über den gesamten Temperaturbereich möglich, die CO2-<br />

Alkohol Systeme zeigen ebenfalls größere Abweichungen. Mit den Ester- und Ethersystemen<br />

sind gute Anpassungen an die experimentellen Daten möglich. Nocon et al. betrachten den b-<br />

Parameter als anpassbaren Parameter und erzielen mit b = 1,4 bessere Übereinstimmungen,<br />

was auch hier für die Systeme mit Alkanen (siehe Abb. 64 im Anhang) gezeigt werden konnte.<br />

Aus Konsistenzgründen und um den vorausberechnenden Charakter des Modells zu wahren,<br />

wird jedoch der etablierte Standardwert von b = 1,28 beibehalten, sowohl bei der Anpassung<br />

neuer Parameter, als auch bei der Berechnung der Polymersysteme.<br />

In Abb. 39 sind die Ergebnisse der Parameteranpassung für die Systeme mit Stickstoff abgebildet.<br />

Für die N2-Systeme standen wesentlich weniger experimentelle Daten zur Verfügung.<br />

Außerdem weisen die Löslichkeiten sehr kleine Werte auf, so dass von entsprechend großen<br />

experimentellen Fehlern auszugehen ist.<br />

Bis auf die Alkansysteme können jeweils die experimentellen Daten gut wiedergegeben werden.<br />

Dabei wird sogar das im Gegensatz zu CO2 auftretende Verhalten der Erhöhung der Lös-<br />

71


72<br />

lichkeit mit steigender Temperatur gut wiedergegeben. Bei den Alkanen kann mit UNIFAC-<br />

FV nicht dargestellt werden, dass die Löslichkeit mit steigender Kettenlänge abnimmt (siehe<br />

auch Abb. 65 in Kapitel 6.3).<br />

N2-Molenbruch [-]<br />

0.0021<br />

0.0018<br />

0.0015<br />

0.0012<br />

0.0009<br />

0.0006<br />

exp. C6H14 exp. C7H16<br />

exp. C8H18 exp. C10H22<br />

exp. C16H34 exp. C2H5OH<br />

exp. C4H9OH exp. C10H21OH<br />

exp. C8H17OH<br />

─ UNIFAC-FV<br />

C16H34<br />

C10H22<br />

C8H18<br />

C7H16<br />

C10H21OH<br />

C8H17OH<br />

C4H11OH<br />

N2-Molenbruch [-]<br />

0.00155<br />

0.00135<br />

0.00115<br />

0.00095<br />

0.00075<br />

exp. Diethylether<br />

exp. Ethylester<br />

exp. Pentylester<br />

─ UNIFAC-FV<br />

a) C2H5OH<br />

b)<br />

0.0003<br />

0.00055<br />

270 290 310 330 350<br />

270 290 310 330<br />

Temperatur [K]<br />

Temperatur [K]<br />

Abb. 39: Abhängigkeit der Löslichkeit von der Temperatur von N2 in verschiedenen Lösungsmitteln<br />

bei PN2 = 1,013 bar. UNIFAC-FV mit b = 1,28 und c = 1,1. Die experimentellen<br />

Daten sind aus Battino et al. entnommen und sind größten Teils an experimentelle Daten gefittete<br />

Werte [Battino et al. 1984]. a) [N2-Alkohole und N2-Alkane]; b) [N2-Ester und N2-<br />

Ether]<br />

4.2.3.2 Vorhersage der Gaslöslichkeit in verzweigten <strong>Polymere</strong>n<br />

In Abb. 40 und Abb. 42 sind die Ergebnisse der UNIFAC-FV Berechnungen für Kohlendioxid<br />

abgebildet. UNIFAC-FV ist in der Lage für alle untersuchten Systeme die Löslichkeiten<br />

mit zufriedenstellender Genauigkeit vorauszuberechnen. Als Standardvorgehen wurde bei<br />

allen <strong>Polymere</strong>n immer das Zahlenmittel des Molekulargewichts (Mn) bei der Zerlegung<br />

zugrunde gelegt. In Abb. 40a) ist für den verzweigten Polyether PE1, der mit MW/Mn = 1,26<br />

einer höheren Polydispersität als die linearen Polyether unterliegt, zu erkennen, dass das Molekulargewicht,<br />

das bei der Zerlegung verwendet wird (Mw oder Mn), nur einen geringen Einfluss<br />

auf die Löslichkeitsergebnisse aufweist. Auch bei geringem Partialdruck von CO2, z.B.<br />

wie im Fall des Rauchgases, sind gute Voraussagen mit der Methode möglich, wobei der<br />

Druck keine Einflussgröße im g E -Modell ist. Bei den linearen Polyethern in Abb. 40 wird die<br />

Schwäche des UNIFAC Modells bei der Beschreibung der Temperaturabhängigkeit deutlich.


CO 2-Massenbruch 2-Massenbruch 2-Massenbruch [-]<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0.0065<br />

a) exp. PE1 (P CO2 =1,013 bar)<br />

exp. PE1 (P CO2 =0,2 bar)<br />

b)<br />

zerlegt nach M n<br />

UNIFAC-FV<br />

zerlegt nach M w<br />

0<br />

290 320<br />

Temperatur [K]<br />

350<br />

CO 2-Massenbruch 2-Massenbruch [-]<br />

0.0055<br />

0.0045<br />

0.0035<br />

0.0025<br />

73<br />

0.0015<br />

280 300 320 340<br />

Temperatur [K]<br />

exp. PE2<br />

exp. PE3<br />

UNIFAC-FV<br />

Abb. 40: CO2-Löslichkeit in Abhängigkeit der Temperatur in den linearen und verzweigten<br />

Polyethern bei verschiedenen Partialdrücken von CO2, b = 1,28 und c = 1,1. Die experimentellen<br />

Punkte wurden auf der Basis experimentell ermittelter Henrykoeffizienten berechnet.<br />

Alle Kurven: UNIFAC-FV. Alle experimentellen Daten: Diese Arbeit; a) [CO2 - verzweigter<br />

Polyether PE1 bei PCO2 = 1,013 bar und PCO2 = 0,5 bar]; b) [CO2 - lineare Polyether PE2 und<br />

PE3 bei PCO2 = 1,013 bar]<br />

Aus diesem Grund wurden Wechselwirkungsparameter für das modifizierte UNIFAC Lyngby<br />

Modell angepasst und die CO2-Löslichkeiten berechnet (Abb. 41). Im modifizierten UNIFAC<br />

Modell wird die Temperaturabhängigkeit der Aktivitätskoeffizienten im residuellen Beitrag<br />

durch ein Polynom mit insgesamt drei Wechselwirkungsparametern berücksichtigt.<br />

Offensichtlich ergibt sich keine Verbesserung durch die Verwendung des modifizierten Modells.<br />

Im Vergleich zum originalen UNIFAC Modell werden die CO2 Aktivitäten zu groß berechnet,<br />

vor allem der residuelle Beitrag. Die angepassten Wechselwirkungsparameter sind im<br />

Anhang in Kapitel 6.3 in Tab. 54 zu finden.<br />

Für die mit UNIFAC-FV vorausberechneten CO2 Löslichkeiten im hyperverzweigten Polyester<br />

werden ebenfalls über einen großen Temperaturbereich gute Übereinstimmungen mit den<br />

experimentellen Daten erreicht (Abb. 42).


74<br />

CO 2-Massenbruch [-]<br />

0.007<br />

0.006<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

exp. PE1<br />

exp. PE2<br />

exp. PE3<br />

UFV LYNGBY PE1<br />

UFV LYNGBY PE2<br />

UFV LYNGBY PE3<br />

0<br />

290 300 310 320 330 340 350<br />

Temperatur [K]<br />

Abb. 41: CO2-Löslichkeit in Abhängigkeit der Temperatur in den linearen und verzweigten<br />

Polyethern bei PCO2 = 1,013 bar, b = 1,28 und c = 1,1, berechnet mit dem modifizierten<br />

UNIFAC (Lyngby). Die experimentellen Punkte wurden auf der Basis experimentell ermittelter<br />

Henrykoeffizienten berechnet. Alle Kurven: UNIFAC-FV Lyngby. Alle experimentellen<br />

Daten: Diese Arbeit.<br />

In Abb. 43 sind die Ergebnisse für die Stickstofflöslichkeiten in den verzweigten <strong>Polymere</strong>n<br />

dargestellt. Angesichts der schlechten Anpassungsergebnisse der binären Wechselwirkungsparameter<br />

aN2-CH2 werden die Löslichkeiten in den <strong>Polymere</strong>n mit den größten Anteilen an<br />

CH2 UNIFAC Strukturgruppen quantitativ am schlechtesten beschrieben. Beim hyperverzweigten<br />

Polyester U3000 kann nicht die Abnahme der Löslichkeit mit steigender Temperatur<br />

beschrieben werden. Dies ist in erster Linie auf die zugrundeliegenden Dampf-Flüssig Gleichgewichte<br />

zurückzuführen, bei denen für jede Komponente mit steigender Temperatur die Löslichkeit<br />

zunimmt. Weiterhin können die angepassten Parameter nicht die Abnahme der Löslichkeit<br />

mit steigender Anzahl der CH2 Gruppen im Molekül beschreiben.<br />

Bei sämtlichen Polyethern dagegen wird der Verlauf des Phasenverhaltens qualitativ korrekt<br />

vorausgesagt, wobei der verzweigte Polyether PE1 am besten beschrieben werden kann. In<br />

den linearen Polyethern werden zu hohe Löslichkeiten vorausberechnet.


CO 2 Massenbruch [-]<br />

0.003<br />

0.0025<br />

0.002<br />

0.0015<br />

0.001<br />

0.0005<br />

exp. U3000<br />

exp. U3000<br />

UNIFAC-FV<br />

(P (PCO2=1,013 CO2=1,013 CO2=1,013 bar)<br />

(P (PCO2=0,2 CO2=0,2 CO2=0,2 bar)<br />

0<br />

290 320 350 380<br />

Temperatur [K]<br />

Abb. 42: CO2-Löslichkeit in Abhängigkeit der Temperatur im hyperverzweigten Polyester<br />

bei PCO2 = 1,013 bar, b = 1,28 und c = 1,1. Die experimentellen Punkte wurden auf der Basis<br />

experimentell ermittelter Henrykoeffizienten berechnet. Alle Kurven: UNIFAC-FV. Alle experimentellen<br />

Daten: Diese Arbeit.<br />

N2 N2 Massenbruch [-]<br />

0.00014<br />

0.00010<br />

0.00006<br />

0.00002<br />

exp. PE1<br />

exp. PE2<br />

exp. PE3<br />

exp. U3000<br />

PN2=1,013bar<br />

283 303 323 343 363 383<br />

Temperatur [K]<br />

PE3<br />

PE2<br />

PE1<br />

U3000<br />

Abb. 43: N2-Löslichkeit in Abhängigkeit der Temperatur in den Polyethern und dem hyperverzweigten<br />

Polyester bei PN2 = 1,013 bar, b = 1,28 und c = 1,1. Die experimentellen<br />

Punkte wurden auf der Basis experimentell ermittelter Henrykoeffizienten berechnet. Alle<br />

Kurven: UNIFAC-FV. Alle experimentellen Daten: Diese Arbeit.<br />

Ein Vergleich der experimentell bestimmten Selektivitäten mit den aus UNIFAC-FV ermittelten<br />

ist in Abb. 44 abgebildet. Die Selektivitäten berechnen sich nach Gleichung ( 4-2 ), wobei<br />

der Henrykoeffizient über den Aktivitätskoeffizienten bei unendlicher Verdünnung berechnet<br />

wird.<br />

75


76<br />

H Gas,<br />

Polymer = Gas ⋅ f0,<br />

Gas<br />

∗<br />

γ ( 4-5 )<br />

Dazu wird aus den mit UNIFAC-FV berechneten Aktivitätskoeffizienten der Aktivitätskoeffizient<br />

bei unendlicher Verdünnung extrapoliert und mit der Standardfugazität der Gaskomponente<br />

als hypothetische Flüssigkeit multipliziert. Wegen der Ungenauigkeiten bei der Voraussage<br />

der Stickstofflöslichkeit, lassen sich die Selektivitäten, abgesehen vom verzweigten<br />

Polyether PE1, nur sehr ungenau in quantitativer Hinsicht voraussagen. Dennoch vermag das<br />

UNIFAC Modell für alle <strong>Polymere</strong> die qualitativ korrekte Voraussage treffen, dass mit den<br />

<strong>Polymere</strong>n nach dem bei Seider et al. formulierten Kriterium eine scharfe Trennung möglich<br />

ist.<br />

Selektivität ( S CO2,N2) mit UNIFAC-FV<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

PE1<br />

PE2<br />

PE3<br />

Scharfe Trennung<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Selektivität (S CO2,N2) experimentell<br />

Abb. 44: Vergleich der mit UNIFAC-FV ermittelten Selektivitäten bei 313,15 K SCO2,N2 mit<br />

den experimentellen Selektivitäten aus Tab. 15<br />

4.2.4 Ternäre Systeme mit Gaskomponente<br />

Zur Berechnung der ternären Polyethersysteme müssen zunächst noch die binären Wechselwirkungsparameter<br />

CO2-H2O angepasst werden (siehe Abb. 66 in Kapitel 6.3). Die Anpassung<br />

gelingt mit sehr guter Genauigkeit, wenn der Freie -Volumen Beitrag nicht berücksichtigt<br />

wird. In Abb. 45 sind die Ergebnisse der Vorausberechnung der Henrykoeffizienten für<br />

CO2 in den wässrigen Polyetherlösungen abgebildet. Die Henrykoeffizienten wurden nach<br />

Gleichung ( 3-33 ) bestimmt, indem mit dem UNIFAC-FV Modell durch Extrapolation für<br />

Kohlendioxid die Aktivitätskoeffizienten bei unendlicher Verdünnung in der wässrigen Polymerlösung<br />

bestimmt wurden. In Abb. 45 wurden zur Berechnung mit dem UNIFAC Modell<br />

zwei unterschiedliche Parametersätze verwendet.


Ln (H CO2,H2O+Polymer)<br />

7.0<br />

6.8 a)<br />

exp. w(H2O)=0,066<br />

6.6<br />

exp. w(H2O)=0,154<br />

6.4<br />

6.2 wH2O=0,066 6.0<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

wH2O=0,154 0.0028 0.0029 0.003 0.0031 0.0032 0.0033<br />

6.7<br />

6.5<br />

6.3<br />

6.1<br />

5.9<br />

exp. w(H2O)=0,032<br />

exp. w(H2O)=0,062<br />

5.7<br />

0.0028 0.0029 0.003 0.0031 0.0032 0.0033<br />

6.6<br />

6.4<br />

6.2<br />

6<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

b)<br />

c)<br />

w H2O=0,032<br />

w H2O=0,042<br />

w(H2O)=0,042<br />

w(H2O)=0,096<br />

0.0028 0.0029 0.003 0.0031 0.0032 0.0033<br />

1 / T [1/K]<br />

w H2O=0,062<br />

w H2O=0,096<br />

Abb. 45: Experimentelle und mit UNIFAC-FV bestimmte Henrykoeffizienten von CO2 in<br />

wässrigen Polyetherlösungen in Abhängigkeit der Temperatur mit b = 1,28 und c = 1,1. (─)<br />

UNIFAC-FV mit aH2O-CH2O aus [Poling et al. 2001]; (--) UNIFAC-FV mit aH2O-CH2CH2O und<br />

qH2O = 0,865 aus [Rasmussen und Rasmussen 1989]. Experimentelle Punkte: Diese Arbeit; a)<br />

[CO2-H2O-verzweigter Polyether PE1]; b) [CO2-H2O-linearer Polyether PE2]; c) [CO2-H2Olinearer<br />

Polyether PE3]<br />

Bei der Verwendung der CO2-Parameter, die in dieser Arbeit angepasst wurden sowie den<br />

Standardparametern aus Poling et al. wird die Aktivität zu niedrig berechnet. Außerdem kann<br />

die Abnahme der Löslichkeit mit höherem Wasseranteil nicht wiedergegeben werden. Eine<br />

77


78<br />

deutliche Verbesserung der Beschreibung des Löslichkeitsverhaltens kann mit den von Rasmussen<br />

und Rasmussen vorgeschlagenen Parametern für H2O-CH2CH2O erreicht werden.<br />

Bereits bei der Beschreibung der binären Systeme Wasser-Polyether ließen sich damit gute<br />

Ergebnisse erzielen. Diese Parameter tragen dem realen Verhalten der CH2 Gruppen Rechnung,<br />

die durch sterische Effekte kaum in Wechselwirkung mit den Wassermolekülen treten<br />

[Rasmussen und Rasmussen 1989]. Für alle Systeme wird die Abnahme der Löslichkeit mit<br />

höherem Wassergehalt korrekt beschrieben.<br />

Es muss betont werden, dass bei der Verwendung der neuen Parameter die Wechselwirkungen<br />

von CO2 mit dem Polyether nicht mehr korrekt beschrieben werden, denn für die neue Gruppe<br />

CH2CH2O und CO2 gibt es keine angepassten Parameter. Stattdessen wurden die Wechselwirkungsparameter<br />

zwischen CH2O und CO2 für die neue Gruppe übernommen. Die neu zerlegten<br />

<strong>Polymere</strong> sind in Tab. 21 abgebildet. Es wurden also jeweils diejenigen Wechselwirkungsparameter<br />

zwischen zwei Gruppen ausgewählt, die für das Phasenverhalten bestimmend<br />

zu sein scheinen. Insgesamt lassen sich damit erstaunlich gute Annäherungen an die realen<br />

Systeme erzielen.<br />

Tab. 21: Zerlegung des verzweigten und der linearen Polyether in UNIFAC Strukturgruppen<br />

nach der originalen Methode und nach der Einführung der von Rasmussen und Rasmussen<br />

vorgeschlagenen neuen Strukturgruppe CH2CH2O.<br />

UNIFAC Strukturgruppen<br />

<strong>Polymere</strong> CH3 CH2 CH C OH CH2O (original) CH2CH2O (neu)<br />

Polyether PE 1 original 17 36 13 4 6 37 0<br />

Polyether PE1 neu 17 0 13 4 6 0 37<br />

Polyether PE 2 original 0 12 1 0 1 10 0<br />

Polyether PE2 neu 0 2 1 0 1 0 10<br />

Polyether PE3 original 1 14 1 0 0 12 0<br />

Polyether PE3 neu 1 2 1 0 0 0 12<br />

4.3 Modellierung der CO2-Löslichkeit mit PC-SAFT<br />

In dieser Arbeit wird untersucht, inwiefern das Phasenverhalten hyperverzweigter Polymersysteme<br />

mit CO2 ohne weitere Modifizierungen der PC-SAFT Gleichung zur besseren Beschreibung<br />

des Einflusses der Struktur der <strong>Polymere</strong> dargestellt werden kann (siehe auch Kapitel<br />

4.1.4)<br />

In einem ersten Schritt müssen die Reinstoffparameter der Komponenten ermittelt werden.<br />

Die aus der Störungstheorie abgeleiteten „Statistical Associating Fluid Theory“ (SAFT) -<br />

Modelle benötigen neben den zur Verfügung stehenden Hochdruckdichtedaten noch weitere<br />

experimentelle Daten, die kalorische Informationen zu den Komponenten enthalten. Im Falle<br />

niedermolekularer Komponenten werden in der Regel Dampfdruckdaten herangezogen, für<br />

Polymersysteme können binäre Dampf-Flüssig oder Flüssig-Flüssig Gleichgewichte verwendet<br />

werden [Groß 2001]. Bei den in dieser Arbeit vorliegenden polymeren Stoffen sind allerdings<br />

keine Stoffdaten binärer Systeme bekannt, mit Ausnahme der gemessenen Daten, so<br />

dass zur vollständigen Bestimmung der Reinstoffparameter auf verschiedene andere Ansätze<br />

zurückgegriffen werden muss.<br />

Groß schlägt neben der oben erwähnten favorisierten Methode einen weiteren Ansatz zur Bestimmung<br />

der Reinstoffgrößen von <strong>Polymere</strong>n vor [Groß 2001]. Nach dieser Methode, die<br />

auch von Kouskoumvekaki et al. verwendet wird, werden auf der Basis ähnlicher niedermolekularer<br />

Komponenten die Parameter für <strong>Polymere</strong> mit hohen Molmassen extrapoliert<br />

[Kouskoumvekaki 2004, von Solms et al. 2006]. Dieser Ansatz eignet sich vor allem für Homopolymere,<br />

stößt schon bei Copolymeren an seine Grenzen.<br />

Alternativ werden sämtliche Parameter an die vorhandenen Hochdruckdichtedaten angepasst.<br />

Weiterhin wird noch eine dritte Methode angewandt, die darauf beruht, dass der Energieparameter<br />

ε / k und der Segmentdurchmesser σ ähnlicher makromolekularer Komponenten ver-


wendet werden und nur der molmassenabhängige Segmentzahlparameter m/M an die Dichtedaten<br />

angepasst wird.<br />

Methode 1 (Kouskoumvekaki et al.):<br />

Kouskoumvekaki et al. haben die Segmentzahl (m) und den Energieparameter (m ε / k) über<br />

der Molmasse für verschiedene homologe Reihen aufgetragen (Alkane bis 300 g/mol, für Polypropylene<br />

mit Monomer und Dimer und für Polyisobutyen mit Monomer und Dimer) und<br />

stellen einen linearen Zusammenhange fest (siehe Gleichung ( 4-6 )). Sie haben durch Grenzwertbetrachtung<br />

nachgewiesen (Molmasse � 0), dass Bm und Bε universalen Charakter besitzen<br />

und für alle (bzw. die untersuchten) <strong>Polymere</strong> die Werte Bm = 0,9081 und Bε = 127,3 aufweisen,<br />

so dass lediglich Am und Aε individuell bestimmt werden müssen (siehe auch Abb.<br />

46).<br />

m = Am<br />

⋅ M + Bm<br />

( 4-6 )<br />

m ⋅ε<br />

/ k = A ⋅ M + B<br />

ε<br />

Deswegen folgt für die <strong>Polymere</strong>:<br />

m<br />

= Am<br />

M<br />

ε Aε<br />

=<br />

k A<br />

m<br />

ε<br />

( 4-7 )<br />

Abb. 46: Grenzwertbildung und Ermittlung der universalen Parameter Bm und Bε aus den<br />

Auftragungen m vs. Molmasse und mε/k vs. Molmasse [Kouskoumvekaki et al. 2004]<br />

Mit Gleichung ( 4-6 ) lassen sich unter Verwendung der Monomerdaten (m und ε/k) die Parameter<br />

Am und Aε bestimmen und dann mit Gleichung ( 4-7 ) und den beiden bestimmten<br />

Parametern die Reinstoffparameter für die <strong>Polymere</strong>. Mit den auf diese Weise bestimmten<br />

Parametern ε / k und m wird dann der Segmentdurchmesser (σ) angepasst.<br />

Bei den hier verwendeten <strong>Polymere</strong>n muss also in einem ersten Schritt ein Monomer als Wiederholungseinheit<br />

bestimmt werden und auf Grundlage der bekannten Parameter des Monomers<br />

(Segementzahl und Energieparameter) können dann über die beschriebene Methode die<br />

