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Egelner Mulde Nachrichten - Druckerei Lohmann

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<strong>Egelner</strong> <strong>Mulde</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />

Die Geschichte der Malzfabrik Etgersleben<br />

Weit größer sind aber noch die Verdienste, welche sich<br />

R. Schäper um die Landwirtschaft und ihren intensiven<br />

Betrieb erworben hat; denn man darf ihn mit Recht den<br />

Vater der intensiven Kultur der Provinz Sachsen und,<br />

in so fern die mit dem Zuckerrübenbau von dort ausgegangene<br />

Kultur jetzt eine weite Verbreitung gefunden<br />

hat, den Vater der intensiven Kultur auf großen Flächen<br />

Deutschlands nennen.<br />

Schäpers Eingreifen hat der Landwirtschaft in der Provinz<br />

Sachsen ein vollständig anderes und neues Gepräge<br />

und zwar sehr zu ihren Gunsten gegeben. Als er anfing,<br />

praktische Landwirtschaft zu betreiben, waren die<br />

kleineren Güter in den Händen des bäuerlichen Besitzes,<br />

welche mit geringer Inteligenz in hergebrachter Weise<br />

wirtschafteten, die größeren Güter, und vor Allem die<br />

Domänen, aber in den Händen eines hochehrenwerten<br />

Standes, der mit Stolz auf seine Vergangenheit blickte,<br />

aber die Erfordernisse der modernen Landwirtschaft<br />

nicht erfassen konnte oder wollte, weil er sich im Allgemeinen<br />

in einer erträglichen peeuniären Lage befand.<br />

Eine mangelhafte Bestellung der Feldfrüchte, eine noch<br />

mangelhaftere Pflege derselben während des Wachstums,<br />

eine luxuriöse und darum unrentable Viehhaltung und<br />

daneben eine Wirtschafsweise, welche jeder Übersicht<br />

und Klarheit bezüglich ihrer Rentabilität bar war, das<br />

war die Signatur der alten Dominialwirtschaften, welche<br />

zur Folge hatte, dass die Pacht des Morgen besten Ackers<br />

auf kaum 3 - 4 Thaler zu stehen kam und die derzeitigen<br />

Pächter dabei Not und Mühe hatten, auszukommen. Die<br />

von Schäper eingeführte Wirtschaftsweise hat zur Folge<br />

gehabt, dass die Pacht um mindestens das Zwei- bis<br />

Dreifache gestiegen ist und dass sich die Pächter trotz<br />

dieser Steigerung wohl dabei befanden. Es ließen sich<br />

viele sprechende Beispiele hierfür näher darlegen.<br />

Die ersten Ursachen von Schäpers Erfolgen in der Landwirtschaft<br />

beruhen hierbei, eben so wie bei seiner Fabrikwirtschaft,<br />

in der vollkommenen Klarheit und Ordnung,<br />

welche er mit seinem großartigen kaufmännischen<br />

und praktischen Scharfblick auf allen Gebieten schuf.<br />

Eine geordnete und exakte Buchführung, die glückliche<br />

Bereinigung des scharfblickenden Kaufmanns mit dem<br />

praktischen Landwirt sind die Grundlagen von Schäpers<br />

Erfolgen geworden.<br />

Der Mann kannte keinerlei Passionen in der Landwirtschaft;<br />

nur was eine wirtschaftliche Rente brachte, hatte<br />

für ihn in der Landwirtschaft oft eine Berechtigung<br />

- zeigte ihm seine Buchführung irgend einen Zweig des<br />

Betriebes als unrentabel, so zögerte er nicht einen Augenblick,<br />

denselben über Bord zu werfen. So ging es mit<br />

der veralteten Schafhaltung der Dominialwirtschaften,<br />

welcher er auf das Energischste zu Leibe rückte und die<br />

er mit ihren notwendigen Folgen der Weidewirtschaft auf<br />

das Heftigste bekämpfte, so ging es mit der zeitweilig<br />

unrentablen Milchviehhaltung und vielen anderen Gebieten.<br />

Schäper rechnete viel und genau, aber immer<br />

nur mit effektiven Werten; seine Buchführung sollte ihm<br />

ein genaues und vollständig ungeschmeicheltes Bild der<br />

Wirklichkeit geben und er hasste nichts mehr, als alle<br />

Rechnungsverfahren, bei denen man sich „Reichtümer<br />

in die Tasche log“ und schließlich doch keine Renten<br />

hatte. Darum ist Schäper niemals ein Anhänger der ihrer<br />

Zeit so weit verbreiteten und von Vielen geschätzten<br />

Koppe‘schen Buchführung gewesen, weil diese mit einer<br />

Unsumme von fictiven Werten rechnete und beispielsweise<br />

Meliorationsconti schuf, denen keine entsprechende<br />

Rente gegenüber stand. Er kannte keine Pferdepassionen;<br />

die Viehaltung war ihm lediglich Mittel zum Zweck; „ich<br />

muss genau wissen, was mir jedes Pferd und jeder Ochse<br />

täglich einbringt und was er kostet“ war ein Ausspruch,<br />

den man häufig von ihm hören konnte und der in seiner<br />

praktischen Ausführung eine unerreicht dastehende Ausnutzung<br />

seiner Gespannkräfte zur Folge hatte - bei ihm<br />

stand kein Tier auch nur einen Tag ungenutzt im Stalle,<br />

wenn es nur irgend anging. Schäper hatte keinerlei Passionen<br />

für schöne aber unrentable Gebäude in der Landwirtschaft,<br />

was er baute, war zweckentsprechend, aber<br />

einfach und ohne jeden Luxus, rein zum Gebrauche hergestellt.<br />

Vielleicht ging er sogar in diesem Punkte etwas<br />

zu weit, aber nie verwendete er Geld, wo er keinen Nutzen<br />

sah. Der Mann, der sonst in seinem Leben ungezählte<br />

Tausende geopfert hat, um seinen Freunden zu helfen<br />

und der Gesamtheit zu nützen, war in wirtschaftlichen<br />

Dingen, wo dies am richtigen Platze war, peinlich sparsam<br />

und ist hierdurch ein leuchtendes Vorbild für viele<br />

seiner Standesgenossen geworden, denen die Erwerbung<br />

eines gewissen Wohlstandes freilich leichter gemacht<br />

war als ihm selbst; - man brauchte ja nur zu wirtschaften,<br />

wie Schäper es tat, und dann musste es unbedingt gut<br />

gehen; und es ging auch immer gut.<br />

Fortsetzung folgt....<br />

Archiv: Heimatstube Etgersleben

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