79


80<br />

Reinstoffparameter (Segementzahl und Energieparameter) des verzweigten Polymers bestimmt<br />

werden. Im zweiten Schritt kann dann der Segmentdurchmesser durch Anpassung an<br />

die Hochdruckdichtedaten unter Verwendung der ermittelten Reinstoffparameter des Polymers<br />

bestimmt werden.<br />

Beiden <strong>Polymere</strong>n (verzweigter Polyether PE1 und hyperverzweigter Polyester U3000) lassen<br />

sich keine eindeutigen Monomereinheiten zuweisen. Der verzweigte Polyether besitzt als Verzweigungseinheit<br />

3-Ethyl-3-Hydroxymethyl Oxetan und als kurz bis mittellangkettige Wiederholungseinheiten<br />

die chemisch ähnlichen Komponenten Ethylenoxid und Propylenoxid.<br />

Der hyperverzweigte Polyester ist aus einem Pentaerythritkern und der Dimethylol Propionsäure<br />

als linearer und dendritischer Wiederholungseinheit aufgebaut und trägt langkettige<br />

Alkane (C16-18) als funktionelle Endgruppen. Angesichts dieser komplexen Moleküle muss<br />

eine Vereinfachung getroffen werden.<br />

<strong>Verzweigte</strong>r Polyether PE1<br />

Im verzweigten Polyether PE1 setzen sich die Wiederholungseinheiten aus Ethylenoxid und<br />

Propylenoxid zusammen. Da für diese Komponenten kein Parameterset veröffentlicht ist,<br />

wurden auf der Grundlage von Flüssigdichten und Dampfdrücken aus der DIPPR <strong>Datenbank</strong><br />

die Reinstoffparameter angepasst (siehe Tab. 22) [Daubert und Danner 1985]. Gemäß des<br />

Verhältnisses der Ethylen- und Propylenoxideinheiten wurden die Parameter einer gemittelten<br />

Monomereinheit bestimmt. Analog der bei Kouskoumvekaki et al. beschriebenen Vorgehensweise<br />

können bis auf den Segmentparameter (ϭi) die übrigen beiden Parameter aus den<br />

Parametern des gemittelten Monomers bestimmt werden.<br />

Alternativ kann im Polymermolekül PE1 (siehe Abb. 13) die Wiederholungseinheit auch als<br />

Ethergruppe (CH2-CH2-O) betrachtet werden, so dass in einem weiteren Schritt die Parameter<br />

auf der Grundlage der Reinstoffparameter des Diethylethers ermittelt wurden.<br />

Tab. 22: Angepasste Reinstoffparameter der Wiederholungseinheiten des verzweigten Polyethers<br />

PE1 und Mittelung mit dem EO/PO Verhältnis aus Kapitel 3.1.1.1 zur Ermittlung der<br />

Parameter einer gemittelten Wiederholungseinheit [Buchele 2006] und Parameter für Diethylether<br />

[Groß et al. 2001].<br />

M [g/mol] m/M [-] σ [Å] ε / k [K]<br />

Ethylenoxid 44,05 0,0507 3,06 254,2<br />

Propylenoxid 58,08 0,0433 3,29 251,3<br />

Gemitteltes Monomer 50,1 0,0475 -- 253,0<br />

Diethylether 74,12 0,0401 3,5147 220,09<br />

Hyperverzweigter Polyester U3000<br />

Wegen der komplexeren Struktur des hyperverzweigten Polyesters und der Unmöglichkeit<br />

zwischen den verschiedenen Komponenten zu mitteln, werden nur die funktionellen Endgruppen<br />

betrachtet, die allerdings einen maßgeblichen Einfluss auf das Lösungsverhalten besitzen.<br />

Dementsprechend werden die Parameter ε / k und m auf der Basis der Heptadekanparameter<br />

(C17) aus Groß verwendet und der Segmentdurchmesser (σ) im Anschluß durch<br />

Anpassung mit den Hochdruckdichtedaten bestimmt [Groß 2001]. Alternativ wird noch ein<br />

Parametersatz auf der Basis der Reinstoffparameter des Ethans ermittelt, um mögliche Einflüsse<br />

der Kettenlänge des verwendeten Kohlenwasserstoffes zu erkennen (siehe Tab. 23).<br />

Die für beide <strong>Polymere</strong> ermittelten Reinstoffparameter in Abhängigkeit der verwendeten Monomere<br />

sind in Tab. 24 aufgeführt.


Tab. 23: Reinstoffparameter für Heptadekan zur Ermittlung von ε / k und m des hyperverzweigten<br />

Polyesters U3000 mit langkettigen Alkanen als Endgruppe [Groß et al. 2001]<br />

M [g/mol] m/M [-] σ [Å] Ε / k [K]<br />

Ethan 30,07 0,05343 3,5206 191,42<br />

Heptadekan 240,473 0,02903 3,9675 255,65<br />

Tab. 24: PC-SAFT Parameter nach Methode 1 und AAD (durchschnittliche mittlere Abweichung)<br />

zwischen angepassten und experimentellen Flüssigdichten der verwendeten <strong>Polymere</strong>. <br />

Polymer<br />

Verwendetes<br />

Monomer<br />

A m A ε m/M σ<br />

[Å]<br />

ε / k<br />

[K]<br />

Temp.<br />

Bereich<br />

[K]<br />

Druck<br />

Bereich<br />

[bar]<br />

PE1 Mittel EO/PO 0,0294 9,4789 0,0294 3,67 322,5 298-398 1-400 0,14<br />

PE1 Diethylether 0,0283 7,2162 0,0283 3,643 254,6 298-398 1-400 0,5<br />

U3000 Heptadekan 0,0253 6,8921 0,0253 3,907 272,9 298-398 1-400 0,5<br />

U3000 Ethan 0,0232 5,9958 0,0232 4,002 258,0 298-398 1-400 0,7<br />

AAD<br />

[% ρ]<br />

Methode 2:<br />

Bei dieser Methode wurden sämtliche Parameter beider <strong>Polymere</strong> auf der alleinigen Grundlage<br />

der jeweiligen Hochdruckdichten angepasst (siehe Tab. 25).<br />

Methode 3:<br />

Bei dieser Methode wurden für beide verzweigten <strong>Polymere</strong> Standardwerte für den Energieparameter<br />

und den Segmentdurchmesser anhand von Daten aus der Literatur abgeschätzt. Es<br />

ist bekannt, dass für <strong>Polymere</strong> die Werte des Segmentparameters zwischen 3,4 und 4,2 liegen<br />

und die des Energieparameters (ε/k) in der Regel zwischen 230 und 300 K [Groß 2001,<br />

Kouskoumvekaki et al. 2004].<br />

Zusammenfassend sind alle verwendeten Parameter für den verzweigten Polyether PE1 und<br />

den hyperverzweigten Polyester in Tab. 25 wiedergegeben.<br />

Tab. 25: PC-SAFT Polymerreinstoffparameter nach den drei Anpassungsmethoden. Die mit<br />

(*) gekennzeichneten Daten entstammen [Groß 2001].<br />

m/M [-] σ [Å] ε / k [K]<br />

Methode 1: PE1 (EO/PO) 0,0294 3,67 322,5<br />

Methode 1: PE1 (Diethylether) 0,0283 3,643 254,634<br />

Methode 2: PE1 0,03191 3,553 302,8<br />

Methode 3: PE1 0,02125* 3,8* 270,0*<br />

Methode 1: U3000 (Heptadekan) 0,0253 3,907 272,9<br />

Methode 1: U3000 (Ethan) 0,0232 4,002 258,0<br />

Methode 2: U3000 0,03212 3,63 293,23<br />

Methode 3: U3000 0,02305* 3,8* 270,0*<br />

Methode 1 stellt den physikalisch sinnvollsten Ansatz dar im Vergleich zu den Methoden 2<br />

und 3, bei dem der für <strong>Polymere</strong> schwer zugängliche Energieparameter ε und der Segmentdurchmesser<br />

σ über eine Extrapolation aus ähnlichen Komponenten ermittelt werden kann.<br />

Auf diese Weise kann eine zusätzliche Information in die Parameterbestimmung einfließen.<br />

Vor dem Hintergrund, dass das Löslichkeitsverhalten in Systemen mit hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n<br />

sehr stark von der Art und Anzahl der funktionellen Endgruppen beeinflusst wird,<br />

kann diesem Verhalten durch eine entsprechende Berücksichtigung bei der Wahl des Monomers,<br />

von dem aus extrapoliert wird, in Methode 1 Rechnung getragen werden. Ziel führend<br />

wäre dann die Verwendung eines Monomers, das die Wechselwirkungen mit CO2 am besten<br />

beschreiben kann.<br />

In Abb. 47 sind die aus den verschiedenen Methoden zur Parameterbestimmung resultierenden<br />

CO2-Löslichkeitskurven für beide verzweigte <strong>Polymere</strong> aufgetragen. Beim verzweigten<br />

Polyether PE1 lassen sich mit allen Methoden im Druckbereich bis 90 bar gute Übereinstim-<br />

81


82<br />

mungen mit den experimentellen Daten finden. Bei höherem Druck kann der Parametersatz<br />

nach Methode 3 den Verlauf der experimentellen Werte geringfügig besser darstellen. Der kij<br />

Parameter der physikalisch ungenausten nimmt bei Methode 3 den geringsten Wert an. Es ist<br />

auffallend, dass der kij-Parameter negative Werte annimmt. In der Literatur werden vor allem<br />

positive Werte berichtet, wobei prinzipiell nach Gleichung ( 2-38 ) beides möglich ist.<br />

Druck [MPa]<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

15<br />

a) b)<br />

exp. 41°C<br />

Methode 1 kij= -0,132<br />

Methode 2 kij= -0,135<br />

Methode 3 kij= -0,09<br />

0.00 0.10 0.20 0.30 0.40 0.50<br />

CO2-Massenanteil CO2-Massenanteil [g/g]<br />

Druck [MPa]<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

exp. 41°C<br />

Methode 1 kij= -0,055<br />

Methode 2 kij= -0,105<br />

Methode 3 kij= -0,08<br />

0.00 0.10 0.20 0.30 0.40 0.50<br />

CO2-Massenanteil CO2-Massenanteil [g/g]<br />

Abb. 47: Vergleich der Methoden zur Bestimmung der PC-SAFT Parameter für beide untersuchten<br />

<strong>Polymere</strong>. Alle Kurven: PC-SAFT (diese Arbeit und Buchele 2006). Experimentelle<br />

Daten: [Buchele 2006]; a) [CO2-Löslichkeitskurve für verzweigten Polyether PE1 (Methode<br />

1: EO/PO als Monomer)]; b) [CO2-Löslichkeitskurve für hyperverzweigten Polyester<br />

U3000 (Methode 1: Heptadekan als Monomer)]<br />

Eine geringfügige Verbesserung ist möglich, indem die Polymerreinstoffparameter für andere<br />

Monomere angepasst werden. Durch die Verwendung des Diethylethers im Gegensatz zu den<br />

dreigliedrigen heterocyclischen Ethern Ethylenoxid/Propylenoxid lässt sich die polymere<br />

Struktur besser abbilden und die Wechselwirkungen in Lösung besser beschreiben. Auch die<br />

Kurve mit kij=0 liegt vergleichsweise besser für den Parametersatz auf Basis des Diethylethers.<br />

Aus Abb. 48 a) wird deutlich, dass zwar die quantitative Wiedergabe der experimentellen<br />

Daten nicht wesentlich verbessert wird, aber der kij Parameter geringere Werte annimmt.<br />

Es ist bekannt, dass der kij Parameter in Polymer – CO2 Systemen stets größere Werte<br />

annimmt [Groß 2001].


Druck [MPa]<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

15<br />

a) Methode 1<br />

b)<br />

exp. 41°C<br />

kij= -0,132 (EO/PO)<br />

kij= 0,0 (EO/PO)<br />

kij= -0,087 (Diethylether)<br />

kij= 0,0 (Diethylether)<br />

0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5<br />

CO2-Massenanteil CO2-Massenanteil [g/g]<br />

Druck [MPa]<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

Methode 1<br />

exp. 41°C<br />

kij= -0,055 (Heptadekan)<br />

kij= 0,0 (Heptadekan)<br />

kij= -0,035 (Ethan)<br />

kij= 0,0 (Ethan)<br />

83<br />

0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5<br />

CO2-Massenanteil CO2-Massenanteil [g/g]<br />

Abb. 48: Variation des Monomers, das zur Abschätzung der <strong>Polymere</strong>instoffparameter<br />

verwendet wird. Die Komponenten in Klammern beziehen sich auf die jeweils verwendeten<br />

Monomere zur Ermittlung des Energieparameters (ε/k) und der Segementzahl (m/M). Alle<br />

Kurven: PC-SAFT (diese Arbeit) Experimentelle Punkte: [Buchele 2006]; a) [System CO2verzweigter<br />

Polyether PE1]; b) [System CO2-hyperverzweigter Polyester U3000]<br />

Für den hyperverzweigten Polyester U3000 werden ähnliche Ergebnisse erhalten. Im Druckbereich<br />

bis 90 bar unterscheiden sich die Kurven aller Methoden nicht wesentlich (Abb. 47).<br />

Bei der Verwendung des Parametersatzes nach Methode 1 ergeben sich die geringsten Werte<br />

für den kij Parameter. Offensichtlich lassen sich auch für dieses Polymer gute Übereinstimmungen<br />

erreichen, sogar bei hohem Druck, wenn ein Monomer verwendet wird, dass den<br />

funktionellen Endgruppen des hyperverzweigten Polyesters entspricht. In Abb. 48 b) wird<br />

ebenfalls das Monomer zur Parameteranpassung für den hyperverzweigten Polyester variiert.<br />

Die PC-SAFT Kurven für U3000 verlaufen nahezu identisch, wenn aus Heptadekan bzw.<br />

Ethan der Energieparameter und die Segmentzahl bestimmt werden. Lediglich der kij Parameter<br />

weist beim Parametersatz auf der Basis des Ethans geringere Werte auf.<br />

Entgegen der Modellierung von Copolymersystemen, die über eine Gewichtung der Monomere<br />

sämtliche Bausteine des Polymers bei der Parameteranpassung berücksichtigen [Groß et al.<br />

2003], lassen sich die hier betrachteten Systeme mit verzweigten <strong>Polymere</strong>n gut beschreiben,<br />

wenn wesentliche funktionelle Gruppen der <strong>Polymere</strong>, die das Phasenverhalten in Lösung<br />

bestimmen zur Parameteranpassung verwendet werden.<br />

Die guten Modellierungsergebnisse sind umso erstaunlicher vor dem Hintergrund der PC-<br />

SAFT Modellvorstellung der Moleküle als Ketten. Denn verzweigte <strong>Polymere</strong> sind eher von<br />

sphärischer Gestalt. Weitere Untersuchungen mit Lösungsmitteln sind notwendig, um die in<br />

dieser Arbeit gefundenen Ergebnisse zu bestätigen.<br />

In Abb. 49 ist eine Übersicht über alle Methoden und untersuchten Systeme gegeben. Es ist<br />

beachtlich, dass bei allen Methoden die berechneten Löslichkeiten auch noch bei höheren<br />

Temperaturen gute Übereinstimmungen mit den experimentellen Werten aufweisen. In allen<br />

Fällen wurde der kij Parameter nur an eine Temperatur angepasst (T=41°C) und ist über den<br />

untersuchten Temperaturbereich keine Funktion der Temperatur.


84<br />

Analog der bisher veröffentlichen Daten für CO2-Polymersysteme nimmt der kij Parameter<br />

relativ hohe Werte an. In der Literatur liegen die Werte für kij nicht selten bei kij > 0,15 [Groß<br />

2001]. Eine wesentliche Verbesserung der Beschreibung von Systemen mit CO2 kann durch<br />

die Berücksichtigung des Quadrupolmoments des Kohlendioxids erreicht werden [Groß<br />

2005].<br />

Bei der Modellierung des Hochdruckphasenverhaltens der hier untersuchten hyperverzweigten<br />

<strong>Polymere</strong> lässt sich demnach, vergleichbar zum UNIFAC Modell, indirekt die verzweigte<br />

Polymerstruktur im PC-SAFT Modell berücksichtigen. Die Verwendung des Monomers zur<br />

Parameteranpassung kann aus der Polymerstruktur abgeleitet werden. Darüber hinaus steckt<br />

die Information der Verzweigung auch noch in der Dichte des Polymers, die ebenfalls in die<br />

Anpassung mit eingeht.<br />

Ein großer Vorteil der hier angewendeten Methode der Parameterabschätzung von<br />

Kouskoumvekaki et al. auf hyperverzweigte <strong>Polymere</strong> besteht in der Möglichkeit lediglich<br />

mit Hochdruckdichten ohne binäre Gleichgewichtsdaten die Polymerreinstoffparameter anzupassen.<br />

Gerade bei neuen <strong>Polymere</strong>n und besonders bei hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n mangelt<br />

es an Phasengleichgewichtsdaten, so dass jeder Minimierung des experimentellen Aufwands<br />

zur Generierung verlässlicher Daten zum Phasenverhalten eine große Bedeutung zukommt.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die hier vermessenen Polymer-CO2-<br />

Gleichgewichte bei hohem Druck mit PC-SAFT ohne neue Modifikation (Verzweigungsterm<br />

oder Quadrupolterm) erfolgreich modelliert werden können. Das Vorgehen der Reinstoffparameterermittlung<br />

muss an weiteren Gleichgewichten (LLE und Niederdruck VLE) überprüft<br />

werden, so dass vor dem Hintergrund der gewöhnlichen Prozedur der Parameterermittlung die<br />

Güte der hier erreichten Anpassung ersichtlich wird. Insgesamt ist für die hier betrachteten<br />

Gleichgewichte die Methode der Reinstoffparameteranpassung nicht wirklich entscheidend<br />

für die Modellierungsergebnisse.


Druck [MPa]<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5<br />

Methode 2<br />

15<br />

12<br />

k(ij)=-0,135 PE1<br />

15<br />

U3000 k(ij)=-0,11<br />

9<br />

6<br />

Methode 1<br />

PE1<br />

15<br />

U3000<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

kij= 0,0 (41°C)<br />

3<br />

0<br />

kij= 0,0 (41°C)<br />

0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5<br />

0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5<br />

Methode 3<br />

15<br />

k(ij)=-0,09 PE1<br />

15<br />

U3000<br />

k(ij)=-0,08<br />

12<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

k(ij)=-0,087<br />

kij= 0,0 (41°C)<br />

kij= 0,0 (41°C)<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

k(ij)=-0,035<br />

kij= 0,0 (41°C)<br />

0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5<br />

CO 2 -Massenbruch [g/g]<br />

PE1: (■): 41°C; (▲): 50°C; (♦): 75°C U3000: (■): 41°C; (▲): 100,5°C<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

kij= 0,0 (41°C)<br />

Abb. 49: Übersicht über alle Methoden und Systeme, die mit PC-SAFT berechnet wurden.<br />

Alle Kurven: PC-SAFT (diese Arbeit und Buchele 2006). Experimentelle Werte: [Buchele<br />

2006]. Methode 1: PE1 auf Basis von Diethylether; U3000 auf Basis von Ethan.<br />

85


86<br />

4.4 Ergebnisse der stationären Prozesssimulation<br />

Auf der Grundlage der in Kapitel 4 vorgestellten experimentellen Ergebnisse wird das große<br />

Potenzial verzweigter <strong>Polymere</strong> für die selektive Absorption von Kohlendioxid aus verschiedenen<br />

Gasgemischen deutlich. Mit den verwendeten und noch keineswegs molekular optimierten<br />

verzweigten <strong>Polymere</strong>n lassen sich hohe CO2-Beladungen und Selektivitäten sowohl<br />

gegen N2, als auch gegen CH4 bei geringen bis moderaten Absorptionsenthalpien erzielen.<br />

In diesem Kapitel wird mit einem dendritischen Polymer als Modellsubstanz eine Prozesssimulation<br />

zur CO2 Abtrennung aus den Rauchgasen eines Kohlekraftwerks durchgeführt, um<br />

durch den direkten Vergleich mit einem Standardprozess das energetische Verbesserungspotenzial<br />

der neuen Absorbentien zu ermitteln. Als Standardprozess wird die Chemisorption mit<br />

wässriger Monoethanolamin (MEA)-Lösung (siehe Kapitel 2.5) herangezogen. Beide Absorptionsprozesse<br />

decken ihren jeweiligen thermischen und elektrischen Energiebedarf aus den<br />

Ressourcen des Kraftwerks, dessen Rauchgas gereinigt wird. Deswegen wird der Dampfkreislauf<br />

eines kohlebefeuerten Kraftwerksprozesses ebenfalls simuliert und direkt mit den beiden<br />

Trennprozessen verschaltet, so dass die Auswirkungen der CO2-Abtrennung bei den optimierten<br />

Betriebsparametern auf den Kraftwerksprozess direkt über den Wirkungsgrad sichtbar<br />

werden.<br />

Aus der Auswertung der Löslichkeitsexperimente empfehlen sich die verzweigten Polyamine,<br />

genauer das Polyamidoamin (PAMAM) als Modellpolymer. Das Lösungsverhalten entspricht<br />

einer physikalischen Absorption bei hoher Kapazität für CO2 und hoher Selektivität gegen N2.<br />

In Abb. 50 sind die CO2-Gleichgewichtskurven in wässriger MEA- und wässriger PAMAMlösung<br />

für jeweils zwei unterschiedliche Temperaturen abgebildet. Die Polymerlösung zeigt<br />

im Gegensatz zur wässrigen MEA-Lösung die typische Abhängigkeit der Löslichkeit vom<br />

Partialdruck des Gases. Im Bereich eines geringen CO2-Partialdrucks von ≥ 0,1 bar ist die<br />

molare Lösungsmittelbeladung der Polymerlösung größer als bei der wässrigen MEA-Lösung.<br />

Zudem kann beim physikalischen Absorptionsprozess mit PAMAM bei niedrigeren Regenerationsbedingungen<br />

gearbeitet werden, wenngleich die Lösungsmittelmassenströme größer<br />

sind.<br />

P CO2 [bar]<br />

10<br />

1<br />

0.1<br />

0.01<br />

MEA, 70Ma% H2O, 40°C (Jou et al. 1994)<br />

MEA, 70Ma% H2O, 120°C (Jou et al. 1994)<br />

PAMAM, 61 Ma% H2O, 40°C<br />

PAMAM, 61 Ma% H2O, 80°C<br />

CO2 Konzentration im Rauchgas (Kohlekraftwerk)<br />

0.001<br />

0 0.4 0.8 1.2 1.6 2 2.4 2.8<br />

Beladung Mol CO 2 / Mol Solvent [-]<br />

Abb. 50: CO2-Gleichgewichtsbeladungen in den wässrigen Systemen mit Polyamidoamin<br />

und Monoethanolamin.<br />

Dadurch benötigt die physikalische Absorption für den Regenerationsschritt Dampf geringerer<br />

Exergie (geringeren Drucks) aus dem Dampfkreislauf, aber eventuell größere Mengen an<br />

Dampf im Vergleich zur Chemisorption.


Daraus kann bereits geschlossen werden, dass der Prozess mit der Polymerlösung ein energiesparendes<br />

Potenzial besitzt, falls ein Optimum zwischen einem nicht zu hohen Lösungsmittelmassenstrom<br />

und einer niedrigen Regenerationstemperatur gefunden werden kann.<br />

4.4.1 Simulationsumgebung Aspen Plus<br />

Zur Simulation der Absorptionsprozesse und des Dampfkreislaufs wurde die kommerzielle<br />

Prozesssimulationssoftware Aspen Plus® verwendet. Das Programm bietet die Möglichkeit<br />

stationäre und dynamische Prozesse über eine Verknüpfung verschiedener Unitoperationen zu<br />

abzubilden und zu optimieren unter Ausnutzung einer großen Stoffdatenbank sowie der Verwendung<br />

verschiedener stofftransport- oder gleichgewichtsbasierter Modelle.<br />

Das Simulationstool wird verstärkt zur Berechnung verfahrenstechnischer Prozesse eingesetzt<br />

und findet weniger Anwendung im energietechnischen Bereich. In dieser Arbeit wurde der<br />

Dampfkreislauf eines überkritischen Dampfprozesses mit dieser Software simuliert, um die<br />

energetische Verknüpfung des Absorptions- und des Kraftwerksprozesses berechnen und eine<br />

gemeinsame Optimierung und Prozessintegration durchführen zu können.<br />

Dabei wird die Abbildung des Dampfkreislaufs sowohl in thermodynamischer Hinsicht, als<br />

auch von den vorhandenen Modellen für die typischen Apparate des Dampfkreislaufs (Turbine,<br />

Wärmeübertrager) ausreichend unterstützt.<br />

Zunächst wurde das Modell des Absorptionsprozesses aufgestellt. Dies wird im folgenden<br />

Kapitel am Beispiel der Chemisorption mit wässriger MEA-Lösung exemplarisch beschrieben<br />

und gilt in gleicher Weise für die Absorption mit der wässrigen Polymerlösung. Die umfangreichen<br />

Validierungen der thermodynamischen Modelle sind im Anhang in den Kapiteln<br />

6.5.1.1 und 6.5.1.3 dokumentiert. Für die Absorption mit MEA konnte abschliessend sogar<br />

das Prozessmodell, im Wesentlichen von Absorber und Stripper, anhand von Daten aus der<br />

Literatur überprüft werden (Anhang, Kapitel 6.5.1.2). Zur Festlegung des Referenzfalls und<br />

Ermittlung wesentlicher Einflußparameter wurde die Absorption mit MEA dann optimiert.<br />

Anschliessend konnte der Dampfkreislauf in Aspen auf der Berechnungsgrundlage für ein<br />

Referenzkraftwerk abgebildet werden (4.4.3).<br />

Es folgt dann für beide Absorptionsprozesse die gemeinsame Simulation von Absorptions-<br />

und Kraftwerksprozess und die Optimierung für beide Fälle.<br />

4.4.2 Aufstellen des Modells für den Absorptionsprozess<br />

Das Rauchgas entspricht der Zusammensetzung eines Braunkohlekraftwerks (eine genauere<br />

Beschreibung des abgebildeten Kraftwerkprozesses findet sich in Kapitel 4.4.3) und wird vor<br />

Eintritt in den Kompressor und den Absorber auf 50°C gekühlt und mit Wasser gesättigt, um<br />

den Zustand (Konzentration und Temperatur) nach einer Entschwefelung einzustellen. Ein<br />

weiterer Wärmeübertrager ermöglicht die Variierung der Absorbereintrittstemperatur des<br />

Rauchgases. Dabei legt die Temperatur den Wasseranteil des Rauchgases fest und ob dem<br />

zirkulierenden Lösungsmittel im Absorber Wasser als Make-up hinzugefügt oder abgezogen<br />

werden muss. Zur Einstellung der notwendigen Wasserkonzentration eignet sich vor allem der<br />

Stripperkondensator, der das Wasser aus dem abgetrennten Kohlendioxidstrom kondensiert.<br />

Im Modell wird das Rauchgas auf 5K unterhalb der Lösungsmitteltemperatur gekühlt. Angesichts<br />

der großen Rauchgasströme eines Kraftwerkes mit 1000 MW th muss das Gas auf mehrere<br />

Absorber aufgeteilt werden. Je nach gewähltem Absorberdurchmesser, der auch von den<br />

ausgewählten Einbauten abhängt, wird der Rauchgasstrom im Block „1-TRAIN“ aufgeteilt<br />

und nur ein Prozessstrang unter der Annahme simuliert, dass alle Stränge gleich arbeiten. Die<br />

Ergebnisse beziehen sich aber auf den kompletten Rauchgasstrom. Nach dem Kompressor<br />

tritt der Rauchgastrom unten in den Absorber (ABSORBER) ein und strömt im Gegenstrom<br />

zum regenerierten Lösungsmittel, dass der Kolonne am Kopf zugegeben wird (TRauchgas < TLösungsmittel).<br />

Die Lösungsmittelbeladung am Absorbereintritt stellt eine Eingabevariable dar,<br />

87


88<br />

M&<br />

CO2,<br />

Austritt<br />

nach der sich in Abhängigkeit des spezifizierten CO2-Abtrenngrades ( 1−<br />

) ein<br />

M&<br />

CO2,<br />

E int ritt<br />

Lösungsmittelmassenstrom ergibt. Im Sumpf des Absorbers verlässt das beladene Lösungsmittel<br />

die Kolonne und wird über eine Pumpe über interne Wärmeübertragung („HEATX“)<br />

durch den regenerierten Lösungsmittelstrom aus dem Strippersumpf aufgeheizt (mit ∆T=10K<br />

im Wärmeübertrager) und in den Desorber (STRIPPER) unterhalb des Kopfes geleitet. Die<br />

oberen beiden Trennstufen halten MEA-Dämpfe zurück und minimieren auf diese Weise Lösungsmittelverluste.<br />

Im Sumpf der Kolonne wird bei 120°C über den Verdampfer der notwendige<br />

Strippdampf erzeugt, der das CO2 aus der Lösung drängt. Im Dephlegmator<br />

(„COND-STR“) werden kondensierbare Dämpfe bei 30°C abgetrennt und dem Stripper als<br />

Rücklauf wieder zugeführt.<br />

Die notwendige Verdampferleistung ergibt sich aus der spezifizierten Lösungsmittelbeladung<br />

für den regenerierten Zustand. Die Verdampferleistung aller Prozessstränge wird mittels „Q-<br />

MULT“ berechnet. Das regenerierte Lösungsmittel gibt dann einen Teil seiner Wärme an den<br />

aufzuheizenden beladenen Lösungsmittelstrom ab und wird im Block „MAKEUP“ mit den<br />

notwendigen Mengen an MEA und Wasser versetzt. Die Modellierung berücksichtigt lediglich<br />

die physikalischen Lösungsmittelverluste über die Kolonnenköpfe, nicht jedoch die chemischen<br />

Verluste durch irreversible Reaktion mit anderen Rauchgaskomponenten. In realen<br />

Sauergaswäschen ist immer ein „Reclaimer“ vorgesehen, der bei erhöhten Temperaturen temperaturstabile<br />

Salze, die das MEA inaktivieren, auftrennen soll. Dazu wird ein kleiner Teil des<br />

Lösungsmittelstromes kontinuierlich durch den „Reclaimer“ geschleust.<br />

Der Lösungsmittelstrom wird vor Absorbereintritt noch auf die im Block „COOLER“ spezifizierte<br />

Temperatur gekühlt.<br />

Das abgetrennte CO2 wird in einem zweistufigen Kompressor „COMP1“ und „COMP2“ mit<br />

Zwischenkühlung verflüssigt, um mit der Pumpe „PMP-CO2“ auf den spezifizierten Druck<br />

Pipeline-tauglich verdichtet zu werden.


Abb. 51: Aspen Plus® Fliessbild des simulierten Absorptionsprozesses mit zusätzlicher<br />

Kompressionseinheit für das abgetrennte Kohlendioxid.<br />

4.4.2.1 Simulation und Optimierung des Basisfalls der Chemisorption<br />

Zur Festlegung eines Basisfalls wurden Parameterstudien durchgeführt, um die wesentlichen<br />

Prozessparameter zu ermitteln [Botero 2007]. Als Zielgröße wurde dabei die Minimierung der<br />

Verdampferleistung als wesentlicher Einflußgröße bestimmt, weil aus der Literatur bereits<br />

bekannt ist, dass die energieintensive Regeneration des Lösungsmittels der alles bestimmende<br />

89


90<br />

Nachteil der CO2 Wäsche mit einer wässrigen Aminlösung darstellt (siehe auch Kapitel 2.5).<br />

Dabei konnten die aus der Literatur bereits bekannten Prozessparameter bestätigt werden<br />

[Abu-Zahra et al. 2007, Alie et al. 2005, IPCC 2005, Wilson et al. 2004, Freguia und Rochelle<br />

2003, Desideri und Paolucci 1999, Kohl und Nielsen 1997]. Einige Ergebnisse sind in Abb.<br />

52 aufgeführt.<br />

spez. Verdampferleistung [MJ/kg CO2]<br />

Verdampferleistung [MW th]<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

spez. Verdampferleistung [MJ/kg CO2]<br />

4<br />

10<br />

0.1 0.2 0.3 0.4<br />

Beladung regeneriertes Lösungsmittel<br />

[mol CO2/mol MEA]<br />

1050<br />

1000<br />

950<br />

900<br />

20<br />

16<br />

12<br />

850<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

6<br />

5.5<br />

5<br />

4.5<br />

4<br />

3.5<br />

NTS im Absorber<br />

0.0 0.2 0.4 0.6<br />

MEA Massenanteil [kg/kg]<br />

70<br />

50<br />

30<br />

8<br />

4<br />

spez. Lösungsmittelstrom [kg/ kg CO2]<br />

Leistung Rauchgasverdichter [MW el]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

spez. Lösungsmittelstrom [kg/ kg CO2]<br />

spez. Verdampferleistung [MJ/kg CO2]<br />

a) b)<br />

spez. Verdampferleistung [MJ/kg CO2]<br />

c) d)<br />

5.6<br />

5.2<br />

4.8<br />

4.4<br />

4<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

4.8<br />

d) e)<br />

spez. Verdampferleistung [MJ/kg CO2]<br />

4.6<br />

4.4<br />

4.2<br />

10 20 30 40 50<br />

Temperatur Lösungsmittel vor<br />

Absorber [°C]<br />

160<br />

0 2 4 6<br />

Druck im Stripper [bar]<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

Temperatur im Verdampfer[°C]<br />

4<br />

0% 50% 100%<br />

CO2 Abtrenngrad<br />

Abb. 52: Ergebnisse der Optimierung der CO2-Absorption mit wässriger MEA-Lösung.


Die Ergebnisse aus Abb. 52 werden im weiteren Verlauf dieses Kapitels vor dem Hintergrund<br />

der Vorteile einer gemeinsamen Simulation und Optimierung von verfahrenstechnischem und<br />

energietechnischem Prozess diskutiert.<br />

Als wesentliche Einflußgrößen auf den Wirkungsgrad wurden identifiziert:<br />

• Beladung des regenerierten Lösungsmittels<br />

• Temperatur des regenerierten Lösungsmittels vor dem Absorber<br />

• Anzahl der theoretischen Trennstufen in Absorber und Stripper<br />

• ∆T in Wärmetauschern<br />

• Druck im Stripper<br />

• MEA Anteil im Lösungsmittel<br />

• CO2 Abtrenngrad<br />

In Tab. 26 ist die verwendete Rauchgaszusammensetzung aufgeführt. Wesentliche Prozessparameter<br />

und Kolonnenspezifikationen und ein Teil der Ergebnisse für den Basisfall sind in<br />

Tab. 27 zu finden. Bei der Optimierung wurde nur jeweils ein Parameter variiert, während alle<br />

übrigen konstant gehalten wurden oder sich entsprechend ergaben.<br />

Tab. 26: Rauchgaszusammensetzung für die Optimierung der CO2-Absorption mit wässriger<br />

MEA-Lösung [Span 2007]<br />

Komponente Molanteil im Rauchgas [%]<br />

N2<br />

71,7<br />

CO2<br />

14,6<br />

H2O 9,5<br />

O2<br />

3,4<br />

Ar 0,9<br />

In Tab. 28 sind die Ergebnisse der Simulation des Basisfalls abgebildet. Die simulierten Werte<br />

stimmen mit den Werten aus der Literatur überein, die im Bereich zwischen 2,7 und 4,2<br />

MJ/kg CO2 liegen und stammen sowohl aus Simulationen [Abu-Zahra 2007], als auch von<br />

realen Anlagendaten des ECONAMINE FG Prozesses [Chapel et al. 1999] sowie aus Übersichtsbeiträgen<br />

[IPCC 2005]. Damit kann gezeigt werden, dass mit der Simulation belastbare<br />

Daten erzeugt werden können.<br />

Im nächsten Schritt kann das Prozessmodell der Absorption mit dem Simulationsmodell eines<br />

Dampfkreislaufs eines Kraftwerks verknüpft werden. Nur durch die gemeinsame Simulation<br />

beider Prozesse kann der Einfluß der CO2 Absorption auf den Kraftwerksprozess, vor allem<br />

auf den Wirkungsgrad, ermittelt werden, denn der komplette Energiebedarf des Trennprozesses<br />

muss durch das Kraftwerk abgedeckt werden. In Analogie zum Prozessmodell der Absorption<br />

mit der wässrigen MEA-Lösung wird im nächsten Kapitel ein Absorptionsprozess<br />

mit einer wässrigen Polymerlösung modelliert, der dann auch mit dem Kraftwerksprozess<br />

verknüpft werden kann.<br />

91


92<br />

Tab. 27: Parameter für den Basisfall nach Parameterstudien<br />

Variable Wert Variable Wert<br />

Rauchgas Druck 1 bar Druck im Stripper 2 bar<br />

Rauchgas Temperatur 110°C T im Dephlegmator 30°C<br />

Rauchgas Massenstrom 964 kg/s NTS im Stripper 12<br />

Rauchgas Temperatur nach Ent- 50°C Feedpunkt des beladenen 3<br />

schwefelung<br />

Lösungsmittels<br />

TRauchgas vor Absorber 35°C HETP im Stripper 1 m<br />

CO2 Abtrenngrad 90% Einbauten Mellapak 250X<br />

Anzahl der Prozessstränge 3 Kolonnenauslastung 80%<br />

MEA Konzentration 30 Ma% Anzahl der Stufen im CO2<br />

Verdichter<br />

5<br />

Temperatur unbeladenes Lösungsmittel<br />

30 °C Isentroper Wirkungsgrad 0,75<br />

Beladung des regenerierten Lö- 0,27 Zwischenkühlung im 30°C<br />

sungsmittels<br />

Verdichter<br />

∆T in Wärmetauschern 10 K CO2 Druck nach Komprimierung<br />

110 bar<br />

Druck im Absorber 1 bar<br />

NTS im Absorber 10<br />

HETP im Absorber 3 m<br />

Isentroper Wirkungsgrad des Verdichters<br />

0,84<br />

Tab. 28: Ergebnisse der Simulation des Basisfalls aus Tab. 27.<br />

Größe Ergebnis<br />

Spezifische Verdampferleistung 3,97 MJ/kg CO2<br />

Spezifischer Lösungsmittelstrom 23,4 kg/kg CO 2<br />

Beladungsverhältnis des Lösungsmittels 1,8<br />

Temperatur des beladenen Lösungsmittels 47 °C<br />

Verhältnis Lösungsmittel/Gas 4,8 kg/kg<br />

Temperatur im Verdampfer 123 °C<br />

Verdampferleistung 748 MW<br />

4.4.3 Dampfkreislauf eines Kraftwerks<br />

Die Modellierung des Kraftwerksprozesses bleibt auf die Abbildung des Dampfkreislaufes in<br />

Aspen Plus® beschränkt.<br />

Als Referenzkraftwerk wird ein mit Braunkohle befeuerter überkritischer Dampfprozess<br />

(Dampfzustände: 280bar/600°C/620°C) mit einer Bruttoleistung von 1000 MWe zugrunde<br />

gelegt, der einen Nettowirkungsgrad von ηnetto=49,2% besitzt und 964kg/s Rauchgases emittiert.<br />

10 In Abb. 53 ist eine vereinfachte schematische Abbildung des energietechnischen Prozesses<br />

aufgeführt. Im Verdampfer wird zunächst Dampf bei P=280 bar und 600°C erzeugt,<br />

10 Die verwendete Berechnungsgrundlage für das Kraftwerk basiert auf Kraftwerksdaten der<br />

letzten 2 Jahrzehnte und bezieht sich auf ein zu bauendes Kraftwerk. Sie stammen von Prof.<br />

Dr. Span [Span 2007].


der in der Hochdruck (HD) Turbine entspannt und erneut dem Verdampfer zugeführt und<br />

dann im überhitzten Zustand auf die Mitteldruck (MD) Turbine gegeben wird. Der Turbinensatz<br />

besteht insgesamt aus vier Teilen, nach einem Hochdruck- und einem Mitteldruckzylinder<br />

sind noch zwei Niederdruckzylinder angeordnet. Im nachfolgenden Kondensator wird der<br />

Dampf bei 32°C und 48mbar total kondensiert und die Speisewasservorwärmung schließt sich<br />

mit insgesamt 11 Vorwärmstufen an (inklusive Abwärmenutzung des Rauchgases). Im ersten<br />

Vorwärmteil werden die Nieder- und Mitteldruckturbinen direkt angezapft. Zusätzlich wird<br />

die Abwärme des Rauchgases genutzt und auf TRauchgas=110°C erniedrigt. Im Entgaser wird<br />

durch die Anzapfung der Mitteldruckturbine das Speisewasser erhitzt und gelöste Gase entfernt.<br />

Das Speisewasser und liegt dann als gesättigte Flüssigkeit vor. Die zweite Speisewasserpumpe<br />

fördert das Wasser auf den Verdampferdruck und bringt den Druckverlust für die<br />

Hochdruckvorwärmung auf, bei der der Dampf zur weiteren direkten Vorwärmung aus den<br />

Hochdruckteilen entnommen wird. Die zweite Speisewasserpumpe wird über eine kleine Turbine<br />

mit Dampf angetrieben.<br />

Neben dem kompletten Fliessbild des Kraftwerks waren alle Stromdaten (Temperatur, Druck,<br />

spezifische Enthalpie und Massenstrom) bekannt sowie die isentropen Wirkungsgrade der<br />

Turbinenzylinder und der einzelnen Stufen, der Generatorwirkungsgrad, der Eigenverbrauch<br />

des Kraftwerks, der untere Heizwert der Kohle, die Verbrennungsenthalpie der Kohle und die<br />

erzeugte elektrische Leistung mit den Wirkungsgraden (Brutto und Netto).<br />

Abb. 53: Vereinfachtes Fliessbild des Dampfkreislaufs des Referenzkraftwerks [Span<br />

2007]<br />

Ein Aspen Plus® Fliessbild des Dampfkreislaufs ist in Abb. 54 aufgeführt. Zur thermodynamischen<br />

Modellierung des Dampfkreislaufs wurde die in Aspen Plus® implementierte Be-<br />

93


94<br />

rechnungsmethode „STEAM-TA“ 11 benutzt, die auf der Grundlage der ASME (1967) Dampftafeln<br />

zur Beschreibung der thermodynamischen Eigenschaften des Wassers besteht und die<br />

Korrelationen der IAPS (International Association for Properties of Steam) zur Berechnung<br />

der Transportgrößen.<br />

Im Fliessbild besteht der Verdampfer aus zwei Modulen, um Verdampfung für die Hochdruckturbine<br />

und Überhitzung für die Mitteldruckturbine darstellen zu können. Die Turbinenzylinder<br />

sind in mehrere Expansionsstufen unterteilt, für die jeweils isentrope Wirkungsgrade<br />

bekannt sind. Die Dampfanzapfungen (Speisewasservorwärmung, Speisewasserpumpenantrieb<br />

und thermischer Bedarf für nicht abgebildeten Verbrennungsprozess) wurden an denselben<br />

Stellen wie im berechneten Referenzkraftwerk vorgenommen.<br />

Der elektrische Eigenverbrauch des Kraftwerks (Kühlwasser- und Speisewasserpumpe) wird<br />

als konstante Größe betrachtet und von der erzeugten Leistung abgezogen. Druckverluste in<br />

den Rohrleitungen und Apparaten wurden nach Angaben in der Berechnungsgrundlage berücksichtigt.<br />

Der Wirkungsgrad wurde wie folgt bestimmt:<br />

H<br />

W&<br />

η =<br />

( 4-8 )<br />

⋅ &<br />

u Brennstoff m<br />

Mit Ẇ als erzeugter Leistung 12 , Hu als unterem Heizwert und ṁBrennstoff als Brennstoffmassenstrom.<br />

Eine ausführliche Beschreibung der Fliessbildsimulation unter Angabe der genauen Aspen<br />

Plus® Modelle findet sich bei Botero [Botero 2007].<br />

Einige Ergebnisse der Validierung des Aspen Plus® Modells sind in Form relativer und absoluter<br />

Abweichungen abgebildet.<br />

Tab. 29: Relative und absolute Abweichungen einiger validierter Größen des Dampfkreislaufs<br />

des Referenzkraftwerks.<br />

Abweichung<br />

Validierte Größe absolut relativ<br />

Temperatur am:<br />

Verdampferausgang 1,4K 0,16%<br />

Hochdruckturbineausgang 1,2K 0,2%<br />

Überhitzerausgang 1,6K 0,18%<br />

Mitteldruckturbinenausgang 2,6K 0,52%<br />

Niederdruckturbinenausgang 0,0K 0,0%<br />

Bruttoleistung 1,25MW 0,13%<br />

Nettoleistung 1,25MW 0,14%<br />

Brutto-Wirkungsgrad 0,06% Punkte 0,11%<br />

Netto-Wirkungsgrad 0,07% Punkte 0,14%<br />

11 Für den Temperatur- und Druckbereich: T=273,15…1073 K und P=1000 bar.<br />

12 Wobei die Leistung mit einem Bruttowert (ohne elektrischen Eigenverbrauch) und einem<br />

Nettowert (nach Abzug des Eigenverbrauchs) bestimmt werden kann.


Abb. 54: Aspen Plus® Fliessbild des Dampfkreislaufs des Referenzkraftwerks.<br />

95


96<br />

4.4.4 Simulation von Absorptions- und Kraftwerksprozess<br />

4.4.4.1 Einflüsse der Absorption auf den Kraftwerksprozess<br />

Bei der Verknüpfung von Absorptionsmodell und Kraftwerksmodell in einem Fliessbild zur<br />

gemeinsamen Simualtion und Optimierung sind die beiden Prozesse an mehreren Stellen miteinander<br />

verbunden. Der Absorptionsprozess benötigt zum einen elektrischen Energie zum<br />

Betrieb der Pumpen und Komprimierung des Rauchgases sowie der Verdichtung des abgetrennten<br />

Kohlendioxids und zum anderen Dampf aus dem Turbinenteil des Dampfkreislaufs,<br />

der für die Regeneration des Lösungsmittels im Verdampfer (bzw. bei mehreren Prozesssträngen<br />

in den Verdampfern) des Strippers kondensiert wird. Während der Verbrauch an<br />

Elektrizität sowohl im realen, als auch in der Fliessbildsimulation einfach zu realisieren ist,<br />

erfordert die Entnahme von Dampf eine Änderung des gesamten Kraftwerkkonzeptes. Zunächst<br />

muss die Entnahmestelle lokalisiert werden. Wegen des enormen Bedarfs kommen<br />

Turbinenanzapfungen nicht in Frage, stattdessen bleiben nur die Positionen zwischen den<br />

Turbinenstufen. Aus Tab. 30 wird ersichtlich, dass aufgrund des Temperaturniveaus lediglich<br />

der Bereich nach der Mitteldruckturbine zur Dampfanzapfung verwendet werden kann. Je<br />

nach Betriebsbedingungen des Absorptionsprozesses, also z.B. CO2 Abtrenngrad wird die<br />

Niederdruckturbine nur noch mit einer sehr geringen Dampfmenge beaufschlagt, so dass der<br />

Kondensator des Dampfkreislaufs auch nur noch sehr geringe Restmengen an Dampf niederschlagen<br />

muss. Das Kondensat aus dem Stripperverdampfer tritt dann mit einer Temperatur<br />

von ca. 144 °C wieder in den Kraftwerksprozess ein. Die Speisewasservorwärmung beginnt<br />

infolgedessen nicht mehr bei ca. 30 °C, sondern in Abhängigkeit der Temperatur des abgezogenen<br />

Dampfes bei T >80 °C…123 °C. Entsprechend sind einige Wärmeübertrager der Speisewasservorwärmung<br />

überflüssig.<br />

Tab. 30: Taupunkte des Dampfes an charakteristischen Stellen des Dampfkreislaufs<br />

Entnahmestelle Taupunkt des Dampfes<br />

Nach HD-Turbine 276 °C<br />

Nach MD-Turbine 144 °C<br />

Nach ND-Turbine 32 °C<br />

Aus diesen Überlegungen folgt, dass bei einer Implementierung des Absorptionsprozesses in<br />

ein bestehendes Kraftwerk wesentliche Änderungen an zahlreichen Apparaten erfolgen müssten,<br />

die unter Umständen gar nicht für die neuen Betriebsbedingungen ausgelegt sind.<br />

Im Folgenden soll nur am Beispiel des Absorptionsprozesses mit MEA für den Basisfall veranschaulicht<br />

werden, welche Unterschiede sich ergeben würden, wenn Änderungen im<br />

Kraftwerkskonzept vorgenommen werden. Dazu werden zwei Fälle untersucht.


Abb. 55: Verändertes Fliessbild des Dampfkreislaufs des Referenzkraftwerks ohne Änderung<br />

der Entspannungszustände des Dampfes. Gestrichelte Linie: Entnommener Dampf und<br />

zurückgeführtes Kondensat.<br />

1. Entnahme der notwendigen Dampfmenge nach der Mitteldruckturbine, Umgehen der ersten<br />

Speisewasservorwärmer und automatische Anpassung der Dampfanzapfungen aus der Mitteldruckturbine,<br />

so dass das Kondensat im Entgaser des Dampfkreislaufs bei gleichen Bedingungen<br />

wie im Referenzfall des Kraftwerks vorliegt. Dadurch wird an der Vorwärmung mit<br />

Hochdruckdampf nicht geändert im Vergleich zum Referenzfall (siehe Abb. 55).<br />

2. Entnahme der notwendigen Dampfmenge nach der Niederdruckturbine (ND Turbine 1)<br />

unter der Annahme, dass der Dampf bis zu einem Druck entspannt werden kann, dessen Taupunkt<br />

bei TTau=TVerdampfer + T∆T,Verdampfer liegt (mit eigener Anpassung des isentropen Wirkungsgrades<br />

an Entspannungsdruck), Entspannen des restlichen Dampfes in einer weiteren<br />

Niederdruckturbine (ND Turbine 2) und Kondensation im Kondensator, gleiche Speisewasservorwärmung<br />

wie unter 1. (siehe Abb. 56).<br />

97


98<br />

Abb. 56: Verändertes Fliessbild des Dampfkreislaufs des Referenzkraftwerks mit Änderung<br />

der Entspannungszustände des Dampfes und neuer Turbinenkonfiguration. Gestrichelte<br />

Linie: Entnommener Dampf und zurückgeführtes Kondensat<br />

4.4.4.2 Optimierung von Chemisorption und Dampfkreislauf<br />

Die Ergebnisse der Simulation der beiden Fallstudien sind in Tab. 31 aufgeführt. Durch die<br />

Integration des Absorptionsprozesses ergeben sich Wirkungsgradeinbußen von 12,9 %-<br />

Punkten für den Fall 1, bei dem die Turbinen unverändert betrieben werden und infolge der<br />

Dampfentnahme nur noch 30 % des Dampfstromes in der Niederdruckturbine entspannt wird.<br />

Außerdem wird der Dampf nicht auf den minimal möglichen Druck entspannt, so dass Turbinenarbeit<br />

verloren geht. Durch die Entspannung des Dampfes auf einen niedrigeren Enddruck<br />

im Fall 2 und die dadurch bessere energetische Ausnutzung lässt sich die Einbuße um 0,9 %-<br />

Punkte verringern. Den größten Anteil an der Wirkungsgradeinbuße macht die Regeneration<br />

des Lösungsmittels mit über 70 % aus. Durch Prozessoptimierung sollte und kann im Wesentlichen<br />

auch nur dieser Anteil minimiert werden. 13<br />

Bei den nun folgenden Optimierungen der beiden Absorptionsprozesse in einer Simulationsumgebung<br />

mit dem Dampfkreislauf wurde der oben beschriebenen Strategie (Fall 2) gefolgt,<br />

so dass der Dampf immer bei den Bedingungen entnommen wird, dass für das Kraftwerk die<br />

maximale Entspannungsarbeit geleistet werden kann (automatische Anpassung des Entspannungszustandes<br />

der ND Turbine 1 an Temperaturniveau im Verdampfer des Strippers:<br />

TDampf = TTaupunkt + ∆TVerdampfer, mit ∆TVerdampfer = 10 K). Weiterhin wurde durch die Speisewasservorwärmung<br />

nach dem Entgaser der Zustand „gesättigte Flüssigkeit“ eingestellt, so<br />

dass die weitere Vorwärmung mit Dampfentnahmen aus der Hochdruckturbine nicht geändert<br />

13 Zusätzliches OptimierungsPotenzial bei der CO2 Verdichtung kann noch durch die Verwendung<br />

von Dampf zum Antrieb der Kompressoren bestehen.


werden musste. Es wurde immer nur ein Parameter variiert und die übrigen Parameter auf den<br />

Werten des Basisfalls konstant gehalten (Tab. 26 und Tab. 27).<br />

Tab. 31: Simulationsergebnisse für die Absorption mit MEA unter Verwendung der Absorptionsprozessparameter<br />

aus Tab. 27.<br />

Fall 1 Fall 2<br />

Gesamte Wirkungsgradeinbuße 12,9 %-Punkte 12,0 %-Punkte<br />

Einbuße durch Stripperverdampfer 9,7 %-Punkte 8,8 %-Punkte<br />

Einbuße durch Rauchgasverdichter 0,2 %-Punkte 0,2 %-Punkte<br />

Einbuße durch CO 2 Komprimierung 3,0 %-Punkte 3,0 %-Punkte<br />

Menge entnommener Dampf 69% 70%<br />

PDampf 4,1 bar 2,9 bar<br />

Taupunkt des Dampfes 144 °C 133 °C<br />

Temperatur im Verdampfer 123 °C 123 °C<br />

Die Zusammensetzung des Rauchgases ist in Tab. 26 aufgeführt und weitere Prozessparameter<br />

sind Tabelle Tab. 27 zu entnehmen. Der CO2-Abtrenngrad wurde zu 90 % spezifiziert.<br />

In Abb. 57 sind die Ergebnisse der Optimierung für die Absorption mit MEA aufgeführt. In<br />

den Unterabbildungen a) und b) wurde die Beladung des regenerierten Lösungsmittels (αmin)<br />

variiert. Es zeigt sich ein relativ breites Minimum um den Wert 0,36 im Gegensatz zum Optimum<br />

von 0,27, das aus der Minimierung der Verdampferleistung des Strippers ohne Berücksichtigung<br />

des Wirkungsgrades des Dampfkreislaufs erhalten wurde (siehe Abb. 57). Wenn<br />

im Stripper auf niedrigere CO2 Beladungen regeneriert werden soll, dann sind größere<br />

Dampfmengen bei höheren Temperaturen notwendig (siehe Abb. 57 b). Wenn allerdings Lösungsmittelbeladungen<br />

> αmin = 0,36 zugelassen werden und Dampf bei niedrigeren Temperaturen<br />

benötigt wird (z.B. αmin = 0,45 �TDampf = 148 °C), steigt der Anteil des benötigten<br />

Dampfes von 73 % auf 86 % wegen des größeren benötigten Lösungsmittelstroms zur Abtrennung<br />

von 90 % CO2, so dass zwar der Dampf in ND Turbine 1 auf ein niedrigeres Niveau<br />

entspannt werden kann, aber ND Turbine 2 weniger Dampf zugeführt wird. Dieses Optimierungsproblem<br />

kann nur in der gemeinsamen Simulation beider Prozesse gelöst werden. Denn<br />

im Minimierungskriterium Wirkungsgradeinbuße wird indirekt die Exergie des Dampfes berücksichtigt.<br />

Dementsprechend liegt das Minimum der abgezogenen Dampfmenge nicht im<br />

Minimum der minimalen Wirkungsgradeinbuße.<br />

In den Unterabbildungen c) und d) wurden die Anzahl der Trennstufen in Absorber und Desorber<br />

variiert. Bei der Optimierung beider Prozesse geht auch der Bedarf an elektrischer<br />

Energie für den Rauchgasverdichter mit ein. Wäre dieser Posten in Abb. 57 auch berücksichtigt<br />

worden, ergäbe sich ein ähnliches Bild. Interessanterweise hängt das Optimum nicht von<br />

der armen Beladung des Lösungsmittels ab, so dass beide Parameter unabhängig voneinander<br />

untersucht werden können. Für den Stripper ergibt sich ein anderes Bild. Es existiert kein eindeutiges<br />

Minimum und die Anzahl an Trennstufen hängt stark von der spezifizierten Lösungsmittelbeladung<br />

ab. Eine bessere Regeneration erfordert auch mehr Trennstufen. Bei der<br />

optimalen Lösungsmittelbeladung von αmin = 0,36 und einer Stufenzahl > 8 wirkt sich die<br />

Erhöhung der Trennstufen nur noch auf die Investitionskosten aus.<br />

99


100<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

15<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

12.6<br />

12.4<br />

12.2<br />

12<br />

11.8<br />

11.6<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

0.1 0.3 0.5<br />

Beladung regeneriertes Lsgm.<br />

[mol CO2/mol MEA]<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

Verdampfertemperatur [°C]<br />

0 20 40<br />

NTS im Absorber<br />

10 18 26 34 42 50<br />

Temperatur des unbeladenen Lsgm.<br />

[°C]<br />

Entnahmedampfanteil am Gesamtstrom<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

0.95<br />

0.85<br />

0.75<br />

a) b)<br />

Beladung regeneriertes<br />

Lösungsmittel:<br />

0,25 0,27 0,32 0,36<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

140<br />

0.1 0.3 0.5<br />

Beladung regeneriertes Lsgm.<br />

[mol CO2/mol MEA]<br />

15<br />

Beladung regeneriertes<br />

Lösungsmittel:<br />

14 0,2 0,27 0,36<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

1<br />

13<br />

12<br />

11<br />

200<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

c) d)<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

0 10 20 30 40<br />

NTS im Stripper<br />

e) f) Gesamt<br />

Verdampferleistung<br />

CO 2 Kompressor<br />

Verdichter<br />

Temperatur des Entnahmedampfes [°C]<br />

0<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

CO 2 Abtrenngrad<br />

Abb. 57: Ergebnisse der gemeinsamen Optimierung des Absorptionsprozesses mit wässriger<br />

MEA Lösung und des Dampfkreislaufes. Bei 90 % CO2-Abtrenngrad und den weiteren<br />

Basisfallparametern aus Tab. 26 und Tab. 27.<br />

In Abb. 57 e) ist die Wirkungsgradeinbuße in Abhängigkeit der Lösungsmitteleintrittstemperatur<br />

im Absorber dargestellt. Genau wie im Optimierungsfall ohne Dampfkreislauf zeigt sich<br />

bis zu einer Temperatur von 30 °C ein linearer Zusammenhang von 0,4 %-Punkten pro 10 K.<br />

Schließlich ist in Abb. 57 f) die Abhängigkeit der Wirkungsgradeinbuße vom CO2 Abtrenngrad<br />

dargestellt. Die eingezeichneten Punkte der unterschiedlichen CO2-Abtrenngrade im


Diagramm stellen jeweils Optima dar. Es ergibt sich ein fast linearer Anstieg der Wirkungsgradeinbuße.<br />

In Tab. 32 sind Ergebnisse der Optimierung und die resultierende Wirkungsgradeinbuße bei<br />

90 % CO2 Abtrenngrad aufgeführt. Ein Vergleich mit den in Tab. 33 abgebildeten Werten aus<br />

der Literatur zeigt, dass die mit dem hier entwickelten Modell berechneten Einbußen des<br />

Wirkungsgrades eine gute Übereinstimmumgen mit abgeschätzen Werten aus der Literatur<br />

liefert.<br />

Tab. 32: Ergebnisse der gemeinsamen Simulation der CO2-Absorption mit MEA und dem<br />

Dampfkreislauf eines Kraftwerks.<br />

Ergebnisse der Optimierung Ergebnisse für optimierten Betriebspunkt<br />

Arme Beladung Lösungsmittel α=0,36 Wirkungsgradeinbuße, gesamt 11,8 %-Punkte<br />

NTS Absorber 4 Wirkungsgradeinbuße, Verdampfer 8,7 %-Punkte<br />

NTS Stripper 10 Wirkungsgradeinbuße, CO2 Konpressor 3,0 %-Punkte<br />

∆T der Wärmeübertrager 10 Wirkungsgradeinbuße, Verdichter 0,1 %-Punkte<br />

Es wurde nicht dargestellt, dass sich in Abhängigkeit der in den Wärmetauschern spezifizierten<br />

Temperaturdifferenz (∆T) Wirkungsgradeinbußen von 11,3 %-Punkten (∆T = 2 K) bis zu<br />

12 %-Punkten (∆T = 10 K) ergeben, so dass auch hier noch Möglichkeiten bestehen Verluste<br />

einzusparen. Dabei wurde jeweils getrennt voneinander das ∆T im Stripperverdampfer und im<br />

Wärmetauscher vor dem Stripper variiert . In der Literatur wurde bereits vorgeschlagen durch<br />

direkte Dampfzufuhr in den Stripper das ∆T des Wärmeübergangs einzusparen. Simulationen<br />

können in diesem Punkt Klarheit bringen, denn der abgezogene Dampf muss im Dampfkreislauf<br />

ersetzt werden, so dass wieder Energie zum Aufwärmen bereitgestellt werden muss.<br />

Tab. 33: Ergebnisse aus der Literatur zur Wirkungsgradeinbuße bei der CO2-Abtrennung<br />

mit einer 30 Ma % MEA Lösung aus einem vergleichbaren neuen überkritischen Danpfprozess<br />

[IPCC 2005].<br />

Parsons 2002 Simbeck 2002 IEA GHG 2004 Rubin et al. 2007<br />

CO2-Abtrenngrad 90% 85 % 87,5 % 90 %<br />

CO2-Produktdruck 84 bar 137 bar 110 bar 139 bar<br />

Wirkungsgradeinbuße 12,3 % 9,6 % 9,2 % 9,8 %<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass aus der Integration von energietechnischem<br />

und verfahrenstechnischem Modell wichtige Erkenntnisse für die spätere Implementierung<br />

des Absorptionsprozesses in den Kraftwerksprozess, die Optimierung beider Prozesse und die<br />

Prozessführung gewonnen werden können.<br />

4.4.4.3 Optimierung von Physisorption und Dampfkreislauf<br />

In Abb. 40 sind die Ergebnisse der Optimierung von Dampfkreislauf und CO2-Absorption mit<br />

wässriger PAMAM Lösung abgebildet. In diesem Fall wurde ein CO2-Abtrenngrad von 60 %<br />

ausgewählt, um die jeweiligen Parameter über einen breiten Bereich variieren zu können. Die<br />

limitierende Größe stellt dabei die Dampfmenge dar, die das Kraftwerk für die Regeneration<br />

des Lösungsmittels zur Verfügung stellen kann. Analog der in Kapitel 4.4.4.2 vorgestellten<br />

Strategie (Fall 2) der Dampfentnahme nach der Mitteldruckturbine bei Entspannung auf ein<br />

passendes Druckniveau (mit TTau = TVerdampfer + T∆T,Verdampfer). Dadurch sind die Ergebnisse<br />

und absoluten Werte nicht direkt mit der Optimierung für den Prozess mit MEA vergleichbar,<br />

allerdings werden grundlegende Unterschiede der beiden Lösungsmittel in der Prozessführung<br />

deutlich. Als Zielgröße wurde erneut die Wirkungsgradeinbuße ausgewählt, wobei die Anteile<br />

der CO2-Komprimierung (nach dem Stripper) und der Pumpen- und Gebläseleistung nicht<br />

berücksichtigt wurden. Lediglich die Verdampferleistung im Stripper geht in die Wirkungsgradeinbuße<br />

ein. Die wesentlichen spezifizierten Parameter sind aus den Tabellen Tab. 27 und<br />

Tab. 34 zu entnehmen.<br />

101


102<br />

Tab. 34: Parameter des Basisfalls der CO2-Absorption mit wässriger PAMAM Lösung<br />

Variable Wert<br />

CO2-Abtrenngrad 60%<br />

PAMAM Anteil im Lösungsmittel 59 Ma%<br />

Temperatur unbeladenes Lösungsmittel 30 °C<br />

Unbeladenes Lösungsmittel 0,4 mol CO2 / mol PAMAM<br />

Druck im Absorber 1 bar<br />

NTS im Absorber 10<br />

Druck im Stripper 1 bar<br />

NTS im Stripper 12<br />

Zugabe – NTS des Feedstromes im Stripper 2<br />

Die wässrige Polyamidoaminlösung erlaubt im Vergleich zu MEA wesentlich höhere Beladungen<br />

mit CO2, sowohl am Absorber- als auch am Stripperausgang. Während der Prozess<br />

mit MEA bei einem Verhältnis von ca. 1,4 von beladenem zu unbeladenem Lösungsmittel<br />

betrieben wird (auf molarer Basis), ergeben sich für PAMAM Werte zwischen 3 und 5. Auf<br />

molekularer Ebene lassen sich mehr CO2 Moleküle mit einem PAMAM Molekül binden. Dieser<br />

Zusammenhang ist auf die große Zahl tertiärer Aminogruppen im Molekül zurückzuführen.<br />

Der geringeren Absorptionskinetik im Falle tertiärer Amine kann durch entsprechende<br />

Blends mit primären Aminen begegnet werden, was bereits industriell angewendet wird [Kohl<br />

und Nielsen 1997].<br />

In Abb. 58a liegt das Optimum der armen Lösungsmittelbeladung hinsichtlich der Wirkungsgradeinbuße<br />

des Kraftwerks bei 0,6 und damit deutlich zu höheren Werten verschoben im<br />

Vergleich zum Optimum der spezifischen Verdampferleistung (Wert liegt bei 0,2). Dieser<br />

Unterschied wird zusammen mit Abb. 58b deutlich, wenn das Temperaturniveau im Stripper<br />

betrachtet wird. Zum Optimum der geringeren Wirkungsgradeinbuße korrespondiert eine<br />

Sumpftemperatur im Stripper von 83,6 °C, während bei dem Optimum der spezifischen Verdampferleistung<br />

94 °C im Stripper herrschen und damit Dampf auf höherem exergetischem<br />

Niveau dem Kraftwerk entzogen wird. Damit wird im Vergleich zum MEA-Prozeß bei deutlich<br />

niedrigeren Temperaturen im Stripper regeneriert. Zwischen den beiden Optima der Kurven<br />

liegt eine Differenz in der Wirkungsgradeinbuße von 0,25 %-Punkten, die allein durch die<br />

gemeinsame Optimierung von Kraftwerks- und Absorptionsprozeß ermittelt werden konnte<br />

und trotz des geringen absoluten Wertes zu erheblichen Einsparungen führen würde. Bei höheren<br />

armen Lösungsmittelbeladungen steigt die Wirkungsgradeinbuße wieder, denn bei niedrigeren<br />

Temperaturen im Sumpf des Strippers werden größere Anteile des Dampfes aus dem<br />

Kraftwerk entzogen, um die größeren Lösungsmittelströme (nicht in den Diagrammen dargestellt)<br />

zu regenerieren.


Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

5.6<br />

5.4<br />

5.2<br />

5<br />

4.8<br />

6.5<br />

6<br />

5.5<br />

5<br />

4.5<br />

4.6<br />

4<br />

0 0.3 0.6 0.9 1.2<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Beladung regeneriertes Lösungsmittel<br />

[mol CO 2/mol PAMAM]<br />

20 30 40<br />

Lösungsmitteltemperatur am<br />

Absorbereintritt [°C]<br />

4.9<br />

4.86<br />

4.82<br />

c)<br />

a)<br />

25<br />

21<br />

17<br />

13<br />

9<br />

5<br />

spez. Verdampferleistung [MJ/kg<br />

L/G im Absorber [kg/kg]<br />

0 4 8 12 16<br />

NTS im Stripper<br />

Entnahmedampfanteil am<br />

Gesamtstrom<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

0.8<br />

0.75<br />

0.7<br />

0.65<br />

0.6<br />

0.55<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

Regenerationstemperatur des<br />

Lösungsmittels [°C]<br />

0 0.3 0.6 0.9 1.2<br />

Beladung regeneriertes Lösungsmittel<br />

[mol CO 2/mol PAMAM]<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

5.2<br />

5<br />

4.8<br />

4.6<br />

e) f)<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

b)<br />

0 5 10 15<br />

NTS im Absorber<br />

d)<br />

1 2 3<br />

Druck im Stripper [bar]<br />

Abb. 58: Ergebnisse der gemeinsamen Optimierung des Absorptionsprozesses mit wässriger<br />

PAMAM Lösung und des Dampfkreislaufs. Bei 60 % CO2-Abtrenngrad und weiteren<br />

Parametern aus Tab. 27 und Tab. 34.<br />

Der in Abb. 58b aufgetragene Dampfanteil meint jenen Dampf der zur Regeneration dem<br />

Dampfkreislauf entzogen wird, der verbleibende Anteil wird in der Niederdruckturbine zur<br />

Stromerzeugung entspannt. Aus Abb. 58c ist zu erkennen, dass die Absorbereintrittstemperatur<br />

des Lösungsmittels erhebliche Auswirkungen auf die Wirkungsgradeinbuße besitzt. Im<br />

Gegensatz zur Chemisorption mit MEA besitzt die Temperatur bei stärker physisorptiven Lösungsmitteln<br />

einen entscheidenden Einfluß. Eine Reduzierung der Temperatur von 40 °C auf<br />

20 °C führt zu einer Erniedrigung der Wirkungsgradeinbuße um nahezu 50 %. Infolgedessen<br />

103


104<br />

sollte das unbeladene Lösungsmittel vor Absorbereintritt auf möglichst tiefe Temperaturen<br />

gekühlt werden.<br />

Gleichwohl führen niedrige Temperaturen des Lösungsmittels zur Kondensation von Wasser<br />

aus dem Rauchgas, das an entsprechender Stelle aus dem Prozess ausgeschleust werden muss.<br />

Das Verhältnis von Lösungsmittelstrom zu Gasstrom (L/G) als wesentlichem Parameter eines<br />

Absorptionsprozesses liegt bei Lösungsmitteltemperaturen bis 30 °C zwischen 5 kg/kg und<br />

10 kg/kg und damit im gewöhnlichen Bereich bzw. leicht erhöht gegenüber dem Prozess mit<br />

MEA. Die Anzahl der theoretischen Stufen (NTS) im Absorber und im Stripper haben ab einem<br />

bestimmten Wert (Absorber: 6 und Stripper: 5) keinen Einfluß auf die Wirkungsgradeinbuße<br />

mehr (siehe Abb. 58d und e). Der Druck im Stripper hat einen großen Einfluß auf die<br />

Wirkungsgradeinbuße (Abb. 58f). Im Falle physisorptiver Lösungsmittel ist ein niedriger<br />

Druck vorteilhaft für die Desorption, weil die Löslichkeit sehr viel stärker vom Druck abhängt<br />

im Vergleich zur Chemisorption. Mit Drücken im Stripper < 1 bar lässt sich die Wirkungsgradeinbuße<br />

weiter verringern, allerdings muss auch zusätzlich Energie zur Erzeugung des<br />

Vakuums aufgewendet werden.<br />

dynamische Viskosität [mPas]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

20°C 60 Ma%H2O 25°C 60 Ma% H2O 40°C 60 Ma% H2O<br />

20°C 40 Ma% H2O 25°C 40 Ma% H2O 40°C 40 Ma% H2O<br />

50 250 450<br />

Scherrate [1/s]<br />

650 850 1050<br />

Abb. 59: Newtonschen Fliessverhalten wässriger PAMAM-Lösungen. Abhängigkeit der<br />

dynamischen Viskosität von der Scherrate von wässrigen PAMAM Lösungen bei unterschiedlichem<br />

Wassergehalt und verschiedenen Temperaturen [Rolker 2007].<br />

In Abb. 59 sind experimentell ermittelte dynamische Viskositäten wässriger PAMAM Lösungen<br />

in Abhängigkeit der Scherrate für unterschiedliche Temperaturen und Wassermassengehalte<br />

abgebildet. Wie bereits in Kapitel 2.1.2 dokumentiert, weisen verzweigte <strong>Polymere</strong> im<br />

Gegensatz zu linearen <strong>Polymere</strong>n kein strukturviskoses, sondern Newtonsches Fliessverhalten<br />

auf. Durch die globulare Struktur der Makromoleküle kommt es bei verzweigten <strong>Polymere</strong>n<br />

nicht zu Verschlaufungen. Aus Abb. 59 ist für 40 Ma% Wasser erkennbar, dass die dynamische<br />

Viskosität erheblich von der Temperatur abhängt. Bei einem Wassergehalt von 60 Ma%<br />

werden Viskositäten von 11 mPas bei T=20 °C erreicht. Für den Einsatz in Kolonnen werden<br />

gewöhnlich Grenzwerte von 80 bis 100 mPas genannt. Die Messergebnisse zeigen, dass es<br />

möglich mit verzweigten <strong>Polymere</strong>n in wässrigen Lösungen in diesen Bereich vorzustoßen.


4.4.4.4 Vergleich beider Absorptionsprozesse<br />

In Abb. 60 sind für beide Absorptionsprozesse der Einfluß des CO2-Abtrenngrades auf die<br />

Wirkungsgradeinbuße ohne Berücksichtigung der Anteile für Verdichtung des Rauchgasstromes,<br />

sowie der Pumpenleistung und der CO2-Komprimierung. Jeder Punkt im Diagramm<br />

wurde hinsichtlich der armen Lösungsmittelbeladung optimiert. Über den ganzen Bereich<br />

ergibt sich für den Prozess mit PAMAM eine deutlich geringere Wirkungsgradeinbuße. Die<br />

Differenz steigt von ∆η = 0,6 %-Punkte (30 % Abtrenngrad) über ∆η = 1,6 %-Punkte (60 %<br />

Abtrenngrad) auf ∆η = 2,28 %-Punkte (90 % Abtrenngrad) an und steigt dann sehr schnell<br />

zuungunsten des PAMAM Prozesses bei sehr hohen Reinheiten bzw. Abtrenngraden an. Bei<br />

Abtrenngraden > 95 % steigt die entnommene Dampfmenge im Absorptionsprozeß mit<br />

PAMAM schneller als bei MEA.<br />

Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

MEA<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

CO 2 Abtrenngrad<br />

PAMAM<br />

Abb. 60: Abhängigkeit der Wirkungsgradeinbuße vom CO2-Abtrenngrad (nur Berücksichtigung<br />

der Verdampferleistung). Vergleich beider Absorptionsprozesse für das jeweilige Optimum<br />

der armen Lösungsmittelbeladung. Wässrige PAMAM Lösung: 59 Ma% PAMAM;<br />

Wässrige MEA Lösung: 30 Ma% MEA. Lösungsmitteltemperatur: 25 °C. Weitere Parameter<br />

sind Tab. 27 und Tab. 34 zu entnehmen.<br />

Durch die geringeren Temperaturen im Verdampfer bei der Absorption mit PAMAM kann<br />

der exergetisch höherwertige Dampf bei größeren Temperaturen besser ausgenutzt werden.<br />

Dieser Zusammenhang spiegelt sich auch in Tab. 35 wider, in der weitere Daten für die Abtrenngrade<br />

60 % und 90 % beider Absorptionsprozesse gegeben sind. Obwohl der Prozess mit<br />

PAMAM größere Verdampferleistungen benötigt, sind die geringeren Temperaturen im<br />

Stripper ausschlaggebend für die geringeren Wirkungsgradeinbußen. Im Vergleich zu MEA<br />

wird dem Dampfkreislauf lediglich Dampf bei P = 0,68 bar bzw. P = 0,88 bar entzogen Zwar<br />

muss beim Prozess mit PAMAM fast doppelt soviel Lösungsmittel eingesetzt werden (was zu<br />

den hohen Verdampferleistungen führt), es lassen sich aber auch Lösungsmittelbeladungen<br />

realisieren, die um den Faktor 2,4 bis 3,5 größer sind als bei MEA. Für eine zukünftige Optimierung<br />

des Lösungsmittels kann daraus geschlossen werden, dass Komponenten mit ähnlichen<br />

molaren Beladungskapazitäten und geringerer Molmasse noch zu größeren Einsparungen<br />

im Vergleich zu MEA führen.<br />

105


106<br />

Tab. 35: Vergleich beider optimierter Absorptionsprozesse (30 Ma% MEA und 59 Ma%<br />

PAMAM) in Abhängigkeit des CO2-Abtrenngrades. Lösungsmitteltemperatur: 25 °C, Absorber:<br />

10 NTS, Stripper: 12 NTS. Alle weiteren Parameter sind aus Tab. 27 und Tab. 34.<br />

60 % Abtrenngrad 90 % Abtrenngrad<br />

PAMAM MEA PAMAM MEA<br />

Beladenes Lösungsmittel / Unbeladenes Lsgm. 3,4 1,4 4,9 1,4<br />

Spezifischer Lösungsmittelstrom [kg Lsgm. / kg CO2] 65,5 34,6 64,2 37,6<br />

Spezifische Verdampferleistung [MJ / kg CO2] 4,1 3,9 4,2 4,0<br />

Temperatur in Verdampfer [°C] 79 119 86 118<br />

Anteil des ausgeschleusten Dampfes [%] 51 47 77 0,71<br />

Druck des ausgeschleusten Dampfes [bar] 0,68 2,58 0,88 2,52<br />

Wirkungsgradeinbuße für Regeneration [%-Punkte] 3,9 5,7 6,0 8,3<br />

Die in Abb. 60 aufgeführten Kurven der jeweiligen Prozesse erlauben eine erste vergleichende<br />

Betrachtung der Abtrennung von CO2 unter ökonomischen Gesichtspunkten (Einfluss auf<br />

Stromgestehungskosten) mit der Annahme, dass sich die Investitionskosten beider Prozesse in<br />

ähnlichen Dimensionen bewegen. So kann die Abtrennung von CO2 unter volkswirtschaftlichen<br />

Gründen optimiert und auch festgelegt werden. Es gilt, den Abtrenngrad zu ermitteln,<br />

den eine entsprechende Volkswirtschaft noch finanziell aufwenden kann. Ganz abgesehen<br />

davon, die hier festgestellten Einflußgrößen nur für Kraftwerke gelten, die Grundlast fahren<br />

und nicht ständigen Lastwechseln unterworfen sind.<br />

Zusätzlich zu den oben dargestellten Wirkungsgradverlusten kommen noch die Einbußen<br />

durch den Aufwand der Gebläse, Pumpen und CO2-Komprimierung, die mit ca. 3 %-Punkten<br />

abgeschätzt werden können. Wenn eine Wirkungsgradeinbuße von 5 %-Punkten als maximal<br />

tolerierbare Größe betrachtet wird, kann im Kraftwerk 35 % CO2 mit PAMAM und 22 % CO2<br />

mit MEA abgetrennt werden.<br />

In Abb. 61 ist der Einfluß der vorgenommenen Modifikationen am Dampfkreislauf des<br />

Kraftwerks auf die Wirkungsgradeinbußen in Ahhängigkeit des Abtrenngrades für beide Absorptionsprozesse<br />

aufgetragen. In beiden Fällen führt die bessere Anpassung des Kraftwerksprozesses<br />

an die neuen Betriebsbedingungen zu erheblichen Verringerungen der Wirkungsgradeinbußen.<br />

Bei der Absorption mit PAMAM und einem Abtrenngrad von 30 % ergeben<br />

sich Wirkungsgradeinbußen von 4,8 %-Punkten, wenn keine Modifizierungen am Dampfkreislauf<br />

vorgenommen werden. Wenn darüber hinaus die Speisewasservorwärmung derart<br />

angepasst wird, dass das Wasser im Entgaser als siedende Flüssigkeit vorliegt (durch Reduzierung<br />

der direkten Vorwärmung mit Niederdruckdampf) ergeben sich nur Wirkungsgradeinbußen<br />

von 3,4 %-Punkten. Eine weitere Verbesserung ergibt sich, wenn in der letzten Turbinenstufe<br />

vor der Dampfentnahme auf das passende Druckniveau entspannt werden kann und<br />

der im Dampfkreislauf verbleibende Dampf in einer weiteren Stufe auf Kondensatorbedingungen<br />

entspannt werden kann. Es ergibt sich dann eine weitere Verringerung der Wirkungsgradeinbuße<br />

auf 2 %-Punkte.


Wirkungsgradeinbuße [%-Punkte]<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

─ PAMAM --MEA<br />

1. Optimierung Absorption und Kraftwerk (Entspannung in ND-Turbine, Speisewasservorwärmung)<br />

2. Optimierung Kraftwerk (Speisewasservorwärmung)<br />

3. Keine Optimierung im Kraftwerk<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

CO 2-Abtrenngrad<br />

Abb. 61: Einfluß der Dampfkreislaufmodifizierungen auf die Wirkungsgradeinbuße in Abhängigkeit<br />

des CO2-Abtrenngrades für die Absorption mit wässriger PAMAM und wässriger<br />

MEA Lösung.<br />

107


108<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

In dieser Arbeit wurde das Potenzial verzweigter <strong>Polymere</strong> als neuartige Absorbentien in der<br />

thermischen Verfahrenstechnik aufgezeigt. Ziel war die thermodynamische Evaluierung von<br />

Polyethern, verzweigten Polyethern und hyperverzweigten Polyestern und Polyaminen (Polyesteramide,<br />

Polyamidoamin und Polyethylenimin) vor dem Hintergrund der Abtrennung von<br />

CO2 aus Gasgemischen, im besonderen von Rauchgasen aus Kohlekraftwerken. Die erste<br />

Auswahl der <strong>Polymere</strong> wurde dabei auf der Grundlage bekannter Lösungsmittel zur CO2<br />

Trennung getroffen.<br />

Zunächst wurden die Gaslöslichkeiten von CO2, N2 und CH4 als Hauptkomponenten typischer<br />

Gasgemische wie Rauchgasen oder Deponie,- und Biogasen in verschiedenen kommerziell<br />

erhältlichen hochverzweigten <strong>Polymere</strong>n in einer neu aufgebauten Gaslöslichkeitsapparatur<br />

bestimmt. Aus den Löslichkeitsdaten konnten wichtige thermodynamische Kenngrößen wie<br />

Henry-Koeffizienten, Selektivitäten und Absorptionsenthalpien bestimmt werden, die eine<br />

erste Einordnung der untersuchten Komponenten hinsichtlich ihres Potenzials zulassen. Als<br />

aussichtsreiche Kandidaten erwiesen sich die Polyether (linear und verzweigt), die höhere<br />

Selektivitäten und auch höhere absolute Löslichkeiten als das industriell eingesetzte Lösungsmittel<br />

Selexol erreichten. Damit erfüllen die Polyether entscheidene Voraussetzungen,<br />

um für die Gaswäsche eingesetzt zu werden, wenn der Gasstrom bei höherem Druck vorliegt<br />

(Physisorption) und z.B. CO2 aus CH4-reichen Strömen abgetrennt werden muss (wie im Falle<br />

von Deponiegasen).<br />

Die hyperverzweigten <strong>Polymere</strong> wurden auch in wässriger Lösung vermessen. Zum einen war<br />

es notwendig, den Einfluss auf die Löslichkeit zu ermitteln angesichts des Wasseranteils im<br />

Rauchgas, zum anderen, war eine wässrige Lösung Vorraussetzung, weil die Viskositäten zu<br />

hoch waren, um in der Löslichkeitsapparatur vermessen zu werden. Bei den Polyethern verringerte<br />

sich die CO2-Löslichkeit deutlich in Anwesenheit von Wasser. Die Polyamine konnten<br />

teilweise wegen zu hoher Viskositäten nur in wässriger Lösung vermessen werden. Dabei<br />

wurde ein Konzentrationsbereich von 60 Ma-% Wasser gewählt.<br />

Für kohlestämmige Rauchgase, bei denen vor allem eine Trennung CO2 / N2 erfolgen muss,<br />

abgesehen von vielfältigen weiteren Voraussetzungen wie Verträglichkeit gegenüber Schwefel-<br />

und Stickstoffverbindungen, konnten Polyamine als potentielle neue Lösungsmittel identifiziert<br />

werden. Vor allem das dendritische Polyamidoamin PAMAM und das hyperverzweigte<br />

Polyesteramid Hybrane HA 1690 erreichten sehr hohe CO2-Löslichkeiten und<br />

Selektivitäten gegenüber N2, bei gleichzeitig geringen Absorptionsenthalpien im Vergleich zu<br />

einer wässrigen Monoethanolaminlösung, die als Stand der Technik zur CO2-Abtrennung aus<br />

Rauchgasen bezeichnet werden kann. Das Polyamidoamin und das Polyesteramid tragen eine<br />

große Zahl von tertiären Aminogruppen auf der Oberfläche (HA 1690) und im Molekül inneren<br />

(PAMAM) sowie funktionelle OH-Gruppen (PAMAM). Dabei ist die gute Löslichkeit in<br />

Wasser auf die Hydroxylgruppen zurückzuführen und die CO2-Löslichkeit auf die tertiären<br />

Aminogruppen. Es ist wahrscheinlich, dass die Polymeraminfunktionalitäten wie kurzkettige<br />

tertiäre Amine agieren und durch ihre Funktion als Protonenakzeptor die Bildung von Hydrogencarbonat<br />

in der Lösung ermöglichen. Diese Verbindung ist weniger stabil als die direkte<br />

Reaktion von CO2 mit primären oder sekundären Aminen (Karbamatreaktion) und damit auch<br />

bei geringerem Energieinsatz reversibel. Die CO2-Löslichkeit nimmt zu mit besserer Verfügbarkeit<br />

der Amingruppen im Molekül und dem Verhältnis von Gruppen an der Oberfläche zur<br />

Molmasse des Polymers. Im Gegensatz dazu erreichte die wässrige Polyethyleniminlösung<br />

(PEI) zwar noch höhere CO2-Löslichkeiten, aber der Lösungsvorgang war auch von einer<br />

starken Wärmetönung begleitet, so dass hier ein stärkerer Einfluß der Karbamatreaktion vermutet<br />

wird. Denn das PEI trägt neben tertiären und sekundären, vor allem primäre Aminogruppen<br />

an der Oberfläche.<br />

An einer Magnetschwebewaage wurden CO2-Löslichkeiten im verzweigten Polyether (PE1)<br />

und hyperverzweigten Polyester (Boltorn U3000) bei erhöhtem Druck vermessen. Die notwendige<br />

Volumenkorrektur der begasten Probe zur Bestimmung der Löslichkeit wurde mit<br />

Hilfe der Sanchez-Lacombe Gleichung abgeschätzt. Dazu mussten die notwendigen Reinstoffparameter<br />

auf der Grundlage von Hochdruckdichtedaten angepasst werden. Die Hoch-


druckdichten wurden mit einer neu aufgebauten Hochdruckdichtezelle bestimmt und können<br />

zusammen mit den CO2-Löslichkeiten bei der Weiterentwicklung von Zustandsgleichungen<br />

zur Berücksichtigung des Verzweigungseinflusses für Systeme mit hyperverzweigten <strong>Polymere</strong>n<br />

genutzt werden.<br />

Im Theorieteil konnten die CO2-Löslichkeiten bei hohem Druck mit der PC-SAFT Gleichung<br />

(ohne Modifikation) erfolgreich modelliert werden und es wurden verschiedene Methoden zur<br />

Bestimmung der Reinstoffparameter angewendet. Es konnte gezeigt werden, dass die Methode<br />

zur Ermittlung der Reinstoffparameter für die in dieser Arbeit betrachten Gleichgewichte<br />

nicht entscheidend für die Modelierungsergebnisse ist.<br />

Weiterhin wurde das UNIFAC-FV Modell zur Voraussage der Gaslöslichkeiten im Niederdruckbereich<br />

getestet. Die Löslichkeiten der Polyether (linear und verzweigt) und des hyperverzweigten<br />

Polyesters konnten mit guter Genauigkeit voraussgesagt und beschrieben werden.<br />

Dazu mussten zunächst die binären Wechselwirkungsparameter der entsprechenden<br />

Gruppen mit CO2 auf der Grundlage von binären Gas-Flüssiggleichgewichten von CO2 in<br />

niedermolekularen Komponenten wie Alkanen, Ethern, Estern und Alkoholen regressiert<br />

werden. Die Voraussage von N2-Löslichkeiten scheitert an der geringen Anzahl vorhandener<br />

Löslichkeitsdaten im Niederdruckbereich. Das Löslichkeitsverhalten der Polyether, die zunehmende<br />

Löslichkeit mit steigender Temperatur, kann nur qualitativ richtig vorausgesagt<br />

werden. Damit steht das UNIFAC-FV Modell prinzipiell zur Verfügung, um CO2-<br />

Löslichkeiten unbekannter Komponenten in einem ersten Schritt abzuschätzen. Bei der Voraussage<br />

der CO2-Löslichkeit in wässrigen Polymerlösungen wird der Trend der abnehmenden<br />

Löslichkeit mit steigendem Wasseranteil qualitativ und quantitativ nicht korrekt beschrieben.<br />

Im Simulationsteil der Arbeit wurde der Dampfkreislauf eines Kohlekraftwerks (überkritischer<br />

Dampfprozess) in der verfahrenstechnischen Simulationssoftware Aspen Plus® abgebildet<br />

und gemeinsam mit verschiedenen Absorptionsprozessen simuliert und optimiert. Zum<br />

einen wurde ein Absorptionsprozess mit wässriger Monoethanolaminlösung als Stand der<br />

Technik, zum anderen ein Absorptionsprozess mit einer wässrigen PAMAM-Lösung als Absorptionsmittel<br />

mit dem Kraftwerksprozess gekoppelt. Es wurde das dendritische OHterminierte<br />

Polyamidoamin (PAMAM) wegen der vielversprechenden experimentellen Ergebnisse<br />

hinsichtlich Kapazität, Selektivität und der geringen Absorptionsenthalpie als Modellpolymer<br />

benutzt, um das Potenzial dendritischer <strong>Polymere</strong> aufzuzeigen.<br />

Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass eine gemeinsame Optimierung beider Prozesse<br />

aus Energie- und Vefahrenstechnik unerlässlich ist und der Kraftwerksprozess in wesentlichen<br />

Betriebsparametern angepasst werden muss. Die Dampfentnahme wegen des Dampfniveaus<br />

muss nach der Mitteldruckturbine erfolgen, wo er allerdings noch auf zu hohem Niveau<br />

vorliegt, so dass zum einen der Entspannungsdruck in der Mitteldruckturbine, als auch der<br />

Druckbereich sowie die Dimension der Niederdruckturbine geändert werden müssen, um einen<br />

optimalen Kraftwerksprozess zu garantieren. Weiterhin muss die Speisewasservorwärmung<br />

angepasst werden, denn das Kondensat verlässt den Verdampfer der Stripperkolonne<br />

bei deutlich höheren Temperaturen, als der ehemals im Kondensator des Kraftwerks anfallende<br />

Dampf.<br />

Im Fall der Optimierung ergeben sich für den Absorptionsprozess mit wässriger MEA-<br />

Lösung Wirkungsgradeinbußen, nur bezogen auf die Regeneration des Lösungsmittels, im<br />

Bereich von 2 bis 8 %-Punkten bei einer CO2-Abtrennung im Bereich von 20 % bis 90 %.<br />

Demgegenüber lassen sich mit der wässrigen PAMAM-Lösung deutlich geringere Wirkungsgradeinbußen<br />

erzielen. Für die genannten CO2-Abtrenngrade ergeben sich Differenzen zu den<br />

mit MEA-Lösung erzielten Wirkungsgradeinbußen im Bereich von 0,4 % bis > 2 %-Punkten.<br />

Die PAMAM-Lösung lässt sich bei exergetisch günstigeren, weil niedrigeren Verdampfertemperaturen<br />

regenerieren. Für den Kraftwerksprozess bedeutet dies, dass der Dampf den<br />

Turbinen auf einem niedrigeren Druckniveau entzogen würde, so dass mehr Strom erzeugt<br />

werden könnte. Damit eröffnet sich ein sehr großes Potenzial der hyperverzweigten <strong>Polymere</strong><br />

als Absorbentien für die CO2-Abtrennung aus Rauchgasen, denn in energetischer Hinsicht<br />

sind wässrige dendritische Polymerlösungen einer MEA-Lösung überlegen.<br />

109


110<br />

Es konnte gezeigt werden, dass die Kenntnis der Funktion der Wirkungsgradeinbuße in Abhängigkeit<br />

des CO2-Abtrenngrads für die Ermittlung eines sinnvollen Beitrags der Kraftwerke<br />

zur Reduzierung der CO2 Emmission unerlässlich ist.<br />

Das dendritische PAMAM wurde bei der Simulation lediglich als Modellpolymer benutzt und<br />

kann in nachfolgenden Arbeiten im Abgleich mit den Löslichkeitsdaten der übrigen untersuchten<br />

verzweigten <strong>Polymere</strong> als Ausgangspunkt für eine molekulare Optimierung des hyperverzweigten<br />

Polymers sein. Dabei sollte auch das Potenzial der Stoffklasse der hyperverzweigten<br />

<strong>Polymere</strong> genutzt werden, wichtige Stoffeigenschaften wie Viskosität und<br />

Löslichkeitsverhalten durch gezielte Funktionalisierung zu optimieren. Hobson et al. berichten<br />

z. B. von der Synthese eines hyperzweigten Analogons zum PAMAM [Hobson et al.<br />

1997; Hobson und Feast 1999]. Gleichzeitig müssen zusätzliche Betrachtungen hinsichtlich<br />

der Kinetik der Absorption sowie der Verträglichkeit der <strong>Polymere</strong> gegenüber den typischen<br />

Bestandteilen des Rauchgases wie SOx und NOx und Sauerstoff vorgenommen werden, um zu<br />

prüfen, inwiefern die in Kapitel 2.6 aufgestellten Kriterien für ein Lösungsmittel erfüllt werden.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde durch erste experimentelle Untersuchungen und darauf aufbauenden<br />

Simulationsrechnungen gezeigt, dass die Verwendung niedrigviskoser, verzweigter<br />

<strong>Polymere</strong> zur CO2-Abtrennung aus Rauchgasen und anderen Gasströmen (z.B Biogas oder<br />

Deponiegas) ein großes Potenzial besitzt, das sich vor allem auf die außergewöhnlichen Stoffeigenschaften<br />

wie das Löslichkeitsverhalten und den nicht messbaren Dampfdruck der verzweigten<br />

<strong>Polymere</strong> gründet. In zukünftigen Arbeiten kann durch eine Optimierung der Stoffeigenschaften<br />

der verzweigten <strong>Polymere</strong> der Weg zum optimalen Lösungsmittel beschritten<br />

werden.


6 Anhang<br />

6.1 Dichten<br />

6.1.1 Niederdruckdichten<br />

Tab. 36: Reinstoffdichten der verwendeten <strong>Polymere</strong> bei verschiedenen Temperaturen<br />

Temperatur [K]<br />

Dichte [g/cm 3 ]<br />

Polymer 293,15 303,15 313,15 323,15 333,15 343,15 353,15 363,15<br />

PE1, verzweigt 1,06530 1,05783 1,05037 1,04290 1,03543 1,02797 1,02050 1,01303<br />

PE2, linear 1,09095 1,08246 1,07403 1,06566 1,05736 1,04898 1,03728 1,02776<br />

PE3, linear 1,07175 1,06310 1,05453 1,04599 1,03753 1,02912 1,02076 1,01246<br />

H-2004 1,0793 1,0720 1,0647 1,0571 1,0499 1,0429 1,0358 1,0287<br />

B-U3000 0,9888 0,9820 0,9752 0,9685 0,9618 0,9551 0,9484 0,9418<br />

Lupasol FG 1,02760 1,02095 1,01430 1,00762 1,00091 0,99422 0,98755 0,98090<br />

Tab. 37: Dichten der wässrigen Polymerlösungen bei verschiedenen Temperaturen<br />

Temperatur [K]<br />

Massenbruch 293,15 303,15 313,15 323,15 333,15 343,15 353,15 363,15<br />

wässrige PE 1 Lösung [g/cm 3 ]<br />

wH2O=0,021 1,0673 1,0597 1,0519 1,0444 -- -- -- --<br />

w H2O=0,050 1,0695 1,0618 1,0542 1,0465 1,0392 1,0316 1,0239 1,0162<br />

wH2O=0,081 1,0712 1,0636 1,0559 1,0482 1,0406 1,0329 1,0251 1,0173<br />

wH2O=0,102 1,0717 1,0640 1,0563 1,0485 -- -- -- --<br />

wH2O=0,150 1,0730 1,0652 1,0573 1,04940 1,0406 1,0295 1,0258 1,0172<br />

w H2O=0,300 1,0695 1,0608 1,0534 1,0453 -- -- -- --<br />

wH2O=0,500 1,0542 1,0469 1,0396 1,0312 1,0224 1,0132 1,0069 0,9987<br />

wässrige PE 2 Lösung [g/cm 3 ]<br />

wH2O=0,048 1,0929 1,0844 1,0759 1,0675 1,0590 -- -- --<br />

w H2O=0,103 1,0944 1,0859 1,0774 1,0688 1,0603 -- -- --<br />

wH2O=0,149 1,0950 1,0867 1,0781 1,0696 1,0609 -- -- --<br />

wH2O=0,302 1,0913 1,0828 1,0742 1,0656 1,0568 1,0491 1,0401 1,0308<br />

wH2O=0,601 1,0582 1,0519 1,0451 1,0380 1,0304 1,0226 1,0135 0,9964<br />

wässrige PE 3 Lösung [g/cm 3 ]<br />

wH2O=0,055 1,0754 1,0667 1,0581 1,0493 -- 1,0320 1,0233 --<br />

w H2O=0,100 1,0778 1,0691 1,0604 1,05160 -- 1,0340 1,0251 --<br />

wH2O=0,150 1,0793 1,0706 1,0619 1,0533 -- 1,0355 1,0265 --<br />

wH2O=0,300 1,0806 1,0719 1,0631 1,0541 1,0451 1,0360 1,0268 1,0174<br />

wH2O=0,600 1,0539 1,0469 1,0401 1,0332 1,0256 1,0177 1,0094 1,0009<br />

wässrige PAMAM Lösung [g/cm 3 ]<br />

wH2O=0,039 1,2374 1,2316 1,2257 1,2198 1,2139 1,2079 1,2019 1,1958<br />

w H2O=0,201 1,1977 1,1912 1,1846 1,1782 1,1718 1,1652 1,1583 1,1510<br />

wH2O=0,398 1,1522 1,1465 1,1406 1,1346 1,1283 1,1218 1,1147 1,1075<br />

wH2O=0,601 1,0959 1,0914 1,0864 1,0626 1,0810 1,0752 1,0691 1,0557<br />

wässrige S1200 Lösung [g/cm 3 ]<br />

wH2O=0,609 1,0791 -- 1,0686 -- 1,0564 -- 1,0429 1,0360<br />

wässrige HA 1690 Lösung [g/cm 3 ]<br />

wH2O=0,612 1,0724 -- 1,0596 -- 1,0468 1,0340 1,0276<br />

111


112<br />

6.1.2 Hochdruckdichten<br />

Tab. 38: Biegeschwingermessung für verzweigten Polyether PE1.<br />

Temperatur [K] Druck [MPa] Periode [µs] Dichte [g/cm³] Fehler<br />

298,15<br />

1,07 2607,413 1,0641 0,01%<br />

5,24 2607,974 1,0662 0,01%<br />

9,93 2608,636 1,0687 0,01%<br />

15,2 2609,311 1,0712 0,01%<br />

20,15 2609,969 1,0736 0,01%<br />

25,07 2610,588 1,0758 0,01%<br />

30,2 2611,249 1,0782 0,01%<br />

35,28 2611,869 1,0804 0,01%<br />

39,82 2612,432 1,0824 0,01%<br />

323,15<br />

1,26 2612,481 1,0444 0,01%<br />

5,4 2613,081 1,0467 0,01%<br />

10,14 2613,791 1,0495 0,01%<br />

15,24 2614,519 1,0522 0,01%<br />

20,15 2615,211 1,0548 0,01%<br />

25,35 2615,915 1,0574 0,01%<br />

30,01 2616,549 1,0597 0,01%<br />

35,5 2617,272 1,0623 0,01%<br />

40,03 2617,867 1,0645 0,01%<br />

348,15<br />

1,82 2617,794 1,0258 0,01%<br />

5,26 2618,336 1,0279 0,01%<br />

10,31 2619,151 1,0311 0,01%<br />

15,23 2619,897 1,0339 0,01%<br />

20,24 2620,690 1,0370 0,01%<br />

25,2 2621,379 1,0396 0,01%<br />

30,14 2622,104 1,0423 0,01%<br />

34,78 2622,751 1,0447 0,01%<br />

39,86 2623,464 1,0473 0,01%<br />

373,15<br />

1,3 2623,131 1,0074 0,01%<br />

5,38 2623,836 1,0102 0,01%<br />

10,33 2624,700 1,0137 0,01%<br />

15,25 2625,508 1,0165 0,01%<br />

20,1 2626,308 1,0200 0,01%<br />

25,07 2627,076 1,0229 0,01%<br />

30,27 2627,898 1,0260 0,01%<br />

35,11 2628,613 1,0287 0,01%<br />

40,33 2629,385 1,0316 0,01%<br />

398,15<br />

1,26 2628,733 0,9904 0,01%<br />

5,27 2629,341 0,9927 0,01%<br />

10,4 2630,432 0,9972 0,01%<br />

15,21 2631,204 1,0002 0,01%<br />

20,18 2632,164 1,0041 0,01%<br />

25,12 2632,921 1,0070 0,01%<br />

29,99 2633,819 1,0106 0,01%<br />

35,3 2634,663 1,0138 0,01%<br />

40,31 2635,445 1,0168 0,01%<br />

Bei der Kalibrierung der Biegeschwingerapparatur wurde für ein Parameterset mit insgesamt<br />

10 Parametern eine Anpassung vorgenommen. Weitere Informationen zur Kalibrierung finden<br />

sich bei [Buchele 2006].


Tab. 39: Parameter für Biegeschwinger (Anpassung für 25 -150°C und 0,1-40 MPa; evaluier-<br />

ter Dichtebereich 0,67-1,02 g/cm³)<br />

10er Set 10er Set<br />

a0 a1<br />

a2<br />

b1<br />

C<br />

1,2333E-06<br />

-1,0976E-09<br />

1,1463E-12<br />

-2,4619E-10<br />

1,6701E-13<br />

d0 d1<br />

d2<br />

e1<br />

f<br />

-6,75E+00<br />

5,51E-03<br />

-7,62E-06<br />

1,41E-03<br />

-9,21E-07<br />

Tab. 40: Biegeschwingermessung für den hyperverzweigten Polyester Boltorn U3000.<br />

Temperatur [K] Druck [MPa] Periode [µs] Dichte [g/cm³] Fehler<br />

298,15<br />

1,21 2592,655 0,9867 0,01%<br />

5,05 2593,263 0,9892 0,01%<br />

9,87 2593,821 0,9912 0,01%<br />

14,46 2594,441 0,9936 0,01%<br />

19,97 2595,125 0,9961 0,01%<br />

25,05 2595,777 0,9985 0,01%<br />

30,13 2596,387 1,0007 0,01%<br />

35,68 2597,082 1,0032 0,01%<br />

40,03 2597,579 1,0050 0,01%<br />

323,15<br />

1,09 2597,981 0,9690 0,01%<br />

4,94 2598,519 0,9711 0,01%<br />

10,44 2599,322 0,9742 0,01%<br />

14,8 2599,919 0,9765 0,01%<br />

20,19 2600,656 0,9793 0,01%<br />

25,16 2601,365 0,9820 0,01%<br />

30,06 2601,972 0,9842 0,01%<br />

35,17 2602,645 0,9867 0,01%<br />

39,71 2603,216 0,9887 0,01%<br />

348,15<br />

1,13 2603,422 0,9516 0,01%<br />

6,06 2604,184 0,9546 0,01%<br />

10,27 2604,885 0,9574 0,01%<br />

15,24 2605,67 0,9605 0,01%<br />

19,92 2606,349 0,9631 0,01%<br />

24,64 2607,016 0,9657 0,01%<br />

30,28 2607,844 0,9688 0,01%<br />

35,19 2608,566 0,9716 0,01%<br />

40 2609,184 0,9738 0,01%<br />

373,15<br />

1,69 2609,095 0,9351 0,01%<br />

5,19 2609,811 0,9382 0,01%<br />

10,24 2610,658 0,9415 0,01%<br />

14,81 2611,428 0,9446 0,01%<br />

20,15 2612,286 0,9480 0,01%<br />

25,07 2613,059 0,9510 0,01%<br />

30,41 2613,874 0,9541 0,01%<br />

35,08 2614,561 0,9567 0,01%<br />

40,13 2615,285 0,9595 0,01%<br />

398,15<br />

1,69 2614,804 0,9189 0,01%<br />

5,58 2615,683 0,9226 0,01%<br />

9,91 2616,39 0,9254 0,01%<br />

14,88 2617,459 0,9299 0,01%<br />

19,87 2618,174 0,9326 0,01%<br />

25,37 2619,247 0,9370 0,01%<br />

29,79 2619,83 0,9392 0,01%<br />

35,7 2620,944 0,9437 0,01%<br />

40,19 2621,505 0,9457 0,01%<br />

113


114<br />

Tab. 41: Modellierte Dichte des verzweigten Polyethers PE1<br />

Temperatur [K] Druck [MPa] PC-SAFT Abwei- SL<br />

Abwei-<br />

Dichte [g/cm³] chung Dichte [g/cm³] chung<br />

298,15<br />

1,07 1,0654 0,12% 1,0629 0,11%<br />

5,24 1,0690 0,27% 1,0653 0,08%<br />

9,93 1,0730 0,40% 1,0679 0,08%<br />

15,2 1,0774 0,58% 1,0707 0,05%<br />

20,15 1,0814 0,73% 1,0732 0,04%<br />

25,07 1,0853 0,88% 1,0755 0,03%<br />

30,2 1,0893 1,03% 1,0778 0,04%<br />

35,28 1,0932 1,18% 1,0800 0,04%<br />

39,82 1,0966 1,31% 1,0819 0,05%<br />

323,15<br />

1,26 1,0440 0,04% 1,0450 0,06%<br />

5,4 1,0478 0,10% 1,0479 0,11%<br />

10,14 1,0520 0,24% 1,0511 0,15%<br />

15,24 1,0564 0,40% 1,0543 0,20%<br />

20,15 1,0605 0,54% 1,0572 0,23%<br />

25,35 1,0648 0,70% 1,0602 0,27%<br />

30,01 1,0685 0,83% 1,0628 0,29%<br />

35,5 1,0728 0,99% 1,0656 0,31%<br />

40,03 1,0763 1,11% 1,0678 0,32%<br />

348,15<br />

1,82 1,0247 0,11% 1,0262 0,04%<br />

5,26 1,0280 0,01% 1,0290 0,11%<br />

10,31 1,0327 0,15% 1,0330 0,19%<br />

15,23 1,0371 0,30% 1,0367 0,27%<br />

20,24 1,0415 0,43% 1,0403 0,31%<br />

25,2 1,0457 0,59% 1,0436 0,39%<br />

30,14 1,0498 0,73% 1,0468 0,43%<br />

34,78 1,0536 0,86% 1,0496 0,48%<br />

39,86 1,0577 0,99% 1,0526 0,51%<br />

373,15<br />

1,3 1,0056 0,19% 1,0052 0,22%<br />

5,38 1,0097 0,06% 1,0092 0,10%<br />

10,33 1,0145 0,08% 1,0138 0,02%<br />

15,25 1,0192 0,27% 1,0182 0,17%<br />

20,1 1,0236 0,36% 1,0222 0,22%<br />

25,07 1,0281 0,51% 1,0261 0,31%<br />

30,27 1,0326 0,64% 1,0300 0,38%<br />

35,11 1,0367 0,78% 1,0334 0,45%<br />

40,33 1,0410 0,91% 1,0369 0,52%<br />

398,15<br />

1,26 0,9878 0,26% 0,9836 0,68%<br />

5,27 0,9921 0,06% 0,9882 0,45%<br />

10,4 0,9974 0,01% 0,9937 0,35%<br />

15,21 1,0022 0,20% 0,9986 0,16%<br />

20,18 1,0070 0,29% 1,0034 0,08%<br />

25,12 1,0117 0,46% 1,0079 0,08%<br />

29,99 1,0161 0,54% 1,0120 0,14%<br />

35,3 1,0208 0,69% 1,0163 0,25%<br />

40,31 1,0251 0,82% 1,0202 0,34%


Tab. 42: Modellierte Dichten des hyperverzweigten Polyesters Boltorn U3000<br />

Temperatur [K] Druck [MPa] PC-SAFT Abwei- SL<br />

Abwei-<br />

Dichte [g/cm³] chung Dichte [g/cm³] chung<br />

298,15<br />

1,21 0,9886 0,19% 0,9867 0,00%<br />

5,05 0,9917 0,25% 0,9888 0,04%<br />

9,87 0,9954 0,43% 0,9912 0,00%<br />

14,46 0,9989 0,54% 0,9934 0,01%<br />

19,97 1,0030 0,70% 0,9959 0,01%<br />

25,05 1,0067 0,82% 0,9982 0,03%<br />

30,13 1,0103 0,97% 1,0003 0,04%<br />

35,68 1,0142 1,09% 1,0025 0,07%<br />

40,03 1,0172 1,22% 1,0042 0,08%<br />

323,15<br />

1,09 0,9686 0,05% 0,9694 0,04%<br />

4,94 0,9718 0,06% 0,9719 0,08%<br />

10,44 0,9762 0,20% 0,9752 0,10%<br />

14,8 0,9796 0,32% 0,9778 0,13%<br />

20,19 0,9838 0,46% 0,9807 0,15%<br />

25,16 0,9875 0,56% 0,9833 0,14%<br />

30,06 0,9911 0,70% 0,9858 0,16%<br />

35,17 0,9948 0,82% 0,9882 0,16%<br />

39,71 0,9980 0,93% 0,9903 0,16%<br />

348,15<br />

1,13 0,9503 0,14% 0,9510 0,07%<br />

6,06 0,9545 0,01% 0,9547 0,01%<br />

10,27 0,9581 0,07% 0,9577 0,03%<br />

15,24 0,9622 0,17% 0,9611 0,06%<br />

19,92 0,9659 0,29% 0,9642 0,11%<br />

24,64 0,9696 0,41% 0,9671 0,15%<br />

30,28 0,9739 0,52% 0,9705 0,17%<br />

35,19 0,9775 0,61% 0,9732 0,17%<br />

40 0,9810 0,74% 0,9758 0,20%<br />

373,15<br />

1,69 0,9337 0,16% 0,9319 0,35%<br />

5,19 0,9369 0,14% 0,9350 0,34%<br />

10,24 0,9414 0,02% 0,9393 0,24%<br />

14,81 0,9453 0,07% 0,9430 0,17%<br />

20,15 0,9498 0,19% 0,9470 0,10%<br />

25,07 0,9538 0,29% 0,9506 0,04%<br />

30,41 0,9580 0,41% 0,9543 0,01%<br />

35,08 0,9616 0,51% 0,9573 0,06%<br />

40,13 0,9654 0,62% 0,9605 0,10%<br />

398,15<br />

1,69 0,9175 0,15% 0,9113 0,82%<br />

5,58 0,9212 0,15% 0,9154 0,79%<br />

9,91 0,9253 0,01% 0,9197 0,62%<br />

14,88 0,9298 0,01% 0,9243 0,61%<br />

19,87 0,9342 0,17% 0,9287 0,42%<br />

25,37 0,9389 0,20% 0,9333 0,40%<br />

29,79 0,9426 0,36% 0,9368 0,26%<br />

35,7 0,9473 0,38% 0,9412 0,26%<br />

40,19 0,9508 0,54% 0,9444 0,14%<br />

115


116<br />

6.2 Gaslöslichkeiten<br />

6.2.1 Gaslöslichkeitsapparatur<br />

In Abb. 62 finden sich die mit der Gaslöslichkeitsapparatur vermessenen Henrykoeffizienten<br />

von Kohlendioxid in Wasser, die bei der Inbetriebnahme ermittelt wurden.<br />

HCO2,H2O [MPa]<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

Gaslöslichkeitsapparatur<br />

Zheng et al. 1997<br />

Kiepe et al. 2002<br />

Fischer et al. 1999<br />

Korrelation nach Carroll et al. 1991<br />

300 320 340 360<br />

T [K]<br />

Abb. 62: Henrykoeffizienten von CO2 in Wasser. Literaturvergleich mit den experimentellen<br />

Werten der Gaslöslichkeitsapparatur.<br />

Tab. 43: Abgeschätzte Poyntingkorrekturen (∏∞,i) für CO2 und N2 bei 25°C.<br />

Kohlendioxid Stickstoff<br />

P<br />

[bar]<br />

v∞,CO2<br />

[cm 3 /mol] ∏∞,CO2<br />

P<br />

[bar]<br />

v∞,N2<br />

[cm 3 1.1 55<br />

/mol] ∏∞,N2<br />

a 1.002 1.4 46.5 b 1.003<br />

4.5 55 a 1.01 4.5 46.5 b 1.008<br />

1.4 65 a 1.004<br />

4.5 65 a 1.012<br />

a<br />

Handa et al.<br />

b Maloney und Prausnitz: Gefittete Funktion für v∞,N2<br />

in Polyethylen (v∞,N2=16.7+0.1T [K]) [Maloney und<br />

Prausnitz 1976]


6.2.2 Binäre Systeme Gas-Polymer<br />

Tab. 44: Gaslöslichkeiten (CO2, N2, CH4) in den verwendeten <strong>Polymere</strong>n<br />

PE1, verzweigt PE2, linear PE3, linear<br />

[bar]<br />

333±6<br />

T<br />

[K]<br />

302,0<br />

HCO2,Polymer<br />

[bar]<br />

306±2<br />

T<br />

[K]<br />

305,7<br />

HCO2,Polymer<br />

[bar]<br />

293±2<br />

T<br />

[K]<br />

311,5<br />

342±4 303,1 339±3 311,2 316±2 315,8<br />

404±6 312,7 349±4 311,9 354±3 322,5<br />

412±6 313,9 410±4 322,2 407±3 331,1<br />

468±8 323,0 508±7 335,6 417±4 332,8<br />

585±5 341,2 635±8 355,5 537±5 351,4<br />

703±7 356,1 706±13 362,1 590±6 358,8<br />

831±9 372,2 772±10 373,1 669±7 370,6<br />

HCO2,Polymer<br />

U3000 H2004 U3000<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCO2,Polymer<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HN2,Polymer<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

405±4 304,4 471±5 311,4 9500±1500 314,4<br />

449±5 311,6 565±6 322,8 9700±1500 331,0<br />

528±7 323,1 736±10 351,5 10000±1600 346,5<br />

528±5 325,4 864±14 366,1 11300±2000 361,5<br />

602±5 336,3 11600±2000 375,5<br />

753±8 357,1<br />

865±10 372,1<br />

HCO2,Polymer<br />

PE1, verzweigt PE2, linear PE3, linear<br />

HN2,Polymer<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HN2,Polymer<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HN2,Polymer<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

16000±2300 319,9 26000±5400 311,0 22000±3400 312,9<br />

15800±2200 329,0 21000±3600 331,8 20000±3000 322,1<br />

16200±2300 336,7 19000±2800 351,2 18000±2300 352,9<br />

15100±2000 354,9 17000±3200 355,9 17000±2000 371,3<br />

14900±1900 357,5 16000±2800 373,2<br />

14400±1800 378,0<br />

PE1, verzweigt PE3, linear U3000<br />

HCH4,Polymer [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCH4,Polymer [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCH4,Polymer [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

779±31 314,4 817±31 313,7 567±15 313,8<br />

776±31 315,0 840±33 329,2 571±18 317,8<br />

805±33 326,1 824±34 337,2 628±21 337,8<br />

814±33 331,6 852±35 346,4 630±18 341,6<br />

837±35 341,7 837±36 357,0 644±22 347,7<br />

843±35 346,6 841±37 366,0 659±20 356,0<br />

859±36 356,5 838±36 361,6 663±23 358,1<br />

857±36 355,8 871±37 374,4 681±24 366,9<br />

885±37 370,6 847±37 374,6 684±21 370,1<br />

888±38 370,7<br />

117


118<br />

6.2.3 Ternäre Systeme Gas – Polymer - Wasser<br />

Tab. 45: Gaslöslichkeiten (CO2, N2, CH4) in den wässrigen Polymerlösungen<br />

PE1, verzweigt<br />

wH2O=0,066<br />

PE1, verzweigt<br />

wH2O=0,154<br />

PE2, linear<br />

wH2O=0,032<br />

HCO2,Polymerlösunglösung<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCO2,Polymerlösung<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCO2,Polymerlösung<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

461±5 313,0 577±17 315,2 364±3 310,1<br />

471±9 315,3 659±19 325,9 437±4 320,5<br />

551±6 326,2 669±19 325,9 558±7 336,4<br />

596±12 330,7 767±30 336,5 564±12 336,8<br />

616±12 331,9 748±28 337,0 641±15 346,2<br />

637±17 337,1 682±41 339,8<br />

682±23 343,3 870±41 347,1<br />

718±30 347,8 812±52 347,6<br />

PE2, linear<br />

PE3, linear<br />

PE 3, linear<br />

wH2O=0,061 wH2O=0,042 wH2O=0,097 HCO2,Polymerlösung [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCO2,Polymerlösung [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCO2,Polymerlösung [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

421±4 311,3 325±2 306,4 397±4 311,0<br />

486±8 315,9 408±8 325,7 437±9 319,7<br />

495±5 321,5 480±10 336,7 458±5 320,2<br />

542±10 324,2 548±13 346,3 536±8 330,8<br />

625±13 324,2 554±14 335,9<br />

625±13 335,1 628±18 346,3<br />

623±11 336,8<br />

704±16 345,7<br />

PAMAM<br />

PAMAM<br />

PAMAM<br />

wH2O=0,61 wH2O=0,61 wH2O=0,61 HCO2,Polymerlösung [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCO2,Polymerlösung [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HN2,Polymerlösung [MPa<br />

T<br />

[K]<br />

49±1 314,4 151±1 352,0 1880±650 314,3<br />

51±1 315,0 137±2 356,3 2000±800 324,5<br />

65±2 324,9 169±2 361,8 2200±900 335,4<br />

86±1 325,2 196±1 370,1 2900±2500 341,3<br />

72±1 330,9 3100±2100 350,3<br />

109±1 336,5 2600±2000 356,6<br />

96±3 341,0<br />

104±2 346,8<br />

PAMAM<br />

PAMAM<br />

PAMAM<br />

wH2O=0,61 wH2O=0,31 wH2O=0,41 HCH4,Polymerlösung [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCO2,Polymerlösung [bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HN2,Polymerlösung [MPa]<br />

T<br />

[K]<br />

2905±1336 314,6 73±1 315,8 13,0±0,3 315,9<br />

2886±1319 340,3 78±1,1 326,5 17,0±0,6 317,6<br />

3618±2461 356,4 93±1,4 326,0 31±1 324,2<br />

103±1,7 337,2 39±0,5 335,9<br />

141±2,8 352,8 56,0±1,5 332,5<br />

158±3,4 357,4 66,0±3,3 340,0<br />

182±4,5 366,6 81,5±3,9 343,6<br />

PAMAM<br />

S1200<br />

HA 1690<br />

wH2O=0,75<br />

wH2O=0,61<br />

wH2O=0,61<br />

HCO2,Polymerlösung<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HCO2,Polymerlösung<br />

[bar]<br />

T<br />

[K]<br />

HN2,Polymerlösung<br />

[MPa<br />

T<br />

[K]<br />

106±0,2 316,2 1105±43 317,0 23,4±0,3 318,1<br />

123±0,3 324,8 1297±58 330,5 28,1±0,4 325,2<br />

158±0,3 339,8 1514±80 345,7 37,9±0,5 335,1<br />

1627±96 355,7 52,5±0,6 345,3<br />

1765±122 369,5 35,0±0,7 346,7<br />

46,0±0,7 350,9<br />

101,3±1,3 363,7<br />

86,0±1,3 364,8


6.2.4 Messungen mit der Magnetschwebewaage<br />

Tab. 46: CO2-Löslichkeit im verzweigten Polyether PE1 ohne Berücksichtigung der Volumenzunahme<br />

der Probe bei T = 41 °C<br />

Temperatur<br />

[K]<br />

Druck<br />

[MPa]<br />

Masse<br />

[g]<br />

Massenanteil CO2<br />

[g/g]<br />

Fehler<br />

314,18 0,10 0,001608 0,002231 42,0%<br />

313,73 0,10 0,001621 0,002354 46,4%<br />

313,74 0,20 0,003339 0,004795 22,7%<br />

314,22 0,20 0,003367 0,004822 19,4%<br />

313,69 0,49 0,008460 0,012030 9,0%<br />

314,37 0,50 0,008529 0,012148 7,6%<br />

314,50 1,00 0,017531 0,024259 3,8%<br />

314,39 1,99 0,036723 0,048303 1,8%<br />

314,35 2,62 0,050086 0,061782 1,3%<br />

314,41 3,46 0,069326 0,083194 1,0%<br />

314,46 5,04 0,113040 0,119388 0,7%<br />

314,27 6,94 0,191030 0,153936 0,5%<br />

314,05 7,70 0,242310 0,173868 0,5%<br />

314,36 8,35 0,306720 0,169814 0,5%<br />

314,20 10,11 0,614820 0,135506 0,9%<br />

Tab. 47: CO2-Löslichkeit im verzweigten Polyether PE1 ohne Berücksichtigung der Volumenzunahme<br />

der Probe bei T = 50 °C<br />

Temperatur<br />

[K]<br />

Druck<br />

[MPa]<br />

Masse<br />

[g]<br />

Massenanteil CO2<br />

[g/g]<br />

Fehler<br />

323,22 0,50 6,801165 0,008314 9,8%<br />

323,32 2,06 6,797179 0,036647 2,3%<br />

323,11 3,53 6,781697 0,067843 1,3%<br />

323,20 5,08 6,761516 0,107096 0,9%<br />

323,23 6,52 6,730206 0,153080 0,7%<br />

323,12 8,71 6,685483 0,263186 0,6%<br />

Tab. 48: CO2-Löslichkeit im verzweigten Polyether PE1 mit Berücksichtigung der Volumenzunahme<br />

der Probe bei T = 41 °C durch die Sanchez-Lacombe Zustandsgleichung<br />

Temperatur<br />

[K]<br />

Druck<br />

[MPa]<br />

Massenanteil CO2<br />

[g/g]<br />

Volumenzunahme<br />

k ij<br />

314,18 0,10 0,002206 0,2% -0,0461<br />

313,73 0,10 0,002356 0,3% -0,0506<br />

313,74 0,20 0,004818 0,5% -0,0500<br />

314,22 0,20 0,004792 0,5% -0,0495<br />

313,69 0,49 0,012241 1,3% -0,0498<br />

314,37 0,50 0,012226 1,3% -0,0500<br />

314,50 1,00 0,024941 2,7% -0,0489<br />

314,39 1,99 0,051940 5,7% -0,0472<br />

314,35 2,62 0,070214 7,7% -0,0459<br />

314,41 3,46 0,096171 10,6% -0,0447<br />

314,46 5,04 0,150959 16,8% -0,0423<br />

314,27 6,94 0,231201 26,0% -0,0399<br />

314,05 7,70 0,275928 31,1% -0,0403<br />

314,36 8,35 0,309747 35,0% -0,0407<br />

314,20 10,11 0,416653 47,4% -0,0452<br />

119


120<br />

Tab. 49: CO2-Löslichkeit im verzweigten Polyether PE1 mit Berücksichtigung der Volumenzunahme<br />

der Probe bei T = 50 °C durch die Sanchez-Lacombe Zustandsgleichung<br />

Temperatur<br />

[K]<br />

Druck<br />

[MPa]<br />

Massenanteil CO2<br />

[g/g]<br />

Volumenzunahme k ij<br />

323,22 0,50 0,010523 1,2% -0,0521<br />

323,32 2,06 0,045557 5,1% -0,0497<br />

323,11 3,53 0,082902 9,3% -0,0483<br />

323,20 5,08 0,126283 14,3% -0,0464<br />

323,23 6,52 0,171749 19,5% -0,0453<br />

323,12 8,71 0,257205 29,5% -0,0458<br />

Tab. 50: CO2-Löslichkeit im hyperverzweigten Polyester U3000 ohne Berücksichtigung<br />

der Volumenzunahme der Probe bei T = 41 °C<br />

Temperatur<br />

[K]<br />

Druck<br />

[MPa]<br />

Masse<br />

[g]<br />

Massenanteil CO2<br />

[g/g]<br />

Fehler<br />

313,91 0,10 7,045697 0,001864 49,49%<br />

314,13 0,83 7,038853 0,016786 5,41%<br />

314,27 2,13 6,640694 0,044263 2,50%<br />

314,27 2,98 7,010881 0,061076 1,42%<br />

314,24 5,40 6,950468 0,109618 0,76%<br />

314,18 6,27 6,537092 0,128718 0,82%<br />

314,16 7,39 6,826460 0,143444 0,58%<br />

313,86 8,46 6,311446 0,160557 0,71%<br />

314,37 10,94 5,915102 0,088094 1,44%<br />

Tab. 51: CO2-Löslichkeit im hyperverzweigten Polyester U3000 mit Berücksichtigung der<br />

Volumenzunahme der Probe bei T = 41 °C durch die Sanchez-Lacombe Zustandsgleichung<br />

Temperatur<br />

[K]<br />

Druck<br />

[MPa]<br />

Massenanteil CO2<br />

[g/g]<br />

Volumenzunahme<br />

k ij<br />

313,91 0,10 0,001898 0,19% -0,0140<br />

314,13 0,83 0,017567 1,76% -0,0194<br />

314,27 2,13 0,048093 4,85% -0,0201<br />

314,27 2,98 0,070143 7,09% -0,0203<br />

314,24 5,40 0,143567 14,62% -0,0211<br />

314,18 6,27 0,175746 17,94% -0,0212<br />

314,16 7,39 0,220662 22,62% -0,0227<br />

313,86 8,46 0,289122 29,77% -0,0279<br />

314,37 10,94 0,342141 35,26% -0,0281


6.3 Modellierung mit UNIFAC-FV<br />

Tab. 52: Verwendete Löslichkeitsdaten bei der Anpassung der neuen UNIFAC Wechselwirkungsparameter<br />

F(i,0)/P c [bar/bar]<br />

100.0<br />

10.0<br />

1.0<br />

0.1<br />

Systeme Datenpunkte Referenz<br />

CO2 – n-Alkane CO2-C7, CO2-C8<br />

CO2-C10, CO2-C12<br />

CO2-C14, CO2-C16 34<br />

Fogg 1992<br />

CO2 – n-<br />

Alkohole<br />

CO2-C5, CO2-C8 CO2-C10<br />

14<br />

Fogg 1992<br />

CO2 – n-Ether CO2-C4H10O<br />

CO2-C8H18O<br />

9<br />

Fogg 1992<br />

Mohamed und Holder<br />

1987<br />

Ohgaki und Katayama<br />

1975<br />

Zhang et al. 1997<br />

CO2 – Ester CO2-Ethylacetat<br />

CO2-<br />

Propylacetate<br />

CO2-Pentylacetate<br />

12<br />

Fogg 1992<br />

Extrapolation der N2-Standardfugazität<br />

Prausnitz/Shair<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0<br />

reduzierte Temperatur [K/K]<br />

relevanter<br />

Temperaturbereich<br />

Abb. 63: Standardfugazität von Stickstoff als Funktion der reduzierten Temperatur. Vergleich<br />

von Extrapolation und der nach Prausnitz und Shair ermittelten Standardfugazität<br />

[Prausnitz und Shair 1961]<br />

121


122<br />

CO 2-Molenbruch 2-Molenbruch [-]<br />

0.016<br />

0.014<br />

0.012<br />

0.01<br />

0.008<br />

exp. CO2-C7H16<br />

exp. CO2-C8H18<br />

exp. CO2-C10H22<br />

exp. CO2-C12H26<br />

exp. CO2-C14H30<br />

exp. CO2-C16H34<br />

─ UNIFAC-FV<br />

C16H34<br />

C14H30<br />

C12H26<br />

C10H22<br />

C8H18<br />

C7H16<br />

280 300 320<br />

T [K]<br />

340 360<br />

Abb. 64: Abhängigkeit der Löslichkeit von der Temperatur für CO2-Alkan Systeme bei<br />

PCO2=1,013 bar. UNIFAC-FV (b=1,4 und c=1,1).<br />

N2-Molenbruch [-]<br />

0.0018<br />

0.0012<br />

0.0006<br />

0<br />

Alkane 298,15 K<br />

Alkane 313,15 K<br />

Alkohole 298,15 K<br />

UNIFAC-FV<br />

0 5 10 15 20<br />

C Anzahl<br />

Abb. 65: Löslichkeit von Stickstoff in Alkoholen und Alkanen bei PN2=1,013 bar mit<br />

b=1,28 und c=1,1


CO 2 Molenbruch [-]<br />

0.0008<br />

0.0007<br />

0.0006<br />

0.0005<br />

0.0004<br />

0.0003<br />

Willem et al. 1977<br />

UNIFAC<br />

0.0002<br />

283 303 323<br />

Temperatur [K]<br />

343 363<br />

Abb. 66: Darstellung der CO2-Löslichkeit in Wasser bei P = 1,013 bar in Abhängigkeit der<br />

Temperatur mittels UNIFAC (ohne FV-Beitrag) mit den in dieser Arbeit angepassten Wechselwirkungsparametern<br />

aus Tab. 53.<br />

Tab. 53: Verwendete UNIFAC-Parameter aus [Poling et al. 2001] und in dieser Arbeit angepasste<br />

Wechselwirkungsparameter für CO2 und N2. Darstellung der Hauptgruppen.<br />

CH2 OH H2O CHO CCOO CO2 N2<br />

CH2 0,000 986,500 1318,000 251,500 232,1 893,410 -51,5<br />

OH 156,400 0,000 353,500 28,060 101,1 305,370 -43,700<br />

H2O 300,000 -229,100 0,000 540,500 72,87 1817,040 --<br />

CHO 83,360 237,700 -314,700 0,000 461,3 443,470 310,010<br />

CCOO 114,8 245,4 200,8 -235,7 0 32,61 211,7<br />

CO2 -305,320 5134,000 -439,980 -83,750 0,7385 0,000 --<br />

N2 598,6 5500,000 -- 134,1 283,9 -- 0.000<br />

Tab. 54: Angepasste Wechselwirkungsparameter des modifizierten UNIFAC-FV (Lyngby)<br />

Modells. Die Anpassung erfolgte wie im Fall für das originale Modell an alle drei Beiträge<br />

der Aktivität.<br />

UNIFAC-FV Parameter (Lyngby) F<br />

aCO2,CH2,1 aCH2,CO2,1 0,00017<br />

2047,3<br />

-60,32<br />

-385,97<br />

-74,7<br />

-1,3217<br />

-25,805<br />

aCO2,OH,2 aOH,CO2,2 0,0029<br />

444,9<br />

8,95<br />

0,0<br />

-68,21<br />

1,317<br />

0,0<br />

aCO2,CH2O,3 aCH2O,CO2,3 0,00009<br />

310,16<br />

8,681<br />

0,0<br />

-334,59<br />

-1,705<br />

0,0<br />

123


124<br />

6.4 COSMO-RS für die Vorhersage der Gaslöslichkeit<br />

In Abb. 67 ist das Ergebnis einer ersten Testrechnung zur Bestimmung des massenbasierten<br />

Henrykoeffizienten von CO2 im linearen Polyether PE2 mittels des COSMO-RS Modells<br />

nach Gleichung ( 3-17 ) abgebildet [Rolker und Buggert 2006].<br />

In Abhängigkeit des verwendeten Modells zur Ermittlung der Standardfugazität des Gases als<br />

hypothetische Flüssigkeit bei überkritischen Temperaturen ergeben sich gute Übereinstimmungen<br />

mit den experimentellen Werten. Im Gegensatz zum UNIFAC Modell gehen allerdings<br />

die absoluten Werte von f0,CO2 sehr stark in die Bestimmung des Henrykoeffizienten<br />

ein. Im UNIFAC Modell geht f0,i in die Parameteranpassung ein, so dass eher der Verlauf der<br />

f0,i Funktion entscheidend ist, weniger die absoluten Werte. (Siehe auch Kapitel 4.2.3 zu f0,i).<br />

Bei dieser Testrechnung wurden 43 Polymerkonformere berücksichtigt und es ergab sich eine<br />

Rechenzeit von 1 Woche. Trotz der vielversprechenden Ergebnisse wurde dieser Weg nicht<br />

weiter beschritten.<br />

H CO2,PE2 [bar]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

exp. diese Arbeit<br />

COSMO-RS f(0,i) extrapoliert<br />

COSMO-RS f(0,i) Prausnitz/Shair<br />

290 310 330 350 370<br />

Temperatur [K]<br />

Abb. 67: Massenbasierte Henrykoeffizienten von CO2 im linearen Polyether PE2<br />

(Mn=501g/mol; Mw/Mn=1,09) auf der Grundlage vorausberechneter Aktivitätskoeffizienten<br />

bei unendlicher Verdünnung mit dem COSMO-RS unter Berücksichtigung von 43 Konformeren.<br />

Einfluss der verwendeten Standardfugazität für die hypothetische Flüssigkeit bei überkritischen<br />

Bedingungen.<br />

Die wesentlich größeren verzweigten Polymermoleküle mit Molmassen >1600g/mol würden<br />

wesentlich größere Rechenzeiten und Rechenkapazitäten in Anspruch nehmen. Darüber hinaus<br />

besitzt das COSMO-RS Modell den großen Nachteil, dass nur jeweils eine Polymerstruktur<br />

und die Konformere dieser einen Polymerstruktur berücksichtigt werden. Wie in Kapitel<br />

2.1 erläutert, weisen hyperverzweigte <strong>Polymere</strong> zufällig verzweigte Strukturen auf und sind<br />

dazu auch noch polydispers. Voit betont, dass hyperverzweigte <strong>Polymere</strong> einer Molmasse aus<br />

einer Vielzahl von Isomeren bestehen [Voit 2003]. Es ist also fraglich, inwieweit mit dem<br />

COSMO-RS Modell das reale Verhalten hyperverzweigter <strong>Polymere</strong> wiedergegeben werden<br />

kann. Erste Ansätze finden sich bei Buggert und Spuhl [Buggert 2003, Spuhl 2006]. Die Berücksichtigung<br />

der Polydispersität, als auch die zahlreichen unterschiedlichen Strukturisomere<br />

erfordern bei einer Berücksichtigung in COSMO-RS sehr hohe Rechenzeiten. Die Mannigfaltigkeit<br />

in der Struktur hyperverzweigter <strong>Polymere</strong> lässt sich mit COSMO-RS nicht erfassen<br />

und es ist noch nicht systematisch untersucht worden, wie viel Genauigkeit bei der Beschreibung<br />

der Struktur verzweigter Komponenten notwendig ist. Ergebnisse aus anderen Bereichen<br />

mit größeren Molekülen deuten daraufhin, dass zumindest der Einfluss der Konformere nicht<br />

zu unterschätzen ist [Jork et al. 2005, Buggert et al. 2007]. Beim UNIFAC Modell gehen die<br />

Strukturgruppen der beschriebenen Komponente zwar in das Modell ein, aber deren genaue<br />

Platzierung im Molekül sowie die spezifischen intramolekularen Wechselwirkungen können


nicht wiedergegeben werden. Diese Ungenauigkeit in der Beschreibung kann bei hyperverzweigten<br />

<strong>Polymere</strong>n angesichts der zahlreichen möglichen Strukturen vorteilhaft sein. Eine<br />

detaillierte Untersuchung der oben beschriebenen Phänomene erscheint äußerst sinnvoll, kann<br />

hier aber nicht geleistet werden, so dass in dieser Arbeit dem UNIFAC Modell der Vorzug<br />

gegeben wird.<br />

6.5 Aspen Plus Simulation<br />

6.5.1.1 Validierung des thermodynamischen Modells der Chemisorption<br />

In diesem Kapitel wird zunächst der in Aspen Plus® abgebildete Referenzprozess für die<br />

CO2-Absorption vorgestellt, wobei im Besonderen auf die Validierung des thermodynamischen<br />

Modells und des Prozessmodells eingegangen wird.<br />

Zur thermodynamischen Abbildung des Elektrolysystems CO2-H2O-MEA wurde das Electrolyt-NRTL<br />

(E-NRTL) Modell verwendet [Chen et al. 1982; Chen und Evans 1986]. Zur Beschreibung<br />

des Dampf-Flüssig Gleichgewichts müssen den neben den gewöhnlichen Gleichgewichtsbeziehungen<br />

auch die folgenden Reaktionen berücksichtigt werden.<br />

− +<br />

2 H 2O<br />

⇔ OH + H 3O<br />

(Dissoziation des Wassers) ( 6-1 )<br />

− +<br />

CO + H 2O<br />

⇔ HCO3<br />

+ H 3O<br />

2 2 (Hydrogenkarbonatbildung) ( 6-2 )<br />

−<br />

2−<br />

+<br />

HCO + H 2O<br />

⇔ CO3<br />

+ H 3O<br />

3 (Karbonatbildung) ( 6-3 )<br />

+<br />

3 + ⇔ + O (Protonierung des MEA) ( 6-4 )<br />

+<br />

RNH H 2O<br />

RNH 2 H 3<br />

−<br />

−<br />

+ H 2O<br />

⇔ RNH 2 + HCO3<br />

RNHCOO (Karbamatbildung) ( 6-5 )<br />

Die oben aufgeführten Reaktionen werden über temperaturabhängige Gleichgewichtskonstanten<br />

(K) beschrieben, die als Funktion der Aktivität der einzelnen Komponenten ausgedrückt<br />

werden können.<br />

ν i<br />

υi<br />

K = ai<br />

= ( xi<br />

γ i )<br />

( 6-6 )<br />

∏ ∏ ⋅<br />

C2<br />

ln K = C1<br />

+ + C3<br />

lnT<br />

+ C4T<br />

( 6-7 )<br />

T<br />

Die Phasengleichgewichtsbeziehung kann für jede Komponente über das Isofugazitätskriterium<br />

formuliert werden.<br />

L V<br />

f i = fi<br />

( 6-8 )<br />

Die Lösungsmittelkomponenten Wasser und Monoethanolamin können mit Gleichung<br />

( 6-9 ) berechnet werden, wobei die Poynting Korrektur zur Beschreibung der Druckkorrektur<br />

der flüssigen Phase wegen des geringen Systemsdrucks vernachlässigt werden kann [Liu et al.<br />

1999].<br />

LV LV<br />

y i ⋅ P ⋅ϕ<br />

i = xi<br />

⋅γ<br />

i ⋅ϕ<br />

0,<br />

i ⋅ P0<br />

, i<br />

( 6-9 )<br />

Das Phasengleichgewicht der Gaskomponenten wird mit dem Henrykoeffizienten (Hi,L) der<br />

Komponente (i) im Lösungsmittelgemisch (L) zur Beschreibung der Standardfugazität und<br />

dem asymmetrisch definierten Akrivitätskoeffizienten (γi*) berechnet.<br />

⋅ ⋅ϕ<br />

= ⋅γ<br />

( 6-10 )<br />

∗<br />

y i P i xi<br />

i H i,<br />

G<br />

125


126<br />

ln H i,<br />

G = ∑ wL<br />

⋅ ln H i,<br />

L<br />

L<br />

( 6-11 )<br />

C2<br />

ln H i, L = C1<br />

+ + C3<br />

lnT<br />

+ C4T<br />

T<br />

( 6-12 )<br />

Dabei wird der Henrykoeffizient der Gaskomponenten im Lösungsmittelgemisch über die<br />

Henrykoeffizienten der Gase in den reinen Lösungsmitteln beschrieben, die wiederum mit<br />

einem Polynomansatz ausgedrückt werden, deren Parameter an experimentelle Daten angepasst<br />

wurden.<br />

Das hier betrachtete Elektrolytsystem ist in der Literatur vor dem Hintergrund der Sauergaswäsche<br />

vielfach untersucht und evaluiert in den Arbeiten von Liu et al. und Austgen et al.<br />

[Austgen et al. 1989; Liu et al. 1999]. Die dort verwendeten Parameter und weitere physikalischen<br />

Stoffeigenschaften der Komponenten des Systems sind in der verwendeten Simulationssoftware<br />

von Aspen Plus® in einer „property calculation method“ unter der Bezeichnung<br />

„ELECNRTL“ sowie dem „property insert“ „EMEA“ hinterlegt, was auch in dieser Arbeit zur<br />

Darstellung des Phasengleichgewichts des Stoffsystems angewendet wurden. Dabei wird die<br />

flüssige Phase mit dem Elektrolyt NRTL Modell beschrieben und die Gasphase mit der Redlich<br />

Kwong (RK) Zustandsgleichung dargestellt. Dabei wurden zur verbesserten Darstellung<br />

des Dampf-Flüssig Gleichgewichts die von Liu. et al. 1999 vorgeschlagenen modifizierten<br />

Parameter berücksichtigt, so dass vor allem bei Stripperbedingungen von T=120°C eine deutlich<br />

verbesserte Darstellung des Phasengleichgewichts ermöglicht wird. Liu et al. konnten<br />

durch eine verbesserte Auswahl experimenteller Daten sowie einer variierten Anpassungsprozedur<br />

die Parameter der Karbamatreaktion sowie einige der E-NRTL Wechselwirkungsparameter<br />

neu anpassen [Liu et al. 1999].<br />

In Abb. 68 ist das mit der „ELECNRTL“ „property data method“ auf der Basis des oben beschriebenen<br />

E-NRTL Modells und der RK- Zustandsgleichung berechnete Dampf-Flüssig<br />

Gleichgewicht des Systems CO2-H2O-MEA dargestellt. Zum Vergleich sind die experimentellen<br />

Daten von Jou et al. 1995 aufgetragen, die das System über den relevanten Konzentrations-,<br />

Druck- und Temperaturbereich zeigen. Die Absorption findet in der Regel bei 40°C und<br />

einem CO2-Partiladruck von 100 bis 120 mbar statt und das Lösungsmittel wird bis 0,45<br />

Mol/Mol beladen. Zur Desorption wird die Lösung auf 120°C erhitzt und bei 2 bar auf 0,2<br />

Mol/Mol regeneriert.<br />

P CO2 [kPa]<br />

100000<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

0.1<br />

0.01<br />

ELECNRTL<br />

exp. 0°C<br />

exp. 25°C<br />

exp.40°C<br />

exp.60°C<br />

exp. 80°C<br />

exp. 100°C<br />

exp. 120°C<br />

exp. 150°C<br />

0.001<br />

0.001 0.01 0.1 1 10<br />

Lösungsmittelbeladung [Mol CO 2 / Mol MEA]


Abb. 68: Vergleich des experimentell ermittelten Phasenverhaltens des Systems CO2-H2O-<br />

MEA nach Jou et al. mit der ELECNRTL „property data method“ auf der Basis des E-NRTL<br />

Modells und der RK-Gleichung aus Aspen Plus®. Experimentelle Daten aus [Jou et al. 1995].<br />

Es ist zu erkennen, dass das die in Absorber und Desorber spezifizierten Betriebsbedingungen<br />

ausreichend genau wiedergegeben werden können. Größere Ungenauigkeiten sind bei hohen<br />

CO2-Beladungen und höheren Temperaturen zu erkennen.<br />

Tab. 55: Relative Abweichungen der experimentellen Daten von den mit dem ELECNRTL<br />

Modell berechneten Konzentrationen aus Abb. 68.<br />

Temperatur<br />

[°C]<br />

Relative Abweichung [%]<br />

25 5,4<br />

40 4,6<br />

60 6,8<br />

80 10,3<br />

100 11,7<br />

120 13,2<br />

Mittelwert 8,7<br />

Insgesamt ergeben sich die in Tab. 55 aufgeführten relativen Abweichungen der verschiedenen<br />

Isothermen, die über den betrachten Temperaturverlauf < 10% sind und damit leicht<br />

oberhalb des von Jou et al. angegebenen Fehlers von 3% liegen. Die Angabe der experimentellen<br />

Fehler beschränkt sich auf die Konzentrationsbestimmung. Nicht enthalten sind die<br />

Ungenauigkeiten bei der Bestimmung des CO2-Partialdrucks über der Lösung, der über die<br />

Raoultsche Näherung aus dem gemessenen Gesamtdruck und den Dampfdrücken der Einzelkomponenten<br />

sowie eines weiteren Inertgases abgeschätzt wurde. [Jou et al. 1995] verwenden<br />

in ihrer Versuchsmethode ein Inertgas, das den Druck konstant halten soll . Diese Methode<br />

vernachlässigt sowohl die Nicht-Idealität des Systems MEA-H2O, als auch den Einfluß der<br />

größeren Mengen an gelöstem CO2. Liu et al. bemerken, dass die in der Literatur vorhandenen<br />

experimentellen Daten des hier betrachteten Systems sehr inhomogen verteilt sind und eine<br />

ausführliche Evaluierung der zur Anpassung verwendeten Daten notwendig ist [Liu et al.<br />

1999].<br />

Auf der Grundlage des soliden thermodynamischen Modells wurde ein Prozessmodell entwickelt,<br />

das in wesentlichen Punkten dem kommerziellen ECONAMINE Prozess nachempfunden<br />

wurde und in Abb. 51 abgebildet ist.<br />

6.5.1.2 Validierung des Prozessmodells<br />

Beide Kolonnen werden mit dem “RADFRAC“ Modell in Aspen Plus® abgebildet, das als<br />

Gleichgewichtsmodell auf der Grundlage der Massen- und Enthalpiebilanz, sowie der Gleichgewichtsbeziehung<br />

die Stoffströme innerhalb einer Kolonne berechnet und die Kinetik der<br />

Reaktion und den Stofftransport nicht berücksichtigt. Streng genommen ist diese Vereinfachung<br />

nicht gerechtfertigt, denn die Bikarbonatbildung und die Karbamatreaktion sind kinetisch<br />

limitiert, so dass die Vernachlässigung der Reaktion ohne weitere Korrekturmaßnahmen<br />

zu Fehlern in der Abbildung der Kolonnen führen würde. Das Stofftransportmodell in Aspen<br />

Plus®, „RATEFRAC“ löst die Maxwell-Stefan Gleichungen zur Beschreibung der Diffusion<br />

verdünnter Gase in Multikomponentensystemen unter Annahme von Phasengleichgewicht an<br />

der Phasengrenze und ist wesentlich aufwändiger und komplexer (Anzahl zu lösender Gleichungen<br />

ist um eine Größenordung höher als beim Gleichgewichtsmodell).<br />

In der Literatur gibt es unterschiedliche Ansätze zur Modellierung der Sauergaswäsche bzw.<br />

der CO2 Abtrennung aus Rauchgasen. Generell gilt, dass Gleichgewichts-basierte Modelle<br />

wie „RADFRAC“ wesentlich stabiler sind und schneller konvergieren im Gegensatz zu stoff-<br />

127


128<br />

transportbasierten Ansätzen. Der Vorteil der Gleichgewichtsmodelle liegt vor allem in der<br />

vergleichsweise einfacheren Handhabung. Gleichwohl lassen sich keine Dimensionierungen<br />

der Kolonnen vornehmnen, weil die Konzentrations- und Temperaturprofile innerhalb der<br />

Kolonne nicht mit ausreichender Genauigkeit abgebildet werden können. Bei der Verwendung<br />

des Stofftransportmodells müssen die Geometrie der Kolonnen und der Einbauten sowie<br />

die Druckverluste als Eingabevariablen festgelegt werden.<br />

In der Literatur finden sich unterschiedliche Ansätze für die Modellierung der CO2-<br />

Absorption in wässrigen Aminlösungen. White entwickelt unter Nutzung von „RADFRAC“<br />

Aspen Vorlagen (CO2-Absorption, Desorption und Verflüssigung), um möglichst variabel<br />

Stoffsysteme austauschen und in bestehende Prozesse implementieren zu können [White<br />

2002]. Abu-Zahra et al. nutzen „RADFRAC“ und implementieren zusätzlich noch eine Routine<br />

zur Berücksichtigung des limitierenden Stofftransports mittels des „Enhancement“ Faktors,<br />

der über die Formulierung der Hatta Zahl die Reaktionsgeschwindigkeit einbringt. Sie führen<br />

Optimierungsstudien unter Variierung üblicher Parameter wie des MEA-Massenanteils, Lösungsmittelbeladung<br />

und Lösungsmitteltemperatur durch [Abu-Zahra 2007]. Alie et al. verwenden<br />

„RATEFRAC“ und zeigen wie über eine Zerlegung eines Prozesses in einzelne Units<br />

von Absorber und Desorber wertvolle Anfangswerte für ein komplexes integriertes Prozessmodell<br />

gewonnen werden können [Alie et al. 2005]. Freguia et al. berechnen ebenfalls Absorber<br />

und Stripper mit dem „RATEFRAC“ Ansatz und sind deswegen in der Lage, Parameter<br />

wie die Absorberhöhe oder die Zwischenkühlung des Lösungsmittels im Absorber sowie die<br />

Bildung temperaturstabiler Salze und ihren Einfluß auf den Energiebedarf des Prozesses zu<br />

ermitteln [Freguia et al. 2003]. Bolhàr-Nordenkampf et al. modellieren nur den Absorber mit<br />

„RATEFRAC“, denn wegen der höheren Temperaturen ist ein Gleichgewichtsansatz für den<br />

Stripper ausreichend [Bolhàr-Nordenkampf et al. 2004].<br />

Angesichts der einfacheren Handhabung und guter Konvergenzeigenschaften, auch vor dem<br />

Hintergrund der Verknüpfung von Absorptionsprozess und Dampfkreislauf eines Kraftwerkprozesses,<br />

erscheint die Verwendung von „RADFRAC“ als zielführend. Innerhalb des<br />

„RADFRAC“ Ansatzes kann das Gleichgewichtsstufenmodell über einen HETP-Ansatz dem<br />

realen Kolonnenverhalten angepasst werden und Stofftransportphänomene indirekt berücksichtigen.<br />

Dazu wurden Absorber und Stripper im „Pack Sizing“ Modus simuliert unter der<br />

Verwendung der Sulzer Packung Mellapak 250X bei einer Belastung von 80% und eines maximalen<br />

Kolonnendurchmessers von 15 m. Die von Sulzer empfohlene Packung vom Typ X<br />

war in Aspen Plus nicht implementiert, so dass wegen des ähnlichen hydrodynamischen Verhaltens<br />

Mellapak 250X verwendet wurde [Sulzer 2007]. In gleicher Weise kann die Reaktionskinetik<br />

der Karbamatreaktion und der Bikarbonatbildung durch eine Abweichung vom<br />

chemischen Gleichgewicht indirekt ausgedrückt werden. In der Formulierung der Temperaturabhängigkeit<br />

der Gleichgewichtskonstante wird ein ∆T eingeführt, so dass bei der Berechnung<br />

der Gleichgewichtskonstante eine andere Temperatur als die simulationsbedingte Stufentemperatur<br />

verwendet wird.<br />

C2<br />

eq<br />

eq<br />

K = C1<br />

+ + C3<br />

ln( T + ∆T<br />

) + C ( T + ∆T<br />

)<br />

( 6-13 )<br />

eq<br />

T + ∆T<br />

ln 4<br />

In den folgenden Validierungsstudien wurde für den Absorber ∆T eq =20 K und für den Stripper<br />

∆T eq =-10 K gewählt. Der Wert für den Absorber ist in der gleichen Größenordnung wie<br />

der von White verwendete Wert (∆T eq =25 K) [White 2002]. Der niedrigere Wert im Stripper<br />

deutet an, dass wegen der höheren Temperaturen, wie bereits oben angedeutet, die Reaktionen<br />

näher am Gleichgewicht liegen.<br />

Absorber und Stripper wurden getrennt voneinander mit realen Anlagendaten aus der Literatur<br />

verglichen und angepasst.


Es wurden experimentelle Daten einer Pilotanlage über die CO2-Abtrennung aus einem Luftstrom<br />

(CO2 Gehalte: 11-19 Mol%) für MEA Massenanteile von 12 bis 28 Ma% unter der Annahme<br />

von 80% relativer Luftfeuchtigkeit und einer Gastemperatur von T=25°C verwendet<br />

[Tontiwachwuthikul et al. 1992]. Für das Absorberbett von 6,6 m (1/2“ keramische Berl Sattel)<br />

wurde eine HETP von 4 m als konstanter Wert angenommen.<br />

Weiterhin wurde das Prozessmodell mit experimentellen Daten eines industriellen Absorbers<br />

verglichen. Die CO2-Konzentrationen im Gasstrom lagen im Bereich von 1 bis 4 Mol% (bei<br />

vollständiger Sättigung des Gasstroms mit Wasser), die MEA-Anteile bei 19 bis 23 Ma% und<br />

der Absorptionsdruck bei 5 bis 8 bar. Für die Füllkörper vom Typ 2“ Edelstahlringe mit einer<br />

Schütthöhe von 14,1 m wurde eine HETP von 3,6 m abgeschätzt. In Tab. 56 sind die relativen<br />

Abweichungen zwischen Simulation und experimentellen Anlagendaten aufgeführt.<br />

Tab. 56: Validierung des Absorbers. Mittlere relative Abweichungen (AAD) der Simulationsergebnisse<br />

von den experimentellen Anlagendaten aus [Tontiwachwuthikul et al. 1992]<br />

und [Pintola et al. 1993].<br />

Mittlere relative Abweichungen [%]<br />

Tontiwachwuthikul et al. Pintola et al.<br />

Beladenes Lösungsmittel<br />

[mol CO2/mol Amin]<br />

15 0,6<br />

Temperatur des beladenen Lösungsmittels<br />

[°C]<br />

8 6<br />

CO2 Abtrenngrad 1,7 0,03<br />

Abgastemperatur [°C] -- 1,3<br />

Simulierte stationäre Betriebspunkte 10 15<br />

Bei sämtlichen Simulationen wurden dieselben Abweichungen vom chemischen Gleichgewicht<br />

verwendet, wie oben aufgeführt.<br />

Die resultierenden Abweichungen sind auch auf fehlende Angaben zurückzuführen, wie z.B.<br />

die Feuchtigkeit des Feeds, der einen großen Einfluß auf die Temperatur des beladenen Lösungsmittels<br />

besitzt. Darüber hinaus mußte die HETP für die Einbauten in den Kolonnen abgeschätzt<br />

werden und als konstant über die Schütthöhe betrachtet werden.<br />

Es kann festgestellt werden, dass das Modell reale Anlagendaten mit ausreichender Genauigkeit<br />

wiedergeben kann und als Referenzmodell zum Vergleich mit einem Prozess mit neuem<br />

Lösungsmittel herangezogen werden kann.<br />

In gleicher Weise wurde der Desorber mit realen Anlagendaten verglichen, wobei als wesentliche<br />

Kenngröße die Verdampferleistung in der Formulierung der spezifischen Leistung pro<br />

Massenstrom abgetrenntes CO2 (MJ/kg abgetrenntes CO2)ausgewählt wurde.<br />

Tab. 57: Validierung des Strippers. Mittlere relative Abweichungen (AAD) der Simulationsergebnisse<br />

von den realen Anlagendaten [Sakwattanapoeng et al. 2005, Wilson et al.<br />

2004].<br />

Spezifische Verdampferleistung<br />

[MJ/kg CO2]<br />

Mittlere relative Abweichungen [%]<br />

Sakwattanapoeng et al. Wilson et al.<br />

3,6 2,3<br />

Laboranlage, 30 Ma%<br />

MEA, Feed: T=90°C,<br />

P=1 bar, beladenes Lösungsmittel:<br />

0,5mol/mol,<br />

Sulzer Packung EX, 20-<br />

50 NTS<br />

Pilotanlage, 30<br />

Ma% MEA, Feed:<br />

15 Mol% CO2<br />

129


130<br />

Die geringen Abweichungen der Simulationen wurde mit der weiter oben aufgeführten Abweichung<br />

vom chemischen Gleichgewicht (∆T eq =-10 K) erzielt und dokumentieren, dass diese<br />

wichtige Bewertungsgröße für den Prozess sehr gut abgebildet werden kann.<br />

6.5.1.3 Validierung des thermodynamischen Modells<br />

Auf der Grundlage der in Kapitel 4.1 dargestellten experimentellen Ergebnisse wurde das<br />

dendritische Polyamidoamin (PAMAM) als Modellpolymer ausgewählt, das in wässriger Lösung<br />

als neues Lösungsmittel für die CO2-Absorption untersucht werden soll.<br />

Dazu müssen zunächst die Stoffdaten und die Phasengleichgewichtsdaten über ein thermodynamisches<br />

Modell und andere Gleichungen in Aspen Plus implementiert werden.<br />

Zur Modellierung des Phasenverhaltens wurde das in Kapitel 4.4.2 verwendete Modell auf der<br />

Basis des NRTL- Modells und der Gleichungen ( 6-8 ) bis ( 6-12 ) herangezogen, ohne chemische<br />

Reaktion.<br />

Wegen des geringen Drucks wurde mit idealer Gasphase gerechnet. Die CO2 Löslichkeit wurde<br />

über die experimentellen Daten des ternären Systems CO2-H2O-PAMAM angepasst und<br />

die Löslichkeiten sämtlicher Gase in Wasser als ideal betrachtet (γ*Gas, H2O=1). Aufgrund der<br />

geringen Löslichkeiten von N2 und O2 in der wässrigen PAMAM Lösung wurde diese Gaslöslichkeiten<br />

konservativ abgeschätzt, so dass sich geringfügig höhere Löslichkeiten ergeben als<br />

die experimentell ermittelten. Die experimentell ermittelten Absolutwerte der N2-<br />

Löslichkeiten bei 40°C und 1000 mbar liegen im Bereich von wN2=0,0000546. Das Dampf-<br />

Flüssig Gleichgewicht für Wasser-PAMAM wurde mit idealer Dampfphase über NRTL modelliert<br />

Darüber hinaus mussten verschiedene Reinstoffparameter für PAMAM angepasst werden<br />

(Dampfdruck, Wärmekapazität).<br />

Partialdruck Wasser [mbar]<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

exp. T=30,2°C<br />

exp. T=43,6°C<br />

exp. T=52,1°C<br />

exp. T=63,3°C<br />

exp. T=70,1°C<br />

exp. T=120°C (Seiler 2004)<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />

Massenanteil Wasser [kg/kg]<br />

Abb. 69: Dampf-Flüssig Gleichgewicht des Systems Wasser-PAMAM bei verschiedenen<br />

Temperaturen. Experimentellen Daten (diese Arbeit, bzw. für T=120°C von [Seiler 2004] und<br />

Berechnung mit dem NRTL Modell


H (CO2, H2O+PAMAM) [bar]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

exp. w(PAMAM)=0,24<br />

exp. w(PAMAM)=0,38<br />

exp. w(PAMAM)=0,58<br />

Henry-Koeffizienten, NRTL<br />

0<br />

30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Temperatur [ °C]<br />

Abb. 70: Vergleich der experimentellen massenbasierten Henry-Koeffizienten von CO2 in<br />

wässriger PAMAM Lösung unterschiedlicher Polymergehalte mit aus dem Aspen Plus Modellansatz<br />

bestimmten Henry-Koeffizienten auf der Basis von Henry-Koeffizienten und dem<br />

NRTL Modell.<br />

In Abb. 69 und Abb. 70 ist zu erkennen, dass die thermodynamische Modellierung in Aspen<br />

Plus auf der Grundlage der Henry-Koeffizienten und des NRTL-Modells die experimentellen<br />

Daten des binären Systems Wasser-PAMAM und des ternären Systems CO2-Wasser-<br />

PAMAM gut wiedergeben kann.<br />

Es wurde dann ein Prozessmodell aufgebaut analog zu dem in Abb. 51. Auf eine Optimierung<br />

des Absorptionsprozesses mit wässriger Polymerlösung wurde verzichtet, denn eine Validierung<br />

und ein Vergleich sind mangels Literaturdaten nicht möglich. Außerdem wären die Aussagen<br />

der Optimierung von beschränktem Interesse, weil die Optimierung des Gesamtprozesses<br />

von Kraftwerk und Absorption ohnehin zu erfolgen hat.<br />

Wärmekapazität PAMAM [J/mole K]<br />

6.5.1.4 Reinstoffdaten PAMAM<br />

8000<br />

7500<br />

7000<br />

6500<br />

6000<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />

Temperatur [°C]<br />

131


132<br />

Abb. 71: Spezifische isobare Wärmekapazität von reinem PAMAM. Experimentelle Daten<br />

(◊) und berechnete Wärmekapazität nach Gleichung ( 6-14 ) in Aspen Plus.<br />

2 3 4 5<br />

c p = C1<br />

+ C2T<br />

+ C3T<br />

+ C4T<br />

+ C5T<br />

+ C6T<br />

( 6-14 )<br />

Dampfdruck PAMAM [bar]<br />

1.0E-06<br />

8.0E-07<br />

6.0E-07<br />

4.0E-07<br />

2.0E-07<br />

0.0E+00<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />

Temperatur [°C]<br />

Abb. 72: Abgeschätzter Dampfdruck des PAMAM und berechneter Dampfdruck in Aspen<br />

Plus nach Gleichung ( 6-15 ).<br />

C T<br />

P +<br />

LV<br />

2<br />

C7<br />

o,<br />

PAMAM = C1<br />

+ + C4T<br />

+ C5<br />

lnT<br />

C6T<br />

( 6-15 )<br />

C3<br />

+ T


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